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Praktikium Biologische Verfahren I

17. Juni 2010

Versuch 7:

Bewachsene Bodenfilter

OBS Gruppe 7

L. Mbogne, H. Noudiom, M. Tawfik, Martin Hanöffner

Versuchsziel: Ziel des Versuches ist die Beurteilung des Leistungspotentials von Bewachsenen
Bodenfiltern, umgangssprachlich auch Pflanzenkläranlagen genannt. Variable
Größen sind dabei: die Durchströmungsrichtung und das Filtermaterial. Zu beurteilen
sind die Reinigungsefekte hinsichtlich dem Abbau der Organika.
Stickstoffumsetzung und Phosphatretention sollen ermittelt werden.
Die Anlage der Hochschule und deren Hintergrund

Es handelt sich um eine selbstreinigende Anlage, welche 2003 im Rahmen einer Diplomarbeit
angelegt wurde. Durch diese laufen ca. 350 m³ Abwasser pro Jahr, was 2000 – 3000 Liter
diskontinuierlich durchlaufendes Wasser pro Tag entspricht. Diskontinuierlich, weil Nachts so gut
wie nie Wasser anfällt, und die Hauptmenge wohl zwischen 7 und 17- Uhr anfallende dürfte. Daraus
folgt, dass eine repräsentative Zulaufprobe nicht genommen werden kann. Für unsere
Untersuchungen liegt eine Mischprobe aus zwei möglichst unterschiedlichen Einzelproben vor.
Die Anlage besteht aus drei unterschiedlichen Pflanzenbeeten, welche mit Schilf bewachsen sind.
Das in Haus 19 anfallende Abwasser fließt in Eigengefälle in die Vorkläranlage. Der Überlauf dieser
Grube wird in die drei Pflanzenbeete geleitet, wobei jedes einen eigenen Zulauf hat. Schwebstoffe
im Zulauf sind ein Indiz für eine schlechte Vorklärung, und führen zu einer Verstopfung der
Substrate in den Beeten . Abhilfe kann durch Beseitigen des Schlammes in der Grube geschaffen
werden.
Das Substrat in Beet eins besteht aus gewaschenen Kies (4- 8 mm Korndurchmesser), durch den
sich das Abwasser horizontal bewegt. Der Kf- Wert ist 10-4 m/s, das Wasser fließt also relativ
schnell durch das Substrat. Der „Wasserspiegel“ dieses Beetes liegt relativ tief, woraus eine
tiefgründige Durchwurzelung durch das Schilf folgt.
Bindiger Boden bildet das Substrat von Beet zwei. Der Kf- Wert ist mit 10-8 m/s höher als bei Beet
eins, da Kies durchlässiger ist. Das Schilf dieses Beckens hat mehr Blattfläche als die Pflanzen von
Beet eins, was wohl an dem höheren Wasserspiegel liegt. Je nach Temperatur- und
Windverhältnissen können hier bis zu 200 Liter Wasser pro Tag verdunstet werden.
Beet drei ist wie Beet eins mit Kies gefüllt. Im Unterschied zu Beet eins handelt es sich hier um ein
sog. Vertikalbecken, das Wasser fließt von Oben nach Unten durch das Substrat. Ein typisches
Anwendungsfeld einer solchen Anlage ist die Reinigung von Industrieabwässern oder die
Reinigung Glykolhaltiger Abwässer der Flugzeugenteisung. Bei solchen Anlagen erfolgt die
Klärung in vier Phasen: Erstens das Abwasser wird im Beet aufgestaut, zweitens (in den
Sommermonaten) erfolgt die eigentliche Reinigung durch das Schilf, drittens das gereinigte Wasser
wird abgelassen, und viertens das Beet regeneriert sich wieder.
Alle drei Beete haben eine Tiefe von 3 m und eine effektive Grundfläche von 2,3 x 6,3 m, welche
mit Schilf bewachsen ist. Dieser hat im Inneren ein Luftleitgewebe (Aerenchym) durch welches das
Substrat optimal mit Sauerstoff versorgt werden kann. Dadurch werden die Oxydationsvorgänge im
Boden gefördert.
Die Untersuchungen

1. Chemischer Sauerstoff Bedarf (CSB) des Zulaufes:

Der CSB in mg/l besagt die gesamte benötigte Sauerstoffmenge, sowohl für biologische Vorgänge
(organisch) als auch für anorganische, chemische Reaktionen. Für den Druckaufschluss werden 2
ml der Zulaufprobe in eine Küvette mit einer Reagenzie gegeben, diese verschlossen und über 60
Minuten auf 148° C erhitzt.

2. Biologischer Sauerstoff Bedarf über fünf Tagen (BSB5):

Der BSB5 in mg/l gibt an, wie viel Sauerstoff eine Wasserprobe in fünf Tagen für biologische
Abbauprozesse benötigt. Folgende Reaktion liegt der Mineralisation zu Grunde: C → CO2 . Er gibt
somit auch Auskunft über die von den Mikroben metabolisierte Menge Kohlenstoff, also über deren
Abbau- Aktivität.

