Im Auftrag des
Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie
in Kooperation mit
In Zusammenarbeit mit
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis .............................................................................i
Tabellenverzeichnis ......................................................................... v
Abkürzungsverzeichnis .................................................................xii
0 Vorbemerkung .............................................................................1
i
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
4.5 Altfahrzeugverordnung.............................................................40
5.1.5 Zwischenfazit..................................................................................73
5.2.4 Altglas...........................................................................................118
ii
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
6.1.3 Investitionsverhalten.....................................................................240
6.2 Marktsituation..........................................................................246
6.5 Zusammenfassung..................................................................259
iii
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
7.5 Fazit..........................................................................................284
8 Zusammenfassung ..................................................................286
Quellenverzeichnis ......................................................................290
Literaturverzeichnis .........................................................................290
Rechtsquellenverzeichnis................................................................308
iv
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Größenklassifikation von Unternehmen gemäß EU-
Empfehlung.......................................................................................15
v
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
Tabelle 22: Beschäftigte und Umsatz im Stoffstrom Altglas für das Jahr
2006................................................................................................126
Tabelle 24: Beschäftigte und Umsatz im Stoffstrom Altpapier für das Jahr
2006................................................................................................136
Tabelle 26: Abfallaufkommen für Kunststoffe in den Jahren 1997 bis 2005
[4]....................................................................................................142
Tabelle 32: Beschäftigte und Umsatz für den Stoffstrom Fe- Metalle für
das Jahr 2006 .................................................................................178
Tabelle 33: Beschäftigte und Umsatz für den Stoffstrom NE- Metalle für
das Jahr 2006 .................................................................................179
vi
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
Tabelle 41: Aufkommen und Verbleib von Aschen und Schlacken aus der
Produktion [195]..............................................................................217
vii
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Abgrenzung der Entsorgungs- und Recyclingbranche anhand
der Beschreibung der Materialkreisläufe ............................................7
viii
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
ix
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
Abbildung 38: Entwicklung und Vergleich der Preise für Rohstahl und
Stahlschrott.....................................................................................181
Abbildung 39: Entwicklung und Vergleich der Preise für Primäraluminium und
Aluminiumschrott ............................................................................182
Abbildung 40: Entwicklung und Vergleich der Preise für Primärkupfer und
Kupferschrott ..................................................................................182
Abbildung 41: Entwicklung und Vergleich der Preise für Primärblei und
Bleischrott .......................................................................................183
Abbildung 42: Entwicklung und Vergleich der Preise für Primärzink und
Zinkschrott ......................................................................................183
x
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
Abbildung 52: Darstellung der Ertrags- und Gewinnsituation von 2004 bis
2007................................................................................................238
xi
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
Abkürzungsverzeichnis
xii
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
xiii
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
PP Polypropylen
PPK Papier, Pappe, Karton, Zusammenfassung aller im Altpapier
anfallenden Papiersorten
PPP Public Private Partnership
PS Polystyrol
RC Recycling
SAV Sonderabfallverbrennung
SAD Sonderabfalldeponie
SLF Schredderleichtfraktion
Tsd. Tausend
UBA Umweltbundesamt
UTD Untertagedeponie
VDA Verband der deutschen Automobilbauer e. V.
VDM Verband Deutscher Metallhänder e.V.
VDP Verband deutscher Papierfabriken e. V.
VHE Verband der Humus- und Erdenwirtschaft e. V.
VKS Verband kommunale Abfallwirtschaft und Stadtreinigung im
VKU
VKU Verband kommunaler Unternehmen e. V.
WSM Wirtschaftsverband Stahl- und Metallverarbeitung e. V.
WVM WirtschaftsVereinigung Metalle e. V.
WVS Wirtschaftsvereinigung Stahl e. V.
WZ Wirtschaftszweig
ZO Zuordnungswerte für den Einbau von Abfällen auf Deponien
(Z0-Z5)
xiv
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
0 Vorbemerkung
Die wirtschaftliche Bedeutung der Recycling- und Entsorgungsbranche in
Deutschland hat sich in den vergangenen Jahren deutlich verändert. Bis vor
wenigen Jahren wurde die Branche nicht als ein eigenständiger Wirtschafts-
bereich gesehen, sondern mehreren anderen Sektoren, z. B. dem Verarbei-
tenden Gewerbe oder dem Handel, zugerechnet. Vor diesem Hintergrund und
einer eher unzureichenden Informationsbasis hinsichtlich der Beschäftigten-
und Umsatzzahlen in der Recycling- und Entsorgungsbranche hat das Bun-
desministerium für Wirtschaft und Technologie diese Forschungsstudie in
Auftrag gegeben.
Die vorliegende Studie entstand in den Jahren 2006 bis 2008. Der methodi-
sche Ansatz basiert auf den Abfallmengen der im Rahmen dieser Studie be-
trachteten Stoffströme, die bis Ende August 2008 beim Statistischen Bundes-
amt vorlagen. Alle Angaben der Studie zu Beschäftigten und Umsätzen be-
ziehen sich daher auf das Jahr 2006. Das Jahr 2006 wurde als Bezugs- oder
Referenzjahr für die Studie festgelegt. Auswirkungen der weltweiten Verwer-
fungen auf den Finanz- und Rohstoffmärkten konnten in den Wertungen und
Prognosen dieser Studie daher nicht berücksichtigt werden.
1
Unter Entsorgung ist sowohl die Beseitung als auch die Verwertung zu verstehen.
1
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
2
versorgung bei. Zudem vermindert die Recycling- und Entsorgungswirtschaft
den Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase. Untersuchungen haben ge-
zeigt, dass die Produktion von Stahl, Aluminium, Kupfer, Papier und Kunst-
stoffen aus Sekundärrohstoffen sowie die Verwertung von Abfällen in Müll-
verbrennungsanlagen zu einer erheblichen Reduktion der Kohlendioxid-
Emissionen führen. [1]
Dieser Wandel von der Entsorgung zum Recycling von Abfällen hat bedeu-
tende Wirkungen auf die gesamte Recycling- und Entsorgungsbranche: stark
wachsende Unternehmen, das Entstehen neuer Märkte und damit einherge-
hend eine deutliche Zunahme der Beschäftigtenzahl seit Beginn der 1990er
Jahre. Die positive Entwicklung hin zu einer gut funktionierenden Kreislauf-
wirtschaft ist auch der konsequenten Abfallgesetzgebung zu verdanken. Hier
sind insbesondere das Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz, die Verpa-
ckungsverordnung und die Ablagerungsverordnung zu nennen. Seit Juni 2005
hat mit dem Ablagerungsverbot nicht vorbehandelter Siedlungsabfälle ein
"neues Zeitalter" in der Kreislauf- und Abfallwirtschaft begonnen. Die Auswir-
kungen auf die Abfallmengenströme zur Verwertung/ Beseitigung, technische
Innovationen, Beschäftigungswirkungen in der Branche und die Exportchan-
cen deutscher Abfallbehandlungstechnologien sind bereits erkennbar und
können noch weiter ausgebaut werden.
Auf den Weltmärkten ist seit einiger Zeit eine starke Nachfrage sowohl nach
Primär- wie auch nach Sekundärrohstoffen zu verzeichnen. Dies hat insge-
samt zu stark steigenden Preisen für Primärrohstoffe geführt. Da Primär- und
Sekundärrohstoffe häufig als Substitute zu betrachten sind, hat dies auch
3
steigende Preise für Sekundärrohstoffe bewirkt. So hat die Recyclingbranche
gerade in den letzten 3 bis 5 Jahren von den steigenden Weltmarktpreisen
profitiert. Diese Entwicklung birgt jedoch auch Risiken. Steigende Preise sind
gleichzeitig Zeichen eines sich verknappenden Angebots, mit der Konsequenz
eines zunehmenden Wettbewerbs nicht nur um Primär-, sondern auch um
Sekundärrohstoffe. Die Recycling- und Entsorgungswirtschaft selbst sieht sich
damit einem rasanten Konsolidierungs- und Konzentrationsprozess im Wett-
bewerb um Sekundärrohstoffe und in der Folge um Ressourcen gegenüber.
2
Der Anteil der Sekundärrohstoffe an der In-Verkehr gebrachten Menge in Deutschland
liegt z. B. für Papier bei 72 % [2], für Behälterglas bei 56 % [3], für Kunststoffe bei 25 %
[4]. Der Anteil der Sekundärrohstoffe an der Rohstoffproduktion in Deutschland liegt für
Stahl bei 45 %, für Aluminium bei 61 %, für Kupfer bei 53 %, für Blei bei 69 % und für Zink
bei 28 % [5]. Weltweit liegt der Schrotteinsatz bei der Stahlerzeugung bei ca. 40 % (Gu-
schall-Jaik, B. (2006): Vortrag von Fr. Birgit Guschall-Jaik (BDSV) auf dem DowJones
Stahl Tag 2006 am 26. Okt. 2006).
3
An dieser Stelle sei erneut darauf hingewiesen, dass aufgrund des Redaktionsschlusses
dieser Studie die Auswirkungen der globalen Wirtschafts- und Finanzkrise nicht mehr be-
achtet werden konnten.
2
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
3
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
4
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
5
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
6
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
4
veranschaulicht. Für die Beschreibung der wirtschaftlichen Bedeutung der
Recycling- und Entsorgungswirtschaft und die zu betrachtenden Stoffströme
muss der Tätigkeitsbereich der Recycling- und Entsorgungsbranche einge-
grenzt werden. Weiterhin müssen die Schnittstellen zu den vorgelagerten Be-
reichen, d. h. zum Postconsumer-Bereich und dem produzierenden Gewerbe,
das Produktionsabfälle der Entsorgungswirtschaft überlässt, klar abgegrenzt
werden. Schließlich muss auch der nachgelagerte Bereich, die Primärproduk-
tion und die Halbzeugherstellung, die die gesammelten, sortierten und aufbe-
reiteten Abfälle verwertet und damit den Stoffkreislauf schließt, für die Be-
trachtung abgegrenzt werden. Dies bedeutet, dass dem Sekundärsektor mit
den Wirtschaftszweigen Entsorgung, Recycling und Handel alle Tätigkeiten
zugeordnet werden, die der Produktion oder dem gewerblichen/privaten End-
verbrauch (Konsumption) nachgeschaltet bzw. der Produktion von Rohstoffen
und Halbzeugen vorgeschaltet sind. In Einzelfällen werden im Rahmen des
Sektors auch gebrauchte noch funktionsfähige Gegenstände direkt dem
Verbraucher zugeführt (Weiterverwendung).
Rohstoff-
Primärsektor
Halbzeug-
gewinnung / Produktherstellung
herstellung
-herstellung
Konsumption
Sekundärroh-/
Energie
Sekundärbrennstoff A b f a l l
Ablagerung
4
Das in Abbildung 1 dargestellte Flussdiagramm umfasst die inhaltliche und begriffliche
Abgrenzung der Primär- und Sekundärsektoren. Es ist nicht die Basis für die Gliederung
der Branche im Rahmen der Untersuchung.
7
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
(A) Wirtschaftszweigklassifikation
Eine Möglichkeit zur Strukturierung der Recycling- und Entsorgungsbranche
bietet die Differenzierung nach Wirtschaftszweigen, an der sich auch die Wirt-
schaftszweigklassifikation (WZ 2003) des Statistischen Bundesamtes orien-
tiert.5 Dabei werden die Unternehmen nach ihrer Haupttätigkeit eingeordnet.
Die Haupttätigkeit umfasst jene Tätigkeiten, die den größten Beitrag zur
Wertschöpfung der Unternehmen leisten. Das Kriterium bildet hierbei die Brut-
towertschöpfung zu Herstellerpreisen. Zu den relevanten Wirtschaftszweigen
6
gehören:
5
Die Klassifikation WZ 2003 [7] basiert auf der statistischen Systematik der Wirtschafts-
zweige in der Europäischen Gemeinschaft (NACE Rev. 1.1), die mit der Verordnung
(EWG) Nr.29/2002 der Kommission vom 19. Dez. 2001 veröffentlicht worden ist [242].
Diese Liste umfasst Aktivitäten, die mit einem 5-stelligen Schlüssel codiert sind. Dieser
Schlüssel entspricht in den ersten 4 Stellen dem NACE Code der Europäischen Union
(EU, 2001). Um nationale Bedürfnisse zu erfüllen, wurde eine weitere Gliederungsebene
(5. Stelle) eingeführt.
8
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
• WZ 37 Recycling
Verarbeitung von Altmaterialien und Reststoffen und anderen ge-
brauchten oder ungebrauchten Artikeln zu Sekundärrohstoffen. Da-
bei ist ein stoffspezifischer mechanischer oder chemischer Verarbei-
tungsprozess erforderlich. Der Input besteht aus sortierten oder un-
sortierten Altmaterialien und Reststoffen, die nicht ohne weitere Be-
handlung in einem industriellen Verarbeitungsprozess eingesetzt
werden können. Der Output ist für den direkten Einsatz in einem in-
dustriellen Verarbeitungsprozess geeignet.
• WZ 51.57 Handel
Großhandel mit Altmaterialien und Reststoffen einschließlich Sam-
meln, Sortieren, Trennen und Zerlegen von Gebrauchtwaren. Dazu
gehören auch das Verpacken bzw. Wiederverpacken, die Lagerung
und die Lieferung. Ein tatsächlicher Verarbeitungsprozess ist ausge-
schlossen.
• WZ 90 Entsorgung
Sammlung und Behandlung von Abfällen mit dem Ziel der Beseiti-
gung (Ablagerung bzw. Verbrennung) ausschließlich der Weiterver-
wendung in einem industriellen Fertigungsprozess. D. h., dass die
Aufbereitung zum Zwecke der Entsorgung eingeschlossen ist. Die
Aufbereitung zur Wiederverwendung in einem industriellen Prozess
ist ausgeschlossen. Durch die Ausweitung der getrennten Wertstoff-
sammlung muss die Sammlung von Wertstoffen zu Recyclingzwe-
7
cken ebenfalls der Entsorgungsbranche zugeordnet werden.
Ungünstig für das Erfassen der wirtschaftlichen Bedeutung der Recycling- und
Entsorgungsbranche im Rahmen dieser Strukturierung ist, dass Unterneh-
men, die Teilleistungen aus dem Tätigkeitsbereich der Recycling- und Entsor-
gungswirtschaft erbringen, deren Tätigkeitsschwerpunkt aber in anderen Be-
reichen liegt, nicht der Recycling- und Entsorgungsbranche zugerechnet wer-
den. Die Ursachen liegen in der Überschneidung der Tätigkeitsbereiche so-
6
Die amtliche Statistik schlüsselt die Recycling- und Entsorgungsbranche nach Wirt-
schaftszweig WZ 37 (Recycling) und Wirtschaftszweig WZ 90 (Entsorgung) auf. Der Han-
del mit Altstoffen, insbesondere mit Metallen, ist weder in WZ 37 noch in WZ 90 enthal-
ten, kann aber zur vollständigen Beschreibung der wirtschaftlichen Bedeutung der Recyc-
ling- und Entsorgungsbranche unter Wirtschaftszweig WZ 51.57 (Großhandel mit Altmate-
rialien und Reststoffen) berücksichtigt werden. Recycling- und Entsorgungstätigkeiten der
Baubranche und von Transport- und Logistikunternehmen lassen sich aus statistischen
Erhebungen nicht nachvollziehen.
7
Die für den Wirtschaftszweig WZ 90 vorliegende Definition geht offensichtlich noch davon
aus, dass Altmaterialien und Reststoffe unter der WZ 51.57 gesammelt und direkt einer
Verwertung zugeführt werden (klassischer Alteisenhandel).
9
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
(B) Wertschöpfungsstufen
Die Recycling- und Entsorgungsbranche kann anhand ihrer Wertschöpfungs-
stufen und Tätigkeitsbereiche definiert werden. Die Wertschöpfungsstufen der
Recycling- und Entsorgungsbranche umfassen die Abfallsammlung/Transport,
die Abfallsortierung, die Aufbereitung bzw. Behandlung von Abfällen, die Zu-
führung von Abfällen zu einer Wiederverwendung, einer stofflichen oder einer
energetischen Verwertung und die Beseitigung (Verbrennung/Deponierung)
von Reststoffen. Eingeschlossen sind zudem alle Tätigkeiten, die das Makeln
und den Transport von Abfällen betreffen. Ökonomisch betrachtet, ist unter
8
Die Unternehmen der Recycling und Entsorgungswirtschaft lassen sich nicht strikt nach
Entsorgungsdienstleistungen und Recyclingdienstleistungen trennen. Bau-, Handels- und
Logistikunternehmen bieten als branchenfremde Unternehmen Recycling- und Entsor-
gungsdienstleistungen an.
10
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
11
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
12
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
(C) Stoffströme
Die Erfassung von Abfällen hat sich entsprechend der gesetzlichen Anforde-
rungen und der Nachfrage nach qualitativ hochwertigen Sekundärrohstoffen
von der weitgehend gemeinsamen Erfassung (noch bis in die 1970er Jahre
vorherrschend) zu einer zunehmend stoffspezifischen Erfassung entwickelt.
Die Stoffströme unterscheiden sich bezüglich ihres Aufkommens, ihres öko-
nomischen Wertes, ihrer Getrennterfassungsmöglichkeiten, ihrer Verwertbar-
keit und ihres Schadstoffpotenzials erheblich. Nach Art und Herkunft lassen
sich die im Folgenden aufgelisteten Stoffströme sinnvoll abgrenzen. Zur Be-
schreibung der Recycling- und Entsorgungsbranche wurden so 10 relevante
9
Stoffströme festgelegt:
• Siedlungsabfälle
(Haushaltsabfälle, hausmüllähnliche gewerbliche und industrielle
Abfälle),
• Gefährliche Abfälle,
• Bau- und Abbruchabfälle,
• Altglas,
• Altpapier, Papier, Pappe, Kartonagen (PPK),
• Altkunststoffe: Leichtverpackungen (LVP) und sonstige Kunststoffe,
• Altmetalle: Eisen & Stahl sowie Nichteisenmetalle,
• Kompostierbare Abfälle,
• Sonstige Altstoffe (Altholz, Alttextilien) und
• (nicht hausmüllähnliche) Abfälle aus Produktion und Gewerbe.
9
Eine ausführliche Beschreibung der 10 Stoffströme erfolgt in den Teilkapiteln 5.2.1 bis
5.2.10.
13
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
(D) Eigentümerstruktur
Die Branche ist aufgrund hoheitlicher Entsorgungsaufgaben bezüglich der
Eigentumsverhältnisse der Unternehmen öffentlich (durch kommunale Unter-
nehmen) und privatwirtschaftlich organisiert. Außerdem werden in diesem
Wirtschaftsbereich auch öffentlich-private Partnerschaften, so genannte PPP
Modelle eingegangen. Eine Beschreibung der Eigentumsverhältnisse der Un-
ternehmen der Recycling- und Entsorgungsbranche nach öffentlich (Eigenbe-
trieb oder öffentlich-rechtliche Anstalt) und privat kann nach Umsatz, Beschäf-
tigten oder entsorgten Mengenanteilen aus Verbandsangaben vorgenommen
werden. Die Anteile der Eigentümerstruktur (öffentlich/privat) an Recycling-/
und Entsorgungsleitungen werden durch die amtliche Statistik nicht erfasst.
Insofern muss zur Beschreibung auf Verbandsangaben zurückgegriffen wer-
den. Diese sind jedoch nur auf Basis der angeschlossenen Haushalte, nicht
auf Basis der Anzahl von Unternehmen, der Umsätze oder der Beschäftigten-
zahlen verfügbar. Vergleiche sind aufgrund dieser unterschiedlichen Bezugs-
größen und aufgrund der Schwierigkeiten bei der Bewertung von PPP-
Modellen nicht möglich.
(E) Unternehmensgrößenstruktur
Für eine Differenzierung von Unternehmen, im Speziellen von kleinen und
mittleren Unternehmen (KMU), existiert eine Reihe von verschiedenen Mög-
lichkeiten. Die Palette der zur Abgrenzung von KMU herangezogenen Krite-
rien reicht von der Beschäftigtenzahl über den Jahresumsatz, die Bilanzsum-
me, die Bruttowertschöpfung, das Anlagevermögen bis hin zu einer Kombina-
tion aus mehreren dieser Kriterien. Neben diesen quantitativen sind u. a. qua-
litative Merkmale zur Abgrenzung von KMU von entscheidender Bedeutung.
Zur Klassifikation der Unternehmen wird in dieser Studie die Definition von
10
kleinen und mittleren Unternehmen der EU-Kommission herangezogen.
Nach einer Empfehlung der EU-Kommission wurde in 2003 die Definition für
mittlere, kleine und Kleinstunternehmen aktualisiert [8]. Nach Artikel 2 Abs. 1
des Anhangs setzt sich die Größenklasse von Kleinstunternehmen, kleinen
und mittleren Unternehmen aus Betrieben zusammen, die weniger als
250 Mitarbeiter beschäftigen und einen Jahresumsatz von höchstens
50 Mio. EUR oder eine Bilanzsumme von höchstens 43 Mio. EUR erzielen.
Weiter differenziert wird in Abs. 2 die Kategorie der Kleinunternehmen, die
10
Neben der hier herangezogenen KMU-Definition der EU existiert vom Institut für Mit-
telstandsforschung (IfM) eine weitere Definition vom 1.1.2002. Das IfM definiert zwei
Gruppen: Kleinunternehmen mit 1 bis 9 Beschäftigten und einem Umsatz von maximal 1
Mio. € sowie mittlere Unternehmen mit 10 bis 499 Mitarbeitern, die einen Umsatz zwi-
schen 1 Mio. und 50 Mio. € ausweisen.
14
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
definiert wird als Unternehmen mit weniger als 50 Beschäftigten und einem
Jahresumsatz oder einer Bilanzsumme von höchstens 10 Mio. EUR. In Abs. 3
werden die Kleinstunternehmen definiert als Unternehmen mit weniger als 10
Beschäftigten und einem Jahresumsatz oder einer Bilanzsumme von höchs-
tens 2 Mio. EUR [8]. Alle übrigen Unternehmen werden in dieser Studie als
Großunternehmen bezeichnet. Tabelle 1 gibt einen zusammenfassenden Ü-
berblick.
Unternehmens- Beschäftigten-
Jahresumsatz Bilanzsumme
größenklasse anzahl
höchstens höchstens
Kleinstunternehmen < 10
2 Mio. € 2 Mio. €
höchstens höchstens
Kleinunternehmen 10 bis < 50
10 Mio. € 10 Mio. €
höchstens höchstens
Mittlere Unternehmen 50 bis < 250
50 Mio. € 43 Mio. €
11
Siehe etwa Bilitewski, Härdtle, Marek (2000): Abfallwirtschaft, Handbuch für Theorie und
Praxis.
12
Dies gilt unabhängig davon, dass für einige Abfälle positive Marktwerte bestehen. Eine
Zahlungsbereitschaft für die Entsorgung kann dennoch vorliegen. Ausnahmen sind solche
Stoffe, für die der Besitzer eine unmittelbare Möglichkeit der Verwertung hat.
15
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
16
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
gleiche des Systems mit denen anderer europäischer Länder werden in den
folgenden Kapiteln noch eingehender thematisiert (vgl. Kapitel 4 und 7).
17
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
18
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
19
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
Versendete Anteil
Rücklauf
Fragebögen in %
Bruttoaussendung 2.483 100 %
Falsche Adresse, falsche Zuordnung
250 10,1 %
zur Wirtschaftszweigklassifikation
Nettoaussendung 2.233 100 %
Fragebögen ausgefüllt 232 10,4 %
Keine Reaktion 2.001 89,6 %
20
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
Versendete Eingegangene
Fragebögen Fragebögen
Beschäftigte
Anteil Anteil
N N
in % in %
nicht zuordenbar - - 13 -
1 – 9 Beschäftigte 1.584 63,8 % 120 54,8 %
10 – 49 Beschäftigte 616 24,8 % 72 32,9%
50 – 499 Beschäftigte 240 9,7 % 22 10,5 %
500 und mehr Beschäftigte 43 1,7 % 4 1,8 %
Insgesamt 2.483 100,0 % 219 100,0 %
21
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
Umsatzgrößenklasse
nicht zuordenbar 64
13
Die Unternehmen werden jener WZ-Klasse zugeordnet, in der sie vorrangig tätig sind. Zu
berücksichtigen ist, dass Unternehmen in der Regel jedoch in mehreren Wirtschaftszwei-
gen tätig sind. Eine eindeutige Zuordnung ist somit nicht möglich.
14
11 Unternehmen, das entspricht 4,7 % machten keine Angaben bezüglich der Wertschöp-
fungsstufen.
22
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
Mengenspezifischer Ansatz
Um zu einer differenzierten Einschätzung der wirtschaftlichen Kenngrößen für
die Recycling- und Entsorgungsbranche einschließlich dem Großhandel mit
Altmaterialien und Reststoffen zu kommen, wird ein mengenspezifischer An-
satz zur Abschätzung von Beschäftigten und Umsatz vorgeschlagen. Dieser
Ansatz beruht auf der Überlegung, dass die Abfall- und Altstoffmengen in
Deutschland seit den 1980er Jahren für alle relevanten Stoffströme und nach
Aufkommen, Verwertung und Beseitigung zuverlässig erfasst werden.
Wird nun das Abfallmengengerüst mit spezifischen Kennzahlen zu Stoffmen-
genumsatz pro Beschäftigten und monetärem Umsatz pro Beschäftigten in
Beziehung gesetzt, lassen sich Beschäftigte und Umsätze der Recycling- und
15
24,6 % der antwortenden Unternehmen gaben zudem an, dass sie in weiteren nicht näher
benannten Stoffströmen tätig sind.
23
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
Betrachtete Stoffströme
• Siedlungsabfälle,
• Gefährliche Abfälle,
• Bau- und Abbruchabfälle,
• Altglas,
• Altpapier: Papier, Pappe, Kartonagen,
• Altkunststoffe: Leichtverpackungen (LVP) und sonstige Kunststoffe,
• Altmetalle: Eisen & Stahl; Nichteisenmetalle
• Kompostierbare Abfälle,
• Sonstige Altstoffe und
• Abfälle aus Produktion und Gewerbe.
Betrachtete Wertschöpfungsstufen
• Sammlung, Umschlag und Transport,
24
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
16
Zur Beschreibung der Wertschöpfungsstufen siehe Kapitel 2.2.
17
Eine Ausnahme bildet der Bergversatz als Maßnahme zur Einsturzsicherung (luftfreie
Verfüllung) wird als Verwertung angesehen (R5, KrW-/AbfG) [240].
25
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
Beschäftigungsindex an
Nr. Stoffströme der Wertschöpfungs-
a)
stufe Verwertung
1 Siedlungsabfälle 30 %
2 Gefährliche Abfälle 70 %
3 Bau- und Abbruchabfälle 30 %
4 Altglas 5%
5 Altpapier: Papier, Pappe, Kartonagen 10 %
(PPK)
6 Altkunststoffe: Leichtverpackungen 70 %
(LVP), sonstige Kunststoffe
7a Altmetalle: Eisen & Stahl 2%
7b Altmetalle: Nichteisenmetalle 5%
8 Kompostierbare Abfälle 10 %
9 Sonstige Altstoffe 10 %
10 Abfälle aus Produktion und Gewerbe 30 %
a)
Der Beschäftigungsindex an der Wertschöpfungsstufe Verwertung gibt den Beschäftigungsanteil der Recycling-
branche an der Herstellung von Rohstoffen an und beruht auf Abschätzungen von Argus. Für den Stoffstrom
Altpapier beispielsweise werden 10 % der mit dem mengenspezifischen Ansatz berechneten Gesamtbeschäftigten
auf der Wertschöpfungsstufe „Verwertung“ dem Recycling und 90 % der Primärrohstoffproduktion zugeordnet.
Aus oben genannten Gründen wurde eine Vorgehensweise gewählt, die durch
eine vereinfachte Abschätzung über Indizes (Tabelle 5) die Anteile der Be-
schäftigten aus der Recyclingbranche an der Wertschöpfungsstufe Verwer-
tung (Übergangsbereich Recycling/Neuproduktion) adäquat einbezieht.
Zur Berechnung der Beschäftigten- und Umsatzkennzahlen in der Recycling-
und Entsorgungsbranche wurde der in Gleichung 1 dargestellte Berech-
nungsalgorithmus angewandt. Die Anzahl der Beschäftigten berechnet sich
demnach aus der Abfallmasse je Stoffstrom und Wertschöpfungsstufe multip-
liziert mit der aus der Befragung ermittelten beschäftigungsspezifischen
Kennzahl Mengenumsatz pro Beschäftigten und multipliziert mit dem Beschäf-
tigungsindex, der sich aus Tabelle 5 für den jeweiligen Stoffstrom und die
Wertschöpfungsstufe Verwertung/Beseitigung ergibt.
26
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
Die Faktoren werden über die 10 Stoffströme (i) und vier Wertschöpfungsstu-
fen (j) aufsummiert.
B: Beschäftigte
Mij: Masse i-ter Stoffstrom, j-te Wertschöpfungsstufe
kBij: beschäftigungsspezifische Kennzahl (Mengenumsatz pro Beschäftig-
ten)
Viv: Beschäftigungsindex für i-te Stoffgruppe und j=v-te Wertschöpfungs-
stufe
U = ∑∑ Bij ⋅ kU ij
i j (2)
U: Umsatz
Bij: Beschäftigte i-ter Stoffstrom, j-te Wertschöpfungsstufe
kUij: umsatzspezifische Kennzahl (monetärer Umsatz pro Beschäftigten)
Der Umsatz berechnet sich aus der Beschäftigtenanzahl je Stoffstrom und
Wertschöpfungsstufe multipliziert mit der aus der Befragung ermittelten um-
satzspezifischen Kennzahl monetärer Umsatz pro Beschäftigten. Die Faktoren
werden über die 10 Stoffströme (i) und vier Wertschöpfungsstufen (j) auf-
summiert.
Die stoffspezifischen Kennzahlen sind den Tabellen Tabelle 6 und Tabelle 7
zu entnehmen. Der Wert 950 in Tabelle 6 (3. Zeile, 3. Spalte) bedeutet, dass
ein Beschäftigter der Recycling und Entsorgungsbranche im Jahr eine Stoff-
menge (hier Siedlungsabfälle) von durchschnittlich 950 Tonnen vom Verursa-
cher (hier Haushalt) zum Verwerter/Entsorger transportiert.
27
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
Wertschöpfungskette
Nr. Stoffströme Sammlung, Sortierung Handel/ Verwer- Besei-
Umschlag und Auf- Makeln tung tigung
und bereitung
Transport
1 Siedlungsabfälle 950 3.500 k. A. 3.500 12.000
2 Gefährliche Abfälle 1.400 2.500 k. A. 2.500 5.000
Bau- und
3 7.500 9.000 k. A. 9.000 20.000
Abbruchabfälle
4 Altglas 2.500 4.500 15.000 5.000 5.000
Altpapier: Papier,
5 2.000 4.000 15.000 4.000 4.000
Pappe, Kartonagen
Altkunststoffe:
Leichtverpackun-
6 750 1.000 k.A. 1.500 5.000
gen und sonstige
Kunststoffe
Altmetalle:
7a 1.750 2.500 15.000 6.000 6.000
Eisen & Stahl
Altmetalle:
7b 1.000 2.500 15.000 3.000 3.000
Nichteisenmetalle
Kompostierbare
8 1.500 4.500 k. A. 5.000 5.000
Abfälle
9 Sonstige Altstoffe 2.000 2.500 2500 5.000 5.000
Abfälle aus
10 Produktion und 1.750 4.500 k. A. 4.500 15.000
Gewerbe
Mengenumsatz pro Beschäftigten; alle Angaben in t/Bij·a
Quelle: Unternehmens- und Expertenbefragung GIB/ARGUS 2007
k. A.: Für Stoffströme mit geringem oder negativem Marktwert wurden keine Angaben in der Wertschöpfungsstufe
Handel/Makeln berücksichtigt
28
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
Der Wert 155 in Tabelle 7 (3. Zeile, 3. Spalte) bedeutet, dass ein Beschäftig-
ter der Recycling- und Entsorgungsbranche im Jahr einen Umsatz (hier Sied-
lungsabfälle) von durchschnittlich 155.000 EUR erwirtschaftet.
Wertschöpfungskette
Bau- und
3 250 400 k. A. 400 300
Abbruchabfälle
Altpapier: Papier,
5 Pappe, Kartona- 165 330 750 195 195
gen
Altkunststoffe:
Leichtverpackun-
6 150 400 k. A. 210 210
gen und sonstige
Kunststoffe
Altmetalle:
7a 300 600 750 600 275
Eisen & Stahl
Altmetalle:
7b 300 700 750 700 275
Nichteisenmetalle
Kompostierbare
8 155 185 k. A. 210 210
Abfälle
Abfälle aus
10 Produktion und 155 240 k. A. 380 300
Gewerbe
Umsatz pro Beschäftigten; alle Angaben in Tsd. EUR/Bij·a
Quelle: Unternehmens- und Expertenbefragung GIB/ARGUS 2007
k. A.: Für Stoffströme mit geringem oder negativem Marktwert wurden keine Angaben in der Wertschöpfungsstufe
Handel/Makeln berücksichtigt
29
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
3.4 Fallstudienansatz
Ein weiterer Bestandteil der Studie war die Einordnung der Recycling- und
Entsorgungsbranche im internationalen Kontext. Um die Situation der deut-
schen Entsorgungsbranche im internationalen Vergleich zu betrachten und
Potenziale für eine Stärkung der wirtschaftlichen Bedeutung herauszuarbei-
ten, wurden in Abstimmung mit dem BMWi drei europäische Länder mit Lö-
sungspotenzialen für die betrachtete Fragestellung identifiziert und für diese
drei ausgewählten Länder Fallstudien erstellt.
Zur Auswahl der Länder für den Fallstudienansatz wurden die Problemlagen,
die sich aus der wirtschaftlichen Bedeutung einzelner Stoffströme innerhalb
der Branche, der Unternehmensbefragung und der Einschätzung von Bran-
chenexperten herauskristallisierten, analysiert. Hierbei war zu prüfen, welche
dieser Länder über eine brauchbare Datenbasis verfügen und die Vorgaben
der EU bereits umgesetzt haben. Zusammengefasst werden im Wesentlichen
gleiche Rahmenbedingungen für den Handel, das Recycling und die Entsor-
gung von Produktionsrückständen und Abfällen gefordert. Im Einzelnen wur-
den folgende Problemfelder gesehen:
18
Vgl. hierzu auch die Abbildung 43 für einen Überblick.
30
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
31
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
32
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
33
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
stoff behandelt werden sollten. Die geforderte Ausnahme für direkt einsetzba-
re Schrotte würde vor allem die Neuschrotte betreffen. Altschrott bliebe wei-
terhin Abfall, bis er zu einem einsatzfähigen Schrott aufbereitet wäre [12].
Die Einführung eines Verfahrens zur Festlegung des Endes der Abfalleigen-
schaft findet daher allgemein Zustimmung. Sollten die in Artikel 6(2) genann-
ten Stoffe zukünftig tatsächlich nicht mehr als Abfälle eingestuft werden, wä-
ren sie zwar nicht mehr dem Abfallregime unterworfen, könnten damit jedoch
in den Geltungsbereich der neuen REACH-Verordnung fallen [243]. Auf die
Bedeutung der REACH-Verordnung für die Recyclingbranche wird in Kapitel
4.9 näher eingegangen.
Von Bedeutung für die Recyclingwirtschaft ist ferner, dass die neue Rahmen-
richtlinie die bisherige dreistufige Abfallhierarchie durch eine fünfstufige Ab-
fallhierarchie ersetzt (Artikel 4). Für die Entsorgung von Abfällen gilt künftig
folgende Prioritätenfolge:
• Vermeidung,
• Vorbereitung zur Wiederverwendung,
• Recycling,
• sonstige Verwertung, z. B. energetische Verwertung,
• Beseitigung.
Abweichungen von dieser Abfallhierarchie für bestimmte Stoffströme sollten
durch die Betrachtung des gesamten Lebenszyklus der jeweiligen Stoffe ge-
rechtfertigt sein.
Eine weiteres wichtiges Element für die Recyclingwirtschaft ist die Festlegung
konkreter Recyclingziele für nicht-gefährliche Abfälle aus Bau- und Abbruch-
arbeiten (mindestens 70 Gew.-% Wiederverwendung oder stoffliche Verwer-
tung) sowie für Abfälle aus Haushalten (mindestens 50 % Wiederverwendung
oder Recycling). Während die Festlegung der Recyclingziele von den Ver-
bänden der Recyclingindustrie grundsätzlich begrüßt wird, wird allgemein kri-
tisiert, dass insbesondere die Verwertungsziele für die Abfälle aus Haushalten
sehr vage formuliert sind, was die Wirksamkeit der Ziele behindern könnte.
34
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
Gesetz trat am 7. Oktober 1996 in Kraft und zielt auf die umfassende Vermei-
dung und Verwertung von Abfällen ab.
Grundziele des Gesetzes sind die Schonung der natürlichen Ressourcen
durch Kreislaufführung sowie die umweltverträgliche Beseitigung von Abfällen.
Aus den Grundzielen des Gesetzes ergibt sich die in § 4 festgelegte Entsor-
gungshierarchie: Vermeidung vor Verwertung vor Beseitigung. Die Vermei-
dung umfasst die Verminderung der Menge an Abfällen sowie ihrer Schäd-
lichkeit. Die Verwertung hat Vorrang vor der Beseitigung soweit die Verwer-
tung technisch möglich und wirtschaftlich zumutbar ist. Eine Beseitigung ist
erst zulässig, wenn alle Möglichkeiten der Verwertung ausgeschöpft sind.
Gemäß der zuvor beschriebenen, fünfstufigen Abfallhierarchie bedarf das
nationale Krw-/AbfG einer Anpassung an die EU-Vorgaben.
Das Verhältnis zwischen stofflicher und energetischer Verwertung ist in § 6
geregelt. Vorrang hat die besser umweltverträgliche Verwertungsart. Für die
Zulässigkeit der energetischen Verwertung legt § 6(2) einfache Kriterien wie
Heizwert (≥ 11.000 kJ/kg) und Feuerungswirkungsgrad (≥ 75 %) fest.
Ein zentraler Punkt des KrW-/AbfG ist die Erweiterung des Abfallbegriffes auf
einen sehr viel breiteren Bereich an Stoffen als im Abfallgesetz von 1986. Ab-
fälle und Sekundärstoffe, die mit dem Ziel einer späteren Verwertung getrennt
gesammelt und/oder aufbereitet werden unterliegen ebenso dem KrW-/AbfG
wie die Abfälle zur Beseitigung.
Ein weiteres wesentliches Element des KrW-AbfG ist der Begriff der Produkt-
verantwortung. Diese umfasst die abfallarme Herstellung und Gestaltung der
Produkte sowie die Rückführung gebrauchter Produkte in den Produktions-
kreislauf bzw. umweltverträgliche Beseitigung nicht verwertbaren Bestandtei-
le. Die Produktverantwortung konkretisiert sich u. a. in Rücknahmepflichten
und Verwertungsvorgaben für gebrauchte Produkte, die vorrangig in unterge-
setzlichen Regelungen festgelegt sind.
Verantwortlich für die ordnungsgemäße Verwertung und Beseitigung von Ab-
fällen ist vorrangig der Erzeuger oder Besitzer von Abfällen. Das KrW-/AbfG
schwächt damit die grundsätzliche Andienungspflicht von Abfällen im alten
Abfallgesetz ab und führt zu einer veränderten Aufteilung der Entsorgungs-
aufgaben zwischen Wirtschaft und öffentlicher Hand.
Die allgemeinen Pflichten des KrW-/AbfG werden durch eine Reihe von
Rechtsverordnungen konkretisiert. Relevant für die Recyclingwirtschaft sind
insbesondere die folgenden Regelungen, die in den anschließenden Kapiteln
näher beschrieben werden:
35
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
4.3 Verpackungsverordnung
Die Verordnung über die Vermeidung und Verwertung von Verpackungsabfäl-
len (Verpackungsverordnung - VerpackV) [244] ist Bestandteil des unterge-
setzlichen Regelwerks des KrW-/AbfG. Sie regelt die Vermeidung und Ver-
wertung von Verpackungen. Ziel der VerpackV ist die Reduzierung des Ab-
fallaufkommens aus Verpackungen bzw. vorrangig die Vermeidung von Ver-
packungsabfällen. Ist dies nicht möglich, soll durch die VerpackV die Wieder-
verwendung und stoffliche Verwertung der energetischen Verwertung vorge-
zogen werden. Die Beseitigung von Verpackungsabfällen ist erst als letzte
Option zugelassen und sollte gemeinwohlverträglich gestaltet werden. Die
Durchsetzung der Kriterien in der Verpackungsverordnung liegt in der Zustän-
digkeit der Bundesländer.
Verpackungen sind nach § 3 der VerpackV definiert als „Aus beliebigen Stof-
fen hergestellte Produkte zur Aufnahme, zum Schutz, zur Handhabung, zur
Lieferung und zur Darbietung von Waren, die [...] vom Hersteller an den Be-
nutzer oder Endverbraucher weitergegeben werden“ [14].
Verpackungen werden nach folgenden Kriterien eingeteilt [15; 14]:
• Verkaufsverpackungen sind die Umhüllung der Waren, die der End-
verbraucher für den Transport bis zum Verbrauch der Ware verwendet
und daher auch bei ihm anfallen,
• Umverpackungen sind zusätzliche Verpackungen um die Verkaufsver-
packung, die z. B. als Werbeträger dienen oder den Diebstahl er-
36
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
37
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
38
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
4.4 Abfallablagerungsverordnung
Die “Verordnung über die umweltverträgliche Ablagerung von Siedlungsabfäl-
len (Abfallablagerungsverordnung - AbfAblV)“ [272] bestimmt, dass seit dem
01. März 2001 im Grundsatz keine unzureichend vorbehandelten Siedlungs-
abfälle und Abfälle, die wie Siedlungsabfälle entsorgt werden können, mehr
abgelagert werden dürfen. Lediglich bis zum 31. Mai 2005 konnten die zu-
ständigen Behörden unter bestimmten Voraussetzungen noch Ausnahmen
zulassen. Damit wurde das bereits seit 1993 mit dem Inkrafttreten der TA
Siedlungsabfall (TASi) [271] bestehende Verbot der Ablagerung unzureichend
vorbehandelter Abfälle in der rechtlich stringenteren Form einer Verordnung
festgeschrieben. Darüber hinaus eröffnet die Ablagerungsverordnung aber die
Möglichkeit, Siedlungsabfälle mit biologisch abbaubaren organischen Anteilen
dann auf einer Deponie abzulagern, wenn sie vorher einer anspruchsvollen
mechanisch-biologischen Behandlung unterzogen wurden. Die Abfallablage-
rungsverordnung und die zeitgleich in Kraft getretene 30. Verordnung zur
Durchfühung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes (30. BImSchV) [288]
legen für diese Anlagen strenge Anforderungen fest. Mit den Neuregelungen
wird erstmals festgelegt, dass kein unbehandelter Abfall mehr auf die Deponie
gelangen darf – eine Zäsur mit weitreichenden Folgen für die Abfallwirt-
19
schaft. Mittlerweile, so zeigen die Erfahrungen der ersten Jahre, hat sich die
Zahl der Deponien bereits erheblich verringert (vgl. hierzu auch das Kpaitel
5.2).
Da die Anforderungen der Abfallablagerungsverordnung in der Praxis zumTeil
nicht eingehalten werden konnten, wurden mit der „Verordnung zur Umset-
zung der Ratsentscheidung vom 19. 12. 2002 zur Festlegung von Kriterien
19
Die deutsche Gesetzgebung setzt damit europäische Vorgaben deutlich früher um als in
der EU-Deponierichtlinie gefordert. Die relevanten Grenzwerte sind ebenfalls deutlich
strenger als durch das Gemeinschaftsrecht vorgegeben. Der EuGH hat am 14.04.2005
(Rechtssache C-6/03) bestätigt, dass die strengen deutschen Vorgaben mit dem Gemein-
schaftsrecht in Einklang stehen.
39
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
und Verfahren für die Annahme von Abfällen auf Abfalldeponien“ [289] jedoch
Korrekturen vorgenommen.
Von der TASi und der Ablagerungsverordnung gehen entscheidende Impulse
für die Vorbehandlung einer Vielzahl von Abfallarten vor der Deponierung aus.
Die Abfallablagerungsverordnung folgt der Grundidee, Abfälle nur noch weit-
gehend inertisiert abzulagern; mit ihrer Umsetzung kommt die vollständige
Behandlung aller Abfälle einen großen Schritt voran. Die Ablagerungsverord-
nung wird auch als ein weiterer wichtiger Meilenstein gesehen, alle verwertba-
ren Stoffe wieder in den Stoffkreislauf zurück zu führen.
Folgende Eckpunkte werden in der Abfallablagerungsverordnung geregelt:
• Zuordnungskriterien für Siedlungsabfälle und Abfälle, die wie Sied-
lungsabfälle entsorgt werden können, zu den Deponieklassen I und II;
• Spezielle Anforderungen an die Ablagerung mechanisch-biologisch
behandelter Abfälle;
• Untersuchungs- und Nachweispflichten der Deponiebetreiber.
