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13/2008 Thüringer Staatsanzeiger Seite 485

Allgemeinverfügung des Thüringer Landesverwal- Die Ausnahmegenehmigung ist aus den vorgenannten Gründen mit
tungsamtes zur Durchführung des Thüringer Laden- der Nebenbestimmung zu erteilen, dass für die Beschäftigten min-
destens einer der beiden Pfingstfeiertage arbeitsfrei bleiben muss.
öffnungsgesetzes (ThürLadÖffG) vom 24. Novem-
ber 2006 (GVBl. S. 541) Die Allgemeinverfügung greift nicht in die bestehenden arbeits-
Freigabe von Öffnungszeiten für Verkaufsstellen vertraglichen, tarifrechtlichen oder betriebsinternen Regelungen ein.
Sie erlaubt lediglich den Arbeitgebern, ihre Verkaufsläden geöffnet
für Blumen aus Anlass des Muttertages 2008 im
zu halten, ohne gleichzeitig die Arbeitnehmer zu verpflichten, in
Freistaat Thüringen dieser Zeit auch dort zu arbeiten.

Allgemeinverfügung Rechtsbehelfsbelehrung

1. Am Pfingstsonntag, 11. Mai 2008, dürfen die Verkaufsstellen für Gegen diese Allgemeinverfügung kann innerhalb eines Monats nach
Blumen im Zeitraum von 08:00 Uhr bis 17:00 Uhr für die Dauer Bekanntgabe Widerspruch beim
von fünf zusammenhängenden Stunden für den geschäftlichen
Verkehr mit den Kunden geöffnet werden. Thüringer Landesverwaltungsamt
Postfach 22 49 in 99403 Weimar (Postadresse) oder
Weimarplatz 4 in 99423 Weimar (Hausadresse)
2. Wer als Inhaber von dieser Ausnahmebewilligung Gebrauch
macht, hat zu gewährleisten, dass für die betroffenen Arbeitneh- schriftlich oder zur Niederschrift erhoben werden.
mer mindestens einer der zwei Pfingstfeiertage arbeitsfrei bleibt.
Der Präsident

Begründung: Stephan
I.

Der Fachverband Deutscher Floristen, Landesverband Thüringen e. V.


hat eine Ausnahmeregelung zum Blumenverkauf für den Muttertag Landesverwaltungsamt
2008 erbeten. Weimar, 12.03.2008
Az.: 510.20-3116-01/2007
Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Thüringen und das Bistum ThürStAnz Nr. 13/2008 S. 485 – 486
Dresden-Meißen wurden im Verwaltungsverfahren gehört. Sie
haben jeweils ihre Sorge geäußert, dass die Schwelle für derartige Aus-
nahmegenehmigungen leichtfertig abgesenkt werden könnte.

II.

Das Thüringer Landesverwaltungsamt ist zuständig gemäß § 11


Abs. 2 ThürLadÖffG.

In diesem Jahr fällt der Muttertag am 11. Mai 2008 auf den Pfingst-
sonntag. Gem. § 9 Abs. 2 ThürLadÖffG sind an diesem Sonntag die
Blumenverkaufsläden geschlossen zu halten.

Nach § 11 Abs. 1 ThürLadÖffG kann die zuständige Behörde jedoch


Ausnahmen von den Bestimmungen des § 4 bewilligen, wenn diese
im öffentlichen Interesse notwendig sind.

Ein öffentliches Interesse kann dann angenommen werden, wenn im


Bedarfs-, Versorgungs- oder Verwertungsinteresse ein Ausnahme-
fall von herausragender, überregionaler Bedeutung besteht, dem
insbesondere mit den Regelungen der §§ 8 und 10 ThürLadÖffG
nicht ausreichend Rechnung getragen werden kann. Wirtschaftliche
oder arbeitsmarktpolitische Gründe rechtfertigen dabei allein kein
öffent-liches Interesse. Es muss ein zeitlich vorübergehendes
Bedürfnis an zusätzlichen Öffnungszeiten bestehen.

Wie aus den vergangenen Jahren bekannt, besteht zum Muttertag


eine deutlich erhöhte Nachfrage nach Schnittblumen und Blumen-
präsenten im Vergleich zu anderen Sonntagen. Hierin ist ein öffent-
liches Interesse an der Versorgung der Bevölkerung mit Blumen zum
Muttertag zu sehen, welches über die geschäftlichen Interessen der
Händler hinausgeht.

Das Verbot der Ladenöffnung am ersten Oster-, Pfingst- und Weih-


nachtsfeiertag dient vornehmlich der Vermeidung einer Verschlech-
terung des Arbeitnehmerschutzes für hohe Feiertage. Sowohl durch
die jeweilige Aufeinanderfolge von zwei Feiertagen als auch aus
Gründen kultureller und kirchlicher Traditionen sind diese Tage vor
allem für die Familie von besonderer Bedeutung. Bedenken der
Kirchen gegen eine Aufweichung des Sonntagsschutzes sind hier
jedoch zu vernachlässigen, da die vorliegende Konstellation des
Zusammenfallens des Muttertages mit dem Pfingstsonntag äußerst
selten vorkommt und deshalb eine Ausnahmegenehmigung keinen
Präzedenzfall schafft.

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