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COOL

Cooperatives Offenes Lernen


COOL -
Cooperatives Offenes Lernen
Eine Initiative für mehr Selbständigkeit,
Eigenverantwortung und Kooperation an unseren Schulen

Inhaltsverzeichnis
1. Was ist COOL? ................................................................................................................... 4
2. Ursprung und Geschichte ........................................................................................ 6
3. Neue LehrerInnenrolle ............................................................................................... 11
4. eCOOL ..................................................................................................................................... 14
5. SchülerInnen lernen ..................................................................................................... 16
6. LehrerInnenkooperation und Fortbildung ................................................... 20
7. Soft Skills ............................................................................................................................... 23
8. Strukturen und Rahmenbedingungen .......................................................... 26
9. Elternmitarbeit ................................................................................................................... 28
10. Möglichkeiten und Chancen ................................................................................. 31

Anhang: Qualität und Nachhaltigkeit ......................................................................... 33

„Das Unterrichtsmodell „COOL“ ist für mich eine sinnvolle Bereicherung der Bildungsland-
schaft. Dieses Modell setzt aus meiner Sicht eine langjährige Grundforderung um, dass sich
eine moderne Schule nicht nur mehr auf die reine Wissensvermittlung beschränken kann,
sondern vermehrt auch andere Komponenten in den Unterricht einfließen lassen muss.
Diese Komponenten zeigen sich für mich insbesondere in den Bereichen der Integration, der
Selbständigkeit, der Teamfähigkeit, der Konfliktlösungsbereitschaft, der Motivation und der
emotionalen Kompetenz.“

Dr. Ulf Scheriau (Bundesvorsitzender des Bundesverbandes der Elternvereinigungen an mittleren und
höheren Schulen Österreichs)
1. Was ist COOL? 5

Grundsätzliches zu einer Unterrichtsform


„COOL“ steht für Cooperatives Offenes sammenkünfte aller COOL-LehrerInnen. verwaltungselement der Klasse. In ihm menlebens und Zusammenarbeitens im
Lernen. Es geht auf eine von den Lehrer- • Die SchülerInnen arbeiten mit besprechen die SchülerInnen nicht nur COOL-Bereich erarbeitet und in „Verträge“
Innen Helga Wittwer und Georg Neuhauser schriftlichen, oft auch fächerübergreifen- ihre Anliegen, sondern trainieren auch gegossen.
1996 gegründete Initiative zurück, aus den Assignments (Arbeitsaufträgen). In Gesprächsregeln, Protokollführung und
welcher der Schulversuch „Differenziertes sogenannten COOL-Stunden (ab drei Moderationstechniken. • Die Eltern werden in die schulische
Lernen als Integrationsfaktor“ an der Bun- Einheiten bis zu einem Drittel bzw. der Unterrichts- und Erziehungsarbeit einge-
deshandelsakademie und Bundeshan- Hälfte der Unterrichtszeit) hat der/die • COOL braucht klare Strukturen und bunden. In regelmäßigen Elternabenden
delsschule Steyr entstand. Die Initiative SchülerIn Wahlfreiheit, wann, wo, wie und Rahmenbedingungen. In sogenannten (offen und moderiert) werden Anre-
war eine Reaktion auf die zunehmende meist auch in welcher Sozialform er/sie COOL-Parlamenten bzw. LehrerInnen- gungen, Wünsche und Befürchtungen
Heterogenität in den Klassen und die For- die gestellten Aufgaben (aus mindestens SchülerInnen-Foren (Delegiertenprinzip) zum Thema formuliert.
derung aus der Arbeitswelt nach stärke- drei Fächern) bis zu den vorgegebenen werden gemeinsame Regeln des Zusam-
rer Berücksichtigung der Soft Skills in der Terminen bewältigen will.
schulischen Ausbildung.
COOL ist ein pädagogischer Ansatz für • Der/die LehrerIn wird zum/zur Mo-
mehr Selbständigkeit, Eigenverantwor- deratorIn, zum Coach, zum/zur Begleiter-
tung und Kooperation in der Sekundar- In des Lernprozesses und kann so auf
stufe I und II. Die Grundlagen dafür jede/n einzelne/n SchülerIn eingehen
kommen aus verschiedenen reformpäd- und sie/ihn gezielt fördern (Individualisie-
agogischen Strömungen des 20. Jahr- rung des Lernprozesses).
hunderts, vor allem aber aus dem von
Helen Parkhurst in den USA entwickelten • Zentrale Rolle spielt die permanente
Daltonplan (Freedom, Cooperation, Bud- Evaluation und Reflexion des Arbeits- und
geting Time). Lernprozesses. Unterschiedliche (auch
schriftliche) Formen des Feedbacks sollen
unter anderem zur kritischen Analyse des
Wesentliche Merkmale eigenen Sozialverhaltens anregen.
des Cooperativen Offenen
Lernens sind: • Andere Formen des Lernens brau-
chen andere Formen der Beurteilung.
• Die LehrerInnen kooperieren in Herkömmliche Methoden der Leistungs-
KlassenlehrerInnenteams. Wenn Schü- beurteilung werden durch Formen der
lerInnen teamfähig werden sollen, dann direkten Leistungsvorlage (Portfolio) er-
müssen es auch die LehrerInnen sein. gänzt.
Das erfordert regelmäßige Klassenlehrer-
Innenteamsitzungen, Klausuren zu Be- • Der regelmäßig stattfindende Klassen-
ginn des Schuljahres und periodische Zu- rat ist ein Selbststeuerungs- und Selbst-

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2. Ursprung und Gesch ichte 7

Helen Parkhurst und der Daltonplan


Am Anfang stand ein hohes Maß an auf Alter, Entwicklung, Motivation, Leis- Ein engagiertes LehrerInnenteam woll- Wittwers und Georg Neuhausers den
Unzufriedenheit mit der Situation in der tungsfähigkeit und Lerngeschwindigkeit te diesen Zustand einfach nicht mehr Daltonplan, angereichert durch Elemente
dreijährigen Handelsschule in Steyr/OÖ. machte die herkömmliche, rein lehrer- hinnehmen. Neue Ideen waren gefragt, aus anderen (reform-) pädagogischen
Die extreme Heterogenität der Schüler- Innenzentrierte Unterrichtsarbeit nahezu und so begab man sich auf die Su- Richtungen, an die Bedingungen ihres
Innen in den ersten Klassen im Hinblick unmöglich. che nach Konzepten, die mit Blick auf eigenen Schultyps anzupassen.
den ganzen Menschen, neben einer
starken sozialintegrativen Dimension ein Damit war das Cooperative Offene Lernen
möglichst hohes Maß an Individualisier- geboren. Was als einfacher Schulversuch
ung und Differenzierung im Unterricht an der Steyrer Handelsschule begann,
zuließen. Fast zwangsläufig stieß man auf wurde vor allem durch die Unterstützung
die verschiedenen, zu Beginn des 20. des Bundesministeriums für Unterricht,
Jahrhunderts entwickelten Ansätze der Kunst und Kultur innerhalb von wenigen
Reformpädagogik. Jahren im Bereich berufsbildender Schulen
zum österreichweit verbreiteten Unter-
Im Zuge eines EU-Comenius-Projektes richtsmodell. Eine Idee setzt sich offen-
machte man in Holland Bekanntschaft mit sichtlich durch, wenn die Zeit dafür reif ist.
dem Daltonplan, eine Bildungskonzepti-
on, in deren Mittelpunkt das selbständige
Lernen steht. Als Begründerin des Dalton-
plans gilt die amerikanische Reformpäda-
gogin Helen Parkhurst (1887 - 1973), die
eine Mitarbeiterin Maria Montessoris war,
später aber ihren eigenen Weg ging. Für
Parkhurst war ihr speziell für die Sekun-
darstufe entwickelter Daltonplan nicht nur
eine andere Unterrichtsmethode, sondern
ein „way of life“.

Eine Idee setzt sich durch


Der Daltonplan überzeugte die Delegati-
on aus Steyr durch seine Offenheit und
seine bemerkenswerte Aktualität. Unter-
stützt und begleitet durch Fachleute aus
dem universitären Bereich, begann das
Steyrer Team unter der Leitung Helga

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2.1 Die Verbreitung von COOL –
eine Erfolgsgeschichte 9
Die COOL-Pioniere Georg Neuhauser & Helga Wittwer
im Gespräch mit Richard Hölbling

