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August 2007

Inhalt

Nachrichten Linux allgemein


Fedora 8 Test 1 verzögert S. 4 Die GPLv3 – Fluch oder Segen für Open Source-Software? S. 21
Weiterer Anbieter von PCs mit vorinstalliertem Ubuntu S. 4 Freie Software – Eine Chance für Afrika? S. 24
Statistiken für Fedora S. 4 Interview mit Alex Antener S. 25
Microsoft möglicherweise nicht an GPLv3 gebunden S. 5 Zusammenfassung der 3. Mailserver-Konferenz S. 29
Dritte Ubuntu-Alphaversion von Gutsy Gibbon“ erschienen S. 5 Freiheit oder Totalitarismus: Nein!“ zu OOXML! S. 30
” ”
Go Gobuntu S. 5 Ubuntu-Geschichte im Blick – Teil 4: Dapper Drake S. 33
Firefox 1.5-Sicherheitsupdates auch für Dapper Drake S. 6 Veranstaltungskalender S. 37
Einladung zur Ubuntu-Konferenz S. 6
Interna
Software-Vorstellungen Editorial S. 2
Wajig S. 7 Leserbriefe S. 3
MPD – Music Player Daemon S. 9 Vorschau S. 39
Das Ein-Mal-Eins für Linux – Mathesoftware kurz vorgestellt S. 13 Impressum S. 40

Anleitungen, Tipps & Tricks


Flexible Sondertasten mit keyTouch S. 17
Tipps & Tricks S. 20

1
Editorial

Liebe Leserin, lieber Leser!

Etwas ungewöhnlich für eine Augustausgabe ist der gestiegene Um- diese oder jene Software noch nicht vorgestellt haben? Dann helfen
fang von freiesMagazin. Anstelle eines Sommerlochs gibt es in der Sie uns doch! Wir können immer Autoren gebrauchen, die Lust am
Linuxwelt eine heiße Diskussion über die GPLv3 und ihre Auswirkun- Schreiben haben. Seien Sie unbesorgt, Sie verpflichten sich nicht zu
gen auf Patentabkommen zwischen Microsoft und Linux-Distributoren. lebenslangen Artikellieferungen, auch ein einzelner Artikel freut uns.
Microsoft sorgt aber mit dem Versuch, neben dem bereits von der ISO Schreiben Sie uns doch eine E-Mail an redaktion@freies-magazin.de
anerkannten Dokumentenformat ODF ein eigenes definieren zu lassen, wenn Sie uns unterstützen möchten.
für weitere Unruhe. Hierzu haben wir diesen Monat gleich zwei längere
Artikel. Vorerst aber viel Spaß beim Lesen dieser Ausgabe! Ihre

Daneben haben wir aber auch diesen Monat wieder Softwarevorstel-


lungen, Anleitungen und Tipps & Tricks für Sie zusammengestellt. Sie
finden, es könnten noch mehr sein? Oder Sie fragen sich, warum wir

© by Randall Munroe, http://xkcd.com


2
Leserbriefe

Für Leserbriefe steht unsere E-Mailadresse freiesMagazin: Vielen Dank für Ihr Lob und Frontend für GnuPG ist, muss eingestellt wer-
redaktion@freies-magazin.de zur Verfügung – den Tipp zum Packprogramm – dieses hört sich den, dass der GnuPG-Agent benutzt werden
wir freuen uns über Lob, Kritik und Anregun- wirklich vielversprechend an. soll. Dieser Agent regelt die Kommunikation
gen zum Magazin. zwischen KDE-Programmen (wie KMail) und
URL-Verweise ans Satzende GnuPG. Zu finden ist die Option unter Einstel-
An dieser Stelle möchten wir alle Leser ausdrück- Ich bin durch ubuntuusers.de letzten Monat lungen  GnuPG-Einstellungen. Dort kann
lich ermuntern, uns auch zu schreiben, was nicht auf freiesMagazin gestoßen und war über die auch der private und öffentliche Schlüsselring
so gut gefällt. Wir bekommen sehr viel Lob (was recht hohe Qualität des Layouts wie auch der hinterlegt werden.
uns natürlich freut), aber nur durch Kritik können Beiträge sehr positiv überrascht. Eine kleine Was passiert im Hintergrund?
wir uns verbessern. Anregung zum Layout hätte ich noch: Die In der Datei ˜/.gnupg/options werden fol-
Verweise (sehr professionell, ich wünschte gende zwei Zeilen ergänzt:
atool – intelligentes Archivprogramm heise, SPON, sz, etc. pp. hätten das auch) keyring /home/user/.gnupg/y
Herzlichen Glückwunsch zu Ihrem Online- lesen sich ein wenig blöd, schöner wäre pubring.gpg
Magazin. Es ist das beste und einzige zum es, wenn anstelle von Auf [1] ist zu lesen secret-keyring /home/user/y

Thema Linux, welches ich kenne. Alleine das (. . . ) [1] www.ubuntuusers.de/xxx.htm“ ein- .gnupg/secring.gpg use-agent
Archiv der vergangenen Ausgaben ist eine fach Auf ubuntuusers.de [1] ist zu lesen (. . . ) Erhält man nun eine verschlüsselte Mail, fragt

wahre Goldgrube. Weiterhin freue ich mich [1] www.ubuntuusers.de/xxx.htm“ verwendet KMail nach der Passphrase und zeigt die Mail
auf jede neue Ausgabe . . . (Es könnte ruhig werden würde (in einigen Artikeln wird das anschließend entschlüsselt an.
öfter erscheinen ˆˆ.) schon so praktiziert, in anderen nicht. Ich Arthur Schiwon; Jonathan
Einen Hinweis zum Thema Archive hätte ich denke das dürfte die Lesbarkeit noch weiter
jedoch noch. Das atool ermöglicht das einfache erhöhen (Das Querformat ist toll!!!). Ansons- freiesMagazin: Gleich mehrere Leser haben
Entpacken von sämtlichen Archiven (wenn die ten hoffe ich weiterhin auf viele interessante nach dem Artikel zur Verschlüsselung mit KMail
jeweiligen Entpacker installiert sind) mit dem Artikel. :) Tipps zum Entschlüsseln eingesandt – vielen
Befehl aunpack <archiv> [1]. Unerreicht Sebastian Werk Dank dafür.
ist, wie intelligent das Programm entscheidet
ob es einen neuen Ordner für den Inhalt anle- freiesMagazin: Wir haben uns in dieser Aus- Links
gen soll oder nicht (das kenne ich von keinem gabe bemüht, die Verweise ans Ende eines Sat- [1] http://www.nongnu.org/atool
graphischem Entpacker). Der Vorteil liegt ganz zes oder zumindest ans Ende eines Nebensatzes
klar darin, dass man sich nicht die Unzahl ver- zu stellen. Wir hoffen, dass dies die Lesbarkeit Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe gegebe-
schiedener Befehle merken muss (ich krieg das erhöht. Herzlichen Dank für diese Anregung. nenfalls zu kürzen.
nämlich nicht hin . . . ). Archive erstellen kann
das Tool wohl auch. Entschlüsseln mit KMail
Ronny Möbius Im Programm KGpg, welches ein grafisches
3
Fedora 8 Test 1 verzögert

Jesse Keating, einer der Ent- Der Grund dafür liegt darin, dass termin für Test 1 wurde auf den
wickler des Fedora-Projekts hat speziell Dell-Computer sowie ei- 7. August gelegt. (edr)
bekanntgegeben, dass sich die nige Toshiba-Modelle Bootproble-
Veröffentlichung der ersten Test- me hatten. Das Problem ist bereits Links
version von Fedora 8 verzögern gelöst und ein neuer Kernel wurde [1] http://lwn.net/Articles/y
wird [1]. kompiliert. Der Veröffentlichungs- 243909

Weiterer Anbieter von PCs mit vorinstalliertem Ubuntu

Seit kurzem gibt es einen weiteren mens mit vorinstalliertem Ubuntu Drake“ nicht möglich, da der Shop Links
Anbieter, der PCs mit vorinstal- oder Kubuntu Feisty Fawn“ sowie aber erst vor kurzer Zeit an den [1] http://www.lincomp.eu

liertem Ubuntu-Linux vertreibt Support-Tickets der Open Sour- Start ging, ist es möglich, dass die
[1]. Lincomp bietet Desktop-PCs ce Factory an. Bisher ist eine Auswahl noch vergrößert wird.
und Notebooks von Fujitsu Sie- Auswahl der LTS-Version Dapper (edr)

Statistiken für Fedora

Das Fedora-Projekt hat kürzlich prietärer Software, die über ver- welcher Hardware Fedora läuft. Links
einen Blick hinter die Kulissen schiedene Mechanismen Nutzer- Die Informationen werden aber [1] http://www.linux.com/y
gewährt. Zu sehen gibt es De- daten sammeln, tappen die meis- nicht automatisch gesammelt son- feature/118197
tails zu Fedora 7 und andere Sta- ten Linux-Distributoren in dieser dern basieren auf freiwilligen Ein- [2] http://smolt.fedoraproject.y
tistiken. Ein Interview mit Max Hinsicht im Dunkeln. sendungen. Interessierte können org/stats
Spevack versuchte die Frage zu sich die Statistiken auf den Wiki- [3] http://fedoraproject.org/y
klären, ob die Zahlen die Wahr- Das Fedora-Projekt versucht nun seiten des Fedoraprojekts ansehen wiki/Statistics
heit sprechen [1]. Im Gegensatz Informationen darüber zu erhal- [2] [3]. (edr)
zu den meisten Herstellern pro- ten, auf wie vielen Systemen und

4
Microsoft möglicherweise nicht an GPLv3 gebunden

Laut einer australischen Anwalts- nen Konsequenzen zu befürchten. gen die GPLv3 auf bestehende de/ikhaya/624
kanzlei ist Microsoft möglicher- Auch wären weitere Patenabkom- und weitere Patentabkommen [2] http://news.com.com/y
weise nicht an die GPLv3 gebun- men nicht ausgeschlossen. Micro- zwischen Microsoft und Linux- 2100-7344 3-6198723.html
den, da sie dieser nie zugestimmt soft selbst hat schon mehrfach Distributoren haben wird. (edr) [3] http://www.silicon.de/y
haben [1]. Damit hätte das Unter- erklärt, sich nicht an die GPLv3 enid/linux/28629
nehmen keine der im Artikel zur gebunden zu fühlen. Es bleibt also Links
GPLv3 ab Seite 21 beschriebe- abzuwarten, welche Auswirkun- [1] http://www.ubuntuusers.y

Dritte Ubuntu-Alphaversion von Gutsy Gibbon“ erschienen



Am 20. Juli ist die dritte Alpha- vat Kubuntu kommt noch nicht Dateiverwaltung zuständig. Auch Links
version von Gutsy Gibbon“ er- mit standardmäßig installiertem Xubuntu Tribe 3 bringt Verbes- [1] http://www.ubuntu.com/y

schienen. Diese nicht nur für KDE 4 Beta 2, die entsprechen- serungen mit sich, so gibt es das testing/tribe3
den Testeinsatz gedachte Versi- den Pakete liegen aber bereits in Projekt Xfce Goodies“ mit Funk- [2] http://www.ubuntuusers.y

on bringt die fünfte Alphaversion Universe. Für KDE-Nutzer eine tionen und Software die nicht im de/ikhaya/613
von GNOME 2.20 mit. Auch die- wichtige Neuerung: Nicht mehr offiziellen Xfce-Release enthalten
se läuft wieder flüssiger als die der Konqueror, sondern die neue sind. (edr)
Vorgängerfunktionen. Das Deri- Anwendung Dolphin“ ist für die

Go Gobuntu

Wie bereits im April angekündigt nem Blog Entwickler auf, die bei bei dem Projekt helfen. Gobun- eigenständig entwickelt zu wer-
wurde, plante Canonical eine der Säuberung“ von proprietären tu soll damit eine klarere und den. (dwa)

neue Version von Ubuntu, die nur Komponenten in Gobuntu helfen leichter zu betreuende Basis für
freie Bestandteile enthält. Die ers- wollen. Vorrangig bezieht sich Projekte wie gNewSense bilden. Links
te Testversion von Gobuntu steht dies auf Hardwaretreiber, soll in Das Betriebssystem scheint also [1] http://www.ubuntuusers.y
für Entwickler nun zur Verfügung. naher Zukunft aber ausgeweitet nicht, wie früher vermutet, auf de/ikhaya/608
Mark Shuttleworth ruft in sei- werden, wenn mehr Entwickler gNewSense aufzubauen, sondern
5
Firefox 1.5-Sicherheitsupdates auch für Dapper Drake

Vor nicht ganz zwei Monaten Firefox-Version 2.0.0.5, die eini- dass die Sicherheitslücken, die noch ein Upgrade auf Firefox 2
kam das letzte offizielle Upda- ge Sicherheitslücken geschlossen in Firefox 2 von Mozilla gefixt in den Dapper-Backports geplant
te von Mozilla für Firefox 1.5. hat. Dies wurde für Ubuntu am werden, durch den Maintainer ist, kann derzeit noch nicht gesagt
Danach ist die Unterstützung aus- Freitag sowohl für Firefox 2 in des Firefox 1.5-Paketes auch für werden. (dwa)
gelaufen und vor allem Ubuntu Edgy und Feisty, als auch Fire- Dapper-Nutzer zur Verfügung ge-
6.06-Nutzer waren im Unkla- fox 1.5 in Dapper umgesetzt. Es stellt werden. Damit muss man al- Links
ren, wie es nun weiter geht. steht nun also eine neue Firefox- so keine Sorge mehr haben, dass [1] http://www.ubuntuusers.y
Diese Woche kam nun die er- Version 1.5.0.13 zur Verfügung, Dapper Drake seinen LTS-Status de/ikhaya/614
hoffte Bestätigung: Firefox 1.5 welche die als MFSA 2007-18 bis verliert oder man mit diversen
wird manuell weitergepflegt. Am 25 bekannten Lücken schließt. Sicherheitslücken in älterer Soft-
18. Juli 2007 erschien die neue Das bedeutet also, wie vermutet, ware leben muss. Ob aber doch

Einladung zur Ubuntu-Konferenz

Das Organisationsteam der Ubu- Niederrhein in Krefeld abgehal- wird bis zum 11. August ge- bereitungen findet man fortlau-
con 2007 hat heute offiziell zur ten. Neben Einblicken in die Dis- hen. Gesucht werden Referen- fend auf der Konferenzseite un-
kommenden Ubuntu-Konferenz tribution kann man sich auch mit ten für Vorträge, Workshops und ter www.ubucon.de. Anregungen,
eingeladen. Aufgrund der vielen anderen Community-Mitgliedern Diskussionsrunden zu Themen Hinweise und Vorschläge können
Ubuntu-Anwendertreffen, die im austauschen und neue Anregun- rund um Ubuntu. Zielgruppen an die zentrale E-Mail-Adresse
letzten Jahr erfolgreich Entwick- gen sammeln. Im Mittelpunkt sind sowohl Entwickler als auch team@ubucon.de geschickt wer-
ler, Anwender und andere Inter- der Konferenz stehen Vorträge, Anwender und andere Mitglie- den. (dwa)
essenten zusammengebracht hat, Workshops und Gespräche, um der der Ubuntu-Community. Wer
findet am 20. und 21. Oktober den Austausch zwischen Entwick- Interesse hat, kann sich per E- Links
2007 eine zweitägige Ubuntu- lern, Anwendern und anderen Mail über idee@ubucon.de an- [1] http://www.ubucon.de
Konferenz für die deutschspra- Mitgliedern der Community zu melden. Man sollte aber bitte die [2] http://www.ubuntuusers.y
chige Community statt. Die erste fördern. Der Call for Papers für Anforderungen auf der Website de/ikhaya/609
Ubucon im deutschsprachigen das Vortragsprogramm hat heu- beachten. Nähere Informationen
Raum wird an der Hochschule te am 11. Juli begonnen und zum aktuellen Stand der Vor-

