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Eisige Hölle Verschollen in Island 1st

Edition Álexir Snjórsson


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Álexir Snjórsson

EISIGE HÖLLE
Verschollen in Island

Ein Island-Thriller
© 2019 Álexir Snjórsson
Der Autor

Ein Personenregister befindet sich am Ende des Buches.


EISIGE HÖLLE
Verschollen in Island

Álexir Snjórsson

Copyright © 2019 at Álexir Snjórsson

Gestaltung: © NaWillArt-CoverDesign
Motive: shutterstock.com - © Craig Sutton
E-Book Satz: Herzblut-Lektorat - Stephanie Bösel

Alle Rechte vorbehalten.


Nachdruck oder Kopien, auch auszugsweise, nur mit
schriftlicher Genehmigung des Autors.

Urheberrechtlich geschütztes Material


Die Sicherheit einer Beziehung besteht weder im
sehnsuchtsvollem Verlangen nach dem, was einmal war,
noch im angstvollen Bangen vor dem, was kommen könnte,
sondern allein im lebendigen Bekenntnis zum Augenblick.

(Anne Morrow Lindbergh)


Inhaltsverzeichnis:
Der Autor
Kapitel 1 Vor fünf Tagen, Rückblende
Kapitel 2 Tag 1
Kapitel 3
Kapitel 4 Tag 2
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8 Tag 3
Kapitel 9
Kapitel 10 Tag 4
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15 Vier Stunden später
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19 Vor einem Tag
Kapitel 20 Tag 5, heute
Kapitel 21 Tag 6
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25 Tag 13
Kapitel 26 Tag 14
Die Hauptpersonen
Danksagung
50 australische Songs
Weitere Bücher des Autors unter dem Namen Alex Winter
Kapitel 1
Vor fünf Tagen, Rückblende

Mit eingezogenem Kopf kämpfte ich mich durch den knietiefen


Schnee. Der Sturm stieß mich hin und her, gleichzeitig schienen sich
die Krallen einer unsichtbaren Meute hungriger Raubkatzen in meine
Kleidung zu schlagen. Sie zerrten und rissen an mir, als wollten sie
mich zu Fall bringen, um mich zu zerfleischen.
Immer wieder sank ich mit einem Bein tiefer ein, als mit dem
anderen, sackte seitlich in den Schnee und quälte mich wie ein
weidwundes Tier erneut auf die Beine.
Als stünde ich unter Drogeneinfluss, begannen sich in meinem
Verstand Einbildung und Realität zu vermischen. Ich hörte Stimmen.
Erst weit entfernt, dann dicht neben und hinter mir. Ich blieb stehen,
drehte mich im Kreis. Doch da war niemand. »Zeigt euch, ihre feigen
Trolle!«, stieß ich heiser hinter zusammengebissenen Zähnen hervor.
Ein irres Kichern war die Antwort. Ich schüttelte den Kopf,
stolperte weiter. Kein Zweifel, ich verlor den Verstand. Außer mir und
meiner geflohenen Geisel war niemand in dieser
menschenfeindlichen Einöde unterwegs. Der Unterschied war, dass
sie sich hier oben zwischen den mächtigen Gletschern auskannte
und wusste, wie sie dieser eisigen Hölle entrinnen konnte. Meine
Chancen hingegen standen hierfür nahe bei null.
Noch war ich aber nicht bereit, mein drohendes Schicksal zu
akzeptieren. Ich stapfte orientierungslos weiter, bis meine vor Kälte
tauben Beine plötzlich nachgaben und ich in eine dichte
Schneewolke gehüllt, in die Tiefe stürzte.
Ich prallte so hart auf den Rücken, dass es mir den Atem
verschlug. Ich wollte schreien, brachte aber keinen Ton heraus.
Panik erfasste mich. Ich war wie gelähmt, konnte mich nicht
aufrichten.
Kurz bevor ich zu ersticken glaubte, löste sich die Verkrampfung in
meiner Brust. Ich röchelte, würgte und rang gierig nach Luft,
gleichzeitig entwich mir mit jedem Atemzug auch ein großes Stück
Lebenskraft. Ihren Platz nahm Kälte ein, eisige Kälte.
Ich blinzelte in die Schneeflocken, die über den Felsvorsprung
wirbelten, von dem ich gestürzt war – und fühlte mich auf einmal
entsetzlich müde.
Du darfst nicht liegen bleiben, Cooper, sonst erfrierst du! Ich
schloss die Augen, sammelte meine verbliebenen Kräfte. Winselnd
wie ein angefahrener Straßenköter wälzte ich mich auf den Bauch.
Meine tauben, vor Kälte zitternden Hände krallten sich in den eisigen
Untergrund. Unter quälenden Schmerzen stemmte ich meinen
Oberkörper in die Höhe, rammte einen Fuß in den Boden und kam
schwankend auf die Beine. Du musst weiter, musst in Bewegung
bleiben, trieb mich eine innere Stimme wie ein Drill Sergeant an.
Einem Betrunkenen gleich, torkelte ich weiter durch das dichte
Schneetreiben. Mit jedem Schritt fühlten sich meine Beine tauber an,
bis sie mein Gewicht nicht mehr tragen wollten. Ich stolperte, stürzte
erneut in den Schnee. Auf allen vieren kroch ich weiter. Winde dich
nicht wie ein Wurm auf dem Boden herum, auf die Beine mit dir! Mit
einem Ruck stemmte ich mich hoch, um gleich wieder Gesicht voran
in den Schnee zu fallen.
Es hatte keinen Zweck, ich konnte nicht mehr. Mit letzter Kraft
rollte ich mich langsam auf den Rücken.
Wie lange würde es wohl dauern, bis mich das weiße Leichentuch
zugedeckt hatte? Würde ich so enden, wie die berühmte
Gletschermumie aus der Jungsteinzeit? Wie hieß der Mann noch
mal? Ach ja, Ötzi …
Erstaunlich, was für Gedanken einem durch den Kopf gingen,
wenn das eigene Leben nur noch am seidenen Faden hing.
Hätte ich an eine höhere Macht geglaubt, dann hätte ich wohl das
Bedürfnis verspürt, zu irgendeinem Gott zu beten. Doch zu
welchem? Ich war nicht religiös. Und um es zu werden, war es jetzt
definitiv zu spät.
Dass dieser trostlose und unwirtliche Ort die Bühne war, auf der
ich meinen letzten Auftritt hatte, schmerzte mich erstaunlicherweise
nicht. Auch nicht, dass ich nicht wusste, ob oder was nach dem Tod
kam. Ich hatte gelebt, ich hatte geliebt und gekämpft. Eins bereute
ich jedoch: so kurz vor dem Ziel versagt zu haben.
»Es … tut mir … leid, Cass«, keuchte ich. »Ich hätte mein
Leben … für deins … gegeben.«
Angezogen wie von einem schwarzen Loch, schossen meine
Gedanken zu dem verhängnisvollen Tag zurück, an dem das
Schicksal die Weichen für diese eisige Endstation gestellt hatte …
Kapitel 2
Tag 1

