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Prof. Dr.-Ing, W. Arand, Braunschweig Bitumen 2/1978 Zur Bestimmung der KorngréBenverteilung von Mineralstoffen 1 Einfahrung Asphalte sind Gemische aus Bitumen und Mineralstoffen, Thr Gebrauchsverhalten wird durch eine Reihe von Fak- ‘toren bestimmt. Dabei kann zwischen den externen Fak- toren Witterung und Verkehr und den internen asphalt- spezifischen Faktoren unterschieden werden. Zu den letzteren zihlen die kompositionellen, die technologi- sschen, die strukturellen und die einbautechnischen. Dabei werden beispielsweise unter kompositionellen Parame- tern der Bindemittelgehalt und die Mineralstoffzusam- mensetzung, unter technologischen die Dichte und die Steifigkeit, unter strukturellen die Schichtdicke und die Anzahl der Lagen je Schicht sowie unter einbautechni- schen die Auswahl der Verdichtungsgerate verstanden, Die asphaltspezifischen Faktoren stehen miteinander in vielfacher Wechselwirkung. Am Merkmal ,Steifigkeit" hat BLUMER [1] flr die Para- meter ,Struktur* und ,Einbautechnik" gezeigt, daB der ‘Verformungswiderstand einer Asphalttragschicht durch einlagigen Einbau in 12 cm Dicke anstelle des Einbaus zweier Lagen von je 6 cm Dicke sowie durch die Verwen- ung einer Doppelvibrationswalze anstelle einer Gum- miradwalze erheblich gesteigert werden konnte, Struk- tur und Einbautechnik haben also unmittelbare Auswir- kkungen auf das technologische Merkmal ,Steifigkeit* Eine ahnliche Verbindung zwischen Merkmalen ver- ‘schiedener Faktorengruppen 1aBt sich auch far den kom- positionelien und den technologischen Sektor feststellen. ‘Auch Zusammensetzung und Eigenschaften von Asphalt- massen bedingen einander gegenseitig. Trotz dieser Wechselbezichungen zwischen den Fakto- rengruppen besitzt jede von ihnen ~ so auch die Gruppe der kompositionellen Faktoren — ihren ganz spezielien EinfluB. Bei der Zusammensetzung der Asphaltmassen sind dabei nicht nur die Mengenanteile von Bindemitte! und Mineralstoffen, sondern auch die Mengenanteile der Kornklassen der Mineralstoffmasse untereinander von erheblicher Bedeutung. In einer friheren Studie [2] wurde vom Verfasser ge- zeigt, da die Feinmineralstoffe in das Bindemittel einge- lagert werden und mit diesem zusammen einen bitumi- nésen Mortel bilden, weleher direkt die Marshall-Stabi- litat beeinflubt, Steifere Mértel, die sich durch ein grofes Verhaltnis der Mengenanteile von Feinmineralstoffen und Bindemittel auszeichnen, verleihen dem Asphalt eine hdhere Marshall-Stabilitat und umgekehrt. Dabei ist darauf zu achten, daB die Volumenanteile des bitumind- sen Mértels aus Feinmineralstoffen und Bitumen in ei- hem ausgewogonen Verhiltnis 2um filtiven Hohlraum- volumenanteil der Grobmineralstoffe im Asphalt stchen, da bei einem relativ hohen Volumenanteil des bitumin sen Mrtels mit einer Herabsetzung des Verformungs- widerstandes des Asphaltes zu recinen ist. Uber diese Zusammenhénge wurde von NIES (3, 4] und PEFFEKO- ‘VEN [5, 6] ausfuthrlich berichtet. Auch der Erfolg der in der Praxis bewahrten sogenannten Splitt- Mastix-Belige beruht auf dem Prinzip der partiellen Ausfillung der Hohlraume eines standfesten Grobkorngemisches mit ei- nem steifen Mértel. In jiingster Zeit hat SCHMIDT [7] wieder in Erinnerung gebracht, daB schwerbelastete Strafien Asphaltgemiscie erfordern, deren Grobmineralstoffe sich in einem Zu- stand inniger Verspannung befinden, welcher einen hohen Widerstand gegen Verformungen gewahrleistet. Nach der Coulomb-Mobrschen Bruchbedingung der Bo- denmechanik ist die Scherfestigkeit