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pg300505.indd 2 31.05.2005 13:04:38 Uhr
Editorial
Liebe Leserinnen und Leser,
Jubiläen sind üblicherweise ein willkommener ein gegenseitiges Kennen lernen und Aufeinan- mals zwei Tage gefeiert. Das Kulturprogramm
Anlass zurückzublicken: die eigene Geschichte derzugehen zwischen hetero- und homosexuel- am Samstag garantiert dabei größtmögliche
reflektieren, Fortschritte erkennen, Fehler ana- len Beteiligten statt, eine Sensibilisierung für Vielfalt. Fast jede Musikrichtung ist vertreten,
lysieren usw. – um dann mit gestärkter Kraft unsere Geschichte und Situation, und ein äu- die Künstler sind nicht ausschliesslich aus der
und geschärftem Blick in die Zukunft zu se- ßerst konstruktiver gemeinsamer Umgang mit Community und der Frauenanteil ist diese Jahr
hen, sich weitere Ziele vorzunehmen und mit konkreten Fragen und Problemen. Fast schon besonders hoch, weil uns insbesondere die hohe
vereinten Kräften daran zu arbeiten, dass alles ein gesellschaftliches Pilotprojekt: raus aus Qualität der weiblichen Darbietungen überzeu-
immer noch besser wird. ghettoisierten Strukturen! gen konnte. Der Sonntag steht dann ganz im
Zeichen des Pumps Race das zum ersten Mal
Ein Teil dieser Reflektionen findet natürlich Mit dem allgemeinen Wachstum und dem grö- rund um die Mariensäule ausgetragen wird!
auch im vorliegenden Heft statt. Wir sind stolz ßer Werden der Community sind allerdings
darauf, Euch ein komplettes Magazin vorlegen auch Unterschiede und Vielfalt größer und Im Rathaus haben wir vereinzelt geäußerte Kri-
zu können, das gleichzeitig auch ein Programm- manchmal durchaus kontroverser geworden. tikpunkte aus dem letzten Jahr aufgegriffen und
führer für die Aktivitäten um den Münchner Ju- Gerade die Älteren unter uns beklagen oft den Konsequenzen daraus gezogen: es wird wieder
biläums-CSD am 9. und 10. Juli 2005 sein soll. Verlust des „Community-Feelings“... – aber ist ein kleines Live-Programm geben (im Sitzungs-
das nicht ein notwendiger Abschnitt? Es kann saal), einen Ballsaal mit klassischem Paartanz,
Aber auch wir möchten den Anlass nutzen, um ja nicht immer alles Friede-Freude-Eierkuchen einen Auftritt im Innenhof usw. usf.
ein wenig auf unsere eigene Arbeit zurückzu- sein - auch unterschiedliche Herangehenswei-
blicken und Euch einen kleinen Einblick in die sen, Haltungen und Lebensformen müssen Auch bei der Organisation der Rathausparty
Organisation der wichtigsten Feierlichkeit un- formuliert werden, diskutierbar und vor allem haben wir uns für einen neuen Schritt entschie-
serer queer community zu geben. Im nunmehr lebbar sein. den, der auf den ersten Blick möglicherweise
6. Jahr wird der Münchner CSD von den Ver- für Irritation sorgt: Im Gegensatz zum Straßen-
einen Münchner Aids-Hilfe, LeTra, Sub und Wir versuchen dieser Entwicklung in der Aus- fest auf Marienplatz und Rindermarkt, wo die
Rosa Liste organisiert. Wir haben damit eine gestaltung der Themen unseres Magazins und Plätze an einzelne Szenewirte vergeben wer-
Struktur geschaffen, die es ermöglicht, Festivi- bei den Programmpunkten auf dem Marienplatz den, haben wir beim Rathaus-Clubbing einen
täten UND Politik unter einen Hut zu bringen. insofern Rechnung zu tragen, als dass wir ver- großen externen Dienstleister - die Muffathalle
Wir denken, dass der Münchner CSD einer der stärkt das Augenmerk auf Lebensformen und - mit der Gesamt-Organisation beauftragt. Zum
politischsten Deutschlands ist – nicht nur aber Bedürfnisse richten, die auch in der schwul-les- einen, weil wir auf den wenigen zur Verfügung
auch nicht zuletzt deshalb, weil wir ganz sym- bischen Community eine Minderheit darstellen. stehenden Flächen keine unnötige Konkurrenz
bolträchtig sowohl VOR dem Rathaus als auch WENIGSTENS EINEN TAG IM JAHR sollten oder Neid erzeugen wollten, zum anderen weil
IM Rathaus feiern. wir uns füreinander interessieren und daraus uns dieses System hoffentlich ermöglicht, einen
wechselseitigen Respekt entwickeln und nicht größeren finanziellen Rücklauf in unsere Orga-
Der Christopher Street Day ist in den letzten den Druck der Mehrheit über uns an die Min- nisationskassen zu erzeugen, in denen es nach
Jahren mehr und mehr gewachsen: Besucher- derheit unter uns weitergeben. Denn das ist die wie vor keine Reserven gibt, die den Erhalt des
zahlen, Rahmenprogramm, Helfer/innen und Grundlage von Solidarität und gemeinsamer CSD in der jetzigen Form sichern könnten.
beteiligte Künstler/innen usw. Das ist besonders Stärke. Nur so können wir die vielen Dinge die
beachtlich in Zeiten, in denen städtischen Kas- noch vor uns liegen weiterentwickeln und ge- In diesem Zusammenhang ist auch ehrenamtli-
sen leer sind (und damit auch unsere Zuschüsse sellschaftlich so relevant werden, dass allfälli- ches Engagement ganz besonders wichtig, um
kleiner werden) und in denen sich immer weni- ge Forderungen nach echter Gleichstellung von unseren Festtag weiterhin so ausgelassen be-
ger Sponsoren für ein derartiges Großereignis gleichgeschlechtlichen Partnerschaften, Adop- gehen zu können wie wir das derzeit tun. Im
finden lassen (da der schwul-lesbische Markt tionsrecht, Aufklärung über Homosexualität an letzten Jahr waren z.B. um die 100 ehrenamtli-
werbetechnisch „gesättigt“ zu sein scheint). den Schulen etc. durchsetzbar werden. che Helfer/innen beteiligt. Wenn Ihr also einen
Beitrag zum guten Gelingen des CSD leisten
Unsere flexible Struktur und Arbeitsweise hat Dass das keineswegs abstrakte Kategorien sind möchtet, dann würden wir uns über Rückmel-
uns bislang immer wieder erlaubt auf neue Ent- zeigt z.B. die Suizidrate, die bei homosexuellen dungen (per Mail an info@csd-munich.de) sehr
wicklungen zu reagieren. So haben wir letztes Jugendlichen viermal höher ist als bei gleichalt- freuen!
Jahr (in Zusammenarbeit mit den Organisatoren rigen Heteros. Und deshalb richten wir gerade Eine gute Stelle um uns bei allen zu bedanken,
der EuroGames) erstmalig ein komplett EIGE- zu unserem Jubiläumsgeburtstag den Blick auf die dieses Jahr schon mitgeholfen haben, insbe-
NES Magazin präsentieren können. die Situation der Jugend und haben das Mot- sondere bei den Journalistenschüler/innen und
Allein auf ehrenamtlichen Schultern ist so ein to „young & pride?“ gewählt (jaja, wir wis- den vielen weiteren ehrenamtlichen Helfer/in-
Projekt jedoch nur schwer zu stemmen. Wir sen, dass das grammatikalisch nicht korrekt ist nen, unseren Kooperationspartnern, Gastrono-
haben deshalb dieses Jahr zum ersten Mal – aber „pride“ im Sinne von „gay pride“ ist mit- men und Sponsoren. Und natürlich bei all den
mit Schülerinnen und Schülern der deutschen tlerweile ja fast schon ein stehender Begriff!). vielen Vereinen, Gruppen und Community-Un-
Journalistenschule zusammengearbeitet, in den Der Schwan auf dem CSD-Plakat soll dabei üb- ternehmen, die den CSD mit Ihren Infoständen,
gemeinsamen Redaktionssitzungen Themen rigens das Aufbäumen und den Stolz der (ins- Paradewagen und Veranstaltungen attraktiv,
festgelegt und dann mit der bestmöglichen Pro- besondere jungen) Community symbolisieren. bunt und vielfältig machen!