6
Wajig von Rafael Maguiña

W
a ist Japanisch und steht für wajig [optionen] [befehl] wajig describe
Harmonie“ und Einheit“. Jig [dateien|pakete] texlive-latex-extra
” ”
hat auf Englisch mehrere Bedeu-
tungen – darunter lebhafter Volkstanz“, anschauen. Erfahrene Befehlszeileveteranen
” Die Optionen sind aber sehr wajig-spezifisch werden sicherlich das Programm whatis ken-
herumhüpfen“, wild tanzen“ oder auch
” ” und werden deswegen in der Regel eher selten nen. wajig bietet mit
Spannvorrichtung“ (nachgeschlagen wur-
” gebraucht. Die Vielfalt und die Implementie-
de in ding, das bereits im freiesMagazin
10/2006 vorgestellt wurde). Wajig ist so- rung der Funktionalität wird dagegen allein wajig whatis
mit das Schweizer Taschenmesser unter durch die Befehle gesteuert. Unter Ubuntu ver- texlive-latex-extra
den Administrationswerkzeugen. Es han- wendet wajig automatisch Root-Rechte, wenn
diese benötigt werden. Eine gesonderte Einga- eine Alternative zum vorigen Befehl
delt sich um ein Befehlszeilenprogramm,
be von sudo ist also nicht erforderlich. describe. Wer genauere Informationen wie
das die Funktionalität von Paketverwal-
z. B. die Versionsnummer des Paketes, den
tungsprogrammen wie apt-get, apt-cache
verwendeten Festplattenplatz nach der In-
oder dpkg in sich vereint. Nicht weniger
Erläutern möchte ich das Modell an folgendem stallation, die Größe des Downloads oder die
als 114 Befehle kennt wajig, inklusive vie-
Beispiel: Nehmen wir an, wir haben gerade ei- Abhängigkeiten des Pakets erfahren möchte,
ler Aliase. Dennoch kommt das Programm
ne TEX-Live-Installation durchgeführt, benöti- kann dies per
ohne viele Optionen und mit einer sehr
gen aber noch ein bestimmtes LATEX-Paket, das
leichten Syntax aus.
eine besondere Funktionalität bereitstellt. Wir wajig details
kennen den Namen des LATEX-Paketes (z. B. li- textlive-latex-extra
Eine erste Anlaufstelle, um wajig kennen zu neno für die Zählung von Zeilen), wissen aber
lernen, ist die kurze Hilfeübersicht, die man nicht, in welchem Ubuntu-Paket sich dieses be- in Erfahrung bringen. Um das Paket nun ab-
durch Eingabe von findet. Mit schließend zu installieren, gibt man

wajig search lineno wajig install


wajig help texlive-latex-extra

erfahren wir, dass es im Paket texlive-latex- in das Terminal ein.


in der Befehlszeile erreicht. Mit dem Komman- extra zu finden ist. Wollen wir nun wissen,
do werden die am häufigsten verwendeten Be- was texlive-latex-extra nun genau für ein Pa- Wie oben angedeutet, ist wajig nur ein so
fehle angezeigt. Die Syntax besteht aus drei ket ist, kann man sich die Kurzbeschreibung genannter Wrapper oder Frontend. Das Pro-
Parametern mit gramm selbst arbeitet nicht aktiv, sondern
bedient sich anderer Programme und bietet
7
dafür eine einheitliche Schnittstelle, um die wajig stop apache2 wajig docs | less
verschiedenen administrativen Aufgaben zu
bewältigen. Sollte ein von wajig benötigtes startet bzw. stoppt den Webserver Apache. angezeigt und durchgelesen werden. Wer eine
Programm nicht vorhanden sein, meldet sich Mittels Textdatei bevorzugt, kann sich die Ausgabe
wajig und schlägt die Installation des betref- auch per
fenden Programms vor. Um herauszufinden,
wajig list-daemons
welche Befehle und Programme sich hinter wajig docs >
einem bestimmten wajig-Befehl verstecken, wajig-documentation.txt
verwendet man die Option -t (teach). Ähn- erhält man eine Liste aller von wajig start- und
lich lehrreich ist die Option -s (simulate), die stoppbaren Dienste. in die Datei wajig-documentation.txt
die Befehle nicht ausführt, sondern die An- umleiten und diese dann mit einem Editor an-
wendung nur simuliert. Und der Rest der 114 Befehle? Nach Eingabe schauen. Mit dem Programm txt2tags lässt sich
von die Textdatei ziemlich schnell und erfolgreich
Auch besondere Wünsche lässt wajig nicht of- in eine saubere HTML-Seite, eine PDF-Datei
fen. Will man z. B. herausfinden, welche bzw. wajig help oder in eine LATEX-Datei umwandeln.
wie viele Programme im System nicht-freie
Software im Sinne der Free Software Founda- Nach dieser kurzen Vorstellung wird vielleicht
verweist wajig selber auf den Befehl
tion (FSF) sind, fragt man wajig durch
sudo apt-get install wajig
wajig list-commands
wajig nonfree
das letzte Mal sein, dass man apt-get verwen-
danach. Dafür verwendet wajig das Programm der das gewünschte Ergebnis und alle det.
vrms ( Virtual Richard M. Stallman“, benannt verfügbaren Befehle liefert. Alternativ kann
” man auch
nach dem Gründer der FSF) im Hintergrund,
welches nicht standardmäßig in Ubuntu in-
stalliert ist. wajig commands

Ebenfalls lassen sich verschiedene Dienste hierfür benutzen.


durch wajig starten bzw. stoppen. Die Ein-
gabe von Die ausführlichste Art der wajig-
Dokumentation befindet sich nicht wie übli-
wajig start apache2 cherweise in der Man-Page (man wajig),
sondern kann durch den Befehl
bzw. GNOME Jig für Befehlszeilenverweigerer.
8
Für weitere Informationen und Referenzen zen Spaß, den man bei der Verwendung von wajig bye
sei ferner auf die wajig-Homepage und zwei wajig hätte (einziger und schwerwiegendster
gute Einleitungen verwiesen [1] [2] [3]. Für Be- Mangel von wajig: Keine Ostereier! apt-get Links
fehlszeilenverweigerer gibt es mit gjig noch moo und aptitude -vvvvv moo lassen [1] http://wajig.sarovar.org
ein GUI-Pendant zu wajig, das im Paket wajig grüßen). ;-) Somit verabschiede ich mich nun [2] http://survivor.sarovar.org/wajig.html
mitgeliefert wird. Nach Meinung des Autors mit einem knappen [3] http://xtronics.com/reference/y
verpasst man mit GNOME Jig aber den gan- rpm2apt-dpkg.htm

MPD – Music Player Daemon von Christoph Langner

M
edia-Center-Anwendungen und dung Musik in Form von MP3-, Ogg Vorbis-, das Terminal. Das macht MPD zum perfekten
Betriebssysteme sind aktuell ein FLAC-, AAC-, Mod- oder WAV-Dateien ab- Audioplayer für Konsolenritter.
großer Hit. In schick gestalteten zuspielen und die Wiedergabe über Clien-
Gehäusen werden leistungsfähige Rech- tanwendungen zu steuern. MPD ist daher Installation des MPD-Servers
ner eingebaut und an einen Fernseher an- kein Musikstreaming. Eher ein Client/Server- Als Basis dient der MPD-Dienst selber. Diesen
geschlossen. Auf diesem sieht man dann Audioplayer. kann man in aktuellen Linux-Distributionen
schön animierte aber jedoch oftmals un- aus den Paketverwaltungen installieren. Die-
funktionelle Anzeigen rund um TV, Bilder ser Artikel orientiert sich allerdings nur an
und Musik. Doch wer besitzt solch eine oft- Ubuntu 7.04 Feisty Fawn“. Anwender anderer
mals überteuerte Hardware? Reicht nicht ”
Linux-Distributionen sollten die genannten Be-
ein älteres Notebook, das an die Stereoanla- fehle bzw. Paketnamen daher nur als Vorlage
ge und das interne Netzwerk angeschlossen Das Logo des Music Player Daemon. nehmen. MPD lässt sich wie schon beschrieben
wird, als kostengünstige Jukebox aus? Doch aus der Paketverwaltung heraus installieren,
wie steuert man nun diesen Rechner? Man Als Client [2] können eigenständige Program- das Paket nennt sich mpd.
möchte ja nicht zum MMusik-Rechnerllauf- me genutzt werden, die an herkömmliche Au-
en, nur wenn man eine andere Musik hören dioplayer erinnern, aber auch Webfrontends, Dabei ist zu beachten, dass eventuell noch
möchte. Anwendungen für Pocket-PC oder sogar Han- die Universe-Paketquellen aktiviert werden
dys sind verfügbar. Dadurch kann man die Mu- müssen [10]. Anschließend muss man die Kon-
Für diesen Einsatzzweck gibt es den Mu- sik, die aktuell über die Stereoanlage gespielt figuration von MPD an die eigenen Bedürfnisse
sic Player Daemon, kurz MPD genannt [1]. wird, von allen Rechnern im Haus steuern. und Wünsche anpassen. Die Konfiguration von
MPD erlaubt es über eine Netzwerkverbin- Darüber hinaus gibt es sehr gute Clients für MPD ist in der Datei /etc/mpd.conf hinter-
9
legt. Diese kann man mit einem beliebigen bind_to_address "192.168.0.70" sudo /etc/init.d/mpd y
Dateieditor bearbeiten. Wie immer sind zum start-create-db
Bearbeiten von Systemdateien Root-Rechte Interessant ist noch die Option password“.

vonnöten. Sie ist nicht nur ein Passwort, um den Dienst liest MPD das vorhin angegebene Verzeichnis
zu schützen, sondern man kann password“ aus und bindet die gefundenen Titel in die

Die wichtigste Einstellung ist hier das Mu- mehrmals definieren, um so mehrere Benutzer eigene Datenbank ein. Ab diesem Zeitpunkt
sikverzeichnis. Also das Verzeichnis, in dem mit unterschiedlichen Rechten anzulegen. Die kann man mit MPD arbeiten. Doch ohne ei-
MPD nach abspielbarer Musik suchen soll. Un- Syntax lautet ne Client-Anwendung kommt man noch nicht
terverzeichnisse werden dabei automatisch weiter.
Password "passwort@permissions"
berücksichtigt.
Sonata, eine Client-Anwendung
Als permissions“ kann man eine komma-
music directory y ” Zum Einstieg kann man Sonata nutzen [3]. Die-
getrennte Liste aus read“, add“, control“
"/var/lib/mpd/music" ” ” ” ses Programm ähnelt herkömmlichen Audio-
und/oder admin“ eintragen. Also zum Bei-
playlist directory y ” playern wie Amarok oder Rhythmbox sehr und
spiel.
"/var/lib/mpd/playlists" ist daher ideal für den Desktop. Eine aktuel-
Password "geheim@read,control" le Version kann aus den Paketquellen über das
Hier können beliebige Pfade eingetragen wer- Paket sonata installiert werden. Anschließend
den. Dabei darf man jedoch nicht die Zugriffs- Wenn man sich nun mit dem Passwort ge- kann man die Anwendung über den Eintrag im
” GNOME-Menü unter Anwendungen  Unter-
rechte außer Acht lassen. Der Benutzer mpd“, heim“ am MPD anmeldet, hat man das Recht
” haltungsmedien  Sonata starten.
unter dem der MPD-Dienst läuft, muss in die- die Datenbank zu lesen und den MPD zu kon-
sen Verzeichnissen lesen können. trollieren. Das Attribut add“ erlaubt Stücke

zur Datenbank hinzuzufügen und mit admin“

Des Weiteren ist MPD von Haus aus nur an den hat man das Recht den Dienst zu beenden.
eigenen Rechner gebunden. Das heißt nach
der Installation kann man MPD nicht von an- Nun wird es spannend. Die geänderte Konfi-
deren Rechnern im Netzwerk bedienen. Sollen guration muss von MPD eingelesen werden.
andere Rechner auf MPD zugreifen können, so Mittels
muss man hier die Option bind to address“

anpassen. Um beispielsweise aus dem lokalen sudo /etc/init.d/mpd reload
Netzwerk erreichbar zu sein, trägt man hier
die lokale IP ein. kann man dies veranlassen. Damit die Client-
Anwendungen auch auf die Musiksammlung
# Set this value if you only have zugreifen können muss MPD die Datenbank
# one address you want to allow aufbauen. Mittels des Befehls
# connection to. Sonata.
10
Beim ersten Start werden die Daten abgefragt, Pitchfork muss auf einem Rechner mit Apache2 sudo chmod 777 y
zu welchem Server sich Sonata verbinden soll. als Webserver und PHP5 installiert sein, wo- /var/www/pitchfork/config
Sind MPD und Sonata auf demselben Rechner bei der Rechner, auf dem Pitchfork läuft, nicht
installiert, so kann man die Voreinstellung lo- zwangsläufig auch der Rechner sein muss, Nun kann man Pitchfork in einem Webser-

calhost“ – also dem eigenen Rechner – lassen. auf dem MPD als Dienst installiert ist. Wich- ver öffnen. Die URL lautet http://<serve-
Danach erscheint Sonata selber. In der La- tig hierfür ist Apache2 und PHP5 mit allen rip>/pitchfork.
sche Wiedergabeliste sieht man die aktuelle benötigten Modulen, dies wären dann die Pa-
Playlist, aus der Bibliothek kann man Lie- kete apache2, libapache2-mod-php5, php5 Greift man zum ersten Mal auf Pitchfork zu,
der aus der Datenbank in die Wiedergabeliste sowie php-pear. erscheint eine Website, in der man noch Kon-
einfügen. Die Wiedergabelisten selber ent- figurationen eingeben muss. An sich ist hier
halten vorgefertigte Playlisten. Und über Live Pitchfork kann nun von der Homepage des nicht viel zu tun. Wichtig ist die IP des MPD-
Streams können schließlich URLs zu Live- Projektes heruntergeladen werden [6]. Nach Servers.
Streams gespeichert werden. dem Download muss das Archiv in den Ordner
/var/www entpackt werden, in dem Apache Ist die Konfiguration gespeichert, erscheint
Pitchfork, ein Webfrontend nach seinen Daten sucht: Pitchfork selber. Ähnlich wie bei herkömmli-
Der Einsatz eines Webfrontends ist natürlich chen Audioplayern kann man die Wiedergabe
optional. Der größte Vorteil ist sicherlich, dass sudo tar -xjf y steuern, die Lautstärke ändern, in der Daten-
MPD ohne die Installation einer Software ge- pitchfork-0.5.3.tar.bz2 -C y bank stöbern und Lieder zur Wiedergabeliste
steuert werden kann. Als Webfrontend soll /var/www/ hinzufügen.
Pitchfork zum Einsatz kommen [4]. Pitchfork
ist eine moderne Webanwendung mit AJAX-
Elementen. So ist die GUI schnell und funk- Die Macher von Pitchfork liefern eine vorge-
tional. fertigte Konfiguration für Apache2 mit. Diese
muss an die richtige Stelle kopiert werden:

