Sie sind auf Seite 1von 16

:antifaschistische Nr.

6
nachrichten g 3336 24.3.2005 21. jahrg./issn 0945-3946 1,30 ¤
www.antifaschistische-nachrichten.de

Kameradschaften
verboten Neonazis
Berlin. Innensenator Ehrhart Kör-
ting hat am 9. März drei neonazisti- streiten über
sche Kameradschaften verboten. Es
handelt sich um die „Berliner Alter-
native Süd-Ost“, die „Kamerad-
Deutschtum
schaft Tor Berlin“ und deren „Mä- Lübbe- schen Neonazi Christian Worch sowie
delgruppe“, teilte die Innenverwal- nau. In zur Partei national orientierter Schwei-
tung mit. Mehrere Hausdurchsu- Bran- zer“ (PNOS).
chungen in vier Berliner Bezirken denburg hat Die BDVG/Neue Ordnung verfügte
beendeten dieses Kapittel der auf sich der NPD- über regionale Schwerpunkte in Nordba-
etwa 500 Mitglieder geschätzten Kreisverband den und Sachsen und geht auf einen
Kameradschaftsszene. Beschlag- Prignitz-Rup- Streit innerhalb der Führungsstruktur
nahmt wurden Computer, Mitglie- piner, der als der Jungen Nationaldemokraten Ende
derlisten, Kontounterlagen, Aufkle- einer der aktiv- der 90er Jahre zurück. Auch hier war die
ber und 532 Flugblätter. Die drei Fotos: arbeiterfotografie sten des Aufnahme des Bosniers Safat Babic in
verbotenen Organisationen gelten Bundeslandes den NPD-Nachwuchs der Grund für den
als die aktivsten und auch aggres- galt, faktisch Konflikt. Ezer wollte den Beitritt Babics
sivsten der neonazistischen Kame- aufgelöst. An verhindern, da nach Paragraf 5 des JN-
radschaftsszene in der Hauptstadt. dessen Stelle Statuts „nur Deutsche“ Mitglieder wer-
Die Kameradschaft Tor (10-15 tritt die am 1. den dürfen. Es gelte das „Konzept der
Mitglieder) wurde Sommer 2000 in Februar 2004 Abstammung“, nicht das der Staatsbür-
Lichtenberg gegründet und soll un- ins Leben ge- gerschaft. Unter den JN-Abweichlern
ter anderem Plakate in Gedenken rufene Bewe- war damals auch der Landesvorsitzende
an den SA-Führer Horst Wessel ge- gung Neue in Baden-Württemberg, Lars Käppler.
klebt haben. Ihren Namen bezog Ordnung Zwei Monate nach der verlorenen
sie auf das Frankfurter Tor. Die (BNO). Abstimmung gründete Ezer (Bundeslei-
bald darauf gegründete „Mädel- Unter Füh- ter) und Lars Käppler (Stellvertreter)
gruppe Tor“ verstand sich in der rung der bei- dann die NPD-Abspaltung „Bildungs-
Tradition des nazistischen „Bund den ehemali- werk deutsche Volksgemeinschaft“. Die
deutscher Mädel (BdM)“. Die gen Landes- gefeuerten Vorsitzenden konten aller-
BASO (10-15 Mitglieder) wurde vorsitzenden dings nur zu einen kleinen Teil die
im Herbst 2003 gegründet und er- Mario Schulz NPD-Mitglieder zum Austritt bewegen.
regte insbesondere im Dezember 2004 (NPD) und Jens Pakleppa (JN) trafen Ende 2000 wurde die Geschäftsstelle
den Unmut der Regierenden, als sie vor sich laut Verfassungsschutz 100 Rechts- der 100 Mitglieder zählenden Organisa-
dem Haus des Polizeidirektors Michael extreme zur Gründungsversammlung in tion von Eschweiler nach Heilbronn ver-
Knape aufmarschieren wollte. Der Vetschau. Für die Abspaltung soll die legt. Achim Ezer ist inzwischen nicht
Staatsschutz vermutet hier auch die Ur- Nominierung des gebürtigen Bosniers mehr für die BDVG tätig. Um einem
heber der Morddrohungen gegen den und deutschen Staatsbürgers Safet Babic möglichen BDGV-Verbot den Wind aus
Leiter der Direktion 6 (Lichtenberg, auf der Europawahlliste der NPD aus- den Segeln zu nehmen hat Lars Käppler
Treptow-Köpenick). schlaggebend gewesen sein. kürzlich sein Amt niedergelegt. Käppler
Innensenator Körting kündigte an, Bereits 1999 hatte sich der sächsische ist nach Erkenntnissen von Verfassungs-
weitere Organisationsverbote zu prüfen JN-Landesverband wegen Babic aus schützern dabei, nach Rosenberg-Ho-
und zielt mit der Ankündigung offen- dem Bundesverband verabschiedet. henberg bei Ellwangen umzuziehen.
sichtlich auf die „Nationalen Aktivisten Durch den Übertritt des NPD-Kreistags- Dort hat der aus Österreich stammende
Prenzlauer Berg“, der „Märkische Hei- abgeordneten in der Prignitz und den ei- Neonazi Andreas Thierry für etwa 45
matschutz“ und die „Autonomen Natio- nes Stadtverordneten in Wittstock ver- 000 Euro einen alten Gasthof ersteigert.
nalisten Berlin“, welche mit den verbote- fügt die BNO über zwei kommunale Anwohner fürchten, dass dieser zu ei-
nen Gruppierungen zusammengearbeitet Mandate. Doch offenbar hat die NPD- nem Zentrum der Neonaziszene ausge-
haben. kun ■ Opposition Größeres im Sinn. Über die, baut wird.
in Stuttgart ansässige „Plattform Neue Bis zur Vertreibung der BDVG aus
Ordnung“, die als Schwester und Dach- Eschweiler bei Köln im Sommer 2000
Inhalt: verband der „Bewegung Deutsche fanden in den Örtlichkeiten regelmäßig
Volksgemeinschaft“ (BDVG) auftritt, Veranstaltungen statt. Diese sollen of-
AN-Tagung 19.2.: Vortrag von sollen die verschiedenen Rechtsabspal- fensichtlich nun nach Ellwangen auf
Prof. Dr. Wolfgang Dreßen: tungen der NPD offenbar organisato- halber Strecke zwischen Stuttgart und
Alle einig gegen Rechts? . . . . . . 7 risch zusammengefasst werden. Weiter- Nürnberg verlagert werden.
hin bestehen Kontakte zu dem norddeut- kun ■
: meldungen, aktionen
die offensichtliche Aussichtslosigkeit
dieser Aktion und die daraus entstehen-
Bracht verstorben kenkreuzfahne, SS-Emblemen und ei- den Kosten für die Partei empört.
Lemgo/Lippe. Kürzlich verstorben ist nem Karabiner. Außerdem wurden Bier- kun, nach PM des sächsischen Verfas-
der 1927 im schlesischen Breslau gebo- flaschen mit dem Konterfei von Adolf sungsschutzes vom 9.3.2005 ■
rene Prof. Dr. Hans Werner Bracht. Der Hitler und Eva Braun gefunden. Der Ver-
Rechtswissenschaftler, der in Bielefeld mieter des Gebäudes will der Gruppe Keine Strafe für Tschechen
und Lippe lehrte, war viele Jahr lang Prä- nun fristlos kündigen. Die Polizei geht
sident von „Western Goals Europe“. Ge- derzeit von rund 70 Neonazis im Land- wegen Neuauflage von
gründet wurde „Western Goals“ 1979 kreis aus. hma ■ „Mein Kampf“
von dem konservativen Abgeordneten im
US-Kongress, Lawrence P. McDonald, Prag. Das oberste Gericht der Tschechi-
Sächsische NPD wählte schen Republik hat am 9. März ein Urteil
der damals zu den führenden Mitgliedern
der „John Birch Society“ in den USA ge- neuen Landesvorstand gegen einen Verleger aufgehoben, der
hörte. Wiesa. Am 5. März fand in Wiesa im 2000 eine tschechischsprachige Ausgabe
Bracht, der auch enge Verbindungen (Landkreis Annaberg) der Landespartei- von Adolf Hitlers Buch „Mein Kampf“
zu diversen revanchistischen Organisa- tag der sächsischen NPD unter Aus- veröffentlichte. Das Gericht gelangte
tionen pflegte, war Ende der 70er Jahre schluss der Öffentlichkeit statt. Der Ter- nach Angaben einer Sprecherin zu der
Mitgründer der „Deutschen Sozialen min des Parteitages war zuvor bereits Auffassung, dass der Verleger Michal
Union“, deren Anhänger sich eine zweimal verschoben worden. Der Land- Zitko keine strafbare Handlung beab-
bundesweite Ausdehnung der CSU er- tagsabgeordnete Winfried Petzold, der sichtigt habe. In erster Instanz wurde Zit-
hofften. Nebenher war er auch juristi- bereits seit 1997 Vorsitzender des sächsi- ko 2001 in Prag wegen Förderung des
scher Berater des Geschichtsrevisionis- schen Landesverbandes ist, wurde mit 52 Nationalsozialismus zu drei Jahren Haft
ten Udo Walendy, einem ehemaligen Stimmen als Landesvorsitzender wieder- mit Bewährung und einer Geldstrafe von
NPD-Funktionär. 1998 war Bracht Mit- gewählt. Als stellvertretende Vorsitzen- zwei Millionen tschechischen Kronen
autor der „Festschrift für David Irving“, den wurden die Landtagsabgeordneten (rund 68.000 Euro) verurteilt.
die im Kieler „Arndt-Verlag“ erschien. Jürgen Schön und Holger Apfel bestätigt. Die nächsthöhere Instanz hob das Ur-
Zuletzt gab er noch im Jahr 2001 der Als dritten stellvertretenden Vorsitzen- teil wegen Verfahrensfehlern auf. Bei der
NPD-Zeitung „Deutsche Stimme“ ein den wählten die Delegierten den Land- Neuverhandlung 2002 wurde Zitko er-
Interview. hma ■ tagsabgeordneten Mirko Schmidt, der neut schuldig gesprochen, die Haftstrafe
bisher Beisitzer war. Weiterhin im Lan- aber auf 22 Monate reduziert. Zitko legte
desvorstand vertreten sind: Klaus Baier Beschwerde beim obersten Gericht ein,
Rechte Rocker das ihm nunmehr stattgab. Bis dato sol-
(MdL und Vorsitzender des NPD-Kreis-
Mannheim. Die „Rheinwelle“, eine ehe- verbandes Annaberg), Alexander Delle len von dem Buch bereits 90.000 Exem-
malige Fernfahrerkneipe ganz am Ende (MdL und Mitarbeiter im „Deutsche plare verkauft worden sein. kun ■
der Essener Straße im Rheinauhafen, Stimme-Verlag“), René Despang (Vorsit-
„entwickelt sich mehr und mehr zur zender des NPD-Kreisverbandes Dres- NPD-Landtagskandidat ver-
bundesweiten Anlaufstelle für Skinheads den), Jürgen Gansel (MdL und Mitarbei- urteilt
und Neonazis“, berichtet der „Mannhei- ter im „Deutsche Stimme-Verlag“) Jür-
mer Morgen“ (15.3.05). Erneut hatte die gen Krumpholz (Vorsitzender des NPD- Aachen. Das Landgericht Aachen hat
Polizei dort Mitte März ein Konzert mit Kreisverbandes Görlitz), Kerstin Lorenz am heutigen Mittwoch ein Urteil wegen
den Rechtsrock-Bands „Nordglanz“ und (bis 2004 Landesvorsitzende der REP, vorsätzlicher Körperverletzung, began-
„Linientroi“ verhindert. Die Kneipe be- seit September 2004 NPD-Mitglied), Dr. gen an einen 13-Jährigen durch den
heimatet heute das Clubhaus der Rocker- Johannes Müller (MdL und Vorsitzender nordrhein-westfälischen NPD-Landtags-
gruppe „Bandidos“. hma ■ des NPD-Kreisverbandes Sächsische kandidaten Willibert Kunkel, bestätigt.
Schweiz), Marcus Müller (Vorsitzender Das Gericht bestätigte zudem die am
Skinhead-Treffen aufge- des NPD-Kreisverbandes Muldental), 12. November 2004 vom Amtsgericht
Matthias Paul (MdL und bisheriger Pres- Eschweiler gegen den 54-Jährigen ver-
flogen sesprecher im Landesvorstand), Frank hängte Geldstrafe von 2 100 Euro. Beide
Kochel am See. Aufgeflogen ist ein Rohleder (ehemaliger stellvertr. REP- Kammern sahen es trotz widersprüch-
Treffen der Skinheadgruppe „Division Bundesvorsitzender, Beisitzer im NPD- licher Zeugenaussagen als erwiesen an,
Oberland“ im bayerischen Kochel am Bundesvorstand, Vorstandsmitglied des dass der alkoholisierte NPD-Funktionär
See. Knapp 40 rechte Skinheads aus dem „Nationalen Bündnis Dresden e.V.“), den Jungen im September 2003 vor sei-
Kreis Weilheim, München, Dresden, Ba- Thomas Schüßler (NPD-Kreisrat im nem Wohnhaus nach einem teils ordinä-
den-Württemberg und der Schweiz hat- Landkreis Chemnitzer Land). Neu in den ren Wortgefecht attackiert hatte. Dabei
ten sich am 12. März in einem zum Ver- Landesvorstand gewählt wurden Kerstin habe er den zur Tatzeit 13-Jährigen so ra-
einsheim umgebauten Kiosk am Bahn- Lorenz, Marcus Müller, Frank Rohleder biat an Hals und Nacken gepackt, dass
hof getroffen, um eine Rechtsrock-Band und Thomas Schüßler. dieser kurzfristig über Atembeschwerden
zu hören. Die Polizei stürmte das Gebäu- In der Partei macht der Verfassungs- und Schmerzen klagte. Kunkel hatte ge-
de und nahm den 26jährigen Penzberger schutz „interne Streitigkeiten der sächsi- gen das Urteil aus erster Instanz Beru-
Chef der Gruppe, die aus der früheren schen NPD“ aus. Hintergrund hierfür sei fung eingelegt. Der 54-Jährige kandidiert
Kameradschaft „Oberland“ hervorgegan- ein schwelender Ost-Westkonflikt. Zu- bei der NRW-Landtagswahl am 22. Mai
gen ist, wegen „Volksverhetzung“ und dem sind die Kreisverbände darüber ver- an sechster Stelle der Reserveliste. Zu-
„Verwendens von Kennzeichen verfas- ärgert, dass sie vom Einzug der NPD in dem ist er Ratsmann in Stolberg, Vorsit-
sungswidriger Organisationen“ fest. Ge- den Sächsischen Landtag bislang nicht zender des NPD-Kreisverbandes Aa-
gen weitere 10 Neonazis wurde Anzeige finanziell profitieren. Kritisiert wurde chen, Beisitzer im NPD-Landesvorstand
erstattet, weil sie u.a. Hemden der „Divi- auch der Antritt des saarländischen NRW und gehört dem Bundesvorstand
sion Oberland“ mit dem Totenkopf-Ab- NPD-Funktionärs Peter Marx zur Ober- der Kommunalpolitischen Vereinigung
zeichen der Waffen-SS trugen. Dekoriert bürgermeisterwahl in Leipzig. Das Gros (KPV) der NPD an. Das Urteil ist noch
war der Raum u.a. mit einer großen Ha- der sächsischen NPD-Mitglieder ist über nicht rechtskräftig. mk, www.bnr.de ■