Sah ich einmal davon ab, dass Cassandras nervtötender Vater Rudolf
„Gebrauchtwagen-King“ König uns bereits um sechs Uhr morgens
mit seinem obligatorischen Kontrollanruf aus unseren beinahe zu
Sarkophagen erstarrten Schlafsäcken gescheucht hatte, hatte der
Tag ganz gut begonnen. Nun ja, sofern man eine Reise durch die
Gefriertruhe Europas als lohnenswerte Erfahrung betrachtete – was
ich nur bedingt tat.
Die allabendliche Angst, meine Extremitäten würden sich in Eis
verwandeln, bevor ich mich in den Schlafsack retten konnte, gehörte
definitiv nicht zu meiner Vorstellung eines unvergleichlichen Urlaubs.
Okay, einzigartig war es hier. Als Australier war ich allerdings eher
der Typ für das rote Outback und weiße Palmenstrände.
Achtundzwanzig bis fünfunddreißig Grad betrachtete ich als
angemessene Temperaturen, fünf bis dreizehn Grad eher als
knallhartes Überlebenstraining. Doch Cassandra hatte nun mal Island
als unser Reiseziel auserkoren, und da dieser Urlaub unsere auf der
Kippe stehende Ehe retten sollte, hatte ich ihren Wunsch ohne zu
murren akzeptiert.
Zu Beginn waren wir auch beide zuversichtlich gewesen, uns auf
einer mehrwöchigen Reise wieder näherzukommen und unsere
Probleme aus der Welt schaffen zu können. Inzwischen hatte sich
unsere optimistische Stimmung allerdings ins Gegenteil verkehrt.
Cassandra war sauer auf mich. Und ich war sauer auf ihren
despotischen Vater, auf diese Knallerbse von Nationalpark-Ranger,
der mich vor wenigen Minuten angehalten und zusammengestaucht
hatte – und irgendwie auch auf mich. Zugegeben, Cass hatte allen
Grund, sauer auf mich zu sein, da ich mit meinem Land Cruiser
einen großen, hübschen Halbkreis in den schwarzen Sand neben der
Hochlandpiste gezeichnet hatte – und zwar kurz nachdem ich wegen
genau dieses Vergehens angepisst worden war. Immerhin standen in
Island darauf happige Strafen von bis zu viertausend Euro und –
wenn man Pech hatte – sogar eine Gefängnisstrafe von bis zu vier
Jahren.
Warum musste mich dieser bleichgesichtige Mini-Wikinger auch
bis aufs Blut reizen? Beim ersten Mal war ich nur eine Daumenlänge
in den Sand ausgewichen, und das aus gutem Grund.
»Nun komm schon, Cass«, versuchte ich meine trotzige Reaktion
zu rechtfertigen. »Ich meine, das ist doch kompletter Schwachsinn.
Die Tracks hier im Hochland sind fast überall so schmal, dass sich
zwei Fahrzeuge nur kreuzen können, wenn eines von ihnen neben
die Piste ausweicht.«
Ich warf einen raschen Blick zur Beifahrerseite. Cass wirkte, als
wäre sie noch meilenweit davon entfernt, Frieden zu schließen.
Ich grinste, auch wenn ich wusste, dass Cass es aus den
Augenwinkeln sah und sie in einer solchen Situation dann meistens
noch bärbeißiger wurde. Allerdings mochte ich es, wenn sie
schmollte. Sie streckte dabei ihr spitzes Kinn vor, ihr schlanker Hals
wurde noch etwas länger, und sie schob die Unterlippe vor, was sie –
zusammen mit ihrem französischen Pagenhaarschnitt – einfach
unglaublich sexy aussehen ließ.
»Was hätte ich denn tun sollen? Etwa bis zur nächsten
Ausweichmöglichkeit rückwärtsfahren, wie das erwartet wird? Das
wären dann mindestens … Ach, Scheiße! Jedenfalls wären es etliche
Kilometer gewesen. Warum bauen die ihre Pisten nicht wenigstens
so breit, dass zwei Fahrzeuge im Schritttempo aneinander
vorbeikommen?«
»Das weiß ich auch nicht«, presste Cass zwischen
zusammengebissenen Zähnen hervor. Sie sah mich noch immer nicht
an, blickte nur stur und mit verschränkten Armen nach vorn.
»Vielleicht wollen die Isländer einfach nicht so breite Straßen oder es
mangelt an Geld.«
»Dann sollen sie von mir aus einen Hochlandpass einführen, so
wie bei uns in Australien die Permits für Nationalparks oder
bestimmte Outback-Strecken. Von den Gebühren könnten sie locker
ihre Tracks warten und ausbauen lassen.«
»Wir sind hier aber nicht bei dir in Australien!«
»Brauchst du mir nicht extra zu sagen«, knurrte ich zurück.
Langsam stieg mein Puls. »Nicht mal in den Snowy Mountains würde
ich mir im tiefsten Winter so sehr den Arsch abfrieren wie seit knapp
vier Wochen hier.«
»Warum bist du dann überhaupt mitgekommen?«
»Das weißt du ganz genau.«
»So, tu ich das?«
»Ja. Mir liegt sehr daran, unsere Probleme in den Griff zu
bekommen.«
»Davon spüre ich nicht gerade viel.«
»Dieser Vollpfosten von einem Ranger hat versprochen, mich bei
der Polizei anzuzeigen«, kam ich wieder aufs eigentliche Thema
zurück. Ich mochte mich nicht gleichzeitig an zwei Fronten mit Cass
duellieren. »Und wieso? Weil ich fünf, ich wiederhole, fünf
Zentimeter neben den Track ausgewichen bin, damit unsere
Fahrzeuge aneinander vorbeikamen. Wie bescheuert ist das denn?«
»Alles, was nicht on the road ist, ist zwangsläufig off the road«,
zitierte Cass schnippisch den Rangerzwerg. »Das bedeutet, sobald
die Räder die Fahrspur verlassen, und sei es auch nur um wenige
Zentimeter, zählt das als illegales Offroad-Fahren.«
»Und dafür soll ich jetzt womöglich als Strafe ein kleines
Vermögen hinblättern?« Ich schüttelte den Kopf. »Keine Sau fährt
hier oben bei Gegenverkehr so lange rückwärts, bis er eine
geeignete Ausweichstelle findet. Das ist nicht nur fern jeglicher
Logik, sondern wäre auch völlig irre.«
»So sind hier eben die Vorschriften. Und nicht nur hier. Vielleicht
werden in Australien manche Dinge etwas lockerer gehandhabt«,
fügte sie mit vorgestrecktem Kinn kämpferisch hinzu, »aber du hast
dich nun einmal entschlossen, mit mir in meiner Heimat Deutschland
zu leben. Dann pass dich bitte auch an die europäischen
Gepflogenheiten an.«
»Klar, dass du das sagst«, konterte ich. »Auf Vorschriften und
Regeln fährt man in deiner Familie ja auch voll ab.«
»Du bist so ein Arsch, Cooper, weißt du das?«
Ich hatte genug. Natürlich wäre es besser gewesen, wenn ich
jetzt mein vorlautes Mundwerk gehalten hätte, aber ich konnte
einfach nicht anders. Zu viel hatte sich in den vergangenen Monaten
angestaut.
»Klar weiß ich das«, antwortete ich so süß, dass es bei Cass
eigentlich einen Zuckerschock hätte auslösen müssen. »Es vergeht ja
auch kaum ein Tag, an dem mich dein Vater nicht daran erinnert.«
»Lass gefälligst meinen Vater aus dem Spiel!«
»Wieso? Er mischt sich täglich in unser Leben ein, er beeinflusst
dich und er versucht uns auseinanderzubringen. Nebenbei behandelt
er mich von oben herab, als wäre ich eine Kakerlake, die er sofort
zertreten würde, wenn seine über alles geliebte Tochter nicht mit ihr
verheiratet wäre.«
Cassandras Blick schnellte wie von einem Katapult beschleunigt zu
mir herum. »Du kapierst es nicht, oder? Vielleicht hat der Ranger mit
seiner Drohung übertrieben, wegen den paar Zentimetern Anzeige
zu erstatten. Aber so ist hier nun mal das Gesetz, auch wenn dir das
nicht passt. Aber darum geht es gar nicht. Es ärgert mich, dass du
anschließend, nur um deinen Frust rauszulassen, tatsächlich offroad
fährst. Das zeigt nämlich deine Unreife und Unfähigkeit, mit
Problemsituationen umzugehen.«
»O Mann …!«
»Mehr fällt dir dazu nicht ein?«
»Okay«, sagte ich reumütig und versuchte damit zu retten, was
noch zu retten war. Schließlich hatte ich mich – zumindest was das
neben der Piste herumkurven anging - tatsächlich wie ein unreifer
Teenager aufgeführt. Dass ich im Umgang mit anderen Menschen oft
etwas unbeholfen war, machte die Sache auch nicht besser. Was ich
beispielsweise gerade über Cass’ Vater gesagt hatte, war in etwa so
sensibel wie ein Beilhieb gewesen, auch wenn es der Wahrheit
entsprach. Dies an Cass auszulassen, war allerdings ziemlich gemein
gewesen.
»Es war echt scheiße von mir, einen Halbmond in den Sand zu
fahren. Tut mir aufrichtig leid. Aber jetzt habe ich wenigstens einen
Grund, das Bußgeld zu bezahlen.«
»Ja, natürlich! Ohne kann Mr. Macho auch unmöglich damit
klarkommen, den Kürzeren gezogen zu haben.«
Ich trat so heftig auf die Bremse, dass Cass ein unterdrückter
Schrei entwich und sie sich mit beiden Händen am Armaturenbrett
abstützte.
Der Land Cruiser hatte sich bei meinem plötzlichen
Bremsmanöver beinah quergestellt. Vermutlich stand er jetzt mit
dem rechten Vorderreifen wieder eine fünfhunderttausend
isländische Kronen teure Daumenlänge neben der aschgrauen Piste,
doch das war mir egal.
»Ihr Deutschen seid ja so was von paragraphentreu, strebsam,
steif und arrogant. Wobei dein Vater in den letzten zwei Disziplinen
geradezu königlich auftritt.«
»Das reicht!« Cass nestelte an ihrem Sicherheitsgurt.
»Was hast du vor?«
»Wonach sieht’s denn aus?«
Wenn mich etwas während eines Streits endgültig auf die Palme
brachte, dann waren das diese fruchtlosen Frage-auf-Frage-
Spielchen.
Ich sah zu, wie Cass ihr feuerrotes Stirnband über ihre
petrolschwarzen Haare streifte, den Reißverschluss ihrer
Trekkingjacke hochzog, die Handschuhe anzog und sich zwischen
unseren Sitzen nach hinten reckte, um sich ihren Rucksack zu
krallen.
»Wo soll’s denn hingehen?«, fragte ich in vorgetäuschter
Aufgeräumtheit. Gleichzeitig hätte ich mich in den Hintern treten
können, weil ich schon wieder provozierte und obendrein das
verhasste Fragespiel fortsetzte.
»Wieso interessiert dich das?«
Ich verdrehte die Augen. »Bis zum Gasthaus in Vík sind es noch
an die neunzig Kilometer.«
»Ich werde schon jemanden finden, der mich mitnimmt«,
antwortete sie trotzig und öffnete die Tür.
»Vielleicht von der Ringstraße aus. Aber bis dahin sind es auch
über fünfzig Kilometer. Willst du da zu Fuß hinlaufen? Wie du
vielleicht bemerkt hast, sind wir seit heute Morgen keinem anderen
Menschen begegnet, diesen bekloppten Zipfelmützentroll lasse ich
bewusst außer Acht.«
»Und wenn schon!« Sie stieg aus und knallte die Beifahrertür
schwungvoll zu.
Ich riss meine Tür ebenso energiegeladen auf und sprang aus
dem Wagen. Sofort pfiff mir ein eisiger Wind um die Ohren. Es war
Ende September, und man fror, als stünde man nackt in einem
Kühlraum, dessen Gebläse verrücktspielt. Da half auch die Sonne
nichts, die gerade hinter einer anthrazitgrauen Wolke hervorblinzelte
und die giftgrünen Moosteppiche in der schwarzen Lavasandwüste
aufleuchten ließ.
»Nun warte doch«, versuchte ich es nochmals auf die
versöhnliche Tour. »Ich verstehe ja, wenn du sauer bist, aber …«
»Nein, du verstehst es eben nicht! Ich brauche jetzt ein paar
Stunden Abstand von dir. Im Moment könnte ich dich nämlich zum
Mond schießen.«
Ich verkniff mir die Bemerkung, dass es hier zumindest schon mal
so aussah. »Erwartest du, dass ich dir die nächsten Stunden im
Schritttempo hinterherfahre? Oder soll der Herr Chauffeur lieber in
zehn Kilometern auf die Prinzessin warten?«
»Verzieh dich einfach, okay?«
»Wie Frau Gebrauchtwagenkönigin wünscht.« Ohne auf Cass’
Reaktion zu warten, machte ich auf dem Absatz kehrt und ging zum
Wagen zurück.
Ich brauchte Cassandras Gesicht nicht zu sehen, um zu wissen,
dass ich eben einen Treffer in ihre Magengrube gelandet hatte. Mit
Tiefschlägen kannte ich mich schließlich seit meiner Kindheit aus.
Eine Lebenserfahrung, die ich meinem gewalttätigen Stiefvater
verdankte.
Ich knallte die Autotür lauter als nötig zu, knallte den ersten Gang
rein, löste die Handbremse und fuhr an Cass vorbei, ohne sie noch
eines Blickes zu würdigen.
Während ich weiter die Piste entlangholperte, hakten sich meine
Gedanken ungewollt in eine Zeitschleife ein und reisten zurück zu
dem Tag, an dem Cass und ich uns im westaustralischen Broome
kennenlernten …
Cass hatte in Deutschland gerade erfolgreich ihr
betriebswirtschaftliches Studium abgeschlossen und reiste mit einer
Freundin für vier Monate durch Down Under. Ich arbeitete zu der
Zeit tagsüber auf einem Fischercharterboot, abends frönte ich
meiner großen Leidenschaft, dem Musik machen, und trat als Gitarist
und Sänger einer Band in Hotels und Pubs auf.
Nach einem Gig im geschichtsträchtigen Roebuck Bay Hotel
sprach mich Cass an. Ihr hatte unsere Version von Lee Kernaghans
The way it is eine Gänsehaut bereitet. In den darauffolgenden zehn
Tagen verbrachten wir jede freie Minute miteinander, wobei mir ihre
Freundin oft leidtat, da sie sich zu Recht wie das dritte Rad am
Wagen vorkam. Nachdem die zwei weitergezogen waren, blieben
Cass und ich über E-Mail und Skype in Verbindung. Daran änderte
sich auch nichts, als sie sechs Wochen später nach Deutschland
zurückkehrte. Dort hätte sie eigentlich die Leitung einer
Gebrauchtwagenfiliale ihres Vaters übernehmen sollen. Stattdessen
kehrte sie mit einem Working-Holiday-Visum nach Australien zurück,
allerdings ohne mir das zuvor zu verraten. So freudig überrascht
wurde ich bis zu diesem Tag nur einmal in meinem Leben; an
meinem achten Geburtstag, als ich von meinem Dad eine Gibson L-5
Jazzgitarre geschenkt bekam.
Cass’ Dad war über ihre Rückkehr nach Australien in etwa so
begeistert wie über den Abgasskandal bei Volkswagen. Der hatte ihn
zehntausende Euro gekostet, da er die Preise für die Dieselfahrzeuge
in seinen Gebrauchtwagenfilialen massiv senken musste. Das bekam
ich von ihm so oft zu hören als trüge ich daran die Schuld.
Natürlich wusste der Gebrauchtwagen-King, dass seine Tochter
ihre Auszeit von der heimatlichen Arbeitsfront in erster Linie wegen
mir um ein Jahr verlängert hatte, wodurch ich von Anfang an nicht
das beste Blatt in Händen hielt. Ein Typ ohne richtige Ausbildung war
für Rudolf, um es im Gebrauchtwagenjargon auszudrücken, der
Kolbenfresser im V8-Motor seines Porsche Carrera. Dass Cass ein
weiteres, „sinnlos vergeudetes“ Jahr damit verbrachte, mit einem
ehrgeizlosen Künstler in Down Under zu verbringen, war Rudolf nicht
nur ein Dorn im Auge, es grenzte für ihn schon fast an Hochverrat.
Schließlich hatte er Großes vor mit seiner Tochter. Sie sollte einmal
sein Geschäftsimperium übernehmen, das aus acht großen, über das
ganze Land verteilte Gebrauchtwagenfilialen und mehreren
Autowerkstätten bestand. Fairerweise muss ich zugeben, dass der
King nicht ganz unrecht hatte, was mich betraf; ich war damals
tatsächlich kein besonders karrieregeiler Typ. Ich lebte an einem
traumhaften Ort und konnte tun, was mir am meisten Freude
bereitete. So lautete mein Lebensmotto: Das Leben ist eine Reise,
die mit der Gewissheit enden sollte, dass man sie genossen hat. Was
nützte es, wenn man sich eine goldene Nase verdiente, dafür aber
das wahre Leben verpasste? Den Würmern war es bestimmt egal, ob
man am Ende seines Lebens der Reichste auf dem Friedhof war.
Solange ich nur für mich verantwortlich war und um mich
kümmern musste, war diese Lebenseinstellung okay gewesen. Nach
der Heirat mit Cass hatte sich das aber geändert. Wir waren ein
Team, und ich wollte meinen Teil zu einer funktionierenden
Beziehung beitragen, indem ich Verantwortung übernahm und mich
nicht, wie es King Rudolf ausdrückte, durchs Leben stahl.
Eine Bewegung links von mir riss mich aus den Gedanken. Ich sah
aus dem Seitenfenster. Keine hundert Meter von mir entfernt zog
eine Herde Islandpferde vorbei. Ihre langen Mähnen und Schweife
flatterten wie Fahnen im Wind. Ein paar von ihnen waren gefleckt,
die meisten ockerbraun oder schneeweiß. Letztere bildeten einen
atemberaubenden Kontrast zur schwarzen Lavaerde.
Ich verlangsamte mein Tempo, vorauf die Tiere vom Trab in ihren
zusätzlichen Extragang, den Tölt, wechselten. Als die Herde hinter
einem schwarzen Lavahügel verschwand, hielt ich an. Ich nahm den
iPod vom Armaturenbrett und suchte nach Daryl Braithwaite. Dann
scrollte ich bis zum Song Horses, drückte auf ›Play‹ und drehte die
Lautstärke auf Scheibenzittern hoch.
Bei dem Song musste ich immer an meinen Vater denken;
Braithwaite war einer seiner australischen Lieblingsmusiker gewesen.
Dad war ein großer, bulliger Mann mit nach hinten gekämmten
Haaren, einer schlanken Nase und einem schmallippigen Lächeln. In
seiner Jugend war er ebenfalls Leadgitarrist einer Rockband
gewesen. Heute würde ich sagen, dass er optisch aber eher wie ein
Country-Sänger ausgesehen hatte. Mehr als einmal meinte er, wenn
ich musikalisch etwas mehr Ehrgeiz an den Tag legen würde, könnte
ich ein Rolling Stone werden. Wann immer ich mich an diese
Gespräche zurückerinnere, sehe ich ihn vor meinem geistigen Auge
zum Spaß an einer imaginären Gitarre zupfen. Nach einem
Angelausflug, während dem wir mal wieder eine hitzige Diskussion
über die besten australischen Songs aller Zeiten führten, schenkte er
mir ein ledergebundenes Notizbuch. Darin sollte ich, sagte er mit
einem Schmunzeln, meine persönliche Bestsellerliste eintragen und
diese nach einem Jahr wieder überarbeiten. Das tat ich bis heute.
Ich denke, die Absicht meines Vaters war, dass mir damit immer
bewusst blieb, welch immense Bedeutung die Musik für uns
Menschen hatte und welche Kraft sie uns geben konnte. Fragt mich
jemand nach diesem Buch, antworte ich scherzhaft, es sei mein
Gesangsbuch.
Daryl Braithwaites Schmirgelpapierstimme setzte zum Refrain an,
und ich sang aus voller Kehle mit.