sudo cp y
/var/www/pitchfork/doc/y
pitchfork.conf y
/etc/apache2/sites-enabled/

Und letztendlich müssen für das Konfigura-


tionsverzeichnis die passenden Rechte so ge-
setzt werden, dass der Webserver hier schrei-
ben darf:
Pitchfork NeoMPC.
11
Weitere interessante Webfrontends sind Am- Ein sehr komfortabler MPD-Client mit einer Darstellung des Client und vieles mehr akti-
pache und NeoMPC [7] [8]. Ampache ist ein ncurses-Oberfläche ist beispielsweise ncmpc vieren.
auf herkömmliche HTML-Technik aufgebau- [5]. Das Programm kann ebenfalls aus der Pa-
tes sehr umfassendes Webfrontend. NeoMPC ketverwaltung heraus über das Paket ncmpc MPD und Microsoft Windows
ist speziell für die Darstellung auf PDAs oder installiert werden. Über den Befehl Dies ist leider ein etwas trauriges Kapitel. Es
Handys getrimmt. Besitzt man beispielsweise gibt Windows-Clients [9], doch diese sind ent-
einen PDA mit WLAN, so kann man mit einem ncmpc -h <mpd-server-ip> weder deutlich veraltet oder in den Anfangs-
Browser auf dem PDA den MPD steuern. stadien der Entwicklung. Hier bleibt abzu-
kann man sich dann sofort zum MPD-Server warten, ob einmal brauchbare MPD-Windows-
ncmpc, ein Client für das Terminal verbinden. Über die Shortcuts Clients entwickelt werden. Bis dahin nutzt
Für Konsolencowboys ist MPD im Zusammen- man am besten unter Windows eines der vie-
spiel mit einem Konsolen-Client interessant, len und guten Webfrontends.
1 Hilfe
selbst wenn die Netzwerkfunktionalität von
2 Playliste
MPD gar nicht genutzt wird. MPD plus Cli- Links
ent stellt einen mächtigen MP3-Player für die 3 Stöbern/Bibliothek [1] http://www.musicpd.org
Konsole dar. Der Vorteil ist beispielsweise, dass 4 Anzeige nach Künstler [2] http://mpd.wikia.com/wiki/Clients
man den Client startet, die Playliste zusam- 5 Suche [3] http://sonata.berlios.de
menstellt und dann den Client wieder been- [4] http://pitchfork.remiss.org
den kann. MPD spielt danach im Hintergrund ruft man die verschiedenen Funktionen auf. [5] http://hem.bredband.net/kaw/ncmpc
weiterhin Musik ab. Möchte man zusätzliche Features nutzen oder [6] http://pitchfork.remiss.org
manche Einstellungen fest abspeichern, so [7] http://www.ampache.org
kann man die Konfiguration im Homever- [8] http://www.pixelhum.com/neompc
zeichnis unter ˜/.ncmpc/config speichern. [9] http://mpd.wikia.com/wiki/y
Es existiert dazu eine Vorlage, die man jedoch Windows Compatibility
an die passende Stelle kopieren muss: [10] http://wiki.ubuntuusers.de/y
Paketquellen freischalten
mkdir ˜/.ncmpc
cp /usr/share/doc/ncmpc/y
examples/config.sample y
˜/.ncmpc/config

Anschließend kann man durch das Editieren


ncmpc, ein Client für das Terminal. der Datei ˜/.ncmpc/config z. B. die farbige

12
Das Ein-Mal-Eins für Linux – Mathesoftware kurz vorgestellt (Teil II) von Dominik Wagenführ

D
ieser Artikel in zwei Teilen soll Die Syntax bzw. Bearbeitung von Problemen
einen kleinen Überblick über die auf unterscheidet sich zu den meisten anderen
dem Markt befindliche Mathematik- mathematischen Programmen. In Octave wer-
Software liefern, wobei nicht alle Program- den eigentlich die meisten Probleme per Ma-
me behandelt werden könnte, da es recht trizen und Vektoren dargestellt und berechnet,
viele davon gibt. Jede Software wird kurz was dank BLAS und LAPACK ziemlich schnell
vorgestellt, samt der Installation, des Ver- geht. Die Eingabe der Daten ist daher aber
wendungszweck und der Oberfläche bezie- auch nicht ganz so intuitiv, man muss also ge-
hungsweise der Syntax. Es ist empfohlen gebenenfalls etwas umlernen. Polynome wer-
zumindest die Einleitung des ersten Teils den beispielsweise nur als Koeffizientenvektor
aus freiesMagazin 07/2007 vorher gelesen definiert und die Multiplikation geschieht mit
zu haben. dem speziellen Befehl conv. Ansonsten ist
Octave aber sehr mächtig und kann auch in
Octave andere Sprache wie C/C++ oder Fortran inte-
Octave ist wahrscheinlich eine der bekanntes- griert werden. Die 375-Seiten dicke Anleitung
ten freien Programme zur numerischen Be- hilft dabei, sich in das Programm einzuarbei-
rechnung von mathematischen Problemen [1]. ten [4].
Es beherrscht sehr viele Gebiete, vorrangig Die Oberfläche von Octave.
Matrizenrechnung und Lineare Algebra, aber Links
auch Signalverarbeitung, Optimierung, Diffe- Für die Benutzung muss nur das Paket octave [1] http://www.octave.org
rentialrechnung, Statistik und mehr. Die Syn- aus den universe-Quellen installiert werden. [2] http://sourceforge.net/projects/koctave
tax ist sehr ähnlich zu Matlab, weswegen man Danach kann man das Programm per octave [3] http://www.math.mcgill.ca/loisel/y
die meisten Programme aus Matlab auch leicht aus der Konsole starten. Eine grafische Ober- octave-workshop
portieren kann. fläche gibt es leider nicht, zumindest keine, [4] http://www.gnu.org/software/octave/y
die weiterentwickelt wird. Am ehesten könn- doc/interpreter
Es existieren in den Ubuntu-Quellen aktuell te man noch das Programm koctave nehmen,
zwei verschiedene Versionen: Die Version 2.1 welches eine GUI für KDE bereitstellt, im Test Sage
ist die aktuelle stabile von März 2006. Die al- aber leider immer abstürzte [2]. Etwas aktuel- Sage ist ein auf Python basierendes Mathema-
lerneuste Version 2.9 ist immer noch in der ler ist der Octave-Workshop [3], der aber bis- tikprogramm für reine und angewandte Ma-
Entwicklung und sollte ggf. mit Vorsicht ge- her für Linux nur im Quellcode vorliegt. Für thematik [5]. Es liefert dabei eine Oberfläche
nutzt werden. Sie wird später in die fertige Fedora gibt es aber bereits fertige Pakete. für viele der hier im Artikel genannten Pro-
Version 3.0 münden. gramme wie Maple, MuPAD, Octave, Singular
13
und noch einige andere. Man kann Sage auch gibt es zum einen ein interaktives Tutorial [6] Das Programm existiert in den universe-
im Browser laufen lassen – entweder auf dem oder man benutzt das herkömmliche HTML- Quellen von Ubuntu und wird über das Pa-
eigenen PC oder auf einem entfernten Rech- Tutorial [7], welches auch als pdf- und dvi- ket scilab installiert. Einen Menüeintrag gibt
ner. Datei vorliegt. es nicht, es kann aber über den Aufruf von
scilab gestartet werden. Die Oberfläche
Wer sich das Programm selbst kompilieren sieht dabei noch etwas antiquiert aus, was an
möchte, findet auf der Homepage auch den der Benutzung von GTK1 liegt.
106 MB großen Quellcode zum Herunterla-
den. Nach dem Entpacken reicht ein einfaches
make, um den Kompiliervorgang zu starten.
Voraussetzung ist laut Website, dass die Pro-
gramme gcc, g++, flex, bison, m4, make und
fontconfig installiert sind. Wenn man diesen
Schritt geht, sollte man aber sehr viel Zeit mit-
Das auf Python basierende Sage. bringen.
Die Installation ist recht einfach, da man sich
nur auf der Homepage unter Download  Li- Links
” [5] http://www.sagemath.org
nux“ die aktuelle Binärdateien für 32- oder
64-Bit herunterladen muss. Nach dem 146 [6] http://sage.math.washington.edu:y
MB großen Download entpackt man das Ar- 8101/doc browser?/tut/?tut.html
chiv und startet das Skript sage im Terminal. [7] http://www.sagemath.org/y
Mittels der Eingabe von notebook() wird documentation.html
ein Browser mit der grafischen Verarbeitung
gestartet. Es soll hier aber nur die Konsoleno- SciLab
berfläche gezeigt werden. Die Open-Source-Software SciLab ist ähnlich
wie Octave nur für numerischen Berechnun-
Die Syntax unterscheidet sich kaum von den gen geeignet [8]. Sie beherrscht komplexe Zah- Scilab nutzt GTK1 und wirkt daher etwas
anderen CAS-Programmen. Wie bei Singular len, polynomiale und rationale Funktionen, antiquiert.
(siehe unten) definiert man zuerst den Poly- Lineare Algebra, Interpolation und Approxi-
nomring, in dem man arbeiten will. Danach mation, Optimierung, Signalverarbeitung und Auf der Homepage kann man sich auch die
kann man zum Beispiel Polynome definieren vieles mehr. Ebenso wie Octave gibt es ei- neueste Version als Binärpaket herunterladen.
und verarbeiten. Sage beherrscht aber auch ne Schnittstelle, um die Berechnungen aus Dieses muss nur entpackt und dann im ent-
diverse Eigenschaften der Linearen Algebra, C/C++- und Fortran-Programmen heraus aus- standenen Verzeichnis der Befehl make aus-
Analysis und Zahlentheorie. Auf der Website zuführen. geführt werden. Danach kann man das Pro-
14
gramm per bin/scilab starten. Eine kleine nach muss man nur die Pakete singular-core, gramm einzufinden [11]. Man muss aber klar
Warnung: Was Sie auch machen, führen Sie singular-libs, singular-help und singular- sagen, dass Singular kein Programm ist, was
kein make clean im entpackten Verzeichnis icons installieren. Im GNOME-Menü findet man nebenbei wie einen Taschenrechner be-
aus. Die Auswirkungen sind der Performance man die Anwendungen dann unter Anwen- dienen kann. Man sollte sich vorher wirklich
nicht gerade sehr dienlich, das heißt der Spei- dungen  Bildung  Singular. Die beiden mit den Grundbegriffen der Linearen Algebra
cher wird komplett geflutet und der ganze PC anderen Verknüpfungen ESingular und TSin- aus dem Mathematikstudium befasst haben.
wird lahm gelegt. gular starten Singular in Emacs bzw. xterm.
Links
SciLab ist zwar ähnlich zu Octave, was die Be- [10] http://www.singular.uni-kl.de
rechnungen angeht, die Syntax ist aber eine [11] http://www.singular.uni-kl.de/y
andere. So wird hier nicht alles auf Basis von Manual/latest/index.htm
Matrizen berechnet. Polynome werden also
eher ähnlich wie unter Maple oder MuPAD Sonstige Mathematik-Programme
eingegeben und verarbeitet. Hier ist die Be- Es gibt noch eine Reihe weiterer, meist kos-
sonderheit, dass man Polynomvariablen vor- tenpflichtiger und nicht quelloffener Software
her erst deklarieren muss (siehe Screenshot). wie zum Beispiel Derive [12], Matlab [13] oder
In der Befehlsreferenz kann man die genauen Mathematica [14], die auch spezielle Schüler-
Eigenheiten nachlesen und auch nach The- und Studentenversionen anbieten, die etwas
mengebieten sortieren [9]. preiswerter sind. Die Programme sind sehr
Das auf Polynome spezialisierte Singular.
mächtig und mehr für den Einsatz in Firmen
Links Da Singular auf Polynome spezialisiert ist, gedacht. Meist steht aber auch eine quelloffe-
[8] http://www.scilab.org können diese über einem Ring, Modul oder ne und kostenlose Alternative bereit, wie man
[9] http://www.scilab.org/product/y anderen Grundkörper definiert werden. Das oben sieht.
man-eng/index.html heißt, man gibt zuerst das Objekt an, in dem
man rechnet und definiert dann die Polyno- Andere freie Software gibt es zum Beispiel
Singular me daraus, um mit ihnen zu rechnen (siehe mit dem Programm Yacas [15], welches aber
Singular ist ein freies CAS der Universität Kai- Screenshot). Das mag auf den ersten Blick sehr sporadisch aktualisiert wird. Ebenso dazu
serslautern, welches auf Polynomberechnun- nicht intuitiv sein, hat mathematisch aber sei- gehört das Programm Magma [16], welches es
gen spezialisiert ist [10]. Für Debian/Ubuntu ne Vorteile, da man so zum Beispiel von einem zwar kostenlos zum Download gibt, aber des-
gibt es fertige Pakete der aktuellen Ver- überR definierten Polynom keine komplexe sen Quellen nicht veröffentlicht werden. Ein
sion 3.0.2, die man über die Paketquelle Nullstellen erhalten würde. weiteres Konsolen-Programm ist Macaulay2,
deb http://www.mathematik.uni-y welches unter der GPL veröffentlicht wird und
kl.de/˜mschulze/repo/debian y Die sehr übersichtliche Online-Hilfe mit ihrer für das auch ein Deb-Paket bereit steht [17].
stable Singular einbinden kann. Da- Befehlsübersicht hilft dabei, sich in das Pro- Dieses macht aber Probleme, wenn es mit
15
Gdebi installiert werden soll. Hier muss man [16] http://magma.maths.usyd.edu.au/y [22], welches auf dem LAPACK-Paket basiert.
auf dpkg ausweichen. Von der Universität in magma Man kann mir ihr sehr einfach und vor al-
Genf, Italien, stammt das CAS CoCoA [18], was [17] http://www.math.uiuc.edu/Macaulay2 lem sehr schnell mit Matrizen- und Vektoren
hauptsächlich auf lineare Gleichungssysteme [18] http://cocoa.dima.unige.it in C++ rechnen. In die gleiche Sparte fällt
und Polynome spezialisiert ist. Wer gerne Py- [19] http://wiki.ubuntuusers.de/IPython IT++ [23], welches eine Bibliothek für mathe-
thon benutzt, kann sich mit IPython und SciPy matische Berechnungen im Bereich der Signal-
auch eine eine interaktive Konsole zum Rech- Mathematik-Bibliotheken und Sprachverarbeitung bereitstellt.
nen basteln [19]. Im Bereich der Mathematik-Bibliotheken gibt
es auch eine Reihe an weiteren hilfreichen frei- Links
Links en Produkten. Die bekannteste ist wohl GiNaC [20] http://www.ginac.de
[12] http://www.derive.de (GiNaC is Not a CAS) [20], welche die Sprache [21] http://lapackpp.sourceforge.net
[13] http://www.mathworks.de C++ um diverse algebraische Funktionen und [22] http://wiki.ubuntuusers.de/Lapack++
[14] http://www.wolfram.com/y Klassen erweitert, aber vor allem bei physi- [23] http://itpp.sourceforge.net
products/mathematica kalischen Berechnungen sinnvoll einzusetzen
[15] http://yacas.sourceforge.net ist. Eine andere Bibliothek ist Lapack++ [21]

