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Forschungen und Berichte

zur Archäologie
in Baden-Württemberg
Forschungen und Berichte
zur Archäologie
in Baden-Württemberg
Band 6

Landesamt für Denkmalpflege


im Regierungspräsidium Stuttgart
Jürgen Süß und Brigitte Gräf

LOPODVNVM VI
Die 3D-Rekonstruktion des römischen Forums
von Ladenburg

Beschreibung und Begründung der Nachbildung

2017
Dr. Ludwig Reichert Verlag Wiesbaden
Gefördert vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau
– Oberste Denkmalschutzbehörde

Herausgeber L andesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart


Berliner Straße 12, 73728 Esslingen am Neckar

Die Deutsche Nationalbibliothek – CIP-Einheitsaufnahme


Ein Titeldatensatz für diese Publikation ist bei der Deutschen Nationalbibliothek erhältlich.

Für den Inhalt sind die Autoren verantwortlich.

Schriftleitung Dr. Andrea Bräuning


Fachredaktion Dr. Thomas Link
Redaktion und Lektorat Dr. Martin Kempa
Layout und Satz Verlagsbüro Wais & Partner, Stuttgart
Herstellung Verlagsbüro Wais & Partner, Stuttgart
Designkonzeption HUND B. communication, München
Druck Kessler, Bobingen

Umschlag Dr. Thomas Link, LAD; Designkonzept HUND B. communication, München

© Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart, Esslingen 2017

Alle Rechte vorbehalten. Jegliche Vervielfältigung einschließlich fotomechanischer


Wiedergabe nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Landesamtes für Denkmalpflege
im Regierungspräsidium Stuttgart.

Printed in Germany
ISBN 978-3-95490-298-9
VORWORT

Ladenburg gehört seit nunmehr knapp 40 Jahren zu den Schwerpunkten der Landesdenk­
malpflege in Baden-Württemberg, was sich unter anderem in den inzwischen sechs re­
prä­sentativen Monographien der „LOPODVNVM-Reihe“ eindrucksvoll niederschlägt.
Besonders die römische Siedlung mit den Militärlagern und den eindrucksvollen zivilen
Großbauten steht seit nunmehr über hundert Jahren im Fokus der provinzialrömischen
Erforschung Süddeutschlands. Vor allem dem Forum und der Basilika im Zentrum Lopo­
dunums mit ihrer außergewöhnlichen Monumentalität und hohen Ausstattungsqualität
wurde größtes Interesse entgegengebracht.
Ein wichtiger Schritt zur besseren Kenntnis des bedeutenden Baukomplexes war die
um­fas­sende Auswertung aller vorliegenden Grabungsergebnisse und Erkenntnisse sowie
die typologische und chronologische Einordnung durch Prof. Dr. Johannes Eingartner,
deren Ergebnisse 2011 im Band LOPODVNVM V vorgelegt werden konnten.
Die Autoren der jetzt vorliegenden Publikation, Dr. Jürgen Süß und Dr. Brigitte Gräf,
sind versierte Kenner der römischen Architektur und Urbanistik. Darüber hinaus haben
sie sich auf die multimediale Präsentation entsprechender Baubefunde spezialisiert. Be­
reits seit geraumer Zeit verfolgten sie das Projekt, ein prominentes antikes Bauwerk aus
dem Rhein-Neckar-Raum in Gestalt einer 3D-Rekonstruktion zu visualisieren. Vor die­
sem Hintergrund lag die Beschäftigung mit der repräsentativen Architektur des römi­
schen Ladenburg nahe. Bei der Archäologiepreisverleihung an die Stadt Ladenburg 2010
im Neuen Schloss in Stuttgart kam die Visualisierung römischer Baubefunde der Römer­
stadt erstmals in offiziellerem Rahmen zur Sprache und wurde auf Anhieb von allen Be­
teiligten begrüßt.
Rainer Ziegler, Bürgermeister a.  D. der Stadt Ladenburg, Dr. Meinhard Georg, seiner­
zeit Vorsitzender des Heimatbundes Ladenburg, und das Landesamt für D ­ enkmalpflege
Baden-Württemberg zeigten sich sofort überaus interessiert am Zustandekommen des
Projektes. Zunächst war die Präsentation der Animation im Ladenburger Lobdengau­
museum angedacht, wo sie als erstes im Zentrum einer Sonderausstellung stand und heute
noch die Dauerausstellung des Museums maßgeblich bereichert. Visualisierungen aus
der Animation präsentieren darüber hinaus die Informationstafeln bei der Schauanlage
‚Römisches Forum‘ in der Ladenburger Metzgergasse.
Die Autoren bauen bei ihrer ausführlichen Beschäftigung mit den Befunden auf den
Überlegungen Eingartners auf. Es ist überaus erfreulich, dass sie über ihren ursprüng­
lichen Auftrag hinaus in der vorliegenden Publikation die zunächst für museale Zwecke
geschaffene, sehr detaillierte 3D-Rekonstruktion in ihrer Grundlage ausführlich erläu­
tern und mit Vergleichen aus dem ganzen römischen Imperium untermauern. Es wer­
den nicht nur die allgemeinen architektonischen Grundlagen behandelt, sondern auch
Vorbilder für Detaillösungen wie Fenster, Türen und anderes mehr genannt und mit
Hinweisen aus der Literatur belegt. Hierdurch entsteht fast der Charakter eines Hand­
buches, das sich über den konkreten Fall hinaus als wertvoll für jeden erweist, der sich
mit Rekonstruktionen beschäftigt.
Schließlich trägt das Werk erheblich zum Verständnis der archäologischen Grund­
lagen, des Grabungsbefundes bei, da die Rekonstruktion nicht nur das Aufgehende berück­
sichtigt, sondern auch die Fundamente sowie die Lage im heutigen Kontext. Dadurch
wird das Verständnis der nicht immer einfachen und oftmals nur punktuellen archäolo­
gischen Überlieferung zum Teil erst möglich.
Grundsätzlich stellen 3D-Rekonstruktionen inzwischen eine unverzichtbare Bereiche­
rung für die Beschäftigung mit dem Objekt dar, nicht nur für den Laien, sondern auch
für die Fachwelt. Deshalb finden sie vollkommen zu Recht zunehmend auch Eingang in
die Fachpublikationen. Die Autoren legen hierbei vorbildlich offen, bis zu welchem Gra­
de die Rekonstruktionen eindeutig belegt bzw. zwingend sind und ab welchem Punkt wir
notgedrungen unsicheren Boden betreten.

Wir möchten den Autoren Dr. Jürgen Süß und Dr. Brigitte Gräf für die zügige und über­
aus sorgfältige Überarbeitung bzw. Ergänzung des Manuskriptes für die Drucklegung
herzlich danken.
Darüber hinaus gilt unser Dank der Stadt Ladenburg, der Förderstiftung ­Archäologie
in Baden-Württemberg (Heide und Arno Schmackpfeffer) und dem Heimatbund Laden­
burg e. V. für die finanzielle Förderung der virtuellen Rekonstruktion.
Die redaktionelle Überarbeitung und Drucklegung des Werkes wurden von Dr. Andrea
Bräuning und Dr. Thomas Link vom Fachbereich Publikationswesen des Landesamts für
Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart koordiniert und fachlich begleitet.
Redaktion und Herstellung des Buches lagen in den bewährten Händen von Dr. Martin
Kempa und Rainer Maucher vom Verlagsbüro Wais & Partner in Stuttgart.

Esslingen im Dezember 2017  Prof. Dr. Dirk Krausse


INHALT

VORWORT DER AUTOREN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9

1 EINFÜHRUNG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11
1  Grundsätzliche ­Überlegungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11
2  Methode . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14
3  Datierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17
4  Forumstypus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18

2 BASILIK A . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21
1  Grundriss und Typus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21
2  Gehniveau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24
3  Säulen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26
4  Aufriss . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38
5  Eingänge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44
6  Fußboden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50
7  Galerie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52
8  Außenmauer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54
9  Obergaden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60
10  Fenster . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61
11  Dach . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69
12  Baumaterial . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79
13  Funktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79

3 APSIS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80
1  Grundriss . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80
2  Zugemauert oder offen? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81
3  Aufriss . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 84
4  Fußboden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85
5  Deckengewölbe und Dach . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85
6  Funktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87
7  Umgang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95
8  Fenster . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 96
9  Keller? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 97
10  Hypokaust? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 97

4 NEBENBAUTEN IM RÜCKBEREICH DER BASILIK A . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99


1  Eckräume . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99
2  Treppenhäuser . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101
3  Lichthöfe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 102

5 HOF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104
1  Grundriss, Gehniveau, Pflaster . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104
2  Wasserrinnen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105
3  Funktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 106

6 INNERE PORTIKEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 107


1  Grundriss und Typus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 107
2  Säulen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 107
3  Gehniveau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109
4  Aufriss . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109
7 TABERNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 112
1  Grund- und Aufriss . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 112
2  Gehniveau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 114
3  Funktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 114

8 EINGANGSHALLE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 116
1  Grund- und Aufriss . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 116
2  Mittelstützen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 119
3  Haupteingang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 119
4  Nebeneingänge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 120
5  Funktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 121

9 ÄUSSERE PORTIKEN 1������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������122


1  Grundriss und Typus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 122
2  Gehniveau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 122
3  Aufriss . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 123

10 AUSSTATTUNG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 125
1  Statuen und Altäre . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 125
2  Inschriften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 131
3  Sonstiges . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 137

11 UMGEBUNG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 138
1  Straßen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 138
2  Sonstiges . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 139

12 SCHLUSS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 141

13 LITERATURVERZEICHNIS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 143

14 ABBILDUNGSNACHWEIS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 152
VORWORT DER AUTOREN

Die vorliegende Abhandlung verfolgt das Ziel, Helge Svenshorn auf einer Tagung in Detmold
die Gedankengänge, die zur virtuellen 3D-Re­ 2009 zu Recht: „Betrachtet man die 20 Jahre,
konstruktion des antiken Ladenburger Forums seitdem es Computer-Rekonstruktionen gibt,
für das Lobdengau-Museum in Ladenburg ge­ dann muss man leider feststellen, dass eine öf­
führt haben, zusammenzufassen, das digitale fentlich zugängliche Dokumentation der meis­
Modell zu beschreiben und das Ergebnis zu be­ ten Projekte fehlt.“ (dies., Rekonstruktion ohne
gründen. Das Projekt der Nachbildung wurde Befund. In: M. Untermann [Hrsg.], Befund und
von der Stadt Ladenburg, dem Heimatbund Rekonstruktion. Mitteilungen der Deutschen
Ladenburg e.V. und der Förderstiftung Archäo­ Gesellschaft für Archäologie des Mittelalters
logie in Baden-Württemberg mit freundlicher und der Neuzeit 22, 2010, 197). Die folgende
Unterstützung von Heide und Arno Schmack­ Abhandlung versucht somit zumindest für La­
pfeffer gemeinsam finanziert. Die Durchführung denburg Abhilfe zu schaffen, indem der berech­
erfolgte zwischen 2011 und 2013 durch die Ver­ tigten Forderung, einen Nachbau nicht ohne
fasser des vorliegenden Bandes Jürgen Süß und Beschreibung und Begründung zu veröffentli­
Brigitte Gräf. chen, wenigstens in Ansätzen nachgekommen
Die Rekonstruktion geht von der Publikation wird. Bevor wir mit der Besprechung beginnen,
von Johannes Eingartner und verschiedenen Bei­ möchten wir mehreren Personen unseren herz­
trägen des Ausgräbers C. Sebastian Sommer aus. lichen Dank für ihre wichtige Unterstützung
Zum Teil sehr gegensätzliche Positionen in der des im Laufe der Zeit immer größer werdenden
Forschung, die zu Beginn unserer Arbeit zudem Projektes aussprechen. An erster Stelle gilt er
noch nicht alle veröffentlicht waren, machten ­Johannes Eingartner, der uns stets erfrischend
­eine erheblich ausführlichere Analyse der Befun­ und fundiert in vielen Fragen zur Seite stand,
de und Funde notwendig, als dies ursprünglich sowie C. Sebastian Sommer, der uns nicht weni­
geplant war. Es wird hier versucht, neben der ger kooperativ und konstruktiv Auskunft über
Darlegung unserer Rekonstruktionsschritte und einige Details gab. Kompetente Hinweise spe­
Kommentierung unserer Überlegungen auch ziell zur Architektur steuerten ferner Meinrad
Perspektiven für die weitere wissenschaftliche N. Filgis und Klaus Nohlen bei, denen wir hier­
Beschäftigung mit dem historisch so bedeutsa­ für genauso danken möchten wie Andreas
men römischen Baukomplex aus dem einstigen ­Hensen, der unsere Idee einer Rekonstruktion
Stadtzentrum von Lopodunum aufzuzeigen. des Forums bei seinem Antritt der Leitung des
Um die Veröffentlichung nicht zu lange hin­ Lobdengau-Museums gerne aufnahm und tat­
auszuzögern und den Umfang auf ein vertret­ kräftig unterstützte. Darüber hinaus ist es uns
bares Maß zu beschränken, musste der Inhalt ein Anliegen Rainer Ziegler und Meinhard
stark komprimiert werden. Es lässt sich also O. Georg zu danken, die mit Begeisterung und
nicht vermeiden, dass manche Aspekte der weitsichtigen Vorschlägen das Projekt mit in
Nachbildung ausführlicher, andere dagegen nur Gang gebracht haben und bis zum Schluss
kurz, beiläufig oder vielleicht auch gar nicht ge­ engagiert begleiteten. Auch Martin Müller,
­
schildert werden. Es ist selbstverständlich auch Leiter des archäologischen Parks Xanten, soll
nicht möglich, ein Kompendium zur römischen in dieser Aufzählung nicht unerwähnt bleiben.
Architektur der mittleren Kaiserzeit vorzulegen, Er hat wertvolle Einblicke in die umfangreiche
so wichtig, wünschenswert und hilfreich dies jüngste Forschung der bedeutenden römischen
wäre, nicht zuletzt für eine fundierte Diskussi­ Stadt Colonia Ulpia Traiana am Niederrhein
on römischer Architekturzeugnisse in Deutsch­ gewährt, in der Fragen der Nachbildung in un­
land. Auf der anderen Seite ist eine Rekonstruk­ terschiedlichster Form schon länger eine zent­
tion, die auf wissenschaftlicher Grundlage basie­ rale Rolle spielen, was unsere digitale Rekons­
ren soll, wie in diesem Fall, nur dann fruchtbar, truk­tion des römischen Forums von Ladenburg
wenn das Resultat erläutert und für einen brei­ erheblich inspirierte. Außerdem möchten wir
teren Leserkreis nachvollziehbar beschrieben uns bei Thomas Meier bedanken, der uns als
wird. Dies ist letztlich auch das entscheidende erster Ansprechpartner der Förderstiftung Ar­
Motiv für die nun präsentierte Ausarbeitung, chäologie in Baden-Württemberg von Anfang
denn hier ist ein großer Mangel bei vielen ähn­ an mit Rat und Tat zur Seite stand, sowie bei
lichen Projekten mit virtuellen Nachbildungen Martin Schulz, der sich hinsichtlich zeitgenössi­
für Museen und andere Zwecke auszumachen. scher Rekonstruktionen römischer Gebäude im
So beklagten etwa schon Marc Grellert und Moselraum als Stütze erwies.

9
DIE 3D-REKONSTRUKTION DES RÖMISCHEN FORUMS VON LADENBURG

Unser besonderer Dank gilt nicht zuletzt das Manuskript samt der Grafiken auf den Weg
Britta Rabold und Klaus Kortüm. Beide trugen zu bringen und über das Landesamt für Denk­
durch ihr großes Interesse am Thema und ihre malpflege Baden-Württemberg in der Reihe
umsichtigen Ratschläge wesentlich dazu bei, LOPODVNVM drucken zu können.

10
1 / Einführung

1 EINFÜHRUNG

1 GRUNDSÄTZLICHE anlage zu erarbeiten, die, obgleich in vielen Teilen


­Ü BERLEGUNGEN hypothetisch, nicht willkürlich bzw. reine Phan­
Von dem im im Zentrum der römischen Stadt tasie sein sollen, sondern eine angemessene An­
Lopodunum gelegenen, aus Forum und Basilika näherung an das einstige Aussehen anstreben.
bestehenden Baukomplex, der sich durch eine Immer im Blickfeld bleiben die architektoni­
enorme Fläche und ein großes Volumen aus­ schen Möglichkeiten zur Zeit der Errichtung.
zeichnete, ist bis auf umfangreiche Reste der Die vorgelegte Nachempfindung kann damit
Fundamente nur noch wenig im mittelalterlich ­einen gewissen Grad an Wahrscheinlichkeit be­
geprägten Kern der heutigen Stadt Ladenburg anspruchen, auch wenn eine hundertprozentige
zwischen Mannheim und Heidelberg erhalten Wiederherstellung aufgrund der umfassenden
(Abb. 1–2). Die Herausforderung einer Rekons­ Zerstörungen im Laufe der Jahrhunderte nicht
truktion besteht darin, aus den überlieferten Sub­ mehr möglich ist. Der Nachbau am Computer
struktionen im Boden, vereinzelten Fragmen­ mag überdies als Verbildlichung des heutigen
ten der aufgehenden, also ursprünglich sicht­ Wissensstandes verstanden werden und soll auf 1 Grundriss des Forum-
baren Archi­tektur, verschiedenen Bodenschichten diese Weise Impulse für weiteres Nachdenken Basilika-Komplexes
von Ladenburg mit
sowie Vergleichen mit anderen Bauwerken und und neue Vorschläge in der Zukunft geben. Der Markierung der nach-
tektonisch-praktischen Überlegungen Vorschläge Rekonstruktion kommt demnach im Sinne der gewiesenen Funda-
für das ehemalige Erscheinungsbild der Forums­ Visualisierung aktueller Forschungsergebnisse mente. M. 1:1000.

Brauergasse N

Äußere Portikus

T a b e r n e n
Eckraum

Innere Portikus
Treppe
e s
rgas
zge
Neug

Lichthof
Met
asse

Eingangshalle

Basilika

str

Hof Apsis
en
ch
Kir

Lichthof
Treppe

Eckraum

Innere Portikus

T a b e r n e n

Äußere Portikus
Eintra

Treppe?
Kirchenstraße
chtga

0 5 10 m
nachgewiesene Fundamente
sse

11
DIE 3D-REKONSTRUKTION DES RÖMISCHEN FORUMS VON LADENBURG

2 Markierungen zeigen
die ehemaligen Mau-
erzüge des Forums in
der Kirchenstraße an,
die auf beiden Seiten
der Straße im Unter-
grund weiterlaufen.
Blick von Südwesten
auf die St. ­Galluskirche.
Ausschnitt aus der
­Animation.

3 Die St. Galluskirche von


Ladenburg im Verhält-
nis zum Forum-Basili-
ka-Komplex hinsicht-
lich Größe und Orien-
tierung. Ausschnitt aus
der Animation.

und verschiedener Hypothesen ein eigener Er­ solchen Vorhaben groß, ein Bauwerk (wieder)
kenntniswert zu.1 erstehen zu lassen, das alles bisher Bekannte an
Gleichwohl soll der Versuchung widerstan­ Glanz, Detailreichtum und Monumentalität in
den werden, alles bis ins letzte Detail nachzu­ den Schatten stellt, angestachelt nicht zuletzt
bilden und sich damit vom Befund immer wei­ durch immer neue technische Möglichkeiten.
ter zu entfernen, weil dadurch eine heute nicht Es dürfen in der Nachbildung des Forums von
mehr erreichbare Vollständigkeit vorgetäuscht Ladenburg daher der regionale Rahmen und
werden würde und somit eher ein „hyperfotore­ die in der Antike zur Verfügung stehenden Res­
alistisches“ Wunschergebnis zustande käme als sourcen nicht außer Acht gelassen werden,
die adäquate Nachempfindung eines historischen wenngleich ein beachtlicher Anspruch im Ge­
Bauwerks. Im Zweifelsfall werden, wo nicht bäude von Lopodunum aus trajanisch-hadriani­
zu umgehen, „einfache“, „konventionelle“ oder scher Zeit nicht zu übersehen ist. Schon allein
„durchschnittliche“ Bauformen äußerst aufwendi­ die umfangreiche Grundrissstruktur des Bauen­
gen, exquisiten und singulären Formen vorge­ sembles und seine daraus zu erschließende ge­
zogen und Ausstattungsdetails nur exemplarisch waltige Baumasse – die römische Basilika war
oder abstrakt angedeutet. Elemente, die als zu wesentlich größer als die heutige St. Gallus­
unsicher erachtet werden, werden auch ganz kirche, die das Ortsbild Ladenburgs dominiert
weggelassen. Ohnehin ist die Gefahr bei einem (Abb. 3) – reflektieren die ehemalige Bedeutung

1 Ähnlich Grellert/Svenshorn 2010, 189, die in ihrem


Beitrag Visualisierungen im Kontext des wissen-
schaftlichen Diskurses beschreiben. Hierzu und zum
Folgenden siehe auch Gräf 2016, 153–163.

12
1 / Einführung

4 Der Ladenburger Fo-


rum-Basilika-Komplex,
Blick von Südwesten
(3D-Rekonstruktion).

des architektonischen Monuments und sind so darüber hinaus trefflich Wolf Koenigs mit Ver­
bemerkenswert, dass sie den komplexen und weis auf Hans-Georg Gadamers Hermeneutik
mühevollen Versuch eines digitalen Nachbaus hin: „Je weniger Konkretes man über einen Tat­
rechtfertigen (Abb. 4).2 bestand der antiken Architektur und erst recht
Es geht bei diesem Projekt nicht um den Be­ über dessen Ursachen weiß, desto mehr wird
weis der Kunstfertigkeit der Ersteller oder dar­ die Interpretation, vor allem was den ‚Überbau‘
um, alle Möglichkeiten moderner 3D-Techniken angeht, vom jeweils eigenen Zeitgeist geprägt.“6
auszureizen.3 Im Mittelpunkt der vorliegenden Dieses Gefangensein in der Jetztzeit muss man
Abhandlung soll immer das römische Forum von sich – soweit möglich – immer wieder von neu­
Ladenburg stehen. Fast noch wichtiger als die em selbstkritisch bewusst machen.
Rekonstruktion der Bauteile im Detail erscheint Die vorliegende Beschreibung orientiert sich
dabei der räumliche Zusammenhang der Einzel­ an Überlegungen der „Londoner Charta“ und
bauten, die Nachbildung des Raumes also, so ähnlichen Empfehlungen für computergestütz­
dass man im Zusammenhang mit derartigen te Visualisierung in der Wissenschaft und im
3D-Rekonstruktionen von einer „Archäologie Zusammenhang mit dem kulturellen Erbe. Ge­
des Raumes“ sprechen könnte. Der Raum bildet fordert wird hierbei das Dokumentieren der
seit jeher den Handlungsrahmen der Menschen. ­Arbeitsschritte, wozu Vorschläge für internatio­
In ihm spielt sich Geschichte ab. Das Forum in nal gültige Richtlinien formuliert wurden.7 Es
Ladenburg war essentieller Teil des Stadtraumes handelt sich beim Ladenburger Projekt um eine
von Lopodunum, einer Kommune, die in der computergestützte Rekonstruktion, die man
­römischen Epoche Mittelpunkt der Civitas der auch als virtuelle oder digitale Nachbildung be­
Neckarsueben war.4 Auf Friedrich Ratzel geht zeichnen könnte, nicht also um eine zeichne­
die schöne von Karsten Igel aufgegriffene For­ rische Rekonstruktion oder um ein Modell aus
mulierung „Im Raume lesen wir die Zeit“ für Metall, Plexiglas, Holz oder Kunststoff.
den Stellenwert des Faktors Raum beim Verste­ An dieser Stelle sei lediglich kurz auf einige
hen von Stadtgeschichte zurück.5 verwandte digitale 3D-Projekte verwiesen, die
Auf generelle Herausforderungen bei der In­ teils auf die Forderung der Londoner Charta
terpretation von historischen Bauwerken weist nach einem wissenschaftlichen Nachweis einge­

2 Zur Geschichte und Bedeutung Lopodunums: 6 Koenigs 2011, 31. Gadamer 1990.
Sommer 1998, 81–201. Zur Topographie: Rabold 7 London Charter 2009. Vgl. Principles of Seville,
2005b, 177–180. ­International Principles of Virtual Archaeology,
3 Zustimmen kann man Haarlammert/Winkler 2010, <http://www.arqueologiavirtual.com/> (01. 08. 2016)
153: „Das junge Medium der digitalen Rekonstruk­ in der R
­ ubrik Seville Principles. Lesenswert sind zu-
tionen ermöglicht vieles, und in der Euphorie der dem die IT-Empfehlungen für den nachhaltigen Um­
ersten Stunde stellt der Wettbewerb um Realitäts­ gang mit digitalen Daten in den Altertumswissen-
treue die Herausbildung von wissenschaftlich schaften bezüglich Datei­formate, <http://dx.doi.org/
­adäquaten Darstellungsformen voll und ganz in 10.13149/000.111000-a> (16. 08. 2016). Zur Ethik von
den Schatten.“ computergenerierten 3D-Modellen und Methoden
4 Süß 2016, 45–62; Süß 2017. ihrer verantwortungsbewussten Erstellung siehe
5 Igel 2010, 9, der auf den Raum als Plattform der auch Wittur 2010; 2013.
Handlungen (etwa Rituale) und speziell den Stadt-
raum als Teil des sozialen Raumes zu Recht hinweist.

13
DIE 3D-REKONSTRUKTION DES RÖMISCHEN FORUMS VON LADENBURG

5 Versuch einer Visua- hen, sich in jedem Fall jedoch um große Ge­ sich mit den scharfsinnigen Beobachtungen von
lisierung der nachge- nauigkeit und darüber hinaus zuweilen auch um Sommer. Zum Teil übernehmen wir dessen Er­
wiesenen, wahrschein-
lichen und hypotheti­
Lebensnähe in der gesamten Darstellungsweise gebnisse und Vorschläge, zum Teil kommen wir
schen Teile des Forum- bemühen: die Nachbildung der Basilika von aber auch zu anderen Schlussfolgerungen, ohne
Basilika-Komplexes Riegel am Kaiserstuhl, des Militärlagers von dass wir den Anspruch erheben können, die per­
von Ladenburg. Aalen, der Colonia Claudia Ara Agrippinensium fekte Lösung gefunden zu haben. Eine gleichran­
(Köln), des Kastells in Ruffenhofen, der großen gige Nebeneinanderstellung der verschiedenen
Villa von Echternach in Luxemburg sowie der Thesen in der Art von zwei oder mehreren
St. Salvator-Abtei von Ename in Belgien.8 Computermodellen wäre höchst aufschlussreich
und innovativ, muss aber aus Gründen des Pro­
jektumfangs bis auf wenige Ausnahmen unter­
2 METHODE bleiben. Wegen der erforderlichen Kürze der
Grundlage und Ausgang der virtuellen Nachbil­ vorliegenden Abhandlung wird im Folgenden
dung des Ladenburger Forums ist die Publikati­ immer wieder auf die genannte Publikation von
on der Forum-Basilika-Anlage von Johannes Eingartner verwiesen, wo die Funde und Befun­
Eingartner aus dem Jahr 2011.9 Sie wird ergänzt de ausführlich erörtert werden.
durch Beobachtungen des Grabungsleiters Hermann Mylius vertrat in seiner 1952 mit
­Sebastian C. Sommer, die dieser in verschiedenen einer zeichnerischen Rekonstruktion veröffent­
Beiträgen vorlegte.10 Die folgenden Erörterun­ lichten Untersuchung der Ladenburger Basilika
gen können als Ergänzung der Monographie von die Meinung, sich wegen des lückenhaften
Eingartner verstanden werden, der wir weitge­ Kennt­ nisstandes auf das wissenschaftlich Ver­
hend folgen und von der wir nur in einigen tretbare zu beschränken.11 Dieser Grundsatz
­wenigen Punkten abweichen. Ähnlich verhält es dient der vorliegenden computergestützten

8 Zu Riegel: Dreier 2010. Zu Aalen: Kemkes/Scholz 10 Sommer 1998; 2012 (Rezension zu Eingartner 2011).
2012. Zu Köln: <http://colonia3d.de/colonia3d-home/> Wir verdanken darüber hinaus sowohl Meinrad
(16. 08. 2016). Zu Ruffenhofen: A
­ nimation im Limes- N. Filgis als auch Klaus Nohlen gewinnende Ein-
museum Römerpark Ruffenhofen am Hesselberg. blicke in die aktuelle Bauforschung.
Zu Echternach: Bur u. a. 2002. Zu Ename: Wittur 11 Mylius 1952, 58 f. Er plädiert dafür, sich bei der
2010, 158–162. ­Rekonstruktion der Ladenburger Basilika mit der
9 Eingartner 2011. Dazu eine Zusammenfassung in Kubatur, einem Volumenmodell ohne Details
Eingartner 2013, 18–27. Siehe auch Eingartner 2016, also, zu begnügen.
135–143.

14
1 / Einführung

Nachbildung als Leitsatz. Christian Dreier da­ kenntnis nicht nur nicht zu verschleiern, son­
gegen plädiert in seiner bereits erwähnten Pub­ dern ganz im Gegenteil sogar zu unterstrei­
likation zu Riegel für eine größtmögliche chen, besteht in einer schematischen Darstel­
Anschaulichkeit im Hinblick auf das Ge­
­ lungsweise.15 Diese Technik wird in der
schichtsbild einer breiten Öffentlichkeit, räumt Animation beispielsweise bei der Umsetzung
an anderer Stelle aber ein: „Die Ausführung ei­ der Fundamente in Verbindung mit dem Auf­
ner Rekonstruktion ist daher ein Kompromiss riss angewendet. Mit der „Vereinfachung orna­
zwischen zwei widerstreitenden Extremen, eine mentaler Werkstücke“ wird auch bei der Anas­
Gratwanderung zwischen dem Gebot der wis­ tylose von Gebäuden in natura gearbeitet, um
senschaftlichen Fundiertheit und dem Wunsch, Ergänzungen als Ergänzungen kenntlich zu
dem rekonstruierten Objekt ein Stück seiner machen, die bei freiplastischen Bauteilen aller­
ursprünglichen ‚Lebendigkeit‘ wiederzugeben.“12 dings zu einer unvermeidlichen „Vergröberung
Der unüberhörbare und zweifelsohne legitime des Erscheinungsbildes“ führt, wie von Klaus
Wunsch des breiten Publikums nach einem Nohlen im Zusammenhang mit der Teilrekon­
möglichst vollständigen „wirklichkeitsgetreuen“ struktion des Traianeums von Pergamon zu
Nachbau und der „lebensnahen“ Darbietung Recht angemerkt wurde.16 Die Vereinfachung
vergangener Architektur ist bei diesem Projekt von Architektur erzeugt demnach ein anderes
zum römischen Forum von Ladenburg neben Volumen und eine andere Qualität als ein voll
der wissenschaftlichen Ausrichtung demzufolge ausgebildetes Werkstück. Ähnlich verhält es
ebenfalls zu berücksichtigen, ohne ihn jedoch sich auch mit einem Computermodell. Baude­
dominieren zu lassen.13 tails, über die kaum etwas Sicheres gesagt wer­
In einem Abschnitt der mehr als fünfminüti­ den kann, wie auf Ladenburg bezogen zum
gen Animation, in der die Rekonstruktion im Beispiel die Apsis, die Kapitelle oder das Ge­
Lobdengau-Museum zunächst in einer Sonder­ bälk, wirken schnell befremdlich, störend oder
ausstellung gezeigt wurde und nunmehr in der schlicht wie im für die Moderne prägenden
Dauerausstellung präsentiert wird, werden si­ Bauhausstil, setzt man diese nur in vereinfa­
chere von unsicheren Partien des Baukomple­ chender Kubatur um.17 Andererseits sind die
xes unterschieden, um nicht eine Gewissheit, Erkenntnislücken durch die Zerstörung des
die nicht zu erzielen ist, zu suggerieren. Dies Gebäudekomplexes zu groß, um eine detaillier­
wird mit einer Art Ampelkennzeichnung er­ te Durchformung der Bauteile vorzunehmen.
reicht (hellgrün – erhalten bzw. nachgewiesen, Dieses Spannungsverhältnis bestimmt den ge­
dunkelgrün – mit hoher Wahrscheinlichkeit zu samten Rekonstruktionsprozess.
ergänzen, orange – hypothetisch rekonstruiert; Die Erfahrung zeigt, dass Schematisierung
Abb. 5).14 Eine weitere Möglichkeit, die Un­ und Abstraktion nicht von jedem Menschen,

12 Dreier 2010, 162. Vgl. zu Darstellungsweisen in der Architektur auch


13 Das Spannungsverhältnis zwischen Realismus und Grellert/Svenshorn 2010, 173–175. Auch Dreier 2010,
Wissenschaftlichkeit kommt auch zum Ausdruck 162 geht auf diesen Aspekt in seiner Studie zu Rie-
bei Lehmann/Haarlammert 2010, 173: „Um beiden gel ein: „Falls darstellungstechnisch möglich, soll-
Seiten – Forschung und Rezeption – gerecht zu ten derartige Ergänzungen – sofern sie nicht schon
werden, wurden Baubestand und Rekonstruktion von vorne herein als solche geläufig sind – von
in ein verbindendes topografisches System gestellt. den ‚gesicherten‘ Partien deutlich unterschieden
Hierin wurde versucht, fachwissenschaftliche werden.“
­Fragestellungen auf der einen und wirklichkeits- 15 Dreier 2010, 162 Anm. 11: „Eine Möglichkeit zur
nahe Raumvorstellung auf der anderen Seite mit Kennzeichnung besteht in der lediglich schema­
ästhetischen Mitteln in Einklang zu bringen.“ Um tisierten Wiedergabe der ergänzten Partien. Vgl.
die Ö­ ffentlichkeit mitzunehmen, fordert Dreier z. B. die Rekonstruktion des 1. Bauzustandes der
2010, 162, „ist es sinnvoll, größtmögliche Anschau- Domus von Insula 1 in Augst/Augusta Raurica
lichkeit anzustreben.“ Ob das allerdings tatsächlich ­(Hufschmid 1996, 61; 62 Abb. 62).“
immer so erstrebenswert ist, kann durchaus be- 16 Nohlen 1996, 329. Nachbauten wie in Xanten,
zweifelt werden. Gerade auch in einer bewussten Kempten und Carnuntum bezeichnet er daher als
Distanz könnte der Keim von Erkenntnis liegen, „Kopie ohne Vorbild“, während am Traianeum das
wenngleich der Kitzel ständig neuer technischer Vorbild aufgrund der überlieferten Bauglieder
Möglichkeiten und der Impuls durch veränderte ­erhalten und erkennbar bleibt. Letzteres ist im
Seh­gewohnheiten des breiten Publikums derartige ­virtuellen Modell von Ladenburg wegen der ver-
Grundsätze zu überrollen drohen. Vgl. zur Digitali- gleichsweise geringen Erhaltungssubstanz dage-
sierung von Architektur, Raumsimulation und gen kaum einzulösen.
­Wissenschaftlichkeit auch Lengyel/Toulouse 2016, 17 Dieses grundsätzliche Problem von Rekonstruktio-
91–98, die dabei auf den immersiven Charakter nen kann man etwa am Nachbau der villa rustica
von anschaulichen digitalen Modellen und die von Mehring im Moseltal nachvollziehen, wenn
­Darstellung von „unscharfem Wissen“ im Bereich man vor Ort die stark schematisierten Säulen be-
zwischen Gewissheit und Phantasie eingehen. trachtet. Einen Eindruck von der Wirkung dieser
14 Man könnte hierbei von Plausibilitäts- oder Wahr- Nachbildung kann man etwa gewinnen durch
scheinlichkeitsstufen oder auch von Realitäts­ Rupp/Birley 2012, 162 f.
graden ähnlich wie in Wittur 2010, 159 sprechen.

15
DIE 3D-REKONSTRUKTION DES RÖMISCHEN FORUMS VON LADENBURG

6 Die wahrscheinliche
Bauabfolge am Forum
von Ladenburg nach
Eingartner. 0 5 10 m

Chronologische Abfolge:

vor allem nicht in einer Vermischung oder ei­ ständen des Alltags, Verwitterungsspuren, na­
nem Nebeneinander mit Fotorealismus erkannt turnahe Lichtinszenierungen und Figuren als
oder verstanden werden. Das Gezeigte wird wirklichkeitsnäher empfunden als bei einer Be­
„wörtlich“ genommen und für „wahr“ gehalten, schränkung auf die bloße Architektur. So wird
sobald ein Teil des nachgebildeten Bauwerks fo­ auch die Nachbildung des Ladenburger Fo­
torealistisch anmutet. Die Schwierigkeit der rums in dezenter Weise durch ähnliche Ele­
Darstellung wird etwa dann deutlich, wenn im mente bereichert. Ob dieser Naturalismus al­
Ladenburger Computermodell hypothetische lerdings tatsächlich als einzige Form der Annä­
Statuen auf dem Forum halbdurchsichtig und herung an das Vergangene oder als das Ideal
lediglich in schematischer Weise gezeigt wer­ schlechthin bezeichnet werden kann, wie es in
den, wohingegen der bauliche Kontext realis­ den genannten Quellen euphorisch zum Aus­
tisch abgebildet ist. druck kommt, oder nicht auch manchmal über­
Dem Einfühlungsvermögen vieler Betrachter schätzt wird, sei dahingestellt. Es würde sich
im Sinne eines Sichhineinversetzens in eine lohnen, diesen Aspekt bei anderer Gelegenheit
vergangene Welt kommt zweifelsohne der viel­ zu vertiefen.
fach als Ideal gepriesene Fotorealismus am Um der Einseitigkeit und der perfekten Illu­
ehesten entgegen.18 Er wird von Dreier mit der sion durch ein Übermaß an Fiktion, die eher
„Lebendigkeit“ von baulichen Nachempfindun­ wieder vom tatsächlichen Bauwerk ablenken
gen in Verbindung gebracht, ja sogar fast gefor­ würde, entgegenzuwirken, erscheint uns die
dert, und auch von der Londoner Charta als zu­ Ergänzung von fotorealistischen Mitteln durch
sätzlicher Qualität eines virtuellen Architektur­ schematische Mittel der sinnvollste Weg bei ei­
modells nahegelegt.19 Szenerien mit Gebäuden ner solchen Nachbildung zu sein, wie sie hier
werden folglich durch Einfügen von Gegen­ beschrieben wird. Ergänzt wird die virtuelle

18 Etwa Dreier 2010, 163 zu Riegel: „Zusätzlich aber bildungen der zu r­ ekonstruierenden Objekte zu
sind die heutigen Grafikprogramme allmählich erzeugen.“
in der Lage, etwa durch wirklichkeitsgetreue 19 Dreier 2010, 163: „Dadurch wird auch ohne die
Darstellung von Materialoberflächen oder Licht- ­Ergänzung von den tatsächlichen Kenntnisstand
effekten (namentlich der Absorption und Refle- möglicherweise verschleiernden Details ein hohes
xion des Lichts durch die unterschiedlichen und dennoch vertretbares Maß an jener Lebendig-
Oberflächen) annähernd fotorealistische Ab­ keit erreicht, auf die oben hingewiesen wurde.“

16
1 / Einführung

Nachempfindung in der Animation wie auch Sarmizegetusa in Dakien etwa war dies bei der
in dieser Publikation darüber hinaus durch Straße vor dem Haupteingangsbereich des dor­
Skizzen und Zeichnungen (Grundrisse, Aufris­ tigen Forums der Fall.24 Doch selbst wenn der
se, Schnitte).20 Dupondius noch aus dem Bereich der südlichen
Außenportikus stammen sollte, so wurden die
Außenportiken in Lopodunum nach den Unter­
3 DATIERUNG suchungen Eingartners zur Bauabfolge erst als
Bevor die Architektur genauer dargelegt wird, Letztes errichtet (Abb. 6).25 Wenn die Münze
muss die Ladenburger Forum-Basilika-Anlage ins Jahr 114 n.  Chr. zu datieren sein sollte,
zeitlich eingeordnet werden. Die Auswertung könnte diese Portikus sogar noch unter Trajan
der Keramikfunde hat eine Datierung des Fo­ fertiggestellt geworden sein. Zwingend ist dies
rums ins erste Drittel des 2. Jahrhunderts n. Chr. freilich nicht. Das Forum kann unter Trajan
ergeben.21 Nach Sommer erfolgte die planmä­ auch noch in Teilen unfertig gewesen sein wie
ßige Niederlegung von Kastell I am Platz des in Sarmizegetusa, wo bei der Errichtung des
späteren Zivilgebäudes als unmittelbare Vorbe­ zentralen Denkmals mit einer Ehreninschrift
reitung der Bauarbeiten zwischen 114 und für Trajan (und damit also vielleicht bei seiner
117 n. Chr., wofür er einen Dupondius aus der Einweihung) noch die Nordportiken, das Pflas­
Eintrachtgasse 3 heranzieht.22 Die trajanische ter des Tetrapylons und die Ausgestaltung des
Münze, die nur kurz in Umlauf war, stammt aus decumanus maximus vor dem Haupteingang
dem Planierschutt einer Baracke des im 1. Jahr­ fehlten.26 Es ist jedenfalls nicht ohne weiteres
hundert n.  Chr. entstandenen Militärlagers. einsichtig, warum man mit dem Baubeginn so
Sommer schließt daraus, dass der Bau des Fo­ lange hätte warten sollen, nachdem die Civitas
rums wohl in spättrajanischer Zeit in Angriff vermutlich 106 n. Chr. im Zuge einer Neuord­
genommen wurde. Die Platzanlage wäre dann nung der Rhein- und Donauprovinzen im An­
vermutlich erst unter Hadrian fertiggestellt schluss an die Dakerkriege eingerichtet worden
worden. Allerdings besagt die Münze, worauf war.27
Sommer auch selbst hinweist, nur, wann genau In der Zeit zwischen dem ausgehenden 2. Jahr­
dieser Abschnitt des Lagers niedergelegt wurde. hundert und dem fortgeschrittenen 3. Jahrhun­
Geht man davon aus, dass außerhalb des späte­ dert hat man eine Reparatur des Fußbodens
ren Forumskomplexes Teile von Kastell I zu­ in der nordwestlichen Taberna durch­geführt.28
nächst stehenblieben, könnte mit der Errich­ Da­raus ist zu erkennen, dass mit Renovierun­
tung des Forums auch schon früher begonnen gen, Instandsetzungsmaßnahmen und Bauän­
worden sein.23 Die Fundstelle liegt an einer derungen über mehrere Generationen hinweg
Straßenkreuzung außerhalb des Forums, die zu rechnen ist. In severischer Zeit lässt sich
wohl erst zum Schluss neu bebaut wurde. In durch eine Inschrift mit Nennung des Kaisers

20 Als Beispiel für die vorbildliche zeichnerische Dar- nen Forum von Sarmizegetusa nachvollziehen,
stellung einer Rekonstruktion wird auf die Infor- wo zuerst die Basilika, dann alles bis auf die Ein-
mationstafeln am unter fachlicher Begleitung gangsportiken errichtet wurde, später die Ein-
(Egon Schallmeyer, Holger Göldner) vollständig gangsportiken und der Eingang und schließlich der
nachgebauten römischen Wachturm in Michel- decumanus maximus davor. Das hölzerne Vorgän-
stadt-Vielbrunn im Odenwald (Kr. Odenwaldkreis, gerforum ­innerhalb des im Bau befindlichen Stein-
Hessen), verwiesen (WP 10/15). Vgl. Becker/Ob- forums wurde erst kurz vor der Errichtung der
mann 2015, 428 A16. ­Eingangsportiken abgerissen. Dazu Étienne u. a.
21 Gairhos 2011, 137–141. Siehe auch Eingartner 2011, 2006, 90.
113. 26 Étienne u. a. 2006, 90 (Phase II C). Auch das wohl
22 Sommer 1998, 136; 1999, 243 f. Vgl. Eingartner 2011, ebenfalls trajanische Forum von Caerwent wurde
113; Gairhos 2011, 139. vermutlich erst unter Hadrian fertiggestellt
23 Denkbar wäre, dass man parallel schon mit dem ­(späteste Keramik offenbar hadrianisch). Dazu
Bau des Forums anfangen oder die Baracken für Frere 1990, 310.
die Unterbringung der Arbeiter nutzen wollte. 27 Vgl. auch Kap. 10.2 zu den trajanischen Forums­
24 Étienne u. a. 2006, 90 (Phase II C). Sommer 1998, inschriften, insbesondere den Bauinschriften, von
136 f. hält dies in Ladenburg für unwahrscheinlich. unter diesem Kaiser gegründeten Städten und zur
Seiner Meinung nach diente die Straße als wichti- Priorität des Forums bei der Errichtung der Bau-
ger Zufahrts- und Anlieferungsweg für die Bau- werke in einer neu gegründeten Stadt. Zur Datie-
stelle (vgl. aber die folgende Anm.) und ist die dar- rung der Stadtgründung Lopodunums: Sommer
überliegende Schicht als Bauhorizont und Ab- 1999a, 243. Rabold 2005c, 169 formuliert für Foren
schlagsschicht zu deuten. allgemein, dass Forum und Basilika, die den Mittel-
25 Eingartner 2011, 119. Die grobe Bauabfolge ist nach punkt des öffentlichen Lebens einer römischen
seinen Untersuchungen: Basilika, Tabernae (von Stadt bildeten, sehr wahrscheinlich am Anfang,
Ost nach West) und Eingangshalle, deren Mitte also kurz nach der Stadtgründung gebaut wurden.
­allerdings als Durchgang zur Baustelle noch frei 28 Gairhos 2011, 138, was aus der Datierung der Schicht
blieb, dann die Innenportiken von Ost nach West, unterhalb des Belags geschlossen wird. Siehe auch
das Zentrum der Eingangshalle und schließlich Eingartner 2011, 119 zu Reparaturmaßnahmen am
die Außenportiken. Ähnliches lässt sich am steiner- Ladenburger Forum.

17
DIE 3D-REKONSTRUKTION DES RÖMISCHEN FORUMS VON LADENBURG

Septimius Severus weitere Aktivität am Forum Computermodell orientieren wir uns an Ein­
nachweisen, die in diesem Fall mit Baumaß­ gartners Position und gehen von einer vollstän­
nahmen oder – noch wahrscheinlicher – mit dig verwirklichten Forum-Basilika-Anlage aus.
der Stiftung einer Statue zusammenhängen
mag.29
Wiederholt wurde Zweifel an der Fertigstel­
4 FORUMSTYPUS
lung der Basilika formuliert, zunächst von Her­ Der Ladenburger Gebäudekomplex besteht aus
mann Gropengießer, dem Leiter der ersten einem zentralen Forumshof, der umgeben ist
Ausgrabungen im Bereich des Forums, später von Portiken und Tabernen im Norden und Sü­
etwa von Dieter Baatz und vor allem von Som­ den, einer Eingangshalle im Westen und einer
mer, während die Einweihung der anderen Fo­ Basilika samt Anbauten im Osten, und weist ei­
rumsbauten in Ladenburg nie in Frage gestellt ne Gesamtfläche von 130 × 85 m auf (Abb. 7).32
wurde.30 Wenn die Nichtvollendung zuträfe, Er gilt nicht nur als größtes Bauwerk von Lopo-
hätte im Stadtkern von Lopodunum mehr als dunum und der Umgebung, sondern von ganz
100 Jahre lang bis zur Aufgabe des Vicus ein ge­ Süddeutschland.33 Auch im Hinblick auf andere
waltiger Rohbau gestanden. Folgt man jedoch Städte der nordwestlichen Provinzen des Römi­
der Auswertung von Eingartner, spricht sehr schen Reiches besitzt die Anlage eine stattliche
wohl einiges für die Fertigstellung der Basilika, Größe, die selbst mit dem Forum (area publica)
so dass es sich lohnt, diesen Aspekt an anderer im bedeutenderen Augst, Kt. Basel-Landschaft,
Stelle noch einmal neu zu diskutieren.31 Im Schweiz, vergleichbar ist (Tab. 1; Abb. 15).
N

Äußere Portikus

T a b e r n e n

Eckraum
Innere Portikus

Treppe
Lichthof
Eingangshalle

Basilika

Hof Apsis

Lichthof
Treppe

Eckraum

Innere Portikus
7 Grundriss des Forum-
Basilika-Komplexes T a b e r n e n
von Ladenburg nach
der Interpretation der Äußere Portikus
­Verfasser. M. 1:1000.

0 5 10 m

29 Gairhos 2011, 139; s. u. Kap. 10.2. Idee der Nichtvollendung wurde z. B. übernommen
30 Gropengießer 1914, 32: „Nur am Rande sei erwähnt, von Balty 1991, 268; Zahrnt 2002, 56; Rabold 2005a,
dass verschiedene Indizien dafür sprechen, dass die 165; von Hesberg 2005, 65; Schmitz 2008a, 130.
eigentliche Basilika nie fertiggestellt wurde. Bisher Auch eine Planänderung wurde von Sommer in die
wurden weder Fußbodenreste, noch Wandverputz, Diskussion über die sehr breiten Fundamente als
noch Architekturteile gefunden, vor allem scheinen Begründung eingebracht. Dazu Eingartner 2011, 113.
aber Bauschichten, die sich hügelartig durch das 31 Vgl. Schäfer 2014, 251, der der Vollendung des Bau-
Mittelschiff zogen, nie ausgeglichen worden zu werks zustimmt.
sein…“. Ähnlich Baatz 1961, 91; 1962, 32. Ausgearbei- 32 Zum Ladenburger Forum: Eingartner 2011; Süß
tet mit neuer Datierung des Forums von Sommer 2016, 45–62. Zu römischen Foren allgemein: etwa
1998, 145 f.: „Die Argumente gegen die Fertigstel- Gros 1996, 207–234 (mit Lit.).
lung der Basilika müssen sogar noch ergänzt und 33 Sommer 1998, 143.
vertieft werden“. Zuletzt Sommer 2012, 73 f. Die

18
1 / Einführung

Tabelle 1 Einige Forumsflächen im Vergleich (inklusive Basilika, Hof, Tabernen und Portiken, aber ohne area
sacra).

Gemeinde Maße Fläche Provinz Status

Trajansforum, Rom34 300 × 185 m 55 500 m² Hauptstadt


Trier35
278 × 140 m 38 920 m² Gallia Belgica Kolonie
St. Albans36 161 × 117m 18 837 m² Britannien Munizipium
Xanten37 135 × 134 m 18 090 m² Niedergermanien Kolonie
Ladenburg 38
130 × 85 m 11 050 m² Obergermanien Civitashauptort
Kempten39 104 × 90 m 9360 m² Rätien Civitashauptort?
Avenches 40
93 × 93 m 8649 m² Obergermanien Kolonie
Steinforum, Silchester41 95,5 × 84,5 m 8070 m² Britannien Civitashauptort
Martigny 42
wohl 110 × 65 m 7150 m² Obergermanien Kolonie
Jüngeres Steinforum, Augst43 90 × 75 m 6750 m² Obergermanien Kolonie
Caerwent 44
80 × 56 m 4480 m² Britannien Civitashauptort

Das Forum von Lopodunum entspricht einer des „Gallischen Forums“ verbreitete sich im
Bauform, die sich aus einer geschlossenen, re­ 1. Jahrhundert n. Chr. wohl von Norditalien aus
gelmäßigen Platzanlage mit Säulenhallen und über Gallien in den Nordwestprovinzen und er­
einer quergestellten Basilika zusammensetzt. In reichte in trajanischer Zeit seinen Höhe- und
den römischen Provinzen kann man bei Foren vielleicht auch Endpunkt. Es ist charakterisiert
allgemein zwischen axial-symmetrischen Anla­ durch eine Zweiteilung, indem es einen sog. sa­
gen mit Tempel („Gallisches Forum“) und sol­ kralen (area sacra mit Tempel) und einen sog.
chen ohne Tempel („Britannisches Forum“) un­ profanen Bereich (area publica mit Basilika) um­
terscheiden. Auch die Position des nicht not­ fasst, oft getrennt von einer über den Platz füh­
wendigerweise mit dem Forum verschmolzenen renden Straße wie in Augst (Augusta Raurica),
Hauptheiligtums im Verhältnis zum Hauptplatz Nyon (Colonia Iulia Equestris), Kt. Waadt,
lässt sich als Kriterium zur Klassifizierung eines Schweiz, oder Paris (Lutetia).45 Im Ladenburger
antiken Stadtzentrums heranziehen. Der Typus Fall jedoch fehlt eine area sacra. Der Typus ent­

34 Coarelli 2000, 123. Vgl. Knell 2010, 33. 42 Sommer 1998, 143; siehe auch Wiblé 1983, 9–11
35 Kuhnen 2001, 23 (1. Jh. n. Chr.). Abb. 12 (Plan der zweiten Bauphase unter Vespa-
36 Wacher 1995, 224 f. (flavisch). Es handelt sich in sian), der die Fläche des Forums einschließlich der
St. Albans (Verulamium) um das zweitgrößte Forum Basilika dagegen mit 94 × 65 m angibt.
von Britannien nach dem in London. 43 Laur-Belart 1978, 32–48 Abb. 15 bzw. Plan I; siehe
37 Precht 2008b, 349 Abb. 210 (abgemessen); auch Berger 1998, 53 Abb. 41 (Hauptforum,
ebd. 352 (hadrianisch-antoninisch). 2. Steinbauperiode, 1./2. Jh. n. Chr., nach Rudolf
38 Eingartner 2011, 11; 134 (inklusive Rückbereich der Laur-Belart). Der Curia-Anbau mit einer geschätz-
Basilika bestehend aus Eckräumen und Licht­ ten Fläche von ca. 150 m² ist in der angegebenen
höfen). Ob auch die Außenbereiche an den Eck­ Fläche des Forum-Basilika-Komplexes ebenso
räumen der Basilika im Nordosten und Südosten ­wenig berücksichtigt wie die area sacra.
zum Forum-Basilika-Komplex gehörten bzw. 44 Brewer 1993, 61–65; Wacher 1995, 379–381 (wahr-
überbaut waren, ist bislang mangels Ausgrabung scheinlich hadrianisch).
unklar, so dass die Gesamtfläche sich eventuell auf 45 Zum Gallischen Forum allgemein: Trunk 1991,
ca. 10 880 m² verringert. 87–99; RGA2 31, 2006, 422–429 s.v. Umgangstem-
39 Vgl. Weber 2000, 53 Abb. 82 (1. Jh. n. Chr.). Die pel (H. H. Steenken). Neben Augst (Trunk 1991),
aus dem angegebenen Plan übertragenen Maße Nyon (Rey-Vodoz u. a. 2003, 35–43) und Lutetia
sind aufgrund der unterschiedlichen Seiten des (Trunk 1991, 247 F 21) wurde z. B. auch in Conimbriga
­Forums nur als ungefähre Werte zu betrachten. (Coimbra) im heutigen Portugal ein Gallisches
Ob Sarmizegetusa die erste Provinzhauptstadt von ­Forum errichtet, das allerdings nicht über eine
Raetien war, ist umstritten. Es könnte sich hierbei ­Basilika verfügte. Dazu Trunk 1991, 248 F 23; Correia
auch um einen Vicus bzw. Civitashauptort han- 2010, 89–150 (flavisch). Weitere Beispiele bei
deln, wohingegen Augsburg bereits von Gründung Trunk 1991, passim. In Ladenburg ist die römische
der Provinz an als Hauptstadt vorgesehen war. Bebauung im Bereich westlich des Forums, der
40 Bossert/Fuchs 1989, 24 (B. 93 m); ebd. 98 Taf. 22 ebenfalls unter der Altstadt liegt, weitgehend un-
(L. am Plan abgemessen). Das Forum steht in bekannt. Ein Heiligtum erscheint im Zentrum von
­enger Verbindung mit einer area sacra, wodurch Lopodunum nicht ausgeschlossen, doch wirkt die
das gesamte Ensemble eine Länge von ca. 173 m Eingangshalle wie ein Abschluss und spricht hier
(Eingartner 2011, 134) erreichte. eindeutig gegen eine enge Relation des Forums
41 Boon 1974, 108; Wacher 1995, 276 (2. Viertel mit einem Heiligtum im Sinne eines Gallischen
2. Jh. n. Chr.). ­Forums.

19
DIE 3D-REKONSTRUKTION DES RÖMISCHEN FORUMS VON LADENBURG

spricht eher dem Schema des „Britannischen burger Forums wurde unter der dichten mittel­
Forums“, das nur aus einem profanen Bezirk alterlichen und neuzeitlichen Bebauung zwar
besteht.46 In Xanten (Colonia Ulpia Traiana) noch kein antikes Heiligtum lokalisiert, doch
wiederum entstand in trajanischer Zeit eine konnte das Gebiet bislang auch nur punktuell
Platzdisposition, bei der das wichtigste Heilig­ archäologisch sondiert werden, so dass sich
tum, das Kapitol, nicht mehr eine bauliche Ein­ dieses Verhältnis (etwa geprägt durch Straßen­
heit mit dem Forum wie beim „Gallischen Fo­ verbindungen oder Blickachsen und einer Auf­
rum“ bildete, sondern von ihm getrennt lag, teilung der Funktionen) bis jetzt nicht näher
zwar in der Nachbarschaft, aber doch ohne kla­ bestimmen lässt. Immerhin wurde in der Kir­
ren architektonischen Bezug, ohne Sichtachse chenstraße 5 ein Tafelfragment mit dem Rest
zueinander. Gleichwohl markieren beide Areale einer Inschrift gefunden, auf der vermutlich das
zusammen das Stadtzentrum, auch wenn sie Wort [te]mplo zu ergänzen ist. Ein weiteres
sich nicht mehr hypotaktisch und axial aufein­ Fragment mit dem Rest einer Datierungsanga­
ander beziehen, sondern parataktisch angeord­ be gehört möglicherweise dazu.48 Im digitalen
net sind.47 In der Nachbarschaft des Laden­ Modell wird kein Tempel gezeigt.

46 Ein geschlossenes Forum mit Basilika, aber ohne Agora von Ephesos, bei dem Tempel und Forum
Tempel wird aufgrund seiner formalen Ähnlichkeit zu einem Platz verschmolzen sind (Fossel-Peschl
mit dem Stabsgebäude in einem Militärlager auch 1982). Diese Varianten liegen in Ladenburg auf-
als „Principia-Typus“ bezeichnet. Dazu etwa grund des Fehlens eines Tempels nicht vor.
­Witschel 1995a, 335. 48 Rabold/Sommer 1998, 39 Abb. 36; Sommer 1998,
47 Vgl. Schalles 1992, 211 zum räumlichen Verhältnis 162 Abb. 53. Der Rest einer großen korinthischen
von Forum und Kapitol. Zu ergänzen wäre der Säule aus der Hadrianstraße 5–7, die von einem
­Typus „Kaiserforum“ wie das Cäsarforum oder das monumentalen Bau stammen dürfte, wird wegen
Augustusforum in der Hauptstadt Rom als ein von ihres Fundorts beim in der Nähe vermuteten Hafen
einem Herrscher gestiftetes Forum mit rückseitig inzwischen auch einem Speicherbau statt einem
eingebundenem Tempel (vgl. Meneghini 2015) oder Tempel zugeordnet. Dazu Rabold/Bonenberger
auch der Typus eines Forumsplatzes mit mittig 1999, 171 f.
­angeordnetem Tempel, vertreten durch die obere

20
2 / Basilika

2 BASILIKA

1 GRUNDRISS UND TYPUS ­ asilika von Pompeji, die sehr wahrscheinlich


B
Die Basilika ist das wichtigste und größte Gebäu­ über keinen erhöhten Mittelteil verfügte, son­
de des Forums von Lopodunum.49 Sie überragte dern über ein Satteldach, das über die gesamte
vermutlich alle anderen Bauwerke im Zent­rum Breite des Bauwerks einschließlich der Seiten­
des Civitas-Hauptortes. Der besondere Rang schiffe ­reichte.52 Einen Hallenbau mit drei paral­
des langgezogenen Hallenbaus geht schon dar­ lelen längsgerichteten Schiffen, aber ohne Ver­
aus hervor, dass er als das größte römerzeitliche bindung durch quergerichtete Schiffe an den
Bauwerk seiner Art in ganz Süddeutschland gilt Schmal­ seiten verkörpern darüber hinaus die
(72,9 × 29 m; Tab. 2; 3).50 Er setzt sich aus einem ­augusteische Basilike Stoa an der oberen Agora
auf allen vier Seiten um einen höheren Zentral­ von Ephesos, die hadrianische Basilika von Kremna,
bereich (medium spatium) laufenden Umgang ebenfalls in Kleinasien, sowie die severische
(porticus) zusammen (Abb. 8).51 Dies ist nicht ­Basilika von Lepcis Magna in Nordafrika.53
die einzige bekannte Bauform von Forumsbasi­ Die Ausmaße von Fundamenten lassen nur
liken. Andere Gebäudetypen repräsentieren die relative Rückschlüsse auf die Höhe eines Bau­
Basilica Ulpia in Rom, die wohl eine Dachter­ werks im Sinne von je breiter, desto höher zu.54
rasse über den Seitenschiffen besaß, sowie die Ein fester Proportionenkanon wie bei Säulen

49 Zum Begriff und zur Funktion einer Basilika: Lack- Basilika Ardea mit 13,2 m (Mittelschiff) bzw. 5,3 m
ner 2008, 266–271; Krüger 2016, 209–235. (Seitenschiffe). Dazu Arnolds 2005, 188. Dass die
50 Eingartner 2011, 22 (Maße nach Gropengießer). Die Querschiffe in Ladenburg breiter sind als die
Ladenburger Basilika ist größer als diejenige in Schiffe an den Längsseiten findet eine Entspre-
Pompeji (55,53 × 23,85 m zwischen den Außenwän- chung in einigen anderen Basiliken. Etwa in Verona:
den) oder die Jüngere Basilika in Kempten (ca. Frova/Cavalieri Manasse 2005, 195 Abb. 1. Auch in
40 × 23,5 m) und kleiner als die Basilica Nova Seve- Ruscino in den Pyrenäen: Walthew 2002, 196
riana in Lepcis Magna (ca. 70 × 36,7 m) oder die Abb. 31; 198 (ca. 4,2 m breit an den Seitenschiffen
antoninische Basilika in Karthago (ca. 85 × 47 m). und 6,2 m breit an den Querschiffen). Vitr. 5,1,6 er-
Zu Pompeji: Ohr 1991, 15. Zu Kempten: Weber wähnt im Zusammenhang mit der Basilika von
2000, 55. Zu Lepcis Magna: Ward-Perkins 1993, 57. Fano einen erhöhten Mittelteil. Die Seitenschiffe
Zu Karthago: Gros 1985, 63. Die Breite der Forums- werden ebd. 5,1,5 als Portiken (porticus) bezeichnet
basilika in Ladenburg ist etwas größer als die und sollen jeweils ein Drittel der Breite des Mittel-
Breite der Basilika des Legionslagers Vetera I bei schiffes umfassen, was in Ladenburg etwa 4,5 m
Xanten mit 25 m. Dazu Hanel 2008, 100. Der basili- ergeben würde und damit ungefähr der Breite der
kale Bau im Kastellvicus von Theilenhofen ist mit dortigen Seitenschiffe entspricht.
56 × 21 m dagegen deutlich kleiner. Dazu Mischka/ 52 Zur Basilica Ulpia in Rom: Packer 1997, Folio 23; 25.
Henrich 2012, 4–7. Zum römischen Fußmaß: pes Zur Forumsbasilika in Pompeji: Ohr 1991, 58. Vgl.
Monetalis (römischer Normalfuß, 29,617 cm). Dazu ­Arnolds 2005, 202 f. Ähnlich wie in Pompeji sowie
Rottländer 1979, 17; 74; Walthew 2002, 5 mit Ver- an anderen republikanischen und frühkaiserzeitli-
weis auf Rottländer; Dreier 2010, 136 mit Verweis chen Basiliken rekonstruiert Trunk 1991, 50 f. die äl-
auf Hultsch 1882, 88–94 §14; Bridger 1984, 85–98. tere Basilika von Augst aus dem 1. Jh. n. Chr. ohne
Das Fußmaß in Ladenburg betrüge bei einem erhöhten Mittelteil. Allgemein zur römischen Basi-
Durchmesser der Säule von 0,67 m, errechnet aus lika: von Hesberg 2005, 130–141.
der erhaltenen attischen Säulenbasis, etwa 2¼ pes 53 Zu Ephesos: Fossel-Peschl 1982; Gros 1996, 245 f.
Monetalis oder 2 pes Drusianus (je 33,27 cm), der in Abb. 292 Das breitere Mittelschiff ist zweistöckig.
Xanten etwa am trajanischen Hafentempel festge- An den Schmalseiten ist in Ephesos je ein Raum
stellt wurde (vgl. Schalles 2008, 313). ­angegliedert, der über die Agora hinausragt (sog.
51 Zum Typus in Ladenburg etwa Mylius 1952, 59; Ein- Chalcidicen). Der östliche davon wurde wohl als
gartner 2011, 125; Dreier 2010, 146 („dreischiffige Kaiserkultsaal genutzt, siehe dazu auch Süß 2015,
Basilika mit verbundenen, d. h. als Umgang [sog. 33–39. Zu Kremna in Kleinasien: Ward-Perkins/Bal-
innere Portikus] um ein Mittelschiff gestalteten lance 1958, 173–175; Mitchell 1995, 63–65. Zu Lepcis
Seitenschiffen [‚Klassische Umgangsbasilika‘])“, Magna in Libyen: Ward-Perkins 1993, 55–66.
Typ III a nach seiner Klassifizierung). Zum Typus all- 54 Zudem Dreier 2010, 140: „Eng damit in Zusammen-
gemein: Gros 1996, 235–260; Arnolds 2005, bes. 10 hang steht im übrigen die Beobachtung, dass bei
und 13 („Umgangsbasilika“); ebd. 132 und 196 (Cosa); römischen Gebäuden in der Regel alle Mauern, die
ebd. 205 (Herdonia); 218 (Lucus Feroniae); ebd. 225 in funktionaler und statischer Hinsicht dieselben
(Rusellae); ebd. 232 (Saepinum); Lackner 2008, 269 Aufgaben zu übernehmen hatten, gleich stark fun-
(„ringförmige Führung der Seitenschiffe“). Die damentiert wurden, was darauf zurückzuführen
lichte Breite des Mittelschiffes in Ladenburg be- ist, dass Mauern und Fundamente schon aus öko-
trägt 13,7 m, die lichte Breite der Schiffe an den nomischen Gründen natürlich nicht stärker waren
Längsseiten 4,35 m, die lichte Breite der Quer- als erforderlich.“
schiffe 6 m (Eingartner 2011, 22). Zum Vergleich die

21
DIE 3D-REKONSTRUKTION DES RÖMISCHEN FORUMS VON LADENBURG

Eckraum

Treppe
Lichthof

Basilika Apsis

Lichthof
Treppe

Eckraum

8 Grundriss der Basilika 0 5 10 m


von Ladenburg nach
der Interpretation der
Verfasser. M. 1:400.

22
2 / Basilika

Tabelle 2 Die Größe von Forumsbasiliken im Vergleich.

Beispiel Datierung Maße (Länge × Breite) Fläche

Pompeji55 Ende 2. Jh. v. Chr. 55,53 × 23,85 m (im Licht) 1324 m²


Cosa56 150/140 v. Chr. 35,89 × 27,05 m 971 m²
Alba Fucens57 1. Jh. v. Chr. ca. 53,1 × 23,35 m 1240 m²
Basilica Aemilia, Rom 58
Ende 1. Jh. v. Chr. ca. 70 × 29 m (im Licht) 2030 m²
Ordona59 augusteisch 42,65 × 26,63 m 1136 m²
Waldgirmes 60
spätaugusteisch ca. 45 × 12 m 540 m²
Glanum61 julisch-claudisch ca. 47 × 24 m 1128 m²
Jüngere Basilika, Nyon 62
nach 70 n. Chr. ca. 59,2 × 29,6 m (im Licht) 1752 m²
Jüngere Basilika, Kempten63 Ende 1. Jh. n. Chr. ca. 40 × 23,5 m 940 m²
Basilica Ulpia, Rom 64
trajanisch 117,52 × 58,76 m 6905 m²
(112 n. Chr. eingeweiht) (außen, ohne Apsiden)
Ladenburg65 trajanisch ca. 72,9 × 29 m 2114 m²
Sarmizegetusa66 trajanisch 62,7 × 17,35 m (im Licht) 1088 m²
Roselle 67
100–125 n. Chr. ca. 31,8 × 20,1 m 639 m²
Jüngere Steinbasilika, Augst68 1./2. Jh. n. Chr. ca. 66 × 30 m 1980 m²
Steinbasilika, Silchester 69
zweites Viertel ca. 90 × 32 m 2880 m²
2. Jh. n. Chr.
Xanten70 hadrianisch-antoninisch ca. 120 × 27 m 3240 m²
(im Licht, mit Kopfbauten)
Kastellvicus Theilenhofen71 2. Jh. n. Chr. ca. 56 × 21 m 1176 m²
Basilica Nova Severiana, severisch ca. 80 × 40 m > 3200 m²
Lepcis Magna72 (mit Apsiden und Eckräumen)
Volubilis73 severisch ca. 42,2 × 22,3 m 941 m²

55 Ohr 1991, 15; Zanker 1995, 62 (130/120 v. Chr.). Es 63 Weber 2000, 55–58.


ist schwierig, vergleichbare Werte für die Größe 64 Packer 1997/1, 229 (ca. 400 × 200 Fuß); Gros 1996,
von Basiliken zu finden. Sofern es der Erhaltungs- 254 Abb. 302 (nach Amici 1982).
zustand überhaupt zulässt und in der Fachliteratur 65 Eingartner 2011, 132 Abb. 19.
angegeben wird, auf was sich die gemessenen 66 Étienne u. a. 2006, 81; 84 Abb. II/35.
Maße beziehen, handelt es sich mal um Funda- 67 Arnolds 2005, 225–230.
mentmaße, mal um Maße des aufgehenden 68 Laur-Belart 1978, 32–48 Abb. 15 bzw. Plan I; siehe
­Mauerwerks, mal um lichte Maße, mal um Außen- auch Berger 1998, 53 Abb. 41 (nach Laur-Belart);
maße und ­außerdem werden die Werte mal ge- Trunk 1991, 160.
rundet, mal nicht, so dass die folgenden Zahlen der 69 Wacher 1995, 276 f.; siehe auch Fox/John Hope
Tabelle nur als grobe Orientierung dienen können. 1893, 549: Gesamtausdehnung 233 feet 6 ­inches × 
56 Arnolds 2005, 196; Lackner 2008, 268. 58 feet, d. h. 71,17 × 17,68 m (ohne Apsiden und
57 Arnolds 2005, 184. ­sonstige Anbauten); Apsiden jeweils 27 feet
58 Coarelli 2000, 65 f.; siehe auch Freyberger 2009, 9 ­inches, d. h. 8,46 m; Boon 1974, 108 f. Abb. 13:
38–43 (republikanische Phasen); ebd. 71–74 82 × 17,5 m (ohne Apsiden, aber mit Annexbauten).
­(augusteischer Neubau). Vgl. zur Datierung Blagg 2002, 24 (Ende des 1. Jh.
59 Walthew 2002, 65. Dagen Arnolds 2005, 205 f. mit n. Chr.).
Außenmaßen von 42 × 26,75 m. 70 Schalles 2000, 105 (mit dem Bau wurde wohl
60 Becker/Köhler 2001, 171; Becker/Rasbach 2003, ­gegen 130 n. Chr. begonnen); Precht 2008b, 341
190 f. Anm. 1457 (die lichte Ausdehnung im Fundament-
61 Gros 1996, 224 Abb. 269. bereich beträgt ohne Kopfbauten ca. 22,7 × 70 m,
62 Grundrissplan: Hauser/Rossi 1999, 135; siehe auch im Aufgehenden vermutlich ca. 23 × 70,3 m.).
Walter/Fellmann 1988, 456 und Bridel 1989, 60–64, 71 Zu Theilenhofen: Mischka/Henrich 2012, 4.
die beide 59 × 23 m als Größe angeben. Zur D
­ atie­- 72 Ward-Perkins 1993, 56 f. Abb. 24. Die Südseite der
rung siehe auch Rey-Vodoz u. a. 2003, 37 (zwischen Basilica Nova Severiana verläuft leicht schräg.
50 und 70 n. Chr). 73 Luquet 1967, 417; Riße 2001, 37–39.

23
DIE 3D-REKONSTRUKTION DES RÖMISCHEN FORUMS VON LADENBURG

Tabelle 3 Die Größe von anderen Hallenbauten im Vergleich.

Beispiele Datierung Maße (Länge × Breite) Fläche

Vorhalle Principia, 2. Jh. n. Chr. ca. 65 × 22 m 1430 m²


Kastell Aalen74
Palastaula, Trier75 4. Jh. n. Chr. ohne Apsis ca. 58 × 27,2 m (im Licht), 1578 m² (ohne Apsis)
mit Apsis 69,8 × 27,2 m (im Licht)

besteht nicht. Die Breite und Tiefe von Sub­ ten und Osten rund 15 cm. Von den pfeilerarti­
struktionen hängen von mehreren Faktoren ab. gen Strukturen sind bis zu vier Lagen Quader
Wichtig ist vor allem das Gewicht des darauf mit einer Gesamthöhe von 1,8 m erhalten. Der
sitzenden Gebäudes, aber auch die Beschaffen­ Absatz zwischen der ersten und zweiten Lage
heit des Untergrundes, das Baumaterial, die entspricht nicht der Höhe des Absatzes an der
Bautechnik und die zuständige Bauhütte spielen Außenmauer.77
eine große Rolle in der Gestaltung. Die Funda­
mente der Außenmauern der Basilika von La­
denburg sind bis zu 2,1 m breit, was als ausge­
2 GEHNIVEAU
sprochen mächtig bezeichnet werden kann.76 Die beiden einzigen am Forum nachgewiesenen
Die Mauern im Untergrund zwischen den Sei­ antiken Gehhorizonte stammen nicht von der
tenschiffen und dem Hauptschiff haben eine Basilika, sondern vom benachbarten südlichen
Breite von immerhin 1,8 m. In der Vertikalen Eckraum auf ihrer Ostseite und von der west­
sind die Fundamente zweigeteilt, was durch ei­ lichsten Taberna der nördlichen Portikus
nen Absatz an der Umfassungsmauer deutlich (Abb. 10).78 Das Niveau des Basilikafußbodens
wird, der auf jeder Seite bis zu 40 cm groß ist ist nach Eingartner nur über den Belag aus dem
(Abb. 9). Über diesem Absatz erheben sich an Eckraum zu erschließen, der aus Terrazzo gebil­
den Außenwänden eine schmalere Mauer von det ist.79 Beide überlieferten Gehniveaus über­
rund 1,35 m sowie im Bereich des Innenraumes steigen die erhaltenen Mauerzüge des Haupt­
pfeilerartige Gebilde mit einer Länge und Brei­ gebäudes am Forum, weshalb diese einschließ­
te von je 1,8 m im unteren und einer Länge von lich der pfeilerartigen Gebilde von Eingartner
1,8 m und einer Breite von 1,5 m im oberen Teil. überzeugend als Fundamente gedeutet werden
Der Absatz beträgt an den „Pfeilern“ im Wes­ (Abb. 11).80 In der Vergangenheit hatte man

74 Kemkes/Scholz 2012, 33. größte Herausforderung zu beurteilen ist, über 5 m


75 Goethert/Kiessel 2007, 307 (lichte Größe 69,8 ×  weit hinab, ansonsten immer noch 3–4 m, was mit
27,2 m mit Apsis, die ihrerseits eine lichte Tiefe von der erforderlichen Standfestigkeit und beabsichtig-
etwa 12 m hat); Günter 1968, 32 (lichte Größe ohne ten Monumentalität zu erklären ist (vgl. zum
Apsis 56,13 × 27,54 m, auf Seite 13 Abb. 2 oben aber ­Untergrund Eingartner 2011, 12–14 und Taf. 7 Mauer­
56,35 × 27,16 m). ansicht 783; s. u. Anm. 292). Zum Vergleich die
76 Eingartner 2011, 22. Zum Vergleich die Breite der ­Fundamenttiefe der Forumsbasilika von London,
Ausbruchsgräben der Basilikafundamente von Phase 1, um 100 n. Chr., mit 2,5 m (Brigham 1990,
­Riegel: ca. 0,58–0,9 m (Dreier 2010, 119). Die F­ unda­­- 58) und die Tiefe der Baugrube des Xantener
mentbreite eines Stadthauses in Rottweil: ca. Hafentempels mit etwa 3 m (Schalles 2008, 313).
1,25 m (Sommer 2001, 499). Das Fundament des 77 Zum Absatz am Fundamentpfeiler: Eingartner 2011,
sechseckigen Limes-Wachturms von Pfedelbach- etwa Taf. 8 Mauer 35 (ca. 104,1 m ü. NN). Der Absatz
Gleichen (WP 9/51): Breite 1 m (Fabricius 1933, 154 an der Außenmauer (Mauer 184) ebd. Taf. 11 Profil
Taf. 15,5a–b). Die Fundamente der Basilika von 203 Mauer 184 liegt etwas tiefer (ca. 103,55 m ü. NN).
­Ordona: Breite 0,9 m (Walthew 2002, 63–65). 78 Vgl. Kap. 7.
Die Fundamentbreite für die Säulen in Caerwent: 79 Eingartner 2011, 46; 64 f. 113 Taf. 56,2.
1,63 m (Ashby u. a. 1909, 572: „5 feet 4 inches“). 80 Eingartner 2011, 113: „Gemessen daran gewinnt
­Stützenfundamente der Basilika in Feurs: Breite ca. man den Eindruck, als würden sämtliche überlie-
1,81 m (Walthew 2002, 232). Die Fundamente der ferte Mauerzüge einschließlich des ‚Aufgehenden‘
Forumsbasilika von London, Phase 1, um 100 n. Chr.: dem Fundamentbereich angehören.“ Auch das von
Breite 1,8–2,7 m (Brigham 1990, 61). Die drei letzten Gropengießer als Aufgehendes gedeutete, im
Beispiele zeigen, dass die auf den ersten Blick über- Osten der Ladenburger Basilika bis zu einer Höhe
raschende Breite der Ladenburger „Säulen­funda­ von 1,5 m über dem Fundamentabsatz erhaltene
mente“ nicht irritieren muss. Die Fundamente des Mauerwerk wäre somit zum Fundament zu rech-
Hafentempels von Xanten nahe dem antiken Rhein- nen (ebd. 22). Die Ladenburger Basilika teilt damit
ufer, 2. Jh. n. Chr., haben eine Breite von bis zu 3,4 m das Schicksal der Riegeler Basilika (Dreier 2010,
(Schalles 2008, 313). Noch erstaunlicher ist die Tiefe 163). Es gibt vermutlich hier wie dort keine Reste
der Fundamente in Ladenburg. Sie reichen an den des aufgehenden Mauerwerks mehr.
Eckstützen des Säulenumgangs, der als statisch

24
2 / Basilika

Äußere Portikus

T a b e r n e n

Eckraum
Innere Portikus

Treppe
Lichthof
Eingangshalle

Basilika

Hof Apsis

Lichthof
9 Originalfundamente
der römischen Basilika
Treppe

von Ladenburg südlich


Eckraum

Innere Portikus
der St. Galluskirche.
Heutiger Zustand.
T a b e r n e n
10 Grundriss des Forums
Äußere Portikus
von Ladenburg mit
nachgewiesenem Ta-
bernaboden im Nord-
0 5 10 m
westen und Estrich im
nachgewiesenes römisches Bodenniveau Südosten. M. 1:1000.

die „Quadertürme“, wie die Pfeiler auch ge­ Fußbodens ein.81 Wäre jedoch der Fußboden
nannt werden, dagegen als Reste der aufge­ an der von ihm vorgeschlagenen Stelle anzu­
henden Mauern angesehen und den Fußboden setzen, hätte das Erdgeschoss der Basilika tiefer
der Basilika entsprechend tiefer angenommen. gelegen als das Gehniveau des Eckbaus und
Diese Ansicht wurde zuletzt von Sommer in selbst das der Taberna, was sich nur schwer
seiner Rezension der Publikation Eingartners erklären ließe. Gewöhnlich stieg man bei
wiederaufgegriffen und verteidigt. Stattdessen einem Forum von den Nebenbauten und vom
bringt er den bereits erwähnten Absatz an den Hof zum Haupt­ gebäude hinauf und nicht
Mauern in die Diskussion über die Position des hinab.82 Die ältere Forschung, die die beiden

81 Sommer 1998, 141; 2012, 73 f. war, ist bei ungefähr 103,8 m ü. NN einzuordnen,
82 Eingartner 2011, 94: Die Oberkante des Geröllpa- während der Absatz im Basilikaunterbau an der
kets im Hof, auf dem wohl das Hofpflaster verlegt Fortsetzung nächste Seite

25
DIE 3D-REKONSTRUKTION DES RÖMISCHEN FORUMS VON LADENBURG

11 Wie weit die Funda­


mente in den Unter­
grund ­hinabreichen,
geht aus dieser schema­
tischen Grafik hervor,
die für die Animation
entstanden ist.

Gehniveaus noch nicht kannte, orientierte sich aus der Umgebung herausgehoben und in sei­
allerdings an der wesentlich jüngeren Maxenti­ ner Wirkung betont wurde.
us-Basilika in Rom, die durch gewaltige Pfeiler-
und Gewölbekonstruktionen geprägt ist, und
übertrug die Bauformen des spätantiken Ge­
3 SÄULEN
bäudes auf das Ladenburger Beispiel aus der –
wie man erst heute weiß – mittleren Kaiserzeit, Säulenzahl
weshalb auch dort zunächst von einer Pfeiler­ Nach Eingartners nachvollziehbarer Darlegung
basilika ausgegangen wurde und die Quader­ ist nicht mehr von einer Pfeilerbasilika wie in
türme als Reste dieser Pfeiler gedeutet wurden. früheren Untersuchungen der Ladenburger
Dieser Aspekt wird im nächsten Kapitel noch Anlage von Gropengießer, Rudolf Schultze und
genauer beleuchtet. Mylius auszugehen, sondern von einer Säulen­
Hält man jedoch an Eingartners Vorschlag basilika (Abb. 12).83 Die Theorie der Pfeiler, die
fest, so kann der Basilikaboden ungefähr auf der mit einer entsprechenden Deutung der Quader­
Höhe des Estrichs aus dem südlichen Eckraum türme zusammenhängt, kam bereits im vorhe­
angenommen werden. Rechnet man zudem ei­ rigen Absatz zur Sprache. Sehr wahrscheinlich
nige Zentimeter dicke, massive Fuß­boden­plat­ten handelt es sich bei den Quadertürmen um Funda­
mit ein, lag das Gehniveau vielleicht sogar ge­ mentpfeiler. Des Weiteren wurden im virtuellen
ringfügig oberhalb davon (Abb. 12). Es ist somit Nachbau Kolonnaden statt Arkaden eingesetzt.84
nicht unwahrscheinlich, dass das große Hallen­ Die älteste nachweisliche Pfeilerbasilika ist
gebäude als wichtigster Teil des Bauensembles die Maxentius-Basilika in Rom, die erst aus der
inmitten des antiken L ­ adenburg entsprechend Zeit kurz nach 300 n. Chr. stammt.85 Die in der

Fortsetzung Anm. 82 85 Bei profanen Basiliken gilt die Maxentius-Basilika


Umfassungsmauer bei ca. 103,6 m ü. NN festge- als das früheste Beispiel für die Berücksichtigung
stellt wurde (Eingartner 2011, 114), also um minde- von Pfeilern (verbunden mit Kreuzgratgewölben),
stens 20 cm tiefer liegt. Im Übrigen besitzt auch bei Kirchen S. Sabina, ebenfalls in Rom, als eines
die Mauer, die die Tabernen von der Portikus im der frühesten Beispiele für Pfeiler (verbunden mit
Norden des Forums trennt, einen Fundamentab- Archivolten) im Innern eines Hallengebäudes
satz, der dort weder mit dem Tabernaplattenbo- (5. Jh.). Dazu Brandenburg 2013, 184–190. Zur Ma-
den noch mit der Geröllpackung korreliert und da- xentius-Basilika: Ziemssen 2011, 217–308. Von einer
mit zeigt, dass er wenigstens an dieser Stelle kein Pfeilbasilika geht man zudem am Forum von Rie-
Gehniveau markiert. Der Absatz ist auch in der gel am Kaiserstuhl aus (Dreier 2010, 168), was aber
Fort­setzung dieser Mauer im Bereich der nördli- vielleicht noch einmal diskutiert werden müsste.
chen Eingangshalle zwischen Vorraum und Haupt­ Zur speziellen Konstruktion von Pfeilern, die mit
saal erhalten (Eingartner 2011, 78). Zum Gehhori- Halbsäulen kombiniert sind, in der Basilica Iulia von
zont des Hofs siehe auch Kap. 2.5 und 5.1. Rom: Eingartner 2016, 140 Anm. 24 mit Verweis auf
83 Eingartner 2011, 120–126, wo auch die ältere For- Freyberger 2016. Die Basilika von Smyrna, die ins
schung ausführlich besprochen wird; Gropengießer fortgeschrittene 2. Jh. n. Chr. gehört, weist im In-
1914, 6; Schultze 1928, 57; Mylius 1952, 59–63; 68. nern nach der gängigen Rekonstruktion zudem
84 Vgl. Trunk 1991, 49, der zur älteren Augster Basilika eine interessante Kombination aus Arkadenarchi-
anmerkt, dass eine Kolonnade vorauszusetzen ist. tektur im Erdgeschoss und horizontaler Kolonna-

26
2 / Basilika

Querschnitt B N

Basilika
Querschnitt A
(Querschnitt C)
Querschnitt C
0 5 10 m
H. 25,40 m (inkl. Sockel)

0m
Eingangshalle 8,6

3,6 m
(Querschnitt A)
25° + 20,20 m 25°
W O
H. 19,75 m

ca. 5 m
Innenportikus Taberna Außenportikus Apsis
(Querschnitt B)
20° + 15,20 m 20°
25° 25°

6,50 m
Außenportikus H. 12,60 m
Flügelbau Süd
W O S 25° 25° N
+ 8, 80 m
I n n e n s t ü t ze ?

20°
15,50 m

7,20 m (Eingartner) 18° 7,50 m


Treppen- Eckraum S

8,70 m
6,40 m 25°

8,90 m
haus S
Abstand zwischen Straße
und Außenportikus unbe-
kannt Basilikaboden
Portikus- W
105,50 m üNN Estrich
106 m + 0,00 m 105,40 m üNN 105,40 m üNN
Straße Hof Hof boden Tabernaboden Straße 105 m ? ?
max. 104,15 m üNN 103,20 m üNN 1,35 m 1,20 m ? 1,20 m ?
104,00 m üNN 104,11 m
max. 103,80 m üNN 104 m
103,20 m üNN 103,60 m nachantik 103,40 m
103,10 m üNN Planierschicht Geröllpaket 103 m Geröllpaket 103,00 m üNN 103 m
Kastellschicht 1,20 m 1,80 m 2,10 m
102,30 m üNN Kastellschicht 1,50 m 1,50 m 102,60 m üNN K astellschicht
102,40 m 102 m 1,50 m 102 m
ca. 4 m

üNN

ca. 5 m
101 m 101 m 101,50-60 m üNN
101,40 m 101,30 m ? 101,40-50 m üNN ?
gewachsener B oden
1,80 m 100 m 100 m
Mauer 35 Mauer 184
99 m 99 m
0 1 5m 0 1 5m „Neck ar k ies“
98 m 98 m 98,40 m üNN 98,60 m üNN
0 1 5m

Gehniveau
nachgewiesen
erschlossen

12 Querschnitte von Eingangshalle, Taberna und Basilika. M. 1:250.

Vergangenheit als Indiz für Pfeiler gewerteten, von Volubilis in Marokko gedeutet worden.86
tief in den Boden hinabreichenden Quaderlagen Man könnte sie somit als Punktfundamente im
in Ladenburg sind von Eingartner als Unterbau Unterschied zu den Streifenfundamenten, die
für Säulen ähnlich wie an der Forumsbasilika an den übrigen Mauerfluchten zu finden sind,

denbauweise im Obergeschoss auf. Dazu Nau- taler als auch ein bogenförmiger Abschluss an der
mann/Kantar 1950, 75–87; Gros 1996, 247 Abb. 295. äußeren Säulenreihe für möglich gehalten (Infor-
Wie schwierig es ist, das Gebälk zu rekonstruieren, mationstafel an der halbrunden Halle im Bereich
wenn zwar der Grundriss bekannt ist, aber nur des Heidesheimer Tors).
wenige Funde des Aufgehenden vorliegen, sieht 86 Eingartner 2011, 124 Anm. 140.
man exemplarisch an der großen halbrunden Säu-
lenhalle des Palastes von Karl dem Großen in In-
gelheim am Rhein. Dort wird sowohl ein horizon-

27
DIE 3D-REKONSTRUKTION DES RÖMISCHEN FORUMS VON LADENBURG

Tabelle 4 Die Säulen- bzw. Stützenzahl von ausgewählten Basiliken.

