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Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2
Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3
Ausgangslage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3
Kurzporträt Auftraggeberschaft
Konsortium «Depot Deutweg» .. . . . . . . . . . . . . . . . . . 3
Kontext .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4
Perimeter .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5
Zielsetzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5
Aufgabenstellung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5
Verfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
Auftraggeberschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
Ausschreibende Stelle und Organisation
des Wettbewerbsverfahrens .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
Präqualifizierte Teams . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
Beurteilungsgremium . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8
Beurteilungskriterien .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9
Ergebnisse der Vorprüfung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9
Würdigung des Verfahrens .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9
Rangierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10
Projektbeschriebe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12
TAPIS (1. Rang) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12
DOPPELDECKER (2. Rang) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20
OMNIBUS (3. Rang) .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28
DEPOT COOPERATIF (4. Rang) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36
CL0664 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44
COLLAGE LIVING .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52
FUNDUS .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60
MAGNET . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68
ROJI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76
SYMBIOSE .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 84
TARTARUGA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92
ZWEI BAUTEN DREI PLÄTZE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 100
Genehmigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109
2
3
Einleitung
Ausgangslage leistungen und können am gesellschaftlichen Leben
Das Areal Depot Deutweg befindet sich im Winter- innerhalb der Siedlung teilnehmen.
thurer Quartier Mattenbach und ist mit einer Areal- Aufgabe und Zweck der gaiwo sind gemeinnüt-
fläche von 10 504 m² eine zentrale Baulandreserve zig und nicht gewinnorientiert. Die gaiwo ist in Win-
der Stadt, welche im Baurecht an ausgewählte ge- terthur gut verankert. Neben der Stadt Winterthur
meinnützige Wohnbauträger abgegeben wird. Die wird sie von namhaften Firmen und Organisationen
Identität des Ortes, die zentrale Lage und der gute getragen und unterstützt. (www.gaiwo.ch)
Anschluss an den öffentlichen Verkehr sind heraus-
ragende Qualitäten des Areals. Winterthur präsen- Gemeinnützige Wohnbaugenossenschaft
tiert sich unter dem Label «Gartenstadt Winterthur» Winterthur (GWG)
mit langer Tradition. So legt die Stadt grossen Wert Die GWG ist eine unabhängige und gemeinnützige
auf Grün- und Freiflächen. Wohnbaugenossenschaft. Seit 1939 schafft und er-
Die drei Winterthurer Genossenschaften gaiwo hält sie günstigen Wohnraum in und um Winterthur.
(Genossenschaft für Alters- und Invalidenwohnun- Ihre rund 1 300 Wohnungen gehören den Genossen-
gen), GWG Gemeinnützige Wohnbaugenossenschaft schafterinnen und Genossenschaftern, die bei der
Winterthur und WBG-Talgut (Wohnbaugenossen- GWG ein faires Zuhause zu einem kostendecken-
schaft Talgut) schlossen sich mit dem Ziel einer ge- den Mietzins finden. Die GWG steht allen Menschen
meinsamen Arealentwicklung zur Trägerschaft «Kon- offen. Ihre Grundstücke, Häuser und Wohnungen
sortium Depot Deutweg» zusammen. Sie erhielten in sind grundsätzlich unverkäuflich; Erträge werden
einem Bewerbungsverfahren den Zuschlag der Stadt ausschliesslich in die Genossenschaft reinvestiert.
Winterthur für das Baurecht. Beim alle drei Jahre vergebenen Architekturpreis
Auf der Grundlage einer Machbarkeitsstudie (von Kanton Zürich waren 2019 beide Neubausiedlungen
BDE Architekten GmbH) legte der Stadtrat 2019 der GWG unter den 16 Finalisten. Einerseits betrifft
einen Gestaltungsplan auf, der Anfang 2021 Rechts- dies die Siedlung Orenberg in Ossingen (BDE Archi-
kraft erhielt. Der Gestaltungsplan bildet die recht- tekten), andererseits die Siedlung Flarzett (Staufer
liche Grundlage für das beabsichtigte Bauvorhaben. & Hasler Architekten), die eine Anerkennung erhielt.
Auf dem Areal Depot Deutweg sollen rund 120 ge- (www.gwg.ch)
nossenschaftliche Wohnungen entstehen. In den be-
stehenden, teilweise geschützten Hallen mit Vorplatz Wohnbaugenossenschaft Talgut (WBG-Talgut)
und im geschützten Verwaltungsgebäude sind gröss- Bei der WBG-Talgut sind Familien, ältere Menschen
tenteils gewerbliche und gemeinschaftliche Nutzun- und Einzelpersonen, unabhängig von ihrem Zivil-
gen, unter anderem ein Doppelkindergarten geplant. stand oder ihrer Nationalität, willkommen. Mit ei-
Den drei Genossenschaften ist es wichtig, neben be- ner vernünftigen Wohnpolitik schafft sie seit 1944
zahlbarem und innovativem Wohnraum, Angebote Mietobjekte, die man sich leisten kann. WBG-Talgut
für das Quartier entstehen zu lassen. orientiert sich an menschlichen, nicht an finanziellen
Werten und handelt transparent sowie zukunftsori-
entiert, wenn es um eine gesunde Quartierstruktur,
Kurzporträt Auftraggeberschaft Konsortium
sinnvolle Sanierungen und kreative Neubauten geht.
«Depot Deutweg»
Jung und Alt sollen sich in einer Talgut-Wohnung
Genossenschaft für Alters- und Invalidenwohnun- zuhause fühlen. Leben und leben lassen, und trotz-
gen (gaiwo) dem das Gemeinwohl im Augen behalten, das sind
Gaiwo stellt in Winterthur älteren Menschen und die Leitgedanken der Winterthurer Wohnbauge-
Menschen mit einer Behinderung bezahlbaren nossenschaft Talgut. Den Mieterinnen und Mietern
Wohnraum zur Verfügung. Mit ihrem Angebot ent- der Genossenschaft wird viel Selbstbestimmung zu-
spricht die gaiwo dem wachsenden Bedarf nach al- gestanden, das gemeinschaftliche Wirken steht im
tersgerechten Wohnungen. Vordergrund. Nicht eine anonyme Wohnlandschaft
Den Mieterinnen und Mietern bietet die gaiwo ist das Ziel, sondern vernünftiges und lebensfrohes
ein sicheres Zuhause sowie Hilfe zur Selbsthilfe und Wohnen für alle. (www.wbg-talgut.ch)
unterstützt sie in ihrem Bestreben nach Autonomie
und Wohlbefinden. In ihren Liegenschaften ermög-
licht die gaiwo selbstständiges, begleitetes Wohnen
bis ins hohe Alter. Die Mieterinnen und Mieter pro-
fitieren von verschiedenen Angeboten und Dienst-
Projektwettbewerb, Areal Depot Deutweg, Winterthur
Kontext
Das «Busdepot Deutweg» wurde 1904 für den da-
maligen Trambetrieb erbaut und später als Busde-
pot betrieben. Das Areal liegt im Zentrum des Stadt-
quartiers «Mattenbach» Kreis 7 und ist eingebettet
zwischen der stark befahrenen Hauptverkehrsachse
Tösstalstrasse und den Quartierstrassen Talgut- und
Zwinglistrasse. Der Anschluss an den öffentlichen
Verkehr sowie die Nähe zur Innenstadt, zu Schu-
len, Einkaufsmöglichkeiten und vielfältigen Freizeit-
sportangeboten sind attraktiv. Südlich des Quartiers
schliesst sich der bewaldete Eschenberg als Naher-
holungsgebiet an.
In direkter Nachbarschaft zum Industrieareal
«Busdepot Deutweg» entstand in der zweiten Hälfte
des 20. Jahrhunderts ein durchmischtes Wohnquar-
tier mit Stadthäusern, Reihen- und Einfamilienhäu-
sern und Wohnsiedlungen, von denen viele im Besitz
von Genossenschaften sind.
Projektwettbewerb, Areal Depot Deutweg, Winterthur
Perimeter
Der Wettbewerbsperimeter umfasst die Parzellenflä-
che (Kat.-Nr. MA1819) mit 10 504 m² und ist Standort
mehrerer Hallenbauten und eines Verwaltungsbaus.
Die Urhalle (orange) und das Verwaltungsgebäude
(rot) sind zusammen mit dem prominenten Vorplatz
(rot gestrichelt) unter Schutz gestellt und müssen
zwingend erhalten bleiben.
Im Nordosten wird die Parzelle von der lärmbe-
lastenden Tösstalstrasse und im Südosten von der
verkehrsberuhigten Talgutstrasse begrenzt. Im Nord-
westen grenzt die Parzelle an vier weitere Wohnpar-
zellen mit unterschiedlichen Typologien. Das Areal
weisst eine flache Topografie auf.
Im Südwesten schliesst das Grundstück an die
Wohnsiedlung der WBG-Talgut an.
Zielsetzung
Die eingereichten Projekte sollen durch eine gute
städtebauliche Einordnung und ein vielfältiges Ange-
bot an Begegnungsorten die Identität des Ortes stär- Perimeter, Parzelle MA1819, Gestaltungsplan
eine belebte Siedlung Wert gelegt. Es ist ein gutes Verwaltungsgebäude (1960)
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Verfahren
Auftraggeberschaft Zum anonymen einstufigen Projektwettbewerb
Auftraggeberschaft ist das Konsortium (Phase 2) wurden eingeladen:
«Depot Deutweg» (einfache Gesellschaft).
• Architekturbüro Šik AG, Zürich mit
ryffel + ryffel AG Landschaftsarchitekten, Uster
Ausschreibende Stelle und Organisation
des Wettbewerbsverfahrens • ARGE Penzel Valier AG, Zürich und
Archipel GmbH, Hardturmstrasse 261, 8005 Zürich ROBERTNEUN™ Architekten GmbH, Berlin mit
Atelier Loidl Landschaftsarchitekten GmbH, Berlin
Präqualifizierte Teams
• BRUTHER, Zürich / Paris mit
Im nicht anonymen Präselektionsverfahren (Phase
Antón Landschaft, Zürich
1) gingen 75 Bewerbungen, davon 15 Nachwuchs-
teams ein. Ein Nachwuchsteam (Comte / Meuwly, • Comte/Meuwly Architekten, Zürich / Genf
Zürich) wurde bereits im Rahmen der «Wilden Karte» (Nachwuchs) mit
Hochparterre vorselektioniert und direkt zu Phase 2 LINEA landscape architecture GmbH, Zürich
zugelassen. Es wurden zwei Ersatzbüros nominiert,
• Conen Sigl Architekten GmbH, Zürich mit
die im Fall einer Absage in nominierter Reihenfolge
Schmid Landschaftsarchitekten GmbH, Zürich
angefragt worden wären.
Die Auftraggeberschaft beabsichtigte einen ange- • Esch.Sintzel GmbH, Zürich mit
messenen Anteil Winterthurer Büros zu berücksich- Ganz Landschaftsarchitekten GmbH, Zürich
tigen.
• KilgaPopp Architekten AG, Winterthur mit
Aufgrund der eingereichten Bewerbungsunter-
Krebs und Herde GmbH, Landschaftsarchitekten,
lagen aus dem Bereich Architektur (BKP 291) hat
Winterthur
das Beurteilungsgremium an seiner Sitzung vom
23. Oktober anhand der im Wettbewerbsprogramm • Knapkiewicz & Fickert Architekten AG, Zürich mit
genannten Kriterien 12 Architekturbüros, davon Tremp Landschaftsarchitekten GmbH, Zürich
2 Nachwuchsteams, zum Projektwettbewerb zuge-
• Loeliger Strub Architektur GmbH, Zürich mit
lassen.
Kuhn Landschaftsarchitekten GmbH, Zürich
Die präqualifizierten Architekturbüros schlugen zu
Beginn des Projektwettbewerbs (Phase 2) ein Land- • Marazzi Reinhardt GmbH, Winterthur mit
schaftsarchitekturbüro ihrer Wahl vor und liessen Heinrich Landschaftsarchitektur GmbH,
die Wahl durch die Auftraggeberschaft genehmigen. Winterthur
Die Fachleute der Bereiche Architektur (BKP 291) und
• Roider Giovanoli Architekten GmbH, Zürich
Landschaftsarchitektur (BKP 296.5) bildeten zur Be-
(Nachwuchs) mit
arbeitung des Wettbewerbs zwingend ein interdiszi-
Lorenz Eugster Landschaftsarchitektur und
plinäres Team. Mehrfachnennungen aus den Fach-
Städtebau GmbH, Zürich
bereich Landschaftsarchitektur waren nicht zulässig.
• Staufer & Hasler Architekten AG, Frauenfeld mit
Chaves Biedermann Landschaftsarchitekten
GmbH, Frauenfeld
Projektwettbewerb, Areal Depot Deutweg, Winterthur
Beurteilungsgremium
Organisation Wettbewerb
Archipel GmbH, 8005 Zürich (ohne Stimmrecht)
Andreas Wirz (Projektleitung, Moderation)
Anja Peter (Vorprüfung, Redaktion Jurybericht)
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Rangierung
Das Beurteilungsgremium tagte am 8. und 22. Sep-
tember 2021 im Depot Deutweg. Am ersten Tag wur-
den die eingereichten Projekte in Gruppen bespro-
chen und gegenseitig vorgestellt. Im Anschluss daran
wurden zwei Wertungsrundgänge durchgeführt.