Die Umsetzung der Ablagerungsverordnung hat grundlegende Auswirkungen
auf nichtmineralische Abfallströme, auf technische Innovationen durch den
geforderten Aufbau von Vorbehandlungskapazitäten und auf die wirtschaftli-
che Entwicklung der Recycling- und Entsorgungsbranche durch weitere Be-
handlungskapazitäten. Der Bau und Betrieb zusätzlicher Abfallbehandlungs-
schritte lässt positive Effekte auf die Beschäftigung und die Exportchancen
der Branche erwarten.
Mit der Verordnung zur Vereinfachung des Deponierechts, die im Sommer
2009 in Kraft treten wird, wird die Deponieverordnung [277], die Abfallablage-
rungsverordnung und die Deponieverwertungsverordnung [278] zu einer Ver-
ordnung (DepVereinfVO) [290] zusammengeführt und weiterentwickelt. Damit
wird das zersplitterte Deponierecht zu einer übersichtlichen Regelung zu-
sammengeführt und die Anwendung sowohl für Behörden als auch Deponie-
betreiber wesentlich erleichtert. Die im Rahmen dieser Studie abgeleiteten
Aussagen beruhen auf den bis dahin geltenden Regelungen und bleiben auch
nach Inkrafttreten der neuen Verordnung hiervon unberührt.
4.5 Altfahrzeugverordnung
Die ersten Schritte zur Umsetzung der Produktverantwortung für Altfahrzeuge
mündeten in einem „Gemeinsamen Konzept zum KfZ-Recycling“, welches im
Juli 1994 von der Automobilindustrie und insgesamt 14 weiteren betroffenen
Wirtschaftsverbänden vorgelegt wurde.
40
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
Mit der Verabschiedung des KrW-/AbfG Ende 1994 strebte die Automobilin-
dustrie aufbauend auf dem gemeinsamen Konzept, eine freiwilige Selbstver-
pflichtung nach §25 KrW-/AbfG an.
Am 21.02.1996 nahm die Bundesregierung die „Freiwillige Selbstverpflichtung
zur umweltgerechten Altautoentsorgung im Rahmen des Kreislaufwirtschafts-
gesetzes (FSV)“ entgegen. Die unterzeichnenden 15 Trägerverbände verfolg-
ten mit der FSV folgende Ziele:
• Recyclinggerechte Konstruktion der Fahrzeuge und ihrer Teile;
• Umweltverträgliche Demontage der Fahrzeuge;
• Optimierung der Stoffkreisläufe und Steigerung der Verwertung, ins-
besondere hinsichtlich der Shredderleichtfraktion, mit dem Ziel der
Schonung von Deponiekapazitäten und Rohstoffreserven.
Dabei sollte die FSV den beteiligten Branchen einen flexiblen Rahmen bieten,
innerhalb dessen die Zusagen unter wirtschaftlich effizienten Bedingungen
erreicht werden können.
Verrechtlicht, ergänzt und erweitert wurde die FSV durch die am 01.04.1998
in Kraft getretene Altautoverordnung. Hauptziele waren dabei:
• Lenkung stillgelegter Fahrzeuge in umweltgerecht arbeitende Betriebe;
• Festlegung von Umweltstandards für Annahmestellen, Demontage-
und Verwertungsbetriebe und Shredderanlagen;
• Übernahme von Überwachungsaufgaben durch Sachverständige.
Wesentliche Veränderungen der Rahmenbedingungen des Autorecyclings
ergeben sich heute aus dem am 01.07.2002 in Kraft getretenen Altfahrzeug-
Gesetz. Mit dem Gesetz wird die EU-Altfahrzeug-Richtlinie vom September
2000 in deutsches Recht umgesetzt. Kern des Gesetzes ist die Änderung der
am 1. April 1998 in Kraft getretenen Altautoverordnung. Sie heißt nunmehr
Altfahrzeugverordnung und trat am 28.06.2002 in Kraft. Mit der Ersten Ver-
ordnung zur Änderung der Altfahrzeugverordnung vom 9. Februar 2006 wurde
die Verordnung zuletzt aus europarechtlichen Erfordernissen nochmals ange-
passt.
Hersteller und Vertreiber übernehmen mit den gesetzlichen Regelungen Ver-
antwortung über das Ende der Gebrauchsdauer der von ihnen in Verkehr ge-
brachten Fahrzeuge hinaus und finanzieren die weitgehende Verwertung dar-
aus entstehender Abfälle. Im Sinne der Nachhaltigkeit beginnt diese Verant-
wortung bereits damit, langlebige und recyclinggerechte Güter zu produzie-
41
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
ren, deren Materialien leicht voneinander getrennt und wieder in den Stoff-
kreislauf überführt werden können.
Kernpunkte der Altfahrzeugverordnung sind:
• Rücknahmepflicht der Hersteller und Importeure:
Hersteller und Importeure sind verpflichtet, Altfahrzeuge ihrer Marke
vom Letzthalter kostenlos zurückzunehmen. (Neuwagen ab Verab-
schiedung des Gesetzes (Juli 2002), in Verkehr befindliche Fahrzeuge
seit Januar 2007). Sie haben dazu selbst oder durch beauftragte Dritte
ein flächendeckendes Rücknahmesystem einzurichten.
• Überlassungspflicht des Letzthalters:
Jeder, der sich eines Fahrzeugs entledigt, ist verpflichtet, dieses nur
einer anerkannten Annahme- bzw. Rücknahmestelle oder einem aner-
kannten Demontagebetrieb zu überlassen.
• Entsorgungs- und Verwertungspflichten:
- Seit dem Jahr 2006 haben Hersteller, Importeure, Vertreiber
und Entsorgungswirtschaft gemeinsam sicherzustellen, dass
mindestens 85 % des durchschnittlichen Gewichts eines Alt-
fahrzeugs wieder verwendet oder verwertet und mindestens
80 % wieder verwendet oder stofflich verwertet werden. Ab
2015 werden die Quoten auf 95 % (Wiederverwendung, Ver-
wertung) bzw. 85 % (Wiederverwendung, stoffliche Verwer-
tung) angehoben.
- Demontagebetriebe müssen seit 2006 vor der Weitergabe der
Restkarosse an den Shredder 10 Gewichtsprozent der ent-
nommenen Bauteile, Materialien und Betriebsflüssigkeiten wie-
der verwenden oder einer stofflichen Verwertung zuführen.
- Shredderanlagen müssen ab diesem Zeitpunkt mindestens 5 %
an nicht-metallischen Shredderrückständen bezogen auf den
Input an Altfahrzeugen einer Verwertung zuführen. Ab
01. Jan. 2015 erhöht sich diese Quote. Dann müssen Shred-
deranlagen vom nicht metallischen Anteil der Shredderrück-
stände 5 Gew.% einer stofflichen und weitere 10 Gew.% einer
Verwertung zuführen.
• Schwermetallverbote:
Seit dem 01. Juli 2003 ist es grundsätzlich verboten, Fahrzeuge und
42
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
20
Ausnahmen sind im Anhang II der EU-Altfahrzeugrichtlinie festgelegt, der unmittelbar,
also ohne Umsetzung in nationales Recht, anzuwenden ist.
43
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
44
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
Wiederver-
wendung und Verwer-
Nr. und Bezeichnung der Gerätekategorie 2)
stoffliche tung
Verwertung1)
(1) Haushaltsgroßgeräte
75% 80%
(10) Automatische Ausgabegeräte
(3) Geräte der Informations- und Telekommuni-
kationstechnik 65% 75%
(4) Geräte der Unterhaltungselektronik
(2) Haushaltskleingeräte
(5) Beleuchtungskörper
(6) Elektrische und elektronische Werkzeuge
mit Ausnahme ortsfester industrieller Groß- 50% 70%
werkzeuge
(7) Spielzeug sowie Sport- und Freizeitgeräte
(9) Überwachungs- und Kontrollinstrumente
1) Mindestquote für die Wiederverwendung und stoffliche Verwertung bei Bauteilen, Werk-
stoffen und Stoffen bezogen auf das durchschnittliche Gewicht je Gerät beträgt
2) Mindestquote für die Verwertung bezogen auf das durchschnittliche Gewicht je Gerät.
45
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
4.7 Batterieverordnung
Batterien sind in Hunderten verschiedenen Bauformen und Arten auf dem
Markt vertreten und lassen sich grundsätzlich in Primärbatterien und Sekun-
därbatterien unterteilen. Des Weiteren sind Batterien und Akkumulatoren
nach dem Europäischen Abfallverzeichnis in die Sammelgruppen gefährliche
(EAV 200133*: Blei-, Nickel, Cadmium- und Quecksilberbatterien) und nicht
gefährliche Altbatterien (EAV 200134: Alkali- und andere Batte-
rien/Akkumulatoren, Elektrolyte aus Batterien/Akkumulatoren) unterteilt.
Im Primärbatteriebereich erfolgt die Strombildung durch eine irreversible che-
mische Reaktion. Hierbei sind Batterietypen auf Basis Zink-Kohle und Alkali-
Mangan marktführend [18; 19]:
• Zink-Kohle/Zink-Chlorid (Spielzeuge),
• Alkali-Mangan (Knopfzellen, Rundzellen, z. B. in Taschenlampen),
• Zink-Luft/Zink-Silber (Knopfzellen),
• Quecksilber (Medizin, Militär),
• Lithium-Metall (Knopfzellen, z. B. in Fotoapparaten).
Die Sekundärbatterien speichern den Strom, der vor Gebrauch durch eine
externe Quelle zugeführt wird. Ihre Stromspeichereinheiten bestehen aus [18]:
• Bleisäure (Autobatterien),
• Nickel-Cadmium (Werkzeuge),
• Nickel-Metallhydrid, Lithium-Polymer, -Ionen (Laptops, Handhelds:
Mobiltelefone, PDA,...).
Nickel-Cadmium-Akkus stellen in Deutschland massenmäßig noch immer
einen großen Anteil dar, was wegen der Giftigkeit des Schwermetalls Cadmi-
um problematisch ist. Jährlich werden etwa 700 Tonnen des Schwermetalls in
Batterien verarbeitet. [20; 19]
Die als Ergänzung zum KrW-/AbfG fungierende produktorientierte Verordnung
über die Rücknahme und Entsorgung gebrauchter Batterien und Akkumulato-
ren (Batterieverordnung - BattV) [247] ist am 01. Okt. 1998 in Kraft getreten.
Die mit der ersten Verordnung zur Änderung der Batterieverordnung vom
26. Juni 2001 verbundenen Änderungen traten am 01. Sept. 2001 in Kraft. Die
Batterieverordnung überführt die europäischen Rahmenbedingungen der
46
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
47
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
Etwa die Hälfte (47 %) der zurückgegebenen Batterien fallen im Handel an, je
etwa ein Viertel in gewerblichen Einrichtungen (30 %) und bei öffentlichen
Entsorgungsträgern (23 %) [21]. Der bvse beziffert die Verwertungsquote von
sortierten Batterien im Jahr 2006 auf 88 %. Bei Autobatterien, für die ein
Pfandsystem besteht, liegt die Rücklaufquote bei ca. 95 % [22].
Durch eine Novelle der EU-Batterierichtlinie (2006/66/EG, vom
06. Sept. 2006) [261] wird die bisher geltende Richtlinie mit Wirkung vom 26.
Sept. 2006 aufgehoben. Daraus ergeben sich teils gravierende Änderungen
der geltenden Regelungen [20]:
• eine Mindestsammelquote von 25 % (ab September 2012), bzw. 45 %
(ab September 2016) bezogen auf den durchschnittlichen Absatz aller
in Verkehr gebrachten Altbatterien der jeweiligen letzten drei Jahre,
• feste Recyclingquoten (ab September 2010) mit den Mindestzielen:
65 % des durchschnittlichen Gewichts von Blei-Säure-Batterien, 75 %
des durchschnittlichen Gewichts von Nickel-Cadmium-Batterien und –
akkumulatoren und 50 % des durchschnittlichen Gewichts sonstiger
Altbatterien und -akkumulatoren,
• regelmäßige Berichterstattung zur Überwachung und Einhaltung der
o. g. Punkte,
• neue Grenzwerte (Verkehrsverbote) für:
- Batterien und Akkumulatoren (< 0,0005 % Massenanteil an Queck-
silber) und
- Gerätebatterien und -akkumulatoren (< 0,002 % Massenanteil an
Cadmium),
• Registrierung der Hersteller von Batterien und Akkumulatoren
• die Beseitigung von Industrie- und Fahrzeug-Altbatterien und –
akkumulatoren auf Deponien oder durch Verbrennung wird untersagt.
Die Richtlinie muss spätestens nach 2 Jahren also zum 26. Sept. 2008 in na-
tionales Recht umgesetzt werden. Dies erfolgt durch das "Gesetz über das in
Verkehr bringen, die Rücknahme und die umweltverträgliche Entsorgung von
Batterien (Batteriegesetz - BattG)“. Ein Entwurf vom Bundesumweltministeri-
um vom 08. Mai 2008 liegt vor, ist jedoch noch nicht vom Bundestag verab-
schiedet worden. [260]
48
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
4.8 Bioabfallverordnung
Die Verordnung über die Verwertung von Bioabfällen auf landwirtschaftlich,
forstwirtschaftlich und gärtnerisch genutzten Böden (Bioabfallverordnung -
BioAbfV) [262] ist eingebunden in eine sehr dichte Gesetzgebung, das Tieri-
sche Nebenprodukte-Beseitigungsgesetz [263], die Klärschlammverordnung
(AbfKlärV) [266], das Düngemittelgesetz, die Düngemittelverordnung (Dün-
geV) [267], die Düngeverordnung, das Erneuerbare-Energien-Gesetz mit der
Biomasseverordnung, das Bundesbodenschutzgesetz (BBodSchG) [264], die
Bundes-Bodenschutz- und Altlastenverordnung (BBodSchV) [265] sowie die
Abwasserverordnung und das Wasserhaushaltsgesetz. Die BioAbfV regelt
seit 1998 auf Grundlage des KrW-/AbfG die Aufbringung von Komposten und
Gärrückständen aus der Bioabfallsammlung und -behandlung als Düngemittel
und Kultursubstrat in der Land- und Forstwirtschaft sowie auf gartenbaulich
genutzten Böden. Die Verordnung umfasst 14 Paragraphen und 3 Anhänge
und richtet sich an Entsorgungsträger und nicht an Eigenverwerter, wie z. B.
Haus-, Nutz- oder Kleingärtner. Ziel war es hierbei, wie auch bei dem 1999 in
Kraft getretenem BBodSchG und der BBodschV die Funktionsfähigkeit des
Bodens nachhaltig zu sichern. [262]
Die BioAbfV definiert Bioabfall als „Abfälle tierischer oder pflanzlicher Herkunft
zur Verwertung, die durch Mikroorganismen, bodenbürtige Lebewesen oder
Enzyme abgebaut werden können [...].“ Des Weiteren sind Bioabfälle so vor
der Aufbringung zu behandeln, dass es zu keiner Beeinträchtigung der Ge-
sundheit von Mensch und Tier kommt und keine Schäden an Pflanzen und
Böden entstehen. Sie stellt Anforderungen zur seuchen- und phytohygieni-
schen Unbedenklichkeit (BioAbfV, Anhang 2), zu Fremdstoffen und zur Unter-
suchungsanalytik (BioAbfV, Anhang 3). Eine Hygienisierung ist vorzunehmen.
Bei der Untersuchung von Bioabfallbehandlungsanlagen werden der Wir-
kungsgrad des Behandlungsverfahrens mittels direkter Prozessprüfung, die
Einhaltung der erforderlichen Behandlungstemperatur mittels indirekter Pro-
zessprüfung (Temperaturbereich, biologische Aktivität, pH-Wert, Wasserge-
halt, Verweilzeiten usw.) und die hygienische Unbedenklichkeit (keine Salmo-
nellen, geringer Gehalt an keimfähigen Samen usw.) mittels Endprüfung ü-
berwacht. Die Prüfung der Bioabfälle in der Behandlungsanlage muss bei ei-
nem Jahresdurchsatz von bis zu 3.000 Tonnen mindestens alle 6 Monate, bei
höherem Jahresdurchsatz mindestens alle 3 Monate erfolgen. Die Aufbrin-
gung von behandelten Bioabfällen und Gemischen auf Flächen unterliegt
strikten Auflagen [262]:
• der landwirtschaftlich genutzte Boden muss bei der Erstdüngung mit
behandelten Bioabfällen auf den Gehalt von verschiedenen Schwer-
49
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
50
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
fläche oder Gestalt erhalten, die die Funktion der Erzeugnisse stärker be-
stimmt als die chemische Zusammensetzung.
Um Stoffe im Geltungsbereich der REACH-VO herstellen oder importieren zu
können, müssen sie bei der Chemikalienagentur - Europäische Agentur für
chemische Stoffe - in Helsinki registriert werden. Damit verbunden ist eine
Bewertung des Stoffes hinsichtlich seines Gefährdungspotenzials für Mensch
und Umwelt.
Abfälle im Sinne der Abfallrahmenrichtlinie 2006/12/EG [241] der EG fallen
nicht in die Zuständigkeit der REACH-VO. Die Abfallrahmenrichtlinie sieht
jedoch die Einführung eines Verfahrens vor, das für bestimmte Abfälle das
Ende der Abfalleigenschaft festlegt, wenn sie ein Verwertungsverfahren
durchlaufen haben und bestimmte Kriterien (siehe auch Kapitel 4.1) erfüllen.
Damit würden diese Materialien in die Zuständigkeit der REACH-VO fallen.
Kriterien für das Ende der Abfalleigenschaft werden für folgende Materialien
mindestens in Betracht gezogen: körniges Gesteinsmaterial, Papier, Glas,
Metall, Reifen und Textilien.
Alle Unternehmen sind als nachgeschaltete Anwender gemäß Titel I, Artikel 3
der REACH-VO betroffen, wenn sie registrierungspflichtige Chemikalien und
Rohstoffe benutzen, um daraus Erzeugnisse herzustellen. Als Anwender sol-
cher Vorstoffe können sie sich auf die Registrierungspflicht ihrer Zulieferer
berufen. Sie haben jedoch die Vorgaben zu beachten, die von den Herstellern
bzw. Importeuren in Sicherheitsdatenblättern festgelegt wurden.
Stärker betroffen sind Recyclingunternehmen, wenn sie Produkte aus Abfall
erzeugen, die keine Abfälle mehr im Sinne der Abfallrahmenrichtlinie sind.
Dann greifen je nach Art der Produkte die Regelungen der REACH-VO. Dabei
ist zu unterscheiden, ob das Unternehmen Stoffe, Zubereitungen oder Er-
zeugnisse herstellt. Es besteht weiterhin eine Ausnahme zur Registrierungs-
pflicht nach Artikel 2 (7d) der Verordnung, falls das Unternehmen Stoffe im
Sinne der REACH-VO herstellt, die mit bereits registrierten Stoffen überein-
stimmen und in der Gemeinschaft zurückgewonnen werden. Das Recycling-
unternehmen muss aber einen Nachweis über die Identität des Stoffes ange-
ben und über die Sicherheitsdatenblattinformationen des registrierten Stoffes
verfügen. Besteht für die eingesetzten Stoffe eines Produktes die Nachweis-
pflicht, kann das Recyclingunternehmen die Informationen ggf. von den Pri-
märherstellern erhalten. Durch die unterbrochene Informationskette, die durch
Händler, Verbraucher und den Abfall entsteht, kann es für den Recycler je-
doch äußerst schwierig sein, die benötigten Informationen zu erhalten.
Handelt es sich bei den Produkten der Entsorgungsunternehmen um Erzeug-
nisse im Sinne der REACH-VO, gelten u. U. vereinfachte Regelungen, da für
51
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
Stoffe, die aus dem Erzeugnis nicht absichtlich freigesetzt werden, keine Re-
gistrierung gefordert ist. Eine Registrierung ist nur erforderlich, wenn ein Stoff
in einer Menge von mehr als 1 t/a enthalten ist und der Stoff absichtlich frei-
gesetzt wird (Art. 7 (1)); eine Mitteilungspflicht gegenüber der Europäischen
Chemikalienagentur ist gegeben, wenn besonders Besorgnis erregende Stof-
fe nach Art. 57 der REACH-VO in einer Konzentration von mehr als 0,1 %
Massenanteil und mehr als 1 t/a enthalten sind (Art. 7 (2)). Letzteres gilt nicht,
wenn eine Exposition von Mensch und Umwelt ausgeschlossen werden kann
(Art. 7 (3)). [24]
In den Anhängen IV und V der Verordnung sind weitere Ausnahmen von der
Registrierungspflicht für bestimmte Stoffe geregelt. Hierzu zählen für die Re-
cyclingindustrie relevante Stoffe wie u. a. Zellulosepulpe sowie als nicht ge-
fährlich einzustufende Naturstoffe.
Das Umweltbundesamt und der BDE haben Schriften herausgegeben, die
den Unternehmen mögliche Auswirkungen der REACH-VO auf Recycling und
Verwertung bestimmter Stoffströme aufzeigen und die Handlungsempfehlun-
gen für die Umsetzung der REACH-VO geben. [24,25]
52
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
21
Interview mit Hr. Hoffmann, Leiter des Recyclingbereichs der Norddeutschen Affinerie AG;
vom 13. Jan. 2007
53
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
22
Interview mit Hr. Hoffmann, Leiter des Recyclingbereichs der Norddeutschen Affinerie AG;
vom 13. Jan. 2007
23
Interview mit Hr. Liesegang, Geschäftsführer der CABLO - Metall-Recycling & Handel
GmbH; vom 19. Feb. 2007
54
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
hat 2007 mit rund 6 Mio. Tonnen weltweit die größte Menge Stahl-
schrott importiert. [29; 31]
• Russland erhebt derzeit einen Exportzoll auf Stahlschrott von 15 %
bzw. mindestens 15 € pro Tonne. Zurzeit exportiert Russland noch 6
24
bis 8 Mio. Tonnen seiner Stahlschrottmenge von 30 Mio. Tonnen. Die
Exportmenge sinkt seit 2004 stark, die nach Europa exportierte Menge
hat sich seitdem mehr als halbiert. Der BIR hat bei der Europäischen
Kommission offiziell Beschwerde eingereicht und bekräftigt seine Ab-
lehnung gegen „jegliche Hemmnisse, die den freien grenzüberschrei-
tenden Handel mit Rohstoffen weltweit beeinträchtigen könnten“. Nach
Meinung der BIR verstoße Russland außerdem gegen das Abkommen
mit der EU über seinen geplanten WTO-Beitritt Ende 2009. [30; 31]
24
Nach Angaben des Statistischen Jahrbuchs der Stahlindustrie 2008/2009 belaufen sich
die Exporte Russlands auf etwa 8 bis 10 Mio. Tonnen in den Jahren 2006 und 2007.
55
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
25
Zur Definition und Abgrenzung der Recycling- und Entsorgungsbranche im Rahmen die-
ser Studie siehe Kapitel 2.1.
56
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
WZ 37 Recycling
200 6.000
5.000
150
4.000
Mio. EUR
Anzahl
100 3.000
2.000
50
1.000
0 0
2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006
Jahr Unternehmen ab 20 Beschäftigten Quelle: Jahr Unternehmen ab 20 Beschäftigten Quelle:
statistisches Bundesamt statistisches Bundesamt
Die Abbildung 2 und Abbildung 3 beschreiben die Entwicklung der Anzahl der
Unternehmen, der Beschäftigtenzahlen sowie der Umsätze für die Branche 37
differenziert nach Recycling von Schrott (WZ 37.10) und Recycling von nicht-
metallischen Altmaterialien und Reststoffen (WZ 37.20).
26
In der ab dem 01. Jan. 2008 geltenden Klassifikation der Wirtschaftszweige - Ausgabe
2008 - ist die Branche in Abschnitt E, Wasserversorgung; Abwasser- und Abfallentsor-
gung und Beseitigung von Umweltverschmutzungen zu finden.
57
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
WZ 37 Recycling
15.000 1000
12.500 800
10.000
Tsd. EUR
600
Anzahl
7.500
400
5.000
200
2.500
0 0
2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006
Jahr Jahr Unternehmen ab 20 Beschäftigten Quelle:
Unternehmen ab 20 Beschäftigten
Quelle: statistisches Bundesamt statistisches Bundesamt
58
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
Festzustellen ist, dass sowohl die Anzahl der Unternehmen, der Umsatz wie
auch die Beschäftigtenzahl bei Unternehmen der Recyclingbranche WZ 37
ansteigen. Im Bereich der nicht-metallischen Altmaterialien sind die Anzahl
der Unternehmen und die Beschäftigung stärker als bei Recycling-
Unternehmen im Bereich metallischer Altmaterialien angestiegen. Bei den
Umsätzen und den Umsätzen pro Beschäftigten ergibt sich ein umgekehrtes
Bild. Hier sind Umsatz und Umsatz pro Beschäftigter im Bereich metallischer
Altmaterialien stärker angestiegen. Grund hierfür sind eine Konsolidierung
und stark ansteigende Sekundärrohstoffpreise.
Abbildung 4 gibt einen Überblick zur Zusammensetzung der Unternehmen
nach Umsatzgrößenklassen, die dem Wirtschaftszweig WZ 37 zugeordnet
sind. Charakteristisch ist, dass die Branche vorwiegend klein- und mittelstän-
disch geprägt ist, mit Unternehmen deren Umsatz zwischen 2 und 50 Mio.
EUR liegt. Die Zahl der Kleinstunternehmen ist der Darstellung des Statisti-
schen Bundesamtes nicht zu entnehmen, da die regelmäßige Erhebung nur
Betriebe mit mehr als 20 Beschäftigten erfasst.
4%
13%
47%
59
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
WZ-
Bezeichnung Beschreibung
Klassifikation
51.57.2 Großhandel mit Großhandel mit Schrott (An- und Verkauf) für
metallischen die Rückgewinnung, einschließlich Sammeln,
Altmaterialien Sortieren, Trennen, Zerlegen von Gebraucht-
und Reststoffen waren, jedoch ohne eigentliches Weiterverar-
beitungsverfahren.
27
Die Daten des Statistischen Bundesamtes, auf deren Grundlage die folgenden Grafiken
entstanden, sind bei allen Unternehmen des Wirtschaftszweiges 51.57 erhoben worden
(ohne Einschränkung der Beschäftigtenzahlen).
60
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
28
und von 2005 auf 2006 sind auf statistische Effekte zurückzuführen. Für die
Anzahl der Unternehmen bedeutet dies, dass mit einem leichten Rückgang im
Betrachtungszeitraum 2000 bis 2006 gerechnet werden musste. Der Umsatz
konnte erheblich gesteigert werden, jedoch unterliegt er erheblichen Schwan-
kungen. Vorrangig ist der Umsatzanstieg seit 2003 auf den starken Preisan-
stieg der Stahlschrottpreise zurückzuführen. Diese resultierten aus den ge-
stiegenen Weltmarktpreisen für die Rohstoffe Eisenerz und Koks. Die NE-
Metallschrotte verzeichneten insbesondere 2005/2006 eine sprunghafte
Preiserhöhung.
2.000
14.000
12.000
1.500
10.000
Mio. EUR
Anzahl
8.000
1.000
6.000
500 4.000
2.000
0 0
2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006
Jahr Quelle: Dest at is Jahr Quelle: Dest at is
Die Beschäftigtenzahl ist bis 2002 konstant verlaufen und hat sich von 2003
bis 2006 stetig positiv entwickelt, während die Zahl der Unternehmen leicht
rückläufig war. Dies gibt Hinweise darauf, dass die Branche von Konzentrati-
onsprozessen gekennzeichnet ist.
28
Brüche in der bestehenden Zeitreihe entstanden durch die Ziehung einer Stichprobe in
2003 und durch eine Neuzugangsstichprobe in 2006.
61
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
Beschäftigte der Unternehm en WZ 51.57 Um satz pro Beschäftigten der Unternehmen WZ 51.57
16.000 1000
14.000
800
12.000
10.000 Tsd. EUR
600
Anz ahl
8.000
6.000 400
4.000
200
2.000
0 0
2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006
Jahr Quelle: Dest at is Jahr Quelle: Dest at is
62
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
6%
28%
63
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
WZ 90.01 Abwasserbeseitigung
WZ 90.02 Abfallbeseitigung
WZ 90.03 Beseitigung von Umweltverschmutzungen und sonstige Entsorgung
8.000 25
7.000
20
6.000
5.000
Mrd. EUR
15
Anzahl
4.000
3.000 10
2.000
5
1.000
0 0
1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004
Quelle: Destatis Jahr Quelle: Destatis
Jahr
Quelle: Destatis
Wie die linke Grafik in Abbildung 9 zeigt, ist für den Beobachtungszeitraum
1998 bis 2004 eine Steigerung der Beschäftigtenzahlen zu erkennen, wenn-
gleich der Anstieg sehr moderat verläuft. Hier zeigt sich, dass Konzentrati-
onsprozesse auf dem Entsorgungsmarkt zu beobachten sind. Die zu beo-
bachtende moderate Beschäftigtenentwicklung ist gleichzeitig Ausdruck für
die zunehmende Automatisierung und Mechanisierung in der Branche. Die
Folge ist eine kontinuierliche Steigerung der Produktivität, wie die rechte Gra-
fik zeigt.
64
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
WZ 90.01 Abwasserbeseitigung
WZ 90.02 Abfallbeseitigung
WZ 90.03 Beseitigung von Umweltverschmutzungen und sonstige Entsorgung
100.000 300
95.000
250
90.000
200
85.000
Tsd. EUR
Anzahl
80.000 150
75.000
100
70.000
50
65.000
60.000 0
1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004
Quelle: Destatis Jahr Quelle: Destatis Jahr
Quelle: Destatis
65
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
2%
18%
bis 2 Mio. €
2 bis 25 Mio. €
80% mehr als 25 Mio. €
Quelle: Destatis
66
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
29
http://www.vku.de/
30
http://www.vksimvku.de/
31
http://www.bde-berlin.de/
32
http://www.bvse.de/
67
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
ständig. Die übrigen Fachverbände befassen sich mit den Stoffströmen Altpa-
pier, Altglas, Altkunststoff, Sonderabfall sowie Altholz und Ersatzbrennstoffe.
[43] Neben dem Hauptsitz des bvse in Bonn verfügt er über ein Büro in Berlin
und eines in Brüssel. Der bvse trifft in der überregionalen Organisation des
BIR federführend die Papiersparte ERPA.
Wirtschaftsvereinigung Metalle
Die WirtschaftsVereinigung Metalle (WVM)34 vertritt 625 Unternehmen mit ca.
111.000 Beschäftigten. Der Umsatz der nach den USA und Japan drittgrößten
NE-Metallindustrie betrug in 2007 46,4 Mrd. EUR. Die WVM vertritt die wirt-
33
http://www.bdsv.de/
68
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
34
http://www.wvmetalle.de/
35
http://www.metallhandel-online.com/
69
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
Bundesgütegemeinschaft Kompost e. V.
Die Bundesgütegemeinschaft Kompost e. V. (BGK)37 widmet sich der Gütesi-
cherung für Komposte und Gärprodukte. Sie ist als eine unabhängige und
neutrale Organisation den Grundsätzen des RAL-Instituts Deutsches Institut
für Gütesicherung und Kennzeichnung verpflichtet und auch als solche aner-
kannt. Die in der Bioabfallverordnung festgelegten Anforderungen an eine
Gütegemeinschaft werden von der BGK erfüllt, so dass sie Trägerin der re-
gelmäßigen Güteüberwachung im Sinne des § 11 Abs. 3 BioAbfV ist. [48]
Die Aufgabe der BGK ist die Überwachung der vom RAL-Institut festgelegten
Gütebestimmungen bei der Verarbeitung organischer Abfälle aus Haushalten,
Gärten und Parks. Durch die RAL-Gütesicherung der BGK soll eine gesicher-
te Anwendung der aus der Kompostierung und Vergärung hergestellten Pro-
dukte erreicht werden.
Insgesamt unterliegen derzeit bundesweit 427 Kompostierungsanlagen und
62 Vergärungsanlagen der RAL-Gütesicherung. [49]
36
http://www.aluminium-recycling.com/
37
http://www.kompost.de/
70
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
Bundesvereinigung Recyclingbaustoffe e. V.
39
In der Bundesvereinigung Recyclingbaustoffe (BRB) sind die Unternehmen
organisiert, die aus Bau- und Abbruchabfällen neue mineralische Baustoffe
herstellen. Die Ziele der Bundesvereinigung Recyclingbaustoffe als Interes-
sensvertretung dieser Unternehmen sind [51]:
38
http://www.arge-kwtb.de/
39
http://www.recyclingbaustoffe.de/
71
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
Fachverband Textilrecycling e. V.
Der Fachverband Textilrecycling e. V. (FTR)41 ist die Interessensvertretung
der Verwertungsunternehmen für Alttextilien. Dem Verband gehören 80 Un-
ternehmen aus verschiedenen europäischen Ländern an. In Deutschland an-
sässig sind gut 50 Mitgliedsunternehmen. Die Mitgliedsunternehmen sind in
erster Linie kleine und größere mittelständische Firmen, es sind aber auch
europäische Marktführer vertreten. Nach Angaben des FTR sind in Deutsch-
land etwa 10.000 Menschen in den Unternehmen - die gebrauchte Textilien
verarbeiten - beschäftigt, die überwiegend über keine Ausbildung und geringe
Qualifikationen verfügen. [54]
Auf der Homepage des Verbandes finden sich neben allgemeinen Informatio-
nen zum Textilrecycling auch Mengenangaben über erfasste und verwertete
Alttextilien sowie Verwertungsquoten.
Bundesverband Glas e. V.
Der Bundesverband Glas (BV Glas)42 ist die Interessensvertretung der Deut-
schen Glasindustrie. Die vier Teilbranchen werden durch die jeweiligen Fach-
vereinigungen für Behälterglas, Flachglas, Gebrauchs- und Spezialglas sowie
Glasbearbeitung und Glasveredelung repräsentiert. Die Mitglieder des BV
Glas sind die Hauptabnehmer des Stoffstroms Glas und maßgeblich verant-
40
http://www.altholzverband.de
41
http://www.fachverband-textil-recycling.de/
42
http://www.bvglas.de/
72
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
5.1.5 Zwischenfazit
Die Recycling- und Entsorgungsbranche kann gemäß der Wirtschaftszweig-
klassifikation in drei Teilbranchen unterteilt werden: die Recyclingbranche
(WZ 37), den Großhandel mit Altmaterialien (WZ 51.57) sowie die Entsor-
gungsbranche (WZ90). Bemerkenswert ist, dass die Recycling- und Entsor-
gungsbranche unterschiedlichen Obergruppen (Produzierendes Gewerbe
43
http://www.vdp-online.de/
73
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
(WZ 3), Handel (WZ 5) und Dienstleistung (WZ 9) zugeordnet werden. Da-
durch wird eine einheitliche Beschreibung der Branche deutlich erschwert.
Die Recyclingbranche WZ 37 stellt den dynamischsten aller drei betrachteten
Teilbereiche dar. Die Teilbranche ist in den vergangenen Jahren durch stark
steigende Umsatzzuwächse, insbesondere im Bereich Altmetall und eine zu-
nehmende Beschäftigtenzahl, insbesondere bei nicht-metallischen Altmateria-
lien gekennzeichnet. Die Umsatzproduktivitäten nehmen vor allem im Bereich
Altmetalle zu.
Der Großhandel mit Altmaterialien WZ 51.57 ist durch schwankende Umsatz-
produktivitäten gekennzeichnet, vor allem aufgrund von Preisänderungen bei
Sekundärrohstoffen. Insgesamt weist diese Teilbranche das geringste Be-
schäftigungs- und Umsatzwachstum aller drei Teilbranchen auf.
Die Entsorgungsbranche WZ 90 ist in den vergangenen Jahren durch Um-
satzwachstum bei stagnierender Beschäftigung gekennzeichnet. Gleichzeitig
war eine Steigerung der Umsatzproduktivität zu beobachten. Diese Teilbran-
che ist offenbar besonders durch Konzentrationsprozesse gekennzeichnet.
Als Zwischenfazit ist festzuhalten, dass die Recycling- und Entsorgungsbran-
che insgesamt stark durch kleine und mittelständische Unternehmen geprägt
ist. Konzentrationsprozesse sind in allen Teilbranchen zu beobachten; jedoch
sind diese unterschiedlich stark ausgeprägt.
Die Beschreibung der Verbandsstruktur hat gezeigt, dass die Recycling- und
Entsorgungsbranche aufgrund ihrer Eigentumsstruktur (öffentlich/ privat), der
verschiedenen Stoffströme (Altglas, Altpapier Altmetalle etc.), der verschiede-
nen Wertschöpfungsstufen (Sammeln, Transportieren, Aufbereiten, Recyceln,
Deponieren etc.) und der Endprodukte (Sekundärrohstoffe oder Energie) sehr
heterogen in Verbänden organisiert ist. Die Verbandsstruktur in der noch rela-
tiv jungen Recycling- und Entsorgungsbranche hat sich in den letzten 40 Jah-
ren herauskristallisiert. Nach Angaben der Verbände gibt es derzeit Tenden-
zen zur Bildung von Dachverbandsstrukturen zur Bündelung der Interessens-
vertretung der Recycling- und Entsorgungswirtschaft.
74
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
44
bender Reste unterscheiden. Jeder Prozess der Abfallentsorgung kann wie-
derum nach zu erfassendem bzw. zu behandelndem Stoffstrom (Siedlungsab-
fälle, Gefährliche Abfälle, Bau- und Abbruchabfälle, getrennt erfasste Wert-
stoffe wie z. B. Altpapier, Altglas, Altmetalle, Altkunststoffe, kompostierbare
Materialien, sonst. Altstoffe etc.) eingeteilt werden.
Die vertiefende Betrachtungsweise trägt zusätzliche, für die Studie relevante
Daten und Informationen zusammen und schließt Informationslücken, die
durch die amtliche Statistik und die Verbandsstatistiken nicht zu füllen waren.
Betrachtet werden jeweils die Entwicklung der Abfallaufkommen und Entsor-
gungswege, der Bestand und die technische Entwicklung der Anlagen, die
Innovationspotenziale, die Branchenstrukturen und erkennbare Markttenden-
zen. Zusätzlich wird in diesem Kapitel zur Berechnung von Beschäftigten- und
Umsatzzahlen ein mengenspezifischer Ansatz (siehe methodische Grundla-
gen in Kapitel 3.3) verwendet.
Es ist zu berücksichtigen, dass die Stoffströme nach ihrer Bedeutung für das
Recycling und damit für die Gewinnung sekundärer Rohstoffe ausgewählt und
festgelegt wurden. Andererseits musste auch die Beschreibung von Mengen
und Qualitäten über vorliegende Statistiken sichergestellt sein. Generell sind
Daten und Informationen zu Siedlungsabfällen und den davon getrennt er-
fassten Wertstoffen besser verfügbar als Daten zu Abfällen aus dem Gewer-
be. An dieser Stelle möchten die Autoren ausdrücklich darauf hinweisen, dass
die Abfälle aus Gewerbe nach den Bau- und Abbruchabfällen den größten
Stoffstrom bilden, der ganz erhebliche Potenziale zur Rückgewinnung von
Wertstoffen birgt.
5.2.1 Siedlungsabfälle
Unter Siedlungsabfällen werden verschiedene Abfallarten zusammengefasst.
Als Siedlungsabfälle werden gemäß der Definition der TA Siedlungsabfall (TA
Si) die folgenden Abfallarten aufgezählt: Hausmüll, Sperrmüll, hausmüllähnli-
che Gewerbeabfälle, Garten- und Parkabfälle, Marktabfälle, Straßenkehricht,
Bauabfälle, Klärschlamm, Fäkalien, Fäkalschlamm, Rückstände aus Abwas-
seranlagen und Wasserreinigungsschlämme [271]. Bei den in Haushaltungen
und Gewerbe getrennt von Restmüll erfassten Wertstoffen handelt es sich
ebenfalls um Siedlungsabfälle. Die getrennt erfassten Wertstoffe werden im
Rahmen dieser Studie den eigenständigen Stoffströmen Altglas (Kap. 5.2.4),
Altpapier (Kap. 5.2.5), Altkunststoffe (Kap. 5.2.6), Altmetalle (Kap. 5.2.7) und
44
Die Zwischenlagerung wird bis zur Auflösung des Lagers abhängig von der geplanten
Weiterverarbeitung der Verwertung oder der Beseitigung zugeordnet.
75
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
76
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
Gesamtaufkommen zur
26.058 24.029 23.316 21.329 21.295
Beseitigung
Hausmüll, über
öffentliche Müllabfuhr 17.090 15.824 15.558 13.912 14.260
eingesammelt
Hausmüllähnliche Ge-
werbeabfälle, privat 5.092 4.718 4.143 4.310 3.821
gesammelt
Das Gesamtaufkommen der Siedlungsabfälle hat sich von 2002 bis 2006 um
etwa 4,7 Mio. Tonnen verringert. Der stärkste Rückgang ist bei Hausmüll zu
verzeichnen, dessen Aufkommen um etwa 2,83 Mio. Tonnen zurückgegangen
ist. An zweiter Stelle steht die Reduzierung der hausmüllähnlichen Gewerbe-
abfälle um etwa 1,27 Mio. Tonnen. Beim Sperrmüll hat es einen leichten
Rückgang um 0,5 Mio. Tonnen gegeben, während das Aufkommen der übri-
gen Abfallarten in etwa gleich geblieben ist.
Der Rückgang der Siedlungsabfallmengen zur Beseitigung ist teilweise auf
weitere Steigerungen bei den getrennt erfassten Wertstoffen zurückzuführen.
Weitere Ursachen für den Rückgang der Siedlungsabfallmengen waren ver-
stärkte Aktivitäten im Bereich der Gewerbeabfälle. Insbesondere in den Jah-
ren 2002 bis 2004, also vor dem Wirksamwerden der AbfAblV, haben viele
Deponiebetreiber Abfallmengen zu günstigen Konditionen von Gewerbebe-
trieben übernommen, Wertstoffe separiert und den Rest (oft mehr als 90 %)
77
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
78
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
von der Schlacke abgetrennt. Abnehmer für die so gewonnen Metalle sind
dann der Schrotthandel.
Die heizwertreiche Fraktion, die bei der MBA anfällt, kann in bestimmten An-
teilen in Kraftwerken bzw. in Zementwerken als Sekundärbrennstoff mitver-
brannt werden oder in bestimmten Anteilen auch zu höherwertigen Ersatz-
bzw. Sekundärbrennstoffen aufbereitet werden.
Der Anteil verwerteter Siedlungsabfälle wurde seit 1990 (ca. 15 % der Sied-
lungsabfallmenge wurde verwertet) kontinuierlich gesteigert. Dies ist für den
Hausmüll insbesondere auf die getrennte Erfassung der enthaltenen Wert-
stoffe zurückzuführen. Im Bereich der Gewerbeabfälle wurden Wertstoffe ver-
stärkt durch Aufbereitungsanlagen zurückgewonnen. Zudem werden Sied-
lungsabfälle durch die Umsetzung der Ablagerungsverordnung seit dem
01.06.2005 nur noch nach einer Vorbehandlung und damit weitgehend inerti-
siert abgelagert. Vormals im Siedlungsabfall enthaltene Wertstoffe werden
dadurch entweder verstärkt getrennt gesammelt oder durch die Vorbehand-
lung aussortiert (Wertstoffe oder Sekundärbrennstoffe). Insgesamt lag die
Verwertungsquote bezogen auf das Gesamtaufkommen an Siedlungsabfällen
bei 46 %. Bezieht man die getrennt erfassten Wertstoffe mit ein, so liegt die
Verwertungsquote für 2006 bei 57 %. Derzeit müssen nach Angaben des
BMU gut 40 % des Siedlungsabfalls umweltverträglich beseitigt werden [57].
Bei Siedlungsabfällen konnte in einigen Großversuchen gezeigt werden, dass
sich durch ein Verändern der bisher angewandten Aufbereitungstechnik und
durch Nachsortieren der Anteil an rückgewinnbaren Wertstoffen noch erhöhen
lässt. Die Wertstoffausbringung ist durch die Feuchte und die erhebliche He-
terogenität der Siedlungsabfälle limitiert. Um diesen Anteil weiter zu steigern,
müssen Trocknungstechniken, die wiederum die Wirtschaftlichkeit beeinflus-
sen, der Sortierung vorgeschaltet werden.
Im Bereich der hausmüllähnlichen Abfälle aus Gewerbe, Industrie und Handel
werden bestimmte Wertstoffe durch Getrennterfassung oder durch Nachsor-
tieren zurückgewonnen. Bei der Vorbehandlung von anfallenden Abfallgemi-
schen muss gemäß Gewerbeabfallverordnung, letztlich eine Gesamtverwer-
tungsquote von 85 % erzielt werden [58]. Die Erzeuger dieser Abfälle entsor-
gen in Eigenverantwortung oder übertragen die Entsorgung an privatrechtli-
che Entsorger.
79
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
45 46 47
physikalischen Behandlungsschritten (MBA , MBS , MPS ) beseitigt wer-
den. Gemischte Siedlungsabfälle werden energetisch verwertet, wenn die
Müllverbrennungsanlagen zu diesem Zweck als Verwertungsanlagen einge-
stuft wurden. Sie werden nur in geringem Umfang durch die Abtrennung von
Wertstoffen, beispielsweise durch Metalle, stofflich verwertet.
