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Unternehmensbesteuerung

Personengesellschaften

Wintersemester 2016/2017

Fakultät für
Wirtschaftswissenschaften
C. Personengesellschaften

1. Zivilrechtliche Grundlegung
1. Gesellschaft bürgerlichen Rechts
2. Offene Handelsgesellschaft
3. Kommanditgesellschaft

2. Transparenzprinzip

3. Laufende Besteuerung

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C. Personengesellschaften
C.1.1. Gesellschaft bürgerlichen Rechts

Die Gesellschaft bürgerlichen Rechts


Die Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) ist die Standardform der
Zusammenschlusses mehrerer Personen, um einen gemeinsamen Zweck
zu erreichen.
Ihre Gründung bedarf keines besonderen Gründungsaktes und kann auch
konkludent erfolgen. Es kann also sein, dass die Beteiligten gar nicht
wissen, dass sie eine GbR gegründet haben.

Gemeinschaftspraxis
Lotto-Tipp-Gemeinschaft

Bau-Arbeitsgemeinschaft
Bestellgemeinschaft

Grundstücksgemeinschaft
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C. Personengesellschaften
C.1.1. Gesellschaft bürgerlichen Rechts

Die Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) stellt einen auf Dauer


angelegter Zusammenschluss von zwei oder mehr Personen zur Verfolgung
eines bestimmten gemeinsamen Zwecks dar (§§ 705 ff. Bürgerliches
Gesetzbuch - BGB).
Die Gesellschafter sind verpflichtet, diesen Zweck zu fördern, insbesondere
die vereinbarten Beiträge durch Einbringung von Einlagen zu leisten. Die
GbR kann für alle erlaubten Zwecke gegründet werden. Diese können
erwerbswirtschaftlicher oder ideeller Natur sein.
Gesellschafter können jede natürliche und juristische Person sein, ebenso
wie Personen- und Personenhandelsgesellschaften. Es muss sich mindes-
tens um zwei Gesellschafter handeln.

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C. Personengesellschaften
C.1.1. Gesellschaft bürgerlichen Rechts

Soweit die GbR ein Gewerbe ausübt, müssen die einzelnen Gesellschafter
der GbR ihr Gewerbe der zuständigen Behörde anzeigen. Dabei muss jeder
einzelne der gewerblich tätigen Gesellschafter einer GbR sein Gewerbe
anzeigen (vgl. § 14 (1) GewO). Dies kann auch - je nach Wohnort bzw.
Büroadresse - bei unterschiedlichen Behörden geschehen, allerdings muss
die GbR eine ladungsfähige Adresse (Büro oder Adresse desjenigen
Gesellschafters, der für den Schriftverkehr verantwortlich ist) bei den
Gewerbeanzeigen (umgangssprachlich: Gewerbeanmeldungen) angeben.
Bestimmte Gewerbe dürfen zum Schutz der Allgemeinheit nur ausgeübt
werden, wenn zusätzlich eine Erlaubnis bzw. Genehmigung vorliegt oder der
Unternehmer bestimmte Sachkunde nachweisen kann. Eine solche ist z.B.
beim Vermittlergewerbe (§ 34c (1) Nr. 1 GewO), Bewachungsgewerbe (§
34a (1) S. 1 GewO) oder Gaststättengewerbe (§ 1 (1) GastG) notwendig.

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C. Personengesellschaften
C.1.1. Gesellschaft bürgerlichen Rechts

Zwischen den Gesellschaftern der GbR entstehen bestimmte Rechte und


Pflichten. Diese richten sich vorrangig nach der Übereinkunft zwischen den
Gesellschaftern. Haben die Gesellschafter keine Regelung getroffen, gelten
die gesetzlichen Vorschriften (§§ 705 ff. BGB).

Danach haben die Gesellschafter folgende Rechte und Pflichten:


1. Die Gesellschafter sind zur Leistung der vereinbarten Beiträge verpflichtet. Die Beiträge
können z.B. in Geldmitteln, im Zur-Verfügung-Stellen von Personal, Geräten oder Stoffen, in
Dienst- oder Werkleistungen bestehen.
2. Die Gesellschafter haben gegenüber der GbR eine Treuepflicht. Die Treuepflicht verlangt von
ihnen, die Interessen der Gesellschaft wahrzunehmen und alles zu unterlassen, was sie
schädigt.
3. Die Gesellschafter haben das Recht und die Pflicht zur gemeinschaftlichen Geschäftsführung.
4. Die Gesellschafter haben ein Stimmrecht bei der Fassung von Gesellschafterbeschlüssen.
5. Die Gesellschafter können gewisse Kontrollrechte ausüben, z.B. sich von den Angelegenheiten
der Gesellschaft persönlich unterrichten, die Geschäftsbücher und Papiere (Verträge,
Korrespondenz etc.) der Gesellschaft einsehen und sich aus diesen Unterlagen eine Übersicht
über den Stand des Gesellschaftsvermögens anfertigen (§ 716 Abs. 1 BGB).
6. Die Gesellschafter sind an Gewinn und Verlust der GbR beteiligt (vgl. § 722 Abs. 1 BGB).
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C. Personengesellschaften
C.1.1. Gesellschaft bürgerlichen Rechts

Das Gesellschaftsvermögen ist das gemeinschaftliche Vermögen der Ge-


sellschafter (§ 718 (1) BGB). Das Vermögen steht allen Gesellschaftern
gemeinschaftlich zu. Es unterliegt einer sogenannten gesamthänderischen
Bindung, nach der ein Gesellschafter weder über seinen Anteil am
Gesellschaftsvermögen noch über seinen Anteil an den einzelnen zum
Gesellschaftsvermögen gehörenden Gegenstände allein verfügen kann.
Dies ist nur durch alle Gesellschafter gemeinsam möglich.

