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Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4
Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6
Anhang
Hinweise zur Beantragung einer Steuerbescheinigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38
Zur Frage der wirtschaftlichen Zumutbarkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44
Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46
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Praxishilfe Denkmalpflege
Vorwort
Die Hamburgische Bürgerschaft hat 2013 ein neues Denkmalschutzgesetz verab
schiedet, das das bisherige »konstitutive« Denkmalschutzsystem durch das so
genannte nachrichtliche System ersetzt (verkündet als Artikel 1 des Gesetzes zum
Neuerlass des Denkmalschutzgesetzes und zur Anpassung weiterer Vorschriften
vom 5. April 2013 HmbGVBl. S. 142). Seither ist es nicht mehr notwendig, der
Eintragung in die Denkmalliste als »geschütztes Denkmal« einen bestandskräfti
gen Verwaltungsakt vorausgehen zu lassen, sondern die Denkmäler sind als sol
che durch das Gesetz geschützt.
Dem Gesetz liegt der Gedanke zugrunde, dass das, was als Denkmal erkannt wur
de, weil es den Kriterien des Gesetzes entspricht, auch geschützt sein soll. Das öf
fentliche Interesse an der Erhaltung der Denkmäler als Geschichtszeugnisse, künst
lerische Werke oder prägende Elemente unserer Stadtlandschaft und Identifika
tionsorte der Stadtgesellschaft wird dabei vorausgesetzt. Die Denkmalerkenntnis,
Denkmaldefinition und Denkmaldeklaration und daraus folgend der Schutz sollen
als Ergebnis wissenschaftlicher Arbeit frei sein von anderen Interessen privater
oder öffentlicher Natur. Sie richten sich allein nach den fachlichen Kriterien des
Gesetzes, die auf den geschichtlichen, künstlerischen oder wissenschaftlichen
Wert des Denkmals oder seinen Beitrag zum Stadtbild abzielen und daraus das
öffentliche Interesse an der Erhaltung der Denkmäler ableiten. Die unbestimm
ten Rechtsbegriffe der verschiedenen Bedeutungen sind jeweils entsprechend
dem betreffenden Objekt auszufüllen, um dadurch eine nachvollziehbare, gege
benenfalls auch justiziable Denkmalbestimmung zu erhalten.
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Kulturbehörde Hamburg – Denkmalschutzamt
dass der Denkmalwert beeinträchtigt wird, denn: Ein zu weit gehender Eingriff
kann zum Verlust der Denkmaleigenschaft führen.
Allerdings hat die Denkmalschutzbehörde bei ihrer Entscheidung über eine Ge
nehmigung (und eventuell mit ihr verbundene Auflagen und Bedingungen) oder
eine Versagung nicht nur die Denkmalbelange, sondern in pflichtgemäßem Er
messen auch die privaten (wirtschaftlichen) Belange der Verfügungsberechtigten
und gegebenenfalls andere öffentliche Interessen zu berücksichtigen. So ist ge
währleistet, dass Denkmalbesitz und die damit verbundenen Einschränkungen in
die Verfügungsgewalt nicht als unverhältnismäßiger Eingriff in die Eigentumsga
rantie des Grundgesetzes – in ihrer sozialen Gebundenheit – aufgefasst werden.
Da die vorliegende Broschüre vor allem als Praxishilfe zu verstehen ist, ist der
praktische Teil den gesetzlichen Grundlagen und deren Erläuterungen vorange
stellt. Der theoretische Teil dient dem tieferen Verständnis von Denkmalschutz
und Denkmalpflege. Beides soll die individuelle Beratung nicht ersetzen.
Andreas Kellner
Denkmalpfleger der Freien und
Hansestadt Hamburg
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Praxishilfe Denkmalpflege
Einleitung
Die vorliegende Broschüre erläutert den richtigen Umgang mit Baudenkmälern
aus fachlicher Sicht. Das Denkmalschutzamt der Freien und Hansestadt Hamburg
hat dafür Standardfälle zusammengestellt. Ergänzend finden Sie Antworten auf
die häufigsten Fragen von Denkmaleigentümern, Denkmalnutzern und Architekten
unter www.denkmalschutzamt.hamburg.de.