fessionalität recherchiert, interviewt und losge-
schrieben. Sogar die Fotos stammen teilweise Wir wünschen uns eine möglichst hohe Zahl Viel Spaß beim Lesen, Demonstrieren und Fei-
aus dem Umfeld unserer angehenden Berufsan- von Teilnehmerinnen und Teilnehmern bei der ern wünschen im Namen der Redaktion und des
fänger/innen. CSD-Politparade und viel Phantasie und Krea- Organisationsteams
Für uns war diese Arbeit doppelt spannend: tivität bei Themen und Präsentationen.
schließlich fand in den gemeinsamen Sitzungen Auf dem Marienplatz wird zum Jubiläum erst- Thomas Lechner & Alexander Kluge
Wie bitte? Der CSD München wird 25 Jahre Die Stadt bekennt sich deshalb mit Nachdruck
alt? Oder jung – pardon – „young & pride“? dazu, dass es in München keine Diskriminie-
So oder so: Es ist kaum zu glauben, dass er so rung, keine Ausgrenzung, auch keinen abfälli-
schnell in die Jahre gekommen ist. gen Spott und keine spießigen Vorurteile geben
Aber es ist wahr! Zur Erinnerung: Als 1980 die darf. Und sie geht hier auch selber mit gutem
erste CSD-Demo in München stattfand, war Beispiel voran, wie die Förderung schwul-les-
das noch eine kleine Ansammlung couragier- bischer Initiativen, die städtische Koordinie-
ter Leute, die ihren ganzen Mut zusammen- rungsstelle für gleichgeschlechtliche Lebens-
nehmen mussten, um sich öffentlich zu ihrer weisen oder auch die Einladung zur großen
Eigenart und Lebensweise zu bekennen. Und CSD-Party im Münchner Rathaus zeigen.
so war es auch noch, als ich 1994 erstmals die
Schirmherrschaft übernahm. Danach wurde der Die schwul-lesbische Szene gehört zu einer auf-
CSD von Jahr zu Jahr in immer größerem Stil geklärten, weltoffenen und toleranten Großstadt
gefeiert. 1996, nach dem Einzug von Thomas wie München unabdingbar dazu, sie bedeutet
Niederbühl von der Rosa Liste ins Münchner für München nicht nur keine Beeinträchtigung,
Rathaus, etablierte er sich dann endgültig als sondern sogar eine Bereicherung. Die Euro-
„machtvolle Großdemonstration“ und fröh- Games im vergangenen Jahr mit rund 15.000
liches Straßenfest der Schwulen und Lesben fröhlichen und friedlichen Teilnehmerinnen
nicht nur der Münchner Community, sondern und Teilnehmern aus aller Welt waren dafür
weit darüber hinaus. der beste Beweis. Und der CSD unterstreicht es
Inzwischen ist der CSD München längst zum Jahr für Jahr aufs Neue, heuer sogar besonders
Ereignis geworden, das jährlich Zehntausende nachdrücklich, denn zur Feier des 25-jährigen
anzieht und regelmäßig auch in den Medien Jubiläums wird diesmal gleich zwei volle Tage
für Schlagzeilen sorgt. Die kleine, trotzige Pro- auf dem Marienplatz gefeiert.
testveranstaltung von einst hat sich zu einem
schrillen, schrägen, bunten und frechen Fest Gerne habe ich dafür wieder die Schirmherr-
entwickelt, das selbst altgedienten Münch- schaft übernommen und wünsche allen, die
ner Grantlern gelegentlich ein freundliches dieses große Fest im Zeichen des Regenbogens
Schmunzeln entlockt, wie ich an der Spitze des mitfeiern, viel Vergnügen. Den Veranstaltern
Zuges immer wieder feststellen kann. gratuliere ich sehr herzlich zur 25-jährigen Er-
folgsstory des CSD München und sage allen,
Bei allem Wandel ist der CSD aber immer auch die daran mitgeschrieben haben, herzlichen
eine bedeutende politische Kundgebung geblie- Dank.
ben. Und das ist auch gut so, weil es nach wie
vor notwendig ist, für die Rechte der schwul- Christian Ude
lesbischen Minderheit öffentlich einzutreten.
Auch in München gibt es sie leider immer noch,
die dumpfen Vorurteile, die Unbelehrbaren, die
die Forderung nach gesellschaftlicher Akzep-
tanz und rechtlicher Gleichstellung von Schwu-
len und Lesben als skandalös anprangern, von
der provinziellen Engstirnigkeit jenseits der
Stadtgrenzen ganz zu schweigen.
)HRE #HANCE
:EITARBEIT UND 0ERSONALVERMITTLUNG
7IR LEBEN ES
3EIT MEHREREN *AHREN SIND WIR EIN ERFOLGREICHER
VERANTWORTUNGSBEWUSSTER UND VERTRAUENSVOLLER
0ARTNER DER -ÓNCHNER 7IRTSCHAFT IN DER
0ERSONALREKRUTIERUNG
1UALIlZIERTE &ACHKRÛFTE FÓR -ÓNCHEN
(IER SIND WIR ZU (AUSE
5NSERE "ÓROS BElNDEN SICH DIREKT AN DER &RAUENKIRCHE IN -ÓNCHEN
+AUFMÛNNISCHER "EREICH ,WENGRUBE
'EWERBLICH
4ECHNISCHER "EREICH 0ROMENADEPLATZ
5NSER &IRMENPROlL UND DIE AKTUELLEN OFFENEN 0OSITIONEN lNDEN 3IE UNTER
WWWSCHEGA
NAGELDE
25 Jahre CSD München – das ist eine Erfolgs- wir eine wirkliche Gleichberechtigung, z.B.
geschichte, auf die wir stolz sein dürfen, die wir mit der Ehe oder im Adoptionsrecht, noch nicht
feiern müssen. erreicht. Die katholische Kirche hält unsere
Vor allem aber müssen wir den wirklich muti- Akzeptanz-Forderung für eine „Ideologie des
gen Frauen und Männern danken, die bereits in Bösen“. Die CSU klagt schon wieder in Karls-
den Anfängen, von den Medien, der Politik und ruhe, diesmal gegen die Stiefkind-Adoption.
der Öffentlichkeit weitgehend ignoriert, auf die Wir müssen uns gegen diese Abwertungen und
Strasse gingen. Sie mussten noch mit ernsthaf- Ausgrenzungen, die wir auch im Alltag erfah-
ten Schwierigkeiten bei Nachbarn, in der Fami- ren, immer noch wehren.
lie, am Arbeitsplatz rechnen. Deshalb richten wir in diesem Jahr auch un-
Erst mit Aids kamen Schwule und unsere Sze- seren Blick auf die Jugend. Mit dem Motto
ne dann, wenn auch sehr verzerrt und schräg, „young & pride?“ fragen wir zu Recht, wie
in die Medien. Mitte der 80er trieb das Aids- selbstverständlich „Gay Pride“ für die Jünge-
Geschehen zur Flucht, hat gelähmt, aber auch ren heute ist. Denn trotz aller Fortschritte ist
politisiert. Vor allem die Gauweiler-Politik mit das Coming Out für Jugendliche nicht wirk-
dem Bayerischen Massnahmenkatalog 1987 hat lich viel einfacher geworden. Keine 10% der
dann dazu geführt, dass nicht nur die Gruppen, schwul-lesbischen Jugendlichen leben wirklich
sondern auch viele aus der Community auf die offen. Sie leiden unter Einsamkeit und Schwie-
Strasse gingen. 1989 zum ersten Mal auf dem rigkeiten mit den Eltern, erleben Beschimpfun-
Marienplatz. Da waren wir schon ein paar Hun- gen und Kontaktabbrüche, flüchten in Alkohol
dert. Trotzdem haben wir noch Anfang der 90er und Drogen, und haben ein vier Mal höheres
den CSD als Fahrrad-Demo gemacht, damit es Suizidrisiko als andere Jugendliche. Das ist er-
nach mehr aussah. schreckend.