Basilika87 Datierung Säulen Kommentar

Pompeji88 130/120 v. Chr. 4 × 12

Cosa89 republikanisch 4 × 6

Alba Fucens90 republikanisch 4 × 8

Ardea 91
republikanisch 4 × 9

Munizipalforum, Tarragona 92
spätrepublikanisch 4 × 14

Fano 93
augusteisch 4 × 8

Ruscino 94
augusteisch 4 × 8

Ordona95 augusteisch 4 × 8

Saepinum96 augusteisch 4 × 8

Basilica Aemilia, Rom97 augusteisch 4 × 20

Basilica Iulia, Rom 98


augusteisch 4 × 14

Segobriga 99
augusteisch? 4 × 12

Baelo Claudia 100


ca. 1. Jh. n. Chr. 4 × 8

Feurs 101
1. Jh. n. Chr. 4 × 14

Clunia102 1./2. Jh. n. Chr. 4 × 14

Lutetia103 1. Jh. n. Chr. 4 × 7

Augst 104 1./2. Jh. n. Chr. 4 × 10

Triest 105
1. Jh. n. Chr. 4 × 12

Nordbasilika, Korinth 106


1. Jh. n. Chr. 4 × 11

Vetera I 107
neronisch 4 × 12

Glanum 108
julisch-claudisch 4 × 10

Sagunt 109 julisch-claudisch 4 × 10

Sabratha110 1. Jh. n. Chr. 6 × 12


Ladenburg ca. 110 n. Chr. 5 × 11 Eingartner111
4/6 × 12 Sommer112, Verfasser
Ostia113 Ende 1./Anfang 2. Jh. n. Chr. 6 × 10

Steinbasilika, Silchester114 2. Viertel 2. Jh. n. Chr. keine

Xanten115 hadrianisch-antoninisch keine

Aquileia 116
2. Jh. n. Chr. 6 × 14

Lepcis Magna 117


severisch 20 Säulen und 2 Pilaster

Volubilis 118
severisch 4 × 7

87 Überblickstafel mit Grundrissen von Forumsbasili- 93 Vitr. 5,1,6 spricht davon, dass hinter den Säulen
ken in Obergermanien: Dreier 2010, 143 Abb. 34. Pfeiler lägen, was bedeutet, dass die Säulen ent-
Überblickstafel mit Grundrissen von Forumsbasili- weder mit Pfeiler verknüpft sind oder sich im
ken des Römischen Reiches: Eingartner 2011, 130 f. Rückbereich an den Außenwänden Pfeiler befin-
Abb. 18. den („habentes post se parastaticas“). Vgl. etwa Ohr
88 Ohr 1991, 66. Taf. 38. Vgl. auch Zanker 1995, 62 1991, 74–76; Arnolds 2005, 176–182.
(130/120 v. Chr.). 94 Gros 1996, 221 Abb. 263; Walthew 2002, 195 f.
89 Arnolds 2005, 196. Abb. 31.
90 Walthew 2002, 7; Arnolds 2005, 183–186. 95 Walthew 2002, 63 f. Abb. 9.
91 Walthew 2002, 16 f. Abb. 2; Arnolds 2005, 186–195; 96 Walthew 2002, 90 f. Abb. 13.
Lackner 2008, 267 (Grundriss). Die ungerade Säu- 97 Freyberger 2009, 43 Abb. 26.
lenzahl fällt nicht ins Gewicht, da es in der Mitte 98 Freyberger 2009, 56 Abb. 37. Die Basilica Iulia be-
der Längsachse weder eine Nische noch einen Ne- stand allerdings im Unterschied zu den anderen
benraum gibt. Beispielen nicht nur aus einer ringförmig umlau-
92 Walthew 2002, 171–172 Abb. 27; Aquilué u. a. 1992, fenden Portikus, sondern aus zwei ringförmig um-
55. laufenden Portiken (fünfschiffig).

28
2 / Basilika

bezeichnen.119 Genau genommen handelt es tens seit hadrianischer Zeit Säulenarkaden in der
sich in Ladenburg allerdings um eine Sonder­ öffentlichen Architektur eingesetzt wurden, doch
form, eine Kombination aus Punkt- und Strei­ bestimmten zunächst noch Säulenkolonnaden
fenfundament. Die Quadertürme sitzen näm­ das Bild römischer Städte, was sich daher höchst­
lich auf einer durchgehenden, gemeinsamen wahrscheinlich auch auf Lopodunum übertragen
Fundamentmauer. Nach der Interpretation lässt.121
Eingartners stellen sie in Ladenburg sehr wahr­ Wenden wir uns nun dem Achsabstand zu.
scheinlich keine über den antiken Laufhorizont Die Position der nördlichen Stütze, die Gro­
hinausragenden Pfeilerreste dar, was auch er­ pengießer auf der Langseite entdeckte, ist
klären würde, warum die Seiten der die Türme durch den Einbau eines modernen Heizungs­
bildenden Quader nur roh behauen vorgefun­ kellers heute nicht mehr überprüfbar. Mit Hil­
den wurden. Sie waren wohl nicht auf Sicht ge­ fe von Resten eines „Widerlagers“, gemeint ist
arbeitet worden.120 die Mörtelbettung für Steinquader, hat Ein­
Säulen wiederum können entweder mit hori­ gartner die einstige Position der südlichen
zontalem Architrav (Kolonnaden) oder mit Stütze zu rekonstruieren versucht und kommt
­bogenförmigem Architrav (Arkaden) verbunden dabei zu einem anderen Ergebnis als Gropen­
sein. Zwar gibt es Anzeichen dafür, dass spätes­ gießer.122 Der Achsabstand auf der Langseite

99 Noguera Celdrán 2012, 248 f. Abb. 9; Abascal u. a. Henrich 2012, 5 (nachgewiesen durch Magneto­
2011, 59 (Datierung). gramm). Sommer 2012, 74 würde im Fall von
100 Trunk 1991, 250 F 29 Abb. 201; Walthew 2002, 23 f. Punktfundamenten Spannmauerwerk erwarten,
Abb. 4. die die ­Quadertürme verbinden. Doch scheint es
101 Trunk 1991, 246 F 15 Abb. 192. zumindest im Fall von Pessinous keine derartige
102 Balty 1991, 340 Abb. 171; Trunk 1991, 249 F 26 Spannmauern gegeben zu haben. Als Vergleich
Abb. 198; Nünnerich-Asmus 1994, 226–229 für die gewaltigen Ausmaße in Ladenburg kann
Kat.-Nr. 40 Abb. 76. in Ruscino bei Perpignan, Frankreich, eine wei-
103 Gros/Torelli 2010, 382 Abb. 238; Trunk 1991, 247 F 21 tere Basilika mit mächtigen Säulenfundamenten
Abb. 194. angeführt werden. Sie weist eine Breite von im-
104 Berger 1998, 53 Abb. 40–41; 55–57; Trunk 1991, 159 merhin 1,15–1,2 m auf. Dazu Walthew 2002, 195. In
Abb. 96; 160. ­Ordona, Italien, wurde an den Säulenfundamenten
105 Nünnerich-Asmus 1994, 212 f. Kat.-Nr. 33 Abb. 118. eine Höhe von 2,45 m gemessen. Dazu ebd. 71.
106 Walthew 2002, 118 f. Abb. 15. 120 Eingartner 2011, 15, was von Sommer 2012, 73 f. da-
107 Hanel 2008, 101 Abb. 81. gegen als Zeichen der Unfertigkeit des gesamten
108 Gros 1996, 224. Baus gewertet wird. Zur Frage der Fertigstellung
109 Nünnerich-Asmus 1994, 237–240 Kat.-Nr. 46. Vgl. bzw. Nichtfertigstellung der Basilika: s. o. Kap. 1.3.
Mar/Ruiz de Arbulo 1990, 159 Abb. 53b mit 4 × 11 121 Einen Hinweis auf die Verwendung an Portiken
Säulen. in hadrianischer Zeit bietet eventuell eine Skizze
110 Balty 1991, 300–306 Abb. 153a–b (erste Phase, 1. Jh. des Hadrianheiligtums von Kyzikos, die sich in den
n. Chr.); Walthew 2002, 190 f. Abb. 30A. Schriften des Cyriacus von Ancona findet (15. Jh.).
111 Eingartner 2011, 132 Abb. 19. Laut mündlicher Aus- Dazu Süß 2015, 282–285. Zudem sei die Agorahalle
sage hält Eingartner jedoch auch 6 × 12 Säulen für von Hierapolis in Phrygien erwähnt. Dazu Gros
möglich. 1996, 248 Abb. 296 (Anfang 2. Jh. n. Chr.). Die ­­Bögen
112 Sommer 2012, 79 hält stattdessen regelmäßige Ab- an der Längsseite zur Agora hin lasten auf ­Pfeilern,
stände mit 3,75 m an den Schmalseiten für möglich. an denen innen und außen jeweils ­Halbsäulen
113 Walthew 2002, 72 f. Abb. 10. vorgeblendet sind. Darüber hinaus wird auch
114 Wacher 1995, 276 f. das in trajanischer Zeit entstandene Forum von
115 Vgl. Precht 2008b, 345–352 Abb. 210. ­Sarmizegetusa mit Bögen rekonstruiert. Dazu
116 Bertacchi u. a. 1981, Taf. 1; Tavano 1996, 81; 83; s. u. Anm. 242. Nach Brandenburg 1989, 434 s.v.
­Tiussi 2011, 176–178; 183 Abb. 6. Kirchen­bau I. Der frühchristliche Kirchenbau ­las­­-
117 Ward-Perkins 1993, 57. sen sich Säulenarkaden an Großbauten erst seit
118 Luquet 1967, 407–445; Riße 2001, 41 Abb. 46. severischer Zeit feststellen. Im frühen ­Kirchenbau
119 Als Beispiele für Punktfundamente lassen sich der sind Säulenarkaden seltener als ­Pfeilerarkaden
Kaiserkulttempel in Pessinus, Galatien, der ­Apsiden- vertreten und kommen zunächst nur in Seiten-
bau in Xanten (beide 1. Jh. n. Chr.), der Tempel auf schiffen vor. Als Beispiele für frühchristliche Kir-
dem Schönbühl in Augst sowie ein b ­ asilikales Bau­ chen im Typus einer ­Säulenbasilika mit Archivol­
werk in Theilenhofen am rätischen Limes (2. Jh. ten sei auf Sakralbauten in Syrien (4. Jh.) und
n. Chr.) anführen. Zu Pessinus: Waelkens 1986, 41; Sant’Apollinare in Classe bei Ravenna (5. Jh.) ver-
an den Langseiten des peripteralen Tempels ­ste­- wiesen, als Beispiel für eine Basilika mit Säulen­
hen die beiden äußeren Säulen jeweils auf e ­ iner arkaden zwischen den Seitenschiffen und mit
durchgehenden Fundamentmauer, w ­ ohingegen waagerechtem Gebälk zwischen Hauptschiff und
die übrigen sieben Säulen auf sieben ­„isolated innerem Seitenschiff die Lateransbasilika in Rom
foundation piers“ ruhen. Die „piers“, die sich aus (4. Jh.). Zu Syrien: Strube 1996, 32. Zur Laterans­
mindestens vier Steinschichten zusam­mensetzen, basilika: Brandenburg 2013, 22. Zu Sant’Apollinare
wurden auf einer ­durchgehenden Mauer im in Classe: Deichmann 1969, 260 f.; 1974, 238.
­Untergrund errichtet. Zu Xanten: Precht 2008a, 122 Eingartner 2011, 125. Kritisch beurteilt von Sommer
295–297; 304–306. Zu Augst: Hänggi 1986, 20 2012, 78 f., der stattdessen auf ein Interkolumnium
(„Quaderpfeiler“ für die S ­ äulen an der Vorder- von knapp 4,6 m kommt, was insgesamt zu einer
seite des Tempels). Zu Theilenhofen: Mischka/ Fortsetzung nächste Seite

29
DIE 3D-REKONSTRUKTION DES RÖMISCHEN FORUMS VON LADENBURG

13 Grundriss der Forums-


basilika nach Eingart-
0 5 10 m
ner. M. 1:1000.

von der südlichen Stütze bis zum „Eckpfeiler“ Analyse des Quaderfundaments hingegen un­
beträgt nach Ansicht Eingartners 5,5 m, was ei­ terschiedlich weite Joche vor. Von der Eck­
nen vergleichsweise großen Wert für Säulen­ stütze bis zur nächsten Stütze in südwestlicher
kolonnaden darstellen würde.123 Die Säulenzahl Richtung sei zunächst eine deutlich geringere
beliefe sich dann auf elf Stützen (Abb. 13; 14 Achsweite als an der Langseite zu beobachten,
Variante Eingartner). Bei dieser Rekonstruk­ dann folge ein Achsabstand, der etwa doppelt
tion entstünde zwar durch die Säulenstellung so groß ausfällt wie am Eckjoch, wobei die
keine Überlappung mit den sog. Lichthöfen ­Position der letzten Säule hypothetisch ist. Die
(Kap. 4.3), aber eine ungewöhnliche Stütze in Kontraktion des Eckjochs bzw. die differieren­
der Mittelachse der Basilika genau vor der den Jochweiten seien „durchaus“ zu belegen in
­Apsis.124 Werden die Säulenachsen auf den Clunia (Spanien) und Triest (Italien).125
Lang­seiten in etwa gleich groß angenommen, Nach unserer Überzeugung sind im Gegen­
schlägt Eingartner auf der Schmalseite nach satz dazu sechs oder vier Stützen an den S
­ chmal-

Fortsetzung Anm. 122 ca. 5 m an den Längsseiten. Dazu Walthew 2002,
Zahl von zwölf Stützen an den Längsseiten führen 31. Auch in Ruscino, Frankreich, besitzt die Basi-
würde (Abb. 1 orange). Einen weiteren Vorschlag lika wohl einen Achsabstand an den Längsseiten
legt er mit 4,3 m vor (Abb. 1 violett), verwirft ihn von etwa 4,9–4,95 m. Dazu Walthew 2002, 195.
aber wieder wegen des dann entstehenden Prob- Die Basilika in Pompeji liefert an den Ecken sogar
lems der Mittelstütze vor der Apsis. Achsabstände von 5,25–5,58 m. Dazu Ohr 1991, 18.
123 Als Vergleich sei verwiesen auf das Säulenjoch Nach Blagg 2002, 145 beträgt das Interkolumnium
der Basilika des neronischen Lagers von Xanten an den Portiken britannischer Foren etwa das
mit 4,6 m und das der Forumsbasilika von Xanten Achtfache des unteren Schaftdurchmessers (siehe
mit 5,45 m. Zum Lager: Vgl. Lehner 1926, 25 Abb. 14 auch Kap. 6). Der Architrav in Ladenburg könnte
und Hanel 2008, 100–102 und 106 f. (Lit.). Zur Fo- auch aus Holz bestanden haben, falls das Joch
rumsbasilika: Precht 2008b, 346. Einen ähnlichen für Stein zu groß sein sollte. In der Kirche S. Ma-
Wert wie an der Forumsbasilika von Xanten weist ria Maggiore in Rom wurde im 5. Jh. eine Säulen-
die Basilica Aemilia in Rom auf. Dazu Lipps 2011, kolonnade mit Holzarchitrav und darüber liegen-
35 (relativ große Jochunterschiede mit Weiten bis den flachen Entlastungsbögen kombiniert. Dazu
maximal 5,3 m; die größten Joche liegen bei den Brandenburg 2013, 203. Zur Verwendung von Holz
Durchgängen, die kleineren haben eine Weite s. u. Anm. 694. Zum in der griechischen Architek-
von 4,03–4,38 m). Die Basilika von Ordona, Frank- tur üblichen Achsabstand von 5,5 m im Stützsys-
reich, hat einen Achsabstand von durchschnitt- tem eines Hallendaches: Ohr 2016, 88.
lich 3,875 m. Dazu Gros/Varène 1984, 46. 30 Abb. 5; 124 Zweifel an der Mittelstütze äußert auch Sommer
siehe auch Walthew 2002, 114 Abb. 14A (nach 2012, 76, der sich aufgrund des Befundes für einen
Gros/Varène 1984). Das Interkolumnium der re- Achsabstand von fast 4,6 m ausspricht.
publikanischen Basilika von Ardea, Italien, liegt bei 125 Eingartner 2011, 125 Anm. 147. Wie Eingartner uns
4,3–4,5 m. Dazu Arnolds 2005, 188. Die Basilika mündlich mitteilte, insistiert er aber keineswegs
von Cosa, Italien, erreicht einen Achsabstand von auf fünf Säulen, sondern hält auch sechs Säulen

30
2 / Basilika

Eingartner N Alternative 1 N Alternative 2 N

0 5 10 m 0 5 10 m 0 5 10 m

sowie zwölf an den Längsseiten wahrscheinli­ vier für die Stützen an den Schmalseiten plau­ 14 Alternative Grund-
cher (Abb. 14 Alternative 1 und 2). Dies hätte sibel, die von Sommer offensichtlich präferiert rissvorschläge für die
Forumsbasilika von
den Vorteil, dass das bei Eingartner sehr große wird (Abb. 14 Alternative 2).126 Die Auswer­
Ladenburg. M. 1:1000.
Joch auf der Längsseite etwas kleiner ausfallen tung der Quaderkonstruktion an der Eckstütze
würde, was für die Statik der Konstruktion wie auch an der Schmalseite gehört zu den
günstiger gewesen wäre. Zudem misst Ein­ schwierigsten Kapiteln in der Nachbildung der
gartner von der Mitte des „Eckpfeilers“. Geht römischen Basilika von Ladenburg. Mit gerin­
man aber von einem Pfeiler mit vorgeblende­ gen Abweichungen in den Jochen ist an einem
ter Halbsäule aus, rückt der Referenzpunkt für Monumentalbau wie in Ladenburg sicherlich
die Messung des Achsabstandes von der Ecke zu rechnen. Leichte Achsunterschiede zwi­
ein Stück weiter nach Norden, so dass sich der schen Schmal- und Langseiten finden sich, wie
Wert des Joches etwas verringert. Der von ihm bereits angedeutet, häufiger. Die herauspräpa­
in die Debatte eingebrachte kleinere Achsab­ rierten Säulenzahlen von entweder 12 × 6 oder,
stand auf der Schmalseite wird andererseits wenn man die Achsweite der Längsseiten auch
wegen der Fundamentstruktur im digitalen auf die Schmalseiten übertragen möchte, 12 × 4
Modell beibehalten, und die übrige Strecke, finden ihre Entsprechung in zahlreichen Fo­
die nicht erhalten oder ausgegraben ist, wird rumsbasiliken der Kaiserzeit (Tab. 4).127 In der
durch ähnlich große Achsabstände aufgefüllt, Regel liegen auf der Schmalseite des Haupt­
so dass demzufolge sechs Säulen herauskom­ schiffes vier Stützen (etwa Cosa, Fano, Alba
men. Rein numerisch wäre aber auch die Zahl Fucens, Ardea, Rusellae, Saepinum, Clunia, Feurs,

für möglich. Zu Clunia (mit vier Säulen an den Abb. 263; Walthew 2002, 195–198 Abb. 31A; 31B.
­Schmalseiten): Balty 1991, 340 Abb. 171 (nach Zu Verona: Frova/Cavalieri Manasse 2005, 195
P. de Palol); Nünnerich-Asmus 1994, 226–229 Abb. 1,1 und 2. Zu Triest: Nünnerich-Asmus 1994,
Kat.-Nr. 40 Abb. 76. Die starke Kontraktion, wie 212 f. Kat.-Nr. 33 Abb. 118. Zu Gerasa: Agusta-­
sie Eingartner lediglich für die Eckjoche in Laden- Boularot/Seigne 2005, 307 Abb. 3. Vgl. auch die
burg vorschlägt, fällt aber, sieht man von gerin- Beobachtungen in Sommer 2012 zu Säulenzahl-
gen Abweichungen der Achsabstände anderswo und -abstand in Ladenburg. Sommer hält e ­ inen
einmal ab, doch aus dem Rahmen. Das Phäno- regelmäßigen Abstand der Stützen an den
men, dass die Joche der Schmalseiten ­einheitlich Schmal­seiten für sehr wohl möglich.
kleiner sind als diejenigen an den Längsseiten, 126 Sommer 2012, 78 f.
lässt sich hingegen an republikanischen (Cosa) 127 Zur Zahl der Säulen an der Längsseite: Cosa 6
und kaiserzeitlichen (Lucus Feroniae, Ruscino, Augst 10, Avenches 12, Feurs 14, ­Lepcis ­Magna 22.
­Verona, Triest, Gerasa) Forumsbasiliken mehrfach Alle Grundrisse dieser Beispiele sind abgebildet
beobachten. Zu Cosa: Walthew 2002, 31 (4,35 m bei Eingartner 2011, 130 f. Abb. 18 und weisen ge-
gegenüber ca. 5 m). Zu Lucus Feroniae: Walthew radzahlige Strukturen auf. Vgl. auch die Basilika
2002, 53–55 Abb. 8; siehe auch Arnolds 2005, der Kommandantur im Lager X ­ anten-­Birten
Abb. 47 Nr. 9–10; 48. Zu Ruscino: Gros 1996, 221 Fortsetzung nächste Seite

31
DIE 3D-REKONSTRUKTION DES RÖMISCHEN FORUMS VON LADENBURG

Feurs Avenches Augst Augst

Steinbau 1 Steinbau 2

4 × 14 4 × 12

4 × 10 4 × 10
N

N
N

0 20 m

15 Beispiele für Forums- Avenches, Augst; Abb. 15); es gibt aber sehr he der Basis beträgt 38 cm, der untere Durch­
basiliken mit vier wohl auch Fälle mit sechs Säulen (etwa Verona, messer der Säule rund 67 cm. Als Vergleich für
Säulen an den Schmal­
Ostia, Sabratha, Aquileia, Gerasa; Abb. 16).128 die Dimensionen von Basilikasäulen im Erdge­
seiten. M. 1:2000.
schoss seien Beispiele aus Augst (unterer Dm.
Säulenordnungen Säule 92 cm), Karthago (unterer Dm. Säule
Das Fragment einer attischen Säulenbasis, das 87,8–88,8 cm), Lepcis Magna (unterer Dm. Säule
als Spolie in der Kirchenstraße 33 und damit im 80 cm), Alba Fucens (Dm. Säulentrommel 65 cm)
Forumsbereich entdeckt wurde, kann aufgrund und Ardea (unterer Dm. Säule 64 cm) ange­
des Fundplatzes unweit der Basilika versuchs­ führt.130 In Alba Fucens erinnert das Maß am
weise dem Hallenbau zugewiesen werden ehesten an Ladenburg. Bei Lepcis Magna und
(Abb. 17 links).129 Weitere verwertbare Reste für Karthago liegt der etwas höhere Wert in den
die Säulen in der Basilika gibt es nicht. Die Hö­ größeren Dimensionen der dortigen Hallen­

Fortsetzung Anm. 127 Bruch­stück wurde inmitten des Forums an ­einer


(Vetera I), die zwölf Säulen aufweist. Dazu Hanel Stelle freigelegt, an der Mauerreste entdeckt
2008, 101 Abb. 81. Nur in Lucus Feroniae, wohl wurden, die von Sommer als Rundbau ­gedeutet
aus dem 1. Jh. n. Chr., findet sich ein Basilika­ werden (ebd. Abb. 15b). Zum sog. Rundbau s. u.
grundriss mit 5 × 3 Säulen. Die Stütze vor dem Anm. 790. Die Basis ist vom gleichen Typ wie
nördlichen Anbau wurde jedoch weggelassen, so die in Britannien gefundenen attischen Basen.
dass der Blick, wie in Vitr. 5,1,7 für eine aedes Sie weisen zwei durch einen Einzug getrennte
­Augusti gefordert, frei blieb. Dazu Arnolds 2005, Tori auf, deren unterer nur wenig oder gar nicht
218. über den oberen hinausragt und etwas dicker
128 Zu Beispielen mit vier Säulen: Arnolds 2005, 196 oder gleich dick ist. Dazu Blagg 2002, 106–126.
(Cosa); ebd. 179 (Fano); ebd. 188 (Ardea); ebd. 205 130 Zu Augst (1./2. Jh. n. Chr.): Trunk 1991, 47. Zu
(Herdonia); ebd. 226 (Rusellae); ebd. 232 (Saepinum); ­Karthago (antoninisch): Gros 1985, 73; 99 Abb. 127
Nünnerich-Asmus 1994, 226–229 Kat.-Nr. 40 (die Fläche der Basilika ist um ein Drittel ­größer
Abb. 76 (Clunia); Walthew 2002, 7 (Alba Fucens); als in Ladenburg). Zu Lepcis Magna (severisch):
Eingartner 2011, 130 Abb. 18 (Feurs, Avenches, Eingartner 2011, 125 mit Anm. 143 (die Fläche der
Augst). Zu Verona: Frova/Cavalieri Manasse 2005, Basilica Severiana ist mehr als ein Viertel größer
195 Abb. 1,2. Zu Ostia: Walthew 2002, 72 f. Abb. 10. als in Ladenburg). Zu Alba Fucens (spätrepubli­ka-
Zu Sabratha: Balty 1991, 300–306 Abb. 153a–b; nisch): Walthew 2002, 269. Zu Ardea (spät­
Walthew 2002, 190 f. Abb. 30A. Zu Aquileia: Trunk republikanisch): Walthew 2002, 272 ­(„published
1991, 251 Abb. 205; Tavano 1996, 81 (Grundriss); ­measurements“). Bei der Basilica Ulpia in Rom
­Tiussi 2011, 176–178. Zu Gerasa: Agusta-Boularot/ ­beträgt der untere Durchmesser der Säulen im
Seigne 2005, 307 Abb. 3. Erdgeschoss zudem etwa 1,11 m, wobei dieses
129 Eingartner 2011, 124 f. (Fundnr. L 99/368). Das ­Gebäude mehr als doppelt so groß ist wie das in

32
2 / Basilika

Aquileia Verona Ostia Sabratha

N
6 × 10

N 6 × 12
N

6 × 16 6 × 22

0 10 m

bauten begründet, während in Augst wohl eine messer für das Erdgeschoss dieses Gebäudes im 16 Beispiele für Forums-
basiliken mit sechs
andere Konstruktion dafür verantwortlich ist. Rahmen dessen, was man von Bauten ähnlicher
Säulen an den ­Schmal-
Die Säulen tragen in der Stadt am Hochrhein Größe kennt. In Anbetracht der Fundament­ seiten. M. 1:1000.
keine Empore, sondern das Dach. Sie mussten breite und Baumasse könnte man sich in Lopo-
deshalb eine größere Strecke als in der Stadt am dunum allerdings auch eine etwas größere Basis
Neckar überbrücken. Dem Computermodell vorstellen.131
wird eine Basis von 70 cm zugrunde gelegt, ein Aufgrund des Fehlens von Kapitellresten
Maß, das ungefähr 2,25 römischen Fuß entspricht. und der Ungewissheit der Zuordnung der Basis
Zieht man ein Fazit zur bisherigen For­ sind die Säulenordnungen der Basilika heute
schung, so ist die Zuweisung der attischen Basis nicht mehr mit letzter Sicherheit zu bestim­
zu den erschlossenen Basilikasäulen von Lopo- men. Bevor näher auf die Frage nach den aus
dunum nicht beweisbar, doch läge der Durch­ der Bauzeit heraus erschlossenen Säulenord­

Ladenburg. Dazu Packer 1997/1, 386 Tab. 1. Nach Die dort freigelegten Basen ­wiederverwendeter
Walthew 2002 hat der untere Säulendurchmesser römischer Marmorsäulen haben einen maxi­
von Basiliken des 1. und 2. Jh. n. Chr. in Italien und malen ­Durchmesser von etwa 70 cm, der Schaft
den Nordwestprovinzen oft 2¼ oder 2½ Fuß von rund 50 cm ­(siehe Kaiserpfalz-Museum Ingel-
(67–74 cm), was mit dem Stück aus Ladenburg in heim und Nachempfindung am Originalplatz von
etwa übereinstimmen würde (etwa ebd. 7: Alba ­Ingelheim im Bereich der halbrunden Portikus
Fucens mit 2¼ Fuß, 80: Rusellae mit 2½ Fuß, 90: nahe dem Heidesheimer Tor).
Saepinum mit 2½ Fuß). Vgl. auch die Unter­suchung 131 Zu einer größeren Basis neigt etwa Sommer 2012,
der Säulengrößen in B ­ ritannien von Blagg 2002, 76. Seine alternative Zuweisung des attischen
144–146, wonach S ­ äulendurchmesser von Fragments zur inneren Portikus ist hingegen
35–60 cm vor allem für Straßen- und Forums­­ ebenfalls spekulativ, zumal sich für Säulenhallen
portiken, solche von über 60 cm von monumen­ insbesondere die tuskische Ordnung anbietet.
ta­len Gebäuden zu stammen s­ cheinen. Der Allerdings kann eine attische Basis auch ­einer tus-
­Basilika von Silchester ordnet er ­Säulentrommeln kischen Säule zugeschrieben werden. Vgl. ­Schäfer
von 84–90 cm, den Forumsportiken solche von 1999, 690. Siehe auch Kap. 6.2. Wie groß die Viel­-
53,5–56,5 cm zu. Die Basis vom L ­ adenburger falt in der römischen Architektur ist, zeigen ab-
­Forum könnte auf einer Standplatte von ca. 20 cm gesehen von der Basisform und Kapitellen Säulen,
Höhe gestanden haben. Einen Eindruck von der die auf Postamenten stehen, wodurch sich die
Wirkung solcher Säulen kann man sich in der Gesamthöhe von Stützen ohne Veränderung
­karolingischen Kaiserpfalz von Ingelheim machen. Fortsetzung nächste Seite

33
DIE 3D-REKONSTRUKTION DES RÖMISCHEN FORUMS VON LADENBURG

Tabelle 5 Die Säulenordnungen von ausgewählten römischen Bauten.

Gebäude Ort Erdgeschoss 1. Obergeschoss 2. Obergeschoss

„Hallen“ im Sebasteion132 Aphrodisias dorisch ionisch korinthisch


Kolosseum, außen 133
Rom tuskisch ionisch korinthisch
Basilica Aemilia134 Rom ionisch korinthisch –
­(Galerie)
Basilica Ulpia135 Rom korinthisch ionisch (Galerie) –
Basilica Iulia136 Korinth ionisch ionisch (Galerie) dorisch
Forumsbasilika 137
Silchester korinthisch ? –
Forumsbasilika138 Caerwent korinthisch – –
Forumsbasilika 139
Lepcis Magna korinthisch korinthisch –
­(Galerie)
Forumsbasilika140 Volubilis korinthisch korinthisch –
(Galerie)
Raum am Großen Petra korinthisch korinthisch –
­T­empel141

nungen eingegangen wird, sei ein weiteres Bau­ Zuschreibung zur Basilika letztlich ebenso hypo­
teil in die Diskussion mit eingebracht, das im thetisch bleibt wie im Fall der erörterten Basis.
Unterschied zur attischen Basis bisher über­ Eingartner merkt an, dass ein Konsolengesims
sehen wurde. Es handelt sich um das Bruch­ am besten mit der korinthischen oder ionischen
stück eines Konsolengesimses, das in Laden­ Ordnung harmonieren würde, woran wir fest­
burg schon vor vielen Jahren ausgegraben und halten.142
bereits von dem Ausgräber Berndmark Heuke­ Ausgehend von der attischen Basis kommen
mes wegen seines Fundortes mit dem Forum in für das Erdgeschoss grundsätzlich in Frage tus­
Verbindung gebracht wurde, wenngleich die kische (s. u. Kap. 6),143 ionische,144 korinthische145

Fortsetzung Anm. 131 138 Ashby u. a. 1909, 572 f. Abb. 1; Frere 1987, 309;
der Säulenproportion und -länge leicht erweitern Wacher 1995, 381.
lässt. Dazu siehe Kap. 2.4. Für die Auswertung der 139 Ward-Perkins 1993, 57–66.
Fundamentbreite im Verhältnis zum Aufbau wäre 140 Luquet 1967, 433; Riße 2001, 41.
eine umfassendere Untersuchung römischer Fun- 141 Bellwald 2013, 44–54.
damente notwendig. Als Vergleichsmaße sei hier 142 Diese Bemerkung äußerte Eingartner mündlich.
nur auf die über zwei Meter breiten Fundamente Sie dürfte im Wesentlichen zutreffend sein,
des Hafentempels von Xanten aus dem 2. Jh. n. Chr. wenngleich Henner von Hesberg ein Konsolen­
sowie mehr als vier Meter breiten und vier bis geison von den Hallen am Forum Holitorium in
sechs Meter tiefen Fundamente der Palastaula Rom erwähnt, die mit tuskischen Säulen ausge-
in Trier (Außenmauer) aus dem 4. Jh. n. Chr. ver- stattet waren. Dazu und zur Konsolenarchitektur
wiesen. Zu Xanten: Schalles 2008, 315. Die Höhe allgemein von Hesberg 1980, 226 Anm. 1171.
der Tempelsäulen inklusive Kapitell, w ­ ovon einige 143 Dies gilt für den sog. gallo-tuskischen Typus im
Teile erhalten sind, wird in Xanten auf gut 18 m Gegensatz zum klassischen Typus, der eine tuski-
geschätzt. Zu Trier: Zahn 1991, 31. In Eingartner sche Basis hat. Dazu Broise 1969, 17 Abb. 1 („ordre
2013, 23 wird für die attische Basis in Ladenburg toscan provincial type“); Dreier 2010, 193; Weber
auch das Emporengeschoss vorgeschlagen, ein 1993, 91 Abb. 13,1 (Typ a); ebd. 93; 95–106.
interessanter Lösungsansatz, den wir im digitalen 144 Der Forumsbasilika von Triest werden ionische
Modell im Hinblick auf Vergleichsmaße in Anm. 130 Säulen zugewiesen. Dazu Nünnerich-Asmus 1994,
aber nicht weiter verfolgten. 213 Kat.-Nr. 33. Vgl. auch das der älteren ­Augster
132 Erim 1992, 54 Abb. 75; Süß 2015, 272. Basilika zugeschriebene „ionisierende Komposit­
133 Coarelli 2000, 186. kapitell“ aus der ersten Hälfte des 1. Jh. n. Chr.
134 In der Basilica Aemilia wird heute von einer Zwei- Dazu Trunk 1991, 120. In Obergermanien sind un-
geschossigkeit ausgegangen (Erdgeschoss ionisch seres Wissens ionische Säulen an öffentlichen
mit Gebälk aus Architrav, Fries und Konsolen­ Hallengebäuden nicht belegt.
gesims, Obergeschoss korinthisch mit Faszien, 145 Grundlegend: Kähler 1939. In der zweiten Hälfte
Lotus-Palmetten-Fries, Zahnschnitt und Kon­ des 1. Jh. n. Chr. setzte sich der von Kähler Form C
solengesims). Dazu Freyberger 2009, 71; Lipps genannte Typus durch (ebd. 24–32; 93 Taf. 1).
2011, 80; Freyberger 2016, 113. ­Vorbild ist das Mainzer Kapitell der Jupitersäule
135 Packer 1997/1, 277 Abb. 153 (rekonstruiert). (Mitte 1. Jh. n. Chr.). Im 2. und 3. Jh. n. Chr. folgen
136 Weinberg 1960a, 35–57. Form D und H. Zu korinthischen Kapitellen siehe
137 Boon 1974, 114 (vielleicht vom Eingang des zentralen auch Trunk 1991, 104–120. In Xanten fand man am
Raumes, der von ihm als „aedes“ bezeichnet wird Hafentempel Kapitellfragmente von T ­ ypus C, die
und auf der Westseite liegt); Wacher 1995, 276 f. frühestens spättrajanisch sein können und viele

34
2 / Basilika

oder komposite Kapitelle.146 Tuskische Kapitelle attische Säulenbasis tuskische Säulenbasis


sind von wichtigen öffentlichen römischen Ge­
bäuden an solch prominenter Stelle wie in Laden­
burg kaum bekannt.147 Ionische Säulen können
aus vergleichbarem Kontext im nordwestlichen
Imperium Romanum nicht angeführt werden.
Aus Mangel an ionischen Beispielen und da nach
Eingartner die Verbindung des Konsolengesim­
ses zur tuskischen Ordnung unwahrscheinlich
ist, werden korinthische oder komposite Kapi­
telle im Erdgeschoss der Laden­burger Basilika
anzunehmen sein. Im virtuellen Nachbau wird
die korinthische Ordnung durchgespielt.148
Im Obergeschoss, das von einem Umgang ge­
prägt ist, wird gleichfalls die korinthische Ord­
nung favorisiert, da ein zweifelsfreier Nachweis ca. 67 cm
für ionische Säulen an Hallenbauten in Ober­ ca. 56 cm
germanien offensichtlich nicht nur für das Erd­
geschoss, sondern erst recht auch für obere Stock­
werke fehlen und die tuskische Ordnung keine
geeignet erscheinende Ergänzung zu den vermu­
teten korinthischen Kapitellen im Erdgeschoss
darstellen. Die Verwendung der korinthischen
Ordnung im Erd- wie auch im Obergeschoss er­
innert an die Forumsbasilika in Volubilis (Tab. 5). Säulenschäfte 17 Attische (links) und
Darüber hinaus könnte am Obergaden zur Antike Säulenschäfte waren in der Regel entwe­ tuskische Basis (Zeich-
nung auf der Grund-
Gliederung der großen Wandfläche eine verti­ der vertikal kanneliert oder glatt. Bei den Foren
lage von Eingartner).
kale Unterteilung der anzunehmenden Kon­ in Britannien zum Beispiel stellt ein glatter
struk­­tion aus Mauer- bzw. Fachwerk entspre­ Schaft den Normalfall dar. Kanneluren wurden
chen. Zu erwägen wären gemalte oder plasti­ in dieser Provinz möglicherweise nur für die
sche Stützen in Form von einfachen Lisenen äußere Säulenstellung von Großbauten verwen­
sowie mit Kapitellen ausgestattete Halbsäulen det.149 Auch in Obergermanien und Gallien
oder Flachpilaster (zu Lisenen s. u. Kap. 2.8). scheint es selbst bei korinthischen Säulen oft
Im Computermodell werden einfache flache glatte Oberflächen gegeben zu haben. In der
Stuckpilaster angedeutet. Hauptstadt Rom, wo neben Marmor vielfach

Bohrungen aufweisen (ebd. 112). Zum ­Tempel 147 Eine systematische Untersuchung hinsichtlich der
siehe auch Schalles 2008, 313. ­Typus C ist auch Verwendung tuskischer Säulen an öffentlichen
im Osten und Süden der Provinz Britannia die Bauten wäre aufschlussreich, fehlt jedoch bislang.
Hauptform der korinthischen Kapitelle und dort Ersatzweise sei auf Paul 1994, 147–273 und Schäfer
im Templum Sulis Minervae von Bath (Aquae ­Sulis), 1999, 689–702 verwiesen.
den Basiliken von Silchester ­(Calleva ­Atrebatum, 148 In Ladenburg selbst wurden Teile von zwei korin­
aus der inneren Säulenstellung), ­Cirencester thischen Kapitellen mit dem oberen Ende des
­(Corinium) und Caerwent (Venta Silurum) sowie Säulenschaftes in sekundärer Verwendung in der
im Theater von Verulamium belegt. Er ist vor ­allem Stadtmauer gefunden. Dazu Rabold/Bonenberger
aus Coloniae und Civitas-Haupt­orten bekannt 1999, 171 f. Abb. 116. Ferner sind im Gewann Lust-
und war offensichtlich der Typus für monumen- garten in Ladenburg schon 1868 Fragmente ­eines
tale öffentliche Gebäude, da alle Belege am obe- korinthischen und eines ionischen oder korinthi-
ren Säulenschaft einen Durchmesser von 60–80 cm schen Kapitells mit Eierstab sowie einem Roset-
aufweisen und andere Kapitellarten kleiner sind. tenband darüber gefunden worden: Dazu Bau-
Dazu Blagg 2002, 21–29 Abb. 3a, 45; 99 f. 259 Tab. 4. mann 1890, 26 Nr. 43; 27 Nr. 45; Kähler 1939, 50
Das Fragment einer attischen Basis wird zudem Nr. 46 Taf. 9 H 46. Komposite Kapitelle erscheinen
der korinthischen Säulenstellung der Basilika von weniger verbreitet und werden im Ladenburger
Caerwent zugewiesen. Dazu Ashby u. a. 1909, 572. Forumsmodell daher ausgeklammert.
146 Etwa die „Basilika“ von Grand in F ­ rankreich. 149 Es wurden in Britannien jedenfalls insgesamt
Dazu Bertaux 1991, 25: Durchmesser der ­Säulen mehr korinthische Kapitelle als kannelierte
54 cm. Aus Ephesos sind komposite K ­ apitelle aus Schäfte gefunden. In Silchester ist die Kombina-
dem Prytaneion bekannt. Dazu Steskal 2010, tion korinthischer Kapitelle des Typus C mit glat-
51 Kat.-Nr. A 20; 182. Allerdings mit e­ iner un­ge­ tem Säulenschaft für die innere Säulenstellung
wöhnlichen Form, nämlich mit nur einer Akanthus- der Basilika gesichert, während die korinthischen
reihe. Die erhaltenen Exemplare werden zwar ins Kapitelle der Basilika in Caerwent mit einem
3. Jh. n. Chr. datiert, doch werden frühkaiserzeit- Schaft mit Schuppen verknüpft wurden. Dazu
liche Vorgänger angenommen, da Säulenschaft Blagg 2002, 81 f. 99 f.
und Säulenstuhl aus dieser Zeit stammen.

35
DIE 3D-REKONSTRUKTION DES RÖMISCHEN FORUMS VON LADENBURG

auch andere Materialien wie zum Beispiel Gra­ römerzeitlichen Stadt zwischen Mannheim und
nit für Stützen eingesetzt wurden, waren Säulen Heidelberg wird somit von glatten Säulenschäf­
ebenfalls keineswegs immer kanneliert. Gute ten ausgegangen.
Beispiele für glatte korinthische Säulen an re­
prä­sentativen Bauten der hadrianischen Periode Eckstützen
in Rom bieten etwa die Vorhalle des Pantheon Die Ecken der umlaufenden Stützenreihe im In­
und der Venus-Roma-Tempel mit Stützen aus nern der Basilika sind hinsichtlich der Statik der
grauem Granit.150 In Ladenburg kann als Vor­ schwächste Punkt der gesamten Konstruktion.
bild für eine korinthische Säule mit glatter Ober­ Ein massiver Pfeiler mit einer zungenartigen
fläche eine römische Säule aus der dortigen Erweiterung im Norden, Westen und Osten,
Hadrianstraße 9 herangezogen werden.151 Dass wie sie aus dem T-förmigen Fundament hervor­
aber auch in unseren Breitengraden kannelierte zugehen scheint, wäre nicht nur als Ausschmü­
Säulen keine Seltenheit waren, sieht man eben­ ckung des Innenraumes geeignet, sondern vor
falls an Säulen aus Ladenburg (etwa die gewal­ allem auch zur Erhöhung der Stabilität sinnvoll,
tige Säule im Keller des Lobden­gau-Museums, unabhängig von der Frage, wie die Stütze im
Inv. Nr. LM 047) und an weiteren Stützen von Einzelnen gestaltet gewesen sein könnte.
einem Grab bei der Villa von Bierbach nahe In der römischen Architektur kommen an den
Blieskastel (100–380 n. Chr.),152 aus Augst153 oder inneren Ecken peristyler Strukturen wie an der
vom Grabmal des L. Poblicius in Köln (Mitte Basilika Ladenburgs einfache Säulen (sog. Innen­
1. Jh. n. Chr.).154 ecksäulen, etwa Basilika in Ostia158), Eckpfeiler
Als zusätzliche Varianten kommen Säulen in (etwa Jüngere Basilika in Augst,159 Nymphaeum
Betracht, die lediglich im unteren Drittel glatt Traiani in Ephesos160) oder Bündelungen von
und darüber kanneliert (Pompeji, Hallen am Stützen, etwa in der Kombination Eckpfeiler
Traianeum in Pergamon),155 mit Kannelurenfül­ mit Halbsäulen oder mit Pfeilervorsprüngen
lung (Halbrundstäbe, sog. eingestellte Pfeifen) sowie im Grundriss herzförmige Säulen (etwa
versehen (Pompeji, Hafentempel in Xanten)156 Hestiasaal im augusteischen Prytaneion von
oder im unteren Teil mit roter Farbe bemalt Ephesos,161 trajanisch-hadrianische Säulenhallen
sind (Pompeji, Herculaneum).157 Auf derartige auf der oberen Terrasse des Großen Gymnasi­
Formen ist im Ladenburger Modell verzichtet ons von Pergamon,162 Tempelbezirk von Faimin­
worden, weil sie für die Provinz Obergermani­ gen aus dem 2. Jahrhundert n. Chr.,163 severi­
en zwar ebenso möglich erscheinen, aber erst sches Forum in Lepcis Magna164) vor.
genauer untersucht werden müssten, bevor de­ Eine herzförmige oder wegen des Unterbaus
ren Verwendung an öffentlichen Bauten besser vielleicht sogar T-förmige Stütze, wofür jedoch
beurteilt werden kann. kein antikes Beispiel herangezogen werden
Nach dem jetzigen Kenntnisstand gewinnt kann, ist in Ladenburg am ehesten anzunehmen
man den Eindruck, dass Säulen im Innern eines (Abb. 18).165 Herzsäulen gehen auf griechische
Bauwerks generell eher glatt ausgebildet waren. Vorläufer zurück, wobei sie im Hellenismus
In der virtuellen Nachbildung der Basilika der noch fast ausnahmslos in der dorischen Ord­

150 Coarelli 2000, 281 (Pantheon); 106; 108 (Venus- 157 Zu Pompeji z. B. in der Casa del Citarista/Domus
Roma-Tempel). des L. Popidius Secundus (Augustianus), Region I,
151 Rabold/Bonenberger 1999, 171 f. Abb. 116. Insula 4 (unten rot und oben weiß kannelierte
152 <http://saarland.digicult-museen.net/> Säulen): Overbeck/Mau 1884, 361 (Peristyl 17). Zu
(29. 08. 2016), Inventarnummer 2008RMS0689 Herculaneum (im unteren Drittel ist der Schaft rot,
(„ionische Säule“), zu besichtigen im Nachbau im oberer Teil kanneliert): Wallace-Hadrill 2012,
­eines gallo-römischen Tempels im Freilichtmu- 205 („Haus mit dem korinthischen Atrium“); ebd.
seum Schwarzenacker bei Homburg. 320 („Haus der Gemme“).
153 Der Tempel auf dem Schönbühl in Augst (wohl 158 Balty 1991, 376 Abb. 185.
hadrianisch) bietet ein Beispiel für Säulen mit 159 Berger 1998, 53 Abb. 41 (nach Laur-Belart); ebd.
20 Kanneluren. Dazu Trunk 1991, 165. Vitr. 4,3,9 55–57. Es ist aber nicht zu klären, wie der Aufriss
weist 20 Vertikalfurchen der dorischen Ordnung in Augst im Detail ausgesehen hat.
zu. Aber auch Säulen mit 24 Kanneluren, die sich 160 Dorl-Klingenschmidt 2001, 189.
in der Regel in der ionischen oder korinthischen 161 Steskal 2010, 181 (glatter Schaft, korinthische
Ordnung finden, sind weit verbreitet, ohne dass ­Kapitelle).
es ein starres Formensystem gegeben hätte. Zu 162 Schazmann 1923a, 48; Schazmann 1923b, Taf. 20
Kanneluren allgemein: Höcker 2008, 144 s.v. Kan- Nr. 3 und 9 sowie Taf. 21 (römische Hofhalle); siehe
nelur. Vgl. Rumscheid 1994, 300 zu Kanneluren im auch Taf. 14 Nr. 17 (hellenistischer Vorgänger).
Hellenismus. 163 Weber 1993, 105 f. 223 Kat.-Nr. 2 (herzförmige
154 Abgebildet etwa in Hanel 2008, 99 Abb. 79. Säule mit tuskischem Kapitell aus Dolomit).
155 Zu Pompeji: Overbeck/Mau 1884, 510. Zu ­Pergamon: 164 Ward-Perkins 1993, 10 Abb. 5 Taf. 9b.
Stiller 1895, Taf. 23. 165 Eine T-förmige Eckstütze hält Sommer 2012, 79
156 Zu Pompeji: Overbeck/Mau 1884, 510. Zu Xanten: wegen der Quaderstellungen für denkbar.
Schalles 2008, 315 (Schutz vor Beschädigung).

36
2 / Basilika

herzförmige Ecksäulen N T-förmige Ecksäulen N

Äußere Portikus Äußere Portikus

Eckraum

Eckraum
Innere Portikus Innere Portikus

Lichthof Lichthof
Basilika

Basilika
Apsis Apsis

Lichthof Lichthof

18 Grundrissvorschläge
Eckraum

Eckraum
Innere Portikus Innere Portikus
für die Basilika von
­Ladenburg mit herz-
förmigen und T-för-
Äußere Portikus Äußere Portikus migen Eckstützen.
0 5 10 m 0 5 10 m
M. 1:1000.

nung zu finden sind (etwa Nordmarkt von Mi­ grauer Keupersandstein für die Säulen in der
let), was sich erst in der Kaiserzeit ändert.166 Im
Basilika wahrscheinlicher als rötlicher Bunt­
Hellenismus sind herzförmige Ecksäulen zu­ sand­stein, den beiden wichtigsten Gesteinsarten
nächst eine auf Kleinasien und später auf die unter den Baumaterialien der römischen Epo­
ptolemäische Architektur beschränkte Erschei­ che in der Stadt am unteren Neckarlauf (s. u.
nung.167 Die große Verbreitung in der Kaiser­Kap. 2.12). Sowohl die attische Basis als auch
zeit im gesamten Römischen Reich ist aufgrund das noch genauer zu besprechende Konsolen­
der Fülle des Materials unübersichtlich und gesimsfragment, die beide im Forumsbereich
müsste gesondert erforscht werden. Als Vorbildfreigelegt wurden, bestehen aus Keupersand­
für das Ladenburger Modell dienen Eckstützen, stein.168 Der Keupersandstein dürfte aus der
wie sie etwa im Bereich des Apollo-Grannus- weiteren Umgebung von Lopodunum stammen.
Heiligtums von Faimingen entdeckt wurden. Als Herkunft kämen die Gegend von Heilbronn,
Hohenlohe und nicht zuletzt der Kraichgau in
Material Frage, denn bereits ab Wiesloch-Nußloch, nur
Nach Sichtung der römischen Überreste aus 20 km von Ladenburg entfernt, steht nach
dem Forumsbezirk von Ladenburg ist gelblich­ ­Osten hin Keupergestein an.169 Wenigstens ein

166 Büsing 1970, 56–63. Der Autor erklärt die Ein- Die im Jahr 2007 gefundene und mit gerin­gen
führung der herzförmigen Eckstütze mit ästhe- Farbspuren erhaltene ­Jupitergigantensäule aus
tischen und nicht mit statischen Gründen und Heidelberg zeigt jedoch, dass die Wahl des Sand-
bringt dies mit einem Eckkonflikt des dorischen steins auch praktische Gründe gehabt ­haben
Gebälks in Verbindung. Außerdem zu herzförmi- könnte. Das Monument besteht im ­Wesentlichen
gen Säulen: Rumscheid 1994, 310 f., der die be- aus rotem Buntsandstein, nur die ­bekrönende
sondere Verbindung mit der dorischen Ordnung ­Figurengruppe ist aus weißlich-gelblichem Keuper-
in der hellenistischen Zeit hervorhebt (z. B. Perga­ sandstein aus der Gegend um Sinsheim gehauen.
mon). Allgemein siehe auch Coulton 1976. Da alle Teile bemalt waren, war der Farbunter­
167 Bei Lauter 1986, 255; ebd. 144 wird zudem ein hel- schied nicht zu sehen. Der Keupersandstein wurde
lenistisches Peristyl in Tebtynis, Ägypten, mit Eck- hier gewählt, weil er für die bild­­hauerische Be­
stützen aus Pfeilern und angearbeiteten ioni- arbeitung besser geeignet war. Dazu Ludwig/­
schen Halbsäulen „makedonischer Tradition“, wie Noelke 2009, 397. Im ­Lobden­gau-Museum von
sie etwa auch am Anaktoron in Demetrias , Grie- Ladenburg finden sich weitere Architektur­
chenland, gefunden wurden, erwähnt. Auch kom- beispiele aus Keupersandstein wie zum Beispiel
posite und korinthische Säulen harmonieren mit die große Säule des sog. Hafen­tempels im Keller
herzförmigen Ecksäulen. Vgl. Reisch 1923, 7. (Inv. Nr. LM 047).
168 Heukemes 1968, 19, der betont, dass Keupersand­ 169 Heukemes 1968, 17 nennt als Herkunft von Keuper
stein das repräsentativere Material g ­ ewesen sei. in Lopodunum den Kraichgau oder die Heilbronner
Aus Buntsandstein bestehen dagegen z. B. die Gegend.
Fundamentquader der Forumsbasilika (ebd. 19).

37
DIE 3D-REKONSTRUKTION DES RÖMISCHEN FORUMS VON LADENBURG

Teil des Kraichgaus gehörte damals im Übrigen der Basilika von Lopodunum wird dagegen eine
zum von Lopodunum aus verwalteten Distrikt. dezentere Farbgebung vorgeschlagen, ohne auf
In der näheren Umgebung von Ladenburg stand ein bestimmtes Beispiel Bezug zu nehmen. Nur
im 2. Jahrhundert n. Chr. vorwiegend roter Bunt­ eine leichte Rotfärbung schmückt den Kelch
sandstein aus dem Odenwald zur Verfügung.170 der korinthischen Kapitelle, damit der Innen­
Weitere denkbare Baustoffe wären Granit von raum nicht zu einheitlich hell und steril wirkt,
der Odenwälder Bergstraße,171 Marmor aus Bens­ wie es bei einem völligen Verzicht auf Farbe der
heim-Auerbach (Lkr. Bergstraße, Hessen) das Fall gewesen wäre. Es wird auf diese Weise die
sich ebenfalls an der Odenwälder Bergstraße Verwendung von Farbe, die an der Ladenburger
unweit vom Verwaltungssitz der Neckarsueben Forumsbasilika sehr wahrscheinlich ist, ange­
befindet,172 sowie Quarzporphyre.173 Nahe gele­ deutet, ohne aber die farblichen Möglichkeiten
gene Lagerstätten werden aus verkehrstechni­ auszuschöpfen.175
schen Gründen und Kostenüberlegungen sicher
bevorzugt genutzt worden sein, für spezielle
Erfordernisse dürften aber auch entfernter ab­
4 AUFRISS
gebaute Natursteine eingesetzt worden sein. Die attische Säulenbasis, die im Bereich des
Wenn der Transport nicht über Straßen erfolgte, Forums entdeckt wurde, bietet bislang, sofern
so böte sich vor allem der Neckar als geeigneter man ihre Zugehörigkeit zur Basilika akzeptiert,
Weg für das Heranschaffen entsprechender Bau­ die einzige konkrete Möglichkeit, die Ge­
materialien an.174 schosshöhe zu ermitteln. Die relative Höhe des
Säulenschaftes würde nach Vitruvs überliefer­
Bemalung tem Verhältnis 1:7 (unterer Säulendurchmes­
Noch schwieriger als die Eingrenzung der mög­ ser/Schafthöhe) betragen, was bei einem unte­
lichen Säulenordnungen, die Herausarbeitung ren Durchmesser von 0,67 m eine Länge von
der Form der Eckstütze und die Bestimmung 4,69 m bedeuten würde (bei aufgerundeten
des Materials ist die Rekonstruktion der Bema­ 0,7 m entsprechend 4,9 m). Mit Blick auf die
lung von Kapitellen und anderen Architektur­ römische Architektur ist jedoch durchaus mit
teilen aus Lopodunum. Wie ein korinthisches etwas schlankeren Proportionen mit einem
Ka­pitell mit Farbe ausgesehen haben könnte, Verhältnis von etwa 1:7,5 oder 1:8 zu rechnen,
versucht das Xantener Thermen-Museum mit was dann rund 5,03 m bzw. 5,36 m ergeben
der Nachbildung eines Kapitells vom dortigen würde (bei aufgerundeten 0,7 m entsprechend
Hafentempel zu zeigen. Die kräftige grüne und 5,25 m bzw. 5,6 m).176 Die Höhe eines kanoni­
rote Farbe stechen hervor. In der Rekonstruktion schen Kapitells entspricht des Weiteren der

170 Heukemes 1968, 17. Vgl. auch den römischen 173 Werner 2005, 394; 397 zu Quarzporphyren aus
Steinbruch Kriemhildenstuhl, auch in der Schreib- dem Schwarzwald und Naturstein in römischer
weise Krimhildenstuhl überliefert, in Bad Dürk- Zeit generell.
heim an der Weinstraße mit hellem Buntsand- 174 Nach Heukemes könnten beispielsweise Bunt­
stein, in dem sich allerdings hauptsächlich Main- sandsteinblöcke vom Böserberg südlich von Eber-
zer Truppen mit Baumaterial versorgt zu haben bach, vom Hohen Nistler östlich von Dossenheim
scheinen. Dazu Bernhard 2002, 88 f. und vom Königstuhl in Heidelberg, wo es ­Spuren
171 Zu römischen Säulen aus Granit (eigentlich Mela- von antiken Steinbrüchen gibt, über Flöße auf
quarzdiorit) aus dem Felsenmeer im Odenwald: dem Neckar nach Lopodunum transportiert wor-
Vögler/Babist 2010, 235–272 (mit Lit.). ­Fragmente den sein: Heukemes 1968, 17.
von Granitplatten wohl von einem Gebäude 175 Reste farbiger Bemalung weisen auch die beiden
wurden in Ladenburg z. B. an der Westseite der Kapitelle aus der Ladenburger Stadtmauer auf
­Kellereigasse gefunden: Dazu Wiegels 2000, 72 (Rabold/Bonenberger 1999, 171 f.). Die Farbreste
zu Nr. 30. auf Architekturteilen vom Gewann Lustgarten
172 Der dem Carrara-Marmor ähnliche Auerbacher aus dem Bereich des antiken Theaters hält Bau-
Marmor, ein weißer Calcitmarmor von der Oden- mann für vielleicht nicht antik. Dazu Baumann
wälder Bergstraße, wurde in der römischen villa 1890, 26 f. Nr. 43–45.
rustica von Güglingen-Frauenzimmern nach- 176 Eingartner 2011, 125 (aufgerundet 5,4 m) mit
gewiesen. Dazu De Gennaro 2010, 49. Die Ver- Anm. 149, wo er auf Rakob 1974, 80 verweist, der
wendung des Auerbacher Marmors durch die als Verhältnis für den Durchmesser des unteren
­Römer ist mindestens seit dem 4. Jh. n. Chr. wahr- Säulenschafts zur Höhe einer normalen korin-
scheinlich. Dazu Demandt/Engemann 2007, thischen Säule 1:9 bis 1:10 angibt. Für das Gebälk
Kat.-Nr. II.6.7 (Monumentalkapitelle aus dem nennt Rakob einen Wert von ca. 1:2,5. Plin. nat.
Quadratbau des Trierer Domes). Vgl. zum Auer- 36,178 gibt als Verhältnisse von Durchmesser zur
bacher Marmor Werner 2005, 395. Marmor ist bei Höhe der wichtigsten Säulenordnungen folgende
den Inschriften in Ladenburg in wenigen ­Fällen Werte an: dorisch 1:6, tuskisch 1:7, ionisch und ko-
belegt, so z. B. weißer Marmor (Wiegels 2000, rinthisch 1:9. Zu den Proportionen einer Säule
133 Nr. 29 a) und heller, graubräunlicher ­Marmor vgl. Vitr. 3,3,12: Höhe 15 Fuß, unterer Durchmesser
am Fragment vom Forum mit Nennung des 6 Teile, oberer Durchmesser 5 Teile. Bei den korin-
­Septimius Severus (Kuhoff 2011, 165; siehe auch thischen Säulen des Mars-Ultor-Tempels am Au-
Kap. 10.2). gustusforum von Rom beträgt das Verhältnis vom

38
2 / Basilika

doppelten Höhe der Basis. Dies führt in La­ Atrebatum) im südlichen Britannien aus dem
denburg zu 2 × 38 cm = 76 cm. Daraus lässt sich zwei­ten Viertel des 2. Jahrhunderts n. Chr. nimmt
eine Gesamthöhe der zugehörigen Säule von man 8,6 m hohe Säulen an.180 Die Basilika von
6,54 m auf der Grundlage des von Eingartner Caerwent (Venta Silurum), heute Wales, ehe­
veranschlagten Verhältnisses von 1:8 errechnen mals römische Provinz Britannien, aus dem frü­
(Basis: 0,38 m + Schaft: aufgerundet 5,4 m; hen 2. Jahrhundert n. Chr. weist Säulen mit ­einer
+ Kapitell: 0,76 m).177 Dieses Maß wird auf das vermutlichen Höhe von sogar 9,1 m auf.181 Als
Erdgeschoss der Basilika von Lopodunum über­ Gegenprobe kann vor allem die severische
tragen. ­Forumsbasilika von Lepcis Magna dienen, deren
Das Gebälk dürfte in Ladenburg ein Viertel Erdgeschosshöhe sich durch die erhaltene Bau­
der Geschosshöhe eingenommen haben, so substanz auf etwa 10,5 m berechnen lässt.182
dass dafür auf der Grundlage der Säulenhöhe ­Ladenburg würde diesbezüglich nach der vor­
eine Ausdehnung von 2,18 m zu erwarten wä­ geschlagenen „Wiederherstellung“ keinesfalls
re.178 Addiert man diese Zahlen, kann man die unter den größten Bauten dieser Gattung ran­
Höhe bis zum Obergeschoss mit 8,72 m (abge­ gieren.
rundet 8,7 m) beziffern. Die auf diese Weise er­ Ausgehend vom ersten Stockwerk kann man
rechnete Höhe des ersten Stockwerks, die das Emporengeschoss der Basilika von Lopodun-
selbstverständlich lediglich als Annäherung zu um abschätzen. Das zweite Stockwerk ist meist
verstehen ist, dient als Ausgangsmaß für die niedriger als das erste. Nach Vitruv misst es ein
weitere Modellierung des Aufrisses.179 Viertel weniger als das Erdgeschoss, was auf
Um zu zeigen, dass dieser Wert keineswegs zu ­Ladenburg übertragen wird und entsprechend
hoch und damit unrealistisch ist, sollen folgende etwa 6,5 m ergibt.183 Für den Obergaden werden
Beispiele eine ungefähre Vorstellung von der ca. 5 m vorgeschlagen (s. u. Kap. 2.9).
Raumhöhe des Erdgeschosses eines basilikalen Zählt man Sockel, Erdgeschoss, Emporen­
Bauwerks aus der römischen Kaiserzeit geben. geschoss, Obergaden und Dach zusammen (s. u.
Bei der Forumsbasilika von Silchester (Calleva Kap. 2.4 und 2.11) kommt man auf eine Gesamt­

unteren Durchmesser zur Gesamthöhe der Säule in Anlehnung an gallische Bauten von 1:9 bis 1:13
inklusive Basis und Kapitell etwa 1:10. Dazu Gan- aus. Dazu Blagg 2002, 99 f.
zert/Kockel 1988, 167 f. Nr. 58. Eine Relation des 179 Eingartner 2011, 126 rundet das Gehniveau der
unteren Durchmesser der Säule zur Schaftlänge ­Empore hingegen auf 8,8 m auf, was für die Rekon-
von 1:7,5 nimmt Stiller 1895, 18 f. beispielsweise struktion aber keine entscheidende Rolle spielt.
für den Tempel des Traianeums von Pergamon an Mit einem Spielraum von einigen Zentimetern ist
und schlägt für die gesamte Säule dann ein Ver- bei einem solchen Großbau ohnehin zu rechnen.
hältnis von 1:9 vor. Das Traianeum entstand un- Exakte Werte lassen sich nicht mehr ermitteln.
gefähr zur selben Zeit wie die Basilika in Lopo­ Aufgerundete 8,7 m dienen uns als Richtwert. Wir
dunum. Zu den Deutungsschwierigkeiten Vitruvs orien­tieren uns an Eingartner, wenngleich wir auch
und der wichtigen Feststellung, dass man den an- eine geringere Gebälkhöhe für möglich halten.
tiken Bautheoretiker nicht immer in die „Real- 180 Boon 1974, 114; s. o. Anm. 177. Die Schätzung geht
architektur“ übertragen kann: Wesenberg 2005, vom unteren Säulendurchmesser mit 86 cm aus.
39 f. 45. Auch in der modernen Fachliteratur ist 181 Wacher 1995, 381; Frere 1991, 225: Dicke Säulen-
nicht immer klar, wo genau der untere Durch- trommel 0,9 m. Ashby u. a. 1909, 572 schätzen
messer gemessen wurde, ob etwa am Schaft den unteren Säulendurchmesser auf etwa 91 cm
oder an der am weitesten ausladenden Stelle („3 feet“), den oberen auf 79 cm („2 feet 7 inches“).
des ­Ablaufs. 182 Ward-Perkins 1993, 57 (Höhe Säule ca. 8,8 m). Die
177 Das Verhältnis von 1:9, das Stiller 1895, 18 f. für das besonders große Basilica Ulpia in Rom hat eine
Traianeum vorschlägt, würde in Ladenburg zu Höhe von 13,08 m für das untere Geschoss vorzu-
6,03 m (unterer Dm. 0,67 m) bzw. 6,3 m (unterer weisen (Packer 1997/1, 386 Tab. 1).
Dm. 0,7 m) führen. In Silchester wurden Teile ko- 183 Vitr. 5,1,3. Vgl. die Vorschläge von Eingartner 2011,
rinthischer Basilikasäulen gefunden, die zu einer 126. Er setzt die Galerie zunächst ein Drittel nied-
geschätzten Gesamthöhe von 8,6 m führen. Ihr riger als das Erdgeschoss an, tendiert aber mit
unterer Durchmesser beträgt 0,86 m. Dazu Boon 6,4 m eher zu fast ¾ von 8,8 m, einem Verhältnis,
1974, 114; siehe auch Blagg 2002, 23 f. In Saepinum das wiederum näher an Vitruv liegt. Die angege-
werden die ionischen Säulen der frühkaiserzeitli- benen Zahlen sind nur als Annäherungswerte zu
chen Forumsbasilika mit einer Gesamthöhe von verstehen. Allgemein zu abnehmenden Dimensi-
6,15 m inklusive Kapitell angegeben. Dazu Arnolds onen im Obergeschoss: Vitr. 5,1,5. Ähnlich verhält
2005, 232. es sich auch mit der Basilica Ulpia in Rom. Dazu
178 Eingartner 2011, 126. Im Modell wurde auf 2,2 m etwa Amici 1982, 18–43. Die Abnahme der Dimen-
aufgerundet. Die Gebälkhöhe der unteren Ord- sionen äußert sich zudem in der antoninischen
nung der Basilica Ulpia (korinthisch) beträgt Basilika von Karthago im Durchmesser der Säulen
ebenfalls etwa ein Viertel der Geschosshöhe (Pa- (Erdgeschoss 88 cm, Obergeschoss 72,6 cm). Dazu
cker 1997/1, 386 Tab. 1). Vgl. auch Säulen und Ge- Gros 1985, 73; 96; 99 Abb. 127. Diesen Hinweis ver-
bälk an der Südseite des Trajansforums in Rom: danken wir Eingartner. Nur wenig niedriger als
Meneghini 2015, 87 Abb. 105 (Rekonstruktion). das Erdgeschoss ist hingegen das Obergeschoss
Blagg geht für das Verhältnis von Gesims zu Säu- der severischen Forumsbasilika von Lepcis Magna.
lenhöhe bei britannischen Architekturordnungen Dazu Ward-Perkins 1993, 57.

39
DIE 3D-REKONSTRUKTION DES RÖMISCHEN FORUMS VON LADENBURG

Tabelle 6 Die Höhe einiger römischer Bauwerke im Vergleich.

Gebäude Ort Zeit Höhe

Basilica Aemilia184 Rom augusteisch Gesamthöhe (rekonstruiert) ca. 25 m


Curia Iulia185 Rom augusteisch/diokletianisch Gesamthöhe (erhalten) 24,4 m
Basilica Ulpia 186
Rom trajanisch Gesamthöhe (rekonstruiert) >40 m
Forumsbasilika187 Ladenburg trajanisch Gesamthöhe (rekonstruiert) <26 m
Hafentempel 188
Xanten 2. Jh. n. Chr. Gesamthöhe (rekonstruiert) ca. 27 m
Rote Halle189 Pergamon hadrianisch Höhe Dachtraufe (erhalten) ca. 19 m
Forumsbasilika190 Xanten 2. Jh. n. Chr. Gesamthöhe (rekonstruiert) mindestens 23 m
Porta Nigra 191
Trier 2. Jh. n. Chr. Gesamthöhe (rekonstruiert) <32 m
Vorhalle der Principia192 Aalen 2. Jh. n. Chr. Gesamthöhe (rekonstruiert) ca. 20 m
Forumsbasilika 193
Karthago antoninisch Gesamthöhe (rekonstruiert) ca. 30 m
Forumsbasilika194 Lepcis Magna severisch Höhe Dachtraufe Seitenschiffe (rekonstruiert) ca. 20 m,
Gesamthöhe (rekonstruiert) ca. 31,5 m
Maxentius-Basilika 195
Rom um 300 n. Chr. Mittelschiff (erhalten) 35 m
Palastaula196 Trier konstantinisch Höhe Längswand (Mauerkrone rekonstruiert) 30–31 m

höhe des Ladenburger Hallenbaus von etwa Mittelschiff ist bei Vitruv zudem breiter als
25–26 m (vgl. Tab. 6).197 hoch. Das Bauwerk des römischen Architekten
Für die Basilika von Fano gibt Vitruv an, dass mit seinem mächtigen Mittelschiff, aber niedri­
das Mittelschiff 60 Fuß (im Licht?) breit ist, was gen Obergaden wirkt dadurch sehr gedrungen.
ungefähr 18 m entspricht, und die Säulenhöhe, Im Basilikamodell von Ladenburg kehrt sich
die in diesem Fall anders als in Ladenburg bis hingegen das Verhältnis um. Die Höhe des Mit­
zum Dachgebälk reicht, einschließlich der Ka­ telschiffs ist größer als seine Breite.
pitelle 50 Fuß, also knapp 15 m beträgt.198 Das
würde auf Ladenburg übertragen, wo eine lich­ Säulenpostamente
te Weite von 12,5 m für das Mittelschiff heraus­ Sind in Ladenburg vielleicht auch andere Bau­
gearbeitet wurde, eine Höhe von lediglich formen zu vermuten, um auf die prognostizier­
10,42 m bis zur Traufe des Satteldaches bedeu­ te Höhe zu kommen? Seit dem Hellenismus
ten. Das scheint für den Ladenburger Hallen­ sind beispielsweise Säulenpostamente, die auch
bau aus verschiedenen Gründen zu gering. Ins­ als Säulenstühle oder Piedestale bezeichnet
besondere die Fundamentbreite (s. u. Kap. 2.4) werden, belegt. Aus der Kaiserzeit lassen sich
und die überwölbte Apsis (s. u. Kap. 3), viel­ Beispiele unterschiedlicher Provenienz wie z. B.
leicht auch die attische Säulenbasis und die von aus Ephesos und Perge im Osten, Lepcis Magna
dieser aus erschlossenen weiteren Maße spre­ und Volubilis im Süden und dem Vicus Schwar­
chen, wie gesehen, für eine größere Höhe. Das zenacker (Lkr. Saarpfalz-Kreis, Saarland) im

184 Vgl. Freyberger 2009, 58 Abb. 38. 190 Precht 2008b, 346.


185 Freyberger 2009, 101: Die Höhe des wohl von ­einer 191 Goethert/Weber 2010, 34. Die ursprüngliche
flachen Decke abgeschlossenen Innenraumes ­Gesamthöhe der Türme bis zum Dachfirst wird
­beträgt 21 m. Durch den diokletianischen Wieder- auf nahezu 32 m geschätzt, wovon am Westturm
aufbau nach einem großen Brand ist unklar, was noch 29,3 m erhalten sind. Der Durchgangsbau
auf den unter Caesar oder Augustus vorgelegten ist ca. 24,5 m hoch.
Plan zurückgeht. Siehe auch Balty 1991, 15–23. 192 Kemkes/Scholz 2012, 33–36.
186 Meneghini 2015, 88. 193 Geschätzt nach Gros 1996, 259 Abb. 309 (nach
187 Die St. Galluskirche von Ladenburg, die über den P. Gros und G. Robine).
Grundmauern der Forumsbasilika errichtet wur­de, 194 Ward-Perkins 1993, 57; 64 Abb. 30.
hat zum Vergleich eine Höhe von 25,5 m (ohne 195 Freyberger 2009, 111.
Türme), abgemessen auf Plänen der Photo­gram­ 196 Reusch 1965, 27; Precht 2008b, 346 Anm. 1463
metrischen Bestandsaufnahme durch F ­ ischer – nach Günter 1968, 13 Abb. 2; 66 (ca. 30 m). Mit
Ingenieurbüro für Photogrammetrie + Vermes- Giebel (antiker Giebel nicht erhalten) beträgt die
sung, Müllheim, die wir dankenswerter Weise Gesamthöhe bis zum Dachfirst über 36 m.
einsehen durften. 197 Sockel 1,6 m, Erdgeschoss 8,7 m, Obergeschoss
188 Website LVR-Archäologischer Park Xanten/LVR- 6,5 m, Obergaden 5 m, Dach 4 m, was zusammen
RömerMuseum, <http://www.apx.lvr.de/de/lvr_ 25,8 m ergibt.
archaeologischer_park/rekonstruktionsbauten/ 198 Vitr. 5,1,6.
hafentempel/hafentempel_1.html> (29. 08. 2016).
189 Radt 2011, 200.

40
2 / Basilika

Nordwesten des römischen Reiches a­ nführen.199 travs zum Säulenumgang hin wird mit lediglich
Säulenpostamente, etwa in würfelförmiger Ge­ zwei Faszien in einer etwas weniger aufwendi­
stalt, eignen sich gut für die Vergrößerung von gen Weise ergänzt, wofür es ebenso Vorbilder
Säulenhöhen, ohne die Säulenproportionen zu wie für die übrigen Formen gibt.205
überdehnen. Da indessen keinerlei un­ mit­
tel­ Um einen Eindruck von zeitgenössischer
barer Hinweis von der Ladenburger Basilika ­Architektur zu vermitteln sei auf die Basilica
hierfür vorliegt und zudem bis zur trajanischen Ulpia in der Hauptstadt Rom verwiesen.206 Auch
Zeit keine Belege für Innenstützen mit ­Faimingen, das in römischer Zeit zur Provinz
Postament in großen Hallenbauten angeführt Rätien gehörte und damit wieder näher zur
werden können, wurde im Computermodell Provinz Obergermanien zurückführt, hilft bei
darauf verzichtet. Dieser Exkurs deutet jedoch der Nachbildung des Wandgesimses in Laden­
den immensen Spielraum der kaiserzeitlichen burg weiter.207 Überdies belegen Fragmente in
Architektur an, mit dem bei einer Rekonstruk­ Augst, dass auch in Obergermanien ein reicher
tion immer wieder zu rechnen ist. architektonischer Schmuck an der Hauptfassa­
de sowie im Innern einer Basilika zu erwarten
Gebälk ist. Eine interessante zeichnerische Rekonstruk­
Für das Gebälk der Säulen im Erdgeschoss, wel­ tion der Älteren Augster Basilika, die auf Fritz
ches die Empore, den Obergaden und das Dach Krischen zurückgeht, liefert zusätzliche Anregun­
zu tragen hat, ist man fast ausnahmslos auf Ver­ gen für die Ausprägung der Unterseite von Archi­
gleiche und Analogien mit anderen Bauwerken traven sowie für Faszien und Zahnschnitt.208
angewiesen. Es wird im Erdgeschoss vom Nor­ Seit dem 4. Jahrhundert v. Chr. werden in der
malfall ausgegangen und folgender Aufbau vor­ antiken Baukunst die Unterseiten von Architra­
geschlagen: Dem Dreifaszienarchitrav200 zum ven gerne mit Soffitten geschmückt. Die römi­
Hauptschiff hin (jedoch aus Gründen der sche Kaiserzeit knüpft daran nahtlos an und
Schlichtheit ohne Astragal und Eierstab an den entwickelt diesen Dekor mit noch reichhaltige­
Übergängen der Faszien, dafür aber wie üblich ren Formen weiter.209 Im vorliegenden Modell
mit zunehmender Höhe der Faszien von unten werden einfache Soffitten mit halbrunden ein­
nach oben), folgt nach oben hin eine einfache gezogenen Abschlüssen dargestellt.
Frieszone201 mit abschließendem Zahnschnitt,202 Möglicherweise ist in Ladenburg im Innern
die wiederum von einem Gesims mit Konso­ von einem Konsolengesims auszugehen, worauf
len203 bekrönt wird.204 Die Rückseite des Archi­ schon hingewiesen wurde. Dieses Element, das

199 Zu griechischen Vorläufern und zur Außenseite sos. Dazu Wilberg u. a. 1953, 6 f. Oder das ­Südtor
des Kolosseums in Rom: Wannagat 1995, 92 f. Zu der unteren Agora in Ephesos. Dazu Wilberg 1923,
Ephesos: etwa U. Quatember, Das Hydreion an der 47. Zum Aussehen siehe auch den doppelseitigen
Kuretenstraße in Ephesos. Forum Archaeologiae Zweifaszienarchitrav aus Faimingen, der dem Tem-
46/III/2008 (online über <http://farch.net>) mit pelbezirk des Apollo Grannus zugewiesen wird.
einem vermutlich severischen Beispiel an einer Dazu Weber 1993, 94.
Brunnenanlage. Zu Perge: Dorl-Klingenschmidt 206 Packer 1997/1, 232 Abb. 140–141 mit Kyma, Zahn-
2001, 230 (severisches Nymphäum F 2). Zu L­ epcis schnitt, Eierstab, Konsolengeison (außen); ebd.
Magna: Ward-Perkins 1993, 20 Abb. 11 Taf. 13b 236 Abb. 146 mit Dreifaszienarchitrav und oberem
­(Portikus an Nordostseite des severischen Forums, Abschlusskymation sowie Victorien-Fries (innen,
Säulen im Innern der Halle vor Rückwand). Zu Erdgeschoss).
­Volubilis: Luquet 1967, 433 Abb. 5 (Zeichnung); Riße 207 Weber 1993, 93 f. Abb. 15,4 (zweiseitiges Wand­
2001, 41 (Innensäulen der severischen Forums­ gesims aus dem Kastellfund).
basilika). Zu Schwarzenacker: Kell 2008, 11; 18. 208 Berger 1998, 56 f. Abb. 42, worauf auch noch Blatt­
200 Vgl. Vitr. 3,5,8–10. Vgl. etwa Theaterbühnen wie in ranken zu erkennen sind. Vgl. außerdem Blagg
Perge, Türkei, oder das Grabmal des L. Poblicius in 2002, 88–91 zur Situation in Britannien, wo die
Köln, um nur zwei Beispiele aus unterschiedlichen Gebälke großer öffentlicher Gebäude wie ­Tempel,
Landschaften und verschiedenen Baugattungen Basiliken und Theater offenbar meist ohne ­Faszien
anzuführen. Zu Perge: Lanckoroński 1890, 54. Zum und mit glatten Friesen, aber reich geschmück-
Grabmal in Köln: Precht 1975, 33–37; 46. ten Gesimsen ausgestattet waren. Das einzige
201 Ohne Ranken wie sie etwa am Grabmal des ­sicher einer Basilika zuweisbare, jedoch stark
­L. Poblicius in Köln zu sehen sind. Dazu Anm. 154; fragmentierte und inzwischen verschollene Ge-
200. bälk stammt aus Caerwent. Es weist immerhin
202 Vgl. Vitr. 3,5,11. Am Grabmal des L. Poblicius gibt es noch eine 14 cm hohe Faszie mit Blattfries sowie
an der Außenseite hingegen keinen Zahnschnitt. eine Cyma recta mit Palmettendekor auf.
Dazu Anm. 154; 200. 209 Einige Beispiele für lange, schmale ­Soffitten mit
203 Ein Konsolengeison ist etwa am Grabmal des nach innen gezogenen halbrunden ­Abschlüssen
L. Poblicius zu finden. Dazu Anm. 154; 200. an beiden Seiten: Frühkaiserzeitliche ­Hallen
204 Vgl. Gliederung des Pantheons in Rom. Dazu der unteren Agora in Ephesos (Reisch 1923, 8; 10
­Coarelli 2000, 280–284. Abb. 10–11). Säulenhallen des Traianeums von
205 Für die Verbindung von drei Faszien auf der ­Pergamon (Nohlen 2011a, 164 Abb. 7), ­Tempel des
­Vorder- und zwei Faszien auf der Rückseite ­eines Hadrian und Antoninus Pius in ­Sagalassos
­Architravs vgl. etwa die Celsus-Bibliothek in Ephe­ Fortsetzung nächste Seite

41
DIE 3D-REKONSTRUKTION DES RÖMISCHEN FORUMS VON LADENBURG

Die auf einem Säulenarchitrav liegenden und


von dort zur Außenmauer geführten Querbal­
ken stoßen bei kaiserzeitlichen Tempeln offen­
bar auf der Höhe der obersten Vorderseitenfas­
zie an den Architrav, woran sich die Nachemp­
findung der Ladenburger Basilika anlehnt.211

Konsolengesims
In der Rekonstruktion kommt dem in der Kir­
chenstraße entdeckten Bruchstück eines Konso­
lengesimses eine besondere Rolle zu (Abb. 19).
Aufgrund des Fundplatzes ist von der Zugehö­
rigkeit zum Forum auszugehen. Welchem Ge­
bäude im Zentrum von Lopodunum das Frag­
ment allerdings zuzuschreiben ist, lässt sich nur
vermutungsweise sagen. Die ehemalige Anbrin­
gung dieses Bauglieds an der Basilika als dem re­
präsentativsten Gebäude des gesamten Fo­
rumskomplexes ist zumindest nicht unwahr­
scheinlich.212 Der Fundort spricht in jedem Fall
eher für als gegen diese Ansicht, denn das Frag­
ment wurde in der unmittelbaren Nähe des
Hauptbaus der römischen Platzanlage freigelegt.
19 Konsolengesims im nächsten Unterkapitel noch eingehender be­ Das Bruchstück aus Keupersandstein besteht
vom Ladenburger handelt wird, wurde in der Nachbildung berück­ aus einer rund 13 cm breiten Konsole mit einer
Forum. Ausgestellt im
sichtigt. konvex gerundeten oberen Vorderseite, auf der
­Lobdengau-Museum,
Ladenburg. Eingartner folgert aus der nach seiner Re­ eine dünne Platte liegt, die wiederum als Auflage
konstruktion recht großen Achsweite von 5,5 m für zwei vorkragende Leisten dient. Die Rück­
der Säulen an der nördlichen Längsseite ein seite wirkt wie eine Bruchkante. Die gerundete
Gebälk aus Holz.210 Auch wenn die Achsabstän­ Vorderseite könnte als stilisierte Volute zu ver­
de nach unserem Wiederherstellungsversuch stehen sein. Wie dieser Teil im unteren, nach
etwas kleiner ausgefallen sein dürften, ist die innen umbiegenden Abschnitt weiterlief, ist
Strecke immer noch erheblich, so dass die Ver­ durch den fragmentarischen Zustand nicht sicher
wendung von Holz an dieser Stelle einiges für zu bestimmen. Für die genauere Beurteilung
sich hätte. In den oberen Zonen des Bauwerks von Form und Verwendung wäre eine systema­
ist angesichts der bautechnischen Herausforde­ tische Untersuchung von Konsolen in der römi­
rungen sehr wahrscheinlich ebenfalls nicht nur schen Kaiserzeit speziell im gallisch-germani­
mit Stein-, sondern in zunehmendem Maße mit schen Raum nötig, was hier nur ansatzweise
Holzarchitektur zu rechnen. probiert werden kann. Gerade hinsichtlich der

Fortsetzung Anm. 209 Kragsteinen oder Gesims mit Tragsteinen (etwa


(­Lanckoroński 1892, 148 Abb. 120B), frühkaiser- Koepf/Binding 2005, 288 s.v. Tragstein, 291 s.v.
zeitlicher Apollon-Klarios-Tempel in ­Sagalassos Kragstein) bezeichnet werden. Die Maße des aus
­(Vandeput 1997, 201 Taf. 21,2), spättrajanisch- gelbem Keupersandstein bestehenden Fragments
hadrianische Celsus-Bibliothek (Wilberg 1923, in Ladenburg betragen 31 × 35,5 × 22,8 cm, die der
6 f. Abb. 9). Beispiele für aufwendig ­dekorierte Konsole: Höhe 9,3 cm, Breite 13 cm, Tiefe 10,3 cm.
Soffitten aus der zweiten Hälfte des 2. Jh. n. Chr.: Dazu. Heukemes 1949, 182. Vgl. ­Konsolengesims
­Vandeput 1997, 181, etwa ebd. Taf. 45 (von Nym­ vom Makellon in Sagalassos mit einer Breite
ph­aion an der Oberen Agora in Sagalassos). der Konsole von ca. 8 cm. Dazu Vandeput 1997,
210 Eingartner 2011, 126 Anm. 151. Vgl. etwa Freyber­- Taf. 48,4 (Ende 2. Jh. n. Chr.). Diese waagerechte
ger 2016, 11, der auf das Thema Stein und Holz Konsole endet im Unterschied zum ­Ladenburger
in der Erörterung der Basilica Fulvia in Rom, der Fund u­ ngefähr auf Höhe der Unterkante der
Vorgängerbasilika der Basilica Aemilia, eingeht. ­vorderen Wölbung. Vgl. auch die aufrecht stehen-
211 So etwa am sog. Antoninus-Pius-Tempel in ­Saga­- den Konsolen am Trajan-­Tempel von Pergamon.
lassos. Dazu Lanckoroński 1892, 145 Abb. 116. Dazu Stiller 1895, Taf. 10. Veröffent­licht wurde
212 Zum Begriff: Das „Konsolengesims“ (etwa Arachne, die Laden­burger Konsole durch Eingartner 2013,
Objektdatenbank des Deutschen Archäo­logischen 26 f. Abb. 10. Mit letzter ­Sicherheit lässt sich nicht
Instituts und des Archäologischen Instituts der ­sagen, woher das Stück ursprünglich stammt.
Universität zu Köln, <http://arachne.uni-koeln. Nicht einmal die Zeitstellung ist völlig geklärt,
de/drupal/>) kann auch als „Konsolgesims“ (etwa doch wird von einem römischen Bauglied allge-
Nohlen 2011b, 225), „Konsolgeison“ (ebd. 227), mein ausgegangen.
„Konsolengeison“ (etwa von Hesberg 1980), „Kon-
solgebälk“ (etwa Hoffmann 2011, 47), Gesims mit

42
2 / Basilika

Maße wären für die Deutung bzw. Positionie­ sims wird in der Kaiserzeit schließlich nicht zu­
rung innerhalb eines Baukomplexes entspre­ letzt an großen Bauten häufig eingesetzt.219 Als
chende Vergleiche wichtig.213 Vergleiche werden Konsolengesimse von der
Konsolengeisa sind tragende Vorsprünge am Maison Carrée, dem Tempel aus Nîmes, von
Gesims und finden sich sowohl an der Außen- der Scaenae Frons des Theaters in Stratonikeia,
als auch an der Innenseite von Gebäuden.214 vom Castortempel in Rom, vom Poblicius-Grab
Ursprünglich als Auflager für das Gesims der aus Köln, vom Hadrianstor von Ephesos, vom
Außenwand erfunden, waren sie im Innern ei­ Südwesttor der Unteren Agora von Sagalassos
nes Bauwerks wohl zunächst für das Tragen der sowie von der Roten Halle und von der Nord­
Zwischendeckenbalken und Dachbalken vorge­ halle des Asklepieions von Pergamon angeführt,
sehen, verwandelten sich dann aber in der Kai­ die allesamt von einem Außengebälk stammen,
serzeit als Teil des Wandgesimses immer mehr aber unterschiedlichen Gebäudegattungen an­
in Architekturzierde.215 Dabei gliedert das Kon­ gehören.220 Beispiele aus der römischen Provinz
solengeison durch seine rhythmische Unterbre­ Obergermanien bieten Tragsteine von der Au­
chung waagerechte Bauglieder ähnlich dem ßenseite eines Hallengebäudes der villa rustica
Zahnschnitt und leitet von der glatten Wandflä­ von Oberndorf-Bochingen (Gebäude  3; Lkr.
che zum vorkragenden Gesims über. Das erhal­ Rottweil, Baden-Württemberg) sowie eines
tene Fragment aus Ladenburg weist keinen Großbaus der römischen Villenanlage von He­
Schmuck auf, weder eine Soffitte auf der Kon­ chingen-Stein (Gebäude  M; Lkr. Zollernalb­
solenunterseite216 noch Dekor an den Seiten, kreis, Baden-Württemberg). In beiden Fällen
weder am Übergang zur Hängeplatte noch in überwiegt die tatsächliche Stützfunktion. Die
den Zwischenräumen (teils abgebrochen). Tragsteine tragen jeweils Dachbalken.221 Kon­
Blickt man auf die antike Baugeschichte, ent­ solenartige Steine kommen folglich in jener
wickelt sich das Konsolengeison im Hellenis­ Zeit auch weiterhin nicht nur als Dekoration
mus zum Ersatz für den Zahnschnitt.217 Nicht vor. Hinzuzufügen ist noch ein römisches Haus
nur bei Kleinarchitekturen löst sich das starre in Rottweil (Lkr. Rottweil, Baden-Württem­
Dekorsystem auf und es werden in der Folge berg) an dem Konsolsteine das Vordach einer
beide Elemente, Konsolengeison und Zahn­ Tür abstützen.222 Vom Pantheon in Rom liegen
schnitt, auch kombiniert.218 Das Konsolenge­ Konsolengeisa sowohl von der Außenseite als

213 Das Ladenburger Stück lässt sich bislang typo- 218 Etwa am Trajansbogen von Benevent, wo die
logisch nur schwer einordnen. Vielleicht handelt Kon­­solen als Stützen für die Attikazone ­fungieren
es sich um eine stilisierte stehende Volutenkon- (etwa Knell 2010, Abb. 42) oder an der Basilica
sole, bei der der untere, wulstartig vorspringende Ulpia am äußeren Gebälk des ­Erdgeschosses ­(Packer
Teil weggebrochen ist. Als Beispiel für einen Vo­ 1997/1, 232 Abb. 140–141; 367 f. Kat.-Nr. 167).
lutentragstein kann das Odeion von Termessos 219 Von Hesberg 1980, 177–182.
angeführt werden. Dazu Lanckoroński 1892, 100 220 Zu Nîmes: Amy/Gros 1979, 64–66 (modillions);
Abb. 62. Es könnte in Ladenburg aber auch eine ebd. II Taf. 75–79 (augusteisch). Zu Stratonikeia
Cyma-recta-Konsole vorliegen: Dazu Mattern (Obergeschoss): Mert 1999, 174 (augusteisch).
2001, 19. Auszuschließen ist eine Balkenkonsole Zum Castor-Tempel: Kähler 1979, Taf. 32 (früh­
(Blockkonsole) wie am Hadrianstor von Ephesos: kaiserzeitlich). Zu Köln: Arachne 76147; 76157;
Vgl. Thür 1989, 119 (Obergeschoss). Zu stadtrömi- 76159 (claudisch). Zu Ephesos: Thür 1989, 119
schen Konsolen allgemein: Mattern 2001, passim. ­(hadrianisch). Zu Sagalassos: Vandeput 1997,
214 Von Hesberg 1980, passim. 58; 202 (frühkaiserzeitlich). Zur Roten Halle
215 Ein Beispiel für die Verwendung von Konsolen­ (Marmor­konsole mit Stützblatt am Rundturm):
ge­simsen in einem Innenraum bietet die Basilica Mania 2011, 66 (hadrianisch). Zum Asklepieion:
­Aemilia. Dazu von Hesberg 1980, 186 und Taf. 24,2; Hoffmann 2011, 47–54. Vgl. das Konsolenkapitell
Lipps 2011, 53–60 (Erdgeschoss); ebd. 75–80 (Ober- im Vicus Schwarzenacker, das einem römischen
geschoss). Als weitere Exempel sei auf ein Kranz- Innenraum zugerechnet wird und die vielseitige
gesims aus Stuck mit Konsolen aus einem Eckraum Verwendung von Konsolen in der Kaiserzeit doku­
in Petra (Bellwald 2013, 52) und auf ­Konsolen im mentiert. Zu sehen ist dieses Stück im Original
Oecus Tetrastylus der Casa di Nozze d’Argento in und als Kopie im Freilichtmuseum Schwarzen­
Pompeji verwiesen (Arachne 2109213, Casa V 2,i). acker nahe dem „Säulenkellerhaus“.
216 Dies ist eher bei einer liegenden Konsole, etwa im 221 Zu Oberndorf-Bochingen: Sommer 2011, 256
Balkentypus, zu erwarten als bei der in Ladenburg Abb. 13 (zeichnerische Rekonstruktion von Filgis).
entdeckten. Klaus Stefan Freyberger verdanken Der Querschnitt unterscheidet sich vom Laden-
wir den Hinweis auf bossierte Konsolengesimse burger Stück. Zu Hechingen-Stein: Kortüm 2012a,
des frühen 2. Jh. n. Chr. von der äußeren O
­ rdnung 172; Kortüm 2016, 191–195 mit Abb. 126.
des großen Tempels in Hössn Niha in Syrien 222 Sommer 2001, 505 f. Abb. 25–26. Weitere Konsol-
(Krencker/Zschietzschmann 1938, 124 f. Abb. 170a) steine von diesem Bau, die sich nicht zuordnen
sowie der Säulenhalle und des Türsturzes über lassen: ebd. 510–512 Abb. 32–34; 523 Nr. 65 und 67.
dem Hauptdurchgang des Nordtores im Großen Sommer betrachtet das Konsolgesims in Rottweil
Bezirk des Zeus in Baitokaike (Hössn Soleiman) als vereinfachte Form eines römischen Konsolen-
(ebd. 76 Abb. 106 rechts oben und unten). geison.
217 Rumscheid 1994, 318–320.