2 : antifaschistische nachrichten 6-2005


Rechtsterrorist Mitarbeiter Mahngang wider das Über-
bei der NPD Vergessen nachtung
in der
Dresden. Der ehemalige Rechtsterrorist Im Vorfeld des 60. Jahrestages der P20, aus-
Peter Naumann ist Angaben der „Leipzi- Selbstbefreiung des KZ Buchenwald reichend
ger Volkszeitung“ zufolge als Mitarbeiter findet ein Gedenkmarsch für die Opfer Schlaf-
des sächsischen NPD-Landtagsabgeord- des Konzentrationslagers Buchenwald plätze
neten Klaus-Jürgen Menzel in dessen statt und zwar vom 7. April 2005 bis vorhan-
Wahlkreis tätig. zum 10. April 2005. Er endet mit der den
Im Oktober 1988 war Naumann vom Teilnahme an der Gedenkkundgebung Samstag
Oberlandesgericht Frankfurt wegen Her- am 10.4. in Buchenwald 9.4.05:
beiführung beziehungsweise der Verab- Früh-
redung zu Strengstoffanschlägen, der Donnerstag 7.4.05: stück in der P20 , danach gehts mit dem
versuchten Gründung einer terroristi- Auftakt-Abendveranstaltung im Ju- Shuttle nach Dienstedt
schen Vereinigung sowie des Verstoßes gendclub (Setze) in Arnstadt, ca. 18.00 Stationen:
gegen das Waffen- und Sprengstoffge- Uhr: Zeitzeugengespräch mit einem 9.00 Uhr: Auftaktkundgebung in Dien-
setz zu einer Freiheitsstrafe von vier Jah- Überlebenden des KZ Auschwitz stedt, Stele
ren und sechs Monaten verurteilt wor- 11.00 Uhr: Kranichfeld, Stele
den. 1987 war Naumann, einst stellver- Freitag 8.4.05: 15.30 Uhr: Bad Berka
tretender Bundesvorsitzender der Jungen Frühstück in der P20, danach gehts mit ca. 19.00 Uhr: Zeitzeugengespräch mit
Nationaldemokraten, aus der NPD aus- dem Shuttle nach Ohrdruf einem Überlebenden des Todesmar-
geschlossen worden. Im August 1995 Start des Mahngangs zu folgenden Sta- sches in Weimar
sorgte Naumann für bundesweites Aufse- tionen: Übernachtung in Weimar, ausreichend
hen, als er seine seit etwa 17 Jahren in 10 ca. 9.00 Uhr: Auftaktkundgebung in Schlafplätze vorhanden
Erddepots gelagerten Bestände an Ohrdruf, Stele
Sprengmitteln und Waffen den deutschen ca. 11.00 Uhr: Crawinkel, Stele Sonntag 10.4.05:
Behörden übergab; darunter 50 Kilo- ca. 13.00 Uhr: Arnstadt, Stele Jonastal Stationen:
gramm Sprengstoff, Blendgranaten, ca. 15.30 Uhr: Arnstadt, Stele Wachsen- 10.00 Uhr: Weimar, Stele Ettersburger
Handgranaten, ein Sturmgewehr, Zünd- burgerallee Straße
mittel und diverse Sprengzünder. ca. 16.00 Uhr: Arnstadt, Stele Südbahn- 15.00 Uhr: Gedenkstätte Buchenwald
Heute ist Naumann einer der gefrag- hof Wer die Nutzung eines Schlafplatzes
testen Referenten im neonazistischen La- ca. 18.00 Uhr: Stadtilm, Stele wahrnehmen will, melde sich bitte bis 1.
ger. Menzel, bis Anfang März sächsi- ca. 20.00 Uhr: Filmabend in der P20: April bei uns, Infos über www.keinver-
sches NPD-Landesvorstandsmitglied, „Nackt unter Wölfen“ gessen.de
hatte im Januar in einem Interview die
Ansicht vertreten, dass die Grenzen der
Bundesrepublik Deutschland nach West- ein Auszug aus unserem Buch „Nation tung des Antragstellers, bei Adam würde
en und Osten verschoben werden müs- statt Demokratie. Sein und Design der es sich um einen Linksextremisten han-
sten. Er forderte ein Deutschland, „das ,Jungen Freiheit‘“ (Münster: Unrast 2. deln: „Schon vor dreißig Jahren haben
im Westen an der Maas beginnt und im Aufl. 2004) im Netz (das ältere Hoch- Adam und ich gemeinsam und mit fried-
Osten an der Memel endet.“ am ■ huth-Interview ist dort auch erwähnt). lichen Mitteln für mehr Demokratie ge-
http://unrast-verlag.de/unrast,3,0,214.html kämpft.“
Junge Freiheit: Interviews, Alfred Schobert ■ Auch der CDU Fraktionschef Möbius
las Rouhs die Leviten: „Wir werden uns
um sich ins Gespräch zu in Nippes von Ihnen nicht vorschreiben
Antrag von „pro Köln“
bringen lassen, wer hier spricht und wer hier
In den letzten Wochen und Monaten ge- abgewatscht nicht spricht!“ Da Rouhs in seinem An-
lang es der Jungen Freiheit wiederholt, Köln. Zum 60. Jahrestag der Befreiung trag mit dem Verfassungsschutz argu-
sich durch ihre Interviews ins Gespräch des KZ Auschwitz hatte die Bezirksver- mentierte, konterte die Grüne Fraktion
zu bringen. So gaben u.a. der Vorsitzen- tretung Köln-Nippes Volker Adam vom mit Textpassagen des Verfassungsschutz-
de der Deutschen Gesellschaft für Sozio- Vorstand der VVN- BdA eingeladen vor berichtes, in welchen die Verbindungen
logie und einige prominente Sozialde- der Sitzung zu diesem Thema zu spre- des Antragstellers zur rechtsradikalen
mokraten (Peter Glotz, Egon Bahr und chen. Die Rede fand bei Bezirksvertre- Szene beschrieben sind. Weisenstein
Friedhelm Farthmann und soeben ein tern und Publikum großen Zuspruch. Le- (PDS) konzentrierte sich in seinem Re-
Berliner Bezirksbürgermeister) der JF diglich dem Vertreter von „pro Köln“, debeitrag auf die VVN/BdA: „Selbstver-
Interviews. Am meisten Aufsehen erreg- Manfred Rouhs, war die Rede ein Dorn ständlich waren auch Kommunisten Mit-
te das Gespräch mit Rolf Hochhuth im Auge. begründer der VVN im Jahre 1947. Sie
wegen seiner Äußerungen zum Holo- Rouhs hat in der darauffolgenden Sit- waren vom Naziregime verfolgt worden,
caustleugner David Irving. Hochhuth ru- zung einen unsachlichen und diffamie- wie andere Mitbegründer des Verbandes
derte später zurück und sagte u.a., er renden Antrag gestellt. Adams Rede soll- auch: Sozialdemokraten, Mitglieder der
habe die Zeitung vorher nicht gekannt. te im Nachhinein von der Bezirksvertre- früheren Zentrumspartei, engagierte
Das ist recht merkwürdig, denn schon im tung missbilligt werden, da es sich bei Christen“. Weiterhin wies der PDS-Ver-
Oktober 2000 gab er der JF ein Inter- Volker Adam um einen Linksextremisten treter auf die seit Jahren gute Zu-
view, was allerdings m.W. in den zahllo- handele und die VVN vom Verfassungs- sammenarbeit des VVN/BdA mit den de-
sen Artikeln zum Thema nicht bemerkt schutz beobachtet würde. Dieser unver- mokratischen Parteien und dem stadtna-
wurde. schämte Antrag wurde für Rouhs und hen NS-Dokumentationszentrum hin.
Zur Funktion der JF-Interviews, über seine Gefolgschaft zum Bumerang. Der Den Redebeiträgen entsprechend, wurde
die sich die meisten Feuilleton-Artikel SPD-Fraktionsvorsitzende in der Be- der Antrag von „pro Köln“ von allen de-
recht schlecht informiert zeigen, steht zirksvertretung Nippes (Horst Baumann) mokratischen Vertretern abgelehnt.
nun auf der Startseite des Unrast-Verlags äußerte sich eindeutig zu der Behaup- MW ■

: antifaschistische nachrichten 6-2005 3


24. März 2005: 60. Jahres- bzw. Kundgebungen machen und Flug- Stadtteilen systematisch von Haus zu
tag des Todesmarsches der blätter verteilen. Außerdem werden wir Haus gehen. Dabei werden die potentiel-
dort Umrisse von Menschen auf die Stra- len Unterzeichner anscheinend nicht im-
KZ-Häftlinge aus den Frank- ße malen, die die Ermordeten symboli- mer zutreffend und umfassend infor-
furter Adlerwerken nach sieren sollen. Die Stationen: miert. Der zuständigen Landeswahlleite-
Buchenwald ● Galluswarte, 12 Uhr rin Helga Block liegen Hinweise vor,
● Hauptbahnhof (Vorplatz), 13 Uhr nach denen NPD-Werber eine politische
Frankfurt. Am 23. März 1945, fünf ● Willy-Brandt-Platz, 14 Uhr Umfrage vortäuschten, um an Unter-
Tage vor der Befreiung Frankfurts, gibt ● Paulskirche, 14.30 Uhr schriften zu kommen. Nach Auskunft
die SS den Befehl, das KZ in den Adler- ● Pfortenstr./Alt Fechenheim, 15.30 Uhr Blocks läge darin eine „Irreführung von
werken zu räumen. Am 24. März treibt ● Dörnigheim, vor dem Frankfurter Hof, Wählern“, die sogar strafrechtliche Kon-
die Lager-SS die Häftlinge aus der Stadt 16.45 Uhr sequenzen haben könnte.
Richtung Osten. Kurz hinter Fechenheim ● Hanau: Freiheitsplatz/am Schwanen- Im Wahlkreis Herne-Bochum II, wo
beginnt sie, Marschunfähige und Kranke brunnen offenbar Parteichef Voigt antreten soll,
zu erschießen. 350 ausgehungerte und Wir laden alle Interessierten ein, an wurde Werbern nach SPIEGEL-Informa-
völlig entkräftete Häftlinge mussten die oben genannten Orte zu kommen. tionen nahe gelegt, explizit um Unter-
nachts unter dem Terror der SS Richtung Mehr Informationen unter: stützung für einen „Einzelkandidaten“ zu
Weimar laufen – das Ziel war Buchen- www.kz-adlerwerke.frankfurt.org. ersuchen, und auf Fragen nach der Par-
wald. Nach fünf mörderischen Nacht- teizugehörigkeit das Kürzel „NPD“
märschen erreichten 280 Häftlinge Hün- Dubiose Unterschriftenak- möglichst zu vermeiden. Selbst einige
feld in Hessen und wurden von dort in der Werber wurden mit faulen Tricks an-
Güterwaggons in das KZ Buchenwald tion der NPD im NRW- Land- geheuert. So suchte die Münchner „H &
transportiert. Die meisten Häftlinge mus- tagswahlkampf B Agentur für Eventmarketing und
sten in weiteren Todesmärschen nach Wie der Speigel und etliche Tageszeitun- Wahlwerbung“ in Süddeutschland per
Dachau laufen – nur etwa 40 Häftlinge gen berichteten, wirbt die NPD im nordr- Aushang Studenten für eine „umfrage-
aus den Adlerwerken kamen am 27. hein-westfälischen Landtagswahlkampf ähnliche Tätigkeit, ca. 14 Tage“. Erst
April 1947 dort an und wurden zwei mit dubiosen Methoden um Unterschrif- nach Ankunft in Nordrhein-Westfalen
Tage später von der US-Army befreit. ten für Wahlkreiskandidaten. Um für die wurde den Studenten eröffnet, dass sie –
Am Donnerstag, 24. März 2005 wol- Direktwahl zugelassen zu werden, müs- jedenfalls zunächst – nur für die NPD
len wir an den Todesmarsch erinnern. sen pro Bewerber mindestens 100 Wahl- Unterschriften sammeln sollten. Ähnli-
Schon am Tag vorher werden wir einen berechtigte auf entsprechenden Unter- che Aktionen gab es nach Erkenntnissen
Teil der Marschroute mit Plakaten kenn- stützungsformularen unterschreiben. von Verfassungsschützern auch schon in
zeichnen. Am Donnerstag werden wir an Dazu setzt die NPD offenbar Drückerko- Sachsen. H & B lehnte eine Stellungnah-
verschiedenen Punkten kleine Aktionen lonnen ein, die in geeignet erscheinenden me ab. Quelle: Spiegel 10/2005 ■