© by Randall Munroe, http://xkcd.com

16
Flexible Sondertasten von Erik Bärwaldt

S
chicke Tastaturen mit vielen Sonder- Möglichkeiten von keyTouch mit einem Note- legt, unter Linux dagegen ohne Funktion. Le-
tasten sind in“. Leider sind sie meist book vom Typ IBM ThinkPad A30p, der neben diglich unter Ubuntu und seinen Derivaten

nur für Microsoft-Betriebssysteme den üblichen Lautstärketasten insgesamt sechs haben die Entwickler es geschafft, die oberen
gedacht. Wir zeigen, wie sie auch unter spezielle Tasten links neben der eigentlichen drei Tasten sinnvoll zu belegen. So werden
Linux komfortabel funktionieren. standard-konformen Tastatur aufweist (siehe damit – den aufgedruckten Symbolen adäquat
Abbildung). – von oben nach unten Evolution, Firefox und
Viele PC-Hersteller versuchen heutzutage die grafische Suchfunktion eingeschaltet. Wir
mangels echter Innovationen, sich unter ande- wollen die noch freien unteren drei Tasten
rem durch möglichst ausgefallene Tastaturen für den legendären Multimedia-Player Ama-
vom Wettbewerb abzuheben. Auch bei No- rok verwenden, der in diesem Fall unter dem
tebooks haben inzwischen bei nahezu jedem Ubuntu-Derivat MintLinux eine umfangreiche
neuen Modell im Consumer-Segment diverse Ogg-Audiosammlung verwaltet.
Sondertasten Einzug gehalten, und der einzi-
ge Hersteller, der sich mit einigen Modellrei- Installation
hen der Inflation der Spezialtasten widersetzt, keyTouch kann von der Projektseite im Internet
ist IBM/Lenovo, bei dem es teilweise noch heruntergeladen werden [1]. Hier finden sich
nicht einmal die seit Jahren bei Standardtas- nicht nur für die verschiedensten Distributio-
taturen üblichen Microsoft-spezifischen Tas- nen – unter anderem auch für weniger be-
ten gibt. Alle diese Innovationen“ haben ein kannte wie Frugalware, Gentoo und Slackwa-

Manko: Sie sind meist lediglich für Microsoft- re – bereits fertige Pakete, sondern auch Quel-
Systeme ausgelegt und daher unter modernen larchive zum Kompilieren. Zusätzlich werden
Betriebssystemen nicht nutzbar. Dabei könn- auf der Download-Seite verschiedene vorge-
te es durchaus nützlich sein, Applikationen, fertigte Tastatur-Layouts und diverse Plugins
die man sonst umständlich über diverse Un- angeboten. keyTouch weist zudem eine weite-
termenüs aufrufen muss, schnell über eine re angenehme Eigenschaft auf: Zum eigentli-
entsprechende Spezialtaste zu starten. chen Programm wie auch zu dem dazugehöri-
gen Editor existiert hier zum Download eine
Um dieser Problematik abzuhelfen, gibt es Sondertasten allerorten – hier beim IBM ausführliche Dokumentation, und das gleich
unter Linux ein grafisch ansprechendes klei- ThinkPad A30p. in mehreren Dateiformaten, so dass jeder Nut-
nes Programm namens keyTouch [1], mit dem zer auf seine Kosten kommen dürfte [1].
sich bei nahezu jeder Tastatur die vielfältigen Die sechs Spezialtasten des ThinkPad A30p
Sondertasten nutzen lassen. Wir testeten die sind unter Windows-Systemen komplett be- Nach dem Download wird – je nach Distribu-
17
tion – die Software manuell von der Komman- mögliche Auswahloptionen an (siehe Abbil- deln als auch um Navigationselemente inner-
dozeile aus installiert mit dem Befehl dung). halb einer Applikation (siehe Abbildung).

rpm -ivh RPM-Datei

(RPM-basierte Distributionen) oder – bei


Debian-basierten Distributionen – mit

dpkg --install DEB-Datei

Alternativ kann bei modernen Distributionen


mit einem einfachen Klick bzw. Doppelklick
auf die jeweilige Paketdatei ein grafisches
Frontend gestartet werden, das die Software Hier werden die Funktionen der Tasten
automatisch auf die Festplatte packt. Bei der festgelegt.
Installation legt die Routine zwei Starter im
Menü System  Administration an, mit de- Sind diese Einstellungen vorgenommen, wird
nen der keyTouch-Editor und das eigentliche die Datei abgespeichert. Anschließend wird
Programm gestartet werden. Zusätzlich wird das eigentliche Programm keyTouch aufgeru-
Die grundlegende Definition des Tasten-Layouts.
der keyTouch-Dämon in die entsprechenden fen. Hier ist zunächst die soeben neu angeleg-
Runlevel eingetragen, so dass die Sondertas- Durch Betätigung einer der Sondertasten wird te Definitionsdatei zu importieren. Es besteht
ten bei jedem Systemstart automatisch akti- dann der eigentliche Editor aktiviert, in dem auch die Möglichkeit, diese bei bestehender
viert werden. die Grundbelegung der Spezialtasten definiert Online-Verbindung an den Programmentwick-
wird. Nach Angabe eines möglichst aussa- ler zu senden, so dass diese Definitionen in
Obwohl bereits mehrere Dutzend verschiede- gekräftigen Namens (üblicherweise Typenbe- zukünftige Programmversionen aufgenommen
ner Spezialtastaturen vordefiniert sind, ist es zeichnung oder – bei Notebooks – Modellna- werden können. Nach Auswahl unserer grund-
in den meisten Fällen zunächst nötig, das in- me) ist für jede gewünschte Taste eine Aktion legenden Tastaturdatei können nun die von
dividuelle Tastenlayout festzulegen aufgrund anzugeben, die bei ihrem Drücken ausgeführt uns gewünschten Belegungen definiert wer-
der Vielzahl neu auf den Markt kommender werden soll. Da es sich hier um eine Vorlagen- den. Hierbei bietet keyTouch zwei Möglichkei-
Tastaturen. Diese grundlegende Definition ge- datei für den betroffenen Tastaturtyp handelt, ten: Es können nicht nur Programme aus den
schieht mit dem keyTouch-Editor, der sich im sollte der Nutzer nur solche Einträge an dieser Menüs aufgerufen werden, sondern die Son-
Menü Anwendungen  Administration be- Stelle vornehmen, die sich wirklich auf jedem dertasten können auch genutzt werden, um
quem aufrufen lässt. Die Software erkennt die System realisieren lassen. Dabei kann es sich in Applikationen zu navigieren. Wir entschlie-
Grundeinstellungen des Systems und bietet sowohl um ein zu startendes Programm han- ßen uns, eine Taste zum Programmstart des
18
Multimedia-Players Amarok zu verwenden, den Optionsfenstern Plugin und Aktion einer von wo aus sie zukünftig beim Hochfahren des
indem wir die in der Grunddatei definierte der vordefinierten Werte auszuwählen (siehe Systems ausgelesen werden. Ab sofort startet
Standardeinstellung durch Anklicken des Ra- Abbildung). Amarok per Tastendruck.
diobuttons Programm und anschließende Aus-
wahl von amarok ändern (siehe Abbildung). Fazit
Mit keyTouch ist die Zeit toter“ und Windows
” ”
only“-Tasten unter Linux ein für allemal vor-
bei. Durch die gute Zusammenarbeit mit den
Kerneln der 2.6-er Serie läuft keyTouch sehr
stabil, aber auch für Nutzer der 2.4-er Ker-
nelserie stehen eigene Versionen der Software
bereit. Das kleine Programm nimmt dem An-
wender bei der Aktivierung der Sondertasten
eine Menge Arbeit ab: Es ist kein umständ-
liches manuelles Editieren von Konfigurati-
onsdateien nötig, auch die Datei xorg.conf
muss nicht überarbeitet werden. Das durch-
Mit dieser Einstellung wird das Programm dachte Konzept verbunden mit der einfachen,
gesteuert. grafisch unterstützten Konfiguration und der
Mit dieser Einstellung wird per Knopfdruck
automatischen Aktivierung in den gängigen
Amarok gestartet.
Mit der letzten Sondertaste weisen wir Ama- Runlevels machen es den Anwendern leicht,
Die beiden unteren Sondertasten sollen dazu rok ebenfalls durch eine spezielle Aktion an, die diversen Tastaturen einschließlich solcher
genutzt werden, mit dem Abspielen der aktu- die Wiedergabe des momentan gespielten Mu- mit USB-Anschluss den eigenen Wünschen
ellen Wiedergabeliste unter Amarok zu begin- sikstückes zu stoppen. Ein abschließender und Bedürfnissen anzupassen.
nen und durch erneutes Drücken der Taste zu Klick auf Anwenden und OK speichert die-
pausieren. Hierzu ist der Radiobutton Speziel- se Einstellungen in einer XML-Datei im ver- Links
le Aktion zu aktivieren und anschließend aus steckten Unterverzeichnis ˜/.keytouch2, [1] http://keytouch.sourceforge.net

19
Tipps & Tricks von Marcus Fischer

I
n dieser Rubrik werden wir Ihnen jeden Tasten die letzten Befehle, die man eingegeben !u
Monat einige Tipps & Tricks präsen- hat, anzeigen lassen kann. Dadurch kann man
tieren, die weitgehend distributions- auf sehr bequeme Weise immer wiederkehren- Wird nur ein Befehl gefunden, wird dieser
unabhängig das Leben mit Linux leichter de Befehle nutzen, ohne diese erneut eingeben sofort ausgeführt. Bei mehreren Treffern er-
machen können. Dabei steht die Nutzung zu müssen. Was aber, wenn der Befehl schon scheint zunächst eine Übersicht der gefunde-
der Konsole im Vordergrund. etwas länger zurückliegt? Dann bedienen Sie nen Befehle.
sich doch einfach der Kommando-History.
Pager Mit der Tastenkombination Strg + R
Um sich Dateien anzeigen zu lassen, kann Ein einfacher Aufruf von history liefert eine können Sie übrigens live“ sehen, welcher Be-

man zu so genannten Pagern greifen. Ein Pa- Übersicht aller eingegebenen Befehle. Ein Auf- fehl ausgeführt werden würde, während Sie
ger zeigt den Inhalt einer Datei als Text an. ruf von die ersten Buchstaben im Terminal editieren.
Diese Pager sind z. B. more und less. Beide Pro-
gramme unterscheiden sich dabei nur in ihrer history 10 Jobs
Bedienung, less ist etwas benutzerfreundlicher. Sie starten ein Programm im Hintergrund,
wenn Sie an den entsprechenden Befehl ein
Mit dem Befehl more kann man ausschließlich liefert eine Übersicht der zehn letzten Befehle, & hängen. Wenn Sie dies mal vergessen soll-
mit der Enter-Taste jeweils eine Zeile tiefer die eingegeben wurden. Wenn Sie nun einen ten, können Sie mit der Tastenkombination
scrollen, mit less hingegen kann man mittels Befehl aus der Liste benutzen möchten, dann Strg + Z das Programm manuell anhalten.
Cursor und Bildlaufleisten navigieren. können Sie diesen mit !n“ auswählen, also
” Mit den Befehlen fg bzw. bg können Sie das
z. B.
Programm nun im Vordergrund bzw. im Hin-
less .bashrc tergrund weiterarbeiten lassen.
!8
Bei beiden Programmen kann man in der an- Möchten Sie wissen, wann ein lang laufendes
gezeigten Datei suchen. Hierzu tippen Sie ein- Im Übrigen können Sie mit einem doppel- Programm sich beendet, können Sie es mit
fach einen Slash ( /“), gefolgt vom zu suchen- ten Ausrufezeichen den letzten Befehl wie- Strg + Z anhalten und dann mit folgendem

den Wort, ein. Mit Hilfe der Taste N gelangen derholen und sofort ausführen. Dies ist aber Befehl wieder starten:
Sie zur nächsten Fundstelle des Suchbegriffes. noch längst nicht alles. Sie können in der
Kommando-History auch suchen. Dies ge- fg ; while /bin/true; do echo
/test schieht wiederum durch ein vorangestelltes -ne a; sleep 1; done
Ausrufezeichen und den ersten Buchstaben
Kommando-History des gesuchten Befehls: Nachdem nun das Programm beendet ist wird
Sie wissen bestimmt, dass man sich im Ter- in einer Endlosschleife ein Piepsgeräusch er-
minal mit den Pfeil rauf“- und Pfeil runter“- zeugt.
” ” 20
Die GPLv3 – Fluch oder Segen für Open Source-Software? von Erik Bärwaldt

L
ange war sie angekündigt, immer wie- hender, so wird deutlich, dass keine Revoluti- ter Form und wechselnder Intensität ständig
der gab es neue Entwürfe – und am on stattgefunden hat, sondern eine Evolution. bedroht, weil sich die Mehrheit der Software-
29. Juni 2007 schließlich war es end- Stallman hat die auch weiterhin gültige GPLv2 hersteller und -distributoren durch vielfälti-
lich so weit: Die GNU General Public Licen- im Jahr 1991 entworfen – zu einer Zeit also, ge Einschränkungen der Nutzungsrechte der
se (GPL), weltweit mit großem Abstand die als die Computertechnik auch für Normalver- Anwender finanzielle Vorteile versprach. Die
wichtigste Lizenz für freie Software, ist in diener gerade erschwinglich wurde, als noch Methoden zur Einschränkung der Nutzer in
der Version 3 erschienen. niemand vom Internet sprach, und als Patente ihrem Bewegungsfreiraum“ sind jedoch im

auf Software ebenso wie das Digital Restricti- Laufe der Jahre wesentlich subtiler gewor-