43
DIE 3D-REKONSTRUKTION DES RÖMISCHEN FORUMS VON LADENBURG

auch aus dem Innenraum vor.223 Für Innenräume höchstwahrscheinlich mit Konsolen v­ erschiedener
sei zudem auf Konsolen in der Basilica Aemilia Ausprägungen zu rechnen.
in Rom verwiesen.224 Der Konsolenschmuck
der Innenräume wurde auch in die römische
Wandmalerei übertragen. Stellvertretend für
5 EINGÄNGE
zahlreiche andere Beispiele wird das Konsolen­ Der Hauptzugang der Basilika, der in Verbin­
gesims in der Hauptzone der Grünen Wand dung mit dem Konsolengeison gerade zur Spra­
von Trier angeführt.225 che kam, ist in der Mitte ihrer dem Forumshof
Die Einordnung des Ladenburger Bruch­ zugewandten Westseite zu vermuten. Grabun­
stücks hinsichtlich seiner Größe und Form ist gen haben in diesem Bereich, der unmittelbar
ohne umfangreiche Untersuchung von Ver­ vor der heutigen Hauptfassade der St. Gallus­
gleichsbeispielen schwierig, worauf eingangs kirche liegt, bis jetzt nicht stattgefunden. Über
schon hingewiesen wurde.226 Die Anbringung die Gestaltung kann man demzu­folge nur Mut­
des Fragments erscheint grundsätzlich im In­ maßungen anstellen, zumal die Variationsbreite
nern wie auch an der Außenseite möglich. An unter vergleichbaren Bauten groß ist.229 Sehr
der Außenseite der Basilika wäre neben der Ein­ wahrscheinlich ist, dass der Zugang der Basilika
bindung in die Außenwände auch die Integrati­ einen repräsentativen Vor­bau hatte, der aus der
on am Haupteingang vorstellbar, womit sich die Fassade des Gebäudes zum Innenhof hin im
geringen Dimensionen der Einzelteile am frei­ rechten Winkel vorsprang (Abb. 7; 14; 18), ähn­
gelegten Fragment besser in Einklang bringen lich wie er zum Beispiel für die Basilika der
ließen.227 Schreibt man das nicht dekorierte Principia des augusteischen Lagers Oberaden
Konsolengesims hingegen dem Innenraum der (Bergkamen, Nordrhein-Westfalen) aus dem
Basilika zu, dann schloss es vielleicht die Ge­ Grundriss herausgearbeitet wurde.230
bälkzone des Erd- oder des Obergeschosses ab. Ungewöhnlich hingegen wäre ein Doppel­
Außerdem könnte es in der Apsis am Gewölbe­ portal, wie es in der Publikation angenommen
ansatz wiederaufgegriffen worden sein. Im mo­ wird. Diese Form des Zugangs ist aus der hypo­
dellartigen Nachbau wird ein Konsolengeison thetischen Mittelstütze gefolgert worden, die in
nach dem vorliegenden Fund am Portal sowie der dortigen Rekonstruktion eine wichtige Rol­
im Innenraum als zusätzlicher Dekor der Ge­ le spielt, von uns aber angezweifelt wird.231 Statt­
simse dargestellt.228 Mit etwas größeren Aus­ dessen bietet sich eine Dreizahl mit vier Stützen
maßen wurden weitere Tragsteingebälke an der an, die gut in die zeitgleiche Architektur passt,
Außenseite zum einen am Obergaden und zum allerdings bei der Übernahme des im Innern der
anderen am Rand des Pultdaches des Oberge­ Basilika vermuteten Säulenjochs zu einer recht
schosses umgesetzt. Am Ladenburger Forum ist stattlichen Größe führen würde.232

223 Coarelli 2000, 280–284. Siehe auch Bogen von 228 An den Ecken können Konsolen diagonal gestellt
Benevent. Dazu Knell 2010, 110. Tragsteine ge- sein oder fehlen. Diagonale Konsole: Etwa an der
hören in mehrstöckigen Theaterbauten zu den Bühnenwand des Theaters in Sagalassos. Dazu
­oberen Etagen. Dazu Mert 1999, 39. Vergleicht Lanckoroński 1892, 156 Abb. 131. Auch am ­Tempel
man das Pfeilergrab des L. Poblicius in Köln (Mitte N1 in Side: Dazu Vandeput 1997, 346 Abb. 113,3.
1. Jh. n. Chr.), ist zu erkennen, dass Konsolengeisa Ohne Eckkonsole: Etwa Konsolenpfeiler aus
auch auf zwei Etagen gleichzeitig angebracht Schwarzenacker (s. o. Anm. 220).
gewesen sein konnten. Dazu Hanel 2008, 99 229 Zu antiken Türen: Steskal 2010, 177 Anm. 566 (mit
Abb. 79; siehe auch Anm. 154; 200. Lit.); Hoepfner 1999, 531 f.; Filgis/Radt 1991, ­42–46
224 Lipps 2011, 53–60 (Erdgeschoss); ebd. 75–80 zu Begriffen und Bestandteilen einer Tür (Tür­
(Obergeschoss); siehe auch Anm. 215. rahmen, Türsturz, Türschwelle, Türangel, eigent-
225 Thomas 1995, 299 Abb. 232. Die Konsolen finden liche Holztür) sowie Wulf 1999, 12 f. mit weiteren
sich hier im Kontext von Nischendarstellungen. Beispielen.
226 Die Breite von Konsolsteinen, die Teil von Kranz- 230 Kühlborn 2008, 74 Abb. 56 (Nr. 2).
gesimsen an Gebäudeaußenseiten sind, ­bewegen 231 Eingartner 2011, 132 Abb. 19. Zur Zahl der Stützen
sich bei folgenden Bauwerken zwischen ca. 10 s. o. Kap. 2.3. Für Caerwent (Venta Silurum) wird in
und 15 cm: Hadrianstor von Ephesos, Maison einer grafischen Wiederherstellung ein Doppel-
Carrée von Nîmes und Nordhalle des A ­ sklepieions portal aus nicht bekannten Gründen rekonstruiert
von Pergamon. Zu Ephesos: Thür 1989, 119. Zu (National Museum Wales. Dazu Wheeler 1964, 79
­Pergamon: Hoffmann 2011, 47–54. Zu Nîmes: Amy/ Abb. 57 oder <http://www.museumwales.ac.uk/
Gros 1979, 64–66; II Taf. 75–79. Ähnliche Werte articles/2007–08–02/Re-creating-life-in-early-
auch am Bau M in Rottweil. Dazu Sommer 2001, Wales/> [30. 08. 2016]). Auch auf dem ­Grundriss
516; 533–536 Abb. 43 (Nr. 280; 282; 284; 286; 290; der Forumsbasilika von Aquileia, Prov. Udine,
339; 340). Die Maße der Konsolen in Rottweil, teils ­Italien, sind drei Säulen erkennbar, die für zwei
Türkonsolen, sind etwas kleiner als in ­Ladenburg Durchgänge sprechen. Dazu Tavano 1996, 81.
(rund 10 × 10 cm breit und hoch), in Hechingen- 232 Ein dreigeteilter Eingang wird etwa an der ­Fo­rums­­­-
Stein etwas größer. basilika von Lutetia vermutet. Eine Aquarell­nach­­
227 Den Hinweis verdanken wir Klaus Nohlen. Zur bildung der Basilika geht auf ­Jean-Claude G ­ olvin,
Gestalt des Eingangs s. Kap. 2.5. zurück, der mit der Höhe des Portals nicht über

44
2 / Basilika

20 Haupteingang der
Basilika (3D-Rekon­
struktion).

Eingartner setzt das Gehniveau der Basilika – stand ebenfalls auf einer ­höheren Ebene als die
wie oben dargelegt – höher an als bei den übrigen übrigen Teile jenes Baukomplexes.234 Ähnlich
Bauten am Forumshof, so dass die Differenz vom dürfte sich die Raum­situation auch in Ladenburg
Hofpflaster zum Eingang von rund 1,4–1,6 m dargestellt haben. Die Basilika von Lopodunum
durch mehrere Treppenstufen überbrückt wor- war sehr wahrscheinlich durch eine Sockelzone
den sein müsste (Abb. 20–21). Eine derartige Hö- über das Hofniveau deutlich angehoben.
henstaffelung, die die bewusste Hierarchisierung Für die Überbrückung der erschlossenen
der Bauten hinsichtlich ihrer Bedeutung wider- Höhe von etwa 1,4–1,6 m wären bei einer an­
spiegelt, kann auch an anderen Foren wie zum genommenen Stufenhöhe von 25 cm sechs bis
Beispiel am Trajansforum in Rom, in der Colonia sieben Stufen erforderlich gewesen.235
Ulpia Traiana (Xanten), in Ruscino (Château-­ Der Vorbau des Eingangs kann mit einem
Roussillon), Aequum (Čitluk bei Sinj), Ardea (Ar- Flachdach wie an der Basilica Ulpia in Rom
dea), Venta Silurum (Caerwent), Sarmizegetusa, oder aber mit einem Giebeldach wie an der
Volubilis (Walili) und Caistorby-Norwich beob- Hadriansbibliothek in Athen und der großen
achtet werden.233 Die zum Stabsgebäude gehö- Peristylvilla in Bad Kreuznach, Rheinland-
rende Basilika des Lagers Vetera I bei Xanten Pfalz, ergänzt werden.236 In Tarragona, Spanien,

das Erdgeschoss hinausgeht. Sie ist abgebildet in 235 Bei der Basilica Ulpia werden fünf Stufen rekon­
Mousseaux 2011, 56 Abb. 54. Der dargestellte Zu- struiert (Meneghini 2015, 89 Abb. 107). Am ­Propylon
gang zeichnet sich zudem durch eine besonders der Hadriansbibliothek in Athen, um einen ande­
große Freitreppe aus. ren Bautyp heranzuziehen, gibt es sechs ­Stufen
233 Die Höhe der Sockelzone der Basilica Ulpia am (Sisson 1929, 54 Taf. XXIII A). Geht man von ­einer
Trajansforum in Rom beträgt 1,24 m (Packer 1997/1, ungeraden Zahl wie von Vitr. 3,4,4 im Zusammen­
431). Das Laufniveau der Basilika in ­Xanten lag hang mit Sakralbauten beschrieben aus, ­kämen
etwa 1,5 m höher als das des Forums (Precht in Ladenburg sieben Stufen in Betracht. Zur ­Stufen-
2008b, 345). In Ruscino, Frankreich, wird das Platz- zahl s. o. Anm. 233 und zu Stufen allgemein Kap. 4.2.
niveau vom Laufhorizont der Portiken überragt 236 Bei der Basilica Ulpia mit drei Durchgängen und
und dieses wiederum von dem der B ­ asilika (Gros vier Stützen geht man Münzbildern zufolge von
1996, 221). In Aequum, Dalmatien, gibt es zwischen einer prostylen Säulenstellung mit einem Flach-
Forum und Basilika einen Höhenunter­schied von dach aus, auf dem eine Quadriga bzw. Biga stand.
1,3 m (Reisch 1913, Beibl. 141). Zwei S
­ tufen weist Das Flachdach korreliert mit der hier offensicht-
Ardea auf (Arnolds 2005, 188: je 27 cm hoch). lich offenen Galerie. Dazu Packer 1997/1, 280 f.
Drei Stufen finden sich in Venta ­Silurum (Ashby Abb. 154 (G. Gorski); Packer 1992, 160 Abb. 3; Stuc-
u. a. 1909, 576 f. Abb. 3; Wacher 1995, 381), Sarmi­ chi 1989, 288–291 Abb. 32–33; Küthmann u. a. 1973,
zegetusa (Étienne u. a. 2006, 142: jeweils 28 cm 29 f. Nr. 48; BMC III 207 Nr. 982 Taf. 38,8. Die drei
hoch), Volubilis (Riße 2001, 41), Caistor-by-Nor- Durchgänge wirken wie Ehrenbögen, die jedoch
wich, Britannien (Wacher 1995, 245). Für Exeter, weder frei stehen noch komplett in die Fassade
Britannien, werden mehrere Stufen ­angegeben integriert, sondern dieser vorgeblendet sind.
(ebd. 337 f.) wie auch für Nyon, O ­ bergermanien Dazu Ruck 2007, 105 f. Zur Hadriansbibliothek
(Rey-Vodoz u. a. 2003, 36 f.). (vier Säulen): Sisson 1929, 54 Taf. XXIII A. Zu Bad
234 Hanel 2008, 102. Fortsetzung nächste Seite

45
DIE 3D-REKONSTRUKTION DES RÖMISCHEN FORUMS VON LADENBURG

Schnitt N

0 5 10 m

Basilika

Eingangshalle
W W O
Apsis
Tabernen und Innenportikus
Außen- Flügelbau Süd
portikus
?
Eckraum
Süd
W

0 5 10 m

21 Längsschnitt durch ist die Forumsbasilika in einer Rekonstruktion Für den Haupteingang der Basilika in Laden­
den Forum-Basilika- ebenfalls über ein Portal mit Giebel und Sattel­ burg wurde im Computernachbau eine Bogen­
Komplex. Der Haupt-
dach aus zugänglich.237 In Ladenburg fiel die konstruktion ausgewählt.239 Dass an dieser Platz­
eingang der Basilika
ist rot markiert. Entscheidung zugunsten der als konventioneller anlage die Bogenform bekannt war, zeigt ein
M. 1:750. erachteten Variante mit Satteldach und Giebel­ Keilstein aus dem westlichen Forumsbereich
wand aus. Der Giebel war in der Antike ohne­ (s. u. Kap. 8.1). Wie derartige Zugänge ausge­
hin ein gern gewähltes Zeichen für die Markie­ sehen haben könnten, führt etwa Hierapolis in
rung eines prachtvollen Eingangs und würde Phrygien vor Augen, wo ein Bogen am Haupt­
daher auch in Ladenburg hervorragend ins Ge­ portal der Agorabasilika angenommen wird. Das
samtbild des von Pultdächern und Satteldach Gebäude, dessen Längsseite ebenfalls durch
geprägten Hallenbaus passen. Bögen geprägt wurde, wird ins beginnende
Geht man von einem Giebel am Portal aus, 2. Jahrhundert n. Chr. datiert.240 Im Ladenbur­
wäre am dann zu erschließenden Architrav ge­ ger Modell werden drei Bögen vorgeschlagen,
nügend Platz für eine vorauszusetzende monu­ die in etwa gleich groß sind.
mentale Inschrift mit Nennung des Baustifters Das Türgewände könnte man sich in Lopodun-
vorhanden, von der jedoch nichts erhalten blieb. um als Pfeiler gestaltet vorstellen, auf denen die
Im Modell ist eine derartige Inschrift berück­ Rundbögen aufliegen. Das zu ergänzende Pfei­
sichtigt worden.238 lerkapitell ist im Nachbau schlicht gehalten.241

Fortsetzung Anm. 236 gona ausgestellt wird. Ob die Bauform durch


Kreuznach (zwei Säulen): Hornung 2011, 22 f. Befund belegt ist, ist uns nicht bekannt. Der
Abb. 4 (Modell mit hypothetisch rekonstruiertem angesprochene Eingang ist offenbar auf einen
Haupteingang oberhalb einer großen Freitreppe). Vorplatz ausgerichtet.
Einen Giebel nimmt Dreier für die Basilika von 238 Genaueres dazu s. u. Kap. 10.2. Zu einer ähnlich
Riegel an. Die Architektur des Eingangs wirkt in angebrachten Bauinschrift in der Rekonstruk-
der Nachbildung allerdings wenig stimmig. Sieht tion der Basilika von Riegel: Dreier 2010, 182
man einmal von der Zweizahl der Durchlässe ab, Abb. 47. Im Ladenburger Modell unterbricht sie
stört vor allem die unharmonische, hohe Attika- die Faszien, wie dies auch anderswo belegt ist
zone, die über die Traufzone des Pultdaches (z. B. EDH: HD032467 aus Aquileia oder EDH:
hinaus weit nach unten reicht. Die Bauinschrift HD025673 aus Rom).
hängt zudem an der Unterseite der Attikazone, so 239 Ähnliches vermutete schon Mylius 1952, 65.
dass ein leerer Bereich oberhalb der Inschriften- 240 Gros 1996, 248 Abb. 296. Die Bögen an der
tafel entsteht. Dreier setzt beim Portal der Riege- Längsseite lasten auf Pfeilern, an denen innen
ler Basilika Halbsäulen tuskischer Ordnung an. und außen Halbsäulen angesetzt sind.
Dazu Dreier 2010, 193 („gallo-tuskanisch“). Ergänzt 241 Angelehnt an verschiedene Beispiele aus
werden soll noch die spezielle Form des syrischen Pompeji. Etwa Kienzle 2011, 5 Abb. 2 oder auch
Giebels, die zwar schon seit dem Ende des 1. Jh. Adam 1999, 163 Abb. 387 (zu einem Bogen-
n. Chr. verbreitet ist, aber eher im Osten des Rö- durchgang am Amphitheater von Pompeji, 1. Jh.
mischen Reiches und in Verbindung mit Torbau- v. Chr., mit tuskischer Ordnung). Überdies sei
ten vorkommt, weshalb sie für die Rekonstruktion auf einen Bogen in Patara in Lykien, 2. Jh. n. Chr.,
der Ladenburger Basilika nicht aufgegriffen wird. verwiesen (ebd. 169 Abb. 405). Siehe auch von
Dazu Höcker 2008, 237 s.v. syrischer Giebel. Francesco Piranesi überlieferte Türpfeiler vom
237 Die Rekonstruktion der Basilika gehört zu einem hadrianischen Pantheon in Rom (Künzl 2003, 43
Stadtmodell, das im Museu d’Història de Tarra- Abb. 29).

46
2 / Basilika

22 Innenraum der
­Basi­lika, Blick nach
­Westen (3D-Re­kon­
struktion).

Wäre an der Basilika überdies nicht auch eine von repräsentativen Erwägungen – für eine
offene Seite zum Forum hin wie in Augst im entsprechende Größe von mehreren Metern
Zustand des 2. Jahrhunderts n. Chr., in Volubilis sprechen würde.243
aus severischer Zeit (mit Arkaden) oder wohl Gut denkbar ist, dass die Einlässe mit monu­
auch an der Eingangshalle des Forums von La­ mentalen Holztüren verschließbar waren, die
denburg möglich (s. u. Kap. 8)?242 Da in Laden­ mit ähnlich prächtigen Metallbeschlägen aus­
burg von einer Sockelzone mit beträchtlicher gestattet waren, wie diejenigen, die in Laden­
Höhe ausgegangen wird, ist eine solche Lösung burg auf dem sog. Südforum geborgen wurden
verworfen worden. (Abb. 22). Die 1973 entdeckten Beschläge stam­
Über den Haupteingang des Großbaus lässt men von einem repräsentativen Portal aus der
sich zudem sagen, dass er nicht nur nachts Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr.244 Ernst und
durch Türen verschließbar gewesen sein dürfte, Susanna Künzl, die das Ladenburger „Prunkpor­
sondern tagsüber, wenn die Türen geöffnet tal“ genauer untersucht haben, führen in ihrer
waren, auch als Lichtquelle für den Innenraum Publikation eine Reihe von Beispielen für Türen
der Basilika zu verstehen ist, was – abgesehen aus Pompeji und anderen römischen Städten an.

242 Zu Augst: Berger 1998, 55–57. Die jüngere Basilika ­ eisch 1913, Beibl. 112–115 Abb. 30–31; Étienne u. a.
R
war demzufolge zum Forum hin völlig offen, wo- 2006, 91 Anm. 79; Campedelli 2007, 63 Abb. 6; 74,
hingegen die ältere durch fünf Eingänge zugäng- der die Bogenreihe jedoch irrtümlich als Front der
lich war. Zu Volubilis: Luquet 1967, 424 f. Abb. 4; Annexbauten hinter der Basilika betrachtet.
Riße 2001, 41 (acht Arkaden zum Forum hin). Eine 243 Vgl. Überlegungen zu Tempeltüren im Zusam­men­
durch Arkaden geprägte offene Gestaltung zum hang mit der Roten Halle in Pergamon und dem
Forum hin weisen auch die Basilica ­Aemilia (Süd- Athenatempel in Priene von Koenigs 2011, 28.
seite) und die Basilica Iulia (Nordseite) in Rom 244 Künzl 2003. Das zweiflügelige Portal wird auf
auf. Dazu Freyberger 2009, 57. ­Ähnlich verhält etwa 2,1 × 3,3 m geschätzt und könnte aus ­Eichen-
es sich in Cosa, wo eine ­offene K
­ olonnade an der ­holz bestanden haben. In der Metzgergasse von
­Forumsseite der dortigen ­Basilika vorliegt. Dazu Laden­burg wurde neben den konservierten Fun-
Arnolds 2005, 196. In ­Sarmizegetusa war die Fas- damenten des Forums eine Kopie des Portals mit
sade der Basilika nach Meinung der Ausgräber Nachbildungen der Beschläge aufgestellt. Die ­­
durch eine Bogenreihe aus fünf jeweils von zwei eindeutige Zuweisung des Prunkportals an ein
ionischen Pilastern flankierten Eingängen ge­glie­ ­be­stimm­tes Gebäude ist nicht möglich, gleich-
dert. Der mittlere Bogen war deutlich ­größer und wohl ist die Zuge­hörigkeit zur Basilika, wie schon
wird in einer Rekonstruktion von einem ­Giebel be­­ Sommer in Sommer 1998, 151 f. und später noch
krönt: Dazu Étienne u. a. 2006, 145–151 Abb. II/91– einmal in Künzl 2003, 40 bemerkte, nicht ausge-
92 (Breite der vier kleineren Durchgänge 3,08 m, schlossen. Überdies sind unserer Ansicht nach an
Breite des Mitteldurchgangs 5,6 m; geschätzte der Basilika nicht nur am Haupteingang, sondern
Höhe 4,62 m bzw. 8,4 m). Auch in Burnum, Dalma­ auch an den vermutlichen Durchlässen zur Apsis
tien, gab es fünf Eingangs­bö­gen, deren mittle- größere Türen zu erwarten.
rer breiter und höher als die übrigen war. Dazu

47
DIE 3D-REKONSTRUKTION DES RÖMISCHEN FORUMS VON LADENBURG

Diese Beispiele vermitteln einen guten Ein­ Die Durchlässe am Haupteingang sind in La­
druck von der Gestaltung von Eingängen in der denburg wohl jeweils mit einer zweiflügeligen
Kaiserzeit.245 Tür auszustatten, deren Flügel nach innen ge­
Dies leitet über zur Frage nach der Form öffnet werden können. Diese Ausprägung ist
der eigentlichen Türen aus Holz. Waren sie in durch antike Quellen hinreichend belegt.249 Die
­Lopodunum rechteckig oder besaßen sie einen Türen müssten so angebracht gewesen sein,
halbrunden oberen Abschluss, um besser in die dass sie auch bei einem vorkragenden Kapitell
vermutete Bogenarchitektur zu passen? Türen oder Gesims keinen großen Spalt zur Wand hin
mit einem Halbrund sind am Nachbau eines übrig gelassen hätten. Im Computermodell sit­
römischen Wirtschaftsgebäudes der villa rustica zen die rechteckigen Türen etwas weiter innen,
von Reinheim im Saarland zu sehen, der sich damit man die Türflügel möglichst weit aufma­
wiederum an einem gut erhaltenen Gebäude chen könnte und sie nicht an die Stirnseite der
der villa rustica von Oberndorf-Bochingen breiten Außenmauer stoßen.
orien­tiert.246 An öffentlichen Monumentalbau­ Über die weitere Architektur des Eingangs
ten sind uns keine entsprechenden Fälle be­ kann ebenfalls nur spekuliert werden. Von
kannt. Auch bei einer bogenförmigen Türein­ Schmuckformen wie Zahnschnitt, Konsolen­ge­
fassung wäre aber eine rechteckige Tür vor­ sims und Kymatien ist jedoch auszugehen. Die
stellbar, die bis zum Scheitelpunkt des Bogens diskutable Zugehörigkeit des Fragments eines
reicht, wie zum Beispiel bei Hofeinfahrten Konsolengesimses aus dem Ladenburger Fo­
aus dem 17./18. Jahr­ hundert an der Pfälzer rums­ bereich zum Portal der Basilika wurde
Weinstraße sowie am großen Torbau der be­ ­bereits behandelt. Als Beispiel für einen reich
reits ­zitierten römischen Villa von Reinheim, verzierten antiken Türsturz aus Baden-Würt­
wo das rechteckige Tor in der heutigen temberg sei auf die Bronzeleiste eines Tür­
Rekonstruk­tion bei geschlossenem Zustand in­ sturzes bzw. einer Türeinfassung aus der villa
nen an den Bogen angelehnt ist. Selbst ein rustica von Warmbach (Lkr. Lörrach) verwie­
fensterartiger Bereich im Halb­rund, ein Ober­ sen.250 Weiterhin sind im griechischen Osten
licht, wäre in Lopodunum denkbar (Abb. 22).247 zahl­ reiche faszierte Türstürze und höchst
Ein rechteckiges Portal mit einem mit Halb­ schmuckvol­le Türverdachungen aus römischer
kreismuster verziertem Oberlicht wird von Zeit überliefert, die zudem oft mit auffallenden
Francesco Piranesi etwa für das Pantheon in Tür­konsolen, bestehend aus Volutenstützen, aus­
Rom über­liefert.248 Die eigentlichen Holztü­ ge­­
­ stattet waren sowie weit vorkragende Zier­
ren würden bei einem Portal mit Oberlicht im leisten erkennen lassen.251 Zum Prytaneion von
Halbrund nur bis zu den Pfeilerkapitellen rei­ Ephesos gehört beispielsweise ein Türsturz mit
chen und wären in dieser Variante rechteckig zwei Faszien, der überdies einen Viertelrund­
geformt gewesen. In der virtuellen Rekonst­ stab und eine weitere Profilleiste aufweist.252
ruktion sind rechteckige Holztüren dieser Art Stellvertretend für Rom wird auf die aus dem
eingefügt worden. 2. Jahrhundert n. Chr. stammende repräsenta­

245 Etwa die Casa di Polibio in Pompeji mit Über- silika von Silchester mit zwei nebeneinander lie-
dachung und rahmenden Pilastern. Dazu Künzl genden Eingangsbögen bei Boon 1983, 5 oben (um
2003, 36 Abb. 24. Darstellungen von Türbeschlä- 100 n. Chr.).
gen sind nicht selten auf Sarkophagen und Grab- 248 Künzl 2003, 43 Abb. 29 (Darstellung von F. Piranesi
denkmälern zu finden: etwa Koch/Sichtermann von 1790). Zu ergänzen wäre eine römische Tür
1982, Abb. 253 (Rom, S. Lorenzo in Panisperna); von der Mainzer Albansschanze, von der Bronze­
ebd. 291 (Genzano) und EDH: F004076 (Fotos). beschläge aus dem 1. Jh. n. Chr. gefunden wurden
246 Zum Wirtschaftsgebäude im Sinne einer Remise (ebd. 47 Abb. 33). Ein Nachbau dieses Portals, bei
nach Funden eines Nebenbaus einer villa rustica in dem mit einer Größe von etwa 1,9 × 2,35 m gerech-
Oberndorf-Bochingen: Sommer 2011, 255 f. Zum net wird, ist im Kleinkastell Pohl am basilikalen
Nachbau im Archäologiepark Bliesbruck-Rein- Hauptbau zu sehen. Dazu Dolata 2012, 19 f.
heim: Sărăţeanu-Müller 2012, 111 (Abb. mit dem 249 Etwa Künzl 2003, 41 Abb. 27 (Relief mit Tempel
Nebengebäude B 1 links und dem Torbau im Vor- des Iuppiter Optimus Maximus); ebd. 46 Abb. 32
dergrund). Des Weiteren ist auf einem Schiff- (Wandgemälde, Boscoreale, Villa des Publius
fahrtssarkophag im Vatikan am linken Rand eine Fannius Synistor, Schlafzimmer M). Siehe auch
halb nach innen geöffnete zweiflügelige Tür ebd. das rekonstruierte „Prunkportal“ aus Laden-
mit halbrundem oberen Abschluss zu erkennen: burg. Zur Öffnung nach innen siehe auch Dreier
Koch/Sichtermann 1982, Abb. 135. 2010, 141.
247 Auf einer Rekonstruktionszeichnung der Basilika 250 Ronke 2005, 336 Abb. 447: mit Kymatien und
von Caerwent ist beispielsweise ein Doppelpor- ­Eierstab (70/80 n. Chr.).
tal zu sehen, das im Bogenfeld jeweils ein Ober- 251 Etwa am Bühnengebäude des Theaters von
licht besitzt (National Museum Wales, <http:// Sagalassos (Lanckoroński 1892, 157 Abb. 132) oder
www.museumwales.ac.uk/articles/2007–08–02/ an der Celsus-Bibliothek in Ephesos (Wilberg u. a.
Re-creating-life-in-early-Wales/> [30. 08. 2016]). 1953, 19–22 Abb. 36–38).
Vgl. auch die zeichnerische Nachbildung der Ba- 252 Steskal 2010, Taf. 69 Nr. 6 (Türsturz A 31).

48
2 / Basilika

tive Türöffnung des „Romulus-Tempels“ am hält­nis von 3:2 entspricht, das auch bei den
Forum Romanum verwiesen.253 Wie aufwendig Fenstern angenommen wird.259 Dabei wird von
auch in Obergermanien eine Einfassung ausge­ einer Achsenkonkordanz zur inneren Säulenstel­
sehen haben konnte, zeigt wiederum eine aus lung des Hallenbaus ausgegangen. Wand­pilaster
Marmor bestehende Türeinfassung aus dem prägen den Übergang zur Basilikaaußen­wand.260
Heiligtum in der Grienmatt in Augst, die aus Was lässt sich nach der Erörterung des Haupt­
Eierstab, Astragal und Blattleisten zusammen­ eingangs zu eventuellen Nebeneingängen der
gesetzt ist. Das Beispiel stammt wohl aus dem Ladenburger Basilika feststellen? Gelegentlich
1. Jahrhundert n. Chr.254 Denkbar wäre ferner war es möglich, von den Säulenhallen eines Fo­
noch eine umlaufende dreifache Abstufung mit rums direkt in die Basilika einzutreten. Gegen
einem zusätzlich vorkragenden Profil über dem Durchgänge von den inneren Portiken in den
oberen Rahmen. Hallenbau spricht in Ladenburg der Niveauun­
Vorlagen für Türangeln findet man etwa in terschied beider Bauwerke, der vom Ziegelplat­
den Nachbauten der Villa Reinheim, während tenboden als Gehhorizont der Tabernen bis
Türscharniere an rekonstruierten Bauwerken zum vermutlichen Fußbodenbelag der Basilika
des Vicus Schwarzenacker gezeigt werden. rund 1,5 m beträgt. Er hätte damit neben dem
Nach Dreier ist für die Türhöhe als Bezugs­ Hauptzugang in der Mitte des Bauwerks weite­
größe die Raumhöhe anzusehen. Als gängiges re Treppen an dessen Seiten nötig gemacht. Zu­
Verhältnis der Raumhöhe zur Tür wird von ihm dem wäre es erforderlich gewesen, einen in ei­
ein Wert von nicht mehr als 2:1 für Beispiele ner solchen Höhe liegenden seitlichen Eingang
seit dem 1. Jahrhundert n. Chr. angegeben.255 Für in die Konstruktion des Portikusdaches einzu­
das Hauptportal in Riegel errechnet er aufgrund passen (vgl. Abb. 30).
der Fundamente eine Breite von 8 Fuß und eine Mylius hat außerdem weitere Eingänge auf
Höhe von 14 Fuß, was hingegen ein Verhältnis den Schmalseiten der Ladenburger Basilika im
von 4:7 ergibt, das dort auch für die Nebenein­ Norden und Süden angenommen, so dass der
gänge übernommen wird. Eine Relation von Hallenbau der Neckarstadt auf diese Weise en­
rund 3:2 ist dagegen für den Haupteingang der ger an die Umgebung angebunden gewesen wä­
Palastaula in Trier gesichert (Höhe 3,15  m, re. In einer Zeichnung, die von Filgis in Ab­
Breite 2,3 m).256 Ein absolutes Maß liegt von der sprache mit Sommer entstand, ist ebenfalls ein
erhaltenen monumentalen Türeinfassung der Eingang an der Schmalseite des Ladenburger
Roten Halle von Pergamon mit einer Höhe von Gebäudes zu erkennen.261 In Augst ist dies je­
etwa 12 m vor.257 Einen noch besseren Vergleich doch an der dortigen Forumsbasilika nicht der
als der Sakralbau aus Kleinasien bietet für das Fall, so wie dies auch in Ladenburg keineswegs
Ladenburger Bauwerk die Basilika in Sarmizege- zwingend erscheint. Auch die grundsätzlich
tusa (Colonia Ulpia Traiana Sarmizegetusa). Hier durchaus erwägenswerten Seitenportale der Ba­
wird ein fünftoriger Zugang angenommen, wo­ silika von Lopodunum stünden nämlich vor dem
bei man für den großen mittleren Bogen eine Problem, dass zusätzliche Aufgänge mit Trep­
Höhe von 8,4 m und eine Breite von 5,6 m und penstufen vom Gehniveau der äußeren Porti­
für die kleinen seitlichen Bögen eine Höhe von ken bis zum Laufhorizont der Basilika notwen­
4,62 m und eine Breite von 3,08 m vorschlägt.258 dig gewesen wären.262 In Caerwent ist am Ost­
Im Modell der Basilika von Ladenburg beträgt ende des südlichen Basilikaseitenschiffes ein
die Türhöhe bis zum Scheitel des Bogens 5,5 m drei­toriger Nebeneingang tatsächlich belegt.
bei einer Breite von fast 3,5 m, was einem Ver­ Er war vom geschotterten Gehweg her über

253 Freyberger 2009, 115: Die Tür besteht aus Bronze. ­ ogenpfeilern am Amphitheater in Pompeji (1. Jh.
B
254 Berger 1998, 131 Abb. 110 (Breite 60 cm). v. Chr.). Die Basilika in Sarmizegetusa wird dagegen
255 Dreier 2010, 192–194 mit Verweis auf Vitr. 4,6,1–6. mit ionischen Wandpilastern rekonstruiert. Dazu
Siehe auch Künzl 2003, 41–60 mit Beispielen für Étienne u. a. 2006, 147–151 Abb. II/91–92.
Türen aus der römischen Bildkunst. 261 Rabold 2005c, 171 Abb. 184 (Rekonstruktion nach
256 Reusch 1955, 187 (lichte Maße). Filgis/Sommer). Diese Zeichnung ist in einer an-
257 Nohlen 1998, 89. Die beiden Türflügel waren deren Perspektive zu sehen auch bei Zahrnt 2002,
nach innen zu öffnen, wurden aber aufgrund der 56 Abb. 36. Sie wird dort zwar mit dem Hinweis
­großen Höhe vermutlich nur selten – wenn über- auf W. Gagesch nach Vorgaben von Sommer ab-
haupt – benutzt. Zum alltäglichen Hinein- und gebildet, geht aber offenbar auf Filgis zurück.
Hinausgehen gab es eine weitere Tür in unmittel- 262 Eingartner 2011, 104; 106 f.: Straßenzug 65 im
barer Nähe. ­Süden mit max. 103,2 m ü. NN und vielen Spur­
258 Étienne u. a. 2006, 145–151 Abb. II/90–92 mit rinnen, Gehniveau des Ziegelbodens 104,4 m
­Verweis auf die Basilikabögen von Burnum. Zu ü. NN, Gehniveau der Basilika geschätzt 105,4–
­Burnum s. o. Anm. 242. 105,6 m ü. NN. Der Unterschied von der Straße
259 Die Tür auf der Westseite der Eingangshalle hat zum Bodenniveau der Basilika hätte demnach
im virtuellen Nachbau eine Breite von fast 6 m. 2,2–2,4 m betragen.
260 Vgl. Adam 1999, 163 Abb. 387 mit tuskischen

49
DIE 3D-REKONSTRUKTION DES RÖMISCHEN FORUMS VON LADENBURG

mehrere Stufen betretbar und gehört bereits der Zugänge kleiner als das Hauptportal ausge­
zur ersten Bauphase.263 Im digitalen Modell der fallen sein müssten.
Ladenburger Anlage wird die Idee eines Ein­
gangs auf den Schmalseiten dennoch nicht auf­
gegriffen. Die äußeren Portiken werden viel­
6 FUSSBODEN
mehr über die ganze Schmalseite der Basilika Keine Reste liegen vom Fußboden der Basilika
ohne Unterbrechung in einheitlicher Flucht vor. Das vom Hallenbau stammende Fundma­
fortgeführt.264 terial, das in Rastatt im Magazin des Landes­
Kein Zweifel besteht indessen daran, dass in amts für Denkmalpflege Baden-Württemberg
symmetrischer Anordnung je ein Durchgang aufbewahrt wird, konnte diesbezüglich jedoch
von der Basilika zu den Lichthöfen (Kap. 4.3) noch nicht vollständig ausgewertet werden, so
im hinteren Bereich des Gebäudes zu ergänzen dass nicht gänzlich ausgeschlossen ist, dass doch
ist, um eine direkte Verbindung zu den beiden noch Spuren davon überliefert sind. Das Gehni­
erschlossenen Treppenhäusern und Eckräumen veau bewegte sich sehr wahrscheinlich bei min­
herzustellen. Zur architektonischen Fassung destens 105,4 m ü. NN, wie der in situ entdeck­
der­artiger Nebeneingänge seien nur einige te Terrazzoboden aus dem südlichen Eckraum
­wenige Beispiele herangezogen, ohne eine aus­ und vielleicht auch Reste des römischen Aus­
führliche Erörterung in diesem Rahmen vor­ hubs im Mittelschiff der Basilika, dessen maxi­
zunehmen. Aufschlussreich sind Reste von ­einer male Höhe bei 105,1 m ü. NN gemessen wurde,
Tür in Diekirch, Luxemburg, Türfragmente nahelegen, so dass das sog. Aufgehende frühe­
vom kaiserzeitlichen Prytaneion von Ephesos rer Untersuchungen nicht etwa zum aufgehen­
und von einem schmucklos faszierten Türrah­ den Mauerwerk, sondern vielmehr zum im Bo­
men in den Trajansmärkten Roms.265 Das Tür­ den verankerten Fundament zu rechnen ist.267
gewände im Ladenburger Modell wurde mit Das Paviment war vermutlich auf einer etwas
einfachem Profil ausgestattet. Ob eine zusätz­ mehr als 10 cm hohen Kiesschicht analog zu
liche und leicht vorkragende Verdachung hin­ dem aus Steinbrocken bestehenden Unterbo­
zugekommen sein könnte, lässt sich schwer be­ den des Terrazzobelags im südlichen Eckraum
urteilen. Türkonsolen in Volutenform wie zum verlegt worden.268 Geht man vom 20 cm starken
Beispiel an der Celsus-Bibliothek oder am Estrich im südlichen Eckraum aus und rechnet
­Serapeion in Ephesos sind an den Ladenburger 10 cm für Bodenplatten hinzu, kann man das
Nebeneingängen jedoch wie generell in Ober­ Gehniveau der Basilika bei etwa 105,5 m ü. NN
germanien wenig wahrscheinlich.266 Über die ansetzen, was den Wert des Bodens im Eck­
Höhe und Breite der Türöffnungen an der raum minimal übertroffen hätte. Die Differenz
Rückseite der Basilika Ladenburgs kann man von rund 30 cm zwischen dem Aushub und dem
gleichfalls nur Mutmaßungen anstellen. Für die Terrazzoboden entspricht in etwa der Stärke
Proportionen gilt im Wesentlichen, was weiter des erhaltenen Estrichs und umreißt damit
oben im Zusammenhang mit dem Hauptein­ wohl die Dicke der Unterfütterung des aus
gang erörtert wurde. Die absoluten Maße kön­ Steinplatten bestehenden Fußbodens der Basili­
nen hingegen nicht herausgearbeitet werden. ka, wie Eingartner schlüssig anmerkt.
Man kann die Dimensionen nur eingrenzen Über den Charakter des Bodens, das Material
bzw. eine relative Aussage machen, nämlich da­ also, die Farben, eventuelle Muster und die
hingehend, dass die Nebeneingänge wegen der Größe der Platten, lässt sich nur spekulieren.
anzunehmenden Staffelung in der Wertigkeit Ein Terrazzoboden (opus signinum) ist im In­

263 Burnham u. a. 1995, 331; Burnham u. a. 1996, 394 f. werden können, weil die sog. Ausgleichsschicht
Abb. 3. vom Aushub zu den Mauern hin, die wenigstens
264 Wollte man seitliche Eingänge berücksichtigen, teilweise „mittelalterlich kontaminiert“ ist, wahr-
müsste man eine entsprechende Portalarchitek- scheinlich sogar vollständig nachrömisch sei,
tur nachbilden. wohingegen Eingartner den Aushub mit den Bau-
265 Zu Diekirch mit einer in der Laurentiuskirche arbeiten in Verbindung bringt und die Auffüllung
­erhaltenen monumentalen Tür eines römischen zumindest zum Teil für römisch hält. Die Datie-
Nebengebäudes einer villa rustica (Höhe 2,9 m, rung der Auffüllung zu den Mauern hin ist wegen
Breite Tür­schwelle 1,95 m): Metzler/Zimmer 1989, möglicher Störungen umstritten.
206 ­(Zapfenlöcher bezeugen zweiflügelige An- 268 Eingartner 2011, 46 (der „Kiesstreifen“ ist mehr
lage). Zu Ephesos: Steskal 2010, 177 f. Zu Rom: als 10 cm dick erhalten, ursprünglich wohl noch
Adam 1999, 166 Abb. 393. ­etwas dicker); ebd. 58 (Terrazzo-Fragment in situ
266 Zur Celsus-Bibliothek: Wilberg u. a. 1953, 18–23. aus südlichem Eckraum mit 20 cm Stärke und
Zum Serapeion: Vandeput 1997, 321 Taf. 88,3. ähnliches Bruchstück aus südlichem Treppen-
267 Eingartner 2011, 46; 72; 113. Dagegen Sommer haus); ebd. 64 f. 72 (insbesondere zur Kiesschicht
2012, 73–76, nach dem die Reste des Aushubs in bzw. zu dem „Kiesstreifen“, was als Bettung der
der Mitte der Basilika als Indiz für die nicht voll- Bodenplatten vorgeschlagen wird).
ständige Ausführung des Bauprojekts gewertet

50
2 / Basilika

nen­raum der Basilika im Gegensatz zum südli­ stellt.275 Der Riegeler Basilikaboden könnte des
chen Eckraum wenig wahrscheinlich. Stattdessen Weiteren aus hellem Kalkstein bestanden haben,
wäre ein Belag aus großen Steinplatten (opus wovon Fragmente gefunden wurden, die zu
­sectile) möglich, wie schon Eingartner vermutet ­einer Rekonstruktion des Bodens mit rechtecki­
hat, aber auch kleinere Mosaiksteine mit orna­ gen Platten veranlasst haben. Sandstein hin­gegen
mentalen Mustern oder vegetabiler Motivik kä­ lehnt der Bearbeiter der Basilika am Kaiserstuhl
men theoretisch in Betracht. Im sehr aufwendig ab, da dieses Material zu viel Licht geschluckt
gestalteten trajanisch-hadrianischen Hafentem­ hätte.276 Diese Beobachtung hat einiges für sich
pel von Xanten wurde opus sectile nachgewie­ und wird daher auf die Rekonstruktion des
sen.269 Eventuell stammen von diesem Sakral­ ­Ladenburger Beispiels übertragen. Berücksich­
bau auch dort zutage getretene Reste eines Zie­ tigung findet im Modell darüber hinaus, dass im
gelfußbodens in der Technik des opus spicatum, 2. Jahrhundert große Platten insgesamt bevor­
was in der Basilika von Lopodunum jedoch für zugt wurden.277
ebenso wenig naheliegend erachtet wird wie Die ungleichen Achsabstände der Säulen an
Terrazzo. Böden in opus sectile wiederum sind den Schmalseiten der Basilika, wie sie Eingart­
überdies auch in der prächtigen Peristylvilla ner in seiner Publikation vorschlägt, würden zu
von Bad Kreuznach (Mitte 2./3. Jh. n. Chr.) und größeren Unregelmäßigkeiten im Bodenbelag
in der monumen­talen konstantinischen Palast­ führen. Eine gleichmäßige Gestaltung wie in
aula von Trier belegt, um nur zwei weitere Ex­ der Basilica Ulpia wäre dann jedenfalls kaum
empel dafür anzuführen.270 mehr möglich, will man beides in Konkordanz
Große Fußbodenplatten in opus sectile kennt bringen. Es entstünde eine unrhythmische Struk­
man darüber hinaus zur Genüge von öffentli­ tur, die als weiteres Argument gegen eine solche
chen Bauten aus Rom. Zu denken wäre etwa an Rekonstruktion des Ladenburger Hallenbaus
die sog. Aula Regia, den zentralen Empfangs­ angesehen werden könnte. Doch muss einge­
raum der Domus Flavia aus dem Ende des räumt werden, dass etwa in der Aula Regia des
1. Jahrhunderts n. Chr.,271 die trajanische B
­ asilica Domitianspalastes in Rom Säulen und Platten­
Ulpia (geometrisches Bodenmuster, abwechselnd muster offenbar nicht korrespondierten und auch
Quadrate und Kreise aus unterschiedlich farbi­ der Plattenbelag der repräsentativen severischen
gen Steinplatten, an den Säulen offenbar Vier­ Forumsbasilika von Lepcis Magna keineswegs
ecke in der Ausdehnung der Säulenplinthen)272 vollkommen gleichmäßig verlegt war.278
und das hadrianische Pantheon273 (geometrisches Als Anhaltspunkt für die Dicke von Steinplat­
Bodenmuster aus Quadraten und Kreisen: roter ten – in der Berechnung weiter oben wurde von
Kreis in gelbem Quadrat und weißer Kreis in einem grob überschlagenen Wert von 10 cm
gelbem Quadrat im Wechsel mit Quadrat, bei ausgegangen – wird auf Marmorfußböden im
dem der Rand rot und der Kern weiß-grau aus­ augusteischen Hestia-Saal des Prytaneions von
gelegt ist). Ein Kreismuster ist zudem überlie­ Ephesos, der eine Stärke von nur 3 cm besitzt, so­
fert im Apsidenbau von Pompeji.274 Rechteckige wie in der Basilica Ulpia in Rom, dessen Dicke
Kalksteinplatten hat man im Vorraum des An­ mit 3–3,5 cm angegeben wird, verwiesen.279 Je
baus der Forumsbasilika von Saepinum festge­ nach Material erscheint allerdings auch eine

269 Trunk 1991, 236. Auch eine Mischung von Mate­ 276 Dreier 2010, 202, der offenbar dunklere Sand-
rialien ist denkbar. So war die Forumsbasilika von steinsorten im Sinn hat. Kalksteinplatten sind
Caerwent nur in den Interkolumnien mit Sand- zudem nachgewiesen in der Basilika von Triest
steinplatten ausgelegt, während der sonstige (Nünnerich-Asmus 1994, 213 Kat.-Nr. 33). Ver-
­Boden aus opus caementicium bestand. Dazu Ashby schiedene Gesteinssorten, etwa zur Unterschei-
u. a. 1909, 575. dung von Mittel- und Seitenschiff, wurden in
270 Zu Bad Kreuznach: Rupprecht 1986, 13 (nachge- der Forumsbasilika von Aquileia am Fußboden
wiesen wurden dort auch Terrazzo und Mosaik- ­eingesetzt (Nünnerich-Asmus 1994, 161). Vgl. die
bodenbelag). Zu Trier: Günter 1968, 25; Fontaine severische Basilika von Lepcis Magna mit Marmor­
2003, 134: Im Hauptschiff Fußbodenmuster aus platten. Dazu Ward-Perkins 1993, 62. Interes-
schwarzen Sechsecken und weißen Zwischenfel- sant ist ferner der basilikale Bau von Grand, Dép.
dern, in der Apsis rautenförmige Platten, in der Vosges, Frankreich, der eine Apsis mit einem
Vorhalle mehrfarbiger Boden. prächtigen ornamentalen Mosaik aufweist (s. o.
271 Balty 1991, 161–164; Connolly/Dodge 1998, 220; Anm. 146).
222; siehe auch Ziemssen 2011, 188 f. 277 So etwa Günter 1968, 25 (Pantheon).
272 Amici 1982, Taf. 2; Packer 1997/1, 233; 238; 262 278 Zu Rom: Connolly/Dodge 1998, 222. Zu Lepcis
Abb. 147; Meneghini 2015, 89 f. Es fällt die pronon- ­Magna: Ward-Perkins 1993, 56 Abb. 24 (in meh-
cierte Farbigkeit durch den Einsatz v­ erschiedener reren Reihen aus unterschiedlich großen Platten
kostbarer Materialien wie Pavonazzetto und parallel zur Längsachse).
­Giallo Antico auf (etwa weiß, gelb und rot). 279 Zu Ephesos: Steskal 2010, 175. Die Platten liegen
273 Günter 1968, 11; Coarelli 2000, 285. dort auf einem Kalkmörtelestrich, über dem eine
274 Zanker 1995, 98 (Rekonstruktion nach Mazois/ Mörtelbettung aus opus signinum folgt. Zu Rom:
Gau 1829, Taf. 37 Abb. 1). Packer 1997/1, 432.
275 Arnolds 2005, 233.

51
DIE 3D-REKONSTRUKTION DES RÖMISCHEN FORUMS VON LADENBURG

23 Innenraum der
Basilika, Blick nach
­Nordosten (3D-Re-
konstruktion).

e­ twas größere Stärke der Platten plausibel. Von durch verschiedene Materialien verdeutlicht.281
der umfangreichen Verwendung von Marmor Unterschiedliche Materialien darf man folglich
wie am ephesischen und an den stadtrömischen auch in der Stadt am Neckar vermuten. Als Far­
Beispielen kann im Ladenburger Hallenbau ben kommen Blassgelb, Rot, Weiß, eventuell
­wegen der immensen Fläche und der zu veran­ auch Grau in Frage, wobei die Qualität des
schlagenden Kosten im Umfeld eines Civitas- Fußbodenbelags in Ladenburg sicherlich nicht
Hauptortes nicht ausgegangen werden.280 Wahr­- mit der der genannten Beispiele aus der Tiber­
scheinlicher als dieses Material wäre etwa Kalk­ metropole vergleichbar gewesen sein wird. Zu­
stein. mindest von einem Kontrast aus hellen und
In Anlehnung an Bauwerke in Rom wie die dunklen Feldern wird man wohl ausgehen kön­
Basilica Ulpia und das Pantheon, die aus der nen. Vielleicht ist sogar mit der Verwendung
traja­
nisch-hadrianischen Ära und damit der farbiger Gesteinssorten, wie es im Modell ge­
gleichen Zeit stammen wie die Basilika von zeigt wird, zu rechnen (Abb. 23).
­Lopodunum, wird im virtuellen Nachbau eine
ähnliche Verzierung des Bodens in der in der
Kaiserzeit weit verbreiteten Technik des opus
7 GALERIE
sectile mit Kreis- und Quadratmuster im Wech­ In Ladenburg wird allgemein ein Obergeschoss
sel in einer etwas vereinfachten Form versucht. in Form einer Galerie ([de]ambulatoria) angenom­
Bisweilen ist an kaiserzeitlichen Basiliken eine men, die auf allen vier Seiten der Basilika über
Hierarchisierung in der Gestaltung der Schiffe dem Säulenumgang entlanglief, so dass man
am Boden zu beobachten. Das Mittelschiff wird hierbei typologisch auch von einer profanen
gegenüber den Seitenschiffen prächtiger ausge­ Emporenbasilika sprechen könnte.282 Auf der
stattet. Diese Gliederung wurde nicht zuletzt Galerie konnten sich die Besucher (ambulatores)

280 In der Provinz Obergermanien stand so gut wie die als Eingänge ähnlich wie bei der Basilica Iulia
kein Marmor zur Verfügung. In Frage käme etwa in Rom fungiert hätten (mit angenommener 7 m
Auerbacher Marmor aus Bensheim. Zu diesem weiter Bogenöffnung). Mylius unterbrach zudem
Marmor: Stoll 2001, 195. Mit Marmorplatten wa- die Empore auf der östlichen Langseite vor der
ren etwa die Basiliken von Lepcis Magna (s. o. Apsis. Um die davon getrennten Emporen im
Anm. 276) und Singilia Barba (Cerro del Castillón, Westen erreichen zu können, musste er zwei
Prov. Málaga, Spanien) (2CIL II 5, 794 = EDH: ­zusätzliche Treppenhäuser im Bereich der nörd-
HD031121) ausgelegt. lichen und südlichen Forumsportiken annehmen.
281 Etwa zu erkennen an der Basilica Aemilia, in der Die Emporen im Osten hatten auf der Ostseite
in den Seitenschiffen weißer und im Mittelschiff der Basilika ihre eigenen Treppenaufgänge (s. u.
polychromer Marmor verlegt war. Dazu Frey- Kap. 4.2). Zur Frage nach der Galerie vor der ­Apsis
berger 2009, 71; 2016, 113. Vgl. auch Anm. 276 zu s. u. Kap. 3.2. Zweistöckige Basiliken kennt man
­Aquileia. darüber hinaus etwa aus Kempten (Weber 2000,
282 Eingartner 2011, 122 f. Im Gegensatz zu Eingartner 57), von der Basilica Ulpia in Rom (Packer 1997/1,
setzt Mylius 1952, 62 f. eine Empore nur auf den passim) sowie der jüngeren Basilika in Nyon, wo
Langseiten an, während er zwei hohe vitruviani- die Empore über vier in den Gebäudeecken be-
sche Chalkidiken an den Schmalseiten vermutet, findliche Treppen zugänglich war (Rey-Vodoz u. a.

52
2 / Basilika

vom Publikumsverkehr und der Geschäftigkeit gunsten einer flachen Kassettendecke gänzlich
im Mittelschiff fernhalten und ungestört flanie­ verzichtet (s. u. Kap. 2.11).
ren oder sich zu wichtigen und vertraulichen Die Galerie im Obergeschoss muss durch ei­
Gesprächen zurückziehen.283 ne Brüstung zwischen den Säulen, an denen
Zur Konstruktionsweise ist festzustellen, dass nach der Publikation von Eingartner kaum
in der 1998 veröffentlichten Abhandlung zu Lo- Zweifel bestehen können, eingefasst gewesen
podunum von Sommer in einer zeichnerischen sein.287 Solche Schranken bestanden in der An­
Wiederherstellung Tonnengewölbe unter der tike aus Stein,288 Metall289 oder Holz.290 Obwohl
Empore gezeigt werden, die auf Überlegungen beispielsweise in Pergamon die Nordhalle des
von Mylius zurückgehen.284 Auch das Mittel­ Traianeums aus dem beginnenden 2. Jahrhun­
schiff wurde im Übrigen von Mylius mit Ge­ dert n. Chr. von einer edlen Marmorbalustrade
wölben rekonstruiert. Einen schnellen Über­ bestimmt ist, wird in der römischen Architektur
blick über die Verwendung von Gewölbe in der im Allgemeinen von einem Metallgitter oder ei­
Hallenarchitektur der frühen und mittleren nem Holzgeländer ausgegangen, was gewiss
Kaiserzeit zu gewinnen, ist nicht einfach. Am auch eine erhebliche Gewichtseinsparung und
Augustusforum wird in den Portiken ein Ton­ deutliche Kostenreduzierung mit sich brachte.
nengewölbe vermutet, das weitgehend aus Holz Dies erscheint somit auch in Ladenburg für die
bestand.285 Das von Heinrich Bauer für die au­ Empore naheliegend. Zudem wird das Licht
gusteische Basilica Aemilia angenommene Ton­ von einer durchbrochenen Balustrade aus Holz
nengewölbe im Attikageschoss wird hingegen oder Metall weniger abgehalten als von einer
inzwischen bestritten.286 Auf Gewölbe dieser massiven Steinverschrankung. Dass eine Brüs­
Art wird in der Computerrekonstruktion des tung (lat. cancellus) ein wichtiger Teil eines Fo­
Hauptgebäudes am Ladenburger Forum zu­ rums war, lehren lateinische Baustiftungen. In

2003, 40). In Ordona wird wegen der beträchtlichen Freyberger 2009, 72, dass man von der Empore der
Höhe der Säulenfundamente von 2,45 m eine Basilica Aemilia das Geschehen im Innern sehr
­Empore ebenfalls für möglich gehalten (Walthew wohl hat verfolgen können. Freyberger 2016, 121
2002, 71). vermutet, dass Besucher von den Emporen der
283 Vitr. 5,1,5; Arnolds 2005, 123–125.; von Hesberg Basiliken Roms aus den Gerichtsprozessen im
2005, 130–141. Mittelschiff beiwohnen konnten. Speziell zur Jus-
284 Sommer 1998, 140 Abb. 37. Die Tonnengewölbe tierung eines Gitters an Pfeilern und Säulen siehe
der Rekonstruktion sind vermutlich inspiriert das Poblicius-Grab in Köln. Dazu Precht 1975, 70.
worden von der erheblich jüngeren Maxentius- 288 Eine Marmorbrüstung mit diagonal sich schnei-
Basilika in Rom. denden Stäben und Halbrundmustern b ­ efindet
285 Bauer 1988a, 186–188 mit Abb. 80; Meneghini sich an der rekonstruierten Stoa des Attalos II. in
2015, 36 f. Athen (Original aus dem 2. Jh. v. Chr.). Dazu etwa
286 Bauer 1988b, 202. Dagegen Lipps 2011, 82, der fest- Bachmann 2011a, 74 Abb. 1; 80. Weiterhin können
stellt, dass die Auflager auf den Architraven zu massive Marmorbrüstungen am hellenistischen
schmal für Gewölbe seien. Frühe Tonnengewölbe Athena-Heiligtum und am kaiserzeitlichen Traia-
finden sich etwa an den Läden der Basilica Aemi- neum, beide in Pergamon, angeführt werden.
lia. Dazu Freyberger 2009, 212 (2./1. Jh. v. Chr.). Ein Zum Athena-Heiligtum: Kästner 2011, 188–190
Beispiel für spätere Tonnengewölbe bieten etwa (reliefiert). Zum Traianeum: Stiller 1895, 41; 50.
die Caracalla-Thermen. Dazu DeLaine 1997, Blatt 5 Die beiden letzten Beispiele bieten auch gute
Mitte (Palästrahalle mit horizontalem Architrav). Ver­gleiche für die Höhe einer Brüstung, die in
Von Segmentbögen geht man an den Seitenschif- Pergamon durchschnittlich 1,15 m Höhe erreichte.
fen der Basilica Ulpia aus. Dazu Packer 1997/1, ­Jurakalk hingegen wurde als Material der ­kaiser-
440 f. zeitlichen Brüstung um einen Zierteich der Villa
287 Vgl. Vitr. 5,1,5, der bezüglich italischer Basiliken von Welschbillig nachgewiesen, die durch die
eine Brüstung (pluteum) erwähnt, die als durch­ steinernen Pfosten mit Kopfdarstellung berühmt
gezogene Mauer zu verstehen ist, deren genaue ist. Dazu Wrede 1972, bes. 20. Die Höhe beträgt in
Position aber nicht ganz klar ist. Er spricht von Welschbillig 0,85–1,01 m. Überdies sei noch ­ergänzt
­einer Anbringung zwischen den unteren und obe- eine Blendbrüstung aus Stein an der repu­blika­ni­
ren Säulen und meint d ­ amit wohl, dass die oberen schen Porta Marzia, Perugia, mit sich mehrfach
Säulen auf dieser Verschran­kung wie auf einem schräg schneidenden Gitterstäben. Dazu Arachne
Podest stehen. Vitruv äußert sich dabei bezüglich 2100042 (2. Jh. v. Chr.).
der Höhe der Brüstung überraschend. Er gibt an, 289 Vgl. die Rekonstruktion der Basilica Ulpia, die im
dass sie ein Viertel niedriger hergestellt werden Innern ein Gitter mit sich schräg schneidenden
soll als die Säulen des Obergeschosses, so dass Metallstäben aufweist. Dazu Packer 1997/1, 270 f.
man folglich nicht hätte hinunterschauen und die Abb. 151; 277 Abb. 153; Meneghini 2015, 91.
Geschäftsleute beobachten können. Von Hes- 290 In Termessos in Pisidien, Türkei, existiert in einer
berg 1980, 134 nimmt diesen Gedanken auf und Grotte ein hellenistisches Grab mit einer aus Stein
schreibt im Zusammenhang mit der Basilica Ulpia, angedeuteten Balustrade, die ein Gitter mit sich
dass die dortige Brüstung somit fast 3 m hoch diagonal kreuzenden Stäben imitiert. Möglicher-
gewesen sein müsste und den Blick nach unten weise bestanden die Vorbilder solcher Balustra-
komplett versperrt hätte. Siehe auch Ohr 1991, 83; den aus Holz. Vgl. Lanckoroński 1892, 65 Abb. 17.
Arnolds 2005, 176. Im Gegensatz dazu formuliert

53
DIE 3D-REKONSTRUKTION DES RÖMISCHEN FORUMS VON LADENBURG

zwei Inschriften aus Granada (Iliberri Florentia) fend sind die aufragenden Wände von Laden­
in Spanien wird der Terminus in der Formulie­ burg ebenfalls etwas weniger breit anzu­setzen
rung „cum cancellis“ im Sinne eines Geländers, als ihr Fundament.294 Da das Gebäude von
das nach einem Ergänzungsvorschlag in den in- ­Lopodunum zudem höher gewesen sein muss als
tercolumnia angebracht war, explizit für Forum der Bau in Oberndorf-Bochingen, wird man im
und Basilika erwähnt.291 Ob damit Geländer in Erdgeschoss mit einer Mauerstärke von ca. 1 m
einer Basilika oder etwa auch in einer Portikus nicht völlig falsch liegen. Ein Vergleich mit
gemeint sind, lässt sich aus den Quellen jedoch ­anderen Basiliken ist ebenfalls aufschlussreich.
nicht zweifelsfrei folgern. So finden sich an Beispielen in Ordona, Alba
Für die Galerie im 3D-Modell fiel die Ent­ Fucens und Glanum Wandstärken von 0,65 m
scheidung zugunsten eines vergleichsweise ein­ bis etwa 1 m.295 Bei größeren Bauten über Basi­
fachen Metallgitters mit sich schräg kreuzen­ liken hinaus stößt man überdies immer wieder
den Stäben mit vier- bzw. rechteckigem Durch­ auf Wandbreiten von rund 1 m. So entspricht
messer (Abb. 23). beispielsweise die Dicke der Cella­ mauer des
Tempels für Hadrian und Antoninus Pius in
­Sagalassos aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. die­
8 AUSSENMAUER sem Wert.296 Für die Wandstärke von mehr­
Bevor die Außenmauern in ihrer Gliederung stöckigen Privat­häu­sern in der ­Colonia Ulpia
genauer behandelt werden, soll zunächst deren Traiana ­(Xanten) werden immerhin 0,45–0,6 m
Wandstärke eingegrenzt werden. Die Funda­ angegeben.297 Der beachtliche Spitzenwert von
mente sind im Bereich der Außenmauern an ih­ 2,7 m wurde bei der spätrömischen Palastaula
rem oberen Teil ca. 1,35 m breit.292 Blickt man von Trier gemessen.298
auf die villa rustica von Oberndorf-Bochingen, Die erschlossene Höhe der Außenmauer der
so liegt hier an einem Nebengebäude eine Basilika von Lopodunum vom Bodenniveau des
­Außen­mauer von 0,5–0,55 m Stärke bei einer Erdgeschosses bis zur Dachtraufe liegt bei ca.
Fundamentbreite von 0,5–0,6 m vor.293 Die 15,2 m. Passt dieser Wert zur kaiserzeitlichen
Wände sind also geringfügig schmaler als das Architektur? Was weiß man über die Wand- und
Funda­ment. Eine derartige Abnahme der Dicke Gebäudehöhen anderer römischer Bauwerke
ist als Normalfall zu betrachten. Daran anknüp­ nördlich der Alpen? Hier eine kleine Auswahl

291 CIL II 2083 (= CIL II 5507 = CIL II² 5, 633 = EDH: hältnis von Fundamenttiefe zur Wandhöhe hat
HD030482): „fori et basilicae in/[tercolumnia? cum ca] sich Dreier 2010, 172 mit Verweis auf den spätan-
ncellis et trabaec(u)lis(!) et postibus pecunia sua exor­ tiken Autor Palladius und die Mappae Clavicula
nata“; CIL II 2084 (= CIL II 5508 = CIL II² 5, 634 = Gedanken gemacht. Dreier 2010, 173 setzt in Rie-
EDH: HD030485): „f]ori et basilicae [intercolumnia? gel bei den Außenwänden der Jüngeren Basilika
cum cancellis]/[et tra]baeclis(!) et postibus [pecunia für das Verhältnis von Fundamenttiefe zur Wand-
sua exornata“. höhe einen Wert von 1:6 an. In Ladenburg, aus-
292 Eingartner 2011, 35 und Taf. 11 oben (Mauer 184). gehend von der geschätzten Höhe der Wände
In ihrem unteren Bereich ist die Umfassungs- von Mylius 1952, 59–66, lägen ihm zufolge hin-
mauer 2,1 m breit. Zum Vergleich einige Maße an- gegen eher 1:5 oder 1:4 vor (ebd. 174 Anm. 63).
derer römischer Bauwerke: Die Breite der Funda- Doch hängt sein Ergebnis davon ab, was in La-
mente vom Kapitolstempel von Xanten beträgt denburg zu den Fundamenten genau gehört und
bis zu 3,6 m bei einer Tiefe von bis zu 6 m. Dazu ob es Gewölbe in der von Mylius vorgeschlage-
Precht 2008a, 292–294. Die Substruktion der Au- nen Form wirklich gegeben hat (s. o. Kap. 2.7). Die
ßenmauern des Apsidenbaus in Xanten kommt erst später publizierten Resultate von Eingartner
auf der Sohle auf bis zu 2 m Breite. Dazu ebd. 295. 2011 konnte er noch nicht berücksichtigen. In je-
Fast 2 m Breite weist auch das Fundament der dem Fall wollte man in Ladenburg offenkundig
Portiken des Xantener Hafenheiligtums auf. Vgl. kein Risiko eingehen und errichtete ein umfang-
Schalles 2008, 314 Abb. 190. reiches System aus massiven Substruktionen (s. o.
293 Sommer 2011, 253–255 (Gebäude 4), wo auch Maße Anm. 76).
des größeren Gebäudes 3 derselben villa ­rustica an­ 295 Walthew 2002, 63; 65 (Basilika von Ordona mit
geführt werden (ebd. 255 f.). Die zitierten Wände ­einer Wandstärke von ca. 0,6 m auf einem Funda­
sind umgestürzt. ment von ca. 0,9 m Breite); ebd. 9 f. (Alba Fucens
294 Die Fundamente können nur einen relativen und mit bis zu 1,1–1,17 m Wandst.) und ebd. 114 Abb. 14A
damit vagen Anhaltspunkt für die genaue Bestim- (Glanum mit etwa 1 m Wandstärke im Norden,
mung von Wandstärke und -höhe bieten. Eine Westen und Osten).
feste Relation ist nicht zu beobachten. Die Breite, 296 Lanckoroński 1892, 147 Abb. 119. Zum Tempel siehe
Tiefe und Bauweise von Fundamenten (Schalung, auch Waelkens/Poblome 2011, 105–107.
Mörtel, Verbreiterung nach unten, Absätze usw.) 297 Kienzle 2008, 416.
hängen nicht nur von der Gebäudehöhe ab, die 298 Reusch 1956, 21: Breite der Fundamente 4 m, Tiefe
wiederum in Zusammenhang mit der Konstruk- der Fundamente 4–6 m, Breite der westlichen
tion zu sehen ist (Stein, Fachwerk, Gewölbe, Ge- Umfassungsmauer einschließlich Blendlisenen
schosse, Decke usw.), sondern auch von der Be- 2,7 m. Günter 1968, 66 gibt die Wandstärke der
schaffenheit des Untergrundes (Fels, Sand, Lehm, westlichen Umfassungsmauer ohne Blendlisenen
Feuchtigkeit usw.) und der Lage im Gelände (Gip- mit 1,83 m an.
fel, Ebene, Tal, Hang, Flussufer usw.). Zum Ver-

54
2 / Basilika

von antiken Beispielen aus Baden-Württemberg eine ursprünglich mehr als 14 m hohe römi­
und Luxemburg: sche Giebelwand aus Stein entdeckt, die zu
– Ladenburg, Baden-Württemberg: Ein Raum einem Nebengebäude des Gutshofes gehörte
aus dem jüngeren Prätorium von Kastell I in und in der Kaiserzeit ebenfalls umgestürzt ist.
Ladenburg, dessen Reste in der Kirchenstraße Die Breite der Fundamente aus Sandstein­
unterhalb des Forums freigelegt wurden, lässt quadern beträgt bis zu 1,6 m, was den Werten
sich mit einer Höhe von etwa 5,5 m Höhe re­ in Ladenburg mit 2,1 m im unteren und
konstruieren.299 1,35 m im oberen Fundamentbereich der
– Rottweil, Baden-Württemberg: Das zweige­ Außen­ mauer recht nahekommt. Die große
schossige Stadthaus aus römischer Zeit in Breite in Hechingen-Stein erklärt sich durch
Rottweil hat eine Höhe bis zur Dachtraufe die Hanglage und Höhe des rund 17 × 20 m
von etwa 7 m.300 großen Gebäudes.304
– Diekirch, Luxemburg: Die St. Laurentiuskir­ Gerade das letzte Beispiel aus Baden-Württem­
che von Diekirch bewahrt die Steinwände ei­ berg erinnert an die vermutete Höhe der Um­
nes 10 × 18 m messenden Nebengebäudes ei­ fassungsmauer der Basilika von Ladenburg und
ner ehemaligen römischen Villenanlage. Die bekräftigt damit die für dieses Bauwerk abge­
Wände erreichen eine Höhe von bis zu 7 m.301 schätzten Dimensionen.
– Oberndorf-Bochingen, Baden-Württemberg,
villa rustica, Gebäude 3: Bei dem 15 × 18 m Außenseite
großen Nebengebäude des Gutshofes von Über das Erscheinungsbild der Außenseite der
Oberndorf-Bochingen, das wohl als Speicher Basilika ist nichts bekannt. Die eigentlichen
und Stall diente, konnten eine Traufhöhe von Mauersteine waren wohl weder an der Innen-
7,1–7,2 m und eine Firsthöhe von 12 m nach­ noch an der Außenseite sichtbar.305 Im Allgemei­
gewiesen werden. Der Bau ruhte auf 90 cm nen waren römische Wände verputzt oder mit
breiten und ähnlich tief hinabreichenden Steinplatten verkleidet. In Ladenburg ist zu ver­
Fundamenten. Die Wände bestehen ganz aus muten, dass die Außenwände mit Mörtel ver­
Stein.302 putzt waren, ähnlich wie dies an der Palastaula
– Oberndorf-Bochingen, Baden-Württemberg, in Trier, einem Ziegelbau mit zweilagigem grau-
villa rustica, Gebäude 4: Bei einem weiteren weißem Kalkverputz, dessen oberer Schicht zu­
Nebengebäude derselben Anlage von Obern- sätzlich noch Ziegelsplitt beigemischt wurde,
dorf-Bochingen, das eine Fläche von 10 × 15 m festzustellen ist.306 Unterputz schützt dabei vor
hat, lässt sich die Traufhöhe sogar mit 7,5 m dem Eindringen von Feuchtigkeit. An der
bestimmen. Sowohl die West- als auch die Außen­seite der Curia Iulia in Rom bestand der
Südwand, die beide aus Stein bestehen, sind obere Teil aus einfachem Putz oder Stuck, ein
vermutlich schon in antiker Zeit umgefallen. schönes Mauerwerk aus Quadersteinen vortäu­
Die Langseite war durch einen 5,5 m hohen schend, während der untere Teil prächtig mit
und über 3 m breiten Torbogen und zwei Marmor verkleidet war.307 Einen Eindruck vom
symmetrisch angeordnete kleine Rundbogen­ ehemaligen Aussehen einer kaiserzeitlichen Ge­
fenster von 0,8 m Breite und 2 m Höhe ge­ bäudewand kann der Nachbau der römischen
gliedert. Der Dachfirst liegt bei einer Höhe Villa Borg im Saarland (Lkr. Merzig-Wadern)
von 12 m. Die Mauerstärke beträgt, wie vermitteln, bei dem großflächig weißer Verputz
weiter oben bereits dargelegt, 50–55 
­ cm. verwendet wurde.
Das Fundament reicht max. 60 cm in den Die Sockelzone könnte in Ladenburg durch
­Boden.303 rote Farbe vom Rest der Außenwand abgesetzt
– Hechingen-Stein, Baden-Württemberg, Ge­ gewesen sein, so wie in Riegel freigelegte Bro­
bäude M: Bei der villa rustica von Hechingen- cken mit pompejanisch-rotem Farbauftrag dem
Stein wurde in den vergangenen Jahren sogar unteren Teil der Basilikawand zugewiesen wer­

299 Sommer 1998, 96; 1999b, 163; 175; 177 Abb. 19; 180; 304 Kortüm 2012a, 171 (Höhe bis zur Dachtraufe);
190: nachgewiesene Höhe 5,35 m. Es h ­ andelt ­Kortüm 2016, 191–195.
sich allerdings um Fachwerkbauweise. Die Pfos- 305 Oder nur zum Teil wie bei den rekonstruierten
ten waren nach der Einschätzung Sommers in Wirtschaftsbauten der villa rustica im E
­ uropäischen
0,4–0,5 m breite und bis zu 0,8 m tiefe G­ räbchen Kulturpark Bliesbruck-Reinheim in Gersheim-
eingesetzt. Die Wanddicke betrug insgesamt Rein­heim, Saarpfalz-Kreis, Saarland, doch sind
28 cm bzw. 25–27 cm, je nachdem, ob die Außen- Wirtschaftsbauten nicht mit repräsentativen
seite ebenfalls verputzt war oder nicht. Gebäuden wie Forumsbasiliken gleichzusetzen.
300 Sommer 2001, 495 Abb. 18. Zu Bliesbruck-Reinheim: Sărăţeanu-Müller 2012,
301 Metzler/Zimmer 1989, 206. 111 (Abb. des Nebengebäudes B 1 links).
302 Sommer 2011, 255 f. 306 Goethert/Weber 2010, 162 (konstantinisch).
303 Sommer 2011, 253–255. Die Fundamenttiefe ist bei 307 Coarelli 2000, 72–75. Weitere Lit. zur Curia Iulia
diesem Beispiel erstaunlich gering. s. o. Anm. 185.

55
DIE 3D-REKONSTRUKTION DES RÖMISCHEN FORUMS VON LADENBURG

den, wohingegen an der Basilika von Pompeji die Weitere Gestaltungsmöglicheiten für eine
gelbe Sockelzone von einem darüberliegenden Außenfassade können in die Diskussion einge­
etwa 30 cm messenden weinroten Band abge­ bracht werden. An den Außenwänden römi­
schlossen wurde.308 Für viele römische Gebäude scher Zeit täuschen bisweilen rote Linien Mau­
ist gleichwohl eine rot getünchte Sockelzone be­ erwerk aus großen Quadern vor. Nicht nur bei
legt. Für Baden-Württemberg liefert das Bad II Kastellen ist ein derartiger Verputz gut be­
in Rottenburg (Sumelocenna; Lkr. Tübingen) ein legt.312 Mauerwerk aus Quadersteinen wird, wie
Beispiel dafür. Rötlich gefärbte Putzreste sind an bereits gesehen, auch an der Curia Iulia imitiert.
dieser Thermenanlage in Raum A an einer bis zu An der konstantinischen Palastaula in Trier hat
einer 0,76 cm hoch erhaltenen Wand im unte­ man außerdem Malerei an der Fensterlaibung
ren Bereich in situ erhalten.309 Als Beweis dafür, festgestellt.313 Eine Gestaltung dieser Art ist in
dass eine rote Sockelzone an der Außenseite einer Ladenburg denkbar, wird im Modell allerdings
­Forumsbasilika eingesetzt wurde, kann Caerwent nicht verwirklicht.
(Venta Silurum)310 in Britannien angeführt wer­ Die weitgehend glatte Oberfläche der Laden­
den, so dass schließlich auch in Lopodunum burger Basilika könnte überdies durch Eckpfei­
kaum Zweifel daran bestehen und angepasst an ler, Wandpilaster und Lisenen vertikal geglie­
die Proportionen von einem vielleicht 1,5–2,0 m dert gewesen sein. Eckpfeiler sind etwa aus
hohen farbigen Bereich auszugehen ist. Köln, Xanten und Italien vielfach bezeugt.314
Oberhalb der Sockelzone ist mehr oder weni­ Lisenen gelten zwar als typische Scheinarchi­
ger weißer Rauputz zu vermuten, wenngleich tektur der Spätantike, können aber auch schon
im Hinblick auf Rom und andere Städte des Im­ für die frühere Zeit nicht völlig ausgeschlossen
perium Romanum auch feiner Stuck möglich werden, wohingegen Wandpilaster gängige
erscheint.311 Im Modellnachbau der Ladenbur­ Praxis der gesamten kaiserzeitlichen Baukunst
ger Basilika wird Stuck als weniger wahrschein­ sind.315 Eine weitere grundsätzliche Baulösung
lich erachtet und dafür weißem Putz der Vorzug wären Blendarkaden, doch ist diese Form erst
eingeräumt. in der Spätantike – wie es scheint – üblich, so

308 Zu Riegel: Dreier 2010, 202 (Ältere Basilika?). Zu Fenster auf der Außenseite ebenfalls rot umran-
Pompeji: Ohr 1991, 6: Die Sockelzone erreichte det (s. o. Anm. 312). Im Ladenburger Modell wurde
etwa „Mannshöhe“. hierauf verzichtet. Zu Begleitstrichen an inneren
309 Gaubatz-Sattler 1999, 194 (Raum A), siehe auch Fenstergewänden s. u. Kap. 2.10.
193 Abb. 128 mit Resten vom roten Außenverputz 314 Am Grabmal des L. Poblicius in Köln aus der Mitte
am Präfurnium. des 1. Jh. n. Chr. sind kannelierte Eckpilaster am
310 Ashby u. a. 1909, 571 („pinkish-brown“). Unterbau zu erkennen, wohingegen von uns in
311 Feiner weißer Stuck ist z. B. an der Basilika von Ladenburg Kanneluren an dieser Stelle wie auch
Pompeji nachgewiesen. Dazu Ohr 1991, 6. bei den Säulen im Innern der Basilika und an den
312 Etwa am Kastell von Weißenburg und am Kastell Portiken des Forums für weniger wahrscheinlich
von Wörth (Klee 2013, 104 mit Abb. 64, ­welche erachtet werden und folglich weggelassen wurden.
eine Nachbildung in der Saalburg zeigt). An der Zum Poblicius-Grab: Precht 1975, 46. In Xanten
Kastellmauer von Ladenburg sind außerdem Mör- weist beispielsweise der Apsidenbau, ebenfalls
telleisten, auf denen eine Scheinfuge ­eingedrückt aus dem 1. Jh. n. Chr., Ecken auf, die laut Precht
war, nachgewiesen (Sommer 1998, 91 f. Abb. 8). 2008a, 295 durch „Mauervorlagen verstärkt bzw.
Zur Möglichkeit eines roten Fugenstrichs bei akzentuiert sind“. Auf drei Seiten sind dort zudem
Wohnbauten: Zelle 2008, 444. Die Außenwand die Innen- und Außenwände durch Pfeiler bzw.
des Mars-Lenus-Tempels auf dem Martberg bei ­Lisenen, wie es bei Precht heißt, gegliedert. Für
Pommern an der Mosel (Lkr. Cochem-Zell, Rhein­ Italien kann als Muster der sog. Tempel des Deus
land-Pfalz) ist im Nachbau dagegen weiß ge­ Rediculus aus antoninischer Zeit für Eckverstär-
tüncht worden und weist keinen Quaderstrich kungen angeführt werden. Dazu Stemmer 1988,
auf. Dazu etwa Thoma 2006, 53 Abb. 30. Vgl. auch 227 mit Abb. rechts. Hierbei handelt es sich um
Reste von rotbraunem Verputz, die der Außen- ­einen tempelartigen Grabbau für Annia Regilla, die
seite der Cella des Tempels auf dem Martberg Ehefrau des Herodes Atticus, das um 160 n. Chr.
­zugewiesen werden: Nickel u. a. 2008, 64. Zu ro- nahe der Via Appia bei Rom errichtet wurde.
tem Fugenstrich am Theater in Augst: Hufschmid 315 Lisenen im Sinne von vorgeblendeten Wandvor­
1998, 83. Zu rotem Fugenstrich am Epona-Tempel sprüngen ohne primär tragende Funktion wur-
in Kempten: Ludwig 2008, 45. den etwa an der Außenseite der Außenwand des
313 Verputz und Stuck aus römischer Zeit sind im spätrömischen Prätoriums in Köln aus dem 4. Jh.
Fensterbereich von Trier teilweise erhalten. Wäh- n. Chr. entdeckt. Dazu Precht 1973, 35; 82 (dort
rend die Außenwand hell verputzt war, waren die als Pilaster bezeichnet). Mit Bogen als oberer Ab-
Fensterlaibungen rot verziert und besaßen Ran- schluss kombiniert finden sich Lisenen an der
kenwerk. Dazu Reusch 1955, 190–192; Goethert/ ­Außenseite der Palastaula in Trier. Siehe Foto bei
Kiessel 2007, 309 zum grauweißen Kalkputz. ­Goethert/Kiessel 2007, 305 Abb. 2. Frühere Bei-
Siehe auch die Rekonstruktionszeichnung von spiele für Lisenengliederung lassen sich aus Xan-
L. Dahm in Bolognesi Recchi Franceschini 2003, ten (Hafentempelbezirk) und Ostia (Kapitol) an-
125 Abb. 2 mit roter Rahmung der äußeren Fens- führen. Zu Xanten (2. Jh. n. Chr.): Schalles 2008, 315
teröffnungen. Am Nachbau des Mars-Lenus-Tem- (Portikusrückwand auf der Nordseite des Tempel-
pels im Archäologiepark Martberg hat man die bezirks). Zu Ostia (hadrianisch): Grüßinger 2001,

56
2 / Basilika

dass diese Architekturform für die Basilika von über die mögliche Gestaltung dieses Bauteils
Ladenburg, die im ersten Drittel des 2. Jahr­ eine recht gute Vorstellung von den Resten des
hunderts n. Chr. errichtet wurde, nicht in Frage Heiligtums des Apollo Grannus in Faimingen.320
kommen dürfte.316 Auch das einem Vorbild aus der villa rustica
Im virtuellen Nachbau wurde eine leichte von Oberndorf-Bochingen nachempfundene
Eckverstärkung eingesetzt. Für eine regelrechte Wirtschaftsgebäude der Villa in Reinheim mit
Lisenen- oder gar Pilasterreihe zum Hof hin einem Kranzgesims in Form eines Karnies bie­
wäre im Fundamentbereich dagegen mit Vor­ tet einen interessanten Vergleich.321 Am oberen
sprüngen zu rechnen, so wie sich am Apsiden­ Ende der Außenwand wie auch am Obergaden
bau unter dem Kapitol von Xanten und an der könnte in Ladenburg ein ähnlich aussehendes
Thermenhalle der gleichen Stadt entsprechen­ Gesims vorhanden gewesen sein, ergänzt viel­
de Wandvorsprünge am Unterbau tatsächlich leicht um ein Konsolengeison, das dem weiter
abzeichnen.317 In Ladenburg ist am Fundament oben besprochenen Konsolenfragment ähnelt.
jedoch weder an der Innen- noch an der Außen­ Die Konsole des in Ladenburg entdeckten Bruch­
wand eine solche regelmäßige Unterbrechung stücks wirkt allerdings mit einer Breite von
zu beobachten.318 ­etwa 13 cm recht schmal, so dass fraglich ist, ob
Gibt es auch keine Anzeichen für eine verti­ der Fund unmittelbar auf die Außenseite über­
kale Gliederung, so ist die Wahrscheinlichkeit tragen werden kann. Er kann jedoch als Vor­lage
hoch, dass die Außenseite durch einen horizon­ für ein Bauelement dieser Art herange­zogen
talen Gesimsstreifen (Gurtgesims) zwischen werden. Ein Zahnschnitt, wie er gelegentlich
Erd- und Obergeschoss in zwei Zonen geglie­ ebenfalls an römischen Prachtbauten vor­kommt,
dert war. Möglicherweise war die Trennung wurde im Ladenburger Modell nur am Portal
mit einem Faszienarchitrav und einem Fries­ eingesetzt, da dieser Teil einer Anlage in der
band markiert, doch wurde im Modell lediglich Regel besonders reich geschmückt war. Das
eine einfache Leiste angenommen.319 Fährt vorspringende Kranzgesims am Übergang zum
man mit dem Traufgesims fort, so erhält man Dachbereich schließlich verdeckte und schützte

309 (Außenseite des Tempels). Lauter 1986, 142 f. Ähnliches ließe sich auch über die von fünf Rund-
beschreibt zudem ein hellenistisches Grab in bögen bestimmten Eingänge der mit Lopodunum
­Alexandria, das einem Peristyl ähnelt und im etwa gleichzeitigen Forumsbasiliken von Burnum
Obergeschoss eine durchgehende Mauer mit (Reisch 1913, Beibl. 112–115 Abb. 30–31) und Sarmi­
­Lisenengliederung aufweist. Einen weiteren Fall zegetusa (Étienne u. a. 2006, 145–151 Abb. II/91–92)
aus dem Hellenismus führt er aus Stratonikeia in sagen. Ein Modell des Steinforums 2 von Augst
Karien an, wo Lisenen in Verbindung mit dem schließlich, entstanden 1938, zeigt große Rund­
­hellenistischen Gymnasion als Verzierung der bögen an der Basilika auf der Hofseite. Dazu
­halbrunden Apsis zur Sprache kommen (ebd. 233). Berger 1998, 105 Abb. 83 (Modell von W. Eichen-
Im Zusammenhang mit der frühkaiserzeitlichen berger 1938).
Basilika von Roselle (Rusellae) erwähnt Arnolds 317 Zum Apsidenbau (innen und außen): Precht
2005, 226 schließlich Lisenen an der Innenseite 2008a, 295; 297 Abb. 178. Zur Therme: Zieling 1999,
der Außenwand. 49 (außen). Hierbei ist der Aufriss mit Bögen wie
316 Für Blendarkaden können aus dem 4. Jh. n. Chr. an der spätantiken Palastaula von Trier ergänzt
Beispiele an der Palastaula und den ­Horrea bei worden. Pfeiler, die erst an der Fundamentober-
St. Irminen in Trier angeführt werden. Dazu kante aufgesetzt sind und sich somit im Unter-
Reusch 1965, 45 Abb. Als Stützkonstruktion gibt bau nicht abzeichnen, wurden hingegen an der
es Bögen in Rom bereits am r­ epublikanischen Außenmauer des Bezirks des Kapitols von Xanten
­Tabularium (Außenseite, über zwei Etagen,­­ kom- nachgewiesen. Dazu Precht 2008a, 301.
biniert mit Halbsäulen), an der B ­ asilica ­Aemilia 318 Nur an der Flucht des T-förmigen Pfeilers zur
(über zwei Etagen, kombiniert mit ­Halbsäulen), nördlichen Außenmauer hin wird an der Innen-
am frühkaiserzeitlichen Marcellus-­Theater ­(Außen- wand der Ladenburger Basilika wegen eines Fun-
seite, über zwei Etagen, k ­ ombiniert mit Halbsäu- damentvorsprungs ein Pilaster vermutet (s. u.
len), am flavischen Kolosseum ­(Außen­seite, über Kap. 2 „Innenseite“). Pilaster werden von Golvin in
drei Etagen, kombiniert mit Halb­säulen) s­ owie an einer zeichnerischen Nachbildung der Basilika von
Läden in Rom ­(Fassade des i­nneren Halb­runds Lutetia dargestellt (Mousseaux 2011, 56 Abb. 54 im
der Trajansmärkte). Dazu C ­ oarelli 2000, 51–53 Zustand des 4. Jh.).
(Tabu­larium); ebd. 61 ­(Basilica Aemilia); ebd. 244 319 Als Beispiel für eine Wandgliederung mit Archi­
­(Marcellus-Theater); ebd. 166 (Kolosseum); ebd. trav, Fries und Gesims kann die Porta Borsari in
140–145 (Trajansmärkte). Bogenarchitektur ist im Verona aus dem 1. Jh. n. Chr. angeführt werden.
1. Jh. n. Chr. zudem schon im Palastbezirk auf dem Vgl. Abbildung bei Kreuz 2014, 74. Als Beispiel für
Palatin mit seinen ­Apsiden weit verbreitet. Vgl. ein horizontales Gesims ohne Fries unterhalb der
etwa Coarelli 2000, 167–169 zur Domus Flavia. Fenster sei auf die Palastaula in Trier verwiesen.
An einem F ­ orum sind Arkaden in Lepcis Magna Dazu Zahn 1991, 31; Goethert/Kiessel 2007, 309.
belegt (severisches Forum): Ward-Perkins 1993, 320 Weber 1993, 93 Abb. 15,6 mit Zahnschnitt und
9–18 Abb 6–7; siehe auch Kap. 6.4. Die Gestal- Eierstab.
tungsweise mit ­Arkaden an einer Basilika über 321 Zum Vorbild aus Oberndorf-Bochingen: Sommer
den Großteil der Hofseite führt nach Volubilis 2011, 255 f.
(severisch, acht Arkaden). Dazu Riße 2001, 41.