Die GbR ist rechtsfähig, soweit sie durch die Teilnahme am Rechtsverkehr
nach außen auftritt und eigene Rechte und Pflichten begründet. Man spricht
von einer sogenannten Außen-GbR. Sie kann selber Vertragspartnerin und
damit Schuldnerin bzw. Gläubigerin sein. Im Zivilprozess ist sie aktiv und
passiv parteifähig, d.h. sie kann selber klagen und verklagt werden und kann
Leistung an die GbR verlangen.

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C. Personengesellschaften
C.1.1. Gesellschaft bürgerlichen Rechts

Für die Verbindlichkeiten der GbR gegenüber Dritten steht diesen als
Haftungsmasse das Gesellschafts- und das Privatvermögen jedes einzelnen
Gesellschafters zur Verfügung.
Die GbR haftet also für eigene Verbindlichkeiten unbeschränkt mit ihrem
Gesellschaftsvermögen. Daneben haften grundsätzlich auch die Gesell-
schafter unbeschränkt persönlich mit ihrem Privatvermögen für die Verbind-
lichkeiten der Gesellschaft.
Ein Gläubiger kann z.B. einen Gesellschafter nach seiner freien Wahl
aussuchen und in vollem Umfang in Anspruch nehmen. Der in Anspruch
genommene Gesellschafter kann dann von den anderen Gesellschaftern
anteilig internen Ausgleich verlangen. Dabei haften die Gesellschafter unter-
einander in der Regel zu gleichen Teilen. Die Gesellschafter können aber
individuell eine andere Regelung treffen, etwa eine Haftung nach unter-
schiedlichen Quoten. Diese Regelung wirkt aber nicht im Außenverhältnis
gegenüber Dritten.

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C. Personengesellschaften
C.1.1. Gesellschaft bürgerlichen Rechts

Zu unterscheiden ist zwischen der Geschäftsführung und der Vertretung.


Aufgabe der Geschäftsführung ist das Management eines Unternehmens im
Innenverhältnis, d.h. Überwachung der Produktion, Buchführung, Erledigung
der Korrespondenz etc. Die Vertretung betrifft dagegen das Handeln im
Außenverhältnis, z.B. die Eingehung von Verpflichtungen im Namen der
GbR.

Die Führung der Geschäfte in der GbR steht den Gesellschaftern grund-
sätzlich gemeinschaftlich zu. Von dieser gesetzlichen Regelung kann aber
im Gesellschaftsvertrag abgewichen und einzelnen Gesellschaftern die
Geschäftsführungsbefugnis übertragen werden. In diesem Fall besteht für
die anderen Gesellschafter die Möglichkeit, das Geschäft zu blockieren
(Widerspruchsrecht).
Soweit die Geschäftsführungsbefugnis reicht, ist der geschäftsführende
Gesellschafter auch zur Vertretung der GbR berechtigt.

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C. Personengesellschaften
C.1.1. Gesellschaft bürgerlichen Rechts

Die Gewinn- und Verlustbeteiligung sollte zwischen den Gesellschaftern


unbedingt vereinbart werden. Fehlen solche Regeln greift die gesetzliche
Bestimmung, nach der jeder Gesellschafter ohne Rücksicht auf Art und
Größe seines Beitrags einen gleichen Anteil am Gewinn und Verlust
(„Gewinn- und Verlustbeteiligung nach Köpfen”, § 722 (1) BGB) trägt.

Die Gewinnermittlung erfolgt auf Grund einer Überschussrechnung oder auf


Grund einer Bilanz. Es gelten die allgemeinen Vorschriften.
Der Gewinn wird über die Erklärung über die einheitliche und gesonderte
Gewinnfeststellung auf die Gesellschafter aufgeteilt, so dass diese ihren
Gewinnanteil nach ihren individuellen steuerlichen Verhältnissen versteuern.

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C. Personengesellschaften
C.1.2. Offene Handelsgesellschaft

Die offene Handelsgesellschaft

Die offene Handelsgesellschaft (OHG) ist eine eine GbR, die ein Handels-
gewerbe betreibt und im Handelsregister eingetragen ist.

Die gesetzlichen Regelungen der OHG befinden sich in §§ 105 ff HGB und
sind, wie die Bestimmungen des BGB zur GbR weitgehend dispositiv.

Wesentlicher Unterschied zur GbR ist, dass der Grundsatz der Einzelge-
schäftsführung besteht und sie gemäß § 238 HGB buchführungs- und
bilanzierungspflichtig ist.

Gemäß § 159 HGB haften ausgeschiedene Gesellschaft für 5 Jahre nach


ihrem Ausscheiden für Verbindlichkeiten, die während ihrer Gesellschafter-
stellung begründet worden sind.

