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Mobilität Du erfährst, was du fährst.

KARUNA KOMPASS #17


1,50 € | 100 % für Verkäufer*innen
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Editorial KARUNA
Liebe Leser*innen,

ihr sitzt wahrscheinlich gerade in der Bahn und habt diese Wie würde ein 7-Jähriger den Verkehr regeln, wenn er Chef
Ausgabe des Karuna Kompass erstanden. Während ihr diese von Berlin wäre? Auf welchen Straßen Berlins ist der Verkehrs-
Ausgabe lest, gehört ihr zu den »Tauchern«. Ja, es gibt ver- lärm eigentlich am höchsten und wo lassen sich dennoch stille
schiedene Arten von Bahn-Fahrer*innen. Jetzt gerade möch- Momente erleben? Was passiert, wenn man als Vielfliegerkind
tet ihr wahrscheinlich gern abtauchen und euch von anderen aufwächst und dann einen Klimaaktivisten heiratet? Was be-
Fahrgästen möglichst wenig stören lassen, um ganz für euch deutet es, jahrelang in einem Wohnwagen zu leben? Gibt es
zu sein. Im nächsten Moment, wenn ihr z. B. eine*n Bekann- Menschen, die extrem unterwegs sind, aber in ihrer Extremi-
te*n trefft, werdet ihr die Ausgabe vielleicht zur Seite legen tät unsichtbar bleiben? Haben Frauen andere Bedürfnisse als
und auftauchen. Vielleicht mutiert ihr zu einem »Quassler« Männer, wenn sie sich von A nach B bewegen? Wieso ist ein
oder »Arbeitenden«. Mobilitätsangebot für Obdachlose genauso wichtig wie für
alle anderen Stadtbewohner*innen auch?
Über die letzten Jahre hinweg habe ich Menschen studiert, die
unterwegs sind, um neue Ideen für die Zukunft der Mobili- In dem Sinne – Gute Fahrt!
tät zu entwickeln. Für diese Ausgabe habe ich Kolleg*innen,
Freunde und Bekannte zusammengetrommelt, die mit ihrer
Haltung und ihrem Wissen einen interessanten Blickwinkel Frieda Bellmann
auf Mobilität preisgeben. Es geht dabei um die Fragen: Wem Gastredakteurin
gehört die Stadt, und was bedeutet das Wort Verkehrswende?

Ich bedanke mich bei allen, die diese Ausgabe möglich gemacht haben:
In Aldous Huxleys Roman »Eiland« wird den Vögeln der fiktiven Insel Pala
beigebracht, das Wort KARUNA zu rufen, um die Inselbewohner*innen
täglich an Achtsamkeit und Mitgefühl zu erinnern. Aktives Mitgefühl statt

Diana Polack Gereon Uerz Ingo Kucz Ivo Herrmann Iza Bułeczka passivem Mitleid brauchen wir – und das von den unterschiedlichsten
Menschen: von Kindern, Theoretiker*innen, Künstler*innen, Aktivist*innen,
Ingenieur*innen, Lehrer*innen, Jugendlichen, Wissenschaftler*innen, Seni-
or*innen und Obdachlosen. Lasst uns alle zusammen darüber nachdenken,
Johanna Auferkamp Jörg Richert Julia Holze & Sohn Katja Diehl Katharina Seeger
in welcher Welt und in welchem Berlin wir morgen leben wollen.

Kurt Brash Lea Irmisch Lieke Ypma Nico Jungel Sophie Bellmann
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Wenn ich Chef


von Berlin wäre …
Schon Herbert Grönemeyer sang: »Gebt den Kindern das Kommando
Sie berechnen nicht, was sie tun!« Stimmt das? Wie heute ein 7-Jähriger
auf die Welt blickt und was er im Stadtleben verändern würde,
hat er seiner Mutter Julia Holze auf dem Heimweg von der Schule erzählt. Die Stadt aus der Sicht
von Julias 7-jährigem Sohn

Wir sitzen in der S3, Fahrtrichtung Falkenberg. wäre, dann würde ich das auch verbieten. Erstes Menschen mit dem Auto fahren und das die auch nichts. Da kann man auch gleich laufen. »Es gibt Obdachlosenunterkünfte, in denen wie leicht ein 7-Jähriges Kind Lösungen findet,
Irgendwo zwischen Charlottenburg und Zoologi- Gesetz wäre: Menschen dürfen nicht mehr so Stadt verstopft. Die Roller stehen hier doch Und so weit muss man auch nie laufen. Nicht Menschen ohne Zuhause übernachten können. die weder abwegig noch überaus teuer sind.
scher Garten beginnt der kleine Mensch neben aggro sein.« nur rum.« Ich blicke mich um und sehe rund 20 hier in der Stadt, nur die und dort, wo keine Dort gibt es auch Badezimmer und das ist doch Sicher, es gibt genügend Argumente dagegen.
mir, plötzlich mit diesen Worten ein Gespräch. »Sind Menschen immer so aggro zueinan- e-Tretroller, zwei Scooter sowie diverse Leihfahr- S-Bahn mehr fährt. Das ist blöd. Da kann ich als eigentlich besser, oder? Es ist wärmer, man kann Es gibt aber ein ganz großes Argument dafür:
Neben sich hält er seinen Ranzen ganz fest und der?« Ich bin zugegebenermaßen etwas erstaunt räder auf und neben dem Bürgersteig verstreut Chef von Berlin dann aber auch sagen, dass da vernünftig zur Toilette gehen und sich waschen. Menschlichkeit.
schaut aus dem Fenster in die Straßenschluchten. über die Wortwahl meines 7-Jährigen. Wir spre- an der S-Bahnstation liegen bzw. stehen. ein Bus fahren muss oder so. Dann können die Es sind auch andere Menschen dort, so dass man Wir laufen einige Minuten schweigend
Es ist bereits dunkel, in den Fenstern schimmert chen berufsbedingt viel über Mobilität zuhause »Na, auf dem Roller fährt man allein. Papa auch zusammen fahren. Weißt Du, Mama, das ist nicht so alleine ist.« nebeneinander her. Und als ich die Haustür auf-
die Weihnachtsbeleuchtung und man erkennt und fahren selbst kaum Auto. Diese Gedanken- sagt, man darf auf dem Tretroller eigentlich nicht gar nicht so schwer.« »Nicht jeder Mensch möchte das. Manche schließe, höre ich eine leise Stimme hinter mir
die sich stauenden Autos auf Kantstraße und gänge sind für mich also nicht wirklich neu und zu zweit fahren. Im Auto sind die Menschen auch Ich muss drüber nachdenken, was er sagt, Menschen sind gerne alleine. Und wenn er doch sagen: »Weißt Du, Mama, der Chef von Berlin
Kurfürstendamm. zeigen mir, wie viel die Verkehrswende von der alleine. Und dann ist man da und parkt. Dann da es für uns so selbstverständlich ist, mit den hier seine Post hinbekommt, dann will er die nicht kann das. Er kann die Stadt besser für uns alle
»Also, wenn ich Chef von Berlin wäre, dann kindlichen Prägung abhängt. Was für aufmerk- steht das Auto auch nur rum. Die U-Bahn und Öffentlichen zu fahren und die letzten Meter zu jeden Tag hier abholen kommen, Mama. Wo soll machen.«
würde ich die vielen Autos da draußen auf der same Beobachter, welch empathische und sys- die S-Bahn steht nie nur rum. Die fahren immer Fuß zu gehen. Plötzlich greift der junge Mann der Postbote die Briefe auch hintun? Da ist gar
Straße verbieten. Nur noch Menschen, die etwas temische Denker Kinder sind, lässt mich dabei von Station zu Station. Man kann einsteigen und meine Hand. Wie meistens an der Stelle, wenn kein Briefkasten. Okay, das mit dem Badezimmer
bringen, dürften so durch die Straßen fahren. dennoch immer wieder innehalten. aussteigen und die letzten Meter kann man ein- wir von der U-Bahn in Richtung Park laufen. ist eine Sache. Da muss ich mir noch etwas über-
Und sie dürften auch nicht mehr einfach so »Ja, sind sie, Mama. Schau doch mal, dort fach zu Fuß gehen. Das ist doch überhaupt nicht »Weißt Du, Mama? Viel trauriger macht legen. Das geht da drüben nicht so gut. Aber eine
überall parken. Da haben wir Kinder gar keinen stehen und liegen auch wieder diese Roller rum. schlimm. Also ich finde das überhaupt nicht mich die Kälte. Wir laufen ja jetzt und Bewegung Heizung geht: So ein Heizding. Wie in den Cafés
Platz, um mit unseren Fahrrädern und Rollern Mit Papa fahre ich manchmal damit. Mit den schlimm.« macht, dass uns warm wird. Ist für uns also auch an der Straße. Da drückt man auf den Knopf und
zu fahren. Immer müssen meine Freunde und Grünen – er hat die App dafür. Also, wenn ich »Nun ja, heute regnet es nicht und es nicht schlimm. Aber da drüben. Da wohnt einer es wird warm darunter. Wenn jeder Obdachlose
ich ausweichen und aufpassen. Damit sind wir Chef von Berlin wäre, dann … dann würde ich ist auch nicht so kalt. Wir müssen auch nichts an der Treppe von der U-Bahn. Der muss immer so ein Heizding bekommt, dann kann er da woh-
eh viel schneller als die in den Autos. Jetzt sind dafür auch Parkplätze machen. Das geht doch Schweres tragen.« frieren. Und nachts darf er dort auch nicht blei- nen, wo er möchte und muss da nicht weg. Ist ja
wir auch viel schneller. Mit der S-Bahn. Mama, nicht, dass die immer einfach mitten im Weg »Mein Ranzen ist schwer. Den kann ich ben. Das ist schlimm. Man kann doch die Station auch irgendwie ein Zuhause.«
warum fahren die eigentlich nicht alle mit der stehen. Im Dunkeln können manche Menschen trotzdem tragen. Wir sind nämlich stark, Mama. einfach geöffnet lassen und dann kann er da »Hm«, sage ich. Tatsächlich fällt mir nicht
S-Bahn?« die nicht gut sehen und stolpern drüber. Und Wir tragen unsere Sachen immer so nach Hause. schlafen.« viel dazu ein. Ich muss darüber nachdenken,
»Naja, manchmal ist es bequemer und ein- außerdem braucht die doch gar keiner! Wenn sie Wenn das mal nicht geht, kann es der Lieferant
facher, mit dem Auto zu fahren. Zum Beispiel, jemand bräuchte, würden sie nicht überall rum- bringen. Der darf ja noch fahren, wenn ich Chef
wenn man große Sachen transportieren muss liegen. Dann würden Menschen damit fahren. von Berlin wäre. Nur die vielen Menschen mit
oder mit anderen zusammen unterwegs ist.« Warum fährt da denn niemand mit? Irgendwie den Autos, wo nur einer drin sitzt., die sollen Julia Holze ist Business Designerin und unterstützt Gründer, Intrapreneure und Inno-
»Das ist nicht das gleiche. Da sitzen immer ist das wie mit den Autos.« nicht mehr fahren dürfen. Rollerfahren macht bei vationstreiber dabei, über sich hinaus zu wachsen, indem sie Menschen mit Methoden,
ganz viele Leute alleine im Auto. Und dann »Wie meinst Du das? Das verstehe ich Regen auch niemand. Weil da wirst Du ja trotz- Technologien und Wissen zusammenbringt, um unsere Welt auch weiterhin als lebens-
hupen die auch immer. Wenn ich Chef von Berlin nicht. Du sagtest doch gerade, dass zu viele dem nass. Mitnehmen kann man auf dem Roller werten Ort zu erhalten.
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Wieso sind Frauen anders unterwegs?