Der Münchner CSD ist dann auch dank Rosa Deshalb muss das Thema Homosexualität und
Liste erst in den 90ern wirklich groß geworden. die Gleichwertigkeit verschiedener Lebensfor-
1994 habe ich Oberbürgermeister Ude gefragt, men endlich an die Schule, in die Lehrpläne, in
ob er nicht namentlich die Schirmherrschaft die Fortbildung von Pädagogen. Deshalb müs-
für den Münchner CSD übernimmt, 1996 war sen Poster, Flyer, Infos dorthin, wo Jugendliche
er dann, nach unserem Wahlsieg, das erste Mal sind, um zu sensibilisieren, um Anlaufstellen
persönlich dabei und sprach mit mir vom Rat- und Jugendgruppen bekannt zu machen. Des-
hausbalkon. Und seit 2000 führen wir gemein- halb brauchen schwul-lesbische Jugendgrup-
sam die Parade an. Seit 1996 waren einzelne pen, wie bei Diversity, auch eigene Räume und
Politikerinnen und Politiker mit dabei, seit Treffpunkte, damit sie sich gegenseitig stützen,
2000 auch Parteien mit eigenen Wägen. unterstützen und sichtbar werden. Da ist noch
Die Tradition des CSD, wie wir ihn heute ken- eine ganze Menge zu tun. Da sind wir Ü25 auch
nen, ist also relativ spät entstanden. Rosa Liste für die U25 nach 25 Jahren CSD in der Pflicht.
hat dabei nicht nur den organisatorischen Rah- So gehen uns die Themen zum CSD längst noch
men mitgeprägt, sondern überhaupt erst mit nicht aus. Politik und Party gehören für uns ein-
unserer Politik und Präsenz das rot-grün-rosa fach zusammen, nicht nur beim CSD. Genug ist
Klima in der Stadt. Dieser rasante schwul-les- noch nicht genug.
bische Aufschwung spiegelt sich ganz deutlich
im CSD wieder. Euer
Selbstverständlich halten wir 2005 am Bewähr- Rosa Liste Stadtrat
ten fest. So wird jetzt zum dritten Mal das Rat- Thomas Niederbühl
haus-Clubbing stattfinden, das damit, nach an-
fänglichem Widerstand der CSU, etabliert ist.
Und wir werden das erste Mal zwei Tage auf
dem Marienplatz feiern. Damit zeigen wir nicht
nur die ganze Vielfalt unserer Community, son-
dern auch ganz kräftig, dass für uns Feiern und
Fordern zusammengehören. Schließlich haben
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Rolf Klaibers Lebensgefährte träumte in den 80er Bis zum Stolz ist es ein langer Weg. Über die Hälfte „Das war die beste Erfahrung bisher“, meint Micha-
Jahren davon, Landarzt zu werden. Von einer eige- der weiblichen und knapp zwei Drittel der männli- el rückblickend. In der Schule haben die meisten ge-
nen Praxis. Einem Hund. Und einer Ehefrau. Trotzdem chen Jugendlichen benötigen mehrere Jahre für ihr ahnt, dass er schwul ist. Wer ihn danach fragte, dem
lebte er mit Rolf Klaiber in einer schwulen Beziehung inneres Coming out, also das Eingeständnis vor sich antwortete Michael mit ja. „Durch die fortlaufend
– aber nicht öffentlich. „Wir traten nur in meinem selbst, am eigenen Geschlecht interessiert zu sein. guten Erfahrungen hat sich mein Selbstbewusstsein
Freundeskreis als Paar auf.“ Die Partnerschaft zer- „Zu erkennen, dass du homosexuell bist, das ist die gesteigert. Es hat geholfen, selbstverständlich damit
brach schließlich. Heute ist Klaiber Inhaber des längste Schwangerschaft, die ein Mensch haben umzugehen.“ Sogar der heterosexuelle Junge, in
schwulen Buchladens Max & Milian in München. Vor kann“, sagte ein junger Schwuler der Soziologin den er damals verliebt war, hat sich nicht von ihm
kurzem traf Rolf Klaibers Schwester den ehemaligen Jeannine Reiher. abgewandt, als Michael ihm seine Liebe gestand.
Freund ihres Bruders zufällig bei einem Abendessen. „Vielleicht hatte ich besonderes Glück“, meint er.
Er hatte eine Arztpraxis und eine Frau. Nur der Hund Michael ist 21. Zwischen seinem inneren und äu- „Ich habe auch andere Geschichten gehört.“
fehlte. „Für ihn hatte damals das gesellschaftliche ßeren Coming out liegen vier Jahre. Dass er „in die
Umfeld als Arzt nicht gestimmt. Es fehlte die Akzep- andere Richtung tendiert“, wusste er mit 13. „Ich Über die Hälfte der lesbischen und schwulen Ju-
tanz, die er für seine Identität brauchte.“ fand die Backstreet Boys toll und an der Musik lag gendlichen, die in der Berliner Studie befragt wur-
das nicht.“ Das Schlüsselerlebnis für sein äußeres den, haben schon einmal darüber nachgedacht,
Ist es für junge Schwule und Lesben heute leichter Coming out vor einer Person seines Vertrauens war Selbstmord zu begehen. 18 Prozent haben es tat-
als vor 25 Jahren, vor sich selbst und der Welt einzu- ein Junge aus der Schul-Big-Band, in den er sich ver- sächlich versucht. Die Zahl liegt vier mal höher als
gestehen, dass sie gleichgeschlechtlich lieben? Die liebt hatte. „Solche Gefühle müssen etwas heißen.“ bei heterosexuellen Jugendlichen.
Organisatoren des Münchner Christopher Street Day Mit 17 Jahren offenbarte er sich einer sehr guten
bezweifeln das. Sie haben dieses Jahr das Motto Freundin. „Sie hat mich gelöchert, bis sie selbst dar- Auch die Mutter von Tobias, 18 Jahre, hatte solche
„young and pride?“ gewählt und es mit einem Fra- auf gekommen ist. Ich habe es nicht über die Lippen Befürchtungen. „Sie sagte, ich muss mir nichts antun,
gezeichen versehen. Grund zur Skepsis geben wis- gebracht“. Michael fühlte sich damals zittrig und un- ich sei noch immer ihr Kind.“ Nur durch Zufall wurde
senschaftliche Studien, die sich mit dem Prozess des wohl, „weil es jetzt nicht mehr nur in mir drin war. Tobias in seiner Familie geoutet. Ersten Kontakt zur
Coming Out und den Problemen junger Homosexu- Wenn sie es weitersagen würde, wäre es nicht mehr schwulen Szene fand er beim Chatten im Internet.
eller beschäftigt haben. „Sie liebt sie, er liebt ihn“, zu stoppen.“ Die gute Freundin reagierte locker, frag- „Ich teile einen Computer mit meiner Schwester und
eine Befragung des Berliner Senats unter jungen te nach, interessierte sich. durch die automatische Vervollständigung der Inter-
Lesben und Schwulen, kommt zu dem Ergebnis, dass net-Adressen landete sie in meiner Community und
für viele Jugendliche das Coming Out noch immer war sehr erstaunt, wer da mit ihr chatten wollte.“
eine problematische Phase ist. Über die Hälfte der Die Schwester sprach ihn darauf an. „Ich habe es zu-
jungen Schwulen und Lesben hat schon einmal ver- gegeben. Die Beweislage war überwältigend.“ Der
sucht, ihre homosexuellen Gefühle zu unterdrücken,
die meisten vor dem 18. Geburtstag. Drei Viertel der
weiblichen und 60 Prozent der männlichen Befragten
erlebten in der Zeit des Coming Out negative Reak-
tionen, jeder Zehnte sogar körperliche Gewalt. Eine
Studie des niedersächsischen Sozialministeriums
belegt, dass die Gewissheit, schwul zu sein, heute
mit der gleichen Unsicherheit und Furcht verbunden
ist wie vor 30 Jahren. Positive Gefühle wie Stolz und
Freude hätten aber vor allem bei jungen Männern
unter 20 Jahren zugenommen.