IHR STEYR VOR ZWÖLF JAHREN MIT EINEM


HABT IN bald auf uns aufmerksam. Ihr ist die
KLEINEN PROJEKT BEGONNEN, WIE ERKLÄRT IHR EUCH Veränderung der Schule und des Unter-
Die drei Grundprinzipien des Daltonplans der DIE ENORME VERBREITUNG IN SO RELATIV KURZER ZEIT? richts in Richtung mehr Praxisbezug ein
Helen Parkhurst: großes Anliegen. Daher hat sie COOL in
Georg Neuhauser: Unsere positiven beispielloser Art und Weise von Anfang
1) Freedom Erfahrungen im Unterricht, das gute an unterstützt und gefördert. 2001 wurde
Gemeint ist damit die Wahlfreiheit hinsichtlich Aufgabenabfolge, Zusammenarbeit, Feedback von Seiten der SchülerInnen dann bei uns in Steyr das Impulszentrum
Arbeitsplatz, zu verwendender Hilfsmittel und Zeiteinteilung auf Seiten der Schüler- und Eltern und die ausgezeichneten Er- für Cooperatives Offenes Lernen gegrün-
Innen - auf Seiten der LehrerInnen hinsichtlich Organisation und Abfassung der
gebnisse einer externen Evaluation ha- det, mit dessen Leitung Georg Neuhau-
schriftlichen Arbeitsaufträge (Assignments), der Arbeitsmittel und Zeitvorgaben, der
ben uns und unsere Arbeit bestätigt und ser und ich beauftragt wurden. Damit war
Form der Leistungskontrolle und letztlich der Form der individuellen Zusammenarbeit
mit dem/der einzelnen SchülerIn. Parkhurst definierte ihren Freiheitsbegriff immer in viele KollegInnen aus anderen Schulen die Voraussetzung für eine professionelle
Verbindung mit Verantwortung. Freiheit also durch Übernahme von Verantwortung, aufmerksam gemacht. Es gab viele Ein- Verbreitung der Idee des Cooperativen
dafür Befreiung von einengenden, starren Strukturen, die den Arbeitsfluss unterbre- ladungen zu schulinternen Fortbildungs- Offenen Lernens geschaffen.
chen und die Lernintensität behindern. veranstaltungen und viele Besuche von
LehrerInnenteams. Von diesem kollegi- GAB ES AUCH DURSTSTRECKEN UND WIDERSTÄNDE
2) Cooperation alen Austausch haben auch wir profitiert IMLAUFE DER VERGANGENEN JAHRE?
Dieser „soziale“ Grundsatz des Daltonplans beinhaltet weniger die konkrete Vor- und tun es immer noch. Dann kommt
schreibung von Partner- und Gruppenarbeit - die Entscheidung über die Sozialform
dazu: COOL ist eine LehrerInneninitia- Georg Neuhauser: Natürlich gab es die.
der Arbeit wird weitgehend den SchülerInnen überlassen - als die Beseitigung kom-
munikationshemmender Strukturen im Schulleben. Nach Parkhursts Auffassung tive, und Helga Wittwer und ich stehen Gerade am Anfang gab es viele Vorbe-
entfaltet sich die soziale Dimension schulischen Arbeitens von selbst, wenn man beide mitten in der Unterrichtspraxis. halte - vor allem von KollegInnen, auch
die Konkurrenzsituation des Frontalunterrichts abbaut und den Lernenden die Mög- Weil wir praktisch von unseren eigenen aus der eigenen Schule. Das Cooperative
lichkeit einräumt, nach Bedarf und Belieben zu kooperieren, auch über die Gren- Erfahrungen sprechen, macht uns das Offene Lernen ist natürlich eine sehr an-
zen der Klassengemeinschaft hinweg. Die Erfahrung, dass nicht nur die individuelle glaubwürdiger als irgendwelche beam- spruchsvolle Sache. Gerade im Hinblick
Arbeitsleistung, sondern auch eine gemeinsame Erarbeitung von Lösungswegen zu tete FortbildungsexpertInnen. Außerdem auf die LehrerInnenrolle ergeben sich
einem Erfolgserlebnis führen kann, sollte die entscheidende Grundlage für spätere hat uns die Unterstützung von Seiten der Veränderungen, und die sind nicht jeder-
Teamarbeit und gemeinschaftliche Verantwortung schaffen.
Wissenschaft und vor allem der Wirtschaft manns Sache. Wir haben es in der Schule
sehr geholfen. ja überhaupt mit einer sehr beharrenden
3) Budgeting Time
Dieses dritte Prinzip - oft auch durch den Begriff der Selbständigkeit ersetzt - Einrichtung zu tun, und Veränderungen
drückt die Bedeutung aus, die Helen Parkhurst dem Erlernen der selbständigen Planung WELCHE UNTERSTÜTZUNG GAB ES VON SEITEN DER werden oft zunächst einmal als Störung
und Organisation der Arbeit zumaß. Sie untermauerte dadurch ihren Anspruch auf SCHULBEHÖRDE? wahrgenommen. Mittlerweile ist COOL
Effektivität im Lernprozess und wurde dafür von den europäischen Reformpädagogen salonfähig geworden, weil eigentlich alle
(z. B. von Célestin Freinet) scharf kritisiert. In sogenannten „freien Dalton-Phasen“ Helga Wittwer: Hermine Sperl, die da- modernen pädagogischen Strömungen in
sollen die SchülerInnen selbständig an ihren schriftlich gestellten Aufgaben mals neue Abteilungsleiterin für Kauf- diese Richtung gehen.
(Assignments) arbeiten können, für die sie in sogenannten „Special Calls“ - eher männische Schulen in der Sektion Be-
frontal strukturierten Informations- und Anleitungsphasen für alle Schüler-
rufsbildung des Bundesministeriums für
Innen einer Gruppe oder Klasse - entsprechend instruiert wurden.
Unterricht, Kunst und Kultur, wurde relativ

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3. Neue 11

Helga Wittwer LehrerInnen-Rolle


WELCHE AUFGABEN
ZENTRUM IN STEYR?
HATTE BZW. HAT DAS IMPULS-
Von EinzelkämpferInnen zu Teamplayern
Helga Wittwer: Die vordringlichste Auf- Grundprinzip des Cooperativen Offenen Neue Rolle, neue Chancen
gabe des Impulszentrums liegt im Be- Lernens ist, die Selbständigkeit, Team-
reich der Fortbildung. Herbert Altrichter fähigkeit und Eigenverantwortung aller Die neue LehrerInnenrolle beginnt schon
vom Institut für Pädagogik und Psycholo- SchülerInnen zu entwickeln. Damit ändert bei der Vorbereitung: LehrerInnen gestal-
gie der Universität Linz hat unsere erste sich die Aufgabe der LehrerInnen zuse- ten Assignments (Arbeitsaufträge), die
Evaluation auf Basis der Aktionsforschung hends. Die Lehrperson wird während der die SchülerInnen zum selbständigen Tun
begleitet. Mit ihm konzipierten wir einen COOL-Unterrichtsphasen zum Moderator, anregen. Durch eine differenzierte Auf-
Lehrgang für MultiplikatorInnen, der das zum Coach, zum Begleiter des Lernpro- gabenstellung kann auf unterschiedliche
PFL-Konzept (Pädagogik und Fachdidak- Georg Neuhauser zesses und kann so auf jede/n einzelne/n Bedürfnisse und Fähigkeiten von Schü-
tik für LehrerInnen) als Grundlage hatte, SchülerIn eingehen und diese/n gezielt lerInnen eingegangen werden. „Mit allen
wie alle Folgelehrgänge auch. Mit Brigitta fördern. Begabtenförderung wird möglich, Sinnen lernen“ ist möglich, der Arbeits-
Nöbauer und Gaby Salzgeber konnten Schwächen von SchülerInnen werden auftrag kann von konkreten Gestaltungs-
zwei erfahrene Fortbildnerinnen aus dem früher sichtbar. Die LehrerInnen koope- aufgaben über Reflexionen, Übungen bis
Universitätsbereich gewonnen werden, rieren in KlassenlehrerInnenteams. Wenn zu systematischen Aufarbeitungen alles
die uns bei der Leitung dieser Lehrgänge SchülerInnen teamfähig sein sollen, dann beinhalten. Den LehrerInnen steht viel
unterstützten. Daneben gibt es, abgese- müssen es auch die LehrerInnen sein: Freiraum bei der inhaltlichen Gestaltung
hen von der Qualitätssicherung bzw. Zer- Regelmäßige Teamsitzungen, Klausuren und Formulierung ihrer Arbeitsaufträge
tifizierung, noch viel Entwicklungs- und zu Beginn des Schuljahres und perio- zur Verfügung. Arbeitsaufträge können zu-
Koordinationsarbeit zu leisten. Nicht zu dische Treffen aller COOL-LehrerInnen dem fächerübergreifend erstellt werden.
vergessen: die Betreuung des COOL- zwecks Reflexion und Weiterentwicklung
Netzwerkes, die vielen Servicefunktionen des COOL-Projektes sind unabdingbar, Beim Ausarbeiten der Arbeitsaufträge
und die Öffentlichkeitsarbeit. um COOL erfolgreich zu praktizieren. lernt jede/r LehrerIn klare Anweisungen
zu erteilen, denn wenn der Auftrag nicht
Fortsetzung des Gesprächs zum Thema Diese Art des Unterrichtens bietet die verstanden wird, fragen die SchülerInnen
„Qualitätssicherung und Nachhaltigkeit“ Chance, im Lehrberuf nicht mehr als Ein- sofort nach. Damit beginnt auch schon
auf Seite 33 zelkämpfer auftreten zu müssen, das Aus- der nächste neue Aspekt der Lehrer-
tauschen und gegenseitige Stützen wird Innenrolle: der persönliche Austausch
Alltag. Die LehrerInnenrolle wird dadurch zwischen dem/der einzelnen SchülerIn
neu erlebt, die SchülerInnen erfahren ihre und der Lehrperson. Binnen kurzer Zeit
Lehrperson als helfende, aufmunternde hat man als COOL-LehrerIn das Gefühl,
und beratende Persönlichkeit, nicht als den SchülerInnen persönlich viel näher
belehrende Macht. zu sein.