Die gemischten Siedlungsabfälle müssen in Deutschland seit dem
01. Juni 2005 einer Vorbehandlung unterzogen werden, falls die verbleiben-
den Stoffe nach der Vorbehandlung deponiert werden sollen [61; 62]. Das
heißt, alle Abfälle aus diesem Bereich müssen über MVAs oder MBAs bzw.
mit MBS oder MPS vorbehandelt werden, die verbleibenden Rückstände, wie
z. B. Schlacken bei der MVA können dann deponiert oder anderweitig, bei-
spielsweise im Straßenbau verwendet werden. Die nicht mehr verwertbaren
Rückstände, die nach der MBA-Behandlung anfallen, werden verbrannt oder
können bei Einhalten der vorgeschrieben Werte für den organischen Anteil
(TOC < 18 %) deponiert werden.
Thermische Abfallbehandlung
Bei der thermischen Verwertung sind zwei Wege zu betrachten: die direkte
Verwertung in Müllverbrennungsanlagen oder die Herstellung von Sekundär-
brennstoffen, die z. B. in Kohlekraftwerken, das ist die Mitverbrennung in
Braun- und Steinkohlekraftwerken, oder in der Zementindustrie eingesetzt
werden.
In der Bundesrepublik Deutschland wurden in 2007 17,8 Mio. Tonnen Sied-
lungsabfälle in 69 Müllverbrennungsanlagen beseitigt [65]. Drei weitere Anla-
gen befinden sich damit noch in Planung [57]. Alle Anlagen erfüllen die stren-
gen Anforderungen der 17. Bundesimmissionsschutzverordnung (BImschV)
[273]. Darin werden unter anderem die zulässigen Emissionsfrachten für
Staub, Chlor- und Flurwasserstoff, Schwefeldioxid, Stickoxide, Schwermetalle
(insb. Quecksilber) und organische Schadstoffe (insb. Dioxine und Furane)
festgeschrieben.
Für den Einsatz von Ersatzbrennstoffen (EBS) bestanden 2008 42 Projekte in
unterschiedlichen Realisierungsphasen. In Betrieb sind bereits 16 Anlagen, im
Bau befinden sich derzeit 15 Anlagen. Weitere 11 Projekte befinden sich in
der Planungsphase. [65]
45
MBA: Mechanisch-biologische Abfallbehandlung
46
MBS: Mechanisch-biologische Stabilisierung
47
MPS: Mechanisch-physikalische Stabilisierung
80
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
81
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
Quelle: BMU
Mechanisch-biologische Abfallbehandlung
Die mechanisch-biologische Abfallbehandlung ist - anders als die thermische
Abfallbehandlung - kein eigenständiges Entsorgungsverfahren, sondern sepa-
riert die Restabfälle in unterschiedliche Fraktionen und bereitet diese für die
Beseitigung oder Verwertung auf. Diese Konzepte erfordern daher die Einbin-
dung anderer Entsorgungsverfahren zur weiteren Entsorgung der erzeugten
Abfallfraktionen. In Deutschland wurden Ende 2007 62 Anlagen mit einer Ka-
pazität von rund 7,4 Mio. Tonnen pro Jahr betrieben. Davon werden 30 als
mechanisch-biologische Abfallbehandlungsanlagen (MBA) betrieben, 30 sind
rein mechanische Abfallbehandlungsanlagen (MA) und zwei Anlagen sind rein
biologische Aufbereitungsanlagen (BA). [57]
82
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
83
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
Abfallanlieferung
21%
100 %
Fraktion < 40 mm
1. Mechanische Vergärung
Aufbereitung (optional)
5% 21% (24%*)
Fraktion > 40 mm 45% Rotteverluste
35 % 40 %
Fraktion < 40 mm
Thermische
Behandlung Deponie Abgas
Que lle :BMU, Umwe lt
Deponien
In 2005 gab es bundesweit etwa 162 Deponien der Klasse II, in denen Sied-
lungsabfälle abgelagert werden durften. Für 2010 werden es nach Schätzun-
gen des UBA nur noch zwischen 27 und 111 Deponien sein. Nach den Vor-
stellungen des Umweltministeriums sollen bis 2020 die Behandlungstechniken
weiterentwickelt und ausgebaut werden, so dass alle Siedlungsabfälle in
Deutschland möglichst vollständig und umweltverträglich verwertet werden
können. In Deutschland ist daher nicht mit dem Neubau von Deponien zu
rechnen [63]. Potenziale für Deponietechnik werden noch in Ländern gese-
hen, die derzeit oder zukünftig am Aufbau einer geordneten Abfallentsorgung
arbeiten.
Deponien müssen, da sie für die langfristige Ablagerung von Abfällen konzi-
piert sind, über eine haltbare Basisabdichtung verfügen, die das Eindringen
von Sickerwasser in den Untergrund verhindert. Neben einer natürlichen Bar-
riere durch die Wahl von geologisch geeigneten Standorten, wird eine Depo-
nieabdichtung aus mehren Schichten angelegt. Zur Volumenreduzierung wird
der abgelagerte Abfall mit Spezialfahrzeugen, so genannten Dumpern, ver-
dichtet. In Abbildung 13 ist der typische Aufbau einer oberirdischen Deponie
zu sehen.
84
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
Die technische Weiterentwicklung wird sich vor allem auf die Sicherung und
Nachsorge beziehen. Inwieweit geschlossene Deponien in der Zukunft als
Rohstoffquelle genutzt werden können, lässt sich derzeit nicht abschätzen.
5.2.1.3 Branchenstruktur
Die Branchenstruktur wird nach den Größenklassen der Beschäftigtenzahl,
nach der Größenklasse des Umsatzes sowie nach der Eigentumsstruktur be-
trachtet. Die Einordnung der Unternehmen in die Größenklassen Kleinstun-
ternehmen, Kleinunternehmen, mittleres Unternehmen und Großunternehmen
erfolgt gemäß der EU-Definition (siehe Kapitel 2). Aus den 232 beantworteten
Fragebögen liegen Daten von 57 Unternehmen vor, die sich mit der Entsor-
gung von Siedlungsabfällen befassen.48
Zur Anzahl der Beschäftigten liegen von 55 Unternehmen Angaben vor. Wie
in Abbildung 14 zu entnehmen ist, sind über Dreiviertel der in der Entsorgung
von Siedlungsabfällen tätigen befragten Unternehmen Kleinst- und Kleinun-
ternehmen mit weniger als 10 bzw. weniger als 50 Mitarbeitern. Den größten
Anteil haben mit 49 % die Kleinstunternehmen, der Anteil von Kleinunterneh-
men liegt bei 31 %. Mittlere Unternehmen (mit einer Mitarbeiterzahl zwischen
50 und kleiner 250 Beschäftigten) sind bezogen auf die Anzahl der Beschäf-
tigten 9 % der Unternehmen, während 11 % als Großunternehmen zu be-
trachten sind.
48
Nicht alle Unternehmen machten Angaben zur Anzahl der Beschäftigten und zum Um-
satz.
85
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
Beschäftigtengrößenklassen Umsatzgrößenklassen
11% 9%
9%
18%
49%
53%
31%
20%
86
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
49
Nach einer Expertenbefragung betreiben etwa 10 Städte und Gemeinden die Entsorgung
von Hausmüll wieder in Eigenregie. Dazu gehören die Stadt und der Landkreis Böblingen,
die Stadt Aachen, die Stadt Lüneburg, die Stadt Bergkamen sowie die Landkreise Ucker-
mark, Rhein-Sieg- und Rhein-Hunsrück-Kreis (Gespräch mit Herrn Wisskirchen (TIM
CONSULT GmbH) am 23. Apr. 2008). [79]
87
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
9%
5%
86%
88
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
Masse Stoffstrom
(Mij)
a) 21.295 7.967 5577 15.718
Kennzahl Be-
schäftigte (Bij)
b) 950 3.500 3.500 12.000
Kennzahl Umsatz
(Uij)
c) 155 215 275 275
Anzahl Beschäf-
22.416 2.276 478 1.310 26.480
tigte (B)
d)
Umsatz (U) 3.474 489 131 360 4.456
a)
in 1.000 Tonnen pro Jahr; b) in Tonnen je Beschäftigten; c) in 1.000 € je Beschäftigten; d) in Mio. €
Tabelle 12: Beschäftigte und Umsatz im Stoffstrom Siedlungsabfälle für das Jahr
2006
5.2.1.5 Preisentwicklung
Die Preise für die Beseitigung von Siedlungsabfällen in Müllverbrennungsan-
lagen bewegten sich im November 2004 in einem Preisintervall von 63 EUR
(in Berlin und Brandenburg) bis 340 EUR (Bayern) je Tonne Abfall. Im Okto-
ber/ November 2007 konnte ein Nachlassen der Preise im oberen Preisseg-
ment von 340 auf 262 EUR je Tonne beobachtet werden. Die niedrigsten Kos-
ten lagen bei 70 EUR (Niedersachsen und Bremen) [82]. Die starken Preis-
schwankungen sind auf verschiedene Ursachen zurückzuführen. So wurden
teilweise Anlagen mit regionalen Überkapazitäten (Bayern) errichtet, für die
über langfristige Verträge hohe Annahmepreise zu zahlen waren. Besonders
niedrige Annahmepreise beruhen auf der Konkurrenz zu billigen Entsor-
gungsmöglichkeiten auf Deponien im Osten Deutschlands, die noch bis Mitte
2005 intensiv genutzt werden konnten.
Die Preise für die Beseitigung von Siedlungsabfällen in mechanisch-
biologischen Aufbereitungsanlagen bewegten sich im Zeitraum 2005 bis No-
vember 2007 in einem Preisintervall von 70 bis 265 EUR je Tonne Abfall. Im
Oktober/ November 2007 konnte ein leichter Anstieg der Preise im oberen
Preissegment von 230 auf 265 EUR je Tonne beobachtet werden. [82] Auch
bei den Annahmepreisen für mechanisch-biologische Aufbereitungsanlagen
handelt es sich um große Preisspannen, die auf lokale Besonderheiten (De-
ponien mit großen Restfüllvolumina für vorbehandelte Abfälle, Nähe zu Ab-
satzmärkten für Sekundärbrennstoffe usw.) zurückzuführen sind.
89
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
Festzustellen ist, dass sich die Preise für die Verbrennung von 2006 nach
50
2007 den Preisen der MBA angenähert haben. Insbesondere bei der
Verbrennung ist ein starker Preisrückgang im oberen Preissegment zu ver-
zeichnen. Vor allem bei neu ausgehandelten Verträgen sind sinkende Preise
festzustellen.
Mittelfristig ist nach Angaben von Anlagenbetreibern von Preisen zwischen
100 EUR und 120 EUR pro Tonne auszugehen. Von sinkenden Preisen sind
besonders die Regionen betroffen, in denen EBS/ SBS51-Kraftwerke geplant
sind, da dort der Wettbewerb um die Abfallmengen weiter angeheizt wird.
Noch lassen sich aber nach Angaben von Anlagenbetreibern die MVAs mit
den derzeitigen Entsorgungspreisen wirtschaftlich betreiben. [81]
Bei den MBA verläuft die Preisentwicklung konstanter. Lediglich in drei Bun-
desländern (Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz gemeinsam mit dem
Saarland) werden Preise von mehr als 200 EUR angegeben. Aufgrund von
langfristigen Verträgen und dem hohen Anteil an Restmüll aus Haushalten ist
hier auch weiter mit stabilen Preisen zu rechnen. In den Preisen enthalten
sind Zuzahlungen für die Verwertung der heizwertreichen Fraktionen sowie
Kosten für die Deponierung des Restabfalls. [81]
50
Für die Preisentwicklung der Entsorgung von Siedlungsabfällen wurden Marktberichte
über den Entsorgungsmarkt für Siedlungsabfälle [81] herangezogen. In den Berichten
sind die Preise für die Abfallbehandlung in MVA und in MBA für die Jahre 2004 bis 2007
im Oktober/November aufgelistet.
51
EBS: Ersatzbrennstoffe; SBS: Sekundärbrennstoffe
90
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
52
Gefährliche Abfälle wurden früher als besonders überwachungsbedürftige Abfälle be-
zeichnet. Mit der Änderung des Kreislaufwirtschaft- und Abfallgesetzes vom 15. Juli 2006
wurden die Begriffsbestimmungen an das EU-Recht angepasst.
91
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
53
Zukünftig wird die Verwertung und Beseitigung Gefährlicher Abfälle durch die Verordnung
über Deponien und Langzeitlager (Deponieverordnung - DepV) [277], die drei Verordnun-
53 53
gen und drei Verwaltungsvorschriften zum Deponierecht zusammenführt, neu gere-
gelt. Derzeit liegt im Umweltministerium ein Entwurf vor, der durch den Bundesrat zu-
stimmungspflichtig ist. Der Zeitpunkt, wann dieses Gesetzeswerk in Kraft treten soll, ist
noch unbestimmt. Mit der Neufassung werden die bestehenden Regelwerke zusammen-
geführt, Anpassungen an europäische Richtlinien umgesetzt und Verbesserungen im Be-
reich der Deponiesicherheit sowie der Entlassung aus der Nachsorge für Deponien er-
reicht. Bis zur Einführung der DepV gelten die bestehenden Regelungen. Die im Rahmen
dieser Studie abgeleiteten Aussagen beruhen auf den geltenden Regelungen und bleiben
auch nach Inkrafttreten der neuen DepV hiervon unberührt.
92
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
Abfallaufkommen an Gefährli-
19.639 19.515 18.401 18.457 18.529
chen Abfällen, davon zur
a)
Verwertung 5.056 5.374 12.634 11.530 12.252
a)
Beseitigung 14.580 14.141 5.767 6.928 6.277
a)
Verwertungsquote 26 % 28 % 63 % 62 % 66 %
alle Angaben in 1.000 Tonnen;
Quelle: Destatis [56; 86]
a) Bruch in der Zahlenreihe von 2003 zu 2004 aufgrund einer Änderung des Rechenmodells des Stat. Bundesamtes
54
Eine Einschätzung von Unternehmen selbst bezüglich der Verfügbarkeit von inländischem
Recyclingmaterial siehe Kapitel 6.3.
93
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
Weitere große Mengenanteile der Gefährlichen Abfälle sind Abfälle aus orga-
nisch- chemischen Prozessen (ca. 1,6 Mio. Tonnen - vorwiegend Lösemittel,
Laugen, Filterkuchen), Abfälle aus thermischen Prozessen (ca.
1,4 Mio. Tonnen - vorwiegend Schlacken, Aschen Stäube und Schlämme)
sowie Abfälle aus der chemischen Oberflächenbearbeitung und Beschichtung
von Metallen und anderen Werkstoffen (1,4 Mio. Tonnen – vorwiegend
Schlämme und Filterkuchen). Die Abfallmengen waren von 2002 bis 2006 auf
gleichem Niveau. Der starke Anstieg der Verwertungsmengen, bzw. starke
Rückgang der Beseitigungsmengen in 2004 ist auf eine geänderte Systematik
der Erhebung zurückzuführen. [85]
Altöl ist ein gefährlicher Abfall, dessen umweltgerechte Entsorgung in der Alt-
ölverordnung geregelt ist [279]. Darin wird der Vorrang der stofflichen Aufbe-
reitung von Altölen festgeschrieben. 2006 wurden 486 Tsd. Tonnen Altöl ge-
sammelt. Davon wurden 376 Tsd. Tonnen stofflich und 110 Tsd. Tonnen e-
nergetisch verwertet. Die stoffliche Verwertungsquote ist demnach mit 77 %
hoch. Eine gut funktionierende Infrastruktur für die Entsorgung der Altöle ist
von den Marktbeteiligten geschaffen worden. [88]
94
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
Sonderabfallverbrennungsanlagen
Die eingesetzte Verbrennungstechnik richtet sich nach der Konsistenz und
der stofflichen Zusammensetzung der Abfälle. Unterschieden wird nach fol-
genden Systemen:
• Drehrohrfeuerung,
• Brennkammerfeuerung,
• Nassoxidation und
• Sonderverfahren (u. a. Plasmaverfahren).
In Deutschland sind ca. 30 Sonderabfallverbrennungsanlagen (SAV) in Be-
trieb, die eine Verbrennungskapazität von ca. 1,2 Mio. Tonnen pro Jahr ha-
ben. Die tatsächlich verarbeitete Abfallmenge ist jedoch geringer. Die meisten
Anlagen stehen auf Standorten der chemischen Industrie und sind häufig aus
dem Chemiebetrieb ausgegliedert worden. [91]
Chemisch-physikalische Anlagen
In chemisch-physikalischen Anlagen (CPB-Anlagen) werden vor allem flüssige
Gefährliche Abfälle vorbehandelt, um Phasentrennungen vorzunehmen
und/oder die Schadstoffe zu zerstören. Ca. 25 bis 30 Prozent, der in Deutsch-
land anfallenden Gefährlichen Abfälle werden auf diese Weise entsorgt [85].
Die Behandlungsverfahren, die in den CPB-Anlagen zum Einsatz kommen,
sind auf das zu behandelnde Inputmaterial zugeschnitten. Allgemein werden
physikalische Verfahren zur Stofftrennung wie Filtration oder Sedimentation
sowie chemische Verfahren zur Stoffumwandlung eingesetzt. EU-weit gilt die
95
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
96
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
5.2.2.3 Branchenstruktur
Das Kreislaufwirtschaft- und Abfallgesetz ermächtigt in § 13 Abs. 4 KrW-
/AbfG die Bundesländer, Andienungs- und Überlassungsvorschriften für Ge-
fährliche Abfälle zu erlassen. Besteht diese Andienungspflicht, muss der ab-
fallerzeugende Betrieb seine Behörde über Art, Menge, und Zusammenset-
zung informieren. Die Behörde weist den Abfall dann einer entsprechenden
Anlage zu. Es herrschen sehr unterschiedliche Ausführungen der Umsetzung
dieses Paragraphen in den einzelnen Bundesländern. In 9 Bundesländern
(Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Brandenburg, Hessen, Niedersachsen,
Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein) haben sich Sonderabfall-
Entsorgungsgesellschaften gebildet. Diese sind zu einem bundesweiten
Netzwerk, der Arbeitsgemeinschaft der Sonderabfall-
Entsorgungsgesellschaften (AGS) zusammengeschlossen. In diesen Bundes-
ländern besteht eine Andienungspflicht für Gefährliche Abfälle zur Beseitigung
(in Schleswig-Holstein nur für Abfälle zur Beseitigung durch Verbrennung). In
Rheinland-Pfalz besteht darüber hinaus eine Andienungspflicht für Gefährli-
che Abfälle zur Verwertung. Die Träger der Sonderabfallentsorgung betreiben
zum Teil eigene Anlagen, für die eine Überlassungspflicht besteht. In den üb-
rigen Bundesländern herrschen keine Andienungs- oder Überlassungsvor-
schriften. Hier ist die Entsorgung der Gefährlichen Abfälle überwiegend pri-
vatwirtschaftlich organisiert.
Von Seiten des bvse wird kritisiert, dass durch die Sonderabfall-
Entsorgungsgesellschaften eine zunehmende Oligopolisierung der Sonderab-
fallentsorgung eintritt. Es wird zu bedenken gegeben, dass die Aktivitäten der
Gesellschaften, die Sonderabfälle auf Grundlage von Andienungspflichten
generieren, zu Wettbewerbsverzerrungen führen und die Entwicklung innova-
tiver Verfahren unter marktwirtschaftlichen Bedingungen behindern. [95; 96]
Zur Beschreibung der Branchenstruktur werden die Unternehmen nach Be-
schäftigungsgrößenklassen, Umsatzgrößenklassen und ihrer Eigentümer-
struktur (Privat/ Öffentlich/ Private-Public-Partnership) zugeordnet. Die in
Abbildung 16 und Abbildung 17 dargestellten Ergebnisse beruhen auf der von
GIB/ ARGUS 2007 im Rahmen dieser Studie durchgeführten Fragenbogen-
auswertung.
68 der befragten Unternehmen haben Gefährliche Abfälle als Stoffstrom an-
55
gegeben. Davon machten 65 Unternehmen Angaben zu Beschäftigten und
57 Angaben zu Umsätzen. Wie Abbildung 16 zeigt, sind diese Unternehmen
vorrangig Kleinstunternehmen mit weniger als 10 Beschäftigten oder weniger
55
Nicht alle Unternehmen machten Angaben zur Anzahl der Beschäftigten und zum Umsatz
97
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
als 2 Mio. EUR Umsatz (50 %). 32 % der Unternehmen sind Kleinunterneh-
men mit 10 bis 49 Beschäftigten.
Die Eigentümerstruktur der Unternehmen ist in Abbildung 17 dargestellt.
Demnach sind 92 % der befragten Unternehmen privatwirtschaftlich organi-
siert. Nur 8 % der Unternehmen sind in öffentlicher Hand oder gehören einem
PPP an.
Beschäftigtengrößenklassen Umsatzgrößenklassen
5% 7%
14%
18%
49% 50%
32%
25%
98
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
4%
4%
92%
99
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
Sortierung
Sammlung Verwer- Beseiti-
Kennzahl & Aufberei- Insgesamt
& Transport tung gung
tung
Masse Stoffstrom
(Mij)
a) 18.529 14.083 12.252 6.277
Kennzahl Be-
schäftigte (Bij)
b) 1.400 2.500 2.500 5.000
Kennzahl Umsatz
(Uij)
c) 170 285 335 335
Anzahl Beschäf-
13.235 5.633 3.431 1.255 23.554
tigte (B)
d)
Umsatz (U) 2.250 1.605 1.149 421 5.425
a)
in 1.000 Tonnen pro Jahr; b) in Tonnen je Beschäftigten; c) in 1.000 € je Beschäftigten; d) in Mio. €
Tabelle 14: Beschäftigte und Umsatz im Stoffstrom Gefährliche Abfälle für das Jahr
2006
5.2.2.5 Preisentwicklung
Aufgrund der unterschiedlichen Entsorgungswege, der vielfältigen Abfallarten
innerhalb der Gefährlichen Abfälle und sehr unterschiedlicher Qualitäten be-
züglich Zusammensetzung und Gefahrstoffpotenzial der einzelnen Abfallarten
lassen sich Entsorgungspreise für Gefährliche Abfälle nur unzureichend dar-
stellen. Die Beseitigungseinrichtungen bzw. die Anlagenbetreiber erheben
teilweise erhebliche Zuschläge für Abfälle mit geringem Schüttgewicht, mit
geringem Heizwert oder für bestimmte Inhaltsstoffe wie z. B Chlor, Schwefel,
Zyanid und Chromat. Einen Kostenüberblick für die durchschnittlichen Entsor-
gungskosten nach Entsorgungsanlage gibt Tabelle 15 an. In einigen Fällen ist
die Verwertung der Gefährlichen Abfälle günstiger als die Beseitigung. Das
trifft z. B. auf die energetische Verwertung von Sonderabfällen in Zementwer-
ken im Gegensatz zur Verbrennung in einer SAV zu, wenn der Abfall die Kri-
terien als Ersatzbrennstoff erfüllt. [97]
Die Angaben zu Entsorgungspreisen stammen von 2002 und beziehen sich
auf die Erhebungsjahre 1998 und 2001. Neuere Daten sind nicht verfügbar,
da diese Erhebung auf einer Einzelrecherche beruht und regelmäßige Erfas-
sungen nicht durchgeführt werden. Nach Einschätzung von C. Weiler [97]
werden die Entsorgungspreise auch zukünftig in diesen Bereichen liegen.
100
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
Durchschnittlicher Entsorgungspreis
in € pro Tonne
Entsorgungswege (ohne Umsatzsteuer und Transporte)
1998 2001
Energetische Verwertung in Kraftwer-
133 102
ken
Energetische Verwertung
92 77
in Zementwerken
Vergasung 179 153
Verbrennung in SAV 460 409
Verwertung im Bergversatz 82 66
Ablagerung auf SAD 113 102
Ablagerung auf UTD 230 205
Stoffliche Verwertung je nach Art
der Verwertung und Abfallart 77-205 41-102
sehr unterschiedlich
CPB 128 112
Tabelle 15: Durchschnittspreise für die Entsorgung Gefährlicher Abfälle nach Entsor-
gungswegen, 1998 und 2001 [97]
Dem Recycling und der Entsorgung von Gefährlichen Abfällen kommt inner-
halb der betrachteten Stoffströme eine besondere Bedeutung zu, da vom
Umgang mit diesen Abfällen erhebliche Gefahren für die Gesundheit und für
die Umwelt ausgehen. Der administrative Überwachungsaufwand und die ho-
hen Anforderungen an den sicheren und umweltverträglichen Umgang mit
diesen Stoffen gewährleisten eine zuverlässige Entsorgung in Deutschland.
56
Persönliche Korrespondenz mit Dr. Olaf Kropp, Arbeitsgemeinschaft der Sonderabfall-
Entsorgungs- Gesellschaften der Länder (AGS)
101
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
102
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
57
Neben Deutschland haben sich auch Großbritannien sowie Frankreich als Märkte zur
Entsorgung von Gefährlichen Abfällen in Europa etabliert.
58
Dies trägt auch zur Erfüllung der Ziele im Rahmen der Klimaschutzinitiative der Bundes-
regierung bei.
103
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
reits auf der Baustelle weitestgehend sortenrein erfasst werden. Mit Inkrafttre-
ten der Gewerbeabfallverordnung in 2003 [280] ist das Getrennthalten von
Beton, Ziegeln, Fliesen und Keramik ohne schädliche Verunreinigungen sowie
Metall, Glas und Kunststoff zur Pflicht geworden, dies gilt sowohl bei Neubau-
ten als auch bei Abrissvorhaben. Alternativ besteht die Pflicht zur nachträgli-
chen Behandlung in Sortier- und Trennanlagen.
Zum Abriss von Gebäuden wurden verschiedene Forschungsvorhaben durch-
geführt, um den Ablauf des Abbruchs dahingehend zu optimieren, dass ein
Großteil der im Gebäude enthaltenen Wertstoffe durch selektiven Rückbau
vor dem eigentlichen Abriss zurückgewonnen wird und verschiedene Abfallar-
ten getrennt erfasst werden können. Auch zur Wiederverwendung von Bau-
elementen gab es in den 1990er Jahren eine Reihe von Forschungsvorhaben;
im großen Stil konnte sich die Wiederverwendung nicht durchsetzen. Es gibt
einen Markt für historische Bauelemente, der allerdings bezogen auf das Ge-
samtaufkommen an Bau- und Abbruchabfällen nur von untergeordneter Be-
deutung ist.
Die Arbeitsgemeinschaft Kreislaufwirtschaftsträger Bau (KWTB) e. V., ein
Zusammenschluss aus Verbänden des Baugewerbes, der Architekten und
Ingenieure, der Abbruchunternehmen und der Baustoffaufbereiter, hat 1996 in
einer Freiwilligen Selbstverpflichtungserklärung zugesagt, die Ablagerung von
verwertbaren Bauabfällen (ohne Bodenaushub) bezogen auf das Bauvolumen
gegenüber dem Stand von 1995 bis zum Jahre 2005 auf die Hälfte zu redu-
zieren. Im Rahmen dieser Selbstverpflichtung informierte sie das BMU in
Form von regelmäßigen Monitoring-Berichten über das Erreichen dieses Ziels.
Im Zeitraum von 1996 bis 2005 konnte die Selbstverpflichtung nach Angaben
der KWTB kontinuierlich erfüllt werden. Die freiwillige Selbstverpflichtung en-
dete 2005. Derzeit wird mit dem BMU im Rahmen des 1. Arbeitsentwurfs der
Ersatzbaustoffverordnung über die Fortführung verhandelt. [100; 101] Vertre-
ter aus der Industrie und der Bundesländer kritisieren Teile des ersten Ar-
beitsentwurfes, so dass bisher keine Einigung erzielt wurde. Im Frühjahr 2009
soll es einen zweiten Entwurf der Ersatzbaustoffverordnung geben.
Um die Umweltverträglichkeit der Verwendung von Recyclingbaustoffen zu
gewährleisten, galten während der Dauer der freiwilligen Selbstverpflichtung
für die Verwertung von Bau- und Abbruchabfällen die Vorgaben der Mitteilung
20 („Anforderungen an die Verwertung von mineralischen Abfällen – Techni-
sche Regeln“) der Länderarbeitsgemeinschaft Abfall (LAGA) bzw. daran an-
gelehnte Regelungen. Durch die begonnene Überarbeitung der LAGA-
Mitteilung 20, die strengere Vorsorgeregelungen für den Grundwasser- und
Bodenschutz vorsieht, ist aus Sicht der Bau- und Baustoffrecyclingwirtschaft
zu befürchten, dass viele der bisherigen Verwertungswege nicht mehr zur
104
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
59
Weitere Ausführungen zu diesem Zielkonfikt sind Kap. 5.2.3.2 zu entnehmen.
60
Stellungnahme des BV Recycling-Baustoffe zum vorliegenden Bericht, Braus, H.-P., Pahl,
G., 8. Januar 2009.
61
Gespräch mit Hr. Pahl (Bundesverband Recyclingbaustoffe) am 11. Feb. 2008
62
Eine Einschätzung von Unternehmen selbst bezüglich der Verfügbarkeit von inländischem
Recyclingmaterial siehe Kapitel 6.3.
105
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
nicht immer separat zu erfassen sind. Knapp zwei Drittel der Bau- und Ab-
bruchabfälle entfallen auf Bodenaushub, der in der Regel keiner weiteren
Aufbereitung bedarf, sondern wieder eingebaut werden kann, sofern er nicht
schädliche Verunreinigungen enthält.
In Tabelle 16 sind die Aufkommens- und Verwertungsmengen der Bau- und
Abbruchabfälle zu entnehmen. Das Aufkommen ohne Gefährliche Abfälle und
ohne getrennt erfasste Metalle (EAV 170401 bis 170407, 170411) betrug
2006 182 Mio. Tonnen. Die relativ starke Abnahme von 2003 nach 2004 um
ca. 35 Mio. Tonnen ist darauf zurückzuführen, dass ab 2004 die für Bau- und
Rekultivierungsmaßnahmen eingesetzten Mengen in den durch DESTATIS
veröffentlichten Bau- und Abbruchabfallmengen nicht mehr enthalten sind. Die
übrigen in der Studie betrachteten Stoffströme sind nicht in relevanten Men-
gen enthalten, was dadurch erreicht wurde, dass die Anteile gefährlicher Bau-
und Abbruchabfälle sowie metallhaltiger Bauabfälle (EAV-Unterkapitel 17 04),
wenn erforderlich, aus den betrachteten Mengen herausgerechnet wurden.
Das Aufkommen an Bau- und Abbruchabfällen ist mit der Baukonjunktur ge-
koppelt. Neben der geänderten statistischen Erhebung ist der Rückgang des
Abfallaufkommens auch auf die schlechte Auftragslage der Bauwirtschaft in
den vergangenen Jahren zurückzuführen.
Ein großer Teil der Bau- und Abbruchabfälle wird einer Verwertung zugeführt.
In 2006 waren es 162,7 Mio. Tonnen.
Ein Teil der Bau- und Abbruchabfälle kann direkt ohne Aufbereitung verwertet
werden, dies gilt insbesondere für Bodenaushub, aber nur unter Einbeziehung
der Verfüllung von Abgrabungsflächen und des Landschaftsbaus; direkt in
Baumaßnahmen können Aushubböden aufgrund ihrer strukturellen Eigen-
schaften nicht verwertet werden.
Der Anteil der direkt beseitigten Bau- und Abbruchabfälle lag 2006 bei 19,5
Mio. Tonnen, die deponiert wurden.
Knapp 60 % der Bau- und Abbruchabfälle entfallen auf Boden, wovon der
Bodenaushub in der Regel keiner weiteren Aufbereitung bedarf.
106
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
b) b) b)
Aufkommen & Verwertung 2002 2003 2004 2005 2006
Tabelle 16: Abfallaufkommen und Verwertung für Bau- und Abbruchabfälle in den
Jahren 2002 bis 2006
107
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
in stationä- in semimobilen/
Aufkommen insgesamt
ren Anlagen mobilen Anlagen
Gesamtaufkommen,
55.278 24.249 31.029
davon
- Bauschutt 30.224 11.490 18.735
- Bauschutt und Bodenaus-
5.934 3.521 2.413
hub, gemischt
- Bodenaushub 6.485 3.464 3.021
- Straßenaufbruch 11.437 4.712 6.725
- Baustellenabfälle 976 880,0 96
- Bau- und Abbruchholz,
222 182 40
getrennt eingesetzt
Tabelle 17: Aufbereitung von Bau- und Abbruchabfällen in stationären und mobilen
Abfallbehandlungsanlagen in 2004 [84]
Daten nach den genannten Untergruppen wurden nur bis 2004 von der amtli-
chen Statistik für mobile und semimobile Anlagen erhoben. Der größte Anteil
63
Stellungnahme des BV Recycling-Baustoffe zum vorliegenden Bericht, Braus, H.-P., Pahl,
G., 8. Januar 2009.
108
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
entfällt mit 30,2 Mio. Tonnen auf Bauschutt, gefolgt von Straßenaufbruch mit
11,4 Mio. Tonnen.
Als Verwerter und Aufbereiter betätigen sich nicht nur Unternehmen der Wirt-
schaftszweige WZ 37, 51 und 90, sondern auch der WZ 14 (Gewinnung von
Steinen und Erden), WZ 26 (Glasgewerbe, Keramik, Verarbeitung von Stei-
nen und Erden) sowie WZ 46 (Baugewerbe). Dies ist darauf zurückzuführen,
dass die Zuordnung zum Wirtschaftszweig nach dem Hauptzweck des Unter-
nehmens erfolgt (siehe Kapitel 2, Definition Wirtschaftszweig). In Tabelle 18
sind die Anlagen und Mengen in den genannten Wirtschaftszweigen aufge-
führt. Danach werden knapp 20 % der Mengen von Unternehmen aufbereitet
und verwertet, die sich dem Baugewerbe zuordnen. Gerade im Baugewerbe
gibt es zahlreiche Unternehmen, die Entsorgung als zusätzliche Dienstleis-
tung anbieten.
a)
Wirtschaftszweig verwertete Mengen Anzahl der Anlagen
In 2006 wurde die Erhebung der Daten geändert, die Bau- und Abbruchabfälle
wurden nach Abfallschlüsselnummern erfasst und eine Aufteilung der Entsor-
gungsanlagen nach Wirtschaftszweigen entfiel, so dass vergleichbare aktuel-
lere Zahlen nicht vorliegen.
109
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
110
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
5.2.3.3 Branchenstruktur
Vor allem im Bereich Sammlung und Transport sind häufig Klein- und Kleinst-
unternehmen mit weniger als 10 bzw. weniger als 50 Mitarbeitern tätig. Hier
genaue Zahlen zur Anzahl der Unternehmen zu ermitteln gestaltet sich
schwierig, da gerade die kleineren Unternehmen sich häufig nicht dem Wirt-
schaftszweig Entsorgung und Recycling zuordnen, sondern beispielsweise
dem Baugewerbe. Daher wird auf die Ergebnisse der im Rahmen dieses Vor-
habens durchgeführten Fragebogenerhebung zurückgegriffen. Bei den mittle-
ren Unternehmen und den Großunternehmen werden teilweise alle Wert-
schöpfungsstufen aus einer Hand angeboten. Einige Unternehmen betreiben
mehrere Aufbereitungsanlagen.
Zur Beschreibung der Branchenstruktur werden die Unternehmen nach Be-
schäftigungsgrößenklassen, Umsatzgrößenklassen und ihrer Eigentümer-
struktur (Privat/ Öffentlich/ Private-Public-Partnership) zugeordnet. Die in
Abbildung 18 und Abbildung 19 dargestellten Ergebnisse beruhen auf der von
GIB/ ARGUS 2007 im Rahmen dieser Studie durchgeführten Fragebogen-
auswertung.
Die Verteilung der Unternehmen in Kleinst-, Klein-, mittlere und Großunter-
64
nehmen in Bezug auf die Beschäftigtenanzahl zeigt Abbildung 18. Danach
sind 55 % der Unternehmen Kleinst- und 31 % Kleinunternehmen. Als mittlere
Unternehmen sind 12 % der Unternehmen einzuordnen und lediglich 2 % sind
anhand der Beschäftigtenanzahl als Großunternehmen anzusehen. Bezogen
64
Insgesamt haben in den 232 beantworteten Fragebögen 99 Unternehmen angegeben,
dass sie sich mit der Entsorgung von Bau- und Abbruchabfällen befassen. Von diesen 99
Unternehmen haben allerdings nicht alle Angaben zu Umsatz und Eigentümerstruktur
gemacht. 97 Unternehmen haben Angaben zur Anzahl der Beschäftigten gemacht.
111
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
auf die Beschäftigtenanzahl ist die Entsorgung von Bau- und Abbruchabfällen
mit 86 % durch Kleinst- und Kleinunternehmen geprägt.
Zum Umsatz lagen lediglich von 83 Unternehmen Angaben vor. In Abbildung
18 ist zudem die Verteilung der Unternehmen nach Umsatzgrößenklassen
dargestellt.
Beschäftigtengrößenklassen Umsatzgrößenklassen
2% 4%
12%
13%
55% 55%
31%
28%
Danach ergibt sich ein ähnliches Bild wie in Bezug auf die Beschäftigtenan-
zahl. Der Anteil an Kleinstunternehmen bezogen auf den Umsatz ist mit 55 %
genauso groß wie bezogen auf die Beschäftigtenanzahl. Der Anteil an Klein-
unternehmen ist mit 28 % etwas kleiner im Vergleich zur Beschäftigtenanzahl.
Dafür sind die Anteile an mittleren und Großunternehmen mit 13 bzw. 4 %
geringfügig größer. Auch bezogen auf die Umsatzgrößenklassen ist der Groß-
teil der Entsorgungsunternehmen des Stoffstromes Bau- und Abbruchabfälle
den Kleinst- und Kleinunternehmen zuzuordnen.
Zur Eigentümerstruktur haben 99 Unternehmen Angaben gemacht. Abbildung
19 zeigt die Verteilung der Unternehmen nach Eigentumsstruktur. Danach gibt
es unter den befragten Unternehmen mit 95 % fast ausschließlich private Un-
ternehmen. Lediglich 2 % der Unternehmen sind öffentlich organisiert. Mit 3 %
liegt die Zahl der Zusammenschlüsse zu PPP-Unternehmen in der gleichen
Größenordnung.
112
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
2% 3%
95%
Abbildung 19: Branchenstruktur nach Eigentümerstruktur für den Stoffstrom Bau- und
Abbruchabfälle
113
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
Masse Stoffstrom
(Mij)
a) 182.200 58.403 162.691 19.509.
Kennzahl Be-
schäftigte (Bij)
b) 7.500 9.000 9.000 20.000
Kennzahl Umsatz
(Uij)
c) 335 585 530 530
Anzahl Beschäf-
24.293 6.489 5.423 975 37.181
tigte (B)
d)
Umsatz (U) 6.073 2.596 2.169 293 11.131
a) b) c) d)
in 1.000 Tonnen pro Jahr; in Tonnen je Beschäftigten; in 1.000 € je Beschäftigten; in Mio. €
Tabelle 19: Beschäftigte und Umsatz im Stoffstrom Bau- und Abbruchabfälle für das
Jahr 2006
5.2.3.5 Preisentwicklung
65
Gespräch mit Hr. Pahl (Bundesverband Recyclingbaustoffe) am 11. Feb. 2008
114
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
le erlöst wurde, wird allerdings heute von Sortieranlagen nicht mehr erzielt; bei
erheblichen regionalen Unterschieden liegt der Preis für Baumischabfälle der-
zeit häufig bereits unter 100 €, kaum aber über 130 bis 150 €. Für reinen Be-
ton oder Straßenaufbruch sind geringere Gebühren zu zahlen, da sie auf-
grund ihrer Sortenreinheit nur noch zerkleinert werden, während die Bauabfäl-
le mit steigendem Fremdstoffanteil mehrstufige Sortier- und Zerkleinerungs-
verfahren durchlaufen müssen. Die Erlöse für die darin enthaltenen Wertstof-
fe sind bereits eingerechnet.
Das Recycling von Bauabfällen hat eine tragende Säule in der mobilen und
semimobilen Aufbereitung von Bauabfällen zur Gewinnung von Wertstoffen.
Im Straßenbau und beim Gebäudeabriss können so hohe Transportaufwen-
dungen und Lagerkosten vermieden werden. Eine weitere Säule bilden der
selektive Rückbau und die Getrennthaltung von Wertstoffen auf der Baustelle.
Aufgrund des hohen mineralischen Anteils und des vergleichsweise geringen
Schadstoffanteils werden im Bereich der Bauabfälle hohe Recyclingquoten
erzielt.
Mit dem Aufbau von Aufbereitungsanlagen für Bauabfälle wurde in den
1980er Jahren begonnen. Bauabfälle sind aufgrund ihrer Struktur den Schütt-
gütern Kies, Kohle, Erze am ähnlichsten. So konnte die in diesen Bereichen
bewährte Technik (Backenbrecher, Siebanlagen, Magnetabscheider etc.),
auch am besten auf die Bauabfallaufbereitung übertragen werden. Deutsch-
land verfügt heute über ein gut funktionierendes und gut ausgebautes Aufbe-
reitungssystem im Bereich der Bauabfälle.
Die Baustellenabfälle weisen unter den Bauabfällen den höchsten Vermi-
schungsgrad auf. Sie enthalten jedoch beachtliche Potenziale an Wertstoffen
wie z. B. Metalle, Glas, Papier und Mineralien. Altpapier und Altkunststoffe
können als Ersatzbrennstoffe verwertet werden.
Im Bezugsjahr 2006 wurden ca. 180 Mio. Tonnen Bauabfälle (davon 19,5 Mio.
Tonnen zur Beseitigung) erfasst, wovon schätzungsweise 160 Mio. Tonnen
oder 77 % verwertet wurden (Tabelle 18).
Bei der Bereitstellung von Rohstoffen für den Baubereich (Gesteinskörnun-
gen) spielt Recyclingmaterial mit einem Anteil von nur 10,4 % im Jahr 2006
eine untergeordnete Rolle. Nach Einschätzung der ARGE KWTB sind bei wei-
tem nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft, die Primärrohstoffe durch Recyc-
lingmaterial zu ersetzen.
Die Anzahl der Beschäftigten wurde in der Teilbranche Recycling und Entsor-
gung von Bauabfällen, die sich mit der Erfassung, der Aufbereitung und der
115
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
116
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
66
Das im Entwurf der ErsatzbaustoffVO vorgesehene neue Messverfahren (Säuleneluat
nach E DIN 19528) führt zu erheblichen Unterschieden der alten und neuen Werte. Es
wird bemängelt, dass vor einer Einführung des neuen Prüfverfahrens keine ausreichen-
den Praxiserfahrungen gesammelt wurden und keine Validierung der Norm durch die
Auswertung von Ringversuchen durchgeführt wurde. Die Ergebnisse sind kaum ver-
gleichbar (keine Umrechnungstabelle möglich) und können zu sehr unterschiedlichen
Bewertungen führen. Problematisch ist auch, dass z. B im Deponierecht in der novellier-
ten Fassung die bisher gebräuchliche Methode DEV S4 (nach DIN 38414-S4) angewandt
wird.
67
Hierzu der Bundesverband in einer Stellungnahme: „Völliges Neuland stellt der Parameter
Vanadium im Entwurf der ErsatzbaustoffVO dar. Gemäß vorgenannter Untersuchung
kann Recyclingmaterial den in der VO vorgesehen Grenzwert für RC 1 nur bei 37 % der
Proben einhalten (bzw. 37 % bei RC 2 und 26 % bei RC 3).
117
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
Materials statt der bisherigen 87 % fallen (bzw. ab dem Jahr 2020 nur
68
noch 17 %).
5.2.4 Altglas
Unter Altglas wird zum einen Glas verstanden, das bei der Herstellung, Verar-
beitung und Verwendung anfällt, bevor es zum Verbraucher gelangt (Altglas
aus dem Pre-Consumer-Bereich). Dazu gehören Produktionsausschuss aus
der Glasherstellung, Verschnitt bei der Glasverarbeitung sowie Bruchglas in
der Getränkeabfüllung. Zum anderen fällt Glas nach dem Gebrauch als Alt-
glas an in Form von gebrauchten Glasverpackungen, alten Fensterscheiben
und Windschutzscheiben von Altautos (Post-Consumer-Bereich). Die wich-
tigsten Glaserzeugnisse sind Hohlglas (Behälterglas), Flachglas, Mineralfa-
sern sowie Gebrauchs- und Spezialglas.
Altglas hat als Sekundärrohstoff eine zentrale Bedeutung bei der Glasherstel-
lung. Dank moderner Sortiertechniken können die Aufbereitungsunternehmen
Scherbenqualitäten zur Verfügung stellen, die in den Glashütten in neue
Glasbehälter von höchster Güte verarbeitet werden. Glas ist wie kaum ein
anderer Verpackungswerkstoff für die Mehrfachnutzung geeignet. Es lässt
sich beliebig oft einschmelzen, ohne seine Stoffeigenschaften zu verändern.
Dank der glatten und chemisch unangreifbaren Oberfläche lässt es sich hy-
gienisch reinigen und in Mehrwegsystemen bis zu 50-mal neu befüllen [83,
104]. Für den Stoffstrom Glas werden die Bereiche Sammlung/Transport und
Aufbereitung/Sortierung betrachtet. Die Verwertung der Glasscherben erfolgt
in den Glashütten gemeinsam mit der Primärherstellung von Glas.