57
DIE 3D-REKONSTRUKTION DES RÖMISCHEN FORUMS VON LADENBURG

wohl die Binderbalken auf den Langseiten (s. u. Da die Gestaltung unterschiedlicher Gebäude­
Kap. 2.11).322 typen in der römischen Architektur keine grund­
Fasst man die Ergebnisse zusammen, werden sätzlichen Unterschiede zeigt, können Gutshöfe,
für die Basilika in Ladenburg eine 1,5–2,0 m große Villen und andere Bauten, die ihre Wände
hohe rote Sockelzone und eine zwischen den besser bewahrt haben als die Basilika von Laden­
beiden Geschossen horizontal durch eine Leis­ burg, als Vergleiche herangezogen werden. Das
te unterteilte weiße Oberfläche angenommen, gilt insbesondere für die farbige Bemalung.325
die unterhalb der Dächer von einem Gesims Wie aufwendig eine Innenwand im 2. Jahrhun­
mit Konsolen abgeschlossen wird. dert n. Chr. ausgesehen haben könnte, führt zu­
nächst exemplarisch der Xantener Hafentempel
Innenseite vor Augen. Entdeckt wurden bei dessen Ausgra­
Die Ausgrabungen in Ladenburg haben wenig bung lothringischer Kalkstein, der für die Ver­
ergeben, was über die Gliederung der Innensei­ klei­dung der Wände eingesetzt wurde, Marmor­
te der Außenwände Auskunft geben könnte. In profile, die wohl von der Tempelinnenseite stam­
der Verlängerung des von Gropengießer so be­ men, sowie weitere Fragmente verschiedener
zeichneten „Eckpfeilers“ saß an der Längsseite Marmorsorten. Hinzu kommen bunter Wand­
der Umfassungsmauer der Basilika offenbar ein putz und Stuckaturen, die ebenso dem Innen­
Wandpfeiler oder eine Halbsäule, wie aus einer raum zugewiesen werden.326
Quaderzunge im Unterbau hervorzugehen scheint. Auf einer Mörtelunterlage konnten in römi­
Darüber hinaus gibt es für die Gestaltung der scher Zeit neben Malerei auch Verkleidungs­
Wände im Innern der Basilika keine tragfähigen platten oder Stuck angebracht gewesen sein. Am
Indizien.323 Augustusforum in Rom hat man an der Wand
Am Übergang vom Fußbodenbelag zur Wand zwischen dem Tempel und der südlichen Porti­
wird ein S-förmiges Profil vorgeschlagen.324 Wei­ kus, dort sogar bis in eine Höhe von 15 m, Mar­
tere Pfeiler bzw. Halbsäulen wären möglich und morinkrustation durch Klammerlöcher zwei­fels­
hätten auf dem breiten Fundament von im unte­ frei festgestellt. In der oberen Zone wurde ferner
ren Bereich 2,1 m durchaus Platz gefunden, da Stuck nachgewiesen.327 Die Basilika von Pompe­
die hoch aufragenden Wände schmaler anzuset­ ji wiederum bietet im Innern einen Beleg für po­
zen sind als ihre Fundamente. Im Computermo­ lierten und vielfarbigen Stuck sowie die Nach­
dell wird die Gliederung allerdings nicht plas­ ahmung von Mauerwerk aus großen Quadern.328
tisch, sondern mit Wandmalerei umgesetzt, weil Die architektonische Gliederung der Innen­
keine weiteren Mauerzungen im Untergrund wände der beiden palastartigen Villen in Ech­
entdeckt wurden. Der Verzicht auf jegliche De­ ternach in Luxemburg und Oberweis bei Bit­
koration in der Nachbildung aus Mangel an Res­ burg in Rheinland-Pfalz führt zu Pilastern.329
ten hätte andererseits einen vermutlich irritieren­ Bereits an der Basilika von Ardea in Latium, Ita­
den Charakter des römischen Bauwerks im Sinne lien, wohl aus dem 1. Jahrhundert v. Chr. stam­
der Klassischen Moderne bzw. des Funktionalis­ mend, ist eine plastische Pilastergliederung im
mus zur Folge gehabt, was wir mit der Andeu­ Innenraum bezeugt.330 In Echternach besteht
tung von Wandmalerei zu vermeiden versuchten. die Ausstattung überdies zu einem größeren

322 Zur Verankerung der Dachbalken in der Außen- und Gogräfe 1999. Gogräfe kommt ebd. 173–222
mauer: Dreier 2010, 186 Anm. 111: „Nach heutigen zu dem Schluss, dass in römischer Zeit Wände
Kriterien entspricht die Auflagertiefe der Binder- in der Regel verputzt und bemalt waren, selbst
balken üblicherweise der Balkenhöhe, wobei als Treppenhäuser, Toiletten und dunkle Räume wie
Mindestmaß 0,25 m gilt (Stade 1904, 33).“ Keller. Malereien in Villae rusticae, Siedlungen,
323 Eingartner 2011, 23; 125 folgert hieraus Pilaster Baracken oder Hauptbauten von Militärlagern
oder Halbsäulen an der gesamten Ostwand, ohne oder auch Tempeln unterscheiden sich weniger
dass diese im Grundriss ebd. 132 Abb. 19 übernom- in der Themenwahl oder im Bildprogramm von-
men wurden. Zu einem ebensolchen Wandpfei- einander als in ihrem Reichtum und im Grad der
ler an der entsprechenden Stelle im Nordteil der Ausschmückung. Ähnlich auch Thomas 1995, 317.
Basilika ebd. 23; 66; 68 f. (der einige Schritte ver- 326 Schalles 2008, 315.
schleppte Quader 772 gilt als Rest davon). Als Bei- 327 Bauer 1988a, 184 f. Abgesehen davon stammen
spiel für die Gliederung eines Innenraumes mit von der Wandverkleidung des Merkurheiligtums
Wandvorlagen wird auf den Apsidenbau von auf dem Heiligenberg in Heidelberg neben Resten
Xanten verwiesen. Dazu Precht 2008a, 295; 297 von rot, weiß und grün bemaltem Wandverputz
Abb. 178 (mittlere Kaiserzeit). möglicherweise auch Fragmente von weißem
324 Einen S-förmigen Schwung findet man beispiels- Marmor aus Norditalien und grün geflecktem
weise am Fußprofil des Südwesttors des Laden- Porphyr aus Griechenland. Dazu Ludwig 2008, 45.
burger Kastells I. Dazu Heukemes 1971, 10 Abb. 6. 328 Ohr 1991, 17 f.
Andere Möglichkeiten für Fußbodenleisten mit 329 Zu Echternach: Bur u. a. 2002, 3 Abb. 4. Zu Ober-
Ablauf und Rundprofilen etwa bei Hoffmann 2011, weis: Koethe 1934, 45 f.
65 Abb. 34. Zu Schmuckleisten in einer Curia vgl. 330 Arnolds 2005, 188 (1. Jh. v. Chr. mit späteren Baupha-
Sütterlin 1999, 177 f. (Manuskript von K. Stehlin). sen). Sie korrespondiert nicht mit den Säulen. Auch
325 Allgemein zur Wandmalerei etwa Thomas 1995 an der Außenwand finden sich in Ardea Pilaster.

58
2 / Basilika

Teil aus Marmor. Bei der Villa Borg hat man zeigt mit roten Strichen gerahmte, etwa 2,3 m
sich im heutigen Nachbau in der unteren Zone hohe Felder mit gelben, grünen und anthrazit­
an der Bemalung italischer Vorbilder orientiert, farbenen vegetabilen Motiven zwischen Lisenen.
in der oberen Zone hingegen an Echternach. Ockerfarbene Linien trennen diese Zone von
Bei dem Beispiel aus dem Saarland wurde aber der oberen, welche 1,2 m hohe, von Giebeln be­
nicht eine Ausgestaltung aus Marmor, sondern krönte Felder mit dazwischenliegenden Säulen
aus Stuck gewählt.331 aufweist. In den Feldern hängen Bänder mit
Wahrscheinlicher jedoch als eine Verklei­ Schleifen herab. Die Giebel werden durch Ro­
dung mit Marmorplatten oder eine plastische setten verziert. Dekorationsfarben sind Gelb,
Strukturierung ist für die Innenwände der Basi­ Rot, Ocker, Grün und Anthrazit. Den oberen
lika von Lopodunum die Verwendung von Wand­ Abschluss bildet ein gelber Streifen.334 Ein ande­
malerei. Von der trajanisch-hadrianischen Fo­ res aufschlussreiches Beispiel bietet die mit Ma­
rumsbasilika von Xanten beispielsweise liegt lerei verschönerte Wand eines Peristylhauses in
­eine weißgrundige Felderdekoration mit figür­ Köln.335 Sie ist geprägt von Kandelaberschmuck,
licher Verzierung vor. Die Felder sind in die­ der typisch für das ausgehende 1. und das 2. Jahr­
sem Fall blau gerahmt.332 In Riegel wurden hundert n. Chr. ist. Hellrot eingefasste dunkel­
ebenfalls Fragmente von weißgrundiger Pan­ rote Felder schließlich bilden die Verzierung der
neau-Malerei gefunden, wie sie besonders in Fensterlaibung der Palastaula von Trier.336
hadrianisch-antoninischer Zeit beliebt war. Sie Alles in allem ist für ein Gebäude wie in Laden­
könnten am Kaiserstuhl allerdings sowohl von burg eine Fülle an Gestaltungsmöglichkeiten
der Basilika als auch von Nebenräumen des vorstellbar. Im Modell besteht der Aufbau im
Hallenbaus stammen und lassen sich nicht mehr Erdgeschoss aus einem roten Sockelbereich, wo­
zu einem kompletten Wandsystem vervollstän­ hingegen die Hauptzone mit alternierenden
digen. Dreier geht an der Riegeler Basilika Feldern aus einfachen rot-gelben Linien sowie
nicht nur außen, sondern auch innen von einer Stangenkandelabern mit Schirm wie am erwähn­
roten Sockelzone aus und schlägt in der oberen ten Peristylhaus in Köln ausgestattet ist. Pilas­
Zone einen einfachen weißen Putz vor.333 Für ter, Säulen oder Lisenen, gemalt oder plastisch,
eine Bemalung auf weißlichem Verputz, u. a. wurden in der virtuellen Nachbildung im Erd­
mit ­roten vertikalen und horizontalen Linien, geschoss weggelassen. Eine schlichte Felder-­
kann auch das jüngere Prätorium von Laden­ Lisenen-Malerei auf weißem Grund ist in flavi­
burg, das Kommandantenhaus von Kastell I, scher, trajanischer und hadrianischer Zeit, kom­
angeführt werden, das erst um 90 n. Chr. ange­ biniert mit geometrischen Formen, allerdings
legt und schon bald nach seiner Fertigstellung sehr beliebt, weshalb im Obergeschoss und am
für die Errichtung des Forums wieder abgeris­ Obergaden, der im nächsten Abschnitt noch ge­
sen wurde. Von einem prächtig dekorierten nauer beschrieben wird, Lisenen eingesetzt
Saal dieses Teils des Militärlagers konnte eine wurden.337 Die Frieszone des Erdgeschosses ist
verstürzte Wand freigelegt werden, deren ehe­ im Modell mit einem einfachen beigefarbenen
malige Höhe sich nach Auswertung der zahlrei­ Streifen angedeutet, so wie im bereits zitierten
chen Fragmente auf 5,5 m berechnen lässt. Die jüngeren Prätorium von Ladenburg das Gesims
Wandmalerei des Prätoriums gliedert sich in einer Wand lediglich durch einen gelben Strei­
drei weißgrundige Zonen. Die untere Zone ist fen dargestellt wird. Die digitale Umsetzung
etwa 1,1 m hoch und trägt anthrazitfarbenen der Empore lässt diese Details offen (Abb. 23).
Dekor. Hier wechseln sich Felder mit palmen­ Für die Gestaltung der Innenwände ist ein
artigen Gewächsen und solche mit kreuzförmig weiterer Aspekt wichtig. In der römischen Ar­
gespannten Schnüren und Tänien ab. Sie wer­ chitektur nahm die Gliederung der Dekoration
den durch Säulen unterteilt. Die mittlere Zone nicht immer auf Türen und Anbauten Rück­

331 Birkenhagen 2004, 36: Der Marmor in Echternach gelegt wurde und Schirmkandelaberdekor auf-
stammt aus Carrara. weist. Die Originalreste vom Ende des 1. Jh. n. Chr.
332 Zelle 2008, 438 Abb. 285–286. werden im Römisch-Germanischen Museum Köln
333 Dreier 2010, 202–218. Die Stücke der Wandmale- aufbewahrt.
rei stammen wohl vor allem von der älteren Basi- 336 Günter 1968, 68; Fontaine 2003, 134. Siehe auch
lika. Vgl. ferner die zahlreichen Wandverputzfrag- Anm. 313.
mente vom Südschiff der Caerwenter Forumsba- 337 Zwar sind auch schwarze Lisenen und pompei-
silika, welche roten und gelben Malgrund aufwei- anisch-rote Felder seit augusteischer und min-
sen. Dazu Ashby u. a. 1909, 575. destens noch bis in die severische Zeit hinein in
334 Sommer 1998, 95 Abb. 16; Sommer 1999b, 163–172 Obergermanien weit verbreitet. Am häufigsten ist
Abb. 5–7; 10–15; 21; 183 f. Abb. 22–23. Weitere Bei- aber die weißgrundige Bemalung, vor allem seit
spiele für weißgrundige Wandmalerei aus Ober- dem 4. Stil und für dunkle Räume. Dazu Gogräfe
germanien ebd. 188 f. 1999, 30–33. Der Aspekt der Helligkeit spielte für
335 In der Kreissparkasse am Neumarkt in Köln befin- die Wahl der weißgrundigen Variante im Modell
det sich die Rekonstruktion der Wandbemalung ebenfalls eine wichtige Rolle.
eines römischen Peristylhauses, das 1979/80 frei-

59
DIE 3D-REKONSTRUKTION DES RÖMISCHEN FORUMS VON LADENBURG

24 Giebelseite der
­Basilika ohne Gesims
(3D-Rekonstruktion).

25 Giebelseite der­
­Basilika mit Gesims
(3D-Rekonstruktion).

sicht.338 Dieser zunächst überraschende Tatbe­ Nachbildung wurden allerdings keine Tafeln an
stand wird in der virtuellen Rekonstruktion den Wänden angebracht.
nachgeahmt.
Neben der dekorativen Funktion könnten die
Wände der Basilika in Ladenburg auch eine
9 OBERGADEN
praktische Aufgabe erfüllt haben, indem sie für Der Grundriss der Ladenburger Basilika spricht
das Aufhängen von Tafeln mit öffentlichen Be­ für ein erhöhtes Hauptschiff mit einem Ober­
kanntmachungen, etwa Verordnungen der Pro­ gaden, auch Lichtgaden genannt, der mit meh­
vinzverwaltung in Mainz oder Dekreten der reren Fenstern mindestens auf den Langseiten,
Kaiser, genutzt wurden.339 Dies würde dazu füh­ wenn nicht sogar auf allen vier Seiten ausgestat­
ren, dass die Bemalung nicht überall sichtbar tet war. Der Hauptzweck für die Erhöhung des
gewesen wäre bzw. auch in diesem Fall nicht da­ Mittelteils liegt darin, von oben her Licht in das
rauf Rücksicht genommen worden wäre. In der ansonsten sehr dunkle Innere eines saalartigen

338 Zu den Grundprinzipien der Gesamtdekoration ragt etwas „unschön“ über die untere Begren-
eines bemalten Raumes seit dem 2. Jh. v. Chr. bis zung der oberen Zone hinaus (Sommer 1999b,
zum 4. Stil gehörten der symmetrische Aufbau 172 Abb. 11; 13; 15). Ein weiteres Beispiel für diese
und die Spiegelbildlichkeit ohne Rücksicht auf „Rücksichtslosigkeit“ findet sich bei Eschebach
Türen, Fenster und Möbel. Vielmehr ergänzte der 1979, Taf. 20. Auf dem Bild ist zu sehen, wie im
Betrachter gleichsam vor seinem inneren Auge Frauencaldarium eine gemalte Wandstütze von
die fehlenden oder verdeckten Partien. Dazu einer Tür geschnitten wird.
Ehrhardt 2012, 14 f. Abb. 65; 72; 163; 172. Auch das 339 Dazu Kapitel 10.2.
Fenster in der Wand des Ladenburger Prätoriums

60
2 / Basilika

Bauwerks fallen zu lassen, wie dies schon von an den Ecken, ist eine weitere Detailfrage, die
Vitruv an der von ihm konzipierten Basilika von nicht endgültig zu beantworten ist (Abb. 24–25).
Fano (Colonia Iulia Fanestris) beschrieben wur­ Eine auf der Schmalseite fortgeführte Leiste
de und zum Beispiel auch an den Forumsbasili­ würde eine dekorative Gliederung der Giebel­
ken in Lepcis Magna (Rekonstruktionszeichnung) seite ergeben. Beim Nachbau der Villa Borg bei
oder Nyon (Modell) gut nachvollziehbar ist.340 Perl im Saarland etwa hat man sich an der Front
Kunst­licht wird für die Ausleuchtung eines gro­ des römischen Herrenhauses wie auch an den
ßen Hallenbaus, in dem sich Menschen zu ge­ Giebelflächen der Flügelbauten für ein solches
schäft­lichen, gerichtlichen und politischen Akti­ Gesims entschieden. Im digitalen Nachbau der
vitäten getroffen haben und vielleicht Inschrif­ Ladenburger Basilika wurde darauf gleichfalls
ten mit Verordnungen und Gesetzestexten an nicht verzichtet.
den Wänden zum Lesen angebracht waren, wie
im vorherigen Absatz dargestellt wurde, nicht
ausgereicht haben. Der bedeutende Gesichts­
10 FENSTER
punkt Licht wird deshalb im nächsten ­Kapitel
2.10 noch eingehender behandelt. Der Faktor Licht
Befasst man sich mit der Bauweise eines Die ausreichende Ausleuchtung des Innenrau­
Obergadens näher, können einige allgemeine mes war ein entscheidender Faktor für die Nut­
Be­obachtungen zusammengetragen werden. Ein­ zungsweise einer Forumsbasilika. Um seiner
gartner geht im oberen Stockwerk, also dem generellen Bedeutung für die antike Architektur
Bereich der Galerie, von Holzwänden bzw. ei­ gerecht zu werden, rückte der Aspekt Licht in
ner Holz-Fachwerkbauweise aus, weil auf diese den vergangenen Jahren verstärkt in den Mit­
Weise Gewicht eingespart worden sein könn­ telpunkt der Bauforschung.343
te.341 Das würde dann noch mehr auf den Ober­ Das Licht in einem Innenraum hängt von
gaden zutreffen. Gebäudewände aus römischer verschiedenen Faktoren ab:344
Zeit wie in Hechingen-Stein oder Obern­dorf- – Unveränderliche Faktoren: Größe, Stärke und
Bochingen belegen aber auch recht hohe Haus­ Position der Lichtquelle; Anzahl, Größe und
mauern in Steinbauweise innerhalb der Provinz Sprossenzahl der Fenster345 sowie Dicke, Farbe
Obergermanien.342 Die Steinkonstruktion reicht und Lichtdurchlässigkeit des Glases; Reflexion
in den genannten Beispielen bis zum Dachrand durch Oberflächen wie Wand, Decke, Boden;
hinauf. Was bei Gutshöfen sicher nachweisbar Lichtreflexion und Schattenwurf durch Mo­
ist, lässt sich sehr wahrscheinlich auch auf wich­ biliar und Statuenausstattung; benachbarte
tige öffentliche Bauten übertragen. Beide Tech­ Bebauung, die nicht nur indirektes Licht aus­
niken, Steinmauern wie auch Holz-Fachwerk- sendet, sondern auch Schatten verursacht.
Wände, halten wir in Ladenburg im oberen Be­ – Sich verändernde Faktoren: Stellung der Son­
reich für gleichermaßen möglich, wobei einer ne je nach Tages- und Jahreszeit;346 Wetter;
Holz-Fachwerk-Konstruktion vor allem im Besucherzahl.
Obergaden aufgrund der Gewichtsersparnis der Die hier zusammengestellten Faktoren sind im
Vorzug eingeräumt wird. Aufgrund des durch­ Modell zum Teil berücksichtigt worden. Für
gehenden Verputzes ist davon im digitalen die Ausleuchtung des Innenraumes werden in
Nachbau jedoch nichts zu sehen. Laden­ burg neben Fenstern (Sonnenlicht) zu­
Ob schließlich das Gesims an der äußeren sätzlich auch Leuchter (Kunstlicht) angenom­
Längsseite des Obergadens, auf Höhe der Dach­ men, die vor allem bei geringer Sonnenein­
traufe also, auch auf der Schmalseite weiterge­ strahlung wie z. B. im Winter oder bei von Wol­
führt wurde, entweder durchlaufend oder nur ken bedecktem Himmel aushelfen konnten.

340 Vitr. 5,1,7. Zu Lepcis Magna: Ward-Perkins 1993, 64 sungsmauer aus Stein und dem oberen Teil der
Abb. 30 (Querschnitt der Basilica Nova S ­ everiana). Säulengalerie aus anderen Materialien.
Zu Nyon: Rossi u. a. 1995, 30 Abb. 20. Das gezeigte 343 Etwa Heilmeyer/Hoepfner 1990; Schneider/­Wulf-
Modell aus dem Museum von Nyon zeigt aller- Rheidt 2011. Auf die Bedeutung wies bereits
dings erstaunlich wenige Fenster im ­Obergaden, ­Günter 1968 hin, der einen kurzen Überblick über
dafür umso mehr im ersten und zweiten Ge- die ältere Literatur gibt.
schoss. Siehe auch Arnolds 2005, 181 zur Basilika 344 Vgl. Dreier 2010, 194.
von Herdonia mit großen Fenstern. 345 Die Lichtminderung durch Fensterteilung spielt
341 Eingartner 2011, 126 Anm. 151. Die Leichtbauweise keine unerhebliche Rolle. Bereits eine Dreiteilung
ist auch für Großbauten nicht ungewöhnlich. Vgl. kann fast ein Viertel der Lichtmenge schlucken.
etwa die ganz in Fachwerk konstruierte, 45 × 12 m Dazu. Sperl 1990, 69 Abb. 5.
große Basilika des Forums von Waldgirmes, die 346 Zur Bestimmung erforderlich ist die geographi-
auf ewa 60 cm breiten und 50 cm hohen Stein- sche Position von Ladenburg (ungefähr Nord
fundamenten stand. Dazu Becker/Rasbach 2003, 49°28.336 und Ost 08°36.676). Zum Sonnenstand
191; Becker/Köhler 2001, 171. in Lopodunum etwa um 140 n. Chr. um 15 Uhr:
342 Vgl. Kap. 2.8. Zu vermuten ist in Ladenburg eine ­Sonnenhöhe 49.186°, Sonnenazimut 24.325°, Ze-
unterschiedliche Bauweise zwischen der Umfas- nitwinkel 40.814°.

61
DIE 3D-REKONSTRUKTION DES RÖMISCHEN FORUMS VON LADENBURG

Das Tageslicht wird aber mindestens für die rückreicht, lassen sich verglaste Fenster erst in
Ausleuchtung des Haupt­saales, wenn nicht so­ römischer Zeit nachweisen. Sie wurden mögli­
gar der Apsis und der übrigen Annexbauten die cherweise erst seit der ersten Hälfte des 1. Jahr­
wichtigste Rolle gespielt haben, so dass von ent­ hunderts n. Chr. eingesetzt.352 Fensterglas war
sprechend dimensionierten und zahlreichen an sich, auch in den germanischen Provinzen,
Fenstern auszugehen ist. kein besonders seltenes oder wertvolles Materi­
al und kein Zeichen von Ausstattungsluxus,
Verbreitung der Fenster doch gab es verschiedene Qualitätsstufen und
Durch die Erfindung des opus caementicium boten Preisklassen.353 Deshalb und nicht zuletzt we­
sich in römischer Zeit ganz neue Möglichkeiten gen der klimatischen Verhältnisse in unseren
im Gewölbebau, die etwa im Bereich der Ther­ Breitengraden kann die Verwendung von Fens­
menanlagen vielfach umgesetzt wurden, was sich terglas an der Ladenburger Basilika als sicher
wiederum auf das Bedürfnis nach großen Licht­ gelten.354 Dabei muss es sich um einseitig raues
öffnungen ausgewirkt haben dürfte.347 Von Son­ Glas gehandelt haben. Beidseitig glattes Glas
nenlicht mehr oder weniger durchflutete Säle kommt in den germanischen Provinzen erst im
finden sich in Rom spätestens seit der zweiten Laufe des 3. Jahrhunderts n. Chr. auf.355
Hälfte des 1. Jahrhunderts n. Chr. häufiger.348 Die Spannweite der Scheibengrößen, soweit
Seit dem 2. Jahrhundert n. Chr. wird das Fens­ erhalten oder rekonstruierbar, reicht in den
ter dann als Baumotiv immer bedeutender.349 Vesuvstädten von 19 × 25 cm bis zu 70 × 100 cm
Vitruv geht bereits im Zusammenhang mit (Forumsthermen in Pompeji) bzw. 80 × 80 cm
Wohnhäusern auf Fenster ein. Er erwähnt ein (Thermae suburbanae in Herculaneum). Beispie­
zweigeschossiges sog. ägyptisches Triklinium, le von anderen Orten zeigen ähnliche Abmes­
das durch die Fenster im Obergeschoss eher ei­ sungen von 20 × 20 cm bis 60 × 60 cm. Sie sind
ner Basilika ähnele als einem Speiseraum.350 Im rechteckig, teils quadratisch, und oft misst min­
Rahmen der Basilika von Pompeji geht Karl­ destens eine Seite etwa 1 Fuß. Das besterhalte­
friedrich Ohr dagegen von Lichtöffnungen im ne Exemplar im Rheinland stammt aus der villa
Obergeschoss „durch Offenlassen des oberen rustica im Hambacher Forst (Kr. Düren, Nord­
Teiles der Wandfelder zwischen den Säulen“ rhein-Westfalen) und misst über 42 × 59 cm.356
aus.351 Wie der Blick auf Vitruv zeigt, spielten Erhaltene Fenstergitter (s. u.) haben ebenfalls
Fenster in der frühen Kaiserzeit bei öffentli­ eine rechteckige oder quadratische Form und
chen Gebäuden offenkundig schon eine wichti­ weisen z. T. korrespondierende Größen auf.357
ge und charakteristische Rolle, was für deren Einseitig raues Glas hat meist eine wellige
Verteilung an der Ladenburger Basilika nicht Oberfläche und ist dicker als beidseitig glattes
nur im Obergaden und Obergeschoss spricht, Glas. Nach Jennifer Komp beträgt die Dicke
sondern deren Verwendung auch im Erdge­ von Fensterglas im Rheingebiet im 1. Jahrhun­
schoss für gerechtfertigt erscheinen lässt (s. o. dert n. Chr. meist noch 4 mm, im 2. Jahrhundert
Kap. 2.4 und 2.9). n. Chr. dann aber in der Regel 2–3 mm. Bei die­
sem Fensterglastyp werden die Scheiben zum
Glas und Fensterscheiben Rand hin etwas dicker.358
Während das Vorhandensein von Fensteröff­ Die Farbe der Fensterscheiben dürfte im
nungen in der Architektur schon viel weiter zu­ blaugrünen Bereich gelegen haben. Er macht

347 Komp 2009, 22 f. über die gesamte Wandfläche (siehe Balty 1991,
348 Seneca erwähnt in einem Brief an seinen Freund 15–23; Coarelli 2000, 72–75). Es scheint nicht aus-
Lucilius, dass große Fenster in seiner Zeit, also um geschlossen, dass die erhaltene Fensterform die-
die Mitte des 1. Jh. n. Chr., in den Thermen bereits ses Gebäudes bereits auf frühkaiserzeitliche
verwendet wurden (epist. 86,8: „… balnea … ita ap­ Bauformen zurückgeht.
tata …, ut totius diei solem fenestris amplissimis recipi­ 352 Komp 2009, 16; 23; Baatz 1991, 4; Haevernick 1981,
ant …“). Nach Baatz 1991, 6 könnte er dies unter dem 24; Goethert 2001, 13–16.
Eindruck der Thermae Neronianae geschrieben 353 Komp 2009, 48–50; 99–208; 215 f.
­haben. Große Fenster sind etwa belegt in den Fo- 354 Vgl. Dreier 2010, 197 f. und Haevernick 1981, 25.
rumsthermen von Ostia (um 160 n. Chr.) oder den 355 Komp 2009, 69: z. B. um 230–260 n. Chr. in den
Diokletiansthermen von Rom, die vielleicht in der Thermen von Walldürn (Neckar-Odenwald-Kreis,
Kirche S. Maria degli Angeli erhalten blieben. Auch Baden-Württemberg).
für die Trajansthermen in Rom werden große Fens- 356 Komp 2009, 20 f. mit Tabelle 1; Baatz 1991, 7;
ter angenommen. Vgl. Knell 2010, 90 Abb. 32. Sperl 1990, 69. Siehe auch Jansen 1999, 846 mit
349 Günter 1968, 22. Vgl. Komp 2009, 18. 23–33 cm. Kreisrunde Scheiben sind erst aus der
350 Vitr. 6,3,10. Vgl. auch den hellenistisch-kaiser- Spätantike bekannt.
zeitlichen Bau Z in Pergamon, an dem Fenster mit 357 Mutz 1960/61, 107–111 Abb. 14–19. Rechteckig:
Flachbogen nachgewiesen sind. Dazu Bachmann 35 × 53 cm und 25 × 65 cm (Augst), 30 × 60 cm
2011b, 135–140. (Martigny); (ungefähr) quadratisch: 80 × 80 cm
351 Ohr 1991, 58. Große Fenster mit flachen Bögen (Koenigshofen), 95 × 100 cm (Villa Hölstein),
sind außerdem für die wohl diokletianische Phase 119 × 130 cm (Aquileia).
der Curia Iulia in Rom bezeugt, allerdings nicht 358 Komp 2009, 75–80; 97–99.

62
2 / Basilika

93 % aller von Komp gesammelten Fensterglas­ men auszugehen ist, lehren z. B. die Fenster von
fragmente des 1. Jahrhunderts n. Chr. aus. Be­ der umgestürzten Wand eines zweigeschossi-
sonders typisch für das 1. und frühe 2. Jahrhun­ gen Stadthauses, dem sog. Bau M, in Rottweil,
dert n. Chr. sind bläuliche Fragmente. Im Laufe die keinen oberen Bogenabschluss besitzen,365
des 2. Jahrhunderts n. Chr. sinkt der bläuliche oder ein Blick auf die prächtige Celsus-Biblio-
Anteil zugunsten des grünen. Der blaugrün-grün­ thek in Ephesos, die in spättrajanisch-hadriani-
liche Anteil liegt dann bei 50 %.359 scher Zeit gestiftet wurde und vielleicht unter
Einseitig raues Glas weist normalerweise dem Einfluss der Trajansbibliotheken in Rom
deutlich weniger Blasen auf als beidseitig glat­ stand.366
tes Glas.360 Fast drei Viertel davon ist – bezogen Rundbogen: Nach Roland Günter sind Rund-
auf das Material im Rheinland – nicht beson­ bogenfenster im 1. Jahrhundert n. Chr. noch sel­
ders rau, aber trotzdem trüb und hat einzelne ten und verbreiten sich erst im 2. Jahrhundert
Eindrücke und Unebenheiten. Nur in manchen n. Chr. Ab der zweiten Hälfte des 3. Jahrhun-
Fällen sind die Gläser poliert. Sie sind laut derts überwiegen sie dann an Monumentalbau-
Komp letztlich zwar in hohem Maße durch­ ten. Insgesamt aber sind in der Antike Beispiele
scheinend, aber in der Lichtbrechung diffus, so für Rundbogenfenster in der Minderheit, und
dass Objekte, die weiter als 1 cm von der Schei­ es wurden noch bis ins 5. Jahrhundert Recht-
be entfernt sind, nicht mehr zu erkennen sind.361 eckfenster vielfach verwendet.367
An der umgestürzten Giebelwand eines Lager-
Form gebäudes in Hechingen-Stein wurden sechs
An Fensterformen können rechteckige bzw. halbkreisförmige Steinbögen entdeckt. Mindes-
quadra­tische Fenster sowie Fenster mit Rund- tens einer davon gehört zu einem überwölbten
und Flachbogen unterschieden werden. Rundbogenfenster, ein weiterer zu einer halb-
Rechteckig/quadratisch: Rechteckige Fenster kreisförmigen Öffnung, während die anderen
sind durch Glasscheibenfragmente, Fenstergitter Bögen zur optischen Auflockerung der Fassade
und erhaltene Fensteröffnungen belegt und z. B. dienten. Aus den bisher freigelegten Resten
an der modernen Nachbildung der Villa Borg lässt sich die komplette Abfolge der Fenster
zu studieren. Der Mars-Lenus-Tempel auf dem und Zierbögen noch nicht zweifelsfrei ermit-
Martberg (Lkr. Cochem-Zell, Rhein­land-Pfalz) teln.368 Rundbogenfenster finden sich auch an
wurde mit hochrechteckigen Fenstern wieder- einem Nebengebäude der villa rustica von Obern­
aufgebaut.362 Hochrechteckige Fenster zwischen dorf-Bochingen (Höhe 2  m), der Quintilier-­
den Säulenjochen sind u. a. an der Kirche von Villa in Rom (um 180 n. Chr.), den Caracalla-­
Bātutā in Nordsyrien (2. Hälfte des 4. Jh. n. Chr.) Thermen in Rom (verschiedene Arten, darunter
zu finden, während in der gleichen Region z. B. auch Flachbogen), der Maxentius-Basilika in
an der Kirche in Bābisqā (um 400 n. Chr.) Fens- Rom (zweireihig an den Seitenschiffen, dazu
ter mit halbrundem Abschluss vorliegen.363 An noch im Obergaden) oder der konstantinischen
der Kirche in Harab Šams gab es auf der älteren Palastaula in Trier.369 Kirchenbauten aus dem
Fensterhochwand rechteckige Fenster (4.  Jh. 4. und 5. Jahrhundert sind weitgehend oder
n. Chr.), auf der jüngeren Rundbogenfenster ­sogar ganz mit Rundbogenfenstern ausgestattet.
(6. Jh. n. Chr.).364 Dass im 2. Jahrhundert n. Chr. An der basilica thermarum der großen Thermen
jedenfalls noch nicht generell von Bogenfor- in der Colonia Ulpia Traiana (Xanten) werden

359 Komp 2009, 44 f. 69–73; 95–97 Abb. 9 (Farbtabelle 363 Strube 1996, 32 Abb. 56 (Bātutā); ebd. 36 f. Abb. 65
mit Terminologie). (Bābisqā).
360 Komp 2009, 73–75. 364 Strube 1996, 22 Abb. 40. Vgl. auch ebd. 32 f.
361 Komp 2009, 63–67. Zu Transluzenz und Licht­ Abb. 58 zu Sinhār (links rechteckige ­Fenster,
streu­ung siehe auch Sperl 1990, 69. Am Nach- rechts auf der Giebelseite Fenster mit halb­
bau des Kastells Pohl, Rhein-Lahn-Kreis, Rhein- rundem Abschluss).
land-Pfalz, am Obergermanischen Limes wurde 365 Sommer 2001, 495 Abb. 18; ebd. 499–512.
ein Versuch unternommen, milchiges Glas am 366 Wilberg 1953, 30–35 und Taf. 1–2.
basilikalen Bau des kleinen Militärlagers nachzu­ 367 Günter 1968, 19 f. mit mehreren Beispielen.
empfinden. Dieses Experiment vermittelt e ­ inen 368 Kortüm 2012a, 138 Abb. 89; 171 f.; Kortüm 2015,
interessanten Eindruck einstiger Lichtverhält- 191–195.
nisse. Bei hellem Außenlicht ist die Belichtung 369 Zur villa rustica in Oberndorf-Bochingen, Gebäu­­de 4:
ausreichend. Vgl. dagegen Fontaine 2003, 136, der Sommer 1995, 171–173. Zur Quintilier-Villa: ­Günter
in Bezug auf die Palastaula in Trier ausdrücklich 1968, 20. Zu den Caracalla-Thermen: DeLaine
von Glasscheiben mit durchscheinender Klarheit 1997, Blatt 5. Zur Maxentius-Basilika: Brandenburg
spricht, damit man die Verzierung in der Fenster- 2013, 286 Taf. 2,16–19. Zur Palastaula: Günter 1968,
laibung sehen konnte. 66. Siehe auch die Rundbogenfenster auf dem
362 Thoma 2006, 53 Abb. 30 und Titelblatt mit Oceanus-Mosaik der Palastvilla von Bad Kreuz-
­Tempel K. Die Nachbildung orientiert sich wohl nach (2./3. Jh. n. Chr.). Dazu ­Hornung 2011, 56 f.
zum Teil am gallorömischen Tempel von A ­ utun Abb. 24–25.
(„Janus-Tempel“); siehe auch die Erläuterungen
des Architekten: Rumpenhorst 2006, 95 Abb. 72.

63
DIE 3D-REKONSTRUKTION DES RÖMISCHEN FORUMS VON LADENBURG

zwei Reihen mit Bogenfenstern angenommen.370 oder Holzarchitektur. Vielmehr ist von hoch­
Auch in Badenweiler (Lkr. Breis­gau-Hoch­schwarz­ kant gestellten Öffnungen auszugehen. Die
wald) in Baden-Württemberg hat man an der Bogenfenster werden nach dem in der Ein­
­
Thermenanlage Bogenfenster rekonstruiert.371 gangshalle entdeckten Rest eines Keilsteins, der
Keilsteine als Relikte von Bögen sind z. B. vom laut Sommer von der Eingangshalle stammen
Augster Nebenforum bekannt.372 dürfte, rekonstruiert (s. u. Kap. 8.1).
Flachbogen: Beispiele für einen Flach- bzw.
Seg­ment­bo­gen bieten die Curia Iulia in Rom, Größe
der Bau Z in Pergamon, die Faustina-Thermen Besonders monumentale Fenster weisen etwa
in Milet und die Caracalla-Thermen in Rom.373 der Philosophensaal der Hadriansvilla in Tivoli,
Der Flachbogen muss, wie diese Beispiele bele- Italien, mit einer Breite von 2,75 m,378 ein hadri­
gen, nicht mit einem Gewölbe kombiniert sein, anisches Wohngebäude unter S. Pudenziana in
wird aber in Thermen gerne in Verbindung mit Rom mit einer Größe von 3,3 × 1,8 m,379 das Okto­
­Gewölben eingesetzt. gon der Caracalla-Thermen in Rom, wo die
Wendet man sich speziell den Forumsbasili­ Fenster vom Fußboden bis zum Kuppelansatz
ken zu, stellt man fest, dass es an der severischen reichen,380 die Maxentius-Basilika in Rom mit ei­
Basilika in Lepcis Magna wohl rechteckige Fens­ ner Fensterbreite von 4,7 m381 sowie die Palast­
ter im Obergeschoss und im Obergaden gege­ aula in Trier mit Fenstern von 7,3 × 3,55 m in der
ben hat. Lediglich in den dortigen Apsiden sa­ unteren und 7,59 × 3,51 m in der oberen Reihe
ßen Fenster mit Rundbögen, die aber als Schein­ auf.382 Beachtlich ist auch der Westsaal der Quin­
fenster ausgebildet waren.374 Für die Basilika der tilier-Villa in Rom, der 2,2 m und 3,8 m breite
Colonia Ulpia Traiana bei Xanten werden Rund­ untere Fenster an der Nordseite sowie ein 4,2 m
bögen vermutet, wie auch in der Rekonstrukti­ breites unteres Fenster an der Westwand umfasst
on der älteren Basilika von Augst durch Fritz (um 190 n. Chr.). Alle Öffnungen haben hier einen
Krischen bogenförmige Fenster mit radial ge­ bogenförmigen oberen Abschluss.383 Die Fenster
setzten (Ziegel-)Steinen und Fenstergittern zu im Anbau der ­Basilika von Cosa messen demge­
finden sind.375 Am Hauptbau der Riegeler Basi­ genüber „nur“ ca. 1,9 × 1,18 m. Sie liegen 1,88 m
lika geht Dreier ebenso von Rundbogenfenstern über dem Geh­niveau.384 Mit einem stattlichen
aus, weil er im Innern Arkaden annimmt und 2,7 m großen Fenster ist demgegenüber das Haupt­
dies seiner Meinung nach besonders gut mitein­ gebäude der Villa von Bad Neuenahr-Ahrweiler
ander harmonieren würde. Bei den sog. Flügel­ (Lkr. Ahrweiler, Rheinland-Pfalz) ausgestattet.385
bauten nimmt er hingegen Flach­bogen­fenster An der Riegeler Basilika versucht Dreier das
an, „da es dem dortigen Charakter der Raum­ erschlossene modulare System auch auf die
einheiten weitaus besser entspricht“.376 Sommer Fenster anzuwenden, und vermutet an den Sei­
zeigt die Ladenburger Basilika nach Mylius mit tenschiffen Rundbogenfenster von 5¼ × 2 ⅝ Fuß
Rundbogenfenstern auf allen Etagen.377 (155,4 × 77,7 cm) und am Obergaden von 7 × 3½
In unserem Ladenburger Modell werden in Fuß (207,2 × 103,6 cm).386 Dies entspricht ei­
Anlehnung an Eingartners Publikation im Erd- nem Verhältnis von etwa 2:1 wie an der Basilika
und Obergeschoss Rundbogenfenster, im Ober­ in Cosa, dem Beispiel von S. Pudenziana in Rom
gaden hingegen rechteckige Fenster rekonstru­ oder der Trierer Palastaula. Fensterproportio­
iert. Aus statischen Gründen sind am Hauptbau nen von etwa 3:2 weisen im Gegensatz dazu das
des Ladenburger Forums querrechteckige Fens­ lediglich 90 × 60 cm große Rundbogenfenster
ter weniger wahrscheinlich, gleich ob Stein- von Hechingen-Stein387 oder der 110 × 80 cm

370 Zeichnerische Rekonstruktion bei Zieling 1999, 376 Dreier 2010, 195.
38. Überhaupt ist im Xantener Römerpark bei der 377 Sommer 1998, 140 Abb. 37–38.
Nachbildung der römischen Gebäude die Bogen- 378 Günter 1968, 21.
form, auch als Wandlisene, sehr beliebt. 379 Günter 1968, 33: sieben Rundbogenfenster an je-
371 Filgis 2009, 138 Abb. 9. Vgl. auch das Modell im der Längsseite; Brandenburg 2013, 147 zur Deu-
Museum Römische Badruine Badenweiler. tung der Baureste.
372 Dreier 2010, 195 Anm. 148. 380 Günter 1968, 22 Abb. 14.
373 Zur Curia Iulia: Coarelli 2000, 72–75 und hier 381 Ziemssen 2011, 229.
Anm. 185. Zum Bau Z: s. o. Anm. 350. Zu Milet: von 382 Günter 1968, 66.
Gerkan/Krischen 1928, 79 Abb. 99; Baatz 1991 9 f. 383 Günter 1968, 23.
Abb. 4 (dreigeteiltes Fenster im Sudatorium). Zu 384 Arnolds 2005, 197 f. Das Gebäude wird auf
den Caracalla-Thermen: DeLaine 1997, Blatt 5. 150/140 v. Chr. datiert, wobei eine umfassende
374 Ward-Perkins 1993, 55–66, vor allem 64 Abb. 30; claudische Umbauphase zu verzeichnen ist.
Dreier 2010, 195 Anm. 148. Mit durchgehend 385 Von Berg 2012, 139.
rechteckigen Fenstern wird auch die Basilika in 386 Dreier 2010, 194 Tab. 14. Er geht von einer Fuß-
Volubilis auf einer Rekonstruktionszeichnung ab- länge von 29,6 cm aus (ebd. 138).
gebildet. Dazu Riße 2001, 43 Abb. 50. 387 Kortüm 2012a, 172.
375 Zu Xanten: Precht 2008b, 350 Abb. 212. Zu Augst:
Berger 1998, 56 Abb. 42.

64
2 / Basilika

große rechteckige Fensterrahmen in der Wand


des Prätoriums von Kastell  I in Ladenburg
auf.388 Diese Größenverhältnisse wären für die
Forumsbasilika von Ladenburg zu erwarten
und entsprächen damit auch einer mündlichen
Aussage von Filgis.
Im Ladenburger Modell werden die Fenster
im Obergeschoss 2,1 × 1,4 m (Verhältnis 3:2), im
Erdgeschoss 3,2 × 1,8 m (Verhältnis etwas unter
2:1) rekonstruiert (Abb. 26). Alternativ wird hier
eine zweite Rekonstruktion mit etwas kleineren,
2,7 × 1,8 m großen Fensteröffnungen (Verhält­
nis 3:2) im Erdgeschoss gezeigt (Abb. 27). Die
rechteckigen Fenster des Obergadens haben im
Ladenburger Nachbau eine Höhe von 1,25 m
und eine Breite von ungefähr 1 m.
Ein interessantes Phänomen ist, dass die
Fenster im Obergeschoss eines Bauwerks in der
römischen Architektur gelegentlich größer als
im Erdgeschoss sind, so z. B. bei der Palastaula
in Trier oder bei frühchristlichen Basiliken.389
Dies dreht die bei Säulen und Gebälk üblichen
Proportionen mit nach oben hin abnehmenden
Dimensionen um, erklärt sich aber aus dem
Wunsch nach größtmöglicher Zuführung von
Licht. Bei frühchristlichen Basiliken hängt dies
zudem mit der geringen Mauerhöhe der Seiten­
schiffe gegenüber der größeren Fläche am
Obergaden zusammen. Günter geht im Zusam­
menhang mit dem Verhältnis von Wand und
Fenster auch auf die Proportionen der Ge­
schosse ein. Ihm zufolge zeichnet sich die Ar­
chitektur der Römer durch ihre Erdgebunden­
heit aus, spätantike Architektur durch ihr Stre­
ben zum Himmel. Anders formuliert: Während und größeren Fenstern am Obergaden aus, was 26 Basilika mit großen
in der Antike das Erdgeschoss zunächst höher er nicht nur mit dem Faktor Licht, sondern Fenstern. Im Erd-
geschoss 1,8 × 2,7 m
ist als das Obergeschoss, kehrt sich in der auch mit dem Faktor Kälte begründet.392 Er
(3D-Rekonstruktion).
Spätantike das Verhältnis um. Ähnliches gilt so­ führt dafür die im 5. Jahrhundert errichtete Kir­
dann auch für die Fenster. Sie sind in der che S. Sabina in Rom an, welche allerdings 27 Basilika mit kleinen
Spätantike im oberen Geschoss höher als im selbst für die frühchristliche Baukunst unge­ Fenstern. Im Erd-
geschoss 1,3 × 2,0 m
unteren. Etliche frühchristliche Basiliken besit­ wöhnlich hohe und breite Obergadenfenster (3D-Rekonstruktion).
zen allerdings überhaupt keine Fenster in den von 4,3 × 2,3 m aufweist.393
Seitenschiffen und dafür umso mehr Öffnun­ Nach unseren Überlegungen erscheinen für
gen im Obergaden.390 In Ravenna finden sich Ladenburg demgegenüber große untere Fens­
wiederum christliche Basiliken mit Fenstern in ter, wie im Modell zu sehen, für eine gute Aus­
den Seitenschiffen, die größer als diejenigen am leuchtung durch Sonnenlicht durchaus vorteil­
Obergaden sind.391 Dadurch wird auch das Erd­ haft. Zwar sind große Fenster bei kalten Tempe­
geschoss mit seinen Seitenschiffen gut ausge­ raturen im Winter ungünstiger, dafür fällt viel
leuchtet. Licht in ein ansonsten recht düsteres Gebäude.
In der Nachbildung der Riegeler Basilika geht Zum Vergleich werden verschiedene Varianten
Dreier ebenfalls von kleineren Fenstern unten in Größe und Form auf weiteren Abbildungen

388 Sommer 1999b, 178 f. Abb. 11; 13; 15; 19e. 390 Günter 1968, 39–41; 54–59.
389 Zu Trier: Günter 1968, 66. Als Beispiel für Kirchen 391 Günter 1968, 42; 64; 76, der diese Gestaltung der
siehe etwa die Basilica Lateranensis (Rasch 2016, Fenster oströmischem Einfluss zuschreibt. In
201 Abb. 3) und S. Pudenziana (vgl. Andaloro 2008, S. Apollinare Nuovo z. B. messen dem Autor zu-
308 Abb. 3 [Rekonstruktion]). Schon in die Porta folge die Obergadenfenster 1,2 × 2,4 m, die Seiten-
Borsari von Verona (Mitte 1. Jh. n. Chr.) wurden schifffenster 1,5 × 3,3 m.
schmale Bogenfenster eingebaut, die in der obe- 392 Dreier 2010, 196.
ren Zone größer sind als in der darunter liegenden 393 Brandenburg 2013, 191.
(Kreuz 2014, 74). Möglicherweise ist dies jedoch
erst für die spätantike Baukunst typisch.

65
DIE 3D-REKONSTRUKTION DES RÖMISCHEN FORUMS VON LADENBURG

28 Innenraum der Basilika


in hellem Licht (3D-
Rekonstruktion).

29 Innenraum der Basilika


in dunklem Licht (3D-
Rekon­s­truktion).

gezeigt. So sind auf einer Grafik große Rundbo­ burg pro Interkolumnium jeweils ein Fenster
genfenster im Erdgeschoss wie auch im Ober­ an der vorderen Langseite eingesetzt worden.
geschoss dargestellt (Abb. 26), wohingegen auf Auf den Schmalseiten werden ebenfalls Fenster
einer anderen kleine Rundbogenfenster in bei­ vermutet. Im Erdgeschoss ergeben sich daher wie
den Geschossen präsentiert werden (Abb. 27). bei der Rekonstruktion von Eingartner sechs
Alternative Vorschläge für den Obergaden füh­ Fenster (je drei links und rechts vom Eingang),
ren sowohl rechteckige Fenster (Abb. 26) als im Obergeschoss dagegen entsprechend den
auch Rundbogenfenster (Abb. 27) vor Augen. Säulenjochen nicht zwölf Fenster wie bei Ein­
Zudem wird die Wirkung des großen Basilika­ gartner, sondern dreizehn. Hinzu kommen vier
saales einmal mit mehr (Abb. 28) und ein wei­ Fenster an den Schmalseiten. An der Vordersei­
teres Mal mit weniger Sonnenlicht (Abb. 29) te des Obergadens nahm Mylius elf Fenster an.
simu­liert.394 Eingartner geht in Übereinstimmung mit der
von ihm vorgeschlagenen Zahl der Säulenjoche
Zahl der Fenster von nur zehn Fenstern aus, wohingegen sich für
Damit möglichst viel Licht ins Innere fällt, ist das 3D-Modell wieder elf Öffnungen erge­
im virtuellen Nachbau der Basilika von Laden­ ben.395 An der Rückseite des Hallenbaus befin­

394 Eine Sonderform stellen Fenstergruppen dar, in kommen laut Günter 1968, 22 wohl erst in hadria-
denen mehrere Fenster auf ein zentrales größeres nischer Zeit auf.
bzw. herausragendes Fenster bezogen sind. Sie 395 Vgl. Kap. 2.3.

66
2 / Basilika

den sich im Modell am Obergaden wie bei Ein­ lochten Enden der Längs- und Querstäbe deu­
gartners Rekonstruktion je vier Fenster links ten darauf hin, dass die Gitter einst auf einen in
und rechts der Apsis. An den Schmalseiten wer­ die Mauer eingebauten Holzrahmen genagelt
den schließlich drei Fenster vorgeschlagen. waren.402 Ein derartiger Einbruchschutz ist nur
für leicht zugängliche Fenster im unteren Be­
Rahmen und Sprossen reich eines Gebäudes erforderlich und kann da­
Für größere Fensterflächen waren Sprossen, her für die Basilika und auch für das Forum von
manchmal auch Zwischenpfeiler zur Befesti­ Ladenburg mit in der Regel wohl eher hoch lie­
gung mehrerer Glasscheiben nötig.396 Die Rah­ genden Fenstern ausgeklammert werden.
men und Sprossen konnten aus Holz oder un­
terschiedlichen Metallarten bestehen.397 Die Fenstersturz
Fensterscheiben der Villa von Bad ­Neuenahr- Die übliche Bauweise einer Fensteröffnung be­
Ahrweiler beispielsweise wurden von Holzrah­ steht an ihrer Oberseite aus einem Sturz aus
men gehalten.398 Reste von Fensterglasrahmun­ Holz oder Stein. Im Freilichtmuseum von
gen aus Metall hat man hingegen an der Peris­ ­Xanten hat man sich bei den Nachbauten meist
tylvilla von Bad Kreuznach nachweisen kön­ für Holzbalken wie in Pompeji entschieden, die
nen.399 Metallrahmen sind in der Regel schmaler ­etwa 20 cm über die Laibung auf beiden Seiten
als solche aus Holz, so dass sie hinsichtlich des des Fensters hinausragen. Wozu Holzbalken als
Lichteinfalls wegen der größeren Glasfläche von Fenstersturz hinsichtlich der Statik imstande
Vorteil wären. Nicht unwahrscheinlich ist auch sind, kann an einem älteren Wohnhaus in Ingel­
die Kombination von Holzrahmen und Metall­ heim am Rhein nachvollzogen werden, bei dem
sprossen, wie sie am Nachbau des römischen das Mauerwerk frei liegt.403 Der waagerechte
Wirtschaftsgebäudes in Bliesbruck-Reinheim Fenstersturz ist geschätzt mehr als 2 m lang.
zu finden ist. Dass Fensterpfeiler und -spros­sen Ein hinter dem Verputz versteckter Schein-
sogar aus Marmor bestehen konnten, zeigt etwa bzw. Entlastungsbogen, wie er über steinernen
Milet.400 Im Ladenburger Modell wurden Fens­ Fensterstürzen oft auftritt, ist nicht notwendig,
terrahmen und -sprossen teils aus Holz (Porti­ erhöht aber die Stabilität. Ein solcher Bogen
ken), teils aus Metall (Basilika) angenommen. kommt etwa an einem weiteren Gebäude in
Die Rahmen römischer Glasfenster waren ­Ingelheim nahe dem Nordflügel der Kaiserpfalz
bisweilen über einen Zapfen an der Ober- und vor.404 Ähnlich gestaltet sind dort auch die Ein­
Unterseite drehbar. In der Regel konnten die gänge der das Heidesheimer Tor flankierenden
Fenster aber nicht geöffnet werden.401 Auf eine Türme mit je einem hohen Türsturz aus Sand­
Drehvorrichtung dieser Art wird im Fall von stein mit einer geschätzten Länge von 1 m und
Ladenburg verzichtet, da die Fenster meist sehr einem unter dem Verputz wohl ursprünglich
hoch liegen und damit nur schwer erreich- und nicht sichtbaren halbkreisförmigem Bogen dar­
bedienbar gewesen wären. über. Das Bogenfeld war zugemauert.405 Im Mo­
dell der Ladenburger Basilika wird der Fenster­
Schutzgitter sturz mit einer geschätzten Höhe von 20 cm
Zusätzlich zu den Fensterrahmen gab es oft leicht aus der Wand vorkragend dargestellt.
Gitter mit horizontalen und vertikalen Metall­
stäben, die als Schutz vor Einbrechern zu ver­ Fensterbank
stehen sind. In Obergermanien wurden solche An Nachbauten von römischen Gebäuden in
Installationen z. B. in Augst, Hölstein und Koe­ Originalgröße wie z. B. in der Saalburg (Lkr.
nigshofen gefunden. Die umgebogenen und ge­ Hoch­taunuskreis, Hessen) im Taunus oder an

396 Vgl. dagegen die Fenstertransennen, d. h. orna- (Venetia et Histria). Rekonstruktionen nach vor
mental durchbrochene, mit farbigem, entweder Ort gemachten Funden befinden sich außerdem
kreisrundem oder zugeschnittenem Glas bestückte in Homburg-Schwarzenacker (Gallia ­Belgica) und
Steinplatten, die vor allem in die Spätantike gehö- Xanten (Germania Inferior). Zu den nörd­lichen Pro­
ren und somit für Ladenburg ausscheiden. Dazu vinzen und einem Bildbeispiel aus ­Xanten: Kienzle
Günter 1968, 80–83. 2011, 14 Abb. 13. Von der villa rustica von Möcken-
397 Haevernick/Hahn-Weinheimer 1955, 65–73; Baatz lohe in Rätien (Lkr. Eichstätt, Bayern) ist zudem ein
1991, 10 mit Anm. 39 Abb. 5; Komp 2009, 18–20. vierstrahliger Stern aus Eisen von einem Fenster-
398 Von Berg 2012, 139. gitter bezeugt. Dazu Schaflitzl 2012, 115 (M 517).
399 Hornung 2011, 72 (Mitte 2./3. Jh. n. Chr.). 403 Das Beispiel ist zu finden in der Karlstraße nahe
400 Von Gerkan/Krischen 1928, 75–79 Taf. 19 (Fausti- der Station 06 des historischen Rundwegs der
na-Thermen, Großes Caldarium). Kaiserpfalz von Ingelheim am Rhein. Ein langer
401 De Gennaro 2010, 122 hebt hervor, dass Fenster in Torsturz aus Holz liegt dagegen aus der Sand-
römischer Zeit gewöhnlich nicht geöffnet werden gasse 10 in Heidelberg vor.
konnten. 404 Allgemein zur Kaiserpfalz: Grewe 2014, 346–356.
402 Mutz 1960/61, 107–109 Taf. 14–19. Dort auch eine 405 Belegt sind auch scheitrechte Bögen/Horizontal-
Rekonstruktion des Hölsteiner Gitters und w ­ eite­re bögen anstelle (oder ergänzend) eines Fenster-
Funde aus Martigny (Alpes Poeninae) und A ­ quileia Fortsetzung nächste Seite

67
DIE 3D-REKONSTRUKTION DES RÖMISCHEN FORUMS VON LADENBURG

der Villa Borg im Saarland werden oftmals zie­ Rekonstruktion geführt haben, entziehen sich
gelrote Fensterbänke gezeigt. Ob aus heutigen unserer Kenntnis. Doch auf Wandmalereien in
Erfordernissen und Bauvorgaben (Schutz der Trier aus trajanischer Zeit, insbesondere an der
Wand vor Nässe) oder nach antikem Vorbild, fünf Meter hohen sog. Grünen Wand, scheinen
konnte von uns nicht in Erfahrung gebracht an den Fenstern ebenfalls Ausschrägungen dar­
werden. An der Celsus-Bibliothek in Ephesos gestellt zu sein, so wie an der Trierer Palastaula
findet man im Obergeschoss einen ähnlich wie Fensterabschrägungen eindeutig festzustellen
eine Fensterbank querliegenden Steinbalken sind.410 In vielen romanischen Kirchen wie etwa
bzw. Steinsockel, auf dem der profilierte Fens­ auf der Insel Reichenau ist die Verjüngung in
terrahmen aufliegt.406 Im modellhaften Nach­ der Mitte der Wand am größten. Der Verjün­
bau des Forums von Lopodunum wurde darauf gungswinkel im Computermodell ist bei ca. 45°
verzichtet. angesetzt worden.

Position innerhalb der Mauer Verzierung


Sitzen die Fensterscheiben bezogen auf die Ge­ Die Fensteröffnung der erhaltenen Wand des
bäudemauern von oben gesehen außen, in der Prätoriums von Kastell I in Ladenburg weist
Mitte wie bei den frühmittelalterlichen Kirchen noch etliche Reste gemalter Dekoration auf.
auf der Insel Reichenau am Bodensee oder in­ Entlang des Rahmens, an der Kante zum Knick
nen wie bei der romanischen Kapelle der Kai­ der Ausschrägung, verläuft ein roter Strich, ein
serpfalz von Bad Wimpfen? Im Ladenburger weiterer in der Gehrung, begleitet von einem
Forum-Basilika-Modell werden die Fenster in anthrazitfarbenen Strich in der Laibung, der
der Mitte positioniert und orientieren sich in oben in einer lilienartigen Form endet. Ein
etwa an der Rekonstruktion der Wand aus dem dritter roter Strich verläuft in der Innenkeh­
jüngeren Prätorium des Kastells I von Laden­ le.411 In Rottenburg am Neckar wurde das Frag­
burg.407 ment einer mit roter Farbe umrahmten Fens­
terlaibung entdeckt.412 Rote Felder mit Ranken­
Fensterausschrägung werk liegen überdies von den Fenstern der
Die Wände der Fenster hatten in Lopodunum Palastaula in Trier vor.413 Im Computermodell
sehr wahrscheinlich eine Ausschrägung, viel­ zum Bauensemble von Lopodunum wurde keine
leicht von der Mauermitte nach außen und in­ gemalte Fensterdekoration berücksichtigt.
nen oder auch nur von der Außenkante nach in­
nen, damit das Licht besser in den Innenraum Fensterläden
fallen konnte. Ein Vorbild liefert wiederum die Im Altertum gab es bereits Fensterläden in unter­
Nachbildung des Kommandantenhauses in La­ schiedlichen Ausführungen, teils als zweiflüge­
denburg sowie ein Streifenhaus in Walheim lige Ausprägungen, teils als nach oben klappba­
(Lkr. Ludwigsburg, Baden-Württemberg).408 rer Verschluss wie am Nachbau der Stadtmauer
Die Unterseite der Fenster war am Komman­ und an den Rekonstruktionen der Stadttore in
dantenhaus im Gegensatz zu Beispielen aus an­ Xanten.414 Beide Varianten dienten dem Schutz,
deren Epochen stark abgeschrägt, die Oberseite vielleicht vor Kälte, sicher aber vor Einbruch
dagegen wohl nicht.409 Zu beobachten ist die oder im speziellen Fall von Militärbauten wie in
Ausschrägung auch am Nachbau des Stabsge­ Xanten vor einem Angriff. Insofern ist die An­
bäudes der Saalburg. Die Gründe, die zu dieser nahme von Klappen zumindest in den oberen

Fortsetzung Anm. 405 im Schutzhaus in Walheim. Das Fenster ist auch


oder Türsturzes, die eine horizontale Unterseite, abgebildet in Kienzle 2011, 12 Abb. 10.
aber radial zugeschnittene Steinquader oder 409 Der Winkel der an drei Seiten ­abgeschrägten Fens­
­Ziegelsteine haben, um den Druck zu den ­Seiten terlaibung des Kommandantenhauses b ­ eträgt links,
hin abzuleiten. Dies ist gut zu sehen etwa an der rechts und unten 45–47°. Dazu Sommer 1999b,
umgestürzten römischen Wand von Bau M in 177–180 Abb. 13; 15; 19 c.e inkl. V
­ ergleichs­bei­spiele für
Rottweil. Dazu Sommer 2001b, 506 Abb. 27. Fachwerk- und Stein­bauten.
406 Vgl. Wilberg u. a. 1953, Taf. 1–2. Zum Nachweis 410 Zur Grünen Wand: Thomas 1995, 299 Abb. 232 in
­einer Fensterbank an der Römervilla von Bad der oberen Zone mit weiter nach unten gezo-
Neuenahr-Ahrweiler siehe Fehr 2003, 34. genem Fenstergewände. Zur Palastaula: Reusch
407 Siehe das verkleinerte Modell des jüngeren ­Prä­- 1955, 190 (schräge Fensterbank).
toriums von Kastell I, das in der Metzgergasse 10 411 Sommer 1999b, 172; 179 Abb. 7; 11; 13–15.
in Ladenburg ausgestellt ist. Vgl. Sommer 1999b, 412 Gaubatz-Sattler 1999, 258; 388 Taf. 133,6. Das frei-
177 Abb. 19 c. gelegte Putzstück hat einen Wandknick, der von
408 Zu Ladenburg: Vgl. das Modell des jüngeren einem Fenster stammen dürfte.
­Prätoriums in der Metzgergasse 10 in ­Ladenburg. 413 Vgl. Anm. 313.
Zu Walheim: Planck 1987, 118 (Gebäude 3 mit 414 Zu sehen im Archäologischen Park Xanten. Vgl.
zwei Kellerfenstern); Planck 1991, 46 Abb. 54; 68 auch Fensterläden bei Kienzle 2011, 12 Abb. 10
Abb. 94, mit einem der Fenster nach Aufstellung (Walheim) und 13 Abb. 11 (Boscoreale, ­Italien).

68
2 / Basilika

Fenstern der Basilika von Ladenburg als Ein­ gen Eisenkurbel freigelegt, die plausibel mit der
bruchschutz nicht zwingend (s. o. Schutzgitter). Zugvorrichtung eines derartigen Kronleuchters
Sie wurden entsprechend in der Nachbildung in Verbindung gebracht werden.422 Dies hat zur
weggelassen.415 Darstellung von Kronleuchtern in der Nachbil­
dung der Riegeler Basilika geführt. Die Kron­
Kunstlicht leuchter selbst werden dort jedoch nicht als
Künstliche Lichtquellen waren in der römi­ mehrschnauzige Öllampen rekonstruiert. Viel­
schen Zeit in Gebäuden üblich.416 So wurden in mehr geht Dreier von einem vorschlagsweise
den Privathäusern Pompejis zahlreiche Öllam­ hölzernen Kronleuchter aus, auf dem im Be­
pen gefunden.417 Erst recht waren öffentliche reich des Mittelschiffs gefundene, heute verschol­
Gebäude beleuchtet. Allein in den sog. kleinen lene „eierbecherartige Illuminationslämpchen“
Thermen nördlich des Forums derselben Stadt aus Ton angebracht waren. In ihnen waren noch
kamen 892 Lampen zutage. Je nach Fassungs­ „Reste des verbrannten Fettes“ und Rußspuren
vermögen konnten schon herkömmliche kleine vorhanden. Dreier vermutet, dass sie als Halter
Öllampen z. B. von 8 cm Durchmesser durchaus für Talg- oder Wachskerzen dienten und nimmt
sieben Stunden lang brennen. Dabei wurde mindestens drei solcher über Seilwinden zu be­
nördlich der Alpen vor allem auf aus einheimi­ dienende Leuchter im Mittelschiff an.423
schen Pflanzen gewonnenes Öl zurückgegriffen. In Ladenburg kommen an künstlichen Licht­
Ab dem 3. Jahrhundert n. Chr. ist im Trierer quellen demnach vor allem Kandelaber und
Raum auch verstärkt die Verwendung von Ker­ Kronleuchter für Öllampen in Frage. Letztere
zen nachgewiesen. sind im Hauptschiff und in der Apsis zu erwar­
Mehr Licht als einzelne kleine Lampen liefer­ ten und müssten über eine komplizierte Vor­
ten Bronzekandelaber, an denen viele bronzene richtung hochgezogen worden sein, um die Öl­
Lampen aufgehängt werden konnten,418 oder lampen oder Kerzen anzuzünden. Allerdings ist
mehrschnauzige Lampen. Kranzförmige Lam­ die Zugvorrichtung entlang der Empore schwie­
pen konnten über 10 Schnauzen besitzen und riger zu lösen als bei einer durchgehenden
wie ein Kronleuchter aufgehängt werden.419 Ei­ Wand wie in der Apsis in Ladenburg oder in der
nen solchen bronzenen lychnuchus pensilis schon Basilika von Riegel in der Rekonstruktion nach
aus der Zeit Alexanders des Großen bezeugt Dreier.424 Die im Ladenburger Modell nachge­
Plinius der Ältere im Apollo-Tempel auf dem bildeten Kronleuchter haben einen Durchmes­
Palatin.420 Anhand eines pompejanischen Wand­ ser von rund 1,5 m.425
bildes, das einen in einer Tholos an einem Seil
hängenden Kronleuchter zeigt, vermutet Vere­
na Schaltenbrand Obrecht, dass antike Kron­
11 DACH
leuchter kleiner waren als mittelalterliche, wie
sie etwa aus dem Kloster Comburg in Schwä­ Sattel- und Pultdach
bisch Hall geläufig sind.421 In Augst wurden im Höchstwahrscheinlich verfügte die L
­ adenburger
Brandschutt bzw. in der Füllschicht des Curia­ Basilika über ein Satteldach über dem Mittel­
kellers der älteren Basilika die Reste einer riesi­ schiff mit Giebelabschluss und über Pultdächer,

415 Vgl. dagegen Kap. 7 zu den Fensterläden an den Dochte haben konnten und teils sogar über­einan­
Tabernen. der gestaffelt angeordnet waren, sind schon seit
416 Weeber 2010, 193 s.v. Lampe; Goethert 1997, dem 5. Jh. v. Chr. in Griechenland, insbesondere
19–28. aus Heiligtümern, oder Etrurien bekannt. Dazu
417 Goethert 1997. Held 1990, 56 f.
418 Ein Beispiel für eine bronzene Öllampe mit Kette 421 Schaltenbrand Obrecht 1996, 351 f. Abb. 55.
zum Aufhängen an einem Kandelaber: Grezet Zum Kloster Comburg: Blumer/Frontzeck 2012,
2012, 80–82 Abb. 39–40. 194–199.
419 Behrens/Brenner 1911, 99 f. Taf. 7,3–4; 7,6–7; 8 422 Schaltenbrand Obrecht 1996, 351; Berger 1998, 59
mit Beispielen aus Mainz, Italien und Thera; mit Abb. 46, L. 82,5 cm. Dieses Fragment wurde für
Huld-Zetsche 1979/80, 753 f. Nr. 8 Abb. 8–10. Die die Rekonstruktion der Riegeler Basilika zum Vor-
Lampen haben oft elf Schnauzen, die radial um bild genommen. Dazu Dreier 2010, 202 Anm. 172.
einen mit Öl gefüllten Ring angeordnet sind, 423 Dreier 2010, 199 f. Abb. 53; 202.
und einen kreuzförmigen Bügel mit Ösen für die 424 Dreier 2010, 197 Abb. 52.
Aufhängung. Gerade in Deutschland sind mehr- 425 In der Spätantike wurden basilikale Räume
schnauzige Hängelampen nicht selten belegt, ­offen­bar stark mit Kunstlicht beleuchtet. So soll
auch wenn sie nicht immer kranzförmig sind. Konstantin d. Gr. für die Lateransbasilika ­einen
420 Zu Kronleuchtern: Plin. nat. 34,8 (in der S ­ ekun- goldenen Kronleuchter vor dem Altar, 45 Kron-
­­­därliteratur meist irrtümlich 34,14 angegeben): und 50 Kerzenleuchter im Mittelschiff, 40 Kron-
„Placuere et lychnuchi pensiles in delubris aut arborum leuchter im südlichen und 25 im nördlichen S­­ei­
mala ferentium modo lucentes, quale est in templo tenschiff, ferner sieben vergoldete Kerzenleuch-
Apollinis Palatini quod Alexander ­Magnus ­Thebarum ter vor den Nebenaltären gestiftet haben. Dazu
expugnatione captum in Cyme ­dicaverat­­eidem deo.“ ­Köhler 1999, 127.
Bronzene Kranzleuchter, die noch weit mehr

69
DIE 3D-REKONSTRUKTION DES RÖMISCHEN FORUMS VON LADENBURG

also nach außen abfallende Dächer, über den bei antiken Tempelbauten an.434 Eine ähnliche
Seitenschiffen. Eine ähnliche Konstellation mit Lösung wird beim Nachbau der Basilika von
Satteldach und Pultdächern wird etwa für die Feurs (Modell im Musée d’Archéologie de
römische Forumsbasilika von Tarraco (Tarrago­ Feurs) und der Rekonstruktion der Villa Ech­
na) in einem Stadtmodell gezeigt.426 Ein weite­ ternach (Modell im Museum Römervilla Ech­
res Beispiel dafür bietet ein Miniaturmodell der ternach) angenommen. Wie eine solche Dach­
römischen Forumsbasilika von Nyon (Ende form aussieht, lässt sich etwa an der gotischen
1. Jh. n. Chr.), wo der Obergaden jedoch ver­ St. Galluskirche von Ladenburg gut nachvoll­
gleichsweise niedrig angesetzt ist und das Mit­ ziehen. Gleichwohl ragt in unserer Rekonstruk­
telschiff folglich nur wenig über die Seiten­ tion des römischen Hallenbaus von Lopodunum
schiffe hinausragt.427 das von Ziegeln gedeckte Dach über die Schmal­
seite hinaus, eine einfachere Variante, die – man
Giebel denke an den Abfluss von Regenwasser – sinn­
Von einem Giebel an den Schmalseiten der voll und effizient zugleich erscheint.435
­Basilika ist in Ladenburg vermutlich auszuge­ Ein weiteres Detail betrifft den Bereich des
hen. An vergleichbaren Bauwerken wie z. B. an Giebeldreiecks auf Höhe der Dachtraufe der
der Curia Iulia in Rom ist ein Giebel erhalten Längsseiten. Hier könnte ein über die gesamte
und damit für die (späte) Kaiserzeit gesichert.428 Breite, wie in Kapitel 2.9 beschrieben, oder zu­
In Obergermanien kann man sich von einer sol­ mindest an den Ecken, oberhalb von Eckpfei­
chen Konstruktion an der umgestürzten Mauer lern etwa, angebrachtes Giebelfußgesims einge­
eines Nebengebäudes der villa rustica von setzt gewesen sein (Abb. 24–25). Mit einem
Oberndorf-Bochingen ein Bild machen.429 Bei durchgehenden Gesims an den Giebeldächern
der zeichnerischen Nachempfindung der Fo­ werden beispielsweise die Forumsbasilika von
rumsbasilken von Samarobriva (Amiens), Lute- Nyon (Ende 1. Jh. n. Chr.) und die Peristylvilla
tia (Paris) und anderen gallischen Städten durch von Bad Kreuznach (Mitte 2. Jh. n. Chr.) rekon­
den französischen Archäologen und Illustrator struiert.436 Angelehnt an diese Gebäude wird an
Jean-Claude Golvin ist indessen auch das den Schmalseiten ein durchlaufendes Gesims
Walmdach zu finden.430 Walmdächer werden auch im 3D-Modell des Ladenburger Forums
ferner bei Nachbildungen römischer Gutshöfe bevorzugt.
gerne verwendet.431 Doch können sich diese Re­
konstruktionsversuche in der Regel nicht auf Dachneigung
archäologische Befunde stützen.432 Daher wird Die Neigung eines Sattel- und Pultdaches muss
diese Variante für das Satteldach in Ladenburg ausreichen, um größere Mengen an Regenwasser
nicht angenommen, zumal Vitruv bei seiner Be­ abzuführen und der in Frage kommenden Schnee­
schreibung der Basilika von Fano ein Dach mit last standzuhalten, wie auch Filgis münd­ lich
Giebel (fastigium) offenkundig im Sinn hatte.433 mit Verweis auf eigene archäologische Experi­
Interessanterweise wird an dem zitierten Mo­ mente bestätigte. Zudem gab es keine Stützen
dellnachbau der Basilika von Nyon die Mauer­ in der Mitte des Hauptschiffes, die vom Boden
krone des Giebels einige Zentimeter über das bis zum Dach bzw. Dachboden gereicht hätten
Ziegeldach emporgehoben. Die Ziegel ragen und somit die Last des Daches hätten aufnehmen
dort also nicht über die Schmalseite hinaus, können. Der Dachverband bestand demnach
sondern stoßen an die Giebelmauer ähnlich wie aus Sparren und Querbalken ohne zusätzliche

426 Das Stadtmodell wird im Museu d’Història de 431 Etwa die zeichnerische Rekonstruktion des ­Herren­-
­Tarragona ausgestellt. Ob die Bauform durch hauses der Villa Wachenheim nördlich von Bad
­Befund belegt ist, ist nicht klar. Dürkheim auf einer Informationstafel.
427 Rossi u. a. 1995, 30 Abb. 20; Rey-Vodoz u. a. 2003, 432 Zum Walmdach im Kirchenbau, das in der ­antiken
36 f. (Grundriss, Schnitt und Modellansicht). Bildkunst zwar belegt ist, sich im ­archäologischen
428 Balty 1991, 17 Abb. 4 (diokletianischer Wiederauf- Bestand aber nur schwer nachweisen lässt:
bau der frühkaiserzeitlichen Curia Iulia); Coarelli Deichmann 1957, 531 f. s.v. Dach.
2000, 72–75; Freyberger 2009, 100 f. 433 Vitr. 5,1,10.
429 Sommer 2011, 256. 434 Rossi u. a. 1995, 30 Abb. 20. Zu Tempeln siehe
430 Zu Amiens (2. Jh. n. Chr.): Coulon/Golvin 2002, etwa die Illustration des Forum Romanum in
14–16. Zu Lutetia (4. Jh. n. Chr.): Golvin in Mousse- Connolly/Dodge 1998, 110.
aux 2011, 56 Abb. 54. Dagegen Coulon/Golvin 2002, 435 Von einem Dachüberstand an den Giebelseiten
48, wo der Vorläufer ohne Walmdach dargestellt gehen Kaiser und Sommer auch bei Wohnhäu-
ist (2. Jh. n. Chr.), so wie ebd. 44 f. auch die ­Forums­- sern in Lopodunum aus: Kaiser/Sommer 1994, 351.
basilika von Bagacum Nerviorum (Bavay) ohne Walm- Die Autoren nehmen bei Streifenhäusern an de-
dach gezeigt wird. Vgl. überdies die zeichnerische ren Schmalseiten 15 cm an.
Rekonstruktion der Basilika von Augst in Schalten­ 436 Zu Nyon: Rossi u. a. 1995, 30 Abb. 20. Zu Bad
brand Obrecht 1996, 351 Abb. 54 (älterer Basilika), Kreuznach: Rupprecht 1986, 2 f.; Hornung 2011,
die auf M. Schaub in Schwarz/Trunk 1991, 224 B 22 f. Abb. 4.
zurückgeht.

70
2 / Basilika

Tabelle 7 Die Dachneigung einiger römischer Bauwerke im Vergleich.

Gebäude Ort Zeit Winkel

Südostportikus des Augustus­ Rom augusteisch ca. 22° (erhalten)


forums 437
Curia Iulia438 Rom kaiserzeitlich ca. 18° (erhalten)
Pultdächer am Hanghaus 2439 Ephesos 1./2. Jh. n. Chr. 15–20° (nachgewiesen)
Forumsmagazine 440
Xanten trajanisch ca. 25° (hypothetisch)
Basilica Ulpia441 Rom trajanisch ca. 20° (hypothetisch)
Giebel des Pantheons 442
Rom hadrianisch ca. 23° (erhalten)
Villa rustica, Gebäude 3443 Oberndorf-Bochingen 2. Jh. n. Chr. 33° (erhalten)
Bau M 444
Hechingen-Stein 2./3. Jh. n. Chr. ca. 35° (umgestürzte Wand)
Peristylvilla445 Bad Kreuznach 2. Jh. n. Chr. ca. 20°–30° (hypothetisch)
Kleinkastell (Nachbau) 446
Pohl 2. Jh. n. Chr. >25° (geschätzt)
Forumsbasilika447 Riegel 2. Jh. n. Chr. 23,3° (hypothetisch)

Stützen. Er ist insgesamt stabiler, je steiler die und C. Sebastian Sommer schlagen für römi­
Sparren gesetzt sind. Ist der Winkel allerdings sche Gebäude mit Ziegeldächern nördlich der
zu steil, rutschen die Ziegel wiederum herun­ Alpen zwischen 15° und 27° vor.451 Auf einer
ter.448 Eingartner schlägt für die Ladenburger Rekonstruktionszeichnung des Hauptgebäudes
Basilika, geschult an Mittelmeerarchitektur, mit des römischen Gutshofes von Hirschberg-Groß­
etwa 15° einen vergleichsweise niedrigen Wert sachsen werden sogar 30–35° ausprobiert.452 Als
für die Dachschrägen vor.449 Um die Neigung Winkel für die Schräge des Sattel­daches der Ba­
der Ladenburger Basilika besser abschätzen zu silika von Ladenburg bietet sich ein mittlerer
können, werden im Folgenden einige Beispiele Wert von etwa 25° an (Abb. 30), ein Wert jeden­
zusammengestellt, die zeigen, dass es in römi­ falls, der etwas höher liegt, als der in der Publi­
scher Zeit sehr unterschiedliche Winkel im kation veranschlagte (Abb. 31–32).
Dachbereich gegeben hat, die mitunter auch Es sei dahingestellt, ob die Pultdächer über
weit über den in die Debatte eingebrachten den Seitenschiffen des großen Hallenbaus, da
Wert von 15° hinausgehen: sie wesentlich kleiner sind, nicht auch etwas fla­
Zieht man aus diesen Vergleichen ein Resü­ cher ausgefallen sein könnten. Der Spielraum
mee, so kann man feststellen, dass in der römi­ ist an diesen Dächern sicher noch größer als an
schen Phase in Mitteleuropa an Ziegeldächern Giebeldächern, doch spräche auch hier nichts
generell mit einer größeren Neigung als am gegen eine ähnliche Neigung wie am Sattel­
Mittelmeer zu rechnen ist.450 Hartmut Kaiser dach.453

437 Bauer 1988a, 185 Abb. 76; 187 Abb. 78, belegt durch 450 Stade 1904, 61 mit der Empfehlung für neuzeit­
Spuren an der Stirnwand der Südostportikus. liche Hängewerke von mindestens 25°, am besten
Etwa 16–17° hat das Dach des Mars-Ultor-Tem- 30°–45°.
pels (gemessen an Zeichnung in Kockel 1988, 172 451 Kaiser/Sommer 1994, 349, gestützt auf ­Beispiele
Kat.-Nr. 70). in Pompeji; siehe auch Hagendorn 1999, 154
438 Abgeschätzt nach Coarelli 1975, 67; Balty 1991, 17 Anm. 756 und Dreier 2010, 188. Der Nachteil ­einer
Abb. 4. zu großen Dachneigung ist jedoch, dass die ­Ziegel
439 Ladstätter 2012, 115. leichter abrutschen. Darauf weist etwa Höcker
440 Precht 2008b, 348 f. aus Gründen der Entwässe- 2008, 265 f. s.v. Überdachung hin, der deshalb
rung. ein Dachgefälle von etwa 10° bis höchstens 16°
441 Amici 1982, Taf. 3. angibt, was wiederum für Ladenburg mit Blick
442 Waddell 2008, 321 Abb. 143. Siehe auch Hasel­ auf die obigen Beispiele zu gering erscheint.
berger 1996, 182–189. ­Größere Dachschrägen hingegen waren Kaiser/
443 Sommer 2011, 256. Sommer 1994 zufolge eher mit Holzschindeln
444 Kortüm 2014a, 173. ­bedeckt.
445 Rupprecht 1986, 15 (30°); Hornung 2011, 24 (20°). 452 Hagendorn 1999, 154 Anm. 756, doch wird ­dieser
446 Abgeschätzt von eigenen Fotos von Süß. Vgl. Wert mit Verweis auf Kaiser/Sommer 1994 im
­Dolata 2012, 19–22. Text wieder zurückgenommen.
447 Dreier 2010, 184; 188. 453 Eingartner 2011, 126 geht in Ladenburg von 15° aus.
448 Vgl. Anm. 451. Bei einem Pultdach am spätantiken Prätorium von
449 Eingartner 2011, 133 Abb. 20,1. Vgl. Überlegungen Köln wird ein Wert von 25° vermutet. Dazu Precht
zum Hanghaus 2 in Ephesos von Adenstedt 2010, 1973, 83. Im Modell des Ladenburger Forums be-
102 mit einem angesetzten Winkel von 15–20°. trägt die Neigung der Pultdächer etwa 20°.

71
DIE 3D-REKONSTRUKTION DES RÖMISCHEN FORUMS VON LADENBURG

30 Basilika mit einer


Dachschräge von 25°
(3D-Rekonstruktion).

31 Basilika mit einer


Dachschräge von 15°
(3D-Rekonstruktion).

