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Februar 2009
Abkürzungen:
O(B)S = Organische (Boden-)Substanz BF = Bodenfruchtbarkeit
EWR = Ernte-und Wurzelrückstände BO = Bodenorganismen
OD = Organischer Dünger BB = Bodenbearbeitung
OPS = Organische Primärsubstanz FF = Fruchtfolge
(EWR+OD) HM/HZ = Humusmehrer/-zehrer
Einführung
• Was ist ÖLB / Prinzipien:
o Sytemdenken:
Ganzheitlicher Kreislauf, „Betriebs-Organismus“
Geschlossenes Ökologisches System
Begrenzter Einsatz betriebsfremder Mittel (Schutz durch
Nichtverursachung)
o Gratisfaktoren
Boden / Unterboden
• Ertragsbildung auf Grundlage von Bodenfruchtbarkeit
Knöllchenbakterien
Sonnenenergie
Fruchtfolgeeffekte
Selbstregulation artenreicher Agrarökosysteme
o Tierhaltung:
an Fläche angepasst, max. 2 GVE/ha
Artgerechte(re) Tierhaltung
Max. 20% Futterzukauf (Trockenmasse)
Möglichst „richtliniengemäßes“ Futter beim Zukauf
o Ziele:
gesunde Lebensmittel nachhaltig zu erzeugen
die natürlichen Lebensgrundlagen Boden, Wasser und Luft zu schützen
durch aktiven Natur- und Artenschutz zum Erhalt der biologischen Vielfalt
beizutragen
die Energie- und Rohstoffvorräte zu schonen
Arbeitsplätze in der Landwirtschaft zu sichern
o Vergleich zu Herkömmlichem Landbau:
Geringere Ertragserwartung (20 – 40 %), größere Schwankungen
Größere Abhängigkeit von Boden und Witterung
Qualitätsprobleme, z.B. bei Backweizen
Oft noch unzureichende Bekämpfungsmöglichkeiten bestimmter
Pilzkrankheiten und Schädlinge
Probleme mit Wurzelunkräutern (Distel!)
Keine chem.-syn. PSM und leichtlösliche Mineraldünger
Zunahme der biologischen Intensität der Produktion (im Gegensatz
konv./integr.)
Zuchtziele: Allg. eher Resistenz- als Ertragsziel
• Zahlen BRD:
o ca. 5 % der Betriebe, der Fläche und des Umsatzes sind „ÖLB“
o Absolut: 19 000 Betriebe auf 900 000 ha
1.) Bodenfruchtbarkeit:
• BF = Wirkungsanteil des Bodens an (nachhaltiger) Ertragsbildung
• Hohe BF, viel Humus = Grundlage für Ertragsbildung in ÖLB
• Kultur- bzw. akkumulierte BF = Langzeitwirkung von Anbau, Düngung, Bearbeitung…
• Geförderte Bodenlebewelt („Umsatz“!) sorgt für N- und Nährstoffnachlieferung
• BF durch folgende Bodenfunktionen:
o Speicherung / bedarfsgerechte Bereitstellung von Wasser und Nährstoffen
o Bodenatmung
o Umsatz der OS durch BO
o Transformationsvermögen durch Bewirtschaftungsmaßnahmen
• BF-relevante Strukturelemente:
o Leguminosenanbau (25-33%)
o Viehbesatz (max. 2 GVE/ha)
2.) Bodenleben
• Bodenlebewelt vernetz Humusumsatz, Stickstoff, Mineralstoffversorgung und
Bodenstruktur (Krümelbildung)
o Organischer Dünger steigert Umsetzungen der Bodenlebewelt
• „Reiches Bodenleben“
o Ziel: „Verlebendigung“ des Bodens
o Kriterien
Artenvielfalt
Hoher Gehalt an lebender Biomasse
Hohe Intensität der Lebensprozesse
o Voraussetzungen
Ausreichender Lebensraum
• Vermeidung von Verdichtungen
• Lange Bodenbedeckung
Zeit zur Fortpflanzung
• Bodenruhe, schonende Bearbeitung
Ausreichendes Futterangebot
• Ernte- und Wurzelrückstände
• organische Dünger aus Pflanzenbau, Tierhaltung u. Ä.