der Summe aus der Kohésion und dem Produkt aus Normalspannung und ‘Tangens des Reibungswinkels gleichzusetzen. Die gegen- seitige Abstiitzung grober Mineralstoffpartikel sorgt bei entsprechender Verdichtung fiir eine gute Verspannung, was bei Belastung gleichbedeutend mit einem hohen Korn-an-Korn-Druck — also Normalspannung — und demzufolge hoher Scherfestigkeit ist Die Mineralstoffzusammensetzung bestimmt also die Dichte und die Standfestigkeit der Asphalte mit. Auch wenn die Mineralstoffeusammensetzung nicht immer durch einfache Bildungsgesetze — wie beispielsweise die Fuller-Parabel — zu beschreiben ist und daher haufig auf- grund von Erfahrungen gewahit werden mud, kommt ihr doch eine sehr grofe Bedeutung zu. In den Technischen Vorschriften und Richtlinien fir den Bau bitumindser Fahrbahndecken (8) und fr die Ausfahrung von Trag- schichten im StraBenbau [9] werden daher Sieblinienbe- reiche fiir als gilnstig erkannte Mineralstoftcusammen- setzungen angegeben. Die endgiiltige Mineralstoffzu- sammensetzung wird denn im Rahmen einer Eignungs- prifung erarbeitet. Félleranteil und Splittanteil werden in aller Regel zum Gegenstand vertraglicher Vereinba- rungen zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer ge- ‘macht. Die Einhaltung der vertraglichen Vereinbarungen ‘wird durch KorngréBenanalysen nach DIN 1996 Teil 14 Uberwacht. Dabei werden die bei den KorngréSenanaly- sen ermittelten KorngréBenvertellungen mit den Soll- vertellungen verglicien. Wegen der Bedeutung der KorngréBenverteilung fir die Gebrauchseigenschaften der Asphalte ist die Korngréfenanalyse ein wichtiges Priifverfahren, welches im folgenden naher betrachtet ‘werden soll. 2 Die Priitsiebung als ProzeB Die im bitumindsen Strafenbau verwendeten Mineral- stoffgemische stellen Kollektive aus einer Vielzahl ein- zelner Kérner sehr unterschiedlicher Grae dar. Sie wer- den als Kornhaufwerke bezeichnet. Die Aufgabe der Priifsiebung ist es, die Kornhaufwerke in Kornklassen ‘Arand: Zur B sufauteilen und die Masse der Korner in den einzelnen Kornklassen 2u ermitteln, Die Keantals der Mascon det Kerner aller Kornklassen gestattet die Berechnung der Komgrbftenvertellung in Massenantelien je Koraklasse inProzent. Inder Praxis wird die PrUfsiebung vielfach als Trocken- sebing in der Weise durchgefihrt, dat die Prufsiebe nach stelgender Maschenwelte geordnet Ubereinanderge. selzt werden, das Siebgut auf das Sieb mit der grOBten Lochweite aufgegeben und durch Relativbewegungen zwischen Siebgut und Slebboden eine Trennung des Sieb- Gutes in ie durch die gewahiten Prufsebe vorgegebenet Korklessen vorgenommen wird. Hierbet ist die Kom- qrOBe als theorelischer Wert durch dle Nennweite det Prifsiebétinung, durch welche ein Korn eben noch hin- Gurchgeht festgelegt 10} Die Trennung in Kornklassen ist naturgema8 nur dann moglich, wenn bel. entsprechender Orieatlerung det Querscnitt eines Mineralstoficorns in Bewegungsrich- tung Kleiner oder hachstens gleich der Grobe der Prif- slebotinung ist und glelchzeltig eine fur den Transport durch die Prafsiebotinung nach Zeit, Richtung und GroBe ausreichende Kraft auf das Mineralstotiora elnwirkt Dieser Beschreibung des Trennvorganges ist zu entaeh- men, daB elne ganze Rethe von FlafluSgeSBen den Steb- prove mitbestimmt. Hierzu zablen die Arbeitswelse, die Vertellung der Maschen- bew. Lochwelten der Pri siebe, der Korndurchmesser, die KorngroBenverteilung, die Art der Mineraistofe, de Belastung der Siebboden, die Siebdauer, die Verwendung von Hillsstoffen und an- Gores ment. Aus diesem Spektram