Was ist weibliche Frauen arbeiten anders: 75 % der unbezahlten Arbeit weltweit wird von
Frauen erledigt. Unter unbezahlter Arbeit versteht man z. B. das Ehrenamt,
aber vor allem die Sorgearbeit für Kinder, Eltern und Ehepartner. Da Frauen
Bedarf intermodal). Auf ihren Wegen sind sie oft in Begleitung von Men-
schen mit Unterstützungsbedarf (Kinder und Ältere) und haben fast immer
Gepäck dabei. Sie stehen oft unter Zeitdruck, stellen weltweit mit 66 %

Mobilität?
oftmals unbezahlte und bezahlte Arbeit in Teilzeit kombinieren, steht ihnen die Mehrheit bei der ÖPNV-Nutzung und legen viele Wege zu Fuß zurück.
weniger Geld zur Verfügung. Um anfallende Verpflichtungen zu erledigen, Berufstätige Frauen legen in der gleichen Zeit weniger Kilometer als berufs-
bilden sich u. a. komplexe Wegeketten heraus. Diese sind eine Aneinander- tätige Männer zurück. Nachts sind Frauen zudem mehr auf der Hut. Bei den
reihung von zeitlich und räumlich engmaschig abgestimmten Verbindungen Mobilitätsangebote zeigt sich, dass Frauen sie weniger nutzen als Männer.
mit diversen Zwischenstopps: Morgens die Kinder zur Schule, dann zur Es gibt natürlich auch Männer, die ähnliche Verpflichtungen haben und ent-
Arbeit, wieder zur Schule, zum Schwimmverein und auf dem Weg nach sprechende Verhaltensweisen an den Tag legen, doch statistisch gesehen
Hause noch zum Bäcker. Wenn es in Familien ein Auto gibt, wird es im all- sind es mehrheitlich Frauen, die durch das spezifische Zusammenspiel von
täglichen Gebrauch oft vom Mann genutzt. Frauen hingegen wählen das Zeit, Geld und Aufgaben diese Art von Mobilität prägen, weswegen wir von
Lange Zeit war von Verkehr und Transport die Rede. Technisch. Logisch. Automobil. Verkehrsmittel je nach Anliegen (multi-modal) oder wechseln es je nach weiblicher Mobilität sprechen.

Ist das heutige Mobilitätssystem von Männern für Männer gestaltet? Sind Frauen Mehr Fakten und Zahlen: www.medium.com/female-mobility
anders mobil als Männer? Gibt es eine weibliche Mobilität? Frieda Bellmann, Diana
Polack und Lieke Ypma haben sich mit dem Thema beschäftigt und sind dabei auf
neue, überraschende Erkenntnisse gestoßen.
Im folgenden werden drei typische Situationen, die wir im Rahmen eines Themenworkshops
im Sommer 2019 in Berlin mit 40 Mobilitätsexpertinnen erarbeiteten, näher dargestellt:
Nachts allein unterwegs, Koordination von Familienarbeit und bezahlter Arbeit sowie
Auf dem Heimweg von der Arbeit nach Hause noch schnell
ein Paket abholen und danach im Supermarkt nebenan Geschäftstreffen in der Stadt.
Milch kaufen. Sich am Samstag mit den Kindern und Gepäck
durch die Stadt quälen, um das eine Kind zum Hockey und
das andere zum Kindergeburtstag zu bringen, und dazwi-
schen noch schnell was in die Reinigung bringen. Nachts ein
Taxi rufen, weil man nicht mit der U-Bahn nach Hause fah-
ren möchte. Diese und andere Situationen gehören zu dem, Nachts allein unterwegs
was Experten »weibliche Mobilität« nennen. Denn in der Tat
nutzen Frauen Mobilitätsangebote anders als Männer. Wenn »Wir haben es akzeptiert, dass wir uns nachts oft unsicher fühlen,
wir uns die Bewegungsmuster von Frauen genauer ansehen,
können wir Unterschiede erkennen und davon lernen. Bisher aber wissen damit umzugehen.«
wurde in der Männerdomäne Mobilität das Mobilitätssystem
meist technisch gedacht. Viele Straßen- und ÖPNV-Systeme Im Allgemeinen sind Frauen aufgrund ihrer Phy- zu kommen? Mit welchen Transportmitteln fühle uneinsehbar und leer. Einige Frauen machen
sind zum Beispiel sternförmig aufgebaut, um das tägliche sis Männern gegenüber kräftemäßig unterlegen, ich mich nachts auf dem Weg sicher? Werde extra einen Umweg, um belebtere und brei-
Pendeln zwischen der Arbeit in der City und dem Wohnort weshalb potenzielle Konfliktsituationen mit ich später mit anderen nach Hause bzw. einen tere Straßen zu nutzen und Parks zu meiden.
in der Vorstadt zu ermöglichen. Menschen, die jedoch neben körperlicher Auseinandersetzung als bedrohlich Teil des Weges gehen oder werde ich allein am Andere rascheln mit ihrem Schlüsselbund, so
der Arbeit weiteren Verpflichtungen im Leben nachgehen, wahrgenommen werden. Daher ist vor allem die dunklen Park vorbeigehen müssen? Wie viel Geld dass der potenzielle Angreifer denkt, sie leben
haben eine komplexere Mobilität. Diese Komplexität wird in Wahl von Transportmitteln, Verbindungen und möchte ich für den Transport ausgeben? Ist die im Gebiet und die Nachbarn passen auf. In der
Statistiken kaum abgebildet, weil die Daten auf traditionel- Orten sehr auf den Aspekt der Sicherheit ausge- letzte Meile, also zum Beispiel der Weg von der U-Bahn neigen Frauen dazu, nach sicheren Orten
lem Wege nur schwer bzw. fragmentarisch zu erheben sind richtet, wenn Frauen nachts allein unterwegs sind. U-Bahn nach Hause, sicher, die Straße beleuch- zu suchen und sich von verdächtigen Personen
(siehe z. B. Wegeketten). Viele Frauen nehmen eine detaillierte Pla- tet und sind dort noch andere Menschen unter- fernzuhalten. Sie versuchen, langes Warten in
nung vor, bevor sie einen nächtlichen Ausflug wegs? Wie kann ich mich im Falle eines Angriffs den U-Bahn-Stationen zu vermeiden. Und wenn
Doch wer diese Bewegungsmuster wirklich verstehen unternehmen. Die Fragen, die sie sich häufig verteidigen? möglich, stellen sie sich zu Gruppen meist mit
möchte, öffnet den Blick für eine vielfältige Mobilität dabei stellen, sind: Wie komme ich hin und In der Nacht stellt die letzte Meile oft die anderen Frauen, die vertrauenswürdig aussehen.
– auch ohne eigenes Auto. zurück? Wie sicher sind die Ecke und der Weg? größte Herausforderung dar. Straßen, Plätze oder
Ist es überhaupt möglich, von dort nach Hause U-Bahnausgänge sind oft schlecht beleuchtet,
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Koordination von Familienpflege Geschäftstreffen in der Stadt