• Schädigung der positiven Wechselbeziehungen zwischen Pflanzen und BO:
o Enge Fruchtfolgen/Monokultur
Abgabe phytotoxischer Substanzen
o Zufuhr leicht löslicher Nährstoffe, z.B. NO3, P2O5 durch Mineraldüngung
schädigend ist die Zufuhr von Stoffen, die Endprodukte bakterieller oder
pilzlicher Tätigkeit im Boden sind
• bei N – Schädigung der Rhizobien
• bei P – Schädigung der Mykorrhiza
o Kurzfristige wesentliche Verschlechterung der Lebensbedingungen auf und im
Boden durch:
hohe Salzkonzentration
(Austrocknung)
(Staunässe)
o Vergiftung bzw. Artenverschiebung durch chemische Pflanzenschutzmittel
o Falsche, zu intensive Bodenbearbeitung bei hoher Bodenfeuchte
Zerstörung von Grobporen > 10 µm
Sauerstoffmangel
Wichtige Grafik:
5.1) Stickstoffversorgung
• N-Verluste
o Verkauf pflanzlicher und tierischer Erzeugnisse
o Transport-, Lager- und Rotteverluste
o Ausbringverluste bei Applikation von Düngemitteln
o Auswaschung (NO3)
o Verflüchtigung (N2, N2O, NH3)
• N-Quellen
o Leguminosenanbau und symbiotische N2-Bindung
o Stickstoffeintrag aus Niederschlägen
(ca. 10-30kg/ha, max. 80)
o Futterzukauf (lt. Verbandsrichtlinien nur begrenzt möglich)
o Düngerzukauf (lt. Verbandsrichtlinien und EG-Bio-VO 2092/91 nur begrenzt
möglich)
• Betriebseigene organische Dünger
o gelten als kreislaufinterne Ressourcen
kein Nettogewinn an Nährstoffen
Außer legume N-Fixierung!
o oberste Maxime ist verlustarme Gewinnung, Lagerung und Einsatz der
organischen Dünger
• Humusstickstoff
o Wichtig für N-Versorgung von nicht Leguminosen
o Keine Quelle, nur Speicher und Transformator für Leg.- und Dünger-N
o Muss ständig ersetzt werden
• Stickstoffmanagement
o Anbauumfang bestimmen
Haupt-/Zwischenfrucht
Verträglichkeit
Fruchtfolge!
o Auswahl von Arten bzw. Körner/Futter-Anteile
Standortanpassung?
Ertrag?
o Optimierung von Anbauverfahren und Pflege (s.u.)
Je höher Ertrag, desto Höher N2-Bindung
Bsp: Enger Reihenabstand bei Ackerbohnen
o P-K-Versorgung!!!
• Maßnahmen zur Steigerung der N2-Bindung
o 70 – 80 % Leguminosenanteil im Futterbestand anstreben
o Etablierungssicherheit der Leguminosen erhöhen, indem diese 1 x zur Blüte
gelangen (zur Blüte höchste N2-Fixierungsleistung)
o Schnittnutzung (Futtergewinnung) begünstigt N2-Fixierung
Mulchen (Stilllegung) unterdrückt N2-Fixierung
o Anbau von Leguminosen als Zwischenfrüchte
bei Stoppelsaaten Anbau vor dem 1. August, sonst nicht genug Zeit für N2-
Fixierung
o Generell hohe Erträge anstreben (positive Korrelation zur N2-Fixierung)
o bei viehloser Bewirtschaftung Aufwüchse ernten und vergären (Biogas)
• Senkung der N-Belastung unter Leguminosen während Wachstum Reife
o Anbau von Leguminosen im Gemenge mit Nichtleguminosen
Luzerne- oder Kleegrasgemenge
Hafer/Ackerbohne(Erbse)-Gemenge
Wickroggen
o Untersaaten unter Körnerleguminosen, z.B. Grasuntersaat unter Ackerbohnen
o Verringerung des Reihenabstandes der Ackerbohne auf unter 30 cm
• Maßnahmen zur N2-Verlustreduktion im Rahmen der Fruchtfolge
o Nachfrüchte nach Körnerleguminosenvorfrucht (insbes. auf leichten,
auswaschungsgefährdeten Böden):
bei Winterung als Nachfrucht (z.B. Wi.-Roggen)
• Umbruch erst unmittelbar vor Saatfurche
• frühe Aussaat in der ersten Septemberhälfte
• Boden mit Packer und Walze extra verdichten
bei Sommerung als Nachfrucht (z.B. Mais)
• Gras als Untersaat zu Körnerleguminosen
o Leguminosenumbruch (insb. auf leichten Böden)
so spät wie möglich im Herbst, Winter oder Frühjahr
Grünmasse tief einarbeiten (≥ 20 cm)
Folgefrucht wurzelt tiefer, daher größere Wasserspeicherung
o Abernten des letzten Aufwuchses vor dem Umbruch
weniger Auswaschung!