Die Bestimmung erfolgt über ein Oxytrop- System. In dessen Messkopf ist eine Druckmembrane
eingebaut. Durch den verbrauchten Sauerstoff würde ein Unterdruck entstehen, würde nicht das neu
gebildete Kohlendioxid diesen ausgleichen. Bindet man dieses mit NaOH, so kann ein Unterdruck
gemessen, und dadurch die verbrauchte Menge Sauerstoff bestimmt werden.
Bei den Wasserproben des Zulaufes wird von einen Biologischen Sauerstoffbedarf von 300 bis 400
mg/l bzw. 80 mg/l bei den Abläufen ausgegangen. Nach vorhandenen Richtwerten werden werden
164 bzw. 365 ml Probe in die Messkolben eingefüllt. Je größer der erwartete Sauerstoff- Bedarf ist,
umso weniger Flüssigkeit wird in den Kolben gegeben. Deshalb wird von den Proben der Abläufe
weniger benötigt. Störend wirkt bei diesem Messprinzip das im Abwasser vorhandene Ammonium,
welches durch die Reduktion von Harnstoff entstanden ist. Um die Bestimmung des
Biologischen Sauerstoffbedarfes nicht zu beeinflussen, muss die ebenfalls Sauerstoff benötigende
Nitrifikation mit einem Nitrifikationshemmer angehalten werden. Die aufgezeichneten Daten
können nach fünf Tagen drahtlos ausgelesen, und mit einer Tabellenkalkulation ausgewertet
werden.

3. Bestimmung der Ammonium- bzw. Nitratstickstoff- Gehalts:

Um den Ammoniom- bzw. Nitratstickstoff- Gehalt berechnen zu können, muss die Konzentration
von NH4, bzw. NO3 mittels Messstäbchen und Fotometer bestimmt werden. Da die Stäbchen nur
20 bis 180 mg/l erfassen können, müssen die Proben evtl. verdünnt werden. Über die molaren
Massen kann dann der Ammonium bzw. Nitratstickstoff- Gehalt durch eine einfache
Dreisatzrechnung berechnet werden.

4. Bestimmung der Trübung:

Die Trübung wird elektroptisch in NTU- Einheiten gemessen. Wobei NTU 1000 eine sehr trübe
Flüssigkeit bedeutet, Trinkwasser hat einen NTU von 10. Über den NTU kann der Gehalt an Ionen
bestimmt werden.
Die Versuchsergebnisse:

Horizontal Horizontal Vertikal


Parameter Einheit Zulauf Kies Boden Kies
Volumenstromzula
uf l/d 600 600 1200
Außentemperatur °C 22 22 22
CSB mg/l 1404
BSB5 mg/l 203 27,7 19,8 18,7
NH4-N mg/l 113,5 85,5 40,4 100,3
NO3-N mg/l 13,5 83 13,7
Trübung NTU 88 11,9 2,2 4,2
pH 8,8 7,8 6,7 7,2
Leitfähigkeit (20°) µS/cm 2050 1870 1851 1836
Abbaugrad BSB5 % 83,8% 96,1% 81,3%
Abbaugrad NH4-
N % 24,70% 64,40% 11,60%
Grad der
Denitrifikation % 0,00% 13,60% 67,30% 12,12%
Beetfläche m² 14,49
Organische
Flächenbelastung gBSB/m²d 8,4 8,4 16,8
BSB5
250

200

150
Sauerstoffbedarf (mg/l)

Zulauf
Ablauf HK
100
Ablauf HB
Ablauf VB

50

0
0 1000 2000 3000 4000 5000 6000 7000 8000

-50

Zeit (min)

Auswertung der Ergebnisse:

Es ist eine deutliche Differenz in der Leitfähigkeit zwischen der Wasserprobe des Zulaufes und den
Proben der Abläufe zu erkennen. Diese erklärt sich aus der Denitrifikation, Nitrat wird abgebaut,
und der darin gebundene Stickstoff gast in elementarer Form aus. Die Trübung des Wassers ist ist
bei den Abläufen ebenfalls deutlich geringer. Wobei hier die bessere mechanische Filterwirkung des
feineren Bodenmaterials im Vergleich zum Kies deutlich zu erkennen ist. §7a des
Wasserhaushaltsgesetzes erlaubt für geklärte Abwässer einen maximalen BSB von 40mg: Das
Wasser des Zulaufes überschreitet diesen Wert um mehr als das fünffache. Die Wasserproben von
HB und VK unterschreiten diesen Wert um über 50%, die Probe von HK immerhin noch um ca.
30%. Die Überlegenheit von HB drückt sich auch im Grad der Denitrifikation aus. Auch der
Abbaugrad des Ammonium- Stickstoffes und des BSB5 sprechen für dieses Becken. Zu bedenken
ist allerdings, dass durch das VK- Becken doppelt soviel Wasser fließt, als durch die anderen beiden
Becken. Durch die daraus resultierende höhere Flächenbelastung ist dieses Beet im Vergleich also
benachteiligt. Generell kann festgestellt werden, dass bindiger- Boden das bessere Substrat für
derartige Anlagen ist, was wohl am höheren Kf- Wert und der daraus resultierenden längeren
Verweilzeit des Wassers im Becken liegt. Aber auch die Reinigungsleistung des Vertikalbeckens ist
trotz des schlechteren Substrates (Kies) beachtlich. Alles in allem komme ich zu dem Ergebnis:
Vertikalbecken sind leistungsfähiger als Horizontalbecken, und bindiger Boden ist Vergleich zu
Kies das bessere Substrat. Die Reinigungsleistung der Low- Tech Lösung „bewachsener
Bodenfilter“ ist sehr beachtlich!

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