Diese Praxishilfe ist jedoch nur eine erste Annäherung an das Thema und ersetzt
nicht die Beratung durch das Denkmalschutzamt, auch weil Veränderungen an
Denkmälern einer denkmalrechtlichen Genehmigung bedürfen. Bei komplexeren
Bau- und Sanierungsvorhaben kann eine zusätzliche Beratung durch geeignete, am
besten denkmalerfahrene Architekten, Bauingenieure oder Handwerker sinnvoll
sein.
Denkmalpflege kann günstiger sein als »normale« Sanierungen: Oft sind denkmal
gerechte Instandsetzungen mittel- und langfristig wirtschaftlicher, weil die verwen
deten Materialien qualitätvoller sind und den Denkmalbesitz aufwerten.
Denkmalgerechte Maßnahmen können aber auch kostspieliger sein, wenn sie den
Einsatz besonderer Baustoffe oder größeren handwerklichen Zeitaufwand erfor
dern als bei Nicht-Denkmälern.
Der Gesetzgeber hat daher als Ausgleich und Anreiz die Möglichkeit einer erhöhten
steuerlichen Abschreibung geschaffen (§ 7i, 10f, 11b EStG).
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Kulturbehörde Hamburg – Denkmalschutzamt
Praxis:
Zum
Umgang
mit dem
Denkmal
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Praxishilfe Denkmalpflege – Praxis: Zum Umgang mit dem Denkmal
Denkmal
pflegerische
Grundsätze
Baudenkmäler besitzen baukünstle-
rische, (stadt-, wirtschafts- oder
sozial-) geschichtliche, städtebau-
liche oder auch wissenschaftliche
Bedeutung. Sie sind im Interesse der
Allgemeinheit zu bewahren, damit sie
auch in Zukunft die Baugeschichte ei
nes Ortes, geschichtliche Ereignisse
oder Entwick lungen und architekto
nisch-künstlerische Ausdrucksweisen
dokumentieren und zu den charakte
Die historische Bausubstanz und die feste
ristischen Eigenarten eines Orts- oder Ausstattung (hier: Sichtbeton, Geländer,
Stadtbildes beitragen. Deckenleuchten, Terrazzofußboden) sind
unverzichtbar für den Denkmalwert eines
Die Aussagekraft eines Baudenkmals Gebäudes.
ist unmittelbar an die überlieferte Bau-
substanz und das Erscheinungsbild Bei allen Maßnahmen an denkmalwür
des Gebäudes gebunden. Frühere Ver digen Gebäuden müssen Substanz
änderungen durch Alterung, Reparatur und Erscheinungsbild möglichst weit
und Umbauten beeinflussen den gehend erhalten bleiben, um den
Denkmalwert. Dabei ist zu unterschei Denkmalwert nicht zu vermindern. Re-
den zwischen unsachgemäßen, ent paratur und wenn nötig Ergänzung
stellenden Änderungen und solchen, haben daher immer Vorrang vor Er-
die eine eigene baukünstlerische oder neuerung!
geschichtliche Bedeutung und damit
möglicherweise selbst Denkmalwert Wie in der Medizin gilt: Ohne Untersu
besitzen, wie z. B. ein qualitätvoller chung keine Diagnose, ohne Diagnose
Wiederaufbau oder architektonisch keine Therapie. Wesentlich für alle
anspruchsvolle Erweiterungen. Planungen ist zunächst eine genaue
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Kulturbehörde Hamburg – Denkmalschutzamt
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Praxishilfe Denkmalpflege – Praxis: Zum Umgang mit dem Denkmal
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Kulturbehörde Hamburg – Denkmalschutzamt
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Praxishilfe Denkmalpflege – Praxis: Zum Umgang mit dem Denkmal
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Kulturbehörde Hamburg – Denkmalschutzamt
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Praxishilfe Denkmalpflege – Praxis: Zum Umgang mit dem Denkmal
zusätzliche Fensterebene
(Kastendoppelfenster)
zusätzliche Verglasungsebene
(Verbundfenster)
zusätzliche Dichtungen
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Kulturbehörde Hamburg – Denkmalschutzamt
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Praxishilfe Denkmalpflege – Praxis: Zum Umgang mit dem Denkmal
3. Dächer
Historische Dächer prägen das Bild ei fern sie intakt oder reparabel sind, zu
ner Stadt- oder Kulturlandschaft ebenso erhalten und ggf. in traditioneller Technik
wie das Erscheinungsbild des einzel zu reparieren. Dies gilt auch für origi
nen Denkmals. nale Dach-Elemente wie Schornsteine,
Brandmauern, Schneegitter, Dachent
Originale Dachkonstruktionen sowie wässerung und Gauben.