… So wird es sein, mein kleiner Liebling.


Wir werden auf den Pferden reiten.
Weit oben im Himmel, mein kleiner Liebling.
Und wenn du fällst, dann werde ich dich auffangen …
Mit dem Refrain packte mich das schlechte Gewissen. Ich bekam
einen Kloß im Hals, den ich runterzuschlucken versuchte, aber er
verbiss sich wie ein tollwütiger Marder in meine Kehle.
Wie hatte es zwischen Cass und mir nur so weit kommen können?
Noch vor einem knappen Jahr waren wir frei wie die Islandpferde
gewesen, dem Himmel nah, und wäre einer von uns gefallen, hätte
ihn der andere ohne zu zögern aufgefangen. Und was war jetzt? Wir
stritten wegen jeder Kleinigkeit, ja, wir provozierten diese Reibereien
auch noch.
Vor dreizehn Monaten hatten wir in Broome geheiratet. Natürlich
wäre ich am liebsten mit Cass in Down Under geblieben. Doch sie
hatte ihrem Vater versprochen, nach Deutschland zurückzukehren,
um seine zweitgrößte Gebrauchtwagenfiliale in Frankfurt zu
übernehmen und auf Vordermann zu bringen. »Schauen wir doch
einfach mal wie’s läuft«, hatte Cass vorgeschlagen. »Wenn wir
unzufrieden sind, können wir uns immer noch überlegen, welche
Alternativen uns offenstehen.«
Nun ja, ich war unzufrieden. Dies lag sowohl am Klima, als auch
am Leben in der Großstadt. Vom ersten Tag an fühlte ich mich in
Frankfurt wie eine Dosensardine. Cass zuliebe war ich aber bereit
gewesen diesen Zustand zu akzeptieren. Zumindest solange ich das
mental verkraften konnte. Allerdings hatte ich diese Rechnung ohne
den Gebrauchtwagenkönig gemacht.
Für Rudolf König war ich ein rotes Tuch. Wenn er mich nur sah,
begannen seine Augen zu funkeln und seine Nasenflügel wie die
Nüstern eines Stiers in der Kampfarena zu beben.
Ich wusste immer noch nicht, wie ich so bescheuert hatte sein
können, auf seinen Vorschlag einzugehen, das
Gebrauchtwagenbusiness von der Pike auf zu lernen. Gut, zu Anfang
schien es die perfekte Lösung zu sein, in Rudolfs Hauptfiliale zu
arbeiten. Durch die Heirat mit Cass hatte ich schnell eine
Arbeitserlaubnis für Deutschland erhalten, allerdings sprach ich
zunächst kein Wort Deutsch. Darüber hinaus glaubte ich, durch die
Arbeit in King Rudolfs Hauptfiliale könnte ich diesem beweisen, dass
ich nicht der nichtsnutzige Lebenskünstler war, für den er mich hielt.
Ich legte mich in jeder Hinsicht ins Zeug. Bis zu unserer Reise
nach Island besuchte ich dreimal pro Woche einen Deutschkurs, was
mir überraschenderweise schnell großen Spaß machte, da ich mich
als ziemlich sprachbegabtes Kerlchen entpuppte. Eisern
entschlossen, mindestens ein Jahr beim King durchzuhalten, ehe ich
mich eventuell nach einem anderen Job umsah, schuftete ich im
Hauptgeschäft des Kings, von dem aus er über sein Imperium und
damit auch mich regierte.
Mein Job war es, die neu erworbenen Gebrauchtwagen innen und
außen zu reinigen und kleine Reparaturen auszuführen, was eine
absolut hirntötende Arbeit war, die ich jedoch nicht nur
pflichtbewusst, sondern auch mit großer Sorgfalt und noch größerem
Engagement erledigte. Ich machte freiwillig Überstunden, sprang
ein, wenn irgendwo Not am Mann war oder jemand
krankheitsbedingt ausfiel. Dennoch gelang es mir nicht, dem
Gebrauchtwagen-King und seiner rechten Hand - einem Polen
namens Boris Kubiak, der das Klischee des unlauteren
Gebrauchtwagenhändlers regelrecht zu zelebrieren schien –
irgendetwas recht zu machen.
Nach einem Dreivierteljahr unter König Rudolfs Herrschaft
interessierte mich das Gebrauchtwagengewerbe nicht mal mehr
einen Mäusefurz. Außerdem war mir klar geworden, dass Rudolf
mich nur in seiner Hauptfiliale arbeiten ließ, um einen Keil zwischen
Cass und mich zu treiben und mich so weit zu demoralisieren, dass
ich aufgab. Dass sein Plan beinahe aufgegangen war, lag letztendlich
aber nicht nur an seinen unzähligen Schikanen und Intrigen, sondern
auch an einem, in meinem tiefsten Herzen verwurzelten Gefühl, das
ich nur schwer bekämpfen konnte: Der Liebe zu meiner Heimat.
Meine Versuche mit Cass darüber zu reden, waren alle im Sand
verlaufen. Einerseits wollte sie nicht glauben, dass ihr Vater uns
auseinanderbringen wollte. Da sie in einer Filiale am anderen Ende
der Stadt arbeitete, bekam sie davon auch nicht wirklich etwas mit.
Andererseits war sie zuversichtlich, dass mein Heimweh mit der Zeit
schon vergehen würde. Ich war davon allerdings alles andere als
überzeugt.
Als ich ihr dann sagte, ich hätte vor, mich nach einem anderen
Job umzusehen, war sie gekränkt und warf mir vor, zu schnell
aufzugeben. Letztendlich gab ich ihrer Bitte nach, es noch ein halbes
Jahr unter der Fuchtel ihres Vaters zu versuchen. Ein Fehler, wie sich
herausstellte. Bei der Arbeit blieb alles beim Alten, dafür nahm in
den darauffolgenden Monaten meine Lebensfreude weiter ab,
während meine Gereiztheit im gleichen Maß zunahm. Und als wäre
das nicht schon genug, war da auch noch Boris Kubiaks
unverhohlenes Interesse an Cass. Er trug es so offen zur Schau,
dass ich mehrmals versucht war, ihm die Visage zu polieren.
Vermutlich hätte das King Rudolf gefallen, da ich dadurch sicher
mächtig Ärger bekommen und man mich womöglich sogar des
Landes verwiesen hätte. Nichtsdestotrotz war ich immer noch der
Meinung, dass jeder, der mit solch einem gierigen Haifischlächeln
einer verheirateten Frau hinterherschaute, mal einen Wagenheber
mit den Zähnen fangen sollte.
Zu den rockigen Klängen von Midnight Oils Beds Are Burning fuhr
ich rasant durch ein mehrere Meter breites Bachbett. Es war bereits
das dritte, das ich seit der Trennung von Cass querte. Zwar waren
alle nur knöcheltief gewesen, trotzdem würde sich Cass nasse Füße
holen. Blieb zu hoffen, dass das eisige Gletscherwasser ihr
Temperament ein wenig abkühlte.
Während sich die schmale Sandpiste dem rundum steil
aufragenden Öldufell näherte, schaffte ich es endlich, mich aus den
trüben Gedanken zu befreien.
Der Blick auf den achthundert Meter hohen moosbewachsenen
Berg, der wie ein Göttersitz am Fuß eines gigantischen
Gletschergebietes aufragte, war zugegebenermaßen
atemberaubend.
Je näher ich dem Öldufell kam, umso dichter führte die schwarze
Sandpiste an ein steil abfallendes Flusstal heran. Schließlich rückte
eine weitere Furt in mein Blickfeld. Sie führte über den gut dreißig
Meter breiten Bláfjallakvísl. Der Fluss hatte eine mehrere Meter tiefe
Schlucht in die schwarze Hügelflanke gefressen, ehe er fünfzehn
Meter weiter als Wasserfall ins Flusstal stürzte.
Ich hielt auf dem Track an, um mir die Furt genauer anzusehen.
In den vergangenen Tagen hatten wir im weitgehend brückenlosen
Hochland schon einige tiefe Flüsse und Schwemmgebiete
durchfahren. In Island war bei Flussdurchquerungen stets mit tiefen
Auswaschungen, großen oder spitzen Steinen und oft auch mit
starker Strömung zu rechnen. Dafür bestand anders als in Australien
nicht die Gefahr, in schlammigem Untergrund stecken zu bleiben und
dann von hungrigen Salzwasserkrokodilen als Snack ins Auge gefasst
zu werden. Was die Furt durch den Bláfjallakvísl betraf, so gehörte
sie jedenfalls definitiv zu denen, die man mit gebührendem Respekt
angehen musste.
Das zwischen schwarzen Lavafelsbrocken dahinrauschende
Wasser war meiner Einschätzung nach etwas mehr als knietief. Dies
stellte für meinen Land Cruiser eigentlich kein Problem dar. Er
verfügte über eine Wattiefe von über siebzig Zentimetern. Sorge
bereitete mir daher weniger der Wasserstand, sondern die großen
Felsbrocken, die wie hinterlistige Trolle unter Wasser lauerten.
Es machte Sinn, den Bláfjallakvísl erst einmal zu durchwaten. Das
fand ich in diesem Moment allerdings so erstrebenswert wie eine
Nacktwanderung durch ein hüfthohes Schneefeld.
Da Cass ohne Wathose nicht durch den eisigen Fluss kommen
würde, beschloss ich, hier auf sie zu warten und die Flusserkundung
bis zu ihrem Eintreffen aufzuschieben.
Es war ohnehin Zeit unseren Streit zu beenden. Ich war schuld an
ihm, das war mir inzwischen klar, und das wollte ich Cass unbedingt
sagen. Heimweh, King Rudolfs Intrigen und Cass’ Weigerung in
Betracht zu ziehen, dass es mir eben doch nicht gelingen könnte, in
Deutschland heimisch zu werden, waren sicher mitverantwortlich für
meine Unzufriedenheit und meine Überreaktion. Sie als
Entschuldigung für meine mutwillige Offroad-Fahrt vorzuschieben,
war jedoch nicht richtig. Außerdem wollte ich noch vor Einbruch der
Nacht mit Cass in Vík sein.
Ich freute mich schon jetzt auf eine lange, kochendheiße Dusche
sowie ein warmes, weiches Bett, und Cass ging es sicher nicht
anders.
Ich setzte den Land Cruiser zurück bis zu einer Stelle direkt an der
steilen Uferböschung, von der ich annahm, dass sie der isländischen
Vorstellung einer korrekten Park - oder Ausweichstelle entsprach.
Da ich in etwa so Kälteresistent wie ein Orang-Utan war, musste
ich mich sammeln, ehe ich ausstieg.
Draußen im Freien schweifte mein Blick vom breiten, gut zehn Meter
in die Tiefe stürzenden Wasserfall zu den darunterliegenden
Kaskaden, über die sich der Fluss weiß schäumend ins Tal ergoss.
Zugegeben, es war schwer sich der wilden Schönheit zu erwehren.
Ehrfürchtig blickte ich zum Öldufell auf, dessen steil aufragenden
Flanken fast zur Gänze mit Moos bewachsen waren, das in der
Mittagssonne giftgrün leuchtete. Wie eine uneinnehmbare Festung
thronte der Berg inmitten des Bláfjallakvísl. Gleich mehrere
Flussarme umströmten ihn, getrennt von einer Reihe schwarzer
Lavasandinseln.
Als ich den Blick weiterschweifen ließ, musste ich die Augen
zusammenkneifen, um nicht von dem dahinter aufragenden
Auslassgletscher geblendet zu werden. Er verschmolz nahtlos mit
dem gewaltigen Mýrdalsjökull, der unter seinem Eisschild einen der
aktivsten Vulkane Islands verbarg.
Diese Landschaft schien wahrlich nicht von dieser Welt zu sein.
Auf mich wirkte sie in diesem Augenblick gleichermaßen faszinierend
wie beängstigend.
Ein Blick nach Norden verriet mir, dass es bald vorbei war mit dem
– für isländische Verhältnisse – bombastischen Wetter. Eine
schiefergraue Wolkenwand schob sich in meine Richtung. Zwar war
sie noch ein ganzes Stück entfernt, aber schon jetzt wirkte sie
außergewöhnlich düster und bedrohlich. Daran änderte auch der
doppelte Regenbogen nichts, der sich wie das Tor zur Unterwelt über
die schwarzgrüne Hochebene spannte.
Ich sah auf die Uhr. Bis Cass den Blákvíslarfoss erreichte, würde
es bestimmt noch eine halbe Stunde dauern. Bis dahin war die
Schlechtwetterfront vermutlich bereits hier.
Ich überlegte, ob ich umkehren und ihr entgegenfahren sollte,
entschied mich dann aber dagegen. Cass wollte eine Pause von mir,
und die sollte sie bekommen.
In der Zwischenzeit vertrat ich mir die Beine. Der Wasserfall gab
von unten fotografiert bestimmt ein tolles Motiv ab, ebenso wie der
Öldufell mit dem dahinterliegenden Gletscher und den Regenbögen.
Außerdem war mir in einem der verzweigten Seitenarme des Flusses
auch noch ein anderes interessantes Fotomotiv ins Auge gestochen;
eine karminrote Böschung an einer sonst schwarzsandigen Insel.
Ich holte das Stativ und die Fototasche mit der Nikon aus dem
Wagen, dann stieg ich abwechselnd auf weichen Moospolstern und
bröckeligem Gestein hinab zum Fluss.
Island bot unglaublich viele einzigartige Fotomotive, das konnte
ich nicht leugnen. Ich hatte schon einige großartige Aufnahmen
geschossen, wie beispielsweise vom türkisfarbenen Víti Kratersee in
der Caldera des Askja Vulkans. Trotzdem war ich froh, bald wieder
von dieser Insel zu kommen. Zwar war die Aussicht auf einen kalten,
grauen Winter in Deutschland nicht viel verlockender als die Arbeit
unter der Knute des Gebrauchtwagenkönigs und seines polnischen
Schergen, doch die blieb mir ja hoffentlich in absehbarer Zeit
erspart. Eins stand für mich in diesem Augenblick nämlich fest: Ab
jetzt würde ich mich wieder zusammenreißen. In vier Tagen ging
unserer Fähre zurück aufs europäische Festland. Wieder in
Deutschland, beabsichtigte ich mich um einen neuen Job zu
bemühen und mir noch einmal ein Jahr Zeit zu geben, um
herauszufinden, ob ich es nicht doch schaffte, in Frankfurt Fuß zu
fassen. Das hatte ich Cass zwar noch nicht gesagt, würde es aber
heute nachholen. War meine Sehnsucht nach Australien nach diesen
zwölf Monaten immer noch so groß wie jetzt, musste ich schweren
Herzens die Koffer packen.
Der Wetterwechsel veränderte die Landschaft. Die Moosflächen
verloren ihre intensive Farbe, wirkten nun mehr wie dunkelgrüne
Wiesen, während der Lavasand an Leuchtkraft gewann.
Insbesondere dort, wo es bereits regnete, schien sich die Lavaerde
in flüssigen Teer zu verwandeln.
Als mir der kalte Nordwind die ersten eisigen Regentropfen ins
Gesicht wehte, entschloss ich mich zum Land Cruiser
zurückzukehren.
Ein Blick hinauf zum Wasserfall ließ mich innehalten. Am Ende der
Furt holperte gerade ein großes, Unimog-ähnliches Geländefahrzeug
den Track hinauf. Wenn der Fahrer Cass unterwegs aufgelesen hatte,
wartete sie vermutlich bereits oben beim Wagen. Ich beeilte mich
mit dem Aufstieg, nicht zuletzt, da nun der Regen von heftigen
Windböen vorwärtsgepeitscht wurde und in dichten Schleiern über
die Landschaft fegte.
Oben angekommen, hastete ich um den Wagen, doch von Cass
fehlte jede Spur. Hatte sie die Mitfahrgelegenheit ausgeschlagen? Ich
konnte es mir nicht recht vorstellen. Immerhin musste sie bereits vor
einer Weile in die Regenfront geraten sein.
Ich öffnete die Fahrertür und kletterte auf den Sitz. Erst jetzt sah
ich den unter den Scheibenwischer geklemmten Notizzettel.
»Verdammt!«
Ich sprang zurück in den Regen und schnappte mir den Zettel Das
Papier war so aufgeweicht, dass es in zwei Teile riss.
»Fuck!« Ich hob den Scheibenwischer an und zog den
schlabberigen Rest darunter hervor, dann flüchtete ich wieder ins
Fahrzeuginnere. Dort pappte ich die beiden Teile auf den Rand des
Armaturenbretts.