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C. Personengesellschaften
C.1.3. Kommanditgesellschaft

Die Kommanditgesellschaft
Die Kommanditgesellschaft (KG) ist eine OHG, bei der mindestens ein Ge-
sellschafter nur mit seiner Einlage haftet (=Kommanditist) während mindes-
tens ein anderer Gesellschaft persönlich unbeschränkt wie ein OHG-Gesell-
schafter haftet (= Komplementär), § 161 HGB.

Die Kommanditisten haben zwingend eine Einlage zu erbringen, die als


Hafteinlage in das Handelsregister eingetragen wird. Ist diese erbracht,
haften Sie gegenüber Dritten nicht mehr. Die Höhe der Einlage ist beliebig.

Wesentlicher Unterschied zur OHG ist, dass die Kommanditisten von der
Geschäftsführung zwingend ausgeschlossen sind und kein Widerspruchs-
recht gegen Maßnahmen der Geschäftsführung haben, § 164 HGB. Zudem
kann die Pflicht zur Tragung von Verlusten bei Kommanditisten beschränkt
werden.

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C. Personengesellschaften
C.1.3. Kommanditgesellschaft

Übungsfragen zur OHG / KG:

Auf welchen Zweck muss der Betrieb einer OHG gerichtet sein?
Sind die geschäftsführenden Gesellschafter einzelgeschäftsführungsbefugt?
Haben die von der Geschäftsführung ausgeschlossenen Gesellschafter ein
allgemeines Informationsrecht?
Wie hoch ist der gesetzliche Gewinnanteil eines OHG-Gesellschafters?
Haften die Gesellschafter für die Verbindlichkeiten der OHG?
Welches Gestaltungsrecht haben die Erben eines verstorbenen Gesellschafters?
Für welchen Zeitraum haften die Gesellschafter über ihr Ausscheiden hinaus?
Wo ist die Begriffsbestimmung einer Kommanditgesellschaft niedergelegt?
Dürfen Kommanditisten an der Geschäftsführung beteiligt werden?
Müssen Kommanditisten ihre Einlage u.U. mehrmals erbringen?

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C. Personengesellschaften
C.2. Transparenzprinzip

Das Transparenzprinzip

Das Transparenzprinzip bedeutet, dass die Personengesellschaften nicht


Steuersubjekt von Einkommensteuer und Körperschaftsteuer sind.

Der Gewinn für die Gesellschaft wird über den Jahresabschluss einheitlich
ermittelt, dann aber auf jeden Gesellschafter im Rahmen einer speziellen
Steuererklärung aufgeteilt. Die Gesellschafter haben ihren Gewinnanteil
nach den individuellen Verhältnissen zu versteuern.

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C. Personengesellschaften
C.2. Transparenzprinzip

Von der Erwirtschaftung und Verteilung eines Gewinns ist die Vermögens-
beteiligung nebst Einlagen und Entnahmen zu trennen.

Wie bereits in den Gedanken zum Gesellschaftsvertrag ausgeführt, sind zur


Berechnung der Vermögensbeteiligung verschiedene Kapitalkonten in der
Gesellschaft zu führen. Diese werden über die gesamte Lebensdauer der
Gesellschaft fortgeführt und erst bei Ausscheiden eines Gesellschafters oder
der Liquidation der Gesellschaft wichtig.

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C. Personengesellschaften
C.2. Transparenzprinzip

zu
versteuern
Beispiel zur Entwicklung des Kapitalkontos (vereinfacht):

Gesellschaftsgründung Stand 01.01. Einlagen Entnahmen Gewinn Stand 31.12.


Gesellschafter Lachnich 0 10.000 0 0 10.000
Gesellschafter Fürchtemich 0 20.000 0 0 20.000

Geschäftsjahr 1 Stand 01.01. Einlagen Entnahmen Gewinn Stand 31.12.


Gesellschafter Lachnich 10.000 0 -10.000 6.000 6.000
Gesellschafter Fürchtemich 20.000 0 -10.000 12.000 22.000

Geschäftsjahr 2 Stand 01.01. Einlagen Entnahmen Gewinn Stand 31.12.


Gesellschafter Lachnich 6.000 1.000 -25.000 20.000 2.000
Gesellschafter Fürchtemich 22.000 0 -23.000 40.000 39.000

Geschäftsjahr 3 Stand 01.01. EinlagenEntnahmen Gewinn Stand 31.12.


Gesellschafter Lachnich 2.000 0 -26.000 23.000 -1.000
Gesellschafter Fürchtemich 39.000 0 -55.000 46.000 30.000

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C. Personengesellschaften
C.2. Transparenzprinzip

Das Transparenzprinzip gilt nur für die Einkommensteuer.