Zwischen den Jurytagen verfassten die Fachjuro-
ren Beschriebe zu allen zwölf Projekten.
Am zweiten Beurteilungstag wurden die Projekt-
berichte verlesen und vor den Projekten überprüft.
Anschliessend wurde an einen dritten Wertungs-
rundgang unter den verbleibenden vier Projekten
eine Rangierung vorgenommen. Der abschliessend
durchgeführte Kontrollrundgang bestätigte das Er-
gebnis. Am zweiten Beurteilungstag konnte Elisabeth
Boesch krankheitsbedingt nicht teilnehmen. Ihre
Stimme wurde durch den Ersatzpreisrichter Gian
Trachsler wahrgenommen.
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Empfehlungen zur Weiterbearbeitung
Das Beurteilungsgremium empfiehlt der Bauträger- Wohnungen
schaft bei der Weiterbearbeitung des Projektes TAPIS Die Eingangssituationen bei den sehr schmal ge-
den nachfolgenden Themen besondere Beachtung schnittenen Maisonette-Wohnungen (3.5 und
zu schenken: 4.5-Zimmer) der GWG und Talgut im Westbau sind so
zu überarbeiten, dass eine für Mehrpersonenhaus-
Städtebauliche Eingliederung halte adäquate Garderobe möglich ist. Ebenfalls ist
Bei den Längsfassaden wäre mehr von dem gestal- neben der Breite der Wohnungen die Flächenauftei-
terischen Reichtum wohltuend, wie er in der Kom- lung Wohnen / Küche zu überprüfen.
position der Stirnfassaden, im Zusammenspiel von Adressierung und Erschliessung der Wohnungen
Bestand und Neubau, zum Ausdruck kommt. Vor des Mittelbaus für GWG und Talgut sind deren Be-
allem im Süden wäre eine bessere Ablesbarkeit von deutung entsprechend neu zu denken. Damit wären
Bestand und Aufstockung wünschenswert. allenfalls auch auf den Laubengängen kürzere Wege
Die Verkehrsbaulinie an der Talgutstrasse kann und eine entspanntere Situation hinsichtlich der Ein-
mit einem Rückbaurevers mit Balkonen überstellt sehbarkeit möglich.
werden, sofern die rückwärtige Fassade als Haupt- Die allgemein genutzten Räume im UG scheinen
fassade wahrnehmbar ist. Die vorgeschlagene Bal- noch etwas knapp.
konschicht ist hinsichtlich ihrer Länge, ihrer Propor-
tionierung und ihrem Nutzen zu überprüfen und Ökonomie
entsprechend zu überarbeiten. Das Projekt erfüllt die ökonomischen Vorgaben noch
Die Durchlässigkeit der vorgeschlagenen Pergola nicht. Es sind in der Weiterbearbeitung Strategien zur
als Auftritt zur Stadt ist zu klären. Sie könnte offener Erreichung der im Programm formulierten Kosten-
sein, ohne dadurch an Qualität einzubüssen. ziele zu erarbeiten. Zum Beispiel über die Erhöhung
Die Rampe zur Erschliessung der Tiefgarage ist zu der Ertragsflächen, die Senkung der Erstellungskos-
kurz und steht einer späteren Erweiterung der Tief- ten oder die Reduktion der zu erhaltenden Hallen-
garage für die Genossenschaft Talgut im Weg. teile.
Projektwettbewerb, Areal Depot Deutweg, Winterthur
Weitere Beteiligte:
Die Verfassenden von TAPIS überraschen mit sind sie mit der freigelegten Tragstruktur des Bestan-
einer klaren und stimmigen städtebaulichen Dis- des, welche über Bepflanzung stimmungsvoll in Sze-
position: Zwischen zwei charaktervollen Freiräumen, ne gesetzt wird. Die Gassen stellen glaubhaft attrak-
der Piazza an der Tösstalstrasse und dem Gemein- tive Orte der Begegnung und Aneignung dar und sind
schaftsgarten zum Mattenbachquartier, wird ein als Schwellenräume räumlich fein austariert.
grosses Hallenkonglomerat stehen gelassen, wel- In der westlichen Wohn- und Gewerbegasse be-
ches entschlossen das Zentrum des neuen Gevierts findet sich ein imposanter Hallenwohntyp, welcher
besetzt. Es entsteht eine kräftige gemeinschaftliche im Bestand untergebracht werden kann. Dieser ver-
Mitte, die zum lebendigen Treffpunkt für Bewohnen- mittelt volumetrisch geschickt zur Nachbarparzelle
de und Gewerbetreibende wird und auf das ganze und vermag es durch seine direkte Anbindung das
Quartier ausstrahlt. Milieu der Gasse angenehm wohnlich zu prägen. Die
Die stehen gelassenen Erweiterungen der Urhal- Gemeinschaftsräume der Wohnzeilen befinden sich
le werden mit einem L-förmigen Gebäudetyp auf- passend jeweils an den Enden der Gassen.
gestockt und seitlich um zwei Wohnzeilen ergänzt,
welche attraktive Wohn- und Gewerbegassen zum In den Hallen sind unterschiedlichste Nutzungs-
Hallenkonglomerat aufspannen. Hierbei verweben konzepte möglich. Das grosszügige, teilbare und viel-
sich bestehende Strukturen mit Neubauten, werden seitig nutzbare Raumangebot wird geschätzt.
gekonnt umfunktioniert und wachsen zu einer col-
lageartigen, vielschichtigen Gesamtkomposition zu- Ab dem zweiten Geschoss im Westbau, im Mit-
sammen. telbau und im gesamten Ostbau befinden sich über
Die innenliegenden Wohn- und Gewerbegassen, Laubengänge erschlossene Geschosswohnungen.
welche die Hallen flankieren, nehmen die Wohnad- Die jeweils durchgeschossenen Wohnungen verfü-
ressen der angrenzenden Wohnzeilen auf. Gedeckt gen so über zwei Aussenräume: eine kommunikative,
Projektwettbewerb, Areal Depot Deutweg, Winterthur TAPIS
nachbarschaftliche Laube auf der Erschliessungssei- bel nutzbar ist. Sie bindet auch das im Osten gelege- 13
te und eine ruhige Balkonschicht auf der gegenüber- ne Quartierzentrum gut ein. Störend auf dem Platz ist
liegenden Seite. eigentlich nur die Velorampe im Westen. Die Urhalle
Über den Hallen befindet sich der L-förmige Mit- bleibt im Erdgeschoss offen und bindet den Platz und
telbau. Die Aufstockung könnte südseitig noch klarer den südlich liegenden, weiten Gemeinschaftsgarten
volumetrisch ablesbar sein und ist in ihrer unent- zusammen. Das vorgeschlagene Dreigespann von
schlossenen Adressierung noch nicht zufriedenstel- Platz-Halle-Garten ist eine vielversprechende Raum-
lend gelöst. Die Obergeschosse sind jedoch stringent komposition mit tollen Aneignungs- und Nutzungs-
durchgedacht und überzeugen durch eine Holz- variationen! Wohn- und Gewerbegasse sind sorg-
schottenbauweise, welche den vielseitigen statischen fältig zoniert: Höhensprünge, überhohe Vorräume,
Herausforderungen glaubwürdig begegnet. Lauben- Brüstungsmauern, Vegetation und Licht schaffen
gangseitige Lichthöfe bringen Tageslicht in die Ge- wohldimensionierte Schwellenräume, die private Be-
werbehalle und schützen Schlafzimmer vor direkten dürfnisse und gemeinschaftliche Nutzungen gut ver-
Einblicken. knüpfen. Insgesamt entsteht auf dem ganzen Areal
Im Westbau werden die Geschosswohnungen ein raumgreifender «sozialer Tapis», in den vielfälti-
zweispännig von aussen erschlossen. Sie werden ge Geschichten und Zustände eingewoben werden
über die Küchen betreten, welche in ihrer Dimen- können. Die Freiräume und die eingefügten mobilen
sion noch nicht überzeugen, sind aber ansonsten Raumkammern lassen unterschiedlichste Benutzun-
pragmatisch und grosszügig geschnitten und weisen gen, Bespielungen und Bebilderungen zu. Selbstver-
einen guten Nutzwert auf. ständlich sind die Freiräume kuratiert und schliessen
Zwei aussenliegende Treppenhäuser erschliessen ein hohes Mass an Mitwirkung ein.
den Ostbau, welcher für die gaiwo vorgesehen ist.
Hier ist der Laubengang in eine Erschliessungszone Der Reiz von TAPIS ist der spielerische und zu-
und eine aneignungsfähige Vorzone mit Sitzbank auf- gleich sorgfältige Umgang mit der Gebäudesubstanz.
geteilt. Die Zonierung in aktive und zurückgezogene Dieser ganzheitliche Ansatz führt in allen Massstä-
Bereiche findet seine Fortführung in gut proportio- ben, vom Städtebau bis zum Re-Use von Bauteilen
nierten Wohnküchen zur Laube und grosszügigen zu stimmigen und überzeugenden Resultaten. So
Wohn- und Schlafräumen zur Talgutstrasse. Die vor- schaffen es die Verfassenden auf überraschende, un-
gelagerte Balkonschicht überstellt die Verkehrsbauli- verkrampfte und gekonnte Art und Weise der Kom-
nie auf der ganzen Länge und wird so nicht umsetz- plexität der Aufgabe gerecht zu werden: in der ge-
bar sein, was mit Blick auf die Fassadengestaltung winnenden Erhaltung der Wesensart, der Geschichte
der Längsfassaden auch als Chance wahrgenommen und der Patina des Depots liegt die Kraft seiner neu-
werden kann. Hier wäre mehr von dem gestalteri- en Bestimmung.
schen Reichtum wohltuend, wie er in der Komposi-
tion der Stirnfassaden, im Zusammenspiel von Be-
stand und Neubau, zum Ausdruck kommt.
Auf den Dächern, welche sich mit expressivem
Ausdruck stimmig in das Ensemble eingliedern, be-
finden neben der PV-Anlagen gemeinschaftliche Räu-
me und Terrassen, welche das grosszügige Angebot
an geteilter Nutzung komplettieren und ein ruhiges
Gegengewicht zur geschäftigen Atmosphäre im Erd-
geschoss schaffen.
14
Grundriss EG
Projektwettbewerb, Areal Depot Deutweg, Winterthur TAPIS
15
Ansicht Nordost
Ansicht Süwest
Grundriss 1. OG
TAPIS Projektwettbewerb, Areal Depot Deutweg, Winterthur
16
Ansicht Nordwest
Ansicht Südost
Grundriss 2. OG
Projektwettbewerb, Areal Depot Deutweg, Winterthur TAPIS
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Schnitt A-A
Schnitt B-B
Grundriss 3. OG
TAPIS Projektwettbewerb, Areal Depot Deutweg, Winterthur
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Detailschnitt C-C und Detailansicht des Westbaus, Wohnhaus an der Gewerbegasse Westliche Gewerbegasse
Grundriss 5. OG
Projektwettbewerb, Areal Depot Deutweg, Winterthur TAPIS
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Laubengang
20 DOPPELDECKER 2. Rang
Weitere Beteiligte:
Fasziniert von der räumlichen Prägnanz und der men mit dem Werkstattgebäude, zu einer guten Ein-
Atmosphäre ehemaliger Industrieareale, die aus bindung des verdichteten Areals in die bestehende
den Gesetzen der Logistik erwachsen sind und ste- kleinmassstäbliche Bebauung. Zur Strasse sowie zum
tig nach Bedarf erweitert oder angepasst wurden, Mattenbach Quartier hin sind die zwei Zeilenbauten
leiten die Projektverfassenden ein einfaches und kla- mit ihren beidseitigen Kopfausbildungen jedoch zu
res Konzept für ihr Projekt ab: Die zwei Hallen links wenig «aus dem Ort heraus» entwickelt.
und rechts der Urhalle werden durch zwei Wohnzei- Der für das Projekt wesentliche Ausgangspunkt,
len ersetzt, die Halle wird dabei freigestellt und zum das Freistellen der Urhalle, wirkt einerseits befreiend
Zentrum des transformierten Quartierbausteins. Die für die weitere Entwicklung des Areals, wirft aber
dritte Halle, mit dem bestehenden und daran an- gleichzeitig auch Fragen in Bezug auf die Neuinter-
schliessenden Werkstattgebäude wird auf die Stahl- pretation auf. Dennoch entsteht im Zusammentref-
konstruktion zurück gebaut und definiert neu eine fen zwischen den neuen Wohnzeilen und den Be-
Wohngasse. So entsteht ein Konglomerat aus vier standesbauten eine hohe atmosphärische Qualität
unterschiedlich proportionierten, parallel zueinan- und damit ein attraktives Wohnumfeld.