soll zunachst der Eln- flub der Siebdeuer ndher untersudn werden. Nach BATEL [1 st die Klasierung polydisperser Haut- wwerke ein zelticher Vorgang. Einen deterministischen [nsetz fr den zeitichen Ablauf dieses Prozessesliefert, die Hypothese, dab der differentille.Siebdurchgang AID() in einer dferentiell Kieinen Zeiteinheit dt propor” tional der noch auf dem Siebboden vorbandenen abaieb- baren Masse y= Dear ~ D(Q] ist £00 2 (5, 14,6) Ire: Dons DOO) Hierin bedeuten Di) = Slebdurchgang zum Zeitpunkt t in Massenan- tellenin®e Dna = theoretisch gr8Bter Siebdurchgang in Massen tnteilen ine ty = Slebgitegrad als Verhaltniszaht, Quotient aus praktisch und theoretisch groStem Siebdurch- Trennkrafte Widerstande = geometrische Bedingungen Restfouchte und elektrostatische Bindungskrafte kénnen speziell bei sehr feinen Mineralstoffkorner zur Agglome- ration filhren. Daher wird in der Praxis der theoretisch groBte Siebdurchgang so gut wie nie erreicht. Diesem Umstand wird durch Einfuhrung des Siebgategrades Rechnung getragen, welcher als Quotient aus praktisch und theoretisch groStem Siebdurchgang definiert ist. Der Proportionalitatsfaktorf ist eine Funktion der Trenn- krafte S, der Widerstande H und der geometrischen Be- dingungen G. Die Parameter S, Hund G bestimmen quan- titativ den zeitlichen Verlauf des Siebprozesses. Es empfieblt sich, sie zu einer GréBe — dem Proportionali- talsfaktor I/r— zusammenzufassen, dessen Reziprokwert als ,Siebzeitkonstante” gedeutet werden kann. Damit oma timmung der KorngroBenvertellung von Mineralstotfen 5 -0-0-0- aufgrund experimentell ‘gewonnener Daten ‘ingerechnet mit der Funktion Dith=ne-Dmee(t~e#) ‘Slobdurehgang D(t) Zon t rchgang (In ABNANGIGRAR Yonder Zeltt $21 [4 Dan Dre] a Nach Trennung der Variablen adit) 1 apo et Te Dass DY wird das unbestimmte Integral gebildet und integriert Servet 3 sf Die letzte Gleichung wird mit (~ 1) multipliziert und entlogarithmiert, Damit: ~o] ob + we Dit) = Dru + C18 Gut Die Konstante C kann aus der Randbedingung ermittelt werden, daB der Siebdurchgang zu Beginn des Siebpro- zesses gleich Null sein soll Dit = 0) =0 =m Dau + Coe? C= = 1 +Dmax Der theoretisch grofite Siebdurchgang am Ende des Sieb- prozesses wird definitorisch zu Dua = 100 angesetzt. Daraus folgt schlieBlich: B(y = t00-m-[1— Diese Gleichung halt — wie leicht verifiziert werden kann — einer Plausibilitatskontrolle stand: Fir die Zeit t = 0 ergibt sich der Siebdurchgang zu Null und fiir die Zest t + % ergibt er sich zu 1" Dax. Dennoch ver- sagt sie bei einer experimentellen Nachpriifung. Bei um- fangreichen Siebversuchen, iiber die spater noch berichtet werden wird, Konnte keine befriedigende Annéherung zwischen den experimentell gewonnenen und den unter Anwendung der Exponentialfunktion berechneten Da- ten erzielt werden. Wie Abbildung 1 exemplarisch zeigt, lagen die experimentell ermittelten Siebdurch- gangswerte bei sehr kurzen und sehr langen Siebzeiten stets tiber den berechneten. Dieser systematische Fehler 1aBt sich vermeiden, wenn fir den Zeitpunkt t = 0 nicht mit dem Siebdurchgang D (t) = 0, sondern mit dem prak- tischen Anfangssiebdurchgang m.