Bei anderen Steuerarten ist die Personengesellschaft selbst Steuersubjekt:

Gewerbesteuer
Umsatzsteuer
Lohnsteuer
Grunderwerbsteuer

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C. Personengesellschaften
C.2. Transparenzprinzip

Beispielfall: Wie haben die jeweiligen Gesellschafter den Gewinn von


100.000 € zu besteuern, wenn jeder zu gleichen Teilen beteiligt ist (ohne
GewSt und SoliZ, Tabelle für 2010)

Gesellschafter A, ledig Gesellschafterin C-GmbH,


Keine weiteren Einkünfte Keine weiteren Einkünfte

ESt = 4.106 € KSt = 3.750 €


OHG
100.000 € Gewinn
Gesellschafter B, verheiratet Gesellschafter D+E KG, beide
zzgl. 10.000 Nettolohn Ehefrau ledig, keine weiteren Einkünfte

ESt = 4.108 € ESt jeweils = 813 €

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C. Personengesellschaften
C.3. Laufende Besteuerung

1. Gewinnermittlung durch steuerliche Gesamtbilanz

2. Die gewerblichen Einkünfte des Gesellschafters

3. Gesonderte Gewinnfeststellung

4. Besteuerung der gewerblichen Einkünfte

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C. Personengesellschaften
C.3. Laufende Besteuerung
C.3.1. Gewinnermittlung

Grundlage der Gewinnermittlung soll im Folgenden eine bilanzierungspflich-


tige Personengesellschaft sein. Die Ermittlung des Betriebsvermögens kann
bei einer Personengesellschaft auf bis zu drei Ebenen erfolgen.

1. Ebene: Gesamthandsbilanz („Steuerbilanz“) der Gesellschaft

2. Ebene: Ergänzungsbilanzen einzelner Gesellschafter

3. Ebene: Sonderbilanzen einzelner Gesellschafter

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C. Personengesellschaften
C.3. Laufende Besteuerung
C.3.1. Gewinnermittlung

Die Gesamthandsbilanz der Gesellschaft umfasst alle Vermögenswerte,


die der OHG zivilrechtlich gehören oder die im wirtschaftlichen Eigentum (§
39 AO) der OHG stehen, z.B. eigene Grundstücke und Maschinen, Bank-
guthaben, eigene Verbindlichkeiten gegenüber Lieferanten und Banken.

Es gilt der Maßgeblichkeitsgrundsatz, nach dem die nach den Vorschriften


des HGB erstellte Bilanz unter Berücksichtigung steuerrechtlicher Sonder-
vorschriften auch für die Steuerbilanz maßgeblich ist.

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C. Personengesellschaften
C.3. Laufende Besteuerung
C.3.1. Gewinnermittlung

Ergänzungsbilanzen sind Teil der Gewinnermittlung einer Personengesell-


schaft. Sie sind autonome Steuerbilanzen und werden für einzelne Personen-
gesellschafter für Besteuerungszwecke erstellt. Sie enthalten keine Wirt-
schaftsgüter, sondern lediglich Wertkorrekturen zu den Ansätzen in der
Steuerbilanz und haben damit den Charakter einer Korrekturbilanz.

Wichtigste Anwendungsbereiche der Ergänzungsbilanz:


1. Entgeltlicher Anteilserwerb, bei dem das Entgelt vom Buchwert der
Beteiligung abweicht (höheres Entgelt = positive Ergänzungsbilanz).
2. Wird ein Betrieb, Teilbetrieb oder Mitunternehmeranteil zu einem anderen
Wert als seinem (bisherigen) Buchwert in eine Personengesellschaft einge-
bracht wird zur Vermeidung eines Einbringungsgewinns in Höhe der
Differenz zwischen Buchwert und Einbringungswert eine negative Ergän-
zungsbilanz aufgestellt.

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C. Personengesellschaften
C.3. Laufende Besteuerung
C.3.1. Gewinnermittlung

Ist die Ergänzungsbilanz positiv, bildet sie Mehrwerte zur Gesamthandsbi-


lanz ab. In positiven Ergänzungsbilanzen werden auf der Aktivseite Mehr-
werte von Wirtschaftsgütern des Gesamthandsvermögens ausgewiesen und
auf der Passivseite das Mehrkapital. Die Fortführung positiver Ergänzungs-
bilanzen zum jeweiligen Bilanzstichtag führt zu Mehraufwand desjenigen
Gesellschafters, für den die Ergänzungsbilanz erstellt wird, und mindert
seinen steuerlichen Gewinnanteil, der ihm aufgrund der Gesamthandsbilanz
zusteht (aber keine Sonderbetriebsausgaben).

Ist die Ergänzungsbilanz negativ, bildet sie Minderwerte zur Gesamthands-


bilanz ab. In negativen Ergänzungsbilanzen werden auf der Passivseite
Minderwerte von Wirtschaftsgütern des Gesamthandsvermögens ausge-
wiesen und auf der Aktivseite das Minderkapital. Die Fortschreibung von
negativen Ergänzungsbilanzen führt zu einem Weniger an Aufwand im
Verhältnis zur Gesamthandsbilanz und erhöht damit den Gewinnanteil, der
sich aus der Gesamthandsbilanz ergibt (keine Sonderbetriebseinnahmen).
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C. Personengesellschaften
C.3. Laufende Besteuerung
C.3.1. Gewinnermittlung

Beispiel:
Gesellschafter Wilhelm hat sein Einzelunternehmen mit einem Verkehrs-
wert von 145.000 € zum Buchwert von 100.000 € in die Friedrich & Wilhelm
GbR eingebracht.

Aktiva Passiva
01.01. Mehrwert Betrieb 45.000 Kapital 45.000
AfA - 3.000 Verlust - 3.000
31.12. Mehrwert Betrieb 42.000 Kapital 42.000

Mindert den sich aus der GbR


ergebenden Gewinnanteil.