Für welche Lösung man sich auch immer ­horizontalen Binder und zwei schräg nach oben
entscheidet, die Dachneigung wirkt sich erheb­ verlaufenden Sparren unerlässlich.454 An der
lich auf das Aussehen eines Gebäudes aus, was Basi­lika ist mit einer Spannweite von rund
auch an der Ladenburger Basilika sowie an der 12,5 m zu rechnen, was etwa 40 Fuß entsprä­
Eingangshalle und den übrigen Bauten des Fo­ che.455 Außerdem wird man von einem zwi­-
rums deutlich wird (Abb. 30–31). schen den Sparrenpaaren verlaufenden Kehlbal­
ken (transtum) ausgehen müssen. Ein solches
Sparren und Kehlbalken Dach ist in der Bauwelt als Sparrendach mit
Bei einer großen Spannweite, wie es in Laden­ Kehlbalken definiert.456 Ein Pfettendach, bei
burg am Satteldach der Basilika der Fall ist, er­ dem die Sparren (Pl. cantherii) von Pfetten ­
scheint ein stabiles Binderdreieck aus einem (Sg. templum, Pl. templa) getragen werden, ist in

454 Zum Sparrendach, das bereits von Vitr. 4,2,1 er- 456 Zu grundsätzlichen Dachkonstruktionen etwa
wähnt wird, und seiner Verwendung in der Antike Koepf/Binding 2005, 120 s.v. Dachkonstruktion.
vgl. Nohlen 2011b, 229 f. Zur Definition speziell des Kehlbalkendaches:
455 Dreier 2010, 188 errechnet für die Basilika in Rie- Stiewe 2007, 27 und Dreier 2010, 186 Anm. 110:
gel mit 11,84 m eine ähnliche Strecke. Eine Dis- „Beim Kehlbalkendach werden die Sparren in
tanz von 12,5 m bereitete in der Antike keine Pro- ­jedem einzelnen Gebinde von einem besonde-
bleme. Dazu etwa Nohlen 2014, 142. Ähnlich lange ren Holz in der Ebene des Sparrenpaares, dem
Balken kann man auch an vielen romanischen sog. Kehlbalken, getragen, welcher von einem
und späteren Kirchen beobachten, etwa auf der in Längsrichtung des Daches verlaufenden sog.
Insel Reichenau oder an der Saalkirche in Ingel- Stuhlrahmen gestützt wird.“ Zur Dachkonstruk-
heim am Rhein oder auch an der Kirche des Klos- tionen in der Antike überdies: von Kienlin 2011a.
ters Alpirsbach im Schwarzwald. Auch die noch Der lateinische Begriff für Dachbalken lautet
etwas breitere Aula Regia in Ingelheim aus karo- trabs (Unterzug) oder tigna (schwächerer und
lingischer Zeit wird mit entsprechenden Balken quergestellter Balken über dem Unterzug). Dazu
rekonstruiert. Vgl. Grewe 2014, 351. Vitr. 5,1,6 er- von Kienlin 2011b, XIII. Sparren wurden mit dem
wähnt für das Mittelschiff der Basilika in Fano so- lateinischen Begriff cantherii bezeichnet. Dazu
gar 60 Fuß (knapp 18 m). Grundsätzlichen Zweifel ebd. Für die Sparrenweite in Riegel, gemessen
an der Stabilität kann es in Lopodunum demnach von Sparrenmitte bis Sparrenmitte, werden 0,9 m
nicht geben. vorgeschlagen. Dazu Dreier 2010, 186 Anm. 109

72
2 / Basilika

° °
35 35
° °
30 30
25° 25°
25°25° 15°15° 15° 15°

WW O O WW O O
20°20°

32 Querschnitt der
Basilika mit 25° und
15° Dachschräge sowie
W W W W

die Winkel 15, 25, 30


? ? ? ? ? ? ? ?

und 35° im Vergleich.


M. 1:500.
0 0 5 m5 m

Ladenburg wegen der gewaltigen Dimensionen Zeichnung der konstantinischen Peterskirche


des Hallenbaus dagegen auszuschließen.457 Ein von Rom sind Dachbinder, Sparren, Kehlbal­
Sparrendach benötigt keine längs zum Dach ken ohne Stuhlrahmen und Firststütze zu er­
verlaufenden Hölzer, doch können auch welche kennen.461
auf den Sparren liegen, wie dies für Lopodunum Die Dachbinder müssen ausreichend groß
angenommen wird. Die Sparrenkonstruktion und hochkant gestellt gewesen sein, damit sie
mit Binder ermöglicht eine hohe Querausstei­ sich wegen der großen Länge möglichst wenig
fung des Daches gegen Windkräfte. Ohne Stüt­ durchbiegen.462 Als Anhaltspunkt für die Breite
zung durch Kehlbalken werden Sparren jedoch von Balken an einem antiken Großbau kann der
nur bei einer Länge von bis zu 4,5 m empfohlen, hellenistische hypostyle Saal von Delos, der als
wohingegen sich in Ladenburg eine Länge von Vorläufer der römischen Basiliken angesehen
ca. 9 m abzeichnet.458 Würden Kehlbalken feh­ wird, mit 60 cm herangezogen werden.463
len, hätten sich die Sparren bei der zu erwar­ Um zu verhindern, dass sich Binderbalken
tenden Größe des Daches zu stark durchgebo­ nicht übermäßig verbiegen, können sie überdies
gen (Abb. 33). von sog. Hängesäulen, die entweder an den
Zwar wird bei einem Kehlbalken mehr Holz Sparren bzw. Kehlbalken oder an der Firstpfette
als bei einem Pfettendach benötigt, doch über­ angebracht sind, gehalten werden.464 In Laden­
wiegen – wie gesehen – bei Gebäuden mit gro­ burg wird ein sog. stehender Stuhl vermutet,
ßer Spannweite die Vorteile.459 Ein spätantikes wie er auch in vielen anderen Rekonstruktionen
Dach mit Dachbindern, auf denen Sparren auf­ römischer Gebäude zu finden ist.465 Wegen der
liegen, ist in der Hauptkirche des St. Kathari­ Größe der Bedachung lässt sich in der Römer­
nenklosters auf dem Sinai, Ägypten, bis auf den stadt am Neckar eine Bauweise mit zwei oder
heutigen Tag erhalten geblieben.460 Auf einer drei stehenden Stuhlwänden postulieren.466

mit Berufung auf Stade 1904, 142. Sommer 2011, Milet. Er erwähnt die Möglichkeit der Verbindung
255 vermutet für das römische Wirtschaftsge- von Balken, um eine größere Länge zu erreichen
bäude in Oberndorf-Bochingen ein A-förmiges (Länge in Milet etwa 14 m). Vgl. von Kienlin 2011c,
Sparrendach, womit nach obiger Terminologie 81–85 u. a. zum Querschnitt von Balken im Bou-
ebenfalls ein Kehlbalkendach gemeint sein dürfte. leuterion von Priene.
457 Zum Pfettendach etwa von Kienlin 2011b, XIII. 463 Koenigs 2011, 34. Zur Bedeutung des Baus auf Delos
Bereits der Parthenon von Athen und der als Vorbild für die römische Basilika: Zuletzt Moretti/
Zeustempel von Olympia waren im 5. Jh. v. Chr. Fincker 2016, 109 f.; Ohr 2016, 87.
mit Pfettendächern ausgestattet, wobei die 464 Vgl. Barthel/Kayser 2011, 41 f.
Pfetten mit Außengiebeln und Cellagiebeln im 465 Man unterscheidet zwischen stehendem (einfach,
Unterschied zur Ladenburger Basilika mehrere doppelt oder mehrfach stehend) Stuhl, wenn
Auflagen hatten. Bei der Rekonstruktion der die Stützen vertikal verlaufen, und liegendem
Riegeler Basilika entscheidet sich Dreier 2010, Dachstuhl, wenn sie schräg verlaufen (Vgl. Stade
186; 188 Abb. 51 für ein Pfettendach. 1904, passim). Diese Bauprinzipien kann man
458 Zur Sparrenlänge: Stade 1904, 147. etwa an Fachwerkhäusern wie z. B. im Hohen-
459 Zum höheren Holzbedarf eines Kehlbalkendaches loher Freilandmuseum Wackershofen bei Schwä-
und geringeren eines Pfettendaches: Dreier 2010, bisch Hall nachvollziehen.
186. 466 Nach Stade 1904, 150 wären bei einer Länge der
460 Valeriani 2011, 288 (6. Jh.). Kehlbalken von mehr als 5,5 m, was in Ladenburg
461 Sackur 1925, 133 Abb. 56. mit geschätzten 7 m zutrifft, sogar drei Pfosten
462 Vgl. Koenigs 2011, 36 bezüglich Bouleuterion von Fortsetzung nächste Seite

73
DIE 3D-REKONSTRUKTION DES RÖMISCHEN FORUMS VON LADENBURG

1 Deckenbalken/Dachbinder (trabs)
2 Sparren (cantherium)
3 Kehlbalken (transtum)
4 doppelt stehender Stuhl
5 Firstbalken (columen)
6 Latte
7 Schalbrett 6
8 flacher Dachziegel (tegula)
5

3
4 4
2 2 8
7

33 Sparrendach mit
Kehlbalken im­
­Querschnitt. Ohne
Maßstab.

Belegt ist ein stehender Dachstuhl mit zwei Rekonstruktionen von römischen Bauten sind
Stützenreihen an der dreischiffigen christlichen Hängeeisen zu erkennen.
Basilika Sant’Apollinare in Classe bei Ravenna Zieht man die dargelegten Aspekte bei der
(1. Hälfte 6. Jh.).467 Mit zwei Stuhlwänden wer­ Bauweise eines Daches in Betracht, sprechen
den auch die Basilica Ulpia von Rom (traja­ die Anforderungen in Ladenburg demzufolge
nisch) und die Basilika von Karthago (antoni­ für ein Sparrendach mit Kehlbalken. Dies be­
nisch) zeichnerisch rekonstruiert, während die deutet eine Reihe von in mehr oder weniger
Basilika von Lepcis Magna (severisch) in einer dichter Folge gesetzten Sparren, auf denen ver­
grafischen Nachbildung mit einem Vertikal­ schiedene quergerichtete Latten liegen.472 Auf
pfosten unter dem Dachfirst und zwei schräg diesen wiederum befinden sich die genagelten
davon nach oben geführten Hölzern dargestellt Schalbretter (Sg. asser, Pl. asseres) als Unterlage
wird.468 Im Ladenburger Modell wird ein dop­ für die sich überlappenden Ziegel, wie dies bei­
pelt stehender Stuhl angesetzt (Abb. 33).469 spielsweise an der Xantener Forumsbasilika von
Für die Befestigung der in der deutschen Gundolf Precht erörtert wird.473 Eine Firstpfet­
Sprache Hängesäulen oder Hängepfosten ge­ te schließlich wird von Franz Stade, dem Autor
nannten Vertikalbalken, die in der Antike als co- eines Fachbuchs für Zimmermannstechnik, für
lumen 470 bezeichnet wurden, gibt es zwei Arten. erforderlich gehalten, wenn die obere Länge
Zum einen können sie mit Hängeeisen, wofür der Sparren größer als 3 m ist, was an der Basi­
sich Dreier an der Basilika von Riegel entschei­ lika in Lopodunum sicherlich zutrifft.474 Im Com­
det, oder durch Einzapfen der Hängesäulen in puternachbau des Ladenburger Gebäudes sind
die Binderbalken wie bei Sant’Apollinare in Sparren, Kehlbalken, doppelt stehender Stuhl,
Classe verbunden sein.471 In vielen zeichnerischen Latten, Verschalung und zudem eine Firstpfette

Fortsetzung Anm. 466 in Adam 1999, 211 Abb. 495, hatte im Gegensatz


im Dachstuhl erforderlich (siehe nächster Absatz). dazu wohl nur eine Firststützenreihe. Siehe dazu
Im Querschnitt der Ladenburger Basilika sind auch Sackur 1925, 133 Abb. 56. Unter den Sparren
zwei eingezeichnet. Die Dachkonstruktion funkti- könnten zudem Verstrebungen angebracht ge-
oniert laut Stade 1904, 61 nur bei einem Dachwin- wesen sein, wie beispielsweise an alten Häusern
kel von mindestens 25° (vgl. Anm. 450). im Hohenloher Freilandmuseum Wackershofen
467 Deichmann 1957, 531 f. s.v. Dach. bei Schwäbisch Hall zu sehen ist.
468 Zur Basilica Ulpia: Amici 1982, 86 Abb. 145. Zu Kar- 470 Vitr. 4,2,1. C. Fensterbusch übersetzt den Begriff in
thago: Gros 1996, 259 Abb. 309 oben (Rekonstruk- Vitruv 2008 mit „Giebelständer“.
tionszeichnung nach P. Gros und G. Robine). Zu 471 Dreier 2010, 188 Anm. 115.
Lepcis Magna: Ward-Perkins 1993, 64 Abb. 30. 472 Von Kienlin 2011b, XIII.
469 Ähnlich Eingartner 2011, 133 Abb. 20,1. Siehe auch 473 Precht 2008b, 346.
den Dachstuhl der Basilika in Riegel nach der Re- 474 Stade 1904, 148 f. (Kehlbalkendach mit doppelt
konstruktion von Dreier 2010, 188 Abb. 51. Die stehendem Stuhl).
konstantinische Peterskirche in Rom, abgebildet

74
2 / Basilika

zwar eingesetzt worden, aber in der Animation nau oberhalb der „Quadertürme“, nebeneinan­ 34 Rekonstruktion der
nicht zu sehen (Abb. 34). der. Die sich gegenüberliegenden Sparren bil­ Basilika, rechts ohne
Dachziegel.
den zusammen mit dem Binderbalken jeweils
Decke das weiter oben beschriebene Binderdreieck.
Eingartner schließt in der Ladenburger Basilika Die Konstruktion mit Dachbindern erlaubt
an der Galerie Tonnen- und Kreuzgewölbe, wie die Anbringung einer Decke, wodurch viel­
von Gropengießer 1940 vermutet und von Otto leicht auch ein zum Teil begehbarer Dachboden
Linde zeichnerisch umgesetzt, überzeugend entstünde, der für die vorauszusetzende Pflege
aus.475 Es muss stattdessen von einer Flachdecke und Wartung der gesamten Konstruktion, wenn
ausgegangen werden, wie sie wohl auch für das sie jahrzehntelang in Benutzung bleiben sollte,
Mittelschiff anzunehmen ist.476 Die Dachbalken unerlässlich erscheint.478
unter dem Pultdach der Seitenschiffe dürften An den Deckenbalken war vermutlich eine
nach Eingartner bei etwa 15,2 m Höhe über flache Kassettendecke (lacunar) befestigt, die
dem Fußbodenniveau anzusetzen sein.477 Die wohl in Achsenkonkordanz zu den Deckenbal­
Deckenkonstruktion beginnt, ausgehend vom ken ausgelegt war, so dass der Dachstuhl in La­
jeweiligen Laufniveau, im Erdgeschoss bei ei­ denburg anders als wohl in der vitruvianischen
ner Höhe von etwa 8 m, im Emporengeschoss Basilika von Fano, in der Basilikarekonstruktion
von etwa 6 m. Über dem Mittelschiff erreicht von Riegel, in vielen frühchristlichen Kirchen
die Decke im Modell ungefähr 20 m (Abb. 12). oder im romanischen Münster St. Maria und
Im virtuellen Nachbau liegen über dem Mit­ Markus auf der Insel Reichenau nicht sichtbar
telschiff Dachbinder, die den Dachsparren als gewesen wäre.479 Die Frage, ob die profane Basi­
Auflage dienen, in gleichmäßigem Abstand, ge­ lika Ladenburgs im Mittelschiff eine Flachdecke

475 Gropengießer 1914, 16 Abb. 13. Zu Gropengießer (Computervisualisierung D. Rothacher) für die


und Linde: Eingartner 2011, 120. Zum Typus ohne ­Basilika von Riegel.
Gewölbe: etwa ebd. 133 Abb. 1. 477 Eingartner 2011, 126.
476 Die fünfschiffige Basilica Ulpia (Säulenbasilika) 478 Der Dachboden könnte von den S ­ eitenschiffen
wird über ihren Seitenschiffen mit Tonnengewöl- mittels Leitern zugänglich gewesen sein. In
ben rekonstruiert (Packer 1997/1, 229, Portfolio ­Pergamon wurde hinter dem Zeus-Asklepios-
Taf. 23; 25), was im Fall von Ladenburg zwar nicht Soter-Tempel, der verkleinerten Imitation des
völlig ausgeschlossen werden kann, aber nicht Pantheons von Rom, ein Treppenturm angefügt,
zwingend erforderlich ist und am Haupteingang über den man für Reparatur- und Reinigungs-
einen Bruch in der Architektur verursacht hätte. zwecke auf das Dach steigen konnte, wie Radt
Zu einem anderen Ergebnis mit Arkaden zwischen 2011, 231 vermerkt.
Haupt- und Seitenschiffen, Querbögen im Seiten- 479 Die Frage nach der Existenz eines offenen oder
schiff im Eingangsbereich und offenem Dachstuhl verdeckten Dachwerks über dem Mittelschiff
kommt dagegen Dreier 2010, 150–192; 197 Abb. 52 Fortsetzung nächste Seite

75
DIE 3D-REKONSTRUKTION DES RÖMISCHEN FORUMS VON LADENBURG

35 Innenraum der Basi­lika


mit Kassetten­decke
(3D-Rekons­truktion).

gehabt hat (Abb. 35) oder einen offenen Dach­ eine ähnliche Decke verfügte. Die Kassetten
stuhl (Abb. 36), lässt sich aber nicht mit Sicher­ ­einer solchen Decke bestanden gewöhnlich aus
heit beantworten. Eine genauere Untersuchung quadratischen oder rechteckigen Feldern wie in
römischer Decken, als dies in diesem Rahmen der Curia Iulia in der Hauptstadt, die dort zwar
realisierbar ist, könnte allerdings die baulichen sehr wahrscheinlich erst aus der diokletiani­
Möglichkeiten des 2. Jahrhunderts n. Chr. ge­ schen Restaurierung oder sogar aus noch späte­
wiss noch etwas besser aufzeigen und zum tiefe­ rer Zeit stammen, aber in ihrer Struktur auf die
ren Verständnis der gesamten Konstruktion ei­ Gestaltung des ursprünglichen Baus aus der frü­
nes solchen Bauwerks beitragen. An dieser Stel­ hen Kaiserzeit zurückgehen könnten.481 Die Kas­
le sei lediglich darauf hingewiesen, dass auch setten müssen keineswegs gleich groß gewesen
die trajanische Basilica Ulpia und die severische sein. So kennt man absichtliche Differenzen bei
Basilika von Lepcis Magna mit einer kassettier­ Tempeln in der Peristasis hinsichtlich Längs-
ten Flachdecke rekonstruiert werden.480 und Schmalseite sowie bei einem erweiterten
Zusammenfassend kann man sagen, dass in Mitteljoch auf der Vorderseite, aber auch nicht
Ladenburg zumindest die Decke des Umgangs absichtliche wie an den Seitenhallen des Traia­
im Erd- wie auch im Obergeschoss sehr wahr­ neums von Pergamon.482 Der übliche Aufbau an­
scheinlich von einer Kassettendecke geschmückt tiker Kassetten mit einer Verjüngung nach oben
war, vielleicht aber auch das Mittelschiff über in mehreren Stufen wird übernommen.483

Fortsetzung Anm. 479 480 Zur Basilica Ulpia: Meneghini 2015, 91. Zur Basilika
­ einer Forumsbasilika gehört zu den schwierigs- in Lepcis Magna: Ward-Perkins 1993, 64 Abb. 30.
ten Kapiteln der römischen Architektur. Auch in Zum Nachempfinden der Raumwirkung eines
der Forschung der frühchristlichen Baukunst ist flach gedeckten Saales sei auf Kirchenbauten un-
dieser Sachverhalt nicht geklärt. Die ­Mehrheit der terschiedlicher Epochen verwiesen. Als Beispiel
Forscher neigt anknüpfend an das apodiktische wird hier nur die romanische Kirche des Benedik-
Urteil in Sackur 1925, 161 dazu, die Basiliken gänz- tinerklosters Alpirsbach im Schwarzwald ange-
lich ohne Decke zu rekonstruieren. Doch gibt es führt. Die Last durch eine derartige Deckenkons-
auch gewichtige Gegenstimmen. So etwa Bran- truktion scheint in der Antike kein Hindernis ge-
denburg 1989, 433 s.v. Kirchenbau I. Der früh- wesen zu sein, wenn man auf eine einfache und
christliche Kirchenbau mit Berücksichtigung lite- leichte Bauweise zurückgegriffen hätte. Vgl. zu
rarischer Quellen zu frühen christlichen Basiliken: Flachdecken Gogräfe 2004, 221–231.
„Vornehmlich dürfte der offene Dachstuhl vor- 481 Coarelli 2000, 72–75; Balty 1991, 15–23; siehe auch
geherrscht haben, wie er noch im M ­ ittelalter ge- Freyberger 2009, 101 f.
meinhin üblich war. Doch wird bei aufwendige- 482 Nohlen 2011b, 225–227.
ren Bauten und kaiserlichen Stiftungen, wie in der 483 Zu Deckenkassetten allgemein: Höcker 2008,
römischen Architektur, eine Kassettendecke den 155 s.v. Lacunar. Koenigs 2011, 28 stellt ein monu-
Dachstuhl verdeckt haben (Eusebius, hist. eccl. mentales Beispiel vor, die Peristasis des Athena-­
10,4,43 und vita Const. 3,32,36; Paulinus von Nola, Tempels in Priene (2,4 × 2,4 m Größe bei 2 m Höhe,
ep. 32; Prudentius, perist. XI 219 f.).“ Zuletzt Bran- Schlussquadrat 70 × 70 cm), gleichwohl eine
denburg 2013, etwa 23. Ähnlich auch Valeriani Größe, wie sie auf Ladenburgs Basilika ­sicher
2011, 296. Im Wohnungsbau, in der Palastarchitek- nicht zutrifft. Zu Kassetten aus Herculaneum im
tur und in Sakralgebäuden waren entsprechende Detail siehe etwa Pierattini 2009, 164 f. mit Quer-
Decken im Altertum jedenfalls eher die Regel. schnitt.

76
2 / Basilika

36 Innenraum der Basilika


ohne Kassettendecke
(3D-Rekons­truktion).

In Ladenburg setzten sich im Gegensatz zu Mittelschiff zu erkennen, die offenkundig mit


den Umgängen griechischer Tempel die De­ der Säulenstellung korrelieren.488 Angesichts
cken der Seitenschiffe gewiss nicht aus Stein, der großen Breite des mittleren Raumes in Rom
sondern aus Holz zusammen, um Gewicht und erscheint diese Zahl allerdings gering, weshalb
Kosten einzusparen.484 Über dem Mittelschiff für Lopodunum acht Kassetten über dem Mittel­
kann, wenn überhaupt, aus technischen Grün­ schiff (Breite der Kassette ca. 1,25 m) und drei
den ohnehin nur eine Holzkonstruktion ange­ über den Seitenschiffen in einem nicht mit den
bracht gewesen sein. Kassettendecken sind bei Säulenjochen korrespon­dierenden System ange­
repräsentativen Bauten und dort wiederum vor nom­men werden.
allem an Sakralgebäuden gut bezeugt.485 Bei Beim heutigen Nachbau des römischen Her­
Wohngebäuden lassen sie sich vorwiegend renhauses der Villa Borg im Saarland wurde
durch Wandmalerei belegen. Bei Villae rusticae die Decke weiß verputzt, beim augusteischen
oder Villae suburbanae geht man allgemein von Apollo-Sosianus-Tempel in Rom ist eine auf
Holz­kassetten aus. Auch ein auf der Decke ge­ Holz angebrachte Stuckdekoration mit Farbe
malter Kassettendekor wäre in Betracht zu zie­ und Vergoldung belegt.489 Diese beiden Bei­
hen.486 spiele zeigen die große Bandbreite an Gestal­
Lehnt man sich an die Basilika von Lepcis Ma- tungsmöglichkeiten auf. In der virtuellen Wie­
gna an, könnte man für Ladenburg fünf bis acht derherstellung der Ladenburger Basilika wurde
Längsreihen über dem Mittelschiff, korrelie­ auf die aus der antiken Baukunst bekannte Ver­
rend oder nicht korrelierend mit den Säulenjo­ zierung und Farbigkeit von Kassetten und erst
chen und Fußbodenplatten, und je drei oder recht auf den beim Apollo-Sosianus-Tempel
vier über den Seitenschiffen annehmen.487 Bei überlieferten Goldüberzug verzichtet, auch
der Basilica Ulpia sind auf einer Rekonstruktions­ wenn nicht auszuschließen ist, dass die Decken­
zeichnung fünf monumentale Kassetten über dem vertäfelung farbig gefasst war. Unser Prinzip

484 Zu den möglichen Materialien Holz, Stein und ­ assettenschmucks aus einem tonnengewölb-
K
­Elfenbein: Schaltenbrand Obrecht 1996, 344. In tem Raum der Peristylvilla von Bad Kreuznach
der Konstruktionsweise orientieren wir uns an beschreiben.
Nr. 2 von Schaltenbrand Obrecht, d. h. zwischen 487 Vgl. die wesentlich kleineren Deckenkassetten auf
den Balken werden Kästen eingesetzt, die fest­- einer Rekonstruktionszeichnung der Basilika von
ge­nagelt sind. Die Nr. 1 ebd. hat gleich große Pompeji in Mau 1908, 72 Abb. 30.
Querbalken bzw. Stichbalken, was ein größeres 488 Packer 1997, Portfolio Taf. 23; 25; siehe zur Kasset-
Gewicht zu ergeben erscheint, und bei Nr. 3 wird tendecke auch ebd. 442 f.
die Decke an die Balken mit Haken gehängt, 489 Zum Tempel in Rom: Lauter 1986, 249. Zur Vergol-
was in Ladenburg nicht auszuschließen ist, aber dung allgemein: Packer 1997/1, 442. Wie eine kost-
eine Unmenge an Eisen erforderlich gemacht bare Verzierung in römischer Zeit ausgesehen hat,
hätte. führt zudem eine Stuckdecke mit komplizierten
485 Etwa Gruben 1986, 383 (Peristasis des ­Athena- Kassetten vor Augen, die im Eckraum eines Heilig­
Tempels in Priene); Coarelli 2000, 120 (Cella des tums in Petra, Jordanien, entdeckt wurde. Dazu
Mars-Ultor-Tempels in Rom). Bellwald 2013, 44–51.
486 Etwa Hornung 2011, 64 f. und Gogräfe 2011,
96–105, die u. a. die Reste eines hexagonalen

77
DIE 3D-REKONSTRUKTION DES RÖMISCHEN FORUMS VON LADENBURG

der zurückhaltenden Nachbildung gilt wie an mit denen im 2. Jahrhundert n. Chr. ähnlich wie
vielen anderen Bauteilen auch hier.490 heute zu rechnen ist, ist an der B ­ asilika von
­Lopodunum ein Dachüberstand von etwa 30 cm
Dachziegel oder auch etwas mehr vorauszusetzen. Dieses
Bei der Dachdeckung ist vom bekannten Mönch- Maß liegt im Rahmen der 20–40 cm, die bei­
Nonne-Prinzip mit mehreren Reihen aus Flach- spielsweise bei der Untersuchung des Haupt­
bzw. Leistenziegeln (tegulae), die im rechten baus der villa rustica von Hirschberg-Groß­sach­
Winkel nach oben umbiegende Randleisten an sen angenommen werden.495 An der palast­arti­gen
ihren Langseiten besitzen, sowie halbzylindri­ Villa von Bad Kreuz­nach wurde ein Dach­­rand
schen Deck- bzw. Hohlziegeln (imbrices) auszu­ festgestellt, der sogar etwa 75 cm überstand.
gehen. Für beide Arten gibt es auch aus dem Auf dem Boden wurde dort das R ­ egenwasser
Stadtgebiet von Ladenburg etliche Beispiele. über Rinnen aus Stein abgeleitet.496 Eine Ent­
Reste von Imbrices und Tegulae wurden zudem wässerung nach diesem Muster muss auch für
tatsächlich auch im südlichen Treppenhaus di­ die Ladenburger Basilika angesetzt werden. Im
rekt hinter der Basilika gefunden. Das Material Nachbau ist eine Wasser­ rinne auf dem Hof­
ist jedoch stratigrafisch schwer zuweisbar und pflaster entsprechend berücksichtigt worden
konnte bislang noch nicht hinreichend ausge­ (s. u. Kap. 5.2). Damit die Fassade vor herunter­
wertet werden.491 fließendem Wasser geschützt ist, wären in Laden­
Die Flachziegel waren gewöhnlich ca. 30 cm burg neben einem ausreichend großen Dach­
breit (1 Fuß) und 40–60 cm lang (etwa 1,5– überstand auch noch Dachrinnen und Wasser­
2 Fuß).492 Wie an anderen römischen Bauten be­ speier zweckmäßig.497 Bevor die Niederschläge
obachtet, könnten die Dachziegel in Ladenburg über Wasserspeier abfließen können, werden
dort, wo sie aneinanderstoßen, zur Abdichtung sie zum Beispiel an Tempeln in einer Rinne
und Steigerung der Festigkeit vermörtelt gewesen längs der Dachtraufe gesammelt.498 Hält man
sein, während die untere(n) Reihe(n) aneinander­ an der Idee eines Dachrandes mit Wasserspeiern
­genagelt war(en), damit sie nicht herabrutschen.493 fest, lässt sich über deren Form allenfalls speku­
Die Überlappung der Ziegel betrug vermutlich lie­ren.499 Auf das digitale Modell hat dies jedoch
in etwa 10 cm.494 Am unteren Rand des Daches keinen E ­ influss, da man dieses Detail aus der
verschlossen wohl Antefixe die Deckziegel. Ferne nicht erkennen kann. Der Nachbau be­
schränkt sich auf einen Dachüberstand, der auf
Dachüberstand und Dachrinnen der ­Unterseite vom Gesims geschlossen ist, so
In Anbetracht gewaltiger Wassermassen bei star­ dass die Holzbalken von außen nicht zu sehen
ken Regenfällen und großer Mengen an Schnee, sind.

490 Genauso wird auch Dekor in den Mittelfeldern wie Hornung 2011, 24 im Zusammenhang mit der Be­
z. B. eine Blüte (wie etwa an der Celsus-­Bib­liothek schreibung der Peristylvilla von Bad Kreuznach.
in Ephesos. Dazu Wilberg u. a. 1953, 33 Abb. 72) oder Koenigs 2011, 22 gibt mit 90 kg einen ähnlichen
an den Leisten wie z. B. Eierstäbe oder lesbisches Wert als Gewicht pro Quadratmeter an. Das zeigt,
Kymation (Letzteres eventuell im Hanghaus 2 von wie wichtig eine stabile Tragekonstruktion war.
Ephesos. Dazu Thür 2011, 245) in Ladenburg nicht 495 Hagendorn 1999, 154. Vgl. auch Dachüberstand bei
übernommen. Kaiser/Sommer 1994, 351 an der Traufseite (0,3 m)
491 Eingartner 2011, 116. Die Dachziegel könnten auch und an der Giebelseite (0,15 m). Wie ein Abfluss-
vom Kastell als dem Vorgängerbau stammen system mit Wasserrinne auf dem Boden aus­
(ebd. 117 Anm. 115). Kritisch zur Zuschreibung an gesehen haben könnte, ist gut am Nachbau des
die Basilika wegen der tiefen Fundlage insbeson- römischen Limeskastells Pohl zu verfolgen. Dazu
dere Sommer 2012, 74 in seiner Rezension von Dolata 2012, 20 oben links.
Eingartners Publikation über den Forum-Basilika- 496 Rupprecht 1986, 15, siehe auch Hornung 2011, 34 f.
Komplex von Ladenburg. Die Ziegel liegen im 497 Was passiert, wenn Wasser an einer Wand ent-
Zentralen Fundarchiv in Rastatt. lang läuft, ist am Limesturm von Osterburken
492 Vgl. Dolata 2007, s.v. Ziegel 914–921. Vgl. ­hingegen im Gewann Förstlein zu beobachten. Der erst im
Dachziegel der Basilika in Pompeji (75 × 58 cm, Herbst 2013 eingeweihte Nachbau wies schon im
135 × 58 cm, Dicke 3–4 cm). Dazu Ohr 1991, 33 f. Frühjahr 2014 unterhalb des Turms eine stark ver-
493 Etwa in Hornung 2011, 24. Die vorderste Ziegel- schmutzte Limesmauer auf.
reihe, die aus größeren Ziegeln bestand, war 498 Ähnlich Dreier 2010, 192 mit Wasserspeier an den
etwa in Hechingen-Stein genagelt (Filgis in ­einer Ecken. Eine Dachrinne ist an der ­Rekonstruktion
mündlichen Mitteilung). Dies wurde auf den der Basilika von Sarmizegetusa zu erkennen (­ Étienne
­Ladenburger Nachbau nicht übertragen, da kaum u. a. 2006, 144 Abb. II/88).
sichtbar, erscheint aber auch dort plausibel. 499 Gewöhnlich findet man an Dachrändern Löwen­
494 Für die Überlappung in Ladenburg von ca. 10 cm kopfwasserspeier. Vgl. etwa das Hallengebälk am
danken wir Herrn Filgis für seinen mündlichen Traianeum in Pergamon: Dazu Stiller 1895, Taf. 23
Hinweis. In Riegel geht Dreier 2010, 192 Anm. 130 (trajanisch-hadrianisch). Oder ein römischer Fund
von ca. 6 cm aus. Zur möglichen Dachlast: Kaiser/ aus Nyon. Dazu Bossert 2007, 94–97 Abb. 8 (1.–3. Jh.
Sommer 1994, 350 (82 bzw. 88 kg pro Quadrat­ n. Chr.). Vgl. Rumscheid 1994, 321 zum Hellenismus.
meter). Der Gedanke wurde übernommen von Dagegen etwa Schmitz 2008b, 143 Abb. 98 mit

78
2 / Basilika

12 BAUMATERIAL sofern entsprechende Pläne entwickelt wurden


Als Baumaterial nachgewiesen sind am Laden­ und ausreichende Finanzmittel zur Verfügung
burger Forum lediglich rötlicher Buntsandstein standen.
(kleine Säulenbasis, Fundamentquader) und Keupersandstein und Buntsandstein dürfte
gelblichgrauer Keupersandstein (große Säulen­ jedoch zweifelsohne das Gros des Steinmateri­
basis, Konsolengesims, Keilstein) sowie aus Mör­ als in Lopodunum gebildet haben. Speziell für
tel und Ziegelkleinschlag hergestellter Terrazzo die Basilika könnte man sich insbesondere bei
und Tonziegel.500 Zu ergänzen ist in dieser Auf­ den Fußbodenbelägen neben Platten aus
zählung ursprünglich in größerem Maß verbau­ Keupersandstein (Seitenschiffe?) insbesondere
tes Holz, das längst vergangen ist und in ver­ welche aus Granit oder Kalkstein (Mittelschiff?)
schiedensten Teilen der Konstruktion, beson­ vorstellen (s. o. Kap. 2.6). Ausgehend von der zi­
ders im Dachbereich, an Decken, vielleicht auch tierten Säulenbasis und dem Konsolengeison­
am Gebälk über den Säulen sowie am Oberga­ fragment darf man einen Großteil der Architek­
den, wie weiter oben bereits dargelegt, einge­ tur, so etwa Säulen, Gebälk und Gesimse, aus
setzt wurde. In Betracht kommen ferner weitere Keupersandstein annehmen.
Gesteinsarten für Schmuckelemente, etwa für
Bodenplatten sowie Inkrustationen an Wänden,
wofür allerdings gleichfalls keine Reste mit ab­
13 FUNKTION
soluter Gewissheit angeführt werden können. Allgemein kann die Funktion einer römischen
Öffentliche Gebäude in römischer Zeit wa­ Forumsbasilika mit einem Ort für Amtshand­
ren oft mit Steinplatten verkleidet. In der Colo- lungen, Geldgeschäfte, Handelsaktivitäten und
nia Ulpia Traiana (Xanten) hat man beispiels­ Auktionen umrissen werden.504 Das Hallenge­
weise am Hafentempel aus spättrajanischer oder bäude im Kern einer Gemeinde diente darüber
hadrianischer Zeit Wandplatten aus Marmor hinaus auch oft als Gerichtsstätte.505 Schließlich
verarbeitet.501 Daneben fand man an diesem Sa­ könnte noch der Fiskus in ihm oder aber auch
kralbau auch Architekturreste aus grünem und in einem seiner häufig festzustellenden Anbau­
graublauem Marmor, dessen Herkunft gleich­ ten angesiedelt gewesen sein.506 Bei einer Fo­
falls unklar ist. An öffentlichen Bauten wurden rumsbasilika handelt es sich somit um einen
in der römischen Stadt am Niederrhein über­ kommunalen Mehrzweckbau mit hohem reprä­
dies weißer Kalkstein aus Lothringen, weißer sentativem Anspruch.507 Die wichtigsten Ver­
lunensischer Marmor aus Italien sowie grauer waltungs- und Versammlungsgebäude einer rö­
Trachyt und grüner Porphyr nachgewiesen. Am mischen Stadt lagen im Bereich des Forums,
Hafentempel von Xanten ist, wie Untersuchun­ das demnach einen öffentlichen Raum ersten
gen ergeben haben, sogar Marmor von der hes­ Ranges bildete. Das Stadtzentrum ist zudem in
sischen Bergstraße, aus der näheren Umgebung der Regel auch Mittelpunkt des Kultes, was in
von Ladenburg also, verwendet worden, so dass Ladenburg indes bislang noch nicht eindeutig
dies ebenso für das Forum von Lopodunum in belegbar ist. An die generellen Aufgaben an­
Erwägung zu ziehen ist, an welchem Bauglied knüpfend lässt sich konstatieren, dass man sich
auch immer.502 Selbst in römischen Landvillen in der Ladenburger Basilika verschiedene zent­
Obergermaniens wurde darüber hinaus lunensi­ rale und öffentliche Funktionen gebündelt vor­
scher Marmor verbaut.503 Große Distanzen wa­ stellen muss. Im nächsten Kapitel wird der Auf­
ren zur Ausgestaltung wichtiger Bauten mit de­ gabenbereich bei der Besprechung der Apsis
korativen Materialien demnach kein Hindernis, weiter präzisiert.

einem Wasserspeier in Form eines Molosserhund- 504 Allgemein etwa Arnolds 2005, 26–134 und Fell-
kopfes als Beispiel für die Vielfalt an Motiven. meth 2011, 1–27. Vitr. 5,1,5 und 5,1,8: Kaufleute
500 Die Materialbestimmung beruht weitgehend auf ­(negotiatores). Speziell zu Ladenburg: Etwa Rabold
eigener Beobachtung. Vgl. Sommer 1998, 142 (Keil- 2000, 101.
stein, Säulenbasen); Eingartner 2011, 20 (Keilstein, 505 Ohr 1991, 82; Arnolds 2005, 51–78. Für eine Präzi­
tuskische Basis); ebd. 58 (Terrazzo); ebd. 124 f. sierung der gerichtlichen Funktion nicht auf Straf-
­(attische Basis, tuskische Basis); ebd. 126 (Keilstein). prozesse, sondern auf wirtschaftliche Angelegen-
Zum Konsolengeison: Eingartner 2013, 26 f. Abb. 10. heiten plädiert Ohr 2016, 95. Zum Tribunal in der
Zum Material der Säulen: s. o. Kap. 2.3 „Material“. Basilika von Fano: Vitr. 5,1,8; s. u. Kap. 3. Ferner be-
501 Schalles 2008, 315. fand sich unter dem Tribunal für die Rechtspre-
502 Schalles 2008, 315 mit Verweis auf Baatz 2006, chung gelegentlich das Gefängnis (carcer). Dazu
303–306. Zur Verwendung von Marmor für Stein- Arnolds 2005, 18.
denkmäler aus Lopodunum: Wiegels 2000, 163 und 506 Rabold 2005c, 169. Vgl. Keller für Truppenkasse
s. o. Anm. 172. Zu Fragmenten aus weißem Marmor in Stabsgebäuden von Truppenlagern, etwa im
vom Merkurheiligtum auf dem Heiligenberg in Kastell Aalen. Dazu Kemkes/Scholz 2012, 40 f.
Heidelberg: s. o. Anm. 327. 507 Müller/Vogel 1982, 231.
503 Hornung 2011, 68 (Marmor aus Carrara).

79
DIE 3D-REKONSTRUKTION DES RÖMISCHEN FORUMS VON LADENBURG

3 APSIS

1 GRUNDRISS diesen Beispielen ähnlich wie in Ladenburg in


Die auf der östlichen Langseite der Basilika von der Mitte der Basilikarückseite. Im Gegensatz
Ladenburg in der Mitte angebaute Apsis ist ar­ dazu besitzt der Apsidenbau von Xanten, Ger-
chitektonisch gesehen der zentrale und zugleich mania inferior, der unter dem dortigen Kapitol
auffälligste Bestandteil des Hallenbaus und entdeckt wurde, einen kurvolinearen Raumab­
wird daher gesondert besprochen. Die Apsis, schluss an seiner westlichen Schmalseite.512 Der
der einzige von der Basilika unmittelbar zu­ Bau wird ins 1.  Jahrhundert n.  Chr. datiert.
gängliche Nebenraum, besteht im Grundriss Auch die Forumsbasilika dieser Stadt kann als
aus einem vorderen rechteckigen und einem typisches Beispiel für ein kaiserzeitliches Bau­
hinteren halbkreisförmigen Teil, der die gesam­ werk mit Anbau angeführt werden.513 Die in
te Breite des Raumes einnimmt. Sie weist eine diesem Fall sogar zwei zu beobachtenden Ne­
lichte Breite von 11,5 m und eine lichte Tiefe bensäle saßen als Kopfbauten im Unterschied
von 12,4 m bis zum Scheitelpunkt des Halbrun­ zu Ladenburg an den beiden Schmalseiten. Die
des auf (Abb. 7).508 Von außen ist allerdings kei­ Nebenräume waren in Xanten vom Hauptsaal
neswegs ein halbrunder Basilikaanbau zu sehen. aus jeweils über drei Eingänge zugänglich, von
Vielmehr wird die im Innern halbrunde Apsis denen der mittlere mit einer Breite von mehr
durch eine im Grundriss rechteckige Außensei­ als 7 m am größten war und daher nur von ei­
te der Umfassungsmauer eingehüllt.509 Im Mit­ nem Rundbogen überspannt gewesen sein kann.
telalter wurde in die antike Apsis eine romani­ Aus ästhetischen Gründen werden die lediglich
sche Krypta hineingebaut, die noch heute unter 3 m breiten seitlichen Durchlässe in der Rekon­
der gotischen St. Galluskirche erhalten ist. Der struktion ebenfalls mit Rundbögen ausgestattet.
innen halbrunde und außen polygonale Chor Ein im Grundriss halbrund verlaufender Raum­
des Mitte des 13. Jahrhunderts errichteten goti­ abschluss wie in Ladenburg ist bei diesem Bei­
schen Gotteshauses steht seinerseits auf den spiel vom Niederrhein allerdings nicht vorhan­
Mauern der kaiserzeitlichen Apsis (Abb. 37–38). den. Etwa in der Mitte der Anbauten befand
Um die Grundrissform besser in die römi­ sich in Xanten jeweils ein ca. 3 m hohes Podium
sche Architektur einordnen zu können, seien ei­ unbekannter Funktion, das man wohl über eine
nige exemplarische Anbauten von größeren Ge­ große Treppe auf der Vorderseite erreichen
bäuden erwähnt.510 Einen rechteckigen Annex konnte.
mit halbrundem Abschluss bieten die Forums­ Aus Augst, einer der bedeutendsten Städte
basiliken von Rottweil, Germania superior, aus Obergermaniens im Altertum, ist wiederum ei­
dem fortgeschrittenen 1. oder dem 2. Jahrhun­ ne dreiviertelkreisförmige Baustruktur, die als
dert n. Chr., von Alesia, Gallia Lugdunensis, aus Curia gedeutet wird, als Anbau der jüngeren
der Zeit um 120 n. Chr. oder von Silchester, Forumsbasilika bekannt. Sie verfügt über eine
Britannia, aus dem zweiten Viertel des 2. Jahr­ Breite von etwa 16 m und ragt aus der Mitte der
hunderts n. Chr.511 Die Apsis befindet sich bei rückwärtigen Längsseite des Hallenbaus heraus,

508 Eingartner 2011, 24; 71; 132 Abb. 19. Entdeckt von Anbau einer Basilika). Die Apsis wurde nach ­all­-
Konrad Seel 1935, beschrieben von ­Gropengießer, gemeiner Überzeugung in cäsarischer oder au­
der aufgrund der U-förmigen Struktur von ­einer gus­teischer Zeit erstmals im Tempelbau ein­
„gestelzten Apsis“ spricht. Die Fläche beträgt in gesetzt, ist aber kein Kriterium für eine Kaiser-
Ladenburg ungefähr 130 m². Zum Vergleich: Die kultstätte, wie oft behauptet wird. Dazu auch
Fläche des quadratischen mittleren Anbaus der Brenk 2010, 34–50.
augusteischen Forumsbasilika von Waldgirmes, 511 Zu Rottweil: Sommer 1992b, 290–293; ­Filtzinger
für den die Funktion als curia oder aedes Augusti 1995, 83. Zu Alesia, Silchester und weiteren Bei-
vorgeschlagen wurde, kommt auf etwa 100 m². spielen: Balty 1991, 256–279 Abb. 143 (Silchester);
Dazu Becker/Rasbach 2003, 193. Die lichte Tiefe ebd. Abb. 147 (Alesia). Sehr ähnlich sind ­ferner die
der Apsis in der Palastaula von Trier beläuft sich beiden apsidialen Annexbauten der a ­ ugusteischen
ähnlich wie in Ladenburg auf etwa 12 m. Dazu Forumsbasilika von Waldgirmes, die den recht-
Goethert/Kiessel 2007, 307. eckigen zentralen Annexbau flankieren. Dazu
509 Ähnlich wie etwa die halbrunde Exedra H der Becker 2007, 326; Becker/Rasbach 2003, 193
­Trajansthermen in Rom von außen nicht als Abb. 23–24.
­Halbrund wahrnehmbar war. Dazu De Fine 512 Precht 2008a, 295: Breite Apsis 3,3 m.
Licht 1974, 35. 513 Precht 2008b, 346 f. 349 Abb. 210. Auch hiervon
510 Zur Apsis in der Architektur: etwa Nünnerich- wurden nur Fundamente freigelegt.
Asmus 1994, 103 f.; Arnolds 2005, 107; 119 (als

80
3 / Apsis

37 Innenraum der
St. Galluskirche.

38 St. Galluskirche und
Grundriss des Forums
(3D-Rekonstruktion).

worin sie der Ladenburger Basilika ähnelt. Eine trächtlich. Es fällt außerordentlich schwer, im
halbrunde Apsis wurde zudem im lothringi­ Grundriss mit Ladenburg identische Apsiden
schen Grand, wo ein bedeutendes Heiligtum zu finden.
des Apollo Grannus lag, in einem weiteren basi­
likalen Gebäude entdeckt. Der dort mit einem
großen Mosaik ausgestattete Bereich wird gele­
2 ZUGEMAUERT ODER OFFEN?
gentlich als Tribunal oder Kurie angesehen So klar sich der Umriss der Apsis in den Funda­
(Breite 7,22 m, Tiefe 5,43 m).514 menten am Ladenburger Forum abzeichnet, so
Zu ergänzen ist noch die mächtige Palastaula unklar ist die Gestaltung des Übergangs von
von Trier aus dem 4. Jahrhundert n. Chr., deren der Basilika zu ihrem apsidialen Anbau. Gab es
halbrunde Apsis mit 12,4 m die gleiche Tiefe eine durchgehende Wand, nur durch Türöff­
wie in Ladenburg aufweist, jedoch aus der nungen zu durchschreiten (Abb. 39), oder war
schmalen Rückseite des Gebäudes, ohne von ei­ der Bereich gänzlich offen und vom Hauptsaal
ner im Grundriss rechteckigen Hüllmauer ver­ der Basilika frei einsehbar (Abb. 40)? Verlief die
deckt zu werden, deutlich sichtbar herausragt.515 als sicher zu betrachtende Empore kontinuier­
Die Formenvielfalt von Anbauten basilikaler lich an der östlichen Seite der Basilika entlang
Gebäude ist in der römischen Kaiserzeit be­ (Abb. 39) oder war sie vor der Apsis unterbro­

514 Bertaux 1991, 24 f. Gegen die Deutung des Bau- 515 Vgl. Anm. 508.
werks als Forumsbasilika: Balty 1991, 419–422.

81
DIE 3D-REKONSTRUKTION DES RÖMISCHEN FORUMS VON LADENBURG

39 Innenraum der ­Basi­­­-


lika, Blick auf die Apsis
mit Mauer und zwei
Durchgängen (3D-Re-
konstruktion).

chen, damit Letztere, sofern sie offen war, bes­ verlief. Er geht in seinem Werk auf das Ap­
ser zur Geltung kam (Abb. 40)?516 sis-Problem aber nicht explizit ein, um sich
Geht man von der heutigen Raumerfahrung ganz der Auswertung der Befunde und Funde
aus, würde man zunächst eine offene Variante zu widmen und nicht in darüber hinausgehende
vermuten, wie man es vom Chorbereich unzäh­ Überlegungen zu verlieren.520
liger Kirchenbauten und nicht zuletzt von der Setzen wir an dieser Stelle ein und lassen ei­
St. Galluskirche in Ladenburg gewohnt ist.517 nige römische Bauwerke Revue passieren, so
Auch Eingartner schreibt in seiner Monogra­ dass ein Überblick über die Architektur der
phie über die Basilika und das Forum, dass die Kaiserzeit zu gewinnen ist, der Aufschluss über
Basilika in Ladenburg zur Apsis hin offen war, die Verbindung von einer Apsis mit einem Hal­
wofür ein sich im Fundament abzeichnender, lenbau liefern könnte. In der trajanischen Basi­
allerdings schwer zu deutender „Pfeiler“ spre­ lica Ulpia von Rom, die gerne als Vorbild für
chen könnte, der genau dort liegt, wo die Apsis andere Hallenbauten der mittleren Kaiserzeit
an ihrer Nordseite beginnt.518 Die als Hinweis angesehen wird und an der zwei halbrunde sog.
auf einen Pfeiler gedeutete Verbreiterung im Exedren an ihren Schmalseiten festgestellt wur­
Fundament müsste, setzt man den Gedanken den, wird jeweils eine durchgehende Säulenrei­
Eingartners fort, den großen Bogen am Anfang he angenommen, so dass die dortigen Exedren
des Tonnengewölbes getragen haben.519 An an­ nicht in ihrer Gesamtheit vom Hauptsaal aus
derer Stelle ist er jedoch offenbar der Überzeu­ sichtbar waren. Etwas anders sieht es hingegen
gung, dass die Empore auf allen Seiten und da­ bei der augusteischen Basilika von Fano aus, die
mit auch auf der Ostseite ohne Unterbrechung auf Vitruv zurückgeht. In seiner Abhandlung

516 So Sommer 1998, 141 mit Bezug auf Mylius: „We- struktiver Sicht in Ladenburg ­grundsätzlich vor-
gen des Bogens im Osten zur Apsis hin konnte stellbar. Als kaiserzeitliches Beispiel für ­einen
das Obergeschoss im östlichen Seitenschiff nicht ­solchen Bogen kann die Basilika von Burnum,
durchgängig sein.“ Vgl. ebd. 140 Abb. 38 oben (Re- Dalma­tien, dienen. Die Weite des großen Bogens
konstruktionszeichnung mit Längsschnitt durch liegt dort bei gut 10 m. Der Eingangsbereich der
Basilika) und 145. Jedoch ist – wie im vorliegenden Ladenburger Apsis ist ähnlich groß. Zu Burnum:
Kapitel dargelegt wird – fraglich, ob die gewaltige Vgl. Reisch 1913, Beibl. 115.
Apsis wirklich offen war. 520 So impliziert von Eingartner 2011, 123, wenn er
517 Von der entscheidenden Stelle liegen in Laden- die „Zerstückelung der Empore“ in der Rekon­
burg keine Befunde vor, da der Bereich durch spä- struktion von Mylius kritisiert, und 125, wenn er
tere Umbauten zerstört ist. Siehe etwa Eingartner die Säulenzahl auf der Längsseite zu rekonstruie-
2011, Beilage 1. ren versucht. Zudem erscheinen auf dem ebd.
518 Zum „Nordpfeiler“: Eingartner 2011, 70 f. Weder 132 Abb. 19 publizierten Grundriss ein durchgehen-
Detailzeichnung (vgl. Beilage 1) noch Foto ver- der Umgang und eine mittig platzierte Säule am
deutlichen den Befund, wodurch eine Überprü- Beginn der Apsis, die nur bei einer Empore ver-
fung erschwert wird. Siehe auch weiter unten in ständlich wären. Für eine durchgehende ­Galerie
diesem Kapitel. vor einer offenen Apsis kann in der römischen
519 Ein in Kirchen zu findender „Triumphbogen“ ­un- Baukunst jedoch keine Parallele angeführt
mittelbar am Beginn einer Apsis wäre aus kon­ ­werden.

82
3 / Apsis

40 Innenraum der Basi-


lika, Blick auf die Apsis
ohne Mauer (3D-Re-
konstruktion).

über Architektur beschreibt der römische Bau­ poren angeführt werden, doch sind diese nur
meister einen als pronaon aedis Augusti bezeich­ selten auf einen großen Saal ausgerichtet.522
neten Anbau, der genau in der Mitte der langen Untersucht man die römische Architektur wei­
Rückseite angesiedelt ist. Die Unterbrechung ter, stellt man fest, dass derart große, zum
der Empore und das geschilderte Weglassen Hauptsaal hin offene Apsiden, fast ausschließ­
von Säulen am Umgang erlaubten einen unver­ lich im Kontext der kaiserlichen Paläste zu fin­
stellten Blick auf die wahrscheinlich an eine den sind, aber auch dort keine Verbindung mit
Tempelfassade – daher der Ausdruck pronaon – Galerien aufweisen, weshalb wir in Ladenburg,
erinnernde Apsisfront.521 Archäologische Bele­ wo von einer Empore auszugehen sein dürfte,
ge fehlen jedoch für die Verbindung von einer für die geschlossene Variante plädieren.523
bis ins zweite Geschoss reichenden offenen Ap­ In der Computerrekonstruktion übernehmen
sis und einer gleichzeitigen Galerieunterbre­ wir den von Eingartner beschriebenen „Pfeiler“,
chung. Wesentlich leichter findet man Verglei­ der eine schwierige Stelle in der Rekonstrukti­
che für Bauwerke, die keine durch Stützen ver­ on darstellt, und deuten ihn als Pilaster an der
stellte Apsis haben, aber auch nicht über eine Nahtstelle zwischen Hauptbau und Anbau. Der
Empore verfügen. Damit ein besseres Bild von Bereich vor der Apsis ist nach unserer Überzeu­
Apsiden dieser Art entsteht, lohnt zunächst ein gung jedoch zugemauert, so dass ein abge­
Ausflug zu den Thermenanlagen in Pompeij, schlossener Saal entsteht, der nur durch zwei
Rom und anderswo. In dieser Baugattung kön­ angenommene und symmetrisch platzierte Ein­
nen offene Apsiden ohne Verknüpfung mit Em­ gänge zu betreten war. Die in diesem Bereich

521 Vitr. 5,1,7. Der Terminus pronaon spielt offenbar auf zeigen etwa die „Basilika“ (Auditorium?) und das
Tempelvorhallen an. Siehe etwa Fritz 1995, 141 f.; Triclinium der Domus Flavia in Rom in der zeich-
Clini 2003, 126 Abb. 9, der wie Fritz ebenfalls von nerischen Rekonstruktion von Connolly/Dodge
einer unterbrochenen Galerie ausgeht und die Ap- 1998, 222 f. (Die Beschriftung ebd. 223 unten links
sis mit einem Viertelkugelgewölbe rekonstruiert. ist falsch. Es handelt sich um das Triclinium.): Die
Vgl. ­außerdem die Rekonstruktion von Rowland/ vielleicht durch eine Schranke versperrte Apsis
Howe 1999, 123 Abb. 3 mit gleichfalls unterbroche- der „Basilika“ diente wohl dem Auftritt des Kai-
ner Galerie, aber einer Apsis ohne Gewölbe. sers. Keine Säule verstellte den Blick. Die ebenso
522 Zu Pompeji: Eschebach 1979, etwa Taf. 39c; 42; offene Apsis des Tricliniums der Domus Flavia ist
43a. Zu Rom: De Fine Licht 1974, 26–45; Coarelli mit einer Halbkuppeldecke ausgestattet. Ihr Bo-
2000, passim. Die Exedren der monumentalen gen verläuft im zweiten Stockwerk. Die Wände
Trajansthermen münden allerdings nicht unmit- beider Säle aus dem Umfeld des Kaiserhauses wa-
telbar in einen großen Saal, sondern in niedrigere ren mit Marmor bunt und prächtig inkrustiert.
Querhallen bzw. ungedeckte Höfe. Für die Raum- Gebaut wurde diese Anlage unter Domitian zwi-
konstellation in Ladenburg ist ein direkter Ver- schen 80 und 92 n. Chr. Ebenfalls anders gebaut
gleich somit nur schwer zu finden. als in Ladenburg ist die konstantinische Palast-
523 Dabei handelt es sich um Säle, in denen die Kaiser aula von Trier. Hier wurde auf ein Gewölbe in der
residierten. Vgl. Ziemssen 2011, 177–216. Die Ap- in der Hauptachse des Baus liegenden hohen
sis in Ladenburg unterscheidet sich davon durch Apsis verzichtet und eine flache Kassettendecke
ihren rechteckigen vorderen Teil und ihre insge- einer solchen Konstruktion vorgezogen. Acht
samt sehr große Tiefe. Eine offene Architektur Fortsetzung nächste Seite

83
DIE 3D-REKONSTRUKTION DES RÖMISCHEN FORUMS VON LADENBURG

allerdings zu erwartenden Fundamente sind Erd- und Emporengeschoss für genügend Ta­
durch die romanische Krypta und den Chor der geslicht in der Basilika gesorgt haben. Ähnli­
gotischen Kirche vermutlich vollständig zer­ ches wäre vielleicht auch für die Apsis zu erwar­
stört worden. Die im Modell zu erkennende ten. Ein vollkommen auf Kunstlicht angewiese­
Bogenform der Türen wird von der Eingangs­ ner Saal mag angesichts der Aufgaben einer
halle und dem vorgeschlagenen Haupteingang Basilika, die nicht in Lichtinszenierungen durch
der Basilika übernommen. Ein einfaches Kapi­ Öllampen oder Fackeln wie in einem Tempel zu
tell kommt am Übergang zum Bogen am ehes­ suchen sind, sondern primär in wirtschaftlichen,
ten in Frage (Abb. 40).524 gerichtlichen und politischen Funktionen, nicht
Wie dargelegt, gehen wir in Ladenburg von zu überzeugen.527
einer an der östlichen Längsmauer der Basilika Geht man mehr in die Details des vermutli­
ohne Unterbrechung entlanglaufenden Empo­ chen Aufbaus, folgt die Gliederung der Wände
re und dazu von einer geschlossen Wand vor möglicherweise einem System aus rechteckigen
der Apsis, die lediglich durch zwei Türöffnun­ vertikalen Feldern mit einer Fuß- und Kopfzo­
gen zu betreten war, aus. ne.528 Von der wahrscheinlichen Curia der Basi­
lika von Caerwent (Venta Silurum) in Wales
blieb eine Wandgliederung durch Reste des
3 AUFRISS Verputzes samt Bemalung tatsächlich erhalten.
Die Innenwände der Ladenburger Apsis könn­ Danach war die dortige Südwand in der Sockel­
ten sowohl plastisch als auch mit Farbe deko­ zone mit einer rosa-hellbraunen, dunkelbraun
riert gewesen sein.525 Dass die Gestaltung zu ei­ geäderten Mamorimitation und darüber mit
nem nicht unerheblichen Teil von der Aus­ ockerfarbenen Pilastern zwischen rot gerahm­
leuchtung abhängt, hat Rasch an römischen ten, teils figürlich geschmückten Rechteckfel­
Kuppelbauten versucht zu zeigen.526 Ist nämlich, dern bemalt.529 Wie die seitlichen Apsiden der
in leichter Modifizierung der These Raschs, Basilika in Augst im Zustand der ersten Stein­
wenig Licht vorhanden, kann von einer plasti­ periode vor Augen führen, könnte in Laden­
scheren Bauweise ausgegangen werden, ist viel burg auch eine Halbsäulenreihe an der Innen­
Licht vorhanden, entfaltet Farbe und flachere wand anzusetzen sein.530 Vielleicht wäre auch an
Dekoration ihre volle Wirkung. Wie oben aus­ Wandnischen für Statuen mit Blick auf Paläste,
führlich besprochen wurde, dürften Fenster am Tempel und Thermen zu denken.531 Die Innen­
angenommenen Obergaden und außerdem im wände der Apsis in Ladenburg könnten recht­

Fortsetzung Anm. 523 nenlicht aus. Eine Oberlichtöffnung (Opaion) ver-


Bogenfenster in zwei Reihen lassen viel Licht in langt Plastizität, Obergadenlicht dagegen farbige
die Apsis, die innen umfassend mit Marmor ­ver- und flache Dekoration; siehe auch Rasch 2008,
kleidet war. Dazu Goethert/Weber 2010, 172 461–488 s.v. Kuppel I (Kuppelbau, Kuppelbasilika).
(Foto­grafie des Innenraumes nach der Wieder- Zum Licht: s. u. Kap. 3.8.
herstellung 1856); ebd. 223 mit Lit. Für das in Fach- 527 Günter 1968, 60 erwähnt als erste ihm bekannte
werk auf Steinfundamenten errichtete Forum von durchfensterte Apsis die hadrianische Rote Halle
Waldgirmes nehmen Becker und Rasbach auf- in Pergamon („Serapeum“). Zu Fenster: s. u. Kap. 3.8.
grund der „Befunde im Fundamentbereich“ an, 528 Vgl. etwa den Rekonstruktionsversuch der Aula
dass „die beiden äußeren Apsiden sich in ihrer ge- Regia in Rom in Connolly/Dodge 1998, 222 sowie
samten Breite zur Halle hin öffneten, während Coarelli 2000, 169 f. und Ziemssen 2011, 188 f.
der 100 m² große mittlere Anbau separat genutzt 529 Zu Raum 3: Ashby 1906, 128 f. Taf. 19; Ashby u. a.
werden konnte“. Dazu Becker/Rasbach 2003, 193. 1909, 570; Frere 1989, 264 Taf. 18; Frere 1990, 307 f.
Dabei sind der mittlere, rechteckige Raum 10 m Abb. 5; Davey/Ling 1982, 213. Im dortigen Raum 4
und die beiden apsidenförmigen Annexbauten 6 m sieht Frere 1990 einen Kultraum (aedes). Balty
breit. Da die Basilika nur einstöckig rekonstruiert 1991, 259–262 Abb. 144 hingegen deutet diesen
wird, ergeben sich allerdings keine Komplikatio- Raum aufgrund seiner Lage in der Forumslängs­
nen mit einer eventuell umlaufenden Galerie (vgl. achse und guten Zugänglichkeit als Kurie. Die Ein­
die Rekonstruktionszeichnungen ebd. Abb. 26–29). lassungen in Raum 3 dienten ihm zufolge für Holz­
524 Zum Kapitell vgl. etwa die Bögen der hadriani- elemente von Ständern für ein Archiv. Dann hätte
schen Forumsbasilika von Kremna in Kleinasien es sich also hierbei um ein Tabularium gehandelt,
(Ward-Perkins/Ballance 1958, 174 Abb. 14; Mitchell welches – wie die Eckräume in Ladenburg – nicht
1995, 56–60 Abb. 13) und die Arkaden der severi- direkt von der Basilika aus zugänglich war.
schen Forumsbasilika von Volubilis in Nordafrika 530 Berger 1998, 55–57 mit Abb. 42 (Rekonstrukti-
(Riße 2001, 42 Abb. 48). Bogenpfeiler sind wie in onszeichnung von F. Krischen) und 43 (Grundriss
Volubilis oft mit einem einfachen Kapitell ausge- nach M. Trunk). Allerdings scheinen sich in Augst
stattet. die vermuteten Halbsäulen im Fundament als
525 Zur Dekoration von Tempelapsiden: Brenk 2010, Mauervorsprung deutlich abzuzeichnen.
31–50, siehe auch ebd. 38 zum Augustalenheilig- 531 Statuen sind in Kurien häufiger belegt. Dazu
tum von Misene, dessen Apsiswände rot ausge- Kap. 3.6. In Augst wurden in der Curia ein lebens-
malt waren, während die zugehörige Halbkonche großer Bronzefuß und Bronzefragmente einer
ein Stuckfries mit Seewesen schmückte, und 42– Reiterstatue entdeckt. Dazu Schaltenbrand
45 zu figürlich bemalten Tempelapsiden. Obrecht 1996, 314; 317 Abb. 6. Zur statuarischen
526 Rasch 1985, 138 („Lichführung“): Er geht von Son- Ausstattung in Timgad: Zimmer 1989, 39 Abb. 16.

84
3 / Apsis

eckige Nischen umfasst haben, die abwechselnd tergrund, kommen in Lopodunum in Betracht.
mit Segmentbogen und Dreiecksgiebel überfan­ Setzt man in Lopodunum einen Keller unterhalb
gen waren wie im sog. Diana-Tempel von Nîmes, der Apsis an, ist die erste Variante wahrscheinli­
einem basilikalen Gebäude der augusteischen cher. Schließt man einen unterirdischen Raum
Zeit, das im 2. Jahrhundert n. Chr. umfassend aus, sind – wie im Hauptsaal der Ladenburger
umgestaltet wurde, oder im hadrianischen Pan­ Basilika – Steinplatten von wenigen Zentime­
theon von Rom.532 Im Grundriss runde und tern Stärke zu favorisieren. Im Ladenburger
eckige Nischen im Wechsel wurden zudem im Modell wird dieser Aspekt ausgespart. Fragen
hadrianischen Rundtempel des Asklepieions der möglichen Unterkellerung oder Platzierung
von Pergamon nachgewiesen.533 Dagegen be­ einer eventuellen Bodenheizung werden weiter
schränkt sich die Ladenburger Rekonstruktion unten noch genauer behandelt (Kap. 3.9 f.). An­
auf einige wenige rechteckige Nischen, die vor zufügen sei, dass auch das Vorhandensein eines
allem mit der Aufstellung von Kaiserstatuen in Fußbodenmosaiks grundsätzlich möglich ist.
Verbindung gebracht werden könnten, worauf Hierfür werden zwei als Curia gedeutete Räu­
noch einmal zurückzukommen sein wird. Als me in Caerwent und Aequum genannt, die min­
Vorbild für den Aufbau dienen die Nischen mit destens teilweise mosaiziert waren.537 Im Hin­
Pilastern im bereits erwähnten Pantheon. Zwi­ blick auf das Vorbild Augst wurde dieser Ge­
schen Wand und anzunehmendem Gewölbe lief danke am Modell von Ladenburg jedoch nicht
in der Ladenburger Apsis sehr wahrscheinlich weiter verfolgt.
ein Gebälk mit Gesims auf allen Seiten herum,
das ähnlich wie im Hauptsaal der Basilika aus
Schmuckelementen wie zum Beispiel einem
5 DECKENGEWÖLBE UND DACH
Konsolengeison bestanden haben könnte.534 Für die Überwölbung der Apsis sprechen die
Die Ausstattung der Apsis ist letztlich nicht zu Stärke der Fundamente und der Grundriss mit
trennen von ihrer Funktion. Auf sie wird des­ halbrundem Abschluss (Abb. 7).538 Der vordere
halb in Kapitel 3.6 noch ausführlicher einzuge­ Teil des Anbaus, der auf rechteckigem Grund­
hen sein. riss zu rekonstruieren ist, dürfte dementspre­
chend mit einem Tonnengewölbe bedeckt ge­
wesen sein (Abb. 40–41), während der halb­
4 FUSSBODEN runde Abschluss im hinteren Teil mit einem
Für den Bodenbelag des Anbaus, der im Laden­ Viertelkugelgewölbe (Halbkonche) zu ergän­
burger Modell nicht genau zu erkennen ist, zen ist.539
führt ein Blick nach Augst weiter. Dort geht Für das Tonnengewölbe stehen etliche Ge­
man bei der älteren Curia, unter der ein Keller bäude als Vergleich zur Verfügung: Der bereits
nachgewiesen wurde, von einem genagelten zitierte Diana-Tempel von Nîmes hat beispiels­
Bretterboden aus, über dem ein Mörtelestrich weise einen etwa 9,2 m weiten Halbzylinder mit
gelegen haben könnte, wie ihn Vitruv für die kräftigen Gurtbändern vorzuweisen. Diese De­
frühe Kaiserzeit beschreibt.535 Für die jüngere cke datiert wohl aus dem 2. Jahrhundert n. Chr.540
Curia liegen Reste von Kalksteinbodenplatten Der Trajansbogen von Benevent, stellvertre­
von 2,5–3 cm Dicke vor.536 Beide Lösungen, tend für die Gruppe der Ehrenbögen, überlie­
Bretterboden mit Estrich über einem Keller so­ fert gleichfalls eine Halbtonne und führt unge­
wie Estrich mit Steinplatten auf stabilem Un­ fähr in die Bauzeit der Ladenburger Basilika.541

532 Zum „Diana-Tempel“: Naumann 1937, 13–15 Abb. 9 Mauerstärken bei Kuppelbauten sind zu finden
Taf. 7; 14; 17; Darde/Lasalle 2005, 66–69. Zum bei Rasch 1985, 128 f. Tab. 1.
Pantheon: Coarelli 2000, 280–284. 539 Mylius 1952, 65. Im Gegensatz dazu wäre aber
533 Ziegenaus 1981, 45. auch ein Flachdach sowohl im vorderen als auch
534 Handelt es sich um einen Ratssaal, dann könnte im hinteren Bereich denkbar. Dies hätte die
man auf Vitr. 5,2,2 verweisen, der im Innern eines ­Statik weit weniger vor Probleme gestellt als die
Rathauses aus akustischen Gründen ein Wand- schwere und daher komplizierte Gewölbekon­
gesims (corona) fordert. Zur Funktion als Ratssaal: struktion; s. u. Kap. 3.7.
Kap. 3.6. 540 Naumann 1937, 3; 15 Abb. 9 Taf. 7–8; 17; 28; Darde/
535 Vitr. 7,1,1–4. Lasalle 2005, 66–69.
536 Schaltenbrand Obrecht 1996, 315; 349. Sütterlin 541 Knell 2010, 109 f. Abb. 42; ebd. 145 Lit. Tonnen-
1999, 177 f. (Manuskript von K. Stehlin). gewölbe sind überdies belegt beispielsweise am
537 Zu Raum 3 der Basilika in Caerwent: s. o. Anm.  Hadrian-Tempel in Rom (hadrianisch-antoninisch)
529, teils als Curia, teils als Archiv ­interpretiert. und am Jupiter-Tempel des ­Dokletianspalastes
Der Mosaikboden – neben opus signinum – von Spoleto (um 300). Zum Hadrian-Tempel:
stammt aus der letzten Bauphase. Zum als ­Curia Coarelli 2000, 287–289. Zu Spoleto: Wilkes 1986,
gedeu­teten Raum A des Forums von Aequum: 53 f.; McNally 1996, 61–65 Abb. 82. Tonnengewölbe
s. u. Anm. 559. gibt es nicht nur in Tempeln und an Ehrenbögen.
538 Mylius 1952, 65: Die Fundamente der Seitenwände Mit markanten Gurtbändern haben sich z. B.
der Apsis sind 1,75 m breit; Eingartner 2011, 66: Die welche in den Stabianer Thermen von Pompeji
Breite der Mauer 762 beträgt 1,8 m. Vergleiche für Fortsetzung nächste Seite

85
DIE 3D-REKONSTRUKTION DES RÖMISCHEN FORUMS VON LADENBURG

+ 25 m

N S
Satteldach
+ 20 m
Obergaden

+ 15 m

+ 10 m

+5m
Außen- 11,50 m Außen-
portikus +2 m 105,40 m portikus Straße
+1 m üNN
104,00 m
üNN 103,20 m
üNN

0 5 10 m

41 Längsschnitt der Wendet man sich der Halbkuppel zu, so kann Spätantike hinein, als immer häufiger aufwendi­
Basilika mit Tonnen- exemplarisch auf den augusteischen Mars­Ultor­ ge Gewölbe errichtet wurden, eine ansprechen­
gewölbe der Apsis
Tempel von Rom mit seiner Cellaapsis sowie de Alternative. Gleichwohl wird am virtuellen
(rot). Blick nach
Osten. M. 1:500. die Trajansthermen in Rom mit mehreren über­ Nachbau des Ladenburger Forums wegen der
wölbten Exedren, die rund 100 Jahre später als besonderen Grundrissdisposition der Apsis ihre
der Tempel am Augustus­Forum entstanden, Einwölbung als die wahrscheinlichste Variante
verwiesen werden.542 An den beiden Apsiden durchgespielt, von der bis heute nahezu alle
der trajanischen Basilica Ulpia, die einen halb­ Fachleute, die sich mit dem Ladenburger Bau­
kreisförmigen Grundriss zeigen, werden dage­ werk näher beschäftigt haben, ausgehen.
gen Gewölbedecken ausgeschlossen.543 Am Roma­ Hält man in Ladenburg an einem Gewölbe
Venus­Tempel in Rom, der zwar zum Baupro­ im Halbrund und einer Halbtonne im vorderen
gramm des Hadrian zählt, wurden die beiden Bereich also fest, könnten diese Decken mit
überwölbten Apsiden jedoch vermutlich erst Kassettenfeldern versehen gewesen sein, wie
um 307 n. Chr. unter Maxentius erbaut, als im dies erneut der Venus­Roma­Tempel von Rom
Hauptraum auch ein Tonnengewölbe aus opus exemplarisch vor Augen führt, in dem das aller­
caementicium die ursprünglich flach gestaltete dings erst spätantike Viertelkugelgewölbe der
Holzdecke ersetzte.544 Im Unterschied dazu er­ Apsiden beider Cellae mit Kassetten geschmückt
hielt die große Palastaula in Trier aus dem frü­ war. Nach Beat Brenk jedenfalls waren große
hen 4. Jahrhundert, der größte erhaltene antike Apsiden wahrscheinlich meistens mit Kassetten­
Saal, trotz der ambitionierten Bautätigkeit un­ decken ausgestattet.546 Im Fall des Venus­Roma­
ter Maxentius kein Gewölbe, weder im Haupt­ Tempels handelt es sich um rautenförmige Fel­
saal noch in der großen Apsis, sondern lediglich der, während an anderen antiken Bauten auch
eine wohl von Kassetten gegliederte Flachde­ Vierecke, Sechsecke und Achtecke überliefert
cke.545 Auch flache Decken bleiben somit in der sind. Abgesehen von plastischen Kassetten sind
repräsentativen Architektur Roms bis in die zudem gemalte Kassetten in Betracht zu zie­

Fortsetzung Anm. 541 tenem Gussgewölbe); Coarelli 2000, 226 f.; Rasch


erhalten. Vgl. Eschebach 1979, Taf. 6a; 39c. In der 1985, 117–139. Allgemein zur Kuppel und Halbkup-
Wandmalerei ist ein Tonnengewölbe in Leicester pel: Lancaster 2005, 138–146.
im Hof des Blue Boar Lane House zu sehen, wo 543 Packer 1997/1, 443, da die Mauerstärke zu gering
es auch gemalte Kassetten zu geben scheint. ist. Für die trajanische Zeit vgl. etwa die beiden
Dazu Davey/Ling 1982, Taf. 121 (die Kassetten auf halbrunden Kuppelsäle in den Trajansmärkten
der Abbildung sind schlecht zu erkennen). In Roms, die als Unterrichtsräume gedeutet werden.
der Basilica Ulpia in Rom werden zwar nicht im Dazu Coarelli 2000, 140.
Hauptsaal, dafür aber in den Seitenschiffen flache 544 Barattolo 1973, 243–269; Ziemssen 2011, 152 f.
Tonnengewölbe angenommen. Dazu Amici 1982, (Umwandlung des Innenraumes in zwei Apsiden-
33 Abb. 53. säle); Freyberger 2009, 117; Ziemssen 2011, 168.
542 Zum Mars-Ultor-Tempel: Ganzert 1996, 237; Maxentius dürfte die Errichtung der Apsidensäle
2000, 74; Weber/Zimmermann 2003, 286–289 selbst veranlasst haben (ebd. 213). Zum Tempel
(die Bauform wird in Verbindung mit Herrscher- siehe auch Coarelli 2000, 104.
zeremoniell gedeutet); Ziemssen 2011, 180 f. Zu 545 Fontaine 2003, 134 (Kassettendecke aus Holz mit
den Trajansthermen: De Fine Licht 1974, 26–34 Schnitzereien und Bronzezierat).
(Exedra D); ebd. 34–40 (Exedra H mit teils erhal- 546 Brenk 2010, 40.

86
3 / Apsis

hen.547 Zur Zahl der Felder sei auf den ­Jupiter- form, die den halbrunden hinteren Teil mit
Tempel des Diokletianspalastes in Split (um einschließt, in Frage. Diese Dachgestaltung
300 n. Chr.) verwiesen, der an seiner Tonnen­ stellt eine effiziente Bauweise dar, die auch das
decke acht viereckige Kassetten in der Breite be­ Bild der übrigen Gebäude am Forum der Stadt
sitzt, was als ungefähre Orientierung für Laden­ am Unterlauf des Neckars dominiert hat.
burg dienen mag.548 Dass Kassetten an Tonnen­
gewölbe nicht erst an Großbauten der Spät­antike,
sondern bereits an solchen des 1. Jahrhunderts
6 FUNKTION
n. Chr. umgesetzt wurden, sieht man etwa am Die Form und Ausgestaltung eines Gebäudes
Titus-Bogen mit einer Verzierung durch wiede­ lässt sich bekanntermaßen nicht losgelöst von
rum viereckige Felder.549 seiner Funktion verstehen. Dies gilt ganz be­
Was für die Gestaltung der Halbtonne gilt, sonders für die Apsis in Ladenburg. Daher soll
kann auch auf die Halbkuppel übertragen wer­ nun die Zweckbestimmung des Basilikaanbaus
den. Plastische Kassetten mit viereckiger Form genauer erörtert werden, um auf diesem Weg
sind im Pantheon an der berühmten Kuppel ein noch schärferes Bild von dessen möglicher
nachgewiesen, Kassetten mit viereckiger sowie Gestaltung zu gewinnen. Als Aufgaben der gro­
sechseckiger Form hingegen an den Halbkup­ ßen Apsis kommen Curia, Kaiserkult und Tri­
peln der Trajansthermen in Rom.550 bunal in Betracht.
In der Ladenburger Apsis könnte, fasst man
diesen Exkurs zusammen und will man sich am Tribunal
Normaltypus orientieren, das Viertelkugelge­ Das Tribunal ist in der römischen Welt der Platz,
wölbe samt vorgelagerter Tonne mit vierecki­ der von einem Magistrat bzw. Richter bei Amts­
gen Kassetten geschmückt gewesen sein, was handlungen, insbesondere Gerichtsverhandlun­
für das 2. Jahrhundert n. Chr. eine weit verbrei­ gen, eingenommen wurde. In der Regel ist da­
tete Bauweise darstellt. Im Unterschied zu den runter eine erhöhte Plattform zu verstehen, so
von den Kaisern geförderten Bauwerken der dass die Amtsperson vom Publikum besser zu
Stadt Rom, in dem mit größtem finanziellem hören und sehen war.552 Dabei sind weder Ort
und technischem Aufwand gearbeitet wurde, ist noch Gestalt festgelegt. Nicht nur aus Stein ge­
jedoch im Hauptort des Verwaltungsgebiets der baut und an einem Platz fixiert darf man sich
Neckarsueben eher mit etwas einfacher zu ver­ das Tribunal vorstellen, es ist genauso auch an
wirklichenden stuckierten oder auch bemalten temporäre oder mobile Installationen zu den­
Feldern anstelle von Steinkassetten zu rechnen. ken.553 Somit ist es nicht überraschend, dass
Dies hätte neben den Kosten vor allem erhebli­ man ein Tribunal archäologisch nur schwer
ches Gewicht reduziert. nachweisen kann.
Viertel- oder Halbkugelgewölbe waren in der Die durch ihre stattliche Größe besonders
römischen Kaiserzeit von außen oft an der hervorgehobene Apsis in Ladenburg scheint in­
Dachform eines Bauwerks ablesbar.551 So konn­ dessen für die alleinige Funktion als Tribunal
te man etwa die monumentale Kuppel des Pan­ überdimensioniert. In der Hauptstadt des Be­
theons von der Umgebung aus erkennen. Ton­ zirks der Neckarsueben könnte man einen der­
nengewölbe dagegen wurden gewöhnlich von artigen Ort für die Rechtsprechung, will man
einem Satteldach verdeckt. Kehrt man zu Lopo- ihm einen festen und eigenständigen Platz zu­
dunum zurück, so kommt für das Dach des apsi­ weisen, auch in den Querschiffen an den ­Schmal­-
dialen Basilikaanbaus aufgrund der rechtecki­ seiten der Basilika vermuten, die etwas breiter
gen Grundstruktur eigentlich nur die Sattel­ sind als die Schiffe an den Längsseiten. Da die

547 Zur Form und zur Umsetzung in gemalter oder rie; siehe auch allgemein Gros 1996, 235–260 und
plastischer Weise: Gogräfe 2011, 96–104 zu be- ­Arnolds 2005, 51–78 zu Rom und Italien. Auch Ge-
malten Decken, darunter Tonnendecken und schworene konnten auf der Tribüne sitzen. Zur
Flachdecken, in der Palastvilla von Bad Kreuznach, archäologisch schwer nachweisbaren Verbindung
der auch auf die Bauweise mit Lattengeflecht von Tribunal und Basilika: Arnolds 2005, ­70–78
oder gemauert eingeht (2./3. Jh. n. Chr.). Weitere und Lackner 2008, 269 f., die darauf hinweist,
Beispiele für Tonnengewölbe: Gogräfe 2004, 221– dass die erhöhte Plattform ursprünglich auch Ge-
223; 226–227. schäftsleuten für Auktionen oder andere Zwecke
548 McNally 1996, 61–65 Abb. 82. gedient haben könnte, sowie zuletzt Färber 2014,
549 Pfanner 1983, 30–33. 187–195; 203–209, der die Merkmale und Formen
550 Zum Pantheon: Coarelli 2000, 282; 284 f. Zu den ­eines Tribunals und die Verbindung zu einer Basi-
Trajansthermen: De Fine Licht 1974, 44. lika eingehend untersucht hat.
551 Rasch 1985, 133. 553 Freyberger 2009, 72 f.; 2016, 121 f. Ein fest instal-
552 Zu Basilika und Tribunal: David 1983, 219–241, der liertes Tribunal ist weder in der Basilica ­Aemilia
verschiedene Formen von Tribunalen v ­ ermutet, noch in der Basilica Iulia am Forum ­Romanum
darunter eigenständige Einbauten in Basiliken nachweisbar. Die Justiz ist, wie Freyberger
und die Fusion mit einer aedes Augusti, wie bei schreibt, die sekundäre Funktion dieser Basiliken,
Vitr. 5,1,8 bezeugt, oder vielleicht mit einer Ku- Bankgeschäfte die primäre.

87
DIE 3D-REKONSTRUKTION DES RÖMISCHEN FORUMS VON LADENBURG

Architektur solcher Tribunale kaum greifbar ist, können aber auch solche im zivilen Bereich bei­
wird in Ladenburg die primäre oder gar aus­ seite gestellt werden. Man muss keinesfalls auf
schließliche Funktion der Apsis als Tribunal au­ Militärlager zurückgreifen, um auf ähnliche
ßer Acht gelassen. Strukturen und Funktionen zu stoßen. Im Zen­
trum römischer Städte kommt dafür entweder
Kaiserkult die aedes Augusti, der Anbau einer Forumsbasi­
Des Weiteren kommt eine sakrale Aufgabe für lika also, oder ein eigener Kultplatz am Forum
die Ladenburger Apsis in Frage. Sommer ver­ oder in der unmittelbaren Umgebung, ausge­
mutet in ihr einen Kultort, in dem „vielleicht stattet mit einem Altar und nicht selten auch
ein Tempel, z. B. für den Genius Civitatis oder mit einem Tempel, dafür in Frage. Für den Kai­
die Kapitolinische Trias, zu sehen ist.“554 Capi­ serkult in einer Basilika gilt Vitruv als Gewährs­
tolia sind nördlich der Alpen auch außerhalb mann, der in seiner Beschreibung der von ihm
von Kolonien nicht ganz auszuschließen, aber selber entworfenen Basilika von Fano auf eine
ihre architektonische Fassung in einem Civitas-­ aedes Augusti ausdrücklich eingeht, wenngleich
Hauptort bleibt ähnlich unscharf wie die Ver­ die genaue Aufgabe des als Annex des Baukom­
ehrung eines Genius civitatis als Mittelpunkt plexes beschriebenen Teils von ihm nicht näher
­eines Tempels.555 Eher schon wäre beim großen thematisiert wird und die Kultfunktion somit
Ladenburger Anbau an den Platz des Herr­ nur erschlossen werden kann.558 Bei der Basilika
scherkultes zu denken, den es in jeder Civitas von Caerwent (Venta Silurum) aus dem begin­
gegeben haben muss.556 Dabei wäre ganz beson­ nenden 2. Jahrhundert n. Chr. geht man hin­
ders der regierende Kaiser bzw. Stadtgründer sichtlich eines rechteckigen Annexraumes, des­
von Lopodunum, Trajan, in die Überlegungen sen Fußboden in einer späteren Bauphase ange­
mit einzubeziehen. hoben wurde, ebenso von einer solchen aedes
Parallelen für eine Apsis mit kultischer Funk­ aus, ohne aber auch hier stichhaltige Beweise
tion lassen sich unter römischen Bauten in für diese Deutung vorlegen zu können.559 Als
Truppenlagern finden. So befand sich etwa im weiteres Beispiel soll ein östlich an die augustei­
größten bekannten Stabsgebäude am oberger­ sche Stoa Basilike angebauter Saal in Ephesos an­
manisch-rätischen Limes, das im Reiterkastell geführt werden, in dem überlebensgroße Statu­
Aalen gefunden wurde, eine Apsis, die als Fah­ en von Augustus und Livia auf einem Podest
nenheiligtum unter Einbeziehung der Kaiser­ aufgestellt waren, die wenigstens auf die Vereh­
verehrung anzusehen ist (Mitte 2. Jh. n. Chr.).557 rung des Kaiserhauses, wahrscheinlich sogar auf
Kaiserkulträumen im militärischen Bereich den Kult in diesem Kontext hinweisen.560 Ein

554 Zur Kultfunktion und Ablehnung der Tribunal- nach Spickermann 2003, 120 üblicherweise etwa
und Curia-Funktion: Sommer 1992a, 128 Anm. 33: 60–110 m².
„Früher vermutete man in der Apsis das Tribunal 558 Vitr. 5,1,6. Vgl. zum Begriff Augusti bzw. augusti
(…) oder die Curia.“ In Sommer 1998, 145; 161 wird entweder als Verweis auf den Kaiser Augustus
für die Ladenburger Apsis die Aufgabe als Rats- (als ein dem Kaiser geweihter Tempel) oder im
saal allerdings nicht mehr völlig ausgeschlossen. Sinne von „würdevoll“ Vitruv 2008, 549 Anm. 259;
555 Zu Capitolia nördlich der Alpen: Schalles 1992, 196. Fritz 1995, 141 f. Siehe auch Witschel 2002, 114–124.
556 So vergleicht Eingartner 2011, 135 die Lage des An- 559 Frere 1989, 264 (Raum 4); Frere 1990, 308. Erhöht
nexbaus mit der Lage der Fahnenheiligtümer in liegen auch die axial gelegenen Annexräume an den
den Truppenlagern. Zu Basilika und Kaiserkult- Forumsbasiliken von Burnum und Sarmizegetusa,
stätte allgemein: Arnolds 2005, 90–122. Pro sa­ die beide unterkellert sind. Im Falle von Sarmize­
kralisierender Funktion von Apsiden in der römi- getusa handelt es sich sehr wahrscheinlich um die
schen Baukunst äußert sich Wohlmayr 2005, 387– Curia (Étienne u. a. 2006, 157 f.), in Burnum, wo der
394. Der Autor geht dabei aber nicht auf Kurien rechteckige Raum in der Rückwand eine große
ein. Zu Recht kritisch zu einer voreiligen Zuwei- Rundnische aufweist, geht Campedelli ebenfalls
sung einer sakralen Konnotation in Bezug auf die von dieser Funktion aus, hält aber eine Nutzung
Apsidenform hingegen Witschel 2002, 114–124. Er der Apsis als Kaiserkultstätte für gleichfalls mög-
sieht in einer Apsis eine Steigerung in der archi- lich. Dazu Campedelli 2007, 74 mit Anm. 43; siehe
tektonischen Formgebung, aber keinen Beleg für außerdem Balty 1991, 354–357 Abb. 179, der ­keinen
einen Kultplatz, wenn nicht Inschriften und Altäre Zweifel an der Identifizierung des über einem
dies ausdrücklich bezeugen. Ähnlich äußert er ­Keller liegenden Raumes mit der Curia hat. Den
sich auch zur Verbindung von Annexräumen bzw. entsprechenden Raum A in Aequum hielt schon
einer aedes Augusti mit (Kaiser)Kult, deren genaue ­Reisch 1913, Beibl. 136– 141 mit Abb. 36 für die Curia,
Funktion entgegen vieler Behauptungen in der was ­Balty 1991, 348 f. Abb. 177 als gesichert ansieht.
Fachliteratur nicht geklärt sei. Zum Kaiserkult in Hingegen wurden im östlich davon gelegenen An-
Obergermanien: Spickermann 2003, 38; 143; 259; nexraum C ein Postament an der Rückwand sowie
525 f. Fragmente einer Kaiser- und einer Minervastatue
557 Fellmann 1983, 17 f.; Kemkes/Scholz 2012, 40–42. gefunden, weshalb Reisch diesen Bereich als Ver-
Seit der Mitte des 2. Jh. n. Chr. werden die recht- sammlungsraum einer Kultgenossenschaft deutet.
eckigen Fahnenheiligtümer durch halbrunde Ap- 560 Süß 2015, 33–38; 44–46 mit weiteren Beispielen
siden ersetzt: Dazu Johnson 1987, 152. Die Größe aus Kleinasien; Süß 2003, 251–281. Speziell nach
des nutzbaren Innenraums eines Fahnenheilig- Italien führt die Untersuchung von Arnolds 2005,
tums in den Principia der Legionslager betrug 90–122.