Originaleindeckungen oder historisch
überlieferte Dacheindeckungen sind, so Dachboden- oder Zwischensparrendäm
mung ist aus denkmalpflegerischer Sicht
meist unproblematisch (s. a. Abschnitt
Energieeffizienz).
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Kulturbehörde Hamburg – Denkmalschutzamt
4. Dachausbau
Ein Dachausbau ist zulässig, wenn er (Teil-)Aufstockungen, Loggien-Einschnit
keine Denkmalsubstanz zerstört und te und vorgestellte Balkone am Dach
die historische Aussage des Denkmals sind in der Regel nicht möglich. Neue
nicht gravierend mindert. Das Erschei Dachterrassen und Ausstiegsbauwerke
nungsbild des Denkmals darf nicht er dürfen nicht einsehbar sein. Ausstiegs
heblich beeinträchtigt werden. Dach aufbauten sollen sich zudem in Größe
ausbauten bedingen u. U. zusätzliche und Gestaltung an den in der Bauzeit
Fluchtwege oder statische Eingriffe. des Hauses typischen Dachaufbauten
orientieren (z. B. an Treppenhausober
Problematisch können zudem erforder lichtern bei Gründerzeitbauten).
liche Dachdämmungen sein, wenn sich
dadurch die Dachränder an Traufe, Ort Ausnahmen von diesen Regeln sind
gang oder Gauben verändern; aber nur möglich, wenn die Nutzung und da
auch der Einbau von Dachflächenfen mit der Erhalt des Denkmals sonst
stern. In vielen Fällen lassen sich ge wirtschaftlich nicht zumutbar wären.
meinsam mit dem Denkmalschutzamt
geeignete Lösungen finden.
Denkmalverträglicher Dachgeschossausbau:
Die zurückhaltenden Gauben beeinträchti
gen das Erscheinungsbild der Gebäude nur
unwesentlich.
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Praxishilfe Denkmalpflege – Praxis: Zum Umgang mit dem Denkmal
5. Innenräume, Ausstattung
Historische Innenräume können beson Besonders gestaltete Räume – wie
ders gut die Geschichte der Denkmal häufig Eingangsräume und Treppen
nutzung sowie Wohn- und Arbeitsver häuser – sind zu erhalten, Oberflächen
hältnisse der jeweiligen Entstehungs und Ausstattungen fach- und sachge
zeit dokumentieren. Die historische recht zu reparieren.
Aussage kann z. B. an den Grundriss-
Zuschnitten und / oder an Wand- oder Ebenfalls erhaltenswert sind besonde
Deckenmalereien abgelesen werden. re historische Küchen- oder Badaus
Charakteristische Wohnungsgrundrisse stattungen, manchmal auch Heizkör
und Raumabfolgen sind grundsätzlich per, Speiseaufzüge, besonderer Stuck,
zu erhalten. Wandgestaltungen und -bekleidungen
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Kulturbehörde Hamburg – Denkmalschutzamt
Historische Ausstattungen wie Holz- und Stuckdecken, Fenster- und Wandbekleidungen, Türen,
Wand- und Bodenfliesen, Treppengeländer, aber auch historische Haustechnik, machen Innen
räume unverwechselbar und können in eine zeitgemäße Gestaltung einbezogen werden.