Fah…e ...it Bri...i...e ...nd …oach… bis Vík í …d…l. Seh… …ns i… Gu…t…se, Cass

»Was zur Hölle soll das heißen?« Und warum musste Cass immer
einen Füller verwenden, anstatt wie die meisten Menschen einen
Kugelschreiber? »Fahre mit Bri…i…e und …oach… bis Vík í Mýrdal.
Sehen uns in – oder hieß es im? – Gu…t…se, Cass.« Was bedeutete
Gu…t…se, und wer waren die beiden Nasen, mit denen Cass
mitgefahren war?
»Verdammt, Cass!«, fluchte ich. »Gu…t…se …«, sagte ich laut,
dann fiel der Groschen. »Guesthouse!«
Ich ärgerte mich, dass Cass es vorgezogen hatte, mit Fremden
weiterzufahren, und mich erst im Guesthouse treffen wollte. Okay,
damit wollte sie mir eine Lektion erteilen. Schön. Botschaft
angekommen. Verdient hatte ich es ja. Aber einfach so stehen
gelassen zu werden, wurmte mich doch, und es verletzte mich.
Ich startete den Motor, schaltete den Geländegang zu. Aus den
Boxen drang sinnigerweise AC/DCs Highway to Hell.
Hätte ich mir in diesem Moment weniger Gedanken über Cass und
mich gemacht, hätte ich vielleicht rechtzeitig bemerkt, dass die
Freilaufnaben an den Vorderrädern nicht auf LOOK gestellt waren.
Stattdessen tauchte ich in den schäumenden Fluss ein und geriet
buchstäblich vom Regen in die Traufe.
Der Land Cruiser verlor sofort an Schub. Mit umgestellten Naben und
zugeschaltetem Allradantrieb hätte der Wagen genug Kraftreserven
gehabt, um die Furt im zweiten Gang zu durchqueren, und ich hätte
nötigenfalls auch noch beschleunigen können. So aber bestand keine
kraftschlüssige Verbindung zwischen den Vorderrädern und der
Antriebswelle, da mit geöffneten Naben kein Allradbetrieb möglich
war. Ich umklammerte das Steuerrad, verfluchte mich für meine
Dummheit und hoffte, es trotzdem unbeschadet auf die andere
Flussseite zu schaffen.
Die Hälfte hatte ich hinter mich gebracht, da prallte das linke
Vorderrad heftig auf einen unter der schäumenden Wasseroberfläche
verborgenen Felsen. Die linke Vorderseite des Wagens sprang
mindestens einen halben Meter in die Luft, parallel rutschte mein
Fuß von der Kupplung. Mit aufheulendem Motor und hartem Schlag
fiel der Wagen wieder in den Fluss zurück. Das Lenkrad schlug heftig
aus, gleichzeitig schien meine Hand von einem Stromschlag
getroffen worden zu sein. Ein unbeschreiblicher Schmerz schoss wie
ein sich nach allen Seiten verästelnder Blitz durch meinen Arm,
meine Brust und weiter hinauf bis in mein Gehirn.
Ich stieß einen lauten Schrei aus, gleichzeitig wurde mir schwarz
vor Augen.
»Bloody shit!« Ich schüttelte den Kopf, vertrieb die dunklen
Nebelfetzen vor meinen Augen und bekam so langsam wieder einen
klaren Blick.
Der Bláfjallakvísl rüttelte am quer zur Strömung stehen Fahrzeug.
Das Wasser spritzte auf meiner Seite bis zum Seitenfenster hoch,
gleichzeitig drückte es bereits durch den unteren Türspalt.
Ich betrachtete meine linke Hand. Der Daumen stand in einem
unnatürlichen Winkel von der Handwurzel ab. Er schien ausgerenkt
zu sein. Ich stöhnte.
Wie hatte ich nur so versagen können? Ich war doch
normalerweise ein sehr sicherer Geländewagenfahrer. Diesmal hatte
ich allerdings so ziemlich jede Regel gebrochen, von der ich geglaubt
hatte, sie sei mir schon vor Jahren in Fleisch und Blut übergegangen.
Der Motor war abgesoffen, das Wasser drängte wie ein Schwarm
blutgieriger Piranhas ins Fahrzeuginnere, und meine linke Hand war
nicht mehr zu gebrauchen.
Bei Fahrten in unwegsamem Gelände müssen alle Finger auf der
oberen Steuerradseite liegen, auch der Daumen. Anderenfalls bricht
man ihn sich mit Leichtigkeit, wenn das Steuer einen heftigen Schlag
abbekommt. Eine der 4x4-Regeln, die ich sonst immer ohne zu
überlegen befolgte, diesmal aber völlig vergessen hatte.
»Okay«, versuchte ich mich zu beruhigen. »Die Strömung ist
stark, aber nicht so stark, dass sie den Land Cruiser mit sich reißt,
jedenfalls nicht sofort. Da du den Motor ohnehin abgewürgt hast,
steigst du am besten aus und stellst die Freilaufnaben um.«
Zum Glück verfügte mein 79er Land Cruiser über einen
Schnorchel als Luftansaugung. Wenn ich Glück hatte, sprang der
Motor wieder an, auch wenn der Motorraum und die ganze
Auspuffanlage voll Wasser gelaufen waren.
Da ich die Fahrerseite unmöglich gegen die Strömung
aufstemmen konnte, kletterte ich mühsam auf die Beifahrerseite. Ich
stieß die Tür auf, und sofort strömte Wasser in den Fußraum.
Ich sammelte mich kurz. Die Schmerzen hatten sich inzwischen
vom verletzten Daumen in den linken Arm ausgebreitet,
dementsprechend unsicher und ungeschickt rutschte ich aus dem
Fahrzeug.
Mit einem Fuß landete ich unglücklich auf einem glitschigen Stein
und knickte ein. Instinktiv hob ich den schmerzenden Fuß, dabei
verlor ich das Gleichgewicht. Vergeblich versuchte ich mich am
Türrahmen festzuhalten. Als würden meine Beine von einem
Raubtier gepackt, riss mich die starke Strömung um.
Ich schlug hart mit der Stirn auf das Trittbrett des Land Cruisers.
Ein Blitzlichtgewitter jagte durch mein Gehirn und schloss die
Verbindungen zu meinen Muskeln kurz, gleichzeitig schien sich ein
Mantel aus Eis um meinen Körper zu legen. Als wäre ich ein toter
Fisch, riss mich der Fluss mit sich. Ich prallte gegen Steine, wurde
über das Geröllbett geschleift und von Wasserwirbeln wieder für
Sekunden mit dem Gesicht aus den Fluten gehoben.
Als mein Überlebensinstinkt endlich die Kontrolle über meinen
Verstand übernahm, begriff ich, dass ich jeden Moment über den
Rand des Wasserfalls stürzen konnte, stemmte die Füße in den
steinigen Grund und streckte beide Arme seitlich aus.
Mit der Brust prallte ich auf einen aus den Fluten ragenden, Moos
bewachsenen Felsen. Ich schlug die Finger meiner unverletzten
Hand wie einen Enterhaken in das dicke Polster, dann stemmte ich
meinen Körper hoch und robbte auf den Ellbogen auf die rettende
Insel.
Keuchend und wie ein frisch geschorenes Schaf in der Winterkälte
zitternd, blickte ich auf. Meine Wildwasserfahrt hatte nicht einmal
einen Meter vor dem Wasserfall geendet.
Zu beiden Seiten der vielleicht eineinhalb Quadratmeter großen
Felsplatte ragten keine weiteren, auch nur ansatzweise gleichgroße
Felsen aus den Fluten, die einen bestimmt tödlich verlaufenden Sturz
über den Rand des Blákvíslarfoss hätten verhindern können.
Das nannte man wohl Glück im Unglück. Ein raues Lachen würgte
sich aus meiner Brust. Wegen des tosenden Wasserfalls konnte ich
es nicht recht hören, aber ich wusste auch so, dass es sich wie das
eines Verrückten anhörte.
Ich drehte mich auf den Knien um. Die Gischt und der Regen
peitschten mir ins Gesicht. Mit zusammengekniffenen Augen blickte
ich zum Land Cruiser. Er stand ein ganzes Stück entfernt im Fluss.
Zwischen ihm und mir lagen ein paar schwarze Vulkanfelsen, die
ebenfalls nur knapp aus dem Wasser ragten.
Das Problem war nicht die Wassertiefe, sondern die starke
Strömung und der unebene Untergrund. Doch es half nichts. Ich war
jetzt schon bis auf die Knochen nass und durchgefroren. Wenn ich
nicht möglichst schnell zum Land Cruiser kam, mit ihm die andere
Flussseite erreichte und in trockene Kleider schlüpfte, holte ich mir
noch den Tod.
Anhand der Strömung, den Wasserwirbeln und vorstehenden
Steinen versuchte ich, den sichersten Weg zum Fahrzeug zu
berechnen. Dann rutschte ich vorsichtig wieder in die eisigen Fluten.
Immer wieder stolperte ich, wurde vom Strom mitgerissen, ehe ich
mich wieder gegen die Fluten stemmen und weiter durchs Wasser
kämpfen konnte. Dabei jagte jede noch so kleine Erschütterung
schmerzhafte Stiche durch meinen Daumen.
Irgendwie schaffte ich es bis zum Land Cruiser. Ich widerstand
dem Drang, ins Wageninnere zu klettern. Stattdessen hielt ich mich
vor Kälte zitternd einen Moment mit der unverletzten Hand am
Kotflügel fest, bis ich wieder ein wenig zu Kräften kam. Dann bückte
ich mich, tastete unter Wasser nach der Freilaufnabe und drehte sie
in die LOOK-Position.
Als ich mich auf die andere Seite gekämpft hatte, stellte ich mit
Entsetzen fest, dass der linke Vorderreifen platt war. »Auch dass
noch«, stöhnte ich. Ich tastete das Rad ab und stellte fest, dass es
zwischen zwei Steinen eingeklemmt war. »Mist, verfluchter!«
Ich drehte die Freilaufnabe, dann arbeitete ich mich wieder um
die Wagenfront herum zur Beifahrertür, kletterte zitternd wie ein
Junkie auf Entzug ins Fahrzeug und rutschte auf den Fahrersitz.
Mit dem defekten Vorderreifen war es unmöglich über den großen
Stein zu kommen. Ich musste es rückwärts und im Low-Modus
versuchen. Klappte auch das nicht, blieb mir nur noch die Schmach,
über das iPhone Hilfe zu rufen. Zwar funktionierte das Telefonnetz in
vielen Gebieten des Hochlandes nicht, einen Notruf konnte man aber
in Island überall absetzen.
Der Motor sprang auf Anhieb an – auf einen Land Cruiser war
eben verlass. Drei Versuche später hatte ich das eingeklemmte Rad
befreit. Ich umfuhr die beiden Felsbrocken und kroch trotz defektem
Reifen ohne größere Probleme auf die andere Flussseite.
Auf dem kleinen Hügel vor der Furt stellte ich den Land Cruiser
schief zum steil abfallenden Flusstal ab. Ich öffnete die Beifahrertür,
damit das Wasser im Fußraum abfließen konnte.
Anschließend sah ich mir den defekten Reifen an. Er war komplett
zerfetzt. »Weltklasse Leistung, Cooper. Ich würd’ ja beide Daumen
hochhalten, aber das bekomme ich ja auch nicht hin.«
Kopfschüttelnd löste ich die Halterung des kleinen
Originalwagenhebers, der unter dem Beifahrersitz befestigt war, warf
die Beifahrertür zu und ging zum Heck.
Obwohl ich mich wie eine Katze fühlte, die man in einen
Gletschersee geworfen und die es wider Erwarten halb tot zurück
ans Ufer geschafft hatte, beschloss ich, den Reifen zu wechseln.
Wenn ich mir erst trockene Kleider anzog und meinen tiefgefrorenen
Körper von der Heizung auftauen ließ, würden mich vermutlich keine
zehn Pferde mehr aus dem Fahrzeug zerren.
Im Reserveradrucksack am Heck kramte ich nach dem Radkreuz,
einer Distanzplatte und den Verlängerungsstangen für den
Wagenheber. Normalerweise hätte ich den Allzweckheber vom
Dachträger geholt. Mit ihm wäre der Radwechsel viel schneller
vonstatten gegangen. Doch erstens zweifelte ich, dass ich in meinem
Zustand aufs Fahrzeugdach klettern konnte, zweitens konnte ich das
fünfzehn Kilo schwere Ding mit einer Hand unmöglich adäquat
bedienen.
Passenderweise scheiterte ich bereits beim Versuch, die
Radmuttern des Reifens vom Reserveradbügel zu lösen. Da ich nicht
beide Hände gebrauchen konnte, versuchte ich es mit einem
altbewährten australischen Buschmann-Trick; Gewalt. Ich schlug mit
dem Gummihammer auf das Radkreuz ein, doch die Schraube saß so
fest, als wäre sie angeschweißt.
Als hätten sich alle Geister, Feen und Trollen Islands gegen mich
verschworen, verwandelte sich der Niederschlag jetzt auch noch in
Eisregen.
»Verfluchte Scheiße!« Beladen mit aller Wut und allem Frust, die
sich in mir aufgestaut hatten, ließ ich den Gummihammer ein
weiteres Mal auf das Radkreuz niedersausen.
Das Stahlkreuz wurde von der Radmutter gerissen und landete in
meiner Magengrube.
Ich sank auf die Knie und kippte zur Seite. Für einen Moment
flutete der Schmerz aus meinem Daumen in meinen Bauch. Ich
würgte, stöhnte, dann winselte ich wie ein geprügelter Hund. »Wie
dämlich … bist du … eigentlich?«, keuchte ich, als der Schmerz in
meine linke Hand zurückgeflossen war, und ich anstelle eines
Sternschnuppenregens wieder das triste Grau des isländischen