und bezahlter Arbeit »Wir wollen effizient und umweltfreundlich von A nach B kommen
– und gleichzeitig immer gut vorbereitet sein.«
»Wir kümmern uns um unsere Kinder, tragen den Kinderwagen und die Taschen hoch und runter,
In diesem Beispiel betrachten wir die Situation, genutzt. Zusammenfassend kann man sagen, Muss sie sich auf dem Weg auf ihr Treffen vorbe-
und alles, was wir uns wünschen ist, rechtzeitig anzukommen und dabei freundlich zu bleiben.« in der frau an mehreren Meetings in verschiede- dass frau vor Geschäftstreffen verschiedene reiten und wählt somit ein Transportmittel, das
nen Stadtteilen teilnehmen muss. Die Ausgangs- Entscheidungen treffen muss. Entscheidet sie vielleicht langsamer und weniger komfortabel
Wie bereits erwähnt, kombinieren viele Frauen sogenannte Tripchains, eine Selbstverständlich- sind. Die Kostenstrukturen für das Parken oder situation ist für Männer wie Frauen gleich: Wo sich für Stil oder Sicherheit? Sind ihr Status ist? Oder ist absolute Zuverlässigkeit und eine
unbezahlte Sorgearbeit mit ihrer bezahlten keit. Das heutige Mobilitätssystem ist allerdings Pausieren eines Shared-Fahrzeugs während der befinden sich die Veranstaltungsorte? Was ist oder Auswirkungen auf die Umwelt wichtiger? pünktliche Ankunft ihre Priorität?
Arbeit. Dass sie in diesem Fall durch den erhöhten nicht darauf ausgelegt, weshalb es viel Raum für Besorgungen sind für viele unserer Proban- die schnellste und komfortabelste Verbindung?
Koordinationsbedarf unter Zeitdruck stehen, ist Verbesserungen gibt. Dies gilt unabhängig davon, dinnen unklar. Und ohne passendes Fahrzeug, Wie wird das Wetter aussehen? Kann ich dort
einleuchtend. Dieser Zeitdruck ist besonders am welches Transportmittel gewählt wird – ob mit einer Tasche voll mit Lebensmitteln, einem parken? Wie weit ist der Weg vom Parkplatz zum
Morgen spürbar, wenn die Kinder in die Schule Fahrrad, Scooter oder Auto; shared, privat oder Laptop unterm Arm und Kindern, die abgeholt Veranstaltungsort? Dabei haben unterschied-
und die Eltern zur Arbeit müssen. Aber auch auf öffentlich. Shared Services wie DriveNow oder werden wollen, ist das Risiko zu groß, zu spät zu liche Transportmittel ihre jeweiligen Vor- und
dem Nachhauseweg, denn Kindergärten und ehemals Coup gelten als eine solide Option zur kommen. Ein zuverlässiger Service ist aus dieser Nachteile, die je nach Kontext abgewogen wer-
Schulen haben feste Öffnungs- und Schließzei- Optimierung der individuellen Mobilität, doch Perspektive entscheidend – denn egal was pas- den. Fahrradfahren birgt zwar die Gefahr, dass
ten, die eingehalten werden müssen. Für viele haben wir herausgefunden, dass sie für den täg- siert: the show must go on. frau ihre Geschäftskleidung ruiniert, völlig ver-
Mütter sind Wegeketten mit Zwischenstopps, lichen Gebrauch zu teuer und zu intransparent schwitzt ankommt oder ihre Frisur zerstört, sich
allerdings sportlich betätigen kann. Somit stellen
sich typische Abwägungsfragen: Ziehe ich mich
zum Radfahren oder für das Geschäftstreffen
angemessen an? Brauche ich einen Regenschutz?
Wo kann ich den Regenschutz bei der Ankunft
aufbewahren? Muss ich mich noch vorbereiten?
Unsere Teilnehmerinnen bestätigen, dass sie ihre
Reisezeit zur Vorbereitung von Geschäftstreffen
oder zur Koordination des Familienlebens nutzen.
Statussymbole und auch das »Image«, das
vermittelt werden soll, sind insbesondere bei der
Arbeit und der Wahl der Mobilitätsform nach
wie vor sehr wichtig. Wir brauchen zuverlässigere, effizientere und
So schafft ein shared E-Scooter ein elegantere Mobilitätslösungen!
junges und urbanes Erscheinungsbild, Fahr-
radfahren hingehen eher ein sportliches und Frauen bewegen sich anders, und das ist in Ordnung. Vielfalt bringt die Welt in Schwung. Frauen haben
umweltfreundliches. im Allgemeinen ein größeres Bedürfnis nach Flexibilität und Verlässlichkeit. Sie erzeugen diverse Bewe-
Frauen, die häufig unter Zeitdruck stehen, gungsmuster, indem sie das für den jeweiligen Zweck geeignete Transportmittel wählen und mehrere
nutzen ihre Reisezeit zum Geschäftstreffen: Ein miteinander kombinieren. Sie bewegen sich in Wegeketten und sind dabei oft auf alternative Verkehrs-
Vorteil der U-Bahn ist, dass frau arbeiten oder mittel (öffentlich, shared oder privat) angewiesen, da sie seltener das eigene Auto nutzen. Das ist gut für
private Dinge organisieren kann. Die Pendel- jede Stadt. Wenn wir auf diese Art der Fortbewegung reagieren und alternative Mobilitätsformen zuver-
zeit im Auto wird hingegen oft für Telefonate lässiger, effizienter und eleganter gestalten, könnten wir die Lebensqualität in unseren Städten verbessern.

Frieda Bellmann ist Service Designerin im Bereich Mobili- Lieke Ypma arbeitet als Strategin im Bereich Mobilität
tät und beschäftigt sich leidenschaftlich mit der Erforschung und unterrichtet Master-Studierenden Designmethoden.
des menschlichen Verhaltens.

Die Illustratorin und Künstlerin Iza Bułeczka ist bekannt


Diana Polack arbeitet in der Stadt Berlin im Bereich Stadt-
für ihre geometrischen Darstellungen von Frauen, in denen
planung, in ihrer Freizeit beschäftigt sie sich mit neuen
sie den weiblichen Körper in all ihrer Kraft aber auch mit
Gestaltungsmethoden und historischen Stadtplänen.
ihren Mängeln treffend thematisiert. www.izabuleczka.com
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Ohne Worte

Antibakterielle Oberflächen in den neuen Zügen


Kurt Brash beobachtet die Menschen für den Karuna Kompass im ÖPNV.
Sein Stil ist zuweilen wie die Stadt: verschoben, versetzt, verrückt.
»Die Berliner sind unfreundlich und rücksichtslos, ruppig und rechthaberisch,
Berlin ist abstoßend, laut, dreckig und grau, Baustellen und verstopfte Straßen,
wo man geht und steht – aber mir tun alle Menschen leid, die nicht hier leben können!«
— Anneliese Bödecker

Immer schön festhalten


Kottbusser Tor
Pass auf was du dir wünschst

Die kleine Rebellion

Enterpainment
Kurt Brash ist Berliner und hat eine starke Abneigung
gegen Selbstvermarktung: instagram.com/kurt_brash/
Er mag gutes Handwerk und grüßt seine Mutter.
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Autofahrenden, wir jedoch sollen eine subjektive

Wem gehört
Sicherheit durch Helme erzeugen. Denn mal ehr-
lich: Wenn mich ein Auto überrollt, dann hilft mir
auch kein Helm. Leben rettet nur, wer Radfahre-
nden eigene Spuren gibt.
Und die Lebensqualität in Städten steigert