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Praxishilfe Denkmalpflege – Praxis: Zum Umgang mit dem Denkmal
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Kulturbehörde Hamburg – Denkmalschutzamt
6. Außenanlagen
Auch Gärten und andere Freiflächen dürfen daher nicht durch zusätzliche
können einschließlich ihrer Ausstat Stellplätze, Garagen, Fahrrad- und Müll
tung wie Einfriedungen, Zäune, Tore, plätze beeinträchtigt werden.
Brunnen, Skulpturen und Anpflanzun
gen Denkmalschutz genießen. Diese Ist die ursprüngliche Gestaltung einer
sind dann ebenfalls zu erhalten, zu re denkmalgeschützten Außenanlage oder
parieren, gegebenenfalls fachgerecht eines Gartendenkmals gegebenenfalls
zu restaurieren und zu pflegen. In den mit Bepflanzung noch bekannt, kann es
Gründerzeitvierteln sind die Vorgärten sinnvoll sein, sie in der gärtnerischen
oft gleichzeitig mit der Bebauung ent Tradition ihrer Bauzeit zu erhalten und
standen und sind für deren Erschei zu pflegen. Das Denkmalschutzamt be
nungsbild von großer Bedeutung. Sie rät Sie auch hierzu gern.
Die Außenanlagen der Frankschen Siedlung in Ohlsdorf: Pergolen und Hecken prägen die
Erscheinung und sind Teil des geschützten Gesamtensembles.
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Praxishilfe Denkmalpflege – Praxis: Zum Umgang mit dem Denkmal
7. Energieeffizienz
Der verantwortungsvolle Umgang mit Es gibt jedoch zahlreiche Alternativen,
Ressourcen stellt einen Leitgedanken um Energie zu sparen und den Wohn
der Denkmalpflege dar. Deshalb sind komfort zu steigern. Die nachfolgende
auch bei denkmalgeschützten Gebäu Grafik veranschaulicht, dass z. B. nur et
den Maßnahmen zur Energieeinsparung wa 20 – 25 % des Energieverlustes über
durchaus wünschenswert und vielfach die Außenwände erfolgt:
möglich. Die Substanz und das Erschei
nungsbild des Denkmals sind dabei zu Viele andere Maßnahmen sind in der
bewahren. Deshalb können in begrün Regel unproblematisch an Denkmälern
deten Fällen Ausnahmen von den Anfor durchführbar. Deshalb wird eine Prü
derungen der Energieeinsparverord fung der Möglichkeiten in folgender
nung (EnEV 2014) und der Hamburgi Reihenfolge empfohlen:
schen Klimaschutzverordnung (Ham
KlimSchVo) zugelassen werden. 1. Das größte Potential liegt häufig in
der Modernisierung der Anlagentech
Damit Denkmäler ihr Erscheinungsbild nik. Eine Erneuerung der Heizungsan
nicht verlieren, sollten sie von außen lage und der Warmwasserbereitung ist
nicht gedämmt werden. meist einfach durchführbar.
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Kulturbehörde Hamburg – Denkmalschutzamt
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Praxishilfe Denkmalpflege – Praxis: Zum Umgang mit dem Denkmal
8. Nutzungsänderungen
Denkmäler können zumeist nur durch Bei Nutzungsänderungen, die die ehe
eine sinnvolle und wirtschaftliche Nut malige Denkmalnutzung oder eine
zung dauerhaft erhalten werden. Eine denkmalgerechte Nutzung zum Ziel ha
Umnutzung ist also im Sinne des ben, soll eine Rückgewinnung von his
Denkmalerhalts möglich. Die Geschich torischen Denkmalqualitäten geprüft
te eines Denkmals ist oft auch die Ge und gegebenenfalls gefördert werden.
schichte seiner Umnutzung, die fortge
schrieben werden kann, auch unter Auch denkmalwerte Ausstattungsteile
Verlust der bisherigen Funktion. müssen – im Rahmen des wirtschaft
lich Zumutbaren – bei einer Umnutzung
Nutzungsänderungen, die keine bauli erhalten bleiben. Beeinträchtigungen
chen oder denkmalrelevanten Eingriffe oder unwiederbringliche Verluste durch
voraussetzen, sind zulässig, wenn der die veränderten Nutzungsanforderun
Umgang mit dem Gebäude diesem an gen sind zu vermeiden. Im Ausnahme
gemessen ist. fall kann – durch einen öffentlich-rechtli
chen Vertrag geregelt – eine denkmal
werte Ausstattung für die Dauer einer
Zwischennutzung fachgerecht gebor
gen und eingelagert oder reversibel
verkleidet werden, um die Möglichkeit
einer späteren Re-Integration zu erhal
ten.