Am 2. April 2005 planen alte Faschismus ist keine Meinung sondern ein Verbrechen!
und neue Nazis erneut einen Pro-
pagandamarsch durch München,
der in ein Open-Air-Konzert auf der The-
Kein Naziaufmarsch am
resienwiese münden soll. Unter dem
Motto „Nur ein Esel glaubt noch an ei- 2. April 2005 in München!
nen Sozialstaat in der BRD“ hat der An-
führer der Kameradschaft München und wenn Sprache, Outfit und Aktionsformen Wir können uns nicht darauf verlas-
NPD-Mitglied Norman Bordin diese De- moderner geworden sind: Hinter der Sozi- sen, dass die Stadt oder der Staat den Na-
monstration angemeldet. Angekündigt alabbaukritik von Rechts steht die immer zis den Ton abdrehen. Wir müssen schon
sind Redner aus dem Spektrum der gleiche völkisch-rassistische Ideologie selber auf die Straße gehen und unüber-
“Freien Kameradschaften/Freie Nationa- von Volksgemeinschaft, Nationalismus hörbar klar machen:
listen” aus dem gesamten Bundesgebiet. und Antisemitismus. Wir werden auch den Nazi-Aufmarsch
„Es ist legitim, ja legal, sich den Der Skandal von 1997 darf sich nicht am 2. April 2005 nicht hinnehmen! Wir
Totengräbern der Demokratie wiederholen, als über 5.000 Nazis unter rufen alle Münchnerinnen und Münchner
entgegenzustellen.“* Polizeischutz durch München marschier- auf, den Faschisten kreativ und ent-
(* Zitat Martin Löwenberg) ten. Nur die konsequente Haltung der schlossen entgegenzutreten. Wo immer
15.000 Münchnerinnen und Münchner, die Nazis aufmarschieren – wir werden
Wir werden nicht dulden, dass 60 Jahre die damals stundenlang den Marienplatz präsent sein. Stoppen wir gemeinsam
nach der Befreiung von Auschwitz und besetzt hielten und schließlich die Nazis den braunen Spuk.
dem Ende des 2. Weltkriegs in München im Tal gestoppt haben, verhinderte, dass 2.4.2005 um 10 Uhr Kundgebung auf
unverhohlen mörderische NS-Propaganda diese ihr Ziel erreichten. Auch weitere dem Marienplatz
betrieben wird, gegen Flüchtlinge und Versuche der NPD, in München aufzutre- Im Anschluss daran Proteste entlang
MigrantInnen gehetzt und die Erinnerung ten sind an der Wachsamkeit und Präsenz der Route des Nazi-Aufmarsches. Ange-
an die Opfer der Vernichtungspolitik Na- der Münchner Bevölkerung mehrmals ge- meldete Plätze: Stachus, Sendlinger-
zideutschlands mit Stiefeln getreten wird. scheitert: So ihre Propagandaveranstal- Tor-Platz, Goetheplatz, Esperantoplatz
Das Thema der Demonstration „Sozial- tung am 30. September 2000 auf dem Ma- „Nie wieder Faschismus“ ist kein Lip-
staat“ stellt einen weiteren Versuch der rienplatz und die geplante Großkundge- penbekenntnis, sondern Ansporn und
Neonazis dar, sich antikapitalistisch und bung am 25. November 2000 auf dem Anlass zum aktiven Handeln!
globalisierungskritisch gerierend an die Maria-Hilf-Platz, die wegen der angekün- Der Aufruf wird unterstützt von einem
Proteste gegen die sogenannten Sozial- digten Gegendemonstrationen kurzfristig breiten Bündnis von Organisationen und
und Arbeitsmarktreformen (Agenda von der NPD abgesagt wurde. Damit wur- Einzelpersonen
2010/Hartz IV) anzudocken. Doch auch den klare Zeichen gesetzt. email: KeinKrieg@aol.com ■
: antifaschistische nachrichten 6-2005
4
Köln. Über 100 Menschen ka-
men zur Eröffnung eines Begeg-
nungs- und Erzählcafés für NS-
Begegnungs- und Erzählcafé
Verfolgte, das jetzt alle vierzehn Tage in
der Seniorenresidenz am Dom stattfin-
für NS-Verfolgte eröffnet
den wird. Der Bundesverband Informa-
tion & Beratung für NS-Verfolgte hat das
Café initiiert und der rege Zuspruch bei
der Eröffnung lässt hoffen, dass dies ein
Treffpunkt für die noch lebenden NS-
Verfolgten in Köln und Umgebung wird,
an dem sie sich austauschen können und
über den sicher auch die eine oder andere
Hilfe für ihren Alltag organisiert werden
kann.
NS-Verfolgte scheuen häufig den
Kontakt mit den Angehörigen ihrer Ge-
neration, der Tätergeneration. Aber auch
professionellen Helfern gegenüber sind
sie in der Regel misstrauisch und zurück-
haltend. Sie berichten manchmal von
schlechten Erfahrungen, die sie mit Mit-
menschen gemacht haben, wenn sie ihr
Verfolgungsschicksal offenbart haben.
Diese alten Menschen haben es auch be- „NS-Verfolgte haben eines gemeinsam – sie haben immer Angst, auf irgend-
sonders schwer, Hilfe anzunehmen. Sie welche alte Nazis zu treffen. Wenn sie wildfremden Menschen begegnen, die
haben oft nur überlebt, weil sie außerge- gleichaltrig sind, ist immer dieses Misstrauen vorhanden.“ so Regina Suder-
wöhnlich stark waren. land, Vorsitzende des Bundesverbandes Information und Beratung für NS-Ver-
Daher schweigen sie über eine Erfah- folgte in ihrer Eröffnungsrede.
rung ihres Lebens, die besonders bei zu-
nehmendem Alter und wachsender Ein- die Geschichte zurecht rücken: Wahr von Aus der vielfältigen Arbeit mit Jungen
samkeit an Bedeutung gewinnt. Die Ver- Falsch unterscheiden, das Falsche, das und Alten weiß ich, dass das allerwich-
drängungsleistung lässt nach, die Kom- Schreckliche benennen; das, was Wun- tigste, das es zu vermitteln gilt, das Ge-
pensationsmöglichkeiten werden weni- den bis heute hinterlassen hat. Sie kön- fühl für Gerechtigkeit und Ungerechtig-
ger, auch weil die Mobilität häufig stark nen hier anprangernd aussprechen, wo keit ist, die Menschen widerfährt. Kopf,
eingeschränkt ist. andere am Werk sind und Geschichte Gehirn, Bauch und Gefühl spüren das
In anderen Ländern sind mit der Ein- nach Ihrem Gusto zurecht rücken. gemeinsam am besten. Und da sind es
richtung von begegnungscafés gute Er- Ich wünsche Ihnen, das dieses Café manchmal nicht nur die Worte, sondern
fahrungen gemacht worden. Bereits in die Grundplattform bietet, von der aus auch die Lieder und Bilder, in denen die-
den 60er Jahren wurde in Oslo eine Be- Sie Ihre eigenen Belange aus Ihrer eige- se Sinne zusammen kommen.
gegnungsmöglichkeit für Holocaustüber- nen Sicht in weitere Bahnen lenken kön- Ich wünsche Ihnen von Herzen auch
lebende eingerichtet. Auch in Brüssel nen, so, wie Sie sie brauchen für ein Ihre eigenen Lieder und Bilder. Singen
existiert ein solcher regelmäßiger Treff- glückliches Alter. Sie ruhig zusammen, packen Sie alte Fo-
punkt. Die Wiener Ein- Ich hoffe, dass Sie über tos aus und erzählen Sie darüber, gucken
richtung ESRA in der Der Engel der Geschichte dieses Café auch Anlauf- Sie alte Filme und erinnern sich und er-
Jüdischen Kultusge- stelle für Interessierte von zählen von den Erinnerungen. Und laden
Es ist nicht wahr
meinde Wien unterhält daß Gechichte außen sein können. Ich Sie, wenn Sie wollen, Jüngere dazu ein.
seit über 10 Jahren ein gefälscht wird selbst habe jahrelang mit Nochmal mit Erich Fried: „Lassen Sie
Café für Holocaust- Sie hat sich großenteils Jugendlichen gearbeitet – sich – heute wie damals – nicht entmuti-
Überlebende. Bei den wirklich viel im Rahmen des Mah- gen vom schlechten Wirklichen“.
genannten Beispielen falsch nens und Gedenkens an die Und dadurch, dass Sie sich hier ge-
sind die Besucher aller- zugetragen NS-Zeit. Ich weiß, wie meinsam eine Stimme geben, kratzen Sie
dings ausschließ-lich jü- Ich kann das selbst bezeugen: wichtig für die nachfolgen- die glatten Korrekturen der berichtigten
Ich war dabei
dische NS-Verfolgte. den Generationen Zeitzeu- Fassung der Geschichte an, die eine un-
Wir dokumentieren Doch leicht begreiflich gen sind. Sie helfen aufzu- kritische Öffentlichkeit bereits vorge-
leicht gekürzt die Rede daß jetzt decken, wo Geschichte be- nommen hat.“
von Helga Blümel, die die verschiedenen Seiten richtigt worden ist und
auf der Eröffnungsver- verbesserte Fassungen werden soll. Das Café findet jetzt alle 14 Tage Donnerstags
staltung für die Wohl- nachliefern Ich hoffe, dass Sie noch von 15 bis 18 Uhr statt, Köln, Seniorenresi-
die das Geschehene denz am Dom, An den Dominikanern 6-8.
fahrtsverbände sprach. Freude daran haben, Zeit- Alle acht Wochen wird das Begegnungscafe
nicht zeuge zu sein für Jüngere, zum Erzählcafé. Die Termine dafür in diesem
„Meine Damen und so sehr berichten
wie berichtigen wollen
die noch viele Fragen an Jahr sind der 21. April, der 16. Juni, der 8.
Herren ! eine für sie weit zurücklie- September und der 3. November.
... Als Vertreterin der Weil sie erkennen: gende deutsche und inter-
Wohlfahrtsverbände be- wir dürfen uns nie nationale Geschichte stel- Mehr Informationen gibt es über den über
glückwünsche ich Sie und nimmer len und nach Antworten su- Bundesverband Information und Beratung für
zu der Idee, dieses Er- entmutigen lassen chen. Vielleicht finden sie NS-Verfolgte e.V., Sonja Schlegel, Tel. 0221-17
vom schlechten 92 94-13, Fax 0221-17 92 94-29,
zähl- und Begegnungs- sie, im Dialog mit Ihnen. Schlegel@nsberatung.de. Spendenkonto:
Wirklichen
café zu eröffnen. Hier Es sind sicher Gespräche, Bank für Sozialwirtschaft, Bankleitzahl: 370
Erich Fried
können Sie miteinander die Zeugnis geben. 205 00, Kontonummer: 70 73 100.

: antifaschistische nachrichten 6-2005 5


Heilbronn. Nicht erst seit der Rechtsextreme Hochburg oder „nur“ konservative Steigbügelhalter?
Gründung des „Nationalen Bünd-
nis Heilbronn“ wird in den Leser-
brief- und Kommentarspalten der Heil-
Bündnis gegen Rechts ist
bronner Stimme (HSt) eine heftige Aus-
einandersetzung um neonazistische und
rechte Positionen geführt. Während am
dringend nötig
21.1.05 ein Artikel „Neonazi Käppler ist nymen Brief mit der Drohung „Rotfront mit dem DGB-Vorsitzenden Bernhard
gefährlich“ zu den Umtrieben von Lars verrecke“. Löffler. Unter der Überschrift: „Wie Heil-
Käppler erschien, folgte zehn Tage später Während die HSt am 15.2. den Innen- bronn in den Geruch einer rechtsextremen
ein Leserbrief des ehemaligen REP-Mit- minister Rech interviewt – „seit Sachsen Hochburg gerät“ schrieb der für den
glieds Alfred Heckel. Dem Geiste seiner keine Zunahme von brauner Gewalt in Stadtkreis Heilbronn und Wirtschaft Re-
Leserbriefe nach zu urteilen, ist er damals BaWü“ –, muss sie bereits zwei Tage spä- gional verantwortliche Redakteur Gert
aus Dagenbachs Truppe nach rechts aus- ter über die Drohbriefe und Ermittlungen Kempf. In dem Artikel werden sowohl die
getreten: Nicht Lars Käppler sei gefähr- der Polizei im „rechten Lager“ berichten. REPs, wie auch das „Nationale Bündnis
lich, sondern „unsere führenden Politiker, Chefredakteur Wolfgang Bok landet Heilbronn“ verharmlost. „Nach eigenen
die unser Volk mit … einer einmaligen in- dagegen am 11.2. einen seiner gefürchte- Angaben gehören ihm gerade mal 40 Mit-
länderfeindlichen Politik seit Jahren an glieder an“, schreibt Kempf
der Nase herumführen. … Es werden im- zu diesem Bündnis. Dem
mer weniger Leute, die das Märchen von DGB-Vorsitzenden Bern-
den bösen Faschisten glauben“. Dieser hard Löffler wird zwischen
Leserbrief blieb nicht unwidersprochen. den Zeilen „Nestbeschmut-
Björn Ehinger (Juso) widersprach und zung“ vorgeworfen. Mei-
kritisierte, dass die HSt solchen Positio- nungsmacher Bok setzt dem
nen ein Forum bietet. Er erhielt ebenso am folgenden Tag noch eine
wie Thomas Bohlmann (SPD) einen ano- „Randnotiz“ drauf:
„Mit dürren, eher diffusen
Belegen wird die Stadt in
haGalil muss weitergehen! braune Tunke gedrückt –
und der DGB-Vorsitzende
haGalil onLine ist wohl der größte gibt sich dafür als Kronzeu-
deutschsprachige jüdische Internet- ge her. Ist Bernhard Löffler
dienst weltweit. Neben täglich aktuel- wirklich so naiv, dass er die
len Nachrichten aus Deutschland, Ös- ten Rundumschläge gegen die „politische Außenwirkung seiner Worte nicht be-
terreich, der Schweiz, aus Europa, Is- Linke, die fortwährend Konservative als denkt? Ihm und dem für den regionalen
rael und Nahost bietet die Seite eine ak- geistige Wegbereiter brauner Extremisten Beitrag verantwortlichen Landessender
tive Auseinandersetzung mit Rechtsex- verunglimpfte. Die selbst ernannten Anti- SWR möchte man zurufen: Danke für die
tremismus, Rassismus und Antisemi- faschisten verwechseln Aufklärung all zu tolle Imagewerbung!“
tismus. Seit Jahresbeginn lehnt das leicht mit billiger Agitation.“ Bok erinnert Heilbronn, braune Hochburg oder
Bundesministerium für Familie, Senio- mit dieser Ausführung an den bellenden „nur“ öffentlich präsentiert von einem
ren, Frauen und Jugend eine weitere Hund, der getroffen wurde. Schließlich konservativen Steigbügelhalter?
Förderung des Projektes ab. Als Grund kennt er sich aus mit billiger Agitation, Es ist eine Tatsache,
wird hier ein – durchaus nicht unüb- spätestens seit er vor einigen Jahren vom ◗ dass dem neunköpfigen Landesvor-
licher – Trägerwechsel von haGalil on- deutschen Presserat eine Rüge erteilt be- stand der NPD Baden-Württemberg vier
Line bemüht. Dabei zählt haGalil onLi- kam, weil er im Zusammenhang mit Kin- Leute aus Heilbronn angehören.
ne zu den wenigen Projekten, die seit dergeldzahlungen an türkische Familien ◗ dass in Heilbronn das einzige Natio-
Jahren kontinuierlich und erfolgreich von „Wurfprämie“ sprach bzw. in seiner nale Bündnis außerhalb Sachsens exis-
arbeiten. Davon zeugen nicht zuletzt Kommentarspalte schrieb. tiert.
die zahlreichen Besuche auf den von In denselben Randnotizen (so lautet ◗ dass in Heilbronn die Republikaner
haGalil betreuten Internetseiten. seine wöchentliche Kommentarspalte) am seit 1989 in Fraktionsstärke im Gemein-
Das Bildungsangebot von haGalil 11.2. empört sich Bok über „naive Multi- derat vertreten sind,
onLine wird nicht nur von Lehrerinnen kulti-Folklore, und wirre Zuwanderungs- ◗ dass in Heilbronn aufrechte Demo-
und Lehrern, Schülerinnen und Schü- ideologie“. Mit „ideologischer Brille“ kri- kraten, die Leserbriefe gegen Nazis
lern genutzt. Auch Journalistinnen und tisiert er, dass ehemaligen NSDAP-Mit- schreiben, Drohbriefe und Drohanrufe er-
Journalisten finden hier zahlreiche glieder unter Außenminister Fischer halten.
Möglichkeiten der Recherche. haGalil „selbst dann (der amtliche Nachruf) ver- Mit einem großen Leitartikel „Immun
onLine bietet Informationen zu jüdi- weigert wird, wenn sie für die Bundesre- gegen Radikale“ versucht Bok am 19.2.05
schem Leben, zu Religion, Geschichte publik Jahrzehnte lang als Botschafter tä- von den obigen Tatsachen abzulenken und
und Kultur. Und nicht zuletzt ist es tig waren. Bei ehemaligen Kommunisten den Versuch einer politischen Frontbil-
durch die Präsenz von haGalil onLine verfährt Fischer großzügig: Alte Wegge- dung gegen die Faschisten zu hintertrei-
gelungen, die braune Flut im Internet fährten aus Straßenkämpferzeiten zählen ben. Mit einer plumpen und demagogi-
einzudämmen. zu des Außenministers engstem Berater- schen Gleichsetzung von NPD und PDS
Bitte unterstützen Sie mit Ihrer kreis.“ will er den Extremismusbegriff neu bele-
Unterschrift den Offenen Brief an die Ein ausführlicher Bericht in den Tages- ben. Stoiber von der CSU könnte dazu die
Bundesfamilienministerin und an den themen am 16.2. über Rechtsextremismus Vorlage geschrieben haben.
Bundeskanzler! in Heilbronn, hat weitere heftige Reaktio- Nicht erst die letzten zwei bis drei Mo-
haGalil muss weitergehen! Der Offe- nen ausgelöst. In dem sachlichen Fernseh- nate haben auch in Heilbronn und Umge-
ne Brief kann bei hagalil unterzeichnet beitrag wurde von der Neugründung des bung gezeigt, dass ein breites „Bündnis
wqerden: www.hagalil.com „Nationalen Bündnis Heilbronn“ berich- gegen Rechts“ nicht nur nötig, sondern
tet u.a. in einem informativen Interview auch möglich sein sollte. jom ■