In den Monaten zuvor waren mehrere ons“ Management (DRM) und andere verwerf- den, was auch Folge der deutlich gestiege-
Entwürfe permanent überarbeitet worden, liche Techniken zur Kontrolle und Überwa- nen technischen Möglichkeiten ist. Die GPLv3
und Richard M. Stallman, Präsident der Free chung von Computernutzern völlig unbekannt beschäftigt sich daher explizit mit den derzeit
Software Foundation in Boston und Erfinder waren. Für Stallman standen während seiner wichtigsten Bedrohungen für die Freiheiten
der GPL, hatte in unzähligen Reden und Stel- gesamten, nunmehr über mehr als zwei Jahr- des Anwenders:
lungnahmen versucht, die erregten Gemüter zehnte andauernden Arbeit im Dienst freier
zu beruhigen. Angesichts der hitzigen Debat- Software stets vier Postulate im Vordergrund. 1. Tivoisation
te um die neue Lizenz konnten Unbeteiligte Software sollte sich dann frei“ nennen dürfen, Dieser Begriff geht auf den in den USA und

fast glauben, der Untergang des Abendlan- wenn sie vier essenzielle Freiheiten des An- Großbritannien erhältlichen digitalen Video-
des stünde bevor, wenn die GPLv3 in Kraft wenders respektiert: rekorder TiVo zurück, der mit einer unter der
tritt. Tatsächlich waren viele der Diskussi- GPLv2 stehenden Betriebssoftware verkauft
ã die Freiheit, die Software ganz nach den
onsbeiträge eher emotional geprägt, zumal wird. Zu dieser Software wird lizenzkonform
Wünschen und Erfordernissen des Anwen-
der entschiedenste Feind der Open Source- auch der Quellcode mitgeliefert. Wenn der
ders einsetzen zu können;
Bewegung, die Firma Microsoft, mit mehreren Nutzer jedoch die Software modifiziert und
höchst dubiosen Patentabkommen“ und da- ã die Freiheit, den Quellcode der Software in das Gerät mit seiner modifizierten Softwa-
” Augenschein nehmen und individuell mo-
mit verbundenen Schutzgeldzahlungen noch reversion betreiben will, funktioniert der TiVo
in den letzten Monaten fleißig Öl ins Feuer difizieren zu können; nicht mehr. Hier wird dem Nutzer also de facto
gegossen hatte. Diese neue unseriöse Form ã die Freiheit, exakte Kopien der ursprüngli- das Recht entzogen, den Quellcode zu modifi-
des Abkassierens, die Microsoft mit seinen chen Software verbreiten zu dürfen; zieren, weil der veränderte Code unbrauchbar
Patentabkommen“ zelebrierte, bedurfte einer ist. Was ist der Grund für solche Funktions-
” ã die Freiheit, modifizierte Versionen der
raschen Reaktion und musste deshalb noch in einschränkungen? Der TiVo wie viele andere
Software verbreiten zu dürfen.
der GPLv3 berücksichtigt werden. Geräte auch ist mit einem Verschlüsselungs-
Diese Postulate waren seit 1989, dem Erschei- system ausgestattet, das von Microsoft massiv
Betrachtet man sich die neue Lizenz einge- nen der GPLv1, in mehr oder weniger konkre- vorangetrieben und – wie bei dieser Organi-
21
sation üblich – im Laufe seiner Entwicklungs- Bewegung durch eine Vereinbarung aufge- Patentabkommen“ zu bewegen. Auch hier

geschichte mit immer neuen verharmlosenden schreckt, die zwischen Microsoft und Novell werden – wie bereits bei Novell – die Kun-
Bezeichnungen bedacht wurde, um die An- geschlossen worden war. Microsoft gewährt den, Anwender und Entwickler der jeweiligen
wender über die wahren Möglichkeiten und darin den Anwendern von Novell/SuSE-Linux Distribution von Klagen freigestellt, während
Intentionen dieser Technologie zu täuschen. einen eingeschränkten und diskriminieren- über dem Rest der Open Source-Welt das Da-
So hieß diese Technologie einstmals u.a. Pal- den Schutz gegen eigene Patentansprüche“. moklesschwert der Microsoft’schen Patentkla-
” ”
ladium“ und später Next Generation Secure Auf mehrfache Nachfrage, welche Patente Mi- gen schwebt.

Computing“ (NGSC). NGSC wird heute in ei- crosofts denn durch Linux verletzt würden,
ner kombinierten Hard- und Softwarelösung weigerte sich der Konzern aus Redmond
Solche Machenschaften und mögliche Schutz-
fast ausschließlich dazu eingesetzt, mithilfe hartnäckig und dauerhaft auch nur ein ein-
gelderpressungen werden durch die GPLv3
von Techniken wie dem Digital Restrictions“ ziges Patent konkret zu benennen. Stattdessen
” effektiv durch zwei Klauseln unterbunden:
Management (DRM) die Nutzung der betrof- wurden verschiedene nicht nachvollziehbare
Wird ein unter der GPLv3 stehendes Pro-
fenen Geräte einzuschränken. Der Nutzer soll Zahlen genannt, ohne jedoch auch hier die
gramm im Rahmen einer diskriminierenden
gezwungen werden, bestimmte Funktionalität Karten offen auf den Tisch zu legen. Es ist da-
Patentschutz-Vereinbarung verbreitet, so wird
zusätzlich kaufen zu müssen. Letztlich dient her anzunehmen, dass Microsoft erneut durch
diese Patentschutz-Vereinbarung automatisch
diese Technik also dazu, Microsoft und seinen bewusst unklar gehaltene und frei erfunde-
auf alle Nutzer ausgedehnt. Das bedeutet
Vasallen neue Optionen des Abkassierens zu ne Behauptungen versucht, Unsicherheit bei
natürlich in letzter Konsequenz, dass Micro-
eröffnen. den Anwendern zu verursachen, um so bei
softs Androhungen von Patentklagen ins Leere
Linux-Distributoren wie auch bei Endkunden
laufen. Für Distributoren wie Linspire und
mit der Androhung von ominösen Patentkla-
Dazu bestimmt die GPLv3 nunmehr, dass ei- Xandros ist jedoch noch eine weitere, eben-
gen Schutzgeld erpressen zu können. Der du-
ne modifizierte Softwareversion grundsätzlich falls in Sektion 11 der GPLv3 genannte Klausel
biose Schutz vor diesen Patentklagen“, den
nicht dazu führen darf, dass das betreffende ” relevant: Dort ist bestimmt, dass ein Distribu-
Microsoft Novell-Kunden gewährt, ist löchri-
Gerät nicht mehr funktioniert. Die modifizierte tor, der unter der GPLv3 stehende Software
ger als ein Schweizer Käse: Explizit ausge-
Softwareversion muss dabei nicht nur instal- vertreibt und dazu eine diskriminierende Ver-
nommen sind alle Office-Programme, Wine,
liert werden können, sondern es muss auch einbarung mit einem anderen Unternehmen
Spiele, OpenXchange, Kommunikationssoft-
die Funktionstüchtigkeit des Gerätes mit der aus der Software-Branche getroffen hat, ge-
ware sowie – man höre und staune – solche
veränderten Software sichergestellt sein, und gen die GPL verstößt und die Software nicht
Applikationen, die äußerlich irgendwelchen
zwar in gleicher Weise wie mit der originalen mehr vertreiben darf.
Microsoft-Programmen ähnlich sehen!
Software. Ansonsten darf das betroffene Gerät
nicht mehr mit der entsprechenden Software
Novell wurde durch eine so genannte
verkauft werden.
Nur wenige Monate später – kurz vor Verab- Großvater-Klausel“ von diesen Sanktionen

schiedung der GPLv3 – gelang es Microsoft ausgenommen, nicht jedoch Microsoft. Aus-
2. Patentabkommen mit Linspire und Xandros zwei weitere, jedoch drücklich wurde auch definiert, dass diese
Im November 2006 wurde die Open Source- unbedeutende Linux-Distributoren zu solchen Klauseln nicht auf Patentschmarotzer ange-
22
wendet werden können, also parasitäre Fir- die die gleiche Funktion erfüllt, gegen den große Teile freier Software unter der GPLv3
men, deren einziger Geschäftszweck in der DMCA oder die EUCD verstößt. Somit wird stehen werden. Die Free Software Foundati-
Anhäufung von Patenten besteht, um anschlie- hier den diskriminierenden Klauseln des DM- on hält an etwa 5000 Softwarepaketen die
ßend den vermeintlichen Nutzern dieser Pa- CA und der EUCD der Wind aus den Segeln Rechte, und zwar vielfach Kernkomponenten,
tente Zahlungen abzupressen. In diesem Falle genommen, sofern freie Software – wie beim an denen keine aktuelle Linux-Distribution
– der in den USA leider durch das dort gülti- TiVo – betroffen ist. vorbeikommt. Zudem haben wichtige Open
ge abstruse Patentrecht gang und gäbe ist – Source-Projekte wie das Samba-Projekt die
hätte eine Anwendung der entsprechenden Die neue Lizenz – Ausdruck der Macht oder baldige Migration auf die GPLv3 angekündigt.
GPLv3-Klauseln bedeutet, dass die Software- Ohnmacht freier Software? Für Microsoft dürfte daher bereits in den
Distributoren zusätzlich durch die GPL diskri- Wertet der Beobachter der Szenerie die Re- nächsten Monaten das finanzielle Festmahl
miniert worden wären. aktionen aus der EDV-Industrie als Gradmes- am Tisch der Open Source-Bewegung beendet
ser für die Akzeptanz der neuen Lizenzver- sein, und zwar bevor es überhaupt begonnen
3. Der Digital Millennium Copyright Act und sion, so ist das Verhalten der führenden IT- hat. Linspire und Xandros dürften als Junior-
die EU Copyright Directive Unternehmen nicht verwundernd: Während partner von Microsoft jetzt gar genötigt sein,
Eine weitere Sektion der GPLv3 setzt sich ge- Branchenprimus IBM und einige weitere, im entweder ihre dubiosen Verträge mit dem Kon-
gen die einschränkenden Bestimmungen des Bereich freier Software aktive Konzerne wie zern aus Redmond zu lösen oder aber von der
US-amerikanischen Digital Millennium Copy- HP und Sun zunächst die Lizenz noch nicht Distribution neuer GPLv3-Softwareversionen
right Act (DMCA) und der EU Copyright Di- kommentiert haben, sondern offenbar erst ab- ausgeschlossen zu werden.
rective (EUCD) zur Wehr. warten wollen, wie schnell sich die GPLv3
durchsetzt, hat ein einziger Konzern umge- Faktisch war vor allem aufgrund der Entwick-
Der DMCA, von US-Präsident Bill Clinton 1998 hend eine negative, vor Zorn bebende Stel- lungen in den letzten Monaten eine Modifi-
in Kraft gesetzt, versucht, die Anwenderrechte lungnahme abgegeben: Microsoft. Tatsächlich kation der Lizenz und Anpassung an die ak-
zugunsten der ungezügelten finanziellen Gier lässt die GPLv3 durch ihre detaillierten Ver- tuellen technischen Möglichkeiten überfällig.
der Unterhaltungs- und bestimmter Teile der und Gebote kaum Schlupflöcher mehr für un- Ein Festhalten an der alten Lizenz hätte un-
Softwareindustrie unter dem Deckmäntelchen seriöse Praktiken unter Zuhilfenahme patent- seriösen Geschäftspraktiken und der daraus
des Urheberrechts zu beschneiden. Die Umge- oder urheberrechtlicher Bestimmungen. Daher resultierenden Spaltung und Unterminierung
hung technischer Restriktionen wird im DMCA will Microsoft zunächst keine unter der GPLv3 der Open Source-Bewegung Tür und Tor geöff-
weitestgehend kriminalisiert. stehende Software im Rahmen seiner Verträge net. Damit Open Source mit ihrer Vielfalt und
mit Novell anbieten. Ein solches Ansinnen ihren ethischen Ansprüchen auf Dauer beste-
Die GPLv3 legt nun fest, dass jemand, der mit- dürfte auf Dauer kaum durchzuhalten sein: hen und ein kraftvolles Gegenmodell zu impe-
hilfe von unter der GPL verbreiteter Software Einerseits wollen Kunden nicht mit veralteten rialistischen Tendenzen bilden kann, wird die
Inhalte ( works“) ver- oder entschlüsselt, nicht Programmen abgespeist werden, andererseits GPLv3 einen nicht unerheblichen Beitrag leis-

behaupten kann, dass eine andere Software, ist zu erwarten, dass in nächster Zukunft schon ten.

23
Freie Software – Eine Chance für Afrika? von Christian Imhorst

D
en Repräsentanten von Microsoft in ren und Studierenden der Universität, der in Computerhardware in Form von 25 ThinCli-
Malawi hat Alex Antener gleich bei den Zeitungen abgedruckt wurde, konnte das ents und zwei Servern beschafft, auf denen
seinem ersten Besuch in dem afri- Memorandum vorerst abgewendet werden. später Edubuntu zum Einsatz kommen solle.
kanischem Land kennengelernt. Allerdings Microsoft wird aber weiter daran arbeiten, Finanziert wurden die Rechner über das Infor-
war das Zusammentreffen mehr als schräg. sein Betriebssystem auch in Afrika zu ver- mationstechnologie Zentrum der Hochschule
breiten, ohne zu hinterfragen, ob Windows für Gestaltung und Kunst in Zürich (HGKZ).
Mit ein paar Mitstreitern der Polytech in Blan- in Entwicklungsländer ökonomisch sinnvoll
tyre, einem technischen College, war er Mit- ist. Die IT-Infrastruktur in vielen afrikanischen Moderne ThinClients kommen besser mit dem
te 2004 auf einer kleinen IT-Messe für loka- Ländern sieht meist so aus, dass westliche Klima und den häufigen Stromausfällen zu-
le Firmen. Nachdem sie einen Vortrag über Länder ihren Computermüll dort abladen. recht, als Desktop-Computer. In Blantyre, der
Chancen und Nutzen von freier Software im Wenn die alten Rechner überhaupt noch funk- größten Stadt in Malawi, fällt etwa fünfmal
Bildungsbereich gehalten hatten, haben sie tionieren, kommen sie mit den extremeren am Tag der Strom aus. Die ThinClients wer-
Live-CDs mit GNU/Linux verteilt. Alex Ante- klimatischen Bedingungen und den häufigen den dann einfach wieder neu gestartet. Die
ner wurde dabei von einem Herren auf die Stromausfällen nicht zurecht. Ganz zu schwei- Dateien, an denen gerade gearbeitet wurde,
CD angesprochen und er antwortete, dass dies gen davon, dass es in den meisten Schulen gar sind auf dem Server gesichert und stehen wie-
ein freies Betriebssystem sei. Er solle sich eine keinen Strom gibt. Unter diesen Umständen der zur Verfügung, sofern der Server mit einer
CD nehmen und es selbst versuchen. Worauf wird man mit Windows nur schlecht lernen unterbrechungsfreien Stromversorgung (USV)
der Mann erwiderte: I don’t like Linux. I like und lehren können. betrieben wird. Bei ThinClients muss nur für

Windows because it’s sexier. I like sex.“ Die den Server eine USV angeschafft werden. Bei
Studierenden erzählten Alex, dass der Mann Die Industrialisierung hat in Afrika noch nicht Desktop-Computern bräuchte jeder Rechner
der Microsoft-Repräsentant von Malawi sei. Da stattgefunden. In seinem Vortrag Freie Soft- eine USV, was einfach zu teuer wäre.