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C. Personengesellschaften
C.3. Laufende Besteuerung
C.3.1. Gewinnermittlung

Die Sonderbilanz dient zum Ausweis von Sonderbetriebsvermögen eines


Gesellschafters. Zum Betriebsvermögen einer Personengesellschaft gehö-
ren somit sowohl die im Gesamthandseigentum der Mitunternehmerschaft
stehenden als auch die zum Sonderbetriebsvermögen der Gesellschafter
gehörenden Wirtschaftsgüter.

Der BFH unterscheidet zwischen Sonderbetriebsvermögen I und II.


Sonderbetriebsvermögen I sind Wirtschaftsgüter, die einem Mitunterneh-mer
gehören, die jedoch geeignet und bestimmt sind, dem Betrieb der
Personengesellschaft zu dienen. Das trifft vor allem für Wirtschaftsgüter zu,
die der Personengesellschaft von einem Gesellschafter zur Nutzung über-
lassen sind.
Zum Sonderbetriebsvermögen II gehören Wirtschaftsgüter, die unmittelbar
zur Begründung oder Stärkung der Beteiligung des Gesellschafters an der
Personengesellschaft eingesetzt werden.

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C. Personengesellschaften
C.3. Laufende Besteuerung
C.3.1. Gewinnermittlung

Für die Zurverfügungstellung des in seinem Eigentum stehenden Wirt-


schaftsgutes erhält der Gesellschafter eine Vergütung, z.B: Mietzahlungen
(=Sonderbetriebseinnahme). Hat der Gesellschafter Aufwendungen im
Zusammenhang mit diesem Wirtschaftsgut, z.B. Finanzierungskosten, sind
dies Sonderbetriebsausgaben.

Die Zahlungen der Gesellschaft an den Gesellschafter sind bei der Gesell-
schaft Betriebsausgaben und beim Gesellschafter Einnahmen (=Bilanzie-
rungskorrespondenz). Entnimmt der Gesellschafter die Sonderbetriebsein-
nahmen ins Privatvermögen, werden die Entnahmen in der Sonderbilanz
erfasst.

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C. Personengesellschaften
C.3. Laufende Besteuerung
C.3.1. Gewinnermittlung

Die Vorschrift des § 15 (1) Satz 1 Nr. 2 EStG verwendet den Begriff der
Sonderbetriebseinnahmen nicht, sondern spricht von "Vergütungen, die der
Gesellschafter von der Gesellschaft für seine Tätigkeit im Dienst der
Gesellschaft oder für die Hingabe von Darlehen oder für die Überlassung von
Wirtschaftsgütern bezogen hat". Der Umfang der gewerblichen Einkünfte einer
Mitunternehmerschaft ist aber in § 15 (1) Satz 1 Nr. 2 EStG mit den
Gewinnanteilen und Sondervergütungen nicht abschließend umschrieben.

Beispiele:
- Tätigkeitsvergütung mit Anstellungsvertrag
- Pensionszusage der Gesellschaft
- Zinsen für die Hingabe von Darlehen
- Vergütungen für die Nutzungsüberlassung von WG

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C. Personengesellschaften
C.3. Laufende Besteuerung
C.3.1. Gewinnermittlung

Beispiel (vereinfacht):
Gesellschafter Friedrich hat der Friedrich & Wilhelm GbR seine Baumaschine zur
Nutzung überlassen. Er bekommt dafür monatlich 500 €.

Aktiva Passiva
01.01. Baumaschine 20.000 Kapital 20.000
AfA - 4.000 Verlust - 4.000
Kontostand 6.000 Gewinn (=Miete) 6.000
31.12. Summe 22.000 Summe 22.000

Sonderbetriebsergebnis = -4.000 +6.000 = +2.000


werden dem Gewinnanteil des Friedrich hinzuaddiert

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C. Personengesellschaften
C.3. Laufende Besteuerung
C.3.1. Gewinnermittlung

Abgrenzung der Sonderbetriebseinnahmen zu Vorabgewinnanteilen

- Sonderbetriebseinnahmen mindern das Handelsbilanzergebnis

- auf SBE besteht schuldrechtlicher Anspruch, der auch dann zu


erfüllen ist, falls die Gesellschaft einen Verlust erwirtschaftet

- Vorabgewinn ergibt sich aus Gesetz oder Gesellschaftsvertrag, z.B.


Verzinsung Kapitalkonto oder gesellschaftsvertragliche Vergütung
für geschäftsführenden Gesellschafter. Er stellt eine
Gewinnzuteilung vor der allgemeinen Gewinnverteilung dar.