die Stadt?
nur, wer dem Auto Raum wegnimmt, denn woher
soll dieser auch kommen, wenn nicht vom Auto?
Obwohl wir dieses in der Stadt zumeist nicht
benutzen, sondern parken, bekommt es kostenlos
den Raum zur Verfügung, der allen gehören sollte.
Autofreie Innenstädte in Metropolen wie Madrid
und Barcelona finden wir klasse, Radstädte wie
Kopenhagen bewundern wir und wenn wir dort
Können wir Verkehrswende wirklich mit Technik gestalten oder geht es in unseren sind, genießen wir die Freiheit, die wir hier ohne
Auto im wahrsten Sinne erfahren – aber selbst
Städten vielleicht erstmal um den Wert des Stadtraums? Katja Diehl hat sich einmal vor der eigenen Haustür empfinden wir die Vision
genauer umgeschaut: Wem gehört heute eigentlich die Stadt? Und dabei festgestellt: einer autofreien Stadt als Einschränkung? Ich
betrachte diesen als Gewinn – für Gesundheit,
nicht den Menschen, sondern Fahrzeugen, die sich kaum bewegen. Sie nimmt uns mit Gemüt und Mensch sein. Seitdem ich geboren
wurde, atme ich die von Menschen verursach-
in eine neue Bewertung von Raum als lebenswert.
ten Abgase ein, die in der Stadt nicht auf ihr Auto
verzichten. Meine Gesundheit wird von einem
Verkehrssystem in Mitleidenschaft gezogen, das
Umwelt zerstört, Menschenleben gefährdet und
Ich bin seit 20 Jahren beruflich tätig – und so fröhlich die vorne mit der Kindergruppe laufende Stadtraum an Stehzeuge verschleudert.
lange schon beschäftige ich mich mit Mobili- Betreuerin, die in Zweierreihen gehenden Kinder Mein Bild hier ist der Blickwinkel eines Kin-
tät, Logistik – Bewegung von Menschen und fassen sich alle an den Händen, um dann in einer des. Wie nimmt eine Dreijährige Eimsbüttel wahr?
Gütern. Denn von Beginn an (ich habe nie ein Reihe gehend die Wegestücke zu überbrücken, Sie blickt, ihrer Körperhöhe geschuldet, nur auf
eigenes Auto besessen) war da dieses Gefühl: wo sie nicht mehr zu zweit nebeneinander pas- Stahl. Sie muss sich an die Straße herantasten,
»Hier stimmt doch was nicht?!« Was als diffuses sen. Dort, wo riesige SUV-Schnauzen in ihren weil sie diese nicht überblicken kann – auch im
Bauchgrummeln begann, hat sich in den letzten Weg ragen, weil die Parklücken in den fünfziger Wohnviertel nicht. Sie lernt, dass jedes Mal, wenn
Jahren immer mehr manifestiert: Die Raumver- Jahren gebaut wurden, wo Autos noch sehr viel sie aus dem Auto ihrer Eltern steigt, sie an die
teilung in unseren Städten ist in höchstem Maße kleiner waren. Hand genommen und vor der gefährlichen Straße
ungerecht und schränkt mehr Menschen ein, als Es gab vor einigen Monaten große Aufregung gewarnt wird. Wollen wir, dass unsere Kinder in
dass sie ihnen Freiheit schenkt. Dabei bin ich in um den Cybertruck von Elon Musk. Tesla stellte Angst aufwachsen und mit dem Auto zum Kinder-
den siebziger Jahren geboren und qua Geburt ein Fahrzeug vor, das vollelektrisch als Konkurrenz garten und zur Schule gebracht werden müssen?
daran gewöhnt, dass an allen Straßen, die ich zu amerikanischen Pick-Ups darstellen soll. Einer Oder wollen wir sie selbstbewusst erziehen, ihnen
mit dem Rad befahre, zu Fuß begehe, mindes- Fahrzeugklasse, die Gottseidank in Deutschland ermöglichen, dass sie selbst frei entscheiden, wie
tens eine Reihe geparktes Blech gehört, mit Din- keine Genehmigung erhält. Ihre Ausmaße sind sie sich durch Hamburg bewegen? Lassen Sie uns
gen, die für unsere Bewegung gebaut wurden, irrsinnig. In Deutschland machten sich viele über den Status Quo hinterfragen, das wird allen mehr
statistisch aber nur 45 Minuten am Tag wirklich dieses brachial aussehende Ungetüm lustig – aber Lebensqualität ermöglichen. Denn schon heute,
gefahren werden. Meistens von nur einer Person. soll ich Ihnen was verraten? Der Cybertruck sieht das weiß ich aus Gesprächen, bedeuten Autobe-
Ich wohne in Hamburg. Zunächst an der Die »Ameise«, Kinder überbrücken ein Wegestück, so aus, wie ich fühle, während ich auf dem Rad sitz und -fahrten nicht mehr die Freiheit, die die
Sternschanze, jetzt im eher ruhigen Wohngebiet wo sie nicht mehr nebeneinander passen sitzend von einem großen PKW in der Stadt über- Autoindustrie in Werbeanzeigen verspricht.
Eimsbüttel. Wenn ich von meinem Balkon blicke, holt werde. Ich teile mir als Radfahrende den Platz
blicke ich auf die von mir genannte Ungerechtig- Straße stellen!« Solche Bilder brauchen wir, um mit Fahrzeugen, in denen zwar oft auch nur eine
keit: Ich sehe wie aus einem Helikopter heraus im deutlich zu machen, wie groß die Ungerechtig- Person sitzt, die aber jede Menge Stahl dabeihat,
direkten Vergleich, wieviel Platz wir an geparkte keit ist. Denn: Wir sind an diese gewöhnt, wir der sie schützt. Ich habe davon nichts. Und ich Katja Diehl kommt aus Hamburg und ist Kommunikations- und Unternehmens-
Autos umsonst vergeben. Eine gute Bekannte akzeptieren sie einfach. Wir sind dazu erzogen, möchte mich als Radfahrende nicht aufrüsten mit beraterin mit Schwerpunkten in Neuer Mobilität, Neuem Arbeiten und Diversität.
von mir sagte: »Das muss sich ändern, ich darf sie nicht zu hinterfragen. Kinder aus Hamburg Sicherheitsweste, Abstandhalter und Fahrradhelm. Sie hält Keynotes, moderiert Events und Workshops und hostet alle 14 Tage den
mein Sofa ja auch nicht einfach tagelang an die kennen mittlerweile die »Ameise«. Das ruft Es gibt sehr viel mehr Kopfverletzungen bei Podcast #SheDrivesMobility.
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Von Wurzeln
und Flügeln
Seit Greta ist Fliegen out, das ist für viele Menschen eine ganz schöne Umstellung.
Kompliziert wird es, wenn man sprichwörtlich mit einer Fluglinie aufwächst,
und dann einen Klimaaktivisten heiratet. Katharina Seeger erzählt uns, wie sie mit
den Widersprüchen zwischen Kindheitserfahrung und Ehealltag umgeht und
was Mobilität, auch mit dem Flugzeug, für sie bedeutet.

Wir schreiben das Jahr 2014. Es ist Sommer in Und jetzt sagt dieser Mann, mein Mann, er könne nur vegetarisch sondern vegan, bio, regional Der Alltag als umweltbewusste Weltbürgerin, die globale Erwärmung nicht mehr aufzuhalten ist.
Berlin, ich bin frisch verheiratet, zufrieden in nicht mehr fliegen. Wegen der Umwelt. Puh. und leider noch nicht plastikfrei. Wir gehen mit dem Planeten und ihrer Umwelt möglichst wenig Wir sind immer noch verheiratet in Berlin, meine
meinem Beruf und überhaupt – es läuft bei mir. Meine Familie lebt in London, sein Vater in Fridays for Future auf die Straße, kaufen slow schaden will, fällt mir an den meisten Tagen mich verursachten CO2-Emissionen kompensie- Eltern sind seit einigen Jahren zurück in Deutsch-
Bis er sagt »Ab jetzt werde ich innereuro- Paris, wie stellt er sich das vor? Und was ist mit und fair fashion und setzen uns beim Arbeitge- eigentlich leicht. Das Leben ist nun mal voller ren. Das ist gut für mein Gewissen und gut für land und kündigen ihren Besuch in der Hauptstadt
päisch nicht mehr fliegen. Ich kann das einfach Urlaub? Nur noch Fernreisen oder was? Ach so, ber für klimabewusste Entscheidungen ein. Gegensätze und im Wesentlichen glaube ich fest die Umwelt, aber macht es das wirklich besser? an. Auch der jüngste Versuch, meine Eltern auf
nicht mehr.« Ich schaue ihn fassungslos an und Camping. Genau. Diese Jahr habe ich meine Urlaubstage daran, dass die täglichen Handlungen einer Ein- Durch das Leben mit meinem Mann, dem Klima- einem Weg jenseits des Flugzeugs nach Berlin zu
denke: Wenn er das ernst meint, dann war‘s das Und dann legt er los, mein Mann der Klima- grösstenteils in Berlin und Brandenburg ver- zelperson wichtig sind. Wenn man selber nichts aktivisten, habe ich nicht nur verstanden, wie bringen scheiterte. Trotz meiner Einladung, ihnen
mit unserer Ehe. aktivist. »Fliegen ist das Schlimmste, was man bracht, bis auf den einen Flug nach Mallorca zur ändert, ändert sich auch nichts, richtig? Richtig. brenzlig die Lage unseres Planeten wirklich ist ein Bahnticket zu spendieren, endete der Versuch
dem Klima antun kann. Wenn wir so weiterma- Hochzeit meiner besten Freundin. Nicht schlecht Aber reicht es wirklich aus, das zu tun was man und was die Menschheit der westlichen Welt in in einer ausführlichen Darlegung ihrerseits, dass
chen, sind die zwei Grad (globale Erwärmung) wie ich finde. Ein Teil von mir denkt: da geht noch gerade tun kann oder müsste ich eigentlich nicht den vergangenen 30 Jahren hätte tun können, ein Flug von Köln nach Berlin einfach viel schnel-
Fliegen ist ein Teil nicht mehr zu vermeiden, und dann sind wir alle was. Schaffe ich ein Jahr ganz ohne Flüge? Doch mehr machen? um der Erderwärmung entgegenzuwirken – mir ler, praktischer und preisgünstiger sei. Also gehe
am Arsch. Das war’s für mich. Ich fahre nur noch dann ist da dieses Fernweh. Mich zieht es mal Früher war ich stolz darauf, schon so oft ist vor allem auch klar geworden, dass meine ich einfach davon aus, dass sie auch dieses Mal
meiner Identität
mit dem Zug.« In meiner Verzweiflung entgegne wieder weiter weg. Vielleicht eine Freundin auf geflogen zu sein und auch heute bin ich unglaub- Entscheidungen zählen. fliegen werden.
Ich bin ein Airline Kind. Seit ich denken kann, ist ich »Du bist ja noch nicht mal Vegetarier.« Er ver- Bali besuchen? Oder endlich mal nach Indien? lich dankbar dafür, so viele Länder und Kulturen Endlich habe ich verstanden, dass das
die Luftfahrt Teil unserer Familien-Realität. Wir dreht die Augen, und damit ist das Thema erst Meine Verbündete schmunzelt und nickt kennengelernt zu haben. Ich will gar nicht wissen, Mobilitätsverhalten anderer Menschen, auch das
leben im Ausland, wir ziehen um, ich wachse mal beendet. wissend. »Ich habe diese Kette mit einem Flug- wie groß mein ökologischer Fussabdruck wirklich Zurück in die Zukunft meiner Eltern, nicht meine Verantwortung sind.
bilingual auf und als es zurück nach Deutschland zeug-Anhänger«, sagt sie und seufzt. »Sie war ist und wie viele Treibhausgas-Emissionen ich Und dann sagt mein Vater: »Dieses Mal fahren
geht, bin ich mit sieben Jahren das einzige Kind lange ein Teil von mir; ich habe sie mit Stolz allein durchs Fliegen verursacht habe. Die Große Koalition hat ein Klimapaket verab- wir mit dem Zug. Für euch und für das Klima
in meiner Klasse, das nicht Fahrradfahren kann. Endlich lerne ich eine getragen. Das geht jetzt irgendwie nicht mehr.« Doch Dank’ Services wie atmosfair, kann schiedet, als gäbe es kein Morgen, das EU-Par- natürlich.«
Dafür war ich schon mal auf Hawaii, habe ich diese unschöne und abstrakte Realität nicht lament hat den Klimanotstand ausgerufen und Es gibt Hoffnung.
Verbündete kennen
die Freiheitsstatue live gesehen und finde schnell nur berechnen, sondern auch gleich die durch die Wissenschaft erklärt uns, dass die 1,5 Grad
neue Freunde, die gerne mit mir Reisebüro spie- Schnell stellen wir fest, wir teilen eine Ver- Lässt sich das überhaupt
len. Die Welt zu bereisen, im Ausland zu leben, ist gangenheit, denn auch sie ist ein Airline-Kind.
miteinander vereinbaren?
für mich Normalität. Chicago, Quito, New York, Neben der Liebe zum Fliegen eint uns auch der
Köln, ein Austauschjahr in den USA, ein Auslands- Lebensstil: Wir wählen grün, wir fahren Fahr- Kann ich mich als mit einem Klimaaktivisten Katharina Seeger ist Kreativ Direktorin und Teil des Management Teams bei der
semester in Hong Kong, ein Praktikum in Wolfs- rad und BVG, haben zwar einen Führerschein, Verheiratete als Airline-Kind identifizieren, ohne Design-Agentur Edenspiekermann. Außerdem ist sie Jivamukti Yogalehrerin und
burg und gerade eben Berlin. aber kein Auto und unser Kühlschrank ist nicht scheinheilig zu sein? unterrichtet in Berlin.
16 | KARUNA KOMPASS AUSGABE #17 MOBILITÄT | 17