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Kulturbehörde Hamburg – Denkmalschutzamt
Theorie:
Grundlagen
und
Begriffe
der
Denkmal
pflege
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Praxishilfe Denkmalpflege – Theorie: Grundlagen und Begriffe der Denkmalpflege
Gesetzliche Kriterien
Auszug Denkmalschutzgesetz: nen verbundenen Straßen und Plätze
§ 4 – Gegenstand des Denkmal- sowie Grünanlagen und Frei- und Was
schutzes serflächen, deren Erhaltung aus in Ab
satz 2 genannten Gründen im öffentli
(1) Nach diesem Gesetz sind Baudenk chen Interesse liegt, und zwar auch
mäler, Ensembles, Gartendenkmäler dann, wenn kein oder nicht jeder einzel
und Bodendenkmäler als Denkmäler ne Teil des Ensembles ein Denkmal dar
geschützt. Das Gleiche gilt für bewegli stellt. Zu einem Ensemble gehören
che Denkmäler, deren Verfügung über auch das Zubehör und die Ausstattung
die Unterschutzstellung unanfechtbar seiner Bestandteile, soweit sie mit den
geworden ist oder wenn sofortige Voll Bestandteilen des Ensembles eine Ein
ziehung angeordnet wurde. heit von Denkmalwert bilden.
(2) Ein Baudenkmal ist eine bauliche An (4) Ein Gartendenkmal ist eine Grünan
lage oder ein Teil einer baulichen Anlage lage, eine Garten- oder Parkanlage, ein
im Sinne des § 2 Absatz 1 der Hambur Friedhof, eine Allee oder ein sonstiges
gischen Bauordnung vom 14. Dezember Zeugnis der Garten- und Landschaftsge
2005 (HmbGVBl. S. 525, 563), zuletzt staltung einschließlich der Wasser- und
geändert am 20. Dezember 2011 Waldflächen oder Teile davon, deren
(HmbGVBl. S. 554), in der jeweils gelten oder dessen Erhaltung aus in Absatz 2
den Fassung, deren oder dessen Erhal genannten Gründen im öffentlichen In
tung wegen der geschichtlichen, künst teresse liegt. Zu einem Gartendenkmal
lerischen oder wissenschaftlichen Be gehören auch sein Zubehör und seine
deutung oder zur Bewahrung charakte Ausstattung, soweit sie mit dem Gar
ristischer Eigenheiten des Stadtbildes tendenkmal eine Einheit von Denkmal
im öffentlichen Interesse liegt. Zu einem wert bilden.
Baudenkmal gehören auch sein Zubehör
und seine Ausstattung, soweit sie mit (5) Ein Bodendenkmal ist ein Überrest,
dem Baudenkmal eine Einheit von eine bewegliche oder eine unbewegli
Denkmalwert bilden. che Sache, der oder die von Epochen
und Kulturen zeugt, für die Ausgrabun
(3) Ein Ensemble ist eine Mehrheit bau gen und Funde eine der Hauptquellen
licher Anlagen einschließlich der mit ih wissenschaftlicher Erkenntnis sind und
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Kulturbehörde Hamburg – Denkmalschutzamt
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Praxishilfe Denkmalpflege – Theorie: Grundlagen und Begriffe der Denkmalpflege
Kriterien: Es sind Sachen, »deren Erhal die Stellung im Werk eines Künstlers,
tung wegen ihrer geschichtlichen, die Qualität oder Vielfalt der Fassaden
künstlerischen oder wissenschaftlichen gliederung und Bauornamentik oder
Bedeutung oder zur Bewahrung der die gelungene Bewältigung der Bau
charakteristischen Eigenheiten des aufgabe eine Rolle. Dabei können auch
Stadtbildes im öffentlichen Interesse einfache Bauten wie ein Kiosk künstle
liegt«. Die inhaltliche Ausfüllung dieser risch bedeutsam sein, wenn sie etwa
unbestimmten Rechtsbegriffe über in ihren Proportionen oder funktional
nimmt das Denkmalschutzamt als fach gelungen gestaltet sind oder eine zeit
lich qualifizierte Institution auf wissen typische Formensprache anschaulich
schaftlicher Grundlage. Angesichts der machen.