Im Vordergrund der Verwertung des Stoffstromes Altglas steht die Einsparung
von Energie durch die Rückschmelze von Altglas. Der Energiebedarf für die
Glasschmelze reduziert sich pro Prozentpunkt eingesetzter Altscherben um
etwa 0,25 bis 0,3 %. Um ein möglichst hochwertiges Rohmaterial zu bekom-
men, wird Altglas nach Farben getrennt erfasst und aufbereitet/sortiert. Insbe-
sondere die Herstellung von weißem Behälterglas erfordert eine sehr hohe
Farbreinheit. So darf bei der Herstellung von Weißglas bei einem Altglas-
scherbenanteil von 50 % die Verunreinigung mit Fremdfarben nicht höher als
0,3 % sein, während bei Braunglas ein Fremdfarbenanteil von bis zu 8 %, bei
Grünglas sogar bis zu 15 % zulässig ist. [105] Störend beim Recycling wirken
sich Fremdstoffe wie Sand, Steine, Metalle, Keramik und Spezialgläser aus,
da sie ein anderes Schmelzverhalten haben und zu Materialfehlern im Glas
führen können.
68
Stellungnahme des BV Recycling-Baustoffe zum vorliegenden Bericht, Braus, H.-P., Pahl,
G., 8. Januar 2009.
118
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
69
Für Altflachglas gibt es im Gegensatz zu Behälterglas keine gesetzliche Verpflichtung zur
Mengenerhebung. Da es nur wenige Betriebe für die Aufbereitung von Altflachglas gibt,
halten sich diese mit Zahlen sehr bedeckt.
119
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
Behälteraltglasaufkommen,
3.042 2.943 2.730 2.522 2.551
davon
Verwertungsquote (Behälter-
88 % 91 % 95 % 92 % 94 %
altglas)
alle Angaben in 1.000 Tonnen
Tabelle 21: Aufkommen und Verwertung für Behälter-Altglas in den Jahren 2002 bis
2006 [109]
Behälterglas
Das Behälterglas wird zunächst beim Endverbraucher in so genannten Depot-
containern nach Farbsorten (weiß, braun, grün) getrennt erfasst. Deutsch-
landweit stehen den Verbrauchern etwa 300.000 Altglassammelbehälter zur
farblich getrennten Erfassung von Altglas zur Verfügung. Um eine Trennung
der Farbsorten auch beim Transport des Altglases zu gewährleisten, werden
Dreikammer-Fahrzeuge eingesetzt mit einem Fassungsvermögen von 10 bis
15 Tonnen. [106]
Auch bei sorgfältiger Getrennterfassung verbleiben Störstoffe im Altglas. In
der Vorsortierung werden Fehlwürfe wie Spiegel, Steingut u.ä. sowie Fehlfar-
ben durch komplette Behälter manuell bzw. automatisiert aussortiert. Die
Fehlfarben in Form von Scherben werden danach durch die Sortiermaschinen
aussortiert. Danach wird das Glas mit einem Prallbrecher zerkleinert. Aus den
zerkleinerten Scherben werden Fe-Metalle mittels Magnetabscheider und NE-
Metalle mit einem Wirbelstromscheider entfernt. Die Papierreste der Etiketten
und Kunststoffe werden abgesaugt [110].
120
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
70
Gespräch mit Hr. Braun (bvse) am 19. Dez. 2007
121
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
Innovationspotenzial wird vor allem in der Entwicklung von Sensoren zur Er-
kennung von Spezialgläsern wie Bleiglas und der weiteren Verbesserung der
bisher eingesetzten optoelektronischen Geräte gesehen. Für die Branche
werden weitere Konzentrationsprozesse erwartet, so dass die Anzahl der Un-
71 72
ternehmen voraussichtlich abnehmen wird.
Flachglas
Für die Verwertung von Flachglas (Fensterscheiben, Windschutzscheiben
etc.) gelten strengere Anforderungen an den Reinheitsgrad des gesammelten
Altglases. Beispielsweise wird für die Herstellung von PKW-Gläsern absolute
Reinheit bei den Ausgangsstoffen gefordert [105].
Das Altflachglas darf keine störenden Materialien wie Kitt, Keramik, Porzellan,
Bauschutt, Metalle etc. enthalten. Außerdem müssen die Sammel- und
Transportbehälter absolut sauber sein. Wegen der hohen Qualitätsanforde-
rungen z. B. bei Sicherheitsglas ist nur ein Teil des Altglases aus dem Bereich
Flachglas zur erneuten Herstellung von Flachglas geeignet. Weitere Produk-
te, die aus Altflachglas hergestellt werden, sind Gussglas, Behälterglas,
Dämmwolle, Schmirgelpapier und Glasbausteine [113]. Über die aktuelle An-
zahl der Anlagen, die Altflachglas aufbereiten und Verwertungsanlagen gibt
es derzeit keine gesicherten Angaben. Laut bvse gab es 2003 10 Aufberei-
tungsanlagen für Flachglas und 10 Floatwannen, in denen Altflachglasscher-
ben verwertet werden. Die Zahl der Anlagen ist unverändert, es gibt aber Un-
ternehmen, die mehrere Anlagen betreiben. [114] Verlässliche Angaben zu
den tatsächlich in der Flachglasindustrie verwerteten Altglasmengen sind
nach Einschätzung von Experten des bvse derzeit nicht möglich, da es keine
gesetzlichen Bestimmungen zur Erhebung von Altflachglas gibt.73
Der größte Teil des Flachglases wird im Floatverfahren hergestellt. Dazu wird
das Glas in Wannen mit einem Fassungsvermögen von 1.800 bis 2.500 Ton-
nen geschmolzen. Aus technischen Gründen (optimale Schmelztemperatur)
ist ein Anteil von 20 bis 30 % bereits hergestellter Flachglasscherben sinnvoll.
Der größte Teil der dafür eingesetzten Scherben (ca. 90 %) stammt von den
Glasherstellern selbst. [105]
71
Gespräch mit Hr. Braun (bvse) am 19. Dez. 2007
72
Gespräch mit Hr. Rippchen (AWU Oberhavel GmbH ) am 19. Dez. 2007
73
Gespräch mit Hr. Braun (bvse) am 19. Dez. 2007
122
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
5.2.4.3 Branchenstruktur
Seit Inkrafttreten der Verpackungsverordnung im Jahr 1991 gilt in Deutsch-
land das Prinzip der Produzentenverantwortung: Hersteller und Vertreiber
müssen Verpackungen, wenn sie ihren Zweck erfüllt haben, zurücknehmen,
einer umweltgerechten Verwertung zuführen und diese abschließend doku-
mentieren. Diese Pflichten übernimmt das Duale System für alle Verantwortli-
chen in der Vertriebskette – so auch für den Stoffbereich Altglas.
Das Duale System beauftragt örE bzw. die von ihnen beauftragten Dritten mit
der Sammlung von Altglas. Die Ausschreibung erfolgt mittels Auftragsaus-
schreibung, in dem Preis und Qualität spezifiziert wurden. Über die Gesell-
schaft für Glasrecycling und Abfallvermeidung (GGA) wurde seit 1993 Altglas
dann bundesweit vermarktet. Sie koordinierte den Ankauf des Atlglases und
die Belieferung der Behälterglashersteller entsprechend ihres Bedarfs und der
benötigten Qualitäten. Diese Form der Preiskoordination wurde der GGA
durch das Bundeskartellamt untersagt. Nachdem die GGA ihre Klage gegen
das Bundeskartellamt verloren hatte, stellte sie ihre Aktivitäten zum Ende des
Jahres 2007 ein. Damit wurden die Voraussetzungen für die Etablierung wett-
bewerblicher Strukturen geschaffen.
Zu Beginn 2008 kam es schließlich auf dem Markt für Behälterglas/ Hohlglas
zu einer Neustrukturierung der Beschaffung im Bereich des Hohlglasabsatz-
marktes. Die Vermarktung der Altglasscherben wird nunmehr ausgeschrieben
und die Entsorger liefern ihr Altglas an den Gewinner der Ausschreibung. Die
Neustrukturierung dauert derzeit noch an; dies mit der Konsequenz, dass sich
ein neues Marktgleichgewicht einstellen wird.
Zur Beschreibung der Branchenstruktur werden die Unternehmen nach Be-
schäftigungsgrößenklassen, Umsatzgrößenklassen und ihrer Eigentümer-
struktur (Privat/ Öffentlich/ Private-Public-Partnership) zugeordnet. Die in
Abbildung 21 und Abbildung 22 dargestellten Ergebnisse beruhen auf der von
GIB/ ARGUS 2007 im Rahmen dieser Studie durchgeführten Fragenbogen-
auswertung.
Vor allem im Bereich Sammlung und Transport sind häufig Klein- und Kleinst-
unternehmen mit weniger als 10 bzw. weniger als 50 Mitarbeitern tätig. Bei
den mittleren Unternehmen und den Großunternehmen werden teilweise alle
Wertschöpfungsstufen aus einer Hand angeboten.
123
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
74
Zur Anzahl der Beschäftigten liegen von 38 Unternehmen Angaben vor. Ei-
nen Überblick gibt Abbildung 21.
Beschäftigtengrößenklassen Umsatzgrößenklassen
8% 3%
19%
11%
49%
56%
22%
32%
Zu erkennen ist, dass gut Dreiviertel der in der Entsorgung von Altglas tätigen
Unternehmen Kleinst- und Kleinunternehmen sind. Den größten Anteil mit
49 % weisen Kleinstunternehmen auf, der Anteil von Kleinunternehmen liegt
bei 32 %. Mittlere Unternehmen sind bezogen auf die Anzahl der Beschäftig-
ten 11 % der Unternehmen, während 8 % als Großunternehmen zu betrach-
ten sind.
Zu Umsätzen haben lediglich 33 Unternehmen Angaben gemacht. Es ergibt
sich aber ein ähnliches Bild wie bei der Betrachtung der Beschäftigtenzahlen
(Abbildung 21). Auch nach den Umsätzen ist ein Großteil der Entsorgungsun-
ternehmen des Stoffstromes Altglas den Kleinst- und Kleinunternehmen zu-
zuordnen. Demnach erzielen 56 % der Unternehmen einen Umsatz von bis zu
2 Mio. EUR im Jahr und gehören damit zu den Kleinstunternehmen. Auf die
Umsatzgrößenklasse von 2 bis 10 Mio. EUR (Kleinunternehmen) entfallen
74
Insgesamt haben in den 232 beantworteten Fragebögen 38 Unternehmen angegeben, dass
sie sich mit der Entsorgung von Altglas befassen. Nicht alle 38 Unternehmen haben Anga-
ben zu Umsatz und Eigentümerstruktur gemacht.
124
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
11%
0%
89%
125
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
Samm- Sortierung
Handel/ Verwer- Besei- Insge-
Kennzahl lung & & Aufberei-
Makeln tung tigung samt
Transport tung
Masse Stoff- e)
strom (Mij)
a) 3.046 2.006 1.035 2.901 145
Kennzahl
Beschäftigte 2.500 4.500 15.000 5.000 5.000
b)
(Bij)
Kennzahl
Umsatz 150 215 750 145 145
c)
(Uij)
Anzahl Be-
schäftigte 1.218 446 69 29 29 1.791
(B)
Umsatz (U)
d) 183 96 52 4 4 339
a)
in 1.000 Tonnen pro Jahr; b) in Tonnen je Beschäftigten; c) in 1.000 € je Beschäftigten; d) in Mio. €
e)
Mengenangaben bezieht sich auf die Summe aus Behälter- und Flachglas, wobei die Menge für Flachglas aus 1998
geschätzt wurde
Tabelle 22: Beschäftigte und Umsatz im Stoffstrom Altglas für das Jahr 2006
5.2.4.5 Preisentwicklung
Die Preisentwicklung kann derzeit für den Bereich Altglas nicht befriedigend
beschrieben werden. Von 2003 bis Ende 2005 wurde Altglas bundesweit über
die Gesellschaft für Glasrecycling und Abfallvermeidung (GGA) zu einem ein-
heitlichen Abnehmerpreis von 17,72 EUR pro Tonne für Grünglas, 22,14 EUR
pro Tonne für Braunglas und 25,83 EUR pro Tonne für Weißglas an die Glas-
hütten vermarktet. Dies endete mit Untersagung der GGA durch das Bundes-
kartellamt Ende 2007 (vgl. Kapitel 5.2.4.3).
Seit Jahresbeginn 2007 sind die Altglaspreise um ca. 30 % angestiegen [238].
Die Befürchtungen der GGA, die Glashütten würden wieder verstärkt auf Pri-
märrohstoffe zur Glasherstellung ausweichen, haben sich nicht bewahrheitet.
126
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
Dies liegt zum einen an technischen Zwängen, da der Einsatz von Primärroh-
stoffen andere Schmelztemperaturen erfordert. Zum anderen sind die Ener-
giepreise gestiegen; dies begünstigt sehr den Einsatz von Altglasscherben, da
bei ihrem Einsatz wesentlich weniger Energie für die Glasherstellung benötigt
wird als bei der Verwendung von Primärrohstoffen.
Wie sich die Preise für Altglas entwickeln werden, hängt auch davon ab, wie
sich die Umsetzung der 5. Novelle der Verpackungsverordnung auf die
Marktgestaltung für Behälteraltglas auswirken wird. [108]
Aufgrund dieser Umbruchsituation beim Altglasrecycling können keine ver-
lässlichen Zahlen zur Preisentwicklung vorgelegt werden.
Das Recycling von Altglas hat eine lange Tradition. Mit dem Aufbau kommu-
naler Systeme zur Erfassung von Altglas wurde in den 1970er Jahren begon-
nen. Deutschland verfügt heute über ein gut funktionierendes und gut ausge-
bautes Getrennterfassungssystem für Altglas.
Die Vorteile der Getrennterfassung liegen in der guten Qualität der Wertstoffe
für die rohstoffliche Weiterverarbeitung. Die Nachteile liegen in den hohen
Erfassungskosten.
Im Bezugsjahr 2006 wurden ca. 3 Mio. Tonnen Altglas über eine Getrennter-
fassung gesammelt und in der deutschen Primärproduktion eingesetzt. Dies
entspricht einem Anteil an der In-Verkehr gebrachten Glasmenge von 56 %.
Die Anzahl der Beschäftigten wurde in der Teilbranche Recycling und Entsor-
gung von Siedlungsabfällen, die sich mit der Erfassung, der Aufbereitung und
der Verwertung/Beseitigung befasst auf ca. 1.791 geschätzt. Der Umsatz
wurde für diese Teilbranche auf ca. 339 Mio. EUR geschätzt. Der Anteil der
im Bereich Altglas Beschäftigten an den Beschäftigten der Recycling- und
Entsorgungsbranche liegt damit bei 1 %. Der Anteil des Umsatzes beläuft sich
für die Teilbranche Altglas auf 1 %.
Potenziale für die Steigerung der Getrennterfassung von Glas werden im Be-
reich der Verpackungen (Behältergläser) kaum gesehen. Ca. 87 % der in
Haushalten anfallenden Behältergläser werden bereits erfasst. Potenziale
werden dagegen im Bereich der Flach- und Spezialgläser gesehen.
Die Recyclingtechnologien im Bereich Altglas bewegen sich im internationalen
Vergleich auf einem hohen Niveau. Optische Erkennungsmethoden haben die
Farbseparierung in den vergangen Jahren noch weiter verbessern können.
Die gesetzlichen Grundlagen für das Recycling von Altglas (AbfAblV, E-
lektroG, VerpackV, AltfahrzeugVO) sichern aufgrund der geforderten Verwer-
127
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
128
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
75
Eine Betrachtung zur Entwicklung des Marktvolumens sowie der Wettbewerbsintensität
aus Sicht von Unternehmen siehe Kapitel 6.4.
129
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
Verwertungsquote 92 % 96 % 98 % k. A.
alle Angaben in 1.000 Tonnen
a)
Quellen: bvse [119], b) VDP [2], c) UBA [120]
Die Herkunftsbereiche für Altpapier verteilten sich in 2002 auf Haushalte mit
39,7 %, Gewerbe mit 47,7 % und Papierverarbeitung mit 12,6 % [119]. Nach
Einschätzung von Unternehmen, die im Bereich Papierrecycling und Verwer-
tung tätig sind, wird sich das inländische Aufkommen an Recyclingmaterial in
den kommenden Jahren kaum weiter steigern lassen (vgl. hierzu auch Kapitel
6.3).
Der größte Teil des erfassten Altpapiers wird wieder in die Papierproduktion
zurückgeführt. In einigen Zweigen der Papierindustrie bestehen die Produkte
zu 100 % aus Altpapier (z. B. Zeitungspapier). Zwischen 2004 und 2006 konn-
te die Verwertungsquote um 6 % gesteigert werden.
130
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
Erfassung
Erfasst wird Altpapier sowohl bei gewerblichen Anfallstellen als auch bei priva-
ten Haushaltungen. Für ein hochwertiges Recycling ist eine weitestgehend
getrennte Erfassung der unterschiedlichen Papiere und Pappen schon an der
Anfallstelle erforderlich. Zum einen werden für die Herstellung von Verpa-
ckungspapieren („braune Ware“, Pappe oder Kartonage) andere Altpapier-
qualitäten benötigt als z. B. für die Produktion graphischer Papiere („weiße
Ware“). Zum anderen reduziert eine getrennte Erfassung bereits den mögli-
chen Gehalt an Störstoffen im Altpapier.
Folgende Sammelsysteme haben sich bewährt:
• im gewerblichen Bereich: Depotcontainer, Presscontainer, Umleer-
behälter, Gitterboxen.
• im Haushaltsbereich (unterschieden wird nach Hol- und Bringsys-
temen): Depotcontainer, Bündelsammlung, Pressmüllwagen, Sack-
system, Monotonne, Recyclinghöfe.
Mit der Art des eingesetzten Sammelsystems gehen unterschiedliche Stör-
stoffanteile einher. So liegt der Störstoffanteil bei der Bündelsammlung unter
einem Prozent, in den anderen Systemen teils deutlich höher. [116]
Sortierung
Neben der möglichst getrennten professionellen Erfassung ist die wichtigste
Voraussetzung für die Verwertung gebrauchter Papiere in der Papierindustrie
die Sortierung durch die Recyclingbranche.
Der Aufwand für die Sortierung hängt vor allem von der Qualität des Inputs
ab. So fallen Papierabfälle aus Druckereien oder aus der Aktenvernichtung in
der Regel sortenreiner an als das sehr inhomogene Gemisch aus der Samm-
lung von PPK aus Haushalten. Neben der Heterogenität der verschiedenen
Komponenten in diesem Altpapier stellt auch der höhere Verunreinigungsgrad
mit Störstoffen ein Problem dar. Bei der Sortierung geht es um
131
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
Stoffliche Verwertung
Die zunehmende Verwendung von Altpapier zur Herstellung von Papier erfor-
derte eine Anpassung der Aufbereitungsverfahren in der Papierindustrie. Das
Altpapier muss zum einen wieder in Fasern überführt werden; zum anderen
müssen Verunreinigungen, ggf. Fremd- und für höherwertige Papiere auch
Farbstoffe entfernt werden.
Die in der Papierindustrie üblichen Altpapier-Aufbereitungsanlagen arbeiten
im Allgemeinen nach folgendem Prinzip:
• das Altpapier wird unter Zugabe von Wasser zunächst im „Pulper“,
einer Art Küchenmixer im Großformat, aufgelöst und zerfasert. Zur
Unrat-Beseitigung ist der Pulper mit entsprechenden Einrichtungen
ausgestattet. Der Altpapier-Faserbrei wird über Siebe abgezogen
und in weiteren Schritten sortiert, gereinigt und eingedickt,
• die Hersteller graphischer Papiere verfügen zusätzlich über so ge-
nannte Deinking-Anlagen, mit deren Hilfe die Druckfarben von den
Fasern abgetrennt werden. Es schließt sich hieran eine Dispergie-
132
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
5.2.5.3 Branchenstruktur
Der zunehmende Einsatz von Altpapier erforderte eine systematische Erfas-
sung des Sekundärrohstoffes und führte schon vor Jahrzehnten zur Entwick-
lung eines vorwiegend klein- und mittelständisch strukturierten Altpapierhan-
dels. Die in der Interessenvertretung bvse e. V. organisierten Unternehmen
erfassen und sortieren heute etwa 60 % des in der Bundesrepublik Deutsch-
land anfallenden Altpapiers. [125]
Vor allem im Bereich Sammlung und Transport sind häufig Klein- und Kleinst-
unternehmen mit weniger als 10 bzw. weniger als 50 Mitarbeitern tätig. Bei
den mittleren Unternehmen und den Großunternehmen werden teilweise alle
Wertschöpfungsstufen aus einer Hand angeboten. Einige Unternehmen
betreiben mehrere Aufbereitungsanlagen.
Zur Beschreibung der Branchenstruktur werden die Unternehmen nach Be-
schäftigungsgrößenklassen, Umsatzgrößenklassen und ihrer Eigentümer-
struktur (Privat/ Öffentlich/ Private-Public-Partnership) zugeordnet. Die in
Abbildung 23 und Abbildung 24 dargestellten Ergebnisse beruhen auf der von
GIB/ ARGUS 2007 im Rahmen dieser Studie durchgeführten Fragenbogen-
auswertung.
Wie Abbildung 23 zu entnehmen ist, sind gut Dreiviertel der in der Entsorgung
77
von Altpapier tätigen Unternehmen Kleinst- und Kleinunternehmen. Den
größten Anteil haben mit 50 % die Kleinstunternehmen, der Anteil von Klein-
unternehmen liegt bei 33 %. Mittlere Unternehmen sind bezogen auf die An-
zahl der Beschäftigten 10 % der Unternehmen, während 7 % als Großunter-
76
Gespräch mit Fr. Dohmann (GesPaRec) am 17. Dez. 2007
77
Insgesamt haben in den 232 beantworteten Fragebögen 83 Unternehmen angegeben,
dass sie sich mit der Entsorgung von Altpapier befassen. Von diesen 83 Unternehmen
haben allerdings nicht alle Angaben zur Beschäftigtenzahl und zum Umsatz gemacht.
133
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
Beschäftigtengrößenklassen Umsatzgrößenklassen
7% 5%
10% 15%
50% 51%
33% 29%
Zur Eigentümerstruktur (Abbildung 24) liegen für den Stoffstrom Altpapier von
83 Unternehmen Angaben vor. Unter diesen Firmen ist mit 90 % der überwie-
gende Teil privat organisiert, während lediglich 4 % öffentliche Unternehmen
und 6 % Zusammenschlüsse aus öffentlichen und privaten Unternehmen wa-
ren. In der Wertschöpfungsstufe Sammlung & Transport wird der Anteil der
öffentlichen Unternehmen in der Realität höher sein, da nach Angaben des
BDE der Marktanteil der kommunalen Unternehmen bei der Erfassung von
PPK im Auftrag der DSD AG bei etwa 25 % liegt [75].
134
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
6%
4%
90%
135
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
Samm- Sortierung
Handel/ Verwer- Besei- Insge-
Kennzahl lung & & Aufberei-
Makeln tung tigung samt
Transport tung
Masse
Stoffstrom 15.500 8.080 7.401 14.835 665
a)
(Mij)
Kennzahl
Beschäftigte 2.000 4.000 15.000 4.000 4.000
b)
(Bij)
Kennzahl
Umsatz 165 330 750 195 195
c)
(Uij)
Anzahl Be-
schäftigte 7.750 2.020 493 371 166 10.801
(B)
Umsatz (U)
d) 1.279 667 370 72 32 2.420
a)
in 1.000 Tonnen pro Jahr; b) in Tonnen je Beschäftigten; c) in 1.000 € je Beschäftigten; d) in Mio. €
Tabelle 24: Beschäftigte und Umsatz im Stoffstrom Altpapier für das Jahr 2006
5.2.5.5 Preisentwicklung
Da bei Altpapier über 60 Qualitäten unterschieden werden, die aufgrund ihrer
Wertigkeit im Preis stark differieren, beschränkt sich die Betrachtung der
Preisentwicklung auf die Preisspannen der unteren, mittleren und besseren
Sortengruppen. Die in Tabelle 25 angegebenen Preise gelten für Monatsab-
schlüsse und sind Ende November/Anfang Dezember des jeweiligen Jahres
ermittelte Preise. Die Preisspannen sind folgendermaßen zu verstehen: Der
untere Wert je Gruppe und Jahr entspricht dem niedrigesten Preis Ende No-
vember/Anfang Dezember der jeweils günstigsten Sorte innerhalb der Sorten-
gruppe, der obere Wert dem entsprechend höchsten Preis der teuersten Sor-
te innerhalb der Sortengruppe.
Von 2006 nach 2007 zog der Preis für untere und mittlere Sorten stärker an.
Zurückzuführen war dies darauf, dass mit dem Aufschwung der Gesamtkon-
junktur auch die Papierproduktion und -nachfrage stieg. Dadurch und durch
die steigende Altpapier-Nachfrage auf dem Weltmarkt stiegen auch die Ver-
wertungserlöse für Altpapier. Ein weiterer Grund für steigende Preise lag in
der Rohstoffkonkurrenz von Holz als nachwachsender Energieträger. Mit dem
Anstieg der Holzpreise stieg die Nachfrage für Sekundärrohstoffe. [126]
136
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
Tabelle 25: Preisentwicklung für verschiedene Altpapiersorten in den Jahren 2003 bis
2008 [128; 129]
Die Preisverläufe für verschiedene Altpapiersorten für die Jahre 2002 bis
2008 sind Abbildung 25 zu entnehmen. Die Preisverläufe sind als Preisindex
bezogen auf das Jahr 2005 (2005 = 100 %) dargestellt.
260
240
220
200
180
Index [2005=100]
160
140
120
100
80
60
40
20 Quelle: Destatis
0
Apr 02
Apr 03
Apr 04
Apr 05
Apr 06
Apr 07
Apr 08
Jul 02
Jul 03
Jul 04
Jul 05
Jul 06
Jul 07
Jul 08
Jan 02
Okt 02
Jan 03
Okt 03
Jan 04
Okt 04
Jan 05
Okt 05
Jan 06
Okt 06
Jan 07
Okt 07
Jan 08
Okt 08
137
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
Aus den bei Destatis zur Verfügung stehenden monatlichen Preisdaten von 6
Sorten wurden 3 untere und eine mittlere Altpapiersorte für die Abbildung
ausgewählt, um die Darstellung übersichtlich zu halten [127].
Das Recycling von Altpapier hat eine lange Tradition. Deutschland verfügt
heute über ein gut funktionierendes und gut ausgebautes Getrennterfas-
sungssystem für Altpapier.
Die Vorteile der Getrennterfassung liegen in der guten Qualität der Wertstoffe
für die stoffliche Weiterverarbeitung. Verunreinigtes oder durchnässtes Papier
verliert aufgrund der zerstörten Faserlängen (Zersetzungen) erheblich an
Wert. Die Nachteile der Getrennterfassung liegen in den hohen Erfassungs-
kosten der Bürger bei der Getrenntsammlung.
Im Bezugsjahr 2006 wurden ca. 15,5 Mio. Tonnen Altpapier über eine Ge-
trenntsammlung erfasst und in der deutschen Primärproduktion eingesetzt.
Dies entspricht einem Anteil an der In-Verkehr gebrachten Papiermenge von
75 %. Die Anzahl der Beschäftigten wurde in der Teilbranche Recycling und
Entsorgung von Altpapier, die sich mit der Erfassung, der Aufbereitung und
der Verwertung/Beseitigung befasst, auf ca. 10.800 geschätzt. Der Umsatz
wurde für diese Teilbranche auf ca. 2,4 Mrd. EUR geschätzt. Der Anteil der
Beschäftigten im Altpapier an den Beschäftigten der Recycling- und Entsor-
gungsbranche liegt damit bei 7 %. Der Anteil des Umsatzes beläuft sich für
die Teilbranche Altpapier auf 6 %.
Aktuell werden für hochwertige Sorten Altpapier bis zu 400 EUR je Tonne
erlöst. Der Altpapierpreis unterliegt am Weltmarkt jedoch erheblichen, teilwei-
se sehr kurzfristigen Schwankungen (hohe Volatilität).
Nennenswerte Potenziale für die Steigerung der Getrennterfassung von Pa-
pier werden derzeit nicht gesehen.
Die gesetzlichen Grundlagen für das Recycling von Altpapier (AbfAblV, Ver-
packV), ohne die aufgrund der Marktsituation Wertstoffpotenziale nicht er-
schlossen würden, sind eingeführt und sichern aufgrund der geforderten Ver-
wertungsquoten hohe Rückläufe.
Der Stoffbereich „Papier, Pappe und Karton“ ist durch zwei dominierende
Trends gekennzeichnet:
• Die bis zum Jahr 2008 gestiegenen Preise auf den Primär- und Se-
kundärmärkten haben sich auch auf dem Markt für Papier, Pappe und
Karton bemerkbar gemacht, wenngleich die Preissteigerungen für die-
sen Stoffbereich nicht so stark ausgeprägt waren wie bei anderen
138
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
78
Verwaltungsgericht Arnsberg; Aktenzeichen: 5 K 2430/07; Oberverwaltungsgericht
Schleswig; Aktenzeichen: 4 LB 7/06; 24.04.2008; Vgl. hierzu auch Gerichtsentscheidun-
gen des OVG Hamburg.
139
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
Sonstige
Medizin 14%
2%
Landwirtschaft Verpackung
3% 32%
Möbel
5%
Haushaltswaren
3%
Elektro/ Elektronik
7%
Fahrzeugindustrie
9%
Bau
25%
140
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
79
Soweit nicht anders angegeben, basieren die Zahlen auf der 2007 erschienenen Consul-
tic-Studie [4]. Diese Studie berichtet Zahlen in einem Turnus von 2 Jahren. Die voraus-
sichtlich 2009 erscheinende Publikation wird Zahlen für das Jahr 2007 enthalten.
80
Eine Einschätzung von Unternehmen selbst bezüglich der Verfügbarkeit von inländischem
Recyclingmaterial siehe Kapitel 6.4
81
Die Menge der getrennt gesammelten Kunststoffabfälle setzt sich aus Verpackungsabfäl-
len, aus Kunststoffen der Wertstoffsammlung der örE, aus Kunststoffen der Schredder-
leichtfraktion und aus Produktionsabfällen zusammen.
141
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
Abfallaufkommen
a) 1997 1999 2001 2003 2005
und Entsorgung
In-Verkehr gebrach-
b) k. A. 8.900 8.900 8.940 9.250
te Menge
Abfallaufkommen,
3.250 3.570 3.850 4.005 4.420
davon
- Post-Consumer 2.285 2.610 2.930 3.115 3.450
- Prod.-
955 960 920 890 970
Verarbeiter
Beseitigung 1.390 1.480 1.600 1.665 800
Verwertung,
1.850 2.090 2.250 2.340 3.620
davon
- werkstofflich 1.270 1.360 1.405 1.350 1.630
- rohstofflich 380 330 295 400 330
Einsatzquote k. A. 23 % 25 % 26 % 39 %
Verwertungsquote 57 % 59 % 58 % 58 % 82 %
alle Angaben in 1.000 Tonnen
a)
Die Abfallmengen beziehen sich auf das gesamte Kunststoffabfallaufkommen, das sowohl in getrennt als auch in
gemischt gesammelten Abfällen enthalten ist
b)
Inlandsverbrauch unter Berücksichtigung der Im- und Exportbewegungen, Lagerbestandsveränderungen, bereinigt
um Nicht-Werkstoffanwendungen wie Vorprodukte für die Herstellung von Klebstoffen, Lacken, Leimen, Harzen,
Fasern und Polyurethan
Tabelle 26: Abfallaufkommen für Kunststoffe in den Jahren 1997 bis 2005 [4]
Das Duale System Deutschland führte 2005 533 Tsd. Tonnen Kunststoffver-
packungen einer Verwertung zu. Das ist eine Abnahme gegenüber 2003 um
125.600 Tonnen und auf das verstärkte Auftreten konkurrierender dualer Sys-
teme sowie die Umsetzung der Pfandpflicht für Einweg-
Getränkeverpackungen zurückzuführen. Die Verwertung von bepfandeten
Kunststoff-Einweg-Flaschen wird mit 184.500 Tonnen angegeben. [130]
Von den 4,4 Mio. Tonnen wurden 2005 37 % einer werkstofflichen, 37 % einer
energetischen und 8 % einer rohstofflichen Verwertung zugeführt. Weitere
18% der Kunststoffabfälle wurden beseitigt, davon wurden 8 % zwischengela-
gert und 10 % deponiert. Bedingt durch das Inkrafttreten des Deponierungs-
verbotes für unbehandelte Abfälle sind die beseitigten Mengen stark gesun-
ken. 2003 betrugen sie ca. 1,6 Mio. Tonnen, 2005 nur noch 800.000 Tonnen
inklusive zwischengelagerter Kunststoffabfälle. Die energetische Verwertung
hat demgegenüber stark zugenommen, wurden 2003 noch 560 Tsd. Tonnen
142
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
energetisch verwertet, waren es 2005 bereits 1,6 Mio. Tonnen. Aus diesen
Gründen hat sich die Verwertungsquote in 2005 gegenüber 2003 erheblich
erhöht (82 % vs. 58 %).
Werkstoffliche Verwertung
Durch das werkstoffliche Recycling wird die ehemals eingesetzte Prozess-
energie der Erzeugung der Kunststoffe konserviert. Die werkstoffliche Verwer-
tung setzt einen Aufbereitungsprozess voraus. Dieser besteht aus der Sortie-
rung des Ausgangsmaterials, dem Waschen und Zerkleinern und dem Einsatz
von Trenntechniken. Zu letzteren gehören das Schwimm-Sink-Verfahren und
das Zentrifugalverfahren. Die Anforderungen an das sortierte Material sind
hoch. Es soll möglichst sortenrein und sauber sein. Es wurden und werden
weitere Verfahren entwickelt, die das werkstoffliche Recycling insbesondere
von Kunststoffgemischen ermöglichen. Dazu gehört die selektive Extraktion,
bei der die in Kunststoffgemischen enthaltenen Störstoffe abgereichert wer-
82
den .
Aus den sortenreinen Kunststoffen werden Rezyklate, d. h. Mahlgut, Agglo-
merate, Regranulat und Regenerate hergestellt, die für die Produktion neuer
Kunststoffprodukte dienen. Je nach Einsatzgebiet werden Neukunststoffe
eingesetzt. Entscheidend für die Qualität der Regranulate ist die durch die
Sortierung erreichte Sortenreinheit.
Die Verwertungsverfahren sind grundsätzlich vergleichbar mit denen der
Kunststoffverarbeitung:
82
Die CreaCyle GmbH hat in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer Institut IVV eine Recyc-
lingtechnologie für Kunststoffabfälle entwickelt und wurde dabei im Rahmen des Ideen-
wettbewerbs InnoNet vom BMWi gefördert. Das zugrunde liegende Prinzip ist eine “Selek-
tive Extraktion” (Patent des Fraunhofer Instituts), d. h. Lösungsmittel lösen selektiv den
Ziel-Kunststoff aus einem Kunststoffabfallgemisch. Nach dem Reinigen der Lösung von
Fremd- und Störstoffen erfolgt das Ausfällen des Ziel-Kunststoffes durch Zugabe speziel-
ler Fällungsformulierungen. Beispiele für geeignete Kunststoffe sind Polystyrol und Polyo-
lefine.
143
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
Rohstoffliche Verwertung
Durch das rohstoffliche Recycling werden die Polymere in Monomere und
Oligomere zerlegt. Die Anforderungen an das Ausgangsmaterial sind geringer
als bei der werkstofflichen Verwertung. Es kann verschmutzt, gemischt bzw.
sortenähnlich sein. Rohstoffliche Verfahren sind die Pyrolyse, die Thermolyse,
die Synthesegaserzeugung, das Reduktionsverfahren, die Solvolyse und die
Hydrierung. Die rohstoffliche Verwertung benötigt in der Regel einen höheren
Energieeinsatz als die werkstoffliche. Aus wirtschaftlichen Gründen wird sie
daher in verhältnismäßig geringem Maße eingesetzt (2005: 330 Tsd. Tonnen)
[4]. Es wird fast ausschließlich nur noch das Reduktionsvermögen der Kunst-
stoffe bei der Metall- und Stahlerzeugung genutzt.
Thermische Verwertung
Eine energetische Nutzung der Kunststoffabfälle findet in Müllverbrennungs-
anlagen mit Energierückgewinnung, in Kraft- sowie Zement- und Kalkwerken
statt. Daneben finden Kunststoffe, gerade wegen ihres hohen Heizwertes,
breite Anwendung für die Herstellung hochwertiger und maßgeschneideter
Ersatzbrennstoffe, die in den unterschiedlichsten Feuerungsanlagen einge-
setzt werden. Verschmutzte und nur schwer auftrennbare Mischkunststoffe
werden vor allem für die EBS-Herstellung eingesetzt. Die thermische Verwer-
tung stellt aus wirtschaftlichen Gründen oft die einzige Verwertungsoption dar,
insbesondere bei schwer trennbaren Stoffgemischen, wie sie in der Shredder-
leichtfraktion und bei der Aufbereitung des Elektronikschrotts anfallen.
144
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
Shredderleichtfraktion
2005 betrug die Menge der Kunststoffe in der Shredderleichtfraktion 133 Tsd.
Tonnen. [4]. Die Altfahrzeugverordnung (AltfahrzeugV) [252] schreibt vor,
dass Shredderanlagen ab 2006 mindestens 5 % an nicht-metallischen Shred-
derrückständen bezogen auf den Input an Altfahrzeugen einer Verwertung
zuführen. Ab dem 01.01.2015 erhöht sich diese Quote auf 15 %, wobei 5 %
der nichtmetallischen Shredderrückstände stofflich zu verwerten sind.
Eine Möglichkeit der rohstofflichen Verwertung bietet die Nutzung der ge-
mischten Kunststoffe in der SLF als Reduktionsmittel im Hochofen. Dabei wird
die Materialeigenschaft der Kunststoffe genutzt und Koks sowie Schweröl
eingespart.
Zur Quotenerfüllung müssen und werden weitere Verfahren für die stoffliche
Verwertung entwickelt. Ein Beispiel sind die Post-Shredder-Technologien. Ziel
dieser Technologien ist eine weitere Auftrennung der Stofffraktionen der SLF,
um diese einer Verwertung zuführen zu können.
Bislang gestattet die Deponieverordnung noch die Ablagerung von heizwert-
reichen Shredderabfällen, mit dem Inkrafttreten der DepVereinfachV wird dies
jedoch nicht mehr möglich sein. Die Möglichkeit der Mitverbrennung in MVAs
wird derzeit geprüft. [131]
145
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
Produktionsabfälle
Produktionsabfälle haben ein hohes werkstoffliches Verwertungspotenzial, da
sie größtenteils sortenrein sind. Diese Abfälle kommen vorwiegend in der
Produktion wieder zum Einsatz, ohne extern aufgearbeitet zu werden (ver-
stärkte Inline-Verwertung bei den Verarbeitern). Bestehen Produktionsabfälle
aus Mehrkomponentenkunststoffe, sind Spezialtrenntechniken notwendig, die
von kleinen und mittelständischen Unternehmen entwickelt und umgesetzt
werden.83
Altkunststoffe im Elektronikschrott
Die aus Elektronikschrott zurückgewonnenen Kunststoffabfälle enthalten hohe
Anteile an technischen Kunststoffen (z. B. Acrylnitrilbutadienstyrol), die aus
technischer und wirtschaftlicher Sicht wertvoll sind, jedoch bisher größtenteils
verbrannt werden. Herkömmliche Trennungsverfahren versagen beim werk-
stofflichen Recycling von Elektronikschrott, da sehr viele Kunststoffarten und
Kunststoffverbunde vertreten sind. Nach Einschätzung einer Studie des
Fraunhofer-Instituts [132] sind die häufig in den Kunststoffen enthaltenen
Flammschutzmittel problematisch. Bei den üblichen Kunststoffverarbeitungs-
temperaturen können hochgiftige Dioxine und Furane entstehen. Nach dem
ElektroG [246] dürfen Rezyklate aus Elektrogeräten nur dann wieder für die
Neuproduktion verwendet werden, wenn die strengen Grenzwerte für Schad-
stoffe wie Blei, Quecksilber, Cadmium, polybromierte Biphenyle (PBB) ein-
gehalten werden.
5.2.6.3 Branchenstruktur
In Deutschland existieren ca. 6.000 Kunststoffverarbeiter und 150 Verwerter-
betriebe. Unter der Bezeichnung Kunststoffverwerter versteht man Betriebe,
die unaufbereitete Altkunststoffe extern beziehen, aufbereiten und zu Re-
zyklaten oder Endprodukten verarbeiten. Die Kunststoffverwerter sind in der
Regel auf bestimmte Kunststoffabfälle spezialisiert. Die von ihnen produzier-
ten Rezyklate werden an Kunststoffverarbeiter weiterverkauft. Kunststoffver-
arbeiter und -verwerter sind überwiegend mittelständisch. Der Großteil der
Kunststoffverwerter ist in den Verwerter- und Entsorgerverbänden bvse und
BDE organisiert.
83
Gespräch mit Fr. Dr. Pagenkopf (Abfalltrennprozesse Kunststoffrecycling und Technolo-
gieberatung Berlin) am 17. Dez. 2007
146
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
Es gibt Händler und Makler, die sich auf den Handel mit Kunststoffen und
Recyclingware spezialisiert haben. Die Variante Papier- und Kunststoffhandel
84
ist häufig anzutreffen.
Die getrennt erfassten Mengen an Leichtverpackungen werden in ca. 250
Sortieranlagen aufbereitet. Neben dem Dualen System Deutschland (DSD)
bestehen mit den Unternehmen Landbell AG (Marktanteil 5,7 %), Interseroh
AG (Marktanteil: 10,3 %), Remondis AG & Co. KG (Marktanteil: 21,8 %) und
Redual GmbH und Co. KG (Marktanteil ca. 5 %) weitere Systemanbieter. Der
Markt der Verpackungsentsorgung ist derzeit in Bewegung. Das Systeman-
gebot von Remondis – die Eko-Punkt GmbH – erreichte innerhalb von kurzer
Zeit einen Marktanteil von 21,8 %. Demgegenüber verlor DSD 18 % Marktan-
teile gegenüber dem Vorquartal und sinkt damit auf etwa 56 % (Stand 1.
Quartal 2008) [133]. Die Sammlung, Sortierung, Aufbereitung und Verwertung
der Kunststoffleichtverpackungen sind überwiegend in der Hand der großen
Entsorgungsunternehmen und werden deshalb als vertikale Systeme be-
zeichnet, die die gesamte Breite der Verwertung abdecken. Remondis und
Alba haben eigene Kunststoffverwertungsmöglichkeiten aufgebaut. Im Be-
reich der Sammlung und Sortierung sind durch die in Kapitel 4 beschriebene
Änderung der Ausschreibungspraxis im Dualen System jedoch die Vorausset-
zungen für eine stärkere Beteiligung kleiner und mittelständischer Unterneh-
men geschaffen worden.
Zur Beschreibung der Branchenstruktur werden die Unternehmen nach Be-
schäftigungsgrößenklassen, Umsatzgrößenklassen und ihrer Eigentümer-
struktur (Privat/ Öffentlich/ Private-Public-Partnership) zugeordnet. Die in
Abbildung 27 und Abbildung 28 dargestellten Ergebnisse beruhen auf der von
GIB/ ARGUS 2007 im Rahmen dieser Studie durchgeführten Fragenbogen-
auswertung.
Nachfolgend wird die Branchenstruktur mithilfe der Fragebogenauswertung
85
beschrieben. Die Beschäftigten- und Umsatzgrößenklassen sind in
Abbildung 27 dargestellt. Demnach haben 48 % der Betriebe einen Jahres-
umsatz von bis zu 2 Mio. EUR und 39 % einen Jahresumsatz von bis zu
10 Mio. EUR. Die in der Befragung ermittelte Eigentümerstruktur der Unter-
nehmen ist in Abbildung 28 dargestellt. Demnach sind 87 % der befragten
Unternehmen privatwirtschaftlich und 2 % öffentlich organisiert. Weitere 11 %
bilden einen PPP.
84
Gespräch mit Hr. Dr. Probst (Referent für das Kunststoffrecycling, bvse) am
19. Dez. 2007
85
56 der 232 befragten Unternehmen haben Altkunststoffe als Stoffstrom angegeben, da-
von haben 48 Unternehmen Angaben zu Umsätzen gemacht.