Himmels erblickte.
Es machte keinen Sinn. Allein schaffte ich es nicht, den Reifen zu
wechseln. Bevor ich mir noch endgültig den Tod holte, verzog ich
mich besser in den hinteren, zum Camper ausgebauten Teil des Land
Cruiser.
Ich programmierte die Heizung auf dreißig Grad und stellte sie an.
Ein kurzes Aufheulen, gefolgt von einem lauten Knall, versetzte mir
sogleich den nächsten Dämpfer. Aus der auf Bodenhöhe montierten
Heizung stiegen Rauchwölkchen auf und es roch nach verbranntem
Kunststoff. Irgendwie musste Wasser in die Luftansaugung und von
dort in den Wärmeaustauscher geraten sein. Das teure Teil, das ich
erst kurz vor unserer Islandreise eingebaut hatte, war nur noch
Schrott.
Dann musste ich eben zwei Schichten trockene Kleidung anziehen
und mich – nachdem ich einen Notruf abgesetzt hatte – in unsere
Schlafsäcke eingewickelt auf Hilfe warten.
»Shit, mein iPhone!« Ich zog den Reißverschluss meiner völlig
durchnässten Fleecejacke auf, holte das Mobiltelefon aus der
Innentasche und versuchte es anzustellen.
Das Ding war so tot wie eine überfahrene Ratte.
»O nein, das nicht auch noch …« Meine Gedanken sprangen zu
Cass. Was würde sie denken, wenn ich nicht im Guesthouse
aufkreuzte? Bis zur Schankstunde ging sie vermutlich erst einmal
davon aus, dass ich mir in einer Bar ein paar der zwar
ausgezeichneten, aber auch unverschämt teuren isländischen Biere
hinter die Binde kippte, um dann mit leichter Schlagseite bei ihr
aufzutauchen. Und danach? Würde sie sich Sorgen machen oder
aufgrund unseres Streits glauben, dass ich irgendwo in der Pampa
im Auto übernachtete? Was, wenn ich morgen bis zur Auscheckzeit
immer noch nicht bei ihr war?
Ich konnte mir bildlich vorstellen, wie King Rudolf seine Tochter
beim morgendlichen Kontrollanruf drängte, mir endlich den Laufpass
zu geben und auf dem schnellsten Weg nach Frankfurt
zurückzukehren.
Zumindest mit einer Vermutung würde Cass richtig liegen; heute
legte ich mich wohl mit Schlagseite schlafen. Ohne Alkohol waren die
Schmerzen auch nicht auszuhalten.
Ich zog mich umständlich aus, schmiss die nassen Kleider in eine
Plastikbox und schlüpfte in zwei Schichten Unterwäsche, Socken,
Trainingshosen und Jacken. Gleichzeitig überlegte ich, wie ich am
sinnvollsten meinen ausgerenkten Daumen verarzten konnte. Meine
Wahl fiel auf eine Socke, die ich zwischen Daumen und Zeigefinger
um die Hand wickelte und mit ein paar Streifen Klebeband fixierte,
sodass der Daumen auf dem Sockenpolster auflag. Darüber streifte
ich vorsichtig die zweite Socke.
Die ganze Prozedur hatte den Schmerzpegel wieder drastisch nach
oben getrieben, weshalb ich ein paar Tränen vergoss. Als ich sie mit
dem Handrücken wegwischte, fiel mein Blick auf das auf der
Kompressorkühlbox liegende iPhone. Ich erinnerte mich, irgendwo
einmal gelesen zu haben, dass man ein ins Wasser gefallenes
Smartphone nach dem äußerlichen Trocknen für mindestens zwei
Tage in einen mit Reis gefüllten Frischhaltebeutel legen sollte.
Angeblich entzog der rohe Reis dem Gerät dann die Feuchtigkeit.
Außerdem war es ratsam, die SIM-Karte zu entfernen Für Letzteres
fehlte mir das passende Werkzeug, doch Reis und
widerverschließbare Plastikbeutel führten wir im Land Cruiser mit.
Ein Versuch war es wert, auch wenn ich keine große Hoffnung
hatte. Das Ding war mir schließlich nicht einfach nur kurz ins Klo
gefallen, ich hatte es in regelrechter Titanic-Manier versenkt. Wie
auch immer; ein Reanimationsversuch war frühestens in
achtundvierzig Stunden möglich.
Ich trocknete das Gerät außen mit einem Geschirrtuch, steckte es
in einen Beutel, den ich mit meiner lädierten Hand ungeschickt mit
Reis füllte. Dabei verstreute ich die Hälfte auf den Fahrzeugboden,
als wollte ich eine Schar Hühner füttern. Ich kümmerte mich nicht
weiter darum, holte stattdessen eine Whiskyflasche aus einem der
Staufächer, wickelte mich in unsere Schlafsäcke und rollte mich auf
der Sitzbank wie ein Embryo zusammen.
Fünf kräftige Schlucke Lagavulin später fühlte ich mich endlich
etwas besser. Ich drückte die halbvolle Whiskyflasche wie einen
wertvollen Schatz an mich und lauschte den vertrauten australischen
Klängen aus den kleinen Batterieboxen, an die ich meinen iPod
angeschlossen hatte. Lee Kernaghans Stimme beruhigte meine
Nerven, ebenso wie der Lagavulin.
Als Lee, Colin Buchanan und Sara Storer meine persönliche
Nationalhymne Song of Australia anstimmten, war das so, als
würden mich die Fangarme eines Riesenkraken umschlingen und
langsam in die dunkle Tiefesee ziehen. Ich sehnte mich nach Down
Under, nach Broome, nach dreißig Grad im Schatten und nach dem
unbeschwerten Leben, das ich dort geführt hatte.
Erschreckenderweise fühlte sich das für mich in diesem Moment
ehrlicher und dringlicher an, als das Verlangen nach Cass.
Mein schlechtes Gewissen regte sich wieder. Es kletterte als
kleines weißes Engelchen auf meine rechte Schulter und flüsterte mir
ins Ohr, mich gefälligst am Riemen zu reißen. Doch mit dem
Selbstmitleid war das so eine Sache; suhlte man sich erst einmal im
Graben der Selbstzerfleischung, war es schwer, wieder aus ihm
herauszukriechen.
Am liebsten hätte ich das Moralapostelchen von meiner Schulter
geschnippt, doch dabei spielte mein linker Daumen nicht mit.
Ich schälte meine verletzte Hand aus den Schlafsäcken, zog
vorsichtig die Socke ab und betrachtete den vor Schmerzen
pochenden Daumen. Als Junge hatte ich einmal zugesehen, wie ein
Arzt die ausgekugelte Schulter meines Kumpels eingerenkt hatte.
Dabei hatte er das Handgelenk meines Freundes umklammert und
langsam aber fest am Arm gezogen, bis das Gelenk zurück in die
Pfanne gerutscht war. Die ganze Prozedur hatte verblüffend einfach
ausgesehen. Bei einem Daumen musste das eigentlich noch
einfacher und vor allem auch allein durchzuführen sein.
Ich fasste mir ein Herz, umklammerte den Daumen und zog
daran. Augenblicklich schoss ein siedendheißer Schmerz durch meine
Hand und meinen Arm, bis hinauf in mein Gehirn, wo er einen
kompletten Stromausfall verursachte.
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such as this one is held, prices reverberate throughout the world.
Immediately there follows a cleaning out of old attics, a thorough
brushing of odd closets; cupboards and lumber rooms are scoured;
and a general sorting over of places where odd things have been
relegated for years takes place. Naturally, the enormous price of the
Venus and Adonis caused a sensation when it was sold in London.
News of this sale quickly appeared in every paper in England.
A pretty story is told of how, one afternoon, two young Englishmen
were playing archery on an estate near Shrewsbury. Perhaps they
didn’t have a target, or if they did they mislaid it. Anyway, they picked
up an old book they found somewhere in one of the buildings on the
place, and stuck it against the lower branches of a tree to use for a
bull’s-eye. About to draw his bow, one of them was not quite satisfied
with the angle at which they had placed their target. So he walked
forward and turned it around. As he did so, some of the pages fell
back, and he read the magic name, “Venus.” Looking at the volume
further, he exclaimed to his companion, “I believe this old thing is
similar to that book which sold for £15,100 yesterday!” It soon sold
privately for more than £10,000, or about $50,000. Mr. H. C. Folger
of New York, the greatest collector of Shakespeareana, was the
buyer.
With these stories indelibly impressed on my mind, my delight was
unbounded when I espied on the library shelves of Dorchester
House, London, the residence of Sir George Holford, a matchless
copy of Venus in the second edition, 1594, five years earlier than
these famous “fourths.” Only three other copies were known. Be
assured that this was one of the first volumes I selected when, the
following year, I purchased the greater part of his collection. From a
monetary point of view this is the most valuable book that has ever
been sold.
To bring these stories down to date, an almost equally interesting
find was made after the sale of a signature of Button Gwinnett, at the
Anderson Galleries in New York last winter, for which I paid $22,500.
Gwinnett was one of the signers of the Declaration of Independence
from Georgia. His signature is very rare, as his life was snuffed out
suddenly in a duel with General Lachlan MacIntosh in 1777, when he
was still young. There are but thirty-three of these signatures known.
I bought my first Gwinnett, incidentally the first to be sold in many
years, in Philadelphia two years ago for $14,000. Some wag figured,
at the time, that it was worth exactly $1000 per letter. Mrs. Arthur W.
Swann, of New York, happened to read about my purchase in a
morning paper, and began to think over the various items of a
collection of autograph letters which her grandfather, Theodore
Sedgwick, had made, and which she inherited. The more she
thought about it, the more significant a hazy remembrance became;
she believed her grandfather had secured a Button Gwinnett similar
to the one I bought. After carefully searching through the collection
she found, much to her surprise and delight, a most beautiful
example of Gwinnett’s signature. In November, 1926, she sold the
entire collection, and I bought the Button Gwinnett for $28,500. This
was then a record price for any signature in the world’s history, the
young signer’s autograph having jumped to $2000 per letter! After a
while, selling a famous man’s handwriting by the letter will be as
common as selling antique silver by the ounce.
About four years ago a firm of auctioneers in London was requested
to sell a great mass of ordinary music belonging to the estate of a
late English noblewoman. The manager and his assistants were not
very keen about it, as the music was unsorted and on its face almost
worthless. But they finally agreed to do it on the condition it should
not require sorting. During the sale a dealer bought one of the
bundles. Later he sold some of it to other dealers, saving several
sheets for himself to take home. Some time passed and one night he
chanced to glance over the titles of these songs, catches, and other
musical compositions. As he turned one of the pages he fairly started
from his seat. He could hardly believe his eyes. A quarto pamphlet it
was, and most probably had been placed there years and years
before—perhaps as a bookmark—by someone who did not realize
its worth. It was a copy of Posthumous Fragments of Margaret
Nicholson by Shelley! The author’s name was not mentioned, but it
was edited by “Fitzvictor,” one of Shelley’s pen names. Here it lay
before him, in the original wrappers in which it was first published. Of
course, the news of the discovery spread like wildfire. Later, this
work sold for £1210, approximately $6000.
Propagandist pamphlets written by Shelley are extremely rare, and
have turned up in the most extraordinary places. They were
generally of an inflammatory or seditious nature, and he and Harriet
had the habit of throwing them from the windows wherever they
might be staying at the time, in the hope of hitting sympathetic
targets. I should like to be struck by one of those missiles!
Shortly after the War began I was informed of a letter written by
Amerigo Vespucci, to be offered in the Morrison sale in London. It