6 : antifaschistische nachrichten 6-2005


In fast regelmäßigen Abständen
erwerben sich Neonazis allge-
meine Aufmerksamkeit. Plötzlich
Alle einig gegen
überschlagen sich die Medien und eta-
blierten Politiker in ihrer Besorgtheit. Es
scheint kein anderes Thema mehr zu ge-
Rechts? von Wolfgang Dreßen
ben. Alle wollen beweisen, wie gut de-
mokratisch sie sind und wie hervorra- Referat auf der Tagung der Antifaschistischen Nachrichten am 19. Februar in Köln
gend sie die deutsche Vergangenheit be- „Andere“. Deshalb müssen eben auch die Kampf um die Erhöhung der Mehrwert-
wältigt haben. Bei genauerem Hinsehen deutschen Opfer betrauert werden: Auch rate nimmt darauf keine Rücksicht mehr.
wird ein Grund erkennbar: das Ansehen wir haben unter dem NS gelitten, wie wir Ein nationaler Sozial-Staat gehört erst
im Ausland, die guten wirtschaftlichen jetzt gegen die Neonazis zusammenste- recht in die historische Rumpelkammer.
und politischen Beziehungen sollen nicht hen. Er war verbunden mit den bisherigen Re-
gefährdet werden, wenn der sowieso Dieser Verdrängungszusammenhang gulationsmodellen, angefangen mit den
schon vorhandene Neonazismus unange- macht es so schwierig, darüber zu disku- Bismarckschen Sozialgesetzen bis zur
nehm sichtbar wird. Deutlich sagt ein tieren, was jetzt, angesichts der Wahler- nazistischen Volksgemeinschaft.
Chef der Arbeitgeberverbände, dass die folge der NPD, zu tun sei. Denn es geht Anders als in anderen Ländern wird
Wirtschaft und ihre Interessen im doch vor allem um uns selbst, um unsere dabei aber in Deutschland der bisherige
Vordergrund stehen. Ihn beunruhigten, Vergangenheit und unsere Gegenwart. ideologische Grundkonsens in Frage ge-
so klagte er, grundsätzlich die Wahlerfol- Die propagierte Sicht auf Vergangenheit stellt. Hier baute die Wirtschaft den Staat
ge der NPD weniger als die Wahlerfolge und Gegenwart des Nazismus stellt diese auf, die Wirtschaft sicherte über den 8.
der PDS. Allerdings: Unangenehme Fra- aber bereits außerhalb unseres gesell- Mai hinaus die Kontinuität, an die staat-
gen aus dem Ausland bleiben auch für schaftlichen Zusammenhangs. lich erst 1949 angeknüpft werden konnte.
ihn unerwünscht.
Trotz der Begeisterung für die Rede
Martin Walsers: Die deutsche Vergan-
genheit muss also doch immer noch be-
wältigt werden. Wie erreicht man aber
eine Vergangenheitsbewältigung, die
aber keine unerwünschten Fragen an die
Gegenwart stellt, die ökonomie- und po-
litikkompatibel bleibt? Eine schwierige
Gratwanderung, bei der Neonazis stören
könnten.
Helfen könnte eine reduzierte Sicht,
sowohl auf die deutsche Vergangenheit
wie auf die Neonazis.
Auschwitz wird zum unverstehbaren
Bösen an sich erklärt, zu einer gleichsam
anthropologischen Konstante des Bösen,
dem am besten durch Sozialisierung zum
fleißigen Arbeiter, neuerdings zum
funktionierenden Marktsubjekt zu be-
gegnen sei. Spätestens nach fünf Minu- Die „herrschende“ Politik steckt in ei- Und die Kontinuität der Volksgemein-
ten taucht deshalb in jedem Fernsehfilm ner tiefen Legitimationskrise, die sie un- schaft wurde ebenfalls ökonomisch abge-
der sattsam bekannte SA Mann auf, mit glaubwürdig macht. Die bisherigen kapi- sichert, durch den „Sozial-Staat“. Erst
dessen unordentlichem Verhalten nun talistischen Regulationsmodelle basier- auf dieser Kontinuitätsbasis konnte die
wirklich kein Fernsehzuschauer etwas zu ten ideologisch auf Nationalismus, er Vergangenheit selektiv „aufgearbeitet“
tun hat. Beliebt sind Schilderungen von entsprach ökonomischen Interessen. Jetzt werden, wie es hieß.
NS-Sadisten, weil sie die „dunklen Jah- muss unser lieber Bundeskanzler im Stil Man hatte innerhalb der Prosperitäts-
re“ so fern rücken, dass sie gar nicht der NPD. der Deutschen Bank vorhalten, phase die Vergangenheit „bewältigt“, wie
mehr bewältigt werden müssen. Dies das Wort „deutsch“ stünde ihr nicht mehr es ebenfalls hieß, weil die Basis der
wiederholt sich bei der Schilderung von zu, weil sie nur an Profit und nicht an Ar- Volksgemeinschaft verdrängt wurde: Die
Neonazis: Springerstiefel, Glatzen, lau- beitsplätze denke. Aber an was soll eine durch Vernichtungskriege, Zwangsarbeit
ter unerzogene Menschen, die gar nicht Bank denn sonst interessiert sein als an und Judenverwertung garantierte Kon-
in unsere Gesellschaft gehören. Leicht Profit? Und dieser Profit wird inzwi- sumgemeinschaft, die nur durch die böse
lassen sich deshalb Forderungen nach schen globalisiert erwirtschaftet: „Made „Rote Armee“ und die „alliierten Terror-
mehr Kontrolle, Verboten, mehr Erzie- by Daimler-Chrysler“, nicht mehr „Made angriffe“ gestört wurde. Solange der So-
hung stellen. Die extremistischen Leis- in Germany“. zial-Staat hielt, blieb die Volksgemein-
tungsverweiger sind die Gefahr. Unsere Opel gehörte schon seit den 20er Jah- schaft ruhig.
Gesellschaft muss nur ihre Vergangen- ren zu General Motors, aber das Geschäft Das hat sich alles geändert. Der öko-
heits- und Gegenwartsränder in den Griff blieb national orientiert, Opel produzier- nomische Grundkonsens wird ökono-
bekommen, damit der Markt endlich frei te deutsche Rüstungsgüter. Jetzt konkur- misch und in der Folge auch politisch
macht. rieren die einzelnen Betriebs-Standorte aufgekündigt. Die Vergangenheit kehrt
Es geht bei diesen Bewältigungsstrate- weltweit gegeneinander, um ein für den deshalb wieder: Die Deutschen sind die
gien nie um uns selbst, immer um ande- Gesamtkonzern, d.h. für die Aktionäre, Opfer, der Terror kommt wieder von den
re. Nicht zuletzt deshalb können diese günstigeres Lohn-Leistungsverhältnis kapitalistischen Angelsachsen. Und lang-
„Anderen“ auch leicht durch „islamisti- herauszuwirtschaften. Bisherige Kriege sam traut man sich auch wieder die wah-
sche Terroristen“ ersetzt werden. Wie die konnten noch nationalistisch vermarktet ren Feinde zu benennen, die Juden.
Neonazis heute, so waren auch die Nazis werden, der gegenwärtige weltweite

: antifaschistische nachrichten 6-2005 7


Fortsetzung von Seite 7
Brutaler Nazi-Überfall auf Insofern entsprechen die Neonazis diese Vergangenheitsbewältigung, die
antifaschistische Jugendliche dem Zeitgeist, aber ökonomisch? das schlechthin „Böse“ und „Unzivili-
Der Grundkonsens wurde ökonomisch sierte“ bekämpft, eingesetzt werden, um
Bad Homburg. Am späten aufgekündigt, weil er einer weiteren Pro- die Märkte auszudehnen. Auch die Bom-
Abend des 18. März wurden in fitvermehrung im Wege steht, und weil er bardierung Jugoslawiens verhindert Au-
der Nähe des Homburger Haupt- nach der Niederlage des sog. realen Sozi- schwitz, wie uns Joschka Fischer bewies,
bahnhofs zwei jugendliche Antifaschis- alismus nicht mehr gebraucht wird. Auch und bevor Bagdad bombardiert wurde,
ten von einer sechsköpfigen Gruppe jun- der Überangepasste kann sich nicht mehr legte der amerikanische Präsidsent in der
ger Neonazis überfallen. Mit den Worten auf die Ökonomie verlassen, nicht indi- Normandie Kränze ab. Denn auch diese
„Dies ist mein Land! Hier habe ich das viduell und auch nicht politisch. Gefragt Bombardierung ist eine antifaschistische
Recht!“ wurde mit Fäusten und einem ist jetzt das unternehmerische Selbst, das Tat. Es ist einsichtig, dass Neonazis am
Teleskopschlagstock auf einen Jugend- die Kapitalverwertung so weit verinner- Holocaust-Mahnmal dann nur stören,
lichen eingeprügelt, während eine junge licht hat, dass es seine Verwertung als wenn sie ansonsten auch nur auf die
Frau dazu gezwungen wurde ihr T-Shirt persönliche Freiheit empfindet. Während Menschen einschlagen, die auch von der
mit der Aufschrift „Gegen Nazis“ auszu- Adorno in seinen Überlegungen zur „Er- offiziellen Politik nicht gewünscht wer-
ziehen. Das T-Shirt wurde verbrannt. Der ziehung nach Auschwitz“ noch ein Indi- den. Deshalb werden die Neonazis nicht
junge Mann musste mit zahlreichen Ver- viduum einforderte, das er zum „Zen- wirklich bekämpft, während das offiziel-
letzungen in Gesicht, an Armen und Bei- trum des Widerstands“ erklärte, mutiert le Geschrei aber immer wieder groß
nen im Krankenhaus mehrere Stunden das heutige Individuum zum zwar
behandelt werden. Er erstattete Anzeige. differenten, aber funktionalen
Zwei der Täter wurden noch am selben Selbst. „Diversity Management“,
Abend von der Polizei gefasst. funktionale Differenz, wird gefor-
Bei dieser Tat handelt es sich um kei- dert, auch in einer rechtskonserva-
nen Einzelfall. Auch wenn Justizminister tiven Regierung wie den USA
Hecken davon spricht, dass es im Saaar- unterstützt eine schwarze Außen-
land im vergangenen Jahr keine „rechts- ministerin das Geschäft. Die Deut-
extremistischen Gewalttaten“gab, so lie- sche Bank fördert „Gay Banking“,
gen der Antifa Saar mehrere dokumen- Ford mag den Christopher Street
tierte Fälle von neonazistischen Über- Day. Die Ideologie der bisherigen
griffen vor. So berichtete beispielsweise Volksgemeinschaft behindert dage-
auch die Saarbrücker Zeitung im No- gen das Geschäft. Die Ausschluss-
vember 2004 von einem brutalen Über- kriterien richten sich nach der
griff, begangen von rechten Schlägern in Funktionalität, nicht mehr nach
Saarbrücken. Und in Homburg existiert Ethnien oder Rassismen. Niemand,
mit der Kameradschaft Homburg/Neun- auch kein Mitglied der Volksge-
kirchen eine ins bundesweit agierende meinschaft, kann sich darauf ver-
neonazistische „Aktionsbüro Saar“ ein- lassen, nicht bankrott zu gehen.
gebundene Struktur. Die Wut der Neonazis folgt aus
Die Antifa Saar ruft anlässlich dieses diesem Wissen. Selbst ein heutiger In- wird, wenn auf internationaler Ebene die
Überfalls auf zu einer Demonstration am dustrieclub würde sich auf kein Bündnis Geschäfte sich gestört fühlen.
Samstag, den 26. März 005 um 14 Uhr. mehr mit ihnen einlassen. Nicht weil die ■ Nun zu den Neonazis selbst.
Treffpunkt ist vor dem Hauptbahnhof in Herren und inzwischen auch Damen des
Homburg. Gruppen und Organisationen, Industrieclubs nun plötzlich humaner ge- Der Vizevorsitzende der NRW-NPD ist
die die Demonstration unterstützen wol- worden sind, sondern weil sie ihre Profit- gerade zu einem Jahr auf Bewährung
len können sich unter email-Adresse interessen anders und besser realisieren, verurteilt worden. Er hatte am 26. Juni
antifasaar@yahoo.de melden. weltweit unmittelbar auf ökonomischer 2004 die Demonstration gegen den Bau
Antifa Saar/Projekt AK ■ Basis. Auch der Krieg gegen den Irak ba- der Synagoge in Bochum u.a. damit be-
siert zum erheblichen Teil nicht mehr auf gründet, dass im Talmud zum Kindes-
einer traditionellen Armee, sondern auf missbrauch aufgerufen würde. Er schaff-
NPD in Rheinland-Pfalz ökonomischen Verbänden, auf einer te es, dass seine antisemitische Talmud-
Söldner High-Tech- Armee. Die anderen, interpretation mit langen Lesungen im
Am Sonntag 20.3. führte der NPD- meist Soldaten, die durch den Kriegs- Gerichtssaal noch einmal wiederholt
Kreisverband Rhein-Nahe eine Saalver- dienst die amerikanische Staatsangehö- werden durfte, die Staatsanwaltschaft
anstaltung aus Anlass der Landtagswah- rigkeit erwerben wollen oder die keine hatte übrigens 18 Monate ohne Bewäh-
len in Rheinland-Pfalz durch. Laut einem andere Jobvariante mehr besitzen, dienen rung gefordert. Also auch wiederum die
Bericht der NPD waren auch Mitglieder als Kanonenfutter. schon eben erwähnte Zwiespältigkeit bei
der DVU, der REP und freie Nationalis- Kanonenfutter wird allerdings ge- der Verfolgung des Neonazismus. Denn
ten anwesend. „Auch viele Republikaner braucht, vor allem ideologisch, auch bei der Antisemitismus stört einerseits die
sind im Gegensatz zu ihrer Parteiführung uns. Dies bleibt, wie schon immer, die internationalen Geschäfte, wenn er nicht
zu einem Miteinander bereit, über 800 Aufgabe der Neonazis. Die ökonomische nur in den Köpfen bleibt, sondern inter-
Unterzeichner des „Hamburger Signals“ Entwicklung darf nicht dazu führen, dass national sichtbar wird. In den Köpfen
fordern aktuell das Ende des Gegenein- diese Gesellschaftformation selber in allerdings behält der Antisemitismus sei-
anders Rechter Parteien in Deutschland", Frage gestellt wird. Die Neonazis dienen ne traditionelle Funktion. Die konkrete
so Rohleder vom NPD-Kreisverband. daher einer doppelten Ablenkung. Ihre Unsicherheit innerhalb der abstrakten
Auch der Fraktionsvorsitzende der NPD Anhänger träumen vom deutschen ökonomischen Verhältnisse verlangt
im Sächsischen Landtag, Holger Apfel, Reich, das ist gut so, da kommen sie nach einem entsprechenden konkreten
trat als Redner auf. Der NPD-Landesvor- nicht auf falsche Ideen, und die offizielle Feind, der in den Juden gefunden werden
sitzende Peter Marx rief zur Unterstüt- Bekämpfung der Neonazis beweist, dass soll. Die weltweiten Kapitalverhältnisse
zung der NPD bei der Landtagswahl im die Lehren aus der Vergangenheit gezo- werden in einer weltweiten Projektion
März in Rheinland-Pfalz auf. ■ gen wurden. Und dann kann auch noch erklärt, im „Weltjudentum“.

8 : antifaschistische nachrichten 6-2005


Diese Anknüpfung an die Vergangen- Alain de Benoist vor einiger Zeit formu- werden, die jeweilige Arisierungsge-
heit hat aber bitteschön in den Köpfen zu liert: Das Ziel der Politik ist die Vielfalt schichte vor Ort zu erforschen und eine
bleiben, machmal genügen ja auch An- der Völker. Das heißt übersetzt: Jeder an nicht anonymisierte Offenlegung der Ak-
deutungen in den offiziellen Medien, wie seinem Platz, der ihm zusteht. ten zu fordern. Die erste Wehrmachtsaus-
die „Anwälte von der Ostküste“, die So wird auch das Kollektiv Europa stellung vor ihrer Entschärfung hat ein
schon wieder Entschädigungsgelder ver- von der NPD in ihrem Europaplan be- gutes Beispiel gegeben. Wichtig wäre
langen, so im „Spiegel“, oder die „jüdi- grüßt, als das „lebenswerte Heim europä- doch zu wissen, was die Dresdener Opfer
sche Kaufhausdynastie Wertheim“, die ischer Völker“, die, und jetzt folgt die sich in der Arisierung angeeignet haben
Gelder für ein enteignetes Grundstück Definition der Grenzen, sich „geogra- oder die armen Schlesier vor ihrer Ver-
am Potsdamer Platz in Berlin fordert, so phisch, ethnisch und kulturell als eine treibung, schließlich gehörte auch Au-
in der „Tagesschau“, wo doch die arme Einheit verstehen“. Ausgeschlossen und schwitz, nicht nur ein KZ, sondern auch
Arisierungsgewinnlerin Frau Schicke- verantwortlich nicht für den Kapita- eine deutsche Musterstadt, zu Schlesien.
danz für die Erhaltung ihres Kaufhauses lismus, der nicht schlecht ist, wohl aber Also Geschichtsarbeit.
schon so tief in ihre Taschen greifen für das „liberalkapitalistische Wirt- Dies allerdings hilft nur im ersten An-
muss. Aber bitte nur Andeutungen, jeder schaftssystem“ sind „die angelsächsi- satz gegen Projektionen. Denn die Pro-
weiß, was gemeint ist. Diese Offenheit schen Mächte insbesondere die USA und jektionen haben einen ökonomischen
der NPD stört dabei nur, es wissen doch Großbritaninnien“. Hier wird nicht nur Grund. Auch das freie unternehmerische
schon alle. den alten Projektionen gefolgt, sondern Selbst ist beschränkt, es wird auch durch
„Spürst auch auch dem alten deutschen Kapitalismus- seine Beschränkung definiert, denn es
Du die Kälte der und Regulierungsmodell, das an konti- soll auf dem Markt funktionieren, und
künstlichen Glit- nentalen Eroberungskriegen gegen den sei es mit dem Einverständnis sog.
zerwelt in unse- Osten orientiert blieb und auch in der selbstbestimmter Euthanasie oder, mil-
rem Lande? NS-Zeit auf Europa setzte. der, mit dem Einverständnis unzurei-
Spürst Du die Zu fragen wäre, inwieweit dieses Mo- chender medizinischer Versorgung oder
Hilflosigkeit und dell insgesamt überholt ist, die NPD Betreung, weil es als „Kunde“ nicht ge-
Gleichgültigkeit, doch eher als eine Nostalgiepartei zu be- nug Geld einsetzen kann. Der Marktfun-
die uns umgibt?“ zeichnen wäre, oder ob sich dieses Mo- damentalismus wird kommunalpolitisch
Mit diesen Sät- dell nicht durchaus auch noch fortsetzt, und im Bildungssektor gegen jeden bis-
zen wendet sich in den deutschen Interessen in Osteuro- herigen Ansatz demokratischer und soli-
der Bundesvor- pa, in der Entdeckung der deutschen darischer Kultur durchgezogen.
sitzende der Jun- Minderheiten, die ja schließlich, siehe In den Bildungsanstalten und in der
gen Nationalde- Menschenrechte, auch zu schützen wä- Kommunalpolitik wären gegen diesen
mokraten im ren. Trend gerade die Ansätze einer demokra-
Zusammenhang Das Bündnis der NPD mit den sog. tischen Kultur zu erweitern. Dies bedeu-
der sog. Schul- Freien Kameradschaften deutet länger- tet in jedem Fall eine praktische Bil-
offensive an fristig eher auf eine Schwäche des Neo- dungsaufgabe: Aufklärung über die öko-
Schüler. Ange- nazismus hin. Denn diese sog. Kamerad- nomischen Interessen und gegen die Re-
sprochen werden schaften können nun wirklich nicht als signation die Entwicklung einer gemein-
hier die netten, ordentlichen jungen Bündnispartner welcher Kapitalfraktion samen Gegenwehr.
Menschen, die auch von anderen Par- auch immer vorgezeigt werden. Das Mo- Zum Schluss noch eine Warnung. Es
teien, von Kirchen oder Sportvereinen dell SA hat durch die Geschichte der ist ganz sinnvoll, ab und zu das Manifest
geliebt werden. Der angesprochene Ty- Vergangenheitsbewältigung ausgedient. der Kommunistischen Partei zu lesen,
pus wurde schon nach 45 als „autoritärer ■ Was also ist zu tun? die Begeisterung von Marx gegen jeden
Charakter“ diagnostiziert, unfähig eige- romantischen Nationalismus, seine Be-
ne Erfahrungen zu machen, offen für Woody Allen meinte einmal, das einzig geisterung, dasss die Bourgeoisie endlich
jede Manipulation, voller Wut gegen je- richtige Argument gegen Antisemiten sei alle Grenzen hinwegräumt, alles, wie es
des Andere, „Fels in der Brandung, von ein Baseballschläger. Das ist sicherlich wörtlich heißt, Heilige verdampft. Also
Dreck umspült“, wie es auf einer an richtig, wenn Neonazis in der Öffentlich- nicht die Aufrichtung neuer Grenzen.
Schulen verteilten Neonazi-CD heiß. keit auftreten. Autoritären und überange- Daran arbeitet schon die NPD vergeb-
Innerhalb des postfordistischen Kapita- passten Menschen muss beigebracht lich. Nicht mehr Made in Germany, aber
lismus wird zwar das Individuum als werden, wo sie nicht erwünscht sind. auch nicht mehr Made by Daimler-
unternehmerisches Selbst gefragt, die Si- Aber der prozentuale Anteil an Frem- Chrysler. Stattdessen:
cherheit eines unhinterfragbaren Kollek- denfeindlichkeit und spez. Antisemi- Wenn die Grenzen für das Kapital
tivs wird diesem unternehmerischen tismus steigt, Folgen der Arbeitslosig- schon nicht mehr gelten, dann sollten sie
Selbst aber verwehrt. Danach sehnt sich keit, Legitimationsverluste bisheriger für niemanden mehr gelten. Dies ist eine
aber der Bundesvorsitzende: Er preist Gesellschaften, die auch eine relative so- Aufgabe internationaler Solidarität.
eine „nationale Identität“, junge Men- ziale Sicherheit garantierten, Überforde- Wenn das Kapital, auch endlich, bisheri-
schen „finden sich bei den Jungdemokra- rung des unternehmerischen Selbst, also ge ideologische Kollektive auflöst und
ten zusammen“, sie sind „Deutschlands verschiedene ideologische und soziale an deren Stelle das unternehmerische
Jugend“. Und die schlechten alten Pro- Ursachen. Deshalb bleibt der Neona- Selbst stellt, dann ist auch dieses Selbst
jektionen sind auch versammelt: Vom zismus gefährlich. noch zu beschränkt.
Kapitalismus ist zwar die Rede, aber er Zunächst und vor allem muss begrif- Stattdessen also: Freiheit von jeder
wird als das „kapitalistische System der fen werden: Schon der historische Na- marktbestimmten Funktionalität, das
USA“ vorgestellt, eben der McDonalds zismus entstammt unserer eigenen Ge- heißt: Solidarische Befreiung aus der
Imperialismus“ die „internationale Ein- schichte und kann nicht in ein böses An- bisherigen Arbeitsgesellschaft, also aus
heitszivilisation“, der „stetig steigende deres verschoben werden, wie auch im- einer Welt abstrakter Arbeit. Diese Pro-
Ausländerstrom“, all das stört. Stattdes- mer es heißt. pagierung eines anderen Lebens könnte
sen: Die Völker sollen in den Mittel- Ein gutes Mittel scheint mir hier die auf der Linken eine kulturelle Hegemo-
punkt der Politik gestellt werden. Ähn- Erforschung der Tätergeschichte zu sein, nie fördern, die auf der Rechten so ge-
lich hatte es der französische Neonazi Daraus könnte eine bundesweite Aktion fürchtet wird. ■