88
3 / Apsis

wichtiger Aspekt von Kaiserkulträumen ist ne­ deren ein Sechsmännerkollegium aus Freigelas­
ben ihrer axialen Ausrichtung auf andere Baus­ senen (seviri Augustales) verantwortlich.563 Au­
trukturen auch deren besonders aufwendige ßerhalb Italiens sind die Inschriften der Au­
Ausgestaltung.561 Zudem spielt als Charakteris­ gustalen weitgehend auf die großen Städte
tikum solcher Räume noch die freie Sicht auf begrenzt, was daran liegen dürfte, dass es in
das Kultbild eine große Rolle, um die maximale kleinen Städten kaum reiche Freigelassene
öffentliche Wirksamkeit der Stätte zu erzielen. gab.564 Seviri Augustales sind in Obergermanien
Während die aufwendige Gestaltungsweise im aber nicht nur in Augst und Mainz, sondern etwa
Aufbau in Ladenburg keinesfalls unmöglich ist, auch in Rottenburg am Neckar (Sumelocenna),
wird die ungestörte Sichtbarkeit auf die dortige Worms (Borbetomagus, Hauptort der Civitas
Apsis von uns in Zweifel gezogen und stattdes­ Vangionum) und Lausanne (Lousonna) bezeugt
sen, nicht zuletzt wegen der enormen Größe und angesichts der Größe und Bedeutung des
und Höhe des Anbaus, ein abgeschlossener An­ Hauptortes der civitas Ulpia Sueborum Nicrensi-
nex zur Diskussion gestellt.562 Für die Laden­ um auch dort zu erwarten.565 Ihr Treffpunkt
burger Apsis hinsichtlich ihrer Dimensionen könnte sich in Lopodunum in einer der sog. Ta­
eine Parallele aus der frühen Kaiserzeit oder bernen befunden haben, etwa in einem reprä­
trajanischen Epoche anzuführen, fällt, gleich zu sentativen Raum in der Mitte der Nord- oder
welcher Lösung man neigt, ausgesprochen Südseite, will man einen Ort unmittelbar am
schwer, worauf schon hingewiesen wurde. Forum vorschlagen.566 Die monumentale Apsis
Für den Kaiserkult, der auch im Rahmen des ist hierfür nicht erforderlich. Folgt man den
Ladenburger Forums ohne Zweifel seinen fes­ Untersuchungen von Annette Nünnerich-As­
ten Platz gehabt haben muss, kommen auch an­ mus, wonach sich auf die Forumsbasiliken zu­
dere Örtlichkeiten in Betracht. Wie sah die kul­ nehmend administrative Funktionen konzent­
tische Verherrlichung in der Praxis aus? Für rierten, dann wäre für Lopodunum sogar eine se­
den städtischen Kaiserkult waren zum einen parate Kaiserkultanlage im Stadtzentrum nicht
­fl amines aus dem Dekurionenstand und zum an­ unwahrscheinlich.567

561 Nünnerich-Asmus 1994, 106 etwa mit Marmor- ticus basilic[ae]). Bollmann 1998, 118 mit Anm. 273
verkleidung an den Wänden und opus sectile auf geht dagegen davon aus, dass die ­Augustalen sich
dem Boden, wenngleich Witschel 2002, 114–124 in Caere in einem Raum trafen, der an die B ­ asilika
völlig zutreffend allein die aufwendige Gestal- angrenzte (Chalcidicum). Zum Begriff Chalcidicum
tungsweise als Kriterium für eine Funktion im und der Funktion als Kultraum: Arnolds 2005,
Kaiserkult nicht gelten lässt. 146 f.
562 Vgl. Kap. 3.2. Vitr. 5,1,7 ließ die Säulen in der Basi­ 565 Zu Augst: CIL XIII 5260 (AE 1894, 39 = EDH:
lika von Fano vor der aedes Augusti absichtlich HD028648). In Mainz ist ein IIIIIIvir Augustalis
weg, damit sie den Blick auf den Pronaos nicht ­c(ivitatis) U(lpiae) M(attiacorum) bezeugt (CIL XIII
verstellen („ne impediant aspectus pronai aedis 7061 = EDH: HD056284). Zu Rottenburg: CIL XIII
­Augusti“). Die klare Formulierung einer solchen 6366 (= EDH: HD036783). Zu Worms: CIL XIII 6243.
Blickachse im Kultkontext ist etwa am Roma-­ Zu Lausanne: AE 1946, 255 (= EDH: HD022951).
Venus-Tempel gut nachzuvollziehen, wo die Kult- Als Beispiel für ein Munizipium vgl. die Inschrift
bilder in den erst unter Maxentius eingebauten einer Theatersitzstufe aus Rottweil mit eventuel-
Apsiden frei sichtbar waren. Dazu Coarelli 2000, ler Nennung eines Mitglieds der Seviri Augustales
106; 108. (CIL XIII 6351 = EDH: HD036698). Dazu Filtzinger
563 Alföldy 2011, 175–179; 212. Daneben sind auch 1995, 86. Es könnte sich dort jedoch auch um das
­sacerdotes perpetui für den Kaiserkult belegt, so Cognomen Augustalis handeln.
etwa in Aventicum vor der Erhebung der Stadt 566 Zu umgebauten oder umgenutzten Forumstaber-
zur colonia, mit der dann das Flaminat einge- nae mit kultraumartigem Charakter: Bollmann
führt wurde. Dazu Spickermann 2003, 103–108; 1998, 113–122. Eine aedes Augustalium, die inschrift-
259 u. a. mit dem Hinweis auf eine mehrere Meter lich für das Forum von Sarmizegetusa belegt ist,
breite Ehreninschrift für einen der sacerdotes, wel- könnte in spätantoninischer Zeit direkt neben der
che aus einer Exedra nahe der Kurie des Forums Kurie eingerichtet worden sein (Räume 40 und
der Kolonie stammt. 41), wobei vielleicht Raum 40 für Versammlungen
564 Alföldy 2011, 177. Dreier 2010, 149 Anm. 47 hat und der kleinere Raum 41 dahinter als ­sacellum
­daher nicht uneingeschränkt Recht mit seiner dienten. Dazu Étienne u. a. 2006, 167–169.
­Behauptung, die Inschriften der seviri Augustales 567 Nünnerich-Asmus 1994, 147. Zu erwägen wäre
kämen nur in Koloniestädten vor. Zu einem Fall in auch eine mit dem Theater verbundene Anlage
Xanten: Eck 2008, 244. Zu Beispielen aus Sarmize­ wie in Avenches (Cigognier-Tempel) oder Augst
getusa: Schäfer 2007, 40. In Nyon z. B. sind für den (Tempel auf dem Schönbühl), wo die Heiligtümer
Kaiserkult sowohl flamines und flaminicae als auch mit dem Kaiserkult oder einer zentralen Schutz-
ein sevir col(oniae) Eq(uestris) belegt. Dazu Spicker- gottheit der Gemeinde in Zusammenhang ge-
mann 2003, 170. Zur Ausstattung der Vereins­ bracht werden. Ähnliches wird für Mainz vermu-
häuser in Rom und Italien: Wohlmayr 2012. Zum tet, wo das Theater auf das Drususmonument
Vereinsraum der Augustalen in Caere ­(Cerveteri): ausgerichtet ist. Dazu Spickermann 2003, 87 f. 99;
CIL XI 3614 = ILS 5918; Arnolds 2005, 107. Es wird 155–158; 161–166; 290 Abb. 16; 18–19. Zu einem im
vermutet, dass in Caere ein Bereich der Seitenhal- Bereich des Theaters von Lopodunum gefundenen
len der Forumsbasilika abgetrennt und als Sitz des Altar für den Genius civitatis s. u. Anm. 776.
Augustalenvereins benutzt wurde (in a ­ ngulo por­

89
DIE 3D-REKONSTRUKTION DES RÖMISCHEN FORUMS VON LADENBURG

Fasst man die Erörterung zusammen, so kann on als sicher gilt. Zwar ist sie hier wie der Annex
man sagen, dass die exklusive Aufgabe der Apsis in Ladenburg an der Rückwand der Basilika in
von Ladenburg als aedes Augusti im Sinne eines der Mitte angesetzt, allerdings weist sie im Ge­
Zentrums für den kommunalen Kaiserkult nicht gensatz dazu einen rechteckigen Grundriss
ganz aus den Überlegungen auszuschließen ist. auf.572 Wegen seiner Unterkellerung wird auch
Sie wird jedoch im digitalen Modell weitgehend der zentrale Anbau der Forumsbasilika von
ausgeklammert, da sich die These eines ledig­ Burnum als Kurie angesehen, der ebenfalls wie
lich für die Kaiserverehrung reservierten Be­ am rumänischen Beispiel rechteckig ist, dessen
reichs an Basiliken des fortgeschrittenen 1. und Rückwand aber durch eine weite Nische oder
des gesamten 2. Jahrhunderts n. Chr. bislang Apsis unterbrochen wird.573 An der Südseite des
kaum erhärten lässt.568 Forums von Kempten befindet sich hingegen
ein Gebäude mit einer Apsis, das wiederum als
Curia Curia gedeutet wird, jedoch nicht unmittelbar
Die räumliche Verbindung von Curia und Basi­ an die dortige Basilika angebaut war, sondern
lika, die dritte zu diskutierende mögliche Auf­ ein eigenes Bauwerk bildete.574 Als eigenständi­
gabe der Apsis, ist in der römischen Welt für die ges Versammlungsgebäude wurde nicht zuletzt
Kaiserzeit unstrittig.569 Ein Ratssaal ist beispiels­ bereits die Curia Iulia unter Caesar und Augus­
weise am Forum in Silchester (Calleva Atrebatum) tus in Rom errichtet.575 Entlang der Längssei­
als Abschluss mit halbkreisförmigem Grundriss ten befanden sich dort drei breite, niedrige Stu­
an der Rückwand der Basilika, in Augst (Augusta fen, auf denen die Sessel der ca. 300 Senatoren
Raurica) mit dreiviertelkreisförmigem Grund­ standen. Die beiden Konsuln saßen auf einem
riss mittig an der Rückwand der Basilika, in erhöhten Sockel auf der hinteren Schmalseite,
Feurs (Forum Segusiavorum) mit rechteckigem der zwei Stufen und eine Statuenbasis umfasste.
Grundriss mittig an der Rückwand der Basilika Auf dieser Seite der Curia Iulia befanden sich
sowie in Clunia (Colonia Clunia Sulpicia) mit zudem zwei zusätzliche Eingänge zu beiden
rechteckigem Grundriss an einer der Schmal­ Seiten des Sockels.576 Von einem weiteren wahr­
seiten der Basilika belegt und bildet jeweils ei­ scheinlich als Curia zu interpretierenden An­
nen Annex des Hallenbaus.570 Auch Rottweil nexraum, der zur Basilika von Caerwent gehört
(Arae Flaviae) bietet eine Basilika mit einem An­ und im Zusammenhang mit der Wandgliede­
bau, für den die Nutzung als Curia vorgeschla­ rung schon angesprochen wurde, liegen über­
gen wurde. Dieser mittig an der hinteren Lang­ dies Einlassungen im Boden und entsprechende
seite des Hallenbaus platzierte Anbau besitzt Spuren an der Wand vor, die von der Anbrin­
­einen viereckigen Grundriss, der auf seiner Rück­ gung von Holzbänken für die Ratsmitglieder
seite hinter einem rechteckigen Vorraum eine stammen könnten, und schließlich ein Steinso­
kleine Apsis hat. Entdeckt wurden bei Ausgra­ ckel an der Stirnseite, der als Unterbau für eine
bungen in diesem Bereich Reste von Wandma­ Holzkonstruktion für erhöht aufgestellte Sitze
lerei.571 Hinzufügen kann man zudem Sarmize- der Bürgermeister gedient haben könnte.577
getusa (Colonia Ulpia Traiana Sarmizegetusa) mit Als Ergebnis der typologischen Betrachtung
einer Curia aus trajanischer Zeit, deren Funkti­ kann man festhalten, dass die Curia in der Re­

568 Arnolds 2005, 107–112 führt einen möglichen der Sol-Villa vermutet. Dazu Kortüm 2015, 203 f.
­Kaiserkultraum in Lucus Feroniae aus augustei- Abb. 136.
scher Zeit an (6,1 × 5,2 m, nicht verschließbar, mit 572 Étienne u. a. 2006, 157 f. 162–165 (Raum 35). Eine
apsidialem Abschluss gegenüber dem Eingang, rechteckige Curia besaß vermutlich auch das
Statuengalerie in der Apsis und an den Längs­ ­Forum von Caerwent aus dem frühen 2. Jh. n. Chr.
seiten des Anbaus). Er ist damit wesentlich klei- Dazu Frere 1989, 264 (Raum 3).
ner als die Apsis in Ladenburg. Walthew 2002, 573 Vgl. Anm. 624.
257 f. sieht eine allgemeine Tendenz zur Trennung 574 Weber 2000, 55.
von Kult und Curia. Da die Funktion von Räumen 575 Balty 1991, 15–23 (diokletianischer Neubau der
oft schwer zu bestimmen ist und der Status der ­Curia Iulia); Coarelli 2000, 72–75; Freyberger
Städte sehr unterschiedlich ist, müsste dies noch 2009, 100 f.
genauer analysiert werden. 576 Balty 1991, 16 Abb. 3; 18 f. Abb. 5; 20 Abb. 6; Coarelli
569 Epigraphische Belege bei Balty 1991, 280 f., der 2000, 72–75; Freyberger 2009, 101. In Xanten
auch Ladenburg als Beispiel nennt. Siehe auch wurde am Forum dagegen keine Curia gefunden.
Gros 1996, 261–269; Arnolds 2005, 79–89; Lackner 577 Zu dem als Kurie gedeuteten Raum 3: Frere
2008, 258–260. 1989, 264 Taf. 18 B. In Raum 4 sieht Frere einen
570 Zu Silchester: Balty 1991, 256–259 Abb. 143 ­(Curia). Kultraum (aedes). Balty 1991, 261 f. hingegen ­deutet
Dagegen Revell 2007, 132 f. (Kultraum). Zu Augst: ­diesen Raum aufgrund seiner Lage in der Forums-
Berger 1998, 57–62 (Steinbasilika). Zu Feurs: Balty längsachse und seiner guten Zugänglichkeit als
1991, 335 f. Abb. 169; Valette/Guichard 1991, 116–119. Kurie. Die Einlassungen in Raum 3 dienten ihm
Zu Clunia: Balty 1991, 340 Abb. 171. zufolge für Holzelemente von Ständern, was für
571 Sommer 1992b, 292. Siehe auch Dreier 2010, 143 ein Tabularium spräche, welches nicht direkt von
Abb. 34 Nr. 7. Die genaue Datierung der Basilika der Basilika aus zugänglich war (s. o. Anm. 529).
ist unklar. Neuerdings wird das Forum südlich

90
3 / Apsis

gel ein von der Umgebung abgetrennter Trakt platziert waren, deutet auf die räumliche Ver­
ist, der nur durch eine oder mehrere Türöff­ bindung der Skulpturen mit dem Sitzungssaal
nungen zu betreten war. Sie stellt entweder ein des Stadtrates hin. Während die Standbilder in
eigenständiges Gebäude im Forumsbereich der dakischen Stadt vor dem Ratssaal aufgestellt
oder einen Anbau einer Basilika dar. Beim An­ waren, ist der Kontext in Bad Wimpfen jedoch
bau lässt sich unterscheiden in einen Saal an der weniger klar (Kultsaal oder Versammlungs­
Schmalseite oder einen an der rückwärtigen raum?). Als sicheres Beispiel für eine Kaisersta­
Längsseite, jeweils auf eine der Hauptachsen ei­ tue in einem Ratsgebäude sei zudem auf die Ku­
ner Basilika ausgerichtet.578 Die Abgeschlossen­ rie von Timgad (Thamugadi) verwiesen.582 Pas­
heit ist ein wesentliches Element, das nicht zu­ send zur Bauzeit der Basilika von Lopodunum
letzt akustische Gründe gehabt haben könnte. wird im Modell des Ladenburger Forums der
Wenn die Apsis in Ladenburg ein Ratssaal war, Kaiser Trajan als Feldherr im Muskelpanzer
müsste er folglich ebenfalls als geschlossener nach einem Vorbild aus Gabii dargestellt.583
Raum rekonstruiert werden. Andernfalls wäre Auch für Lopodunum ist davon auszugehen,
es sicherlich schwer gewesen, den Reden wäh­ dass der Vicus als Hauptort der Civitas der
rend einer Sitzung aufmerksam zu folgen.579 Neckarsueben einen „Stadtrat“ bzw. „Bezirks­
Der guten Akustik käme wohl auch die apsidiale rat“ mit Dekurionen besaß (ordo decurionum).584
Form entgegen, so wie in Augst die an Theater In Augst und Rottenburg tagte der Fachlitera­
oder griechische Bouleuteria erinnernde Ge­ tur zufolge vielleicht ein Stadtrat aus 100 Perso­
staltung der Kurie für eine gute Vernehmbar­ nen, welcher sich aus 98 Räten und zwei Bürger­
keit des Redners gesorgt haben dürfte.580 meistern zusammensetzte.585 Für Kempten
Zu ergänzen ist, dass in einer Curia oder in (Cambodunum) wird ein etwa 70-köpfiger Ge­
ihrem unmittelbaren Umfeld eine Kaiserstatue meinderat vorgeschlagen.586 Ladenburg kann
oder auch Standbilder von Schutzgottheiten als Vicus mit „quasi-munizipaler“ Stellung, also
und Personifikationen politischer Art aufge­ als stadtartige Siedlung im funktionalen Sinne
stellt gewesen sein konnten. Beispielsweise sind bezeichnet werden, wenn auch nicht als Stadt
aus Bad Wimpfen (Lkr. Heilbronn, Baden- im rechtlichen Sinne wie bei einer Kolonie oder
Württemberg) ein Stadtgenius sowie aus Sarmi- einem Munizipium.587 Wie vermutlich alle un­
zegetusa Statuenbasen für den Genius ordinis ter Trajan gegründeten civitates dürfte auch Lo-
und die Concordia ordinis, also für den Schutz­ podunum das latinische Recht besessen haben,
gott und für die Eintracht der Ratsmitglieder, wodurch jeder, der eine Magistratur bekleidete,
be­kannt.581 Der Fall Sarmizegetusa, wo die Sta­ das Bürgerrecht erhielt.588 Epigraphisch sind
tuenbasen vor dem Versammlungsraum der Räte Dekurionen in Obergermanien zwar nur selten

578 Zur Abgeschlossenheit von Kurien und zur zu- der Curia ein lebensgroßer Bronzefuß und Bronze­
nehmenden Anlegung von separaten Räumen für fragmente ­einer Reiterstatue entdeckt. Dazu
die Kurie: Nünnerich-Asmus 1994, 147 f.; Arnolds Schaltenbrand ­Obrecht 1996, 314 und 317 Abb. 6.
2005, 89, der vermutet, dass in der republikani- 582 Zimmer 1989, 39 Abb. 16: Die Statuenbasis Nr. T 50
schen Zeit und frühen Kaiserzeit die Kurie auch in für Trajan in der rechten hinteren Ecke aus dem
Basiliken selbst tagen konnte, sie also keinen ei- Jahr 116/7 n. Chr. gehört vermutlich zur Erstaus-
genen Saal benötigte. stattung, die Basen Nr. T 48 und T 49 trugen Sta-
579 Zudem spräche die für eine Curia anzunehmende tuen für Antoninus Pius und Mark Aurel. Vgl. Sta-
Position des Redners gegenüber der halbrunden tuenschmuck in der Curia Iulia in Rom. Dazu
Apsis, sofern sie mit Sitzrängen ausgestattet war, Freyberger 2009, 101.
für eine durchgehende Mauer zum Basilikasaal 583 Trajanstatue im Typus Gabii, ehemals Sammlung
hin. Ein Redner steht nicht mit dem Rücken zu ei- Borghese, heute Louvre (Inv. Nr. 360).
nem großen Raum. Auch Arnolds 2005, 89 geht 584 So z. B. schon Kortüm 2008, 21.
auf die Abgeschlossenheit als wichtiges Kriterium 585 Filtzinger 1991, 115. Siehe auch Bernhard 1990, 105.
für Kurien ein. Die Zahl der Dekurionen ist lediglich als Hypo-
580 Zu Bouleuteria mit gekrümmten Bänken: Kockel these zu betrachten.
1995, 31 f. 38 Abb. 2 (Milet). Brenk 2010, 34 betont 586 Weber 2000, 55. Zur Zahl der Räte allgemein:
die akustischen Vorteile einer Apsis im kultischen Ausbüttel 1998, 43: Die Zahl römischer Stadt-
Kontext. räte reicht von ca. 50–600. Hohe Personenzahlen
581 Zu Bad Wimpfen: Filgis 2005, 24 mit Abb. Zu Sar­ werden jedoch nur im Osten erreicht. Beispiele
mizegetusa: Étienne u. a. 2006, 157 f.; Schäfer 2007, aus dem Römischen Reich auch bei ­Jacques/
41. Zu Weihungen an Gottheiten bzw. Personifi- Scheid 1998, 281: 100 Dekurionen sind mehrfach
kationen politischer Art wie den Genius curiae, belegt, 110 sogar in Ostia, bei kleineren Städten
den Genius decurionum, den Genius senatus oder auch 50 (Tymandos in Pisidien); ebd. 80 (unbe-
die Concordia decurionum in der unmittelbaren kannte Stadt in Makedonien), im Munizipium
Nähe von Kurien anderer Städte siehe die Belege Irni in der Provinz Baetica 63. Siehe auch Alföldy
bei Balty 1991, 604 f. Siehe auch die Statuenbasis 2011, 169 f.
des Genius coloniae vor der Curia von Timgad 587 Sommer 1998, 126. Ähnlich schon Baatz 1962, 31.
(Zimmer 1989, 39 Abb. 16 Nr. T28) sowie der P ­ ietas Siehe auch Wiegels 2000, 16. Zur Funktion einer
Antonini Pii und des Genius senatus Cuiculitan- Stadt vgl. Wacher 1995, 15 f.
orum zu Seiten des Kurieneingangs in Cuicul (ebd. 588 Jacques/Scheid 1998, 179 f.; Lepelley 2001, 170 f.
18 Abb. 5 Nr. 2 und 4). Ferner wurden in Augst in 177–180.

91
DIE 3D-REKONSTRUKTION DES RÖMISCHEN FORUMS VON LADENBURG

belegt, doch lassen sich für Ladenburg immer­ Konzentriert man sich ausschließlich auf die
hin zwei Räte nachweisen.589 Selbst in der we­ erforderliche Fläche, die ein Ratssaal benötigt,
sentlich bedeutenderen Colonia Ulpia Traiana könnte man im Rahmen des Ladenburger Fo­
(Xanten) in der Provinz Niedergermanien hat rums auch die beiden Eckräume hinter der Basi­
man insgesamt nur etwa vier Dekurionen in den lika, für deren Zweckbestimmung bis jetzt kein
Schriftquellen identifizieren können.590 Zudem überzeugender Vorschlag gemacht wurde, als ge­
spricht die Siedlungsfläche der Kommune am eignete Kandidaten für den Sitzungssaal des
Neckar für eine stadtartige Bedeutung. Lopo- Stadtrates ansehen.593 Die Bauten liegen aber un­
dunum war mit rund 36 ha größer als das recht­ seres Erachtens zu versteckt im Rückbereich der
lich herausgehobene Munizipium in Rottweil Anlage, als dass sie für eine so wichtige Institution,
(25 ha) oder das römische Rottenburg (30 ha).591 wie sie eine Kurie darstellt, in Frage kommen.
Die Existenz eines Rates kann in Lopodunum so­ Wie die zitierten Beispiele vor Augen führen,
mit als gesichert gelten. Unklar bleibt allenfalls, liegt die Curia in der Regel an einem wesentlich
wie viele Mitglieder er genau umfasste und wo zentraleren Ort einer Gemeinde als dies bei den
sein Versammlungssaal zu lokalisieren ist. Eckräumen zutreffen würde. Ihre Position zeich­
Die römerzeitliche Stadtverwaltung war für net sich gewöhnlich dadurch aus, dass sie einen
einen Civitas-Hauptort wichtig. Sie bestimmte direkten und sichtbaren architektonischen Bezug
über Recht, Finanzen und Ordnung und über­ zur Basilika bzw. zum Forum hatte.594
nahm darüber hinaus noch die Aufsicht über Die ganz verschiedene Funktionen bündeln­
das Bauwesen. Gewählt wurden jährlich zwei de Forumsbasilika von Ladenburg wäre demzu­
Bürgermeister (duumviri iure dicundo). Sie führ­ folge eine Kombination aus Wirtschaftsgebäu­
ten den Vorsitz in der Ratsversammlung und de und Rathaus, nicht aber eine Markthalle für
vollzogen dessen Beschlüsse. Zu ihren Aufga­ Lebensmittel des täglichen Bedarfs, wie der
ben gehörten weiterhin die niedere Gerichts­ häufig benutzte Begriff Marktbasilika sugge­
barkeit und der alle fünf Jahre fällige Census, riert. In der lateinischen Sprache als Macellum
der die Grundlage für die Besteuerung der Ein­ bezeichnet, wird ein solches Marktgebäude in
wohner bildete. Hinzu kamen zwei Kämmerer Ladenburg an anderer Stelle vermutet.595
(quaestores) und zwei Ädile (Marktaufsicht, poli­ Nicht unmöglich erscheint in der Apsis aller­
zeiliche Aufgaben, Überwachung der öffentli­ dings auch die Verbindung von einer Curia mit
chen Ordnung), die wiederum über jeweils ei­ der Aufgabe einer Kaiserkultstätte und/oder ei­
genes Dienstpersonal verfügten.592 nes Tribunals.596 Rathaus und Kaiserkult bzw.

589 Aus Weihungen vom Heidelberger Heiligenberg des­sen meist vier Quattuorvirn besaßen. Es gab
sind C. Candidus Calpurnianus, decurio der civitates ­allerdings offenbar keine starren Regeln. So be­-
von Lopodunum und Noviomagus (Speyer) (CIL XIII saß nicht jede Stadt Quaestoren. Dazu Jacques/
6404 = EDH: HD036494) und L. Candidius Mer- Scheid 1998, 280–288; Lepelley 2001, 180 f. Zu
cator (CIL XIII 6399 = EDH: HD036455) bekannt. den Magistraturen und den Aufgaben der Deku-
Hinzu kommt möglicherweise T. Valerius ­Valens rionen siehe auch Alföldy 2011, 173–175. Die Ädile
auf einer Inschrift von Mannheim-Neckarau ­kümmerten sich auch um geeichte Gewichte
(CIL XIII 6416 = EDH: HD036543). Zu den in Ober- (ILS 5613). Vgl. Anm. 635.
germanien belegten Dekurionen und städtischen 593 So schon Sommer 1998, 145. Zu den Eckräumen
Magistraten: Rupprecht 1975, 78–82; 209–234. s. u. Kap. 4.1.
590 Eck 2008, 252. 594 Eine Ausnahme bildet Raum 3 der Caerwenter
591 Sommer 1992b, 140 (die Flächenmaße ­beziehen Forumsbasilika, falls dieser zu Recht als Kurie ge-
sich auf den ummauerten Siedlungsbereich): deutet wird. Dazu s. o. Anm. 529; 577. Die Curia
Rottweil wurde 73 n. Chr. gegründet und hatte von Ladenburg vermutete bereits Rabold 2005c,
wohl als einzige römische Stadt in Baden-Würt- 172 in der Apsis der Basilika.
temberg den Status eines Munizipiums. Es ist 595 Sommer 1998, 129 („vieleckiges oder rundes Stein-
aber nicht sicher, ob Rottweil bereits in der Zeit gebäude“ auf dem sich nordwestlich des Forums
seiner Gründung oder vielleicht auch erst im 2. Jh. platzartig erweiternden decumanus maximus, das
n. Chr. zum Munizipium erhoben wurde. Das im Laufe des 2. Jh. gebaut wurde und als Tempel
Stadtgebiet des römischen Ladenburg war ver- oder Marktgebäude gedeutet wird). Macella stehen
mutlich größer als bisher angenommen. Dies le- allerdings meist inmitten eines ­abgeschlossenen
gen Grabungen in den letzten Jahren beim Kan- Platzes (etwa in den kleinasiatischen Städten Perge,
delbach an der Heidelberger Straße im Süden Aizanoi und Sagalassos). Vgl. Gros 1996, 451–464;
bzw. in der Zwingertgasse im Norden nahe, die De Ruyt 1983, 295–300. Siehe auch Kap. 7.3.
Reste einer Stadtbefestigung wohl aus dem 3. Jh. 596 Zur Verbindung von Curia mit Sakralfunktion
n. Chr. zum Vorschein brachten. Dazu Rabold (templum): Arnolds 2005, 89. Speziell zu ­Curia
2010, 161 f. Abb. 90; Rabold 2013, 183 f. Abb. 127. und Kaiserkult (aedis Augusti): etwa Arnolds 2005,
Vitr. 5,2,1 betont, dass die Kurie einer Stadt der 121 (mit Verweis auf Puteoli): „Beide Funktionen
Bedeutung (dignitas) der Gemeinde zu entspre- ­(Sakralraum und Curia) ergänzen sich vorzüg-
chen habe. lich.“; 170 (mit der These, dass außerhalb Roms
592 Dieses Modell entspricht der Organisation der eine stärkere Bündelung von Funktionen zu be-
Kolonien und Munizipien außer den italischen obachten ist); siehe auch Dreier 2010, 149 und
Munizipien und latinischen Kolonien, die statt­ Witschel 1995b, 362. Vgl. etwa die Ausstattung

92
3 / Apsis

Lichthof N
Tribunal schließen sich möglicherweise nicht
nur nicht aus, sondern ergänzen sich vielmehr,
was jedoch einer eingehenden Prüfung unter­
zogen werden müsste, die im Rahmen dieser
Abhandlung nicht geleistet werden kann.
Das Resümee der Auseinandersetzung mit
der Funktion der Apsis fällt nun so aus, dass sie
im Computermodell vorrangig als Curia ange­ Curia
sehen wird. Um allerdings eine noch bessere
Vorstellung vom Aussehen eines Sitzungssaales
zu gewinnen, soll als Nächstes der Platzbedarf 42 Bei einer Breite von
für den anzunehmenden Rat berechnet werden. 80 cm und drei Rän-
Die Personen saßen wohl auf Klappsesseln. gen bietet die Apsis
Dafür wird eine Sitzbreite von 80 cm veran­ Platz für ca. 60 Perso-
nen. Hinzu kommen
schlagt, so dass bei drei Rängen im Halbrund zwei Bürgermeister
und im rechteckigen Teil mühelos dutzende 0 5 10 m auf dem Podium.
Personen hätten Platz finden können, mehr als Lichthof M. 1:400.
genug jedenfalls für die Dekurionen von Lopo-
dunum, dem Hauptort einer Civitas, die im sich zwei symmetrisch angelegte Durchgänge,
Norden bis nach Südhessen, im Süden bis etwa wovon eine Türschwelle aus Sandstein an Ort
nach Bruchsal, im Westen bis an den Rhein und und Stelle erhalten blieb, so dass der Ratssaal,
im Osten über Heidelberg hinaus bis in den wohl vor allem aus akustischen Erwägungen
Odenwald gereicht haben könnte, wie viele heraus, vielleicht aber auch aus Gründen der
Mitglieder der Rat auch immer umfasst haben Diskretion, von der Basilika jederzeit abge­
mag (Abb. 42–43). Im Augster Amphitheater trennt werden konnte.599 Die Ratssitzungen
wird bei der Berechnung der Menschenmenge wurden offensichtlich nicht in der Öffentlich­
von 40–50 cm Sitzbreite ausgegangen, wobei keit abgehalten. Die Bürgermeister bzw. Red­
dort jedoch keine Klappsessel, die etwas mehr ner standen oder saßen gegenüber den Rats­
Platz benötigen, Verwendung fanden.597 mitgliedern auf den Sitzrängen. Die Höhe der
Für die Kapazität und Ausprägung ist insbe­ „Sitzstufen“, die wohl als Plateaus für die Auf­
sondere der Ratsaal von Augst für Ladenburg stellung von Klappstühlen in der Form ähnlich
aufschlussreich. Sein lichter Durchmesser be­ einer sella curulis zu interpretieren sind, wird
trägt mehr als 16 m, wohingegen die lichte für Augst mit 30 cm angegeben, die Tiefe der
Breite des Raumes in Lopodunum nur rund fünf konzentrischen Ringe mit jeweils 2 m.600
11,5 m aufweist.598 Der dreiviertelkreisförmige Die Grobgestalt erinnert damit, wie gesehen,
Saal in Augst bot nach allgemeiner Überzeu­ an ein griechisches Theater oder Bouleuteri­
gung Platz für 98 Personen auf den Stufen und on.601 Fußboden, „Sitzstufen“ und Podium wa­
zwei auf einem gegenüber von diesen errichte­ ren in Augst mit Kalksteinplatten verkleidet.602
ten Podium, das für die beiden Duumvirn re­ Bei der Ausgrabung waren einige „Sitzstufen“
serviert war. Links und rechts davon befinden sogar noch erhalten. Unter der älteren Curia

des Bouleuterions von Nysa, Karien, im westlichen 600 Berger 1998, 57. Die eigentliche sella curulis stand
Kleinasien mit einer umfangreichen Galerie von allerdings nicht allen Dekurionen zu, sondern nur
Statuen des Kaiserhauses, was die Verehrung des den Duum- bzw. Quattuorviri, Ädilen und Quäs-
römischen Herrschers im Kontext eines Rathau- toren, deren Sonderstatus sie dadurch anzeigte.
ses andeutet. Dazu Süß 2015, 51 f. Zur Verwandt- Dazu Schäfer 1989, 52 f. Zur sella curulis siehe auch
schaft von Curia und Tempel, dem ursprünglichen Arnolds 2005, 52.
Versammlungsort eines Stadtparlaments: etwa 601 Umlaufende Sitzstufen oder Podien auf drei Sei-
Revell 2007, 139. ten sind in rechteckigen Kurien in Philippi und
597 Berger 1998, 94 (Berechnung nach A. R. Furger). ­Sabratha belegt. Zu Philippi: Balty 1991, 43 Abb. 22;
Vgl. Coarelli 2000, 192 zu Besucherberechnungen 45 Abb. 24–25. Zu Sabratha: ebd. 53 f. Abb. ­30–32;
zum Kolosseum von Rom. 303 f. Abb. 154. Entsprechendes könnte für die Ku-
598 Die Mindestgröße einer Curia hat nach Balty 1991, rie von Thuburbo Maius gelten, wo zwar die Sitz-
410 eine Fläche von etwa 50 m². In Augst beträgt reihen nicht erhalten sind, aber die an drei Seiten
die Fläche ca. 150 m² (vgl. Berger 1998, 57: mitt- fehlende Bodenpflasterung wohl auf solche hin-
lerer Durchmesser von 16 m bei drei Vietel eines weisen dürfte. Dazu ebd. 58 f. Abb. 34–35. In der
Kreises), in Aequum (lichte Breite des fast quad- Curia Iulia in Rom saßen die Teilnehmer der Sit-
ratischen Saales 10,5 m) gut 110 m² (Reisch 1913, zungen nur an den beiden Langseiten. Dazu Balty
Beibl. 136). Auf eine Fläche von ungefähr 122 m² 1991, 19 f.
kommt man im Anbau von Ladenburg. 602 Berger 1998, 58; Sütterlin 1999, 179 (Manuskript
599 Mit einer Tür bzw. einem Gitter abschließbar wa- von K. Stehlin).
ren etwa die Curia in Silchester (Balty 1991, 256–
259) und Timgad (ebd. 76 Abb. 51).

93
DIE 3D-REKONSTRUKTION DES RÖMISCHEN FORUMS VON LADENBURG

43 Die Apsis als Curia mit


Platz für 64 Personen.
Hinzu kommen zwei
Bürgermeister auf
dem Podium (3D-Re-
konstruktion).

befand sich überdies ein Keller.603 Der Über­ die kleiner ist als Augst, ausreichend groß be­
gang von der Basilika zur Curia war in dieser messen erscheint. Sollte das Gremium von
Stadt bis auf die Türschwelle ebenerdig.604 Die ­Lopodunum nicht eine Mitgliederzahl von 100
jüngere Curia in Augusta Raurica besaß an den Personen erreicht haben, könnte es auch sein,
Wänden weißen Putz mit gelben Punkten.605 dass die Sitze der Dekurionen ähnlich wie in
Ebenso ist vielfarbige Wandmalerei vorstellbar. der Curia Iulia von Rom nur an den Langseiten
In der stadtrömischen Curia Iulia ist der untere vorgesehen waren und der halbrunde Abschluss
Teil des Innensaales mit Marmorverblendung, – anders als in der Curia Iulia, wo es keine Apsis
der obere mit Stuck ausgesprochen kostbar gab – für eine Statuengalerie des Kaiserhauses
verziert, und der Boden wird von Platten aus freigehalten wurde.610 In der virtuellen Nach­
verschiedenen Marmorsorten bestimmt.606 Auch bildung werden die Ränge allerdings versuchs­
die Kurie von Ostia weist sowohl an der Wand weise sowohl auf den Langseiten als auch um
als auch am Boden Marmorplatten auf.607 In der den halbkreisförmigen Teil der Apsis herumge­
Curia von Thuburbo Maius ist die freie Boden­ führt. Am Eingang werden drei niedrige Stufen
fläche zwischen den Sitzreihen ebenso mit un­ angenommen, so dass die Apsis gerinfügig
terschiedlichen Buntmarmoren ausgelegt.608 ­höher angeordnet ist als der Basilikasaal, was
Die Verwendung von Buntmarmor belegen gewissermaßen ein Mittelding darstellt zwi­
schließlich auch rosafarbene Fragmente aus der schen Augst mit seiner ebenerdigen Lösung
Curia von Feurs.609 und Sarmizegetusa, wo die Curia eine beachtli­
Zurück zu Ladenburg, wo die Raumkapazi­ che Freitreppe von ca. 1,8 m Höhe vorzuwei­
tät in der Apsis für den Rat einer Kommune, sen hat.611

603 Zum aerarium (Schatzkammer/Tresorraum) an auch am Augustusforum von Bauer 1988a, 184 f.
­einem Forum: Vitr. 5,2,1, der am Forum auch das festgestellt.
Gefängnis verortet, das ebenfalls in einem un- 607 Balty 1991, 126 Abb. 84–85.
terirdischen Raum gut untergebracht gewesen 608 Balty 1991, 58 f. Abb. 34–35.
wäre. In Ladenburg gibt es indessen keine Indi- 609 Balty 1991, 336.
zien dafür. Zu Keller: siehe auch Kap. 3.9. 610 Vgl. Anm. 601 und Freyberger 2009, 100 f. zur Cu-
604 Trunk 1991, 61. ria Iulia. Seitliche Podien weist auch die Kurie von
605 Schaltenbrand Obrecht 1996, 315. Die Verwen- Palmyra auf. Dazu Balty 1991, 53 f. Abb. 30–32.
dung von Buntmarmor belegen rosafarbene Frag- 611 Abgemessen bei Étienne u. a. 2006, 145 Abb. II/89.
mente aus der Curia von Feurs (Balty 1991, 336). Erhöht waren auch die Kurien von Aequum (die
Zur reichen Marmorverkleidung der als Curia an- Freitreppe ist 1,5 m hoch; dazu Reisch 1913, Beibl.
gesprochenen Apsis der Basilika von Silchester 136) und Burnum (2,37 m höher liegend als die
siehe Balty 1991, 258 und Boon 1974, 115 („aedes“). Nachbarräume; dazu ebd. 115; Campedelli 2007,
606 Balty 1991, 16 Abb. 3; 18–20 Abb. 5; Coarelli 2000, 74). Die Apsis in der Palastaula von Trier ist nur
72–75 (diokletianischer Wiederaufbau nach durch etwa zwei Stufen vom Hauptsaal abgesetzt
Brand). Eine ähnliche Wandgestaltung wurde (Fontaine 2003, 134).

94
3 / Apsis

44 Rückansicht des
­Forums von Laden-
burg. Die Apsis der
Basilika mit Pultdach
(3D-Rekonstruktion).

7 UMGANG bar nach Vorgabe von Sommer angefertigten


Bereits Mylius befasste sich eingehend mit der Zeichnung übernommen wird.614 Eingartner
Außenseite des apsidialen Anbaus, an dem die entscheidet sich in seiner Publikation jedoch
Fundamentmauern von einem kaum weniger gegen diese Lösung und ist von einem geschlos­
breiten, parallel verlaufenden äußeren Mauer­ senen Baukörper überzeugt, der von einem ge­
zug begleitet werden. Zwischen den Mauer­ meinsamen Satteldach in westöstlicher Rich­
fluchten verbleibt ein im Norden und Süden tung abgeschlossen wird (Abb. 45).615
rund 2,2 m sowie im Osten lediglich etwa 2,0 m Einen von außen unsichtbaren Umgang hat
messender und damit recht schmaler Um­ man etwa am Pantheon in Rom angelegt, der
gang.612 Die östliche Substruktion entspricht tatsächlich dazu dient, das Kuppelgewölbe, das
zugleich der Umfassungsmauer des Bezirks, die auf dem inneren Mauerzylinder aufsitzt, zu tra­
im Norden und Süden jeweils bis zu den Eck­ gen und die Last nach außen abzuleiten. Ohne
bauten weiterläuft. Die Mauern der Apsis rei­ dies hier durch eigene statische Untersuchungen
chen laut Mylius als Widerlager für das postu­ untermauern zu können, erscheint auch in La­
lierte Gewölbe geradeso aus, weshalb der Um­ denburg möglich, dass der Umgang den Druck
gang von ihm mit einer statischen Aufgabe von Halbtonnen- und Viertelkugelgewölbe zu­
begründet wurde.613 Aus diesen Überlegungen sätzlich ableiten sollte, sofern man von einer
ergibt sich ein niedriger Gang mit Pultdach, der Stein- bzw. Zementkonstruktion ausgeht.616 Die
wie die Portikus eines gallo-römischen Um­ Frage nach dem äußeren Erscheinungsbild der
gangstempels den Kernbau der Apsis um­ Apsis lässt sich noch nicht abschließend beant­
schließt (Abb. 44) und der auch in einer offen­ worten.

612 Eingartner 2011, 70 f. (Breite der Fundamente des 615 Eingartner 2011, 71; 133 Abb. 20,3.
Umgangs 1,5 m). 616 Mylius 1952, 65 hält aus Gründen der Statik eine
613 Mylius 1952, 65 Anm. 19: Die Apsismauer beträgt in zweigeschossige Variante für am ­günstigsten,
Ladenburg kaum 1/6 der Spannweite, beim Pan- eine Idee, die der von Eingartner favorisierten
theon in Rom 1/7, normal, vor allem im Thermen- Meinung nach einem geschlossenen ­Baukörper,
bau, seien aber, so Mylius, 1/5. Er versucht den dem wir zunächst ebenfalls folgten, nahekommt.
statischen Konflikt zu lösen, indem er einen Um- Mylius verwirft diesen Gedanken aber ­wieder,
gang vorschlägt, der seinerseits eine Halbtonne weil seiner Meinung nach dann kein Platz für
als Gegendruck erfordert hätte. Die Fundamente Fenster vorhanden gewesen wäre und damit
des Umgangs seien jedoch die schwächsten der kein Tageslicht in die Apsis hätte zugeführt wer-
ganzen Anlage. Zu fragen wäre dann also, ob in den können (s. u. Kap. 3.8). Aufgrund der Frage
der Apsis überhaupt Gewölbe angenommen wer- der Ausleuchtung tendieren wir inzwischen eher
den können (s. o. Kap. 3.5). zur Mylius-Variante mit einem ­eingeschossigen
614 Rabold 2005c, 171 Abb. 184 (Rekonstruktion nach Umgang mit Pultdächern und einer Apsis mit
Filgis/Sommer); siehe auch Anm. 261. Fenstern.

95
DIE 3D-REKONSTRUKTION DES RÖMISCHEN FORUMS VON LADENBURG

45 Rückansicht des
Forums von Laden-
burg. Die Apsis der
Basilika ohne Pultdach
(3D-Rekonstruktion).

8 FENSTER vermuten, der für die Verteilung von Fenstern


Wie war die mehrere Meter hohe und wohl genutzt wurde? In der von Filgis angefertigten
überwölbte Apsis ausgeleuchtet? Die Apsis wä­ zeichnerischen Rekonstruktion, die sich an
re ohne gesonderte Lichtzufuhr ein außeror­ Mylius orientiert, wird der Umgang übernom­
dentlich dunkler Raum, wenn sie durch eine men, so dass im Bereich des von einem Tonnen­
Mauer zum Hauptbau hin geschlossen wäre, gewölbe überdachten vorderen Teils der Apsis,
wie wir vorschlagen möchten. Aber auch eine oberhalb des Umgangs also, tatsächlich genug
zum Hauptschiff der Basilika hin offene Apsis, Platz für mehrere nebeneinander angeordnete
die durch ihre große Tiefe geprägt wäre, läge Fenster bestanden hätte.619 In Hinblick auf die
bei geschlossenen Außenwänden weitgehend für die erwogene Nutzung als Kurie erforder­
im Schatten. Nur wenig Tageslicht würde über liche Ausleuchtung durch Tageslicht scheint
den Hauptsaal mit seinen Türen und Fenstern dieser Vorschlag eine interessante Lösung an­
in den hinteren Bereich des Anbaus hineinfal­ zudeuten, wobei auch Öffnungen in den Ge­
len. Sieht man einmal von Öllampen oder Fa­ wölben bzw. solche, die bis in die Gewölbe hin­
ckeln ab, die lediglich eine diffuse Lichtatmo­ einragen, technisch prinzipiell machbar gewe­
sphäre hätten erzeugen können, müssten in der sen wären.620
Apsis daher ebenfalls Fenster angenommen wer­ Hält man in Ladenburg an der Funktion des
den, wie sie in Augst an der gebogenen Außen­ Nebensaales als Kurie fest, wären Fenster dem­
wand auch nachgewiesen sind.617 Gegen ähnlich nach vorauszusetzen, so wie man auch an ande­
angebrachte Fenster in Ladenburg spricht je­ ren Sitzungsgebäuden der antiken Welt allent­
doch zunächst das wahrscheinlich zu ergänzen­ halben auf Fenster stößt.621 Zu erfüllen wäre
de Deckengewölbe.618 Ist daher ein Obergaden diese Anforderung, wie angedeutet, wenn man
über dem gerade besprochenen Umgang mit im vorderen Bereich, der mit einer Tonne über­
Pultdach, wie von Mylius formuliert wurde, zu wölbt gewesen sein dürfte, einen Obergaden

617 Durch mehrere hohe, schmale Fenster fiel in die 1985, 135 f. Vgl. auch Öffnungen in den ­gewölbten
Kurie von Augst Tageslicht ins Innere des Raumes, Decken von Mithräen. Dazu etwa Merkelbach
der allerdings wohl nicht wie in Ladenburg über- 1994, 145 mit Verweis auf Ostia und Capua.
wölbt war. Dazu Berger 1998, 57. 621 Neben Augst sind Fenster an vielen antiken Rat-
618 Vgl. Eingartner 2011, 133 Abb. 20,2–3. häusern wie z. B. in Milet (hellenistisch) oder
619 Rabold 2005c, 171 Abb. 184 (Rekonstruktion nach ­Termessos (hellenistisch/kaiserzeitlich) belegt. Zu
Filgis/Sommer); siehe auch Anm. 262. ­Milet (große hochrechteckige Fenster): Knackfuß/
620 Rasch 1985, 119 beschreibt den Typus der Ober- Friedrich 1908, 53; Krischen 1941, 9. Zu Termessos
gadenkuppel mit Fensterreihe. Als Beispiel für ein (sog. Odeion): Lanckoroński 1892, 99 Abb. 57; ­­­Kri-
in Ladenburg allerdings wenig wahrscheinliches schen 1941, 17 Taf. 24. Drei Fenster an der Front
Opaion sei auf das Pantheon verwiesen: Coarelli sind auf Münzbildern der Curia Iulia in Rom er-
2000, 280–284. Allgemein zum Opaion: Rasch kennbar. Dazu Balty 1991, 13 Abb. 2.

96
3 / Apsis

mit mehreren Fenstern annimmt und von einer Sicherheit feststellen, ob hier nicht bereits in
um die Apsis laufenden Portikus mit Pultdach römischer Zeit ein unterirdischer Raum vor­
und nicht von einer bis zur Traufe hochgezoge­ handen war. Die halbrunde Umfassungsmauer
nen zweiten Mauer, wie in der Publikation vor­ der Krypta geht jedenfalls erwiesenermaßen auf
geschlagen wurde, ausgeht. In der Rekonstruk­ die römische Zeit zurück. Alles, was innerhalb
tion haben wir in Anlehnung an Eingartner den dieser Mauer liegt, ist spätestens in romanischer
Außenbereich der Apsis zunächst mit einer Zeit massiv umgestaltet worden. Sofern am rö­
zweiten Mauer dargestellt, die gleichfalls bis mischen Mauerwerk der Apsis der Fundament­
zum Dachrand hinaufreicht. Wir halten aber absatz, wie es scheint, zu erkennen ist, der auch
Fenster für nicht weniger wahrscheinlich, so südlich der St. Galluskirche zu beobachten ist,
wie wir auch den Umgang für eine diskutable dann lässt sich allein daraus noch kein eindeuti­
Bauform erachten (Abb. 45).622 ger Rückschluss darauf ziehen, dass es an dieser
Stelle der Anlage kein Kellergeschoss gegeben
hat. Nur mit einer Tiefbohrung oder einem
9 KELLER? Suchschnitt im Bereich der Krypta bzw. an der
Im Forumsbereich, speziell in den großen Basi­ Apsismauer könnte diese Frage vielleicht beant­
liken, befand sich nicht selten ein Keller, der für wortet werden.625
die Aufbewahrung von Wertgegenständen bzw. Weitere mögliche Stellen für einen Keller­
von Geld im Sinne eines Schatzhauses oder raum am Forum wären die Nebenbauten hinter
Tresors gedient hat (aerarium). Vitruv gibt ei­ der Basilika. Doch hat man im Süden, wo man
nen Hinweis darauf, ohne indes einen direkten intensiver graben konnte, weder im Eckraum
Zusammenhang zwischen aerarium und Fo­ noch im sich anschließenden „Treppenhaus“
rumsbasilika herzustellen, sondern nur generell ein unteres Stockwerk nachweisen können. Im
vom Kontext eines römischen Forums zu spre­ südlichen Eckraum wurde vielmehr ein Estrich
chen.623 In der römischen Baukunst lassen sich in situ freigelegt, der eindeutig gegen eine Un­
Beispiele für einen Keller etwa in Augst (ein terkellerung spricht. Die Fundlage von Ziegeln
Raum unter der älteren Curia), Sarmizegetusa im südlichen „Treppenhaus“, die sich unterhalb
(zwei unterirdische Räume unter der Curia) des Estrichniveaus im benachbarten Eckraum
oder Burnum (zwei unterirdische, überwölbte befindet, könnte man vielleicht als Hinweis auf
Räume unter dem zentralen Annexbau, der als einen ehemaligen unterirdischen Raum im Sin­
Curia gedeutet wird) finden.624 ne eines Kellers werten, doch ist die Interpreta­
Wenngleich ein antiker Keller am Ladenbur­ tion dieses Bereichs besonders schwierig und
ger Forum bislang nicht aufgespürt werden daher umstritten. Die Auswertung lässt somit
konnte, so ist dies auch dort keineswegs völlig bislang keine weiterreichenden Schlüsse zu.
auszuschließen. Das Fehlen mag mit dem
schlechten Erhaltungszustand, der Überbauung
des Areals durch die St. Galluskirche und der
10 HYPOKAUST?
Position der bisherigen Sondagen zu erklären Ungewiss ist die Zuordnung der im südlichen
sein. Der Bereich, der dafür am ehesten in Be­ Treppenhaus entdeckten Fragmente von suspen-
tracht zu ziehen ist, liegt unter dem apsidialen surae und tubuli, von Ziegeln also, die von ei­
Anbau der Basilika, der für die Nutzung als Cu­ nem antiken Hypokaustsystem zum Beheizen
ria vorrangig in Frage kommen dürfte. Da gera­ eines Innenraumes mit warmer Luft stammen.
de dieser Teil von der romanischen Krypta der Die Zugehörigkeit zum Forum liegt wegen der
Kirche unterhalb des gotischen Chores einge­ Fundsituation zwar nahe, ist aber keineswegs
nommen wird, lässt sich heute nicht mehr mit gesichert.626

622 Zu Fenster: s. o. Kap. 2.10. Zum Umgang: s. o. Claudia (Bolonia, Prov. Cádiz): Dazu Balty 1991,
Kap. 3.7. Abgesehen davon wäre zu prüfen, ob es 317. In Pompeji wurde der Unterbau einer in der
Kurien mit Gewölben gab. Forumsbasilika errichteten Pronaos-Fassade
623 Vitr. 5,2,1. Ohr 1991, 84 zufolge wohl als Tresor genutzt.
624 Zu Augst: Berger 1998, 57 f. Zu ­Sarmizegetusa: Zuletzt Ohr 2016, 90. Zu Pompeji und weiteren
Étienne u. a. 2006, 145 Abb. II/89; 158–163 Abb. II/ Beispielen siehe auch Arnolds 2005, 41 f.
101–105. Zu Burnum: Campedelli 2007, 74; Balty 625 Die Wände wurden 2002 unter der Leitung von
1991, 356 Abb. 161. Auch der westliche der als R5 be­ C. Mohn freigelegt, die Ergebnisse aber noch nicht
zeichneten Räume der Älteren Basilika von ­Riegel veröffentlicht. Dazu Eingartner 2011, 18 Anm. 47.
war unterkellert und wird von Dreier als Tresor Die Krypta könnte jedenfalls einen Hinweis ­darauf
für die Gemeindekasse gedeutet. Die beiden R5- geben, dass bereits in römischer Zeit an dieser
Räume der Jüngeren Basilika hält er allerdings Stelle ein künstlicher Hohlraum existierte.
für Kulträume, die für den Kaiserkult und für eine 626 Eingartner 2011, 116: Alle Fragmente liegen oberhalb
Stadtgottheit bestimmt gewesen sein könnten. der Kastellschicht. Anders deutet die Befunde je-
Dazu Dreier 2010, 149 f. Ein weiteres B­ eispiel doch Sommer 2012, 74, der das Boden­niveau der
für ein Aerarium unter einer Curia liefert Baelo Basilika tiefer ansetzt.

97
DIE 3D-REKONSTRUKTION DES RÖMISCHEN FORUMS VON LADENBURG

Geht man jedoch von einer Verbindung mit e­ ines Forums.628 In Augst grenzt der beheizbare
dem Forum aus, stellt sich die Frage nach der ge­ Raum H an den mit der Curia verbundenen
nauen Herkunft der Ziegel. Ein beheiztes Trep­ Raum G. Er wird als Aufenthaltsort für Personal
penhaus kann ausgeklammert werden, wenn man interpretiert.629 In Sarmizegetusa wird für einen
nicht eine abgeschlossene Kammer unter der Raum mit einer Hypokaustanlage neben der
Treppe als Notlösung annehmen will. Der freige­ Curia die Funktion eines Tabulariums vorge­
legte Estrich im benachbarten Eckraum spricht schlagen, um auch in der kalten Jahreszeit das
ebenfalls gegen einen Hypokaustboden in die­ Arbeiten zu ermöglichen.630 Unter einem Podium
sem Teil der Anlage und auch der Hauptsaal der des nördlichen Kopfbaus der Forumsbasilika von
Basilika dürfte aufgrund seiner großen Fläche Xanten befand sich ebenso ein beheizbarer Raum.
dafür kaum in Frage kommen.627 Im gesamten Die Aufgabe dieses Traktes wird ähnlich wie in
Bereich des Forums bietet sich kein Trakt zwin­ Augst darin gesehen, dass sich im Winter Amts­
gend an. Hält man an der Zugehörigkeit der personen in ihm aufwärmen konnten.631
suspensurae und tubuli zur Basilika fest, bliebe Für die Nutzung des großen Hallengebäudes
am ehesten die Apsis als Kandidat übrig. Dort während der kühlen Wintermonate wäre auch
jedoch wurden römische Schichten durch die in Ladenburg ein entsprechendes Heizsystem
romanischen Baumaßnahmen so sehr zerstört, wie in Augst, Sarmizegetusa oder Xanten erfor­
dass eine Überprüfung, wie im vorherigen Ab­ derlich. Ein klares Gesamtbild typologischer
schnitt über einen Keller unter der Basilika er­ und funktionaler Art lässt sich aus den Verglei­
örtert, kaum mehr möglich ist. chen bislang allerdings nicht gewinnen. Im Mo­
Andere römische Städte bieten indessen bes­ dell wird die Frage offengelassen. Es wird kein
sere Beispiele für ein Heizsystem im Kontext Hypokaustsystem gezeigt.

627 Anders verhält es sich jedoch mit der ­Palastaula in Britannien verweist. Zu Wroxeter siehe auch
von Trier aus dem 4. Jh. n. Chr. die tatsächlich ­Wacher 1995, 366.
trotz ihrer Monumentalität beheizbar war. Dazu 631 Precht 2008b, 347. Weitere Beispiele können er-
Trier: Goethert/Weber 2010, 167. gänzt werden. Im rechteckigen Anbau mit ­Apsis
628 Balty 1991, 408 f., der mehrere beheizbare Neben- der Rottweiler Basilika („Villa A“) kamen Hypo-
räume an Basilika-Forum-Anlagen aufführt. Die kaustreste zutage (Filtzinger 1995, 83). ­Außerdem
Lokalisierung des nötigen Brennofens muss in La- sind Hypokaustreste im östlichen Teil der Forums­
denburg offenbleiben. basilika von Caerwent (Raum 10) und an zwei
629 Berger 1998, 59: Raum H entstand nach Umbau Räumen an der Rückseite der Basilika von Caistor-
der Curia. by-Norwich freigelegt worden (Wacher 1995,
630 Étienne u. a. 2006, 19; 168–173 (Raum 42, der als ein- 245 bzw. 381). Sehr wahrscheinlich zu machen ist
ziger Bereich am Forum beheizbar war). Zu Tabu- ein Heizsystem überdies am Forum von Bregenz
larien an Foren: Balty 1991, 151–158. Speziell in den (Balty 1991, 104–106). Die Palastaula von Trier bie-
römischen Provinzen: Hassall 2003, 105–110, der tet schließlich ein Beispiel aus konstantinischer
etwa auf das hadrianische Forum von Wroxeter Zeit (s. o. Anm. 627).

98
4 / Nebenbauten im Rückbereich der Basilika

4 NEBENBAUTEN IM RÜCKBEREICH
DER BASILIKA

1 ECKRÄUME ken aus Holz von ca. 16,7 m auf, die, wie schon
Im Rückbereich der Basilika liegen im Norden Mylius bemerkte, sogar länger gewesen sein
und Süden zwei Flügelbauten, die sich jeweils müssen als die, die im Hauptschiff der Basilika
aus einem schmalen quergestellten Korridor und in der Eingangshalle zu rekonstruieren
und einem östlich sich anschließenden Eck­ sind.633 Diese Konstellation macht in diesen
raum zusammensetzen (Abb. 44–46). Die Höhe Gebäuden Mittelstützen sehr wahrscheinlich.
der quadratischen Anbauten ist verhältnismäßig Diese Stützen müssten wegen der erforderli­
groß einzuschätzen, wenn man von der Tiefe chen Höhe der Treppenhäuser so hoch gewesen
und Stärke ihrer Fundamente ausgeht und diese sein, dass riesige Säulen oder Pfeiler, was auch
mit den übrigen Mauern im Untergrund des Mylius folgerichtig vermutet, zum Abstützen
Forums vergleicht.632 Die Substruktion deutet des gemeinsamen Satteldaches von Treppen­
danach auf eine fast ebenso große Gebäudehö­ haus und Eckraum vorauszusetzen wären.634
he wie bei der Basilika hin. Im Modell wurde Ungeachtet dessen kann man in den Eckbauten
die Höhe wegen der Dachkonstruktion des gro­ wegen ihrer Höhe vielleicht von einem Oberge­
ßen Hallenbaus etwas vermindert. Die aus den schoss ausgehen, was für die Nutzung der Ne­
Fundamenten zu erschließende Größe und Hö­ bengebäude einiges für sich hätte. Setzt man ei­
he der Eckräume ist eigentümlich, gleich wie ne Stütze an, käme man auf einen unproblema­
man diese Bauten deuten möchte. Der schon tischen Abstand von ca. 8,35 m bis zu den
von Mylius vorgeschlagene Verlauf des Daches Wänden. Bei zwei Stützen betrüge die Weite
im rechten Winkel zum Hauptbau überzeugt für Dachhölzer gar nur noch ca. 5,6 m.
durch seine Klarheit und Einfachheit und wird Mylius, Eingartner und andere Wissenschaft­
auch von Eingartner nicht in Frage gestellt, der ler, die sich mit der Basilika näher befasst haben,
sich aufgrund fehlender Befunde aber keine äußern sich über die Funktion der Eckbauten
weitergehenden Gedanken über die Bauweise nicht weiter. Dennoch steht die Frage im Raum,
der beiden Eckräume macht. In einem gemein­ welchem Zweck diese beiden recht großen und –
samen Dach über den Eckbauten und den als wie gesehen – vermutlich auch sehr hohen Ne­
Treppenhäuser gedeuteten Korridoren steckt ben­gebäude einst gedient haben könnten. Zu
zur Vereinheitlichung der Konstruktion eine erwägen wäre ein Tabularium, ein Archiv also
tektonische Logik. Die dementsprechende Dach­ zur Aufbewahrung von Codices in Schränken
form und -ausrichtung bei Mylius und Eingart­ oder sonstigen Vorrichtungen, sowie ein Platz
ner werden im virtuellen Modell für beide Eck­ zur Deponierung von Hohl- und Längenmaßen
bauten übernommen. und Gewichten und Waagen.635 Bei der Einla­
Dabei fällt im Dachbereich der Eckräume die gerung von Dokumenten ist an Gesetzestexte,
große Weite für die anzunehmenden Binderbal­ Erlasse von Kaisern und Statthaltern sowie ge­

632 Eingartner 2011, 38: Breite der Fundamente der Anm. 529. Siehe auch Dreier 2010, 149. In Augst
Nebenbauten 1,8 m (vgl. Breite der Basilikafunda- hat man an der Forumsbasilika ein Inschrift-
mente mit über 2 m), Breite des „Aufgehenden“ fragment entdeckt, das auf Gewichte und Hohl-
der Nebenbauten 1,2 m. maße hinweist. Dazu Sütterlin 1999, 168 f. (= EDH:
633 Zum Holzbau und zur Spannweite in der Antike: HD048490). Zu Beispielen für die Aufbewahrung
Precht 2008b, 345 f. (Forumsbasilika in Xanten von Maßtischen aus Italien: Arnolds 2005, 40 f.
mit Binder von fast 23 m Länge); Sackur 1925, 123– Fragmente einer mensa ponderaria und eines Ge-
143; Giulini 1977, bes. 101 f. mit Beispielen aus der wichts bringt man zudem mit der Basilica ­Iulia
römischen Architektur für 15–30 m Spannweite von Korinth in Verbindung. Dazu Scotton 2016,
im Licht; Hoffmann 1989, 207 Anm. 56; Nohlen 133. Das Tabularium wird in Korinth in der Basilica
2011b, 229 (etwa die Rote Halle in Pergamon aus Iulia oder im benachbarten „Southeast Building“
dem 2. Jh. n. Chr. mit über 25 m oder die Palastaula vermutet. Dazu ebd. 134. Für ein solches Tabula-
in Trier aus dem 4. Jh. n. Chr.). rium bzw. Ponderarium käme in Ladenburg auch
634 Mylius 1952, 66. Zur Auflagefläche von Dachhöl- eine der sog. Tabernen in Frage (s. u. Kap. 7). Oder
zern s. o. Kap. 2.11. erfüllten die Eckräume in Ladenburg eine ganz
635 Zu Tabularien: Balty 1991, 151–158 (s. o. auch andere Aufgabe und dienten etwa als Kornspei-
Anm. 630). Zur Deutung des Annexraumes 3 in cher?
der Basilika von Caerwent als Archivraum: s. o.

99
DIE 3D-REKONSTRUKTION DES RÖMISCHEN FORUMS VON LADENBURG

46 Perspektivischer Blick
von oben (3D-Rekon-
struktion).

schäftliche oder private Urkunden, ähnlich wie hung auf dem gesamten Territorium der Civitas
im Tabularium von Rom, zu denken.636 Darüber verantwortlich.637 Im Zusammenhang mit Tabu­
hinaus kommen auch rechtliche Dokumente der la­rien sind außerdem secretaria zu erwarten. In
Gemeinde selbst wie das Stadtrecht Lopodunums, Wroxeter (Viroconium), Britannien, etwa wur­den
die offizielle Festlegung des Territoriums der im nordwestlichen Eckraum der dortigen Basi­
Civitas und die Censuslisten in Frage, denn als lika zahlreiche Eisenbeschläge von Schränken
Hauptort war Lopodunum für die Steuer­einzie­ sowie ein Militärdiplom gefunden. Diese Ge­

636 Coarelli 2000, 51–53. Vgl. die beiden Bibliotheks- eine Funktion in der Verwaltung eines Lebens-
gebäude am Trajansforum von Rom: Amici 1982, mittellagers, das nach der Auflassung des Kastells
47–52; Meneghini 2002, 107. zur Nachschubversorgung der ­obergermanischen
637 Zum Stadtgesetz vgl. etwa die sog. Lex ­Ursonen­sis, Truppen diente (Alföldy 1986, 439–440). ­Solche
das Stadtgesetz von Urso, welches in der Nähe dispensatores horreorum bzw. horrei sind für
des Forums dieses hispanischen Munizipiums ge- ­Augusta Raurica (Augst) (CIL XIII 11540 = AE 1901,
funden wurde (CIL II 5439 = CIL II 5439a = CIL II² 5, 97 = EDH: HD032544) und Mogontiacum (Mainz)
1022 = EDH: HD031535). Zur Dokumentation des (CIL XIII 11802 = AE 1904, 180 = EDH: HD033483)
Stadtterritoriums siehe die bei Weber 2011/12, 223 belegt. Auf Grundlage der Lex Irnitana zählt Weiß
im Zusammenhang mit Iuvavum (Salzburg) ­zitier­te 2004, 73–76. folgende in Tabularien aufbewahrte
Stelle bei Siculus Flaccus (De condicionibus agro­ Dokumente auf: decreta decurionum, Dokumente
rum; ed. Thulin 128): „De quibus, id est territoriis, si zu sämtlichen finanziellen Angelegenheiten
quando quaestio movetur, respiciuntur leges civi<tati> der Stadt, Verzeichnisse der öffentlichen Lände-
bus datae, id est coloniis municipibus et ­praefecturis. reien und städtischen Besitztümer, Bürger- und
Nam invenimus saepe in publicis instrumentis signifi­ Zensuslisten, die Eidformel der Magistrate und
canter descripta territoria.“ („Wenn d­ iesbezüglich, Schreiber, die Dokumentation der comitia, die Ver-
nämlich bezüglich der Territorien, irgendeine zeichnisse der Dekurionen, Magistrate, Priester
Frage auftaucht, nimmt man Einblick in das den und städtischen Bediensteten, den örtlichen Ka-
Gemeinden, nämlich den Kolonisten, Munizipal- taster, Dokumente zu auswärtigen Beziehungen,
bürgern und den Präfekturen gegebene Grund- den Festtagskalender, kaiserliche Erlasse, Doku-
gesetz. Denn man findet fast immer in den offi­ mente zu gerichtlichen Aktivitäten und zu allen
ziellen Unterlagen die Territorien ausreichend magistratischen Amtshandlungen, Geburtsurkun-
umschrieben.“). Die Gemeinden erhoben direkte den und Kultgesetze. Privaturkunden waren die
und indirekte Steuern. Dazu Jacques/Scheid 1998, Ausnahme. Vgl. das „Munizipalforum“ von Tarra-
284. Aus der Gegend von Ladenburg stammt gona (Tarraco), das in der späten Republik ange-
eine Grabinschrift, die einem vicarius Paris von legt wurde, als die Stadt zur Kolonie erhoben und
­einem dispensator namens Eutychas gesetzt Hauptstadt eines conventus der gesamten Provinz
wurde (CIL XIII 6423 = EDH: HD036403). Welche wurde. Eine sonst nicht übliche Raumfolge an der
Aufgabe die beiden hatten, ist nicht explizit ge- hinteren Längsseite der dortigen Basilika wird als
nannt. Sie könnte wie im Falle eines exactor tribu­ Archiv gedeutet. Dazu Aquilué u. a. 1992, 56. Die
torum in Hel[v(etiis)] (CIL XIII 5092 = AE 2009, 931 = großen Eckräume in Ladenburg verraten mög-
EDH: HD067879) und seines vicarius in Aventicum licherweise einen großen Platzbedarf für derar-
(Avenches) mit der Steuerverwaltung zu tun ge- tige Archive.
habt haben. Wahrscheinlicher hält Géza Alföldy

100
4 / Nebenbauten im Rückbereich der Basilika

genstände legen nahe, dass es sich in Bri­tannien ein vermutliches oberes Stockwerk der Eckräu­
tatsächlich um ein solches secretarium ­handelt.638 me gelangen können, was ihnen eine doppelte
Derartige Aufgaben würden die Dimensionen Aufgabe zugeteilt hätte und damit eine zusätzli­
der Eckbauten in Ladenburg, gleich ob ein oder che Begründung für deren Position zwischen
zwei Stockwerke oder lediglich eine schmale Basilika und Eckräumen liefern würde. Mylius
Empore wie an den Bibliotheken am Trajans­ folgend orientiert sich die Höhe der Eckbauten
forum in Rom und an der C ­ elsus-Bibliothek in in der digitalen Nachbildung an der Höhe der
Ephesos, am ehesten erklären.639 In der virtuellen Treppenhäuser, die wiederum als Aufgänge zur
Rekonstruktion wird eine Zweietagenlösung Empore der Basilika auf diese bezogen sind. Für
­favorisiert, die in der veröffentlichten Anima­tion die Treppenführung kommen zwei Varianten in
allerdings nicht zu erkennen ist. Dabei könnte Frage:
das obere Stockwerk vom Treppenhaus aus (s. u. a) Gerade, einläufige Treppe, die vom Fußboden
Kap. 4.2), genauso wie die Empore der B ­ asilika, des Lichthofs bis zum Obergeschoss führt.
zugänglich gewesen sein (Abb. 35). Das Gehni­ b) Gebrochene, zweiläufige Halbpodesttreppe,
veau der oberen Etage der Eckbauten könnte so dass die vielleicht 50–60 cm tiefen Stufen
dem der Galerie der Basilika entsprochen ha­ bis zur halben Höhe vom Lichthof nach außen
ben. Nach der vorgeschlagenen Nachbildung führen und von einer Zwischenplattform aus
würde das Obergeschoss dann allerdings in den in gegenläufiger Richtung zum Hof hin zu­
Dachbereich der Eckgebäude reichen. Oder rück.
man halbiert die für die Basilika erschlossene Bei nur einem Lauf erhielte man eine sehr lange
Höhe des Erdgeschosses von ca. 8,8 m und setzt Treppenflucht, die gerade so für die Überwin­
ein weiteres Stockwerk in den Eckbauten bei dung der Höhe ausgereicht hätte. Der Trep­
­etwa 4,4 m an. Wie auch immer die Lösung aus­ pentrakt wäre nur über den Türeingang und
fällt, es müsste in den Eckräumen zudem eine vielleicht noch über ein Fenster am oberen En­
ausreichende Zahl an Fenster gegeben haben. de von Tageslicht belichtet gewesen, sieht man
Diese werden in der digitalen „Wiederherstel­ von Fackeln oder Öllampen einmal ab. Bei ei­
lung“ entsprechend angedeutet. ner gegenläufiger Treppe mit Zwischenplatt­
form wäre der schmale Raum unnötig tief, hätte
aber durch ein zusätzliches Fenster im Bereich
2 TREPPENHÄUSER der Plattform auf halber Höhe besser vom Son­
Wenn man in der Basilika eine Empore ansetzt, nenlicht erhellt werden können. Bereits Mylius
wofür die Fundamentstärke, Seitenschiffe auf schlug eine entsprechende Teilung der Treppe
allen vier Seiten des Baus und Weite des Innen­ vor. Dies wird auch im Grundrissplan der Pub­
raumes sprechen, dann ist ein Treppenaufgang likation von Eingartner angedeutet. In Anbe­
zu ergänzen, der am ehesten mit den beiden tracht der großen Höhe und dem sicher auch
Korridoren zwischen der Basilika und den Eck­ schon im Altertum weit verbreiteten Schwin­
räumen in Verbindung gebracht werden könnte, delgefühl von Menschen ist die zweiläufige
wie bereits von Mylius überzeugend vorge­ Konstruktion, die bereits lange vor den Römern
schlagen und von anderen Fachleuten bis hin zu entwickelt wurde, für die Treppenhäuser die
Eingartner übernommen wurde (Abb. 7).640 Bei­ überzeugendere Lösung.642
spiele für Treppenaufgänge in schmalen Raum­ Die zweiläufige Variante hat allerdings zur
konstellationen lassen sich aus Pompeji, Hercu- Folge, den Eingang zur Basilikagalerie wegen
laneum, Bad Kreuznach und anderswo vielfach der vorgeschlagenen Dachhöhe und -schräge an
anführen, so dass in Ladenburg daran kaum Treppenhäusern und Eckräumen (s. o. Kap. 2.11)
Zweifel bestehen.641 in die Mitte der Flügelbauten zu verschieben,
Von den beiden angenommenen Treppen­ ungefähr unterhalb des Dachfirstes, und fast bis
häusern aus hätte man bequem und geschickt auf die Höhe hinaufzuführen, um Platz für ei­
sowohl auf die Galerie der Basilika wie auch auf nen ausreichend dimensionierten Durchgang

638 Balty 1991, 263 Abb. 145; Wacher 1995, 42 f. erhöhtem Mittelteil, aber ohne Empore wird da-
639 Will man nicht, wie Eingartner mündlich vorge- gegen die Forumsbasilika von Ruscino rekon­
schlagen hat, die Curia in die Eckbauten verlegen, struiert. Dazu Gros 1996, 221 Abb. 263.
was die symmetrische Verdopplung der Eckbau- 641 Etwa Zentralthermen und Wohnhäuser in Pompeji.
ten aber auch nicht erklären würde. Zur den sog. Dazu Zanker 1995, 139 Abb. 70 (Zentralthermen);
Bibliotheken am Trajansforum: Meneghini 2002, ebd. 167 Abb. 84 (Casa dell’Ancora Nera); ebd. 170
117–122; Meneghini 2015, 91–93. Zur Celsus-Biblio- Abb. 86 (Casa del Moralista). Zu Herculaneum:
thek: Hoepfner 2002, 123–126. ­Pierattini 2009, 137–144. Zum schmalen Raum 16
640 Die Breite der Korridore zwischen den Funda­ment­ in der Peristylvilla von Bad Kreuznach, Ober­ger­
mauern beträgt ca. 5 m. Zum südlichen Licht­­hof: ma­nien, wo sich im Wandverputz der ­Abdruck
Eingartner 2011, 59–62. Schon Vitr. 5,1,5 f­ orderte des hölzernen Antritts erhalten hat. Dazu
für Basiliken eine innere Empore. Zur Empore in Rupprecht 1986, 15.
Ladenburg: s. o. Kap. 2.7. Mit Seitenschiffen und 642 Müller/Vogel 1982, 54 f.

101
DIE 3D-REKONSTRUKTION DES RÖMISCHEN FORUMS VON LADENBURG

zu erhalten. Andererseits hätte man, wenn die men. Sofern das Forum von verschiedenen Zu­
Eingänge näher an den seitlichen Außenmau­ gängen aus erreichbar gewesen wäre, hätte dieser
ern des Baukomplexes liegen würden, wie dies Vorschlag etwas für sich und würde den lang­ge-
bei einem einläufigen Treppenhaus der Fall wä­ streckten Treppenhäusern eine weitere Funk­tion
re, leichter eine Achsenkonkordanz zu den zuweisen. Allerdings müsste dabei die Diskre­
Querschiffen der Basilika erzielen können. Als panz zu dem in den 1990er Jahren freigelegten
Alternative böte sich an, das Dach der Eckbau­ römischen Straßenniveau überbrückt werden,
ten höher anzusetzen, was aber zu noch höhe­ ein Aspekt, der bereits im Zusammenhang mit
ren Flügelbauten und vor allem zu einem kom­ möglichen Eingängen der Basilika auf ihren
plizierteren Anschluss der Satteldächer an das Schmalseiten behandelt wurde. In der virtuel­
Pultdach der Basilika führen würde. Was im len Rekonstruktion wurde auf diese Nebenein­
Grundriss zunächst so schlüssig aussieht, ent­ gänge verzichtet.
puppt sich im Aufriss bei genauerem Hinsehen
somit als architektonische Herausforderung.
Im Computermodell verläuft der Dachfirst der
3 LICHTHÖFE
Nebenbauten knapp unterhalb der Traufe des Zwischen Apsis und Eckräumen bzw. Treppen­
Pultdaches (Abb. 45). häusern liegt hinter der Basilika sowohl im
Im 3D-Nachbau wurde sowohl im Norden als Norden als auch im Süden eine Fläche, die man
auch im Süden eine zweiläufige Treppe eingefügt. plausibel als Freiraum interpretieren kann und
Die Durchgänge auf die Basilikaempore lie­gen, daher als Lichthöfe bezeichnet hat (Abb. 7; 46).
von den Eckstützen aus gerechnet, im jeweils Mylius hat die Höfe schon in seiner Untersu­
ersten oder zweiten Joch des Umgangs, je nach­ chung als nicht überdachten Bereich gedeu­
dem wie tief und hoch man die Stufen ansetzt. tet.645 Eine offene Lösung hält auch Eingartner
Zum Berechnen der Treppe wird Vitruv als für möglich, befürwortet aber ein pultartiges
Richtschnur herangezogen.643 Von ihm ausge­ Dach, das sich, ausgehend von der Basilika, von
hend wurden im Modell Stufen von etwa 25 cm West nach Ost neigt.646 Im Computermodell
Höhe angenommen. Als Auftrittsfläche wird ein werden dagegen zwei symmetrisch angeordnete
Wert von etwa 50 cm vorgeschlagen, was für be­ Lichthöfe ohne Bedachung vorgeschlagen, wie
quemes Gehen in Übereinstimmung mit Vitruv dies bereits in früheren Abhandlungen und Re­
adäquat erscheint, nicht weniger jedenfalls als konstruktionsversuchen zum Ausdruck kam.
30 cm, damit auch bei entsprechender Fuß­größe Andernfalls blieben Zweck und Bauform dieser
sich der ganze Fuß abstützen kann. Korridore unverständlich. Man kann die Höfe
Auf der zeichnerischen Rekonstruktion des ohne Dach besser in die Gesamtkonstruktion
Ladenburger Forums von Filgis ist ein Neben­ integrieren als mit einem mehr oder weniger
eingang auf Höhe des südlichen Treppenhauses großen Pultdach.
zu erkennen, so dass man von der im Süden am Möglicherweise trifft überdies die Idee des
Forum vorbeiführenden Straße aus, ohne den Apsisumgangs, wie von Mylius dargelegt, das
Umweg über die Eingangshalle nehmen zu Richtige (s. o. Kap. 3.7; Abb. 44), wohingegen im
müssen, direkt in den Rückbereich der Basilika Computermodell an Eingartners geschlossener
hätte eintreten können.644 Dies wäre dann aus Umfassungswand festgehalten wurde (Abb. 45).
Symmetriegründen auch im Norden anzuneh­ Ein begehbarer und überdachter Umgang in der

643 Vitruv geht auf die Stufenhöhe und -tiefe in sei- ben zur Stufenhöhe und -breite gemacht ­werden.
nem Kapitel über Tempel ein (Vitr. 3,4,4). Danach Zum Steigungswinkel von Treppen in Xanten:
soll die Höhe zwischen 5/6 und 3/4 Fuß ­betragen, Precht 2008b, 347 Anm. 1464, der darauf hinweist,
die Tiefe zwischen 1½ und 2 Fuß. Hingewiesen dass man nicht einfach von heutigen auf antike
sei auch auf die Schrittmaßregel, die die Stufen- Treppen schließen kann. Zu römischen Treppen
höhe und Auftrittsbreite in Relation zur durch- und archäologischen Befunden in Herculaneum:
schnittlichen Schrittlänge eines Menschen in Be- Pierattini 2009, 137–144. Allgemein zu Holztrep-
ziehung setzt und vor allem bei einem Steigungs- pen: Adam 1999, 200–205, der zum Ergebnis
winkel von mehr als 30° eine gute Orientierung kommt, dass sie oft mit etwa 45° Steigungswin-
bieten kann, was in Ladenburg in Anbetracht der kel ausgestattet waren, und Beispiele aus Hercula­
zur Verfügung stehenden großen Fläche aller- neum (Insula IV 20) und Pompeji (Haus des Fauns)
dings kaum der Fall ist. In Ladenburg liegt der er- aufführt. Vgl. Stade 1904, 307–319 zu neuzeitli-
rechnete Wert bei ca. 27°–28°. Zur Schrittmaß- chen Holztreppen. Neben Holz erscheint in La-
regel etwa Müller/Vogel 1982, 53: „Bei einer Stei- denburg auch Stein plausibel.
gung von 31 cm ist die Schrittlänge praktisch auf 644 Rabold 2005c, 171 Abb. 184 (Rekonstruktion nach
0 gesunken“, geht man von einer durchschnittli- Filgis/Sommer); siehe auch Anm. 261.
chen Schrittlänge von 60–65 cm aus. Siehe auch 645 Mylius 1952, 64 Abb. 9. Siehe dazu auch Eingartner
Stade 1904, 311–313 zur Berechnung einer Treppe. 2011, 121, der darauf hinweist, dass Schultze von
Vgl. auch die idealtypische Treppe bei Vitr. 9 Vor- der Apsis noch nichts wissen konnte und daher
rede 8, wo ein Steigungswinkel von Haustreppen von einem größeren Hof ausgegangen war.
von ca. 37° vorgeschlagen wird, aber keine Anga- 646 Eingartner 2011, 126.

102
4 / Nebenbauten im Rückbereich der Basilika

von Mylius vorgeschlagenen Form würde die der Annahme solcher Zugänge in jedem Fall
ungedeckten Lichthöfe zusätzlich begründen. vorauszusetzen. Eingartner hat am östlichen
Die Lichthöfe lassen sich, wie gesehen, am Rand keinen Eingang vorgesehen. Er verweist
besten als Verteiler zu den Nebenbauten er­klä­ vielmehr darauf, dass Foren in der ­Regel von
ren, die man gewiss von der Basilika aus, viel­ der Umgebung abgeschlossen waren, wie das
leicht aber auch von zwei Durchlässen in den etwa von Pompeji bekannt ist.648 Die Frage, ob
Treppenhäusern und außerdem zwei weiteren – wie auf den übrigen Seiten des ­Ladenburger
Eingängen am östlichen Ende der Anlage von Forums – auch hier eine Straße vorbeiführte
außen hätte erreichen können. Andernfalls wä­ und wenn ja wo genau und ob d ­ arüber hinaus
ren das Forum und die Basilika fast hermetisch das Forumsareal etwas höher lag als die sich
abgeschlossen und nur von der entfernten Ein­ wohl im Ostteil der römischen Stadt anschlie­
gangshalle aus zugänglich gewesen. Die zusätz­ ßenden Wohnviertel, ist ohne weitere Ausgra­
lichen Eingänge hätten den Zutritt in die Basili­ bungen aber nicht sicher zu beantworten.
ka und in die Nebenbauten erheblich ­erleichtert. Wie auch immer man die Zugänge im Einzel­
Entsprechende Korridore an einer Forumsbasi­ nen rekonstruieren kann, die Lichthöfe erlaub­
lika sind auch in Aequum, Burnum und Sarmize- ten den Zutritt zu den Treppenhäusern und
getusa belegt und dienten dort zweifelsohne als Eckräumen. Ihr Gehniveau wäre wohl etwas
weitere Ein- und Ausgänge.647 In Betracht zu tiefer anzusetzen als das der Basilika und läge
ziehen ist in Ladenburg allerdings der vermutli­ vermutlich auch ein wenig unterhalb des
che Höhenunterschied zum antiken Straßenni­ Estrichs, der im südlichen Eckbau in situ erhal­
veau, wie er im Süden des ­Forums nachgewie­ ten blieb.649 Ein ebenerdiger Durchgang von
sen wurde und in etwa auch für das östliche der Basilika über die Lichthöfe bis hin zu den
Vorfeld gelten dürfte, von mehr als 2 m, wobei Nebenbauten ist aufgrund der semantischen
das Gelände im Rückbereich der Basilika bis­ Staffelung von Gebäuden innerhalb eines Bau­
lang noch nicht überall systematisch untersucht ensembles und des zu regulierenden Abflusses
werden konnte. Eine größere Treppe wäre bei von Regenwasser hingegen unwahrscheinlich.

647 Zu Aequum: Reisch 1913, Beibl. 136–139 Abb. 36. von der Umgebung vgl. z. B. auch das Augustus-
Zu Burnum: Étienne u. a. 2006, 78 Abb. II/30; forum in Rom, das nur durch wenige Zugänge zu
Campedelli 2007, 64 Abb. 7. Zu Sarmizegetusa: betreten war: Dazu Ganzert 1988, 149.
Étienne u. a. 2006, 82–89 Abb. II/33–40; ebd. 167 649 Eingartner 2011, 72 und 115 schreibt, dass die anti-
(Freifläche Korridor 38: 2,1 × 8,8 m); ebd. 173 (Frei­ ken Schichten im Bereich des südlichen Lichthofes
fläche Korridor 44: 2,0–2,3 m × 8,8 m). bis 104,75 m ü. NN nachzuweisen seien, das römi­
648 Zum Forum in Pompeji, dessen Tore verschließbar sche Gehniveau dort also nicht tiefer als dieser
waren: Kockel 2012, 14. Zur Trennung der ­Foren Wert gelegen haben könne.

103
DIE 3D-REKONSTRUKTION DES RÖMISCHEN FORUMS VON LADENBURG

5 HOF

1 GRUNDRISS, GEHNIVEAU, Abgesehen von der Geröllschicht kann der


PFLASTER Laufhorizont des Forumshofes zusätzlich noch
In der Mitte des nach außen hin durch Bebau­ über den Ziegelplattenbelag in der westlichsten
ung abgeschlossenen Forums befand sich der Taberna der nördlichen Raumflucht indirekt
Innenhof, von dem aus man die umliegenden abgeschätzt werden, der im Rahmen der Gra­
Gebäude, d. h. die Portiken, die Tabernen, die bungen in der Metzgergasse 10 in situ freigelegt
Basilika und die Eingangshalle, betreten konnte wurde.654 Dass das Hofniveau wie üblich auch in
(Abb. 7, 46). Er war nicht überdacht. Wertet Lopodunum etwas tiefer lag als die Fußböden der
man die Fundamente der den Hof auf allen Sei­ Tabernae, ist dabei anzunehmen.655
ten einfassenden Bauten aus, kommt man zu Für das Pflaster römischer Foren und Höfe
dem Ergebnis, dass die freie Hoffläche eine gab es hinsichtlich Material und Form verschie­
Größe von etwa 57 × 42 m aufweist.650 dene Möglichkeiten. Gewöhnlich waren die
Die ungefähr in der Längsachse des Forums­ Foren mit Pflastersteinen in unterschiedlichen
platzes gelegenen, von Sommer als Unterbau für Reihen parallel zur Längsachse der Basilika aus­
ein hohes Bauwerk gedeuteten Mauerstümpfe gelegt. In Augst war das Forum mit Sandstein­
gehören nicht sicher zum Bauhorizont des Fo­ platten gepflastert.656 Sandstein bestimmte auch
rums und werden im virtuellen Nachbau weder die augusteische Pflasterung des Forums von
für einen Rundbau, wie von Sommer vorge­ Veleia in Ligurien und die des Forums von
schlagen, noch für ein Statuendenkmal in An­ Gloucester in Britannien.657 Trachytplatten sind
spruch genommen.651 für den Forumsbelag hingegen in Xanten be­
Vom Pflaster des Forumshofes ist in Laden­ legt.658 Ein Kalksteinpflaster liegt stattdessen
burg nichts überliefert, doch kann an dessen vom Forum in Pompeji vor.659 Auch das frühkai­
Existenz mit Blick auf ähnliche Anlagen in Pom­ serzeitliche Forum von Iuvanum und die ent­
peji, Augst, Saepinum, Xanten und anderswo sprechende Platzanlage von Saepinum in Italien
kein Zweifel bestehen.652 Vermutlich wurden die waren mit regelmäßig verlegten Kalksteinplat­
als praktisch empfundenen Bodenplatten in ten gepflastert.660 Aus kostbarem Marmor
nachantiker Zeit als Baumaterial für Gräber, schließlich bestand der Bodenbelag des Augus­
Kirchen und Wohnhäuser wiederverwendet und tusforums und des Trajansforums in Rom oder
sind daher systematisch und vollständig abgetra­ auch des frühkaiserzeitlichen Forums in Luna
gen worden. Erhalten blieb an einigen Stellen (Luni) und des severischen Forums von Lepcis
nur der Unterboden in Gestalt einer mächtigen, Magna.661 Bezüglich der Form und Anordnung
bis zu 70 cm starken Geröllpackung.653 der Pflastersteine lässt sich beobachten, dass das

650 Eingartner 2011, 77. Zum Vergleich Augst in Ober- 653 Eingartner 2011, 20; 94 (zum „Geröllpaket“ als
germanien mit einer Hoffläche von 58 × 33 m „Unterbau“ für das Laufniveau des Hofes).
(1914 m² im Gegensatz zu 2394 m² in Ladenburg), 654 Eingartner 2011, 118. Der Ziegelplattenbelag
das Jüngere Forum von Kempten in Rätien mit stammt wohl von einer Reparatur Anfang des
69 × 37 m (2553 m²), das Forum von Aequum in Dal- 3. Jh. n. Chr., dürfte aber in etwa am ursprüng­
matien mit 46 × 35 m (1610 m²), das Forum von lichen Gehhorizont festgehalten haben.
Sarmizegetusa in Dakien mit 32 × 38 m (1216 m²) 655 So etwa in Ruscino, wo das Laufniveau der
oder die nordafrikanischen Foren von Thamugadi, ­Portiken etwas höher lag als das des Hofes.
Cuicul und Hippo Regius mit 42 × 50 m (2100 m²), Dazu Gros 1996, 221. s. u. Kap. 6.3.
43 × 32 m (1376 m²) und 42 × 76 m (3192 m²). Zu 656 Trunk 1991, 159.
Augst: Berger 1998, 54. Zu Kempten: Weber 2000, 657 Zu Veleia: Arnolds 2005, 238. Zu Gloucester:
53 f. (Hof ohne Säulenhallen: ca. 37 × 69 m). Zu Ae­ ­Wacher 1995, 155.
quum: Reisch 1913, Beibl. 141. Zu Sarmizegetusa: Éti- 658 Precht 2008b, 349.
enne u. a. 2006, 84 Abb. II/35. Zu Thamugadi und 659 Kockel 2012, 14.
Cuicul: Holtzinger 1906, 10; Zimmer 1989, 18; 39 660 Zu Iuvanum: Nünnerich-Asmus 1994, 174
Abb. 5; 16. Zu Hippo Regius: Marec 1954, 363. Kat.-Nr. 14. Zu Saepinum: ebd. 207 Kat.-Nr. 30.
651 Vgl. Anm. 129 und u. Kap. 10.1. 661 Zum Augustusforum: Ganzert 1988, 150. Zum
652 Ähnlich Eingartner 2011, 20 (die Pflasterung be- ­Trajansforum: Packer 1997/1, 432. Zu Luni: Nün-
stand „vielleicht aus Steinplatten“). Zu Pompeji: nerich-Asmus 1994, 85; 177 Kat.-Nr. 17. Zu Lepcis
Kockel 2012, 14 f.; Zanker 1995, 114 (Travertin­ ­Magna: Ward-Perkins 1993, 9. Als Beispiel aus
belag ersetzte wohl in der frühen Kaiserzeit die dem Osten sei hier das kaiserzeitliche Marmor-
­alten Tuffplatten). Zu Augst: Berger 1998, 54. pflaster der unteren Agora in Ephesos ergänzt.
Zu Saepinum: Nünnerich-Asmus 1994, 206–209 Dazu Reisch 1923, 6.
Nr. 30. Zu Xanten: Precht 2008b, 349.