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erste Gedanke seiner Mutter war, dass sie keine Über die Hälfte der schwulen Jugendlichen erleben zuklammern. „Totschweigen ist schwieriger für die
Enkel von ihm bekäme. Mit seinem Vater hat er nie üble Nachrede durch Gleichaltrige und bei 40 Prozent Mädchen als ein großer Streit, auf den Besserung
direkt gesprochen. „Ich frage mich, ob es ihm über- haben sich nach dem Coming Out Freunde zurück- folgt. Wo Reibung ist, da ist auch Wärme.“
haupt bewusst ist.“ gezogen. Ein Drittel sind in der Schule beschimpft
worden. Die Untersuchung des niedersächsischen Miriam Falkenberg sagt, das Coming Out ihrer Mäd-
42 Prozent der Söhne aus der Berliner Senatsstudie Sozialministeriums spricht von der Schule als „ho- chen gehe heute schneller und sei insgesamt einen
glauben oder wissen, dass ihr Vater Homosexualität mophobem Ort“: Schwule würden zu Zielscheiben Tick leichter, weil das Thema in der Gesellschaft
ablehnt. Relativ viele Jugendliche können die Frage von Witzen und Verachtung, ohne dass Lehrkräfte präsenter sei. „Junge Lesben finden heute schneller
nach der Einstellung ihres Vaters gar nicht beant- darauf angemessen reagierten. Gleichgesinnte in der Szene. Jede Woche kommen
worten. Homosexualität scheint also immer noch ein ein bis zwei neue Mädchen zu den JuLes. Aber die
Tabu-Thema in der Familie zu sein. Auch Michaels Miriam Falkenberg betreut junge Lesben der Gruppe Probleme in Milieu und Elternhaus sind nicht riesig
Verwandtschaft weiß noch nichts von seiner Homo- „JuLes“. Die Sozialpädagogin arbeitet im Münchner anders als früher. Die Mädchen sind nur besser ge-
sexualität. Als seine fast 90-Jährige Großmutter ihn Mädchentreff Ragazza und erzählt von einer der rüstet, damit umzugehen.“
in seiner Münchner Wohnung besuchte, verschwan- wenigen Lesben, die sich auch in der Schule offen
den die Männerfotos von der Wand und die DVDs im als homosexuell zu erkennen gibt. „Sie hat sich im Rolf Klaiber denkt, dass sein Freund, der sich für
Schrank. „Ich habe nicht das Selbstbewusstsein, es Religionsunterricht ihrer Hauptschule geoutet und Arztpraxis, Frau und Hund entschied, heute bessere
meiner Verwandtschaft zu sagen. Es fällt mir schwer, allein gegen die konservative Lehrerin und die Schü- Chancen hätte, sich zu seiner Homosexualität zu be-
weil sie mir so nahe stehen.“ ler anargumentiert. Für eine 16-Jährige ist das eine kennen. „Es könnte anders laufen. Das gesellschaft-
echte Leistung.“Miriam Falkenberg glaubt, dass liche Korsett ist nicht mehr so eng geschnürt wie frü-
Tobias findet, dass sich der Kontakt zu seinen Eltern es bei Mädchen fünf bis zehn Jahre dauert, bis sie her. Aber es gibt auch heute noch Leute, die parken
sogar verbessert hat, „dadurch, dass ich etwas sehr als Lesben etabliert sind. „Frauen haben anders als ihre Fahrräder beim nächsten Supermarkt statt vor
Persönliches offen gelegt habe.“ In der Schule hat er Männer kaum positive homosexuelle Vorbilder aus dem schwulen Buchladen und verlangen nach einer
sich noch nicht geoutet. „Ich bin nicht der Typ, der dem Fernsehen oder der Öffentlichkeit. Sie haben neutralen Tüte.“
sich damit vor die Klasse stellt.“ Er bezeichnet sich mehr zu kämpfen.“ Den Prozess des Coming Out
selbst noch nicht als schwul, sondern sagt, dass er macht sie stark vom Milieu abhängig. „Je ländlicher, Dorothee Schmidt
auf Jungs stehe. „Ich weiß, dass die Leute Vorurteile je traditioneller und je religiöser das Umfeld, desto
haben. Das Wort schwul ist durch die Jugendspra- enger ist die Sicht.“ Den Eltern junger Lesben wirft
che in Verruf geraten.“ sie vor, nicht an dem Thema zu arbeiten und es aus-
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Der Autor schreibt am liebsten für die Berliner Boulevardpresse oder seine eigene
www.jaloucity.de Zeitschrift Soma (www.somasoma.de). Dabei trinkt er abwechselnd Espresso und
Beruhigungstee von Aldi. In seiner Freizeit verschleppt er seine Magisterarbeit
Thomas-Wimmer-Ring 1 · 80539 München · S-Bhf. Isartor und macht Berlins Drag-Bühnen unsicher.
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„Polizei fahndet im Homo-Milieu“ titelt die Bild am 15. Januar, dem Tag nach
dem Moshammer-Mord. Auf Seite 2 wird ein Vergleich bemüht: „Auch Sedlmayr
verkehrte im Stricher-Milieu“. Und unter der Schlagzeile „Ich war einer seiner
Sex-Jungen“ setzt Bild in derselben Ausgabe noch einen drauf: „Er riss mit elf
Jahren aus, stieg direkt in die Schwulen-Szene ein“, heißt es über „Francesco“,
der angeblich mit Moshammer Sex für Geld gehabt haben soll. Und ein paar Zei-
len weiter: „In München bieten täglich rund hundert Stricher ihre Dienste an.“
Homo-Milieu, Stricher-Milieu, Sex-Jungen, Schwulen-Szene. Meinen die Ausdrü-
cke alle dasselbe? Sind alle Schwulen Stricher? Gibt es ein „Heterosexuellen-Mi-
lieu“, und wenn ja, ist es gleichzusetzen mit der „Prostituierten-Szene“? „Die Be-
hauptung, dass im Homosexuellen-Milieu ermittelt würde, ist sprachlich völliger
Unsinn“, sagt Martin Rosenberg vom Bund Lesbischer und Schwuler JournalistIn-
nen (BLSJ). „Darüber hinaus zementierten solche Phrasen unbewusst Klischees
über Homosexuelle, die damit kollektiv verunglimpft werden.“
Die Bild legt an den Tagen nach dem Moshammer-Mord nach. „Wie erkennen sich
Schwule?“, fragt sie am 20. Januar unter der Schlagzeile „Die geheime schwule
Party-Welt“. Und fasst zusammen: „Der Fall Moshammer lässt uns in ein unbe-
kanntes Universum blicken.“ Wer hier mit „uns“ gemeint ist, lässt sich nur erah-
nen. Vermutlich hat Bild keine homosexuellen Leser.
„Trotz Homoehe und schwulen und lesbischen PolitikerInnen: Von Gleichberech-
tigung oder gar Gleichbehandlung sind Homosexuelle noch weit entfernt“, sagt
Ute Roos vom BLSJ. „Ebenso wie die Mehrzahl der Medien von einer fairen, neu-
tralen und vorurteilsfreien Berichterstattung jenseits von Klischees und Sensati-
onsgier.“
So sieht das auch ein Kolumnist im Internet. Unter der Überschrift „Heterror“
schreibt er über die Moshammer-Nachrufe: „Er durfte kein ganz normaler Geld-
sack sein, er durfte nicht den üblichen schlechten Geschmack der Münchner
Schickeria haben, denn Rudolph Moshammer war schwul. Moshammer ist der
‚Unverheiratete’, der ‚Alleinstehende’, manchmal auch der ‚Junggeselle’ – Begrif-
fe, die so schwulenfeindlich sind, wie die Rede von ‚Den Herren an der Ostküste’
antisemitisch.“
Michael Aust
Tel 02 21-5 46 19 79
Fax: 02 21-9 54 17 57 Tel. 0 89-76 70 07 51
mail@vk-online.de | www.vk-online.de muenchen@vk-online.de
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CSD-Politparade
Politischer Auftakt Politischer Abschluss
Marienplatz - 11 Uhr Marienplatz - 15:30 Uhr
Kurz vor Redaktionsschluss platzte die Bombe: Zum Abschluss der Politparade erwarten wir
Bundestags-Neuwahlen im Herbst. Was für Schirmherrn Oberbürgermeister Christian Ude
Konsequenzen bringt dies für Lesben und und Rosa Liste Stadtrat Thomas Niederbühl auf
Schwule? Dazu wird u.a. die Vorsitzende von der Hauptbühne am Marienplatz.
Bündnis90/Die Grünen Claudia Roth Stellung
nehmen. Außerdem freuen wir uns auf Vertre-
ter/innen der Münchner Jugendgruppen, die Positionsauslosung
zum diesjährigen Motto „young & pride?“ und
der aktuellen Lebenssituation von jungen Les- Die Auslosung der Paradepositionen könnt
ben und Schwulen sprechen werden. Ihr live on air bei Radio LoRa 92,4 MHz
verfolgen. Am Donnerstag, den 16. Juni,
CSD-Politparade sendet Uferlos - das schwule Radiomaga-
Marienplatz - 12 Uhr zin ein Special. Von 21-22 Uhr dreht sich
auf der 92,4 MHz alles um den Münchner
Direkt nach dem „politischen Auftakt“ startet CSD. Höhepunkt ist die Live-Auslosung der
die Politparade. Wie immer mit Schirmherr Positionen der angemeldeten Teilnehmer.
Oberbürgermeister Christian Ude und Rosa Lis-
te Stadtrat Thomas Niederbühl an der Spitze.
Vom Marienplatz geht es über den Oberanger
zum Sendlinger Tor, von dort zum Stachus und
wieder zurück, weiter über Müllerstr., Klenzestr.
und Gärtnerplatz durch die Szene und dann ab-
schließend durch das Tal wieder zum Marien-
platz (Ankunft ca. 15 Uhr).
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CSD-Straßenfest 12.00-23.00h
Zum „25 Jahre Jubiläum“ feiern wir erstmals
zwei Tage auf dem Marienplatz.
An beiden Tagen steht die große Showbühne im Mittelpunkt; am Samstag er-
wartet Euch ein buntes Showprogramm (S.22/23), am Sonntag findet erstmals
hier das Pumps Race (S.28/29) statt.