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C. Personengesellschaften
C.3. Laufende Besteuerung
C.3.1. Gewinnermittlung

Beispiel: Steuerbilanzgewinn der Friedrich & Wilhelm KG 100.000

Friedrich
Wilhelm
abzgl. Vorabgewinnanteile
- Kapitalverzinsung 4% auf KapKto I (75.000 / 25.000) 3.000 1.000
Restgewinn (zu verteilen nach vertragl. Regelung 50:50) 48.000 48.000
zzgl. außerbilanzielle Korrekturen, 50:50, z.B. § 4 (5) EStG 1.000 1.000
Zwischensumme Gewinnanteile 52.000 50.000
Ergänzungsbilanzgewinne 0 -3.000
Gewinn nach § 15 Abs. 1 Nr. 2 (1. HS) EStG 52.000 47.000
Sonderbilanzgewinne
- Vergütungen für Nutzungsüberlassung 6.000 0
- Sonderbetriebsausgaben - 4.000 0
einheitlich und gesondert festzustellender Gesamtgewinn 54.000 47.000

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C. Personengesellschaften
C.3. Laufende Besteuerung
C.3.1. Gewinnermittlung

Übungsaufgabe:
In der Thiel & Börne KG ist Thiel der Komplementär (ohne Einlage) und Börne der
Kommanditist mit einer Hafteinlage von 50.000 € (Kapitalkonto I).
Die Gesellschaft erzielt in 2012 einen Gewinn von 80.000 € (vor Gewerbesteuer). Am
Ergebnis und hinsichtlich der Gewerbesteueranrechnung sind die beiden Gesellschafter
jeweils zur Hälfte beteiligt. Das Kapitalkonto I wird mit 5% p.a. verzinst.
Komplementär Thiel bekommt für seine Geschäftsführung ein Gewinnvorab von 40.000
€. Für die Vermietung einer Maschine hat Börne eine Miete von monatlich 75 € erhalten.
Zudem hat Börne der Gesellschaft ein Darlehen über 30.000 € gegeben, das mit 4,5%
p.a. verzinst wird. Thiel hat im April 2012 eine Halle gekauft (AK = 315.000 €; AfA
Dauer = 25 Jahre), die er der Gesellschaft ab April 2012 für 1.800 € monatlich vermietet
Die Zahlungen sind als Betriebsausgabe gebucht worden.
Thiel hatte vor drei Jahren den Gesellschaftsanteil mit einem Buchwert von 20.000 € für
45.350 € erworben. Der Mehrwert wird auf 15 Jahre linear abgeschrieben. Die mit dem
Erwerb des Anteils verbundenen Finanzierungskosten belaufen sich auf 310 € p.a.
Berechnen Sie die laufenden gewerblichen Einkünfte der Gesellschafter.

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C. Personengesellschaften
C.3. Laufende Besteuerung
C.3.1. Gewinnermittlung

Gewinn = 80.000 € Thiel Börne


Gewinnvorab Geschäftsführung 40.000
Gewinnvorab Verzinsung KapKto 2.500
hälftig zu verteilender Restgewinn 18.750 18.750
Zwischenergebnis 58.750 21.250
Ergänzungsbilanz Thiel
AfA auf Mehrwert -1.690
Finanzierungsaufwand -310
Zwischenergebnis 56.750 21.250
Sonderbetriebsbilanzen
Maschinen miete 900
Darlehenszins 1.350
Lagermiete (16.200 - 9.450) 6.750
Laufende gewerbliche Einkünfte 63.500 23.500

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C. Personengesellschaften
C.3. Laufende Besteuerung

1. Gewinnermittlung durch steuerliche Gesamtbilanz

2. Die gewerblichen Einkünfte des Gesellschafters

3. Gesonderte Gewinnfeststellung

4. Besteuerung der gewerblichen Einkünfte

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C. Personengesellschaften
C.3. Laufende Besteuerung
C.3.2. gewerbliche Einkünfte des Gesellschafters

Der Gesellschafter einer Personengesellschaft hat gewerbliche Einkünfte,


wenn er gemäß § 15 (1) Nr. 2 EStG als „Mitunternehmer“ anzusehen ist.

Voraussetzungen einer Mitunternehmerschaft sind


- Mitunternehmerinitiative = Teilhabe an unternehmerischen Entscheidungen
Kontrollrechte des Kommanditisten sind ausreichend
- Mitunternehmerrisiko = Teilhabe am Erfolg u. Misserfolg der Gesellschaft

Die beiden Voraussetzungen können unterschiedlich durch Vertrag oder tatsächliche


Handhabung stark ausgeprägt sein. So kann z.B. eine geringe
Mitunternehmerinitiative durch eine überdurchschnittlich große Teilhabe am
Gesellschaftserfolg kompensiert werden.

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C. Personengesellschaften
C.3. Laufende Besteuerung
C.3.2. gewerbliche Einkünfte des Gesellschafters

Beispiele für Gesellschafter, die grundsätzlich als Mitunternehmer anzu-


sehen sind:

- GbR- und OHG-Gesellschafter


- Komplementär und Kommanditist
- atypisch stiller Gesellschafter

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C. Personengesellschaften
C.3. Laufende Besteuerung
C.3.2. gewerbliche Einkünfte des Gesellschafters

Alle Mitunternehmer haben ihre sich aus der Beteiligung an der Personen-
gesellschaft ergebenden positiven Einkünfte als gewerbliche Einkünfte zu
versteuern.

Aber wie werden etwaige Verluste und negative Kapitalkonten behandelt?

Unbeschränkt persönlich haftende Mitunternehmer können steuerliche


Verluste unbeschränkt geltend machen. Der Saldo auf den Kapitalkonten ist
unerheblich.

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C. Personengesellschaften
C.3. Laufende Besteuerung
C.3.2. gewerbliche Einkünfte des Gesellschafters

Anders sieht es bei beschränkt haftenden Gesellschafters aus:

Verluste , die die Haftsumme nicht beeinträchtigen, sind steuerlich abzugs-


fähig.