5.2) P-K-Versorgung
• Verluste:
o Erzeugnisverkauf
o Auswaschung
o Erosion
o Fixierung im Boden
• Gewinne
o Futter-Zukauf
o Dünger-Zukauf
o Mobilisierung aus Boden
• PK-Versorgungsstufen niedrig bis mittel (B-C) ideal für ÖLB
• Phosphor:
o In Bodenlösung
Direkt pflanzenverfügbar
Geringer Anteil
o Labile Fraktion
Ca-Phosphate
austauschbar gebundene Phosphate
o Stabile Fraktion
Org. P-Verbindungen
• Verfügbar nach mikrob. Alkalischer Phosphatase
• Pflanzenwurzeln: saure Phosphatase (bes. Leg., Raps…)
Ca-, Fe-, Al-Phosphate
Kovalent gebundene
Kristallin eingeschlossene
Größter Anteil! (ca. 90%)
Selbstregulationsmechanismen zur Kompensation geringerer Gehalte an
pflanzenverfügbaren Nährstoffen
• Verstärkte Nutzung von Nährstoffreserven des Unterbodens
o Pionierpflanzen wie Klee und Luzerne
o Mehr Regenwürmer
• Höhere Wurzeldichte, bezogen auf die gleiche Sprossmasse (Vergrößerung der
Kontaktfläche Wurzel/Boden):
o die Aufnahme an Nährstoffen je Einheit Wurzeloberfläche ist zwar geringer
o ein Ausgleich erfolgt über eine größere Gesamtwurzeloberfläche
• Höhere Mobilität von Phosphor und Kalium infolge einer allgemein höheren
mikrobiellen Aktivität des Bodens:
o Phosphormobilität eng korreliert mit MBM und der Phosphataseaktivität sowie
der Wurzelinfektion mit Mykorrhizapilzen
o Kaliumverfügbarkeit geprägt durch „aktive Nährstoffmobilisierung“, d.h.
Freisetzung nicht austauschbarer K-Vorräte aus silikatischen Mineralien
(Feldspat, Glimmer) mit Hilfe von Ausscheidungen der Wurzeln und
Rhizosphärensymbionten
o Konsequenz: Sicherstellung einer ausreichenden Versorgung der Böden mit
Organischer Substanz durch Humusmehrer und organische Düngung
• Die Anreicherung des Bodens mit leicht löslichem Phosphor und Kalium bringt die
mikrobiellen Mobilisierungsprozesse ganz oder teilweise zum Erliegen!
o ein Grund für die Ablehnung der Düngung mit wasserlöslichen Nährstoffen.
Problemlösung Phosphat
• Rückgewinnung aus
o Abwässer / Klärschlamm
o Tiermehl
BB-Geräte
• Pflug
o Wichtigstes BB-Gerät im ÖLB
o am besten Zweischichtenpflug
• Tief lockern mit
o Schichten-(Flügelschar)-Grubber
o Parapflug
• Passivarbeitende BB-Werkzeuge
o Natürliche Riss- und Bruchlinien (schonender!)