derstehenden, längs gerichteten Bauten mit schma- Der architektonische Ausdruck der Fassaden, be-
len Zwischenräumen. Diese gut nachvollziehbare stehend aus einer hinterlüfteten Konstruktion aus
und pragmatische Strategie führt im Westen, zusam- vorgehängten Photovoltaik- und Trapezblechele-
Projektwettbewerb, Areal Depot Deutweg, Winterthur DOPPELDECKER
menten, knüpft den heutigen Anforderungen ver- bezogen auf den m2 vermietbare Fläche um eines 21
pflichtet an die industrielle Vergangenheit des Areals der kostengünstigsten. Einen interessanten Beitrag
an, vermag hinsichtlich der Wohnlichkeit aber nicht leistet dabei die Weiterverwendung der Tragstruktur
vollständig zu überzeugen. des Bestandes. Der SIA-Effizienzpfad kann voraus-
In selbstverständlicher Art und Weise knüpfen die sichtlich ohne weitere Massnahmen erfüllt werden.
neuen Aussenräume an die Umgebung an: der klar Der Depotplatz ist beidseitig mit Bäumen dicht an
definierte städtische «Depotplatz» mit dem zentralen dicht bepflanzt. Im Westen wird er durch ein rundes
Eingang zur Urhalle und der wohnliche «Depothof», Wasserbecken aktiviert, im Osten wird die Portier-
auf den die umgenutzte Halle südseitig mündet. loge mit Gemeinschaftsraum unter die Bäume ge-
schoben. Einzig in Verlängerung der Urhalle bleibt
In der Urhalle, welche als Passage die Aussen- der Platz baumfrei und wird durch eine Belagsände-
räume miteinander vernetzt, werden seitlich zwei- rung strukturiert. Diese wird auch rückwärtig aufge-
geschossige Gewerbeeinbauten vorgeschlagen, am nommen und im Kindergartenplatz und im Gemein-
südlichen Ende wird der Kindergarten mit anschlies- schaftsgarten fortgesetzt.
sendem Aussenraum angeordnet. Dadurch erhält Entlang der freigestellten Urhalle werden beid-
die Halle eine sinnvolle, flexibel nutzbare neue Funk- seits lineare Urgärten mit wilder Pflanzung vorge-
tion, welche sich wirtschaftlich auszahlt. schlagen. Ergänzt durch die Wohngasse mit gutem
Bodenbezug erzeugen sie ein System von gut nutz-
Erdgeschossig wird im Hochparterre der Längs- baren «Gartenbändern mit grüner Dichte». Der Vor-
bauten gewohnt, sodass die daran anstossenden schlag ist städtebaulich und freiräumlich auf wohltu-
Aussenräume eine lebendige Wohnlichkeit erhalten. ende Weise selbsterklärend.
Die Zugänge zu den Wohnungen erfolgen einerseits
konsequent von der neuen Wohngasse, welche da- Das Projekt DOPPELDECKER überzeugt mit seinem
durch ein Ort der Begegnung wird. Andererseits wird pragmatischen Vorschlag im Umgang mit dem beste-
der zweite neue Längsbau von der Talgutstrasse er- henden Areal. Es wird auf schlüssige Art und Weise
schlossen und dadurch zu einer weiteren Adresse zu einem Lebensort mit hoher Wohnqualität trans-
des Areals. Dies schwächt das Konzept, weil diese formiert und bietet sorgfältig entwickelte Wohnun-
Wohnzeile wenig mit dem Areal verknüpft ist und gen und einen überzeugenden Nutzungsvorschlag
den Bewohnenden der GWG die Teilhabe erschwert. der bestehenden Halle. Die Strategie des Freistellens
Die Wohnungserschliessung in den Obergeschos- der Urhalle bietet eine überzeugende Einfachheit,
sen baut auf einer variierenden Laubengangtypologie wird dem Charakter der heutigen Anlage jedoch nicht
auf. Dadurch wird besonders entlang der Wohngasse ganz gerecht und birgt die Gefahr, dass sie zu einem
eine gemeinschaftliche Wohnatmosphäre erzeugt. Relikt aus vergangenen Zeiten wird. Das Potenzial
Die Wohnungen sind sorgfältig auf den jeweiligen und die Chancen, welche der Ort bietet, werden zu
Ort abgestimmt und im Hinblick auf die Bedürfnisse wenig genutzt, und es entsteht ein Nebeneinander
der zukünftigen Bewohnerschaft entwickelt und ver- anstelle eines «Verwebens» von Bestand und neu Zu-
sprechen eine hohe Wohnqualität. Gekonnt werden gefügtem.
im ehemaligen Werkstattgebäude Klein- und Maiso-
nette-Wohnungen vorgeschlagen. Ebenso gut abge-
stimmt auf die Bedürfnisse der Bewohnenden sind
die Alterswohnungen, wo jeweils vier Wohnungen
gemeinsam erschlossen und zu einer Nachbarschaft
gruppiert sind. Zentraler Raum der Wohnungen in
den beiden Wohnzeilen ist eine zweiseitig belichtete
Wohnhalle. Geschickt werden durch Raumstaffelun-
gen unterschiedliche Raumzonen gebildet, welche
unterschiedlichen Funktionen zugeordnet werden
können. Bei einzelnen Wohnungstypen zeigt sich
allerdings, dass die Qualität der Wohnungen in der
Mitte aufgrund der grossen Gebäudetiefe und der
gewählten Typologie mit aussen liegender Erschlies-
sung belichtungstechnisch an ihre Grenze kommt.
22
Ansicht Tösstalstrasse
Projektwettbewerb, Areal Depot Deutweg, Winterthur DOPPELDECKER
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Grundriss Erdgeschoss,
Quersschnitt A-A
DOPPELDECKER Projektwettbewerb, Areal Depot Deutweg, Winterthur
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Die Wohngasse
Grundriss 1. Obergeschoss
Ansicht Talgutstrasse
Projektwettbewerb, Areal Depot Deutweg, Winterthur DOPPELDECKER
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Exemplarische Wohnungsgrundrisse Maisonette WBG-Talgut Exemplarische Wohnungsgrundrisse Gaiwo Exemplarische Wohnungsgrundrisse GWG
Grundriss Regelgeschoss
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Der Depothof
Grundriss Attikageschoss
Längsschnitt B-B
Projektwettbewerb, Areal Depot Deutweg, Winterthur DOPPELDECKER
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Grundriss Untergeschoss
Projektwettbewerb, Areal Depot Deutweg, Winterthur
28 OMNIBUS 3. Rang
Weitere Beteiligte:
Das Projekt OMNIBUS schlägt fünf schlanke Zeilen An der lärmabgewandten Gartenstadtseite hin-
vor, welche die Urhalle inklusive Erweiterung flankie- gegen zeigt sich die städtebauliche Disposition maxi-
ren und zusammen mit dem Bestand ein eigenwilli- mal offen und porös. Hier lassen sich die Langhäuser
ges, einprägsames und identitätsstarkes Ensemble als Wohnhäuser erkennen und vermitteln mit ihren
bilden. Durch diese «Langhäuser» werden quer dazu offengelegten Schmalseiten in der Massstäblichkeit
zwei gut proportionierte Freiräume aufgespannt, mit der Nachbarschaft. Eine charakterstarke und
welche über die Urhalle verbunden werden: der feingliedrige Fassadensprache wendet sich einla-
städtische Depotplatz zur Tösstalstrasse und die ru- dend ans Quartier.
hige Talgutwiese als Vermittlerin zur Gartenstadt des Die Schnittfigur betont, durch eine fein tarierte Hö-
Mattenbachquartiers. Diese unterschiedlichen Seiten henstaffelung gegen aussen, die Zusammengehörig-
und deren Verbindung werden entwurfsgenerierend keit des Siedlungskörpers und nimmt die denkmal-
in das Projekt miteinbezogen, was überraschende geschützte Halle sinnbildlich in ihre Mitte. Die beiden
Qualitäten und faszinierende Kontraste entstehen an der Urhalle anliegenden Langhäuser überkragen
lässt. So zeigt sich das neue Ensemble zur Strasse hin diese und verbinden sich mit ihr zu einer komplexen,
mit einem städtischen Gesicht. Eine Komposition aus zusammengehörigen Gebäudefigur.
Bestand und neuen Stirnfassaden lässt eine gross-
zügige zusammenhängende Figur vermuten, die sich Über drei dichte Wohngassen zwischen den Lang-
robust, industriell und grossmassstäblich zum Platz häusern werden die Wohnungen erschlossen. Sie ak-
wendet, während sie die einzelnen Baukörper und zentuieren die Durchlässigkeit in Nord-Süd Richtung
deren elegante Fragilität dem zweiten Blick überlässt. und schreiben die Geschichte der gerichteten Funk-
tionsweise der Depotanlage weiter. Folgerichtig wird
die Urhalle zu einem kalten Aktionsraum, welcher
selbst wie eine überdachte Gasse wirkt. Ihr werden
kleinteilige, gewerblich vermietete Randbereiche der
Langhäuser zugeordnet. Öffentliche Quartiernut-
zungen sowie die Gemeinschaftsräume finden sich
Projektwettbewerb, Areal Depot Deutweg, Winterthur OMNIBUS
schlüssig platziert. Gartensäume schliessen orts- wie die Talgutwiese zu ermöglichen und scheint aber 29
konform das Geviert nach Aussen ab. Der sozialen etwas kompliziert.
und räumlichen Dichte in den Gassen wird mit Mai-
sonette-Typen begegnet, welche erdgeschossig mit Die Gassenräume sind so schlank wie die Bau-
Eingängen, Küchen und Wohnzimmern eine wohn- körper. Ihre Kompression wird von den Verfassern
lich nachbarschaftliche Atmosphäre erwarten lassen. als Qualität thematisiert und sorgfältig durchgestal-
Der mutige Ansatz dieser souk-artigen Erdgeschoss- tet. Als «Wanderer durch die Pläne» fühlt man sich
welt wird gewürdigt. Das grosse Ausmass, die nie- eingeladen an der Tavola Platz zu nehmen, bei den
derschwellige Hierarchie der Gassenräume und die Palmenwagen zu verweilen, im Gartensaum zu gärt-
teilweise auf die Gasse angeordneten Schlafräume nern, unter der Velolaube das Rad anzubinden, auf
lassen aber Zweifel an der Belebbarkeit aufkommen. dem Dach zu gärtnern. Ganz im Gegensatz zur Enge
Die meist zweispännig organisierten Geschoss- und Härte der Gassen ist der Depotplatz weit und die
wohnungen sind sorgfältig gestaltet und schöpfen Talgutwiese grün. Dieses Atmen von eng und weit,
viel Wohnqualität aus der Schlankheit der Baukörper. hart und weich, inszeniert und nutzungsoffen ist der
In einer grossen Vielfalt verschiedener Wohntypen eigentliche Benefit des Projektes.
wird die zweifache Ausrichtung der durchgesteckten
Räume gekonnt und erlebbar in Szene gesetzt. Die Insgesamt besticht OMNIBUS mit einer starken
Schlafzimmer werden überwiegend auf die ruhige räumlichen Idee, welche konsequent und in allen
Gasse ausgerichtet. Obwohl eine intensive vertikale Massstäben umgesetzt wird. Der Vorschlag fürs neue
Begrünung das direkte Vis-à-Vis filtert, wird die Nähe Depot Deutweg schafft es mit einem schöpferischen
von Balkonen und Schlafzimmern eher kritisch be- Erdenken einer faszinierenden Wohnsiedlung ins
urteilt. Quartier zu strahlen. Das Projekt schafft sich über
Die Hindernisfreiheit ist noch nicht durchgängig die fünf Längskörper aber ein zu beengendes Mass-
gegeben, so sind gewisse Bäder zu klein und die Min- gerüst, welche Bedenken hinsichtlich einer erfolgrei-
destbreiten in einzelnen Zimmern nicht eingehalten. chen Weiterbearbeitung entstehen lässt.
Talgutstrassenseitig wird die Verkehrsbaulinie um
mehr als ein Drittel der Fassadenlänge überkragt.
Dies führt, zusammen mit den nur minimal einge-
haltenen feuerpolizeilichen Gebäudeabständen und
der beidseitigen Auskragung über die Urhalle zum
Eindruck, dass das Projekt insgesamt eine Starrheit
aufweist, welche sich riskant auf zukünftige Phasen
auswirken kann.
Eine fein abgestimmte architektonische und kons-
truktive Ausformulierung der hybriden Holzbauweise
stellt die Basis einer reichhaltigen Materialwelt inner-
halb der Wohnung. Diese findet in den vorgeschlage-
nen „bunten Wohn-Nischen“ ihre schlüssige Fortfüh-
rung.
Die Dachterrassen werden für das gemeinschaft-
liche oder individuelle Gärtnern genutzt, zusätz-
lich sind neben den schattenspendenden Pergolen
Wasch- und Trockenräume angedacht, welche aus
dem Dach auf angemessene Weise auch ein Ort für
den Alltag machen und für spontane Begegnung sor-
gen.