man auch in Afrika überall Kondome kaufen ware – Eine Chance für Afrika?“ auf dem 23.
kann, besorgte er sich ein Paket Präservative, Chaos Communication Congress sagte Alex Das Ziel der engen Zusammenarbeit mit den
ging zum Stand von Microsoft und überreichte Antener daher, dass sich Malawi und andere Studierenden war, dass die Uni in Zukunft
sie dort dem Repräsentanten mit dem Kom- afrikanische Länder nur dann an der globa- die Server selbst betreuen und administrieren
mentar: I like safer systems.“ len Entwicklung von Informationstechnologie kann. So sollte die Selbstverantwortung über

beteiligen können, wenn sie über einen frei- die eigene IT gesichert werden. Außerdem gibt
Ein Jahr später versuchte Microsoft mit einem en Zugang zu Wissen und dem unbeschränk- es die Hoffnung, dass dadurch der Abwande-
Memorandum of Understandig“ malawische ten Zugang zu Quellcode verfügen, was nur rung von Wissen, dem so genannten brain
” ”
Schulen zu verpflichten, nur Produkte aus mit freier Software und modernen Compu- drain“, etwas entgegengehalten werden kann.
Redmond einzusetzen und zu lehren. Durch tern möglich sei. Bei der Planung seines zwei- Die Studierenden sollen ihr Wissen in Malawi
einen offenen Brief von Systemadministrato- ten Malawi-Projektes habe er deshalb neueste weitergeben.
24
Interview mit Alex Antener von Christian Imhorst

C
hristian Imhorst hat mit Alex Ante- für die GNU-Bewegung konkretisierte sich je- ich für das Projekt, welches dann Ende 2006
ner, der im vorhergehenden Artikel doch erst während meines Studiums in den stattgefunden hat, zwei Computernetzwerke
vorgestellt wurde, ein Interview zu Neuen Medien“. Glücklicherweise hörte Ge- an der Bibliothek mit Edubuntu aufzusetzen.

dessen Engagement für Freie Software in org Greve [2], der Präsident der FSFE [3], von
Afrika geführt. meinem Engagement in Malawi und dem Pro-
jekt, worauf wir uns per E-Mail kennen gelernt
1. Erzähl doch bitte zuerst von dir. Wie ist haben.
dein beruflicher Werdegang, was machst du
heute? 3. Wann und warum warst du zum ersten
Nach meiner abgeschlossenen Lehre als Land- Mal in Malawi?
schaftsgärtner und nach gestalterischer Ma- Im Rahmen meines Studiums an der HGKZ
tura habe ich an der école cantonale d’art verbrachte ich 2004 ein Auslandssemester in
de Lausanne (écal) erst Grafik-Design und Malawi. Anfangs plante ich drei Monate an der
Cinéma studiert. Abgeschlossen habe ich dann University of Malawi the Polytechnic verschie-
mein Studium an der Hochschule für Gestal- dene Dienste und Strukturen aufzubauen und
tung und Kunst in Zürich (HGKZ) [1] im Be- umzustellen. Aus den drei Monaten wurden Martin Thawani und Alex Antener bei der
reich Neue Medien“. Das war im Sommer dann sieben, weil es einerseits viel zu tun gab offiziellen Übergabe der ThinClients.

2005. Bereits während meines Studiums an und ich andererseits schnell Gefallen an der
der HGKZ wurde mir hier eine Stelle als Kultur, dem Land und den Menschen fand. 5. Warum fiel die Entscheidung auf Edubun-
GNU/Linux-Systemadministrator angeboten, tu als Betriebssystem?
wo ich bis heute arbeite. Nebenberuflich en- 4. Wie bist du auf die Idee gekommen, an Es war schnell klar, dass weder die Univer-
gagiere ich mich in der Kunstszene Zürich und der Polytechnic in Blantyre zwei Computer- sität noch ich selbst die Kapazitäten besitzen
der Free Software Foundation Europe (FSFE). netzwerke mit Edubuntu einzurichten? würden, zwei Computernetzwerke über länge-
Seit 2006 bin ich dort im Kernteam. Da ich bereits 2004 intensiv mit dem Biblio- re Zeit zu betreiben und zu unterhalten. Da
thekar der Polytechnic, Martin Thawani, zu- Wissen über die Debian-Distribution an der Po-
2. Wie kamst du zu Freier Software? sammengearbeitet habe, wurde ich schnell mit lytechnic bereits vermittelt wird und Ubuntu
Bereits als Kind hatte ich dank meines Vaters, der Problematik der Verteilung und Zugäng- als Afrikanische GNU/Linux-Distribution“ be-

der in den 80er Jahren Systembetreuer von lichkeit von Wissen an afrikanischen Schulen kannt ist, fiel die Entscheidung leicht. Zudem
Unix-Umgebungen war, Zugang zum Usenet vertraut gemacht. Ich wollte bei einem er- eignet sich Edubuntu wegen des vorkonfigu-
und zur Kommandozeile“. Was den Umgang neuten Projekt sicherstellen, dass insbesonde- rierten LTSP (Linux Terminal Server Project)

mit Computersystemen angeht, war ich immer re die Studierenden bei der Nutzung des Inter- hervorragend für ThinClient-Netzwerke. Der
der klassische Autodidakt. Das Bewusstsein“ nets nicht zu kurz kommen würden. So plante Aufwand an der Konfiguration des Systems

25
selber konnte demnach minimal gehalten wer- interne Machtspiele. In einer fremden Kultur Monaten Projektarbeit in einer fremden Kultur
den. Übrigens besitze ich bis heute über SSH zu arbeiten macht dies natürlich nicht einfa- ist man schon sehr eingenommen von der Idee
einen Zugang auf beiden Servern, damit ich cher. Jedes Departement der Polytechnic ver- und dem Willen, das Projekt abzuschließen.
regelmäßig per aptitude Systemupdates vor- suchte mich für sich zu gewinnen. Ich wurde Das Triumphgefühl“ kommt deshalb etwas

nehmen kann. sogar vom Direktor des Zomba Colleges1 ein- später. Ich habe die Gelegenheit genutzt, das
geladen, um mir die Situation in seiner Schule Projekt auf dem 23. Chaos Communication
6. Warum fiel die Entscheidung auf moder- anzugucken. Von der Seite der Hochschule Congress (23C3) des Chaos Computer Club in
ne ThinClients? für Gestaltung und Kunst Zürich, welche die Berlin vorzustellen und für mich selbst noch
Ich suchte nach einer Möglichkeit, den Miss- ThinClients finanzierte, gab es aber keine Wi- einmal zu reflektieren. Ich glaube, das war
stand an der Bibliothek der Polytechnic zu derstände. wohl der Moment, den man am ehesten als
beheben und Wege zu finden, damit die Stu- Triumph bezeichnen könnte.
dierenden leichteren Zugang zu Wissen er- 8. Wie wurde Edubuntu als Betriebssystem
halten. Anfang 2006 wurden dann an der aufgenommen? Gab es auch Befürworter 10. Was war nicht so schön oder was war
Hochschule für Gestaltung und Kunst Zürich von Windows? deine größte Enttäuschung?
alte Citrix Metaframe-Systeme durch neuwer- Dies stand zu keinem Zeitpunkt des Projektes Was mich immer wieder enttäuscht hat, ist
tige abgelöst. So kam die Idee, die Bestel- zur Diskussion. Da ich der Meinung bin, dass die Tatsache, dass leider allzu oft westliche
lung der ThinClients zu vergrößern, um für wir vorsichtig beim Aufdrängen von westli- Entwicklungshilfe-Organisationen ihre Vor-
das Malawi-Projekt welche zur Verfügung zu chen Vorstellungen sein sollten, sah die Ver- stellungen dem afrikanischen Kontinent auf-
haben und gleichzeitig die Polytechnic mit einbarung so aus, dass ich der Polytechnic das zwingen. So fördern und erhalten sie in den
der neuesten Technologie auszustatten. Die System mitbringen, vorführen und erklären Entwicklungsländern eine Bettelkultur, die es
ThinClients ließen sich wegen des geringen sollte. Was danach passieren würde, wollte für die lokale Ökonomie und Bildungseinrich-
Gewichtes relativ kostengünstig nach Mala- ich nicht beeinflussen. Meinen Informationen tungen schwierig macht, ihre Eigendynamik
wi transportieren. Außerdem war mir klar, zufolge ist das System aber noch immer in zu entwickeln. Man muss schon sehr vorsich-
dass die ThinClients nicht so stark unter den Betrieb und wird rege genutzt. Es gibt keinen tig sein, wo man mit einem Projekt ansetzen
schwierigen klimatischen Bedingungen leiden Grund auf eine proprietäre Lösung umzustei- und wie man es letztendlich zu Stande brin-
würden wie Desktop-Computer. gen, denn diese wäre weder zu finanzieren gen will, dass nach Abschluss des Projektes
noch zu betreiben oder gar zu unterhalten. das System noch weiter genutzt und getragen
7. Gab es Widerstände an der Polytech oder wird.
von anderer Stelle gegen das Projekt? Wenn 9. Was war dein schönster Moment oder
ja, wie sahen diese aus? dein größter Triumph während des Pro- 11. Was hältst du von Projekten, die ge-
Es gab Widerstände. Wie auch an eu- jekts? brauchte Computer für Afrika recyceln? Ist
ropäischen Unis gibt es an der Polytechnic Nach einem halben Jahr Vorbereitung und drei dir so ein Projekt vor Ort oder woanders
1
Die University of Malawi betreibt fünf Colleges im Land: das Chancellor College in Zomba, die Polytechnic in Blantyre, das Bunda College of Agriculture, das College of
Nursing in Lilongwe und das College of Medicine in Blantyre.
26
begegnet? Es gibt keine IT-Lösung, die für alle Ent- dann ein Produkt zu konzipieren, welches mit
Ich bin kein Freund des Gedankens, alte Hard- wicklungsländer gleichermaßen funktioniert. maßgeschneiderter Hardware und Software
ware in Schwellen- und Entwicklungsländer Ghanas IT-Industrie zum Beispiel ist stabil umgesetzt wird. Nun werden die verfügbaren
zu exportieren. Die Haltung empfinde ich als und funktioniert unabhängig.2 Malawi an- Communitys und Kanäle zu den verschiede-
unehrlich und inkonsequent. Auch eine afri- dererseits ist in IT-Sachen massiv abhängig nen Organisationen genutzt, um Marketing zu
kanische Elite an einer Universität, wie bei- von westlichen Anbietern und damit un- betreiben. Ein derartiger Beweis ist grandios.
spielsweise der Polytechnic, verdient es, mit selbstständig. So lange solche Abhängigkeiten
den neusten Technologien zu arbeiten. Es gibt bestehen, hat ein Projekt wie OLPC in solchen Somit hat das OLPC-Projekt auch etwas Gu-
aber zahlreiche Projekte, die gebrauchte Com- Ländern wenig Chancen. tes und ist an sich dringend notwendig. Auch
puter nach Afrika schicken. Die amerikanische ein mögliches Scheitern des Projektes kann
Botschaft in Lilongwe zum Beispiel hat alten Auch ganz praktische Probleme lassen sich von Vorteil sein, da es aufzeigen würde, dass
Computermüll an die Polytechnic abgescho- nicht so einfach mit einer Handkurbel lösen: westliche Wertvorstellungen und Lösungen
ben. Auch in der Schweiz und in Deutsch- Wo nimmt eine malawische Grundschule den nicht überall passen. Die einzelnen Länder
land sind mir derartige Projekte aufgefallen. Strom her? Sogar das Trinkwasser muss über müssen selber“ ihre Probleme formulieren,
Ich glaube, dass sie nur dazu beitragen, dass ”
zwei Kilometer herangeschleppt werden, die damit westliche Länder von diesem Schritt an
afrikanische Länder in einem Schlummerzu- Räume der Grundschule haben kein künstli- mithelfen und gemeinsam Lösungen entwi-

stand“ verharren. ches Licht und ein Kind, das mit einem Laptop ckeln können.
durch die Straßen läuft, würde auf der Stelle
12. Was hältst du von der Initiative One überfallen. Auf universitärem Niveau sieht es Ein weiterer Pluspunkt ist, dass hier nicht ein-
” besser aus – nicht gut, aber besser. fach ein Container Elektroschrott nach Afrika
Laptop Per Child“ (OLPC) und ihrem 100-
Dollar-Computer? verschifft wird. OLPC ist brandneue Hardware,
Ein großer Haken ist, dass die Inspiration hin- Für uns Westler sieht das OLPC-Projekt außer- die speziell für die Entwicklungsländer ge-
ter diesem Projekt bereits stark westlich ge- ordentlich interessant aus. Gründe dafür sind schaffen wurde. Hier müssen wir uns aber die
prägt ist. Die Bedürfnisabklärung passierte die Marketing-Maßnahmen, das GUI der ein- Frage stellen: Entwickeln wir für die Entwick-
also aus Perspektive eines westlichen Landes. gesetzten Distribution, die Hightech-Bauteile lungsländer oder schlussendlich doch wieder
Das Gerät basiert auf westlichen Anforderun- vom MIT. Sie sind alle westlich und doch ist nur für uns selbst und unser Gewissen?
gen. Dies ist aber schon von Grund auf falsch: der Laptop für uns Westler verführerisch und
Die Ansprüche an die Technik sind vor Ort anders. Das OLPC-Projekt ist auch ein Beweis 13. Deinen Vortrag auf dem Kongress 23C3
ganz andere, als wir uns das aus westlicher dafür, dass ein Forschungsprojekt aus einem hieß Freie Software – Eine Chance für Afri-

Sicht vorstellen. Natürlich funktioniert das Bildungsinstitut wie dem MIT im Bereich der ka?“ Worin genau siehst du diese Chance?
rein technische Konzept vollkommen, aber es Informationstechnologie international kom- Freie Software bietet die Lösung für eine
ist trotzdem untauglich, die Bedürfnisse seiner plexe und aktuelle politische sowie wirtschaft- selbstständige Entwicklung im Bereich von
Zielgruppe abzudecken. liche Zusammenhänge erfassen kann, um Software und dokumentiertem Wissen. Darum
2
Siehe Artikel aus Der Bund“ vom 5. März 2007 [4].

27
ist der soziale Gedanke in der GPL so stark Leider wurde nur eine kleine Anzahl dieser Die Fotos stammen von Nathalie Bissig (bis-
verankert. Oft wird der Free Software Founda- T-Shirts in Malawi gedruckt. Die Druckvorla- sig@bissig.cc) und stehen unter der GNU-Lizenz
tion vorgeworfen, sie sei zu dogmatisch. Aber ge kann ich aber gerne in meinem Weblog für freie Dokumentation (FDL) [6].
schlussendlich geht es darum, dass alle die [5] bereitstellen, so dass sie alle unter Berück-
Chance nutzen wollen, an der Bildung, Wei- sichtigung der Creative Commons-ShareAlike- Links
terbildung, Verarbeitung und Verteilung von Lizenz verwenden können. Auf den T-Shirts [1] http://hgkz.ch
Wissen und somit Quelleninformation teilzu- steht übrigens Anthu Ozindikira amagwirisa [2] http://gnuhh.org/

haben. Proprietäre, geschlossene Lösungen ntchito GNU/Linux Software“. Das ist Chiche- [3] http://fsfeurope.org
schaden der Eigenentwicklung, die afrikani- wa, die Sprache, die neben Englisch in Mala- [4] http://ebund.ch
sche Länder dringend vorantreiben wollen. wi gesprochen wird, und bedeutet: Selbstden- [5] http://lix.cc/projects/malawi

Wenn westliche Länder auch in Zukunft noch kende Menschen benutzen GNU/Linux Soft- [6] http://www.gnu.org/copyleft/fdl.html
Vertragspartner afrikanischer Länder bleiben ware“.
und an ihrer ökonomischen Entwicklung teil-
haben wollen, sollten sie diesen Ländern die
Möglichkeit zur Eigenentwicklung geben.