: antifaschistische nachrichten 6-2005 9


Frankreich:
Kulturskandale zwischen Antisemitismus, Kommu-
nitarismus und höchster politischer Konfusion
Ein Schriftsteller, der jüngst für alles andere als attraktiv, doch der Prota- ben Kommentatoren sind der Ansicht,
einen Skandal sorgte, erklärt: „Ich gonist zieht in ihre Wohnung ein und dass sich ohne Comments und Rolins
schäme mich nicht für meine ei- macht sich finanziell von ihr abhängig. Intervention niemand wirklich für ,Po-
genen Faschismen“ (Plural im Original), Denn die Liaision erlaubt ihm, endlich grom‘ interessiert hätte. Die beiden Auto-
„sie sind da, in mir drinnen. Sie drücken von Geldzwängen unabhängig zu werden ren kontern jedoch mit dem Hinweis, dass
einen Teil meiner Natur aus, ich betrachte und sein großes Lebensprojekt zu verfol- der prominente Fernsehmoderator Michel
sie nicht als unnatürlich, sie sind fester gen – nämlich einen Roman zu schreiben. Field bereits vor dem Ausbruch des Skan-
Bestandteil meiner Psyche.“ (Zitiert aus Von dem Text, den er verfasst, erfährt die dals im Februar die Werbetrommel für
„Chronic’Art“ vom März 2005.) Leserin nichts, abgesehen davon, dass er ,Pogrom‘ rührte. Tatsächlich hat der ex-
Und ein Theatermacher, der vor zehn von überbordendem Hass geprägt ist. In Linke Moderator Bénier-Burckel bereits
Jahren noch als Bannerträger des Antiras- Wirklichkeit ist es Bénier-Burckels Buch im Januar ins Studio eingeladen und ihm
sismus galt und den Kampf gegen den selbst, das sich auf diese Weise in der ei- augenzwinkernd versichert: „Sie haben
rechtsextremen Front National zu seiner genen Handlungsdarstellung widerspie- eine Chance von eins zu zwei, dass ihnen
persönlichen Angelegenheit erhob, er- gelt. Über endlose Seiten hinweg be- von was weiß ich für einer Organisation
kennt heute in dem neofaschistischen schimpfen L’inqualifiable (Der Unbe- was weiß ich für ein Prozess gemacht
Funktionär Bruno Gollnisch seinen Lei- schreibliche) und l’hôtesse (Die Gastge- wird.“
densgenossen. Der Grund dafür soll darin berin) sich ausgiebig, beweisen sich ihre Tatsächlich sind die umstrittenen Pas-
liegen, dass beide in Frankreich von jüdi- abgrundtiefe Verachtung füreinander. sagen mehr als skandalös. Zunächst tritt
schen Meinungsmachern verfolgt und ih- Das ist auch schon fast alles: Die Ro- der Freund des „Unbeschreiblichen“ auf,
rer Redefreiheit beraubt würden. manhandlung ist furchtbar einfach ge- ein gewisser Mourad, „ein Araber“. Die-
Beide Protagonisten schwingen sich zu strickt und daneben noch hundsmiserabel sem werden eindeutig antisemitische Pas-
selbsternannten Sprechern der Under- geschrieben, mit einer Anhäufung von sagen in den Mund gelegt: „Das ist ihnen
dogs, der Nachfahren der Opfer von Skla- schrägen Metaphern und aneinanderge- noch nicht aus dem Kopf gegangen, der
verei und Kolonialismus auf – und ver- reihten Adjektiven. Wahrscheinlich ist es Genozid. Sie wiederkäuen ihn nach jeder
körpern doch allenfalls eine auf den Hö- das, was den Roman für einige Kritiker at- Melodie, mit jeder Sauce, und schön laut,
hepunkt getriebene politische Konfusion. traktiv machte, die darin ein neues Genre damit man sie beklagt. (...) Mit der Shoah
So lassen sich zwei der jüngsten Affären von „literarischem Trash“ erblickten. Zu haben die Anhänger der überlegenen Ras-
resümieren, die die französische Kultur- einem solchen Konzept bekennt sich auch se 10.000 Jahre Straflosigkeit gewonnen.
welt erschütterten. Der französische Pre- Bénier-Burckel, der sich als „zur Genera- Und sie wundern sich, dass man ihnen die
mierminister Jean-Pierre Raffarin nannte tion ,American Psycho‘ gehörend“ be- Hose herunterziehen und sie in den Arsch
sie jüngst in einem Atemzug, als er Mitte zeichnet, in Anspielung auf den Trashro- ficken will, von Paris bis Wladiwostok
Februar vor der Gefahr antisemitischer man von Bret Easton Ellis. Von diesem mit Umweg über Berlin, Rom, Moskau
Tendenzen warnte. Stil ist auch Frédéric Beigbeder geprägt, und sogar Kuba.“ Ansonsten hätten sie ei-
Romantitel: „Pogrom“ der im Jahr 2000 seinen provokatorisch nen Haufen Kohle und „Referenzen über-
gemeinten Banalitätenroman ,99 francs‘ all in der Welt“, die ihnen zu einem „un-
Am 3. Januar 2005 erschien bei dem re- veröffentlichte und später als literarischer schlagbaren Lebenslauf“ verhülfen. Im
nommierten Pariser Verlag Flammarion Direktor bei Flammarion eingestellt wur- Anschluss schlägt Mourad, der den Prota-
das 248 Seiten umfassende Buch des jun- de – dank ihm konnte ,Pogrom‘ dort über- gonisten anpumpen will, ihm käuflichen
gen Autors Eric Bénier-Burckel, das den haupt erscheinen. Sex mit einer Jüdin namens „Rachel“ vor.
bezeichnenden Titel „Pogrom“ trägt. Der Kontroverse um antisemitische Auf mehreren Seiten wird ausführlich be-
Name ist tatsächlich Programm. Aller- Passagen schrieben, wie erst einer der Hunde des
dings hat der 33-jährige Philosophieleh- Roman-Mourad, dann dieser selbst und
rer Bénier-Burckel kein ideologisches Zu Anfang blieb der Roman, der aufgrund am Ende der „Unbeschreibliche“ die
Pamphlet – antisemitischer oder anderer seiner literarischen Qualitäten nach allge- Nämliche von hinten besteigen. Die drei
Art – verfasst, sondern eine fiktive Hand- meiner Ansicht der Kritiker wenig Beach- Hunde heißen Pétain, Drumont und Bra-
lung niedergeschrieben, die vor Hass in tung verdient, fast unbemerkt. Dann aber sillach. Der Marschall Philippe Pétain, ab
vielfacher Hinsicht nur so trieft. An chro- zogen die beiden linken Schriftsteller Ber- 1940 Chef des Vichy-Regimes, ist allge-
nologisch erster Stelle stehen die Gering- nard Comment und Olivier Rolin durch mein bekannt. Edouard Drumont verfass-
schätzung des Autors für Frauen und sei- einen Gastbeitrag in „Le Monde“ vom 11. te um 1880 das Grundlagenwerk des mo-
ne scheinbare Verachtung für Großbür- Februar das Augenmerk auf Passagen, die dernen Antisemitismus in Frankreich, ,La
ger: Der fiktive Romanheld, der vom Er- neben der allgemeinen hasserfüllten France juive‘. Robert Brasillach war ein
zähler stets in der zweiten Person ange- Atmosphäre des Romans auch spezifisch antisemitischer Schriftsteller und Nazi-
sprochen und gesiezt wird, der aber auf- antisemitische Passagen enthalten. Die kollaborateur, der im Februar 1945 er-
grund mehrfacher augenzwinkender Hin- Gründe dafür, dass Rolin und Comment schossen wurde.
weise und biographischer Details leicht so die öffentliche Aufmerksamkeit auf Angeblicher Einsatz für „die Schwar-
als Wiedergänger des Autors selbst aus- den Roman zogen, sind umstritten: Man- zen und die Araber“
zumachen ist, unterrichtet als Lehrer an che Kritiker weisen darauf hin, dass sie
einer Oberstufenschule im Großraum Pa- eine literarische Reihe beim Verlag Le In Interviews versuchte der Autor – nach-
ris. Genau wie Bénier-Burckel selbst. Seuil leiten, die vor kurzem ihre prestige- dem der Skandal durch den Gastbeitrag in
Die Hauptfigur seines Romans lernt reichste Autorin Catherine Millet an den „Le Monde“ sowie die Äußerungen des
eine reiche Erbin im wohlhabenden 6. Konkurrenzverlag Flammarion verlor – so Premierministers ausgebrochen war –
Pariser Bezirk kennen, die sich aus uner- dass ihnen eine Gelegenheit nur recht sich dadurch zu rechtfertigen, dass er sich
findlichen Gründen in ihn verliebt. Sie ist kam, diesem eins auszuwischen. Diesel- die antisemitischen Auslassungen einer

