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32 FAMILIENUNTERNEHMEN DONNERSTAG, 6. MAI 2010, Nr.

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Wie sich Ströer im Krisenwerbejahr beh


ehauptet Für kleine Krankenhäuser wird die Not größer
Ein Krankenhaus-Rating-Report diagnostiziert in den nächsten Jahren erhöhte Insolvenzgefahr in Westdeutschland
Leichtes Umsatzminus, in Deutschland mittlerweile stark
begrenzt. Müllers Schachzug, beim
Maike Telgheder
Berlin
müssen. Bedroht sind insbeson- meinte Sebastian Krolop von der Be-
dere kleine, öffentlich-rechtliche ratungsgesellschaft Admed. Pro-
schlechtern“, sagte Augurzky. Da
die öffentlichen Investitionen ten-

D
dafür Steigerung der Kauf der ehemals kommunalen ie mehr als drei Milliarden oder ländliche Krankenhäuser“, bleme dürften nach Ansicht der Stu- denziell rückläufig sind, müssen
Gewinnmarge: Der Werbegesellschaft DSM gegen inter- Euro Finanzspritze der Bun- sagte Studienautor Boris Augurzky dienautoren insbesondere Kliniken die Betriebe ihre Innenfinanzie-
nationale Wettbewerber den Zu- desregierung zur Kranken- vom RWI gestern bei der Vorstel- in Westdeutschland bekommen, rungskraft stärken. Investitionen
Kölner Außenwerber schlag zu erhalten, hat den Markt in hausförderung im vergangenen lung des Reports auf dem Haupt- weil sie hohe Pensionsaufwendun- sind nötig, um die Betriebsprozesse
gibt sich zuversichtlich. den vergangenen fünf Jahren stark Jahr hat geholfen: Aktuell geht es stadkongress Medizin gen durch Zahlungen zu optimieren und mehr Ertrag er-
konsolidiert. Ströer avancierte zum den meisten deutschen Kliniken und Gesundheit in Ber- „Bedroht sind in Versorgungskassen wirtschaften zu können.
Digitalisierung sorgt für größten Außenwerber mit einem wirtschaftlich relativ gut. Wenn sie lin. insbesondere haben. Ostdeutsche Dabei helfen könnten übrigens
einen Innovationsschub. Marktanteil „mehr als doppelt so ihre Effizienz in den nächsten Jah- Kleine Krankenhäu- kleine, öffentlich- Häuser gehören meist zufriedene Patienten. Denn wie der
hoch wie die jeweiligen Marktan- ren aber nicht steigern, droht die ser werden nach An- keiner öffentlichen Zu- Rating Report zeigt, haben Klini-
rechtliche oder
Catrin Bialek, Petra Schäfer teile der wichtigsten Wettbewer- Zahl der von Insolvenz bedrohten sicht der Studienauto- satzversorgung an. ken, in denen die Patienten eine
Köln ländliche