was the only known letter written by the man who gave his name to
two continents. Previous to its finding, the only record of Vespucci’s
own writing was a receipt bearing his signature. Now, the early
stages of the Great War were not exactly propitious times for
auctions or any other sales. The buying public of England, as well as
auctioneers, dealers, and collectors, all found their minds
preoccupied with but one subject—war. Objets d’art, books, and
manuscripts were put aside as playthings of a leisured hour; nor
were they to be considered when relatives and friends were fast
becoming a part of the war machinery daily departing for France. So
prices did the logical thing—tumbled.
Although I was aware of the situation, I believed it impossible that
this Vespucci letter could go for a low figure. Here was an unusual,
magnificent autograph more than four centuries old. War? Why, it
had known a hundred wars! With little hope and less expectation, I
cabled a bid of £2500—about $12,500. The arrival of a reply a few
hours later caused me pangs of fear. I tortured myself a few
moments with delectable suspense. Was the letter mine or not? A
momentous question! At last I gathered courage and read words
which were too curt, too few, to seem true. Not only was I the
possessor of this most precious historical letter, but at what a price—
a measly £395! It was almost impossible to realize that I had secured
for less than $2000 one of the greatest bargains in history.
BOOKROOM AT 273 MADISON AVENUE, NEW YORK
I was under a constant nervous tension until its arrival. When it
finally came I went with it into my library, locked the door, and settled
down to decipher the old and decorative handwriting. Vespucci had
written in Latin a somewhat grave and formal filial epistle to his
father. He was in Trivio Mugelli at the time, October 18, 1476. He
comments on a commonplace book, belonging to his uncle, Giorgio
Antonio Vespucci. These commonplace books were frequently kept
in the fifteenth century. They were used to note down Greek and
Latin quotations, the common information of the period. I had hardly
finished reading this before some mental click went off in my mind. I
left my comfortable chair and walked suddenly to a corner of my
bookcase. Quickly I picked out an old manuscript in a fifteenth-
century binding. I held in my hands an ancient commonplace book.
There on the title page was the written name—Giorgio Antonio
Vespucci!
Side by side in my library were Amerigo’s only letter and Uncle
Giorgio’s commonplace book! I was thrilled by it all. In something of
a daze I placed the two on the table before me. Separated for nearly
five hundred years, they were again together. Where had they been
those five centuries? What had they seen and heard? If someone
had thrown a diamond into the middle of the ocean, to recover it
years later, it could not have been a greater miracle than this almost
impossible literary remating. Now the letter and the volume are in the
Pierpont Morgan library, united forever.
Some collectors, to my eternal amazement, are completely satisfied
with small libraries. This desire for a limited number of exquisite
books originated in France centuries ago. Many of the wealthiest and
most meticulous book lovers went in for what is known as cabinet
collecting. They liked small books which they could handle easily,
and found no interest in the first edition of even an important classic
if it were large. Diane de Poitiers was one of the first cabinet
collectors. The beloved of Henry II, she would doubtless be forgotten
by collectors to-day if she had not, like Cardinal Wolsey, loved her
books more than her king. When she became a widow, Diane
immediately stamped her volumes with a laurel springing from a
tomb, with the motto, “I live alone in grief.” But when she began her
friendship with Henry she suppressed both the tomb and the legend.
In her boudoir in the Château d’Anet, just outside of Paris, long after
her death a small case was found filled with the most precious
volumes, all in beautiful bindings of red and citron morocco,
decorated with the crescents of Diana the book huntress. This little
nest of bookish nuggets was not found until 1723, but was in perfect
condition. The diversity of its contents was amusing. The fathers of
the Church nestled close to some of the most risqué stories of that
time, and the poets stood side by side with treatises on medicine and
the management of the household. It has always been of interest to
me that in the small collection of Diane de Poitiers were two books
relating to this country, thus making her one of the earliest collectors
of Americana. The first was Servete’s edition of Ptolemy’s
Geography, dated 1541, and the other, Les Singularitez de la France
Antartique autrement nommée Amerique, brought out seventeen
years later.
Perhaps the man who makes a covenant with himself to buy only a
small number of books, imitating the French collectors, is the
happiest and wisest of us all. He knows in his mind the location of
every volume on his shelves. At least he runs little chance of finding
himself in the position which was forced upon me several years ago.
I had purchased a first edition of Defoe’s Robinson Crusoe,
published in 1719, for which I paid $2500. Along with thousands of
other volumes on my shelves, I had not thought for months of poor
old Crusoe and his man Friday.
One day, however, a stranger came to see me, announcing with a
great air of assurance he had a really fine book which he knew
would delight me. Just how much, neither of us realized until it was
removed from its brown-paper wrapping. Then I recognized the
binding, and that it was my own Robinson Crusoe! I concealed my
surprise as I asked for its history and how he had come by it. With
charming facility he explained that it was left by his father-in-law to
his wife, and I became furious when he wound up with the worn tale
of its having been in his family “for over one hundred years.”
After he had finished his finely embroidered story I excused myself
from the room for a moment to telephone police headquarters.
Returning, I directly accused him of having acquired the book
dishonestly. Looking me in the eye, more in sorrow than in anger, he
stood by his guns. But when he heard the echo of heavy footsteps
beyond my study door he broke down, and told me a sordid hard-
luck story which made me feel rather sorry for him. I learned then
that he had also bought other volumes from a man who had been
employed by me some months before. He paid a few dollars for each
book—I asked him for the names of the others, and was relieved that
they did not compare in value to the Robinson Crusoe—and they
were delivered to his junk shop. There was some wistful quality
about this fellow; aside from his dishonesty, he spoke of books as
though he loved them. I could not prosecute him. Again I left the
room, this time to tell the two detectives who were waiting that I
would not press the charge. And it did seem most unfortunate for
him that he came to me, of all people in the world, with that
Robinson Crusoe!
The modern book lover who gratifies his taste with a small collection
usually starts off with what he calls a logical reason for his fixed
policy. Some men will collect everything they can find which has
been written by or associated with an author they love, generally
some writer who has had a definite influence upon their lives. Thus
there are men who gather every edition, pamphlet, manuscript,
autograph, or personal relic of Burns, Shelley, Thackeray, or
Dickens, to mention only a few. Other sentimentalists must have
every line of verse by the poet whose rhythmic genius has struck
sparks of music or passion in their own souls. On the other hand, a
practical person, such as an Arctic explorer, will hunt out every
known document mentioning the Arctic, while his colleague, the
African explorer, follows suit with his desires for all works concerning
his favorite quarter of the globe.
For years I have had a charming customer who is a romanticist if
ever there was one. Her enthusiasm is for books on those idealistic
lands beyond the mountains or behind the moon about which
English writers of all centuries have delighted to weave strange
fantastic tales, such as Sir Thomas More’s Utopia and Sir Philip
Sidney’s Arcadia. Then there is another customer, with his vivid
remembrance of old vintages, whose standing order since the
passing of the Volstead Act has kept us busy gathering all editions
and early works mentioning ardent spirits. He smacks his lips with
gusto when he obtains a particularly rare one. Another great
amateur’s favorite subject is everything relating to tobacco. English
authors from Ben Jonson to Charles Lamb allowed their love of
tobacco to permeate their works, and it is therefore a delightful task,
especially to an inveterate smoker, to pick up, here and there, old
books in which the authors endearingly mention perique and “cigars
of the Havana.” I recently owned a rare little volume on which
Charles Lamb had spilled some ale, and in which were found
remnants of tobacco. This might have caused a battle royal between
the two friends above mentioned, and, as I could not divide the
volume, I, like King Solomon on a more famous occasion, sold it to a
collector who was interested in gentle Elia for his dear self alone.
Very often these specialists have a change of heart. Their tastes
broaden and they develop into the maddest collectors of all. Perhaps
they suddenly realize the limited span of even a collector’s life, and
find they are missing many enchanting bypaths along the highroad of
books. When Richard Heber, the greatest bibliomaniac who ever
lived, began his library, he was interested only in purely classical
works. This English gentleman, although he has been dead for
nearly one hundred years, still survives, enshrined in every true
bookman’s heart. To recognize in oneself the symptoms of becoming
“the fiercest and strongest of all bibliomaniacs”—so Heber is
described—what secret joy and satisfaction! Heber’s library grew to
enormous proportions, and when he died he left more than one
hundred and fifty thousand volumes. Like Earl Spencer, it was
necessary for him to have many houses, just to hold his books. Eight
establishments there were, on the Continent and in England, each
overrun with books. It was he who started the craze for duplicate
copies, explaining that no one could afford to be without three copies
of a book: one for show, the second for use, and the third for
borrowers!
Everybody knows it is never quite safe to lend an umbrella, even to
one’s dearest friend; the very act of lending seems to demoralize the
borrower, who thinks not of the rainy days to come. If there is scant
hope of ever seeing the umbrella again, how much less is there for a
borrowed book—unless it happens to be a rare one! In that case it
may be discovered several generations later, when the worried and
loving owner, who by this time is reclining in some bookish Nirvana,
cares little for earthly treasures. How many great literary finds have
been made as a result of careless borrowers, I wonder!
PAGE FROM ORIGINAL MANUSCRIPT OF CHARLES LAMB’S
“THE TRIUMPH OF THE WHALE”