10 : antifaschistische nachrichten 6-2005


Romanfigur als Verfasser nicht zu eigen „Das Begräbnis oder
mache. Er zeige nur eine Realität auf, die DIE HIMMLISCHEN VIER“
nun mal leider so sei – „ich unterrichte in
den Banlieues“–, auch wenn es die Pariser Das Projekt „Das Begräbnis oder DIE HIMMLISCHEN
Bürger in ihrem behüteten Milieu scho- VIER“ ist eine spektakuläre Mahnung zum 60. Jahres-
ckiere. Gegen diese Darstellung sprechen tag der Befreiung vom Hitlerfaschismus. Der tote Sol-
aber mehrere Gründe, so die allzu deutli- dat aus Bertolt Brechts Gedicht „Legende vom toten Soldaten“
che Wiederspiegelung des Autors selbst in wird am 8. Mai vor dem Reichstag in Berlin aufgebahrt. Von
seinem zentralen Romanhelden. sowjetischen Panzern eskortiert wird er nach Potsdam gebracht
Aber auch die Widmung, die Bénier- werden, wo am Abend des 8. Mai ein Bomber aus dem 2.
Bürckel verfasste, ist keinem Zufall ge- Weltkrieg kreisen und Flugblätter abwerfen wird. Am nächsten
schuldet. Man kann es als Demagogie be- Tag wird der „tote Soldat“ beim Cecilienhof von Vertretern der
zeichnen, wenn er sein Buch „Den vier kriegführenden Mächte Frankreich, Großbritannien, der
Schwarzen und den Arabern“ widmete, UdSSR und der USA in Gewahrsam genommen und von ihnen
denn diesen – angeblichen und zum Teil zu der Stelle geschafft, wo in Potsdam die Garnisonskirche Plakat der VVN-BdA zum 8. Mai
auch tatsächlichen – Underdogs der fran- stand. Dort würde er wieder begraben werden. Anschließend begeben sich die Vier zu einem
zösischen Gesellschaft legt er seine eige- Flughafen in Berlin und fliegen mit dem Bomber davon. Die Aktion, über deren Sinn sich jeder
nen Hassbotschaften in den Mund. Dabei seine eigenen Gedanken machen mag, enthält viele spektakuläre Höhepunkte: das Auftreten
erweist er auch zweifellos den von rassis- am Reichstag, den Konvoi mit den sowjetischen Panzern, das Begräbnis eines Lebendigen, den
tischen Diskriminierungen auf dem Ar- Abflug in Gatow. Der spektakulärste aber wird die Nacht in Potsdam sein, die mit dem britischen
beits- und Wohnungsmarkt Betroffenen Bomber an die Zerstörung der Stadt zu Ende des letzten Weltkriegs erinnert.
keinerlei guten Dienst, wenn er seine Ro-
manfigur Mourad als angeblich typischen Das Projekt braucht jede, auch finanzielle Unterstützung. Interessierte erfahren mehr beim Aktionsbüro „Das
Vertreter einer Bevölkerungsgruppe hin- Begräbnis oder DIE HIMMLISCHEN VIER“, Tulbeckstr. 4, 80339 München, Telefon 089-5028357, Fax
54070348. Oder auf www.himmlischevier.de Spendenkonto: C. Waldenberger, Konto 200406800, BLZ
stellt: „Mourad repräsentiert die muslimi- 50190000. Stcihwort: Himmlische Vier
sche, pro-palästinensische Community“.
Dabei ist die Gesellschaft der Einwande-
rer aus mehrheitlich moslemischen Län-
Dieudonné und Gollnisch: Wenn zwei
dern in Frankreich sehr heterogen und ckung der Schwarzen wesentlich schul- „Verfolgte“ sich einig wissen...
komplex, und lässt sich keinesfalls auf die dig zu sein.
Anhänger antijüdischer Hassgefühle – die Nunmehr ermittelt die französische Aber in der Ungemach hat Dieudonné,
es gibt – reduzieren. Justiz gegen Dieudonné: Der hatte sein der in den letzten Wochen auch zweimal
Dieudonné, Meister der politischen neuestes Theaterstück Mes excuses – auf Flughäfen – im französischen Über-
Konfusion „Meine Entschuldigung“, in dem er sich seedépartement La Martinique und in Pa-
aber keinesfalls entschuldigt, sondern sei- ris – von Mitreisenden oder Anwesenden
Einer, den sich Bénier-Burckel unterdes- ne Anklagen zuspitzt – Mitte Februar attackiert worden ist, einen Leidensge-
sen tatsächlich zum Vorbild nehmen zum ersten Mal außerhalb Frankreichs nossen entdeckt.
könnte, ist der schwarze französische aufgeführt und zwar in Algier. Aus die- Der rechtsextreme Parteifunktionär
Schauspieler und frühere Fernsehkomi- sem Anlass hatte er bei einer Pressekon- Bruno Gollnisch, der wegen Holocaust-
ker Dieudonné M’bala M’bala. Der ferenz den aktuellen politischen Diskurs leugnung für 5 Jahre vom Hochschul-
Mann, der allgemein unter seinem Vor- über die Shoah als „Erinnerungsporno- dienst suspendiert worden ist, werde „in
und Künstlernamen bekannt ist, steigert graphie“ bezeichnet und von einer „Über- unglaublicher Weise“ drangsaliert, be-
sich seit anderthalb Jahren in einen im- dosis“ der Erinnerung gesprochen. Zu- merkte Dieudonné vor Journalisten am
mer schriller werdenden Hassdiskurs ge- gleich hatte er in einer biologistischen Pariser Flughafen, eilig versichernd, er
gen die französischen Juden hinein. Die- Metapher vom Zionismus als dem „AIDS teile seine politischen Ideen ansonsten
se beschuldigt er, daran Schuld zu tragen, des Judentums“ gesprochen – die AIDS- natürlich nicht.
dass er einen Film über die Geschichte Metapher lässt Dieudonné seit Anfang Gollnisch bemerkte seinerseits aner-
der Sklaverei aus finanziellen Gründen des Jahres nicht mehr los, als er in einem kennend, „von Raymond Barre bis Dieu-
nicht realisieren konnte – „zionistische Fernseh-auftritt durchblicken ließ, für ihn donné“ hätten sich Persönlichkeiten für
Autoritäten“ in der französischen Kino- seien die von ihm attackierten Lobbys für seine Meinungsfreiheit eingesetzt – Barre
welt hätten ihn daran gehindert. Dieudon- die Ausbreitung der Epidemie in Afrika ist der wirtschaftsliberale frühere Ober-
né wirft den Juden Frankreichs vor, diese verantwortlich. bürgermeister von Lyon, der seinen Uni-
hätten an der Sklaverei verdient und da- Dieudonné ist mittlerweile politisch versitätskollegen Gollnisch als Ehren-
mit Finanzimperien errichtet, obwohl die isoliert: Die Palästina-Solidaritätsgrup- mann bezeichnete. Vor zehn Jahren noch
Autoren des „Code noir“, des französi- pen, um die er sich anfänglich bemühte, war Dieudonné in FN-Kreisen „der Ne-
schen Sklavereigesetzes im 17. und 18. haben schon vor Monaten mit ihm gebro- ger, der die nationale Rechte herausfor-
Jahrhundert, auch direkt antijüdische Ver- chen und ihm vorgeworfen, mit dem Feu- dert“; damals reiste der Theatermacher
ordnungen in Frankreich und seinen da- er des Antisemitismus zu spielen. Selbst nach Dreux (80 Kilometer westlich von
maligen Kolonien zu verantworten hat- die selbst sehr kommunitaristisch ausge- Paris), um 1996 in dieser damaligen FN-
ten. richtete Kleinpartei „Euro-Palestine“, die Hochburg gegen die extreme Rechte zu
Den Hintergrund dafür bietet eine Art von den linkeren Palästinagruppen ihrer- kandidieren. Wie sich die Zeiten doch än-
von „Opferkonkurrenz“, wie sie auch seits höchst argwöhnisch betrachtet wird, dern können.
schon vor längerem unter den Minderhei- gab Ende Oktober vorigen Jahres seinen Wenn die „Verfolgten“ zusammenste-
ten in den USA beobachtet wurde, ange- Ausschluss bekannt. Zu befürchten ist hen und sich als vermeintliche Opfer jü-
heizt vom antisemitischen Prediger Louis allerdings, dass er unter den marginali- discher und anderer Lobbys gegenseitig
Farrakhan: Manche Schwarze beschuldi- sierten Jugendlichen in den Banlieue- auf die Schulter klopfen, dann gilt wohl:
gen die Juden, durch ihren „Opferstatus“ Trabantenstädten als ein „Held“ in Erin- Und ist der letzte Rest politischen Be-
aufgrund der Shoah das Leiden der nerung bleiben könnte, der „den Mut hat- wusstseins erst völlig ruiniert, dann lebt’s
Menschheit „zu monopolisieren“ und da- te, sich gegen die Mächtigen zu stellen, sich völlig ungeniert.
durch am Schweigen über die Unterdrü- und dafür abgestraft wurde“. Bernhard Schmid, Paris ■

: antifaschistische nachrichten 6-2005 11


Stellungnahme des Vorsitzen-
den Ludwig Baumann und des
Sächsische Dauerausstellung in
Vorsitzender des wissenschaft-
lichen Beirats Prof. Dr. Manfred Mes-
Torgau macht NS-Täter zu Opfern
serschmidt der Bundesvereinigung Op-
fer der NS - Militärjustiz e.V. ren blutjung und die Abschiedsbriefe an misshandelt und ermordet. Auch der Mit-
ihre Eltern können einem das Herz zerrei- unterzeichner, Ludwig Baumann, wurde
Alle NS-Verfolgtenverbände haben die ßen. Kein Verfolgtenportrait von ihnen vom SD bei der Vernehmung und noch in
Stiftung Sächsische Gedenkstätten wegen und anderen hingerichteten Luxembur- der Todeszelle gefoltert. Der Bundesge-
ihrer Gedenkstättenpolitik verlassen, Das gern wird in der Ausstellung gezeigt. An richtshof bezeichnet die Wehrmachtsjus-
gilt besonders auch für das Torgauer Ge- diese Verbrechen soll offensichtlich nicht tiz in seinem Urteil vom 16. November
denken. mehr erinnert werden. 1995 als „Blutjustiz“, deren Richter sich
An den Opfern der NS-Militärjustiz ist Bei der Ausstellung selber gibt es keine „wegen Rechtsbeugung in Tateinheit mit
die blutigste juristische Verfolgung der wirkliche räumliche Trennung zwischen Kapitalverbrechen“ hätten verantworten
deutschen Geschichte begangen worden - den Ausstellungsteilen zur NS-Verfol- müssen.
allein ca. 30.000 Todesurteile. Zu ihrer gung und der Verfolgung nach 1945 - ein Wir fordern in Torgau eine eigene Dau-
Rehabilitierung stellte der Deutsche Raum geht in den anderen über. Dabei erausstellung, welche die Ausstellungstei-
Bundestag mit seinem Beschluss vom 15. werden die Schergen der Gestapo und des le Vernichtungskrieg/Holocaust, Verfol-
Mai 1997 fest: „Der Zweite Weltkrieg war SD pauschal als unschuldige Opfer be- gung durch die NS-Militärjustiz, Verfol-
ein Angriffs- und Vernichtungskrieg, ein zeichnet. So heißt es im Ausstellungstext gung durch das Reichskriegsgericht, Ver-
vom nationalsozialistischen Deutschland zu den sowjetischen Speziallagern: folgung der Kriegsgefangenen und
verschuldetes Verbrechen“. „Danach sollten sie dazu dienen, Zwangsrekrutierten und Bleibendes NS-
Der zentrale Ort ihrer Verfolgung war ,feindliche Elemente in Gewahrsam zu Unrecht an den Opfern der Militärjustiz
Torgau, hier wurden allein ca. 1.000 To- halten‘: Personen, die als Sicherheitsrisi- nach 1945 umfasst. Denn bis zur gesetz-
desurteile verhängt. Ab 1943 wütete hier ko angesehen wurden, wie etwa NSDAP- lichen Aufhebung unserer Urteile im Mai
das Reichkriegsgericht. Mehrere 10.000 Funktionäre, Mitarbeiter von Gestapo und 2002 sind mehr als 99% unserer Opfer –
unserer Opfer litten in Torgau Fort-Zinna SD sowie generell alle Gegner der sowje- vorbestraft und gedemütigt, verstorben –
unter unmenschlichen Haftbedingungen – tischen Besatzungsmacht. Dabei erfassten unter Mithilfe Sachsens. Nur Sachsen und
viele von ihnen verstarben. In Torgau gab diese Lager aber nicht mutmaßliche Bayern haben im Bundesrat gegen die Re-
es auch nach 1945 eine Verfolgung. ,Nazi- und Kriegsverbrecher‘, denn diese habilitierung der Wehrmachtsdeserteure,
Wegen der schweren Verfolgung unserer waren, soweit sie die Uniformen der Wehrkraftzersetzer und Kriegsdienstver-
Opfer forderte der Deutsche Bundestag Wehrmacht, der SA oder der SS getragen weigerer aus Hitlers Krieg gestimmt. Und
„in Torgau den Schwerpunkt auf das Be- hatten, in die Kriegsgefangenenlager ein- so haben wir in Torgau immer noch nicht
wahren der Erinnerung an die Opfer der zuweisen.“ die uns seit über 10 Jahren zugesagte Ge-
Wehrmachtsjustiz zu legen“ (Protokoll Die Gestapo und der SD wurden in den denkstätte – anders als die nach 1945 Ver-
des Deutschen Bundestags, 14. Wahlpe- Nürnberger Prozessen als verbrecherische folgten, die am Fort-Zinna seit 1992 eine
riode Drucksache 14/1569, S. 20). Auch Organisationen verurteilt, ihre im Ausstel- Gedenkstätte haben. Wir haben dort nicht
die eigene Fachkommission der Stiftung lungstext so genannten ,Mitarbeiter‘ wa- einmal einen Platz, an dem wir für unsere
forderte 1996: „Der Schwerpunkt der ren der Inbegriff der Nazi- und Kriegsver- Toten Blumen niederlegen können.
ständigen Ausstellung soll auf der Dar- brecher. Allein im Januar 1946 waren 498 Ludwig Baumann
stellung der NS-Militärjustiz liegen“. von ihnen in Torgau inhaftiert – dazu 25 (Vorsitzender)
Dennoch ließ die von den sächsischen Mi- Kriegsrichter. Sie haben unsere Opfer im Prof. Dr. Manfred Messerschmidt
nistern dominierte Stiftung gegen unseren Nazideutschland und in allen von der (Vorsitzender des wissenschaftlichen
Protest je zwei Ausstellungsteile für die Wehrmacht besetzten Ländern verurteilt, Beirats) ■
vor und nach 1945 Verfolgten erstellen.
Nun entschied sie, eines unserer beiden Tagung: Zukunft des Gedenkens –- Freitagabend 17.6.2005
Ausstellungsteile fast vollständig zu ent- Perspektiven antifaschistischer Ge- 18.00 „Erinnern heute - Plädoyer gegen eine Ega-
sorgen: Zwar werden die verbliebenen denkarbeit, 17.6.2005 - 19.06.2005 lisierung zum Opfer“ Referenten: Günther Jacob,
in der Fachhochschule Potsdam Boris Buden, Hanno Loewy (angefragt)
Exponate in schönen Räumen gut präsen- Samstag 18.6.2005: 9.00-12.30 Uhr „Wie kann
tiert, es werden aber zur NS-Verfolgung Organisiert von der Lagergemeinschaft Ravens- die Zukunft des Erinnerns aussehen?“ - Positionen
nur noch 13 Verfolgtenportraits und 18 brück/Freundeskreis e.V. und der Gruppe „Freun- und Forderungen von Überlebenden (Podium mit
Thementafeln gezeigt, zur SBZ-Verfol- dinnen des Sachsenhausen-Komitees“ Überlebenden); 14.30-16.00 Uhr Arbeitsgruppen:
gung dagegen 24 Verfolgtenportraits und Hauptanliegen der Tagung ist eine Vernetzung 1. Motivation für die gedenkpolitische Arbeit, 2.
31 Thementafeln. der Personen, Gruppen und Organisationen, die Frage des Vermächtnisses , 3. Zusammenarbeit mit
Unser Protest führte nicht dazu, dass sich mit Gedenkstätten und Erinnerungspolitik be- den Gedenkstätten; 16.30-18.00 Uhr Deutsche
fassen. Uns liegt an einem Austausch mit Gruppen Gedenkpolitik und Europa, Referenten: Ludwig
die entsorgten Exponate wieder gezeigt
und Organisationen, die – im Sinne der ehemali- Elm und N.N. (angefragt)
werden konnten, sondern, dass sie gegen 19.30 Uhr „Vor der Haustür - Orte des nationalso-
unseren entschiedenen Widerstand zu an- gen Häftlinge Erinnerungspolitik gestalten wollen,
sich zukünftig für ihre politischen Forderung einset- zialistischen Terrors im heutigen Sachsen-Anhalt“
deren Informationen in einen Computer Ein Film des Alternativen Jugendzentrums e.V. Des-
zen, die Veränderungen in der politischen Ausrich-
eingespeichert wurden. Erreichbar ist der tung der Gedenkstätten kritisch reflektieren. Aus sau, erarbeitet mit Jugendlichen aus Wittenberg,
Computer nur durch eine Öffnung im Bo- heutiger Sicht ist zu befürchten, dass die Erinne- Bernburg und Halberstadt
den der Ausstellung über eine steile Wen- rung der Überlebenden durch die gegenwärtige 21.00 Abendveranstaltung: Swing - Disko mit
deltreppe oder durch einen langen Weg in deutsche Politik angeeignet und für ihre Zwecke Günther Discher (ehemals
nutzbar gemacht wird. Swingjugend Hamburg, Überlebender des Ju-
eine untere Etage des Schlosses. gend-KZ Mohringen, DJ)
Beispielhaft für das Vorgehen in Torgau Der Teilnahmebeitrag liegt bei 35,-/erm 25,- Euro. Sonntag 19.6.2005
ist die Behandlung der luxemburgischen Darin sind enthalten: der Tagungsbeitrag, die Ver- 10.00 - 11.30 Uhr „Zukunft der Opferverbände“ ,
Zwangsrekrutierten: Am 22, und 23. De- pflegung während der Tagung und der Eintritt zur Podiumsdiskussion mit VertreterInnen verschiede-
zember 1944 wurden 11 von ihnen hinge- Swing-Disko mit Günther Discher. ner Organisationen; 12.00 Vernetzung der einzel-
richtet, weil sie nicht für Hitler-Deutsch- nen Organisationen
land in den Krieg ziehen wollten. Sie wa-