B
ber“, wie das Bundeskartellamt be- Kliniken von zuletzt elf Prozent auf ren erhebliche Schwie- Alles in allem wer- hohe Zufriedenheit zeigen, tenden-
erlin würde er gerne ha- merkt. Die Kartellwächter hatten 18 Prozent im Jahr 2020 zu steigen. rigkeiten bekommen, Krankenhäuser.“ den die mehr als ziell ein besseres Rating als andere.
ben, Stuttgart hat er bereits den Kauf der Berliner Plakatwerbe- Das ist eines der zentralen Ergeb- wenn ihr Leistungs- Boris Augurzky 2 000 Krankenhäuser „Wer ein gutes Rating hat und wirt-
RWI Essen
eingeheimst, Hamburg firma Wall durch den französischen nisse des diesjährigen Kranken- portfolio zu breit ist. ihre Effizienz weiter schaftlich stark ist, kann einerseits
ebenfalls, Münster dage- Konkurrenten JCDecaux im Dezem- haus-Rating-Reports des Rheinisch- Bei der Analyse der Zahlen schnei- verbessern müssen, so die Autoren: seinen Patienten mehr bieten. Um-
gen hat ein anderer bekommen. ber letzten Jahres durchgewunken. Westfälischen Instituts für Wirt- den Kliniken mit nur einer oder „Ohne betriebliche Optimierungs- gekehrt gilt aber auch, dass Kran-
Udo Müller, Vorstandschef von Die Franzosen kamen vergleichs- schaftsforschung (RWI) und der Be- zwei Fachabteilungen deutlich bes- maßnahmen werden die Kosten kenhäuser, die kundenfreundlich
Deutschlands größtem Außenwer- weise schlecht durch die Krise, ihr ratungsgesellschaft Admed. ser ab, als solche mit drei oder langfristig stärker als die Erlöse stei- sind, mehr Patienten gewinnen, da-
bekonzern Ströer, will die deut- Umsatz sank 2009 um 11,5 Prozent „Wir erwarten, dass einige Häu- mehr Abteilungen. „Ein Erfolgsre- gen. Damit würde sich die gute wirt- mit besser ausgelastet sind und
schen Städte Zug um Zug erobern. auf rund 1,92 Mrd. Euro. ser im Laufe des Jahrzehnts aus wirt- zept könnte also die Fokussierung schaftliche Lage der Krankenhäu- schließlich wirtschaftlicher arbei-
Zumindest was deren Stadtmöblie- schaftlichen Gründen schließen auf wenige Leistungen sein“, ser ab 2010 schrittweise wieder ver- ten“, sagte Krolop.
rung und Ausstattung mit Werbeflä- Steigende Mobilität
chen an Straßen, Bahnhöfen oder Dennoch scheint der Außenwerbe-
in Fußgängerzonen angeht, denn Kuchen nicht ganz verteilt: Seit
die wird von vielen großen Städten 2007 ist die Deutsche Telekom mit
regelmäßig ausgeschrieben. einer Tochtergesellschaft in den
Müller zeigt sich zuversichtlich Werbemarkt eingestiegen und hat
für das laufende Geschäftsjahr. Er unter anderem am Stuttgarter Flug-