147
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
Beschäftigtengrößenklassen Umsatzgrößenklassen
4% 2%
9%
19%
48% 48%
39%
31%
11%
2%
87%
148
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
Samm- Sortierung
Beseiti-
Kennzahl lung & & Aufberei- Verwertung Insgesamt
gung
Transport tung
Masse Stoff-
strom (Mij)
a) 2.505 1.529 2.348 157
Kennzahl Be-
schäftigte (Bij)
b) 750 1000 1.500 5.000
Kennzahl Um-
satz (Uij)
c) 150 400 210 210
Anzahl Be-
3.340 1.529 1.096 31 5.996
schäftigte (B)
d)
Umsatz (U) 501 612 230 7 1.349
a) b) c) d)
in 1.000 Tonnen pro Jahr; in Tonnen je Beschäftigten; in 1.000 € je Beschäftigten; in Mio. €
Tabelle 27: Beschäftigte und Umsatz im Stoffstrom Altkunststoff für das Jahr 2006
149
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
5.2.6.5 Preisentwicklung
Aus der Vielzahl der eingesetzten Kunststoffarten resultiert die Vielfalt der im
Handel angebotenen Altkunststoffe. Gefragt sind vor allem sortenreine Pro-
duktionsabfälle. Die Post-Consumerabfälle spielen auf dem Markt vor allem
dann eine Rolle, wenn sie sortenrein angeboten werden. PE stellt den men-
genmäßig größten Anteil bei den Kunststoffen dar. Als deren Vertreter unter
den Produktionsabfällen sind PE-HD und PE-LD genannt. Als korrespondie-
rende Post-Consumerabfälle werden PE-HD-Kastenware farbsortiert und PE-
Gewerbemischfolie (90/10) herangezogen. Weiterhin sind die vom Pflicht-
pfand bekannten Mengen an PET-Einweg natur und ein Vertreter der PS-
Produktionsabfälle aufgeführt. In Abbildung 29 sind die Preisverläufe von
2002 bis Anfang 2008 dargestellt. Die Preise geben den Mittelwert der Preis-
spannen an. Teilweise existieren erhebliche Preisschwankungen, die sich aus
der unterschiedlichen Qualität der angebotenen Materialien erklären lassen.
Der Verlauf zeigt einen kontinuierlichen Anstieg der Altkunststoffpreise. Die
Mengen an hochwertigen, weil sortenreinen Mahlgütern aus Produktionsabfäl-
len befriedigen nicht die Nachfrage, woraus hohe Preise resultieren. Deutsche
Kunststoffverarbeiter gehen dazu über, Mahlgüter und Regranulate aus Über-
see einzukaufen, da durch die hohen inländischen Rohstoff- und Sekundär-
rohstoffpreise die Wirtschaftlichkeit ihrer Betriebe gefährdet ist [134].
900
800
700
600
Preise in EUR/t
500
400
300
200
100
Quelle: EUWID
0
Jul 02
Nov 02
Jul 03
Nov 03
Jul 04
Nov 04
Jul 05
Nov 05
Jul 06
Nov 06
Jul 07
Nov 07
Jan 02
Mrz 02
Mai 02
Sep 02
Jan 03
Mrz 03
Mai 03
Sep 03
Jan 04
Mrz 04
Mai 04
Sep 04
Jan 05
Mrz 05
Mai 05
Sep 05
Jan 06
Mrz 06
Mai 06
Sep 06
Jan 07
Mrz 07
Mai 07
Sep 07
Jan 08
150
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
151
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
152
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
stellung von Rohstahl und bei der Verhüttung von NE-Metallen, die im Inland
zur Verfügung stehen. Sie gehören zu den Abfällen die mit einem positiven
Marktwert belegt sind. Notwendige aufwändige Aufbereitungsverfahren kön-
nen finanziell lohnend sein.
Fe-Schrott wird hauptsächlich in der Elektrostahlproduktion, die ca. 31 % der
deutschen Stahlproduktion ausmacht, eingesetzt. Die deutschen Elektro-
stahlwerke arbeiten zu 100 % auf der Basis von Fe-Schrott. Hauptabnehmer
der Nichteisenaltmetalle sind die Hüttenwerke für Aluminium, Kupfer, Blei und
Zink. Durch den Einsatz von Sekundärrohstoffen werden die Primärrohstoffe
Metallerze, Koks sowie Energie eingespart. Die Qualität der Sekundärrohstof-
fe kann durch gezieltes Upcycling gegenüber den Primärrohstoffen noch ver-
bessert werden. Auf Grund der hohen Qualitäten existiert in der Praxis ein gut
funktionierendes Logistiksystem, über das der Handel die Abneh-
mer/Verwerter mit den aufbereiteten Sekundärrohstoffen versorgt. Im Jahre
2006 hatte der Schrott einen Anteil an der Rohstahlerzeugung von 45 %, A-
luminiumschrotte an der Aluminiumproduktion einen Anteil von 61 %, Kupfer-
schrotte an der Kupferproduktion von 53 %, Bleischrotte an der Bleiproduktion
von 69 % und Zinkschrotte an der Zinkproduktion von 28 % [5]. Das Altmetall-
recycling trägt damit wesentlich zur inländischen Rohstoffversorgung bei.
Die volkswirtschaftliche Bedeutung der Fe- und NE-Metall-recyclingwirtschaft
liegt vor allem in ihrer klassischen Handelsfunktion begründet. Zu ihr gehören
u. a. die Beschaffung, die Lagerhaltung, der Preis- und Mengenausgleich, der
Qualitätsausgleich – durch eine qualifizierte Aufbereitung, orientiert an den
Vorgaben der Abnehmer und der Logistik des Gesamtprozesses.
86
Stahlhandelsakademie des Bundesverbandes Deutscher Stahlhandel (BDS); Vortrag von
Prof. Dr.-Ing. Dieter Ameling, Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl und Vorsitzender
des Stahlinstituts (VDEh) am 28. Okt. 2006; Goslar
153
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
Aluminium
Die für die Herstellung von Produkten in Deutschland verbrauchten Alumini-
ummengen haben im Jahre 2006 mit 3.384 Tsd. Tonnen um 10 % gegenüber
2005 zugelegt. Die Gesamtproduktion des Aluminiums belief sich auf 1.312
Tsd. Tonnen und war damit gegenüber 2005 leicht rückläufig (2005:
1.352 Tsd. Tonnen) Die Ursache dafür liegt in der Schließung des Hamburger
Aluminiumwerkes (HAW GmbH), welches jedoch im Dezember 2006 von der
Trimet Aluminium AG aufgekauft wurde. Damit werden 2007 die in Deutsch-
land produzierten Mengen ansteigen. An monetärer Einsparung ergaben sich
für Aluminium ca. 138 Mio. EUR durch vermiedene Rohstoffimporte und ca.
566 Mio. EUR durch Energieeinsparungen [135].
Aluminium wird vor allem im Fahrzeug- und Maschinenbau verwendet (52 %).
Im Bauwesen werden 16 % verarbeitet, im Verpackungsbereich ca. 10 % und
sonstige Anwendungen ca. 22 %. [5]
Die Sekundäraluminiumerzeugung überwiegt die Produktion von Hüttenalumi-
nium. Da die Produktion von Hüttenaluminium einen besonders hohen Ener-
giebedarf hat, spielt die Rückgewinnung der Sekundärrohstoffe eine wesentli-
che Rolle. In Deutschland hat sich eine gut funktionierende Sekundäralumini-
87
Unterschiede in den Quoten der Länder sind durch den Aufbau von Stahlerzeugungska-
pazitäten historisch bedingt und lassen keine Rückschlüsse auf ungenutzte Potenziale
des Schrotteinsatzes zu.
88
Guschall-Jaik, Birgit (2006): Vortrag von Fr. Birgit Guschall-Jaik (BDSV) auf dem DowJo-
nes Stahl Tag 2006 am 26. Okt. 2006
154
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
Kupfer
Im Jahr 2006 wurden in Deutschland insgesamt 662 Tsd. Tonnen Raffinade-
89
kupfer produziert. Hierfür wurden 350 Tsd. Tonnen (53 %) sekundäre Vor-
90
stoffe , eingesetzt. Zusätzlich zur inländischen Produktion kommen Nettoim-
porte von Roh- und Raffinadekupfer von 490 Tsd. Tonnen. Die Gesamtmenge
an Raffinadekupfer, die innerhalb Deutschlands zur weiteren Verarbeitung
eingesetzt wurden, betrug 2006 1,7 Mio. Tonnen. Die inländische Produktion
ist in den letzten Jahren weitgehend konstant geblieben, die verarbeitenden
Mengen sind von 2005 auf 2006 um 17 % gestiegen (1.480 zu 1.727 Tsd.
Tonnen). [5]
Blei
In Deutschland wurden 2006 322 Tsd. Tonnen raffiniertes Blei gewonnen [5].
Dabei stammten 100 Tsd. Tonnen Blei aus primären und 222 Tsd. Tonnen
aus sekundären Vorstoffen. Die Produktion ist damit um 20 Tsd. Tonnen ge-
genüber 2005 zurückgegangen. [5] Einer der größten Primärproduzenten von
Raffinadeblei ist die Raffinerie der Metaleurop in Nordenham. Ihre Jahreska-
pazität betrug 2006 145 Tsd. Tonnen Blei. Berzelius Metall GmbH unterhält
neben einer Primärhütte in Stolberg zwei Sekundärbleihütten in Freiberg und
Braubach, die Jahreskapazität betrug 2006 200 Tsd. Tonnen. Die primären
Rohstoffe für die Bleiraffination mit einem geschätzten Bleigehalt von 81 Tsd.
Tonnen stammen zu 50 % aus Irland und Australien. [5, 136]
Der Inlandsverbrauch an Blei lag in Deutschland im Jahr 2006 bei 390 Tsd.
Tonnen, eine Zunahme um 11 % gegenüber 2005. Deutschland gehört damit
zum drittgrößten Bleiverbraucher hinter der VR China und den USA. Der do-
minierende Verwendungsbereich von Blei sind die Blei-Säure-Batterien, deren
Anteil am Gesamteinsatz von Blei stetig wächst, da einerseits die Produktion
der Akkumulatoren ansteigt und andererseits Blei aus anderen Anwendungen
verdrängt wird.
89
Durch die Raffination wird das Rohmetall durch chemisch-physikalische Prozesse von
unerwünschten Bestandteilen gereinigt.
90
Zu den sekundären Vorstoffen zählen Schrotte, Aschen, Krätzen, Stäube und Schlämme.
155
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
Zink
Der Rohstoff für die Zinkproduktion wird als sogenanntes Zinkkonzentrat
(55 % Zn-Anteil) u. a. aus Brasilien oder Australien importiert. 2006 wurde
Zinkkonzentrat mit einem Nettogehalt von 155 Tsd. Tonnen Zink importiert.
Zusätzlich zu dem in Deutschland hergestellten Zink wird weiteres Zink als
Rohmetall aus dem Ausland eingeführt, da die Nachfrage nach Zink weit über
der inländischen Produktion liegt. Der Verbrauch an Zink betrug 2006 in
Deutschland 669 Tsd. Tonnen.
Im Jahr 2000 produzierte Deutschland noch ca. 5 % der weltweit erzeugten
Zinkmenge und rangierte unter den Zinkproduzenten an 6. Stelle hinter China,
Kanada, Japan, Spanien und den USA. Für 2006 lässt sich ein Rückgang der
Zinkproduktion auf einen Weltmarktanteil von ca. 3 % feststellen, so dass sich
Deutschland im internationalen Vergleich derzeitz an 9. Stelle positioniert hat.
Sekundärzink birgt gegenüber Zink, das aus Primärerzen erzeugt wird, deutli-
che Kostenvorteile durch geringeren Energieverbrauch und niedrigere Her-
stellungskosten (u.a. weniger Umweltschutzmaßnahmen erforderlich). Für die
Verzinkung wichtige und notwendige Begleitelemente wie Aluminium, Blei,
Zinn, die im Sekundärzink bereits enthalten sind, werden mit den rückgeführ-
ten Schrotten im Recyclingprozess mitgeliefert. [5, 136]
91
Als Altschrott bezeichnet man den Schrott, der nach dem Verbrauch oder Gebrauch von
Gegenständen oder Industriegütern gesammelt wird.
92
Als Neuschrott bezeichnet man Produktionsabfälle, wie z. B. Späne, Blech- und Stanzab-
fälle.
93
Als Kreislaufschrott oder Eigenentfall der Stahlwerke wird das Material bezeichnet, das
bei der Produktion und Weiterverarbeitung auf eigenen Anlagen, z. B. in Walzwerken, an-
fällt und teilweise direkt wieder eingesetzt wird.
156
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
Schrott
Der Schrotteinsatz in der Stahlindustrie hängt in hohem Maße von den ver-
fügbaren Produktionsverfahren ab. So können bei der Stahlerzeugung über
das klassische Sauerstoffblasverfahren maximal 25 % Stahlschrott eingesetzt
werden. Beim Elektrostahlverfahren sind es dagegen 100 %. Weiterhin ist zu
beachten, dass mit dem Sauerstoffblasverfahren hochwertige Stähle, mit dem
Elektrostahlverfahren hingegen eher Stähle geringerer Qualität (Baustähle)
erzeugt werden. Im Bereich der Edelstähle werden dagegen mit dem Elektro-
stahlverfahren (Lichtbogenöfen) hochwertige Qualitäten erzeugt. Je nach
Stahlsorte werden dazu besondere Schrottqualitäten verwendet, um den Be-
darf an primären (teuren) Legierungselementen zu senken.95
Die erfasste Menge und die Qualität der Schrotte sind für die Recyclingindust-
rie von steigender Bedeutung. Um geeignete Sekundärrohstoffe für die stei-
genden Qualitätsanforderungen der Stahlwirtschaft bereitzustellen, müssen
auch die Schrottqualitäten höherwertiger sein. Es gilt der Grundsatz, je hö-
94
Guschall-Jaik, Birgit (2006): Vortrag von Fr. Birgit Guschall-Jaik (BDSV) auf dem DowJo-
nes Stahl Tag 2006 am 26. Okt. 2006
157
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
herwertiger der Stahl, desto höherwertiger muss auch der eingesetzte Roh-
96
stoff sein.
Abbildung 31 zeigt den Verlauf der in Deutschland erzeugten Rohstahlmenge,
des Gesamteinsatzes und der Import- und Exportmengen von Stahlschrott.
50.000
45.000
40.000
35.000
30.000
Tsd. Tonnen
25.000
20.000
15.000
10.000
5.000
0
1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006
Einsatz von Schrott Import von Schrott Export von Schrott Produktion von Rohstahl
Abbildung 31: Produktionsmenge Rohstahl sowie Einsatz, Im- und Export von Stahl-
schrott in Deutschland von 1999 bis 2006
Die Im- und Exporte von Stahlschrott haben sich in den letzten Jahren immer
mehr angeglichen. Während der Export sich stagnierend bis leicht abneh-
mend verhielt, sind die Importe bis 2004 stetig angestiegen.
Die Abnahme der Produktion und des Schrotteinsatzes in 2004/2005 ist auf
eine Überproduktion in 2004 zurückzuführen Der starke Preisanstieg für Alt-
schrotte (Abbildung 38) hat nicht zur Steigerung der inländischen Schrott-
mengen geführt. Dies ist als weiterer Hinweis darauf zu werten, dass sich die
Erfassung an Stahlschrotten in Deutschland auf sehr hohem Niveau bewegt.
95
Guschall-Jaik, Birgit (2006): Vortrag von Fr. Birgit Guschall-Jaik (BDSV) auf dem DowJo-
nes Stahl Tag 2006 am 26. Okt. 2006
96
Guschall-Jaik, Birgit (2006): Vortrag von Fr. Birgit Guschall-Jaik (BDSV) auf dem DowJo-
nes Stahl Tag 2006 am 26. Okt. 2006
158
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
Klein- oder
Einzelhandel, ohne
Lagerhaltung
Herkunfts- Abnehmer:
bereiche:
Zulieferanten ohne nationale und
Industrie oder mit geringen internationale
Streckenhandel
Gewerbe Lagerkapazitäten Stahlwerke
Kommune und
Haushalt Gießereien
Handelsstufe mit
Lagerhaltung und
direkter
Werksbelieferung
Abbildung 32: Handelsstruktur der Recycling- und Entsorgungswirtschaft für Stahl- und
NE-Metalle
Aluminium
Die Sekundäraluminiumerzeugung stieg von ca. 515 Tsd. Tonnen im Jahr
1999 auf 796 Tsd. Tonnen im Jahr 2006. Jede zweite Tonne Aluminium wird
damit aus Sekundärmaterialien hergestellt.
Abbildung 33 zeigt, dass sich der Aluminiumverbrauch im Zeitraum 1999 bis
2006 stetig nach oben entwickelt hat. Insbesondere von 2005 auf 2006 haben
die verbrauchten Mengen mit ca. 10 % erheblich zugenommen. Die Im- und
97
Guschall-Jaik, Birgit (2006): Vortrag von Fr. Birgit Guschall-Jaik (BDSV) auf dem DowJo-
nes Stahl Tag 2006 am 26. Okt. 2006
159
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
3.500
3.000
2.500
2.000
Tsd. Tonnen
1.500
1.000
500
0
1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006
Produktion von Sekundäraluminium Import von Schrott Export von Schrott
Verbrauch an Aluminium Gesamtproduktion Aluminium
Kupfer
Abbildung 34 zeigt die in Deutschland verwendete Mengen an Kupfer sowie
eingesetzte, importierte und exportierte Schrottmengen.
98
Zu den sekundären Vorstoffen zählen Schrotte, Aschen, Krätzen, Stäube und Schlämme.
160
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
2.000
1.800
1.600
1.400
1.200
Tsd. Tonnen
1.000
800
600
400
200
0
1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006
Blei
161
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
450
400
350
300
Tsd. Tonnen
250
200
150
100
50
0
1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006
Produktion von Raffinadeblei aus sekundären Vorstoffen Import von Schrott
Export von Schrott Gesamtproduktion Raffinadeblei
Verbrauch an Blei
Abbildung 35: Verbrauch und Produktion von Raffinadeblei, Bleierzeugung aus se-
kundären Vorstoffen, Im- und Exporte von Bleischrott in Deutschland
von 1999 bis 2006
99
Persönliche Korrespondenz Fardin Seddigh, Fehr Umwelt 2/2007
162
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
Zink
Abbildung 36 zeigt die in Deutschland verwendete Menge an Zink sowie ein-
gesetzte, importierte und exportierte Schrottmengen. Der Inlandsverbrauch an
Zink stieg 2006 erstmals nach 5 Jahren um ca. 7 % an. Die inländische Pro-
duktion von Zink hat weniger stark zugenommen. Die importierten bzw. expor-
tierten Schrottmengen bewegen sich auf einem niedrigen Niveau. Im gesam-
ten Betrachtungszeitraum übertrafen die Exporte die importierten Mengen.
800
700
600
500
Tsd. Tonnen
400
300
200
100
0
1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006
Produktion von Sekundärzink Gesamtproduktion Zink Import von Schrott
Export von Schrott Marktversorgung
Abbildung 36: Verbrauch und Produktion von Zink, Zinkproduktion aus sekundären
Vorstoffen, Im- und Exporte von Bleischrott in Deutschland von 1999
bis 2006
163
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
Kupfer Produktion 696 709 694 696 598 653 638 662
Blei Produktion 353 387 374 380 357 359 342 322
Zink Produktion 333 357 358 379 388 382 335 343
Tabelle 28: Stoffströme – Produktion und Schrotteinsatz in Deutschland von 1999 bis
2006 [5; 137]
100
Prozesse/technische Anlagen für feste Siedlungsabfälle werden in 5.2.1 beschrieben.
101
Prozesse/technische Anlagen für Gewerbeabfälle werden in Kapitel 5.2.10.2 beschrieben.
164
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
165
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
Der BDSV, der einen größeren Teil der Branche repräsentiert, schätzt, dass
die Entkernung von Industrieanlagen in Industrieländern in Zukunft eher
102
abnehmen wird. Die zum Rückbau zur Verfügung stehenden (Groß)
Anlagen werden sich daher in Deutschland verringern.
Feste Siedlungsabfälle
Der Postconsumer-Bereich gibt ein bestimmtes Segment an Altmetallen über
die in kommunaler Verantwortung liegende Entsorgung gemischter Sied-
lungsabfälle zurück. Abfallströme mit bedeutenden Anteilen an Altmetallen
sind der Restmüll aus Haushalten und Gewerbe, der Sperrmüll aus Haushal-
ten und Gewerbe, hausmüllähnliche Gewerbeabfälle, gemischte Baustellen-
abfälle, Verpackungsabfälle, die im Auftrag der Dualen Systeme getrennt von
Hausmüll erfasst werden sowie kleinere Mengen an Verpackungsmetallen, die
in Garten und Parkabfällen und in Papierkorbabfällen auftreten.
Die gemischten Siedlungsabfälle müssen in Deutschland seit dem 01.06.2005
einer Vorbehandlung unterzogen werden [281; 282]. Das heißt, alle Abfälle
aus diesem Bereich werden entweder über eine Abfallverbrennung oder über
Verfahrenskombinationen aus mechanischen, biologischen und physikali-
schen Behandlungsschritten verwertet bzw. beseitigt. Für die Altmetalle be-
deutet dies, dass nahezu alle über die verschiedenen Behandlungsverfahren
in den Anlagen zurückgewonnen werden können. Durch den hohen Marktwert
der Altmetalle sind entsprechende Trennverfahren daher auch in nahezu allen
Anlagen der Entsorgungswirtschaft installiert.
Zur Behandlung der festen Siedlungsabfälle werden in Deutschland insge-
samt 70 Müllverbrennungsanlagen mit einer installierten Kapazität von
17 Mio. Tonnen und 66 mechanisch-biologische bzw. mechanisch physikali-
sche Anlagen mit einer Kapazität von 7,1 Mio. Tonnen betrieben [145]. Der
Anteil der in den Restabfällen enthaltenen Altmetalle schwankt je nach Abfall-
art und wird in der Mengenbetrachtung dieses Kapitels abgeschätzt.
Über den Entsorgungsweg Müllverbrennungsanlagen gelangen die Altmetalle
nach dem Ausbrand in die Schlacke und werden bei der Schlackenaufberei-
tung meist über Bandmagneten zurückgewonnen. Die NE-Metalle werden
überwiegend händisch aussortiert bzw. über Wirbelstromabscheider zurück-
gewonnen. Eine Ausnahme bildet das Zink, das sich bei der Verbrennung im
Filterstaub anreichert; aufgrund der geringen Konzen-tration im Filterstaub
wird es bislang aber nicht zurückgewonnen. In mechanisch-biologisch bzw.
102
Guschall-Jaik, Birgit (2006): Vortrag von Fr. Birgit Guschall-Jaik (BDSV) auf dem DowJo-
nes Stahl Tag 2006 am 26. Okt. 2006
166
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
103
Bis zum 01. Jan. 2007 galt die kostenlose Rücknahmepflicht nur für Fahrzeuge, die ab
dem 01. Juli 2002 in Verkehr gebracht wurden.
167
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
104
Dr. Jörg Wötzel (GESA): Schriftliche Auskunft vom 28.11.2008
105
Persönliche Mitteilung von Ulrich Leuning (Geschäftsführer des BDSV) vom
07. Feb. 2007
106
Persönliche Mitteilung von Ulrich Leuning (Geschäftsführer des BDSV) vom 07. Feb. 2007
168
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
169
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
107
Dies kann an der steigenden Anzahl an Zulassungen von Gebrauchtfahrzeugen in Import-
ländern (Kraftfahrt-Bundesamt: Jahresbericht 2007) und einer geschätzten Anzahl von
verschifften von Gebrauchtwagen nach Afrika (es werden ca. 200.000 Fahrzeuge über
Hamburg und Antwerpen geschätzt) bestätigt werden.
108
teilweise durch Beraubung von Altfahrzeugen
170
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
Ziel des Schredderns ist die Rückgewinnung von Fe- und NE-Metallen. Der
gemischte Schrott wird im Schredder zerkleinert und aufgeschlossen. Der
Grad der Zerkleinerung richtet sich dabei weitgehend nach der Beschaffenheit
des Aufgabenmaterials. Leichte, nicht-metallische Bestandteile werden mittels
Windsichtung abgetrennt. Eisen- und Stahlbestandteile werden magnetisch
ausgesondert. NE-Metalle werden z. B. durch Hochfrequenz-NE-Scheider
weiter aufgetrennt.
Für Kühlgeräte und Bildschirmröhren sind aufgrund der enthaltenen Schad-
stoffe (FCKW in den Kühlgeräten; Blei, Cadmium, Barium, Strontium in Bild-
schirmröhren) spezielle Aufbereitungsverfahren erforderlich.
Die Vorgaben des ElektroG stellen hohe Anforderungen an die Aufbereitungs-
technik. Lag bisher der Schwerpunkt des Elektro(nik)schrott-Recyclings auf
der Rückgewinnung von Fe- und NE-Metallen, so gewinnt durch die gesetzlich
vorgeschriebenen Verwertungsquoten für einige Gerätegruppen das Kunst-
stoffrecycling eine zunehmende Bedeutung.
Von den Mitgliedern des bvse waren 2003 mehr als 400 Betriebe mit der Ver-
wertung von Elektro-Altgeräten beschäftigt. Hierzu zählen ca. 300 kleine De-
montagebetriebe (Kapazität: 1.000 bis 5.000 Tonnen pro Anlage) und ca.
120 Betriebe mit manueller und mechanischer Aufbereitung (Kapazität:
10.000 Tonnen und mehr) [153].
Rücknahme- und Verwertungsstrukturen für Elektro- und Elektronikaltgeräte
bestehen nicht erst seit Inkrafttreten des ElektroG. Insbesondere Haushalts-
großgeräte werden seit langem von den Kommunen getrennt gesammelt, und
auch für andere Gerätegruppen waren bereits Erfassungssysteme und Be-
handlungskapazitäten vorhanden.
Durch die Bestimmungen des ElektroG wurden die Rollen im Bereich der Alt-
geräteentsorgung teilweise neu verteilt. Während die Rücknahmestrukturen
für Altgeräte aus Haushalten bisher stark vom Zusammenwirken von Kommu-
nen und regionalen Recyclingunternehmen getragen waren, sind jetzt die Ge-
rätehersteller bzw. Herstellerkooperationen für die Organisation der Entsor-
gung zuständig. Die Hersteller müssen gemäß ElektroG in der Lage sein,
deutschlandweit die Abholung von Sammelbehältern bei den Kommunen zu
gewährleisten. Die Umsetzung dieser flächendeckenden Abholpflicht schließt
die Beauftragung von lediglich regional operierenden Entsorgern faktisch aus
und fördert die Bildung flächendeckender Systembetreiber.
Der bvse als Vertreter der kleinen und mittleren Entsorgungsunternehmen
beklagt, dass die praktische Ausgestaltung der Abholkoordination vorwiegend
kapitalstarken Großkonzernen und flächendeckend agierenden Logistikern
zugute kommt und damit zu strukturellen Marktveränderungen führt. Der bvse
171
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
Altkabel
Kabel sind Metall-Kunststoff-Verbunde, die sich mittels diverser Trennschritte
in die Ausgangsstoffe zerlegen und verwerten lassen. Wirtschaftlich interes-
sant ist vor allem die Rückgewinnung des Metallanteils. Mit der Verbesserung
der Aufbereitungstechnik und einer wachsenden Nachfrage nach Altkunststof-
fen wird aber auch die Rückgewinnung hochwertiger Kunststofffraktionen
wichtiger.
In Gebäuden, in der Telekommunikation, in der Elektronik und in Automobilen
wird gewöhnlich Kupfer als Leitmaterial eingesetzt. In der Energieversorgung
kommen Aluminium und Kupfer als Leitmaterial zum Einsatz. Abhängig vom
Anwendungsbereich wird als Isoliermaterial meist PVC und PE eingesetzt. Bei
Kabeln der Energietechnik wird oft ein Stahlgeflecht-Band als mechanischer
Schutz verwendet. Bei älteren Erdkabeln ist die Isolierung der Drähte aus Öl
oder Paraffin getränktem Papier; der Feuchtigkeitsschutz des Kabels wird
durch einen Bleimantel erreicht. Kabel bestehen im Durchschnitt zu 60 % aus
Metall und zu 40 % aus Kunststoff (PVC, PE) oder auch Gummi. [155; 156]
Die Aufbereitung erfolgt überwiegend in Kaltzerlegeanlagen, in denen der
Kabelschrott nach Vorsortierung in mehreren Stufen mit Schneidmühlen zer-
kleinert wird. Durch verschiedene Trenntechniken (Schwimm-Sink-Verfahren,
Trenntische, Windsichtung, etc.) wird das zerkleinerte Stoffgemisch in die
Fraktionen Kupfer, Aluminium, Blei, Stahl und Kunststoff separiert. Für kleine-
re Durchsätze werden auch Schlitzmaschinen eingesetzt.
Die Hauptprodukte des Aufbereitungsprozesses sind hochwertige Kupfer- und
Aluminiumgranulate. Die Kupfergranulate kommen u. a. als Kathodenersatz in
Gießereien und Halbzeugwerken und als Katalysatoren in der Chemischen
Industrie zum Einsatz. Aluminiumgranulate aus der Kabelzerlegung werden u.
109
Persönliche Mitteilung von Herrn Dr. Achim Schröter (VKS) vom 14. Feb. 2007
172
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
Altbatterien/Altakkumulatoren
In Deutschland existieren 7 Sekundärbleihütten, die überwiegend Bleibatterien
als Sekundärrohstoff einsetzen. Die Produktionskapazitäten liegen bei rund
250 Tsd. Tonnen. Die Anlagen der Harz-Metall GmbH in Goslar verarbeitet
50 Tsd. Tonnen an Batterien. Gebrauchte Bleibatterien werden dort in ihre
Bestandteile zerlegt. Die bleihaltigen Bestandteile werden mit der Bahn zur
Bleirückgewinnung nach Nordenham (Primärbleihütte) transportiert [159]. Die
VARTA Recycling GmbH betreibt in Krautscheid eine Bleirecyclinganlage, die
ca. 55 Tsd. Tonnen Altbatterien und Bleischrotte verarbeitet. Die Berzelius
GmbH betreibt in Braubach und Freiberg Bleihütten mit einer Gesamtkapazi-
tät von ca. 200 Tsd. Tonnen Raffinadeblei [139].
Als Schmelzaggregate werden in Deutschland Schachtöfen (z. B VARTA Re-
cycling GmbH, Krautscheid) und Trommelöfen (z. B. BSB Recycling GmbH,
Braubach) eingesetzt. Das Schachtofenverfahren gestattet die Verarbeitung
der Bleibatterie nach Entfernen der Säure als Ganzes. Für die Verwertung in
110
Persönliche Mitteilung von Dr.-Ing. M. Liesegang vom 19. Feb. 2007
111
Persönliche Mitteilung von Ulrich Leuning (Geschäftsführer des BDSV) vom 07. Feb. 2007
173
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
5.2.7.3 Branchenstruktur
Innerhalb der statistischen Klassifikation der Wirtschaftszweige (WZ 2003)
sind Betriebe der Recycling- und Entsorgungswirtschaft für Stahl und NE-
Metalle je nach konkreter Aktivität den in Tabelle 29 aufgeführten Wirtschafts-
zweigen zugeordnet.
112
Persönliche Korrespondenz H.-J. Stachow, GMH Jost-Hinrich Stachow GmbH; 2/2007
174
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
(Unter) Bezeich-
Beschreibung
Klasse nung
175
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
cycling- und Entsorgungsbranche für Fe- und NE-Metalle sind hier enthalten,
soweit sie im Bereich der Wertstoffsammlung/Metallsammlung tätig sind oder
Entsorgungsanlagen für metallhaltige Problemabfälle wie Kühlschränke
betreiben. Hinsichtlich der Beschäftigung und des Umsatzes machen Betrie-
be, die sich mit der Metallverwertung beschäftigen, hier einen eher geringen
Anteil aus. Spezifische Wirtschaftsdaten zu den Akteuren des Fe- und NE-
Metallschrotthandels lassen sich nicht unmittelbar gewinnen.
Tabelle 30 gibt die Anzahl der Betriebe (ab 20 Beschäftigten), die Beschäftig-
ten und die Umsätze nach Beschäftigtengrößenklassen an. Erhebungsbedingt
liegen diese Angaben für September des Jahres 2006 vor. Sie werden jährlich
veröffentlicht. Der Übersicht ist zu entnehmen, dass in den Größenklassen
20-49 und 50-249 die Beschäftigtenzahlen etwa gleich sind. Der Umsatz pro
Beschäftigten ist in der Klasse 50-249 mit 105 Tsd. EUR etwa doppelt so
hoch wie in der Größenklasse 20-49 (64 Tsd. EUR). Es besteht nur ein Be-
trieb mit über 250 Beschäftigten.
Tabelle 30: Anzahl der Betriebe, Beschäftigten und Umsatz nach Beschäftigtengrö-
ßenklassen für die Klasse 37.10 „Metallrecycling“ für September 2006
[161]
Der Gesamtumsatz und die Anzahl der Unternehmen der Klasse 37.10 (ab 20
Beschäftigten) und 51.572 sind in Tabelle 31 dargestellt. Der Umsatz der 46
Unternehmen der Klasse 37.10 betrug im Jahre 2006 3,8 Mrd. EUR. Dem
Handel sind 923 Unternehmen zugeordnet, die mit 8.000 Beschäftigten einen
Umsatz von 6,6 Mrd. EUR erwirtschaften.
Branchenübergreifend gibt es teilweise Verknüpfungen von Recyclingunter-
nehmen der Fe- und NE-Metallbranche mit Unternehmen der Rohstahl oder
NE-Metallproduktion. Die großen Metallhersteller sichern sich über Tochterun-
ternehmen oder Beteiligungen den Zugriff auf Sekundärrohstoffe bzw. versu-
chen ihre Abhängigkeiten zu verringern. Im Vergleich zu anderen Wertstoff-
strömen ist die Struktur der Recycling- und Entsorgungswirtschaft für Fe- und
NE-Metalle sehr stark durch Handelsunternehmen geprägt.
176
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
Tabelle 31: Anzahl der Unternehmen, Beschäftigten und Umsatz in den Klassen
37.10 und 51.572 [33; 34]
Fe-Metalle
Für den Stoffstrom Altmetalle werden die Wertschöpfungsstufen Sammlung,
Sortierung und Handel betrachtet. Der Verwertungsschritt ist Teil der Primär-
produktion von Rohstahl und anderen NE-Metallen und wird der Entsorgungs-
branche nicht mehr in vollem Umfang zugeordnet. Der Anteil der Beschäftig-
ten, die auf der Wertschöpfungsstufe Verwertung dem Stoffstrom Altmetalle
zugeordnet werden, wird durch eine Schätzung über die in Kapitel 3.3 einge-
führten Verwertungsindices (Tabelle 5) berücksichtigt.
Für den Stoffstrom Fe-Metalle wurden nach dieser Berechnung (vgl. Kapi-
tel 3.3) 12.694 Beschäftigte mit einem Umsatz von 4,8 Mrd. EUR ermittelt. Am
arbeitskräfteintensivsten ist die Wertschöpfungsstufe Sammlung & Transport,
177
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
in der mit 74 % der überwiegende Teil der Beschäftigten tätig ist. Auf die Sor-
tierung & Aufbereitung entfallen 21 % der Beschäftigten, während in den
Wertschöpfungsstufen Handel knapp 4 % und Verwertung/Beseitigung etwa
1 % tätig sind.
Gut 58 % des Umsatzes wurde mit 2,8 Mrd. EUR in der Wertschöpfungsstufe
Sammlung & Transport erwirtschaftet. Auf die Wertschöpfungsstufe Sortie-
rung & Aufbereitung entfielen 33 % des Umsatzes, während Handel einen
Anteil von knapp 9 % und Verwertung/Beseitigung gemeinsam einen Anteil
von knapp 1 % aufweisen.
Samm- Sortie-
lung rung & Handel/ Verwer- Beseiti- Insge-
Kennzahl
&Transp Aufberei- Makeln tung gung samt
ort tung
Masse
Stoffstrom 16.473 6.562 7.413 15.817 656
a)
(Mij)
Kennzahl
Beschäftig- 1.750 2.500 15.000 6.000 6.000
b)
te (Bij)
Kennzahl
Umsatz 300 600 750 600 275
c)
(Uij)
Anzahl Be-
schäftigte 9.413 2.625 494 53 109 12.694
(B)
Umsatz (U)
d) 2.824 1.575 371 32 30 4.831
a)
in 1.000 Tonnen pro Jahr; b) in Tonnen je Beschäftigten; c) in 1.000 € je Beschäftigten; d) in Mio. €
Tabelle 32: Beschäftigte und Umsatz für den Stoffstrom Fe- Metalle für das Jahr 2006
NE-Metalle
Für den Stoffstrom NE-Metalle wurden nach dieser Berechnung 2.139 Be-
schäftigte mit einem Umsatz von ca. 0,75 Mrd. EUR ermittelt. Am arbeitskräf-
teintensivsten ist die Wertschöpfungsstufe Sammlung & Transport, in der mit
etwa 86 % der überwiegende Teil der Beschäftigten tätig ist. Auf die Sortie-
rung & Aufbereitung entfallen knapp 10 % der Beschäftigten, während in den
Wertschöpfungsstufen Handel 1 % und Verwertung/Beseitigung gemeinsam
gut 2 % tätig sind.
178
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
Etwa 74 % des Umsatzes wurden mit 554 Mio. EUR in der Wertschöpfungs-
stufe Sammlung & Transport erwirtschaftet. Auf die Wertschöpfungsstufe
„Sortierung & Aufbereitung“ entfielen 20 % des Umsatzes, während „Handel“
einen Anteil von 3 % und „Verwertung/Beseitigung“ einen Anteil von etwa 3
bzw. unter 1 % aufweisen.
Samm- Sortie-
lung rung & Handel/ Verwer- Beseiti- Insge-
Kennzahl
&Transp Aufberei- Makeln tung gung samt
ort tung
Masse
Stoffstrom 1.846 545 400 1.792 55
a)
(Mij)
Kennzahl
Beschäftigte 1.000 2.500 15.000 3.000 3.000
b)
(Bij)
Kennzahl
Umsatz 300 700 750 700 275
c)
(Uij)
Anzahl Be-
schäftigte 1.864 218 27 30 18 2.139
(B)
Umsatz (U)
d) 554 153 20 21 5 752
a)
in 1.000 Tonnen pro Jahr; b) in Tonnen je Beschäftigten; c) in 1.000 € je Beschäftigten; d) in Mio. €
Tabelle 33: Beschäftigte und Umsatz für den Stoffstrom NE- Metalle für das Jahr
2006
5.2.7.5 Preisentwicklung
Die Preisverläufe für Rohstahl und den Sekundärrohstoff Stahlschrott sind
Abbildung 38 zu entnehmen. Die Preisverläufe sind als Preisindex bezogen
auf das Jahr 2005 (2005 = 100 %) dargestellt. Hierbei wurden aus den ver-
fügbaren Produktpreisen diejenigen für Baustahl (mittlere Qualität) und HDG-
Flachstahl (hohe Qualität) ausgewählt113. Für Schrotte wurden die Preisindi-
113
Die Preisdaten für die ausgewählten Stahlprodukte entstammen der Internetseite Steel
Business Briefing [162]. Die Indizes für die ausgewählten Stahlprodukte beruhen auf ei-
genen Berechnungen wie folgt:
- Download aller Monatspreisspannen von 1999 bis 2006 in $/t für Europa.
- Berechnung des Mittels aus Ober- und Untergrenze der Preisspannen für jeden Monat.
179
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
zes für „Abfälle und Schrott aus Eisen und Stahl“ herangezogen, die das sta-
114
tistische Bundesamt für den deutschen Großhandel veröffentlicht hat [127] .
Die Preise für das Bezugsjahr 2005 sind ebenfalls Abbildung 38 zu entneh-
men.
Die Preise für Rohstahl und Stahlschrott sind von 1999 bis 2003 nur leicht
angestiegen. Aufgrund der Preiserhöhungen für Eisenerz (71,5 %) sind die
Weltmarktpreise für Stahl und Stahlschrotte seit Anfang des Jahres 2004
sprungartig angestiegen. Als Hauptursache für diese rasante Entwicklung
nennen die Stahlproduzenten die zunehmende Verknappung der Rohstoffe
Eisenerz und Koks auf dem Weltmarkt, die auf den enormen Stahlbedarf der
Schwellenländer China und Indien zurückgeführt wird. Es wird mit weiteren
Preissteigerungen gerechnet.115 Es ist weiterhin zu erkennen, dass sich die
Preisentwicklung für Stahlschrotte nahezu ohne Verzögerung der Preisent-
wicklung für den Rohstoff Stahl anpasst.
Die gewaltige Preissteigerung in 2004 hat Teile der Stahl und Metallverarbei-
tenden Industrie massiv unter Druck gesetzt. Besonders der Mittelstand mit
einer nur geringen Verhandlungsmacht kann die Preiserhöhungen nicht im-
mer an seine Kunden weitergeben.
Abbildung 39 bis Abbildung 42 zeigen die Preisindizes der Metalle Aluminium,
Blei, Kupfer und Zink, und zwar für die an der Londoner Metall Exchange
(LME) gehandelten Produkte116, sowie für die entsprechenden Schrotte, so-
- Berechnung des mittleren Preises für 2005 aus den Monatsmittelwerten für Januar 2005
bis Dezember 2005.
- Indizierung aller für die Jahre 1999 bis 2006 vorliegenden Monatsmittelwerte mit dem
Jahresmittelwert 2005.
114
Da die vom Statistischen Bundesamt vorliegenden Daten nur als Indizes vorlagen, wur-
den die absoluten Preise für die Schrotte 2005 anhand der im wöchentlichen Preisbericht
für Altmetalle im Euwid [164] veröffentlichten Angaben zu Schredderstahlschrott (Sorte 4)
berechnet. Die Berechnung des mittleren Preises für 2005 erfolgte analog der für Stahl-
produkte beschriebenen Vorgehensweise.
115
Stahlhandelsakademie des Bundesverbandes Deutscher Stahlhandel (BDS); Vortrag von
Prof. Dr.-Ing. Dieter Ameling, Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl und Vorsitzender
des Stahlinstituts (VDEh) am 28. Okt. 2006; Goslar
116
Die Preisdaten für die an der LME gehandelten Produkte entstammen der Internetseite
der Firma Müller & Sohn Nachf. KG [163]. Die Indizes für die an der LME gehandelten
Produkte beruhen auf eigenen Berechnungen wie folgt:
- Download aller Tagesabschlusspreise (Kasse) in $/Tonnen von 1999 bis 2006.
- Berechnung aller Monatsmittelwerte auf der Grundlage der Einzeltagespreise des korres-
pondierenden Monats.
- Berechnung des mittleren Preises für 2005 aus den Monatsmittelwerten für Januar 2005
bis Dezember 2005.
- Indizierung aller für die Jahre 1999 bis 2006 berechneten Monatsmittelwerte mit dem
Jahresmittelwert 2005.
180
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
fern verfügbar. Die Linien für Schrotte repräsentieren die Preisindizes, die das
117
statistische Bundesamt für den deutschen Großhandel veröffentlicht hat.
Die Preisverläufe für die Metalle und Metallschrotte aus Aluminium Kupfer,
Blei und Zink zeigen ähnliche Verläufe. Nach gleichmäßigen Preisverläufen
von 1999 bis 2004 mit nur geringfügigen Preisanstiegen kommt es in
2005/2006 zu einer sprunghaften Preiserhöhung. Es ist weiterhin zu erken-
nen, dass sich die Metall- und Schrottpreise parallel und ohne größere Zeit-
verzögerung entwickeln.
160
140
120
100
Index [2005=100]
80
60
40
0
Apr 99
Apr 00
Apr 01
Apr 02
Apr 03
Apr 04
Apr 05
Apr 06
Jan 99
Jul 99
Okt 99
Jan 00
Jul 00
Okt 00
Jan 01
Jul 01
Okt 01
Jan 02
Jul 02
Okt 02
Jan 03
Jul 03
Okt 03
Jan 04
Jul 04
Okt 04
Jan 05
Jul 05
Okt 05
Jan 06
Jul 06
Okt 06
Jan 07
Produkt (Preis Baustahl Europa) Produkt (Preis HDG-Flachstahl Europa) Schrott (Großhandel BRD)
Abbildung 38: Entwicklung und Vergleich der Preise für Rohstahl und Stahlschrott
117
Die vom Statistischen Bundesamt [127] vorliegenden Daten lagen nur als Indizes vor.
Daher wurden die absoluten Preise für die Schrotte 2005 anhand der im wöchentlichen
Preisbericht für Altmetalle im Euwid [164] veröffentlichten Angaben abgeschätzt. Hierbei
wurden für die jeweils höchsten und niedrigsten Schrottqualitäten Mittelwerte ermittelt und
anhand der zum damaligen Zeitpunkt gültigen Wechselkurse von EUR/100 kg in US-
Dollar/Tonne umgerechnet. Hierbei wurden taggenaue Wechselkurse verwendet, die auf
der Internetseite der Firma Trimet Aluminium AG (Essen) veröffentlicht sind [165].