104
5 / Hof

Forum in Lepcis Magna in Reihen versetzte Tabernen, der Eingangshalle und vor allem der
Platten aufweist.662 Auch die zentralen öffentli­
Basilika auf den gepflasterten Platz strömten,
chen Plätze von Saepinum und Luna sind mit gezielt abzuleiten, ohne dass der Hof und die
teils großen rechteckigen Steinen verhältnismä­
angrenzenden Gebäude überschwemmt wer­
ßig gleichmäßig belegt worden.663 Weitere Vor­den, muss von ausreichend bemessenen Was­
lagen für die mögliche Verteilung der Boden­ serrinnen ausgegangen werden. Spuren davon
platten in Lopodunum findet man in Nordafrika lassen sich jedoch trotz mehrerer archäologi­
zum Beispiel in Gigthis oder Thamugadi.664 An­scher Grabungen in Ladenburg nicht anführen.
regungen für das Aussehen und die Beschaffen­ Auch Rückschlüsse von der antiken Kanalisation
heit eines Bodens liefert überdies das größte im Stadtkern von Lopodunum auf die Verhält­
Steinhaus im nördlichen Vicus von Walheim nisse im Forumsbereich können bis jetzt nicht
am Neckar (Gebäude 19), Obergermanien, des­ gezogen werden. Nur ein Blick auf andere Fo­
sen hofartiger Gang von großen Sandsteinplat­ ren wie in Sarmizegetusa, Venta Silurum, Aqui-
ten bedeckt ist.665 leia, Asseria, Aequum oder Lepcis Magna bietet
Als Material für die nicht mehr existenten einen Anhaltspunkt für den zu erwartenden
Platten wurde im 3D-Modell roter Sandstein Verlauf und die Bauweise von rings um einen
wie in Augst und Walheim gewählt. Dieser Bau­ Hof geführten Wasserrinnen sowie den Kanä­
stoff war in Lopodunum leicht zu beschaffen. len im Untergrund.668 Wo und wie das Wasser
Größe, Form und Reihung der Platten lassen in Ladenburg genau gesammelt worden sein
sich nicht mehr klären. Im virtuellen Nachbau könnte, lässt sich demzufolge zum gegenwärti­
gen Zeitpunkt nicht eindeutig sagen. In Venta
sind relativ gleichförmig verlegte große Platten
wie in Saepinum zu finden. Silurum in Britannien ist der Eingang zum Fo­
Das Gehniveau des Hofes dürfte in Lopodun- rum offensichtlich von einer Regenrinne be­
um ca. 1,25–1,5 m tiefer gelegen haben als daswusst freigehalten worden. Eine solche Unter­
der Basilika (s. o. Kap. 2.2).666 Diese große Dif­
brechung könnte man sich auch an der Ein­
ferenz ist keineswegs außergewöhnlich. Ein gangshalle in Ladenburg und am Haupteingang
ähnlich großer Unterschied zwischen Basilika der Basilika gut vorstellen. Als Vorbild für den
und Forumsplatz ist in Xanten mit etwa 1,5 m Verlauf einer Rinne im Verhältnis zu einem Ge­
sowie in Trier und am Trajansforum in Rom zu bäude dient zudem das Haus mit großem Stein­
beobachten.667 keller im Vicus Schwarzenacker („Säulenkeller­
haus“). Hier ist ein von Steinplatten eingefass­
ter Graben genau unterhalb des heute nicht
2 WASSERRINNEN mehr vorhandenen, aber zweifelsohne zu er­
Um die Wassermassen, die bei kräftigen Regen­ gänzenden antiken Dachüberstandes erhalten,
schauern oder beim Abtauen von größeren der das Eindringen des Wassers in den dortigen
Schneemengen von den großen Dächern der Keller verhindern sollte.

662 Reisch 1923, 9. Quer zur Längsachse waren die Ostseite des dortigen Forums befindet, stand so-
Platten auf dem Forum von Caerwent verlegt. gar auf einem 4,14 m hohen Unterbau (Kryptopor-
Dazu Burnham u. a. 1996, 395 Abb. 3. tikus). Dazu Scotton 2016, 130 Abb. 10 oben, 133.
663 Zu Saepinum: Cianfarani 1988, 214 Abb. 99 (Gesamt­- Siehe auch Weinberg 1960b, 139.
plan des Forums); abgebildet auch in Arnolds 668 Am Forum in Sarmizegetusa ist eine Wasserrinne
2005, Abb. 51. Zu Luna: Nünnerich-Asmus 1994, unmittelbar unter dem anzunehmenden Dach-
Abb. 43 (Zeichnung). rand der umlaufenden Hallen belegt. Dazu etwa
664 Zu Gigthis: Cagnat 1917, 293; Balty 1991, 61 Abb. 36. Étienne u. a. 2006, 82 Abb. II/33. Zu Venta Silurum,
Zu Thamugadi: Holtzinger 1906, 13 Abb. 7; Zimmer wo auf allen vier Seiten des Forumshofes Rinnen
1989, 38 Taf. 2,8. Vgl. auch ebd. 17 Taf. 1,3 zum Fo- dicht an den Stufen der Portiken bzw. der Basilika
rumspflaster von Cuicul. freigelegt wurden: Ashby u. a. 1909, 577 f. Abb. 3
665 Planck 1987, 118 Abb. 81; Planck 1988, 4–6. Vgl. Taf. 91. Zu Aquileia, Prov. Udine, Italien, wo auf drei
auch Kortüm 2005, 352. Seiten Abwasserkanäle nachgewiesen sind: Gla-
666 Die Differenz vom Tabernaboden im N ­ ordwesten ser/Pochmarski 2012, 27. Zu Asseria bei Benkovac,
des Forums bis zum Estrich im südlichen Eckraum Kroatien, wo an drei Seiten des Forums eine ehe-
beläuft sich auf 1,25 m (Eingartner 2011, 80). Setzt mals um den ganzen Platz herumführende, rund
man den Gehhorizont des Hofes einige Zenti­meter ausgehöhlte Wasserrinne erhalten ist, die das
tiefer und das Paviment der Basilika einige Zenti- Regenwasser in eine unterirdische Zisterne ab-
meter höher an als die beiden Referenzpunkte führte: Liebl/Wilberg 1908, Beibl. 45 f. Abb. 24. Zu
kommt man leicht auf einen Wert von rund 1,5 m. Aequum: Reisch 1913, Beibl. 141. Zu Lepcis Magna, wo
Vgl. Überlegungen zum Hofniveau bei Eingartner auf allen vier Seiten des Forums eine abgedeckte
2011, 113. Rinne verläuft: Ward-Perkins 1993, 9. Zudem
667 Zu Xanten: Precht 2008b, 349 f. mit Verweis auf zeichnet sich die Freifläche in Timgad ebenso
das Trierer Forum, bei dem allerdings im Gegen- wie am severischen Forum von Aquileia durch ein
satz zu Xanten und Ladenburg eine Kryptoporti- leichtes Gefälle aus. Zu Timgad: Holtzinger 1906,
kus nachgewiesen ist. Zu Rom: Meneghini 2015, 11. Zu Aquileia: Glaser/Pochmarski 2012, 27.
89. Die Basilica Iulia von Korinth, die sich an der

105
DIE 3D-REKONSTRUKTION DES RÖMISCHEN FORUMS VON LADENBURG

Im digitalen Nachbau wurde eine flache, un­ wo den Göttern, dem regierenden Kaiser und
gedeckte Rinne eingefügt, die in der Hauptach­ seiner Familie gehuldigt und Opfer dargebracht
se der Platzanlage sowohl vor der Eingangshal­ wurden und wo vermutlich auch Prozessionszü­
le als auch vor der Basilika unterbrochen bzw. ge ihren Anfang nahmen oder Station mach­
bedeckt war. ten.669 Vielleicht ist der Grund für die Größe
der Anlage gerade darin zu suchen, dass bei sol­
chen feierlichen Anlässen säkularer und sakraler
3 FUNKTION Natur mit entsprechendem Publikumsverkehr
Der Hof des Forums ist als zentraler Treffpunkt aus der gesamten Civitas zu rechnen war.670
der Bevölkerung von Lopodunum und der Um­ Dies wiederum würde dafür sprechen, dass
gebung bei vielerlei Gelegenheiten anzusehen. sehr wahrscheinlich Statuen, etwa von Kaisern,
Dies gilt zunächst für den Alltag, wenn die Bür­ sowie Altäre auf dem Platz verteilt waren.671
ger anderen Einwohnern, Händlern und Ge­ Der wichtige Aspekt der statuarischen Ausstat­
schäftsleuten sowie Stadtbeamten begegneten. tung wird in Kapitel 10 eingehend behandelt.
Dies trifft vor allem aber auf politische und reli­ Die beabsichtigte Wirkung der Bildwerke und
giöse Veranstaltungen insbesondere an Festta­ der damit verbundenen Schriftzeugnisse auf die
gen zu, an denen Honoratioren und sonstige Betrachter war durch die große Menge an Men­
Bewohner, ein breites Spektrum an Menschen schen und den repräsentativen Rahmen der um­
also, auf dem Forum zusammenkamen. Der Fo­ liegenden Bauwerke am zentralsten und wahr­
rumsplatz diente als große Versammlungsbüh­ scheinlich meist frequentierten Ort der Ge­
ne, wo Magistrate zur Bevölkerung sprachen, meinde gewährleistet.

669 Zur Funktion des Forumsplatzes zusammenfas- manischen Civitasgründungen von vornherein
send: Witschel 1995a, 332 f. auf Wachstum ausgelegt“, d. h. auf den Zuzug von
670 Vitr. 5,1,2: „Magnitudines <sc. Fori> autem ad copiam Neusiedlern, die Ansiedlung von Veteranen und
hominum oportet fieri, ne parvum spatium sit ad usum den Ausbau der zunehmend romanisierten sue-
aut ne propter inopiam populi vastum forum ­videatur.“ bischen Bevölkerung (Schallmayer 1999, 187–189).
Als wirtschaftliches, politisches und religiöses Er hält es sogar für möglich, dass Lopodunum eine
Zentrum der Civitas muss Lopodunum einen s­ einer Kolonie oder ein Municipium werden sollte und
Größe und Bedeutung entsprechend b ­ emessenen der Sitz des Provinziallandtags war (ebd. 190). Vgl.
Platz gehabt haben bzw. bei der Planung des ­ auch die Siedlungs- bzw. Nutzfläche innerhalb
­Forums muss der Platz auf einen solchen zu er­ der Stadtmauern, die wesentlich größer ist als in
war­tenden Bedarf ausgelegt worden sein. Da Riegel, Rottweil oder Bad Wimpfen und eher der-
nach der Gefäßkeramik zu schließen die damals jenigen Rottenburgs entspricht (s. o. Anm. 591).
in der Umgebung siedelnden Neckarsueben nicht Die Besucherkapazität des Theaters wird in
­wesentlich an der Gründung des Vicus beteiligt Lopodunum auf maximal 5000 bis 5350 geschätzt
waren, sondern sich erst mit der Gründung der (Sommer 1998, 153), in Augst auf 7000–8500
Civitas in deren Vorort niedergelassen hatten (so (ebd.) oder 10 000 (Hufschmid 1998, 63; Huf-
Wiegels 2000, 27 Anm. 70), geht dessen Größe schmid/Horisberger-Matter 2008, 182, bezogen
nicht auf die Notwendigkeit zurück, eine bereits auf das jüngere szenische Theater).
vorhandene größere Bevölkerung vor Ort zu inte- 671 Ein gutes Beispiel für einen reich mit Statuen und
grieren, sondern auf eine gezielte Vorausplanung. Altären bestückten Forumsplatz bietet Pompeji.
Nach Schallmayer war „das System der oberger- Dazu Zanker 1995, 115.

106
6 / Innere Portiken

6 INNERE PORTIKEN

1 GRUNDRISS UND TYPUS gebracht werden, ein Vorschlag, dem sich auch
Die parallelen Mauern im Norden und Süden Eingartner anschließt und an dem in der hier
des Forumshofes müssen als Teil von überdach­ beschriebenen Computerrekonstruktion festge­
ten Säulenhallen gedeutet werden, die den Hof halten wird (Abb. 17 rechts).675 Der Typus der
auf beiden Seiten axial-symmetrisch einrahm­ tuskischen Säule ähnelt einer dorischen Säule,
ten.672 Die mit einer lichten Tiefe von rund 4 m
ist aber im Gegensatz dazu mit einer Basis aus­
im Norden und 4,5 m im Süden sowie einer Ge­ gestattet und besitzt in der Regel keine Kanne­
samtbreite inklusive der Fundamente von rund luren am Schaft. Ein weiteres charakteristisches
5,5 m im Norden (im Süden ist die nachgewie­ Element dieser Säulengattung ist ein plastischer
sene Mauerstärke der Fundamente von etwa Halsring.676 Der untere Durchmesser der tuski­
schen Basis in Ladenburg ist mit 56 cm etwas
1,5 m nicht belegt) recht stattlich ausfallenden
Portiken leiten zu den dahinterliegenden Ta­ kleiner als der der gleichfalls im Forumsbereich
bernen über und erlaubten in der Antike Pas­ zutage getretenen attischen Basis, die immerhin
santen einen von Sonne, Wind und Nieder­ fast 70 cm aufweist (s. o. Kap. 2.3). Eingartner
schlägen geschützten Zugang zu den einzelnen betont, dass die 56 cm als unterer Durchmesser
Räumlichkeiten. Aus der Struktur der Tabernen einer Hallensäule im Rahmen vergleichbarer
und den Abdrücken von zwei Quaderstellungen Anlagen liegen und führt stellvertretend das Fo­
von Postamenten für Stützen lässt sich eine rum von Timgad (Thamugadi) mit 45 cm an.677
Zahl von 15 Säulen pro Seite mit einem Achs­ Als weitere Vergleiche lassen sich das Forum
abstand von jeweils 3,5 m erschließen.673 Als Vetus von Sarmizegetusa, in dem eine Säule mit
Anfangs- und Endpunkt der Stützenreihen kön­ einem unteren Durchmesser von 56 cm wie in
nen an den Fassaden von Basilika und Ein­ Ladenburg belegt ist, und die Foren in Silches­
gangshalle zudem entweder Halbsäulen oder ter (53–57 cm) und Wroxeter (47–49 cm) nen­
Pilaster angenommen werden (Abb. 47).674 nen.678 Über das von Vitruv und Plinius überlie­
ferte Verhältnis eines tuskischen Säulenschaftes
von 1:7, bezogen auf den unteren Durchmesser
2 SÄULEN und der Höhe, käme man in Lopodunum auf ei­
Eine vor der Ostseite der Eingangshalle ausge­ ne Schaftlänge von rund 4 m, was zwar nicht im
grabene tuskische Säulenbasis könnte Sommer Hinblick auf die zitierten Beispiele, aber im
zufolge mit der inneren Portikus in Verbindung Hinblick auf die breiten Portikusfundamente

672 Eingartner 2011, 77: „Bei den Korridoren handelt berger 2009, 73; 2016, 112 (über den Portiken auf
es sich mit ziemlicher Sicherheit um Portiken …“ der zum Forum hin orientierten Seite der Basilica
siehe auch ebd. 128. Als Vergleich dienen die Por- Aemilia, von der aus das obere Geschoss der Basi-
tiken am Forum von Augst, die eine Breite von lika zugänglich war).
6 m aufweisen (Berger 1998, 54 f.). Am Forum von 675 Eingartner 2011, 20; 124 (Fundnr. 4-40-31) mit
Lopodunum wurden an den Portiken keine Qua- Abb. 15a: „Das Stück stammt mit hoher Wahr-
dertürme für Stützen nachgewiesen. scheinlichkeit von der inneren Portikus des ­Hofes.“
673 Eingartner 2011, 83 f. 88; 128; 132 Abb. 19. Der Achs­ Sommer hält es mittlerweile, wie er mündlich
abstand der Südportikus am Forum von Aquileia mitteilte, auch für möglich, die kleinere tuskische
beträgt zum Vergleich 4,2 m, der der übrigen Säu- Basis der äußeren Portikus und die größere atti-
lenhallen 2,96 m. Die Tiefe der dortigen Portiken sche Basis dafür der inneren Portikus zuzuweisen.
reicht von 6–6,3 m. Zu Aquileia: Glaser/Pochmarski Wichtig in diesem Zusammenhang ist die Fest-
2012, 27 f. Der Achsabstand am Jüngeren Forum stellung, dass Basiliken in der Regel architekto-
von Kempten wird auf ca. 3 m geschätzt. Dazu nisch am meisten geschmückt waren, so wie sich
Weber 2000, 55. In Britannien beträgt das Inter- die korinthischen Säulen der Basilika von Silches-
kolumnium etwa das Achtfache des unteren ter vom Rest des Forums mit tuskischen Säulen
Säulenschaftdurchmessers. Silchester (Forums­ absetzten. Dazu Wacher 1995, 276 f.
por­tikus): Durchmesser 53–57 cm, Interkolum- 676 Schäfer 1999, 690 (selten kanneliert). Tuskische
nium ca. 4,4 m; Wroxeter (Forumsumgang): Säulen können auch mit einer attischen Basis ver-
­Durchmesser 47 cm, Interkolumnium 3,28–3,71 m; knüpft sein. Siehe auch Paul 1994, 147–273 und
­Wroxeter (östliche Forumsportikus): Durchmes- oben Anm. 131.
ser 47–49 cm, Interkolumnium 3,81 cm. Dazu 677 Eingartner 2011, 128 mit Verweis auf Wymer 1916,
Blagg 2002, 145. 27 in Anm. 162.
674 Vgl. Eingartner 2011, 132 Abb. 19. Eine begehbare 678 Zu Sarmizegetusa: Étienne u. a. 2006, 130 f.
Dachterrasse wie z. B. in Rom wird in Ladenburg Abb. II/73–74. Zu Silchester und Wroxeter: s. o.
nicht angenommen. Vgl. Arnolds 2005, 124; Frey- Anm. 673.

107
DIE 3D-REKONSTRUKTION DES RÖMISCHEN FORUMS VON LADENBURG

47 Nordportikus, Blick
von Süden (3D-Re-
konstruktion).

recht gering erscheint.679 Tuskische Säulen, die dass die idealtypische Gesamthöhe derartiger
für Ladenburg als Muster herangezogen wer­ Säulen einschließlich Basis und Kapitell sodann
den können, fand man zum Beispiel in Faimin­ im Verhältnis von 1:8 stehen konnte.681 Legt man
gen. Sie werden dem dortigen Heiligtum des diese Proportion zu Grunde, erhält man für die
Apollo Grannus zugeordnet. In Form und Pro­ Hauptstadt der Neckarsueben eine Gesamthö­
portionen am ehesten mit dem Ladenburger he der Hallensäulen von ca. 4,5 m.682 Die tuski­
Exemplar vergleichbar ist der Säulentypus „Fai­ schen Säulen haben im virtuellen Modell je­
mingen a“.680 In Augst zeigen weitere Beispiele, doch nicht die bauchige Form, wie sie in vielen

679 Zur tuskisch, tuskanisch oder auch toskanisch ge- mähliche Verjüngung). Weitere Beispiele liegen
nannten Ordnung: Vitr. 4,7,2 f., nach dem das Ver- vor aus Rottweil (ebd. 102 Tab. 2; Filtzinger 1995,
hältnis vom unteren Schaftdurchmesser der Säule Taf. 12), Rottenburg (ebd. 102 Tab. 2), Trier (Gose
zur Schafthöhe 1:7 betragen soll. Für die Höhe der 1955, 37 f. Taf. 19,34), Bad Kreuznach (Museum
Basis und die Höhe des Kapitells überliefert ­Vitruv ­Römerhalle, Inv. Nr. 5402) und Neuenstadt am
jeweils die Hälfte des unteren Durchmessers. Kocher (Kortüm 2012b, 157. Zu Neuenstadt am
Ähnlich auch Plin. nat. 36,178. Auf Ladenburg über­ ­Kocher allgemein: siehe auch Kortüm 2014b, 256–
tragen bedeutet dies 56 cm × 7 = 3,92 m. Zur Ver- 270). Zu tuskischen Säulen aus Augst: Hufschmid
jüngung ist zu sagen, dass die Säule dem antiken 1996, 124–129 („gallo-toskanisch“) und z. B. 180 f.
Bautheoretiker Vitruv zufolge oben um ein Vier- Nr. 349 Taf. 23. Die tuskischen Säulen mit nur
tel schlanker als unten anzusetzen ist (Vitr. 4,7,2 f. leichter Entasis von einer Halle, die im Museum
über den tuskanischen Tempel). Tuskische ­Säulen von Rottweil ausgestellt sind (s. o.), haben eine
können im oberen Bereich des Säulenschafts Gesamthöhe von 2,07 m inkl. Kapitelle und Basis.
­einen oder zwei Ringe haben. Das tuskische Kapi- Eine Säule aus Köngen weist dagegen eine deut-
tell besteht aus Säulenhals mit Ablauf, Wulst und liche Schwellung auf. Dazu Nick 2004, 45 Nr. 16
Abakus. Länge Abakus gleich unterer Durchmes- (aus Mettler 2014, 44 Nr. 29a Taf. 4,16). Beispiele
ser Säule. Allgemein: Hufschmid 1996, 124–129, der für tuskische Säulen gibt es auch aus Ladenburg.
mit Verweis auf Ch. Goudineau darauf hinweist, Etwa eine tuskische Säule aus dem Ladenburger
dass es gerade im Nordwesten des Imperiums Lustgarten, die vom Südforum stammen könnte:
neben dem Normaltypus („klassisch-toskanisch“) Dazu Baatz 1962, Taf. 20,1. Oder eine Säule vom
auch andere tuskische Formen gibt („gallo-toska- Steinkeller am Ladenburger Merkurplatz 4 mit
nisch“); Schäfer 1999, 689–702 (mit Lit.). Er stellt Phallus, ausgestellt im Museum. Dazu Sommer
ebd. 691 fest, dass man nicht von einem „Normal­ 1998, 170 f. Abb. 61 (Höhe über 3 m).
kapitell“ sprechen kann und die Variationsbreite 681 Hufschmid 1996, 125: Zusammen mit Basis und
bei dieser Ordnung besonders groß ist. Zu den Kapitell, die in der Höhe je die Hälfte des ­unteren
Formvarianten tuskischer Kapitelle in Britannien: Säulendurchmessers einnehmen, beträgt das Ver-
Blagg 2002, 126–144. Zur Höhe vgl. Schaftlänge hältnis von unterem Säulenschaftdurchmesser
an Forumsäulen in Timgad mit fast 4,5 m bei Säu- zur Gesamthöhe einer Säule 1:8.
lenabständen von bis zu 3,5 m. Dazu Holtzinger 682 Die Höhe einer Basis soll nach Vitr. 4,7,2 die Hälfte
1906, 10. des unteren Säulendurchmessers betragen. Das
680 Weber 1993, 91 Abb. 13,1 (ergänzte Säule im Ver- wären übertragen auf Ladenburg 28 cm. Der erhal­
hältnis 1:7); ebd. 93 f. (Portiken); ebd. 106 mit tene Teil misst indessen weniger als 20 cm, wobei
­Beispielen für ein Verhältnis von 1:6 bis 1:7,5 (all- nicht klar ist, wie viel von der einstigen Basis fehlt.

108
6 / Innere Portiken

sonstigen Fällen anzutreffen ist. Die von Ein­ westen des Forums von einer antiken Restauri­
gartner für Ladenburg angeführten Proportio­ erung stammt, wird im 3D-Modell davon aus­
nen stimmen in etwa mit tuskischen Vorbildern gegangen, dass sich am Gehniveau gegenüber
überein. Allerdings zeichnet sich dieser Säulen­ der ersten Bauphase nichts Wesentliches geän­
typ durch eine sehr große Variationsbreite dert hat. An diesem Laufhorizont orientiert
aus.683 Damit die Portikussäulen im Verhältnis sich der virtuelle Nachbau. Alle rekonstruierten
zum Rest des Forums nicht zu klein, niedrig Bodenniveaus rund um den Forumshof hängen
und gedrungen wirken, wie dies bei einem Wert letztlich von ihm ab.
von 1:8 mit starker Entasis der Fall wäre, wur­
den sie im hier beschriebenen Nachbau relativ
schlank und hoch rekonstruiert. Ungeachtet
4 AUFRISS
der schwer zu klärenden Frage der genauen Zu­ Anders als von Mylius vorgeschlagen, der in La­
weisung beider Säulenbasen aus Ladenburg ist denburg noch eine Zweigeschossigkeit der Por­
an einem Forum auch mit weiteren Formen wie tiken wie am Forum von Pompeji für möglich
z. B. Säulen­posta­menten zu rechnen (s. o. Kap. 2.4 hielt, spricht die gegenüber der Eingangshalle
„Säulenpostamente“), so dass der Spielraum für und Basilika etwas geringere Fundamentstärke
die Berechnung der absoluten Höhe von Porti­ der Mauerzüge an den Portiken nicht für Zwei­
kussäulen vergleichsweise groß ist. stöckigkeit.686 Stattdessen ist anzunehmen, dass
an die hoch aufragenden Tabernen einstöckige
Säulenhallen vorgeschaltet waren.
3 GEHNIVEAU Ausgangspunkt für die Nachbildung des Aufris­
Das Gehniveau der Säulenhallen ist verloren. ses der inneren Portiken ist die tuskische Basis, die
Nach der Argumentation Eingartners ist dieses – wie in Kap. 6.2 dargelegt – einer der beiden Säu­
wohl gleich anzusetzen mit demjenigen des lenhallen des Hofes zugeordnet wird. Da die frei­
Hofplatzes und läge damit nur 15 cm unterhalb gelegte Basis einen Durchmesser von 56 cm hat,
des für die Tabernen im Norden nachgewiese­ könnte die Fassade der Säulenhallen nach Vitruv
nen Fußbodenhorizonts (Abb. 12).684 Im Ge­ eine Höhe von etwa 6,8 m erreicht haben (Basis +
gensatz dazu wurde im virtuellen Modell ein Schaft + Kapitell + Gebälk samt Gesims).687 Für
Absatz von einer Stufe zur etwas tiefer veran­ das Gebälk wurde im Computer­ modell ein
schlagten Platzfläche angenommen, so wie auch Architrav aus zwei Faszien wie z. B. am Heiligtum
in Rom, Augst, Kempten, Aquileia, Asseria, in Faimingen und darüber eine einfache Frieszone
Ephesos, Timgad, Lepcis Magna und vielen ande­ angenommen, wobei anzumerken ist, dass Hallen­
ren Foren die Hallen vom Innenhof mehr oder gebälke in der Kaiserzeit oft niedriger ausfallen als
weniger stark abgesetzt waren.685 Die Abset­ in der Klassik oder bei Vitruv überlieferten Bei­
zung der Randbebauung durch eine oder meh­ spielen.688 Auf einen großen Spielraum in der Re­
rere Stufen ist die Regel. Könnten in Laden­ konstruktion von Portiken wurde bereits weiter
burg nicht auch die Tabernenböden und Hal­ oben im Zusammenhang mit der Länge der Säu­
lenböden gleich hoch gelegen haben? Auch len hingewiesen. Im hier erörterten Modell wurde
wenn das bezeugte Tabernapaviment im Nord­ durch eine geringer bemessene Höhe von Archi­

683 Vgl. Broise 1969, 17 Abb. 1. Die gallo-tuskischen Stufen à 27 cm). Zu Timgad: Holtzinger 1906, 11
Säulen müssten zur besseren Einordnung auch in (zwei Stufen); Zimmer 1989, 38. Zu Lepcis Magna:
Obergermanien näher untersucht werden. Ward-Perkins 1993, 9 (eine Stufe). Die 0,88 m vor-
684 Das Gehniveau der maßgeblichen nordwestlichen springende Stufe besteht weit­gehend aus Kalk-
Taberna mit dem erhaltenen Ziegelplattenboden stein, auf der Basilikaseite über eine Disanz von
liegt bei 104,15 m ü. NN, so dass die Portiken und 17,6 m aus Marmor.
der Forumsplatz demnach bei rund 104,0 m ü. NN 686 Mylius 1952, 67 Anm. 27. Offenbar, weil er von
anzusetzen wären. Eingartner 2011, 96: Der Boden ­einem Treppenhaus zum Obergeschoss der ­Basilika
der Säulenhallen befand sich wohl etwas ober- im Bereich der Portiken ausging.
halb von 103,9 m ü. NN. Denn bei dieser Höhe hat 687 Vgl. Eingartner 2011, 128 (7,2 m). Nach Sommer
man möglicherweise den unteren Rest der Fuß- 1998, 143, der sich an Mylius orientiert, könnten
bodenschicht angeschnitten, wobei die Ober- die äußeren Portiken eine Höhe von 7,5 m erreicht
kante verloren gegangen ist. Die erhaltene, aber haben, während die inneren Portiken ­gerinfügig
unvollständige Schicht ist bis zu sieben Zentime- niedriger gewesen sein könnten (siehe auch
ter dick. Eingartner 2011, 127). Die aufgerundeten 6,8 m
685 Zum Augustusforum in Rom: Ganzert 1988, 149 nach unserer Rechnung resultieren aus 0,28 m +
(drei Stufen). Zum Trajansforum in Rom: Mene­ 4,5 m + 0,28 m + 1,7 m = 6,76 m. Dieser Wert für
ghini 2015, 85 (drei Stufen). Zu Augst: Berger 1998, die Höhe der inneren Portiken liegt somit ­etwas
54 f. (einige Stufen). Zu Kempten: Weber 2000, 55. ­unterhalb der Vorschläge von Sommer und
Das dortige Forum lag mindestens 30 cm tiefer ­Eingartner.
als die Portiken. Zu Aquileia: Glaser/Pochmarski 688 Zweifaszienarchitrave, die in der Brenz gefunden
2012, 27 (drei niedrige Stufen). Zu Asseria (Niveau- wurden, werden hypothetisch den Portiken des
unterschied 46 cm): Liebl/Wilberg 1908, Beibl. 48. Apollo-Grannus-Heiligtums von Faimingen zuge-
Zu Ephesos (untere Agora): Reisch 1923, 6 (drei wiesen: Weber 1993, 94.

109
DIE 3D-REKONSTRUKTION DES RÖMISCHEN FORUMS VON LADENBURG

ca. 3 m

0 1m

48 Keilstein eines Bogens trav und Frieszone ein Gesamtmaß von 6,4 m an­ der obere Rand der nach innen zum Hof hin
vom Ladenburger gesetzt, wohingegen Ein­gartner sogar auf 7,2 m ab­­
fallenden und gleichfalls anzunehmenden
Forum. Ausgestellt
kommt.689 Das genaue Maß lässt sich ohne weite­ Pult­dächer anzusetzen. Im digitalen Modell
im Archäologischen
Fenster in der Metz- re Funde nicht ermitteln. wurde die Höhe des oberen Pultdachabschlus­
gergasse, Ladenburg. Bezüglich des Gesimses lässt sich feststellen, ses, wie sie Eingartner darlegt, in etwa beibe­
dass ein Zahnschnitt als gliederndes Element halten, ­je­doch das Gebälk minimal niedriger
49 Keilsteinfragment
(farbig) und Keilstein-
unterhalb des Dachrandes weggelassen wurde, angesetzt als in seiner Publikation, so dass die
bogen. M. 1:75 da dieser, wie auch Eingartner meint, nicht recht aus unseren Überlegungen resultierende Dach­
zur tuskischen Ordnung passen würde. Ohnehin schräge mit bis zu 25° wiederum etwas größer
scheint der Zahnschnitt nicht zum festen Be­ ausfällt und damit an den vorgeschlagenen Wert
stand eines solchen Gebäudes gehört zu haben. des Sattel­daches der Basilika heranreicht (s. o.
Auch die Zugehörigkeit eines Konsolengesim­ Kap. 2.11).
ses, man denke an den weiter oben in Ver­bin­ In Sarmizegetusa werden die Hallen des traja­
dung mit der Basilika besprochenen Konsolen­ nischen Forum Vetus mit Arkaden aus Stein­
fund aus Ladenburg, ist am Gebälk der Portiken pfeilern bzw. Steinsäulen sowie Ziegelbögen re­
keinesfalls zwingend.690 Dennoch wurde in der konstruiert.691 Die dortige Nachbildung mit Ar­
am Computer angefertigten Nachbildung ein ein­ kaden wird mit der Weite der Interkolum­nien
faches und schmuckloses Konsolengeison ver­ begründet (4,3 m). Gebälkfragmente liegen aller­
suchsweise eingefügt. dings nicht vor, so dass die Existenz der Bögen
Bei der von Eingartner vorgeschlagenen Dach­ in der römischen Stadt im heutigen Rumänien
neigung von 15° ist etwa 1,5 m über dem Gebälk letztlich hypothetisch bleibt.692 Arkaden schei­

689 Eingartner 2011, 128. Der Wert kommt ­vielleicht da- licher gehalten. Die Rekonstruktionszeichnung
durch zustande, dass sich der Autor an der ­Außen- auf Abb. II/73–74 mit Säulenarkaden bezieht sich
portikus (vgl. ebd. 133 Abb. 20,2) orientiert, um eine auf Phase IIIB (Commodus/Septimius Severus).
im Querschnitt symmetrische Dach­konstruktion 692 Der untere Säulendurchmesser beträgt in Sar­
von Innen- und Außenportikus zu erreichen. mizegetusa wie in Ladenburg 56 cm. Das Interko-
690 Ein Beispiel für ein Konsolengebälk an einer lumnium wird in Sarmizegetusa auf 4,3 m, die Ge-
­Portikus bietet die Nordhalle des Asklepieions samthöhe der Bogenarchitektur bis zur Traufe auf
von Pergamon. Dazu Hoffmann 2011, 47–54. Zu etwa 8,4 m berechnet. Dazu Étienne u. a. 2006,
Konsolengesims: s. o. Kap. 2.4 „Konsolengesims“. 129–131. An den beiden noch erhaltenen kleine-
691 Étienne u. a. 2006, 129 f. Abb. II/73–74. Ins Feld ren Bögen von der Front der Forumsbasilika in
geführt wird auch das abfallende Terrain, das Burnum hat man die lichte Weite von 3,55 m und
eine Architravarchitektur herkömmlicher Art er- 3,57 m bei einer Höhe von etwa 5,4 m gemessen.
schwert hätte. Für die trajanische Bauphase in Dazu Kandler 1979, Abb. 3; Étienne u. a. 2006, 91
Sarmizegetusa (IIB) werden Pfeiler für wahrschein- Anm. 79; Campedelli 2007, 74.

110
6 / Innere Portiken

m
1,50
> 0,4
6m
ca.

ca. 3 m korinthisches Kapitell

A B C D E
ca. 4,25 m

ca. 4 m

0,56 m 1,50 m
ca. 3 m

Variante Variante Variante Variante Variante


Säule Pfeiler Basilika Burnum Basilika? Sarmizegetusa Portiken Sarmizegetusa
0 1 2m Forum Vetus Forum Vetus

nen an römischen Säulenhallen erst in hadriani­ im Bereich der Eingangshalle ausgegraben wur­ 50 Keilsteinbogen und
scher Zeit und zunächst nur vereinzelt an öf­ de, kommt dafür kaum in Frage (Abb. 48–50). Arkaden aus Laden-
burg und anderen
fentlichen Platzanlagen aufzutreten.693 Zwar beträgt der von Eingartner errechnete
Orten. M. 1:200.
Wie auch immer, der in Ladenburg herausge­ Wert für den inneren Durchmesser des Bogen­
arbeitete Achsabstand von etwa 3,5 m dürfte für steins rund 3,2 m, was nur wenig höher als die
eine herkömmliche Kolonnade mit horizonta­ berechnete Weite von 3 m an den Portiken liegt,
lem Architrav kein Hindernis gewesen sein. Er doch verlangt die erhaltene Profilierung bzw.
betrug in der Basilika von Ladenburg sogar der äußere Durchmesser des erhaltenen Stücks
wahrscheinlich um die 5,25 m und war dort nach breiteren Stützen, als dies an den Hallen
nach unserer Überzeugung ebenfalls nicht mit des Forumshofes nach gegenwärtigem Stand
Archivolten überspannt.694 Nimmt man dennoch möglich ist.695 Folgt man den Überlegungen,
eine Arkadenbauweise an den Portiken des Ho­ scheidet die am Forum nachgewiesene Bogen­
fes an, hätte, ausgehend vom Achsabstand ab­ architektur für die beiden Portiken aus. Statt­
züglich des grob überschlagenen Maßes eines dessen kann an diesen Hallen weiterhin von ei­
Säulenschaftes, jeder Bogen eine lichte Weite nem horizontalen Architrav in Verbindung mit
von rund 3 m haben müssen. Der Keilstein, der Säulen ausgegangen werden.

693 Am Kolosseum in Rom finden sich an der Außen- gen interpretiert die zugrundeliegende Zeichnung
fassade bereits in flavischer Zeit Bögen, verbun- als Skizze eines Propylons. Auch nach Branden-
den mit vor die Pfeiler gesetzten Halbsäulen, doch burg fallen die frühesten Beispiele für Pfeilerarka-
ist dieser Bau nicht mit den grazileren Portiken an den erst ins 2. Jh. n. Chr. (Brandenburg 1989, 434
Foren zu vergleichen (siehe etwa Coarelli 2000, s.v. Kirchenbau I. Der frühchristliche Kirchenbau).
186; 195). In Kremna, Pisidien, wird eine hadriani- 694 Eingartner 2011, 126 Anm. 151 vermutet in der Ba-
sche Forumsbasilika mit Pfeilerarkaden rekon- silika wegen der großen Achsweite ein Holzge-
struiert. Dazu Ward-Perkins/Ballance 1958, 173– bälk, was für die Portiken ebenso erwogen wer-
175; Mitchell 1995, 63–65 Abb. 15. In Hierapolis wer- den kann. Von einem Holzgebälk wird etwa auch
den an der Hofseite der dortigen Forumsbasilika in Timgad an den Forumsportiken ausgegangen.
schon für das beginnende 2. Jh. n. Chr. Pfeilerarka- Dazu Holtzinger 1906, 10. Zum älteren Forum in
den angenommen. Dazu Gros 1996, 248 Abb. 296. Silchester, Britannien, das im Gegensatz zum jün-
Für das Hadrian-Heiligtum von Kyzikos sind in ei- geren Forum in Fachwerkbauweise errichtet war:
ner Publikation von Cyriacus Arkaden überlie- Wacher 1995, 276.
fert, die den Portiken am Rand des Temenos zu- 695 Eingartner 2011, 129. Auf ebd. Abb. 17 beträgt der
gewiesen werden können. Dazu Waelkens 1989, innere Durchmesser aber nur ungefähr 3,0 m.
85; Süß 2015, 282-284. Lyttelton 1974, 262 dage-

111
DIE 3D-REKONSTRUKTION DES RÖMISCHEN FORUMS VON LADENBURG

7 TABERNEN

1 GRUND- UND AUFRISS 75 cm ein leicht reduziertes Maß angesetzt, was
Die sog. Tabernen von Ladenburg bilden im in etwa 2,5 Fuß entspricht.
Norden und Süden des Hofes eine Flucht von Die Rückwand der nördlichen Tabernen
acht annähernd gleich großen und nebeneinan­ könnte mit der Mauerausbruchsgrube 1417 in
der liegenden Räumen (Abb. 7; 47). Zu diesem Verbindung gebracht werden. Die Sohle wurde
Schluss kommt man, obgleich nur ein kleiner an dieser Stelle nicht erreicht.699 Der Vordersei­
Teil ausgegraben werden konnte.696 Die freige­ te der Raumflucht vorgeschaltet sind auf beiden
legten Reste lassen jedoch eine gewisse Regel­ Seiten des Hofes die bereits besprochenen in­
mäßigkeit in der Struktur zweifelsfrei erkennen, neren Säulenhallen.
so dass die Tabernen in der Rekonstruktion ge­ Die Tabernen haben, analysiert man die Fun­
meinsam mit den inneren Portiken zu einer ein­ damente, zum Platz hin jeweils eine große Öff­
heitlichen und symmetrischen Einfassung des nung.700 In der Verlängerung der Trennwände
Forums führen. sind im Bereich des Unterbaus auf der Hofseite
An mehreren Stellen konnten in Ladenburg zudem Verbreiterungen festgestellt worden, so
die Trennmauern der Tabernae archäologisch dass auf ihnen sehr wahrscheinlich breite Holz­
nachgewiesen werden. Während die Räume im pfosten oder Steinpfeiler standen.701 Ein Ver­
Süden kleine Abweichungen aufweisen, sind sie schluss der Hofseite mit Brettern oder einer
im Norden ungefähr gleich groß anzusetzen. Schranke zwischen der als Rahmen zu deuten­
Die nordwestliche Taberna hat eine beachtliche den Konstruktion ist anzunehmen. Zu erwarten
Breite von rund 7 m. Die südwestliche Taberna wäre dann am Boden in einer Schwelle eine
ist dagegen anscheinend nur 5,8 m breit. Für Nut, in die wohl vertikal gerichtete Bretter ge­
die Tiefe der Raumeinheiten im Norden lässt schoben und verankert werden konnten, wovon
sich ein Maß von etwa 7 m und im Süden von sich allerdings nichts erhalten hat (Abb. 47;
etwa 7,5 m herausarbeiten.697 Die Magazinräu­ 51).702 Da von einem Verschluss aus Gründen
me des römischen Forums von Xanten messen der Einbruchsgefahr ausgegangen werden muss,
zum Vergleich ca. 5 m in der Breite und ca. 10 m ist darüber hinaus neben der Verschrankung ei­
in der Tiefe. Sie haben also bei leicht veränder­ ne ein- oder zweiflügelige Tür, die nach innen
ten Proportionen eine ähnliche Grundfläche zu öffnen ist, naheliegend.703
wie in Lopodunum.698 In Augst hat man am Südforum Tabernen un­
Die angeführten Trennmauern der Laden­ tersucht (Tabernen K), die die typische Form
burger Tabernen sind im Fundamentbereich al­ solcher Raumeinheiten exemplarisch wiederge­
le ca. 90 cm breit. Für das aufgehende Mauer­ ben. Die Öffnung zum Platz hin beträgt am
werk wurde im Modell mit einer Stärke von 70– Schweizer Beispiel 4,75  m und besitzt drei

696 Abweichungen von diesem Schema sind durch- 700 Eingartner 2011, 128 geht von offenen Tabernen
aus denkbar, etwa verursacht durch einen Seiten­ aus und deutet die Aussparung in der Mauer der
eingang oder durch ein größeres Kultlokal in der Eingangshalle an dem Punkt, wo die westliche
Mitte der Seite. Zu Abweichungen siehe auch Taberna an die Eingangshalle stößt, als „Türrah-
Anm. 698 zu Caerwent. men“.
697 Eingartner 2011, 77; 126; 128. Abweichungen wer- 701 Eingartner 2011, 89 zum „Widerlager“.
den durch eine Ausbruchsgrube erklärt, die al- 702 Zum Verschluss von Tabernen: Overbeck/Mau
lerdings nicht genau die Flucht der Trennwand 1884, 378 f.; Groß 1975, 836 f. s.v. Basilica; Kienzle
­wiedergeben muss. Allgemein zur Größe von 2008, 420. Die horizontalen Bohlen im Ladenbur-
Taber­nen in den Provinzstädten: Baratto 2003, ger 3D-Modell müssen wohl in vertikale Bretter
71 (Breite 3,5–5 m, Tiefe 6–7 m, wobei nicht zwi- bzw. Bohlen wie in Herculaneum korrigiert wer-
schen Tabernen auf einem Forum und an anderen den. Vgl. Pierattini 2009, 186 f. Ähnliches auch in
Stellen innerhalb eines Stadtgebiets unterschie- Pompeji: Vgl. MacMahon 2003, 95 Abb. 39. Zu
den wird). einer Nut am Eingang einer Taberna in Pompeji:
698 Precht 2008b, 348. Die Größe der Tabernen des im ebd. 92 Abb. 35.
Vergleich zu Ladenburg zweieinhalb Mal ­kleineren 703 Kienzle 2011, 14. Zu Türen in griechischer Zeit:
Forums von Caerwent (s. o. Tab. 1) beträgt dage- Hoepfner 1999, 531 f. (Drehpfanne, Türangel mit
gen 5 × 5,9 m (16 feet 6 inches × 19 feet 6 inches), -loch, Schwelle, manchmal mit Absatz/Führungs-
d. h. knapp 30 m². Nur die nordöstliche Taberna rille an Schwelle und Türsturz, an der/dem die Tür
ist dort mit 4 m etwas schmaler. Dazu Ashby u. a. anlag). Zu Türen und Fenster in römischer Zeit
1909, 579. siehe auch Jansen 1999, 846 f. Eiserne Türpfannen
699 Eingartner 2011, 88 (die Ausbruchsgrube reicht bis hat man etwa in der Palastvilla von Bad Kreuz-
mindestens 102 m ü. NN hinab). nach entdeckt. Dazu Hornung 2011, 70–72.

112
7 / Tabernen

51 Tabernen im ­Norden
des Forums mit
vertikalen Brettern
(3D-Rekonstruktion).

Holzpfosten. Der schmale Durchgang hat eine Forumshof hin war wahrscheinlich von Fens­
Breite von 60 cm. Er lag von außen betrachtet tern unterbrochen, um Tageslicht in die zu er­
immer rechts.704 Wie eine solche Ladenfront im wartende obere Etage fallen zu lassen.707 Denn
Aufriss ausgesehen haben könnte, zeigen Bei­ Tabernen dieser Art konnten, wie wiederum an
spiele in Pompeji und Herculaneum besonders Gebäuden in Pompeji und Herculaneum sehr
gut.705 Die Türen gehen dort nach innen auf, was gut festzustellen ist, mit Zwischenböden für ein
demgemäß auch in Augst angenommen wird. Obergeschoss ausgestattet sein.708 Die rekon­
Eine Führungsrille im Boden nimmt in der stru­ierte Höhe des Erdgeschosses in Ladenburg
Schweiz zudem ähnlich wie in den Städten am von ca. 6 m, was in etwa dem vorgeschlagenen
Golf von Neapel einen Verschluss aus Holz auf. Maß bis zum Dachgebälk, also der Traufhöhe
Für Ladenburg wurde im Nachbau aufgrund der Portikus entspricht, führt dazu, auch in
der etwas größeren Breite ein etwa 1 m breiter ­Lopodunum von einem zweiten Stockwerk aus­
Eingang angesetzt und die Pfostenstellung ge­ zugehen. Der Zwischenboden zur Nutzung der
genüber Augst leicht abgewandelt.706 In Pompe­ oberen Kammer hätte eine Stiege, Leiter oder
ji finden sich darüber hinaus an verschiedenen eben Treppe, wie bereits erörtert, notwendig
Bauwerken Beispiele für die Verbindung des gemacht. Der Aufgang über eine Treppe, der
Zugangs mit einer dahinter platzierten Treppe, wir aus praktischen Erwägungen (Transport
die in ein oberes Stockwerk führt. Diese Kon­ von Gütern?) den Vorzug einräumen, hätte bei
struktionsweise dient dem Ladenburger Modell der geschätzten Raumhöhe einen nicht uner­
als Vorbild. Um in ein Obergeschoss gelangen heblichen Platz erfordert.
zu können, werden von uns auch im Civitas­ Die lichte Raumhöhe des Erdgeschosses wird
hauptort am Neckar derartige Treppen vermutet. an den Xantener Forumstabernen sogar auf
Wendet man sich dem weiteren Aufriss zu, 7,5 m geschätzt und die Traufe mit ca. 14,5 m
befand sich oberhalb des Pultdaches der Porti­ angegeben.709 In Ladenburg ergibt sich aus den
ken wahrscheinlich eine größere vertikal aufra­ obigen Überlegungen eine etwas geringere
gende Mauerzone. Ihre Höhe kann mit 2 m nur Raumhöhe von nur rund 6 m bei einer Traufe
ungefähr angegeben werden. Die Fassade zum des Tabernadaches bei 10,5 m. Für die Über­

704 Berger 1998, 106 f. Filgis/Sommer); siehe auch Anm. 261. Fenster­schei­


705 Zu Pompeji: Kienzle 2011, 9 Abb. 6. Zu Herculaneum: ben wurden im digitalen Modell an den ­Tabernen
Pierattini 2009, 183–187. Zu republikanischen ­Ta­- im Gegensatz zur Basilika und Eingangs­halle weg-
ber­nae: Lackner 2008, 271. gelassen und stattdessen Fen­sterklappen und
706 Berger 1998, 106: „Das Loch, in dem sich der T ­ ür­- Fensterläden versuchsweise in unterschiedlicher
pfosten drehte, ist in der Schwelle noch vorhan- Form ergänzt. Es ist wohl entweder von Glas-
den.“ scheiben und Sprossen oder von Klappen ohne
707 Anzunehmen sind auf der Hofseite pro Taberna Scheiben auszugehen. Zu Fenstern s. o. Kap. 2.10.
ein bis zwei Fenster. Fenster sind auch an der Zu Fenstersturz aus Holz vgl. einen Türsturz bei
­Außenwand der Raumflucht nicht ausgeschlos- Adam 1999, 166 Abb. 392 (Pompeji, Insula IX 6e).
sen. Eine plausible zeichnerische ­Rekonstruktion Zu Fenster in Herculaneum: P
­ ierattini 2009, 187.
für die Außenseite der Tabernen mit h ­ ochkant 708 Adam 1999, 200–205.
­gestellten, schmalen Fenstern ist zu fi
­ nden bei 709 Precht 2008b, 348.
Rabold 2005c, 171 Abb. 184 (­ Rekonstruktion nach

113
DIE 3D-REKONSTRUKTION DES RÖMISCHEN FORUMS VON LADENBURG

dachung der Tabernen kommt am ehesten ein füllte Grube im Kastellhorizont verursacht, die
Satteldach in Betracht.710 Die Neigung könnte an dieser Stelle schon während der Bauarbeiten
einen ähnlichen Winkel besessen haben wie die des Forums ein Nachgeben des Bodens verur­
für die Xantener Forumstabernen angesetzten sacht hatte. In einer späteren Phase muss es er­
25°.711 Nimmt man auch in Ladenburg eine ent­ neut zum Absinken gekommen sein.716 Dies
sprechende Dachschräge an, ergäbe sich eine könnte vielleicht auch mit ein Grund dafür sein,
Firsthöhe von etwa 12,6 m.712 Die errechnete warum die Fundamente am Forum so breit sind
Gesamthöhe der Ladenburger Tabernen bliebe und so weit hinunter reichen, nicht nur an der
damit deutlich unter dem in Xanten vorgeschla­ Basilika, wo die größte Tiefe zu verzeichnen ist,
genen Wert von 21 m, wo die Traufhöhe bei ca. sondern in etwas verminderter Form auch an
14,5 m vermutet wird, würde den obigen Über­ der Eingangshalle und selbst an den Tabernen
legungen zufolge aber nichtsdestoweniger be­ und Portiken. Der Hauptgrund für die ein­
achtliche Ausmaße erreichen. drucksvolle Mächtigkeit der Fundamente dürf­
te allerdings in der Größe der Bauten zu vermu­
ten sein.
2 GEHNIVEAU
Den einzigen Anhaltspunkt für die Bodenni­
veaus am Ladenburger Forum liefert der Belag
3 FUNKTION
aus Ziegelplatten, der in der äußersten nord­ Auch für die Rekonstruktion der Tabernen ist
westlichen Taberna freigelegt wurde und auf ei­ die Bestimmung der Funktion unerlässlich.717
ne spätere Reparatur zurückgeht.713 Er spielte Für Augst wird von Ludwig Berger angenom­
bereits mehrfach eine Rolle in dieser Abhand­ men, dass in den inneren Kammern des dortigen
lung. Das Tabernaniveau ist dem Autor der Fo­ Forums Ämter und Vereinigungen (Berufs­
rumspublikation zufolge ungefähr 15 cm höher korpora­tio­nen, lat. collegia) untergebracht wa­
anzusetzen als der Portikus- und Hofhorizont.714 ren und in den äußeren Räumen Händler und
Vielleicht lag das Gehniveau der inneren Säu­ Verkaufsläden. Berger stellt weiterhin fest:
lenhallen aber auch gleich hoch wie das des Zie­ „Demgegenüber scheint in der Kaiserzeit das
gelplattenbodens oder nur minimal tiefer. Eine merkantile Treiben aus dem Inneren der zent­
leichte Erhöhung der Läden und Säulenhallen ralen Fora weitgehend verbannt gewesen zu
hätte in jedem Fall den praktischen Vorteil, dass sein, so dass es fraglich ist, ob hier noch regel­
Regenwasser vom Hof aus nicht so leicht hätte mäßig Märkte stattfanden.“718 Vorgeschlagen
eindringen können. Der Fußboden der Taber­ werden von ihm als Hauptaufgaben für die in­
nen dürfte darüber hinaus knapp 1 m oberhalb neren Räume die Zollbehörde und die Sitze von
des Straßenniveaus gelegen haben. verschiedenen Kultvereinen. Zu einem ähnli­
Die Stärke der Ziegelplatten beträgt ca. 4 cm. chen Ergebnis in Augst kommt Markus Trunk:
Es handelt sich um quadratische, in Reihen re­ „An den Längsseiten des Platzes sind hinter die
gelmäßig verlegte Platten von 29 cm Seiten­ rahmenden Portiken bisweilen Verwaltungsge­
länge, was in etwa einem römischen Fuß ent­ bäude (Virunum) oder auch Tabernae (Augst,
spricht.715 Bene Vagienna, Clunia, Feurs, Trier) gelegt,
Die Platten liegen auf einem 10–12 cm hohen wobei Letztere jedoch kaum Sitz einfacher Ge­
Ziegelestrich. Die nachgewiesene R­ estaurierung schäfte oder Garküchen gewesen sein dürften,
wurde wohl durch eine nicht sorgfältig aufge­ vielmehr werden hier Handelskorporationen

710 Sommer 1998, 143, der die von Mylius angeführte 716 Eingartner 2011, 118; Gairhos 2011, 138: ­„Offenbar
flache Terrassenlösung im Dachbereich für un- mussten hier im Bereich einer älteren, wohl
wahrscheinlich hält. kastellzeitlichen Grube immer wieder Senkungen
711 Precht 2008b, 349: „Die Dachneigung wird aus ausgeglichen werden.“
Entwässerungsgründen ca. 25° betragen haben…“. 717 Zu Begriff und Funktion von Tabernae: Etwa
Zur Dachneigung der Basilika in Ladenburg mit Precht 2008b, 347 f. (Räume zur Abwicklung
einem ähnlichen Winkel von 25°: s. o. Kap. 2,11. von Großgeschäften, Niederlassungen von Groß-
712 Sommer 1998, 143 schlägt mit Verweis auf Mylius händlern und Handelskorporationen); Kaiser/
eine Gesamthöhe von ca. 14 m vor. Sommer 1994, 373 f. (Werkstätten, Geschäfte,
713 Zum Fußbodenbelag vgl. Taberna 1 des Forums Gaststätten, Läden). Zu Tabernae über Foren­
von Caerwent, für die Burnham u. a. 1996, 394 ­hinaus: MacMahon 2003. Zur Funktion von
einen Holzfußboden annehmen. Foren im Ganzen: etwa Kleinwächter 2001.
714 Eingartner 2011, 118; 128. Die maximale Oberkante 718 Berger 1998, 48. Vgl. auch Fox/John Hope 1893,
des Ziegelbodens liegt bei 104,15 m ü. NN (ebd. 545 zu den südseitigen Tabernen des Forums
98; 118). Die Geröllpackung des Hofes endet bei von Silchester, wo sich rechteckige mit apsidial
103,8 m ü. NN. Zu ergänzen ist das Hofpflaster mit abgeschlossenen Räumen abwechseln. Sie wer-
einer Stärke von vielleicht 10 cm. den als Amtssitze städtischer Magistrate oder
715 Zur Struktur: Eingartner 2011, 97 Taf. 24 (Planum) ­Gerichtsorte gedeutet.
und Taf. 61,2 (Foto).

114
7 / Tabernen

und Großhändler ihre Vertretungen gehabt ha­ worden sein, um die Sakralität des Raumes
ben.“719 In Xanten werden im Zusammenhang durch eine gesteigerte Zimmerhöhe zu unter­
mit dem Lager Vetera I (1. Jh. n. Chr.) die Dop­ streichen.
pelräume des Stabsgebäudes als Amtsstuben Verkaufsläden für Obst, Gemüse, Fleisch,
(tabularia) und Waffenkammern (armamentaria) Fisch oder Brot befanden sich dagegen gewöhn­
gedeutet, die Räume an der ebenfalls an den lich am Außenrand eines Forums sowie an zahl­
principia liegenden dreischiffigen Basilika dage­ reichen anderen Plätzen und Straßen einer
gen als Archive und Büros.720 Stadt. In Ladenburg kann die Außenseite des
Auch in Ladenburg ist daran anknüpfend Forums allerdings anders als in Augst nicht eine
sehr wahrscheinlich nicht von Geschäften mit solche Funktion erfüllt haben, da an ihr keine
Lebensmitteln für den täglichen Bedarf, son­ Läden festzustellen sind. Hier befand sich le­
dern eher von Verkaufsmöglichkeiten für luxu­ diglich ein überdeckter Gang entlang der an­
riösere Waren (etwa Terra Sigillata, Glasgefäße), grenzenden Straßen. Für die Versorgung der
Büros von Transportunternehmen zu Wasser Bevölkerung von Lopodunum mit Lebensmitteln
und zu Land (etwa Neckarschiffer, Fernhänd­ hätten stattdessen im Norden der Straßenmarkt
ler),721 Vereinssitze von Berufsgenossenschaften mit einem Rundbau, vielleicht ein Macellum,
(etwa Zimmerleute, Stuckateure, Weinhänd­ eine Markthalle also, sowie im Süden das sog.
ler)722 sowie eventuell auch von Kultlokalen ver­ Südforum und schließlich im gesamten Stadt­
schiedener Gottheiten mit Versammlungsmög­ gebiet Läden an den Straßen zur Verfügung ge­
lichkeiten für die für den Ablauf der sakralen standen.724
Riten zuständigen Kultgemeinschaften wie zum Fasst man all dies zusammen, könnte die Auf­
Beispiel den Augustalen, die sich dem Kaiser­ gabe des Ladenburger Forums mit seinen Ta­
kult verpflichtet sahen,723 oder auch den Anhän­ bernae in Verbindung mit der Aufgabe der
gern des Handelsgottes Merkur, der über den Stadt als regionales Handels- und Verwaltungs­
Markt- und Wirtschaftsbetrieb einer Gemeinde zentrum gesehen werden. Die Gemeinde dien­
wachte. Im oberen Stockwerk der Tabernen ist te wohl der Versorgung sowohl des Umlandes
an Lagerraum zu denken. Speziell in Kultsälen als auch der Limestruppen im Odenwald und
könnte auf eine obere Etage jedoch verzichtet im Bauland.

719 Trunk 1991, 95. Als „snack-bar“ wird aufgrund eines Platz für die Unterbringung der Mitglieder not-
Herdes und verschiedener Kleinfunde wie Spiel- wendig war.
steine allerdings die nordöstliche Taberna des 722 Zu Vereinssitzen von Berufsgenossenschaften all-
­Forums von Caerwent gedeutet. Dazu ­Burnham gemein („Gildenhäuser“): Liedtke 1999, 726. Zum
u. a. 1996, 394. Versammlungshaus der Zimmerleute (schola fa­
720 Hanel 2008, 100–102 („Archive, Büros etc.“). brum tignariorum): EDH: HD036744. An weiteren
­Speziell in Rom gab es am Forum Romanum auf möglichen Berufsgruppen zu nennen sind Stuck-
der Rückseite der Basilica Aemilia und der Basilica arbeiter (tectores, Vitr. 7,3,10; EDH: HD029169;
Iulia tabernae argentariae, Geschäftsräume für HD046458; HD029169 mit Genius tectorum), Salz-
­Bankiers. Dazu Freyberger 2016, 120. händler (negotiatores salarii, EDH: HD011189),
721 Zu den Neckarschiffern in einer Inschrift mit Fischsoßenhändler (negotiatores allecari, EDH:
Nennung des Genius nautarum aus Marbach am HD011198), Weinhändler (negotiatores vinarii, EDH:
Neckar: CIL XIII 6450 = HD036882. Siehe auch HD013760) und Keramikhändler (negotiatores cre­
Nautarum Ar[ar]icor(um) [Rho]danicor(um) aus Aven­ tarii, EDH: HD011213). Zu Vereinen allgemein: etwa
ticum (Avenches): CIL XIII 11480 = AE 1903, 215 = Herz 2003, 28–32 s.v. Vereine (P. Herz). Zur Auf-
AE 1952, 205 = AE 1972, 352 = AE 1990, 770 = AE gabe eines Handwerkerkollegiums siehe etwa
1995, 1141 = HD009430 (2. Jh. n. Chr.); Stiftung ei- Schäfer 2007, 41–44 (collegium fabrum).
ner Gemeinschaft der Schiffer (contubernium nau­ 723 Wohlmayr 2004, 228 zu Räumen der Augustalen
tarum) in Baden-Baden: CIL XIII 6324 = ILS 3286 = in Forumsportiken.
HD036864; Collegio nautarum B(---) in Brixen: AE 724 Zum Rundbau: Kaiser/Sommer 1994, 380 („Tho-
1977, 298 = HD014852; Collegium nautarum in Mai- los“); Sommer 1998, 129. Runde Macella stehen
land: AE 1932, 73 = HD025206 sowie Versamm- ­allerdings meist auf einem abgeschlossenen Platz
lungshaus (schola) der negotiatores civitatis Mat­ (z. B. in Aizanoi, Lepcis Magna, Perge, Sagalassos).
tiacorum aus Aquae Mattiaquorum (Wiesbaden): In ihrem Inneren befanden sich oftmals eine
CIL XIII 7587 = HD060746. Zu einer Händlerverei- Brunnenanlage und/oder eine Statue. Zu ­Macella:
nigung am Forum von Augst (corpus negotiatorum De Ruyt 1983, 22–25 (Aizanoi); ebd. 97–106 ­(Lepcis
cisalpinorum et transalpinorum, die für den Nord- Magna); ebd. 129–133 (Perge); ebd. 188–190 (Saga­
südhandel auf Straßen und Wasserwegen zu- lassos). Ein außerhalb des Forums liegendes
ständig waren): Sütterlin 1999, 169–171. Die Ver- Macellum ohne Rundbau ist etwa in Verulamium,
einsmitglieder trafen sich regelmäßig zu gemein- Bitannien, belegt. Dazu Niblett 2001, 114 f. Zum
samen Festbanketten und Opfern an die Ver- „Südforum“: Sommer 1998, 150 f. („Handelsfo-
einsgötter, wofür ein ausreichend bemessener rum“).

115
DIE 3D-REKONSTRUKTION DES RÖMISCHEN FORUMS VON LADENBURG

8 EINGANGSHALLE

1 GRUND- UND AUFRISS rung des Hauptsaales der Eingangshalle kann


Die sog. Eingangshalle ist einer der rätselhaf­ angefügt werden, dass übereinstimmend mit
testen Teile des Ladenburger Forums. Ihre dem Ausgräber Sommer eine Dreischiffigkeit
Nachbildung zählt zu den größten Herausfor­ sicher auszuschließen ist.729 Auch eine Um­
derungen der gesamten Anlage (Abb. 4; 52). gangshalle wie im Falle der Basilika liegt bei
Die Fundamente der Eingangshalle, welche den diesem Gebäude zweifelsohne nicht vor.
Baukomplex im Westen begrenzen, sind mit Der Fußboden der Eingangshalle ist verloren.
1,8 m doppelt so breit wie die der Tabernen, Das Gehniveau kann dementsprechend ledig­
aber rund 30 cm schmaler als die der Basilika lich ungefähr abgeschätzt werden. Er wird in
(Abb. 53–54).725 Daraus kann man ein großes, etwa dem Gehhorizont der inneren Portiken
querliegendes Bauwerk am westlichen Rand des oder dem des in der äußersten nordwestlichen
Forums erschließen, das deutlich höher gewe­ Taberna in situ freigelegten Ziegelplattenbo­
sen sein muss als die Portiken und Tabernen, et­ dens entsprochen haben, wie Eingartner fest­
was niedriger aber als die Basilika. Die Ein­ stellt, wobei anzumerken ist, dass große Gebäu­
gangshalle erreicht im Nachbau eine Gesamt­ de in der Regel etwas höher liegen als die um­
höhe von knapp 20 m.726 liegenden Säulenhallen und Freiflächen.730 Eine
Die Eingangshalle setzte sich aus einem zen­ leichte Anhebung der Gehniveaus der Randbe­
tralen Hauptsaal und je einer Vorhalle an den bauung am Hof einschließlich der Eingangshal­
Schmalseiten im Norden (Breite 6,5 m) und Sü­ le erscheint daher am einleuchtendsten und
den (Breite 8,5 m) zusammen.727 Die Ausdeh­ wird in der computergestützten Nachbildung
nung der Halle nach Westen geht allein aus ei­ folgerichtig umgesetzt.
ner Sondage in der Metzgergasse/Neugasse Sommer hat aus Mörtelresten an Mauer 542,
hervor, in der Berndmark Heukemes 1978 eine auf denen sich im Abdruck eine Platte abzeich­
Mauer freilegte, die parallel zu den erst später net, eine offene Gliederung für die Eingangs­
entdeckten Resten in der Metzgergasse 10 ver­ halle auf der Hofseite geschlossen und das Keil­
läuft, ähnlich wie diese beschaffen ist und daher steinfragment eines Bogens, das innerhalb der
sehr wahrscheinlich zum Forum dazugehört.728 Eingangshalle zutage kam, damit in Verbindung
Die Grabung ist einerseits schlecht dokumen­ gebracht.731 Nach dieser Auslegung deutet das
tiert. Andererseits erinnert die Stärke der Mau­ Widerlager auf einen Pfeiler hin.732 Unter dem
er jedoch an die Breite der übrigen Fundamente Widerlager ist eine Mörtelbettung zu verstehen,
der Eingangshalle, so dass die bisherige Ausle­ die oben glattgestrichen und als Unterbau einer
gung dieses Mauerabschnitts in der 3D-Rekon­ heute nicht mehr existierenden Stütze zu deu­
struktion beibehalten wird. Zur Binnengliede­ ten ist. Eine ähnliche Konstellation mit einer

725 Eingartner 2011, 118. Die Breite der Fundamente 731 Sommer 1998, 138: „Ein Mörtelrest mit Abdruck
der Basilikaumfassungsmauer beträgt 2,1 m (ebd. ­einer großen Steinplatte könnte darauf hinweisen,
22; 35). dass die Halle zumindest nach Osten offen, d. h.
726 Eingartner 2011, 129: Die Höhe der Eingangshalle durch Pfeiler gegliedert war.“ Zustimmend Ein-
liegt zwischen derjenigen der Tabernen und der- gartner 2011, 126 Ebd. 129: Über die Strecke von
jenigen der Basilika, „wenn sich die Halle in kei- 3,2 m, die zwischen dem Abdruck und dem west­
nem allzu gedrungenen Eindruck präsentieren östlich verlaufenden „Stylobat“ der Portikus ge-
sollte“, wie er schreibt. messen wurde, und der Länge des Abdrucks von
727 Eingartner 2011, 77. etwa 1 m errechnet Eingartner für die 42,5 m lange
728 Eingartner 2011, 17; 110: Da es vom Befund keine Front der Eingangshalle zwischen den „Stylobaten“
Beschreibung gibt, könne die Breite mit 1,8 m nur der Portiken neun Stützen. Zur Bogenarchitektur:
aus dem Archäologischen Plan des römischen La- s. o. Kap. 2.5; 6.4. Zum Vergleich zudem ein helle-
denburg von Heukemes aus dem Jahr 1986, so nistischer Keilsteinbogen vom Athena-Heiligtum
Eingartner, abgeschätzt werden. in Pergamon, dessen Spannweite 4,2 m misst. Dazu
729 Sommer 1998, 137. Stattdessen schlägt er eine Kästner 2011, 188.
zweischiffige Halle vor (s. u. Kap. 8.2). 732 Eingartner 2011, 82, ähnlich auch Mauer 532 (ebd.
730 Eingartner 2011, 91 f. (der antike Aushub ist in der 83 f. Taf. 59,2). Am Kreuzungspunkt von Mauer 517,
Eingangshalle noch bis Oberkante 103,3 m bzw. 518 und 380 spricht ebenfalls ein auf der Ober-
103,8 m ü. NN erhalten); ebd. 111 (zum Fußboden- seite glatt verstrichenes Mörtelbett für ein Wider-
niveau der Eingangshalle, das auf gleicher oder lager für die Quader eines Pfeilers (ebd. 86; 88 f.).
höherer Ebene als das der Raumfluchten gelegen Auf dem Plan ebd. Taf. 24 sind alle Mörtelbettun-
haben könnte). Zu den unterschiedlichen Niveaus: gen als gepunktete Flächen gekennzeichnet.
s. o. Kap. 7.2.

116
8 / Eingangshalle

52 Links vorne die ­Ein-


gangshalle (3D-Re-
konstruktion).

53 Archäologisches­
­Fenster in der
­Metzgergasse.

allerdings ovalen, rund 10 cm tiefen Aussparung virtuellen Nachbildung des Gebäudes aufge­
in einer vergleichbaren Mörtelschicht liegt aus griffen wird. Ebenfalls nicht mehr festzustellen
dem Bereich der nordwestlichen Taberna vor.733 sind die einstige Tiefe des Bogensteins (viel­
Die Maße des ausgegrabenen Keilsteins, der leicht 40 cm) und die Gestaltung des unteren
wie die attische Basis und das Konsolengesims Randbereichs. Lag der Bogen überdies auf un­
aus gelblichgrauem Keupersandstein besteht, profilierten Mauerquadern auf oder muss man
sind wegen des Erhaltungszustandes nur schwer von einer pfeilerartigen Gestaltung mit Kämp­
zu ermitteln. Auch die genaue Position am Bo­ ferkapitell wie z. B. am Nymphäum F 2 in Perge
gen, entweder am unteren Ansatz, im oberen (severisch) oder an der Basilika in Volubilis (se­
Teil als Schlussstein oder irgendwo dazwischen, verisch) ausgehen?734 Oder lief das Profil des
lässt sich selbst nach unserer Autopsie ohne ge­ Keilbogens als Rahmung bzw. Türlaibung vom
nauere Untersuchung durch Vergleiche mit an­ Scheitelpunkt des Bogens bis zum Fußboden
deren Bögen nicht exakt bestimmen. Eingart­ hinunter? Die Pfeilerlösung wirkt zum gegen­
ner gibt die ungefähre Krümmung an, die in der wärtigen Kenntnisstand am überzeugendsten.

733 Eingartner 2011, 86 (vor der Tabernamauer, Aussparung 35 cm, Länge 40 cm); ebd. 89
was von Eingartner als „Pfosten“ g
­ edeutet wird, (Mauer 380).
um der Stirn der Tabernentrennmauer ­„einen 734 Zu Perge: Dorl-Klingenschmidt 2001, 229 f. Zu
besonderen Akzent zu verleihen“; Breite der ­Volubilis: Riße 2001, 40 Abb. 44–45.

117
DIE 3D-REKONSTRUKTION DES RÖMISCHEN FORUMS VON LADENBURG

der zeichnerischen Rekonstruktion in seiner


Publikation zu erkennenden Bögen am Portal
sowie an den Fenstern im unteren Geschoss der
Basilika. Es gibt in der Monographie Eingart­
ners jedoch keine Zeichnung von der Vorder-
und Rückseite der Eingangshalle. Nur über den
Grundriss lässt sich die über die gesamte Hof­
breite gedachte Reihung von Archivolten er­
schließen, was dann allerdings eine schwierige
Ecksituation zu den Säulenhallen mit horizon­
talem Architrav an den Portiken mit sich ge­
bracht hätte.736 Aus diesem Grund wird vorge­
schlagen, dass die Arkaden, an denen mit Blick
auf die jüngere Basilika in Volubilis festgehalten
wird, auf alle Joche mit Ausnahme des jeweils
äußersten Jochs im Norden und Süden übertra­
gen werden. Die Höhe der vermutlich nicht
durch Türen verschließbaren, von Bogen über­
spannten Durchgänge zum Forumsplatz wäre
dann freier zu wählen, als wenn die Arkadenreihe
bis zu den beiden Hofecken mit der einigerma­
ßen errechenbaren Höhe der Säulenkapitelle
reichen würde. Die Außenfassade der Eingangs­
halle, die zur nordsüdlich verlaufenden Haupt­
straße von Lopodunum im Westen der Forums­
anlage weist, wird im Gegensatz dazu geschlos­
sen gewesen sein, was aus windtechnischen
Überlegungen und aus Gründen der Abge­
schlossenheit bzw. Verschließbarkeit römi­scher
Foren im Computernachbau präferiert wird.
Die aus dem Keilsteinfragment aus Keuper­
sandstein errechnete Bogenspannweite, die sich
mit etwa 3 m angeben lässt (Abb. 44),737 stimmt
ungefähr mit der Weite der Pfeilerabstände an
der Eingangshalle, wie sie sich im Grundriss an­
deutet, überein (Abb. 7). Daraus ergeben sich in
Übereinstimmung mit Eingartner neun Pfeiler­
stellungen (Abb. 49). Die Betonung der Mittel­
achse durch eine zentrale Stütze, die in der vir­
54 Archäologisches Fens­ Die Pfeiler wurden im 3D-Modell mit einem tuellen Rekonstruktion der Eingangshalle bei­
ter in der Metzgergas- einfachen Kapitell verknüpft. behalten wurde, passt dem Autor der Publikation
se, Blick nach Norden.
Arkaden sind in der antiken Architektur seit mit Blick auf die Basilika ins Konzept, wider­
Links die Fundamente
der Eingangshalle, oben dem Hellenismus zunächst an Toren, später spricht aber der von uns als wahrscheinlicher
rechts das Fundament auch an Basiliken bzw. Forumshallen geläufig erachteten Nachbildung des Hauptbaus (s. o.
der nordwestlichen (s. o. Kap. 6). Eingartner übernimmt die Argu­ Kap. 2). Die Diskrepanz hat aber keine Auswir­
Taberna. Auf den Fun­- mentation von Sommer und merkt an, dass die­ kung auf den virtuellen Wiederherstellungsver­
damenten die in der
Nähe gefundene tus-
se Bauform auch Auswirkungen auf die Gestal­ such der Eingangshalle.
kische Basis. tung der übrigen Anlage hätte, ohne dies näher Fenster können an der Eingangshalle ebenso
auszuführen.735 Gemeint sind damit wohl die in wie an der Basilika, den Anbauten der Basilika

735 Eingartner 2011, 20. Hypothetisch wird das Keil- 737 Eingartner 2011, 126; 129 (Dm. innen 3,2 m) Abb. 17
steinfragment dem zweiten Stein des Bogens zu- (Dm. innen 3 m). Auf Abb. 17 ragt das Keilstein-
gewiesen (ebd. 129 Abb. 17). fragment sogar etwas über den rekonstruierten
736 Eingartner 2011, 129 schließt eine Erweiterung der inneren Bogen mit einem Radius von 1,5 m hinaus,
Arkadenreihe bis zur Trennmauer zwischen Vor- ohne dass man erkennen könnte, ob eine Bruch-
raum und Hauptsaal der Eingangshalle und damit kante dafür spricht oder die Innenkante des Bo-
einen direkten Zugang von der Portikus in die Ein- gens erhalten blieb. Anders formuliert, die Maße
gangshalle nicht aus, merkt aber an, dass die rund können je nach Messansatz etwas variieren, wes-
3,2 m Spannweite, die durch den Keilstein belegt halb eine Argumentation mit den Ausmaßen der
ist, für die Portiken mit einer lichten Tiefe von je- Bögen somit schwierig ist.
weils etwa 4 m zu schmal sei.

118
8 / Eingangshalle

und den Tabernen angenommen werden.738 Zur heute in einem Privatgrundstück befindet,
Erhellung des trotz der offenen Arkaden ver­ konnte aber nicht untersucht werden. Aus die­
mutlich recht dunklen Hauptsaales der Halle sen Überlegungen ließe sich eine Zweischiffig­
durch Tageslicht wurde im Modell an den keit ableiten.741 Eingartner vertritt im Unter­
Langseiten pro Bogen ein Fenster angenom­ schied dazu die Auffassung, dass die Spannweite
men. Zusätzlich kommen Fenster, über deren von 17–18 m auch ohne Stützen überbrückt
Zahl und Verteilung man wiederum lediglich worden sein könnte und lässt in der Halle stüt­
spekulieren kann, zu den andernfalls besonders zende Elemente in Anbetracht der ungewissen
dunklen Vorräumen im Norden und Süden der Zuweisung und Auslegung des angesprochenen
Eingangshalle hinzu, rekonstruiert man diese Befundes weg.742
nach den Fundamenten als ringsum von Wän­ Die geschätzte Höhe der Eingangshalle bis
den abgeschlossene Säle. zu den Deckenbalken von ca. 15–16 m ist in je­
Die Bogenarchitektur, die im Modell dem dem Fall beachtlich. Im Modell wurden in An­
Keilsteinfragment nachempfunden ist, war pro­ lehnung an Eingartner keine Mittelstützen be­
filiert durch zwei nur wenige Zentimeter aus rücksichtigt, weil nicht nur der Befund unklar
der Quadervorderseite vorkragende Leisten. ist, sondern weil auch Holzbalken von vielleicht
Möglicherweise setzte sich diese Form auf der 50 cm Breite bei dieser Länge sehr dünn wirken
Rückseite der Bögen, also im Innern des Haupt­ und Steinpfeiler oder -säulen von eventuell 1,5 m
saales, in einer weiteren Reihe von keilförmigen Durchmesser bei einem gängigen Verhältnis
Blöcken fort.739 Am Übergang vom Pfeiler zum von 1:10 zu monumental erscheinen würden.743
Bogen sind an der Ladenburger Eingangshalle
einfache Kapitelle naheliegend.740
3 HAUPTEINGANG
Der Haupteingang in die Eingangshalle und da­
2 MITTELSTÜTZEN mit der wichtigste Zugang zum Forum insge­
Ein Befund in der südlichen Hälfte der Ein­ samt ist noch nicht entdeckt worden. Er darf an
gangshalle, der in etwa auf der Mittelachse liegt, der von Nord nach Süd verlaufenden Haupt­
ist unklar und nicht sicher der Forumszeit zuzu­ straße des römischen Ladenburg (decumanus
weisen. Sommer ordnet ihn versuchsweise der maximus) vermutet werden und dürfte wegen
Kaiserzeit zu und sieht darin Spuren einer seiner Bedeutung architektonisch entsprechend
Dachstütze (Abb. 12 links). Ein Gegenstück im akzentuiert gewesen sein. So könnte man sich
Norden wäre knapp außerhalb der Grabungs­ ein Portal mit einem oder zwei Bögen, ge­
grenze zu erwarten. Dieser Abschnitt, der sich schmückt von je zwei oder drei Faszien, auf tus­

738 So auch Eingartner 2011, 134 zur Eingangshalle so- 146 Abb. II/90 a–b) und die Basilika von Volubilis
wie 133 Abb. 20,2–3 zur Basilika. Zur Konstruktion (Riße 2001, 38–43 Abb. 43–45; 49–50).
von Fenstern: s. o. Kap. 2.10. 741 Die Ausbruchsgrube im südlichen Bereich der Ein-
739 Vgl. den Keilstein, der den Schlussstein eines Bo- gangshalle wird von Sommer 1998, 137, wie Ein-
gens der nördlichen Eingangshalle des Theaters gartner schreibt, als „Indiz für eine den Dachfirst
von Augst bildete. Der entsprechend der Mauer- tragende Stütze gewertet“ (Eingartner 2011, 77,
stärke 2,33 m tiefe, 0,6 m hohe und 1,8 t schwere siehe auch 18 und 108 mit Bef. 170). Dies könnte,
Stein war beidseitig auf Sicht gearbeitet und führt man den Gedanken fort, für eine Reihe von
weist nur ein schwach facettiertes Profil an den mehreren Stützen sprechen. Vgl. zweischiffige
Stirnseiten auf. Dazu Hufschmid 2008, 148–150 Forumsbasiliken wie jene von Waldgirmes (Be-
Abb. 12–14; 18. cker/Rasbach 2003, 190–195 Abb. 23; 26–29).
740 In Frage kommen etwa tuskische Kapitelle wie 742 Eingartner 2011, 77; 108; 134. Vgl. Precht 2008b,
an Pfeilern am Amphitheater von Pompeji, die 346 zu Xanten, wo an der Basilika des Forums in
­einen Bogen mit Faszien tragen. Dazu Adam eine lichte Weite von 23 m errechnet worden ist.
1999, 163 Abb. 387 (1. Jh. v. Chr.). Dort ist der Ring Hinzufügen könnte man noch die Basilica Ulpia
am Schaft gut zu erkennen, wie dies an tuski- mit einer lichten Weite des Mittelschiffs von
schen Stützen üblich ist. In Ladenburg wurde 26–27 m. Dazu Meneghini 2015, 91. Die Breite der
wegen der Mächtigkeit der Pfeiler darauf ver- Palastaula von Trier, die ebenfalls keine Innen-
zichtet. An „einer regionalen Ausprägung der stützen besaß, misst ca. 27 m. Dazu Goethert/
tuskischen Kapitelle“ ist ein Kämpfergesims der Weber 2010, 168. Zu Dachbinder und Spannweite:
nördlichen E­ ingangshalle des Augster Theaters siehe auch Kap. 2.11. Während Sommer in Laden-
­orientiert. Dazu Hufschmid 2008, 151–153 burg somit Stützen nicht ausschließen möchte,
Abb. 15–18 (Gesimsfragment mit „gallo-tuski- neigt Eingartner eher dazu, diese wegzulassen. In
scher“ Profilierung). Vgl. die ornamen­tierten Kastellen hatten die großen Querhallen ebenfalls
­Pfeilerkapitelle der Bögen am augusteischen in der Regel keine inneren Stützen (s. u. Kap. 8.5).
­Mazaeus-Mithridates-Tor („Südtor“) in Ephesos. 743 In Waldgirmes gehen aus den Befunden 50 × 50 cm
Dazu Wilberg 1923, 40–46 Taf. 2 (Rekonstruk­ große Holzstützen in der dortigen ­Forumsbasilika
tionszeichnung der Südseite). Die dortigen Pfeiler hervor, allerdings bei einer geringeren Höhe des
haben keine Basis. Vgl. zur Bogengestaltung Saales als in Ladenburg. Dazu ­Becker/Rasbach
auch die Basilika von Burnum (Étienne u. a. 2006, 2003, 191.

119
DIE 3D-REKONSTRUKTION DES RÖMISCHEN FORUMS VON LADENBURG

kischen Pfeilern vorstellen.744 Im Modell wur­ zu betreten. Für einen T-förmigen Mauerzug in
den zwei Durchgänge umgesetzt (Abb. 4; 52). der südlichen Kirchenstraße schlug Kaiser die
Problematisch ist, dass der zu postulierender Deutung als Fundament eines außerhalb der
Eingang dieser Art mit der wahrscheinlich im Halle liegenden Treppenaufgangs vor, der im
Westen vorgeschalteten Portikus noch weiter in Süden verstärkt wurde.749 Eine von ihm in die
die Straßenachse hineingeragt hätte, denn die Diskussion eingebrachte weitere Erklärung mit
Eingangshalle schiebt sich, wie auf dem archäo­ der Verdopplung der Säulen- bzw. Pfeilerstel­
logischen Plan von Lopodunum zu erkennen ist, lungen am westlichen Rand der Portikus wird
ohnehin schon leicht in die Flucht der Haupt­ hier nicht weiterverfolgt. Diese Stelle des Bau­
straße vor.745 Andererseits befindet sich auch werks ist besonders schwierig zu interpretieren,
sonst bei Foren ein baulich entsprechend ge­ zumal die Grabungsbedingungen im betreffen­
stalteter Zugang auf dieser Seite der Anlagen, den Abschnitt der Kirchenstraße außerordent­
weshalb in Ladenburg daran festgehalten lich ungünstig waren. Die Mauern sind schma­
wird.746 Als Vorbild für die Dachsituation eines ler als sonst und liegen nicht exakt in der Flucht
Eingangs sei auf den modernen Nachbau der der zur Außenportikus zu zählenden übrigen
Villa Borg verwiesen. Dort hat man das Gie­ Befunde.
beldach am Eingang des römischen Herrenhau­ Auf dem Plan des Forums bei Eingartner
ses mit dem Pultdach der Säulenhallen ge­ wird an der Treppe festgehalten und ein seitli­
schickt kombiniert, ohne den Giebel zu hoch cher Zugang in die Eingangshalle im Norden
anzusetzen. Am Stabsgebäude des Lagers Vete­ und Süden angenommen, der aber nicht mittig,
ra I in Xanten hingegen wurde in einem Modell sondern leicht exzentrisch angeordnet und et­
ein Giebel gewählt, dessen First bis zum First was nach Westen verschoben ist.750 Auf diese
der Querhalle reicht, was aus Gründen der zu Weise wird wahrscheinlich auf den oben ge­
folgernden enormen Höhe der Eingangshalle nannten Mauerzug Rücksicht genommen.
in Ladenburg ausscheidet.747 Die Westseite des In der von Filgis angefertigten zeichneri­
Forums der Colonia Ulpia Traiana (Xanten), auf schen Rekonstruktion werden die treppenarti­
der der wichtigste Zugang gelegen haben müss­ gen Aufgänge zur Portikus allerdings von der
te, ist dagegen ähnlich wie in Ladenburg noch Längsachse der Eingangshalle weg an die Ecke
nicht erforscht. Diskutiert wird in Xanten, ob der südlichen und nördlichen Säulenhallen im
der Forumsplatz zum cardo maximus hin abge­ Außenbereich des Forums gerückt.751 Ob ein
schlossen gewesen sein könnte oder ob er sich Nebeneingang in die Eingangshalle für möglich
vielleicht zu einem auf der gegenüberliegenden gehalten wird, bleibt auf der Zeichnung auf­
Straßenseite liegenden Tempelplatz hin öffnete, grund der Vogelperspektive offen. Trotz der
so dass die Straße über den Platz geführt hät­ schwierigen Deutung orientiert sich die virtuel­
te.748 Rückschlüsse auf den Baukomplex Laden­ le 3D-Darstellung im Kern an der von Eingart­
burgs ergeben sich hieraus jedoch nicht. ner vorgeschlagenen Rekonstruktion und nimmt
den Gedanken eines Nebeneingangs im Süden
mit einer mehr oder weniger axial auf ihn aus­
4 NEBENEINGÄNGE gerichteten Treppenanlage auf. Der Durchlass
Neben dem Haupteingang im Westen war die liegt im Modell jedoch genau in der längsge­
Ladenburger Eingangshalle wohl auch über die richteten Mittelachse der Eingangshalle. In der
beiden Vorräume von Norden und Süden aus Verlängerung befindet sich eine breite Treppe,

744 Vgl. etwa das Bouleuterion von Ephesos, wo am äu- 746 Etwa bei den Foren von Caerwent, wo zwei ­Pfei­-
ßeren Rand des faszierten Bogens zusätzlich noch lerfundamente auf einen knapp 4,8 m breiten
ein Eierstab zu erkennen ist. Dazu Bier 2011, Taf. 32. Eingang hindeuten, oder Sarmizegetusa, wo dem
Faszien finden sich etwa an den Archivolten des ­eigentlichen, durch ein Tetrapylon eingefassten
Mazaeus-Mithridates-Tores („Südtor“) an der un- 5,6 m breiten Durchgang ein 14 m breites Propylon
teren Agora in Ephesos. Dazu Wilberg 1923, 40–47; vorgeschaltet ist. Zu Caerwent: Ashby u. a. 1909,
Scherrer/Trinkl 2006, 26 Abb. 44 (Nordseite nach 578 f. Zu Sarmizegetusa: Étienne u. a. 1990, 97–107
Wiederaufbau). Zu Pfeilern mit tuskischem Kapitell und Étienne u. a. 2006, 84 Abb. II/35; 91–95. Zu
im Verband mit Bogenarchitektur vgl. das Nordtor weiteren Beispielen: s. u. Anm. 763. Siehe auch die
von Köln (Süßenbach 1981, 45 mit Zeichnung von Principia in Vetera I. Dazu Hanel 2008, 100–102.
1820 auf Abb. 21). Zur Bogenarchitektur siehe auch 747 Hanel 2008, 102 Abb. 82.
Anm. 731. Zur Form des Doppeltores: s. u. Kap. 9.1. 748 Precht 2008b, 350.
745 Vgl. den Plan in Sommer 1998, 120 f. Abb. 30 und 749 Kaiser 1998, 134. Vgl. Eingartner 2011, 18, der dies
Rabold 2005c, 171 Abb. 184 (Rekonstruktion nach „mit einer baulichen Akzentuierung des Ganges
Filgis/Sommer); siehe auch Anm. 261). Eingart- an der Stelle“ verbindet; ebd. 108–110 mit aus-
ner 2011, 11 mit Anm. 9 weist darauf hin, dass die führlicher Erörterung der Vorschläge von Kaiser.
Straße als Ausgleich für den Platzverlust durch 750 Eingartner 2011, 132 Abb. 19.
eine mögliche Portikus vor der Eingangshalle 751 Rabold 2005c, 171 Abb. 184 (Rekonstruktion nach
nach Westen erweitert wurde. Dieser Gedanke Filgis/Sommer); siehe auch Anm. 261.
geht auf Sommer 1998, 127 zurück.