30
Depotplatz
Projektwettbewerb, Areal Depot Deutweg, Winterthur OMNIBUS
31
Erdgeschoss
Querschnitt
OMNIBUS Projektwettbewerb, Areal Depot Deutweg, Winterthur
32
1. Obergeschoss
Ansicht Nord
Projektwettbewerb, Areal Depot Deutweg, Winterthur OMNIBUS
33
4 ½ - Zi-Maisonettewohnung, Langhaus 2
3 ½ - Zi-Maisonettewohnung, Langhaus 3
4 ½ - Zi-Maisonettewohnung Langhaus 2
Regelgeschoss / 2. OG Langhaus 1
Ansicht Ost
OMNIBUS Projektwettbewerb, Areal Depot Deutweg, Winterthur
34
Dachgeschoss
35
3 ½ - Zi-Geschosswohnung Langhaus 4
2 ½ - Zi-Geschosswohnung Langhaus 5
Konstruktionsschnitte
Untergeschoss
Grundriss
Projektwettbewerb, Areal Depot Deutweg, Winterthur
Architektur ARGE Penzel Valier AG, Zürich + ROBERTNEUN™ Architekten GmbH, Berlin
Leonore Daum, Nils Buschmann, Eerika Alev, Jaro Böer, Tom Friedrich, Andreas Lerchl,
Christian Penzel, Felix Piel, Emil Tuffner, Tom Zumdick
Zwei unterschiedlich ausformulierte Zeilen docken Hochparterreniveau oder ebenerdig über die Urhal-
seitlich an die Urhalle an und bilden einen kompak- le. Die Tiefgarageneinfahrt längs zur Tösstalstrasse
ten Gebäudeblock. Diese quadratische Grundform schmiegt sich unter dem Pavillon ein.
weicht an der Talgutstrasse von der Verkehrsbaulinie Die Fassaden greifen den rohen Charakter der
zurück und öffnet den Sockel mit einer einladenden industriellen Bestandesbauten auf. Kollektive Ele-
Arkade. Ein dritter, separater Zeilenbau im Westen mente wie Treppenhäuser und Lauben inszenieren
fügt sich zwischen dem geschützten Verwaltungsbau sich dabei skulptural zum Vorplatz. Der Ausdruck der
und dem niedrigen Gewerbekopf in den Bestand ein ehemaligen Depot-Tore spielt Pate für die grossfor-
und schafft so einen sanften Übergang zum Quartier- matigen Fenster, welche über zwei Wohngeschosse
massstab. Die Verfasser zeigen die Arealgeschichte greifen und sich rhythmisch über die Längsfassaden
des Weiterbauens seit 1914 chronologisch auf und gliedern. Die Bildsprache erzeugt aber auch eine
orientieren sich mit den drei kammartigen Gebäude- gewisse Härte und erinnert an modernistische Mit-
körpern an den Längsmassen der alten Depothallen. telschulbauten aus den 60iger Jahren. Fenster und
Die beiden übergeordneten Stadträume; der Quar- Stahlteile weisen mit Ihrer Farbgebung auf die drei
tierplatz und der Nachbarschaftsgarten werden über Genossenschaften hin. Die vorfabrizierten Leichtbe-
eine schmale, sich nach oben erweiterte Wohngasse tonelemente sind schön gegliedert und mit Spielge-
und die Urhalle miteinander verbunden und behal- räten angereichert.
ten ihre ehemalige Proportion. Die Adressierung für
gaiwo und Talgut erfolgt an den Gebäudestirnen und Die Raumangebote gewerblicher und gemein-
über die Wohngasse. Sie sind jeweils als skulpturale schaftlicher Nutzung verteilen sich allseitig geschickt
Form an der Fassade ablesbar. Der Zugang zu den und stehen in unmittelbaren Bezug zu den jeweiligen
Wohnungen der GWG erfolgt über die Arkade auf Freiräumen. Die charmante Idee, die Balkone der
Erdgeschosswohnungen in die Urhalle zu legen, ist
brandschutztechnisch nicht lösbar. Die Gewerbebo-
xen mit Galerie in der Urhalle wirken fragmentarisch
und etwas verloren und mögen die reichhaltige Ge-
werbenachfrage nicht zu befriedigen, zumal sie aus
feuerpolizeilichen Gründen als eine Nutzungseinheit
ausgebildet werden muss. Der Kindergarten ist stim-
Projektwettbewerb, Areal Depot Deutweg, Winterthur DEPOT COOPERATIF
mungsvoll und präzise im Quartier eingebunden. Die sind im Sinne des Windrosenprinzips facettenreich 37
heutige Nutzung des Verwaltungsbaues bleibt weit- gestaltet und überzeugend organisiert: hinten grün
gehend erhalten. und baumbestanden, im Westen mit pergolaartiger
Berankung, im Osten platzartig mit Intarsien und ge-
Die drei Wohnzeilen werden individuell auf die Ge- stapelten Aussenräumen. Im Inneren der Halle er-
nossenschaften abgestimmt. geben sich leider kaum lösbare sozialräumliche Kon-
Im Haus 1 der gaiwo stapeln sich diszipliniert aus- flikte zwischen kollektiven Interessen und privaten
gearbeitete Geschosswohnungen mit abwechslungs- Bedürfnissen.
reichen Aussenräumen übereinander. Sie orientieren
sich an einer verglasten Laube mit zweigeschossigen Durch die ruhige volumetrische Einordnung inner-
Raumteilen und angenehmen Nischen als halbpriva- halb der bestehenden Masse der Depotüberbauung
ter Vorplatz. Die diagonal aufgespannten Wohnräu- entstehen zwei übergeordnete und attraktive Frei-
me sind schön geschnitten und verleihen Grosszü- räume für das Quartier. Der grossmassstäbliche
gigkeit auf kleinem Raum. Die schmalen Zimmer mit Block wirkt dadurch entspannt und kraftvoll. Das ei-
Vorhang vor einer Schlafnische sind für Kleinwoh- genständige Fassadenvokabular verspricht ein iden-
nungen denkbar, wurden aber so nicht bestellt. Die titätsstiftendes Stück Stadt im Quartier zu werden,
vertikal versetzte Anordnung der Sanitärräume ist welches subtile Kontakte und Verbindungen schafft.
unverständlich und müsste sowohl aus technischen Die Verquickung von Wohnen und Urhalle als span-
wie auch aus ökonomischen Gründen überarbeitet nendes Alleinstellungsmerkmal stellt die gewerbliche
werden. Nutzung in Frage und widerspricht den Intentionen
Im Haus 2 der Talgut sind mehrheitlich drei Mai- des Raumprogramms. Leider vermag auch die fein-
sonette-Wohnungen übereinander angeordnet. Die gliedrige und kompakte Gesamtfigur das gewünsch-
knappen Abmessungen wirken durch die internen te Raumprogramm nicht auszuschöpfen und die
Treppen beengt und die Grundrisse weisen zu viele differenziert ausgearbeitete Wohnwelt hat Mängel
kleine Zimmer auf. Weil nur wenige Geschoss- und bezüglich der Zimmergrössen.
keine 4.5-Zimmer-Wohnungen angeboten werden,
ist das Angebot für die Talgut etwas einseitig.
Im Haus 3 der GWG verfügt die Maisonette auf
Hochparterreniveau, analog Talgut, einen zweige-
schossigen Wohnraum Richtung Urhalle. In den Re-
gelgeschossen werden die Wohnungen über einen
mit Tageslicht versorgten internen Korridor erschlos-
sen. Die grösseren Wohnungen im Attikageschoss
sind beidseitig belichtet. Allerdings sind auch hier zu
viele Zimmer zu klein, teilweise unter den gesetzlich
geforderten 10m2.
38
39
Quartierplatz
40 Haus 1 (gaiwo)
Haus 1 Grundriss EG Haus 1 Grundriss OG1 Haus 1 Grundriss RG (2 Zi-Whg) Haus 1 Grundriss RG (3 Zi-Whg)
Haus 2 (talgut) 41
Haus 2 Grundriss EG Haus 2 Grundriss OG1 Haus 2 Grundriss OG2/4 Haus 2 Grundriss OG3/5
42 Haus 3 (gwg)
Haus 3 Grundriss EG Haus 3 Grundriss OG1 Haus 3 Grundriss RG Haus 3 Grundriss Attika
43
Nachbarschaftsgarten
Querschnitt
Projektwettbewerb, Areal Depot Deutweg, Winterthur
44 CL0664
Weitere Beteiligte:
Mit einem soliden Block, bestehend aus der er- Das ruhige Gesamtensemble generiert eine prä-
weiterten Urhalle und zwei darüber liegenden Wohn- gnante und repräsentative nördliche Front zum
zeilen, gelingt es den Verfassenden die architektoni- Vorplatz. Die offenen vertikalen Wohnzugänge füh-
sche Integrität des Busdepots zu erhalten. Von dort ren an den Zeilenköpfen wie Spaliere nach oben
aus denken sie die städtische Figur weiter zu einem und verorten die gestapelten Geschosse angemes-
«Kamm» mit einer dritten, losgelösten Wohnzeile. sen mit dem Freiraum. Zwischen den Gebäude-
Diese spannt einerseits einen wohlproportionierten stirnen werden im Gestus eines Promenadendecks
Vorplatz vor dem Verwaltungsbau auf, andererseits die Wohnsegmente verbunden, wobei der Zugangs-
bildet sie einen Gassenraum zum Block. Die Urhalle bereich vor den Wohnzimmern mit den Aussenräu-
mit anliegenden Werkstätten wird auf dem Stadtbo- men verwoben wird. Dieser loftartige Wohnungs-
den zu einem verglasten Kranz zusammengebunden. zugang ist jedoch nicht frei von Konflikten punkto
Die Wohnzeilen artikulieren sich mit den auslaufen- Möblierung und Bedarf eines feuerpolizeilichen Re-
den Schichten der Bodenplatten wie Leerkörper und gelwerks für die Bewohner. Die Privatheit ist einge-
spielen geschickt mit der Balance der Masse über schränkt, was bei den Alterswohnungen der gaiwo
dem Sockel. Diese städtebauliche Haltung fügt sich mit der verglasten Erschliessung noch verstärkt wird.
robust und selbstbewusst in den Kontext ein. Das transparente Sockelgeschoss, mit bereichern-
dem räumlichem Repertoire, ist allseitig logisch und
rhythmisch zugänglich.
thematisiert, entstehen attraktive Schwellenräume. sungen wegen dem hohen Fensteranteil und dem 45
Auf dem südlichen Dach der Urhalle spannt sich eine überdurchschnittlichen Flächenbedarf pro Person
gut besonnte Dachterrasse ein. nicht erfüllbar. Im Quervergleich der eingereichten
Die angesprochene Wechselwirkung zwischen pri- Projekte bewegen sich die Baukosten bezogen auf
vaten Baukörpern und öffentlichem Freiraum wird den m2 vermietbare Fläche lediglich im Mittelfeld,
nur teilweise eingelöst. Der industrielle Habitus er- obwohl der direkte, repetitiver und einfache Aus-
starrt in der einfachen Bildsprache des «Loftbaus». druck mehr versprechen würde.
Man wünscht sich in der gekonnten Balance der
repetitiven Bauteile und proportionaler Sicherheit Die zweifache Durchlässigkeit von der Halle zum
mehr Individualität, welche so den Ort und die ge- Freiraum und von der Halle hin zu den grossen Werk-
sellschaftliche Veränderung weniger autark und viel- stätten verbunden mit durchgehenden Raumhöhen
mehr verwoben aneignen könnte. von 7 Metern bieten eine inspirierende und identi-
Im urbanen Massstab findet der Block sein Gleich- tätsstiftende Grundlage für ein neues Zentrum im
gewicht durch ein geschicktes Spiel mit Voll- und Quartier. Der Vorplatz wird chaussiert und mittig mit
Leerräumen. Die ablesbare Pfosten- Riegelkonstruk- einer Doppelreihe von Bäumen akzentuiert. Sie sind
tion und die Logik der Vorfertigung verleihen dem der Palette der klimatauglichen Baumarten entnom-
Haus eine leichte und offene Ausstrahlung. Diese men und bewusst gemischt angepflanzt. Das scheint
Wiederbelebung des „Industriellen Erbes“ hat durch- ein taugliches Setting für eine vielfältige, sozialräum-
aus seinen Reiz, vermag aber mit den tiefen Schat- liche Bespielung zu sein – wenn auch das Wasserbe-
tierungen der Loggien und der monochromen Farb- cken und die grosse Eiche im Zugangsbereich irritie-
und Materialwahl nicht restlos zu überzeugen. ren. Die übrigen freiräumlichen Vorschläge sind mit
Der über den ganzen Vorplatz aufgespannte Ge- Worten umschrieben und nur umrisshaft erkennbar.
werbesockel wird als gelungene und für den Ort
zeichenhafte Platzfassung gewürdigt. Das diszipli- Die Qualitäten des Projektes liegen in der konse-
nierte Weiterbauen der Urhalle und die sorgfältige quenten Haltung einer Umwandlung des ehemaligen
konstruktive Übersetzung der Hallen verleihen der Busdepots in einen sozial angereicherten Wohn-
Geschichte des ehemaligen Tram- und Busdepots raum. Der robuste Ausdruck und der starke Stadt-
eine glaubhafte und zeitgemässe Referenz. Die dritte körper an der peripheren Lage in Winterthur haben
Wohnzeile allerding wirkt unschlüssig im Übergang ihren Reiz, wirken aber gesamthaft zum feingliedri-
zum Quartiermassstab und weist nach Westen eine gen Wohnkontext zu unterkühlt und grossstädtisch.