181
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
160
140
120
100
Index [2005=100*]
80
60
40
0
Jan 99
Okt 99
Jan 00
Okt 00
Jan 01
Okt 01
Jan 02
Okt 02
Jan 03
Okt 03
Jan 04
Okt 04
Jan 05
Okt 05
Jan 06
Okt 06
Jan 07
Apr 99
Jul 99
Apr 00
Jul 00
Apr 01
Jul 01
Apr 02
Jul 02
Apr 03
Jul 03
Apr 04
Jul 04
Apr 05
Jul 05
Apr 06
Jul 06
Produkt (LME-Kassenpreis) Schrott (Großhandel BRD)
Abbildung 39: Entwicklung und Vergleich der Preise für Primäraluminium und Alumi-
niumschrott
250
200
Index [2005=100]
150
100
50
mittlere Preise 2005 [$/t]:
Produkt: 3.680,-
Schrotte: (je nach Qualität)
2.800,- bis 3.500,-
0
Jan 99
Jan 00
Jan 01
Jan 02
Jan 03
Jan 04
Jan 05
Jan 06
Jan 07
Apr 99
Jul 99
Okt 99
Apr 00
Jul 00
Okt 00
Apr 01
Jul 01
Okt 01
Apr 02
Jul 02
Okt 02
Apr 03
Jul 03
Okt 03
Apr 04
Jul 04
Okt 04
Apr 05
Jul 05
Okt 05
Apr 06
Jul 06
Okt 06
Abbildung 40: Entwicklung und Vergleich der Preise für Primärkupfer und Kupfer-
schrott
182
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
250
200
Index [2005=100]
150
100
50
mittlere Preise 2005 [$/t]:
Produkt: 975,-
Bleischrotte: 825,-
Akkublei: 150,-
0
Jan 99
Jan 00
Jan 01
Jan 02
Jan 03
Jan 04
Jan 05
Jan 06
Jan 07
Apr 99
Jul 99
Okt 99
Apr 00
Jul 00
Okt 00
Apr 01
Jul 01
Okt 01
Apr 02
Jul 02
Okt 02
Apr 03
Jul 03
Okt 03
Apr 04
Jul 04
Okt 04
Apr 05
Jul 05
Okt 05
Apr 06
Jul 06
Okt 06
Produkt (LME-Kassenpreis) Schrott (Schwermetall-Großhandel BRD)
Abbildung 41: Entwicklung und Vergleich der Preise für Primärblei und Bleischrott
350
300
250
Index [2005=100]
200
150
100
0
Apr 99
Apr 00
Apr 01
Apr 02
Apr 03
Apr 04
Apr 05
Apr 06
Jan 99
Jul 99
Okt 99
Jan 00
Jul 00
Okt 00
Jan 01
Jul 01
Okt 01
Jan 02
Jul 02
Okt 02
Jan 03
Jul 03
Okt 03
Jan 04
Jul 04
Okt 04
Jan 05
Jul 05
Okt 05
Jan 06
Jul 06
Okt 06
Jan 07
Abbildung 42: Entwicklung und Vergleich der Preise für Primärzink und Zinkschrott
183
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
Das Recycling von Altmetallen (Fe- und NE-Metalle) hat eine lange Tradition.
Das Einsammeln dieses Wertstoffes und das Handeln mit Alteisen war und ist
aufgrund seines positiven Marktwertes und als Beitrag zur Rohstoffversor-
gung wirtschaftlich von erheblicher Bedeutung.
Die Vorteile für das Recycling von Altmetallen liegen in seinem vergleichswei-
se hohen Marktwert, aber auch in seiner Beständigkeit, dem günstigen Mas-
se/Volumen-Verhältnis, der guten Zugänglichkeit durch Aufbereitungsverfah-
ren und der Qualitätssteigerung der erzeugten Primärprodukte beim Einsatz
im Schmelzofen. In Produkten wie z. B. Autos, Maschinen, Elektrogeräte,
Stahlbauwerke besitzen sie einen hohen Masseanteil und sind aufgrund ihrer
physikalischen Eigenschaften Dichte und Magnetisierbarkeit gut zu separie-
ren. Aufgrund ihrer chemischen Zusammensetzung (Kohlenstoffanteil, Legie-
rungsanteile) führen sie beim Einsatz im Konverter oder Elektroofen zu einer
Qualitätsverbesserung bei der Stahlherstellung (so genanntes „Upcycling“).
Wie Abbildung 38 zu entnehmen ist, entwickelten sich die Stahlschrottpreise
für Schredderschrott (Sorte 4) von 1999 bis 2004 moderat von ca. 70 EUR auf
ca. 105 EUR je Tonne. Ab Frühjahr 2004 erfolgte dann ein sprunghafter An-
stieg auf ca. 150 EUR je Tonne. Zum Jahresende 2004 ereichte der Stahl-
schrottpreis einen vorübergehenden Höchstwert von 225 EUR je Tonne. Nach
einem Preisabfall in 2005 und 2006 auf bis zu ca. 100 EUR erreichte die Ton-
ne Schredderstahlschrott (Sorte 4) im September 2007 ca. 200-220 EUR. Bis
Mai/Juni 2008 verdoppelte sich dann der Preis auf 430 bis 450 EUR je Tonne.
Drei Monate später, im September 2008, fiel er wieder auf 210-250 Euro/t, um
dann bis zum November 2008 weiter auf 90-125 Euro/t zu fallen (Preise frei
Stahlwerk).
Im Bezugsjahr 2006 wurden ca. 21,197 Mio. Tonnen Fe-Schrotte und 1,846
Mio. Tonnen NE-Schrotte in der deutschen Primärproduktion eingesetzt. Die
Anzahl der Beschäftigten wurde in der Teilbranche Recycling und Entsorgung
von Altmetallen, die sich mit der Erfassung, dem Handel, der Aufbereitung
und der Verwertung/Beseitigung befasst auf ca. 14.833 (12.694 für Fe-Metalle
bzw. 2.139 für NE-Metalle) geschätzt. Der Umsatz wurde für diese Teilbran-
che auf ca. 5,6 Mrd. EUR (4,8 Mrd. EUR für Fe-Metalle bzw. 0,8 Mrd. EUR für
NE-Metalle). Der Anteil der Beschäftigten im Stoffstrom Altmetalle an den
Beschäftigten der Recycling- und Entsorgungsbranche liegt damit bei ca. 9 %.
Der Anteil des Umsatzes beläuft sich für die Teilbranche Altmetalle auf
ca.15 %.
Die bedeutendsten Quellen für die Rekrutierung von Schrott sind die Metall-
verarbeitenden Betriebe, bei denen Neuschrotte in Höhe von ca. 7,4 Mio Ton-
nen anfallen, die Bauwirtschaft, die Automobilindustrie, der Maschinenbau, die
184
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
118
Für eine detaillierte Analyse zur Angebots- und Nachfragesituation bei mineralischen
Rohstoffen vergleiche die gleichnamige Studie des RWI Essen, des Fraunhofer-Instituts
für System- und Innovationsforschung sowie der Bundesanstalt für Geowissenschaften
und Rohstoffe aus dem Jahre 2007. [136]
185
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
hen, dass die hohe Nachfrage auch ein zusätzliches Angebot schaffen
wird, mit der Folge fallender Preise. Nach Angaben des Australian Bu-
reau of Agriculural and Resource Economics (ABARE) ist bis 2011
wieder mit einem zunehmenden Angebot an Primärrohstoffen, wie
Zink, Kupfer, Eisenerzen zu rechnen.
• In den vergangenen drei bis fünf Jahren hat die Recyclingbranche
sehr stark von den steigenden Weltmarktpreisen für Primärrohstoffe
profitiert. Diese Entwicklung birgt jedoch auch Risiken. Die steigenden
Preise bei Sekundärrohstoffen sind einerseits ein Zeichen eines sich
verknappenden Angebots und andererseits führt dies zu einer Zunah-
me des Wettbewerbs, auch um Sekundärrohstoffe. Dies war und ist
auch für den Sekundärrohstoffmarkt für Fe- und NE-Metalle zu beo-
bachten.
Weiterhin ist der Sekundärrohstoffmarkt für Fe- und NE-Metalle durch folgen-
de Entwicklungstendenzen gekennzeichnet, die die Angebots- und Nachfra-
geentwicklung und letztlich auch die Preisentwicklung von Sekundärrohstoffen
in den kommenden Jahren beeinflussen werden. Hierzu zählen:
• Aufgrund der hohen Preise und des bestehenden Kostendrucks, wie
z. B. die steigenden Energiekosten, ist der Bereich des Metallrecyc-
lings und der -entsorgung von Konzentrationstendenzen betroffen.
Diese werden bei anhaltend hohem Preisniveau für Altmetalle auch
weiterhin bestehen.
• Eine Zunahme der Sekundärrohstoffpreise führt, wie bereits oben er-
wähnt, zu einer Zunahme des Wettbewerbs um Sekundärrohstoffe. So
werden tenziell beispielsweise Demontagebetriebe Marktanteile an
den online-Handel mit Ersatzteilen verlieren. Zudem (vgl. Kapitel
5.2.7.2) nutzen, wie zuvor diskutiert, zahlreiche Autohäuser Altfahr-
zeuge als Ersatzteillager und geben diese erst nach der Entnahme be-
stimmter Teile an die Demontagebetriebe weiter.
• Insgesamt hat sich die Sammlung und Verwertung von Elektro- und
Elektronikaltgeräten gut entwickelt. Dieser Bereich war in den vergan-
genen zwei Jahren von stärkeren Preiseinbrüchen gekennzeichnet,
während die Erfassungsmengen auf europäischem Durchschnittsni-
veau verharrten. Studien sehen die Ursachen hierfür einerseits darin,
dass ein Großteil der Geräte nach wie vor über den Allgemeinschrott
entsorgt werden und andererseits, dass zahlreiche Kleingeräte nach
wie vor über den Restmüll entsorgt werden. Zudem besteht unverän-
dert Verbesserungsbedarf bei der Qualität der Sammlung. Möglichkei-
ten, die Erfassquote zu erhöhen, könnten bei Kleingeräten z. B. in ei-
186
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
119
Ochs, A.; BDE; Telefonische Rücksprache, 15. Januar 2009
120
Ochs, A.; BDE; Telefonische Rücksprache, 15. Januar 2009
187
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
Im Jahr 2006 wurden 7.934 Tsd. Tonnen biologisch abbaubare Abfälle ge-
trennt in Haushalten (EAV 200301: Gemischte Siedlungsabfälle – getrennt
erfasste Bioabfälle), in Grün- und Parkanlagen (EAV 200201, biologisch ab-
baubare Abfälle) und als biologisch abbaubare aus Kantinen und Küchen
(EAV 200108) gesammelt und an die biologischen Behandlungsanlagen an-
geliefert. Die Menge setzt sich zusammen aus [85, Tab 7.1]:
• 3.718 Tsd. Tonnen Abfälle aus der Biotonne (EAV 200301),
• 3.737 Tsd. Tonnen Abfälle von Park- und Grünflächen (EAV
200201) und
• 479 Tsd. Tonnen Kantinenabfälle (EAV 200108).
188
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
und in den Stadtstaaten deutlich geringer als in den alten [75, 69]. Der Auslas-
tungsgrad der Bioabfallbehandlungsanlagen schwankt für die verschiedenen
Regionen in Deutschland. Nach Aussagen des BDE und VHE liegt dieser in
den alten Bundesländern bei nahezu 100 %, in den neuen Bundesländern ist
dieser tendenziell geringer.121 122 Der Bioabfall aus Haushalten wurde im Jahr
2002 zu 90 % kompostiert und zu 10 % in Biogasanlagen vergoren, wobei das
Potenzial zur Vergärung bzw. das der Grobfraktionverfeuerung wesentlich
höher liegt [91; 70]. Durch den relativ konstant hohen Preis fossiler Energie-
träger sowie durch die Einspeisemindestvergütung durch das novellierte EEG
zzgl. Bonuszahlungen für z. B. Brennstoff aus nachwachsenden Rohstoffen
(NawaRo-Bonus) oder innovative Technologien, wird der Anteil der Biogasan-
lagen in Zukunft wahrscheinlich wie in den letzten Jahren weiter steigen,
Kommunen können durch die Bioabfallvergärung einen Beitrag zur sicheren
und preislich stabilen Energieerzeugung leisten [71; 72; 69].
Im Jahr 2005 lag die Verwertungsquote, bezogen auf Aufkommen aus Haus-
halten, Park- und Grünflächen (7.700 Tsd. Tonnen) und Verwertung
(7.658 Tsd. Tonnen), bei über 99 % [86].
Der BDE schätzt das Potenzial an häuslichem Bioabfall mit Garten- und Park-
abfällen, ausgehend von einem organischen Anteil von 35 bis 40 % im Haus-
müll, auf 12 Mio. Tonnen pro Jahr. Eine vom EPEA und VHE erstellte Studie
von 2008 gibt hier ein Potenzial von 12,6 Mio. Tonnen (156 kg pro Einwohner)
an [73, S. 3]. Im europäischen Vergleich liegt Deutschland mit einer getrennt
erfassten jährlichen Sammelmenge von 107 kg pro Einwohner für das Jahr
2007 [74] an dritter Stelle hinter den Niederlanden und Österreich.
Die an biologische Behandlungsanlagen angelieferte Gesamtbehandlungs-
menge für 2006 von 12,4 Mio. Tonnen [85, Tab. 7.1] biologisch abbaubarer
Abfälle umfasst neben dem Bioabfall (Biotonne) und Abfällen aus Park und
Garten, Küchen und Kantinen auch 4,4 Mio. Tonnen Abfälle aus sonstigen
Quellen (Gaststätten, Lebensmittelverarbeitung, Landwirtschaft, Klär-
schlamm), die nicht zur Kennzahlenermittlung herangezogen werden. Aus
dem Ausland stammen hiervon 151 Tsd. Tonnen [85, Tab. 7.1]. In Tabelle 34
ist der Verlauf des Abfallaufkommens der Teilströme für die Jahre 2002 bis
2006 aufgeführt.
121
Angabe von Michael Schneider (Geschäftsführer des VHE) beim Workshop in Bonn am
29. Feb. 2008 und Gespräch am 28. März 2008
122
Angabe von Annette Ochs (vom BDE) beim Workshop in Bonn am 29. Feb. 2008 und
Gespräch am 28. März 2008
189
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
- biologisch abbaubaren
505 382 601 346 479
Küchen- und Kantinenabfälle
Die Menge aus der Biotonne steigt seit 2003 kontinuierlich leicht an, während
die Mengen aus Park- und Grünflächen, Küchen- und Kantinenabfällen star-
ken Schwankungen unterliegen. [55; 84, Tab 1.1 u. 7.1; 169, Tab. 1.1; 170,
Tab. 1.1; 186, Tab. 1.1; 85, Tab. 7.1]
Der biologisch abbaubare Abfall wird in verschiedenen Anlagentypen behan-
delt. Tabelle 35 gibt einen Überblick über Anlagenart, deren Anzahl, die darin
behandelte Abfallmenge und die Menge des erzeugten Kompost und Gär-
rückstand.
Kompost/
Abfallin-
Art der Anlage Anzahl Gärrück-
put
stand
Gesamtes Aufkommen, davon aus Anla-
a) 1.742 12.382 6.254
gen zur
- Bioabfallkompostierung 325 4.949 2.073
- Grünabfallkompostierung 633 2.628 1.348
- Biogaserzeugung und Vergärung 661 3.423 2.067
- Klärschlammkompostierung 107 1.001 692
- sonstigen biol. Behandlung 16 373 75
alle Mengenangaben in Tsd. Tonnen
a) inkl. gefährlicher Abfälle und Anlagen zu deren Behandlung
190
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
123
denwirtschaft e. V. (VHE) und DESTATIS etwa 50 % ab. Laut DESTATIS
hatten diese Anlagen 2006 einen Output von 6.254 Tsd. Tonnen als Kompost
bzw. Gärrückstand. [85, Tab. 7.2 und 7.3]
Der Kompost als Behandlungsprodukt, erzeugt durch Kompostierung oder
Vergärung mit nachgeschalteter aerober Behandlung, kann als Bodenverbes-
serer oder organischer Dünger eingesetzt werden [168]. Er wird daher nahezu
vollständig in der Land- und Forstwirtschaft, im Garten- und Landschaftsbau
sowie in der Rekultivierung verwertet. Im Jahr 2006 wurden ca. 3 Mio. Tonnen
RAL-gütegesicherte124 Komposte abgesetzt. Über 90 % entfallen hierbei auf
Fertig- und Frischkompost. Substrat- und Mulchkompost sind mengenmäßig
eher unbedeutend. Hauptabnehmer sind auch hier die Landwirtschaft (48 %),
Erdenwerke (14 %) und Landschafts- und Hobbygartenbau (je 12 %). Kom-
munale Abnehmer sind mit nur 3 % vertreten. Qualitativ gut aufbereiteter
Kompost tritt bei der Vermarktung in Konkurrenz zu Torf. Der bvse schreibt
dazu: „Die Hersteller und Verwerter von Bioabfallkomposten befinden sich in
einem harten Wettbewerb mit den Mineral- und Wirtschaftsdüngerherstellern.
Verschärfte Anforderungen an biogene Düngemittel, die bei den damit im
Wettbewerb stehenden industriell hergestellten Mineraldüngern und in land-
wirtschaftlichen Betrieben anfallenden Wirtschaftsdüngern nicht gefordert
sind, stören die Vermarktung[...]“. [171; 172; 9]
Die BGK gibt 898 Bioabfallbehandlungsanlagen (davon 85 Vergärungsanla-
gen) für das Jahr 2002 an, das Witzhausen-Institut mit Verweis auf einen Be-
richt vom BGK von 2003 gibt 880 Kompostierungs- und 85 Vergärungsanla-
gen mit einer Gesamtkapazität von 13,4 Mio. Tonnen an [23; 91; 92].
Die Anlagengrößenverteilung, bezogen auf Nennleis-
tung/Behandlungskapazität pro Jahr (Inputmenge von Bioabfallkompostie-
rung, Grünabfallkompostierung-, Biogas-/Vergärungs- und sonstige biol. Be-
handlungsanlagen ohne MBA) setzte sich laut DESTATIS in 2004, bezogen
auf die Gesamtmenge, folgendermaßen zusammen [84, Tab. 20]:
123
Angabe von Michael Schneider (Geschäftsführer des VHE) beim Workshop in Bonn am
29. Feb. 2008 und Gespräch am 28. März 2008
124
RAL: Freiwillige Gütesicherung, die gegenüber den gesetzlichen Bestimmungen ein höhe-
res Qualitätsniveau aufweist, das durch unabhängige Qualitätskontrollen gewährleistet
wird. Heute unterliegen 60 % der Anlagen und 70 % der Mengen der RAL-Gütesicherung.
[168]
191
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
Kompostierung
Eine Kompostierungsanlage besteht im Wesentlichen aus der Aufbereitungs-
stufe (Aussortierung von Fremdstoffen), Intensiv- und Nachrotte. Bei der Um-
wandlung von frisch organischem in stabilisiert organisches Material werden
192
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
o
in den einzelnen Anlagenteilen Temperaturen von 40 bis 80 C erreicht, was
zu einer Hygienisierung führt. Als Produkt entsteht Kompost aus aufbereite-
tem Bioabfall (Humus) [173].
Vergärung
Die Behandlung in einer Biogasanlage besteht im Wesentlichen aus den
Schritten Aufbereitung (Fremdstoffaussortierung per Hand), Hygienisierung im
aeroben Nachrotteprozess und Fermentierung im Bioreaktor. Als Ausgangs-
produkte lassen sich Bioabfälle genauso wie Wirtschaftsdünger wie z. B. Gül-
le, Grüngut (auch zur Verbrennung geeignet), Speisereste oder nachwach-
126
sende Rohstoffe heranziehen [73]. Die Vergärung sollte vor allem für Kü-
chenabfälle erfolgen [9].
Der bei dem anaeroben Prozess anfallende flüssige oder feste Gärrückstand
lässt sich als Sekundärrohstoffdünger oder als Bodenverbesserungsmittel
einsetzten. Das entstehende Biogas kann im Blockheizkraftwerk in Strom und
Wärme umgewandelt werden. Die Grundvergütung des eingespeisten Stroms
wird durch das Erneuerbare Energien Gesetz gefördert, in der novellierten
Form gibt es zusätzlich einen Technologiebonus für die Nachkompostierung
von Gärrückständen von Bioabfällen. [175]
Die 85 im Jahr 2005 bestehenden größeren Vergärungsanlagen für Bioabfäl-
le, mit Durchsätzen von 2.500 Tonnen bis zu 40.000 Tonnen pro Jahr haben
eine jährliche (Durchsatz)Kapazität von insgesamt 2,4 Mio. Tonnen. Die Ka-
pazität der 42 Anlagen, die für kommunale Bioabfälle ausgelegt sind, ent-
spricht hierbei der Hälfte. [176; 178; 9]
Eine anaerobe Behandlung (Vergärung) mit Nachrotte verfügt laut UBA im
Vergleich zur Kompostierung über mehrere Vorteile [9]:
125
Ochs, A.; BDE; Telefonische Rücksprache, 15. Januar 2009
126
Ochs, A.; BDE; Telefonische Rücksprache, 15. Januar 2009
193
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
tiert, das ein 300 mal höheres Treibhauspotenzial als CO2 aufweist
[73],
• mit Hilfe der Nachrotte wird ein qualitativ hochwertiger Kompost ge-
wonnen, der laut UBA besser vermarktbar ist als der Nachrottekom-
post aus der Kompostierung,
• Biogas wird erzeugt und kann nach entsprechender Behandlung (Ent-
schwefelung, Trocknung und CO2-Entfernung) auch in das Erdgasnetz
eingespeist werden. Ein Unternehmen bietet solch ein Gasgemisch
bereits flächendeckend in bundesdeutschen Landesteilen an.
Laut der 2008er-Studie von EPEA und VHE verfügt die Vergärung nicht über
einen günstigeren Klimaschutzindex im Vergleich zur Kompostierung. Dies
liegt u. a. an den emitierten Treibhausgasen (Methan, Lachgas). Es wurden
jedoch auch die Parameter Förderung der Bodenfruchtbarkeit, Biodiversität,
Bodenstrukturqualität, Schutz des biologischen Kreislaufs vor zusätzlichen
Schadstoffeintragen ermittelt und verglichen. Die ökologischen Vorteile liegen
bei der Kompostierung, was v. a. an der verbesserten landwirtschaftlichen
Nutzung und dem besserem Schutz des Bodens liegt. Die (Mit-)Verbrennung
wird als negativ erachtet, da hier sämtliche ökologischen Potenziale vernichtet
werden, zudem ist der Wassergehalt für die Verbrennung i. d. R. unökono-
misch hoch. [73, S. 13 ff.]
5.2.8.3 Branchenstruktur
Zur Beschreibung der Branchenstruktur werden die Unternehmen nach Be-
schäftigungsgrößenklassen, Umsatzgrößenklassen und ihrer Eigentümer-
struktur (Privat/ Öffentlich/ Public-Private-Partnership) zugeordnet. Die in
Abbildung 43 und Abbildung 44 dargestellten Ergebnisse beruhen auf der von
GIB/ ARGUS 2007 im Rahmen dieser Studie durchgeführten Fragenbogen-
auswertung.
194
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
Beschäftigtengrößenklassen Umsatzgrößenklassen
11% 8%
7% 12%
46%
56%
24%
36%
127
Nicht alle Unternehmen machten Angaben zur Anzahl der Beschäftigten und zum Um-
satz.
195
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
9%
3%
88%
196
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
Der größte Teil des Umsatzes wurde mit 820 Mio. EUR (69 %) in der Wert-
schöpfungsstufe Sammlung & Transport erwirtschaftet. An zweiter Stelle steht
Sortierung & Aufbereitung mit einem Umsatz von 326 Mio. EUR, gefolgt von
Verwertung mit 33 Mio. EUR und Beseitigung mit nur 2 Mio. EUR.
Masse Stoffstrom
(Mij)
a) 7.934 7.934 7.888 46
Kennzahl Be-
schäftigte (Bij)
b) 1.500 4.500 5.000 5.000
Kennzahl Umsatz
(Uij)
c) 155 185 210 210
Anzahl Beschäf-
5.289 1.763 158 9 7.219
tigte (B)
d)
Umsatz (U) 820 326 33 2 1.181
a)
diese Zahlen umfassen die Sammelmengen aus Biotonne, Park- und Grünflächen sowie Kantinenabfälle nach
EAV (20030104, 200201, 200108) in 1.000 Tonnen pro Jahr
b)
in Tonnen je Beschäftigten
c)
in 1.000 € je Beschäftigten
d)
in Mio. €
Tabelle 36: Beschäftigte und Umsatz des Stoffstromes Kompostierbare Abfälle für
das Jahr 2006 [85, Tab 7.1; 56]
5.2.8.5 Preisentwicklung
Der Verkaufspreis für Kompost aus der Kompostierung (Kompost, Humus)
schwankt für die einzelnen Anlagen. Er liegt z. B. in Euskirchen bei
6 bis 8 EUR pro m3 (Eifel-Kompost) und bei 14,50 EUR pro Tonne im Kreis
Tangstedt [179; 180].
Die Kosten für die Biotonne (Sammlung und Behandlung) liegen tendenziell
unter denen der Restmülltonne.128 Die Logistikkosten für die separate Bioton-
nensammlung sind höher als bei der Restmüllsammlung, die Behandlungs-
kosten liegen darunter. Es herrscht Uneinigkeit darüber, ob die Entsorgungs-
kosten durch Einführung bzw. Beibehaltung der Biotonne reduziert werden
können. Ökonomisch sinnvoll wird die getrennte Erfassung wohl erst dann,
wenn die Biomüllbehandlung mindestens 20 EUR pro Tonne unter der Rest-
128
Becker, G. (2006): INFA; Vortrag: Einfluss der Gebührenveranlagung auf die Effizienz der
getrennten Sammlung sowie Kosten der Sammlung und Verwertung von Bioabfällen;
Humustag 2006 der BGK; 14. Sept. 2006
197
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
müllbehandlung liegt und der Anteil an Fremdstoffen in der Biotonne gering ist
[168; 176].
Das Potenzial für die Verwertung kompostierbarer Abfälle rekrutiert sich zum
einen aus der Grünabfallsammlung und der Getrennterfassung bei privaten
Haushalten und Gewerbebetrieben und zum anderen aus sonstigen Quellen
(Gaststätten, Lebensmittelverarbeitung, Landwirtschaft, Klärschlamm). Der
Aufbau kommunaler Systeme zur Erfassung von Bioabfällen wurde in den
1980er Jahren verstärkt vorangetrieben. Deutschland verfügt heute in man-
chen Landesteilen über ein flächendeckendes und gut ausgebautes Ge-
trennterfassungssystem für Bioabfälle. Der Anschlussgrad und die Erfas-
sungsmenge kann noch erheblich erhöht werden, da z. B. die Abfalltrennung
verbessert werden kann und im ländlich strukturierten Raum noch vielerorts
eigenkompostiert wird [177].
Im Bezugsjahr 2006 wurden ca. 7,9 Mio. Tonnen kompostierbare Abfälle über
eine Getrenntsammlung in Haushalten, Park- und Grünanlagen, Küchen und
Kantinen erfasst und einer Verwertung zugeführt. Die Anzahl der Beschäftig-
ten wurde in der Teilbranche Recycling und Entsorgung von kompostierbaren
Abfällen, die sich mit der Erfassung, der Aufbereitung und der Verwer-
tung/Beseitigung befasst auf ca. 7.200 geschätzt. Der Umsatz wurde für diese
Teilbranche mit ca. 1,2 Mrd. EUR ausgewiesen. Der Anteil der Beschäftigten
im Bereich kompostierbare Abfälle an den Beschäftigten der Recycling- und
Entsorgungsbranche insgesamt liegt damit bei 5 %. Der Anteil des Umsatzes
beläuft sich für die Teilbranche kompostierbare Abfälle auf 3 %.
Die Erlöse für den erzeugten Kompost sind qualitätsabhängig, die Kompost-
vermarktung deckt nicht den Behandlungspreis. Bei hoher Fehlwurfquote
muss der getrennt gesammelte Bioabfall u. U. herkömmlich entsorgt werden.
Aufgrund dieser und o. g. weiterer Probleme bei der Kompostierung, kann
sich die Vergärung des getrennt erfassten Bioabfalls als vorteilhaft erweisen.
Die Recyclingtechnologien im Bereich kompostierbare Abfälle bewegen sich
im internationalen Vergleich auf einem hohen Niveau.
Die gesetzlichen Grundlagen für das Recycling von kompostierbaren Abfällen
(z.B. AbfAblV, BioabfallV, Düngemittelverordnung, Düngegesetz, BImSchV,
TA Luft), ohne die aufgrund der Marktsituation Wertstoffpotenziale nicht oder
kaum erschlossen würden, sind eingeführt und sichern hohe Rückläufe.
Der Verwertungsanteil nimmt kontinuierlich zu. Die Folge hieraus ist, dass die
Stoff- und Energiepotenziale immer besser genutzt werden. Der Markt für
Bioabfälle ist regional strukturiert bzw. organisiert und weist zudem regionale
198
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
Altholz
Der Großteil der erfassten Altholzmenge fällt als Abbruchholz im Baubereich
an und stammt aus Wänden, Dachkonstruktionen, Fenster und Türen. Ab-
bruchholz wird dem Stoffstrom Bau- und Abbruchabfälle (Kapitel 5.2.3) zuge-
ordnet. Getrennt davon wird nur ein geringer Teil der Althölzer erfasst und
verwertet, siehe dazu Tabelle 39. Laut DESTATIS wurden im Jahr 2006
880 Tsd. Tonnen Altholz aus Haushaltsabfällen getrennt erfasst, wovon
81 Tsd. Tonnen beseitigt wurden. In Abfallbehandlungsanlagen gelangten
1.054 Tsd. Tonnen, hierbei entfallen 662 Tsd. Tonnen auf Holz ohne gefährli-
che Stoffe (EAV 200138) und 392 Tsd. Tonnen auf Holzverpackungen (EAV
150103) wovon 7,1 Tsd. Tonnen aus dem Ausland stammen. [85, Tab 23.1
u. 1.1]
Das Gesamtaltholzaufkommen in Deutschland beträgt nach Schätzungen des
bvse 8 Mio. Tonnen für 2005 und setzt sich zusammen aus [181; 182]
199
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
Alttextilien
Umfassende aktuelle Daten zum Thema Textilrecycling sind laut bvse nicht
vorhanden. FTR und bvse haben gemeinsam eine Studie zur Alttextilsituation
in Deutschland in Auftrag gegeben, an denen sich
31 Textilrecyclingunternehmen beteiligt haben. Diese ist im September 2008
erschienen und bezieht sich auf die Jahre 2004 bis 2008, jedoch ohne Be-
rücksichtigung der Sammelmengen aus Recyclinghöfen. Die in 2008 veröf-
fentlichten Werte werden jedoch aufgrund des späten Erscheinens und der
fehlenden Sammelmenge nicht zur Ermittlung der Kennzahlen herangezogen.
[184]
Die folgenden Zahlen basieren auf Schätzungen des bvse aus dem Jahr
2001. [185]
200
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
201
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
Prozentualer
Inlands- Erfassungs-
Stoffstrom Alttextil a) a) Erfassungs-
verfügbarkeit menge
anteil
- Heimtextilien 440 84 19 %
- techni-
440 0 0%
sche Textilien
- Haustextilien 140 52 37 %
a)
Angaben in 1.000 Tonnen
74 Tsd. Tonnen (12 %) verbleiben als Müllanteil. Etwa die Hälfte der aufberei-
teten tragfähigen Bekleidung wird als Second-Hand-Ware exportiert. Dies
entspricht etwa einem Viertel des Gesamtstoffstroms. Eine Übersicht über die
einzelnen Verwertungsmengen der erfassten Alttextilmenge gibt Tabelle 38.
202
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
a)
Stoffstrom Alttextil Menge Prozentualer Verwertungsanteil
(675)
- stofflich verwertbar und
verarbeitet 620 (2008: 90 %) 87 %
- in der Reißspinnindustrie
(158) 130
(2008: sonst. „Recycling“) (2008: 21 %) 18 %
203
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
Altholz
Zuerst muss das gesammelte Altholz sortiert und von Fremdstoffen befreit
werden. Dies geschieht durch Handauslese, Überbandmagneten und NE-
Metallabscheider. Qualitativ nicht zu beanstandendes Altholz kann stofflich
verwertet werden. Einzig stark kontaminiertes Holz wird aussortiert und nicht
in konventionellen Verbrennungsanlagen energetisch verwertet. Das Altholz
wird jedoch immer zu Hackschnitzel oder Spänen zerkleinert. Im folgenden
Fließschema (Abbildung 45) ist die Altholzaufbereitung schematisch darge-
stellt.
Alttextilien
Zum Bereich Alttextilien gehört die Sammlung, Sortierung und Verwertung
von Gebrauchtkleidung und ausrangierten Schuhen. Dies geschieht meist in
Kooperation mit karitativen und kirchlichen Organisationen sowie Kommunen.
Die Sammlung erfolgt durch Depotcontainer, Straßensammlungen sowie Klei-
derkammern und Annahmestellen. Die Alttextilien sollten bei der Abgabe
möglichst sauber und verpackt sein, da die Verwendungsmöglichkeiten von
der Qualität und Reinheit der Ware abhängen. Die eingesammelten Alttexti-
lien werden zuerst manuell nach Zustand und Bedarf sortiert. Aus nicht mehr
tragfähigen Kleidungsstücken werden Putzlappen geschnitten oder Recycling-
Textilfasern für die Reißspinnstoffindustrie zurückgewonnen. Die Putzlappen-
rohstoffe werden in Handarbeit von Knöpfen, Schnallen und Reißverschlüssen
204
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
205
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
5.2.9.3 Branchenstruktur
Zur Beschreibung der Branchenstruktur werden die Unternehmen nach Be-
schäftigungsgrößenklassen, Umsatzgrößenklassen und ihrer Eigentümer-
struktur (Privat/ Öffentlich/ Private-Public-Partnership) zugeordnet. Die in
Abbildung 47 und Abbildung 48 dargestellten Ergebnisse beruhen auf der von
GIB/ ARGUS 2007 im Rahmen dieser Studie durchgeführten Fragenbogen-
auswertung. Von den 232 per Fragebogen erfassten Unternehmen arbeiten
57 im Bereich Sonstige Altstoffe.129
Beschäftigtengrößenklassen Umsatzgrößenklassen
5% 7% 2%
5%
24%
25%
65% 67%
129
Nicht alle Unternehmen machten Angaben zur Anzahl der Beschäftigten und zum Um-
satz.
206
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
7% 2%
91%
207
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
steht Sortierung und Aufbereitung mit einem Umsatz von 100 Mio. EUR, ge-
folgt von Beseitigung mit 10 Mio. EUR und Verwertung mit 6 Mio. EUR.
Masse Stoffstrom
(Mij)
a) 1.770 1.674 1.519 251
Kennzahl Be-
schäftigte (Bij)
b) 2.000 2.500 5.000 5.000
Kennzahl Umsatz
(Uij)
c) 180 150 195 195
Anzahl Beschäf-
885 670 30 50 1.635
tigte (B)
d)
Umsatz (U) 159 100 6 10 275
a)
diese Zahlen umfassen die Sammelmengen aus Textilsammlungen (auch karikativ, inkl. EAV 200110 und
EAV 200111), Holzverpackungen, sowie Altholz (ohne gefährliche Stoffe) nach EAV 150103 und EAV 200138, in
1.000 Tonnen pro Jahr
b)
in Tonnen je Beschäftigten
c)
in 1.000 € je Beschäftigten
d)
in Mio. €
Tabelle 39: Beschäftigte und Umsatz des Stoffstromes Sonstige Altstoffe für das Jahr
2006 [185; 85, Tab 23.1]
208
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
5.2.9.5 Preisentwicklung
Laut EUWID liegen die Marktpreise für Altholz pro Tonne bei etwa 10 bis
15 EUR für behandeltes Altholz und 25 bis 40 EUR für unbehandeltes Altholz.
Kontaminiertes Altholz wird mit einer Zuzahlung von bis zu 5 EUR pro Tonne
beim Verwerter gehandelt, regional bezahlen Verwerter aber auch für konta-
miniertes Altholz als Brennstoff. Diese Zahlen sind in den letzten Jahren trotz
leichter Steigung relativ stabil geblieben, sind jedoch regional unterschiedlich
und haben eine recht hohe Spannbreite. Die höchsten Preise werden für alle
Altholzsorten im Nordosten gezahlt, die niedrigsten in Süddeutschland. Der
Markt für Altholz in Deutschland hängt auch von der Witterung ab, da Altholz
auch zur Versorgung von Verbrennungsanlagen verwendet wird. Milde Witte-
rungen sorgen für einen entspannteren Markt in diesem Teilbereich. [188;
189]
Die Preisverläufe für verschiedene Altholzsorten sind der Abbildung 49 zu
entnehmen, bei den Daten handelt es sich um Mittelwerte.
30
20
10
Preise in EUR/t
-10
-20
Quelle: EUWID
-30
-40
Apr 02
Apr 03
Apr 04
Apr 05
Apr 06
Apr 07
Okt 02
Okt 03
Okt 04
Okt 05
Okt 06
Okt 07
Jan 02
Jul 02
Jan 03
Jul 03
Jan 04
Jul 04
Jan 05
Jul 05
Jan 06
Jul 06
Jan 07
Jul 07
unbeh. Altholz, abs. sauber behandeltes Altholz kontaminiertes Altholz MDF/Zellstoff [€/rm]
Abbildung 49: Entwicklung der Preise für verschiedene Altholzsorten [188; 189; 191]
209
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
Das Potenzial für die Verwertung sonstiger Abfälle (Holz und Textilien) re-
krutiert sich zum einen aus Bau- und Abbrucharbeiten, Sperrgut und Altmöbel,
Verpackungsrestholz und Holz aus Außenanwendungen und zum anderen
aus Bekleidungstextilien, Heimtextilien (v. a. Teppiche und Gardinen), Techni-
sche Textilien aus Medizin-, Fahrzeug-, Bauwesen, und Haustextilien (v. a.
Bettwäsche und Handtücher). Der Anteil an Textilien und Holz, die durch
kommunale Systeme erfasst werden, ist gering. Die sonstigen Abfälle werden
überwiegend durch private und karitative Sammlungen erfasst.
Im Bezugsjahr 2006 wurden ca. 1,8 Mio. Tonnen sonstige Abfälle über eine
Getrenntsammlung erfasst und einer Verwertung zugeführt. Die Anzahl der
Beschäftigten wurde in der Teilbranche Recycling und Entsorgung von sonsti-
gen Abfällen, die sich mit der Erfassung, der Aufbereitung und der Verwer-
tung/Beseitigung befassen, auf ca. 1.600 geschätzt. Der Umsatz wurde für
diese Teilbranche mit ca. 0,28 Mrd. EUR ausgewiesen. Der Anteil der Be-
schäftigten im Bereich sonstige Abfälle an den Beschäftigten der Recycling-
und Entsorgungsbranche insgesamt liegt damit bei 1 %. Der Anteil des Um-
satzes beläuft sich für die Teilbranche sonstige Abfälle auf 0,7 %.
Die Kosten für die Verwertung von Altholz schwanken zwischen - 30 und + 30
EUR je Tonne je nach Qualität und Schadstoffgehalt. Für Textilien werden in
Abhängigkeit von der Qualität, dem Sammelstatus und Transport aktuell zwi-
schen 160 € und 280 € je Tonne erzielt.
210
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
211
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
In Tabelle 40 ist die Entwicklung des Abfallaufkommens für 2002 bis 2006
dargestellt.
Tabelle 40: Abfallaufkommen aus Produktion und Gewerbe in den Jahren 2002 bis
2006 [56; 86]
Ein Teil der Abfälle aus Produktion und Gewerbe wird für die Gesamtbilanz
mit Hilfe eines Rechenmodells aus den an Abfallbehandlungsanlagen angelie-
ferten Mengen herausgerechnet, um Doppelerfassungen weitestgehend aus-
zuschließen. Für die weitergehende Betrachtung des Stoffstromes wurden:
• die Gefährlichen Abfälle (19.868 Tsd. Tonnen – EAV(*) 1-14, 16, 18,
19),
• Kunststoffe (602 Tsd. Tonnen - EAV 020104, 120105, 160119,
191204) und
• Metalle (1.957 Tsd. Tonnen; Fe-Metalle: 1.665 Tsd. Tonnen - EAV
120101, 120102, 160117, NE-Metalle: 292 Tsd. Tonnen - EAV
120103, 120104, 160118)
herausgerechnet, da diese in den Kapiteln der jeweiligen Stoffströme in die
Aufkommen einbezogen sind, so dass für die Abschätzung der Mitarbeiter
und Umsätze von einem Aufkommen von 33.719 Tsd. Tonnen ausgegangen
wird. [85, Tab 1.1]
212
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
Hochofenschlacke
Die im Hochofenprozess entstehenden Hochofenschlacken werden mittels
Abkühlung, Zerkleinerung und Sortierung zu Hochofenstückschlacken (HOS)
und Hüttensand umgewandelt. Die so gewonnenen HOS finden als Brech-
sande, Mineralstoffgemische, Schotter und Splitte Verwendung im Straßen-,
Wege- und Gleisbau, insbesondere bei den Tragschichten. In der Betonher-
stellung dienen die HOS als Zuschlagstoff. In gemahlener Form (Hüttenkalk)
werden sie als Düngemittel eingesetzt. Der Hüttensand, der keine Mineral-
phasen enthält, ist besonders gut als Bindemittel geeignet und wird daher als
Rohstoff in der Zementindustrie eingesetzt.
Stahlwerkschlacke
Stahlwerkschlacken (SWS) entstehen beim Sauerstoffaufblasverfahren (LD-
Schlacken) und in Elektrostahlwerken (Elektroofenschlacken). SWS werden
als Baustoff und seltener als Kalkdüngemittel eingesetzt. Die bei der Erzeu-
gung von Edelstählen anfallenden Edelstahlschlacken werden, ähnlich den
HOS, umgewandelt, enthalten jedoch mehr Legierungselemente wie Nickel
oder Molybdän. Aus diesen Schlacken werden in speziellen Anlagen die NE-
Metalle zurückgewonnen. Edelstahlschlacken werden, auch aufgrund ihrer
feinen Körnung, vorwiegend im Erdbau eingesetzt. Bei der Nachbehandlung
des Rohstahls zu Qualitäts- und Massenstählen fallen sekundärmetallurgische
Schlacken an, die als kristalline Schlacken vorwiegend aus Kalk, Kieselsäure
und Tonerde bestehen. Sie werden wegen ihrer feinen Körnung ebenfalls
hauptsächlich im Erdbau als Tragschichten und Bettungsmaterial eingesetzt.
Metallhüttenschlacke
Beim Schmelzen von Metallerzen wie Kupfer, Zink, Blei oder Chrom und bei
der Gewinnung bzw. Erzeugung von Zinkoxid, Ferrochrom und Metallen aus
Sekundärrohstoffen entstehen Metallhüttenschlacken (MHS). Die MHS liegen
je nach Herkunft und Bearbeitung als Stückschlacke, Granulat oder Wälz-
schlacke vor. Diese werden im Erdbau, als Strahlmittel und im Wasserbau
verwendet.
213
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
214
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
Hausmüllverbrennungsasche
Hausmüllverbrennungsasche fällt bei der Verbrennung von Siedlungsabfällen
und hausmüllähnlichen Gewerbeabfällen an. Die Hausmüllverbrennungsasche
(AVV 190112) ist ein am Rostabwurf und Rostdurchfall anfallendes Gemenge
aus Glas- und Keramikscherben, Eisen- und anderem Schrott, anderen mine-
ralischen Bestandteilen, sowie Verbrennungsprodukten und unverbrannten
Resten. Sie werden im Deponiebau, im Bergversatz, als Baustoff sowie zur
Bodenverbesserung verwendet.
Als wesentlicher Rückstand aus der Verbrennung des Siedlungsabfalls ergibt
sich ein mineralischer Abfall in Form von Rohschlacke, üblicherweise als
Hausmüllverbrennungsasche (HMVA) bezeichnet (im Jahr 2004 3,71 Mio. t, in
den Folgejahren steigende Tendenz bis über 4 Mio. t). Diese Rohschlacke
130
wird von einem eigenen Industriezweig, den Aufbereitern von HMVA , vor
Ort übernommen, zur Erzielung einer Aufbereitungsfähigkeit ca. 3 bis 4 Wo-
chen gelagert, sodann in mehreren Verfahrensschritten aufbereitet (im We-
sentlichen Sieben, Klassieren, FE-/NE-Scheidung, Windsichtung; anschlie-
ßend ca. 3-monatige weitere Lagerung zur dauerhaften Reduzierung des elu-
ierbaren Anteils an Schadstoffen und zur Erzielung der bautechnisch erforder-
lichen Qualität, s. Raumbeständigkeit und Mineralfaserbildung).
Die Aufbereitung bezieht sich zum einen auf die mineralischen Anteile, welche
ca. 85-90 % der Rohschlacke darstellen, zum anderen auf die metallischen
Anteile, welche einen Anteil von ca. 6–8 % (FE) und ca. 1–1,2 % (NE, in Ein-
zelfällen bis zu 1,5 %) ausmachen. Die Anteile sind abhängig von Art und Um-
fang des in die Müllverbrennungsanlage (MVA) gelangenden Abfalls. Insoweit
sind durchaus grundsätzliche regionale Unterschiede festzustellen.
Den genannten 6-8%-FE-Anteil in der Rohschlacke als maximal rückgewinn-
bare Menge, also 100 %, gesetzt, ergibt sich gemäß aktuellen Aufberei-
130
In Einzelfällen führen die Betreiber der Müllverbrennungsanlagen die Aufbereitung eigen-
ständig durch.
215
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
131
Die in diesem und den vorangegangenen Absätzen verwendeten Angaben beruhen auf
Auskünften der Interessensgemeinschaft Interessengemeinschaft der Aufbereiter und
Verwerter von Müllverbrennungsschlacken (IGAM)
216
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
Tabelle 41: Aufkommen und Verbleib von Aschen und Schlacken aus der Produktion
[195]
217
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
5.2.10.3 Branchenstruktur
Zur Beschreibung der Branchenstruktur werden die Unternehmen nach Be-
schäftigungsgrößenklassen, Umsatzgrößenklassen und ihrer Eigentümer-
struktur (Privat/ Öffentlich/ Private-Public-Partnership) zugeordnet. Die in
Abbildung 50 und Abbildung 51 dargestellten Ergebnisse beruhen auf der von
GIB/ ARGUS 2007 im Rahmen dieser Studie durchgeführten Fragenbogen-
auswertung.