-D, gerechnet wird. Mit dieser neuen Rendbedingung ergibt sich 2 lg Bitumen 2/1978 Dit = 0) = ne Do = m4 -Dmas + Cor C= ~My: (Dnax — Da} Daraus folgt letztlich mit Dnax = 100: (100-D)-e Dt) = 100° = Diy = 100-9. [1—20SPr.g “E] a Darin ist Dp der theoretische Anfangssiebdurchgang, Gleichung 2 erweist sich als plausibel, indem sie zum Zeitpunkt t = 0 den Anfangssiebdurcigang 1D, und fir den Zeitpunkt t+ den praktisch grdften Sieb- durchgang 7,100 liefert. Der Quotient (100 — D,)/100 gibt den theoretischen Siebriickstand Ry = 100— Dp zur Zeit t = 0, bezogen auf den theoretisch gréBten Sieb- durchgang Dea: = 100, an und beriicksichtigt damit den Umstand, daB ein Teil des Siebguts bereits bei der Auf- gabe auf das Priffsieb letzteres passiert, 3 Slebversuche und deren Ergebnisse Zur experimentellen Absicherung der in Abschnitt 2 entwickelten Exponentialfunktion wurden Korngréen- analysen unter Verwendung zweler verschiedener Mine- ralstoftgemische durchgefihrt. Die Durchfihhrung der Un- tersuchungen erfolgte durch einen Studenten der Mecha- nischen Verfahrenstechnik, Herrn cand. ciw. Ginther Roth, der sich hierfir der Einrichtungen des Instituts far Strafenbau und Eisenbahnwesen der Technischen Uni- versitat Karlsruhe bediente. Das Arbeitsprogramm war im Rahmen der Aufgabenstellung vorgegeben. Viele in der Natur vorkommende oder kiinstlich herge- stellte Kornhaufwerke lassen sich abschnittsweise oder volistandig durch mathematisch formulierte Bildungsge- setze beschreiben, durch welche die Massensummenver- teilung angegeben wird. Das Arbeiten mit Mineralstofigemischen mit mathema- tisch formulierter Korngréfenverteilung ist besonders dann vorteilhaft, wenn ein wissenschaftliches Problem analytisch behandelt werden soll. Die Mineralstoffgemi- ‘sche sogenannter Walzasphalte gehorchen haufig in gu- ter Naherung einer Potenzverteilung, die sich durch ein einfaches Bildungsgesetz auszeichnet: Tab. 1: Bildungsgesetze und KorngrdBenvertellungen der fr Slebversiche verwendeten Mineralstotigemische aus gebrochener und ungebrochener Obermheln-Morine 4m Sand- und Splittherelch sowle Quarzit-Mebl als. Filler a= 10: aye gba “ewet SB x Tha ca a taor ios an 2390 iro 734 ‘os mae 1200 oss as tae 50s save tat 10900 jo 1085 bse iat 109201384 Toe Tog ae () = 100 cus me [ a] Darin bedeuten D(a) = Siebdurchgang in Abhangigkeit vom Komn- durchmesser din Massenantellenin*/s d= Korndurchmesser (Nennweite der Prifsicbatt- nung) inmm dye = Grodtkorndurchmesser in mm m= Exponent ohne Dimension Far die Durchfahrung des experimentellen Teils der Ar- beit wurden ein Mineralstofigemisch aus Quarzit-Mebl als Faller und gebrochener Oberrhein-Morane im Sand- und Splittbereich mit einem GroStkorndurchmesser von 11,2 mm und ein zweites aus Quarzit-Mehl als Filler so- wie Natursand und Kies vom Oberrhein mit einem Gréftkorndurchmesser von 22,4 mm verwendet. Beide Mineralstoffgemische waren potenzverteilt. Bei dem Ge- ‘misch 0/11 mm aus Brechkorn betrug der Exponent m 0,45 und bei dem Gemisch 0/22 mm aus Rundkorn m 0,50. Daraus resultieren die in Tabelle 1 angegebenen KorngroSenverteilungen des Siebguts. Tab, 2: Slebdurchgang D (1) in Abhdnglgkelt von der Zeit t und der Nenawelte der Prifslebtinung 4, Gemische aus Brech- ‘korn, Masse des Siebguts 1250 g, Einzelwerte der Versuiche 1 und 2 sowie arithmetiscies Mittel = aaa Rat er a fore cal es ge ES GE Ga Be ge Pose pw Vina? Ma sat Se Sa we feo Zoom pm Vema? MA sss Soe ess gray 783 ora eA ‘Arand: Zur Bestimmung der KorngréBenvortellung von Minoralstotfon 5 ene Th Santee 2 Slebdurchigang 0 yon der Za tbelslntcher Ma semraabeg maechine fr ein nach der Fuller: lam sigoneton ma athe rechigrn iim (experimental Se eae iboue Fur die Zusammensetzung der Mineralstoffgemische wurden ausschlieBlich mit dem Priifsiebsatz praparativ gesiebte und — mit Ausnahme des Fillers — gewaschene Kérnungen verwendet. Die Massen des Slebguts wurden far das Mincralstoffgemisch 0/11 mm zu 750, 1000, 1250, 1500 und 2000 g