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Ziel: Selbständige Schüler- einprägen. Hier ist Einfühlungsvermögen dürfen, stärkt das Selbstbewusstsein der keiten und Hindernissen entwickeln, die
Innen und Toleranz der LehrerInnen gefragt, einzelnen SchülerInnen. Durch die enge SchülerInnen als Lernende mitbringen
denn ungewöhnliche Lösungen führen Zusammenarbeit im Team werden dieje- bzw. vorfinden“, so Helga Wittwer. In die-
Während die SchülerInnen ihre Arbeits- sehr häufig genauso zum Erfolg wie eine nigen, die bestimmte Fähigkeiten haben, ser Aussage findet man die wesentlichen
aufträge bearbeiten, steht ihnen der/die dogmatische Erklärung. Der/die LehrerIn sofort erkannt und immer wieder zur Mit- neuen Aspekte der LehrerInnen-Rolle im
LehrerIn beratend zur Seite. Mit einiger bestimmt nur das Ziel, die SchülerInnen arbeit eingeladen bzw. um Hilfe gebeten. COOL-Unterricht. LehrerInnen werden
COOL-Erfahrung erkennen die Schüler- finden den für sie passenden Weg selbst. Beobachtende, nicht mehr Akteure im
Innen selbst, wer in der Gruppe welche Beobachten statt belehren Lernprozess. Im Normalfall ist es umge-
Stärken hat, sie helfen einander. Das Teamwork kehrt: SchülerInnen sind Beobachter, Leh-
gegenseitige Helfen ist dezidiert das Ziel „Erst wenn LehrerInnen frei vom Lehren rerInnen die Akteure. Da aber nur der, der
dieser Form des Unterrichts. Wenn auch Die neue Rolle der LehrerInnen besteht (und Belehren) sind, können sie Lern- aktiv ist, im Lernprozess kognitive, emoti-
die Korrektur der Arbeiten oder das rhe- auch und vor allem darin, sich selbst zu- prozesse beobachten und so ein Gespür onale, soziale Erfahrungen machen kann,
torische Einüben für eine Präsentation rückzunehmen. Traditionelle LehrerInnen und eine Vorstellung von den Schwierig- ist klar, dass das traditionelle System des
von SchülerInnen selbst geleistet wird, zeigen die Lösung vor, die dann die Schü- Unterrichts nicht so effizient
kann man von der „Oberstufe“ des Co- lerInnen nachvollziehen müssen. COOL- ist wie das Cooperative Of-
operativen Offenen Lernens sprechen. LehrerInnen entwickeln eine Aufga- fene Lernen. Die Reform-
Funktioniert das Referieren durch eine benstellung, formulieren diese schriftlich pädagogin Helen Parkhurst
Gruppe von SchülerInnen vor einer ande- aus und beobachten voll Interesse, wie erkannte das bereits 1920
ren Gruppe von SchülerInnen, ohne dass die SchülerInnen den Weg zur Lösung der und formulierte es in ihrem
der/die LehrerIn kontrollierend dabei ste- Aufgabe finden. Manchmal empfinden Buch „Education on the
hen muss, ist ein weiteres Ziel erreicht: das die LehrerInnen als Kontroll-, eventu- Daltonplan“ so: „Fünf Schü-
Die SchülerInnen arbeiten nicht nur, weil ell sogar als Autoritätsverlust. In Wahrheit ler können genauso wenig
sie benotet werden wollen, sondern weil ist diese neue Rolle aber ein Gewinn: zusammengehalten wer-
sie etwas zu sagen haben. Sie erwerben Führungsqualitäten, indem den, wie vierzig, und je eher
sie Soft Skills managen. LehrerInnen, die die Lehrer diese Illusion, die
ImpulsgeberInnen mit COOL nicht vertraut sind, meinen, sie in ihren Köpfen spukt, auf-
würden Zeit verlieren. Auch das stimmt geben, desto besser für die
Bei aller Eigenverantwortung der Schüler- nicht. Die Phasen, in denen intensiv gear- Schule. Zusammenhalten
Innen brauchen sie dennoch Lernimpulse beitet wird, sind länger, während es trotz bedeutet Zwang, und die
der LehrerInnen und nehmen diese auch alledem Entspannungsphasen (für das wichtigste Aufgabe des Dal-
gerne an, um in der Folge wiederum Team) gibt. tonplans bedeutet, Zwang
selbst zu bestimmen, wie sie die Inhalte in jeder Form aufzugeben.
für sich erarbeiten. Für den/die LehrerIn Durch die Tatsache, dass bei COOL haupt- Der Plan fasst die Befrei-
ist es spannend und manchmal verblüf- sächlich im Team gearbeitet wird, wird ung des Lehrers ebenso
fend, zu erkennen, auf welche Art sich jede/r Einzelne wichtig – und damit auch ins Auge wie die Befreiung
manche SchülerInnen bestimmte Inhalte wertvoll. Verantwortung übernehmen zu des Kindes.“

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4. eCOOL 15

COOL + eLearning = eCOOL


eCOOL verbindet die Methoden des allen zugänglichen Speicherplatz depo- Portfolios - zur Mitnahme der Daten in weiter-
Cooperativen Offenen Lernens mit den nieren kann. - als Vorbereitung für abschließende führende Bildungsinstitutionen
Möglichkeiten von eLearning. Konkret: Prüfungen (Stoffsammlung) • Detailliertes, schriftliches Feedback
COOL-Arbeitsaufträge werden in un- Wodurch zeichnet sich - als Auswahlmöglichkeit für ein als Zeugnisbeilage (Zusatz zu wenig
terschiedlichen sozialen Settings auch eCOOL nun zusammen- Bewerbungsportfolio aussagekräftigen Noten)
offline erarbeitet, für die optimale Kom- fassend aus?
munikation werden aber alle modernen
technischen Möglichkeiten genutzt, z. B.: • Einsatz von Lernplattformen – auch in
Nicht-Notebook-Klassen. Voraussetzung
• Internet-Foren dafür ist natürlich eine entsprechende
• Lernplattformen technische Grundausstattung (mindes-
• Online-Lexika tens ein bis zwei PCs und Internetzugang
• Chat-Rooms im Klassenzimmer)
• Weblogs
• Podcasts • Verwendung spezieller eCOOL-Ar-
• Kalendarien beitsaufträge (Anreicherung von COOL-
• Foto- und Video-Bearbeitung Arbeitsaufträgen durch eLearning-Ele-
mente) und Abgabe der Ergebnisse auf
Für LehrerInnen bietet eCOOL die Mög- die Lernplattform. Durch elektronische
lichkeit, auf Papier weitgehend zu ver- Terminvorgaben entsteht eine erhöhte
zichten und durch den Einsatz von Lern- Verbindlichkeit.
plattformen individuelle elektronische
Rückmeldungen und Bewertungen • Individuelle Begleitung der Lernpro-
durchzuführen. Kommunikative und so- zesse der SchülerInnen durch ausformu-
ziale Elemente des Lernens dürfen bei liertes Feedback in elektronischer Form.
der Arbeit am Computer auf keinen Fall
außer Acht gelassen werden, sie sind bei • Minimierung der Online-Phasen, dafür
der Aufgabenerstellung einzuplanen. We- mehr Zeit für direkte Kommunikation in
sentlich ist, dass eCOOL als Ergänzung zu unterschiedlichen sozialen Settings.
COOL genutzt wird, nicht aber als Ersatz.
Es wäre kontraproduktiv, würde man z. B. • Nutzung von ePortfolios
den persönlichen Austausch im Klassen- - als Materialsammlung in allen
rat durch Feedbacks in Foren ersetzen. Fächern
Positiv und konstruktiv ist allerdings, dass - zum Einholen von Rückmeldungen
man die Diskussionen im Klassenrat so- bei individueller Leistungsvorlage
fort am PC protokollieren und auf einem durch die Publikation von Teilen des