120
8 / Eingangshalle

die von der Straße zur Portikus hinaufführt. An zivilen Umfeld nicht weiter nach.757 Gleich wie
der Nordseite, an der keine Befunde vorliegen, die Herkunft des Bautypus zu verstehen ist, es
wird aus Gründen der Symmetrie ein ähnlicher ist schwierig, eine bestimmte Aufgabe für das
Zugang vermutet. Bauwerk am Forum von Lopodunum anzugeben.
Der Aufwand und die technischen Herausfor­
derungen bei der Errichtung dieses Gebäudes
5 FUNKTION waren in jedem Fall für einen Civitas-Hauptort
Für die Ladenburger Eingangshalle, die als ar­ beachtlich. Eine einfache Portikus mit oder oh­
chitektonisches Pendant der ihr gegenüberlie­ ne Räume hätte als Abschluss des Innenhofes
genden Basilika fungiert, liegt keine Parallele entsprechend römischen Gepflogenheiten voll­
von anderen römischen Foren vor.752 Dies ist kommen ausgereicht.758 Die Form und Funkti­
ein bemerkenswerter Sachverhalt. Deshalb hat on des westlichen Hallenbaus des Ladenburger
Sommer das Ladenburger Gebäude an der Forums bleiben demzufolge weiterhin unscharf.
Hauptstraße – wie auch andere Teile des Fo­ Man kann zum jetzigen Zeitpunkt allenfalls ei­
rums – mit Beispielen, die von Militärlagern be­ nen außerordentlich großen Bedarf für eine
kannt sind, verglichen.753 So besitzt das Reiter­ überdachte zusätzliche Halle am Ladenburger
kastell Aalen dort, wo die via principalis, eine Forum konstatieren. Um der Bedeutung auf die
der beiden Hauptstraßen des Lagers, auf das Spur zu kommen, wäre zu überlegen, ob die
Stabsgebäude (principia) stößt, eine ähnlich wie Eingangshalle zum vorübergehenden Lagern
in Lopodunum geformte Querhalle („Torhalle“). von großen Mengen an Gütern gedacht gewe­
Diese schließt den Innenhof zur Straße hin ar­ sen sein könnte. Die Treppenkonstruktionen
chitektonisch ab. Von dieser Halle aus gelangt sprechen, wenn die Deutungen der Mauern im
man in den Hof des Stabsgebäudes.754 Derartige Südwesten der Anlage das Richtige treffen, al­
Gebäude wie in Aalen werden in der Fachlitera­ lerdings eher dagegen. Mit Wagen konnte man
tur auch als Appellplatz oder Exerzierhalle in demzufolge nicht in das Gebäude hineinfahren.
Anspielung auf ihre mögliche Funktion im mili­ Oder erfüllte es eine Funktion als Markthalle?
tärischen Kontext bezeichnet.755 Eine vergleich­ Warum war die Eingangshalle, wenn die Re­
bare Disposition zeigen etwa die Principia des konstruktion stimmt, aber nach Osten hin of­
Lagers Künzing (Lkr. Deggendorf) und des fen? Vielleicht bot die aus plausiblen Gründen
Kastells Theilenhofen (Lkr. Weißenburg-Gun­ vermutete Arkadenkonstruktion, die den Blick
zenhausen), beide in Bayern, mit entsprechen­ auf den Forumshof weitgehend freigelassen
den Vorhallen.756 Eingartner hat an der Herlei­ hätte, an Festtagen und bei anderen Gelegen­
tung der Eingangshalle aus der Militärarchitek­ heiten für die sich auf dem Forum in großer
tur im Grundsatz keinen Zweifel, geht aber in Zahl versammelnden Menschen eine Möglich­
seiner Publikation der Frage nach der Funktion keit, sich in der Eingangshalle unterzustellen
des Bauwerks in Ladenburg und damit in einem und zugleich dem Geschehen beizuwohnen.759

752 Eingartner 2011, 135. 757 Eingartner 2011, 135 f. unter Berufung auf Fellmann
753 Sommer 1998, 143 f. 1958, 170–173 Abb. 75–78 und Fellmann 1983, 19–21.
754 Kemkes/Scholz 2012, 33–44. Durch die Vorhalle, Walthew 2002, 263 sieht aufgrund der Ähnlichkeit
auch Torhalle genannt, führte die Straße hindurch. des Interkolumniums der Ladenburger ­Basilika
Dafür ist in Aalen die Querhalle vor der hinteren sowie der Breite von Hauptschiff und Seitenschif-
Raumreihe, die als Basilika bezeichnet wird, bau- fen zum Lager Vetera I bei Xanten ebenso einen
lich wenig hervorgehoben: ebd. 38. Einfluss durch Militärarchitektur. Indessen ­gelten
755 Etwa Fellmann 1983, 21 („Appellplatz“). römische Lager heute kaum mehr als Vorbilder
756 Als eines der ältesten Beispiele gilt die um 90 n. Chr. für zivile Forumsanlagen. Siehe dazu etwa Ein-
im Kastell Künzing errichtete Vorhalle. Dazu gartner 2011, 135 („wechselseitige ­Bezugnah­me
Fischer/Riedmeier-Fischer 2008, 179. Zu Theilen- zwischen Militär- und Zivilarchitektur“); von
hofen: Eidam 1914, 6–8 (Nr. 71a); Fischer/Ried- ­Hesberg 1999, bes. 94–96; Witschel 1995a, 335.
meier-Fischer 2008, 105 Abb. 67 (um 100 n. Chr.). Vielmehr wird heute eine Parallelentwicklung
Weitere Beispiele: Euzennat 1994, 200 Abb. 4 bzw. wechsel­seitige Beeinflussung von Militär-
(Principia à „Vorhalle“); ebd. 201; Gros/Torelli 2010, und Zivil­archi­tektur angenommen. Vgl. Euzennat
386 f. Abb. 242–243 mit mehreren Grund­rissen 1994, 197– 203.
im Überblick. Vorhallen auf der Eingangsseite von 758 So etwa an den Foren von Silchester (Boon 1974,
Principia finden sich vor allem im obergermanisch- 109 Abb. 13), Caerwent (Ashby u. a. 1909, 569
rätischen Gebiet sowie in Britannien häufiger. Taf. 91) oder Sarmizegetusa (Étienne u. a. 2006,
Möglicherweise fanden in ihnen bei s­ chlechtem 85–89 Abb. II/36–40).
Wetter Appelle und militärische Übungen statt, 759 Vgl. Kap. 5.3 zur Funktion des Forumshofes und
wie aus der Epitoma rei militaris des Flavius Kap. 7.3 zur Lokalisierung von Marktgebäuden für
Vegetius Renatus aus dem 4. Jh. n. Chr. geschlos- Güter des täglichen Bedarfs.
sen wird (2,23). Dazu Fellmann 1983, 20 f.

121
DIE 3D-REKONSTRUKTION DES RÖMISCHEN FORUMS VON LADENBURG

9 ÄUSSERE PORTIKEN

1 GRUNDRISS UND TYPUS und Schwarzenacker (Gallia Belgica) verwiesen,


Auf der Nord- und Südseite des Forums sind um nur zwei Beispiele unter vielen herauszu­
Außenportiken, die den Übergang zu den das greifen.762
Forum umgebenden Straßen bilden, durch Fun­ Der im Westen zu erwartende Haupteingang
damente und Mauerausbruchsgruben gesichert des Forums wird in der Nachbildung als Vorbau
(Abb. 7; 41).760 Im Westen der Anlage wurde mit vier Säulen und Giebelfeld in einer ähnli­
nicht gegraben. Dort kann eine Säulenhalle als chen Ausformung wie am Haupteingang der
Verbindung zu den beiden übrigen Portiken in Basilika umgesetzt (s. o. Kap. 8.3).763
der Weise, wie in der Rekonstruktion dargestellt,
somit bislang nur vermutet werden (Abb. 4). Auf
der Ostseite der Forum-Basilika-Anlage scheint
2 GEHNIVEAU
es hingegen keine Portikus gegeben zu haben, Das Gehniveau der äußeren Portiken ist nicht
doch müsste auch dieser Bereich archäologisch bekannt, lässt sich aber über den Ziegelplatten­
erst noch genauer untersucht werden, bevor ein boden in der nordwestlichen Taberna und in si­
fundiertes Urteil über dessen Gestaltung gefällt tu erhaltenen Straßenresten im Süden des Fo­
werden kann (Abb. 44).761 rums immerhin eingrenzen (Abb. 12; 41). Es lag
Die äußeren Portiken umfassten einen von demnach zwischen 104,15 m ü. NN (Ziegelbo­
einer Säulenreihe zur Straße hin begrenzten den) und 103,2 m ü. NN (Straße).764 Die äuße­
Wandelgang, der an die Rückseite der Tabernen, ren Säulenhallen dienten der Vermittlung von
die Schmalseiten der Basilika und – wie gesehen den benachbarten Straßen zur Forumsanlage,
– wohl auch an die westliche Außenwand der indem sie den beachtlichen Niveauunterschied
Eingangshalle angegliedert war. Für die äuße­ von fast 1 m überbrückten.765
ren Säulenhallen werden – wiederum ausgehend Eingartner vermutet das Gehniveau der Au­
von der tuskischen Basis – tuskische Säulen vor­ ßenportiken rund 60 cm tiefer als das der inne­
geschlagen. Als Beispiele für die in Obergerma­ ren Hallen und begründet dies mit der an einer
nien und in den Nachbarprovinzen be­liebten Stelle versiegelten Mauerkrone, die bei 103,4 m
Säulenstraßen mit eben dieser Säulenordnung ü. NN läge.766 Die Laufebene der äußeren Por­
sei auf Speyer (Noviomagus, Germania superior) tiken könnte dementsprechend also etwa 20 cm

760 Eingartner 2011, 18; 77. Im Norden durch Mauer  das Portal durch Eckpfeiler und zwei ­dazwischen
1425 und Mauerausbruchsgrube nahegelegt, da gestellte Säulen bestimmt, während im Laden-
diese Struktur genau parallel zur Tabernenrück- burger Modell vier Säulen angenommen ­werden.
wand verläuft (ebd. Taf. 47). Südlich der St. Gallus- Vgl. auch Anm. 746 zum Propylon des Forum
kirche reicht die Außenportikus über die Tabernen Vetus von Sarmizegetusa, das zwar vier Säulen in
hinaus bis zur Flucht der östlichen Außenmauer der Front hat, aber nur einen Durchgang ­besitzt.
der Basilika. Dazu Eingartner 2011, Beilage 1. Zur Dagegen ist ein Doppelportal etwa am Forum
südlichen Außenportikus in der Kirchenstraße 24/ von Silchester anzutreffen. Vgl. Boon 1974, 108.
Eintrachtgasse 3: ebd. 88 (Mauer 1425). An der Die Breite des gesamten Durchgangs beträgt dort
Oberseite waren die Fundamentmauern dort mit 6,7 m, im Ladenburger Modell ca. 10 m (Doppel-
einer dünnen Mörtelschicht eben versiegelt. Die portal, 4,2 m pro Portal bei einer Höhe von ca.
Krone liegt hier bei 103,4 m ü. NN. 6 m). Die Achsen von Säulen und Portalen wurden
761 Vgl. etwa das Forum von Silchester, dessen Außen- im virtuellen Nachbau des Forumhaupteingangs
portiken den gesamten Komplex einfassen. Dazu nicht aufeinander abgestimmt.
Fox/John Hope 1893, 541 Taf. 41. 764 Das „Aufgehende“ der äußeren Portikus im Nor-
762 Zu Speyer: Cüppers u. a., 562–564 Abb. 494 (2.–3. den beginnt rund 20 cm tiefer, was eventuell auf
Jh. n. Chr.); vgl. den Nachbau einer Portikus, die an ein etwas tieferes Gehniveau hinweisen könnte.
der Hauptstraße von Noviomagus verlief, in der Vgl. Eingartner 2011, 88. Zum Gehniveau der im
Speyerer Gilgenstraße 13 am Archäologischen Süden des Forums entdeckten Straße in der Ein-
Schaufenster. Zu Schwarzenacker: Kell 2008, 11; 18. trachtgasse 3: Eingartner 2011, 104. Zum Aufbau
Zur Verwendung von tuskischen Säulen an Straßen- einer römischen Straße: Müller 2008, 278 (Kies).
portiken und anderen Plätzen vgl. Schäfer 1999, 765 Eingartner 2011, 20. Die Höherlegung des Forums
694. Ferner belegt die Publikation Fox/John Hope im Vergleich zu den umgebenden Straßen findet
1893, 541 Taf. 37; 39 tuskische Säulen für die Au- man etwa auch in Timgad. Dazu Holtzinger 1906,
ßenportiken des Forums von Silchester. 1 Abb. 1.
763 Im Grundriss nachgewiesen ist ein dreigeteilter 766 Eingartner 2011, 88 (Mauer 1425); ebd. 134. Er räumt
Eingang am rechteckigen Forum von Gerasa. Dazu aber mündlich ein, dass diese Schlussfolgerung
Agusta-Boularot/Seigne 2005, 307 Abb. 3. Dort ist nicht absolut sicher sei. Die Frage der geringeren

122
9 / Äußere Portiken

höher anzusetzen sein als die Oberkante der zes eingefügt worden. Für die Lösung des Pro­
Straßen. Ebenfalls möglich erscheinen jedoch portionenproblems bieten sich mehrere Mög­
auch ein etwas höherer Laufhorizont der äu­­ lichkeiten an. So wären Postamente oder eine
ßeren Hallen und dann eine zu den Straßen durchlaufende Sockelzone für die Aufstellung
hin überleitende Stufenkonstruktion, die ent­ der Säulen denkbar. Oder aber man nimmt – wie
weder über die gesamte Länge reichte oder im vorangegangenen Kapitel erörtert – ein in et­
von mehreren kleineren Treppen unterbrochen wa gleich hohes Gehniveau an den äußeren wie
war. Selbst ein ungefähr gleich hohes Niveau inneren Portiken und eine ähnliche Bauweise
von den äußeren und inneren Säulenhallen ist an.770 Geht man von einem ungefähr auf glei­
nicht auszuschließen. In der digitalen Nach­ chem Laufhorizont liegenden Fußboden aus,
bildung liegen die äußeren Portiken in etwa auf könnte man im Aufbau die Dimensionen der ein­
dem gleichen Laufhorizont wie die inneren zelnen Bauteile von der inneren Halle überneh­
Portiken. Dafür wird der ca. 3,5 m breite Be­ men und auf die Außenportiken übertragen. So
reich zwischen Portikus und Straße, wie er im erhielte man eine im Querschnitt symmetrische
Süden des Forums in der Eintrachtgasse 3 do­ Konstruktion, wie dies im Modell zu erkennen
kumentiert ist, in die Überlegungen mit ein­ ist. Aber auch die Herabsenkung des äußeren
bezogen und mit einer Stufenanlage zum Teil Pultdaches und damit eine asymmetrische Bau­
gefüllt.767 weise sind nicht auszuschließen. Die in der virtu­
ellen Nachempfindung gewählte Konstruktion
ist nur eine unter mehreren plausiblen Varianten.
3 AUFRISS Aus den Ladenburger Befunden nicht ein­
Sommer setzt die Firsthöhe der anzunehmenden deutig zu beantworten ist auch die Frage, ob
Pultdächer der äußeren Portiken etwas höher an man von den Straßen aus zu den Tabernen
als die der inneren, wohingegen Eingartner von durch Türen eintreten konnte oder ob die Ta­
einer ungefähr gleichen Höhe ausgeht.768 Da bernen nur vom Forum aus zugänglich waren.
beide Autoren im Außenbereich ein tieferes Außerdem wäre sehr wohl vorstellbar, dass es in
Gehniveau als an den inneren Portiken vermu­ der Mitte der Nord- und Südseite zusätzliche
ten, müssten die Stützen außen länger gewesen Eingänge ins Forum gegeben hat, wie auch Ein­
sein als auf dem Forumshof, um die Strecke bis gartner mündlich vorschlug. Im Modell wurde
zu den Straßen wieder auszugleichen.769 Dies auf solche Durchlässe aus Mangel an Indizien
hätte im Nachbau an den äußeren Portiken zu verzichtet. Die Rekonstruktion orientiert sich
ungewöhnlichen Proportionen geführt, wenn am Regelfall und geht von einer durchgehen­
man von herkömmlichen (Stein)Säulen ausge­ den Rückwand der Raumflucht im Norden und
hen möchte. Sowohl Sommer als auch Eingart­ Süden der Anlage zur Straßenseite hin aus.771
ner legen sich nicht fest, ob hier Pfeiler oder Das Tragewerk der zu den Straßen hin geneig­
Säulen zu erwarten sind. Aus Gründen der mög­ ten Pultdächer war von unten – das gilt auch für
lichst einfachen und harmonischen Gestaltung die inneren Portiken – sehr wahrscheinlich sicht­
sind im Computermodell an der Außenseite des bar, eine Bauweise, wie man sie in ihrer Wirkung
Forums ähnliche Säulen wie im Innern des Plat­ zum Beispiel an heutigen Nachbauten antiker

Breite eines im Bereich der Portiken ­festgestellten 769 In einer mündlichen Mitteilung schlug Eingartner
Mauerabsatzes gegenüber den Verhältnissen an daher Holzpfeiler vor, die dann wiederum in den
der Basilika wird von Sommer 1998, 146 mit der Proportionen weniger festgelegt wären als Stein-
Änderung des Konzepts hin zu einer kleineren Aus­- säulen oder -pfeiler.
führung erklärt, wie Eingartner 2011, 20 a­ usführt. 770 In einer Rekonstruktionszeichnung bei Rabold
Die von Sommer angenommene Planänderung 2005c, 171 Abb. 184 (Rekonstruktion nach Filgis/
scheint von seiner Vorstellung der Nichtvollen­ Sommer; siehe auch Anm. 261) stehen die ­Säulen
dung der Basilika abgeleitet zu sein. Die Fertig- auf einer Sockelmauer. Das Gehniveau ist auf die-
stellung des Forums wird indessen nicht in Frage ser Zeichnung zwar nur ungefähr ­abzuschätzen,
gestellt. Der Absatz ist am Forum nur an e ­ iner liegt aber durch Treppenstufen ­angedeutet ober-
Stelle belegt. Zur äußeren Portikus und ihrer Re- halb des Straßenniveaus. Für eine solche Sockel-
konstruktion: Sommer 1998, 143. zone gibt es durchaus Hinweise von a­ nderen Bau-
767 Zum Übergangsbereich vgl. Eingartner 2011, 104. ten in Ladenburg (vgl. Funde im Mithras-Raum
Aus den Befunden kann man offenkundig keine des Lobdengau-Museums), aber nicht vom Forum
sicheren Schlüsse darüber ziehen, ob die Straße selbst.
bis zum südlichen Rand der Außenportikus 771 Lackner 2008, 271 zu republikanischen B ­ eispie­-
reichte oder eine Fläche zwischen Portikus und len, was vermutlich auch auf kaiserzeitliche Fo-
Straße übrig blieb. Auf dem Plan auf der Beilage 1 ren übertragen werden kann. In Ladenburg ist
suggeriert eine Linie die nördliche Kante der am die Rückmauer an den relevanten Stellen nur
Forum vorbeiführenden Straße und damit einen durch Mauerausbruchsgruben belegt, die über
Übergangsbereich zur Portikus. etwaige Durchlässe keine Rückschlüsse mehr
768 Sommer 1998, 140 Abb. 38 unten; Eingartner 2011, erlauben.
133 Abb. 20,2.

123
DIE 3D-REKONSTRUKTION DES RÖMISCHEN FORUMS VON LADENBURG

Straßenhallen im Vicus Schwarzenacker studie­ gesetzt haben könnte, damit genügend Platz für
ren kann. Als Bodenbelag kommen in L ­ aden­burg eine Treppe in die Eingangshalle zur Verfügung
Terrazzo oder einfache Steinplatten in Frage.772 stünde.773 Eingartner bleibt dagegen bei 4 m so­
Kaiser hält mit Blick auf den komplizierten wohl im Norden als auch im Süden und Westen,
T-förmigen Befund in der südlichen Kirchen­ was alles in allem am schlüssigsten erscheint.774
straße eine Verbreiterung der westlichen Außen­ Andernfalls hätte zudem die bislang nicht be­
portikus auf 7,2 m für möglich, was sich auch an legbare Portikus im Westen noch weiter in die
der Nord- und Südportikus einige Meter fort­ Hauptstraße hineingeragt.

772 Als Vorbild für das Modell wurde der Estrich aus ken) sei auch der Nachbau einer solchen an der
dem südlichen Eckraum in Ladenburg herangezo- römischen ­Herberge im Freilichtmuseum Xanten
gen (Terrazzo). Als Beispiel für das mögliche ehe- angeführt. Vgl. Kienzle 2008, 415 Abb. 261.
malige Aussehen einer Straßenhalle vom Boden 773 Kaiser 1998, 133 f.
(einfache Platten) bis zum Dach (sichtbare Bal- 774 Eingartner 2011, 18; 108–110.

124
10 / Ausstattung

10 AUSSTATTUNG

1 STATUEN UND ALTÄRE den beiden germanischen Provinzen zeigen


Als ein von der gesamten Civitas stark frequen­ konnten. Dabei wurden Ehrenstatuen nicht nur
tierter Ort war ein Forum für die Repräsentati­ in Kolonien wie Augusta Raurica (Augst) und
on von Angehörigen des Kaiserhauses sowie der Aventicum (Avenches), sondern auch in anderen
Reichs- und lokalen Eliten ganz besonders ge­ Zentralorten wie Neuenstadt am Kocher (Lkr.
eignet. Wo sich die Ausstattung sehr gut erhal­ Heilbronn, Baden-Württemberg) aufgestellt.
ten hat wie in den nordafrikanischen Kolonien Unter den Fragmenten befinden sich u. a. auch
Cuicul (Djemila) und Thamugadi (Timgad) oder solche von Panzerstatuen, Reiterstatuen und
der dakischen Hauptstadt Sarmizegetusa – wie sogar eines Gespanns.777
Lopodunum unter Trajan gegründete Städte – Aus Lopodunum sind bislang keine Statuen­
sind vor allem die Ränder des Forumsplatzes, fragmente vom Forum bekannt, wofür neben
aber auch Basilika, Kurie und Portiken gerade­ der Wiederverwertung von Bronze, aus der die
zu bevölkert von Ehrenstatuen (Abb. 55–57).775 meisten Statuen bestanden haben dürften,778
Zahlreich vertreten sind darüber hinaus auch auch die nur begrenzte Ausgrabungsfläche mit
Götterstatuen und Personifikationen, die zum verantwortlich sein könnte. Statuenbasen wie­
überwiegenden Teil mit dem Herrscher und derum konnten in nachrömischer Zeit beson­
seinen Tugenden verbunden oder auf das Staats- ders bequem als Steinquader wiederverwendet
und das lokale Gemeinwesen ausgerichtet sind: werden und wurden sicherlich als Erstes abge­
Außer Jupiter als dem obersten Staatsgott gel­ räumt. Angesichts des bis auf die Fundamente
ten sie Gottheiten wie Mars, Victoria, Hercules ausgeraubten Forumskomplexes ist es geradezu
oder Fortuna, die den Beinamen Augustus bzw. ein Glücksfall, dass sich überhaupt zwei epigra­
Augusta tragen, auch der Virtus und Pietas Au­ phische Denkmäler erhalten haben, die mit die­
gusti oder der Fortuna Redux, ferner dem Ge­ sem in Verbindung stehen können. Beide In­
nius coloniae, dem Genius senatus, dem Genius schriften enthalten den Namen des Kaisers
oder der Concordia ordinis sowie dem Genius Septimius Severus.779
populi.776 Dies muss in gewissem Umfang eben­ Das erste Monument wurde zwar außerhalb,
so für die öffentlichen Plätze der Städte Ober­ aber nahe der Südwestecke des Forums in der
germaniens gegolten haben, wie nun Forschun­ Kirchenstraße 6 gefunden (Abb. 58).780 Nach der
gen zu römischen Großbronzen in Raetien und bisherigen Forschungsmeinung gehörte der

775 Zu Cuicul und Thamugadi: Zimmer 1989, bes. 18 777 Gebrochener Glanz 2014. Siehe außerdem Kortüm/
Abb. 5; 39 Abb. 16. Zu Sarmizegetusa: Piso/Diacone- Neth 2009, 138 Abb. 114 zu Neuenstadt am Kocher.
scu 1999, bes. Abb. 1–2; Étienne u. a. 2006, bes. 89 Vereinzelt gibt es auch Belege aus Britannien:
Abb. II/40. Allgemein siehe auch Witschel 1995a, Fragmente einer bronzenen Reiterstatue aus der
332–387; Witschel 2016, 91–152. Südecke des Forums von Gloucester (Bergemann
776 Zu Sarmizegetusa: Fortuna Augusta: Étienne u. a. 1990, 71 f. Nr. P23; Henig 1993, 60 Nr. 177 Taf. 43;
2006, 207 Nr. B.41; Piso 2006, 240 f. Nr. 22. Ge­ ­­ nius Wacher 1995, 155) und aus der Nähe des Forums
ordinis: Étienne u. a. 2006, 207 Nr. B.44; Piso 2006, von Venta Silurum (Caerwent) das Postament
237 f. Nr. 19. Concordia ordinis: Étienne u. a. 2006, ­einer Statue des Senators Ti. ­Claudius Paulinus,
207 Nr. B.45; Piso 2006, 235–237 Nr. 18. Zu C ­ uicul: mit der ihn die Civitas Silurum im Jahr 219 n. Chr.
Mars Augustus: Wesch-Klein 1989, 58 f. Nr. C13 ehrte (RIB 311; Wacher 1995, 382 f. mit Abb. 171).
(unsicher); 65 f. Nr. C49. Victoria Augusta: ebd. 57 f. 778 Vgl. Stoll 1992, 200 f. zum Verhältnis von Bronze-
Nr. C10. Hercules Augustus: ebd. 58 Nr. C11. V ­ irtus zu Steinstatuen in den Militärlagern am oberger-
des vergöttlichten Mark Aurel: ebd. 67 Nr. C51. manisch-rätischen Limes. Zum Teil lässt sich bei
­Pietas Antonini Pii: ebd. 54 f. Nr. C2. Genius colo- den dortigen Bronzestatuen auch Vergoldung
niae: ebd. 65 f. Nr. C49. Genius ­senatus Cuiculitano­ nachweisen (ebd. 78; 203).
rum: ebd. 55 Nr. C4. Genius populi (Cuiculitanorum): 779 Eine ausführliche Besprechung der beiden Stücke
ebd. 55 f. Nr. C6; 58 Nr. C12. Thamugadi: ­Victoria und ihre Interpretation bei Gräf 2015, 283–294.
Augusta: ebd. 81 Nr. T38; 83 Nr. T47. Fortuna Siehe dort auch zum Folgenden.
­Augusta: ebd. 75 f. Nr. T15. Genius coloniae: 79 f. 780 CIL XIII 6420 (= ILS 7104 = EDH: HD036401); Wie-
Nr. T28. Concordia(?) ordinis: ebd. 84 Nr. T51. gels 1999, 187–189 Abb. 1; Wiegels 2000, 58 f. Nr. 15;
­Genius populi Augustus: 81 Nr. T36. Das Gemein­ 188 f. Abb. 17. Die Fundstelle befand sich laut CIL
wesen betreffende Gottheiten sind auch aus „hinten im Garten des Wirtshauses ‚zum Lust-
­Lopodunum bekannt: siehe einen Altar für den garten‘“, d. h. des heutigen „Hotel im Lustgarten“,
Genius civitatis aus dem Bereich des Theaters etwa 80 m von der Südwestecke des Forums ent-
(CIL XIII 6417 = CIL XIII 4, p. 97 s.n. 6417; Wiegels fernt; eingezeichnet bei Haug 1911, 213 Abb. 185 „F“.
2000, 33 f. Nr. 1 Abb. 3 = EDH: HD036396).

125
DIE 3D-REKONSTRUKTION DES RÖMISCHEN FORUMS VON LADENBURG

Sandsteinblock zu einer Ehrenstatue des ge­ vermutet Eingartner aber vor allem aufgrund
nannten Herrschers, was nicht ganz auszuschlie­ des von Kuhoff als „ehrende Bauinschrift“ (ein
ßen ist (Abb. 59a). Wahrscheinlicher ist jedoch, problematischer Terminus) gedeuteten Tafel­
dass er zur Basis der Statue einer Gottheit ge­ textes.783 Viel näher als eine Verbindung mit hy­
hörte, die mit diesem verbunden war, etwa dem pothetischen größeren Restaurierungsarbeiten
Genius (wie hier in Abb. 59b vorgeschlagen), der liegt aber eine Deutung als Ehreninschrift auf
Virtus oder der Pietas des Septimius Severus. Al­ einer Statuenbasis. Die Umzeichnung der ge­
ternativ ist ein Altar vorstellbar, der dann auch genüber Kuhoffs Version in der Ordination
mehreren Gottheiten, etwa dem Jupiter und leicht verbesserten Ergänzung des Inschrifttex­
dem Genius Imperatoris gegolten haben kann tes ergibt eine Breite von etwa 100 cm, zu der
(Abb. 61). Zu datieren ist das Denkmal wahr­ eventuell ein Rahmen hinzuzurechnen ist. Die­
scheinlich zwischen 195 und 211 n. Chr. Da es se lässt sich am besten mit dem Postament für
von der Civitas Ulpia Sueborum Nicrensium ge­ eine Reiterstatue des Septimius Severus oder
stiftet wurde, muss es im öffentlichen Raum er­ für eine Statuengruppe, die noch weitere Ange­
richtet worden sein. Hierfür kommt ein nahege­ hörige des Kaiserhauses mit einschloss, verein­
legenes Heiligtum ebenso in Frage wie das Fo­ baren (Abb. 62–63).784 In beiden Fällen wären
rum, auf dem nicht nur Götterstatuen, sondern die Standbilder leicht überlebensgroß gewesen,
auch Altäre gestanden haben können.781 wie dies bei Kaiserstatuen häufig der Fall war.785
Das zweite Monument, ein Tafelfragment Während Reiterstandbilder zu den ohnehin ge­
aus hellem graubraunem Marmor stammt aus läufigen Statuentypen gehören, sind Familien­
der Nordwestecke des Forumsplatzes und ist monumente gerade unter den Severern beson­
zwischen 198 und 211  n. Chr. zu datieren ders zahlreich und auch für Obergermanien
(Abb. 60).782 Wolfgang Kuhoff sieht die Tafel in belegt.786 Auf Foren kommen beide Monument­
Zusammenhang mit den Restaurierungsmaß­ arten vor, selbst auf solchen wie in Sarmizegetusa
nahmen, die sich in der nordwestlichen Taber­ oder Segobriga (Saelices) in Spanien, die kleiner
na nachweisen lassen, und stellt sie sich an einer als das Ladenburger Beispiel sind.787 Die qua­­
Wand, am ehesten an der Eingangshalle, ange­ litätvolle Inschrift und die Verwendung von
bracht vor. Allerdings betreffen diese Maßnah­ Marmor unterstützen die Vermutung, dass das
men nur Reparaturen am Tabernaboden, wo Stück zu einem besonders aufwendigen Denk­
Absenkungen durch eine kastellzeitliche Grube mal gehörte. Die Angabe des Stifters ist nicht
ausgeglichen werden mussten. Der Ziegelplat­ erhalten, doch handelte es sich sehr wahrschein­
tenboden darüber ist in severische Zeit oder so­ lich auch hier um die Civitas Ulpia S ­ ueborum
gar danach zu datieren. Ferner weist ein kleiner Nicrensium. Da Kaiserstatuen oft in Jahren ge­
Fundkomplex in der Basilika auf nach Art und setzt wurden, die sich mit keinem bestimmten
Umfang nicht näher bestimmbare Reparaturar­ Ereignis in Verbindung bringen lassen, bleiben
beiten hin. Dass es noch weitere severerzeitli­ Anlass und genauere Datierung der Aufstellung
che Baumaßnahmen gegeben haben könnte, unbekannt. Vermutlich stand das Denkmal am

781 Ein Altar für Jupiter und den Genius Augusti wurde 784 Eine Interpretation des Fragments als Frontplatte
z. B. vor dem Haupteingang des F ­ orums von Baga­ einer Reiterstatuenbasis hält auch Schäfer 2014,
cum (Bavay) gefunden (AE 1999, 1079 = AE 2003, 252 für möglich.
1199 = EDH: HD048462). Vom F ­ o­rum von Lugdu­ 785 Eine Reiterstatue wäre circa 1,3-fach lebensgroß
num Convenarum (Saint-Bertrand-de-­Comminges) gewesen, d. h. der Reiter, wenn er stünde, wäre
stammt ein Jupiteraltar (AE 1994, 1185 = EDH: etwa 2,15 m hoch. Bei einem mehrfigurigen Denk-
HD051619). Einen weiteren Jupiter­altar setzte die mal ergeben sich als ungefähre Statuenhöhen für
Civitas Cobelcorum auf ihrem ­Forum in Torre de Septimius Severus 1,8 m, für Iulia Domna 1,7 m.
­Almofala, Lusitania, ­Portugal (AE 1998, 700 = EDH: Statuen von Knaben, die keine Kleinkinder mehr
HD048772). Ein Altar für Fortuna kam auf dem waren, aber noch die Bulla trugen, also unter 15–
Forum von Emporiae (Empúries) zutage, H ­ ispania 17 Jahre alt waren, sind etwa drei Viertel so hoch
citerior, Spanien (IRC III Suppl. 196 = AE 2002, wie Erwachsene. Die Statuen Caracallas und Ge-
867 = EDH: HD046013), ein weiterer für Fortuna tas wären bei einer frühen Datierung daher etwa
Au­gusta in der Basilika des Forum Vetus von 1,35 m hoch einzuschätzen. Dazu Gräf 2015, 291 f.;
Sarmize­getusa (IDR III 2, 210 = AE 1933, 245 = EDH: Ruck 2007, 50; 131 f. 135 f. Tab. 8.
HD024132). 786 Vgl. insbesondere die sog. Mainzer Zenturionen­
782 EDH: HD036516; Rabold/Sommer 1998, 32 Abb. 28; inschrift, die zum Postament für eine Statuen-
Sommer 1998, 146 Abb. 43; Wiegels 1999, 189–203 gruppe, bestehend aus Septimius Severus, Cara-
Abb. 2; Kuhoff 2011, 165–170 Abb. 1–2. Jürgen Süß calla, Geta und Iulia Domna, gehörte: CIL XIII 6801
fand die bereits auf dem Förderband zum Abtrans- (= EDH: HD022349).
port in einen Container mit Grabungsschutt lie- 787 Größe der Foren im Vgl.: Ladenburg: 57 × 42 m;
gende Inschrift. Die genaue Herkunft ließ sich nicht ­Segobriga: knapp 39 × 33 m; Sarmizegetusa: ca.
mehr bestimmen, doch stammt sie in jedem Fall 32 × 38 m. Zu Ladenburg: Eingartner 2011, 132
aus einem Schnitt in der Metzgergasse. Abb. 19. Zu Segobriga: Abascal u. a. 2007a, 63–66.
783 Gairhos 2011, 137 f.; Eingartner 2011, 97 f. 119 Taf. 26; Zu Sarmizegetusa: Piso/Diaconescu 1999, 131–134
37 (Profil 566). Abb. 1–3; Étienne u. a. 2006, 202–207 Abb. II.

126
10 / Ausstattung

0 5 10 m

55 Grundrissplan des Forums von Cuicul mit Position der Statuenbasen auf der Grundlage von Zimmer 1989. Rot
markiert sind die Statuenmonumente trajanischer Zeit. M. 1:500.

127
DIE 3D-REKONSTRUKTION DES RÖMISCHEN FORUMS VON LADENBURG

? ?
N

0 5 10 m

56 Grundrissplan des Forums von Thamugadi mit Position der Statuenbasen auf der Grundlage von Zimmer 1989.
Rot markiert sind die Statuenmonumente trajanischer Zeit. M. 1:500.

128
10 / Ausstattung

57 Grundrissplan des Forums von Sarmizegetusa mit Position der Statuenbasen auf der Grundlage von Piso u. a. 2006, Abb. II/40. Rot
markiert ist das zentrale Denkmal auf dem Forumsplatz aus trajanischer Zeit. M. 1:500.

129
DIE 3D-REKONSTRUKTION DES RÖMISCHEN FORUMS VON LADENBURG

Rande des Platzes. Im Falle einer Reiterstatue hypothetisch einen Rundbau vorschlägt. Wollte
und nach dem Fundort wäre es vorstellbar, dass man sie als quadratischen Unterbau für ein
einem Reiterstandbild des Septimius Severus Denkmal interpretieren, besäße dieser laut
heute verlorene Statuen seiner Söhne entspra­ Eingartner eine außerordentliche Kantenlänge
chen und sie beispielsweise platzseitig die Zu­ von 12 m.790 Eine solche Annahme ist aber
gänge der Eingangshalle flankierten. Gerade schon deshalb unwahrscheinlich, weil das
Durchgangssituationen wurden gerne für der­ Denkmal dann schräg zu den Forumsachsen lä-
artige aufeinander bezogene Ehrenstatuen ge­ ge. Vermutlich ist vom zentralen Denkmal bis-
nutzt.788 lang also nichts gefunden worden. Für das
Da einerseits von der Existenz von Standbil­ 3D-Modell wurde eine Reiterstatue gewählt,
dern auszugehen ist und diese den Gesamtein­ wie sie auf dem Forum Traiani in Rom oder
druck des Forumsplatzes mit geprägt haben demjenigen von Hippo Regius (�Annāba) belegt
müssen, andererseits aber deren Zahl und ge­ ist.791 Auf anderen Foren sind im Zentrum qua-
naueres Aussehen nicht zu fassen sind, war eine dratische Postamente nachgewiesen, so in Sar-
Umsetzung in der 3D-Rekonstruktion nicht mizegetusa, wo aufgrund des Segments einer
einfach: Die Entscheidung fiel darauf, die kreisförmigen Struktur darauf ein Tropaeum
Denkmäler halb transparent darzustellen und rekonstruiert wird,792 und in Cuicul, wo die Ba-
für die Statuen bis auf einzelne Ausnahmen eine sis nach Größe und Proportionen am ehesten
stereotyp aufrecht stehende und nackte Figur für eine leicht überlebensgroße Quadriga ge-
als schematischen Stellvertreter einzusetzen. eignet wäre.793 Sie lagen nicht immer genau
Auf die Platzierung von Standbildern in den oder fast genau in der Mitte des Forumsplatzes
Portiken, der Eingangshalle, der Basilika und wie in Hippo Regius. In Cuicul befand es sich am
ihren Annexbauten wurde weitgehend verzich- Schnittpunkt der sich durch den Haupt- und
tet. Unerlässlich für die Wirkung der Platzanla- den Seiteneingang ergebenden Blickachsen und
ge eines antiken Forums erschien aber ein zent- teilte diese jeweils im Verhältnis eins zu zwei,
rales Statuenmonument.789 Ob die beiden unge- am Forum von Sarmizegetusa und am Trajansfo-
fähr in der Längsachse des Platzes sehr tief rum in der Haupteingangs- und damit der Mit-
gelegenen Mauerstümpfe überhaupt zum Bau- telachse, aber innerhalb dieser nach Süden bzw.
horizont des Forums gehören, ist zweifelhaft. nach Osten verschoben. Diese Verschiebung
Sommer hält sie für den Unterbau eines sehr erklärt sich bei einem Blick auf den Grundriss
hohen und massiven Bauwerks, für den er (Abb. 64): In Sarmizegetusa wurde genau die

788 Vgl. z. B. die Platzierung von Statuen an Durch- 792 Étienne u. a. 2006, 139; 202 Nr. B.1 Abb. II/74; 82–
und Eingängen am Forum Vetus von Sarmizege­ 85; Piso/Diaconescu 1999, 128. Kantenlänge des
tusa (Étienne u. a. 2006, 82 Abb. II/33) oder die Fundaments 6,8 m, der Basis 5,6 m; erhaltene
beiden als Reiterstatuenpostamente g ­ enutzten Höhe 80 cm; der Durchmesser der zylindrischen
Treppenwangen, die auf dem Forum von S ­ egobriga Struktur lässt sich je nach Anordnung des Kreis-
vom Platz zur Basilika führten (Abascal u. a. 2007, segments, das kein komplettes Segment, sondern
64 f.). Ferner sind Basen für Kaiserstatuen inner- an einer der spitz zulaufenden „Ecken“ gekappt
halb der Basilika von Stabsgebäuden nach Reuter ist, auf 1,6 oder 2,2 m rekonstruieren. Die Basis
1995, 37 vor allem zu beiden Seiten des Eingangs halten Piso/Diaconescu für zu groß für ein Sechs-
zum Fahnenheiligtum zutage gekommen und fin- gespann; die Breite spricht allerdings nicht dage-
den sich etwa im Torbereich von Auxiliarlagern gen (die Seiuga wäre noch leicht überlebensgroß,
Statuen von Kaisern, aber auch Göttern (ebd. 27 siehe Ruck 2007, 80 f. mit Anm. 201), sondern die
Anm. 11; 47 f. und Kemkes 2014, 112); siehe auch Form der Grundfläche, die nicht quadratisch, son-
Stoll 1992, 164–179 und den schematischen Plan dern breiter als tief sein müsste. Das als Parallele
der Fund- bzw. Aufstellungsorte zu den Kaiser- angeführte Tropaeum von Hippo Regius stammt
statuen und -basen ebd. 614 f. sicher nicht vom dortigen Zentralmonument, des-
789 Zu Statuen im Zentrum der stadtrömischen Foren: sen Basis eindeutig die Form eines Reiterdenk-
Ruck 2007, 73–86. mals hat.
790 Sommer 1992c, 117 f.; Sommer 1992d, 131 f.; Sommer 793 Wesch-Klein 1989, 69 Nr. C67; Maße: 2,35 × 3,5 × 
1998, 139; 143; Eingartner 2011, 107 f. (Mauer 493 3,95 m. Die Quadriga wäre etwa 1,3-fach lebens-
und 497); ebd. 134 Taf. 45 (Mauer 493 und 497); groß einzuschätzen. Vgl. hierzu Ruck 2007, 80;
s. o. Anm. 129. Im Plan bei Eingartner auf Beilage 1 144 Anm. 582. Die Größe der Basis für eine lebens-
ist der von ihm abgelehnte Rundbau allerdings große Quadriga beläuft sich auf etwa 2,9 × 3,1 m.
mit gestrichelter Linie angedeutet. Eine Quadriga stand vermutlich im Zentrum des
791 Zum Forum Traiani: Ruck 2007, 85 (Fundament: Augustusforums: Dazu ebd. 75 f. Vgl. ferner ein
3,76 × 7,54 m; Basis: ca. 2,3 × 6 m). Zu Hippo ­Regius: im Fundament 7,48 × 7,8 m messendes Denkmal
Marec 1954, 373 (Basis: 3 × 5,5 m). Auch in der auf dem Forumsplatz von Segobriga in Hispanien,
Mitte des Forum Romanum sind Reiterstatuen welches in der Mitte der Längsachse liegt, aber
bezeugt: der Equus Domitiani (Grundfläche des leicht aus der Querachse nach ­Osten verscho-
anzunehmenden Unterbaus: 7,8 × 12,2 m, siehe ben ist (Abascal u. a. 2011, 124 Abb. 11; Abascal u. a.
Ruck 2007, 76–79) und eine Reiterstatue des Sep- 2007b, 35).
timius Severus (?) (Grundfläche des anzunehmen-
den Unterbaus: 6 × 10 m, siehe ebd. 85 f.).

130
10 / Ausstattung

Mitte zwischen dem Tetrapylon und der Curia,


d. h. den beiden äußersten Punkten, von denen
aus man das Denkmal sehen konnte, gewählt.
Am Trajansforum teilt das Standbild die Länge
des Forumsplatzes im Verhältnis eins zu zwei
und steht zugleich mittig zwischen dem Zugang
zur Eingangshalle794 und dem Basilikaeingang.
Da für Lopodunum zu wenige Anhaltspunkte
vorliegen, wurde die Reiterstatue im Modell ge-
nau in die Platzmitte gestellt. Wie Tabelle 8
zeigt, hätten die Foren von Sarmizegetusa und
Cuicul, deren eigentliche Hoffläche sogar klei-
ner als diejenige des Ladenburger Forums ist,
ähnlich lange Blickachsen gehabt. Die Entfer-
nung von den Enden der Achse zum Denkmal
entspräche sogar fast genau der Situation in
Sarmizegetusa. Leider sind das Aussehen der
zentralen Standbilder und daher auch deren
Größe im Verhältnis zur Lebensgröße dort
nicht gesichert, so dass sich daraus keine Schlüs-
se auf die Größe eines zentralen Denkmals im
Forum von Lopodunum ergeben. Offenbar ko-
lossale Reiterstatuen standen jedoch auf dem
Forum von Hippo Regius und dem Trajansforum
in Rom, deren Blickachsen deutlich länger wa-
ren. Für das Ladenburger Standbild wurde im
Modell vorschlagsweise Überlebensgröße, d. h.
nicht mehr als eineinhalbfache Lebensgröße,
angenommen, auch wenn sich eine kolossale
Statue nicht ausschließen lässt.

2 INSCHRIFTEN
Außer den beiden erhaltenen Inschriften sind
noch eine Reihe weiterer Inschriften an ver­
schiedenen Orten des Forumskomplexes anzu­
nehmen. Während Inschriften auf Sockeln von
nach und nach errichteten Statuen und Altären
im Modell keine Berücksichtigung fanden, wur­
den Vorschläge für diejenigen gemacht, welche
zur Erstausstattung eines Forums gehört haben
dürften: für eine Ehreninschrift auf dem zentra­ Thamugadi und Sarmizegetusa sowie des wohl 58 Fragment eines Blocks
len Denkmal des Forumshofes und Bauinschrif­ 105/106 n. Chr. gegründeten Forums des Muni­ mit Inschrift von der
Kirchenstraße 6.
ten an den Haupteingängen des Gesamtkom­ cipiums Burnum stammen noch aus trajanischer
plexes und der Basilika.795 Der Inhalt hängt hier Zeit. Eine Bauinschrift Trajans aus der zwischen
nicht zuletzt von der Datierung des Forums 98 und 102 n. Chr. gegründeten Kolonie Poetovio
selbst ab. Die frühesten Inschriften der Foren (Ptuj) lässt sich vermutlich ebenfalls dem Forum
der 100 bzw. 106 n. Chr. gegründeten Kolonien der Stadt zuordnen.796

794 Ruck 2007, 85. Zu dem etwa quadratischen Saal, Senator und patronus coloniae A. Larcius Priscus;
der einst von zwei überdachten und etwas er- sehr wahrscheinlich 110 n. Chr.) und ebd. 84 Nr.
höht liegenden Durchgängen flankiert wurde: T 50 (= CIL VIII 2356; Ehrenstatue Trajans in der
ebd. 61 Anm. 71. Packer sieht in ihm einen Narthex Kurie; 116/117 n. Chr.). Zu Sarmizegetusa: Piso 2006,
und den Hauptzugang zum Trajansforum: Dazu 217–219 Nr. 4 Abb. III/4 (= IDR III 2, 135 = ILD 239 =
­Packer 2003, 128. AE 2003, 1515 = EDH: HD043824; sicher für Trajan,
795 Eine Ausnahme bilden der Equus Domitiani wegen der wahrscheinlichen Ergänzung optimus
und eine Reiterstatue des Septimius Severus und Parthicus 116/117 n. Chr.; zum Zentralmonu-
(?), die nachträglich auf dem viel älteren Forum ment B1 gehörig, wo die meisten Fragmente ge-
­Romanum errichtet wurden (s. o. Anm. 791). funden wurden; s. o. Anm. 792). Zur Bauinschrift
796 Zu Thamugadi: Wesch-Klein 1989, 71 Nr. T 4 vom Tetrapylon: s. u. Anm. 802. Zu Burnum: s. u.
(= CIL VIII 17891 = ILS 1055; Ehrenstatue für den Anm. 803. Zu Poetovio: s. u. Anm. 801.

131
DIE 3D-REKONSTRUKTION DES RÖMISCHEN FORUMS VON LADENBURG

Tabelle 8 Die Position der Reiterdenkmäler.

Gebäude freie Hoffläche Blickachsen Entfernungen von den zentrales Monument


(ca.) (ca.) äußersten Blickpunkten der
Längs- und Querachsen zum
Mittelpunkt des Denkmals
(ca.)
Lopodunum (s. o. Anm. 787) 57 × 42 m L = 57 m L = 28,5 m ?
Q = 42 m Q = 21 m
Sarmizegetusa 32 × 38 m L = 60 m L = 30 m 5,6 × 5,6 m; Tropaeum ?
(s. o. Anm. 787 und 792) Q = 38 m Q = 19 m
Cuicul (Zimmer 1989, 17 43 × 32 m L = 64 m L = 42 bzw. 22 m 2,35 × 3,5 × 3,95 m;
und Anm. 793) Q = 42 m Q = 27 bzw. 15 m ausreichend für eine 1,3-fach
lebensgroße Quadriga
Hippo Regius (Marec 1954, 76 × 42 m L = 76 m L = 40 bzw. 36 m 3,0 × 5,5 m; ausgehend von
263; 373 und Plan) Q = 42 m Q = 21 m der Tiefe eine etwa 2,8-fach
lebensgroße Reiterstatue797
Trajansforum 108 × 85 m L = 155 m L = 77,5 m Fundament: 3,76 × 7,54 m,
Q = 85 m Q = 42,5 m ­Standfläche für die Statue wohl
ca. 2,3 × 6 m; ausreichend
für eine 3-fach lebensgroße
Reiterstatue798

Für das Modell von Lopodunum wurde das sind leider nur selten belegt, doch versteht es
zentrale Statuenmonument mit einer Ehrenin­ sich von selbst, dass gerade sie zu den unver­
schrift für Trajan aus dem Ende seiner Regie­ zichtbaren Bauten gehörten, die das Funktio­
rungszeit versehen (Abb. 66), wie dies in Sarmi- nieren einer römischen Stadt überhaupt erst er­
zegetusa der Fall ist, wo die Kolonie Trajan als möglichten und ihren Status anzeigten. Einige
[condit]o[ri s]uo auf Beschluss des Stadtrates ein Hinweise hierauf gibt es immerhin doch.800 Aus
Denkmal setzte, nach der Ergänzung Ioan Pisos dem Fragment einer Bauinschrift aus Poetovio,
im Jahr 116/117 n. Chr., als das Forum im Gro­ das im Bereich des vermuteten Forums gefun­
ßen und Ganzen fertiggestellt gewesen sein den wurde, geht hervor, dass Trajan der [coloniae
muss.799 Ulpiae Trai]anae Poet[ovionensium] zwischen 103
Für Bauinschriften am Forums- und am Basi­ und 106 n. Chr. ein Gebäude stiftete.801 Das
likaeingang gibt es epigraphische Vorbilder, die nicht erhaltene Objekt und Prädikat muss aus
zwar nur fragmentarisch erhalten, aber plausi­ epigraphischen Erwägungen jeweils ein kurzes
bel zu ergänzen sind. Wie Zsolt Mráv im Zu­ Wort gewesen sein, was Mráv zusammen mit
sammenhang mit der Kolonie Poetovio heraus­ der Fundstelle zur Ergänzung [forum fecit] oder
stellt, war der Kaiser als Gründer einer Stadt [forum dedit] bewegt. Die Breite lässt sich auf
zugleich deren Patron. Er finanzierte die zu ei­ 3,7 m rekonstruieren. Entsprechend ergänzt ­Piso
ner neuen Stadt unbedingt zugehörigen öffent­ die Fragmente einer ehemals 0,9 × 5,6 m großen
lichen Bauten, die die Bewohner auf keinen Fall Bauinschrift Trajans aus dem Jahr 116 oder
alleine stemmen konnten. Dies spiegelt sich in 117 n. Chr., die nach ihrer Fundstelle und ihrer
den Bauinschriften römischer Herrscher in von Breite zum äußeren Bogen des Tetrapylons am
ihnen gegründeten Städten wider. Finanziert Eingang des Forums von Sarmizegetusa gehört
wurden in der Regel nicht Luxusbauten wie haben muss.802 Ihre Buchstabenhöhe nimmt
Thermen, sondern vorwiegend Brücken, Stra­ von 17 auf 8,5 cm ab. Auch hier sind Objekt und
ßensystem, Aquädukte und Stadtmauern. Foren Prädikat nicht erhalten, das Formular folgt aber

797 Die Abmessungen einer Basis für eine lebens- lässt sich nicht mehr bestimmen. Dazu CIL XIII
große Reiterstatue belaufen sich auf etwa 11722 (= EDH: HD036773) mit weiterer Lit.
0,77 × 1,98 m (Ruck 2007, 136 mit Anm. 524). 801 Mráv 2003, 132 Abb. 5 (= AE 2000, 1189 = AE 2003,
798 Ruck 2007, 85. 1348 = EDH: HD037457).
799 Piso 2006, 217–219 Nr. 4 (siehe Anm. 796). 802 Piso 2006/07, 151–161 Abb. 1–5 (= AE 2007, 1203 =
800 Ob sich der in mehrere Fragmente gebrochene EDH: HD043692); zur früheren, von ihm selbst
und in sekundärer Verwendung gefundene Teil ei- revidierten Ergänzung Pisos siehe Piso 2006,
ner großen Bauinschrift aus Arae Flaviae (Rottweil) 211–214 Nr. 1 Abb. III/1 (= ILD 237 = AE 1998, 1084 =
auf das Forum bzw. ein Forumsgebäude bezieht, AE 2006, 1139).

132
10 / Ausstattung

59 Fragment von der


­Kirchenstraße 6:
Rekonstruktion als
Ehreninschrift auf der
Basis für eine Statue
des Septimius Severus
(a) und als Weihin-
schrift auf der Basis
für eine Statue des
Genius des Septimius
Severus (b). M. 1:20.

60 Fragment von der


­Kirchenstraße 6:
­Rekonstruktion als
Weihinschrift auf
einem Altar für Jupiter
und den Genius des
Septimius Severus.
M. 1:20.

10 20 30 40 50 cm
10 20 30 40 50 cm

dem gleichen Schema: [coloniae U ­ lpiae T]ra[i] buchstaben.804 In Cyrene lief eine einzeilige
anae Dacic(ae) [Sar]miz[egetusae forum cum --- Bauinschrift Hadrians aus dem Jahr 119 n. Chr.
dedit] oder [fecit]. offenbar ober­halb der Säulenstellung an der
Vom Forum von Burnum stammt ferner das ­Basilika entlang.805 Sie steht auf eradiertem
Fragment eines Epistyls, dessen Inschrift – si­ Text und dürfte daher eine anstelle der ur­
cher eine Bauinschrift – Trajan nennt. Der Ka­ sprüng­lichen Bau­inschrift angebrachte Restau­
sus ist allerdings unklar. Die Buchstabenhöhe rierungsinschrift sein. Ihre Buchstabenhöhe
beträgt 18,7 cm.803 beträgt 23–24 cm. Vielleicht ebenfalls von einer
Bauinschriften von Basiliken sind in der Co- Forumsbasilika stammen fünf Fragmente einer
lonia Iulia Equestris (Nyon) und in Cyrene be­ Bauinschrift aus dem Jahr 79 oder 81 n. Chr.,
zeugt. In Nyon befand sie sich am Architrav die in der Nähe eines Eingangs an der Nord­
der Fassade des unteren Stockwerks der älteren, ostseite des Forums von ­Verulamium (St. Al­
etwa aus der Zeit zwischen 50 und 70 n. Chr. bans) gefunden wurden.806 Genannt waren die
stammenden Basilika und bestand aus in Bet­ Kaiser Titus und sein Bruder Domitian, damals
tungen eingelegten, wohl vergoldeten Bronze­ noch Caesar, sowie der amtierende Statthalter

803 CIL III 14988 (= EDH: HD058293); Patsch 1900, 71 f. 805 Gasperini 1971, 17 f. Nr. B.4 Abb. 17 (= AE 1974, 672 =
Nr. 1 Abb. 44; Campedelli 2007, 73 f. EDH: HD011679).
804 Rey-Vodoz u. a. 2003, 41. 806 RIB 3123 (= AE 1957, 169 = EDH: HD017288); Frere
1983, 69–72 mit Abb. 28b Taf. 9.

133
DIE 3D-REKONSTRUKTION DES RÖMISCHEN FORUMS VON LADENBURG

1 5 10 cm

61 Fragment einer Tafel


mit Inschrift von der
Metzgergasse. M. 1:4.

62 Fragment von der


Metzgergasse:
­Rekonstruktion als
Ehreninschrift auf der
Basis einer Reiter-
statue des Septimius
Severus. M. 1:20.

10 20 30 40 50 100 cm

Agricola. Die genaue Bezeichnung des Bauwerks von Farb­­resten waren sie einst mit roter Farbe
und das Prädikat sind jedoch nicht erhalten. In nachgezogen. Wegen ihrer geschätzten Höhe
der Rekon­struk­tion beläuft sich die Größe der von rund 28 cm dürften ferner die Buchstaben
Tafel auf etwa 1 × 4,3 m. Die Höhe der Buchsta­ auf vier kleinen Fragmenten, die wahrscheinlich
ben nimmt von 11,7 auf 7,9 cm ab. Nach Ausweis im nordwestlichen Teil der Basilika von Calleva

134
10 / Ausstattung

Atrebatum (Silchester) gefunden wurden, zu einer 0,95 × 6,2 m betragen haben könnte. Die Höhe 63 Fragment von der
Bauinschrift gehört haben.807 Auch sie weisen der Buchstaben nähme dann etwa von 17 auf Metzgergasse:
­Rekonstruktion als
noch rote Farbspuren auf. 11 cm ab. Für sie wurden nicht gemeißelte und
Ehreninschrift auf der
Für den Architrav des Forums- und des Basi­ mit roter Farbe ausgemalte Buchstaben, sondern Basis einer Statuen-
likahaupteingangs von Lopodunum wurde im vergoldete und im Stein verdübelte Bronze­ gruppe (von links nach
3D-Modell vorschlagsweise eine Bauinschrift buchstaben gewählt.808 rechts: Iulia Domna,
Trajans nach analogem Muster erstellt: Trajan Von anderen Foren sind auch spätere Inschrif­ Septimius Severus,
Caracalla, Geta).
im Nominativ (Nomenklatur, Titulatur und ten von Restaurierungen oder Stiftungen einzel­
M. 1:20.
Ämter aus dem Ende seiner Regierungszeit) ner Bestandteile bekannt.809 Öfters belegt sind
und forum bzw. basilicam dedit (Abb. 65). Die beispielsweise ins Pflaster des Forumsplatzes ein­
beste Aufteilung bei der im Modell gezeigten gelegte Bronzeinschriften wie in Segobriga, wo
Eingangssituation ergab sich mit einer dreizeili­ ein Privatmann aus eigenem Geld die Pflasterung
gen Inschrift, deren Abmessungen mit Rahmen übernommen hat.810 Ferner konnten an oder in
dann z. B. ähnlich wie in Sarmizegetusa rund der Basilika offizielle Dokumente wie Gesetze

807 RIB 84 (= EDH: HD069411); Boon 1974, 116. 809 Etwa 2CIL II 5, 794 (= EDH: HD031121) aus Singilia
808 Vergoldete Bronzebuchstaben sind im römischen Barba (Cerro del Castillón, Spanien).
Südwestdeutschland mehrfach belegt: Alföldy 810 Hispania Epigr. 10, 2000, 210 (= AE 2001, 1246 =
2005, 115. Zur Technik und ihrer Anwendung an EDH: HD047171). Weitere Beispiele: Saguntum (Sa-
Architraven und Ehrenbögen in Rom: Ruck 2007, gunto, Spanien): 2CIL II 14, 374 Taf. 6,5–7 (= CIL II
82 Anm. 207. Fortsetzung Seite 137

135
DIE 3D-REKONSTRUKTION DES RÖMISCHEN FORUMS VON LADENBURG

Rom Sarmizegetusa
10 50 100 m 5 10 25 m

Rom Sarmizegetusa
10 50 100 m 5 10 25 m

Cuicul Lopodunum
5 10 25 m 5 10 50 m

Cuicul Lopodunum
5 10 25 m 5 10 50 m

64 Position des zentralen Statuenmonuments in den Blickachsen bei verschiedenen Foren (oben links Trajans-
forum in Rom, oben rechts Sarmizegetusa, Forum Vetus, unten links Cuicul, altes Forum und Vorschlag für das
Forum von Lopodunum).

136
10 / Ausstattung

50 100 200 300

auf Bronzetafeln angebracht sein.811 Es wird ­aller­-


­dings auch Inschriften auf vergänglichem Ma­
terial, die nur vorübergehenden Zwecken dien­
ten, gegeben haben. So muss man sich nach 65 Vorschlag für eine
Werner Eck vorstellen, dass viele öffentliche Bauinschrift am
­Basilikahaupteingang.
Ankündigungen und Bekanntmachungen, auch M. 1:40.
aktuelle Namenslisten von Wahlbewerbern oder
den im Amt befindlichen Konsuln und städti­ 66 Vorschlag für die
schen Magistraten auf geweißten Holztafeln Ehreninschrift am
angenommenen
(tabulae albatae) geschrieben waren, die wieder ­Reiterdenkmal im
überstrichen und für neue Aushänge weiterver­ Zentrum des Forums-
wendet werden konnten.812 Nicht zuletzt dürf­ hofes. M. 1:20.
ten die Forumsbesucher im Laufe der Zeit 10 20 30 40 50 cm
schriftliche Spuren in Form von Graffiti und
Dipinti hinterlassen haben. Solche Inschriften
fanden jedoch keinen Eingang ins 3D-Modell. auch in der Basilika, die etwa für das Ausstellen
für den Verkauf bestimmter kostbarer Gegen­
stände eingesetzt wurden. Ähnlich verhält es
3 SONSTIGES sich wohl auch mit Mobiliar bzw. Installationen
Die Gebäude waren selbstverständlich nicht leer. in den Eckräumen hinter der Basilika.
In ihnen standen immobile und mobile Gerät­ Im Modell wurden in der Basilika bis auf Kande­
schaften unterschiedlichster Art. So kann man laber entsprechende Objekte weggelassen, wohin­
etwa von zahlreichen Kandelabern ausgehen, was gegen in den Tabernen verschiedene Gegenstän­
in Kapitel 2.10 bereits zur Sprache kam. Über­ de angedeutet werden.813 In der Apsis wurden für
dies gab es sicher Tische, Regale und Schränke, die angenommene Nutzung als Curia außerdem
insbesondere in den Tabernen, vielleicht aber Sessel auf den umlaufenden Stufen verteilt.

Fortsetzung Anm. 810 Nünnerich-Asmus 1994, 16. Siehe ferner die hel-
3869 = CIL II 3870 = CIL II 6049 = EDH: HD016940); lenistische Hiera Stoa in Priene, ein Hallenbau an
Buthrotum, Albanien: AE 2006, 1353 (= AE 2009, der Agora, in der Beschlüsse der Stadt auf Stein-
1299 = EDH: HD061313); Hippo Regius (’Annāba, tafeln veröffentlicht wurden, die an den Wänden
­Algerien): Marec 1954, 384 f. (= AE 1949, 76 = AE angebracht waren: Süß 2015, 25.
1951, 82 = AE 1952, p. 37 s.n. 104 = AE 1955, 147 = 812 Eck 1999, 58–62.
EDH: HD019383). 813 Zu immobilen und mobilen Gerätschaften in der
811 Im Forum von Veleia, Italien, befanden sich z. B. Basilka Aemilia in Rom: Freyberger 2009, 72; 2016,
Bronzetafeln mit der Lex Rubria in der ­Portikus 120. Tische sowie Regale und Schränke von Geld-
nahe dem Basilikaeingang: Dazu Nünnerich- wechslern bzw. Händlern, in denen „kostbare
Asmus 1994, 215 Kat.-Nr. 34. Vom Forum von Urso ­Gefäße und andere wertvolle ­Objekte aus ­Metall
(Ossuna, Spanien) stammt ferner die ursprüng- und anderen Edelmaterial zum Verkauf feilge-
lich etwa 13 m lange, über neun Bronzetafeln hin- boten wurden“, standen in den ­Seitenschiffen.
weglaufende Lex Ursonensis (2CIL II 5, 1022 = CIL II ­Publikumsverkehr gab es vor allem im Mittel­
5439 = CIL II 5439a = ILS 6087 = AE 1946, 123 = schiff. Die archäologisch belegten Einrichtungen
AE 1951, 32 = AE 1997, 826 = AE 1998, 742 = EDH: sind für die spätantike Nutzung des Gebäudes
HD031535). Zur möglichen Veröffentlichung von ­bezeugt.
Gesetzestexten in der Basilika von Pompeji siehe

137
DIE 3D-REKONSTRUKTION DES RÖMISCHEN FORUMS VON LADENBURG

11 UMGEBUNG

1 STRASSEN heute um einige Meter zur Feuerleitergasse hin


In Ladenburg ist trotz zahlreicher Grabungstä­ ab. Die auch hinter der Basilika zu erwartende
tigkeiten seit Anfang des 20. Jahrhunderts und Straße müsste unter der gartenartigen Freiflä­
trotz intensiver Erforschung von Forum und che im Rückraum der St. Galluskirche verlau­
Basilika in den letzten Jahrzehnten auch weiter­ fen sein, wenn sie nicht sogar erst im Bereich
hin nur wenig über das römische Stadtzentrum der Feuerleitergasse anzusetzen ist. Das Areal
bekannt. Insbesondere das nähere Umfeld des scheint im Mittelalter und in der Neuzeit nicht
Forums weist erhebliche weiße Flecken auf, die bebaut gewesen zu sein. Auch etwaige Niveau­
zum Teil mit der Zerstörung des Areals in frü­ unterschiede im antiken Stadtzentrum müssten
heren Epochen, vor allem aber mit der dichten im Bereich der Grünanlage hinter der St. Gal­
Bebauung der Altstadt seit dem Mittelalter und luskirche sowie im Gelände der evangelischen
damit der Unzugänglichkeit für archäologische Stadtkirche und der östlich sich anschließenden
Untersuchungen zu erklären sind. Parkplatzfläche festzustellen sein, so dass die
Auszugehen ist davon, dass sich der Forum- Topographie des Forums noch besser zu verste­
Basilika-Komplex in einem Stadtviertel befand, hen wäre. Da im Stadtgebiet von Ladenburg mit
das sich durch ein rechtwinkliges Straßenraster erheblichen Schuttschichten aus vielen Jahrhun­
auszeichnete. Am Restaurant „Zwiwwel“, süd­ derten und infolgedessen mit einer partiellen
lich der römischen Platzanlage, ist eine antike Verfälschung des ursprünglichen Reliefs zu
Straße zutage getreten, die tatsächlich genau rechnen ist, dürfte das heutige Bild die antike Si­
längs des Forums verläuft (Bef. 65). Von ihr tuation nicht richtig wiedergeben.
knickt im rechten Winkel eine antike Seiten­ Von 2014 bis 2015 wurden Grabungen in der
straße nach Süden hin parallel zur Eintracht­ Feuerleitergasse 10 durchgeführt, bei der kastell­
gasse ab, an der auf beiden Seiten Spuren von zeitliche und vicuszeitliche Baustruk­turen ent­
Häusern aus dem 2./3. Jahrhundert n. Chr. ent­ deckt wurden. Die genaue Bestimmung und Ein­
deckt wurden (Bef.  79; Abb.  46 Mitte; 67 ordnung der römischen Gebäude aus der Zeit,
links).814 Das Straßenniveau liegt knapp einen als Ladenburg Haupt­ort der Ne­ckar­sueben war
Meter unterhalb der Oberkante des Ziegelplat­ und das nur wenige Meter davon entfernt lie­
tenbodens in der nordwestlichen Taberna.815 In­ gende Forum genutzt wurde, erweisen sich aber
teressant ist, dass im Süden des Forums zwi­ wegen der geringen Größe der Grabungsfläche
schen der äußeren Säulenhalle und dem Stra­ als schwierig.816 Eine Straße wurde im Zuge der
ßenbelag, wie im Zusammenhang mit den archäologischen Arbeiten in diesem Bereich je­
Außenportiken (Kap.  9.2) besprochen wurde, doch nicht angeschnitten.
eine Zone von etwa 3,5 m Breite übrig bleibt, Im Westen des Forums könnte in der Zu­
die im Modell mit einer Stufen- bzw. Treppen­ kunft auf Höhe der Einmündung der Metzger­
konstruktion überbrückt wird. Trotz mehrerer gasse in die Neugasse vielleicht die Grenze des
Grabungen verbleibt eine große Lücke in unse­ Forums verifiziert werden. Dabei würde die
rem Bild von Lopodunum. Während der südli­ Frage, ob die äußere Portikus, die von der nörd­
che Bereich des Forums immerhin einigerma­ lichen und südlichen Seite des Forums gut be­
ßen bekannt ist, müssen die übrigen Flanken kannt ist, auch hier – wie vermutet – entlanglief,
der Platzanlage als weitgehend unerforscht gel­ eine wichtige Rolle spielen. Wenn es im Westen
ten. Im Norden deutet sich eventuell ebenfalls eine Säulenhalle gegeben hätte, wäre etwa zu
ein mehrere Meter breiter Streifen zu einer erörtern, ob sie breiter als die übrigen Portiken
Straße hin an, die dort aber nicht zweifelsfrei war und wie weit sie in die Flucht der nordsüd­
angeschnitten wurde, so dass über die genaue lichen Hauptstraße hineinragte. Möglicherwei­
Ausdehnung von Straße und Zwischenbereich se ließe sich sogar annäherungsweise bestim­
an dieser Stelle nichts abschließend gesagt wer­ men, wie die Position und Dimensionen des
den kann. Das Gelände östlich des Forums fällt vermuteten Hauptportals der Eingangshalle

814 Eingartner 2011, 106 f. Taf. 44. Der nordwestli- 815 Eingartner 2011, 20.
che Weg ist etwa 2,5 m, die westöstliche Straße 816 Rabold/Gross 2015, 211 f.
geschätzte 4 m breit. Westlich und östlich von
Straße 79 fanden sich zudem Hausmauern,
die einen Wohnbereich andeuten könnten.

138
11 / Umgebung

67 Das Forum von


­Ladenburg. Blick
von Südosten
(3D-Rekonstruktion­).

einzuschätzen sind, was unsere Vorstellungen auf den antiken Stadtkern mit dem Forum als
von der Gestalt und Aufgabe des großen Hal­ Zentrum hin. Der Bereich zwischen Sebastians­
lenbaus auf der westlichen Forumsseite schließ­ kirche und Forum ist noch kaum erforscht wor­
lich konkretisieren würde. Allerdings ist der den. Bis heute verläuft außerdem ein kanalisier­
Platz in der Mittelachse durch heutige Wohn­ ter Bachlauf am Marktplatz von Norden aus in
bebauung weitgehend verstellt. Richtung Basilika. Der Kandelbach, der hier
liegt und bis gegen 1100 die ovale Kernstadt be­
grenzte, durchfloss später die nach Osten ge­
2 SONSTIGES wachsene Stadt als „Entwässerungs- und Ge­
In der unmittelbaren Umgebung des Forums werbekanal“. Es ist anzunehmen, dass schon in
sind weitere Einrichtungen, die für die Ausstat­ der Antike unter dem Forum Wasser durchge­
tung eines römischen Stadtzentrums unverzicht­ leitet oder an seiner Außenseite um das Areal
bar sind, zu erwarten. So müsste es in der Mitte herumgeführt wurde, etwa aus der Flucht des
von Lopodunum mindestens eine große öffentli­ erwähnten Bachlaufs. In diesem Fall wären Res­
che Brunnenanlage gegeben haben, die sehr te eines römischen Kanals, der auch das abflie­
wahrscheinlich sogar in repräsentativer Weise ßende Wasser des Forums aufgenommen hätte,
ausgestaltet war, wenn auch nicht so aufwendig unter der Kirchenstraße zu erwarten.819 Auch aus
wie die prachtvollen Nymphäen im griechischen östlicher Richtung könnte ein Bachlauf durch
Osten oder in Rom.817 Das römische Kanalsys­ die antike Stadt geführt worden sein. Im Com­
tem von Ladenburg entzieht sich im Einzelnen putermodell wurde dieser Aspekt ausgespart.
ebenfalls unserer Kenntnis. Im Westen des rö­ Um Regenwasser abzuleiten, aber auch um
mischen Stadtgebiets fand man an der Sebasti­ die Abwässer der Händler und Stadtbewohner
anskirche Reste eines großen zum Neckar hin zu sammeln und kontrolliert abzuführen, müss­
führenden Abwasserkanals genau dort, wo das te es im Bereich des Forums oder an den umlie­
Kastelltor im 1. Jahrhundert n. Chr. gestanden genden Hauptstraßen mindestens einen großen
hat und in der zivilen Phase Lopodunums eine Kanal gegeben haben, so wie in den allermeis­
der Hauptstraßen ihren Ausgang nahm (cardo ten römischen Städten eine cloaca angelegt wur­
maximus).818 Die ca. 10 m breite Straße über­ de. Hierfür liefert Augusta Raurica erneut ein
nimmt den Verlauf der ehemaligen via praetoria gutes Beispiel. Die antike Stadt aus der Provinz
des Militärlagers. Die Richtung des Kanals, der Obergermanien besitzt Reste einer mannsho­
in der Mitte der Straße entdeckt wurde, weist hen Abwasserkloake mit Tuffsteingewölbe.820

817 Einen Vorschlag für einen Brunnen machte Som- zwei Brunnen zu rechnen, etwa an den Eckräu-
mer 1998, 139 in einem nicht weiter ausgeführten men, wo bislang keine Portiken nachzuweisen
Deutungsversuch der Fundamente im südwest- sind und genügend Platz für entsprechende Bau-
lichen Außenbereich des Forums („Treppe, Brun- ten wäre.
nen?“). Eine Vorstellung von der Vielfalt von Brun- 818 Heukemes 1971, 6 Abb. 1; 12 (Breite 1,8 m); Sommer
nenanlagen in Kleinasien bietet Dorl-Klingen- 1998, 130.
schmidt 2001. Zu einem Brunnen am Forum in 819 Zur Entwässerung des Forumsplatzes: s. o.
Lincoln, Provinz Britannia: Wacher 1995, 136; 138. Kap. 5.2.
Vielleicht ist in Ladenburg im östlichen Vorfeld 820 Berger 1998, 61; 189.
des Forum-Basilika-Komplexes mit einem oder

139
DIE 3D-REKONSTRUKTION DES RÖMISCHEN FORUMS VON LADENBURG

Außerdem gab es in römischen Städten öf­ hier entsprechende Einrichtungen zu vermuten


fentliche Toiletten, die oft über das ganze Stadt­ wären. Im Westen des Forums könnte man einen
gebiet verteilt waren, sich vor allem aber im geeigneten Platz für einen abgeschlossenen
Zentrum des Gemeinwesens befanden. Ähnlich Tem­pelbezirk wie in Augst oder einen umfrie­
ist auch im Umkreis des Forums von Laden­ deten Altarbezirk wie in Kempten erwägen, wenn­
burg mit einer öffentlichen Bedürfnisanstalt zu gleich die antike Hauptstraße, die im Bereich
rechnen.821 Aus Mangel an Indizien, wird im des Kastelltores an der Sebastianskirche belegt
Modell keine Latrine dargestellt. ist, auch bis zur Eingangshalle weitergeführt
In der unmittelbaren Nähe eines Forums ­lagen worden sein könnte.824 Die enge Kombination
gewöhnlich auch einige der wichtigsten Heilig­ aus Sakralbau und Forum, wie sie neben Augst
tümer. Sie umfassten stets einen Altar und waren etwa auch aus Feurs und wiederum Kempten be­
meist sogar mit einem stattlichen Tempelbau legt ist, ist in Ladenburg jedoch nicht oder zu­
ausgestattet. Anzunehmen wäre in Lopodunum mindest nicht in der klar formulierten urbanisti­
ein sakraler Platz für die Verehrung des Jupiter schen Struktur zu erwarten, da die Eingangshalle
und/oder für den Kaiserkult ähnlich wie in den Platz nach Westen hin deutlich abriegelte.825
Augst. Selbst ein Tempel für die Kapitolinische Ohnehin ist diese Gebäudeverknüpfung seit fla­
Trias wäre in einem Civitas-Hauptort nicht aus­ vischer Zeit rückläufig. Insbesondere das Kapi­
zuschließen. Wie Inschriften aus Nordafrika zei­ tol einer Stadt wurde von da an eher an einem
gen, waren Capitolia nicht den Kolonien vorbe­ separaten, baulich nicht mit dem Forum ver­
halten, und auch in den Nordwestprovinzen bundenen Ort und auch nicht zwingend in glei­
gibt es Hinweise auf Kapitolstempel außerhalb cher Orientierung wie dieses errichtet. Bevor­
der Koloniestädte.822 Bis jetzt ist nichts Genau­ zugt wurde gleichwohl eine exponierte Stelle.
es festzustellen, sieht man einmal ab von einem So liegt das Kapitol in Xanten zwar in unmit­
sonst nicht fassbaren Bau, von dem eine mäch­ telbarer Nähe des Forums, ist aber nicht auf
tige kannelierte Säule vom südlichen Rand von diesen Platz, sondern auf den Rhein ausgerich­
Lopodunum stammen könnte, dem Fragment ei­ tet. Auch in Köln schaute das Kapitol gewisser­
ner Tafel aus der Kirchenstraße 5, dessen Inschrift maßen über die Stadtmauer hinweg auf den
vermutlich das Wort [te]mplo enthielt, verstreu­ Fluss.826 Vielleicht kann man Ähnliches auch für
ten Mithräen und wohl einem Kultbezirk am Lopodunum im Hinblick auf den Neckar anneh­
Stadtrand in der Nähe des Theaters.823 Aus dem men. In jedem Fall ist mit mindestens einem
heute dicht überbauten ehemaligen Stadtkern größeren Heiligtum samt Tempel im Umkreis
von Lopodunum liegen bis jetzt keine Hinweise des Forums zu rechnen, was in der Vicus-Dar­
für ein größeres Heiligtum vor, obwohl gerade stellung der Animation angedeutet wurde.

821 Vgl. Bouet 2009. Wie eine römische Latrine im 824 Zu Augst: Berger 1998, 48–54. Zu Kempten:
Stadtzentrum ausgesehen hat, ist auch aus Baden- ­Weber 2000, 40–43.
Württemberg bekannt, wo in Rottenburg am 825 Vgl. Kap. 1.4 zur Entwicklung des gallo-römischen
Neckar eine verhältnismäßig große Anlage freige- Forums. Zu Feurs: Trunk 1991, 246 F 15. Zu Kemp-
legt werden konnte. Dazu Gaubatz-Sattler 2005, ten mit einem in die nordwestliche Portikus des
285; 287. jüngeren Forums eingebundenen Tempel: Weber
822 Vgl. Anm. 555. 2000, 55.
823 Zur Säule, die von Heukemes in Anlehnung an den 826 Schalles 1992, 201 f. Abb. 110 (Köln); ebd. 112 (Xan-
Xantener Hafentempel ausgewertet wurde: s. o. ten). Dort auch zur allgemeinen Entwicklung des
Anm. 48; 168. Zur Inschrift: s. o. Anm. 48. Zu den Verhältnisses von Forum und Tempel.
Mithräen und zum Heiligtum am Theater: Som-
mer 1998, 162 f.

140
12 / Schluss

12 SCHLUSS

Die vorgelegte Rekonstruktion gründet auf den äußere Portikus gab, wo genau die Hauptstraße
Grabungen, der Publikation von Eingartner im Verhältnis zur Eingangshalle verlief und wie
und bisherigen zeichnerischen Nachbildungen der Bereich im westlichen Vorfeld des Forums
von Mylius, Filgis und vor allem Eingartner, bebaut war. Auch könnten so eventuell Reste
umgesetzt von Erich Högg, und lässt deren Er­ des Haupteingangs der Basilika vor der St. Gal­
gebnisse in ein digitales 3D-Modell einfließen luskirche aufgespürt werden. Neue Hinweise
(Abb. 67). Viele wertvolle Beobachtungen von auf die antiken Gehniveaus von Hof und Hal­
Sommer, dem Leiter der Ausgrabungen in neu­ lenbauten wären dabei nicht ausgeschlossen. Im
erer Zeit, sowie weiteren Autoren wurden dabei Umkreis des Forums, etwa im Bereich des Kan­
eingearbeitet. Die intensive Beschäftigung und delbachs nördlich der Platzanlage, gäbe es unter
der „Zwang“, einen ganzen Baukomplex nach­ Umständen eine Chance, nicht nur etwas über
zubilden, brachten es aber mit sich, im Gegen­ die römische Kanalisation Ladenburgs allge­
satz zu den bisherigen Vorschlägen, die meist mein, sondern speziell über die Entwässerung
lediglich zu groben und skizzenhaften Nachbil­ des Forums samt der monumentalen Basilika zu
dungen ohne Anspruch auf Vollständigkeit und erfahren.
Fotorealismus führten, über das Vorhandene Grabungsschnitte in den Freiflächen könn­
hinauszugehen, die Architektur der mittleren ten die Einbindung der Forumsanlage in das
Kaiserzeit noch genauer als bisher in den Blick Geflecht der römischen Siedlung und damit ih­
zu nehmen, weitere Ideen zum Aussehen zu ren gesamten urbanistischen Kontext beleuch­
entwickeln und eigene Lösungen für diverse ten. Zu erwarten sind dabei auch Aufschlüsse
Baudetails zu finden, die wiederum nicht selten über weitere zentrale Baulichkeiten, die von an­
neue Fragen aufwarfen. Unser Computernach­ deren römischen Städten bekannt sind, in La­
bau zeigt nur eine von mehreren Möglichkeiten. denburg aber noch nicht nachgewiesen werden
Die wissenschaftlichen Arbeiten am römischen konnten. Im Osten des Forums ist bislang zu­
Forum von Ladenburg sind außerdem nicht ab­ dem unklar, ob eine Straße unmittelbar an der
geschlossen. Um das Erscheinungsbild der Fo­ Apsis vorbeiführte oder ob es dort einen gelän­
rumsanlage und die historische Bedeutung von debedingten und städtebaulich geschickt ge­
Lopodunum noch mehr zu präzisieren, wären zu­ nutzten Absatz zu den das Zentrum umgeben­
künftig insbesondere die Funktion und Gestal­ den Wohnvierteln im Bereich der Feuerleiter­
tung der Apsis weiter zu klären und statische gasse gab. Lag das Forum auf einer leichten
Berechnungen für Tonnengewölbe bzw. Halb­ Anhöhe? Warum die äußeren Säulenhallen im
kuppeln vorzunehmen, um dadurch festzustel­ Osten auf Höhe der Basilika überraschend en­
len, ob und wie eine Gewölbekonstruktion am den und nicht bis zum Rand der flügelartigen
Anbau der Basilika möglich wäre. Des Weiteren Nebengebäude weiterlaufen, ist eine ebenfalls
ist der Typologie des ausgegrabenen Konsolen­ noch nicht zu beantwortende, aber spannende
gesimses im baugeschichtlichen Kontext und Frage. Die Ergebnisse solcher Analysen könn­
der Aufgabe der hinter der Basilika angeordne­ ten dazu beitragen, die historische Rolle von
ten Nebenbauten, der sog. Eckräume, nachzu­ Lopodunum im 2. Jahrhundert n. Chr. weiter zu
gehen, um nur einige der drängendsten Fragen klären.
herauszugreifen. Eine generelle Untersuchung Damit der Wert eines virtuellen Modells rich­
von römischen Architekturresten aus dem La­ tig zum Tragen kommt, wäre die Aktualisierung
denburger Stadtgebiet und darüber hinaus wür­ bzw. Anpassung der Nachbildung sinnvoll und
de zur Erhellung des Kontextes zusätzlich bei­ wünschenswert, sobald sich neue Erkenntnisse
tragen. ergeben. Der am Computer entstandene Nach­
Zweifelsohne ist auch in Zukunft mit wichti­ bau hält die technischen Möglichkeiten hierfür
gen neuen Erkenntnissen durch weitere archäo­ bereit. So könnte man den Zuwachs an Wissen
logische Grabungen im Bereich der Ladenbur­ zeitnah dokumentieren und eine neue und ge­
ger Altstadt zu rechnen. Auf diese Weise ließe gebenenfalls verbesserte Rekonstruktion der
sich im Bereich der Neugasse, sollten vielleicht jetzigen gegenüberstellen. Die Modifikation des
Straßenbaumaßnahmen eine günstige Gelegen­ bestehenden Modells wäre eine interessante und
heit dafür bieten, möglicherweise der westliche innovative Perspektive, um einerseits den wissen­
Rand des Baukomplexes untersuchen, damit schaftlichen Prozess zu begleiten und vermut­
sich herausfinden lässt, ob es hier ebenfalls eine lich sogar zu fördern und andererseits im Rah­

141
DIE 3D-REKONSTRUKTION DES RÖMISCHEN FORUMS VON LADENBURG

men eines Museums noch erheblich anschau­li­cher könnten so die Forschungen besser beobachten
als bislang die sehr facettenreiche Tätig­keit von und auf diese Weise den Gang der vielfältigen
Wissenschaftlern einer breiten Öffentlichkeit Arbeiten in der Stadt am Neckar in griffiger
vorzuführen. Interessierte Besucher Ladenburgs und verständlicher Form verfolgen.

142
13 / Literaturverzeichnis

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14 ABBILDUNGSNACHWEIS

1, 7–8, 10, 12–16, 18, 21, 32–33, 41–42, 49– Sabratha nach Ward-Perkins/Goodchild Zimmer 1989, Abb. 5; 56 auf der Grundlage
50 Zeichnung Jürgen Süß (13 nach Eingart- 1953, 8 Abb. 2; 17 nach Eingartner 2011, 124 von Zimmer 1989, Abb. 16; 57 auf der Grund-
ner 2011, 132 Abb. 19; 15 nach Eingartner 2011, Abb. 15). lage von Piso u.a. 2006, Abb. II/40; 64 auf
130 Abb. 18 unten; 16 Aquileia nach Glaser/ 2–5, 11, 20, 22–31, 34–36, 38–40, 51–52, 43– der Grundlage von Milella 2002, 124; Piso u.a.
Pochmarski 2012, 19 Karte 2 rechts, ­Verona 47, 67 3D-Rekonstruktion Jürgen Süß. 2006, Abb. II/40; Zimmer 1989, Abb. 5; Ein-
nach Balty 1991, 374 Abb. 184 bzw. C ­ avalieri 6, 55–57, 59–60, 62–66 Zeichnung ­Brigitte gartner 2011, 132 Abb. 19).
1987, 13, Ostia nach Balty 1991, 376 Abb. 185 Gräf (6 auf der Grundlage von Eingartner 9, 19, 37, 48, 53–54 Foto Jürgen Süß.
bzw. Calza u.a. 1953, Blatt 7, 302f. Abb. 153a, 2011, 132 Abb. 19; 55 auf der Grundlage von 58, 61 Foto Brigitte Gräf.

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