Vielfalt der Denkmale kann die folgende
Auflistung nur beispielhaft und nicht ab Auch bei den wissenschaftlichen
geschlossen sein. Für ein Denkmal Gründen sind alle Wissenschaftsberei
muss wenigstens einer der folgenden che gemeint, sodass gelegentlich mit
im Gesetz genannten Gründe zutreffen. den geschichtlichen Gründen Über
schneidungen entstehen. So können
Unter geschichtlichen Gründen sind etwa Kirchengrundrisse theologisch re
alle Teilbereiche der Geschichte gefasst, levant sein, und hölzerne Fachwerkkons
also etwa Sozial-, Wirtschafts-, Verkehrs- truktionen bilden für die Gefügefor
Territorial- und Kriegs-, Siedlungs-, Reli schung und die Volkskunde den Gegen
gions-, Technik-, Architekturgeschichte stand des Interesses. Im Vordergrund
usw. So können Wohngebäude z. B. die dieses Denkmalwertes steht die doku
Geschichte des Wohnens (Einführung mentarische Bedeutung eines Objekts
von Bädern) dokumentieren, Hinweise für die Wissenschaft als Zeugnis des
für die Siedlungsgeschichte geben (Er Wissensstandes einer Epoche. Wissen
schließung neuer Wohngebiete), archi schaftliche Gründe sind auch dann anzu
tekturgeschichtlich bedeutsam sein nehmen, wenn das Denkmal Gegen
(neue Gebäudetypen wie z. B. Lauben stand eines konkreten Forschungsvor
ganghäuser) oder die Sozialgeschichte habens ist bzw. war.
veranschaulichen (z. B. staatlich geför
derter Wohnungsbau nach dem Ersten Zur Bewahrung charakteristischer Ei-
Weltkrieg). genheiten des Stadtbildes werden
Gegenstände erhalten, die in herausge
Bei den künstlerischen Gründen spie hobener Weise ein Orts-, Platz- oder
len die gestalterische Qualität, die Be Straßenbild bestimmen oder kennzeich
deutung innerhalb der Kunstepochen, nende Bestandteile einer typischen his
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Praxishilfe Denkmalpflege – Theorie: Grundlagen und Begriffe der Denkmalpflege
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Kulturbehörde Hamburg – Denkmalschutzamt
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Praxishilfe Denkmalpflege – Theorie: Grundlagen und Begriffe der Denkmalpflege
Geo-Online-Hamburg
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Kulturbehörde Hamburg – Denkmalschutzamt
Antragsformular denkmalrechtliche
Genehmigung
Richtlinie über die Gewährung von
Zuwendungen zur Erhaltung,
Unterhaltung und Wiederherstel
lung von Denkmalen
Kurzübersicht zur Erteilung einer
Bescheinigung
Checkliste Steuer
Antrag auf Steuerbescheinigung
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Praxishilfe Denkmalpflege
Konservatorische
Handlungsmaximen
Die denkmalpflegerischen Ziele werden die die wesentlichen materiellen Denk
bestimmt aus der Besonderheit des malbestandteile in ihrem Zustand er
Denkmals, getragen von den vielschich fasst und nach ihrem Beitrag zur Denk
tigen Wertzuschreibungen und Bedeu malbedeutung bewertet und doku
tungsebenen. Das öffentliche Interesse mentiert. Maßnahmen am bzw. im
an der Denkmalerhaltung findet seine Denkmal sollen im Dienste der umfas
Grenzen in der unzumutbaren Belastung senden Substanzerhaltung und der
privater Eigentümer oder in übergeord Überlieferung der ermittelten Bedeu
neten öffentlichen Interessen. tungsebenen des Denkmals stehen.