und fiir das Mineralstoffgemisch 0/22 mm zu 1500, 2000, 2500, 3000 und 4000 g gewahlt. Fur jeden ‘Versuch wurde neues Siebgut zusammengesetzt. Alle Siebungen wurden maschinell ohne manuelle Sieb- hilfen unter Verwendung einer Wurfsiebmaschine der Firma Haver und Boecker, Typ EML, Baujahr 1962, aus- gefiihrt. Obwohl bei diesem Verfahren die Beaufschla- gung der feineren Siebe erst sukzessive wahrend des Siebprozesses in dem Mage erfolgt, in dem das Feingut die Prifsiebe mit groferen Priifsieboffnungen passiert, ‘wurde mit einem Siebsatz und nicht mitEinzelsieben ge- arbeitet, da dieses der Praxis entspricht. Wenn das im Rahmen dieser Studie gewonnene Datenmaterial zu ei- ner Betrachtung der Vorginge am Einzelsieb herangezo- gen werden soll, so muB beachtet werden, daB die Sieb- Tak a a ° Sieg ely wterereatae ay oar RE cmataes ote ees resheaae gutmassen der Priifsiebe mit kleineren Priifsiebéffnun- gen zeitabhangig sind und mit zunchmender Siebdauer gréBer werden. Bei den Prifsieben mit gréferen Prilf- siebéffnungen spielt der Zeiteffekt praktisch keine Rolle. Um den zeitlichen Ablauf des Siebprozesses verfolgen zu kénnen, wurde die Siebdauer in zwélf Stufen variiert: 15, 30, 60, 120, 180, 300, 420, 600, 900, 1320, 1800 und 2400 sec. Nach den angegebenen Zeitintervallen wurden die Sieb- riickstinde auf jedem der vorher sorgfaltig austarierten Siebe durch Wagung bestimmt und daraus die Siebdurch- gange berechnet, che der Siebsatz mit dem Siebgut wie- der zusammengegeben und der SiebprozeB fortgesetzt wurde. Das Ergebnis der Bemihungen ist in den Tabellen 2 und 3 in Form von Einzelwerten und arithmetischem Mittel sowie in den Abbildungen 2 und 3 lediglich als arithme- tisches Mittel exemplarisch dargestellt. Bei den grap! schen Darstellungen wurde die Abszissenachse wegen der besseren Ubersichtlichkeit logarithmisch geteilt. Es ist gut zu erkennen, daB die Siebdurchgange durch die : Slebdurchgang D (1) in Abhangigkelt von der Zeit t und der Nennweite der Prifslebdtinung d, Gemische aus Rund- korn, Masse des Slebguts 2500 g, Einzelwerte der Versuche 1 und 2 sowie arithmetisches Mittel El ue BEES wy aR pa te moon WOR? AS Be Be BE OSE RE BR ae a 02 pq Ver? MA ore Bae bay Venune MA ma m0 3 so pm Verma sa ma svat 8 7 Vermad § was em woe Eon vey Versun2 MA Se an an cep Srna a Be 9% oop DI) Versuch 2 or 030 ow ote kis as “a Zusammenstellung der Parameter n, Dy und ¢ der Exponentialfunktion D (t) sowie der Abwelchungs- quadratsummen flr die Versuchsrethe mit gebroche- ‘nen Mineralstoffen aus Morine-Brechsand und -Edel- Bitumen 2/1978 Tab. §: Zusammenstellung der Parameter »,, D, und r der Exponentlalfunktion D (1) sowle der Abwetchungs- quadratsummen fr dle Versuchsreihe mit unge- Drochenen Mineralstotten aus Sand und Kies spltt Teg, ‘eg Saye Toe Bee a Teg Sage Taso samp pase “SSNS SSR RIG Siti wan Sioa? SSR RASS SNe wade 4 ue as Bas 750 09657 4510908 150009677 97,60 142 0.46 1000 0985894 aks 2000 09599-94539 .08 1.2 125009014 B61 50a 24 2500-09083 928828148 1500 09869 9369 ©8200 3000 09805 9511 a2 2000 0.9875 eat ass 4000 09843474 aa 750 09569 asa ——«m «TO 1500 09762 347 1000 097m Bid Sk a8 200 09762 105878 80 125009600 95,18 © 120205 iso 2500 osb13 2 409 130009755 51728188, 30009747 120 Os4 2000 09060 dS 118 4000 o,8064 33282 750 090689585 aS «Om 1500 os72« @ 27 1000 0.9809 293 2000 0.9603 m5 50 1250 0.8887 %® 2130 112 2500 og7et si 406 1300 0.886 2 490 3000 0.735 107548 2000 0.9858 2% “S08 4000 09728 8 704 75009567 ie 1200 150008706 oo 309 1000 9.962 1810.13 2000 09851 98.17 1001287 201250 oasis 2% 