75 Dezibel
Dort, wo es ganz laut ist, gibt es ganz leise Orte. Dort, wo der Verkehr wütet, findet sich
eine ruhige Stelle und lässt sich nieder. Die Fotografin Sophie Bellmann hat sich an die
sechs lautesten Orte von Berlin begeben und dort stille Momente eingefangen.

Bundesplatz (73 dB)

Sophie Bellmann ist eine Fotografin und Filmemacherin aus Berlin. Inspiriert durch
Menschen in Bewegung, die wilde Oberfläche des Ozeans und die betonierten Wände
ihrer Kreuzberger Fertigteilhauswohnung. www.sophiebellmann.de

Alexanderplatz (77 dB)


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Flughafen Schönefeld (74 dB) Dominikusstraße (75 dB)


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Kottbusser Damm (74 dB) Baustelle Wittenbergplatz (70 dB)


22 | KARUNA KOMPASS AUSGABE #17 MOBILITÄT | 23

Wie leben?
Was passiert, wenn man sich entscheidet, alles zu verkaufen und ab sofort in einem
Wohnwagen zu leben? Nico Jungel hat in verschiedenen Fahrzeugen gelebt und das größte
Fahrrad der Welt gebaut, einen mobilen Raum. Für den Karuna Kompass hat er alle
relevanten Vor- und Nachteile zusammengetragen und räumt mit Vorurteilen auf.

Was das nomadische, beziehungsweise mobile


Leben betrifft, gibt es ja so einige Irrtümer.
Zumindest war ich mehreren selbst erlegen.
Umso mehr juckt es mich, dem ganzen Hype
und der verklärten Romantik rund um #vanlife
und #tinyhouse etwas entgegen zu setzen.
Andererseits möchte ich stark für die Vorteile
einer nicht-verschwenderischen Lebensweise
argumentieren. Selbst habe ich, wie viele andere
auch, ein paar längere Auslandsreisen unternom-
men, sowie knapp 5 Jahre »Bordsteinkante« in
verschiedenen Fahrzeugen gelebt.

viel

Die materiellen Dinge, Platzverbrauch Ressourcen Energie


die einen umgeben
Es ist ein Trugschluss, dass man in einem Bus Wer (sehr) mobil lebt, braucht viel Energie, um Energie ist so ein Wort, das ständig gebraucht
Dass ein »europäischer Durchschnittsbürger« lebend weniger Platz braucht. Zumindest gesell- sich selbst zu bewegen. Wird das ganze Zimmer wird, aber das Gefühl dafür fehlt eigentlich. Denn
bedeutend mehr Dinge häuft, als er für eine schaftlich betrachtet. Zwar mag die Grundfläche mitbewegt, wird es horrend mehr. Trampen, die gängigen Formen (Strom, Wasser, Benzin)
zufriedenstellende Existenz braucht und für eine klein erscheinen, jedoch können in einem 4-stö- Laufen und Radfahren sind nach wie vor die bes- stehen uns ‚grenzenlos‘ zur Verfügung. Ein gutes
umweltverträgliche Lebensweise haben dürfte, ckigen Haus deutlich mehr Menschen leben, ten Fortbewegungsmethoden. Mit dem »8rad« Gespür dafür bekommt man, wenn man keinen
wird wohl kaum wer in Frage stellen. Nachdem als die etwa 8–10 Fahrzeuge, die auf diesem habe ich versucht, den Verbrauch an Benzin oder nur wenig und damit begrenzten Strom aus
ich fast alle meine Dinge verkauft, verschenkt Grundstück stehen könnten. Problematisch ist, und anderen giftigen Flüssigkeiten die ein Auto einer Solarzelle für sein tägliches Dasein bezieht.
und weggeworfen hatte und neben dem Lap- dass nicht nur immer mehr Menschen in immer braucht, den Reifenabrieb und den Materialein- Oder das Trinkwasser in PET Flaschen bei pas-
top eine handvoll Bücher, etwas Kleinkram und größeren Wohnungen wohnen, sondern auch satz so gering wie möglich zu halten. Dass man sender Gelegenheit sammelt. Diese Erfahrungen
ein Karton mit Kleidung übrig blieb, war ich immer öfter alleine und damit ein eigenes Bad damit keine 100 km/h fahren kann und sich der haben mein persönlichen Blick derart nachhaltig
zunächst recht stolz. Als ich in den ersten Bus und Küche brauchen. In öffentlichen Schwimm- Aktionsradius deutlich verringert, stellte sich als beeinflusst, dass ich der Meinung bin, jede*r
einzog, wurde mir aber auch sehr klar, dass die- bädern Zähne zu putzen habe ich immer sehr persönlicher Gewinn heraus. sollte ein Jahr lang auf diese Weise leben, um
ser 2,9t-Stahlklotz auf vier fetten Gummireifen genossen; es war wie eine Aufforderung, das dafür ein Bewusstsein zu entwickeln.
das größte Ding ist, das ich je besessen hatte. Private zu teilen.
wenig
24 | KARUNA KOMPASS AUSGABE #17 MOBILITÄT | 25

Bewegung Kosten Faktor Zeit Wahl des Fahrzeugs

Müsste ich ein persönliches Diagramm, gemessen Es gibt die persönlichen Kosten und die für Nicht in einer festen Wohnung zu leben bedeutet, Dass Wohnmobile versuchen, Wohnungen mobil
an für Fortbewegung (inkl. Reisen) verwendeter die Nachkommen. Auch wenn ein mobiles, erheblich mehr Zeit für alltägliche Dinge auf- abzubilden, in der Fülle der Annehmlichkeiten,
km, erstellen, würde es (hoffentlich) so aussehen: nomadisches oder abgeschiedenes Leben stark bringen zu müssen. Zu duschen kann 1–2 Std in habe ich nie verstanden. Ohne gerade Wände
von Eskapismus geprägt ist, möchte ich mich Anspruch nehmen, eine Waschmaschinenladung zu leben, mit Fenstern zu allen Seiten, flink und
Fahrrad sehr dafür aussprechen, die Verantwortung zu waschen ebenso, der Gang zum Klo muss oft wendig, das ist doch der Reiz. Lastenfahrräder
68 % über die eigenen Bedürfnisse hinaus zu sehen. warten. Was in einem 6-wöchigen Urlaub Aben- (Cargobikes) bringen noch ungeahnte Möglich-
TinyHouses und winzige Studentenapparte- teuer verspricht, bedeutet bei dieser Lebensform keiten in nicht nur diesem Bereich. Bei Radreisen
Laufen
13 % ments, die umgerechnet 15–20 €/qm monatlich klare Abstriche. Jedoch sind die Erlebnisse und habe ich, verglichen mit Wandern, Trampen,
kosten, nützen vor allem dem Vermieter. Ver- Ereignisse, die diese alltäglichen Notwendigkeiten Wohnmobil und Backpacking die allerbesten
Zug zicht an Lebensraum, oder anders gesagt: eine begleiten – an den vielen unterschiedlichen Orten, Erfahrungen gemacht. Ein Fahrrad nimmt die
12 %
angemessene Größe des Lebensraums, muss in Verbindung mit immer anderen Menschen – so Last vom Rücken, erzielt eine angenehme, aber
Auto auch finanziellen Vorteil bringen. unterschiedlich und eigen, dass sie einen großen doch vorzeigbare Reisegeschwindigkeit und
3% persönlicher Schatz an Lebensreichtum bilden. fördert den Austausch mit den Menschen vor
Ort. Im Alltag kann ein Fahrrad exzellent z. B.
U/S-Bahn
Einkäufe transportieren und durch das neu ent-
3%
standene Segment der Cargobikes zuladen, was
Flugzeug derzeit noch in Autos geladen wird. Mit dem Pro-
1% jekt Velofracht (www.velofracht.com) möchte ich
Mein Fahrrad 2004 ganz praktisch diesen Wandel mit voranbringen.