o Gegensatz: Fräse
6.) Fruchtfolge
FF-Definition:
• Räumlich:
o Planmäßiges Nebeneinander der landwirtschaftlichen Kulturen auf benachbarten
Feldern in der Feldflur
• Zeitlich:
o planmäßiges Nacheinander einzelner landwirtschaftlicher Fruchtarten auf dem
gleichen Fruchtfolgefeld im Verlauf der Jahre
FF-Funktionen
• Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit
• das Hervorbringen gesunder Pflanzen
o FF gegen Schädlinge / Krankheiten / Unkräuter
• die Ernährung der Tiere mit hofeigenen Futtermitteln
• das Erzielen von wirtschaftlich sinnvollen Erträgen ohne Einsatz von chemischen
Dünge- und Pflanzenbehandlungsmitteln
Leguminosenkrankheiten:
• Luzerne und versch. Kleesorten:
o Schadpilz Kleekrebs (Sklerotina trifolium),
• Luzerne, Rot- und Weißklee:
o Krankheiten:
Fusarium-Welkekomplex (mehrere pilzliche Krankheitserreger)
Brennfleckenkrankheit (Anthraknose)
Welkekrankheiten (Verticillium alboatrum)
o Schädlinge:
Stock- und Stängelälchen (Nematoden)
Engerlinge (Maikäfer)
Drahtwürmer (Schnellkäfer)
• Körnerleguminosen:
o Krankheiten:
Erbsenwelke (Fusarium oxysporum)
weitere versch. Fuß- und Welkekrankheiten (F. solani u.a.),
Sämlingsvergilbung (Rhizoctonia solani),
Wurzelfäule, Fuß- und Brennfleckenkrankheiten
o Schädlinge:
Erbsenwickler
Blattrandkäfer
Erbsengallmücke
Erbsenblasenfuß
Schwarze Bohnenblattlaus
=> Anbaupausen, Beispiele:
• Weißklee 1-3 Jahre
• Erbse 4-8 Jahre
7.) Beikrautregulierung
• Definition Unkraut
o Wildkraut in Kulturbeständen, die den optimalen Erfolg mindern
• Herkunft
o Wildpflanzen
o Mit Saatgut eingeschleppt
o Mit Kompost oder OD eingebracht
o Durchwuchs von Kulturpflanzen
• Faktoren für UK-Zusammensetzung
o Klima und Boden (unspez.)
o BB und Anbautechniken
o Düngung
o FF-Gestaltung
• Biologische Grundlagen
o Therophyten:
Einjährig
Generative Vermehrung
Krautige Pflanzen, wie…
• Vogelmiere
• Hirtentäschelkraut
Samenbankstrategie
o Geophyten:
mehrjährig, Dauerunkräuter
Vegetative Vermehrung
Hohe Regenerationsfähigkeit durch Ausbildung unterirdischer Organe
(Wurzeln, Rhizome, Zwiebeln)
Beispiele:
• Disteln (Wurzelknospen)
• Schachtelhalm (Rhizome)
Vermehrung und Verbreitung von Wurzelunkräutern durch BB möglich
Langlebigkeit der Regenerationsorgane, „Knospenbank“-Strategie
• Schadwirkungen von Unkraut:
o Verdrängung der Nutzpflanzen
o Lichtentzug der Pflanzen
o Nährstoffentzug aus dem Boden
o Entzug von Bodenwasser
o Herabsetzung der Bodenwärme
o Störung von Entwicklung und Reife der Nutzpflanzen
o Förderung von Pilz- und Insektenangriffen
o Verunreinigung und Durchsetzung der Ackerkrume mit Ausläufern
(Bearbeitbarkeit)
o Unkräuter als Schmarotzer
o Vergiften der Ernte
o Herabsetzung des Ertragwertes (z. B. durch erhöhten Pilzbefall, Unkrautsamen
in Saat und Mahlgetreide)
• Nutzen von Unkräutern
o Unkräuter als Genpool: Kulturpflanzen aus Unkrautbegleitpflanzen:
Bsp.: Roggen, Hafer, Buchweizen, Senf, Hanf, Möhre, Mohn
o Bienentracht
o lenken Schädlinge ab
o Erosionsschutz und zur Gründüngung
o Bioindikator
Unkräuter: Handlungsrahmen für den Pflanzenschutz im Ökologischen Landbau
• B.t.-Präparate
• Neem
• Quassia
• Pyrethrum
• Pflanzenöle