Abstandsüberschreitung auf. Der undifferenziert gebliebene Wohnduktus für die
drei Bauträger bleibt schematisch.
Drei unterschiedlich breite Zeilenbauten gehor-
chen dem Prinzip der Abstufung vom halböffentli-
chen Verteilkorridor mit angrenzendem Wohnraum
bis zum intimeren Teil mit Zimmer-Badschicht und
Balkonlaube. Die konsequent durchgesteckten Woh-
nungen mit ablesbarer Konstruktion sind modular
aufgebaut und profitieren von Weitblicken. Die schö-
nen Proportionen der Räume, die Flexibilität und das
Unmittelbare erinnern an elegante Hof- oder Terras-
senvillen. Diese Verführung in genossenschaftliche
Wohnwelten zu transportieren ist kühn. Bei genauer
Betrachtung fehlt aber die Subtilität des Überganges
und des Ankommens. Rückzugsmöglichkeiten im
Wohnraum sind kaum ersichtlich. Gesamthaft fehlt
die Individualität für die drei Genossenschaften und
der Konflikt von möbliertem Aussenraum und Flucht-
weg stellt ein grosses Nutzungsrisiko dar.
46
Aufteilung Bauträger
Grundrissplan
Erdgeschoss
Projektwettbewerb, Areal Depot Deutweg, Winterthur CL0664
47
1. Untergeschoss
Regelgeschoss
CL0664 Projektwettbewerb, Areal Depot Deutweg, Winterthur
48
49
50
51
Innenansicht der zentralen Halle des ehemaligen Depot Deutweg Innenansicht des Wohnzimmers einer Wohnung
Konstruktiver Schnitt
Projektwettbewerb, Areal Depot Deutweg, Winterthur
52 COLLAGE LIVING
Weitere Beteiligte:
Im Geist der Geschichte des Busdepots, welches dankbarer Pufferraum dienen. Die Laubengänge
von 1914 bis 1961 Zug um Zug an- und weitergebaut wirken im Verhältnis zur Halle etwas beengt und
wurde, komponieren die Verfassenden eine präzi- die dezentralen Personenlifte, welche sechs Wohn-
se ausformulierte Gebäudefigur mit drei Zeilen und geschosse erschliessen, führen zu langen Erschlies-
zwei Hallen. Diese spannungsvolle Form definiert sungswegen entlang von Wohn- und Essräumen.
schöne geschnittene Freiräume, welche mit den Eine «Rue Intérieure» erschliesst die Alterswoh-
Bauten schlüssig in Beziehung treten. Das Gebäude- nungen der gaiwo. Diese erweitert sich an den Ge-
konglomerat erscheint wie an diesem Ort gewachsen bäudestirnen über je ein kollektiv genutztes Aussen-
und vermittelt eine unaufgeregte Selbstverständlich- zimmer und verfügt über Zenitallicht, welches über
keit. An der Südwestecke prallen Wohnzeilen und eine Vielzahl an Öffnungen zum Boden gelenkt wird.
Wohnhalle etwas unmittelbar auf den beschaulichen Die Urhalle als Bühnenraum könnte vielfältig be-
Quartiermassstab und weisen nach Westen eine Ab- spielt werden, wenn die benachbarten Nutzungen
standsüberschreitung auf. Der geschützte Verwal- etwas mehr Strahlkraft hätten und das Hallenwoh-
tungsbau wirkt etwas verloren mit seiner Über-Eck- nen, welches sich über der Velohalle befindet, nicht
Beziehung zum restlichen Konglomerat. über die Halle erschlossen würde. So wird sie zum
Die gedeckte Wohnhalle, als vertikales Pendant Fluchtweg degradiert. Geschickt hingegen wird das
zur Urhalle, ist erlebnisreicher Aussenraum und Er- Restaurant in der mittleren Zeile am Kopf positioniert
schliessungsgefäss für Talgut und GWG und ver- und bekommt so eine Scharnier- und Gelenkfunktion
spricht spannungsvolle Begegnungen und Blick- zwischen Hallen- und Freiräumen. Der Kindergarten
bezüge. Sie wird auch bei schlechter Witterung als orientiert sich über die ganze Gebäudelänge zur Tal-
gutstrasse hin.
Die prägnante und fein austarierte Gebäudesil-
houette zur Tösstalstrasse fügt sich selbstbewusst
und charmant ins Quartier ein. Die beiden einge-
Projektwettbewerb, Areal Depot Deutweg, Winterthur COLLAGE LIVING
spannten Hallen wirken, jede auf seine Weise, anzie- ten Projekte. Der SIA-Effizienzpfad ist voraussichtlich 53
hend und machen neugierig. Nach Osten und Süden ohne Anpassungen erfüllbar. Der Gebäudeabstand
hingegen wird diese Spannung vermisst. Die auf den nach Westen ist nicht eingehalten. Die entsprechen-
«Gnossi-Hof» bezogene Nutzung vermag diesen nicht de Korrektur im Profil führt zu einem Verlust von
richtig zu bespielen. Stirn- und Längsfassaden sind 285 m2 anrechenbare Geschossfläche.
konsequent gegliedert und die raumhohen Fenster
schön proportioniert. Die Rhythmik der geschlos- Das Paradigma der Vielfalt wird von den Verfas-
senen Fassadenteile mit vertikaler Holzverschalung sern aktiv gefördert und der Gedanke des Konglome-
strahlen Wohnlichkeit aus und werden an der Traufe rats auch im Freiraum weitergeführt. Die einzelnen
mit einem kräftigen Betonband zusammengebun- Bereiche sind sehr spezifisch gestaltet; Nachhaltig-
den. Die Betonelemente im Erdgeschoss erscheinen keit, sozialräumliche Aspekte und Nutzungsoffenheit
in Verbindung zur Urhalle logisch. Die anregende Be- werden reflektiert und auch materialisiert. Allerdings
spielung der Wohnhalle mit beranktem Gerüstspalier erstaunt der hohe Grad der Versiegelung. Aus der
aus Stahlträgern und Shed-Oblichtern scheint zu at- Urhalle lassen sich «Bahnwagen» auf den Tramplatz
men. Erinnerungen an die Atmosphäre eines vertika- schieben – und auch wieder hinein. Ein verführeri-
len Gartenraumes werden geweckt. sches Detail.
Liebevolle Strichskizzen und Schnittzeichnungen Ein dichtes Konglomerat aus Hallen und Häusern
in Form einer «promenade architecturale» führen wird als Wohncollage volumetrisch zusammenge-
durch die Wohncollage, welcher jeder Genossen- bunden, wobei der industrielle Charakter des ehe-
schaft ein spezifisches Haus zuordnet. maligen Busdepots dabei weitgehend überformt
Die Wohnungen für Talgut sind im Erdgeschoss als wird. Die identitätsstiftende und Richtung Vorplatz
Familien-Gartenmaisonetten mit zweigeschossiger durchaus quartierverträgliche Gesamtkomposition
Küche konzipiert. Darüber reihen sich flächeneffizi- fügt sich mit einem guten Rhythmus ins Quartier ein.
ent organisierte 1.5 bis 3.5 Zimmerwohnungen auf. Im Süden hingegen prallt der Projektvorschlag volu-
Die Wohn-und Zimmerräume sind gut möblierbar metrisch unvermittelt auf das bestehende Quartier
und die Hausinstallation diszipliniert übereinander und die offene Wohnhalle wirkt im Gegensatz zu
angeordnet. ihrer inneren Qualität in keiner Weise vermittelnd.
Das mittlere Wohnhaus für die GWG startet über
dem Gewerbesockel mit Maisonetten, welche im
Schnitt über die Urhalle greifen und über eine zwei-
geschossige Küche zur Wohnhalle erschlossen wer-
den. Darüber folgen flächeneffiziente Geschosswoh-
nungen, welche auch über die Küche erschlossen
werden und mit einer mittleren Hallen- und Bäder-
schicht gleichwertige Zimmer und Wohnräume frei
und nutzungsneutral bespielen lässt,
In der breitesten Zeile für die gaiwo sind an der
«Rue Intérieure» jeweils einseitig orientierte Woh-
nungen angeordnet. Über eine Vorzone mit Reduit
gelangt man zur Wohnküche. Die zwei jeweils seit-
lich zum Wohnraum angeordneten Flügelzimmer
bilden eine Enfilade mit schönen Blickbezügen über
die halbeingezogenen Loggien. Über die Küchenzeile
fällt Licht aus der «Rue Intérieure» in den rückwär-
tigen Bereich der Wohnungen. Entsprechend den
Trockenräumen der GWG sind auch hier Keller- und
Trocknungsräume im Mezzanin längs der Urhalle an-
geordnet.
54
Situation
Projektwettbewerb, Areal Depot Deutweg, Winterthur COLLAGE LIVING
55
2.5-Zi-Etagenwohnung TALGUT
3.5-Zi-Maisonettewohnung GWG
5.5-Zi-Maisonettewohnung TALGUT
Erdgeschoss
COLLAGE LIVING Projektwettbewerb, Areal Depot Deutweg, Winterthur
56
Querschnitt
Urhalle
Langhaus GAIWO
1. Obergeschoss
1. Obergeschoss 2. Obergeschoss
Projektwettbewerb, Areal Depot Deutweg, Winterthur COLLAGE LIVING
57
2. Obergeschoss
3. - 5. Obergeschoss (Regelgeschoss)
COLLAGE LIVING Projektwettbewerb, Areal Depot Deutweg, Winterthur
58
Dachaufsicht
Untergeschoss
Dachgeschoss
Projektwettbewerb, Areal Depot Deutweg, Winterthur COLLAGE LIVING
59
Längsschnitt A - A Wohnhalle
Längsschnitt B - B Urhalle
Ansicht C - C süd-ost
Ansicht D - D süd-west
Projektwettbewerb, Areal Depot Deutweg, Winterthur
60 FUNDUS
Weitere Beteiligte:
Analog der bisherigen Geschichte des Areals und stirnseitig abrupt an die Tösstalstrasse stösst und
aufgrund der im Bestand vorgefundenen architek- weder in die Logik des Bestandes eingebunden wird,
tonischen und substanziellen Qualitäten verfolgen noch im städtebaulichen Zusammenspiel mit dem
die Verfassenden, im Sinne einer vorbildlichen öko- Verwaltungsbau und dem neu dreiseitig gefassten
logischen Bilanz, die bestechende Idee eines beinahe Vorplatz überzeugen kann.
umfassenden Substanzerhalts und des Weiterbau-
ens daran. Der gesamte Bestand, abgesehen von Die bestehenden Hallen werden mit neuen Nut-
der östlichen Halle, soll umgenutzt und durch zwei zungen bespielt, vermögen aber nicht vollständig
Neubauten mit Wohnungen in konzentrierter Weise zu überzeugen: die Kindergartenhalle wirkt in Di-
überformt, respektive ergänzt werden. mension und direkter Nachbarschaft zum «kollekti-
Die Ergänzungen erfolgen einerseits über ein ven Wohnen» unangemessen, die Gewerbehalle ist
«Atriumhaus», welches aus der Struktur der Hallen schlecht belichtet. Die zwischen den Hallen platzier-
entwickelt wird und andererseits über ein «Strassen- ten «Infrastrukturschichten» mit den Treppenhäu-
haus», welches den verbleibenden Rest des Raum- sern zu den Wohnungen sind für die vorgeschlage-
programms aufnehmen muss. Aufgrund dieser, von ne Nutzung überinstrumentiert und führen zu einer
den Verfassenden selbst gewählten Ausgangslage, unattraktiven Zugangssituation zu den Wohnungen.
entsteht mit dem Strassenhaus entlang der Talgut- Schade auch, dass die Urhalle als Freiraum interpre-
strasse ein sehr langer, monoton wirkender Bau, der tiert wird und damit den historischen Bezug vermis-
sen lässt. Damit wird die Chance hinsichtlich einer
spannenden quartierbezogenen Bespielung nicht
genutzt.