12 : antifaschistische nachrichten 6-2005


: ausländer- und asylpolitik
Strafanzeige gegen den
NPD-Kreisverband Göttin-
Kurdischer Politiker Remzi noch ernstzunehmend anzukündigen, gen wegen Volksverhet-
Kartal wieder in Freiheit aber für den 10. März, ist eine Neuaufla- zung und Aufstachelung
ge des Verfahrens gegen Fritz Burschel zum Rassenhass
Der kurdische Politiker Remzi Kartal ist vorgesehen. Beginn ist um 9 Uhr, im Sit-
wieder in Freiheit. Der 1. Strafsenat des zungssaal 1 des Amtsgerichts Jena, Ra- Mitglieder der PDS Niedersachsen ha-
Oberlandesgerichts Bamberg wies am thenaustr. 13 (Anfahrt über Kahlaische ben vor kurzem Strafanzeige bei der
Dienstag ein Auslieferungsersuchen der Str.). Der vorangegangene Termin am 22. Staatsanwaltschaft Göttingen gegen
Türkei zurück. Die türkische Justiz wirft Juli 2004 wurde nach einem Befangen- den NPD-Kreisverband Göttingen und
dem ehemaligen Abgeordnete der in der heitsantrag der Verteidigung gegen die gegen den presserechtlich Verantwort-
Türkei verbotenen Demokratiepartei Richterin aufgehoben. Dem neu ange- lichen der Homepage des NPD-Kreis-
DEP und jetzigen Vizevorsitzende des setzten Verfahren sitzt ein neuer Richter verbandes Göttingen Carsten Steckel
Kurdistan Volkskongresses Kongra Gel, vor: dieser Richterwechsel hat aber wohl erstattet. Aufgrund von Recherchen
die Verantwortung für einen Bombenan- nichts mit dem Befangenheitsantrag zu zum Thema „Rechtsextremismus in
schlag in der Türkei vor. Doch das Bam- tun. Niedersachsen“ wurden auf der Home-
berger Gericht wies die vorgelegten „Be- Zum Termin im Juli 2004 erging die page des Kreisverbandes der NPD Göt-
weise“ als nichtssagend und unkonkret folgende Pressemitteilung, der nichts tingen Texte gefunden, in denen u. a.
zurück und entließ Kartal in Freiheit. hinzuzufügen ist, als dass der Angeklagte der Begriff Holocaust in ähnlicher
Kartal, der in Belgien als Flüchtling unterdessen 40 Jahre alt geworden ist: Weise verfälschend missbraucht wird,
anerkannt ist, war am 21. Januar in Nürn- „Vielen Jenaern und Jenensern wird es wie in etwas anderer Art kürzlich von
berg aufgrund eines türkischen Haftbe- noch in mehr oder minder guter Erinne- Abgeordneten der NPD im sächsischen
fehls verhaftet worden. Mit Demonstra- rung sein, das antirassistische No-bor- Landtag.
tionen und Petitionen hatten kurdische der-Camp der Kampagne „kein mensch Außerdem wurden auf dieser Home-
Organisationen, Menschenrechtsaktivis- ist illegal“ im Hochsommer 2002. The- page Texte gefunden, die nach Mei-
ten und Politiker europaweit gegen seine ma der Großveranstaltung war damals nung der PDS zum Rassenhass aufsta-
Verhaftung protestiert. Im britischen das Grundrecht auf Bewegungsfreiheit cheln.
Oberhaus fand vergangene Woche eine und dessen rassistische Einschränkung „Angesichts des gegenwärtig
Sondersitzung für die Freiheit Remzi für Asylsuchende, Flüchtlinge und Mi- wiederauflebenden Rechtsextremismus
Kartals unter der Schirmherrschaft von grantInnen durch die deutsche Gesetzge- ist unser Handeln notwendig, um einer-
Lord Rea statt. Nick Brauns ■ bung und ihre Vollzugsorgane. seits der Öffentlichkeit aufzuzeigen,
Nun, fast zwei Jahre später steht einer welch eklatante Wiederholungsgefah-
Kurdische Föderation ruft der damaligen Camp-Verantwortlichen, ren-Potentiale in der NPD stecken; an-
Fritz Burschel aus Weimar, wegen an- dererseits strafbare Handlungen der
zu Newrozdelegationen in geblich beleidigender Äußerungen im NPD nicht hinzunehmen, sondern
die Türkei auf Jenaer Offenen Kanal vor Gericht. Ange- rechtliche Schritte dagegen einzuleiten.
Auch in diesem Jahr ruft die Föderation zeigt hatte ihn niemand geringerer als Ein neues 1933 muss mit allen demo-
Kurdischer Vereine in Deutschland Yek Polizeidirektor Rüdiger Schrehardt kratisch Mitteln verhindert werden,
Kom zur Teilnahme an internationalen selbst, der sich und seine Beamten durch darin sind wir uns mit allen demokra-
Newroz-Delegationen in die Türkei auf. Burschels Radioschelte verunglimpft tisch orientierten Parteien einig“, so der
Die Delegationsteilnehmer sollen mögli- sieht. Der 39-jährige Burschel, damals Landesvorstand der PDS Niedersach-
che Repressionen der türkischen Sicher- Mitarbeiter der Geraer Opferberatungs- sen in seiner Pressemitteilung. ■
heitskräfte während des kurdischen Ne- stelle ABAD und heute Leiter der aus Dokumentiert: Zitate von der
wrozfestes dokumentieren. Trotz einiger Bundesmitteln finanzierten „Netzwerk- Homepage NPD KV Göttingen
Gesetzesänderungen geht die Repression stelle gegen Rechtsextremismus bei Ra-
05.01.05 Der Uslarer Holokaust
gegen Kurden weiter. So wurde Mitte dio Lotte in Weimar“, will das Verfahren Im Heimatmuseum Uslar läuft zur Zeit (2. bis 12.
Februar in Mersin ein 19-Jähriger auf ei- vor dem Amtsgericht Jena am Donners- Januar) eine Sonderausstellung zu einem Thema,
ner Demonstration gegen die Isolations- tag zu einer Rückschau auf die Krimina- das besonders den Uslarer Bürgern aktuell auf
haft des ehemaligen PKK-Vorsitzenden lisierungs- und Eskalationsstrategie der den Nägeln brennt: Kinder im Holokaust. Wir
Abdullah Öcalan von der Polizei er- Schrehardtschen Polizei- Verbände nut- haben uns die Ausstellung nicht angesehen, aber
schossen. „Seien Sie herzlich dazu ein- zen. Er sieht seine damaligen Aussagen wir vertrauen darauf, dass die Macher der
geladen, mit Ihrer Delegationsteilnahme im OK Jena durch Rede- und Meinungs- Schau die genannte Zahl von 1.500.000 ermor-
die Vorbereitungsphase der Türkei für ei- freiheit gedeckt, seine Kritik damals wie deten Kindern genau belegen können. ... Die all-
seits bekannten 6.000.000 Juden geteilt durch 4
nen EU-Beitritt zu begleiten. Informie- heute als korrekt an.Sein Berliner An- = 1.500.000, da ja jeder vierte Mensch ein
ren Sie sich bei den zivilgesellschaft- walt, Ulrich von Klinggräff, betrachtet Kind ist. Logisch.
lichen Organisationen, u.a. Menschen- die Anklage als „überaus dürftig“, was 29.12.04 Neger bleibt vor der Tür
rechtsorganisationen, Gewerkschaften, wohl auch der Grund für den langen Weg Am 17.12. widmete die HNA fast eine ganze Sei-
Berufsverbände vor Ort, in wie weit die bis zur Hauptverhandlung gewesen sei. te im Northeimer Lokalteil einem „Skandal“, der
Kopenhagener Kriterien umgesetzt wer- „Das wäre der Klassiker eines einzustel- seitdem die (Gutmenschen der) Stadt erschüttert:
den und wo und wie gemeinsam an der lenden Verfahrens gewesen“, meint der „Ein Deutscher bleibt vor der Tür“ lautete die
Schlagzeile. Der „Deutsche“ mit dem typisch
EU-Fähigkeit gearbeitet werden kann“, Jurist. Insofern gehen der Angeklagte
deutschen Namen Abdelaziz Chouchane wurde
heißt es in dem Aufruf. Nick Brauns ■ und sein Verteidiger von einem Frei- in die Tanzbar Tiffany nicht hineingelassen, ob-
spruch, zumindest aber einer Einstellung wohl er einen BRD-Pass hat. ... wir Deutschen
Beleidigungs-Verfahren ge- des Verfahrens aus.“ sollten uns lieber um die Probleme der (wirklich)
Pressemitteilung Netzwerkstelle deutschen Noch-Mehrheit im Lande kümmern,
gen Camp-Verantwortlichen gegen Rechtsextremismus bei anstatt uns für Neger einzusetzen. Die Fremden
Weimar. Es wird immer schwieriger, Radio „Lotte in Weimar“, werden uns unsere Großzügigkeit nicht danken,
nach etwa fünf Terminverschiebungen E-Mail: weimar-gegen-rechts@web.de sondern uns noch den Todesstoß geben, wenn
wir taumeln. Das Leben ist nun mal hart.
und zwei Richterwechseln das Ereignis www.weimar-zeigt-sich.de ■

: antifaschistische nachrichten 6-2005 13


: Neuerscheinungen

Konsum und Propa- Wagen, der Opel P4, kostete lichen Nutznießer der
ganda: „Volkspro- 1450 RM) lag unter der Ren- Volksprodukte die
tabilitätsgrenze, weshalb die mittelständischen
dukte“ im „3. Reich“ Industrie die Arbeiten hinaus- Schichten. Die meis-
zögerte. Anfang 1937 über- ten Preise blieben für
Die NS-Herrschaft nahm die „Deutsche Arbeits- Arbeiter weiterhin
konnte durch effektive front“ (DAF) die Planungen unerschwinglich, zu-
Propaganda, brutalste mit der Maßgabe, den Wagen mal die Löhne bis
Repression gegen Kritiker und selbst zu produzieren. 1939 1936 stagnierten bei
mit der Beute, die dem „deut- konnte ein VW-Modell auf der gleichzeitig anziehen-
sche Herrenvolk“ für den Fall Automobilausstellung gezeigt den Lebenshaltungs-
eines gewonnenen Krieges in werden. Das „Preiswunder“ kosten.
Aussicht gestellt wurde, einen von 990 RM wurde nur durch Mit der Politik der
Großteil der Deutschen bis zu- Subventionen der DAF für Volksprodukte griff
letzt an sich binden. Dem dieses Prestigeobjekt möglich. der nationalsozialisti-
dienten auch die Sozialpolitik, Die berühmte Ansparaktion sche Staat in die Wirt-
die „Nationalsozialistische der DAF-Unterorganisation schaft ein – ohne ih-
Volkswohlfahrt“ oder die „Kraft durch Freude“ (KdF), ren kapitalistischen
„Volksprodukte“. Unter letzte- bei der Käufer jahrelang Gel- Charakter zu negie-
rem sind Waren zu verstehen, der einzahlten, war mit ren: durch Vorschrif-
die durch geringere Preise 330000 Kunden gemessen an ten zu Typisierung,
breiteren Schichten zugäng- den bombastischen Dimensio- Preisgestaltung und Koopera- tungskosten aber von der
lich gemacht werden sollten. nen, die sich u.a. Hitler selbst tion der Einzelkapitalien. Dies DAF zugeschossen wurden.
Es gab zwei Varianten zur ausgemalt hatte, eher ein Mis- betraf neben dem Volksemp- Bei gewonnenem Krieg,
Herstellung der „Volksproduk- serfolg. Jedenfalls stand den fänger den „Volksfernseher“ das zeigen die utopischen
te“. Zum einen die Arbeitsge- Prahlereien der DAF keine und den „Volkskühlschrank“. Planspiele insbesondere der
meinschaften verschiedener Realität zur Seite: „Nun ist Im November 1938 wurde DAF, wären Staat und Partei
Einzelkapitalien, zum anderen auch die stille Sehnsucht des eine Arbeitsgemeinschaft der häufiger in die Rolle des Pro-
die Übernahme durch staatli- deutschen Arbeiters, ein Auto entsprechenden Wirtschafts- duzenten getreten. Neue Wer-
che oder parteiliche Institutio- zu besitzen, in Erfüllung ge- unternehmen beauftragt, einen ke, die nicht mehr klassisch
nen. gangen.“ (S. 176) Die wesent- „Einheits-Fernsehempfänger“ privatkapitalistisch geführt
Das bekannteste Erzeugnis lichen Kosten eines Autos für 650 RM zu entwickeln, worden wären, hätten wo-
der ersten Kategorie ist der machte sowieso nicht der was die Kosten nicht gedeckt möglich eine Eigendynamik
„Volksempfänger“. Kaufpreis, sondern der Unter- hätte, und seit 1937 wurde an entwickelt.
1933 besaß nur jeder vierte halt (v.a. Treibstoff und Versi- einem „Volkskühlschrank“ als Dementsprechend gab es
Haushalt ein Rundfunkgerät. cherung) aus. Gemeinschaftsmodell ver- dazu auch im Staats- und
Eine stärkere Radioverbrei- Auch deswegen wäre der schiedener Hersteller gewer- Parteiapparat Widersprüche,
tung lag insbesondere im Volkswagen ein Mittelstands- kelt. Beide Produkte kamen wie die Kontroverse zwi-
Interesse der Propaganda, die auto geblieben. wegen des Krieges nicht mehr schen Reichswirtschaftsmi-
den Rundfunk für ihre Zwecke Der Sinn und Zweck, den auf den Markt. nister Walther Funk, der „das
nutzte. Bereits Mitte 1933 die NSDAP mit diesen in er- Außerdem übernahmen Par- Prinzip der Privatwirtschaft“
konnte der erste „Volksemp- ster Linie politisch motivierten teiorganisationen oder staatli- und DAF-Führer Robert Ley,
fänger“ für die Hälfte des da- Projekten verfolgte, ist auf der che und halbstaatliche Institu- der das „der Staats- bzw. Par-
mals üblichen Preises als Ge- wirtschaftlichen sowie auf der tionen die Rolle des Produzen- teiwirtschaft vertrat“ (S. 222)
meinschaftsprodukt der deut- propagandistischen Ebene zu ten. Neben dem Volkswagen zeigt.
schen Radiohersteller präsen- suchen. Der Staat agierte als war dies im Wohnungsbau und König diskutiert die
tiert werden. ideeller Gesamtkapitalist, der bei den Reiseangeboten der „Volksprodukte“ v.a. unter
Bis 1938 wurden weit über Bevölkerungskreisen Zugang Fall. der Fragestellung, ob sie zu
2 Millionen Apparate ver- zu Industrieprodukten gewäh- Mit „Volks- und Führer- einer „nationalsozialistischen
kauft; das bedeutete einen ren wollte, die durch die bis- wohnungen“ wollte das Konsumgesellschaft“ (S. 18)
jährlichen Marktanteil zwi- herigen Preise davon ausge- Reichsarbeitsministerium dem geführt hätten, was er auf-
schen 24,3 und 43,7 %. Dem schlossen waren. Die Verant- akuten Wohnraummangel be- grund seiner Analyse ver-
Volksempfänger folgte 1938 wortlichen erhofften sich da- gegnen: Es gelte billigste, hin- neint. Der Konsum aber
der „Deutsche Kleinempfän- von nicht nur eine engere Bin- sichtlich Ausstattung äußerst scheint mir ein nachrangiger
ger“, der insgesamt 2,8 Millio- dung der Bevölkerung an die beschränkte Wohnungen zu Erklärungsansatz zu sein, so
nen mal verkauft wurde. 1941 NSDAP, sondern auch einen erbauen. Bis einschließlich deutlich wie der Propaganda-
verfügten immerhin 65 Pro- Schub für die technologische 1939 wurden jedoch lediglich aspekt im Vordergrund stand.
zent der Haushalte über ein Entwicklung. Und: „Die proji- 157500 „Volkswohnungen“ Nicht zufällig waren die vor-
Radio. zierten Konsummöglichkeiten errichtet – bei einem Fehlbe- antreibenden und meist fe-
Für die zweite Variante, der und insbesondere die Volks- stand von bis zu drei Millio- derführenden Kräfte die DAF
Produktion in staatlicher oder produkte wurden für die Pro- nen Billigwohnungen. Von und Goebbels’ Propaganda-
Parteiregie, steht der „Volks- pagierung und Inszenierung 1934 bis 1938 machten jähr- ministerium. Für die Bevöl-
wagen“. Zunächst sollte auch der ,Volksgemeinschaft‘ ge- lich eine Million Deutsche Ur- kerung sollte auch etwas ab-
er in einer Arbeitsgemein- nutzt.“ (S. 19) Zu diesem laub mit dem KdF-Amt „Rei- fallen, damit die Ideologie
schaft der Autohersteller ge- Schluss kommt ein neues sen Wandern und Urlaub“, bei der „Volksgemeinschaft“
baut werden. Der vorgeschrie- Buch von Wolfgang König dem die Preise zwar die nicht als leere Propaganda-
bene Preis von höchstens 1000 über die „Volksprodukte“. Tat- „Fremdkosten“ deckten, die hülse dastünde.
RM (der bis dahin günstigste sächlich waren die eigent- Verwaltungs- und Bearbei-