Von den 232 per Fragebogen erfassten Unternehmen arbeiten 64 im Bereich
132
Abfälle aus Produktion und Gewerbe. Bei den Beschäftigten-
Größenklassen werden die 63 Unternehmen, die zu diesem Bereich Angaben
gemacht haben, von Kleinstunternehmen und kleineren Unternehmen ge-
132
Nicht alle Unternehmen machten Angaben zur Anzahl der Beschäftigten und zum Um-
satz.
218
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
prägt. Mittlere und große Unternehmen mit einem Mitarbeiterstamm von mehr
als 50 sind wenig vertreten (12 Antworten, 19 %). Dementsprechend liegt der
Jahresumsatz bei 71 % der Unternehmen unter 10 Mio. EUR (38 von 54 Ant-
worten).
Beschäftigtengrößenklassen Umsatzgrößenklassen
6% 7%
13%
22%
40%
43%
41%
28%
bis 10 Beschäftigte bis 2 Mio. €
10 bis 49 2 bis 10 Mio. €
50 bis 249 10 bis 50 Mio. €
mehr als 249 mehr als 50 Mio. €
Wie Abbildung 51 zeigt, ist eine deutliche Mehrheit dieser Unternehmen pri-
vatwirtschaftlich organisiert. 57 der 64 Unternehmen (89 %), die zu der Frage
der Eigentümerstruktur geantwortet haben, äußerten sich diesbezüglich.
219
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
8%
3%
89%
220
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
Umsatz (U)
d) 2.987 1.555 517 266 5.325
a)
in 1.000 Tonnen pro Jahr; b) in Tonnen je Beschäftigten; c) in 1.000 € je Beschäftigten; d) in Mio. €
Tabelle 42: Beschäftigte und Umsatz des Stoffstroms Abfall aus Produktion und Ge-
werbe für das Jahr 2006 [56; 85, Tab 1.1]
5.2.10.5 Preisentwicklung
Im Bezugsjahr 2006 wurden 33.719 Tsd. Tonnen Abfälle aus Produktion und
Gewerbe erfasst.133 Von dieser Menge wurden ca. 20.400 Tsd. Tonnen einer
Verwertung zugeführt und 13.300 beseitigt. Die Anzahl der Beschäftigten
wurde in der Teilbranche Recycling und Entsorgung von Abfällen aus Produk-
tion und Gewerbe, die sich mit der Erfassung, der Aufbereitung und der Ver-
wertung/Beseitigung befasst auf ca. 28.000 geschätzt. Der Umsatz wurde für
133
Ausgehend von 56.146 Tsd. Tonnen ergibt sich nach Abzug der Gefährlichen Abfälle und
weiteren getrennt erfassten Abfällen, die in anderen Stoffströmen dieser Untersuchung
bereits berücksichtigt sind, eine Menge von 33.719 Tsd. Tonnen.
221
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
diese Teilbranche mit ca. 5,33 Mrd. EUR ausgewiesen. Der Anteil der Be-
schäftigten im Bereich Abfälle aus Produktion und Gewerbe an den Beschäf-
tigten der Recycling- und Entsorgungsbranche insgesamt liegt damit bei
17,8 %. Der Anteil des Umsatzes beläuft sich für die Teilbranche Abfälle aus
Produktion und Gewerbe auf 14,2 %.
Die Kosten lassen sich für diesen Stoffstrom nicht einheitlich bestimmen, da
er sich aus einem Mix aus Abfallarten mit unterschiedlichem Verwertungspo-
tenzial zusammensetzt. Generell kann gesagt werden, je sortenreiner die Ab-
fallart zur Entsorgung bereitgestellt wird desto günstiger der Entsorgungs-
preis.
Die Recyclingtechnologien im Bereich Abfälle aus Produktion und Gewerbe
bewegen sich im internationalen Vergleich auf hohem Niveau. Für den Stoff-
strom Abfälle aus Produktion und Gewerbe wird kein weiterer Regelungsbe-
darf gesehen.
5.2.11 Zusammenfassung
In Kapitel 5.2 wurden die Mengenströme nach Aufkommen und Entsorgung,
Stand der technischen Entwicklung und Innovationspotenziale, der Branchen-
struktur, der Beschäftigten- und Umsatzzahlen sowie der Preisentwicklung
differenziert nach 10 Stoffströmen für die Recycling- und Entsorgungsbranche
beschrieben.
222
Tabelle 43: Stoffstrommengen 2006 nach Wertschöpfungsstufen (alle Angaben in
Wertschöpfungsstufen
Sammlung, Umschlag & Transport Sortierung & Aufbereitung Handel Verwertung Beseitigung
Nr. Stoffströme davon zur davon davon zur davon zur davon zur davon zur
Sortierung Handel/ Verwertung Beseitigung Verwertung Beseitigung
Makeln
1 Siedlungsabfälle 21.295 1,a 7.967 1 13.328 1 7.967 5.577 2.390 5.577 15.718
1.000 Tonnen)
2 Gefährliche Abfälle 18.529 1 14.083 4.446 14.083 12.252 1.831 12.252 1 6.277 1
3 Bau- und Abbruchabfälle 182.200 1, b 58.403 2 110.712 13.085 1, b 58.403 51.978 6.424 162.691 19.509
4 Altglas 3.046 3 2.006 4 1.035 5 5 1 2.006 1.866 140 1.035 2.901 145
5 Altpapier: Papier, Pappe, Kartonagen (PPK) 15.500 6 8.080 1 7.401 19 1 8.080 7.434 646 7.401 14.835 665
6 Altkunststoffe: Leichtverpackungen (LVP) 2.505 7, c 1.529 7, d 976 7, e 1.529 1.372 157 2.348 157
und sonstige Kunststoffe (2005)
7a Altmetalle: Eisen & Stahl f 16.473 8 6.562 2, g 7.413 h 2.499 6.562 5.905 656 7.413 h 15.817 656
7b Altmetalle: Nichteisenmetalle 1.846 9, i 545 2, g 400 901 545 491 55 400 1.792 55
8 Kompostierbare Abfälle 7.934 10 7.934 7.934 7.888 46 7.888 46
9 Sonstige Altstoffe j 1.770 10 1.674 96 1.674 1.519 155 1.519 251
10 Abfälle aus Produktion und Gewerbe 33.719 1, 3, k 29.159 1, 3, k 4.560 29.159 20.412 8.748 20.412 13.307
Insgesamt 304.817 137.941 16.249 115.088 35.539 137.941 116.693 21.248 16.249 248.030 56.787
1) DESTATIS: Aufkommen, Beseitigung und Verwertung von Abfällen im Jahr 2006 , erschienen im August 2008
2) DESTATIS; Fachserie 19, Reihe 1; Umwelt, Abfallentsorgung 2006 ; Wiesbaden 200 8
3) UBA, Umweltdaten Deutschland Online, Umweltrelevante Größen der Abfallwirtschaft; Verwertung von Altglas:Altglaserfassung und Verwertung für die deutsche
Behälterglasindustrie 2006; dazu addiert 495.000 t Altflachglas (Stand 1998)
4) DESTATIS; Fachserie 19, Reihe 1 Tabelle 11(Input Sortieranlagen, EAV 150107, 200102) ; Umwelt, Abfallentsorgung 2006; Wiesbaden 2008
5) DESTATIS; Fachserie 19, Reihe 1 Tabelle 1; Verpackungen aus Glas (EAV 150107) ; Umwelt, Abfallentsorgung 2006; Wiesbaden 2008
6) UBA; Umweltdaten Deutschland Online, Umweltrelevante Kenngrößen der Abfallwirtschaft; Papierverbrauch und Verwertung von Altpapier; http://www.env-
it.de/umweltdaten/public/theme.do?nodeIdent=2314; 11.12.2007
7) Simon, Claus Jürgen; Lindner, Christoph; Beteiligungs- und Kunststoffverwertungsgesellschaft mbH (BKV), Plastics Europe Deutschland e. V. , Consultic GmbH:
Produktion, Verarbeitung und Verwertung von Kunststoffen in Deutschland; 2005
8) DESTATIS; Fachserie 4; Reihe 8.1; Stahlschrottbilanz 2006; Wiesbaden 2008
9) WVM; Metallstatistik 2006
10) DESTATIS; Fachserie 19, Reihe 1 Tabelle 7.1; Umwelt, Abfallentsorgung 2006; Wiesbaden 2008
224
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
225
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
226
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
Branchenstruktur
Die Anzahl der Unternehmen der Recycling- und Entsorgungsbranche am
Markt ist in den letzen Jahren insgesamt betrachtet leicht rückläufig. Dagegen
sind die Beschäftigtenzahlen und die Umsätze durchweg steigend. Der Rück-
gang/Stagnation der Unternehmen bei steigenden Beschäftigtenzahlen und
Umsätzen deutet auf eine Konsolidierung in der Branche hin. Diese Annahme
wird durch das starke Anwachsen weniger großer Unternehmen (Remondis,
Veolia, ALBA), die einen Großteil des Marktes beherrschen, bestätigt. Nach
Ergebnissen der Unternehmensbefragung ist die Struktur der Branche nach
wie vor überwiegend durch Kleinstunternehmen mit Umsätzen von weniger als
2 Mio. EUR geprägt. Diese Struktur zeichnet sich für alle Stoffströme (Tabelle
45) ab.
227
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
Umsatzgrößenklassen in EUR
<2 2 bis 10 10 bis 50 > 50
Nr. Stoffströme Mio. Mio. Mio. Mio.
1 Siedlungsabfälle 53 % 20 % 18 % 9%
2 Gefährliche Abfälle 51 % 25 % 18 % 7%
3 Bau- u. Abbruchab- 55 % 28 % 13 % 4%
fälle
4 Altglas 56 % 22 % 19 % 3%
5 Altpapier: Papier, 51 % 29 % 15 % 5%
Pappe, Kartonagen
(PPK)
6 Altkunststoffe: 48 % 31 % 19 % 2%
Leichtverpackun-
gen (LVP) u. sonst.
Kunststoffe
7a Altmetalle: Eisen u. 60 % 22 % 13 % 4%
Stahl
7b Altmetalle: Nichtei- 60 % 22 % 13 % 4%
senmetalle
8 Kompostierbare 40 % 18 % 9% 6%
Abfälle
9 Sonst. Altstoffe 67 % 24 % 7% 2%
10 Abfälle aus Pro- 43 % 28 % 22 % 7%
duktion u. Gewerbe
Insgesamt 54 % 26 % 15 % 5%
228
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
Eigentümerstruktur
Nr. Stoffströme privat öffentlich PPP-Model
1 Siedlungsabfälle 86 % 5% 9%
2 Gefährliche Abfälle 92 % 4% 4%
3 Bau- u. Abbruchabfälle 95 % 2% 3%
4 Altglas 89 % 0% 11 %
5 Altpapier: Papier, Pappe,
90 % 4% 6%
Kartonagen (PPK)
6 Altkunststoffe: Leichtver-
packungen (LVP) u. sonst. 87 % 2% 11 %
Kunststoffe
7a Altmetalle: Eisen u. Stahl 93 % 2% 5%
7b Altmetalle: Nichteisenme-
93 % 2% 5%
talle
8 Kompostierbare Abfälle 88 % 3% 9%
9 Sonst. Altstoffe 91 % 7% 2%
10 Abfälle aus Produktion u.
89 % 3% 8%
Gewerbe
Insgesamt 90 % 3% 6%
Abweichungen in den Durchschnitten und Summen durch Runden der Zahlen
Quelle: Unternehmensbefragung GIB/ Argus
229
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
Es ist ersichtlich, dass für die Bau- und Abbruchabfälle und die Altmetalle ü-
berdurchschnittliche Umsätze je Beschäftigten und für die Siedlungsabfälle
und die Abfälle aus Produktion und Gewerbe unterdurchschnittliche Umsätze
je Beschäftigten erzielt werden.
Wertschöpfungskette
Samm-
Stoffströ- lung, Sortie-
Nr. Um- rung & Handel/ Verwer- Besei-
me Gesamt
schlag & Aufbe- Makeln tung tigung
Trans- reitung
port
Siedlungs-
1 22.416 2.276 478 1.310 26.480
abfälle
Gefährliche
2 13.235 5.633 3.831 1.255 23.554
Abfälle
Bau- u.
3 Abbruchab- 24.293 6.489 5.423 975 37.181
fälle
4 Altglas 1.218 446 69 29 29 1.791
5 Altpapier 7.750 2.020 493 371 166 10.801
Altkunst-
6 3.340 1.529 1.096 31 5.996
stoffe
Altmetalle:
7a Eisen & 9.413 2.625 494 53 109 12.694
Stahl
Altmetalle:
7b 1.846 218 27 30 18 2.139
NE-Metalle
Kompos-
8 tierbare 5.289 1.763 158 9 7.219
Abfälle
Sonst. Alt-
9 885 670 30 50 1.635
stoffe
Abfälle aus
10 Produktion 19.268 6.480 1.361 887 27.996
& Gewerbe
Insgesamt 108.954 30.149 1.083 12.459 4.842 157.486
230
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
134
DESTATIS WZ 37.10, WZ 37.20, WZ 57.51 und WZ 90.
231
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
Wertschöpfungskette
Samm-
Stoffströ- lung, Sortie-
Nr. Um- rung & Handel/ Verwer- Besei-
me Gesamt
schlag & Aufbe- Makeln tung tigung
Trans- reitung
port
Siedlungs-
1 3.474 489 131 360 4.456
abfälle
Gefährliche
2 2.250 1.605 1.149 421 5.425
Abfälle
Bau- u.
3 Abbruchab- 6.073 2.596 2.169 293 11.131
fälle
4 Altglas 183 96 53 4 4 339
5 Altpapier 1.279 667 370 72 32 2.420
Altkunst-
6 501 612 230 7 1.349
stoffe
Altmetalle:
7a Eisen & 2.824 1.575 371 32 30 4.831
Stahl
Altmetalle:
7b 554 153 20 21 5 752
NE-Metalle
Kompos-
8 tierbare 820 326 33 2 1.181
Abfälle
Sonst. Alt-
9 159 100 6 10 275
stoffe
Abfälle aus
10 Produktion 2.987 1.555 517 266 5.325
& Gewerbe
Insgesamt 21.104 9.774 812 4.365 1.430 37.484
alle Angaben in Mio. Euro
Preisentwicklung
Bei der Preisentwicklung sind die betrachteten Stoffströme in zwei Gruppen
zu unterteilen:
• Abfälle, deren Entsorgung nicht kostendeckend möglich ist,
• Abfälle, für die ein Gewinn erzielt wird.
232
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
135
Abfälle mit negativem Marktwert : Unter die erste Gruppe fallen die Stoff-
ströme Siedlungsabfälle, Bau- und Abbruchabfälle, gefährliche Abfälle, kom-
postierbare Abfälle und kontaminiertes Altholz.
Die Preise und Gebühren für die Verbrennung von Siedlungsabfällen und ge-
fährlichen Abfällen sind mit der Umsetzung der TA Si in 2005 zunächst etwas
angestiegen, da zu diesem Zeitpunkt noch keine ausreichenden Behand-
lungs- und Verbrennungskapazitäten zur Verfügung standen. Der Ausbau von
Behandlungs- und Verbrennungskapazitäten durch die Errichtung weiterer
Müllverbrennungsanlagen, mechanisch-biologischer Anlagen, EBS-Kraftwerke
und die Erweiterung bestehender Anlagen in den letzten zwei Jahren hat zu
einem Sinken der Annahmepreise und vereinzelt zu einem Rückgang der Ent-
sorgungsgebühren geführt. Es ist zu erwarten, dass die Preise noch weiter
sinken werden, da bisher nur ein Teil der Projekte umgesetzt wurde und mit
dem Steigen der Öl- und Gaspreise eine verstärkte Nachfrage nach weiteren
Energieträgern einhergeht. Dies ist auch für kontaminiertes Altholz festzustel-
len. In einigen Regionen müssen die Verwerter die Hackschnitzel dazu kau-
fen, während sie bis 2005 eher für die Annahme bezahlt wurden. Allerdings
gibt es hier ebenso wie bei den Siedlungsabfällen erhebliche regionale Unter-
schiede.
Für Bau- und Abbruchabfälle sowie für Kompost gilt, dass die Erlöse der Auf-
bereitungsprodukte die Aufbereitungskosten nicht decken. Die Preise für Re-
cycling-Baustoffe und Kompost unterliegen starken regionalen Schwankun-
gen. Bei Recycling-Baustoffen ist der Preis von 2004 nach 2005 eher rückläu-
fig, für Kompost liegen keine aussagekräftigen Daten vor.
Abfälle mit positivem Marktwert: Zur zweiten Gruppe gehören Altglas, Alt-
papier, Altkunststoffe, Altmetalle und unbehandeltes Altholz.
Für diese Abfälle lässt sich mit Ausnahme von Altglas (siehe Kapitel 5.2.2.5)
feststellen, dass sich seit 2005 (Kunststoffe) bzw. 2006 die Preise erhöht ha-
ben und, abgesehen von kurzen leichten Einbrüchen, auf einem höheren Ni-
veau eingependelt haben als in den Vorjahren. Insbesondere bei den Altme-
tallen ist mittelfristig mit einer weiteren Preissteigerung zu rechnen. Die Preis-
steigerungen sind in erster Linie auf den weltweit gestiegenen Rohstoffbedarf
und damit einhergehend die gestiegene Nachfrage nach den günstigeren Se-
kundärrohstoffen zurückzuführen.
Der stärkste Preisanstieg ist in dem betrachteten Zeitraum für Kupfer-, Blei-
und Zinkschrott mit etwa 200 % zu verzeichnen. Bei den Altkunststoffen ist
135
Den Autoren ist bewusst, dass der Marktwert eines Abfalls nicht konstant ist und sich
positiv wie negativ verändern kann.
233
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
234
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
Tabelle 49: Abfallaufkommen sowie Im- und Export von Abfällen in Deutschland in
2006 / 2007
Der Import von Abfällen aus Bau- und Abbrucharbeiten sowie der von Gefähr-
lichen Abfällen überwiegt den Export. Dies liegt an dem hohen technischen
Standard in Deutschland, der die Behandlung inländischer sowie ausländi-
scher Abfälle begünstigt. Bei den Wertstoffen ist kein signifikanter Unter-
schied beim Ex- und Import festzustellen. Ein Wertstoffabfluss findet nur beim
Fe-Metall/Stahlschrott (1,85/2 Mio. Tonnen) und Kunststoff (700 Tsd. Tonnen)
statt. Der Export von Alttextilien, vor allem nach Afrika, liegt dreimal so hoch
wie der Import.
235
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
136
Zur Zusammensetzung und zu den Charakteristika der befragten Betriebe siehe ebenfalls
Kapitel 3.2.
236
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
on. Diese Investitionen können auf eine positive Erwartung in Bezug auf die
Marktentwicklung hindeuten. Rationalisierungsinvestitionen zielen hingegen
auf neue Anlagen, die wirtschaftlicher arbeiten, ohne dass notwendigerweise
neue Kapazitäten aufgebaut werden. Rationalisierungsinvestitionen können
zum einen eine allgemeine Anpassung an den Markt darstellen. Häufig sind
sie jedoch ein Zeichen für bestehenden bzw. zunehmenden Kostendruck,
z. B. in Folge steigender Energie- und/oder Personalkosten. Ersatzbeschaf-
fungen dienen dem Ersatz von Anlagen, ohne dass eine Kapazitätserweite-
rung vorgenommen wird. Investitionen zum Einsatz neuer Fertigungs- und
Verfahrenstechniken dienen hingegen vorwiegend der Modernisierung, z.B.
der Steigerung von Qualität und Sortenreinheit.
Eine Darstellung der Selbsteinschätzung der Unternehmen hinsichtlich ihrer
Stärken und Schwächen im Wettbewerb schließt sich an. Mit dieser Analyse
werden bestehende Potenziale und Ressourcen deutscher Unternehmen im
Bereich der Recycling- und Entsorgungsbranche identifiziert. Die Stärken-
Schwäche-Analyse ist hierbei als Vergleichsanalyse in Bezug zur Konkurrenz
angelegt. Abschließend werden die Erwartungen der Unternehmen hinsicht-
lich der weiteren Marktentwicklung dargestellt.
6.1.1 Ertragssituation
237
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
3,7%
4,7%
2007 30,1% 32,1% 26,4% 6,7%
deutlicher Gewinn geringer Gewinn etwa ausgegl. Ergebnis geringer Verlust deutlicher Verlust
Abbildung 52: Darstellung der Ertrags- und Gewinnsituation von 2004 bis 2007
137
Für die Betrachtung nach Stoffbereichen wurde auf das Jahr 2006 zurückgegriffen. Die
Angaben zum Jahr 2007 waren Prognosen der befragten Unternehmen.
238
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
Quelle: Unternehmensbefragung GIB/Argus 2007; 1) Es werden jeweils alle Unternehmen berücksichtigt, die in dem
Stoffbereich tätig sind. Daher kann es zu Überschneidungen kommen.
6.1.2 Auslastungsgrad
Ein Einflussfaktor, der einerseits die Gewinn- und Ertragssituation von Unter-
nehmen, andererseits auch die Wettbewerbsfähigkeit entscheidend bestimmt,
ist der Auslastungsgrad138 der Maschinen und Anlagen. Die Unternehmen
wurden befragt, wie hoch dieser – differenziert nach Stoffströmen – ist.
Abbildung 54 gibt einen Überblick. Insgesamt zeigen sich Auslastungsgrade,
die zwischen 64,3 % bei Abfällen aus Produktion und Gewerbe und 77,6 %
bei Holz und Textilien liegen. Es ist erkennbar, dass offenbar noch freie Ka-
pazitäten in erheblichem Umfang zur Verfügung stehen. Die Ergebnisse der
Unternehmensbefragung bestätigen damit die Ergebnisse einiger Stoffberei-
che (vgl. Kapitel 5.2). Eine Differenzierung nach Wertschöpfungsstufen (ohne
138
Eine Differenzierung hinsichtlich der Kapazität (in Bezug zur tatsähclichen bzw. genhmi-
gungsfähigen Kapazität) erfolgte im Rahmen der durchgeführten Unternehmensbefragung
nicht.
239
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
Abbildung) zeigt, dass freie Kapazitäten vor allem im Bereich Sortierung und
139
Aufbereitung bestehen.
Siedlungsabfälle 66,3%
Altglas 70,0%
Altpapier 66,5%
Altkunststoffe 68,1%
Altmetalle: Eisen, Stahl
und Nichteisenmetalle 69,3%
Sonstige 77,6%
6.1.3 Investitionsverhalten
139
Es wurde untersucht, auf welchen Wertschöpfungstufen die Unternehmen vorrangig tätig
sind. Der Vergleich der Wertschöpfungsstufen erfolgte durch Mittelwertvergleich, der auf
Signifikanz der Unterschiede testet. Signifikante Unterschiede konnten nicht festgestellt
werden; dies ist jedoch in Anbetracht der Beobachtungszahlen auch nicht verwunderlich.
140
Hierbei wurden die Unternehmen befragt, ob sie Investitionen von 2 Mio. € und mehr
durchgeführt haben oder planen. Es wurden nur jene Unternehmen berücksichtigt, die
diese Frage mit „Ja“ beantworteten. Unternehmen, die mit „Nein“ antworteten oder die ei-
nen fehlenden Wert aufweisen, wurden als Unternehmen gewertet, die keine Investitionen
von 2 Mio. € und mehr durchgeführt haben oder dies planen.
240
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
ren investiert, 12,9 % der Unternehmen haben vor, in den kommenden drei
141
Jahren zu investieren.
14,2%
Rationalisierung
Ersatzbeschaffung
12,9% 23,8%
141
Zu berücksichtigen ist, dass lediglich 49 Unternehmen Angaben machten, welche Ziele
sie mit den Investitionen verfolgten.
241
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
durchführten bzw. dies für die Zukunft planen. Unternehmen mit weniger als
142
10 Mitarbeitern führten deutlich weniger Investitionsvorhaben durch.
142
Auch Unternehmen mit mindestens 50 Mitarbeitern gaben nur selten an, dass sie Investi-
tionsvorhaben durchgeführt haben. Es ist dabei allerdings zu beachten, dass zahlreiche
größere Unternehmen die Frage nicht beantwortet haben. Die Aussage beruht also nur
auf wenigen Beobachtungen.
143
Bezüglich der Differenzierung nach Stoffströmen wurden Unternehmen jenen Stoffberei-
chen zugeordnet, in denen sie vorrangig tätig sind. D.h., die Zuordnung erfolgte anhand
des Hauptstoffstroms. Weitergehende Untersuchungen, bei denen Unternehmen mehre-
ren Stoffbereichen zugeordnet wurden, bestätigen die Aussagen in ihrer Tendenz. Die
ermittelten Werte sind jedoch weniger belastbar, da die Varianz und die Standardfehler
deutlich höher ausfallen und sich die ermittelten Mittelwerte angleichen.
Für die stoffspezifische Betrachtung wurden Mittelwertvergleiche durchgeführt. Die Mittel-
werte sind nicht signifikant verschiedenen. Ursachen hierfür können einerseits die – trotz
aller Heterogenität – bestehenden gemeinsamen Einflussfaktoren sein, die auf alle Berei-
che der Recycling- und Entsorgungsbranche zutreffen. Andererseits ist zu berücksichti-
gen, dass für eine differenzierte Analyse nach den 10 Stoffströmen nur sehr wenige Beo-
bachtungswerte für die einzelnen Stoffströme vorliegen.
144
Detailliertere Angaben, wie zum Beispiel der Grad der Eigenkapitalausstattung von Unter-
nehmen der Recycling- und Entsorgungsbranche, wurden nicht erhoben.
242
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
0,5%
Die Auftragslage ist 5,2% 39,9% 47,9% 6,6%
3,4%
Die Ausstattung mit
13,5% 34,3% 37,2% 11,6%
Eigenkapital ist
145
Zahlreiche Branchenexperten weisen jedoch darauf hin, dass die Recycling- und Entsor-
gungsbranche seit Jahren Probleme hat, qualifizierten Nachwuchs zu finden [233].
243
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
sehen hierin eine leichte bzw. große Schwäche. Differenziert nach Stoffströ-
men bestätigt sich dieses Bild für nahezu alle hier untersuchten Stoffströme.
Bezüglich der Beschaffungspreise sehen 28,1 % der Unternehmen große
bzw. leichte Stärken gegenüber den Wettbewerbern. Eine deutliche Mehrheit
von 59,4 % schätzt ihr Unternehmen als vergleichbar mit anderen Wettbewer-
bern ein. Unternehmen im Stoffstrombereich Altmetalle sehen bezüglich der
Beschaffungspreise im Durchschnitt eine etwas bessere Wettbewerbsposition
als der Durchschnitt aller Unternehmen.
Große Stärken sehen die Unternehmen vor allem bezüglich ihres jeweiligen
Leistungsangebots. Dieses definieren sie als besondere Stärke gegenüber
konkurrierenden Unternehmen. 22,9 % und 43,8 % sehen das Leistungsan-
gebot als große bzw. leichte Stärke. Unterschiede zwischen den Stoffberei-
chen und Wertschöpfungsstufen können dabei nicht festgestellt werden.
0,5%
Verlässliche
Lieferstrukturen 28,6% 50,2% 16,7% 3,9%
Feste Abnehmer-
beziehungen
29,2% 44,1% 17,8% 7,4% 1,5%
244
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
146
Unterschiede zwischen Stoffströmen konnten hingegen nicht festgestellt werden.
147
Die Mittelwerte im Stoffstrom Siedlungsabfälle bezüglich der derzeitigen und zukünftigen
Wettbewerbsposition gegenüber Konkurrenten haben sich signifikant geändert.
245
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
6.2 Marktsituation
Neben der Befragung zur Unternehmenssituation stand auch die Betrachtung
der Marktsituation im Mittelpunkt der Unternehmensbefragung. Die Unter-
nehmen wurden gebeten eine Einschätzung der aktuellen Marktsituation ab-
zugeben. Abbildung 58 und Abbildung 59 bilden das Antwortverhalten der
Unternehmen ab.
49,3 % der antwortenden Betriebe gaben an, dass sich die derzeitige Nach-
frage nach Recyclingstoffen auf hohem Niveau befindet (trifft voll bzw. etwas
zu). 29,3 % (trifft voll zu) bzw. 24,7 % (trifft etwas zu) geben zudem an, dass
es am Markt genügend freie Kapazitäten gibt, um die aktuelle und absehbare
Nachfrage zu bedienen. Damit bestätigt sich das Bild aus der Analyse der
Unternehmenssituation, wonach sich aufgrund des Auslastungsgrades und
des Investitionsverhaltens freie Marktkapazitäten ableiten lassen. Ebenfalls
bestätigt werden die stoffstromspezifischen Betrachtungen aus dem Kapitel
5.2: Vor allem für Altpapier, Altglas, Altkunststoffe sowie Fe- und NE-Metalle
ist festzustellen, dass sich die Nachfrage – national wie international – auf
sehr hohem Niveau befindet.148
Etwa zwei Drittel der antwortenden Unternehmen stimmen der Aussage zu
(43,2 % trifft voll zu; 23,1 % trifft etwas zu), dass die Recycling- und Entsor-
gungsbranche durch Konzentrationsprozesse geprägt ist. Dies deckt sich
weitgehend mit den Ergebnissen aus der Wirtschaftsstatistik (siehe Kapitel
5.1). Vor allem Unternehmen in den Stoffstrombereichen Altpapier149; Sied-
lungsabfälle und Abfälle aus Produktion und Gewerbe sehen sich Konzentra-
tionsprozessen gegenüber.
148
Stoffstromspezifische Betrachtungen anhand der Mittelwerte bestätigen dies für die Stoff-
ströme. Signifikante Unterschiede können nicht festgestellt werden, allerdings sind die
Aussagen in der Tendenz eindeutig.
149
Der Mittwelwertvergleich zeigt für den Stoffstrom Altpapier einen signifikant Unterschied
zu den den anderen Stoffstrombereichen.
246
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
Nachfrage zu bedienen.
Unternehmer der
(ehemaligen) Abnehmer- 9,1% 23,9% 29,9% 23,9% 13,2%
150
Vertikale Integration bezeichnet den Zusammenschluss von Bereichen verschiedener
Produktions- oder Handelsstufen eines Produktes, bspw. innerhalb eines Unternehmens.
Damit werden mehrere Stufen der Wertschöpfungskette in einem Unternehmen bedient.
247
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
Die Beschaffungspreise
44,0% 19,3% 22,0% 5,8% 8,9%
sind auf hohem Niveau
Von den antwortenden Unternehmen gaben 41 % an, dass die Abnehmer des
Recyclingmaterials bzw. der Abfälle immer höhere Forderungen an die Quali-
tät der Reinheit des gelieferten Materials stellen (vgl. Abbildung 59). Für wei-
tere 28 % trifft die Aussage etwas zu. Hieran zeigt sich eine immer stärkere
151
Stoffstromspezifische Untersuchungen für die anderen Stoffströme zeigen keine erkenn-
baren Unterschiede.
248
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
152
Stoffstromspezifische Betrachtungen zeigen, dass Unternehmen, die im Bereich Altpa-
pier, Altglas und Metalle tätig sind, im Durchschnitt leicht häufiger antworteten, dass Ab-
nehmer immer höhere Forderungen an die Qualität/ Reinheit des gelieferten Materials
stellen. Für den Bereich Altglas liegen allerdings nur drei Beobachtungswerte vor.
153
Dieser stoffspezifische Unterschied ist im Vergleich zum Branchendurchschnitt signifikant.
154
Insgesamt gehen 36 % der Unternehmen von steigenden Preisen in den kommenden
Jahren aus (Aussage trifft voll bzw. weitgehend zu). 35 % haben hierzu keine eindeutige
Meinung (Antwort: teils/teils).
155
Vgl. hierzu auch die Kapitel 5.2.6 und 5.2.7.
249
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
Quelle: Unternehmensbefragung GIB/Argus 2007; 1) Es werden jeweils alle Unternehmen berücksichtigt, die in dem
Stoffbereich tätig sind. Daher kann es zu Überschneidungen kommen.
Weiterhin wurden die Unternehmen befragt, wie sie die weitere Preisentwick-
lung einschätzen. Hier zeigt sich ein uneinheitliches Bild: 36% gehen von stei-
genden Preisen aus, 35 % sehen dies nur zum Teil so und 29 % gehen hin-
gegen davon aus, dass die Preise nicht steigen werden. Unterschiede zwi-
schen den einzelnen Stoffbereichen konnten aus Daten der Unternehmensbe-
fragung nicht festgestellt werden.
Befragt, woher die getrennt erfassten Wertstoffe bzw. Abfälle stammen, ga-
ben 67,5 % der Unternehmen an, dass sie über 75 % ihrer Abfälle und Roh-
156
stoffe aus der Region beziehen, in der sie ansässig sind. Die obere Grafik
in Abbildung 61 gibt einen Überblick. 7,9 % der Unternehmen beziehen zwi-
schen 50 und 75 % ihrer Abfälle aus der Region, 10,5 % zwischen 25 und
50 %. Rohstoff- bzw. Abfallherkunft aus dem europäischen Ausland oder vom
Weltmarkt spielt hingegen für die Mehrheit der befragten Unternehmen eine
eher untergeordnete Rolle.
Dieses Bild wird auch bestätigt, wenn die Unternehmen danach befragt wer-
den, wohin sie die aufbereiteten Wertstoffe liefern (vgl. untere Grafik in
Abbildung 61): Auch hier zeigt sich, dass bei 56,6 % der Unternehmen über
156
Die Anzahl der antwortenden Unternehmen beträgt N=109 (Input) bzw. 143 (Output).
250
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
Woher stammen die von Ihnen getrennt erfassten Wertstoffe/Abfälle und wohin
liefern Sie Ihre aufbereiteten Wertstoffe?
EU 78,8% 21,1%
Produktionsoutput/ Rohstoffverbleib
bis 25% größer 25% bis 50% größer 50% bis 75% über 75%
157
Zu berücksichtigen ist, dass das Antwortverhalten zwischen den Unternehmensgrößen-
klassen sich zum Teil deutlich unterscheidet. Dies wird mittels durchgeführten Korrelati-
onsanalysen auch bestätigt. So weisen Unternehmen mit zunehmender Beschäftigtenzahl
einen sinkenden (Signifikanz auf 5 %-Level) Anteil an regionalem Input auf. Hier zeigt
sich, dass größere Unternehmen häufiger überregional bzw. international aufgestellt sind.
251
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
ten der deutschen Abfallwirtschaft, wird der Anteil derzeit noch als gering ein-
158
geschätzt. [230]
3,9% 5,8%
Das Marktvolumen
wird 24,2% 47,3% 18,8%
2,5%
1,5%
158
Dies, obwohl der weltweite Markt für Umwelttechnologien auf ca. 1.000 Mrd. EUR ge-
schätzt wird. [237]
159
D. h., die Anzahl der Wettbewerber nimmt bei gleich bleibendem bzw. sinkendem Ange-
bot an Recycling- und Entsorgungsmaterial zu.
252
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
Nur 3,9 % der antwortenden Unternehmen gaben an, dass sie mit einem
deutlich wachsendem Recycling- und Entsorgungsmarkt rechnen, weitere
24,2 % rechnen mit einem leicht wachsenden Marktvolumen. 24,6 % der Un-
ternehmen sehen dagegen einen leicht bzw. deutlich schrumpfenden Markt;
weitere 47,7 % sehen keine Veränderungen hinsichtlich des Marktvolumens.
Damit überwiegt die Einschätzung eines sich eher konstant entwickelnden
Marktes. Unterschiede zwischen den Stoffströmen sind hier kaum zu erken-
nen. Auch hier werden die Ergebnisse aus Kapitel 5.2 insgesamt bestätigt.
Die Betrachtung der einzelnen Stoffe ergab zudem, dass die Märkte für Se-
kundärrohstoffe durch zunehmende Wettbewerbsintensität gekennzeichnet
sind. Diese Einschätzung wird auch von den antwortenden Unternehmen so
gesehen. So wird die Wettbewerbsintensität für 38 % der befragten Unter-
nehmen deutlich wachsen, weitere 32,5 % der Unternehmen sehen eine leicht
zunehmende Wettbewerbsintensität. Eine Ursache hierfür sind vermutlich
ausländische Anbieter, die verstärkt auf die regionalen bzw. nationalen Recyc-
ling- und Entsorgungsmärkte drängen (vgl. hierzu auch Abbildung 58). Ledig-
lich 4 % sehen eine leicht/ deutlich abnehmende Wettbewerbsintensität. Un-
ternehmen der Stoffstrombereiche Altpapier und Siedlungsabfälle gaben da-
bei überdurchschnittlich häufig an, dass nach ihrer Einschätzung die Wettbe-
werbsintensität zunehmen wird.
Auffallend ist zudem, dass vor allem Kleinst- und Kleinunternehmen ein eher
schrumpfendes Marktvolumen und eine zunehmende Wettbewerbsintensität
erwarten.160 Insgesamt erwarten die befragten Unternehmen ein begrenztes
Marktwachstum bei deutlich zunehmender Wettbewerbsintensität.
Im Rahmen der stoffspezifischen Betrachtungen wurden bereits verschiedene
Faktoren untersucht, die die wirtschaftliche Entwicklung der einzelnen Stoffe
und Wertschöpfungsstufen bestimmen. In der Unternehmensbefragung wur-
den die Unternehmen nach der Bedeutung verschiedener Einflussfaktoren
gefragt, die auf die Marktentwicklung wirken können. Hierzu zählen:
160
Hierfür wurden auch Korrelationstests durchgeführt. Aufgrund einer zu geringen Fallzahl
kann eine signifikante Korrelation jedoch nicht festgestellt werden. Zudem ergibt sich ein
solches Bild auch anhand von Aussagen, die im Rahmen von qualitativen Interviews und
telefonischen Befragungen (Nacherhebungen) durchgeführt wurden.
253
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
Wettbewerbs-
bedingungen 10,4% 15,6% 24,5% 32,3% 17,2%
ausländischer Anbieter
Wie erwartet, hat vor allem die Gesetzgebung einen besonderen Einfluss auf
die Marktentwicklung. Für 77 % der Unternehmen ist dies von großer oder
sehr großer Bedeutung. Festzustellen ist, dass vor allem Unternehmen, die im
Stoffbereich Metalle tätig sind, diese Einschätzung teilen. Häufig genannte
Gründe liegen insbesondere in den gesetzlichen Bestimmungen und Verord-
nungen, die Elektro-/ Elektronikgeräte sowie Altautos betreffen.
Wie erwartet, hat auch die Preisentwicklung der Primärrohstoffe einen Ein-
fluss auf die Marktentwicklung im Recyclingbereich: für 20,8 % bzw. 43,1 %
der Unternehmen hat deren Entwicklung einen sehr großen bzw. großen Ein-
fluss auf die Marktentwicklung der Branche.
254
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
161 162
Die Entwicklung der Energiepreise sowie der Transportkosten , insbeson-
dere durch die Einführung der LKW-Maut, stellen für die befragten Unterneh-
men weitere Einflussfaktoren dar, die die Recycling- und Abfallmärkte beson-
ders beeinflussen. So werden steigende Kosten für Energie insbesondere die
transportintensiven Bereiche treffen. Gut zwei Drittel der Unternehmen sehen
163
eine große oder gar sehr große Bedeutung dieser beiden Einflussfaktoren.
Auffällig ist weiterhin, dass für Kleinunternehmen der Anteil von Energie- und
Transportkosten besonders hoch sind. So betragen nach Angaben der Unter-
nehmen mit bis zu 9 Beschäftigen beide Kostenarten zusammen im Durch-
schnitt ca. 51 % der Gesamtkosten. Bei Unternehmen mit 10 bis 49 Beschäf-
tigten betragen die Kosten 40,5 % der Gesamtkosten und bei Unternehmen
mit 50 und mehr Beschäftigten 43 %.
Befragt nach dem Einfluss der Wettbewerbsbedingungen ausländischer An-
bieter, zeigt sich, dass dies von den Unternehmen als weniger bedeutend
eingestuft wird. 10,4 % sehen einen sehr großen Einfluss, 15,6 % einen gro-
ßen Einfluss. Für knapp ein Viertel ist der Einfluss weniger stark. 32,3 % bzw.
17,2 % messen dem Einfluss eine geringe bzw. zu vernachlässigende Bedeu-
tung bei. Dies überrascht, da die Unternehmen angaben, dass verstärkt aus-
ländische Unternehmen auf den Markt drängen.164 Ebenso konnte jedoch
festgestellt werden, dass zahlreiche Unternehmen hauptsächlich auf regiona-
len Märkten tätig sind. Es ist daher davon auszugehen, dass momentan die
Bedeutung von ausländischen Anbietern noch relativ gering ist, diese aber in
den kommenden Jahren deutlich zunehmen wird.
Zu untersuchen war schließlich, ob und in welchen Bereichen ausländische
Konkurrenten Vorteile gegenüber deutschen Unternehmen besitzen. Hierfür
wurden jene Unternehmen befragt, die auch auf internationalen Märkten aktiv
sind, d.h. Unternehmen, die im Export- bzw. Importgeschäft mit Abfällen tätig
sind (vgl. Abbildung 64). Von den Unternehmen, die auf internationalen Märk-
161
Der Mittelwertvergleich zeigt, dass für Unternehmen, die im Bereich der Altmetalle, des
Altpapiers bzw. der Siedlungsabfälle tätig sind, die Transportkosten eine geringere Be-
deutung für die Marktentwicklung haben als dies bei den anderen hier untersuchten Stoff-
strömen der Fall ist.
162
Der Mittelwertvergleich zeigt, dass für Unternehmen, die im Bereich der Siedlungsabfälle
tätig sind, die Transportkosten eine signifikant geringere Bedeutung für die Marktentwick-
lung haben als bei den anderen hier untersuchten Stoffströmen.
163
Zu berücksichtigen ist eine hohe Korrelation zwischen der Preisentwicklung von Rohstof-
fen/ Transportkosten und der Energiepreisentwicklung.
164
Zu vermuten ist, dass das Antwortverhalten zwischen den Unternehmensgrößenklassen
verschieden ist. Durchgeführte Korrelationsanalysen können diese Vermutung jedoch
nicht bestätigen. Mögliche Unterschiede zwischen den Stoffbereichen konnten im Rah-
men dieser Unternehmensbefragung ebenfalls nicht festgestellt werden. Hierbei ist zu be-
rücksichtigen, dass für die einzelnen Stoffbereiche zum Teil nur sehr wenige Beobach-
tungen vorlagen. Hierin ist ein Grund zu sehen, weshalb die durchgeführten Korrelationen
keine Zusammenhänge identifizieren konnten.
255
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
ten aktiv sind, sehen 34 % Vorteile bei den Lohnkosten bei ausländischen
Anbietern, 21 % bei Energiekosten sowie 28 % sehen Vorteile bei ausländi-
schen Anbietern aufgrund geringerer Umweltstandards. Weitere 11 % gaben
an, dass ausländische Anbieter bessere Möglichkeiten haben, Recycling- und
Abfallmaterial zu exportieren.165
31%
Nein, der Markt ist rein
national
6%
Umweltstandards
11%
28%
Energiekosten
Lohnkostenvorteile
Exportmöglichkeiten
34%
21% Sonstige
165
Stoffstromspezifische Untersuchungen konnten keine Unterschiede zwischen den 10
Stoffströmen feststellen.
256
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
257
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
166
*** =Signifikant auf 1%-Level, ** =…auf 5%-Level, * =…auf 10%-Level.
258
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
6.5 Zusammenfassung
Zusammengefasst ist festzuhalten, dass sich die wirtschaftliche Lage der Un-
ternehmen der Recycling- und Entsorgungsbranche in den vergangenen Jah-
ren leicht verbessert hat. Steigende Gewinne, Umsätze und Mitarbeiterzahlen
dominieren das Bild. Die Erwartungen in Bezug auf die weitere Entwicklung
sind insgesamt jedoch kaum optimistisch, insbesondere wird mit einer zu-
nehmenden Wettbewerbsintensität bei nur geringem Marktwachstum gerech-
net. Es bestehen über alle Stoffbereiche hinweg in großem Ausmaß freie Ka-
pazitäten, besonders auf der Wertschöpfungsstufe Sortierung und Aufberei-
tung.
Der Absatz- und Beschaffungsmarkt von Recycling- und Entsorgungsunter-
nehmen ist nach wie vor hauptsächlich lokal geprägt. Internationale Märkte
spielen in der Branche bislang eine untergeordnete Rolle. Für die Zukunft
erwarten die Unternehmen jedoch eine stärkere Internationalisierung. Im Ver-
gleich zu den ausländischen Unternehmen sehen die Befragten insbesondere
Nachteile bei gesetzlichen Regelungen und Verordnungen, den Lohn- und
Energiekosten sowie den Exportmöglichkeiten. So sehen ca. ein Drittel der
Unternehmen, die auch auf internationalen Märkten aktiv sind, Vorteile aus-
ländischer Wettbewerber bei den Lohnkosten, gut ein Fünftel sieht Vorteile
bei Energiekosten sowie 28 % sehen Vorteile für ausländische Anbietern auf-
grund geringerer Umweltstandards. Zudem gibt jedes zehnte Unternehmen
an, dass ausländische Anbieter bessere Möglichkeiten hätten, Recycling- und
Abfallmaterial zu exportieren.