80 2500 0968737778 1500 ossia 2 32 S000 097338635100 2000 0.9566 aim 4000 0.9600 7479501356 75009695 2148 16 ~~ 100 oes ena —s7 1000 ogra 2748 aL 200 08552 a7 402.40 on 1250 0604642313 50 2500 Oot a5a1 48H 1500 O68 94s at A1,Sk 3000 gry 3570 162 74.00 2000 96a said 75880 000 0886 30312411470 750 0S000-6a2 ~ 001) Da die Sicbzeitkonstante + in Gleichung 5 mehrfach ent- halten ist und auch der EinfluB des Anfangssiebdurch- ganges D, auf die erforderliche Mindestsiebzelt t, wegen der logarithmischen Form der Gleichung nicht ohne wei- teres abgeschatzt werden kann, wird Gleichung 5 bel ‘Variation von De und r numerisch ausgewertet. Das Er- gebnis ist in Tabelle 6 dargestellt, Die nach DIN 1996 Teil {4 erforderliche Mindestzeit te wird mit zunehmendem Anfangssiebdurchgang D, gerin- ger und steigt zundchst mit gréfer werdender Siebzeit- konstanten t an. Bei sehr hohen Anfangssiebdurchgin- gen D, nimmt die erforderliche Mindestsiebzeit t, nach Uberschreiten eines Maximalwertes bei weiter steigen- der Siebzeitkonstanten t wieder ab und erreicht schlieB- lich Werte, die héchstens gleich Null sind. Darin mani- estiert sich, dai Siebprozesee, die durch einen hohon aus te Gs sion tr dan wanton ¢ 3 sourchgung D () In AbRiogaket von ian angencmmmanen Stebatlgted Yon 4 Romina siete Anfangssiebdurchgang D, und eine grofe Siebzeitkon- stante t gekennzeichnet sind, sehr langsam verlaufen, s0 daB die Bedingung der DIN ‘1996 Teil 14, daB der Sieb- durchgang D(t) hochstens 1,0 Massenanteile in %e je Minute betragen darf, bereits zu Beginn des Siebprozes- ses erfillt ist. Damit ist die Frage nach der ZweckmaBigkeit der Defini- tion fir die erforderliche Mindestsiebzeit t, aufgeworfen. Dieses Problem laBt sich auf die Frage reduzieren, wel- cher Siebdurchgang D(t) bei Einhalten der Norm-Bedin- gung iiberhaupt erreicht werden kann. AufschluS hier- ‘Uber kann gewonnen werden, wenn Gleichung 4 in Glel- ‘chung 2 eingesetzt wird. eel , 10—e ; 100 (100 — Dy} - (60 + 0,01 - x) ‘Wie zu sehen ist, hingt der bei Einhaltung der Norm- Bedingung maximal erreichbare Siebdurchgang D(t) aus- scilieBlich von der Siebzeitkonstanten + ab, Der In- halt der eckigen Klammer von Gleichung 6 kann als Ab- minderungsfaktor bezeichnet werden. Dieser Abminde- rungsfaktor fr den Siebdurchgang D (t) wurde in Abbildung 4 in Abhéngigkeit von der Siebzeitkon- stanten t graphisch als gestrichelte Linie dargestellt. Die ‘ausgezogene Linie gilt fur den Fall, da die Norm-Bedin- {ung nicht auf den momentanen SiebdurcigangD(\), son- dem auf den theoretisch gréSten Siebdurcigang Dis fir einen angenommenen Siebgiltegrad von n, = 0,97 ange- wendet wird. Beide Kurven lassen erkennen, daS der Abminderungsfaktor bel Uberschreiten einer Siebzeit- Konstanten vont = 300 sec entsprechend r = 5 min Wer- te unter 0,95 erreicht. Die Forderung der DIN 1996 Teil 14, daB der Siebdurchgang D(t) héchstens 1,0 Massenan- telle in % je Minute betragen darf, gewahrieistet also kkeineswegs einen ausreichenden Siebeffekt und wird da- her dem Problem nicht gerecht. Im Interesse eines aus- reichenden Siebeffekts ist vielmehr zu fordern, daB bei jedem maschinellen SiebprozeB die Sicbzeltkonstante + das MaB von 300 sec nicht Uberschreiten darf. Mit der Slebzeitkonstanten t= 300 sec ergibt sich fr sicb achwioriges Siebgut, welchos durch geringe Anfangssie®. Mindestsiebzeltf, in sec. in Abhingigk: Bitumen 2/1978 ‘Aus der Bedingung, da8 der Slebdurchgang D (\) hichstens 1,0 Massenantelle in*/sje Minute betragen dart, hergeleitete fom Anfangsslebdurchgang D, und der Stebzeitkonstanten + a ” Ca ee ee ee ee ee ee ee 0 0 159 a7 am 6s7 O13 nas 1400 tea) ae —2e0 2 © BF 52 Be 445595 BHBS1052 13056321067 2058 40 2A SAS 760311? t5B?1720 o % 2 22 32 «4 6 | 78 | BH 1009 ©1052 900 Ose nee 2000 e000 ee are) ee rd St eee Act ear eas gree OD 2 ee UC 9 Fw 9 2 21 1 Eee =e ee == = durchgange gekennzeichnet ist, nach Tabelle 6 eine er- forderliche Mindestsiebzeit von etwa 15 Minuten. Neben der Siebdauer t ist der Siebgitegrad », ein we- sentliches Kriterium zur Beurteilung der Effektivitat ei- nes Siebprozesses. Ohne Zweifel mus fiir jede Korngr6- Benanalyse ein méglichst hoher Siebgitegrad 1, gefor- dert werden. Betrachtet man einen Siebgitegrad von 1h = 0,95 als ausreichend, so kann unter diesem Gesichts- punkt aufgrund der vorliegenden Versuchsergebnisse fiir die Korngréfenanalyse von Mineralstoffgemischen mit gebrochenem Korn die ausschlieBlich maschinelle Siebung bis zu einer Nennweite der Prifsiebéfinung von d = 0,71 mm und fir Mineralstoffgemische mit ungebro- chenem Korn bis 2u einer Nennweite der Prifsiebofinung von d = 2,0 mm empfoblen werden. Die ausschlie- lich maschinelle Siebung mit vergleichbaren Priifsieb- maschinen mite bei Verzicht auf Handarbeit zu einer gunstigen Beeinflussung der Priiffehler fuhren. Die Gite des Siebprozesses kann iiber die Abweichungs- quadratsumme quantitativ abgeschatzt werden. Die in den Tabellen 4 und 5 angegebenen Abweichungsquadrat- summen erfassen lediglich die Streuungen der arithme- tischen Mittel der im Rahmen zweier Versuche bestimm- ten Siebdurchgange um die eingerechnete Exponential- funktion, Streuungen innerhalb der arithmetischen Mit- tel sind nicht berlicksichtigt. Die Abweichungsquadrat- summen kénnen im interessierenden Bereich fir die Korngréfienanalysen mit gebrochenen Mineralstoffen ‘und mit ungebrocienen Mineralstoffen im wesentlichen als gut bezeichnet werden. GroBere Fehlerquadratsum- men haben sich praktisch immer dann ergeben, wenn bei Doppelbestimmungen die Finzelwerte stark streuten und sich die experimentell ermittelten Werte nur un- vollkommen durch die Exponentialfunktion annahern ieBen. 6 Ausbiick Bisher wurde praktisch ausschlie@lich der EinfluB der Zeit t auf den Verlauf des Siebprozesses betrachtet. Wie bereits eingangs erwahnt, wird der Trennvorgang je- doch durch eine ganze Reihe von Einflu8gréfen mitbe- stimmt. Hierzu zahlt als wesentliches Merkmal die Korn- gréfenverteilung des Mineralstofigemisches. Deren Ein- fluf auf den SiebprozeB kann beriicksichtigt werden, ‘wenn der Siebdurchgang D(a) in Abhangigkeit von der KorngrdSe d eingofiihrt wird. Der Siebdurchgang D(t, d) ‘an dem eine Kornklasse nach oben begrenzenden Prat- sieb mit der Nennweite der Prifsiebbffnung d in Abhan- gigkeit von der Zeit ist dann unter Beiziehung der Gl chung 2 gegeben durch Gleichung #: 100 Dy, Ditid) = Tor 100° Die Anwendung dieser Gleichung zur Untersuchung sy- stematischer Fehler bei der Bestimmung des Siebdurch- gangs (D(t, d) infolge von Primarfehlern bei der Ma- schen- bezichungsweise Lochweitenvertellung d der Prifsiebe und der Zeit setzt eine analytische Formulie- rung der KorngréBenverteilung D(d) voraus. Eine brauch- bare Annaherung fr nach dem Betonprinzip zusammen- gesetzte Mineralstoffgemische fiir sogenannte Walzas- phalte liefert die Potenzverteilung, deren Bildungsgesetz Abschnitt 3 als Gleichung 3 angegeben ist. Fir den Exponenten m = 0,5 folgt aus der sogenannten Potenz- verteilung die Fuller-Parabel. Far m > 0,5 ergeben sich Mineralstoffgemische mit erhohtem Grobkornanteil, flr m<0,5 solche mit erhohtem