Rolf Vennenbernd/picture-alliance/ dpa


rechnet mit einer „deutlichen Auf- hafen Werbeflächen gepachtet.
wärtsbewegung“ des Konzernum- Dort will die Telekom interaktive
satzes, außerdem mit einer „zwei- Displays mit Touch-Screens und
stelligen Verbesserung des Ergeb- WLan-Sendern für den Internetzu-
nisses“, wie er gestern in Köln bei gang vermarkten. Ströer-Chef Mül-
der Vorstellung der Konzernbilanz ler zeigt sich gelassen: „Ich glaube
sagte. Die Ziele sind ehrgeizig. Mül- nicht, dass uns Außenwerber das
ler legt seiner Prognose allerdings mobile Internet und seine Werbung
eine Erholung der düsteren Werbe- kannibalisiert, sondern im Gegen-
konjunktur zugrunde. teil ergänzt.“ Fakt aber ist: Hierzu-
REKLAME Mio. Euro ungefähr auf dem Vorjah- das bei den Berechnungen Brutto- Udo Müller: Der Vorstandschef lande spielt das mobile Marketing
Auslandstöchter schwächeln resniveau. Die Gewinnmarge wie- werbeaufwendungen zugrunde von Deutschlands größtem Au- bei der Konzeption von Außenwer-
Dabei ist das Kölner Familienunter- OMG-Monitor Aus dem Lager derum stieg binnen Jahresfrist von legt, meldet für das Jahr 2009 sogar ßenwerber Ströer „möbliert“ bung noch immer eine untergeord-
nehmen, an dem Müller und Dirk der Media-Agenturen gibt es wie- 20,3 auf 21,3 Prozent – Müller hatte ein Plus von 3,8 auf nun 4,3 Prozent Städte mit Reklametafeln. nete Rolle.
Ströer, Sohn des Firmenmitbegrün- der positive Signale, was die Zu- dem Konzern ein konsequentes Marktanteil. Wachstumstreiber Und auch noch von einem ande-
ders, je zur Hälfte beteiligt sind, so kunft betrifft. Dem jüngsten Sparprogramm verord- sind vor allem die Bran- ren Trend will Ströer-Chef Udo Mül-
eben mit einem blauen Auge durch OMG-Monitor zufolge gehen die net. Ein Ergebnis, auf „Digitale chen Handel, Mobil- pierplakatflächen zusehends. Dem- ler profitieren: der stetig steigen-
das Werbekrisenjahr 2009 gekom- befragten Mitglieder davon aus, das er stolz sei, wie Plakatwände sind funk und Automobil, gegenüber steht ein Wachstum der den Mobilität der Menschen. Er
men. Der Konzernumsatz sank um dass die Werbeinvestitionen der Müller betont. eine wichtige die krisenbedingt be- elektronischen oder hinterleuchte- spricht gerne von einem Zusam-
Außenwerbung gilt
knapp fünf Prozent auf 469,8 Mio. Unternehmen wieder steigen.
als einigermaßen kri-
Innovation für die sonderswerbung
auf Aktions-
setzten.
ten Out-of-Home-Medien, wie etwa menhang zwischen Einkommen
Umsatz. Das Inlandsgeschäft blieb Megaposter, Citylights, digitale Wer- und Mobilität. Und mit derzeit rund
mit 393 Mio. Euro nahezu konstant, Zwiespältig Die meisten Agen- senrobust. Obwohl in Branche - darin „Man weiß allerdings beflächen. Ein Modernisierungs- 230 000 Ströer-Werbeflächen, die
dafür gaben die Umsätze in den bei- turmanager rechnen zwar mit Deutschland der Ge- liegt die Zukunft.“ nicht, wo die Reise tat- schub für die Branche. „Digital- allein in Deutschland leuchten und
den wichtigsten Auslandsmärkten steigenden Umsätzen. Auf der samtmarkt im vergan- Volker Nickel sächlich hingeht“, rela- wände sind eine wichtige Innova- rollieren, sorgt der Ströer-Chef da-
Werbeverband ZAW
Polen und der Türkei nach. Den- anderen Seite aber erwartet die genen Krisenjahr deut- tiviert ZAW-Sprecher tion für die Branche – darin liegt die für, dass kein Pendler und kein Rei-
noch: Ströer ist mittlerweile die große Mehrheit höheren Termin- lich Federn ließ, stabilisierte sich Volker Nickel die Siegessicherheit Zukunft“, sagt Nickel. „Diesen sender allzu lange ohne Werbebot-
Nummer eins der Außenwerber in und Honorardruck seitens der nach Angaben des Zentralverbands vieler Außenwerber. Trend können große Unternehmen schaften ist.
der Türkei. Kunden und verstärkte Forderun- der deutschen Werbewirtschaft Für Nickel sind zwei Entwicklun- wie Ströer besser aufgreifen als die
Das Gesamtergebnis vor Zinsen, gen nach zusätzlichen, jedoch un- (ZAW) der Marktanteil der Außen- gen relevant: Zum einen vermin- kleineren Wettbewerber.“ Macher des Mittelstands:
Steuern, Abschreibungen und Son- bezahlten Leistungen. werber. Das Marktforschungsunter- dert sich die Zahl der inzwischen Die Auswahl an alternativen Pla- handelsblatt.com/
mittelstand
dereffekten (Ebitda) lag mit 100 nehmen Nielsen Media Research, schon altmodisch anmutenden Pa- kat-Anbietern ist für Werbekunden

krisenfest
Weltmarktführer aus der Hohenlohe erweisen sich als kris
Würth, Berner und EBM-Papst halten im Inland die Zahl der Mitarbeiter konstant und meistern das Krisenjahr dank einer soliden Kapitalausstattung
Martin W. Buchenau der Gerhard Sturm wollte den Venti- ten. Im Juni feiert sein Kontrahent Würth-Geschäftsführer Robert Einschnitte im Außendienst fatal“,
Stuttgart latorspezialisten erst einmal in Albert Berner die gleiche Jahres- Friedmann schon wieder optimisti- sagte Berner-Chef Jörn Werner. „Es