Projektwettbewerb, Areal Depot Deutweg, Winterthur FUNDUS
Entsprechend der Lage innerhalb des Organismus Dschungelhalle, quert die Urhalle und endet in der 61
und den unterschiedlichen Anforderungen der Bau- «Baumhalle» auf dem Eingangsplatz. Die axiale Ges-
herrschaften wird ein breites Angebot an Wohnungs- tik der Rue Interieure und die Wasserachse wirken
typologien vorgeschlagen. befremdlich. Letztere erfüllt zwar eine gewichtige
Die Wohnungen der gaiwo befinden sich im At- Funktion im System des Regenwassermanagements;
riumhaus und sind über eine «Rue Intérieure» er- Formal assoziiert man sie eher mit einer Einkaufs-
schlossen. Die einseitig belichteten 2.5-Zimmer-Woh- mall in fernen Ländern.
nungen werden über eine bedienende Schicht mit
Nasszelle, Garderobe und Réduit betreten, die Zim- Wie der Projektname verspricht, beabsichtigt das
mer mit seitlich angeordneter Küche befinden sich Projektteam ganz bewusst in jeder Hinsicht aus dem
entlang der Fassade als Enfilade, mit vorgelagerter, FUNDUS des Bestandes zu schöpfen, ein Ziel welches
durchgehender Balkonschicht. An den Stirnseiten be- insbesondere im Hinblick auf die Nachhaltigkeit von
finden sich die 3.5-Zimmer-Wohnungen, jeweils über grosser Relevanz ist. Schade, dass sich dies nicht, wie
Eck. Die Koch-/Essbeziehung ist etwas sperrig. es eigentlich zu erwarten wäre, in der Projektöko-
Die durchgesteckten Wohnungen 2.5- und 3.5 nomie widerspiegelt. Insgesamt vermag das Projekt
Zimmer-Wohnungen der Genossenschaften GWG hinsichtlich der Nutzungsqualität und der städtebau-
und Talgut im Strassenhaus werden über eine brei- lichen Einbindung zu wenig überzeugen.
te Laube erschlossen. Dabei ist ein Individualzimmer
der 3.5-Zimmer-Wohnungen immer relativ stark ex-
poniert, weil es direkt an die Laube anschliesst. Im
Kopf nach Süden wird eine 5.5-Zimmer-Wohnung
hingegen geschickt lärmabgewandt positioniert. Im
Erdgeschoss erfolgt eine Angebotserweiterung um
einige attraktive «Garagenwohnungen» mit Galerie.
Die Qualität der Wohnungen hinsichtlich Tageslicht-
versorgung, Proportionierung und Möblierbarkeit
wurde im Beurteilungsgremium kontrovers disku-
tiert.
62
Kinderhalle Garagenwohnung
Projektwettbewerb, Areal Depot Deutweg, Winterthur FUNDUS
63
Grundriss Erdgeschoss
64
Grundriss Regelgeschoss
Grundriss Untergeschoss
Projektwettbewerb, Areal Depot Deutweg, Winterthur FUNDUS
65
Ansicht Tösstalstrasse
FUNDUS Projektwettbewerb, Areal Depot Deutweg, Winterthur
66
Garagenwohnung Zwischengeschoss
Garagenwohnung Erdgeschoss
Strassenhaus Regelgeschoss
Atriumhaus Regelgeschoss
67
Fassade / Schnitt / Grundriss Strassenhaus Ost Fassade / Schnitt / Grundriss Atriumhaus West
MAGNET Projektwettbewerb, Areal Depot Deutweg, Winterthur
68 MAGNET
Weitere Beteiligte:
Durch eine Ergänzung des Bestandes mittels werden, stellt eine Verbindung vom Neubau zum Be-
Neubauten, welche, in der Höhe differenziert, die stand her. Die Überbauung ist in Massivbauweise
Urhalle dreiseitig umschliessen, erwächst zusammen gedacht, die Fassade aus Holzelementen, welche
mit dem Verwaltungsbau als Kopf und den daran mit einer hinterlüfteten Holzverschalung in Erschei-
anschliessenden ehemaligen Werkstätten ein volu- nung tritt. Der Zusammenhang zwischen Fassaden-
metrisch klar geformter neuer Quartierbaustein. gestaltung und konstruktivem Konzept bleibt unklar,
Zur Strasse hin entsteht ein definierter, grosszügi- zumal die Holzverschalung auch um die Urhalle ge-
ger Quartierplatz, der zur Adresse des überformten führt wird, was deren Lesbarkeit verunmöglicht und
Bestandes wird. Zum Quartier hin sorgen die be- als wenig respektvoller Umgang mit dem Denkmal-
stehenden, respektive die in der Höhe reduzierten schutzobjekt gewertet wird.
Neubauten, für eine der benachbarten feinkörni-
gen Bebauung angemessene Massstäblichkeit. Die Die vorgeschlagenen Erdgeschossnutzungen zum
starke Geschlossenheit gegenüber dem im Südwes- Quartierplatz, der Kindergarten in der ehemaligen
ten anschliessenden Quartier wird jedoch als kritisch Werkstatthalle und die im Hochparterre liegende
beurteilt. Unverständlich ist in diesem Zusammen- Wohnnutzung entlang der Talgutstrasse sind gut ver-
hang der hinter der Urhalle liegende, bewitterte ortet. Die Urhalle wird auf der einen Seite von einer
Innenhof, dem weder eine räumliche noch funktio- Gewerbenutzung begleitet, welche die Halle mitnut-
nale Bedeutung zukommt und dem der Bezug nach zen kann. Brandschutztechnische Unstimmigkeiten
aussen fehlt. führen dazu, dass die Urhalle als reine Erschlies-
Ein verputzter, stark aufgelöster Sockel, dessen sungsfläche beurteilt werden muss. Die üppig ein-
Stützen in verschmälerter Form bis zum Dach geführt gezeichnete Bepflanzung und die Veloabstellmög-
lichkeiten lassen vermuten, dass das durchaus der
Intention des Teams entsprochen haben könnte.
Projektwettbewerb, Areal Depot Deutweg, Winterthur MAGNET
Da die Urhalle auf Grund der denkmalpflegerischen Der Depotplatz wird mit mannigfaltigen Elemen- 69
Auflagen saniert werden muss, entstehen Kosten, ten aktiviert: Wassergarten, Sunken Garden, sowie
welchen kein Nutzungspotenzial (bzw. Ertrag) ent- diverse Spiel- Sitzelemente reichern ihn an. Zusam-
gegensteht. men mit beweglichen Pflanztrögen – sie lassen sich
auch in die Urhalle rollen - sind sie Vorboten einer
Im westlichen Gebäudeteil, welcher der GWG zu- facettenreichen freiraumplanerischen Klaviatur, mit
geordnet ist, werden Ateliers vorgeschlagen, die mit der das ganze Areal bespielt ist. Im stadträumlich ei-
den Wohnungen im 1. Obergeschoss zusammen- genartig isolierten Hofgarten dominiert das Element
geschlossen sind. Die Absicht, die Wohnungen über Wasser; Im Talgutgarten soll ein artenreicher Garten
Ateliers mit der Halle direkt zu verknüpfen, ist inte- mit üppigem Bewuchs und abwechslungsreichen
ressant. Ob dies hinsichtlich den Brandschutzanfor- Pflanzenbildern entstehen. Die Werkstatthalle wird
derungen möglich ist, wird wegen der erforderlichen bis auf ihre Struktur «entblösst» und üppig berankt.
Brandabschnittsbildung zwischen Gewerbe und Aus den vielen Episoden, die das Projekt erzählt wird
Wohnen bezweifelt. Die über die neu interpretierte leider keine tragende Geschichte.
Westhalle erschlossenen Wohnungen in den unteren
beiden Geschossen verfügen über eine starke Identi- Die Stärken des Projektvorschlags liegen in der
tät aufgrund ihres direkten Bezugs zum Bestand und strukturellen Weiterentwicklung des Bestandes und
erhalten trotz grosser Gebäudetiefe eine interessan- der volumetrischen Eingliederung in den Kontext.
te Ausprägung. Darüber befinden sich dreispännig Die erwünschte Durchlässigkeit und die Vernetzung
organisierte Wohnungen, welche aufgrund der un- mit dem Quartier ist allerdings stark einschränkt,
bewältigten Gebäudetiefe nicht zu überzeugen ver- der neue Quartierbaustein bleibt auf sich selbst be-
mögen. So fehlt die von den Küchen beanspruchte zogen. Die vorgeschlagenen Wohnungstypologien
Fassadenabwicklung bei der Belichtung der Wohn- sind im Bereich der Halle mit den zweigeschossigen
räume und diese werden zusätzlich von Loggien und Wohnungstypen spannend, aber in den oberen Ge-
Balkonen verschattet, was zu dunklen und unattrak- schossen in zu grosser Anzahl von ungenügender
tiven Mittelzonen führt. Schade auch, dass die Trep- Qualität. Hauptgrund dafür ist unbewältigte Gebäu-
penhäuser keinen räumlich adäquaten Anschluss an detiefe der beiden Längsbaukörper, welche sowohl
das Erdgeschoss finden. in der Erschliessung als auch in den Wohnungen zu
Im schlankeren Ostflügel befinden sich die Woh- unattraktiven Situationen führt.
nungen der Genossenschaft Talgut. Sie werden
über eine dunkle und beengende «Rue Intérieure»
erschlossen und sind einseitig orientiert. Der Zu-
gang zu den Wohnungen erfolgt mehrheitlich in das
Wohn-/Esszimmer, welches räumlich wenig struktu-
riert und damit schwer möblierbar ist. Trotz der ein-
seitigen Orientierung gelingt es nicht, Wohnbereiche
auszuscheiden, welche attraktiv belichtet sind. Im
Erdgeschoss treffen die Treppenhäuser auf einen
langen, engen Korridor, welcher weder brandschutz-
technisch noch architektonisch bewältigt ist.
Im südlichen Gebäudeflügel, welcher deutlich
schmaler und damit einfacher zu bewältigen wäre,
sind die Alterswohnungen der gaiwo mehrheitlich
einseitig ausgerichtet. Die langen inneren Erschlies-
sungsbereiche, die wenig strukturierten Wohn-/
Essbereichen und die in die Zimmer eingeschnitte-
nen Nasszellen führen zu schwer möblierbaren und
räumlich unattraktiven Wohnungen.
70
Situation
Ansicht Tösstalstrasse
Projektwettbewerb, Areal Depot Deutweg, Winterthur MAGNET
71
Erdgeschoss
Ansicht Frontfassade
MAGNET Projektwettbewerb, Areal Depot Deutweg, Winterthur
72
1. Obergeschoss
Schnittansicht Werkstatthalle
Projektwettbewerb, Areal Depot Deutweg, Winterthur MAGNET
73
2. Obergeschoss
Südfassade
MAGNET Projektwettbewerb, Areal Depot Deutweg, Winterthur
74
Untergeschoss
Querschnitt
Projektwettbewerb, Areal Depot Deutweg, Winterthur MAGNET
75
Gaiwo
GWG
Talgut
ROJI Projektwettbewerb, Areal Depot Deutweg, Winterthur
76 ROJI
Weitere Beteiligte:
Drei L-förmige Zeilenbauten bilden zusammen kleinen Plätzen und Wohnstrassen vor. Angefangen
mit zwei freigestellten Bestandesbauten die städte- an der grossen Piazza zur Tösstalstrasse, werden
bauliche Ausgangslage für den Projektvorschlag ROJI. Besuchende entlang der Wohnstrasse, vorbei am
Mit dieser einfachen Grunddisposition wird versucht Kindergarten, durchs Nachbarsquartier bis hin zur
die Körnung und die Architektursprache des südlich Mattenbachstrasse geführt. Die Verbindung soll die
angrenzenden Mattenbachquartiers aufzunehmen soziale Vernetzung im Quartier sowie die verbinden-
und weiterzuschreiben. Der Vorgabe einer höheren de Struktur der Gartenstadt stärken, bleibt aber lei-
Dichte wird hierbei mit einer grösseren Bautiefe, der schematisch und gleichförmig. Das Prinzip der
einer Staffelung der Gebäudehöhen und einem zu- Wohnstrassen aus grossformatigen Betonplatten
rückspringendem Attikageschoss begegnet. Eine He- wird um die mittig freigestellte Urhalle im Innern des
rangehensweise, welche in ihrem Resultat nicht voll- Gevierts fortgesetzt, während das Areal an den Sei-
umfänglich zu überzeugen vermag. Leider halten die ten durchgrünte Ränder aufweist, welche einen typi-
Zeilenbauten das Versprechen einer volumetrisch schen Übergang ins Quartier schaffen.
nahtlosen Anknüpfung an die angrenzende Garten- Städtebaulich sowie denkmalpflegerisch wirft die
stadt nicht ein und wirken durch ihre grosse Bautiefe komplette Freistellung des Verwaltungsbaus Fra-
als Fremdkörper. Die Verfassenden schlagen eine öf- gen auf. Er wirkt als Solitärbau isoliert und vermag
fentliche, räumlich sequenzierte Durchwegung von keine Anbindung an den restlichen Siedlungskörper
zu schaffen. Neben den neu zu erfindenden Seiten-
fassaden, stellt sich bei der Freistellung der Urhalle
hauptsächlich die Interpretation der Halle als «Hofge-
bäude» als problematisch dar. Sie wirft ein falsches
Licht auf die vielfältig gewachsene, zusammenhän-
Projektwettbewerb, Areal Depot Deutweg, Winterthur ROJI
gende Bausubstanz des Depot Deutweg. Diese Wir- geschoss zugewiesen und einzig die GWG erhält eine 77
kung wird durch die indifferent gehaltenen Wohn- gemeinschaftliche Dachterrasse. Eine Exklusivität,
strassen, welche die Urhalle umschliessen, zusätzlich welche schwierig nachzuvollziehen ist.
verstärkt.