Darüber hinaus gehende Verluste werden lassen, dürfen nach § 15a EStG
nicht mit anderen Einkünften verrechnet werden. Sie können nur mit
späteren Gewinnen aus dieser (verlustbringenden) Beteiligung verrechnet
werden. Auch nachträgliche Einlagen zur Aufbesserung des Kapitalkontos
können den Verlustausschluss nicht revidieren. Achtung: § 172 (4) HGB!

Negative Kapitalkonten über die Haftungssumme eines beschränkt haften-


den Mitunternehmers hinaus, die durch Entnahmen (!) entstehen, werden
diesem als Gewinn hinzugerechnet, § 15a (3) EStG.

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C. Personengesellschaften
C.3. Laufende Besteuerung
C.3.2. gewerbliche Einkünfte des Gesellschafters
Beispiel:

01.01. Entnahmen Einlagen Gewinnanteil 31.12.

Komplementär II 50.000 -60.000 5.000 -25.000 -30.000

Kommanditist A I 30.000 30.000


II 20.000 - 7.500 0 -12.500 0

Kommanditist B I 30.000 30.000


II -10.000 - 7.500 0 -12.500 -30.000

Kommanditist C I 30.000 30.000


II -15.000 - 7.500 0 -15.000 -37.500

A: Verlustabzug 12.500 weil haftendes Kapital (I) durch Entn und Verlust noch nicht verbraucht worden ist
B: Verlustabzug 0 weil negatives Kapitalkonto besteht, das Haftkapital aber noch nicht aufgebraucht worden
ist = Verlust wird zur Verrechnung mit späteren Gewinnen vorgetragen.
C: Verlustabzug 0 weil neg. KapKto und Gewinnhinzurechnung von 7.500 €, weil durch die Entnahme von
7.500 € ein negatives Kapitalkonto von 7.500 € entstanden ist.

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C. Personengesellschaften
C.3. Laufende Besteuerung
C.3.2. gewerbliche Einkünfte des Gesellschafters

Und eines noch :

Sind bei einem Freiberufler mehr als 1,25% seiner Umsätze gewerblicher
Natur (z.B. Zahnarzt verkauft Zahnbürsten), infizieren diese gewerblichen
Einkünfte die gesamten Einkünfte, gegebenenfalls auch der freiberuflichen
Personengesellschaft!

= gewerbliche Infektion

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C. Personengesellschaften
C.3. Laufende Besteuerung

1. Gewinnermittlung durch steuerliche Gesamtbilanz

2. Die gewerblichen Einkünfte des Gesellschafters

3. Gesonderte Gewinnfeststellung

4. Besteuerung der gewerblichen Einkünfte

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C. Personengesellschaften
C.3. Laufende Besteuerung
C.3.3.gesonderte Gewinnfeststellung

Der von der Personengesellschaft erzielte Gewinn wird von den Gesell-
schaftern ertragsteuerlich erfasst (Transparenz).
Zu diesem Zweck wird der Gewinn einheitlich (für die Gesellschaft) und
gesondert (für die Gesellschafter) festgestellt. Dazu ist die Abgabe einer
entsprechenden Feststellungserklärung erforderlich, die die Angaben über
die Gesellschaft und deren einzelne Gesellschafter enthält.

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C. Personengesellschaften
C.3. Laufende Besteuerung
C.3.3.gesonderte Gewinnfeststellung

Das Finanzamt erstellt dann einen Feststellungsbescheid, in dem das


Ergebnis den jeweiligen Gesellschaftern zugewiesen wird. Eine Abschrift
dieses Bescheids bekommen auch die jeweiligen Wohnsitzfinanzämter der
Gesellschafter. Der Feststellungsbescheid dient jetzt als „Grundlagenbe-
scheid“ für den jeweiligen Einkommensteuerbescheid als „Folgebescheid“.

Hat das Finanzamt Fehler bei der Berücksichtigung des Gewinns oder bei
dessen Verteilung auf die Gesellschafter gemacht, so muss der Fest-
stellungsbescheid gemäß § 351 AO angegriffen werden, obwohl hier keine
Steuerzahlung festgesetzt wird. Zur Einlegung des Rechtsmittels sind die
geschäftsführenden Gesellschafter befugt.

42
C. Personengesellschaften
C.3. Laufende Besteuerung
C.3.3.gesonderte Gewinnfeststellung

Der Gesellschafter erklärt parallel seinen Gewinnanteil über die Anlage G in


seiner Einkommensteuererklärung. Wir der Festsetzungsbescheid später
erlassen als der Einkommensteuerbescheid und enthält er andere
(zutreffende) Festsetzungen, wird der Einkommensteuerbescheid als Folge-
bescheid von Amts wegen geändert.