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Kulturbehörde Hamburg – Denkmalschutzamt
tung und Pflege (Denkmalpflegeplan, auch für die Priorisierung und Abwä
Wartungsplan, Parkpflegewerk usw.) gung denkmalpflegerischer Anliegen
dienen der Denkmalerhaltung und kön mit politischen, ökonomischen oder
nen durchgreifende Sicherungs- und Sa ökologischen usw. Belangen.
nierungsmaßnahmen und Kosten ver
meiden. Es ist ein Gebot der Denkmalpflege,
Denkmalsubstanz für die Zukunft und
Eine auf die Denkmalsubstanz abge nachfolgende Generationen zu erhal
stimmte Nutzung bietet die Garantie ten. Hieraus ergibt es sich, gemein
ihrer Erhaltung. Dabei ist der ursprüng sam mit den Verfügungsberechtigten
lichen Zweckbestimmung eine beson eine in sich tragfähige und wirtschaftli
dere Beachtung zu schenken. Bei ih che Perspektive für die Denkmäler zu
rem Wegfall oder ihrer Minderung ge entwickeln.
winnen ideelle, ästhetische, Stadt-,
Dorf- und Landschaftsbilder prägende In Ableitung des denkmalfachlichen
Aspekte an Bedeutung. Sie dienen der Gutachtens und / oder in Auswertung
Werterhaltung und der Inwertsetzung der Denkmalsubstanz ist zunächst zu
unserer Umwelt und wirken als unver bestimmen, welche Originalsubstanz,
zichtbare Standortfaktoren, die es zu die den Denkmalwert bestimmt, vor
respektieren und zu nutzen gilt. Partiku handen ist. Sie ist vorrangig zu erhalten.
läre oder zeitlich begrenzte, auf ökono Im Sinne einer Gesamtlösung für das
mischen Gewinn gerichtete Nutzungs Denkmal können in Bereichen von stö
absichten bedeuten stets eine Gefahr renden Eingriffen und nicht denkmalbe
für die Erhaltung der Denkmäler – im stimmenden Veränderungen (1) Spiel
günstigsten Fall nur eine Minderung ih räume für bauliche Neuerungen (2) er
rer Wirkung und damit ihrer Bedeutung. öffnet werden. Das Denkmal wird im
mer in seiner Gesamtheit bewertet und
Die Erhaltung und Nutzung der authen beurteilt. Signifikante Veränderungen
tischen Denkmalsubstanz als nicht er sind, außer von reinen Reparaturen,
neuerbare historische und kulturelle ebenso im Gesamtkontext zu betrach
Ressource zielen auf eine nachhaltige ten. Besondere Aufwendungen im Sin
Denkmalpflege, die auch kommenden ne der Erhaltung des Denkmals (3) kön
Generationen den Umgang mit dem nen in Anerkennung dieser Leistung für
Erbe ermöglicht. Gegenwartsinteres die Erhaltung des kulturellen Erbes zu
sen dürfen die Möglichkeit späterer Zugeständnissen und Befreiungen (4)
Wertzuschreibungen nicht unnötig ein an anderer das Denkmal nicht beein
engen oder gar verhindern. Das gilt trächtigender Stelle führen.
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Praxishilfe Denkmalpflege
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Kulturbehörde Hamburg
Kulturbehörde Hamburg –– Denkmalschutzamt
Denkmalschutzamt
Anhang
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Praxishilfe Denkmalpflege – Anhang
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Kulturbehörde Hamburg – Denkmalschutzamt
HEW-Verwaltung (heute Vattenfall), City Nord, 1965 – 69, Architekt: Arne Jacobsen
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Praxishilfe Denkmalpflege – Anhang
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Kulturbehörde Hamburg – Denkmalschutzamt
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Praxishilfe Denkmalpflege – Anhang
Antragstellers nach Nr. 6.2 der 7i-Richt Tatbestände bzw. Fragen der Begünsti
linie bzw. Nr. 5 der 10g-Richtlinie als gung einzelner Aufwendungen, in die
auch die Pflicht des Denkmalschutzam sem Zusammenhang relevante Pla
tes zur Prüfung nach Nr. 4.1 i. V. m. Nr. nungsänderungen und dergleichen,
6.2 der 7i-Richtlinie bzw. nach Nr. 1 beziehen.
i.