G
rüne Wiesen, saftige Flus- Ruhe aufbauen. Jetzt hat er das Ma- zahl, aber ein wenig bescheidener. scher in die Zukunft. Im ersten Vier- war ausdrücklicher Wunsch der Fa-
sauen, Wälder. Mulfingen, nagement erstmals auch in Stutt- Wie haben sich die Hohenloher teljahr 2010 habe es bereits ein Um- milie im Zweifelsfall lieber auf Ge-
Künzelsau, Gaisbach - das gart vor der Presse auftreten lassen. Unternehmen in der Krise geschla- satzwachstum von 3,7 Prozent gege- winn zu verzichten, als zu entlas-
Hohenloher Land nordöstlich von Sturm ging mit Reinhold Würth gen: Bei EBM Papst sank der Um- ben. Das Betriebsergebnis sei in sen“. Das habe die Mannschaft so
Heilbronn wirkt recht provinziell. und Albert Berner auf die Schule. satz um 6,6 Prozent auf 986 Mio. den ersten drei Monaten mehr als motiviert, dass in der Krise das Er-
Aber der Eindruck täuscht. Hier Und das erklärt die augenblickliche Euro. „Wir sind voll in die Eisen ge- verdoppelt worden. Nach vorläufi- gebnis sogar um eine Mio. auf
tummeln sich Weltmarktführer mit Feierlaune in der Region. Vor zwei treten“, sagt EBM-Chef Hans-Jo- gen Zahlen sanken die Erlöse 2009 24 Mio. Euro gesteigert werden
Milliarden-Umsätzen, die eine Grün- Wochen feierte Reinhold Würth, chen Beilke, der erste familien- um 14,9 Prozent auf 7,5 Mrd. Euro. konnte. Allen Unternehmen gleich
dergeneration innerhalb eines Le- der ungekrönte König der Hohen- fremde Chef des Unternehmens. Das Betriebsergebnis ging deutlich ist eine hohe Eigenkapitalquote von
bens quasi aus dem Boden ge- lohe, seinen 75. Geburtstag. Fast Unter dem Strich standen aber stärker von 545 Mio. auf gut 200 um die 40 Prozent. Die gute Kapital-
stampft hat. Der weltgrößte Schrau- eine Woche lang ließ der seit sei- „schwarze Zahlen“, wie Beilke be- Mio. Euro vor Steuern zurück. ausstattung und die hohe Liquidität
benhändler Würth ist hier ebenso nem Steuerverfahren vorbestrafte tont. Litt das Unternehmen stark Der kleinere Konkurrent Berner hat es den Unternehmen ermög-
zu Hause wie der kleinere Konkur- Patriarch beim Firmenfest den eige- unter dem Einbruch der IT-Indus- musste nur einen leichten Umsatz- licht, besser als andere durch die
rent Berner oder der weltgrößte nen Ärger über die heimische Obrig- trie, so werden ihm jetzt nach An- rückgang um 3,6 Prozent auf 856 Krise zu kommen. Dass sie zumin-
Ventilatorenhersteller EBM-Papst, keit fast vergessen. Als nachträgli- springen der Konjunktur die Venti- Mio. Euro verkraften. In Deutsch- dest im Inland weitgehend auf Per-
PR

der Laptops ebenso wie manns- ches Geburtstagsgeschenk darf der latoren aus den Händen gerissen. land hat Berner die Stammbeleg- Schraubenkartons: Berner profitiert sonalabbau verzichten konnten,
hohe Klimaanlagen der New Yorker Steuersünder jetzt sogar sein Gro- Es sei zwar noch nicht vorbei, schaft an Bord gehalten. „Als ver- nun davon, dass das Personal in der hilft jetzt beim sprunghaften An-
Wolkenkratzer bestückt. EBM-Grün- ßes Bundesverdienstkreuz behal- aber inzwischen schaut auch triebslastiges Unternehmen wären Krise gehalten wurde. stieg der Nachfrage.

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