Die Urhalle wird relativ stark ausgebaut und ist mit Die saubere konstruktive Ausarbeitung in Ein-
dem Konzept zweigeschossiger Leichtbauausbauten steinmauerwerk lassen eine gute Projektökonomie
innenräumlich nicht mehr in ihrer Gesamtheit zu er- erwarten. Im Vergleich mit den eingereichten Projek-
fassen. ten handelt es ich bezogen auf den m2 vermietbare
Alle drei Zeilenbauten verfügen über einen an- Fläche um eines der günstigsten Projekte. Im Bereich
genehm ruhigen und wohnlichen gemeinsamen Ha- Nachhaltigkeit schneidet der Vorschlag allerdings
bitus, der durch die Stoffstoren, die mineralisch ge- eher schlecht ab, dies ist vor allem der durchgängig
haltenen Fassaden und die prägnanten Flugdächer mineralischen Materialisierung geschuldet und dem
getragen wird. Umstand, dass die ursprüngliche Bausubstanz auf
Eine Architektursprache der leisen Töne, die sich das absolute Minimum reduziert wird. Die Gebäude-
gut im Mattenbachquartier verortet und die Zusam- hüllzahl ist ebenfalls relativ hoch. Das Projekt erfüllt
mengehörigkeit der drei Neubauten niederschwellig ohne Anpassungen den SIA-Effizienzpfad voraus-
zum Ausdruck bringt. Ihr gelingt zudem ein selbstver- sichtlich nicht.
ständliches und unaufgeregtes Miteinander von Be- Die Verfassenden belegen den gesamten Boden-
stand und Neubau. bereich im Arealinneren mit grossformatigen Beton-
platten. Aus dem harten, strukturierenden Belag sind
Zur bestmöglichen Erfüllung von individuellen nur wenige Stellen ausgespart: das Baumcarré mit
Bedürfnissen, erhält jede Bauträgerschaft des Kon- Brunnen und die Vorbereiche zu den Wohnungen
sortiums ein klar zugewiesenes eigenes Gebäude. entlang der gassenartigen Räume. In diesen - und im
Adressiert werden diese über die inneren Wohn- Freiraum überhaupt - will keine richtig frohe Stim-
strassen. Einige Treppenhäuser richten sich auf die mung aufkommen. Die Spielwiese im Westen wirkt
Gebäudedurchgänge, was kritisch gesehen wird. Die eher als Abstandfläche, denn als Ort der Interaktion
Wohnstrassen sind durch den wohnlichen Charakter und der Gemeinschaft.
der Vorgärten und dem dahinterliegenden erdge-
schossigen Wohnen geprägt. Hier schliessen zum Teil Insgesamt schafft das Projekt ROJI durch seine
auch Schlafzimmer relativ unvermittelt an öffentliche Disposition die Voraussetzung für soliden, gut be-
Bereiche an, was etwas an der illustrierten Offenheit lichteten Wohnraum, bleibt aber in vielerlei Hinsicht,
der Vorgärten und dem lässigen Nebeneinander von trotz umfänglicher und sorgfältiger Durcharbeitung,
Wohn- und Gewerbenutzung zweifeln lässt. Der Kin- etwas blass und generisch. Insbesondere gelingt es
dergarten ist schlüssig in Richtung Spielwiese orien- nicht die Siedlungsqualitäten des angrenzenden Gar-
tiert. tenstadtquartiers gewinnbringend auf das Areal mit
Die oberen Wohngeschosse werden zweispännig seiner spezifischen Ausgangslage zu überführen.
und an den Köpfen der Gebäude jeweils dreispännig
erschlossen. Die Wohnungen sind grundsätzlich gut
geschnitten und sorgfältig ausgearbeitet. Sie erhal-
ten je nach Bauträgerschaft eigene Spezialitäten: In
den GWG Wohnungen wird die Bautiefe mit einem
durchgesteckten Wohn- Essraum erlebbar gemacht,
die Wohnbaugenossenschaft Talgut erhält Wohn-
küchen mit Blick über das Depotdach und die gaiwo
Wohnungen erhalten eine Sequenz abgeschlossener
Wohn-, Koch- und Essenräume, welche sich um einen
innenliegenden Kern organisieren. Alles Themen,
welche in ihrer Unterscheidung nach individuellen
Bauträgerbedürfnissen nicht zwingend erscheinen.
Insgesamt fehlt eine prägende und identitätsstiften-
de Wohnidee.
Die unterschiedliche Behandlung der Neubauten
wird auf den Dächern fortgesetzt: während der süd-
liche Bau mit einem Vollgeschoss weniger und einem
begrünten Flachdach zur Nachbarschaft angemes-
sen niedrig bleibt, wird der gaiwo ein Wohn-Attika-
ROJI Projektwettbewerb, Areal Depot Deutweg, Winterthur
78
Parzellierung
Situation
Projektwettbewerb, Areal Depot Deutweg, Winterthur ROJI
79
Grundriss Erdgeschoss
ROJI Projektwettbewerb, Areal Depot Deutweg, Winterthur
80
Obergeschoss / Regelgeschoss
Grundriss 1. Obergeschoss
Projektwettbewerb, Areal Depot Deutweg, Winterthur ROJI
81
Untergeschoss
Grundriss Dachgeschoss
ROJI Projektwettbewerb, Areal Depot Deutweg, Winterthur
82
Norden
Osten
Süden
Westen
Schnitt Nord/Süd
Schnitt Ost/West
Projektwettbewerb, Areal Depot Deutweg, Winterthur ROJI
83
Grundriss 2.5 und 3.5-Zi Wohnungen WBG-T Grundriss 4.5-Zi Wohnungen WBG-T
Ansicht
Grundriss Schnitt
Projektwettbewerb, Areal Depot Deutweg, Winterthur
84 SYMBIOSE
Weitere Beteiligte:
Die Verfassenden des Projekts SYMBIOSE sehen hinterfragt. Die westlichen Hallen werden für das
den grossen Wert des Bestands als eine ausserge- Wohnen genutzt, wobei die mittlere Halle abgedeckt
wöhnliche Möglichkeit, einen faszinierenden sozialen wird. Hier entsteht auf Stadtboden ein wunderbarer
Ort zu schaffen. Entsprechend streben sie an, mög- «Hortus conclusus», der jedoch lediglich einem Zehn-
lichst alle Hallen zu erhalten. Als Konsequenz dieses tel der Bewohnerinnen und Bewohnern zu Gute
Ziels wird ein grosser Teil des Neubauvolumens auf- kommt. Der Wolkenbügel schwebt mit einer schon
geständert über dem alten Busdepot angeordnet. fast unerträglichen Leichtigkeit über den Bushallen.
Dieser «Wolkenbügel» schwebt mit vier Geschossen Der filigrane Stützenwald durchstösst pragmatisch
plus Attika zwei Stockwerke über dem Boden. An und teilweise auch rücksichtslos die bestehenden
der Nordostecke des Grundstücks greift er über die und neu eingebauten Strukturen. Für die gebäude-
Hallen aus und stösst auf einem Stützenwald bis an technische Erschliessung der Wohnungen werden
die Tösstalstrasse. Der Kopf des Bügels mit der ex- noch mehr Durchdringungen von Steigzonen nötig
pressiven, schwebenden Treppe bildet hier ein mar- werden. Für die Konstruktion wird eine repetitive
kantes, gut sichtbares Zeichen. Die Urhalle bleibt Holz-Beton-Hybridbauweise vorgeschlagen, die das
frei. Die angrenzenden Hallen werden mit Gewer- versprochene Bild von Leichtigkeit auch technisch
be, Gemeinschaftsräumen und den Erschliessungs- umzusetzen verspricht
kernen des Wolkenbügels bespielt. Diese Nutzung
wird idealerweise für eine Belebung der Halle sor- Ob die sehr zeichenhafte Grossform der Archi-
gen. Ob der Kindergarten abseits dieser Nutzungen tektur auch den Wohnungen einen Mehrwert bringt,
im Verwaltungsgebäude richtig angeordnet ist, wird wird bezweifelt. Es entsteht ein sehr abgehobenes
Wohnen, auch wenn die Wohnungen sinnvollerweise
über die Halle erschlossen werden und diese somit
Dreh- und Angelpunkt der Anlage bleibt. Der zweite
Gartenhof steht jedoch in einer Konkurrenzsituation,
Projektwettbewerb, Areal Depot Deutweg, Winterthur SYMBIOSE
welcher ein exklusives Wohnen anbietet, die anderen starkem Stimmungsgehalt und dezenter Schatten- 85
Siedlungsbewohnenden aber effektiv ausschliesst. bildung. Die Baumstämme fügen sich zusammen mit
Die Wohnungen über der Halle profitieren von einer den hohen Betonstützen des Baukörpers zu einer
attraktiven Weitsicht. weiten Halle. Der strassenseitige Platz ist als Kompo-
Die sehr tiefen Grundrisse der gaiwo verfügen sition mit orthogonaler Feldaufteilung ausgebildet.
über ein tiefliegendes Zimmer, welches über einen Hier soll ein Ort der Partizipation und des sozialen
Appendix Licht von der beschränkten Fassadenfläche Austausches entstehen. Das von den Verfassern ima-
holt. Das führt ebenfalls dazu, dass die Küchen in das ginierte gestapelte Grün auf den Laubengängen ist
dunkle Zentrum zu liegen kommen und zum Durch- aus Brandschutzgründen leider nur nach aussen hin
gangsraum werden. Beides interessante Vorschläge möglich. Das dürfte zu einem «Stimmungskiller» für
zur Bewältigung der Gebäudetiefe, dessen Qualitä- das Projekt werden.
ten aber kontrovers diskutiert wurden. Die Lauben-
gangerschliessung kann mit Polycarbonatplatten SYMBIOSE ist eine sehr mutige und erfrischende
flexibel geschlossen werden, was dem formulierten Arbeit. Die Jury konnte der Verführung des Ansatzes
Bedürfnis der gaiwo entgegenkommt. aufgrund einiger grundsätzlicher Mängel jedoch wi-
Die Wohnungen im Ostflügel für die Genossen- derstehen. So kann die Abgehobenheit der Wohnun-
schaften Talgut und GWG sind ebenfalls über einen gen im Wolkenbügel leider nicht durch das Wohnen
Laubengang erschlossen. Daran anschliessend liegen auf dem «Stadtboden» im westlichen Bereich kom-
die eher exponierten Wohnküchen, eine geschickt pensiert werden, sondern führt eher zu einer Zwei-
angeordnete Nische bildet das Entrée. Schlaf- und klassengesellschaft ohne grossen Bezug zur sehr
Wohnräume sind konsequent auf die private Ost- öffentlichen Hallennutzung. Auch bleibt der Winkel
seite mit einer durchgehenden Balkonschicht ausge- der städtebaulichen Grossfigur bezugslos in der
richtet. Im Westen um den Gartenhof wird das Ange- Schwebe und kann im Kontext nicht überzeugen.
bot mit experimentelleren Wohnungen ergänzt. Die
Wohnungen im Zwischengeschoss der an die Urhalle
anstossenden Bauten sind Lückenfüller, deren Er-
schliessung über Balkone in der Urhalle brandschutz-
technisch nicht realisierbar ist. An prominentester
Stelle, am schwebenden Kopf des Wohnbügels, be-
finden sich die Wasch- und Trocknungsräume, mit
viel Schalk der Verfassenden, was auch in der Visuali-
sierung gezeigt wird. Ein wechselndes Bild von trock-
nender Wäsche bildet die vorderste Front und zeigt
in italienisch-sympathischer Manier, dass hier Men-
schen wohnen. Die Laubengänge dürfen aus brand-
schutztechnischen Gründen nicht möbliert werden,
was deren Qualität enorm mindert und den über der
Halle aufgespannten Raum schliesslich zu einer öden
Erschliessungsschicht verkümmern lässt.