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5. SchülerInnen lernen 17

Entspanntes, aber effizientes Erreichen der Ziele


Cooperatives Offenes Lernen bietet Schü- erwerben müssen, um das Lernziel eines Zudem sollen Fehler nicht als Katas- „Offen“ in jeder Hinsicht
lerInnen die Möglichkeit, all ihre intellek- Schuljahres zu erreichen. Genauso wich- trophe, sondern als Lernchance gesehen
tuellen und emotionalen Fähigkeiten, tig ist es in der Folge, dass SchülerInnen werden können. „COOL-Stunden mag Bei der Einführung der offenen Unter-
ihre unterschiedlichen Begabungen, ihre Klarheit darüber haben, welche Leistun- ich lieber, als den sonst üblichen Unter- richtsphasen kann es vorkommen, dass
Kreativität, ihre Neugier, ihre Spielfreude, gen für gute Bewertungen erbracht wer- richt, weil man mit anderen Leuten zu- bestimmte SchülerInnen irritiert sind.
ihre soziale Kompetenz in den Unter- den müssen. sammenarbeiten kann.“ – „COOL ist viel Nämlich jene, die genaue Vorgaben brau-
richt einzubringen. SchülerInnen arbei- lustiger. In Gruppen arbeiten ist einfach chen und sich mit Freiräumen schwer tun.
ten während der COOL-Phasen mehr „Es bleibt einfach mehr cool.“ – „Es bleibt einfach mehr hängen, Diese SchülerInnen müssen für sich die
als im traditionellen Unterricht. Aber sie hängen“ wenn wir es selbst erarbeiten“, meinen Vorteile der selbstbestimmten Unterrichts-
sind entspannter und helfen einander SchülerInnen, die Cooperatives Offenes phasen erst erfahren, um die Arbeit zu
viel häufiger. Denn die Initiative geht von Alles, was Kinder und Jugendliche selbst Lernen erlebt haben. genießen. Allen anderen SchülerInnen –
ihnen aus. Während die SchülerInnen entdecken, ist besser, als die besten Erklä-
arbeiten, können sich die LehrerInnen rungen von LehrerInnen. Die Daltonplan-
ganz bewusst den SchülerInnen widmen, Pädagogik nach Helen Parkhurst und das
die gefördert werden müssen, weil sie Cooperative Offene Lernen in Österreich
hoch begabt sind oder bestimmte Defi- haben die Selbständigkeit und die Ent-
zite haben. COOL ist dazu da, für Schü- wicklung der besonderen Fähigkeiten der
lerInnen Freiräume zu schaffen, um ihre SchülerInnen im Fokus der Unterrichtspla-
eigenen Ressourcen zu entdecken und nung. Schriftliche Arbeitsaufträge dienen
diese weiterzuentwickeln. dem Erreichen dieser Ziele genauso, wie
die Arbeitsphasen, in denen die Schüler-
Transparenz ist COOL Innen die Freiheit haben, ihre Arbeit auf
ihre eigene Art und Weise zu erledigen,
Auffällig an COOL ist, dass die Leh- sich die Zeit einzuteilen und einander
rerInnen mit ihren SchülerInnen ge- beim Erledigen der Arbeit zu helfen. Kon-
meinsam die Ziele, die während eines kurrenz spielt plötzlich keine Rolle mehr.
Schuljahres zu erreichen sind, vereinba-
ren. Transparenz ist in jeder Hinsicht ein Schriftlich ausformulierte Arbeitsaufträge
COOLes Markenzeichen. Sie schafft ein schaffen Verbindlichkeit und nachprüf-
Klima des Vertrauens und ein Verantwort- bare Transparenz – auch hinsichtlich der
ungsbewusstsein bei den SchülerInnen, Ziele, die durch den Auftrag zu erreichen
wie es im traditionellen Unterricht nicht sind. Es muss aber nicht jedes Ergebnis
üblich ist. Für die SchülerInnen ist es sehr eines Arbeitsauftrags benotet werden.
wichtig, sich selbst und ihre Fähigkeiten Durch beurteilungsfreie „Räume“ kann für
einschätzen zu lernen, um genau zu wis- alle Beteiligten viel Stress aus der Unter-
sen, welche Inhalte und Fähigkeiten sie richtssituation herausgenommen werden.

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besonders den selbstbewussten und ex- direkte, individuelle Leistungsvorlagen,


perimentierfreudigen – liegt diese Unter- z.B. durch Portfolios, hoch im Kurs.
richtsform von Anfang an. Grundsätzlich
müssen alle SchülerInnen dort abgeholt „Thought runs in a new direction. No Elemente eines schriftlichen Arbeitsauftrages im Sinne
werden, wo sie stehen. Niemand darf zu- longer does one think how to bring the des Cooperativen Offenen Lernens:
rückgelassen werden. matter, the information, to the child, but
how to lead the child to find it for himself. 1. Organisatorische Rahmendaten (Titel, Ausgabe- und Abgabetermin,
Dies erfordert neben einer behutsamen (…) Work becomes a ‚breath and finer Sozialform, …)
Herangehensweise das Ausschöpfen spirit’“, so Helen Parkhurst in „Education
aller Differenzierungsmöglichkeiten im on the Dalton Plan”, 1922. 2. Lernziele (möglichst klar, praxisrelevant, begründbar, erreichbar)
Hinblick auf Öffnungsgrad, Sozialform,
Schwierigkeitsstufe und Zeit durch die 3. Methoden zur Erreichung der Lernziele (Einzel-, Partner- oder Gruppen-
Arbeitsaufträge. Wenn Individualisierung arbeit, Stationenbetrieb, Lernbuffet, Gruppenpuzzle, …)
wirklich greifen soll, braucht es neben
passenden Angeboten für SchülerInnen 4. Lernprodukte (Darstellung der Ergebnisse in Form von Fragen, Texten,
aller Lernniveaus und der Förderung ge- Interviews, Schaubildern, szenischer Darstellung, Kreuzworträtseln,
genseitiger Hilfestellung vor allem auch Vorträgen, Präsentationen, Podiumsdiskussionen, …)
die persönliche Begleitung und Betreu-
ung (Stichwort Coaching) durch die 5. Hinweise auf die Beurteilung
Lehrkräfte. Die Offenen Lernphasen in
den COOL-Stunden ermöglichen dies in 6. Rückmeldemöglichkeiten für SchülerInnen (Arbeitsprotokoll, Arbeitszeit-
hervorragender Art und Weise. „Offen“ im angaben, …)
wahrsten Sinne des Wortes – während
beim traditionellen Unterricht die Klassen- 7. Hinweise auf Verbindlichkeit (Arbeitsauftrag = Lernvertrag)
zimmertüren geschlossen bleiben, öffnen
sie sich im COOL-Unterricht, andere Lern-
räume werden genützt, man kommt ins
Gespräch, es entsteht Bewegung.

Wenn sich die Grundsätze, Methoden


und vor allem die Art des Unterrichts
verändern, dann taugen herkömmliche
Formen der Leistungsbeurteilung oft nur Auf der Innenseite:
begrenzt. Neben traditionellen Varianten Beispiel eines Arbeitsauftrages mit hohem Öffnungsgrad für fortgeschrittene COOL-SchülerInnen
(Schularbeiten, Tests, Prüfungen) stehen (5. Klasse Handelsakademie) im Fach Biologie, Ökologie und Warenkunde.
beim Cooperativen Offenen Lernen

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perimentierfreudigen – liegt diese Unter- durch Portfolios, hoch im Kurs.
richtsform von Anfang an. Grundsätzlich
müssen alle SchülerInnen dort abgeholt „Thought runs in a new direction. No
werden, wo sie stehen. Niemand darf zu- longer does one think how to bring the
rückgelassen werden. matter, the information, to the child, but
how to lead the child to find it for himself.
Dies erfordert neben einer behutsamen (…) Work becomes a ‚breath and finer
Herangehensweise das Ausschöpfen spirit’“, so Helen Parkhurst in “Education
aller Differenzierungsmöglichkeiten im on the Dalton Plan”, 1922.
Hinblick auf Öffnungsgrad, Sozialform,
Schwierigkeitsstufe und Zeit durch die
Arbeitsaufträge. Wenn Individualisierung
wirklich greifen soll, braucht es neben
passenden Angeboten für SchülerInnen
aller Lernniveaus und der Förderung ge-
genseitiger Hilfestellung vor allem auch
die persönliche Begleitung und Betreu-
ung (Stichwort Coaching) durch die
Lehrkräfte. Die Offenen Lernphasen in
den COOL-Stunden ermöglichen dies in
hervorragender Art und Weise. „Offen“ im
wahrsten Sinne des Wortes – während
beim traditionellen Unterricht die Klassen-
zimmertüren geschlossen bleiben, öffnen
sie sich im COOL-Unterricht, andere Lern-
räume werden genützt, man kommt ins
Gespräch, es entsteht Bewegung.

Wenn sich die Grundsätze, Methoden


und vor allem die Art des Unterrichts
verändern, dann taugen herkömmliche
Formen der Leistungsbeurteilung oft nur
begrenzt. Neben traditionellen Varianten
(Schularbeiten, Tests, Prüfungen) stehen
beim Cooperativen Offenen Lernen di-
rekte, individuelle Leistungsvorlagen, z.B.

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6. LehrerInnen-Kooperation und Fortbildung 21