Gemeinschaft

Vermutlich haben die meisten Menschen in


Deutschland ein Auto und ein Haus oder eine
Wohnung. Hat man eines von beidem oder
sogar beides nicht, läuft man mit einem anderen
Gefühl durch die Straßen. Dieses Gefühl besteht
aus Stolz, aber auch aus Angst. Der Stolz ist, eine
(bessere) Alternative gefunden zu haben, die Angst
ist der Ausschluss, denn Gemeinschaften bilden
sich immer um das, was ihnen gemeinsam ist.

Freundschaft

Mein Leitspruch war immer »kein Milieu«, »keine


Szene«. Angeschaut habe ich mir viel, aber es
nirgends lange ausgehalten. Auf der Straße zu
leben, oder in kleinen Objekten, die auf der
Straße stehen, macht einen zum Außenseiter. Die
Leute sehen einen anders an und sehen in einem
einen anderen. Durch diese Reaktionen hatte ich Nico Jungel hat sich stets mit der Frage beschäftigt, welche Lebensform eine pas-
immer vielmehr das Gefühl, wer anders zu sein sende sein könnte. Neben sozialen, künstlerischen und philosophischen Fragestel-
als durch das, was ich da in meinem Leben tat. lungen spielte die einer möglichst geringen Belastung der Umwelt immer eine große
Wie einfach diese Mechanismen aus Vorurteilen, Rolle. Derzeit lebt er mit seiner Frau und seinen 2 Kindern in einer WG und verfolgt die
Schubladendenken und Zuordnungen funktio- praxisnahen Projekte www.cargoli.de und www.velofracht.com. Mit Sonderanfertigun-
nieren ist erschreckend. Um diese aufzubrechen, gen, Entwicklungen und Aufbauten für Lastenfahrräder sollen möglichst viele Autos
braucht es die Begegnung, das Gespräch und von den Straßen verschwinden, um damit langfristig das Erscheinungsbild von vor
den Austausch. allem (aber nicht nur) Städten zu verändern.
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Leseprobe aus dem Buch »Unsichtbar Extrem Unterwegs«


Unsichtbar Extrem Unterwegs Kapitel 2 – Selbstdisziplin

Jonathan

Unsichtbar, Extrem,
Mit Freunden durch den Grand Canyon oder aus Er schildert ein für viele Reisende nerviges Sze-
dem Auslandssemester in Russland mit dem Zug nario. Eine Situation, die jeder, der regelmäßig
zurück. mit der Bahn reist, schon einmal erlebt hat:
»Es gab keinen konkreten Anlass. Ich habe Der Zug ist voll. Es steigen immer mehr Men-
im EsStudium
ist ein warmereinfach gemerkt,
Tag, und Jonathan dass
ist noch ich gerne Zug
leicht außer schen zu. Reisende mit und ohne Reservierung

Unterwegs
Atem, als er zum Gespräch kommt. Er ist leger gekleidet,
fahre. Auch ohne Ziel.« Sein klassischer
trägt Jeans und T-Shirt. Sein Lächeln ist freundlich. Er
Lernort sind auf der Suche nach einem freien Platz.
sei eigentlich die Bibliothek gewesen. Das Zug-
fragt nach einem Glas Wasser und seine Art wirkt direkt
Gedränge in den Gängen – Taschen, Jacken,
ehrlich und sympathisch. Wir führen das Gespräch bei
fahren botEr hat
uns im Büro. Abwechslung.
das Interview zwischen»Einfach
zwei Terminemal raus- Gegenverkehr. Einige Mitreisende haben schon
gelegt, für die er ohnehin durch die ganze Stadt fahren
zukommen. Etwas anderes zu riechen und zu
muss. Der Weg zu uns ist nur ein kleiner Umweg. Jonathan
aufgegeben und stehen in den Zwischenabtei-
schmecken.«
hat heute auch noch Geburtstag. Als wir ihm gratulieren,
len. Dann immer wieder Doppelsitze, die von
scheint es ihm fast unangenehm zu sein. Er steht nicht
gernDie Fahrten im Studium nutzte er, um
im Mittelpunkt. Einzelreisenden belegt sind. Jacke und Tasche
Wir setzen uns und legen schnell los. Jonathan
sichhatMeilensteine zu setzen. Zum Beispiel: zwei
nicht viel Zeit. Er setzt direkt mit seiner Geschichte
demonstrativ auf dem Nebenplatz ausgebrei-
Texte vor der nächsten Station fertig zu lesen.
an und es wird klar, dass er sich bereits mit dem Thema
tet. Bei dem Versuch, Blickkontakt aufzuneh-
Persönliche Geschichten von Menschen und Mobilität, die dazu ermuntern mehr nachzufragen
auseinandergesetzt hat. Er beschreibt sein Leben als
Das„mobilitätsgeprägt“.
klingt spannend. In unserem
Seine Leidenschaft Arbeitsalltag
für Züge zeich- men, mit Gestik anzudeuten, ob der Platz noch
Jonathans lieb gewonnene net ihn aus.
nutzen wir oft die Timeboxing-Methode, um uns frei sei, sind viele Reisende plötzlich ganz ver-
und zuzuhören, und für mehr Vorsicht, Rücksicht und Weitsicht plädieren – das ist das neue einen festen Zeitplan zu geben und effektiver zu tieft in ihre Zeitung oder blicken aus dem Fens-
Selbstdisziplin
Buch von White Octopus. Die Berliner Agentur gestaltet die Mobilität von morgen und unter- 64 arbeiten. 65 ter. Jonathan würde in diesem Moment nicht
Jonathan muss sich beeilen, um pünktlich zu Das Zugfahren funktioniert für Jonathan nur seine Tasche vom Nebensitz nehmen, er
stützt Unternehmen dabei neue Produkte und Services zu entwickeln. Die Designerin sein und ist noch leicht außer Atem, als er zum ähnlich. Durch das Umsteigen ergibt sich ein ver- würde auch seinen eigenen Platz anbieten. An
Gespräch kommt. Er ist leger gekleidet, trägt bindlicher Zeitrahmen. Während andere künst- diesen Satz erinnern wir uns auch noch lange
Johanna Auferkamp stellt das Buch von White Octopus vor:
Jeans und T-Shirt. Sein Lächeln ist freundlich. Er lich den Zeitdruck erhöhen, um effizienter und nach dem Gespräch.
fragt nach einem Glas Wasser und seine Art wirkt fokussierter zu arbeiten, setzt Jonathan sich in Es liegt ihm am Herzen, dass auch andere
direkt, ehrlich und sympathisch. Wir führen das den Zug, um Ablenkung zu vermeiden. »Wenn Leute Spaß am Zugfahren haben. »Das ist mir
Einleitung
Gespräch bei uns im Büro. Er hat das Interview ich zu Hause bin, spiele ich am PC oder lenke wichtig, darum biete ich meinen Sitzplatz ande-