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Leistung aus Leidenschaft.
CSD-Showprogramm/Marienplatz
Guildo Horn (Köln)
Aber bitte mit Schlag(hose)
„Der Retter der Zärtlichkeit“, wie ihn
seine Fans nennen, ist Musiker, Entertainer,
Diplompädagoge, offizieller WM Botschafter,
Musical- und Operettendarsteller, Multi-
instrumentalist. Ein Tausendsassa eben.
Kein Mensch, sondern ein Naturereignis.
Duotica (Köln)
macht schön - oder wahnsinnig...
Wann ist die Richtige die Falsche – und wann der Falsche
genau das, was man gerade braucht? Ein Universum aus
planetaren Anziehungskräften und Entliebungskuren,
Amadeus Bartoni (Bayern) entblößenden Affären und entstellter Liebe.
Weltmeister der Oktaven
Der Weltmeister der Oktaven (5 1/2) hat vor
ein paar Jahren mit der Klitschko-Hymne
„Emporio“ unter anderem beim Münchner
CSD bei Jung und Alt für grosses Aufsehen
gesorgt. Nun startet Amadeus Bartoni mit
neuen Klassik- und Pop-Arrangements von
Welthits wieder international durch. In einer
Welturaufführung (!!!) wird er eine neue
Single - die gelungene Klassik-Interpretation
eines Pop-Bestsellers - im Duett mit der
spanischen Sopranistin Lili Pereiro auf
dem Münchner CSD präsentieren.
Villaine (Köln)
Zu viel Adrenalin für den Grand Prix
Villaine (vilaine [franz.] unartiges Kind, böses
Kind) hat mit ihrer Single „Adrenalin“ ein
„persönliches, unkonventionelles Liebeslied“ Christophonic (Köln)
zum deutschen Vorentscheid des Grand Prix Futuristic Funky Pop
beigetragen. Ihre Stimme und ihre Musik, die Eingängig melodiöse Elektro-Dance-Musik bringen
sie selbst komponiert, sind der Grund Christophonic aus dem elektronischen Herzen
für ihre steile Karriere. Hamburgs nach München. Die Sounds gehen fix
in den Kopf - und genauso fix in die Beine.
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23
Rathausclubbing 22.00-05.00h
KartenVVK bei allen an München Ticket angeschlossenen Vorverkaufsstellen
sowie bei Max & Milian und in Lillemor‘s Frauenbuchladen
1
EG 1
Open Air Disco
Easy Listening
mit DJ Bernd Hartwich
(Soul City, K 41)
2
1.OG 2
5 3 Classic Ballroom
2.OG Eröffnung um 1.00 h
mit grossem Walzer,
danach Paartanz
3 4 von ChaCha bis Tango
5 4
Lounge
zum Sitzen, Chillen
und Plaudern
6
3.OG
7
6 6 7
24
Liveprogramm 22.30-01.00h
Bitte auf die angegebenen Uhrzeiten achten
- keine Einlaßgarantie nach Beginn der einzelnen Programmpunkte
3
Das Live-Programm
findet im großen
Sitzungssaal (2.OG) statt.
Bitte pünktlich zu den
angegebenen Uhrzeiten
erscheinen!
Kommando Rothenberger (Köln)
„rössl.wolfgang.see“ (Foto: Frank Tusch)
Das 6-köpfige Ensemble wandelt auf dem schma- 1
len Grat zwischen kabarettistischer Persiflage und
kämpferischer Verteidigung eines vollkommen zu Überraschungsauftritt
Unrecht verkannten Genres - der Operette.
Mit stimmlicher Bravour und szenischem
um 22.30h im
Einfallsreichtum wird der Singspiel-Klassiker großen Innenhof
„Das weiße Rössl“ einer spektakulären Rettungs-
aktion unterzogen, die sich zwischen Alpenroman-
tik und rheinischem Humor einpendelt: rührend
und emotional, politisch unkorrekt, intellektuell
übersichtlich und trotzdem gut gemacht.
Vor allem aber: Sehr modern.
23.30 Uhr im großen Sitzungssaal
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27
Pumps-Race / Marienplatz
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Das Pumps-Race wird wieder vom Spitzen-Duo Bernd von Fehrn und Matthias Brandebusemeyer
moderiert. Sie werden Läufer und Publikum frech und peppig anfeuern. Der Wettlauf als Höhepunkt
des Straßenfestes startet gegen 18 Uhr. Gaudi garantieren wieder die schrillen Sonderaufgaben, welche
die Organisatoren für die Stöckelathleten zur sportlichen und künstlerischen Wertung vorbereitet haben!
Die Preisverleihung und Siegerehrung des „Mr. High Heels“ ist für etwa 20 Uhr geplant.
Konflikt?!
Gay and Gray • Silas Schmo-
rell (22) von den J.U.N.G.S. •
Basti Frietinger (20) und Cor-
nelia Bumes (22) von Diversity
Vorspann: Unsere Gesellschaft Silas: Es geht nicht immer ums Alter. sen. Das ist problematisch für die, die Aber das Angebot an Clubs und Knei-
wird immer älter, das Thema Se- Entweder finde ich jemanden sympa- älter sind. Vielen wird zum ersten Mal pen ist für Ältere doch größer.
nioren immer wichtiger, aber alle thisch oder nicht. Wenn einer nur denkt, bewusst: Ich gehöre nicht mehr zur
wollen jünger sein und vor allem „Hey, der wär was für heute Nacht“, Jugend. Basti: Ja, ich denke, das überwiegt.
eines: bloß nicht alt. In der schwu- muss er auch verstehen, wenn Jünge- Wenn ich die Absicht habe, jemanden
len Szene ist dieses Problem an- re sagen: „Mit den Alten wollen wir Für Diversity zu alt, für Gay and Gray kennen zu lernen, sind für mich dort
geblich besonders groß und die nichts zu tun haben, die wollen uns noch zu jung? die Leute zu alt. Jeder hat halt seine
Kluft zwischen Jungen und Alten nur abschleppen.“ Kneipen – es gibt welche mit älterem,
kaum zu überwinden. Wirklich? Basti: Da gibt es definitiv eine Versor- welche mit jüngerem Publikum.
Basti: Viele Jüngere haben das Vor- gungslücke. Es gibt die U27-Partys und
Wie steht es mit der Kluft zwischen urteil: Älter ist immer gleich aufdring- die Ü30-Partys... Und dazwischen? Aber es ist doch auffällig, dass sich die
den Generationen? Ist die wirklich so lich. ältere Szene in so viele unterschiedli-
groß? Existiert in der Lesben-Szene auch che Typen teilt, die es bei den Jungen
Theo: Vorurteile gibt es auf beiden so eine Kluft oder ist es da harmoni- so gar nicht gibt.
Cornelia: Das Problem ist in der Seiten. Wir haben Leute in der Grup- scher?
schwulen Szene auf jeden Fall aus- pe, die seit 25 Jahren nicht mehr in Basti: In dem Alter macht man sich
geprägter als bei den Lesben. Ältere der Szene waren. Auch die brauchen noch keine großen Gedanken und legt
Lesben versuchen nicht so sehr, jünger einen geschützten Raum. Das Problem sich eben nicht fest.
auszusehen. haben wir im Sub. Dort haben die
Gruppen wenig Möglichkeiten, sich John: Ein Ledermann wird ja nicht
Basti: Es gibt wenig Vermischung zurückzuziehen. Auf der einen Seite ist als Ledermann geboren, das entwi-
zwischen den Generationen. Bei Diver- man froh, dass die Älteren jetzt auch ckelt sich im Lauf der Zeit. Ich finde
sity ist die Altersgrenze auf Veranstal- ins Sub gehen. Sind sie aber da, heißt es schrecklich, in diesen Fetischen
tungen 27. Das bedeutet nicht, dass es, „da gehen wir nicht mehr hin, da zu denken – schon an meinem Outfit
wir mit Älteren nichts zu tun haben hängen so viele Alte rum“. Im Sub ist zu signalisieren, wo meine sexuellen
wollen. Wir wollen einen geschützten es echt schwierig, die Generationen Vorlieben sind.
Rahmen bieten für Jugendliche, die zusammenzubringen.
zum ersten Mal in der schwulen Szene Es fällt auf, dass die ältere Szene sehr
sind. Basti: Ich glaube, dass die jüngere Cornelia: Dass Ältere Jüngere an- viel mehr auf Männlichkeit setzt und
Szene sehr von Schönheitsidealen baggern, kenne ich nicht. Aber es die junge Szene sich femininer gibt.