Der Blick über den Tellerrand


„Nachdem ich zu Beginn einer Unter- Regelmäßiger Erfahrungsaus- flexionstreffen, aber auch um wertvolle LehrerInnen wirksam gegengesteuert
richtsstunde die Türe des Klassenzim- tausch Maßnahmen zur Teamentwicklung. werden.
mers hinter mir zugemacht habe, bin
ich nur mir selbst verantwortlich, was ich Die erste und wichtigste Ebene der Ko- Zeit zu investieren, spart Zeit Wenn LehrerInnen im Team ihren eigenen
tue!“ ist die Philosophie der Einzelkämp- operation im Cooperativen Offenen Ler- Unterricht laufend reflektieren und evalu-
ferInnen in der Schule. Die Philosophie nen ist die Teamarbeit der Klassenleh- Den Einwänden vieler LehrerInnen, eine ieren, dann steckt in dieser Kooperation
des Cooperativen Offenen Lernens ist rerInnen. In den regelmäßigen – fix im derartige Kommunikationskultur wäre viel schon ein wesentliches Stück Fortbild-
anders: COOL setzt in jeder Hinsicht auf Stundenplan verankerten – Sitzungen zu zeitaufwändig, kann entgegengesetzt ungsmöglichkeit und Entwicklungschance.
Kooperation. Das gilt für SchülerInnen (von mindestens dreimal pro Semester werden, dass durch den damit erzielten Trotzdem braucht es die Erfahrungen von
ebenso wie für LehrerInnen. bis wöchentlich) geht es unter anderem reibungsloseren Ablauf der Unterrichts- Außen. Kernpunkt der COOLen Weiterbil-
um die Erfahrungen und Beobachtungen arbeit, das bessere Arbeitsklima und die dungsmöglichkeiten ist die schulinterne
Wie sieht es aber mit der Kooperation von aus dem Unterricht, die Besprechung ak- effizientere Zusammenarbeit viel Zeit und LehrerInnenfortbildung: Sie wird oft von
LehrerInnen aus? Warum müssen Lehrer- tueller Entwicklungen und Probleme und vor allem Kraft eingespart werden kann. KollegInnen aus anderen Schulen oder
Innen kooperieren? Offenes Lernen kann um die Planung und Koordination der Durch ein Mehr an lustvollem Miteinan- Bildungseinrichtungen vorgenommen,
doch auch ein/e EinzelkämpferIn in sei- fächerübergreifenden Arbeit. der kann dem viel zitierten Burnout bei ist aber immer an Teams einer Schule
nen/ihren Unterricht einbauen...
Wenn selbständiges, eigenverantwort- Eine zweite Ebene neben der Zusammen-
liches Lernen wirksam umgesetzt werden arbeit der FachlehrerInnen ist die regel-
soll, braucht es eine veränderte Lern- und mäßige fächer- und klassenübergreifen-
Unterrichtskultur in der ganzen Klasse, in de Kooperation aller COOL-LehrerInnen
der ganzen Schule. COOL-Entwicklung ist einer Schule. In den zwei- bis dreimal pro
Schulentwicklung. Traditionelle Systeme Semester stattfindenden Treffen geht es
wehren sich gegen Veränderungen. Ein- um Themen wie Grundsätze, Rahmenbe-
zelne veränderungswillige LehrerInnen dingungen (Räume, Verbindlichkeiten, or-
stehen oft in der Klasse und im LehrerIn- ganisatorische Maßnahmen), Fortbildung,
nenzimmer auf verlorenem Posten. Schul- und Unterrichtsentwicklung oder
Öffentlichkeitsarbeit.
Erst wenn Zusammenarbeit gelingt, wer-
den Veränderungen möglich und Erfolge Als besonders wertvoll in der Praxis des
sichtbar. Diese Zusammenarbeit braucht Cooperativen Offenen Lernens haben sich
aber Struktur, Organisation, Kontinuität, die, meist zu Beginn, aber auch am Ende
Zeit und Raum. Diese Voraussetzungen eines Schuljahres stattfindenden (ein- bis
müssen an unseren Schulen aber oft zweitägigen) Teamklausuren aller COOL-
erst geschaffen werden (siehe Kapitel 8: LehrerInnen erwiesen. Dabei handelt es
Strukturen und Rahmenbedingungen). sich um meistens außerhalb der Schule
angesetzte, wichtige Planungs- und Re-

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7. Erwerb 23

von Soft Skills


gerichtet, damit die behandelten Themen
in der eigenen Unterrichts- und Schul-
programm), die wichtige Inhalte von
COOL vermitteln: Auseinandersetzung
Soziale Kompetenz ist COOL
entwicklung effizient umgesetzt werden mit reformpädagogischen Grundlagen,
können. Hier kommt dem Blick „über den die Erstellung von Arbeitsaufträgen, Me- Arbeiten und Lernen sind Prozesse, bei Traditionelle Schulen und Unterrichts-
eigenen Tellerrand“ eine zentrale Bedeu- thodentraining, Feedback, Beurteilung, denen neben individuellen Fähigkeiten formen betonen ausschließlich fachliche
tung zu. Gemeinsame Schul- und Unter- soziales Lernen. das soziale Miteinander eine immer be- Fähigkeiten, der Erwerb individueller und
richtsbesuche in COOL-Impulsschulen deutendere Rolle einnimmt. Betriebe und sozialer Qualitäten geschieht – wenn
oder anderen innovativen Schulen haben Wichtig dabei ist, dass Inhalte und Me- öffentliche Einrichtungen geben viel Geld überhaupt – nur nebenbei und weitge-
sich dabei besonders bewährt. thoden nicht nur kennen gelernt, son- aus, um ihre MitarbeiterInnen gerade in hend unreflektiert und unbegleitet durch
dern auch erlebt und ihre Anwendungen diese Richtung entsprechend zu schulen. die Lehrenden. Dies ist auch der Haupt-
Schulleitung ist gefordert reflektiert werden. Zentraler Punkt auch In einer Dienstleistungsgesellschaft wer- kritikpunkt der Wirtschaft, die nicht müde
hier: Schulbesuche und Hospitationen im den Soft Skills immer wichtiger. Selbstän- wird, die explizite Vermittlung von Schlüs-
Im Zusammenhang mit der Teilnahme In- und Ausland. digkeit, Eigenverantwortlichkeit, Flexibilität, selqualifikationen in der Schulausbildung
der LehrerInnen an schulübergreifenden, Kreativität, Problemlösungskompetenz, einzufordern. Das Wesen des Coopera-
regionalen, überregionalen und bun- „The true business of the school is not Kritikfähigkeit, Kommunikationsbereit- tiven Offenen Lernens ist es, den Erwerb
desweiten Fortbildungsangeboten ist es to chain the pupil to preconceived ideas, schaft, Integrationsfähigkeit, Konflikt- und fachlicher, methodischer, persönlicher
Aufgabe der Schulleitung, Aspekte der but to set him free to discover his own Teamfähigkeit werden zu Erfolgsfaktoren und sozialer Kompetenzen gleichwertig
Personalentwicklung in Sachen COOL ideas and to help bring his powers upon wirtschaftlichen und privaten Handelns. zu fördern. COOL – als pädagogische
stärker zu berücksichtigen. Die Frage, wel- the problem of learning … Let us think of
che LehrerInnenteams zu welchen Semi- the school as a place where community
naren und Lehrgängen geschickt werden, conditions prevail as they prevail in life
muss in Zukunft stärker von schulent- itself.“ - Helen Parkhurst in „Education on
wicklerisch-strategischen Überlegungen the Dalton Plan”, 1922.
geprägt sein.

Neben zahlreichen landesweiten Semi-


naren und Tagungen bietet das Impuls-
zentrum für Cooperatives Offenes Ler-
nen mit der Pädagogischen Hochschule
Steiermark für Schulteams (zwei bis fünf
TeilnehmerInnen pro Schule) zweijährige
Ausbildungslehrgänge an. Sie bestehen
aus Blockseminaren und Regionaltreffen
auf PFL-Basis („Pädagogik und Fachdi-
daktik für LehrerInnen“, nach dem von
Peter Posch entwickelten Fortbildungs-

22
25

Initiative primär im berufsbildenden ist nicht nur ein Ziel des Cooperativen bereit ist, in entsprechend großen Ab-
Bereich - ist also auch eine Reaktion auf Offenen Lernens, sondern sollte als Vor- ständen Stunden „zur Verfügung“ zu stel-
Forderungen aus der Berufs- und Arbeits- aussetzung für die Entwicklung einer len. Bewährt haben sich dazu Fächer wie
welt. demokratischen Schulkultur Anliegen der „Persönlichkeitsbildung und Soziale Kom-
ganzen Schulgemeinschaft sein. petenz“ (PBSK), „Sozialmanagement“
Demokratie im Klassen- oder „Soziales Lernen“, wie sie in etlichen
zimmer Klassenrat und COOL- Schultypen bereits eingeführt wurden.
Parlamente
Soft Skills können nicht (nur) durch theo- Die an manchen COOL-Schulen üblichen
retische Anweisungen in entsprechend Ein wesentliches Element für die Entwick- „COOL-Parlamente“ bzw. „LehrerInnen-
dafür geschaffenen Fächern vermittelt lung einer demokratischen Kultur in Klas- SchülerInnen-Foren“ sind nach dem De-
werden. Der Erwerb dieser Fähigkeiten sen ist der Klassenrat. Im Klassenrat ha- legiertenprinzip aus SchülerInnen und
darf nicht vom „normalen“ Fachunter- ben die SchülerInnen das Wort: Er ist der LehrerInnen zusammengesetzte regel-
richt losgelöst werden – vielmehr muss zentrale Ort für die Selbststeuerung und mäßige Treffen, die das Zusammenleben
er mitten im Lern- und Unterrichtsalltag Selbstverwaltung der Klasse und zudem und Zusammenarbeiten der gesamten
aller Gegenstände stattfinden. Dies erfor- ein Übungsfeld für Konfliktlösung, Refle- COOL-Community im Auge haben. Hier
dert den für COOL so charakteristischen xion und die Entwicklung einer offenen werden z. B. COOL-Verträge erarbeitet,
und bereits beschriebenen Methoden- Gesprächskultur. Er soll regelmäßig (von die verbindlich Rechte und Pflichten aller
wechsel, aber auch die Veränderung der mindestens dreimal pro Semester bis wö- Beteiligten festlegen, Tage der offenen Tür
LehrerInnenrolle. Beides kann kurz mit chentlich) stattfinden. Themenfindung, geplant oder die Gestaltung gemeinsamer
„vom Lehren zum Lernen“ umschrieben Festlegung der Tagesordnung, Moderation Lern- und Arbeitsbereiche diskutiert.
werden. Anders ausgedrückt: Unterricht und Protokollführung obliegen – nach ei-
muss in unterschiedlichen sozialen Set- ner Einführungs- und Einschulungsphase, Besonders bewährt haben sich an vielen
tings stattfinden und darf nicht immer nur in der Gesprächsregeln festgelegt werden Schulen „Kennenlerntage“ am Beginn
an den/die LehrerIn gebunden sein, Lern- – den SchülerInnen. Thematisch ist der des Schuljahres, Methodentrainings oder
prozesse (auch individuelle und soziale) Klassenrat für alles offen, was den Betei- gemeinsame Teamwochenenden zum
müssen reflektiert werden, und Lehrer- ligten – auch dem/der anwesenden Leh- Einüben persönlicher und sozialer Kom-
Innen müssen sich von dem/der Allein- rerIn - am Herzen liegt. Erfahrungsgemäß petenzen in Seminarform. Dass derartige
unterhalterIn zum Coach entwickeln. Dies reicht die Themenpalette von der Unter- Veranstaltungen attraktiv sind, liegt auch
erfordert natürlich auch Veränderungen in richtsreflexion über Konflikte in der Klas- daran, dass sie normalerweise außerhalb
der Unterrichtsorganisation, braucht ver- se, Fragen der Klassengestaltung bis zur der Schule stattfinden.
bindliche Regeln und muss SchülerInnen Organisation von Schulveranstaltungen.
Spielraum für das Erlernen von Führungs-
und Leitungsaufgaben in Gruppen, Teams Zeiträume für die Durchführung des Klas-
und der ganzen Klasse ermöglichen. De- senrats findet das COOL-Klassenlehrer-
mokratieentwicklung im Klassenraum Innenteam leicht, wenn jede/r LehrerIn