V. m. Nr. 5 der 10g-Richtlinie unbe
rührt. Ausstellung der Bescheinigung
Die endgültige Bescheinigung wird erst
Verfahren bei Wohnungseigentümer nach Fertigstellung der Maßnahme er
gemeinschaften teilt.
Der Bauträger beantragt als Bevoll
mächtigter aller Wohnungskäufer in
Übereinstimmung mit Nr. 4.1, 4.2
und 5.1 der Bescheinigungsrichtli
nie für die abgestimmte Gesamt
maßnahme eine Bescheinigung
nach Abschluss der Baumaßnahme
und bei Vorliegen der Schlussrech
nungen. Es wird nur eine Bescheini
gung auf den Antragsteller (in der
Regel Investor oder Beauftragter
der Wohnungseigentümergemein
schaft (WEG) / Hausverwalter) über
die Gesamtmaßnahme einschließ
lich Rechtsbehelfsbelehrung und
Gebührenbescheid ausgefertigt.
Gebühren
Sowohl die vorläufige als auch die end
gültige Bescheinigung sind gebühren
pflichtig.
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Kulturbehörde Hamburg – Denkmalschutzamt
Das Glockenhaus wurde um 1600 erbaut und ist ein Beispiel der frühen Landhauskultur im
amburger Umland. Es wird als Deutsches Maler- und Lackierer-Museum genutzt.
H
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Praxishilfe Denkmalpflege – Anhang
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Kulturbehörde Hamburg – Denkmalschutzamt
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Praxishilfe Denkmalpflege
Impressum
Texte und Redaktion
Gabriele Bohnsack-Häfner, Rita Clasen,
Frank P. Hesse, Andreas Kellner, Stefan
Kleineschulte, Katrin Meyer, Andreas
Petersen, Andreas Potthoff, Kristina
Sassenscheidt, Daniela Scherz,
Christoph Schwarzkopf
Anmerkungen
S. 30 ff: Vereinigung der Landesdenkmal
pfleger in der Bundesrepublik Deutsch
land (Hg.), Leitbild Denkmalpflege – Zur
Standortbestimmung der Denkmalpflege
heute. Petersberg 2011, S. 20 ff.
Abbildungsnachweis
Titel, S. 5, 19 o. l. und o.r. Staatsarchiv
Hamburg, Foto: Nicolai Wieckmann; S. 8, 13
o., 17, 18, 20 o. Foto: Christoph Schwarz
kopf; S. 9, 12, 24, 30, 35 Staatsarchiv
Hamburg, Foto: Sabine Ganczarsky; S. 10,
14 Foto: Christoph Bartsch; S. 13, 15 u.l.
Ursula Markfort; S. 15 o. Katrin Meyer; S. 15
u. r., 20 u. Foto: Dietmar Ridder; S. 16 Foto:
Herausgeber Biagia Bongiorno; S. 19 u. Foto: Hansen
Freie und Hansestadt Hamburg & Muhsil; S. 21 Foto: Martin Kinzinger;
Kulturbehörde S. 39 Malermuseum, Foto: H. v. Gundlach
Denkmalschutzamt
Große Bleichen 30 Gestaltungskonzept
20354 Hamburg Torsten Jahnke, mitchum d. a. Hamburg
www.hamburg.de/kulturbehoerde/
denkmalschutzamt/ Layout
Landesbetrieb Geoinformation und
2. Auflage 2016 Vermessung
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Denkmalschutzamt
Große Bleichen 30
20354 Hamburg
Tel.: 0 40 / 4 28 24 - 7 18
Fax: 0 40 / 42 73 - 1 00 08
www.denkmalschutzamt.hamburg.de