Silas: Wenn wir auch Ältere rein las- geprägt ist und deshalb viele mit Äl- findet auch nicht sehr viel Austausch
sen, kommen die Jungen nicht. Das teren nichts zu tun haben wollen.Viele statt.
liegt oft an den Erfahrungen Einzel- denken nur an das Hier und Jetzt. Die
ner, die von Älteren bedrängt wurden. wollen jetzt Party machen und nicht an Basti: Oder gibt es gar nicht so viele
Dann wird pauschalisiert und es heißt: die Zukunft denken. ältere Lesben? Ziehen die sich zurück
„Mit den Alten wollen wir nichts zu aus der Szene?
tun haben“. John: Ich finde das in Ordnung. Wa-
rum sollen sie darüber nachdenken, Cornelia: Gerade ältere Lesben sind
wie ihr Leben aussehen wird, wenn nicht sichtbar. Ich kenne wenige, und
sie 40 sind? Das haben wir auch nicht keine davon ist über 60. Im Café Glück,
gemacht. Irgendwann findet man sei- im Lesben-Café, sieht man auch keine
nen Platz im Leben. Darauf setze ich. älteren Frauen.
Cornelia: Klar, 40 oder 50 ist zu weit Ist es generell für ältere Schwule und Basti: Das hat auch was mit Entwick-
weg. Aber wenn ich 30 bin? Will ich Lesben in der Szene schwieriger? lung zu tun. Wenn man jung ist, will
Kinder? Wenn ja, wie will ich zu denen man auch mehr auffallen, alles mög-
kommen? Wie will ich mich beruflich Theo: In Saunen oder Dark Rooms er- liche mal probieren. Wenn man älter
entwickeln? Wie will ich das alles un- lebt man schon eine gewisse Ausgren- ist, entwickelt man sich mehr in eine
ter einen Hut bringen? Das beschäftigt zung. Oft auch in den Kneipen, da ha- Richtung und sagt, das passt mir jetzt
mich natürlich. ben es Ältere oft schwer ins Gespräch so, so möchte ich das, das gefällt mir.
Theo: Passiert das öfter, dass Ältere zu kommen. Die Kneipen müssen das
Jüngere anbaggern? Silas: Viele haben schon das Problem: richtige Ambiente schaffen, damit die Körperkult und Jugendwahn – wie
Was passiert, wenn ich über 27 bin? Älteren sich wohl fühlen. geht Ihr damit um?
Basti: Bei uns im Café nicht, aber in Ich sehe das im Diversity Café, wo
der Szene ... wir bewusst nur Leute bis 27 reinlas-
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Wohin mit 16 ?
schen, zusammen kochen, Gesellschaftsspiele
spielen oder einfach gemeinsam Spaß haben.
Außerdem gibt es die Möglichkeit, kostenlos im
Internet zu surfen und sich Bücher, CDs, Videos
der Blumenstr.7) verwirklicht, wo sich jeden oder DVDs auszuleihen. Mindestens einmal im
Sonntag von 15.00 bis 21.00 Uhr Jugendliche Monat findet ein besonderer Abend statt, wie
bis 27 Jahre begegnen können. Hier besteht die z.B. eine Videonacht, ein Generationentreffen
Möglichkeit zwanglos Gleichgesinnte zu treffen mit älteren Lesben, ein Diskussionsabend oder
und schnell und unkompliziert Anschluss an die das Mitwirken bei einer Radiosendung. Die ak-
verschiedenen Gruppen zu finden. Das Café tuellen Termine und Veranstaltungen stehen
wird rein ehrenamtlich betrieben und kann so auf der obengenannten Homepage .
auch taschengeldfreundliche Preise bieten.
J.U.N.G.S. • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • •
Diversity gibt jedem die Möglichkeit eigene www.jungs-muenchen.de
Ideen und Projekte zu verwirklichen. Einerseits
bestehen bereits zahlreiche Projekte, denen Das Projekt für junge schwule und bisexuelle
man sich nur anzuschließen braucht, anderer- Männer unter 27 heißt J.U.N.G.S. Diese Grup-
seits kann jede/r auch neue Projekte anstoßen. pe trifft sich jeden Freitag ab 19:30 im 1. Stock
im SUB (Müllerstr. 43) und bietet ein abwechs-
Seit 2003 bietet Diversity mit dem Diversity lungsreiches Programm aus Unterhaltung,
-Mittwoch im Englischen Garten neben dem Kultur, Sport und Geselligkeit. Egal ob Kino,
Cafébetrieb am Sonntag und den Gruppen Ju- Theater, Billiard, Essen gehen oder gemeinsa-
Les und J.U.N.G.S auch in der Wochenmitte me Kneipenbesuche: bei J.U.N.G.S kann man
eine Plattform zum Treffen und gegenseitigen sich in lockerer Atmosphäre mit Gleichgesinn-
Kennenlernen. Der Termin findet seit Mai wie- ten unterhalten und jede Menge unternehmen.
der mittwochs ab 15:30, allerdings nur bei Tem- Mehr Informationen, sowie das derzeitige
peraturen über 20°, statt. Öffentlich fährt man Programm gibt es im Internet oder telefonisch
dorthin mit der U3/U6 bis zur Haltestelle Uni- bei Wolfgang (0177/6508876) und Antonis
versität. Danach geht man die Veterinärstraße (0160/5232284).
entlang in den Englischen Garten und biegt kurz
Die Auswahl an LesBiSchwulen Veran- vor der ersten Brücke über den Eisbach nach
staltungen, Beratungsstellen und anderer Rechts in Richtung „Eierwiese“ ab. Der Treff-
zielgruppengerechter Angeboten ist mitt- punkt befindet sich dann linkerhand am Eis-
lerweile riesengroß. Von der schwulen bach. Eine Wegbeschreibung gibt es auch unter
Aquarellgruppe über den Fetischladen bis www.diversity-muenchen.de.
hin zu den lesbischen Katholikinnen gibt
es für die Community eine enorme Vielfalt Desweiteren gibt es bei Diversity noch das
an Möglichkeiten. Doch wo können jun- Aufklärungs-Projekt; eine Gruppe von Les-
ge Schwule, Lesben und Bisexuelle sich ben, Schwulen und Bisexuellen, die in Schulen
treffen, die gerade dabei sind den Einstieg und Jugendzentren Diskussionsveranstaltun-
in die Szene zu finden und erstmal lieber gen mit Schülern und Schülerinnen durchfüh-
unter Gleichaltrigen bleiben oder denen ren. Außerdem bietet es auch Fortbildungen „no difference!“-Party • • • • • • • • • • •
viele der Lokale und Clubs schlicht und für Pädagoginnen und Pädagogen zu Themen www.diversity-cafe.de
einfach zu teuer sind? wie Coming Out und Identitätsentwicklung,
Klischees und Stereotypen über Homosexuelle, Natürlich kommt bei all der Beratung und den
Hier ein Überblick der Projekte und Ver- Leben als Minderheit oder Geschlechterrollen verschiedenen Aktivitäten auch das Feiern nicht
anstaltungen, die sich gezielt an ein jün- in der Gesellschaft. Informationen dazu gibt es zu kurz: Mit der „no difference!“ Party zeigen
geres Publikum richten: online unter www.aufklaerungsprojekt.de oder die LesBiSchwulen Jugendgruppen Münchens,
schriftlich unter der Adresse: diversity Mün- was der Name der Party schon sagt: egal ob
Dachverband Diversity • • • • • • • • • • • chen, Aufklärungsprojekt, c/o Glockenbach- schwul, lesbisch, bisexuell... oder hetero - es
www.diversity-muenchen.de werkstatt, Blumenstr. 7, 80331 München. gibt keinen Unterschied. Und wie könnte man
das besser beweisen, als gemeinsam zu feiern?