24
8. Strukturen und Rahmenbedingungen 27

Vom Stundenplan bis zu Räumlichkeiten


Damit Cooperatives Offenes Lernen Innenteam der Klasse, welche Stunden Diese klaren Regeln sollten nicht als Ein- dungsplanung, die einerseits die laufende
überhaupt stattfinden kann, sind über- in den einzelnen Fächern nun tatsächlich schränkung gesehen werden – vielmehr Schulung der COOL-LehrerInnen, ander-
schaubare Rahmenbedingungen und als COOL-Stunden geführt werden. Dabei vermitteln sie Sicherheit und sind Basis erseits die Erweiterung der COOL-Teams
stützende Strukturen nötig. Strukturen, hat sich bewährt, in der Mitte des Vormit- für ein konstruktives Miteinander. absichert. Die COOL-KoordinatorInnen an
die Unterrichts- und Schulorganisation in tags COOL-Doppelstunden zu platzieren. den jeweiligen Schulen brauchen außer-
gleicher Weise tangieren. In diesen Stunden entscheiden die Schü- Die wichtigsten Voraussetzungen für die dem eine Mitsprachemöglichkeit bei der
lerInnen, wann, wo, wie und oft auch, mit schulorganisatorischen Veränderungen, Zusammensetzung der Klassenlehrer-
In Bezug auf die Unterrichtsorganisation wem sie die gestellten Aufgaben bewäl- die durch das Cooperative Offene Lernen Innenteams und damit einen gewissen
sind im Stundenplan verankerte offene tigen. notwendig werden, sind ein verbindliches Einfluss auf die Lehrfächerverteilung.
Lernphasen - COOL-Stunden - eine Grund- Commitment und ein klares Bekennt-
voraussetzung. Jede/r in COOL invol- Da die SchülerInnen während dieser nis der Schulleitung zu dieser Form der Für die Durchführung der regelmäßigen
vierte LehrerIn entscheidet am Beginn offenen Unterrichtsphasen auch ihren Unterrichtsarbeit. Ein Bekenntnis, das KlassenlehrerInnenteamsitzungen haben
eines Schuljahres, wie viele Stunden er/ Lernort weitgehend selbst bestimmen über das passive Gewährenlassen weit sich unterrichtsfreie Stunden (z. B. eine
sie in seinem/ihrem Fach der Klasse für sollen, sind zusätzlich zum selbst gestal- hinausgeht und ein aktives Tätigwerden erste oder letzte Vormittagseinheit) be-
das selbstgesteuerte Lernen und Arbei- teten Klassenraum noch weitere benütz- miteinschließt. Daher ist es nur logisch, währt. Diese unterrichtsfreie Stunde gilt
ten wöchentlich zur Verfügung stellt. Im bare Räume notwendig: Bibliotheken, dass COOL ein Teil des Schulprogramms für alle (nicht nur für COOL-)LehrerInnen
Normalfall ist es ein Drittel bis zur Hälfte eigene COOL-Räume oder sogar „Open wird und seine Grundsätze im Leitbild fix einer Schule. Sie soll dafür genutzt wer-
des Stundenkontingents. Bei Vorliegen Learning Centers“, aber auch sparsamere verankert sind. den, eine neue Besprechungs- und Ko-
des Stundenplans bestimmt das Lehrer- Lösungen wie Sitzecken in Foyers, Aulen operationskultur zwischen den Lehrer-
oder erweiterten Gang- Ausdruck dieses Commitments sind z. B. Innen zu etablieren und geht damit weit
bereichen. Diese Arbeits- transparente Maßnahmen in der Personal- über die Bedürfnisse des Cooperativen
bereiche sollten mit einer entwicklung im Hinblick auf die Fortbil- Offenen Lernens hinaus.
gewissen Infrastruktur (PC,
Internetzugang,…) ausge- MO DI MI DO FR
stattet sein. 1 IFOM RW REL/COOL IFOM E

2 IFOM GEO/COOL BOW/COOL E/COOL D/COOL


Für den reibungslosen Ab-
3 GEO BW/COOL BOW RW/COOL D/COOL
lauf der COOL-Phasen, die
4 PBSK BW D BW RW
Gestaltung der Räume, die
Benützung der Infrastruktur 5 PBSK GEO RW BW D

usw. sind die bereits er- 6 REL E


wähnten verbindlichen 7 BESP
Vereinbarungen zwischen 8 BESP Beispiel eines
SchülerInnen, LehrerInnen
9 WINF Stundenplanes
und manchmal auch der einer ersten Klasse
10 WINF
Schulleitung notwendig. Handelsschule.

26
9. Elternmitarbeit 29

COOLe Verbündete von SchülerInnen und LehrerInnen


Die Philosophie des Cooperativen Of- rückt, ist eine verstärkte Zusammenarbeit Form und die Intensität dieser Koope- den Plenum zu finden und zu reihen.
fenen Lernens ist von einer ganzheit- mit den Eltern naheliegend. Obwohl die ration. In der Pubertät und dem damit Oder – eine ganz andere Variante – ein
lichen Sicht auf den/die SchülerIn und Schule normalerweise im Leben eines verbundenen Ablösungsprozess wird den Stationenbetrieb, der die Anwesenden
den Lernprozess getragen. COOL ist kein jungen Menschen schon auf Grund ihrer Kindern die Zusammenarbeit zwischen mit den Grundsätzen des Cooperativen
rein kognitiv orientiertes Unterrichtsmo- zeitlichen Präsenz eine bedeutsame Rolle Eltern und LehrerInnen zunehmend sus- Offenen Lernens vertraut macht.
dell, sondern fördert gleichwertig individu- spielt, stellt sie doch nur einen mehr oder pekt. Mit der Selbständigkeit wächst auch
elle, soziale, methodische und fachliche weniger begrenzten Ausschnitt seiner ge- das Bedürfnis eigene Entscheidungen zu Information und Praxis
Kompetenzen. Helen Parkhurst spricht im samten Lebenswirklichkeit dar. Wenn sie treffen und sich der direkten Einflussnah- überzeugt Skeptiker
Zusammenhang mit dem COOL zugrun- jetzt den Anspruch hat, auf persönliche me durch die Eltern zu entziehen. Auch
de liegenden Daltonplan von einem „way Entwicklungen im positivsten Sinn Ein- wenn es Jugendliche nicht wahrhaben Neben der Beziehungsarbeit ist es vor
of life“. fluss zu nehmen, braucht sie Verbündete. wollen: Mütter und Väter bleiben in dieser allem die umfassende Information, die
Umso mehr, wenn sich diese Einflussnah- Phase wichtig. Elternarbeit kann auch ein am Beginn der Arbeit mit COOL beson-
Eltern-LehrerInnen- me – in Form von Pädagogik und Didaktik Beitrag dazu sein, dass dieser Loslösungs- ders wichtig ist. Viele Eltern sind durch Ein-
Kooperation – von den traditionellen Formen unter- prozess gelingt, und Eltern wie Kindern führung neuer Methoden und Konzepte
scheidet. Die Kooperation mit den Eltern (und natürlich auch LehrerInnen) neue verunsichert. Gerade offene Lernformen
Weil durch COOL der erzieherische As- war daher von Anfang an ein wesentlicher Perspektiven eröffnet werden. haben mit unterschiedlichen Vorurteilen
pekt der Schule in den Vordergrund Teil des COOL-Konzeptes. und Ängsten zu kämpfen. „Ist mein Kind
Elternabend á la COOL dafür überhaupt geeignet?“, „Lernt man
Klarerweise hat die da überhaupt etwas?“ – Es ist entschei-
Zusammenarbeit Im Zentrum der COOLen Elternarbeit dend, diesen Fragen und Befürchtungen
mit den Eltern in steht der offene, inhaltlich nicht program- Raum zu geben und als LehrerIn offen
der Sekundarstufe mierte Klassenelternabend mit einem/ darauf zu reagieren. Die Erfahrung zeigt,
I oder am Beginn einer im System „Klasse“ möglichst nicht dass Eltern sehr schnell für COOL zu
der Sekundarstufe involvierten, außenstehenden Moderator- gewinnen sind, wenn es gelingt, an das
II einen anderen In. Im Prinzip geht es zunächst darum, Erleben ihrer eigenen Berufswirklichkeit
Stellenwert als in persönliche Beziehungen zwischen den anzuknüpfen. Eigenverantwortliches Ar-
Klassen mit über- Eltern zu ermöglichen, die erfahrungsge- beiten, Selbständigkeit und Teamfähigkeit
wiegend volljäh- mäß dann wiederum die Beziehungen sind Kompetenzen, die in der Arbeitswelt
rigen SchülerInnen, der SchülerInnen in den Klassen positiv von heute immer stärker gefragt sind.
in denen z. B. El- beeinflussen. Es braucht daher viel Raum Noch wirksamer wird die Überzeugungs-
ternabende eher für Gespräch und Begegnung. Oft sind es arbeit, wenn Eltern Elemente dieser für
die Ausnahme dar- gerade die im COOL-Unterricht praktizier- sie neuen Unterrichtsform im Setting des
stellen. Mit dem ten Methoden, die sich dafür besonders Elternabends selbst erleben können.
Alter der Kinder eignen: z. B. eine Gruppenarbeit, in der
bzw. Jugendlichen es darum geht, anstehende Themen Ein zentraler Punkt in diesem Zusam-
verändert sich die für die Tagesordnung im anschließen- menhang ist – über die Struktur des