14. Wie wurdest du Mitglied im Core Team


des FSF Europe im vergangenem Jahr und
wie sehen deine Aufgaben beim FSFE aus?
Durch mein Engagement in Malawi entwickel-
te sich ein gegenseitiges Interesse zwischen
mir und der Free Software Foundation Euro-
pe. Ich wurde dann von Georg Greve ange-
sprochen, ob ich in das Kernteam eintreten
wolle. Bisher beschränkte sich mein Engage-
ment auf die Mitgestaltung von Diskussionen
und Strategien der FSFE. Zudem vertrete ich
stark den Freie Software-Gedanken in und ne-
ben meiner Arbeit an der HGKZ.

15. Gibt es die blauen T-Shirts mit dem


selbstdenkenden Menschen, die ihr für das
Malawi-Projekt gedruckt habt, irgendwo zu Das T-Shirt zum Projekt: Anthu Ozindikira
kaufen? ”
amagwirisa ntchito GNU/Linux Software“. © by Randall Munroe, http://xkcd.com
28
Zusammenfassung der 3. Mailserver-Konferenz von Matthias Kietzke

A
m 2. und 3. Juli 2007 fand in Ber- und abwechslungsreich. Vom Alexanderplatz
lin die 3. Mailserver-Konferenz statt. ging es entlang der Spree Richtung City-West,
Geboten wurde professionelles und vorbei an der Museumsinsel, am Reichstag und
praxisnahes Know-How in je 90-minütigen dem neuen Hauptbahnhof bis zum Schloss
Vorträgen. Charlottenburg. Auch das Wetter spielte mit
und zeigte sich von seiner besseren Seite.
Auf dem Programm standen unter anderem Die nächste Mailserver-Konferenz findet 2009
Themen wie Die gesetzliche Pflicht zur E- statt.

Mailarchivierung“, Migration von courier zu

dovecot im harten Praxiseinsatz“ oder Schöne Für Interessierte stehen die Präsentationsfoli-

Geheimnisse: amavisd-new für Fortgeschritte- en zum Download bereit [1].
ne“. Durch den engen Kontakt zwischen Do-
zenten und Konferenzteilnehmern boten sich
Gelegenheiten zum Erfahrungsaustausch und Links
Fachsimpeln“. [1] http://www.heinlein-support.de/web/y
” akademie/mailserver-konferenz-2007/y
mk07-downloadupdates

Zunächst volle Konzentration während der


Vorträge . . .

Das Abendprogramm gestaltete sich mit einer . . . anschließend folgt der entspannte Teil des
Dampferfahrt durch Berlin sehr interessant Tages. © by Randall Munroe, http://xkcd.com
29
Freiheit oder Totalitarismus: Sagen auch Sie Nein!“ zu Microsoft! von Erik Bärwaldt

S
eit Monaten tobt ein erbitterter von Microsoft ist extrem fehlerbehaftet und Stimme. Wenn mehr als zwei Drittel der 32 so
Kampf um die Standardisierung des wirkt wie im Suff schlampig zusammenge- genannten P-Mitglieder ( Participating Mem-

neuen Dokumentenformats Office hauen: So kommt beispielsweise das Tabel- ber“) für Microsofts Dilettantenformat stim-
OpenXML durch das internationale Nor- lenkalkulationsformat nicht mit chronologi- men und nicht mehr als ein Viertel aller 104
mungsgremium ISO ( International Stan- schen Daten zurecht, die früher als das Jahr stimmberechtigten Mitglieder den Normungs-

dardization Organization“). Nachdem die 1900 liegen. Besonders pikant sind auch For- vorschlag ablehnt, gilt der Standard als verab-
ISO mit der Norm ISO26300 das auch matfehler, die die religiösen Feiertage mus- schiedet.
in OpenOffice und StarOffice verwendete limischer Länder missachten. Es drängt sich
Open Document Format (ODF) bereits im hier der Eindruck auf, dass der intellektuel-
Jahr 2006 als offenes Dokumentenformat le Horizont der Herren Gates, Ballmer und
anerkannt hat, versucht nun die Firma Mi- Konsorten offensichtlich nicht über den US-
crosoft ihr neu erfundenes Format Office amerikanischen Tellerrand hinausreicht. Aber
OpenXML als internationalen Standard de- auch mit Sprachen, in denen viele Umlaute
finieren zu lassen. und Sonderzeichen verwendet werden, hat
Microsofts Format erhebliche Probleme. In-
Microsofts Office OpenXML baut wie das ODF- teressant ist zudem die Tatsache, dass vor al-
Format auf der XML-Spezifikation auf. Damit lem bei der Umsetzung der älteren Microsoft-
sind die Gemeinsamkeiten der beiden Formate Formate wichtige Bestandteile nicht veröffent-
allerdings auch schon erschöpft. Im einzelnen licht werden – und das trotz einer rund 6000
weist das Format der Firma Microsoft folgende Seiten umfassenden Spezifikation. Zum Ver-
Alleinstellungsmerkmale“ auf: gleich: Das komplett offengelegte ODF hat

einen Umfang von gut 700 Seiten. Microsofts
Microsofts Office OpenXML ist ein Container- Office OpenXML verstößt in Teilen gegen meh-
format, in dem, aus Gründen der Kompatibi- rere bereits bestehende ISO-Normen wie die
lität zu den unzähligen Dokumentenformaten ISO8601 oder ISO639. 6000 Seiten gedruckter Schrott für die
früherer Microsoft-Office-Versionen, binärer Mülltonne: Microsofts Office
Code enthalten ist. Die offen dokumentier- Das Abstimmverfahren bei der ISO über einen OpenXML-Spezifikation.
ten XML-Teile fügen sich dabei quasi wie eine Normungsvorschlag ist kompliziert. Insgesamt
Hülle um die proprietären und vielfach mit 104 nationale Normungsgremien sind Mitglie- Es ist kein Wunder, dass ein solch unausgego-
Patenten belegten Bestandteile der früheren der der ISO. Jedes nationale Normungsgremi- renes Elaborat wie Microsofts Office OpenXML
Office-Versionen. Von Offenheit“ kann somit um (in Deutschland das Deutsche Institut für bei einigen nationalen Standardisierungsgre-
” ”
keine Rede sein. Das Office OpenXML-Format Normung“, kurz DIN) hat bei der ISO nur eine mien bereits sang- und klanglos durchgefallen
30
ist oder sich für bevorstehende Abstimmungen werfen kaum Gewinne ab oder verursachen gen Patentverletzungen verklagt zu werden.
starke Vorbehalte dagegen artikuliert haben. – wie die Spielekonsole Xbox – exorbitante Microsoft hat sich zwar schriftlich verpflich-
Doch Microsoft versucht nun angesichts des Verluste. Im Zuge der fortschreitenden welt- tet, für die Verwendung von Office OpenXML
drohenden Scheiterns seines Formats mit al- weiten Migration weg von Windows und hin keine Patentklagen anzustrengen, jedoch ist
len Mitteln, die in der ISO stimmberechtigten zu Linux auch auf dem Desktop verliert Mi- völlig unklar, ob dieses Versprechen auch für
nationalen Gremien durch seine Lobbyisten crosoft deutlich an Marktanteilen. Jeder zu Entwickler gilt. Was man zudem von Verspre-
massiv zu beeinflussen, um so eine Akzeptanz Linux migrierte Rechner im Behörden- und chen einer Organisation halten kann, die fast
seiner Spezifikation zu erzwingen. Unternehmensumfeld bedeutet für Microsoft im Wochenrhythmus international durch unse-
in der Regel zweifache Einnahmeausfälle: Ne- riös-mafioses und illegales Geschäftsgebaren
Es wurde von Microsoft in Italien und den ben dem nicht mehr erzielten Gewinn aus dem negativ auffällt, muss nicht mehr en détail
USA durch massiven Stimmenkauf versucht, Verkauf der Windows-Lizenz fallen auch die – erörtert werden.
die nationalen Normungsgremien zu unter- für Microsoft noch ungleich lukrativeren – Ein-
wandern, um so eine entsprechende Mehrheit nahmen aus dem Verkauf von Office weg. Um
für die Akzeptanz seines dubiosen Standards diesem Trend entgegen zu wirken, sich also Durch fehlende Referenz-Implementationen
zu erhalten. In Australien hat Microsoft öffent- die exorbitanten Gewinne der letzten Jahre des Office OpenXML-Formats und bedingt
lich Partner“ gesucht, die dem nationalen weiterhin zu sichern, bekämpft Microsoft jetzt durch die vielen Fehler sowie allein den schier
” die Open Source-Bewegung auch mit einer unglaublichen Umfang der Spezifikation dürf-
Normungsausschuß beitreten und die Abstim-
mung zugunsten von Office OpenXML mani- Strategie der vermeintlich offenen“ Formate: te es für unabhängige Entwickler äußerst

pulieren sollten. In Neuseeland hat Microsoft Das Office OpenXML-Format soll als interna- schwierig, wenn nicht gar unmöglich wer-
mit der Drohung, die Konditionen bestehen- tionaler Standard anerkannt werden, um vor den, den Microsoft-Standard in ihre Produk-
der Software-Lieferverträge mit der Regierung allem der in der nördlichen Hemisphäre von te zu integrieren. Als Folge wäre Microsoft
einseitig zu ändern, versucht, das Abstimm- staatlichen Institutionen geforderten Offen- mit seiner Office-Suite der einzige Anbieter,
verhalten zu seinen Gunsten zu beeinflussen. heit bei Dokumentenstandards zu genügen. der das pseudo-offene Format unterstützen
In Wirklichkeit dient Office OpenXML jedoch könnte. Damit hätte Microsoft Office im Fal-
ausschließlich dazu, die Monopolstellung Mi- le einer Anerkennung des Office OpenXML-
Stimmenkauf, Manipulationen, Erpressung – crosofts auf Kosten der Computernutzer zu Dokumentenstandards ein Alleinstellungs-
welche Motivation steckt hinter diesen neu- ”
zementieren. merkmal“. Nur die Office-Suite aus Redmond
erlichen mafiösen Praktiken der Firma Micro- wäre in der Lage, dieses Format zumindest
soft? halbwegs ordentlich lesen und schreiben zu
Durch die Integration von mit Patenten be- können. OpenOffice wäre somit vor allem bei
Die Marktstellung und damit der fast komplet- legtem Binärcode in Microsofts Dokumen- staatlichen Institutionen außen vor – und da-
te Gewinn von Microsoft wird durch lediglich tenformat entsteht für freie Programmierer mit wäre auch Linux als Betriebssystem au-
zwei Produkte garantiert – das Betriebssys- bei der Implementation des Office OpenXML- ßen vor, denn ohne eine Office-Suite, die mit
tem Windows und die Büroapplikations-Suite Standards in ihren eigenen Applikationen ein dem Office OpenXML-Format umgehen kann,
Office. Alle anderen Produkte von Microsoft unkalkulierbares Risiko, von Microsoft we- fände Linux signifikant weniger Akzeptanz auf
31
Behörden- und Firmen-Desktops. Anwender Gehör zu verschaffen. Eine Petition selbe zu tun! Sie finden die Petition unter der
soll den Stimmberechtigten bei der ISO deut- URL http://www.noooxml.org.
Was kann man als normaler Anwender, was lich vor Augen führen, dass die Nutzerinter-
können Sie und ich also tun, um die Verab- essen und die Ambitionen von Microsoft kei-
Jede Stimme ist ein Schritt hin zu offenen
schiedung des Office OpenXML-Standards zu neswegs deckungsgleich sind. Bislang (Stand:
Standards und weg von totalitären Diktaten.
verhindern? Seit Monaten kämpft die FFII – 30.07.2007) haben etwa 26.500 Anwender
Das sollte jedem Anwender ein paar Minuten
die Foundation For A Free Information In- weltweit diese Petition gegen Microsoft un-
” Zeit und eine Unterschrift wert sein.
frastructure“ – durch Aufklärungsarbeit gegen terzeichnet. Jede Stimme zählt! Helfen daher
den neuen Stümper-Standard aus dem Hau- auch Sie mit, Microsoft zu stoppen – geben Sie
se Microsoft. Daneben hat die FFII auch eine Ihre Stimme ab und veranlassen Sie möglichst Links
eigene Website kreiert, um den Stimmen der viele Bekannte, Freunde und Verwandte das- [1] http://www.noooxml.org

© by Randall Munroe, http://xkcd.com

32
Ubuntu-Geschichte im Blick – Teil 4: Dapper Drake von Marcus Fischer

L
etzten Monat haben wir in unseren Warty ihren Anfang nahm. Ubuntu 6.06 läutet Dies ist insoweit sinnvoll, als man für die LTS-
Rückblick auf die Ubuntu-Geschichte einen neuen, zusätzlichen Release-Zyklus ein. Versionen sehr lange Updates garantiert und
den Frechdachs“ betrachtet, diesen dies die erste Version ist, mit der man ein-

Monat machen wir mit dem Eleganten Er- Zudem wurde in dieser Version das Artwork deutig auf den Firmeneinsatz spekuliert. Im

pel“ weiter. stark überarbeitet, um die besondere Stel- Rahmen des Erscheinens von Dapper hat man
lung auch optisch zu verdeutlichen. Dapper bei Ubuntu seine Infrastruktur optimiert und
Eleganter Erpel erscheint nun viel heller und in neuen Orange- bietet professionellen Support (gegen Bezah-
Am 01. Juni 2006 erschien die erste Ver- und Karamelltönen. lung) an.
sion von Ubuntu mit dem Kürzel LTS. Die
Abkürzung steht für Long Term Support“ und Der herausragendste Unterschied zu den Besonders hervorzuheben ist die Serverva-

zeichnet eine Version aus, die besonders lan- Vorgängern lag in der deutlich gesteiger- riante von Ubuntu, die gleichzeitig mit der
gen Support genießt und für den Einsatz in ten Geschwindigkeit. Hier profitierte Ubuntu Desktopversion erschienen ist. Diese Version
Unternehmen prädestiniert ist. vor allem von GNOME 2.14, das um einiges bringt zwei vorkonfigurierte Kernel mit, einen
schneller ist als noch Version 2.12. Zusam- für kleinere Rechner und einen für Server
Mark Shuttleworth, der Initiator, sprach deut- men mit dem schnelleren Bootvorgang, der mit mehr als acht CPUs. Die Serverversion ver-
lich über den gestiegenen Anspruch und nennt bei Breezy im Lastenheft der Entwickler stand, spricht das besonders einfache Aufsetzen eines
Ubuntu 6.06 (. . . ) äußerst stabil und zu- startet Dapper auf manchen System in der zertifizierten LAMP-Servers. Die professionelle

verlässig und damit sehr geeignet für den Pro- Hälfte der Zeit, die noch Warty brauchte. Ausrichtung ist unter anderem daran zu erken-
duktiveinsatz.“ Mehrmals präsentierte er diese nen, dass IBM und MySQL den Server bereits
Version als Alternative zu Microsoft Windows Warum eigentlich 6.06 und nicht 6.04? für ihre Datenbanken zertifiziert haben, Ge-
Vista. Dapper Drake erschien mit einer Verspätung spräche mit Oracle laufen derzeit noch.
von sechs Wochen. Ursprünglich sollte die-
se Version im April 2006 erscheinen und Das Artwork
hätte dementsprechend Ubuntu 6.04 hei- Wie bereits erwähnt, hat Ubuntu bei Dapper
ßen müssen. Durch die Verspätung hatte sich die größten optischen Veränderungen seit Be-
Der Splash-Screen von Ubuntu 6.06 die Versionsnummer natürlich geändert. Der stehen dieser Distribution vorgenommen. Der
Grund für die Verspätung liegt in einer erwei- Erpel wirkt noch einmal deutlich frischer und
So ist die LTS-Version ein eleganter Erpel“, terten Testphase für diese Version. Die Ent- lebendiger als sein Vorgänger, der Frechdachs.