There is the case of a certain Englishman who, several years ago,


“borrowed” some early English books, printed by Caxton and
Wynkyn de Worde, from the libraries of Lincoln and Peterborough
Cathedrals. Lest they should be missed immediately, he left behind
him the covers of the books, stuffed with newspapers and replaced
on the shelves; the contents he carried away in his pockets. But one
day someone browsing about chanced to take down these skeleton
books. The fraud was discovered and reported to all book dealers
and collectors in England, so they should be on the lookout. Some of
the volumes, minus bindings, have already turned up at various
sales, but where they all are no one knows. They may be discovered
again somewhere, some day.
One day before the War a stranger called on Quaritch, one of the
most celebrated and astute booksellers in London, to whose shop
many rare books, in those days, naturally drifted. This man said he
had an old book, but didn’t know its value. Quaritch looked at it, and
immediately recognized it as the long-lost and valuable edition of the
laws of Massachusetts, known to collectors as The General Laws
and Liberties of Massachusetts, collected out of the Records of the
General Courts, and printed at Cambridge, Massachusetts, in 1648.
Inquiring of the owner what he thought he should receive for it, the
man would not say; he desired Quaritch to make him an offer.
Quaritch was known far and wide for his fair dealing. Now he took
into consideration various facts, the most important of which was that
he might have to keep the volume for some years before reselling it.
He therefore offered what he felt to be a perfectly fair price—£2500.
The man looked at him in “wild surmise,” then gasped. He would
have accepted fifty pounds for it! But now, he said, as he put on his
hat, with the layman’s suspicious look in his eye, he would have to
think it over. He was too frightened to make up his mind just then. He
never went back to Quaritch, but shopped around a long time, selling
it eventually for £5000—a little less than $25,000. Alfred Quaritch
told me that it was this experience which cured him forever of
making offers on books.
It is amazing how many of these first American editions have been
found across the Atlantic. Several years ago, while in England, I was
invited by a noted collector to inspect his library. We had been talking
books for hours, and as the twilight approached, did not think to turn
on the lights. I got up to leave and stumbled against a folio volume
which someone had carelessly left on the floor. I carried it quickly to
the window to see what it was. Opening the old calf binding in the
fading light, I read the written inscription on the title page: “This book
was used in the Trial of the Earl of Bellomont, Governor of New
York.” It was, to my astonishment, my uncle Moses’ old bête-noir, the
very rare First Laws of New York, printed by William Bradford in
1694. I was extremely pleased with this volume, and suggested to
the owner that inasmuch as it was a New York book, and not
particularly interesting to him, he might care to part with it, which to
my joy he gracefully did.
Printer Bradford has the distinction of being the first in both
Philadelphia and New York. His earlier works, published in
Philadelphia, loudly proclaim the hatred he had for some of the
Quakers of his day. He was constantly bringing out tracts against
them. When they threatened to jail him he found it necessary to
leave the City of Brotherly Love, and settled in New York. Several
years ago I attended a sale in Philadelphia and came across a book
which no one seemed to know anything about. I showed it to several
other collectors, who pushed it aside, believing it worthless, merely
an old book. The name of the printer or the place was not upon the
title page; I recognized it, however, as coming from Bradford’s
famous press.
It was a scurrilous attack on one Samuel Jennings, Quaker, printed
by Bradford in New York in 1693. Entirely composed in rhyme, by
John Philley, it was lengthily titled: A Paraphrastical Exposition in a
Letter from a Gentleman in Philadelphia to his Friend in Boston
concerning a certain Person who compared himself to Mordecai. I
could not remember ever having seen an earlier-dated book
published in New York. Here, then, was a first, which was valuable
from three standpoints. It was the only copy known; it was probably
the first book printed in New York; it was the earliest poetical
production of the New York press. I am having a reprint made, so
that it will be accessible to all students of history.
I am sometimes given credit for discoveries which I am not in the
least entitled to. There are many old bookmen, true ferrets, who are
always on the lookout for unusual things. They often bring their finds
to me. In Paris there is a whole tribe of book seekers who infest the
quays along the Seine, where quaint volumes are occasionally
found. Collectors do not often have the good fortune to find great
rarities there, but my friend Mitchell Kennerley has the distinction of
making one of the greatest finds in bookish history. Many years ago,
while walking on the left bank of the Seine, he picked up, for a few
sous, Champlain’s first book on the Indians of Canada, entitled Des
Sauvages, issued in Paris in 1603. He kept it in his box at the Lotos
Club in New York for more than two years. The whole matter was
forgotten until someone, accidentally mentioning old books on the
American Indians, recalled to his attention the little volume resting so
quietly in its solitary nook. Mr. Kennerley put it into an auction sale in
1907, and no one was more greatly surprised and elated than he
when it sold for $2900.
This leads me to remember one of the most colorful incidents of my
collecting career, an experience brought about through the
consideration of a fellow bookman. It happened when I was in
Boston, attending the dedication of the Harry Elkins Widener
Memorial Library in 1914. I had arrived on an early train, so I decided
to spend several pleasant hours on Park Street with my friend
Charles Goodspeed. As I entered his shop he came forward with the
exclamation, “I have a manuscript in which you will be interested, I
am sure!” He disappeared into the back of his shop, and I waited,
filled with curiosity. After a few moments he returned and handed me
a small piece of paper. As I read it I could hardly believe that this
was the first draft of Benjamin Franklin’s famous epitaph, which is so
dear to every lover of old books. At first I was suspicious that it might
be a clever forgery. But when Goodspeed explained that it came
from the old and noted Aspinwall collection, I needed no further
assurance. It was absolutely authentic, and eagerly I purchased it.
This was Franklin’s first attempt at writing his epitaph, dated 1728,
and differed slightly in the wording from the fair copy which has been
for many years in the Library of Congress in Washington. I brought it
back to Philadelphia in great glee and showed it to Eddie Newton. In
an ill-starred moment for him, and to his everlasting regret, he
refused it. This is the only time—with one exception, which is
another story—that I knew him to fall down. This epitaph has found
its resting place in the magnificent Franklin collection of William S.
Mason, of Evanston, Illinois.
Nothing better reveals the great American, the man whose sayings
have helped the destinies of the New World, than this faded sheet of
paper, where the master printer gives, in the parlance of his trade,
this noble colophon:—
The Body of B. Franklin,
Printer,
Like the Cover of an Old Book,
Its Contents torn out
And
Stript of its Lettering & Gilding
Lies here
Food for Worms.
But the Work shall not be lost;
For it will, as he believ’d
appear once more
In a new and more elegant Edition
Revised and corrected
By the Author.
III