28
10. Möglichkeiten 31

und Chancen
klassischen Elternabends hinausgehend Häufig wird beklagt, dass sich Eltern im- Julia Schießer hat die Steyrer Handels- Dabei lernt nicht nur jeder, wie ihn andere
– die laufende Präsentation der Arbeits- mer weniger für die schulische Entwick- akademie 2005 abgeschlossen. Ihre wahrnehmen, sondern auch Kritik anzu-
ergebnisse aus den COOLen Unterrichts- lung ihrer Kinder interessieren und weder Klasse war die erste in Österreich, in der nehmen. Ich finde es sehr gut, dass sich
phasen. In Form von kreativ gestalteten zu Sprechstunden noch zu Elternsprech- das Konzept des Cooperativen Offenen alle Professoren der Meinung der Schü-
Projektpräsentationen, Ausstellungen, tagen oder gar zu Elternabenden erschei- Lernens bis zur Reife- und Diplomprü- ler stellen. Dadurch haben wir gelernt,
Lesungen, Performances und dergleichen nen. Diese Einschätzung mag im Einzel- fung umgesetzt wurde. Heute arbeitet sie unseren „Vorgesetzten“ eine sachliche
sollen SchülerInnen mehr oder weniger fall stimmen, kann aber keineswegs auf im Verkauf eines großen Seilherstellers Rückmeldung zu geben. Im Berufsleben
öffentlich zeigen, was sie können und das Gros der Eltern übertragen werden. in Wels. Georg Neuhauser sprach mit ihr geschieht das im Mitarbeitergespräch.
gelernt haben. Auf diese Art und Weise Oft sind es Schwellenängste, die von den über ihre Erfahrungen und die Bedeutung
können Eltern stärker in die Unterrichts- eigenen Schulerfahrungen herrühren, die des Cooperativen Offenen Lernens für HATTEST DU BEI DEINER BEWERBUNG DESHALB
wirklichkeit ihrer Kinder eingebunden und den Eltern-LehrerInnenkontakt verhin- die Berufs- und Arbeitswelt. ERFOLG, WEIL DU IN DEINER SCHULE NACH DEN
vom Konzept des selbständigen und ei- dern, oder die eigenen Kinder, die – aus PRINZIPIEN DES COOPERATIVEN OFFENEN LERNENS
genverantwortlichen Arbeitens überzeugt Angst vor negativen Rückmeldungen – WENN DU AN DEINE SCHULZEIT IN DER COOL- UNTERRICHTET WURDEST?
werden. Die Erfahrung zeigt, dass derar- ihren Eltern einen Termin vorenthalten. KLASSE ZURÜCK DENKST, WELCHE ELEMENTE DES
tige Events – die letztlich Teil der schu- Da gilt es, durch den Aufbau eines Klimas COOPERATIVEN OFFENEN LERNENS HABEN DIR AM Julia Schießer: Ja. COOL ist etwas Neu-
lischen Unterrichtsarbeit sind – von den der Wertschätzung und des Vertrauens BESTEN GEFALLEN? es. Das war wahrscheinlich der wichtigste
Eltern begeistert angenommen werden. auf allen Seiten Vorurteile abzubauen. Aspekt. Ich legte sehr viel Wert darauf,
Das braucht mitunter Zeit und oft auch Julia Schießer: Das selbständige Arbei- mich von den anderen Bewerbungen ab-
SchülerInnen & Eltern & langen Atem. Als eine vertrauensbildende ten. Durch die COOL-Aufträge war man zuheben und diese spezielle Ausbildung
LehrerInnen – Maßnahme hat sich die konsequente Ein- aufgefordert, selbst initiativ zu werden war meine Chance. COOL erzeugte Inter-
ein Dreamteam beziehung der SchülerInnen in den Dia- und verschiedenste Themen auf seine esse, das ich nutzen konnte, um gleich
log Eltern – LehrerInnen bewährt, speziell eigene Art zu erarbeiten. Dadurch, dass zu Beginn des Bewerbungsgesprächs
Werden Eltern von LehrerInnen tatsäch- auch bei Eltern/SchülerInnen mit Migra- die Aufgaben meistens in Gruppen zu über ein Thema zu sprechen, in dem ich
lich als Verbündete ernst genommen und tionshintergrund. erledigen waren, lernt man die verschie- sicher war. Ich konnte „aus dem Bauch“
gelingt es den Eltern, LehrerInnen als denen Persönlichkeiten seiner Klassen- heraus über meine spezielle Ausbildung,
Partner im Erziehungsprozess ihrer Kinder kameraden kennen. Auch wenn es mal über meine speziellen Fähigkeiten und
wahrzunehmen, kann ein Dialog auf glei- Konflikte gab – wir hatten Platz darüber über meine Erfahrungen, die ich in die-
cher Augenhöhe entstehen, von dem alle zu sprechen. Im Klassenrat hatte jeder sem Zweig erworben hatte, sprechen. Die
Beteiligten – vor allem die Kinder und Ju- die Möglichkeit, seine Anliegen vorzubrin- typische Frage: „Worin sehen Sie Ihre Stär-
gendlichen – profitieren. Dann sind Eltern gen oder als Moderator das Gespräch zu ken bzw. Schwächen?“ war für mich leicht
auch bereit, sich nachhaltiger und stärker leiten, um Streitgespräche immer wieder zu beantworten, da ich diese ja in den
einzubringen: ob bei der Gestaltung des auf eine sachliche Ebene zu bringen oder letzten Jahren sehr gut kennen gelernt
Klassenraums, als Gesprächspartner in ei- beratend einzugreifen. hatte. Ich musste nicht lange überlegen
ner Unterrichtseinheit, bei der Organisati- und konnte meine Fähigkeiten mit Hilfe
on einer Exkursion oder beim Beschaffen Ein Element, das ich schätzen gelernt des Lehrerfeedbacks noch einmal unter-
eines neuen Computers. habe, ist das richtige Feedback zu geben. streichen.