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C. Personengesellschaften
C.3. Laufende Besteuerung

1. Gewinnermittlung durch steuerliche Gesamtbilanz

2. Die gewerblichen Einkünfte des Gesellschafters

3. Gesonderte Gewinnfeststellung

4. Besteuerung der gewerblichen Einkünfte

44
C. Personengesellschaften
C.3. Laufende Besteuerung
C.3.4. Besteuerung der gewerblichen Einkünfte

Die Besteuerung der gewerblichen Gewinnanteile erfolgt beim Gesellschaf-


ter wie bei einem Einzelunternehmer.
Der Gesellschafter hat allerdings keinen eigenen gewerbesteuerlichen
Freibetrag. Dieser wird vielmehr bereits auf Gesellschaftsebene einheitlich
berücksichtigt. Die Aufteilung des Gewerbesteuermessbetrags auf die
Gesellschafter erfolgt nach dem allgemeinen Gewinnverteilungsschlüssel.

Der Gesellschafter kann auch die Thesaurierungsbesteuerung in Anspruch


nehmen und muss dies der Gesellschaft vorab mitteilen. Voraussetzung ist
jedoch, dass der Gesellschaftsanteil mindestens 10% und der Gewinnanteil
mindestens 10.000 € beträgt.

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C. Personengesellschaften
C.3. Laufende Besteuerung
C.3.4. Besteuerung der gewerblichen Einkünfte

Übungsfall:
Die Friedrich & Wilhelm KG erzielt in 2012 einen Gewinn von 60.000 € (vor Gewerbesteuer). Am
Ergebnis und GewSt-Meßbetrag sind die beiden Gesellschafter jeweils zur Hälfte beteiligt. Die
Kapitalkonten I der beiden Gesellschafter von jeweils 10.000 € werden mit 5% p.a. verzinst. Beim
Kommanditisten Wilhelm ist dies auch zugleich die Hafteinlage.
Komplementär Friedrich bekommt für seine Geschäftsführung ein Gewinnvorab von 30.000 €. Für
die laufenden Buchhaltungsarbeiten hat Wilhelm ein Honorar von monatlich 1.250 € erhalten, das
als Betriebsausgabe gebucht worden ist. Friedrich hat der Gesellschaft eine Halle für 2.500 €
monatlich vermietet (AfA 2012 = 5.500 €) Die Mietzahlung ist als Betriebsausgabe gebucht worden.
Am 01.01. belief sich das Kapitalkonto II bei Friedrich auf 10.000 € und bei Wilhelm auf 5.000 €.
Friedrich hat in 2012 50.000 € entnommen und 5.000 € eingelegt. Wilhelm hat in 2012 nur 50.000 €
entnommen.
Beide Gesellschafter sind ledig und haben keine weiteren Einkünfte. Die Sonderausgaben belaufen
sich bei beiden auf jeweils 5.000 €. Der Gewerbesteuerhebesatz beträgt 380%.

Berechnen Sie die Einkommensteuer (ohne SoliZ) für die beiden Gesellschafter.

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C. Personengesellschaften
C.3. Laufende Besteuerung
C.3.4. Besteuerung der gewerblichen Einkünfte

Lösung I:
Friedrich Wilhelm
Steuerbilanzgewinn der Friedrich & Wilhelm GbR 60.000
- Vorabgewinnanteile 30.000 0
- Kapitalverzinsung (5% auf KapKto I) 500 500
Restgewinn (zu verteilen nach vertragl Regelung 50:50) 14.500 14.500
Ergänzungsbilanzgewinne 0 0
Gewinn nach § 15 Abs. 1 Nr. 2 (1. HS) EStG 45.000 15.000
- SBE Tätigkeitsvergütung 15.000
- SBE Mietzahlungen 30.000 0
- SBA Abschreibungen - 5.500 0
Gesamtgewinn 69.500 30.000

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C. Personengesellschaften
C.3. Laufende Besteuerung
C.3.4. Besteuerung der gewerblichen Einkünfte

Lösung II:

01.01. Entnahmen Einlagen Gewinnanteil 31.12.

Komplementär I 10.000 10.000


Friedrich II 10.000 -50.000 5.000 69.500 34.500

Kommanditist I 10.000 10.000


Wilhelm II 5.000 -50.000 0 30.000 -15.000

Bei einer Haftsumme von 10.000 €, einem positiven (Reserve-)Kapital auf


Konto II von 5.000 € und einem Gewinnanteil von 30.000 € hätte Wilhelm
45.000 € entnehmen können ohne ein negatives Kapital zu erhalten. Also
sind 45.000 € - 50.000 € = 5.000 € eine zu versteuernde Überentnahme.

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C. Personengesellschaften
C.3. Laufende Besteuerung
C.3.4. Besteuerung der gewerblichen Einkünfte

Lösung III:
Friedrich Wilhelm
Gesamtgewinn 69.500 30.000
Überentnahme 5.000
einheitlich und gesondert festzusetzender Gesamtgewinn 104.500
= Gewerbeertrag 104.500
abzgl. gewerbesteuerlicher Freibetrag - 24.500
80.000
Gewerbesteuermessbetrag 80.000 x 3,5% 2.800
anrechenbarer Messbetrag jeweils 1.400 (=50%) x 380% 5.320 5.320

Friedrich zvE 69.500 € - 5.000 € SA = 64.500 € ESt 18.918


Wilhelm zvE 35.000 € - 5.000 € SA = 30.000 € ESt 5.625
Gewerbesteueranrechnung (max. 1.400 x 380%) - 5.320 - 5.320
zu zahlende Einkommensteuer 13.598 305

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Damit ist auch das Thema der
Besteuerung von Personengesellschaften
abgeschlossen.

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