Feinkornanteil. Mit Glei- chung’3 ergibt sich aus Gleichung 7 der Siebdurchgang D(t,d) als Funktion der Zeit und der Korngrofe: bia [gt T-s0n [ae] Die Gleichung 8 kann unter Anwendung des Gaulschen Feblerfortpflanzungsgesetzes fir eine Fehlerbetrachtung herangezogen werden. Das formale Vorgehen ist in [12] beschrieben. Die Funktion D(t, d) ist nach ihren Einflub- grBen t und d partiell 2u differenzieren. Die weitere Be- handlung setzt dann die Kenntnis der Primarfehler vor~ aus. Hierzu sind insbesondere Untersuchungen iber die Maschenweitenverteilungen der zur Anwendung kom- menden Prifsiebe erforderlich, Eine weitere Betrachtung dieses Komplexes wiitde jedoch den Rahmen dieser Stu- die sprengen, Dy, e Gs 100 7 Zusammenfassung Die Korngrdfenverteilung der Mineralstofigemische ist mitbestimmend fir das Gebrauchsvethalten der Asphal- te, Die KorngréBenanalyse ist daher ein wichtiges Prii verfahren. Einen deterministischen Ansatz fir die Be- schreibung des zeitlicen Ablaufs eines Siebprozesses, liefert die Hypothese, da der momentane Siebdurch- ‘gang proportional der momentan auf dem Siebboden vor. handenen noch absiebbaren Masse ist. Die mathemati- sche Behandlung dieses Ansatzes fihrt auf eine Expo- nentialfunktion, welche durch Randbedingungenden spe- ziellen Gegebenheiten angepast werden kann. Umfang- reiche Korngréfenanalysen mit Mineralstoffgemischen us Brechkorn und Rundkorn best&tigen prinzipiell die Richtigkeit der mathematischen Lésung. Die Anwendung der Exponentialfunktion zur Uberprifung der in DIN 1066 Teil 14 niedergelegten Forderung, dali der Sieb- durchgang héchstens 1,0 Massenanteile in % je Minute betragen soll, ehe der SiebprozeS abgebrochen werden darf, 14Bt erkennen, daB diese Forderung keine ausrei- ‘Aunap: Die Entwicklung des AsphaltstraBenbauees in Bertin chende Effektivitat der KomgréBenanalysen gewahrlei- stot und somit nicht vor Fehlinterpretationen schiitzt. Da- gegen konnte gezeigt werden, da bei Inkaufnahme ei- nes Abminderungsfaktors von 0,95 bei grdberen Mineral- stoffen eine Siebzeit von etwa 15 Minuten in jedem Falle ausreicht, um eine hinreichende Trennung zu bewirken. Betrachtet man einen Siebgiitegrad von 0,95 als ausrei- chend, so kann aufgrund der durchgefiihrten Untersu- chungen und ihrer Ergebnisse die ausschlieBlich maschi- nelle Siebung fir Mineralstofigemische mit Brechkorn bis 2u einer Nennweite der Priifsiebdffnung von 0,71 mm und fr Mineralstoffgemische mit Rundkorn bis zu einer solchen von 2,0 mm empfohien werden. Der Verzicht auf manuelle Siebhilfen dirfte zu einem giinstigeren Prif- fehler fahren, der sich fr Mineralstoffgemische mit ma- thematisch formuliertem Bildungsgesetz unter Anwen- dung des Gaufschen Fehlerfortpflanzungsgesetzes aus dor Funktion fir den Siebdurchgang in Abhéngigkeit von, der Zeit und der Korngrdfe ableiten 18Bt. Setintum TI Blumer, M.: Standente Fehroshabefestiqungen; Fragen dar Aus Fong Bn atontre eaeere i GW) at om om on or rand, W.: Grensn dv Moralbereehs In hoblewumbaligen Asphalt dealt itmon's or) eet Nithatéies BisbRenten Suman Wao hesiae a fs see enen eA Gan auA Staten Btmen 9300 Toe tldertand von “Aupbaitndoretedngen Bitanen 37 tary {TV bits Tecniche Vorsten und Rlnen ta dan Ba iteminer Eiktashndedten ber Bands ‘Shtelung Stasen SeBonn ts Vr 7a Tednische Vordifen und Rihlinen 10 ae Astonreng Tee ein in Senbelue Ber Sandestin Wt Verde Qinele Geta fell Ud Bosimmng” der Keregrsdenvesteag Yoo og ote Rot Springer Veriag, ere aberg—Saw Yer “York 1371 fot bites connie, vane

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