Als entscheidende Einflussfaktoren, die die Unternehmensentwicklung positiv
beeinflussen, wurden verlässliche Lieferstrukturen und feste Abnehmerbezie-
hungen identifiziert, vor allem im Stoffbereich Fe- und NE-Metalle. Gleichzeitig
259
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
260
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
261
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
262
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
263
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
lagen aus 2006 für alle betrachteten Länder Daten des Verbandes der euro-
päischen Behälterglasindustrie (FEVE) vor. Tabelle 51 zeigt die resultierende
Übersicht.
Abfallaufkommen/
Niederlande Schweden Tschechien Deutschland EU 15 EU 27
einw.spez. Aufkommen
Gesamtes [1000 t] 87.744 104.910 29.276 296.276 1.905.316 2.758.273
Abfallaufkommen
Siedlungsabfälle [1000 t] 10.201 4.500 3.039 46.653 219.361 254.964
[kg/E*a] 625 497 296 566 563 517
Altmetalle [1000 t] 1.397 3.449 2.399 19.101 58.647 74.434
[kg/E*a] 85 381 234 232 152 152
Altautos [1000 t] 218 225 3 500 7.780 7.889
[kg/E*a] 13,3 24,8 0,3 6,1 20,0 16,0
Elektroaltgeräte [1000 t] 91 150 8 750 2.760 2.971
[kg/E*a] 5,6 16,6 0,8 9,1 7,2 6,1
Altkunststoffe [1000 t] 333 148 169 1.139 9.939 10.900
[kg/E*a] 20,4 16,4 16,5 13,8 25,8 22,3
Altpapier [1000 t] 2.510 a) 1.568 a) 644 a) 15.063 a) 48.137 51.813
[kg/E*a] 153,5 173,3 62,8 183,0 125,0 106,0
Altglas [1000 t] 432 b) 159 b)
142 b) 2550 b) 13.214 14.620
[kg/E*a] 26,5 17,6 13,8 31,0 34,3 29,9
a)
Aufkommen in 2005, entspricht der stofflich verwerteten Menge; beinhaltet nicht die komplette Sammelmenge
b)
Aufkommen in 2006, entspricht der gesammelten Menge, nur Behälterglas
Unter Verwertungsquote wird in diesem Kapitel der Anteil der stofflichen Ver-
wertung an der Entsorgung des gesamten erfassten Stoffstroms verstanden.
In Tabelle 52 sind die Verwertungsquoten für Siedlungsabfälle, Altautos,
Kunststoff, Papier und Glas aufgeführt.
Für die Siedlungsabfälle wurden Daten von Eurostat für 2006 herangezogen
und die Verwertungsquoten anhand dieser Daten berechnet.167 Es ist zu be-
achten, dass die Quoten durch die Nichterfassung von Mengen, die anderwei-
tigen Beseitigungsverfahren als Deponierung/Verbrennung zugeführt wurden,
leicht verzerrt sein können. Insofern können diese Quoten nur als Nähe-
rungswerte angesehen werden.
Für die übrigen Stoffströme (Altautos, Kunststoff, Papier und Glas) liefern die
auf der Abfallstatistikverordnung beruhenden Daten von Eurostat keine plau-
siblen Verwertungsquoten, da bei der Erhebung der Verwertung auch Impor-
te, aber keine Exporte und Mengen aus der Vorbehandlung von Abfällen be-
167
Für Siedlungsabfall stehen das Gesamtaufkommen, die deponierten und verbrannten
Mengen zur Verfügung. Die Mengen zur stofflichen Verwertung können näherungsweise
als die Mengen des Gesamtaufkommens abzüglich derjenigen zur Deponierung und
Verbrennung angesehen werden.
264
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
Siedlungsabfälle 64 % 48 % 11 % 68 %
Altautos 85 % 85 % 85 % 90 %
a)
Altkunststoffe 22 % 30 % 35 % 39 %
b)
Altpapier 72 % 74 % 47 % 75 %
Altglas 77 % 92 % 55 % 89 %
a) 2005, nur Verpackungen
b) 2005
** in 2004
Niederlande
Allgemeine Abfallgesetzgebung
Das Abfallgesetz der Niederlande (Environmental Management Act) trat 1993
in Kraft. Es beinhaltet konform mit den europäischen Richtlinien die Abfallhie-
rarchien Abfallvermeidung vor Verwertung vor Beseitigung. Der aktuelle Ab-
fallwirtschaftsplan (National Waste Management Plan) regelt die abfallwirt-
schaftlichen Ziele und deren Umsetzung für die Jahre 2002-2012. Wichtigste
265
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
Ziele des AWP sind die Entkopplung des Abfallaufkommens vom Bruttoin-
landsprodukt, der Ausbau der Abfallvermeidung und der Abfallverwertung
(Zielgröße für die Verwertung in 2012: 86 %), die Optimierung der energeti-
schen Nutzung von Abfällen, die nicht verwertet werden können sowie die
Begrenzung zu beseitigender Abfälle auf 9,5 Mio. Tonnen bis 2012. [201]
Gesetzgebung zu Altautos
Die Umsetzung der EU-Altauto-Richtlinie erfolgte 2002 durch den „Besluit
beheer autowrakken“ (Altfahrzeugverordnung). Wie von der Richtlinie gefor-
dert, gelten die niederländischen Bestimmungen für Pkw und leichte Liefer-
wagen bis 3,5 t sowie dreirädrige Fahrzeuge. Im Jahr 2003 veranlasste die
EU-Kommission ein Verstoß-Verfahren gegen die Niederlande wegen der
Definition „Behandlung“ und wegen der Unterstützung von zertifizierten Um-
weltmanagementsystemen in den Behandlungsanlagen in der niederländi-
schen Gesetzgebung. Diesen Punkten widmete sich die Novellierung der Ver-
ordnung, die im Juli 2006 dem niederländischen Parlament vorgestellt wurde.
Ein kostenloses Rücknahmesystem existiert bereits seit den 1990er Jahren,
es wurde aber erst mit Inkrafttreten dieser Verordnung gesetzlich verbindlich.
Eine Zurückstellung der kostenlosen Annahme bis 2007 für Altfahrzeuge, die
vor dem 01. Juli 2002 zugelassen wurden, wurde als nicht notwendig erachtet.
Das niederländische System ist gekennzeichnet durch ein Fondssystem, wel-
168
ches über eine Entsorgungsgebühr für Altfahrzeuge finanziert wird. Im
Rahmen der Verordnung ist zudem festgelegt, dass Altfahrzeuge bei lizenzier-
ten Demontagebetrieben, bei Autohändlern, in Werkstätten oder bei ausländi-
schen Unternehmen, die in Übereinstimmung mit den EU-Rechtsvorschriften
zur grenzüberschreitenden Abfallverbringung Altfahrzeuge importieren, ab-
zugeben sind. Zusätzlich zur kostenfreien Rücknahme sind die Autohersteller
und -importeure zum Aufbau und Betrieb eines landesweiten Sammel- und
Verwertungssystems für Altautos verpflichtet.
Der Ansatz der EU-Kommission für die Altfahrzeug-Richtlinie wurde angeregt
durch das bereits existierende niederländische System. [202]
168
Für eine umfassende Beschreibung siehe Kapitel 7.2.
266
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
1. Januar 2005 in Kraft. Ab dem 13. August wurden die Hersteller dazu ver-
pflichtet, Elektro-Schrott getrennt zu behandeln und die Entsorgung von Gerä-
ten aus Haushalten, die nach diesem Datum auf den Markt kamen, zu finan-
zieren. Sie müssen die von den Kommunen gesammelten Geräte ihrer Mar-
ken zurücknehmen und die Sammlung, den Transport und die Verwertung
finanzieren. Dies kann auch durch ein gesetzeskonformes Sammelsystem
erfolgen.
Das niederländische Recht hat die Regelungen beider EU-Richtlinien in einem
Gesetz zusammengefasst und den Handel mit FCKW- und HFCKW-haltigen
Kühl- und Gefriergeräten verboten.
Die Gerätehersteller sind gegenüber dem niederländischen Umweltministeri-
um verpflichtet, einen Maßnahmenplan über die Umsetzung ihrer gesetzlichen
Pflichten abzugeben. Die Registrierung erfolgt für Hersteller von „weißer“ und
„brauner Ware“ bei NVMP (Niederländische Stiftung für die Entsorgung von
Metall und elektrotechnischen Geräten) und für I+K-Geräte bei ICT Milieu.
Diese sind auch mit der Entsorgung der entsprechenden Altgeräte beauftragt.
Für Leuchtmittel wurde die Stichting Lightrec gegründet.
Die getrennte Sammlung erfolgt über die Wertstoffhöfe der Kommunen, die
Hersteller können aber auch ein eigenes System zur Sammlung bei den
Haushalten aufbauen. Die Hersteller sind dafür verantwortlich, dass die best-
verfügbare Technik bei der Verwertung eingesetzt wird. Die Verwertungs- und
Recyclingziele mussten bereits ab dem 1. Janur 2005 erreicht werden, und
nicht wie von der EU-Richtlinie nach dem 31. Dezember 2006 gefordert. [203]
Gesetzgebung zu Verpackungen
Die Europäische Verpackungsrichtlinie wurde im Jahr 2005 mit dem Packa-
ging Decree in niederländisches Recht umgesetzt. Danach sind die niederlän-
dischen Hersteller und Importeure von verpackten Produkten für die getrennte
Erfassung, für die Verwertung sowie die Vermeidung von Verpackungsabfäl-
len verantwortlich. Mindestens 65 % der Verpackungsabfälle müssen recycelt
und mindestens 70 % verwertet werden. Ab 2010 sollen insgesamt 75 % der
Verpackungsabfälle verwertet werden. Darüber hinaus wurden für einzelne
Materialien individuelle Recyclingquoten festgelegt (Glas: 90 %, PPK: 75 %,
Metalle: 85 %, Holz: 25 %). [205]
Im Juli 2007 wurde eine Zusatzregelung verabschiedet, die Anfang 2008 in
Kraft trat. Wichtigstes Element dieser Regelung ist die Einführung einer Ver-
packungssteuer. Unternehmen, die mehr als 15.000 Tonnen Verpackungen
auf den niederländischen Markt bringen, müssen diese Steuer zahlen. Aus
den Geldern soll ein Fonds mit einem Gesamtbetrag von 115 Mio. EUR auf-
267
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
gebaut werden, aus dem die Sammlung, Aufbereitung und das Recycling so-
wie Maßnahmen zur Vermeidung von Verpackungsabfällen und die Schaffung
der notwendigen Infrastruktur finanziert werden. Die Laufzeit dieses Projekts
soll 2012 enden.
Zur Umsetzung des Decrees wurde von den Herstellern und Importeuren das
als Kollektivsystem gestaltete Unternehmen Nedvang gegründet. Nedvang als
Non-Profit Organisation hat den Aufbau der Entsorgungskette für Verpa-
ckungsabfälle mitgestaltet. Außerdem ist sie für das Einsammeln der Lizenz-
gebühren, dem Aufbau eines elektronischen Datenerfassungssystems sowie
die Berichterstattung über Recycling- und Verwertungsquoten zuständig.
Nedvang schließt außerdem Verträge mit Kommunen und zertifizierten Privat-
unternehmen über die Sammlung und Verwertung von Verpackungsabfällen
ab und finanziert die Entsorgung aus den eingesammelten Lizenzgebühren
sowie dem neu eingerichteten Abfallfonds. [204]
Schweden
Allgemeine Abfallgesetzgebung
In Schweden ist das Abfallrecht Bestandteil des Umweltgesetzes (Environ-
ment Act 1998:808, Kapitel 15). Für die abfallwirtschaftliche Planung von Be-
deutung sind die Abfallverordnung 2001:1063, die ab Januar 2002 in Kraft
trat, und die Strategy for sustainable Waste Management (Zeitraum 2005 bis
2010), die allerdings nicht rechtsverbindlich ist. Wichtiger Bestandteil der
schwedischen Gesetzgebung ist die Produzentenverantwortung, die für ver-
schiedene Stoffströme (Papier, Altautos, Reifen, Elektroaltgeräte) in den ent-
sprechenden Verordnungen gesetzlich verankert wurde. Die Abfallgesetzge-
bung ist konform mit den EU-Richtlinien. [206]
Gesetzgebung zu Altautos
In Schweden wurden das erste Gesetz und die erste Verordnung zur Altauto-
verwertung bereits 1975 als Reaktion auf die vielen in der Landschaft abge-
stellten Altautos verabschiedet (SFS 1975:343 und SFS 1975:348). Im Jahr
1998 folgte die Verabschiedung der Verordnung zur Produzentenverantwor-
tung für Autos (SFS 1998:788), die in weiten Teilen die Anforderungen der
EU-Richtlinie abdeckt. Die noch verbleibenden Teile der Richtlinie wurden
durch die Gesetzesvorlage der schwedischen Regierung vom 7.12.2000
(2000/01:47) und durch die Entscheidung des Parlaments vom 14. März 2001
in schwedisches Recht umgesetzt. Die Verordnung zur Produzentenverant-
wortung für Autos definiert als Fahrzeuge Pkw sowie leichte Lieferwagen.
268
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
Unterschiede zur EU-Richtlinie finden sich bei den Terminen zur Erreichung
der Verwertungs- und Recyclingziele sowie der kostenlosen Rücknahme aller
Autos. Die Verwertungsquote von 85 % musste in Schweden bereits in 2002
erreicht werden, während die EU dies erst für 2006 forderte. Als Zieljahr für
eine Verwertungsquote von 95 % ist ebenso wie in der EU-Richtlinie 2015
festgelegt. Die kostenlose Rücknahme gilt in Schweden für alle auf dem Markt
befindlichen Autos, auch für solche die nach dem 1. Januar 1998 auf den
Markt kommen, im Vergleich zum 1. Januar 2002 gemäß EU-Richtlinie. Tat-
sächlich werden bereits seit 1975 alle Fahrzeuge kostenlos zurückgenommen.
Gegen Schweden wurden keine Verfahren eingeleitet.
Ebenso wie in den Niederlanden ist in Schweden bei der Erstzulassung eine
Entsorgungsgebühr zu bezahlen (verankert im Altauto-Gesetz von 1975), die
vom unter staatlicher Kontrolle stehenden Altauto-Fonds gesammelt und ver-
waltet wird. Aus dem Fonds wurde eine Verschrottungsprämie in Verbindung
mit der Annahme des Altautos an einen zertifizierten Demontagebetrieb be-
zahlt.
Die Verordnung über die Produzentenverantwortung leitete eine Ablösung des
bisher üblichen Pfandrückgabesystems ein. Das System soll sich selbst finan-
zieren, die vom Erstbesitzer gezahlte Entsorgungsgebühr soll die Aufwendun-
gen decken, die dem Letztbesitzer gezahlt werden. Die Verordnung bestimmt,
dass die Hersteller und Händler die Verantwortung für die Finanzierung der
Verwertung übernehmen und sicherstellen, dass ein System eingerichtet wird,
das alle Altautos unabhängig von ihrem Alter entsorgt. Gleichzeitig wurde die
Finanzierung der Verwertung für vor 1998 zugelassene Autos durch Gebüh-
ren für Neufahrzeuge beibehalten.
Probleme ergaben sich, als die Verschrottungsprämie von 58 auf 178 EUR
erhöht wurde. Ein Teil der Demontagebetriebe versuchte an den gestiegenen
Prämien zu verdienen und verzögerte illegal die Demontage der Altautos. Mit
der Erhöhung der Prämie in 2001 verdoppelte sich die Zahl der Altautos, die
demontiert wurden. In 2003 ging die Zahl der verwerteten Altautos wieder
zurück, blieb aber immer noch über dem Niveau der Jahre vor Erhöhung der
Prämie. Als Reaktion auf die Verzögerungspraktiken seitens einiger Demon-
tagebetriebe wurde die Überwachung der Altautoverwerter durch die Kommu-
nen verstärkt.
Als problematisch am schwedischen System könnte sich erweisen, dass in
Schweden die Autobesitzer verantwortlich sind für die Transportkosten des
Altautos zur Rücknahmestelle. Einige Anspruchsgruppen äußerten während
der Konsultationsperiode die Befürchtung, dass große Entfernungen zur
269
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
Gesetzgebung zu Verpackungen
In Schweden wurde 1982 eine Regelung zur Erfassung von Aluminiumdosen
verabschiedet. Darin wurde die Einführung eines Pfands für Getränkedosen
geregelt. Da sich dadurch der Mehrweganteil bei den Verpackungen nicht
stabilisierte, sondern stattdessen verstärkt PET-Einwegflaschen auf den Markt
kamen, wurde die Verordnung 1993 um ein Pfand für PET-Flaschen erweitert.
Die Umsetzung der Europäischen Verpackungsverordnung in nationales
Recht erfolgte 1994 durch die Neufassung der bestehenden Verpackungsver-
ordnung. Sie wurde erneut im April 1997 novelliert (SFS 1997:185) durch die
Verordnung der Produzentenverantwortlichkeit für Verpackungen, diese No-
vellierung trat im Juni 1997 in Kraft. Die letzte Novellierung erfolgte in 2006
(SFS 2006:1273). Die gesetzlich vorgeschriebenen Verwertungsziele lagen
für 2006 bei 65 % für PPK, bei 70 % für Metalle, bei 70 % für Kunststoffe (da-
von 30 % Recycling) und bei 70 % für Glas. [208]
Zur Umsetzung der Verpackungsverordnung wurden von den Produzenten
branchenspezifische Recyclingunternehmen für die verschiedenen Verpa-
ckungsmaterialien gegründet. Es gibt Recyclingunternehmen für Glas
(Svensk GlasÅtervinning), Metall (Svenska Metallkretsen), Kunststoffe
(Plastkretsen) und PPK (Returkartong). Als Tochterunternehmen wurde das
Non-Profit-Unternehmen REPA gegründet, das bei den Herstellern, Importeu-
270
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
ren und Verkäufern Gebühren zur Finanzierung der Entsorgung von Verpa-
ckungsabfällen einsammelt. Für Getränkeverpackungen gibt es eigene Unter-
nehmen, die Mehrwegsysteme betreiben. [208]
Es gibt zwei Sammelsysteme, eines für private Haushalte und eines für den
gewerblichen Bereich. Landesweit können die Haushalte ihre Verpackungsab-
fälle an den kommunalen Wertstoffhöfen kostenlos abgeben. Zurzeit gibt es
etwa 7.700 Wertstoffhöfe. [206]
Tschechien
Allgemeine Abfallgesetzgebung:
Das erste Abfallgesetz wurde 1991 verabschiedet. Mit der vierten Novellie-
rung in 2004 wurden alle wesentlichen EU-Regelungen in tschechisches
Recht umgesetzt. Die abfallwirtschaftlichen Ziele, Maßnahmen und Termine
für die Erreichung der Ziele sind im Waste Management Plan of the Czech
Republic 2003 – 2012 festgelegt. [209]
Gesetzgebung zu Altautos
In Tschechien wurde die Altauto-Richtlinie durch das Gesetz 185/2001 in
tschechisches Recht umgesetzt. Zusätzlich technische Anforderungen an zu-
gelassene Behandlungsanlagen und an die Berichterstattung wurden durch
die Novellierung der Verordnung 383/2001 des tschechischen Umweltministe-
riums umgesetzt. Die Ziele für die Wiederverwendung und für die Verwertung
wurden in den Vorschriftenteil des Abfallwirtschaftsplans und ins Abfallgesetz
übernommen. Eine weitere Novellierung des Abfallgesetzes bezüglich Altfahr-
zeugen trat im April 2004 in Kraft. Die Novellierung der Verordnung trat im
April 2005 in Kraft. Der Vorschriftenteil des Abfallwirtschaftsplans ist seit Juli
2003 wirksam.
Die tschechische Gesetzgebung unterscheidet zwischen Altfahrzeugen im
Allgemeinen und Besonderen Altfahrzeugen, für die strengere Maßstäbe gel-
ten. Die Definition dieser besonderen Altfahrzeuge entspricht der Definition
der EU-Richtlinie. Nach dem siebten Jahresgutachten über die Implementie-
rung und Durchsetzung des europäischen Umweltrechts wurde gegen Tsche-
chien kein Verstoßverfahren bezüglich der Altauto-Richtlinie erhoben.
Die Verpflichtung zur kostenlosen Rücknahme trat zum 1. Januar 2007 in
Kraft. Seither sind Hersteller und Händler verpflichtet, die Altautos ihrer Mar-
ken zurückzunehmen, sofern sie vom Letztbesitzer an einer zugelassenen
Annahmestelle abgegeben wurden. Davor galt diese Verpflichtung nur für
Fahrzeuge, die nach dem 1. Juli 2002 hergestellt waren. Die Zulassung als
271
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
272
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
Gesetzgebung zu Verpackungen
Die Umsetzung der Europäischen Verpackungsverordnung in tschechisches
Recht erfolgte durch das Gesetz 477/2001 Coll. über Verpackungen und die
Ergänzung durch weitere Gesetze (Verpackungsgesetz), gemeinsam mit vier
Umsetzungsbestimmungen. In Kraft trat es zu Beginn des Jahres 2002. Be-
standteil des Verpackungsgesetzes ist unter anderem der Aufbau von Mehr-
wegsystemen für Glasverpackungen. Als Ziel wurde festgelegt, dass bis 2005
45 % aller Verpackungen verwertet werden. [211]
Die aktuellen Zielquoten der tschechischen Verpackungsverordnung sehen
vor, dass 60% der Verpackungsabfälle verwertet werden (davon 55% Recyc-
ling). Für die verschiedenen Materialströme sind die folgenden individuellen
Verwertungsquoten festgelegt: Glas 60%, Papier 60%, Metalle 50% und
Kunststoffe 22,5%. [212]
Organisiert wird die Umsetzung der Gesetzgebung über Verpackungen sei-
tens der Verpackungsindustrie durch das Non-Profit-Unternehmen EKO-KOM,
das bereits 1999 gegründet wurde.
Das tschechische Umweltministerium bereitet derzeit eine Novelle des Verpa-
ckungsgesetzes vor, mit der die Recycling-Verpflichtung der Verpackungsin-
dustrie ausgedehnt werden soll. Damit soll der Beitrag der Industrie an der
kommunalen Sortierung erhöht werden. [213]
Niederlande
Die Verantwortung für die Sammlung und den Transport von Abfällen aus
Haushalten liegt bei den kommunalen Entsorgern. Für die Entsorgung von
gewerblichen Abfällen sind die Abfallerzeuger verantwortlich. In den Nieder-
landen sind in der Entsorgungsbranche etwa 30.000 Mitarbeiter beschäftigt,
darin enthalten sind auch die Mitarbeiter von Unternehmen aus dem Bereich
Abwasser- und Klärschlammbehandlung. [203] Im niederländischen Entsor-
gerverband Gesellschaft für Abfallmanagement (Vereniging Afvalbedrijven)
sind Unternehmen der gesamten Entsorgungskette vertreten. Die 51 Mitglie-
der der Gesellschaft decken 90 % der Abfallsammlung und 80 % der
Verbrennung und der Kompostierung in den Niederlanden ab. Der Umsatz der
Entsorgungsbranche liegt bei 5,35 Mrd. im Jahr. [214]
Ähnlich wie in Deutschland haben in den letzten Jahren Konzentrationspro-
zesse stattgefunden, wenige große Unternehmen beherrschen den Markt.
273
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
Schweden
Die Verantwortung für Sammlung, Transport und Behandlung von Abfällen
liegt in den Händen der Kommunen, der Hersteller und der Industrie. Indus-
trielle Abfälle werden überwiegend von Privatfirmen gesammelt und verwertet.
Für KMU gibt es in manchen Gemeinden die Möglichkeit, ihre Abfälle an öf-
fentlichen Recyclinghöfen abzugeben. Ein bedeutender Teil der Anlagen zur
energetischen Verwertungen und zur biologischen Behandlung sowie der De-
ponien unterliegt der Verantwortung der Gemeinden.
Für Abfälle, die dem „Producers Responsibility Act“ unterliegen, sind die Her-
steller (und Importeure sowie Vertreiber) verantwortlich. Zu diesen Abfällen
zählen Verpackungen, Altpapier, Reifen, Dosen und Elektro- bzw. Elektronik-
schrott. Für das Recycling dieser Abfälle wurde verschiedene non-profit Re-
cyclingunternehmen gegründet. Ein Teil dieser Firmen hat sich zu einem
Dachverband zusammengeschlossen, der die mit den gesetzlichen Regelun-
gen verbundenen administrativen Aufgaben wahrnimmt (Reparegistret-
REPA). REPA ist verantwortlich für die Registrierung der Unternehmen, die
Erfassung der Gebühren sowie die Überwachung der Sammlung und die
Buchhaltung.
Abfälle aus Haushalten, die nicht unter die Produzentenverantwortung fallen,
werden von den Gemeinden oder beauftragten Dritten eingesammelt. Es wer-
den zunehmend private Unternehmen mit der Sammlung von Siedlungsabfäl-
len beauftragt. Die Behandlung von Abfällen aus Haushalten erfolgt überwie-
gend durch die Kommunen selbst oder kommunale Unternehmen. [215]
Die Umsätze der Recyclingwirtschaft wurden in 2004 auf 1,3 bis 1,6 Mrd. EUR
geschätzt. Durch steigende Preise für Recyclingmaterial und strengere ge-
setzliche Vorgaben wird eine höhere Nachfrage für Recyclingverfahren erwar-
tet, so dass das jährliche Wachstum der Branche auf 8 % geschätzt wird. Auf
dem Recyclingmarkt sind etwa 100 Firmen tätig, die überwiegend kleine und
mittlere Unternehmen sind. Nach Angaben des schwedischen Instituts zur
Umwelttechnikbranche haben 77 % der Unternehmen weniger als 50 Mitarbei-
ter, während 15 % mittlere und 8 % Großunternehmen sind. Die Zahl der in
der Recyclingbranche Beschäftigten wird auf 8.000 bis 10.000 Mitarbeiter ge-
schätzt. [216]
Die kommunalen Entsorger sind im schwedischen Verband für Abfallentsor-
gung (RVF, Swedish Waste Management) organisiert, der neben den 400
274
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
Tschechien
Die Verantwortung für Siedlungsabfälle liegt bei den Gemeinden. Laut Abfall-
gesetz sind sie verpflichtet, den Haushalten Sammelsysteme für die verschie-
denen Abfallarten zur Verfügung zu stellen. Diese Systeme können von kom-
munalen Unternehmen oder privaten Entsorgern betrieben werden. Die Haus-
halte sind nicht andienungspflichtig sondern dürfen sich ihren Entsorger frei
wählen. Vom Gesetzgeber wurde eine Obergrenze bei der Gebührenerhe-
bung von 16 EUR/Ewo*Jahr festgelegt. [212]
In Tschechien waren 2003 etwa zwei Drittel des Abfallwirtschaftsmarktes in
kommunaler und ein Drittel in privater Hand. In 2005 lag der Marktanteil der
privaten Entsorger bereits bei 50 %. Unter den privaten Entsorgern sind vor
allem die großen europäischen Unternehmen vertreten, während der Anteil
tschechischer Unternehmen zurückgeht. [212]
Alle Abfallbesitzer und Entsorger sind gesetzlich zur getrennten Sammlung
von Abfällen verpflichtet. Die Getrenntsammlung ist Bestandteil der kommu-
nalen Abfallsammlung. Neben Wertstofftonnen stehen Sammelhöfe zur Ver-
fügung. In Tschechien wird nicht ein duales sondern ein integriertes System
zur getrennten Wertstofferfassung verwendet. Die mittlerweile über 20.000
Mitglieder dieses Systems decken 90 % des Marktes ab. Altautos können
kostenlos über an Hersteller gebundene Rücknahmesysteme und gebühren-
pflichtig über Annahmestellen, die nicht vertraglich dem jeweiligen Hersteller
verpflichtet sind, entsorgt werden. Für Elektro- und Elektronikschrott gibt es
fünf Rücknahme- und Verwertungssysteme. Die privaten Entsorgungsunter-
nehmen sind in der tschechischen Gesellschaft der Entsorgungswirtschaft
(CAOH) organisiert. [212]
275
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
fälle von Altautos zu reduzieren. ARN deckt nach eigenen Angaben 90 % des
Altfahrzeug-Verwertungsmarktes ab.
Das von ARN entwickelte System der materialorientierten Demontage beruht
darauf, dass sich der private Sektor darum kümmert, dass möglichst alle Alt-
autos gesammelt und demontiert werden, ohne dass dem Letztbesitzer Kos-
ten entstehen und die Umwelt belastet wird. Die Finanzierung des Systems
erfolgt durch die Erhebung einer Entsorgungsgebühr, die im niederländischen
Umweltgesetz verankert ist. Diese ist bei der Erstzulassung eines Pkw in den
Niederlanden zu entrichten und betrug in den Jahren 2004 bis 2006 45 EUR.
Solange diese Gebühr nicht bezahlt ist, bekommt das Auto keine Zulassung.
Nach den bisherigen Erfahrungen der ARN ist dieser Betrag für die Finanzie-
rung des Systems ausreichend, so dass er für die nächsten drei Jahre weiter
in dieser Höhe erhoben wird. Die Entsorgungsgebühr wird von ARN einge-
sammelt. Mit der Entsorgungsgebühr werden die nichtprofitablen Bereiche der
Demontage und Verwertung sowie die Überwachung des Vollzugs finanziert.
ARN hat ein landesweites Netzwerk von Demontagebetrieben und Verwer-
tungsbetrieben aufgebaut. Demontageunternehmen, die dem ARN-Netzwerk
angehören, haben sich dazu verpflichtet, die Altautos anzunehmen, sie in Ü-
bereinstimmung mit den gesetzlichen Anforderungen zu demontieren und
dem Besitzer einen Verwertungsnachweis auszustellen. Bedingung zur Ab-
meldung des Fahrzeuges ist die Vorlage dieser Bescheinigung. [221] Die An-
nahmestellen der ARN sind zur Löschung des Fahrzeugs aus dem Kfz-
Register berechtigt. [222]
Die Einhaltung der gesetzlich bestimmten Mindeststandards seitens der De-
montage- und Verwertungsunternehmen wird von einem Zertifizierungsunter-
nehmen des niederländischen Rates für Akkreditierung überprüft. Die zertifi-
zierten Mitgliedsbetriebe verpflichten sich zur Demontage von 20 verschiede-
nen Materialien/Betriebsflüssigkeiten. [221] Wenn die Sammelbehälter gefüllt
sind, werden sie durch ein von ARN beauftragtes Transportunternehmen ab-
geholt und zu den von ARN beauftragten Verwertungsunternehmen geliefert.
Die Altautoverwerter erhalten nach Kontrolle der demontierten und verwerte-
ten Mengen von ARN die vereinbarten Demontageprämien sowie die von ih-
nen vorab übernommenen Transport- und Verwertungskosten. [222]
Die mit ARN vertraglich gebundenen Verwertungsunternehmen haben sich zu
einer hochwertigen Verwertung der Altstoffe aus der Demontage verpflichtet.
Für Materialien, die keinen ausreichenden Marktwert besitzen, erhalten die
Unternehmen von ARN einen Zuschuss für die Verwertung. [221]
276
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
7.2.2 Menge
In 2006 wurden in den Niederlanden 484.000 Autos abgemeldet, davon wur-
den 209.500 durch die ARN recycelt, während 250.000 Altfahrzeuge exportiert
wurden (überwiegend nach Mittel- und Osteuropa). Das Durchschnittsalter der
stillgelegten Altautos lag bei 15,9 Jahren. Die Verwertung erfolgte in 263 De-
montagebetrieben, die Vertragspartner der ARN sind. Der Pkw-Bestand lag
bei 8,1 Mio., das Durchschnittsalter der Autos lag bei 8,1 Jahren. Da derzeit
nicht damit zu rechnen ist, dass der Export von Gebrauchtwagen zurückgeht,
wird die Menge an Altautos, die durch die Mitgliedsunternehmen von ARN
verwertet werden eher kleiner werden. [221]
In Deutschland wurden 2006 aus dem amtlichen Register 3,2 Mio. Pkw ge-
löscht. Das Durchschnittsalter der gelöschten Fahrzeuge betrug 12 Jahre.
Nach Angaben des Kraftfahrtbundesamtes (KBA) wurden davon 450.000
Fahrzeuge einer Verwertung zugeführt, die in den etwa 1.200 zertifizierten
Demontagebetriebe und etwa 38 Shredderanlagen erfolgte. Aus Statistiken
des Statistischen Bundesamtes und des Kraftfahrt-Bundesamtes lässt sich
der Verbleib der übrigen stillgelegten Pkws zum großen Teil erklären. Knapp
zwei Drittel der gelöschten Pkws wurden nach statistischen Angaben im Jahr
2006 als Gebrauchtwagen exportiert: 56 % in EU-Staaten (entsprechend
Wiederanmeldungen nach EU-Richtlinie 1999/37/EG – für 2007 [Kraftfahrt-
Bundesamt: Jahresbericht 2007]) und 8 % in Nicht-EU-Staaten (entsprechend
Außenhandelsstatistik [Warenver-zeichnis Außenhandelsstatistik 8-Steller,
Länderverzeichnis (vorläufige Zahlen für 2006)]). Für ca. 20 % der Pkw-
Löschungen ist der Verbleib statistisch nicht belegbar. Hierzu zählen bei-
spielsweise statistisch nicht erfasste Exporte, Diebstahl oder die Nutzung auf
nicht öffentlichem Gelände. [219,220]
Aufgrund der Durchschnittspreise der exportierten Gebrauchtwagen lässt sich
aus der Außenhandelsstatistik erkennen, dass ins westliche Europa eher
neuwertige Autos exportiert wurden, während nach Osteuropa und Afrika eher
ältere Gebrauchtautos verkauft wurden. Die Statistik erfasst allerdings nicht
die kleinen Exporteure. Das Durchschnittsalter der zugelassenen Pkw lag bei
8,1 Jahren, der Fahrzeugbestand lag bei 46,6 Mio. Pkw. [220]
277
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
gefordert. Diese Quoten beziehen sich auf das Gesamtaufkommen, sie müs-
sen nicht für jedes einzelne Fahrzeug erreicht werden. Nach dem EU-Bericht
über die Umsetzung der Altfahrzeuge-Richtlinie für den Zeitraum 2002 bis
2005 haben die Niederlande und Schweden die Ziele für 2006 bereits erreicht,
während Deutschland die Zielquote für das Recycling in den Jahren 2004 und
2005 knapp verfehlt hat [219]. Die Verwertungsquoten in Deutschland lagen in
2004 bei 79,7 % für Wiederverwendung und Verwertung (inklusive energeti-
scher Verwertung) und bei 77,2 % für Wiederverwendung und Recycling.
[220] Nach Angaben des Umweltbundesamtes lag die Verwertungsquote in
2006 bei 89,5 % und die Recyclingquote bei 86,8 %.169 In Deutschland erfolg-
te die Umsetzung der EU-Direktive durch das Altfahrzeug-Gesetz (Altfahr-
zeugG) vom 21.06.2002, insbesondere durch die Änderung der Altautover-
ordnung vom 4. Juli 1997, sie wurde ersetzt durch die Altfahrzeug-Verordnung
vom 28.06.2002. Die Anpassung an die europäischen Erfordernisse erfolgte
mit der Ersten Verordnung zur Änderung der Altfahrzeug-Verordnung vom 9.
Februar 2006.
169
Persönliche Mitteilung von Regina Kohlmeyer (UBA) vom 08.09.2008
278
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
279
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
7.3.2 Menge
In 2006 wurden 149.000 t gesammelt und verwertet, während es in 2003 le-
diglich 80.000 t waren. Dies entspricht einem Pro-Kopf-Aufkommen von 16,5
kg gegenüber 9 kg in 2003. [223] Schweden hat damit die höchste Sammel-
quote der berichtenden Länder in Europa erreicht. [224] El-Kretsen führt den
Erfolg des Systems zurück auf die gute Zusammenarbeit der verschiedenen
Partner und die Bereitschaft der Bevölkerung, Elektro- und Elektronikaltgeräte
getrennt zu sammeln.
Die Finanzierung des Systems erfolgt über ein Gebührenmodell mit festen
und flexiblen Gebühren. Die festen Gebühren zahlen alle am System teilneh-
menden Firmen in Form einer Aufnahmegebühr von 3.500 SEK (entsprach
2006 etwa 385 EUR) und einem jährlichen Mitgliedsbeitrag von 500 SEK (55
EUR) bezahlen. Die flexiblen Gebühren ergeben sich im Allgemeinen aus den
monatlichen oder vierteljährlichen Verkaufszahlen (stückzahlbezogen). Bei
Informations- und Telekommunikationsgeräten berechnen sie sich aus der
Kalkulation der aktuellen Kosten für Sammlung und Verwertung geteilt durch
den jeweiligen Marktanteil der verschiedenen Anbieter. Der Marktanteil be-
rechnet sich aus dem Verkaufsvolumen im vorausgegangenen Quartal und
wird in Tonnen ausgedrückt. Für in Schweden hergestellte, aber für den Ex-
port bestimmte Geräte wurde gemeinsam mit den verschiedenen Industrien
280
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
281
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
282
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
7.4.2 Menge
Laut tschechischem Statistikamt wurden in 2006 die folgenden Mengen an
Altkunststoffe getrennt erfasst:
Verpackungen 65.636 t
Oberflächenbehandlung 19.465 t
Altautos 3.025 t
Bauabfälle 10.199 t
Abfallbehandlungsanlagen 15.100 t
Haushalte 9.816 t
Gesamt 156.479 t
283
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
7.5 Fazit
Gegenstand der Fallstudienbetrachtung war die Einordnung der deutschen
Recycling- und Entsorgungsbranche im europäischen Umfeld. In diesem Zu-
sammenhang wurde insbesondere die Umsetzung europäischer Richtlinien
durch drei Beispielländer (Schweden, Niederlande und Tschechien) analysiert.
Ziel war es, zu untersuchen, wie andere Länder die Verwertung von Abfällen
umgesetzt haben, um gegebenenfalls Potenziale für die deutsche Recycling-
und Entsorgungsbranche zu identifizieren.
Die Umsetzung der EU-Richtlinie zum Umgang mit Elektro- und Elektronik-
altgeräten erfolgte in Deutschland und Schweden auf sehr unterschiedliche
Weise. Schweden etablierte ein Kollektivsystem, in dem nur ein Unternehmen
im Auftrag der Hersteller für die Abholung und Verwertung zuständig ist,
Deutschland hingegen führte ein Individualsystem ein. Das Kollektivsystem
Schwedens weist Kostenvorteile durch eine zentrale Steuerung auf, die eine
optimierte Logistik, geringere Transportemissionen sowie eine effizientere und
bessere Auslastung von Verwertungsanlagen ermöglicht. Das deutsche Indi-
vidualsystem ist hingegen bezüglich seiner Wettbewerbswirkungen positiv zu
bewerten. So besteht ein Wettbewerb auf Ebene der Managementsysteme
und der Entsorgungsbetriebe.
Das schwedische Kollektivsystem ist bereits seit 2001 in Betrieb und zeigt
daher schon größere Erfolge: das Pro-Kopf-Aufkommen Schwedens liegt Eu-
ropaweit an der Spitze. Das deutsche System ist dagegen erst 2005 in Kraft
getreten. Die Jahre seit der Einführung sind durch einen deutlichen Anstieg
284
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
285
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
8 Zusammenfassung
Vor dem Hintergrund einer unzureichenden Informationsbasis hinsichtlich der
wirtschaftlichen Bedeutung der Recycling- und Entsorgungsbranche hat das
Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie diese Forschungsstudie in
Auftrag gegeben. Ziel des Forschungsvorhabens war es, aktuelle Informatio-
nen in Form einer Bestandsaufnahme zur wirtschaftlichen Bedeutung und
zum Stand der Recycling- und Entsorgungsbranche in Deutschland bereitzu-
stellen. Zudem wurden rechtliche und wirtschaftliche Rahmenbedingungen
untersucht.
Zu Beginn erfolgte entsprechend der Differenzierung nach Primär- und Se-
kundärsektor eine Abgrenzung der Recycling- und Entsorgungsbranche. Dem
Sekundärsektor werden demnach alle Tätigkeiten zugeordnet, die der Produk-
tion oder dem gewerblichen und privaten Endverbrauch nachgeschaltet bzw.
der Produktion von Rohstoffen und Halbzeugen vorgeschaltet sind. Untersu-
chungsgegenstand im Rahmen dieser Studie waren daher alle Leistungen,
die die Wertschöpfungsstufen Abfallsammlung inkl. Transport und Umschlag,
Abfallsortierung, Aufbereitung bzw. Behandlung von Abfällen, Han-
deln/Makeln, die Zuführung von Abfällen zu einer Wiederverwendung, einer
stofflichen oder einer energetischen Verwertung, Beseitigung sowie die De-
ponierung beinhalten.
Eine erste Bestandsaufnahme der Recycling- und Entsorgungsbranche erfolg-
te anhand sekundärstatistischer Quellen, wie den Daten des Statistischen
Bundesamtes, der Umsatzsteuerstatistik und der Volkswirtschaftlichen Ge-
samtrechnung. Diese Daten geben einen ersten Branchenüberblick, der sich
strukturell an der Klassifikation der Wirtschaftszweige (WZ 2003) orientiert.
Eine differenzierte Bestandsaufnahme nach Wertschöpfungsstufen und Stoff-
strömen konnte jedoch mit sekundärstatistischen Quellen nicht erreicht wer-
den.
Um diesem Defizit zu begegnen und eine geeignete Bestandsaufnahme der
Recycling- und Entsorgungswirtschaft vorzunehmen, wurde im Rahmen die-
ser Studie ein mengenspezifischer Ansatz entwickelt und verwendet. Dieser
ist in der Lage, auf Basis von Stoffmengen unter Verwendung mengenspezifi-
scher Kennzahlen Umsatz- und Beschäftigtenzahlen der Branche und ihrer
Teilbereiche abzuschätzen. Der Vorteil dieses methodischen Vorgehens be-
steht darin, dass eine Schätzung der Anteile einzelner Stoffströme auch bei
Unternehmen möglich wird, die in mehreren Stoffbereichen tätig sind.
Für diese Bestandsaufnahme wurden relevante Stoffströme der Recycling-
und Entsorgungsbranche identifiziert und die jeweiligen Stoffmengen erfasst.
Separat berücksichtigt wurden Siedlungsabfälle, Gefährliche Abfälle, Bau-
286
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
287
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
288
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
289
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
Quellenverzeichnis
Literaturverzeichnis
1: Frauenhofer Insititut Umwelt-, Sicherheits- Energietechnik UMSICHT;
Recycling für den Klimaschutz; Ergebnisse der Studie von UMSICHT
und INTERSEROH; C02-Einsparung durch den Einsatz von Sekundär-
rohstoffen; 2008
http://www.umsicht.fraunhofer.de/publikationen/studien/Recycling_fuer_d
en_Klimaschutz_Broschuere.pdf; 01.10.2008
2: VDP; Papierindustrie in Deutschland, Zahlen und Fakten, Statistiken,
Aktuelle Statistiken, 2006 und 2008, Papierkompass; http://www.vdp-
online.de/pdf/Kompassdeutsch.pdf; 16.01.2008
3: berechnet aus Daten von: BV Glas; Jahresbericht 2006;
http://www.bvglas.de/service/jahresberichte/jahresbericht_2006.pdf;
03.12.2007; UBA; Umweltdaten Deutschland Online - Altglaserfassung
und Verwertung für die deutsche Behälterglasindustrie; http://www.env-
it.de/umweltdaten/public/document/downloadImage.do?ident=9412;
04.12.2007
4: Simon, C.-J.; Lindner, C.; Beteiligungs- und Kunststoffverwertungsge-
sellschaft mbH (BKV), Plastics Europe Deutschland e. V. , Consultic
GmbH (2005): Produktion, Verarbeitung und Verwertung von Kunststof-
fen in Deutschland
5: WVM; http://www.wvmetalle.de/welcome.asp?page_id=172&sessionid=;
Infothek, Metallstatistik; Metallstatistik 1999-2006; 24.03.2009
6: Exportinitiative Recycling- und Effizienztechnik (ReTech); Bericht zur
Konferenz am 11.09.2007 in Bonn; verfasst von ARGUS/EITEP;
www.bmu.de/retech; Bonn; 2007
7: DESTATIS; Klassifikation der Wirtschaftszweige; Ausgabe 2003
(WZ 2003); Wiesbaden; 2002;
http://www.destatis.de/jetspeed/portal/cms/Sites/destatis/Internet/DE/Co
ntent/Klassifikationen/GueterWirtschaftklassifikationen/klassifikationwz2
003,property=file.pdf; 20.02.2008
8: Empfehlung der Kommission vom 06. Mai 2003 betreffend die Definition
der Kleinstunternehmen sowie der kleinen und mittleren Unternehmen
(Text von Bedeutung für den EWR, bekannt gegeben unter Aktenzei-
chen K (2003) 1422), Brüssel; 06.05.2003
9: UBA; Potentialanalyse der deutschen Entsorgungswirtschaft; Texte
44/07; Nov. 2007; http://www.umweltdaten.de/publikationen/fpdf-
l/3330.pdf, 29.11.2007
290
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
291
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
292
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
293
Gesellschaft für Innovationsforschung
und Beratung mbH
http://www.vdp-online.de; 20.02.2008
54: Fachverband Textilrecycling e. V. (FTR);
http://w