14 : antifaschistische nachrichten 6-2005


: ostritt
Die tatsächliche Bedeutung der häufig den Faschismus“ ( S. 28). Nach dem
unterschätzten „Volksprodukte“ wird von Kriegsende und seinen sozialen und polti-
König herausgearbeitet, und für eine Dis- schen Verwerfungen wurde die Bevölke-
kussion über die nationalsozialistische rung, die öffentliche Lösungen der ökono- ine „Reise nach Königsberg/Kali-
Wirtschaftspolitik liefert seine Untersu-
chung aufschlussreiche Ergebnisse.
F■
mischen Probleme erwartete, in Unge-
wissheit gestürzt“ ( S. 30 ).
Bereits die faschistischen „Urprogram-
E ningrad“ kündigt die „Stadtge-
meinschaft Königsberg Pr. in der
Landsmannschaft Ostpreußen e.V.“ für
me“, die die Krisenlage reflektierten, wa- den kommenden August an. Kaliningrad
Wolfgang König: Volkswagen, Volks- ren in ihrem „Antikapitalismus sehr se- feiert das 750-jährige Jubiläum der
empfänger, Volksgemeinschaft. lektiv „( S. 56 ). Um an die Macht zu Stadtgründung – ein Anlass für die
„Volksprodukte“ im Dritten Reich: kommen, trafen Mussolini und Hitler erst „Stadtgemeinschaft“, in der russischen
Vom Scheitern einer nationalsozialisti- recht „pragmatische Entscheidungen“ Ostsee-Exklave eine „Königsberger Wo-
schen Konsumgesellschaft,Verlag Fer- (Ebd.) – gegen die faschistischen „Puris- che“ mit „Königsberger Jubiläums-Tref-
dinand Schöningh, Paderborn 2004, ten“. fen“ durchzuführen.
310 S., 36 Euro. Entgegen allen Mythenbildungen ka- „Stadtgemeinschaft Königsberg“? Ge-
men Mussolini und Hitler nicht via Coup meint sind damit nicht die Einwohnerin-
Rezension von Paxton: d’Etat, sondern durch Zusammenarbeit nen und Einwohner Kaliningrads, son-
mit (Teilen von) konservativen Eliten an dern deutsche Umgesiedelte sowie deren
„Anatomy of fascism“ die Macht S. 96 ff.). Es kam zu einem Nachkommen und Bekannte. „Die Bür-
Paxtons herausragendes Buch „Herrschaftskompromiss“ (S. 101). Pax- ger und Freunde der Stadt Königsberg
überrascht auch durch seine pro- ton durchaus differenziert: „Das Nazi- haben sich im Bewusstsein ihrer histori-
zesshafte Methode. Statt eine – Regime und die Wirtschaft hatten konver- schen Verantwortung für Deutschland
im Hegelschen und Marxschen Sinne – gierende, aber nicht identische Interes- zusammengeschlossen“, heißt es erklä-
„abstrakte“ Formel für den Faschismus sen“ (S. 145). rend in der Satzung der Organisation. Ihr
zu geben,wird zu Beginn an dessen kon- Die Machtergreifung von Mussolini Ziel ist es, „die Tradition der Stadt Kö-
kret – historische Funktion errinnert: und Hitler war in keiner Weise „unver- nigsberg zu wahren und fortzuentwi-
Schaffen einer „ Diktatur gegen die Lin- meidlich“ (S. 102). Die Politik liberaler ckeln“. Daran arbeitet sie seit ihrer Grün-
ke inmitten von popular enthusiasm“ (S. und konservativer Eliten bzw. das Versa- dung am 17. Mai 1949.
3). Ein weiterer methodischer Baustein gen der ArbeiterInnengewegung machte Unterstützung erhält die „Stadtge-
ist für Paxton wichtig: fokussieren mehr sie möglich. Paxton bewusst provokant: meinschaft“ seit den frühen 1950er Jah-
auf die Taten der Faschisten als auf ihre „Das genaue Studium, wie faschistische ren vor allem von den städtischen Behör-
Worte, konträr zur üblichen Praxis Führer Regierungs chefs werden, ist ein den in Duisburg. Am 26. Oktober 1951
(S.11). Lehrstück für Antideterminismus“ (Ebd.). beschließt der Duisburger Stadtrat, eine
Genesis und Entwicklung des Fa- Im Schlusskapitel wird die Frage dis- „Patenschaft für Königsberg“ zu über-
schismus werden als „Zyklus von fünf kutiert, ob ein „updated“ Faschismus heu- nehmen. Ein Jahr später wird sie bei ei-
Stufen“ studiert : „ (1) Das Schaffen der te möglich ist (S. 172ff. ). Paxton bejaht ner großen „Vertriebenen“-Versammlung
Bewegungen; (2) deren Verankerung im diese Möglichkeit, verweist jedoch auf („Königsberger Heimattreffen“) feierlich
politischen System ; (3) deren Machter- wesentliche Unterschiede zur Zwischen- verkündet. Der symbolische Akt beinhal-
greifung ; ( 4) die Ausübung der Macht; kriegsszeit: u. a.das andere ökonomische tet durchaus konkrete Maßnahmen. So
( 5) und, schließlich, in langer Dauer, in Ambiente im Gegensatz zur Großen De- übernimmt die Stadt Duisburg u.a. die
der das faschistische Regime entweder pression oder den weitgehenden Verzicht „Einwohnerkartei“ der „Stadtgemein-
Radikalisierung oder Entropie wählt. Ob- der aktullen extremen Rechten auf den schaft“, in der die ehemaligen Bewohne-
wohl jede Stufe eine Voraussetzung für „Primat der Politik“, also das Setzen auf rinnen und Bewohner der Stadt aufge-
die nächste darstellt, ist es nicht erforder- den „freien Markt“. führt sind.
lich, dass eine faschistische Bewegung Hermann Dworczak ■ Sollte die Umsiedlung der Deutschen
alle Stufen vollendet oder sich auch nur irgendwann einmal zum „Unrecht“ er-
sich in eine Richtung bewegt“ ( S.23). Robert O. Paxton: The Anatomy of klärt werden, dann böte die Kartei, die
Der Erste Weltkrieg war die „entschei- Fascism. New York: Alfred A. Knopf , bis heute weitergeführt wird und inzwi-
denste unmittelbare Voraussetzung für Publisher 2OO4. 321 S. schen rund 300.000 Anschriften enthält,
die geeignete Grundlage für Entschädi-
gungsklagen.
Den Anspruch, in Kaliningrad wieder
Der Herausgabekreis und die Redaktion sind zu erreichen über:
GNN-Verlag, Zülpicher Str. 7, 50674 Köln Tel. 0221 / 21 16 58, Fax 0221 / 21 53 73. ein Wörtchen mitreden zu wollen, hat die
email: antifanachrichten@netcologne.de, Internet: http://www.antifaschistische-nachrichten.de „Stadtgemeinschaft“ bis heute nicht auf-
Erscheint bei GNN, Verlagsges. m.b.H., Zülpicher Str. 7, 50674 Köln. V.i.S.d.P.: U. Bach gegeben. Im Jahr 1999 waren der „Stadt-
Redaktion: Für Schleswig-Holstein, Hamburg: W. Siede, erreichbar über GNN-Verlag, Neuer Kamp 25, vorsitzende“ Klaus Weigelt (Repräsen-
20359 Hamburg, Tel. 040 / 43 18 88 20. Für NRW, Hessen, Rheinland Pfalz, Saarland: U. Bach, tant der Konrad-Adenauer-Stiftung in
GNN-Verlag Köln. Baden-Württemberg und Bayern über GNN-Süd, Stubaier Str. 2, 70327 Stuttgart,
Tel. 0711 / 62 47 01. Für „Aus der faschistischen Presse“: J. Detjen c/o GNN Köln. Budapest) sowie seine beiden Stellver-
Erscheinungsweise: 14-täglich. Bezugspreis: Einzelheft 1,30 Euro. treter in Kaliningrad, um dem Gouver-
Bestellungen sind zu richten an: GNN-Verlag, Zülpicher Str. 7, 50674 Köln. Sonderbestellungen sind neur der russischen Oblast „die Vorstel-
möglich, Wiederverkäufer erhalten 30 % Rabatt. lungen der Stadtgemeinschaft über die
Die antifaschistischen Nachrichten beruhen vor allen Dingen auf Mitteilungen von Initiativen. Soweit ein- Zukunft Königsbergs“ zu „erläutern“,
zelne Artikel ausdrücklich in ihrer Herkunft gekennzeichnet sind, geben sie nicht unbedingt die Meinung heißt es auf der Website der Organisa-
der Redaktion wieder, die nicht alle bei ihr eingehenden Meldungen überprüfen kann. tion. Ihr Anliegen macht Fortschritte.
Herausgabekreis der Antifaschistischen Nachrichten: Anarchistische Gruppe/Rätekommunisten (AGR); Annelie
Buntenbach (Bündnis 90/Die Grünen); Rolf Burgard (VVN-BdA); Jörg Detjen (Forum kommunistischer Arbeitsgemein-
Das 700-jährige Jubiläum der Stadtgrün-
schaften); Martin Dietzsch; Regina Girod (VVN - Bund der Antifaschisten); Dr. Christel Hartinger (Friedenszentrum e.V., dung feierte die „Stadtgemeinschaft“ im
Leipzig); Hartmut-Meyer-Archiv bei der VVN - Bund der Antifaschisten NRW; Ulla Jelpke; Jochen Koeniger (Arbeitsgrup- Jahr 1955 in Duisburg. Das gegenwärti-
pe gegen Militarismus und Repression); Marion Bentin, Edith Bergmann, Hannes Nuijen (Mitglieder des Vorstandes der
Arbeitsgemeinschaft gegen Reaktion, Faschismus und Krieg–Förderverein Antifaschistische Nachrichten); Kreisvereini-
ge Jubiläum kann sie wieder in ihrer
gung Aachen VVN-BdA; AG Antifaschismus/ Antirassismus in der PDS NRW; Angelo Lucifero (Landesleiter hbv in ver.di „Heimat“ zelebrieren.
Thüringen); Kai Metzner (minuskel screen partner); Bernhard Strasdeit; Volkmar Wölk. jk ■

: antifaschistische nachrichten 6-2005 15


: aus der faschistischen presse
sernen und Geschwader zu verwenden,
ist für das Blatt ein Beleg dafür, dass die
Bundeswehr auf dem Weg zur Söldner-
Rechte Kandidaturen in Üble Hetze gegen Migranten truppe ist:
NRW Junge Freiheit Nr. 11/05 vom 11. März „Bundesverteidigungsminister Struck
2005 will aus der Bundeswehr eine gesichts-
Junge Freiheit Nr. 10/05 vom 4.3.2005 Ellen Kositza schreibt im Blatt zur Er- und seelenlose Truppe machen. Die
Zur Landtagswahl in Nordrhein-Westfa- mordung von Hatin Sürücüs. Über dem Streitkräfte der Zukunft sollen eine Art
len versuchen gleich drei rechtsextreme Artikel auf der Titelseite prangt ein Bild, ,Universal Soldiers’ sein, die keine Hei-
Parteien die Kandidatur: Neben Repu- dass einen Mann mit erhobenem Messer mat und keine Tradition mehr kennen,
blikanern und NPD tritt auch die Partei vor einer Frau in einem Fußgängertun- von Verteidigung Deutschlands am Hin-
Rechtsstaatliche Offensive, die ehemali- nel zeigt – im Gegenlicht. Die angebli- dukusch reden, aber die Auslandsver-
ge Schill-Partei, an. Alle sind im Augen- che „Schattenwelt Multikultopia“ ge- wendungszulage meinen.“
blick wohlgemut, die notwendigen fährde die Gesellschaft, in Frankfurt
12800 Unterschriften für die Wahlkreise oder Stuttgart könnten „unverschleierte
und die 1000 für die Landesliste zusam- Frauen“ schon nicht mehr unbelästigt Öffentliche Unterstützung
men zu bekommen. Die NPD, deren durch die Stadt gehen. Für das Blatt ist
Vorsitzende Udo Voigt Spit- der Mord an Hatin Sü- für NPD
zenkandidat ist, und auf deren rücüs ein Beleg dafür, Junge Freiheit Nr. 12/05 vom 18. März
Liste sowohl DVU-Mitglieder dass die multikulturelle 2005
wie auch Mitglieder verschie- Gesellschaft gescheitert Die vom Bundestag zur Einschränkung
dener Kameradschaften kan- sei, obwohl dieser Mord des Demonstrationsrechts und Verschär-
didieren, will als Schwer- in der BRD wie in der fung des Volksverhetzungsparagrafen
punkte im Wahlkampf die Türkei strafbar ist. Mit beschlossenen Gesetzesänderungen
„Ausländerpolitik“ angreifen interkultureller Gesell- nimmt Doris Neujahr zum Anlass, um
sowie mit einer „strikten Ab- schaft hat er nichts zu nochmals die NPD-Reden im sächsi-
lehnung der Hartz-Reformen“ tun. schen Landtag zu verteidigen.
in den Wahlkampf gehen. Ihre Antwort auf die „Offensichtlich haben die Reden
Das angebliche Aussterben Entwicklung einer ge- zweier NPD-Abgeordneter im sächsi-
der „Deutschen“ ist Thema ei- meinsamen Gesellschaft schen Landtag zum Dresden-Bombarde-
nes Aufsatzes von Ellen Ko- ist, wie könnte es anders ment die politische Klasse mehr erschüt-
sitza, nach Angaben des Blat- sein, Deutsche kriegt tert, als das selbst die unmittelbaren,
tes fünffache Mutter, die die Zwangs- mehr deutsche Kinder: „Debatten, ob in- hysterischen Reaktionen erahnen ließen.
schwangerschaft einführen will. Auf die tegrationsunwillige Migranten als harm- In den elektronischen Medien und den
Frage von Ruth Klüger: „Hat der Staat lose ,Subkulturen’ oder als aggressive Zeitungen war zwar die Rede davon,
das Recht darauf, seinen Bürgern und ,Gegenkultur’ von Minderheiten anzuse- dass die Entgegnung des SPD-Abgeord-
besonders seinen Bürgerinnen die hen seien, dürften sich jedoch in abseh- neten Cornelius Weiss, der im Namen
Pflicht aufzuerlegen, Kinder zu produ- barer Zeit erledigt haben. Der Kampf aller etablierten Parteien sprache, eine
zieren? Wenn die Gesellschaft meint, der Kulturen ist längst zu einem einsei- souveräne, deutliche und klare Widerle-
mehr Nachwuchs zu brauchen, als die tig erklärten ,Kampf der Wiegen’ gewor- gung enthalten hätte, doch diese Darstel-
Familien, aus denen sie besteht, brau- den.“ Wer diesen angeblichen Kampf er- lung spekulierte auf die Unkenntnis des
chen zu können, dar sie dann morali- klärt hat, bleibt das Geheimnis von Frau Publikums. Die Leser dieser Zeitung ...
schen Druck ausüben?“, antwortet Ko- Kositza. konnten sich davon überzeugen, dass
sitza: „Sie darf und sie muss, wenn sie Die Umbenennung des Jagdgeschwa- Weiß ... seinen Vorrednern sachlich in
überleben will, überleben als Nation vor ders 74 und der Kaserne in Visselhöve- keiner Weise gewachsen war.“
allem und nicht als Steuersystem, Ren- de, mit dem Bundesverteidigungsminis- Neujahr kündigt an, worum die näch-
tensicherungsgarant und materieller Für- ter Struck einen von sieben Jahren ge- ste Auseinandersetzung geführt wird:
sorgepakt.“ Wie dieser Druck ausgeübt fassten Beschluss des Bundestages um- die Rechtmäßigkeit der Nürnberger Pro-
werden soll, beantwortet die Dame setzt, den Namen des 3.-Reich-Jagdflie- zesse. Die Anerkennung der Nürnberger
nicht. gers Werner Mölders nicht mehr für Ka- Urteile auch in den mit der Bundesrepu-
blik geschlossenen Verträgen sei die Ur-
sache für die „Einschränkung staatsbür-
BESTELLUNG: Hiermit bestelle ich … Stück pro Ausgabe (Wiederverkäufer erhalten 30 % Rabatt)
gerlicher Souveränität im Innern“.
O Halbjahres-Abo, 13 Hefte 22 Euro
Erscheinungsweise: Auf der Jahrestagung der Deutschen
O Förder-Abo, 13 Hefte 27 Euro 14-täglich Konservativen in Blankenburg hat der
O Jahres-Abo, 26 Hefte 44 Euro
Republikaner-Vorsitzende Schlierer ei-
O Förder-Abo, 26 Hefte 54 Euro
nen Vorschlag gemacht, die Debatte um
O Schüler-Abo, 26 Hefte 28 Euro
eine Einheit der rechten Parteien voran
O Ich möchte Mitglied im Förderverein Antifaschistische Nachrichten werden. Der Verein unterstützt finanziell
und politisch die Herausgabe der Antifaschistischen Nachrichten (Mindestjahresbeitrag 30,- Euro). zu bringen: Vor „einer rechten Fusions-
Einzugsermächtigung: Hiermit ermächtige ich den GNN-Verlag widerruflich, den Rechnungsbetrag zu Lasten
debatte“ solle erst ein programmatisches
meines Kontos abzubuchen. (ansonsten gegen Rechnung) „Manifest der national-konservativen
Rechten“ erarbeitet werden. „Dieses
Name: Adresse: könne dann eine Grundlage für die zu-
künftige Zusammenarbeit rechter Par-
Konto-Nr. / BLZ Genaue Bezeichnung des kontoführenden Kreditinstituts teien bilden“, berichtet das Blatt.
uld ■
Unterschrift

GNN-Verlag, Zülpicher Str. 7, 50674 Köln, Tel. 0221 – 21 16 58, Fax 21 53 73, email: gnn-koeln@netcologne.de
Bankverbindung: Postbank Köln, BLZ 370 100 50, Kontonummer 10419507

16 : antifaschistische nachrichten 6-2005

Das könnte Ihnen auch gefallen