Der Dachverband Diversity ist eine von Jugend- JuLes im Ragazza • • • • • • • • • • • • • • • Als am 26.01.2002 der Startschuss zur ersten
lichen selbst gestaltete und verwaltete Initiati- www.imma.de/ragazza/lesbenprogramm „no difference!“-Party fiel, strömten bereits
ve zur Schaffung eines eigenen LesBiSchwulen etwa 250 junge Schwule, Lesben und deren
Jugendzentrums. Ein erster Schritt ist bereits in JuLes im Ragazza ist das Projekt, das sich gezielt Freunde und Freundinnen in die Glockenbach-
Kooperation mit der Glockenbachwerkstatt (in an junge, lesbische Frauen bis 25 richtet. Hier werkstatt. Seit 2002 findet die „no-difference“-
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QueerBeet – Schwul-lesbisches
Kulturfest am 10.9.05
Ickstattstraße 2
Mo, Di, Do, Fr
80469 München
10.30–20.00
Fon 089/ 260 33 20 Mi 10.30–14.00
Fax 089/ 26 30 59 & 15.30–20.00
maxundmilian@t-online.de Sa 10.00–16.00
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Warum schwul?
eine kurze Übersicht über wissenschaftliche Theorien zur Homosexualität
- die genauen Ursachen sind nach wie vor unbekannt
Homosexualität gab es zu allen Zeiten und in allen Kulturen. Der amerikanische Gen, sondern das Zusamenwirken von genetischen und psychosozialen Einflüssen
Sexualwissenschaftler Alfred C. Kinsey schätzte, daß rund vier Prozent der Män- für die männliche Homosexualität verantwortlich ist.
ner und zwei Prozent der Frauen homosexuell sind. Laut Kinsey sind über 90 Ungeklärt ist bislang auch, warum Männer mit mehreren älteren Brüder statis-
Prozent der Bevölkerung mehr oder weniger bisexuell. Die Ursachen der Homo- tisch gesehen häufiger homosexuell sind als Männer, die keine älteren Bruder
sexualität sind weitgehend unklar - ebenso wie die Frage, ob sie einen Nutzen haben. Forscher vermuten, dass eine Immunreaktion der Mutter auf das Y-Chrom-
für die Evolution hat oder einfach eine Laune der Natur ist. Die verschiedenen som des ungeborenen Sohnes dessen sexuelle Orientierung beeinflusst. Diese
Theorien liefern für sich allein allerdings keine umfassende Erklärung. Neuere Reaktion wird bei jedem weiteren Jungen stärker. Die weibliche Homosexualität
Forschungsansätze gehen deshalb davon aus, daß sich Homosexualität nur aus ist dagegen kaum erforscht. Eventuell hängt sie mit einem erhöhten Anteil an
dem Zusammenspiel von genetischen, hormonellen und soziologischen Faktoren Androgenen, an männlichen Hormonen, zusammen.
erklären läßt. Als gesichert gilt die Annahme, daß die menschliche Sexualität breit gefächert
Die Schwulen- und Lesbenbewegung kritisierte an einigen Forschern, daß sie nur ist. Sigmund Freud, der Begründer der Psychoanalyse, ging davon aus, daß alle
nach der Bestätigung von Vorurteilen suchen, zum Beispiel, daß Homosexualität Menschen bisexuell geboren werden und sich die hetero- bzw. homosexuelle
therapiert werden müsse. Diese These hat sich lange in der Wissenschaftswelt Orientierung erst später entwickeln würde. Der erste deutsche Sexualforscher,
gehalten, und die Weltgesundheitsorganisation WHO strich Homosexualität erst Magnus Hirschfeld, entwickelte die Theorie eines „Dritten Geschlechts“, einer
1993 aus ihrem Krankheiten-Katalog. Längst widerlegt ist auch die Theorie, daß Zwischenstufe zwischen Mann und Frau. Alfred C. Kinsey, der tausende Männer
bei Homosexuellen die Geschlechtsrolle verdreht sei, daß Schwule automatisch und Frauen zu ihrem homosexuellen Verhalten befragt hatte, erstellte 1948 sie-
feminin und Lesben maskulin seien. ben Kategorien, die von heterosexuellem über fünf Zwischenstufen bis zu homo-
Im Jahr 1993 sorgte die Entdeckung des sog. „Schwulen-Gens“ für Aufsehen. Der sexuellem Verhalten reichte.
amerikanische Forscher Dean Hamer identifizierte ein Gen auf dem X-Chromsom, Heutzutage setzen sich mehr und mehr sog. „gender studies“ durch, die psychoso-
das eine entscheidende Rolle bei der Homosexualität von Männern spielen sollte. ziale Zusammenhänge in Geschlechterfragen stärker berücksichtigen, und verein-
Er stellte fest, daß homosexuelle eineiige Zwillingsbrüder, die diesen Chromo- zelt sogar an Universitäten (z.B. in Hamburg) gelehrt werden. Der Begriff „queer“
somenabschnitt trugen, beide schwul waren. Bei Untersuchungen im Jahr 1999 fasst dabei die verschiedenen nicht-heterosexuellen Lebensformen zusammen.
stellte sich jedoch heraus, daß der Zusammenhang zwischen den Genab-
schnitten und männlicher Homosexualität geringer war als zunächst vermu- Elke Brunner
tet. Selbst Dean Hamer geht mittlerweile davon aus, daß nicht ein einzelnes
Latest News
Worldpride in Jerusalem verschoben
Der für Ende August in Jerusalem geplante World Pride wird um ein Jahr ver- rade sorgte schon seit Monaten für Proteste von Gläubigen. So hatte der israe-
schoben. Das Jerusalem Open House, welches die Veranstaltung organisiert, hat lische Oberrabbiner Schlomo Amar geäußert, Homosexuelle fügten ihren Eltern
kurzfristig aus „innenpolitischen Gründen“ die Notbremse gezogen: die Parade viel Schmerzen zu. Auch in einer Demokratie dürfe nicht alles erlaubt sein. Der
wäre mit dem gerade erst für Mitte August angesetzten Teilrückzug der Israelis lateinische Patriarch Michel Sabbah sagte, man respektiere die Freiheit der An-
aus dem Gaza-Streifen zusammengefallen. deren, „aber diese müssen wiederum unsere religiösen Gefühle respektieren“. Es
„Toleranz, Pluralismus und Gleichheit sind die Grundprinzipien des World Pride“, gebe „genug Spannungen in der Stadt“. Der armenische Patriarch von Jerusalem,
erklärt Noa Sattath, Sprecherin des Jerusalem Open House. „Den World Pride Torkom Manoogian, betonte, Gott habe die Einwohner von Sodom und Gomorrha
während des Gaza-Abzugs zu veranstalten, würde diesen Prinzipien nicht gerecht für ihre Homosexualität bestraft. Und Scheich Abdel Asis Buchari warnte, Gott
werden. Wir haben die Entscheidung in Erwartung des extrem schwierigen politi- werde die heilige Stadt bestrafen, sollten die religiösen Führer der Weltreligionen
schen Klimas getroffen, das Israel im August beherrschen wird.“ Sattath fürchtet, nicht gemeinsam die Veranstaltung verhindern. Auch der päpstliche Gesandte in
dass der Rückzug aus dem Gaza-Streifen zu Unruhen führen könne und die Sicher- Israel, Erzbischof Pietro Sambi, hatte sich dieser Ansicht angeschlossen. Selbst
heit der Teilnehmer am World Pride nicht gewährt sei. der israelische Vizepremier und Vorsitzende der Arbeiterpartei, Simon Peres sag-
Auch der israelische Filmproduzent Gal Uchovsky („Yossi und Jagger“, „Walking te, ein solches Ereignis „könne gegen die Sensibilität von religiösen Menschen
on Water“) meint: „Ein Großteil der hetero- wie homosexuellen Israelis ist der auf der ganzen Welt verstoßen“.
Meinung, dass der Rückzug viel wichtiger für unser Leben ist als diese Parade.“
Gleichzeitig kritisiert er jedoch die fehlende Einbindung von Palästinensern: „Die Mit der „Verletzung von religiösen Gefühlen“ hatten CSU und kirchliche Würden-
Offenheit [des World Pride] ist doch nur Pose. Die palästinensische Kultur ist noch träger auch im letzten Jahr argumentiert, um die erstmalige Ausrichtung eines
nicht so weit, es gibt dort keine Schwulen oder Lesben im westlichen Wortsinn, Christopher Street Days in Altötting zu verhindern. Es ist ihnen nicht gelungen
es gibt kaum Leute, die offen zu ihrer Homosexualität stehen. In den World Pride – nicht zuletzt deswegen, weil Schwule und Lesben aus anderen Städten zur Un-
involviert sind nur zwei Schwule aus der Türkei.“ terstützung kamen. Der World Pride in Jerusalem nächstes Jahr bedarf zahlrei-
Dass Toleranz und Pluralismus in Jerusalem ohnehin nicht weit verbreitet sind, cher und tatkräftiger Solidarität - Schwule und Lesben sollten gemeinsam deut-
war bereits im Vorfeld der geplanten Veranstaltung deutlich geworden. Bei einer lich machen, dass auch ihre Gefühle eine gewisse Sensibilität voraussetzen!
gemeinsamen Pressekonferenz im März hatten sich jüdische, christliche und is-
lamische Würdenträger erstmals vereint gegen das Schwulenfest in der heiligen Thomas Lechner
Stadt ausgesprochen und seine Absage gefordert. Die zehntägige Veranstaltung
mit einem Filmfestival, Gottesdiensten, Workshops, Straßenmarkt und einer Pa- Weitere Infos unter: www.worldpride.net
36
S
genannt, abgeleitet vom griechischen Pyge, zu deutsch Gesäß. Analverkehr
S
war Pygismus. Lesben hießen Tribaden. Von tribein: reiben. Wenn auch zum
Teil abwertend gebraucht, waren das schöne Worte. Und das wohl schöns- KAFFEE
TACHER AS
te war ein deutsches: Schärmgeschäch, die jugendliche Geliebte einer Les-
be. Niemand weiß, woher es kam, aber verführerisch muss es geklungen
haben: „Hallo, Schärmgeschäch. Ich bin tribadisch. Pygismus fällt ja aus,
aber wie wär’s, wenn wir uns ein bisschen reiben?“
Soviel zu Vergangenheit und Gegenwart. Die Zukunft der schwulen Spra- ÜBERM STACHUS
che werden drei Regionen prägen: China, die arabische Welt und Ungarn.