86
Situation
Projektwettbewerb, Areal Depot Deutweg, Winterthur SYMBIOSE
87
Erdgeschoss
SYMBIOSE Projektwettbewerb, Areal Depot Deutweg, Winterthur
88
1. Obergeschoss
Projektwettbewerb, Areal Depot Deutweg, Winterthur SYMBIOSE
89
2. bis 5. Obergeschoss
SYMBIOSE Projektwettbewerb, Areal Depot Deutweg, Winterthur
90
Ansicht Süd-Ost
Schnitt A-A
Schnitt B-B
Dachgeschoss
Projektwettbewerb, Areal Depot Deutweg, Winterthur SYMBIOSE
91
Untergeschoss
Fassade
Projektwettbewerb, Areal Depot Deutweg, Winterthur
92 TARTARUGA
In Umkehrung der bestehenden Situation wird die denen Charaktere der Bauten bilden eine bewegte
Grossform auf dem freien Areal zu einem Hinterhof- Silhouette, die sich mit dem Quartier verzahnen soll.
gebäude einer Blockrandbebauung umformuliert. Diese Collage von Typologien bleibt aber letztlich un-
Die zu erhaltende Halle wird gegenüber der Umge- verständlich.
bung abgeschottet, sie duckt sich zur kennwortge- Vorgesehen ist eine Hybridkonstruktion mit tra-
benden Schildkröte zwischen drei Gebäuderiegel. genden Fassadenelementen aus Holz und Recyc-
So versteckt besteht die Gefahr, dass sie im Winter- lingbetondecken. Das Bild der äusseren, vertikalen
schlaf bleibt. Die Halle bleibt durch drei Gassen von Holzschalung wird durch Laubengänge und Treppen-
den Wohnbauten freigestellt. In der Wohnzeile an konstruktionen aus Stahl ergänzt. Für den platzdefi-
der Talgutstrasse befinden sich die Wohnungen der nierenden, flachen Längsbau an der Tösstalstrasse
WBG Talgut und der GWG über sechs Geschosse plus ist ein Recycling von Bauteilen der abzubrechenden
Attika. Im kurzen Querriegel im Süden liegt im Erdge- Hallen vorgesehen. Mit dem zusätzlichen Erhalt der
schoss der Kindergarten und darüber folgen drei wei- Struktur der Halle aus den 60er Jahren entsteht der
tere Geschosse mit Wohnungen. Dieser tiefere Bau Charme eines Werkhofs. Ist dies ein bewusstes Ziel,
sorgt für eine gute Besonnung des Binnenraums. Ge- um die zukünftigen Nutzerinnen und Nutzer zur An-
gen Westen folgt anschliessend an eine offene Halle, eignung des Areals zu motivieren? Die Bezeichnung
deren Struktur zum Dschungel zuwachsen soll, eine der östlichen Gasse als «Werkgasse» deutet darauf
Wohngasse als Übergang zu einem fünfgeschossigen hin. Wohl bewusst werden feste Zuordnungen ver-
Kammtyp mit den Alterswohnungen. Die verschie- mieden, das Areal ist durchgehend befahrbar, es gibt
keine Schwellen oder gestalteten Übergänge.
deren Entwicklungspotenzial hinsichtlich einer at- (kalten) Halle halten sich die Verfasser bedeckt. Um- 93
traktiven Vermietung mit Quartierbezug massgeblich geben ist der ganze Baukomplex von einem Kranz
einschränkt. von kleinteiligen Gemeinschaftsgärten.
Die Wohnungen im Erdgeschoss fügen sich ohne Leider gelingt es den Verfassenden nicht die teil-
Schwelle unvermittelt an den Aussenraum, die Indi- weise interessanten Ansätze zu einem Ganzen zu
vidualzimmer sind meist auf den Gartenbereich hin formen. Der Projektvorschlag bleibt in der Bricolage
angeordnet, teilweise wird an der Talgutstrasse aber stecken, bleibt eine Ansammlung beziehungsarmer
auch davor parkiert. Ansätze und schafft es nicht sich auf nachvollzieh-
Die Laubengänge der Wohnungen der Genossen- bare Art in die städtebauliche Situation einzuordnen.
schaften Talgut und GWG sind über aussenliegen-
de Treppen mit der Anmutung von Fluchttreppen
erschlossen. Die Aufteilung der Erschliessung auf
Kleinstlaubengänge für jeweils drei Wohnungen er-
gibt lediglich Kleinstnachbarschaften. In der Attika
werden die drei Aufgänge wieder verbunden, wo
auch ein Gemeinschaftsraum mit Terrasse zur Verfü-
gung steht. Die innere Zonierung der Wohnungen ist
dürftig, Themen wie «Privatheit» oder «Entrée» sind
nicht bearbeitet. Im südlichen Riegel der Genossen-
schaft Talgut führen Individualzimmer auf den Lau-
bengang, wo über einen mehrgeschossigen, brand-
schutztechnisch problematischen, Luftraum Abstand
geschaffen wird.
Die Alterswohnungen der gaiwo sind im Kamm-
typ im Westen untergebracht. Die Winkelwohnungen
sind attraktiv und bringen über die innenliegende
Ecke Licht in die Tiefe der introvertierten Wohnräu-
me, wenn auch nicht alle Ausrichtungen die gleiche
Qualität aufweisen. Die aussenliegenden Küchen mit
Balkonen öffnen sich ins Quartier. Die Treppenhäuer
sind eng und dunkel, nicht einmal ein Treppenauge
sorgt für Streiflicht. Der innenliegende Korridor im
Erdgeschoss verbindet die gemeinschaftlichen Räu-
me und hätte das Potenzial die Hausgemeinschaft zu
stärken, ist aber leider gerade für ältere Menschen zu
dunkel und unübersichtlich.
94
Ansicht Tösstalstrasse
Situationsplan
«Dschungelhalle» «Werkgasse»
Projektwettbewerb, Areal Depot Deutweg, Winterthur TARTARUGA
95
Erdgeschoss
«Quartierplatz» «Spielgasse»
TARTARUGA Projektwettbewerb, Areal Depot Deutweg, Winterthur
96
GWG
GWG
GAIWO
GWG
GWG
WBG TALGUT
Grundriss Regelgeschoss Dachgeschoss Wohnzeile (6. OG)
97
Wohnungen GAIWO
Ansicht Ost
TARTARUGA Projektwettbewerb, Areal Depot Deutweg, Winterthur
98
Ansicht Süd
Konstruktionsschnitt
Verwaltungsgebäude 1. OG Verwaltungsgebäude 2. OG
Halle 1. Obergeschoss
Projektwettbewerb, Areal Depot Deutweg, Winterthur TARTARUGA
99
Ansicht Talgutstrasse
Untergeschoss
Projektwettbewerb, Areal Depot Deutweg, Winterthur
Weitere Beteiligte:
Die konzentrierte Dichte der bestehenden Bus- licht die Durchlässigkeit des Areals zwischen Tösstal-
hallen soll den Charakter der Wohnsiedlung prägen. strasse / Bushaltestelle und dem Quartier im Süden.
Dazu wird die Urhalle von einem sechsgeschossigen Die neue Nordfront schafft einen eigenständigen
«Hallenhof» umbaut. Die Verdichtung findet mög- Auftritt an der Tösstalstrasse, dem jedoch die Refe-
lichst konzentriert statt, damit gegenüber den nied- renz an die industrielle Geschichte des Ortes fehlt.
rigeren Wohnbauten der Umgebung möglichst viel Mit den zwei stehenden, flankierenden Baukörpern
Raum frei und so der Massstabssprung verträglich wird die Horizontalität der bestehenden Anlage ne-
bleibt. Gegen Westen braucht es für die Unterbrin- giert.
gung des umfangreichen Raumprogramms einen Die Baukörper sind sehr differenziert gestaltet.
weiteren, wiederum sechsgeschossigen Zeilenbau Mittels Risaliten, Vorsprüngen, Kopfausbildungen
mit Alterswohnungen, der etwas abseits zur starken und Erkern werden Raumkammern gebildet, die
Hauptfigur steht. eine Verzahnung mit dem Quartier ermöglichen und
Die vorgelagerte «Piazza Matta» soll zum öffent- den Massstab des sehr grossen Volumens auf ein
lichen Platz für das ganze Quartier werden, ebenso menschliches Mass herunterbrechen.
die angrenzende Urhalle. Sinnvoll erfolgt darum die Alle Erdgeschosswohnungen liegen leicht abge-
Erschliessung der Wohnungen auch über diesen Ort, setzt und sind über vorgelagerte Arkaden direkt von
was zu dessen Belebung beitragen wird. Ein Pavillon aussen erschlossen. An den Endpunkten der Zeilen
in der nordöstlichen Ecke definiert geschickt die Piaz- und den Knoten des U-Baus liegen die Treppenhäu-
za und wird zum an der Tösstalstrasse auffallenden ser. Gegen aussen befinden sich den Erdgeschoss-
Zeichen der Siedlung. wohnungen zugeordnete Privatgärten, die die kom-
Eine zweite, schmale und sehr hohe «Arkadengas- pakte Anlage unnahbar machen. Die Verbindung zur
se» zwischen dem Zeilenbau und dem U-Bau bindet Urhalle über die sehr schmale Fuge wird als unattrak-
die Alterswohnungen in die Siedlung ein und ermög- tiv empfunden. Der Querriegel der U-förmigen Figur
stört die Qualität der Anlage, indem er die Halle und
ihre Nutzungen gegen das südliche Wohnquartier
Projektwettbewerb, Areal Depot Deutweg, Winterthur ZWEI BAUTEN DREI PLÄTZE
abschottet. Der eng gefasste Hofraum über der Halle schen öffentlichen, gemeinschaftlichen und privaten 101
mit den Laubengängen und Blick auf das Dach der Freiraumnutzungen. Die querliegende Piazza Matta
Oblichthalle wirkt sehr anonym und überzeugt nicht. schafft den Auftakt zum neuen Quartierbaustein. Ihr
Im fugenlos an die Halle andockenden, westli- Zugang wirkt durch den grossen Brunnen und die
chen Flügel wird Kleingewerbe untergebracht. Dieses Baumgruppe eher verstellt. Die Halle - der zweite
schafft eine attraktive Aktivierung der Halle. Durch Platz im Dreigestirn der öffentlichen Räume – ist von
die schlechte Anbindung nach Süden wird die Halle Bauten dreiseitig umstellt, die Spielwiese schlecht an-
aber leider zur Sackgasse und kann schliesslich ihre gebunden und die Durchlässigkeit ins Quartier prak-
öffentliche Wirkung nicht richtig entfalten. tisch unterbunden.
Alle Wohnungen sind über Laubengänge er- Der Beitrag überzeugt trotz der hohen Differen-
schlossen. Tief eingezogene Nischen schaffen einen zierung und seiner sorgfältig komponierten Gesamt-
privaten Eingangsbereich für jede Wohnung. Ge- form als Ganzes nicht. Insbesondere die Abschottung
konnt werden die Wohnungen weiterentwickelt und der Urhalle wäre zu korrigieren. Die weiteren schma-
bilden gut strukturierte und nutzbare Raumfolgen. len und überhohen Zwischenräume, die in der Fuge
Die Übergänge werden durch die Ausschöpfung der zur Urhalle noch auf die Spitze getrieben werden,
architektonischen Mittel subtil ausformuliert. sind ortsfremd und wirken eher bedrückend. Das an-
Die Wohnungen der gaiwo im Westen verfügen gestrebte mediterrane Ambiente scheint für diesen
laubengangseits über ein Entrée mit Garderobe so- Ort und seine Geschichte eher nicht angemessen.
wie eine Küche, demgegenüber ein Wohnzimmer mit Die ganze Anlage wirkt eher als Burg, statt als einla-
halb eingezogener Loggia und ein Individualzimmer. dender Ort für die Bewohnenden und für das umge-
Die Küchen sind etwas knapp bemessen, es wäre bende Quartier.
schön, wenn hier ein kleiner Esstisch stehen könnte.
Für die GWG werden im Westflügel des mittleren
L-Typs auf Niveau Hallendach acht spezielle 2.5-Zim-
mer-Maisonetten mit aussenliegender Wendeltrep-
pe angeboten. Die weiteren Wohnungen der Genos-
senschaften GWG und Talgut sind gut geschnitten,
weisen aber teilweise auch Individualzimmer auf die
Laube auf. Über ein kleines Fenster zur Laube und
ein grösseres zum eingezogenen Eingangsbereich
wird der Einsichtsproblematik gut begegnet. In den
Köpfen befinden sich die grösseren Wohnungen.
Das Dach des Querriegels wird mit einer Orange-
rie, einer Festhalle und einer grossen Terrasse für die
Genossenschafterinnen und Genossenschafter akti-
viert.
102
Ansicht Nordost
Projektwettbewerb, Areal Depot Deutweg, Winterthur ZWEI BAUTEN DREI PLÄTZE
103
Erdgeschoss
Schnitt A-A
ZWEI BAUTEN DREI PLÄTZE Projektwettbewerb, Areal Depot Deutweg, Winterthur
104
Tösstalstrasse zu Platz
Untergeschoss
Ansicht Südost
Projektwettbewerb, Areal Depot Deutweg, Winterthur ZWEI BAUTEN DREI PLÄTZE
105
KiGa
Laubengang am Hallenhof
2. Obergeschoss
3. Obergeschoss
Ansicht Südwest
ZWEI BAUTEN DREI PLÄTZE Projektwettbewerb, Areal Depot Deutweg, Winterthur
106
Dachgeschoss
5. Obergeschoss
Schnitt BB
Projektwettbewerb, Areal Depot Deutweg, Winterthur ZWEI BAUTEN DREI PLÄTZE
107
Fassadenschnitt
Ansicht Nordwest
108
Projektwettbewerb, Areal Depot Deutweg, Winterthur
109
Genehmigung
Der Bericht wurde vom Beurteilungsgremium genehmigt.
Winterthur, den 21. 10. 2021
Oliver Erb
Zita Cotti
Elisabeth Boesch
Michael Boogman
Stefan Rotzler
Samuel Schwitter
Jann Wäckerli
Yves Hartmann