weil er besondere Unterstützung genießt und wickler hatten deutlich mehr Zeit für das Auf-
sehr ausgereift ist. Diese Version soll wie ein spüren und Beheben von Softwarefehlern in Durch Effekte wie abgerundete Fensterleis-
Erpel mit etwas Stolz erfüllt sein, sie ist das der Distribution. ten, Glas-Effekte mit Spiegelungen und hori-
Ende einer zweijährigen Entwicklung, die mit zontalen Farbverläufen in Kontextboxen wirkt
33
Dapper edler und optisch ausgereifter als alle ã OpenOffice.org 2.0.2
vorherigen Ubuntus. Einen Eindruck von die-
ã X.org 7.0
sen Veränderungen bekommen Sie in der Ab-
bildung. ã The Gimp 2.2.11

Ubuntu 6.06 startete mit dem etwas veralteten


Kernel 2.6.15, wie auch teilweise nicht mehr
ganz aktuellen Softwareversionen. Dies ist ein
Zugeständnis an die Stabilität, die bei diesem
Release im Vordergrund stand.

Bemerkenswert ist, dass die Unterschiede zu


Debian, von dem sich Ubuntu durch eine deut-
Der Desktop von Dapper Drake“ lich verstärkte Aktualität abheben will, immer

mehr verschwinden, zumindest wenn man
In GNOME halten der GNOME Power Mana-
sich die LTS-Versionen ansieht. Es wird sich
ger und der Network Manager Einzug. Der
noch zeigen, in welche Richtung diese Ent-
GNOME Power Manager liefert in Notebooks
wicklung in Zukunft gehen wird, denn auch
detaillierte Informationen über den (Lade-)
Debian hat sich die Kritik zu Herzen genom-
Der nochmals aufgeräumte GDM von Dapper Zustand der Batterie und stellt Ihnen die ACPI-
” men und arbeitet an einem verkürzten Relea-
Drake“ Funktionen Ihres Computers zur Verfügung.
sezyklus.

Die Bedienung wurde erneut erweitert, indem Mit Hilfe des Network Managers können Sie
Der etwas ältere Kernel wirkte sich auf jeden
man die Menüstruktur stark überarbeitete. problemlos die WLAN-Netze wechseln, falls
Fall nicht negativ auf die Hardwareerkennung
Alle Aufgaben, die Administratorrechte ver- Sie sich regelmäßig an verschiedenen Or-
aus. Ubuntu bietet hier von Beginn an eine
langen, sind jetzt in einem Menü zusammen- ten in unterschiedlichen Netzwerke anmelden
hervorragende Hardwareerkennung – neben
gefasst unter System  Administration. müssen.
Knoppix wohl die beste aller Distributionen.
Neuerungen
Seit Breezy startet Ubuntu mit usplash, einem Mit Dapper Drake“ sollten Live- und
Ubuntu 6.06 beinhaltet ”
graphischen Fortschrittsbalken. Mit Dapper Installations-CD zusammengelegt werden und
hält nun auch die Umkehrung dieser Idee Ein- ã Kernel 2.6.15 in der Folge nur noch ein Installationsmedium
zug in die Distribution. Wenn Sie Ihren PC her- ã GNOME 2.14.1 existieren, der Name dieser kombinierten CD
unterfahren, erscheint ein Fortschrittsbalken, lautet Desktop-CD“. Von dieser Desktop-CD
ã Firefox 1.5 ”
der sich rückwärts abbaut, um den Fortschritt kann man wie von einer Live-CD booten und
des Herunterfahrens anzuzeigen. ã Evolution 2.6.1 dann aus dem laufenden Live-System heraus
34
installieren. Der Name des dafür zuständi- den Bootsektor der ersten Festplatte ge- Vista ist es immer noch wenig. Hier werden
gen Programms ist Ubiquity, was so viel wie schrieben. bis zu 4 Gigabyte Platz auf der Festplatte und
Allgegenwärtigkeit bedeutet. Mit Erscheinen 1 Gigabyte Arbeitsspeicher benötigt.
ã Schließlich gibt es bei der Installation von
dieser Version wurde die Installation über die
der Live-DVD Probleme mit der deutschen
Desktop-CD als favorisierte angegeben.
Lokalisierung. Kubuntu 6.06 LTS
Leider hatte die Integration von Ubiquity eini- Auch Kubuntu ist in der Version 6.06 ein
In freiesMagazin 07/2006 finden Sie weitere
ge Schwächen. Auf vielen Computern war die LTS-Release, also eine Version mit erwei-
Informationen zu den Unterschieden zwischen
Installation von Ubuntu 6.06 nicht möglich. tertem Support. Sie erschien ebenfalls am
den beiden Installationsvarianten.
Es häuften sich dort die Fehlermeldungen, so 01.06.2006.
dass dieser Bug einer der Gründe war, nur
zwei Monate nach Erscheinen eine überarbei-
Diese Version enthielt KDE 3.5.2 und einen
tete Version 6.06.1 zu präsentieren.
neuen Installer, der das direkte Installieren
aus der Live-CD-Umgebung heraus erlaubt.
Parallel zur Desktop-CD gibt es von jeder Ver-
sion noch eine alternative CD, die die klassi-
sche textbasierte Installation ermöglicht. Sie Xubuntu – Ein neues Ubuntu
hört auf den Namen Alternate-CD“. In vie- Mit dem Erscheinen von Dapper begrüßten

len Fällen ist diese Möglichkeit zu empfehlen, wir Xubuntu im Kreise der offiziell unterstütz-
denn trotz der Behebung zahlreicher Fehler ten Derivate. Xubuntu ist noch ein sehr junges
gibt es noch immer einige Probleme: Projekt und hat dementsprechend nicht den
Status eines LTS-Release. In Xubuntu 6.06 ist
ã Das Live-System muss zunächst einmal Xfce in der Version 4.4 beta 1“ und in 6.10 in
starten, dazu werden mindestens 256 MB Der KDM von Kubuntu 6.06 LTS. In dieses ”
der Version 4.4 beta 2“ integriert.
RAM benötigt, aber auch mit 256 MB RAM Release wurde KDE in der Version 3.5.2 ”
verlaufen die Vorbereitungen zur Installati- integriert.
on quälend langsam. Für ältere Computer, auf denen Ubuntu re-
Die Hardwareanforderungen haben sich übri- spektive Kubuntu nicht oder nur sehr lang-
ã Weder die Einrichtung von LVM noch die
gens seit Erscheinen der ersten Version nahe- sam ihren Dienst verrichten, ist Xubuntu
eines RAID-Systems ist möglich. Eine In-
zu verdoppelt. So braucht Dapper mittlerweile ein Versuch wert. Aber auch Minimalisten
stallation in eine vorhandene Partition ist
nahezu 3 Gigabyte Platz auf der Festplatte schätzen die Einfachheit von Xfce in Verbin-
ebenfalls nicht durchführbar. Die Partition
und benötigt mindestens 256 Megabyte Ar- dung mit Ubuntu – Xubuntu. Mit Erscheinen
muss erst gelöscht und anschließend neu
beitsspeicher. Dies sah bei Warty noch viel von Ubuntu 8.04 dürfte Xubuntu auch ein re-
angelegt werden.
bescheidener aus, aber verglichen mit aktu- guläres LTS-Release werden.
ã GRUB wird immer und ohne Nachfrage in ellen Windows-Versionen wie beispielsweise
35
Xubuntu ist von den offiziellen Servern In die erste .x-Version“ flossen über 300 Ak-

verfügbar oder über das Metapaket xubuntu- tualisierungen ein, die sich innerhalb von
desktop zusätzlich installierbar. nur zwei Monaten angesammelt hatten. Die
größten Bugs waren der fehlerhafte Installer
Was hat es mit 6.06.x auf sich? und eine mangelhafte deutsche Lokalisierung,
Aufgrund diverser Mängel in Ubuntu 6.06 insbesondere bei den KDE-Paketen.
entschloss man sich, eine neue Reihe von
Maintenance-Versionen zu veröffentlichen.
Dieser Text wurde dem Buch Ubuntu
Den Anfang machte zwei Monate nach Er- ”
GNU/Linux“ [1] entnommen. – © Galileo Press
scheinen von Dapper die Version 6.06.1. Wei-
2007
tere Updates von 6.06, also 6.06.2 usw., sind
möglich, aber angesichts der kurzen Zeit bis
zum Erscheinen der nächsten LTS im April Links
Der Anmeldebildschirm (ebenfalls GDM) von 2008 eher unwahrscheinlich. [1] http://www.galileocomputing.de/y
Xubuntu openbook/ubuntu

© by Randall Munroe, http://xkcd.com

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Veranstaltungskalender

Jeden Monat gibt es zahlreiche Anwendertreffen und Messen in Deutschland und viele davon sogar in Ihrer Umgebung. Mit diesem Kalender
verpassen Sie davon keine mehr.

Messen
Veranstaltung Ort Datum Eintritt Link
FrOSCon 2007 St. Augustin 25.08.-26.08.07 5C http://www.froscon.org
Kieler Linuxtage Kiel 07.-08.09.07 frei http://www.kieler-linuxtage.de
OpenExpo Zürich 19.-20.09.07 frei http://www.openexpo.ch
Linux Informationstag Singen am Hohentwiel 26.09.07 39 C http://www.linux-bodensee.eu
Linuxinfotag Landau 06.10.07 frei http://infotag.lug-ld.de
Linux-Info-Tag Brandenburg 20.10.07 frei http://www.linuxinfotag-brb.de
Ubucon 2007 Krefeld 20.-21.10.07 frei http://www.ubucon.de
SYSTEMS Perspektive Open München 23.-26.10.07 35 C http://www.systems-world.de

Source“
Practical Linux Gießen 27.10.07 frei http://www.practical-linux.de
Linux-Info-Tag Dresden 03.11.07 frei http://linux-info-tag.de
Come2Linux Essen 10.-11.11.07 frei http://www.come2linux.org

(Alle Angaben ohne Gewähr!)

Ein Strich (-) als Angabe bedeutet, dass diese Information zur Zeit der Veröffentlichung noch nicht vorhanden war.

Sie kennen eine Linux-Messe, welche noch nicht auf der Liste zu finden ist? Dann schreiben Sie eine E-Mail mit den Informationen zu Datum und
Ort an rfischer@freies-magazin.de.

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Anwendertreffen
Ort Datum und Uhrzeit Treffpunkt fest? Link
Bremen 06.08.07, 20:00 Uhr TAV ja http://wiki.ubuntuusers.de/Anwendertreffen/Bremen
Ulm 07.08.07, 19:30 Uhr Wirtschaft Heidenheim ja http://lugulm.de/mainT.html
Pforzheim 09.08.07, 19:30 Uhr Cafe Havanna ja http://www.pf-lug.de/
Oldenburg 10.08.07, 19:00 Uhr Bei Beppo ja http://oldenburg.linux.de
Osnabrück 13.08.07, 19:00 Uhr Medienzentrum ja http://www.lugo.de
Dortmund 14.08.07, 19:00 Uhr Kronstübchen ja http://wiki.ubuntuusers.de/Anwendertreffen/Dortmund
Hamburg 15.08.07, -:- Uhr Barmbeker Bürgerhaus ja http://debian.net-hh.de
Lüneburg 16.08.07, 19:00 Uhr Rechenzentrum ja http://www.luene-lug.org/wp
Krefeld 20.08.07, 19:30 Uhr Limericks ja http://wiki.lug-kr.de/wiki/LugTreffen
Fulda 21.08.07, 20:00 Uhr Academica ja http://lug.rhoen.de
Heidelberg 22.08.07, 20:00 Uhr Schwarzer Walfisch ja http://www.uugrn.org/kalender.php
Rendsburg 25.08.07, 19:30 Uhr Ruby Days ja http://wiki.ubuntuusers.de/Anwendertreffen/Rendsburg
Hannover 27.08.07, 18:00 Uhr Henry’s ja http://wiki.ubuntuusers.de/Anwendertreffen/Hannover
Mannheim 29.09.07, 18:00 Uhr - - http://wiki.ubuntuusers.de/Anwendertreffen/Mannheim

(Alle Angaben ohne Gewähr!)

Ein Strich (-) als Angabe bedeutet, dass diese Information zur Zeit der Veröffentlichung noch nicht vorhanden war.

Wichtig: Die Anwendertreffen können sich verschieben oder ganz ausfallen. Bitte vorher noch einmal auf der Webseite nachschauen!

Wenn Sie ein Anwendertreffen bekanntgeben wollen, schreiben Sie eine E-Mail mit den Infos an kreschke@freies-magazin.de.

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Vorschau

freiesMagazin erscheint immer am ersten Sonntag eines Monats. Die September-Ausgabe wird voraussichtlich am 2. September unter anderem
mit folgenden Themen veröffentlicht:

ã Snownews – RSS/RDF-Reader auf der Kommandozeile


ã Ubuntu-Geschichte im Blick – Teil 5

Es kann leider vorkommen, dass wir aus internen Gründen angekündigte Artikel verschieben müssen. Wir bitten dafür um Verständnis.

© by Randall Munroe, http://xkcd.com

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Impressum
Erscheinungsweise: als .pdf einmal monatlich Redaktionsschluss für die September-Ausgabe: 22.08.2007

Redaktion (ViSdP) Ständige Autoren


Eva Drud (edr) edrud@freies-magazin.de Erik Bärwaldt ebaerwaldt@freies-magazin.de
Marcus Fischer (mfi) mfischer@freies-magazin.de Adrian Böhmichen aboehmichen@freies-magazin.de
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Kontakt Ronny Fischer rfischer@freies-magazin.de
E-Mail redaktion@freies-magazin.de Stefan Graubner sgraubner@freies-magazin.de
Postanschrift freiesMagazin Christian Imhorst cimhorst@freies-magazin.de
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