SOLD TO DR. R!
The gas lamps in Stan V. Henkels’s auction rooms in Philadelphia
were being extinguished. An exciting sale of books had just ended,
and I was left a rather bitter young man. The purchaser of the one
book I had so eagerly hoped to secure was a thin, wiry man, with a
face of rare charm. He was not an auction habitué, at least not at
Henkels’s, or I should have recognized him. One gets used to the
same old faces in an auction room. Earlier that evening I had noticed
him two rows ahead of me, a distinguished-looking person; but once
the auctioneer’s hammer had struck, giving him the final decision on
his bid, I changed my opinion, and he now appeared highly
distasteful to me.
As I went to open the street door I passed him. He stood showing
the book to a group of other buyers. I would have died rather than
ask his permission to look at that ancient missal, which I felt he had
deliberately taken from me. And what a copy! As perfect as the day it
came from the scriptorium in Touraine nearly four hundred years
ago. More important still, it had belonged at one time to the exquisite
and altogether enchanting Gabrielle d’Estrées. She may have
treated her lovers negligently, but to her books she gave the gentlest
care. If the truth were known, she had a more tender regard for her
books than for Henry IV. Perhaps she abandoned him to find change
and relaxation in looking at the pictures in this volume. I was
nineteen; the ephemeral love affairs of great court beauties catch the
imagination at that age as they never do in later years.
ORIGINAL MANUSCRIPT OF HANDEL’S “MESSIAH”
And lo, the Angel of the Lord came upon them and the Glory of
the
Lord shone round about them and they were sore afraid
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You see, I had been saving every penny I could lay my hands on to
buy this book. I had read about it in the sale catalogue. It is not
exactly clear to me to-day why I so desperately wanted to own this
particular missal. Perhaps it was one of those waxing obsessions
which seize book lovers at all seasons of the year. I remember it was
a warm, languorous spring. The night air was sweet. As I walked
along I asked myself many questions: What good had come of my
hoarding every cent to purchase it? Wasn’t it unfair of wealthy men
who attend auctions never to give the poor student a chance? I had
gone to that sale with fifty-seven dollars in my pocket. It was an
enormous sum for me to invest in one book, and I really doubted that
anyone would want this particular volume badly enough to pay more
than fifty dollars for it. Imagine my surprise when this stranger
overbid me by three dollars!
Depressed, I wandered for some time along the ill-lighted street
before I was aware of quick steps behind me. It was my successful
competitor. And from another direction I saw a horse and cab drive
toward me. A dim street light revealed the blurred outlines of a
rickety worn-out nag whose driver slouched above on the box. It was
Wee-hicle.
Now Wee-hicle was a coachman of local renown. His thin,
emaciated, Don Quixotic figure had always attracted my attention.
Wee-hicle knew more individuals of prominence in Philadelphia than
did the mayor himself. Further, Wee-hicle had vision. To be carried
home in the early hours by Wee-hicle boded good. In this way he
had sponsored the early careers of more youths who later became
distinguished citizens than any Harvard professor. This night he
drove to the curb and recognized me. At the same time the footsteps
in the darkness quickened and an anxious voice shouted, “Cabby!”
Now I wanted to go home with Wee-hicle myself. With a rude bound,
I reached the cab door before the person behind me.
“Which way are you going?” he asked me as he came close to the
cab. His voice was clear and friendly, nor was the dark too thick to
hide the kindliness of his expression. With that forced reciprocal
politeness which often overtakes one in the heat of anger or
disappointment, I battled with a desire to grab the book and run off
into the darkness.
“I can take you anywhere you care to go,” I answered. He heard the
vindictive note in my voice, as I meant him to. He looked at me
uneasily. Perhaps he feared I had been drinking.
“I feel like having a bite,” he began. “I’d like to go to McGowan’s.
Perhaps you will join me.” Without waiting for a reply, he leaned
forward and called out our destination to Wee-hicle.
Those were the days when McGowan’s was an all-night meeting
place where convivial souls gathered to eat, drink, and to be quietly
merry. It was famous for its terrapin; in fact, it was at that time one of
the great restaurants of America. Situated at the corner of Fifteenth
and Sansom streets, it had an entrance on either side. When we
arrived I told Wee-hicle to wait.
After ordering supper my host picked up the Gabrielle d’Estrées
volume and exhibited it in a most tantalizing manner.
“You paid a very high price for that little missal,” I ventured.
He looked up, surprised. “How do you know?”
“I was there—at the auction.” At that moment the waiter brought two
long-stemmed glasses filled with a golden-brown liquid. It was bitter
and warming. “I was the underbidder,” I said.
“You bid me up?” The waiter replaced our glasses with others. We
drank silently. “So you wanted this book? Well, well! You love
books?” I nodded. His face seemed to soften. “And what would you
have given for it?” He handed the volume across the table to me and
my fingers trembled.
“All that I have in the world,” I said dramatically. “Fifty-seven dollars.”
The waiter came forward with our supper. It was a beautiful repast
worthy of the skill of Dennis McGowan himself.
As we ate I listened to my new friend through an ever-thickening
haze. He told me of his interest in books and manuscripts. He was
not a collector exactly, he explained, but a man who bought
intermittently as the desire came upon him.
PAGE FROM ORIGINAL MANUSCRIPT OF WAGNER’S
“DIE MEISTERSINGER”

“And now,” said he, “since you wanted this book so badly, will you
accept it as a proof of our newly made friendship?” He leaned across
the table and I grasped his hand. He insisted upon my accepting the
volume as a gift! Then we talked of books and bookmen until far into
the night. We walked home in the early morning air.
The next day at noon, as I crossed the campus of the University of
Pennsylvania, I was aware of a familiar figure who waved and
attracted great attention with a coach whip. It was Wee-hicle.
“Say, young Rosenbach,” he holloed, “what do you mean, keepin’
me waitin’ all night on Sansom Street?” He came toward me on a
run, accusingly. “Sneakin’ out on Fifteenth Street, you and your
friend! I want my money! I waited outside all night long. Twenty-five
dollars, night rates!” To quiet his shouting, I motioned him to follow
me to my room. I had forgotten him completely. Had the preceding
night been a dream or a nightmare? Surely it was neither, for there
on my bookshelf was the missal in its old gilt binding—the book
which had been forced so generously upon me. I paid Wee-hicle
gladly and figured his services cheap at the price. As to the
gentleman who presented me with the volume, it was Joseph M.
Fox. He later became my partner in the book business.
The auction business is an old, old game. Herodotus, somewhere in
his writings, describes the auctions which took place once a year in
all Babylonian villages. In those days, before the advent of the
bachelor girl, despairing parents hopefully offered their surplus
maidens in the auction mart, where they disposed of them in
marriage to the highest bidders. Then there were the auctions which
followed military victories. The Romans solved the problem of
dividing captives and other spoils of war in this popular manner.
But the first book auctions, as far as records show, began in the
latter part of the seventeenth century in Holland. The enterprising
Dutchman who originated the idea of selling literary works by
competitive bid, whether he was a book lover or interested only in
cold commercial hope of gain, should have his memory
appreciatively marked by periods of celebration down the years.
Can’t you imagine every true book lover bowing to the name of this
fellow who brought a new and sharp-edged enjoyment into the book
game?
Of all the branches of the sport connected with book collecting, that
of attending book auctions is the greatest, the most stirring. I
presume some patient mathematician knows the number of facets of
the Koh-i-nur diamond, but no one will ever be able to count the
emotional reflections which take place during a book auction in the
hearts and minds of men and women who are enamored of books.
The book auction is an adventure. Other adventures may lose their
glamour if you repeat them, but each experience at a sale of books
brings a delightful thrill never to be duplicated.
Other experiences in your life may have been exciting, and you will
always shrink from repeating them, in the fear, perhaps, that they
may lose some one quality. But the book auction, which includes the
sale of literary manuscripts and letters, continues to offer those very
elements which first fascinated you. Don’t be surprised when you
find yourself one of the habitual adventurers. Unsympathetic,
misunderstanding friends may accuse you of being a book-auction
fiend, but you will listen indulgently and let it go at that.
Most of the great books of the world have found their way to the
auction room at one time or another. Bibliophiles of renown have sat
restlessly out front bidding against one another. It is these, rare
books and the buyers of them, who have given to the auction its
illustrious background. Nearly every collector enters the auction field
to enjoy its seductive pleasures some time during the period of his
fever.
When you first go to an auction you firmly believe that prices are at
their highest. The complaint of high prices is as old as the auction
game itself. The morning after every sale you read the same old
story in your newspaper, of the “crazy,” “mad,” and “exorbitant”
prices which were paid. Present prices always seem high. If you
keep a record of them you will find, in ten years’ time, that these
prices are extremely low. As a matter of fact, prices will never be
lower than they are to-day. Certain items may fluctuate, but in
general the great classics of all literature can be revalued upward
every ten years. Very often you may have the feeling that you paid
too much for some book—in other words, you were stung; and it may
be so. But the beauty of it all is that an auction holds fair play for all

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