Chinesen neigen traditionell zu einer bildhaften Sprache, auch schwule Karlsplatz 8 (neben Gloria Kino) · Täglich ab 10.00 Uhr
Chinesen machen da glücklicherweise keine Ausnahme: Sie nennen gleich-
geschlechtliche Liebe fentao – den Pfirsich teilen. Im Arabischen heißt der
Schwule Loti. Wie süß! Wechselnde Happy-Hour
Die Ungarn hatten dafür bis vor kurzem überhaupt kein Wort. Jetzt setzt z.B. Montags von 19-23 Uhr Caipitag, jeder Caipi 3,33 x
sich langsam Buzi durch. Das ist eigentlich ein Fluch, den man immer dann Samstags von 19-23 Uhr Coladatag, jeder Colada 3,55x
benutzt, wenn etwas schief läuft. Die sexuelle Neigung zum Beispiel. Aber www.stacherias.de
auch Buzi klingt so niedlich, dass man sich wünscht, auch deutsche Schwu-
le würden sich künftig damit ansprechen.
Eine moderne Anmache könnte sich dann so anhören: „Hallo Buzi, ich bin
Loti. Wollen wir den Pfirsich teilen?“ Das mag auf Kuschelsex hinauslau-
fen, ist dafür aber um einiges fantasievoller als: „Na? Wie wärs mit uns
beiden?“
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STICHWORT: CS
Münchener Aids-Hilfe
Die Münchener Aids-Hilfe in der Lindwurmstraße ist die älteste regionale angestiegen ist“ sagt Tappe. „Viele schwule Männer gehen Infektions-
Aidshilfe in Deutschland. Inzwischen besteht sie seit 21 Jahren. risiken ein, weil sie glauben, sie sind nicht infiziert und somit bestehe
für ihren Partner kein Risiko. An sich selber denken sie dabei oft nicht.“
„Die Aids-Hilfe bietet Rat, Information und Aufklärung zu allen Frage- Leider bedeutet glauben nicht wissen. Oftmals kommt es in diesen Situa-
stellungen, die sich im Bezug auf HIV ergeben“, sagt Michael Tappe, der tionen zu einer Infektion, die dann von dem Neu-Infizierten ebenso unge-
Leiter der Beratungsstelle. Sozialpädagogen und Psychologen stehen wollt und unwissentlich weiter gegeben wird. Die Aids-Hilfe will diesen
Betroffenen, aber auch deren Angehörigen oder Freunden für persönli- Kreislauf durchbrechen und hat daher beim letzten CSD eine Kampagne
che und telefonische Gespräche zur Verfügung. „Angefangen bei Aufklä- gestartet und schwule Männer ermutigt, den HIV-Test zu machen. „Wir
rungsarbeit, über Beratung und Betreuung von Betroffenen bis hin zur gehen davon aus, dass jemand der weiß, dass er positiv ist, sich anders
Sterbebegleitung kann man bei uns alles bekommen“, sagt Tappe. verhält, als jemand der glaubt, er sei negativ.“, sagt Tappe. Die Aids-
„Wir sind aus der schwulen Szene entstanden und Schwule sind auch Hilfe wird in diesem Jahr sogar noch einen Schritt weiter gehen und zu-
weiterhin die wichtigste Zielgruppe der Aids-Hilfe. Nach wie vor findet sammen mit dem dem Sub und dem Gesundheitsreferat den HIV-Test an
die Hälfte der Neuinfektionen unter schwulen Männern statt. Das heißt einem Abend im Sub anbieten. Ausführliche Informationen zur Aids-Hilfe
aber nicht, dass wir die anderen Gruppen vernachlässigen“, sagt Tappe. und ihrem Angebot gibt es unter www.muenchner-aidshilfe.de.
Die Arbeit der Aids-Hilfe richtet sich an alle Menschen, die Fragen zu HIV
und Aids haben. Vor allem aber an die Infizierten, an ihre Angehörigen, an Münchner Aids-Hilfe e.V.
schwule Männer, an Drogenkonsumenten und an Migranten. Lindwurmstraße 71, 80337 München
Die Angst und damit gleichzeitig der Schutz vor HIV und Aids hat in der Tel.: (089) 544647-0, Fax: (089) 544647-11
jüngeren Vergangenheit nachgelassen. „Wir sehen, dass die Risikobe- info@muenchner-aidshilfe.de
reitschaft in den letzten Jahren, gerade bei schwulen Männern, wieder www.muenchner-aidshilfe.de
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Rosa Liste
Die Rosa Liste ist eine schwul-lesbische Wählerinitiative in München. selbstverständlich ist wie mit einem Stadionbau oder der Verlängerung
Seit 1996 sitzt Thomas Niederbühl als Abgeordneter der Rosa Liste im einer U-Bahn.“ Dass es bis dahin aber wohl noch einige Zeit dauern wird,
Münchener Stadtrat. zeigt beispielsweise das Verhalten der Opposition. „So richtig bekämpft
Damit ist München die einzige Stadt in Europa, in der ein Abgeordneter die CSU uns Schwule und Lesben seit ein paar Jahren nicht mehr. Aber
einer schwul-lesbischen Wählergemeinschaft in einem Stadtparlament sie wirft uns Knüppel zwischen die Beine“, sagt Miklosy. „Im Bezirksau-
sitzt. „Bei der Wahl 2002 sind wir nur ganz knapp an einem zweiten Man- schuss bin ich aber von der CSU mit zum Vorsitzenden gewählt worden.
dat gescheitert“, sagt Alexander Miklosy von der Rosa Liste. Thomas Nie- Das war ein landesweites Zeichen, dass es Kräfte auch innerhalb der
derbühl bildet mit den Abgeordneten von Bündnis 90/ Die Grünen eine CSU gibt, die sich den Belangen von Schwulen und Lesben öffnen“, sagt
Fraktionsgemeinschaft. Zusammen mit den Stimmen der SPD und der von Miklosy. Sein Ziel und auch das der Rosa Liste ist es, dass die Belange
Oberbürgermeister Christian Ude stellt diese Fraktionsgemeinschaft die der Schwulen und Lesben innerhalb der Gesellschaft selbstverständlich
regierende Mehrheit im Münchener Rathaus. werden. „Wir sind auf dem richtigen Weg dorthin, allerdings ist der Weg
„Die sichtbarste Auswirkung ist, dass unser Oberbürgermeister seit noch äußerst mühsam, steinig, hart und verschlungen“, sagt Miklosy.
vielen Jahren zusammen mit seiner Frau und Thomas Niederbühl den Ausführliche Informationen zur Rosa Liste gibt es unter www.rosaliste.de.
Demonstrationszug des CSD anführt. Aber auch andere Entscheidungen
wie zum Beispiel die Förderung von Sub oder LeTRa fallen schwulen- und schwul-lesbische wählerInnen-initiative,
lesbenfreundlicher aus, wenn man in der Regierungsverantwortung ist“, rosa liste e.V.
sagt Alexander Miklosy, der für die Rosa Liste in einem Bezirksauschuss Klenzestraße 43, 80469 München
sitzt. Für die Zukunft hat er sogar noch weiterreichendere Ziele. Tel./Fax: (089) 201 65 34
„Mein Ziel wäre es, dass sich die Rosa Liste auflöst, weil sie nicht mehr rosaliste@rosaliste.de, www.rosaliste.de
notwendig ist, weil der Umgang mit schwul-lesbischen Themen genauso
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Impressum
Herausgeber: CSD München GmbH, Lindwurmstraße 71, 80337 München, Tel.: (089) 544 647 47, Fax: (089) 544 647 46, info@ csd-munich.de, V.i.S.d.P.: Alexander Kluge
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