30
Anhang
Qualitätssicherung 33

und Nachhaltigkeit
VON WELCHEN A SPEKTEN DES C OOPER ATIVEN WOHIN SOLLTE SICH COOL – AUS DEINEN PER - Die COOL-Pioniere Georg Neuhauser & Helga Wittwer
O FFENEN L ERNENS PROFITIERST DU BERUFLICH E RFAHRUNGEN
SÖNLICHEN BERUFSPR AKTISCHEN
HER AUS – NOCH STÄRKER ALS BISHER ENT WI -
im Gespräch mit Richard Hölbling
ODER PRIVAT HEUTE AM MEISTEN ?
CKELN ?
W IE IST ES GELUNGEN COOL IN SO VIELEN Kriterien erfüllen und sich - nach einem
Julia Schießer: In meinem Beruf ist ei- S CHULSTANDORTEN IN GANZ Ö STERREICH ZU entsprechenden Ansuchen an das Im-
ner der wichtigsten Punkte das richtige Julia Schießer: Wie ich durch Gespräche IMPLANTIEREN ? pulszentrum - von uns im Auftrag des
Zeitmanagement. Wann erledige ich was, mit meinem Arbeitgeber gemerkt habe,
BMUKK zertifizieren lassen. Netzwerk-
damit es zeitgerecht fertig ist. Durch die wird das Interesse an sogenannten Soft Georg Neuhauser: Der erste österreich- partner übernehmen im Normalfall keine
COOL-Aufträge wurde mir das in der Skills immer größer. Ich glaube, dass weite Lehrgang – der, wie alle unsere explizite MultiplikatorInnenrolle. Die Zer-
Schule schon beigebracht. Ich wusste, COOL auf dem richtigen Weg ist, denn Lehrgänge, von der Pädagogischen Hoch- tifizierung für Impulsschulen und Netz-
dass ich Prioritäten zu setzen hatte und das fachliche Wissen wird überall gelehrt. schule Steiermark (damals noch Pädago- werkpartner ist auf drei Jahre befristet
mir meine Zeit einteilen musste. Ich hatte Zwischenmenschliche Fähigkeiten hinge- gisches Institut) ausgerichtet wurde – war und muss danach neu beantragt werden.
immer selbständig zu entscheiden, was gen wie Teamarbeit oder Selbständigkeit ein MultiplikatorInnenlehrgang, der von
am wichtigsten bzw. am dringendsten ist. bleiben oft auf der Strecke. Viele Schüler Schulteams aus Handelsakademien in Z UR N ACHHALTIGKEITSSICHERUNG BR AUCHT ES
Arbeiten in Teams ist natürlich ein großes werden immer noch zu Einzelkämpfern allen Bundesländern besucht wurde. Mit B EGLEITUNG UND B ETREUUNG . W IE WIRD DER
Thema. Bei uns im Unternehmen ist je- ausgebildet, was eindeutig der falsche diesen Teams wurden im Herbst 2004 KONTAKT ZU UND ZWISCHEN DEN EINZELNEN
der Job mit Teamarbeit verbunden. Durch Weg ist. Der einzige Punkt, auf den ich die Qualitätskriterien für COOL-Schulen S CHULEN AUFRECHTERHALTEN ?
COOL bin ich es gewohnt in Gruppen aufmerksam machen möchte, ist, dass ausgearbeitet und die Marken „COOL-Im-
zu arbeiten und meine Fähigkeiten bzw. die Schulen mehr mit Firmen zusammen pulsschule“ und „COOL-Netzwerkpartner“ Helga Wittwer: Die COOL-Teams an den
Ideen einzubringen. arbeiten sollten. Schüler müssen wissen, aus der Taufe gehoben. Impulsschulen – verschiedenen Schulen hatten natürlich
wie es in der Realität aussieht. Die Schule die wir jetzt neben dem kaufmännischen großes Interesse, miteinander in Kontakt
Durch den Klassenrat habe ich als Ju- ist für mich im Nachhinein eine Schein- Bereich auch für die humanberuflichen zu treten – zwecks Austausch von Erfah-
gendliche gelernt, wie Besprechungen welt gewesen. Hat man aber die Möglich- Schulen haben – sind Schulen, die sich rungen, aber auch von Unterrichtsmate-
zu moderieren sind. Auch wenn es im keit durch Projekte, speziell im COOL-Be- zur Verbreitungs- und Entwicklungsar- rialien. Besonders gefragt sind dafür ge-
Berufsleben andere Themen sind, die be- reich, mit Firmen zu kooperieren, hat man beit für COOL im jeweiligen Bundesland meinsame Tagungen und Seminare. Sehr
sprochen werden, die Gesprächsregeln, erstens die Chance, Kontakte zu knüpfen, verpflichten, sich als Besuchsschule zur bald entstand dann parallel zur Home-
die man beachten muss, sind dieselben. und zweitens die Möglichkeit, die Arbeits- Verfügung stellen und gewisse Weiterbil- page http://cool.schule.at eine elektro-
Auch im privaten Bereich profitiere ich von welt besser kennen zu lernen. dungsauflagen erfüllen. Dieses Modell hat nische Plattform mit unterschiedlichsten
COOL, da ich gelernt habe, Konflikte nicht sich sehr bewährt und letztlich erheblich Foren, aber auch mit einem Fundus an
zu umgehen, sondern sie anzusprechen zur Verbreitung des Cooperativen Offnen verschiedensten Arbeitsaufträgen, die von
und sachlich zu diskutieren. Für mich war Lernens beigetragen. den KollegInnen an den Schulen ins Netz
diese Unterrichtsform die beste Wahl, da gestellt werden (www.cooltrainers.at). Be-
hierbei meine soziale Kompetenz best- WAS SIND COOL-N ETZWERKPARTNER ? treut wird dieses Netzwerk – genauso wie
möglich gefördert wurde. die Homepage - von Andreas Riepl, der
Georg Neuhauser: Netzwerkpartner gleichzeitig unser eCOOL-Koordinator ist.
sind Schulen, die oben erwähnte COOL-

32
35

W IE IST DERZEIT DER STAND DES C OOPER ATIVEN stützt werden, etablieren sich erfolgreiche Aufgabenbereiche:
O FFENEN L ERNENS IN Ö STERREICH ? COOL-Standorte.
• Entwicklung • Networking
Helga Wittwer: Im Laufe der Jahre wur- Georg Neuhauser: Das Wachsen dieses - Konzepte & Methoden für den - ePlattformen
Unterricht - Nationale & internationale
den 35 berufsbildende Schulen entweder Netzwerks von COOL-Schulen erfordert
- Schulentwicklung Kooperationen
zu Impulsschulen oder Netzwerkpartnern natürlich auch eine stärkere Regionali-
zertifiziert (Stand: Herbst 2008 – Tendenz sierung der Betreuung und Fortbildung. • Fortbildung • Öffentlichkeitsarbeit
steigend). 50 weitere Standorte arbeiten Wir haben das Impulszentrum um drei - Bundesweite und regionale - Publikationen
nach den Prinzipien des Cooperativen Regionalstellen in Bregenz, Linz und Wien Tagungen & Seminare - Medienarbeit
Offenen Lernens. Hunderte LehrerInnen erweitert. Aber: Wir können nicht überall - Schulinterne LehrerInnenfortbildung - Internet
- Lobbying
wurden durch unzählige schulinterne sein, jedenfalls noch nicht. Auch deshalb
• Qualitätssicherung
Fortbildungsveranstaltungen, Seminare haben wir mit Unterstützung des Bun- - Evaluation • Service
und Lehrgänge mit dem Cooperativen desministerium für Unterricht, Kunst und - Zertifikation (Netzwerkpartner/ - Beratung
Offenen Lernen vertraut gemacht. Immer, Kultur diese DVD produziert. Der Film soll Impulsschulen) - Medien
wenn engagierte LehrerInnenteams von COOL einer viel breiteren Öffentlichkeit - Materialien
Direktion und Administration aktiv ge- zugänglich machen und LehrerInnen, El-
fördert und von der Schulbehörde und tern und SchülerInnen grundlegende In- Weitere Informationen zum Cooperativen Offenen Lernen unter: http://cool.schule.at
den LandesschulinspektorInnen unter- formationen zum Thema COOL bieten. Leitung: Georg Neuhauser & Helga Wittwer
eKoordination: Andreas Riepl
Regionalkoordination: Herbert Pichler (Wien, Niederösterreich, Burgenland)
Barbara Wimmer (Oberösterreich, Steiermark, Kärnten)
Verzeichnis der COOL-Impulsschulen und COOL-Netzwerkpartner Beatrice Winkler (Salzburg, Tirol, Vorarlberg)
COOL-IMPULSSCHULEN: Wien: HAK/HAS Wien22-business.academy.donaustadt, HAS-Friesgasse,
Schulzentrum Wien Ungargasse, Niederösterreich: HAK Laa/Thaya, HAK/HAS-Mödling-vienna.busi-
ness-school, HAK/HAS Neunkirchen, HLW Zwettl, Oberösterreich: BBS Kirchdorf, HLW Linz-Landwie- Kontakt:
dstraße, HAK/HAS Steyr, Salzburg: HAK/HAS-Hallein, HAK/HAS Neumarkt am Wallersee, HLW Saal-
felden, AC Ausbildungs¬zentrum der Caritas Salzburg, Tirol: HAK/HAS Imst, HAK/HAS/HLW Reutte, IMPULSZENTRUM FÜR COOPERATIVES t. +43(0)7252 / 526 49 36
Vorarlberg: HAK/HAS Bludenz, HLW Bregenz-Marienberg, Burgenland: HLW Ecole Güssing, HAK/HAS OFFENES LERNEN m. +43(0)676 / 526 49 01
Oberwart, Steiermark: HAK/HAS Bruck an der Mur, HAK/HAS Deutschlandsberg, HLW Hartberg, Leopold Werndl Straße 7 mail: cool@hak-steyr.eduhi.at
Kärnten: HAK/HAS International-Klagenfurt, CHS Villach. A-4400 Steyr web: http://cool.schule.at
ANWÄRTER FÜR COOL-IMPULSSCHULEN: HLT Tourismusschulen Salzkammergut-Bad Ischl, HLW
Biedermannsdorf, HLW Pinkafeld, BBS Rohrbach, HLW Salzburg-Annahof, HAK/HAS Weiz, HLT Wien
13-Bergheidengasse.
Das Impulszentrum für Cooperatives Offenes Lernen wird unterstützt von:
COOL-NETZWERKPARTNER: HLW Bad Ischl, HAK/HAS Bregenz, HAK/HAS Feldkirchen in Kärnten, HAK/
HAS Liezen, HAK/HAS Stegersbach, HLW Steyr, HAK/HAS Völkermarkt, HAK/HAS Wien-Hetzendorf.
ANWÄRTER FÜR COOL-NETZWERKPARTNER: BS Attnang, HLW Braunau, HAK/HAS Graz-Graz-
bachgasse, BBAKIP Innsbruck, HAK/HAS Innsbruck, HTL für Bau&Kunst Innsbruck, Liese Prokop
Schule-Maria Enzersdorf, HAK/HAS Oberndorf (S), HAK-Zwei Salzburg, Ausbildungszentrum St.Josef-
Salzburg, HAK/HAS St.Johann (S), HAK/HAS Schwaz, HTL Steyr, HAK/HAS Villach, HLW Weiz, HAK/
HAS Wörgl.

34
Impressum:
Text: Richard Hölbling, Helga Wittwer, Georg Neuhauser
Redaktion: sage & schreibe
Grafikdesign: signumforma
Fotos: KUBE Film
Illustrationen: Stavros Hölbling
Druck: CSM
Für den Inhalt verantwortlich: Impulszentrum für Cooperatives Offenes Lernen

Im Auftrag des
Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur - Berufsbildende Schulen

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