Unsichtbar
Für unsere Arbeit als Designer ist es wichtig, uns nie hätten träumen lassen. Der Blick nach zwischen zwei Termine gelegt, für die er ohne- mich irgendwie anders ab. Im Zug werde ich ren Leuten an. Dann würde ich auch Stehen in
zu verstehen was Menschen wollen, was sie Außen ermöglicht uns, die richtigen Lösungen Einleitung
hin durch die ganze Stadt fahren muss. Der Weg nicht so abgelenkt wie zu Hause. Ich kann nicht Kauf nehmen.«
brauchen und was sie sich im Alltag wünschen,
damit wir sinnvolle Antworten auf aktuelle
für echte Menschen zu entwickeln und schenkt
uns zudem frische Inspiration für neue Ideen. Extrem
Unsichtbar
zu uns ist nur ein kleiner Umweg. Jonathan hat
heute auch noch Geburtstag. Als wir ihm gratu-
einfach aus dem Zug rausspringen oder den
PC anmachen. Es ist wahrscheinlicher, dass ich
Nach seinem Studium in einer Stadt im
Westen Deutschlands zog er vor einigen Jahren
Herausforderungen geben können. Weil wir die
Bedürfnisse von Nutzern nicht vom Schreib-
Denn in jeder Recherche lernen wir etwas Neues
über die Anderen und über uns selbst, weil wir
Unterwegs
Extrem lieren, scheint es ihm fast unangenehm zu sein.
Er steht nicht gerne im Mittelpunkt.
arbeite. Nicht so konzentriert wie in der Biblio-
thek, aber zwischen mir und der Arbeit stehen
nach Berlin. Seine Freundin wohnt in Hessen.
Um sie zu besuchen – und für seine Arbeit –
tisch aus identifizieren können, gehen wir
raus und treffen die Menschen. Wir besuchen
eigene Stereotypen hinterfragen.
Durch unsere Interviews und Beobach-
Unterwegs
Panikattacken und
andere Störungsfälle
Wir setzen uns und legen schnell los. Jona-
than hat nicht viel Zeit. Er setzt direkt mit sei-
nicht so viele Sachen wie zu Hause.« Irgendwie
eine gute Idee finden wir, das Angenehme mit
muss er häufiger im Monat mit dem Zug durch
Deutschland reisen. Auch in Berlin muss er häu-
sie Zuhause oder fahren mit ihnen zur Arbeit, tungen kennen wir bereits viele Bedürfnisse: Panikattacken und ner Geschichte an und es wird klar, dass er sich dem Nützlichen zu verbinden. fig mehrmals am Tag den Arbeitsort wechseln
andere Störungsfälle
beobachten sie, stellen Fragen und hören ein- von Pendlern und Reisenden, von Familien bereits mit dem Thema auseinandergesetzt hat. Im Studium plante Jonathan seine Fahrten und ist dafür vor allem mit dem Fahrrad oder
fach zu. Dabei gehen wir vor allem mit Neugier und Geschäftsleuten. Wir sind neugierig auf Er beschreibt sein Leben als »mobilitätsgeprägt«. meist recht spontan. Meistens am Tag vorher. öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs. Er
auf die Menschen zu und sind offen für alles, Geschichten von Menschen, die anders sind. Seine Leidenschaft für Züge zeichnet ihn aus. Erster Halt: Köln. Dann weiter nach Frankfurt. In besitzt weder ein Auto noch nutzt er Carsharing-
was wir von ihnen lernen können. In diesen Anders, weil sie auf unterschiedlichste Weisen Nürnberg dann 1,5 Stunden Pause zum Erholen Angebote: »Ich bin sehr bequem. Und habe des-
Momenten sind sie die Experten für bestimmte Extrem Unterwegs sind. Wir haben mit acht Bahnfahren als Hobby und Essen: »In Nürnberg gibt es nämlich die bes- halb nur einen Account für Lidl-Bikes. Wenn ich
Abläufe, Routinen oder Kniffe – nicht wir. Des- Personen gesprochen, die uns einen Einblick in In seiner Kindheit sammelte Jonathan Modell- ten Lebkuchen der Welt, die habe ich dann dort Carsharing hätte, würde ich das auch nutzen.«
halb nennen wir sie auch »Alltagsexperten«. ihr Leben und ihre besondere Mobilität gege- eisenbahnen. Sein Vater arbeitete bei der Bahn. geholt.« Dafür musste er natürlich genug Zeit Das klingt zunächst widersprüchlich – dahinter
Manchmal sind sie außergewöhnlich, manch- ben haben. Ihre Geschichten haben wir in einem Vielleicht wurde ihm die Begeisterung also in die einplanen. Von dort ging es weiter nach Hanno- steckt aber eine ganz eigene Strategie.
mal eher durchschnittlich in ihrem Verhalten, Buch zusammengefasst. Die Geschichte von 1
Wiege gelegt. Zumindest ermöglichten ihm die ver und dann wieder nach Hause. »Abends habe
aber alle haben einen ganz eigenen Blick auf Jonathan wollen wir hier als Leseprobe teilen Freifahrten für Familienmitglieder viele Zugreisen ich mich dann aber auch gefreut, wieder nach Mit Tricks raus aus der Komfortzone
die Welt. Sie entwickeln einzigartige Strategien (um die Persönlichkeitsrechte unseres Inter- Unsichtbar Extrem Unterwegs zu bestellen unter:
1
durch Deutschland. Und somit wurde das Hobby Hause zu kommen.« Bequemlichkeit ist für Jonathan etwas Negatives,
um sich durch ihren Alltag zu manövrieren und viewpartners zu schützen, haben wir seinen www.whtctps.com Bahnfahren überhaupt möglich. Heute zahlt sein Mittlerweile hat er sein Hobby zum Beruf das wird während des Gesprächs immer wieder
treffen Entscheidungen aus Gründen, die wir Namen geändert). Arbeitgeber, da er eine BahnCard 100 hat. Finan- gemacht. »Bahnfahren ist jetzt ein Teil meines deutlich. Deshalb fordert er sich selbst heraus,
zielle Aspekte beeinflussen seine Mobilität damit Berufs. Ich fahre gerne Zug. Für mich ist das eine bekämpft den inneren Schweinehund. Er will sich
kaum. Fahrradfahren und Gehen machen ihm Art Ehrenamt. Ich habe den Anspruch, die Welt aus der Komfortzone bewegen …
auch Spaß, das macht den Kopf frei. Aber beim zu verbessern, und denke darum auch in meiner
Zugfahren ist schon die Reise das Ziel. Dann ist Freizeit über Problemstellungen der Arbeit nach.« Ende der Leseprobe.
Die White Octopus GmbH ist eine Strategie- und Designberatung aus Berlin, die er nicht mobil, um von A nach B zu gelangen. Als er von seiner Arbeit erzählt, können wir seine »Unsichtbar Extrem Unterwegs«
Unternehmen dabei unterstützt Innovationen zu entwickeln, zu testen und in den Mobilität ist sein Hobby. Wenn andere gärtnern, Begeisterung spüren. Die Bahn ist sowohl beruf- zu bestellen unter:
Markt einzuführen. Natürlich ist White Octopus Mitglied der Karuna Genossenschaft. stricken, kochen oder lesen, plant er Zugreisen. lich als auch privat ein wichtiger Teil seines Lebens. www.whtctps.com
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Flächenbedarf unterschiedlicher Verkehrsmittel für 72 Menschen

Verkehrswende
Quelle: Planungs- und Presseamt sowie Stadtwerke der Stadt Münster, 1990, Poster »nur mal nachdenken«

in Berlin
Herzlichen Glückwunsch – Sie sind wahrscheinlich schon Teil der Verkehrswende in Berlin!
Ingo Kucz und Gereon Uerz erläutern uns die Verkehrswende in Berlin mit Fakten.
Sie verdeutlichen, warum der öffentliche Nahverkehr und das Fahrrad/Pedelec kurzfristig
die beste Alternative für die Verbesserung des Klimas und der Lebensituation in
unserer Großstadt sind.
Autos Fahrräder Bus

Wenn Sie diesen Artikel lesen, befinden Sie sich werden, sonst verheizen wir unseren Planeten Lebenswerte Städte müssen vor Ort entste- In Berlin sind wir bei der sehen. Radfahrer leben gesünder, kommen aus- Ob wir es gut finden, oder nicht: Das Auto ist
sehr wahrscheinlich in einer Berliner S- oder und zerstören seine Lebensgrundlagen. Konkret hen – zum Beispiel hier in Berlin. Der Bürger- geruhter an ihr Ziel und unterstützen mit jedem ein fester Bestandteil für viele Menschen in
Verkehrswende vorne dabei.
U-Bahn – oder in einem Bus. Vielleicht sit- heißt das: Wir müssen die CO2-Emissionen aus meister von Bogota / Kolumbien, Enrique Peña- gefahrenen Kilometer die Verkehrswende. Aber: Berlin (so, wie in ganz Deutschland). Wenn wir
zen Sie auch in einem Ca­fé oder zuhause und dem Verkehrssektor dramatisch reduzieren. Da losa, hat das einmal so auf den Punkt gebracht: Und gleichzeitig hinten dran! Berlins Radwege sind zum größten Teil schlecht die Verkehrswende wirklich schaffen wollen,
waren vorher zu Fuß oder mit dem Berliner ÖV auch Elektrofahrzeuge einen enormen CO2-Fuß- ausgebaut oder werden zugeparkt. Immer noch müssen wir uns selbst infrage stellen: Muss ich
unterwegs. abdruck haben, ist kurzfristig die beste Alterna- Wo stehen wir in Berlin beim Thema Verkehrs- verunglücken zu viele Radfahrer auf Berlins meine Wege alle mit dem Auto zurücklegen? Was
Eine Karuna Kompass Verkäuferin oder ein tive, auf den ÖV oder das Rad bzw. das Pedelec Ob eine Stadt zivilisiert ist, wende? Wir sind einerseits vorne dabei. Berlin Straßen. genau hindert mich am Radfahren? Wollte ich
Verkäufer wird Sie in der Bahn, im Bahnhof oder umzusteigen. Berlin hat im Dezember 2019 den ist die erste Stadt in Deutschland, die ein spe- nicht immer etwas mehr Bewegung haben? Ist
hängt nicht von der Zahl ihrer
im öffentlichen Raum angesprochen haben, in Klimanotstand ausgerufen. zielles Mobilitätsgesetz beschlossen hat. Aber: Sozial gerecht sieht anders aus: Verglichen die S-Bahn wirklich so eine Zumutung? Muss ich
dem Sie unterwegs sind. Während in allen Industrie-Sektoren in Autobahnen und Schnell- Der Impuls dieses Gesetzes war nicht eine vor- mit seiner Bedeutung hat das Rad zu wenig mit meinem Auto bis in den Ring fahren? Oder
Damit sind Sie bereits Teil einer der Deutschland die CO2-Emissionen bereits sinken, straßen ab, sondern davon, ausschauende Politik, sondern eine Graswurzel- Platz gegenüber dem Auto kann ich irgendwo sinnvoll umsteigen?
größten gesellschaftlichen Umbrüche der kom- sind die Emissionen des Straßenverkehrs seit bewegung rund um den Volksentscheid Fahrrad.
ob ein Kind auf dem Dreirad
menden Jahrzehnte: Sie sind bereits Teil der 1990 sogar gestiegen. Immer mehr Fahrzeuge Die Berliner fahren überdurchschnittlich Verteilung der Verkehrsflächen
Verkehrswende. Sie nutzen Verkehrsmittel, die werden zugelassen und sie werden immer grö- unbeschwert und sicher viel ÖV: Ca. ein Drittel aller Wege legen die Ber- Links zum Thema unter:
39 % 19 %
sozial gerecht und ökologisch nachhaltig sind. ßer und schwerer. Kurz: Unsere Mobilität ist ein überall hinkommt. linerinnen und Berliner mit Bussen und Bahnen
Sie fahren ÖV oder Sie gehen zu Fuß. Zählen enormes Problem. Wir müssen uns ändern! zurück. Ein Spitzenwert in Deutschland. Aber: 3%
wir noch das Radfahren hinzu, haben wir die Wer regelmäßig mit der BVG, S-Bahn oder Regio-
wichtigsten Mobilitätsmittel zusammen, mit Ökologisch nachhaltig sieht anders aus: Der Autos tragen nicht zur Lebensqualität der meis- nalbahnen unterwegs ist, kennt die vielfältigen Anteil an zurückgelegten Wegen
denen unsere Gesellschaft die Verkehrswende Verkehrssektor stößt mehr CO2 aus als 1990 ten Stadtbewohner bei. Im Gegenteil: Sie rauben Härten unseres ÖPNV. Unser ÖV ist häufig noch 30 %
schaffen kann. uns Zeit und Platz, sind an Unfällen mit schwä- weit davon entfernt, eine vollwertige Alterna-
1990 2014 cheren Verkehrsteilnehmern (Fußgänger, Radfah- tive zum Auto zu sein. 13 %
rer) oft beteiligt und verschmutzen die Berliner Der Radverkehr in Berlin boomt. Aber: Auch Quelle: Mobilitätsatlas 2019 / Heinrich-Böll-Stiftung

Verkehrswende, Luft. Und all das, obwohl Berlin mit ca. 330 Autos hier ist weniger eine vorausschauende Politik der motorisierter Individualverkehr unterwegs
pro 1.000 Einwohner die niedrigste Autobesitz- Treiber, sondern die Menschen, die im Radfahren motorisierter Individualverkehrt parkend
alternativlos!
quote in Deutschland hat. eine schlaue Alternative zum Auto oder dem ÖV Radverkehr
Die beiden wichtigsten Gründe für die Ver- Der Autoverkehr macht uns fertig – Berlin
kehrswende sind der Klimanotstand und ist in vielen Bezirken immer noch die autoge-
lebenswerte Städte. Der Klimanotstand rechte Stadt. In der Rush-Hour liegen die Nerven
kennt keine Grenzen, sondern wirkt weltweit. Quelle: Renewbility
blank und der Verkehr staut sich. Die Berliner Ingo Kucz lebt in Berlin und ist Geschäftsführer des Karuna Gereon Uerz ist Soziologe und lebt in Berlin. Beim
Die CO2-Emissionen müssen drastisch gesenkt CO2 Gesamt CO2 Verkehr verschwenden viel Lebenszeit im Auto. Genossenschaftsmitglieds White Octopus. Sein persönlicher Karuna Genossenschaftsmitglied Arup, einem globalen
Beitrag zur Verkehrswende: Seine fünfköpfige Familie orga- Planungsbüro für die gebaute Umwelt, leitet er das Team
nisiert ihre Mobilität in Berlin vollständig ohne Auto. »Urban Research & Advisory«.
30 | KARUNA KOMPASS AUSGABE #17 MOBILITÄT | 31

KARUNA SUB Impressum


Berlins erste Buslinie für Obdachlose Herausgeberin
KARUNA eG
Chefredaktion
Astrid Mania
Korrektorat
Christine Emming
Paul-Lincke-Ufer 21 astrid.mania@karuna.family
10999 Berlin Partner
Mobilität ist eine zentrale und vor allem zumeist Konzeption und Redaktion INDEPENDENT CONNECTORS GmbH
unterschätzte Herausforderung für Obdach- KARUNA eG dieser Ausgabe Kalckreuthstrasse 16, 10777 Berlin
lose: Ein Leben ohne festen Wohnsitz bedeutet Jörg Richert Frieda Bellmann
nämlich stetige Bewegung. Und zwar unter Genossenschaftsregister GUR 821 B hello@friedabellmann.com Vertrieb
schwierigen Bedingungen. Je nach den persön- Amtsgericht Berlin – Charlottenburg Helmut Cladders
lich bestehenden Netzwerken, der Dauer der Tel.: 0177 221 843 2 Redaktionsassistenz Tel.: 0159 045 753 30
Obdachlosigkeit und vielen anderen Faktoren E-Mail: karunadeutschland@gmail.com Luca Felix Döring
sind Menschen auf der Straße dauerhaft unter- luca.doering@karuna.family Druck
wegs – und immer auf dem Sprung. Auf der Texte Tel.: 0157 788 621 92 BVZ Berliner Zeitungsdruck GmbH
Suche nach Nahrung, Geld, Schlafplätzen und Diana Polack
immerzu auf dem Weg zu Treffpunkten, fast Frieda Bellmann Sezen Cakmak Schriften
immer zu Fuß. Gereon Uerz sezen@karuna.family JAF Herb und JAF Bernina Sans
Vor diesem Hintergrund ist ein Leben ohne Ingo Kucz »The idea for JAF Herb was to develop a typeface
festes Zuhause ein oft unfreiwillig hoch mobiles Johanna Auferkamp Design und Layout with the prop­er­ties of black­let­ter, without evoking
Leben. Mit allen Auswirkungen, die jeder von uns Jörg Richert Ivo Herrmann any negat­ive connota­tions. The design retains the
kennt, der mal wieder den ganzen Tag unterwegs Julia Holze & Sohn www.ivoherrmann.com complex, humane char­ac­ter of fraktur without
war: Mobil sein bedeutet oft Stress und Unrast. Diese Lücke schließt der KARUNA SUB – Berlins jederzeit möglich ist. Analog zu unserem Kon- Katja Diehl appear­ing conser­vat­ive, aggress­ive or intol­er­ant.«
Rücken und Füße tun weh. Die meisten von uns erste Buslinie für Obdachlose. Mit zwei speziell sumverhalten ist auch unsere Mobilitätskultur Katharina Seeger Illustration und Fotografie — Just Another Foundry
genießen es, am Abend nicht mehr unterwegs ausgerüsteten – und farbenfroh gestalteten – geprägt von Überschuss – mit allen positiven Kurt Brash Evie S.
sein zu müssen. Mit der Aussicht auf eine warme Bussen verbinden wir ab sofort verschiedene wie negativen Effekten für unsere Städte. Grund- Lea Irmisch Iza Bułeczka Miller Headline von Carter & Cone
Dusche und vor allem auf ein gemütliches und Unterstützungspunkte in Berlin miteinander. sätzlich gilt aber immer: Selbst den Bus oder Lieke Ypma Julia Holze & Sohn
warmes Bett. Für Obdachlose hingegen geht es Die Busse sind dabei mobile Dienstleistung die U-Bahn muss man sich erst einmal leisten Nico Jungel Katja Diehl
am Abend meist noch weiter: Ihre Tagesmobilität und Mobilitätsdienstleistung in einem. Mobile können. Immerhin bekommt man schon für den Sophie Bellmann Kurt Brash Danke!
endet erst, wenn sie ihren hoffentlich ungestör- Dienstleistung, weil ausgebildete Ansprech- Ticketpreis einer Kurzstrecke eine kleine Mahl- Lea Irmisch Die KARUNA eG bedankt sich herzlich für die
ten und halbwegs sicheren Schlafplatz erreicht partner im Bus mitfahren. Mobilitätsdienst- zeit. Und wer wegen Geldmangel »schwarz« Kreativdirektion Mehdi Sepehri ehrenamtliche Mitarbeit von Astrid Mania,
haben. leistung, weil Obdachlose erstmals ihr eigenes fährt, gerät unter Umständen ganz schnell in Nina Raftopoulo Nico Jungel Nina Raftopoulo und Christine Emming am
Großstädte wie Berlin verfügen zwar über Nahverkehrsangebot erhalten. Wir sorgen für eine fatale Abwärtsspirale, inklusive drohender nina@independent-connectors.com Sophie Bellmann Karuna Kompass.
ein Netz an unterschiedlichen stationären Ein- eine kostenlose Basismobilität innerhalb der Kriminalisierung und wachsenden Strafen.
richtungen und mobilen Dienstleistungen. Es Stadt. Eigenraum, Privatsphäre und kurzzeitiger Unterm Strich geht es dabei nicht nur um
gibt Orte, an denen Obdachlose Unterstützung Ruheraum inbegriffen. Unterstützt und finan- die Verbesserung der Versorgung von Obdach-
finden – allerdings sind diese weit über das ziert wird das Angebot übrigens durch das Land losen. Ein Mindestmaß an Mobilität ist oft auch Für Verkäufer*innen
Stadtgebiet verteilt. Und obwohl auch Street- Berlin, und zwar von der Senatsverwaltung für eine Art Zugangsvoraussetzung für gesellschaft-
worker zu den Obdachlosen kommen, existieren
bislang kaum spezielle Mobilitätsangebote für
Integration, Arbeit und Soziales.
In unserer schnellen und hochspezialisier-
liche Teilhabe. Mit unserem Projekt KARUNA Sub
und mit unseren beiden ersten Bussen setzen wir
Ausgabestellen
Obdachlose. Weder in Berlin, noch in Deutsch- ten Gesellschaft haben wir uns daran gewöhnt, ein Zeichen für eine soziale und sozial nachhal-
land, noch international. dass individuelle Mobilität beinahe überall und tige Mobilitätskultur.
Café Pavillon Karuna eV Karuna eG Karuna Übernachtcafé
(auch am Wochenende) Hausotterstraße 49 Paul-Lincke-Ufer 21 Gitschiner Straße 15
Grünberger Str. / Ecke, 13409 Berlin 10999 Berlin 10969 Berlin
Lea Irmisch arbeitet im Management der Jörg Richert ist Gründer des Karuna e. V. und Vorstand Gärtnerstraße, 10245 Berlin
Karuna Sozialgenossenschaft. der gleichnamigen Sozialgenossenschaft.

Fragen zum Vertrieb? Helmut Cladders, Tel.: 0159 045 753 30

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