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Glaube und Verstand

Das Große Evangelium Johannes Band 5 Kapitel 88 Jakob lorber

[GEJ.05_088,01] (Der Herr:) „Darum soll ein rechter Jünger Meiner Lehre niemals etwas
leichtfertig ohne eine vorangegangene genaue Prüfung annehmen. Erst wenn er von allem,
was darin vorkommt, sich eine gründliche Einsicht und Überzeugung verschafft hat, soll er
dann das Gute und Wahre als lebenswahr annehmen und darauf klug und weise danach
handeln; und er wird dadurch ganz sicher zu jenen Resultaten gelangen, die man mit allem
Fug und Recht als aus den Himmeln herab gesegnet anpreisen kann.
[GEJ.05_088,02] Ich bin doch der Herr und der Meister von Ewigkeit, und ihr erkennet Mich
als solchen nun vollkommen. Ich könnte zu euch nun sagen dies und jenes, krumm oder
gerade, weiß oder schwarz, und ihr würdet es Mir glauben, da ihr nun lebensinnerlichst
überzeugt seid, wer Ich bin. Da wäre sonach ein sogenannter Autoritätsglaube sicher am
rechten Platze!? Aber wer von euch kann sagen, daß Ich solchen von jemandem verlange oder
je verlangt habe?! Ja, Ich verlange Glauben, aber keinen blinden und keinen toten, sondern
einen vollauf lebendigen! Ich lehre euch Wahrheiten, von denen der Welt nie etwas in den
Sinn gekommen ist; aber Ich sage dabei nicht: ,Glaubst du das?‘, sondern: ,Hast du das wohl
verstanden?‘ Und so du sagst: ,Herr, dies und jenes ist mir dabei noch unklar!‘, da erkläre Ich
dir die Sache durch alle Mir zu Gebote stehenden Mittel so lange, bis du es vom tiefsten
Grunde aus völlig begriffen hast, und gehe dann erst wieder um einen Schritt weiter.
[GEJ.05_088,03] Ich könnte jedem wohl gleich anfänglich eine solche Erklärung geben, daß
er eine von Mir neu vorgetragene Lehre alsogleich vollauf begreifen müßte; aber Ich kenne
auch, was und wieviel er auf einmal zu ertragen fähig ist, und gebe auf einmal nur so viel, als
es jemand von euch zu ertragen imstande ist, und lasse dem Samen Zeit, zu keimen und
Wurzeln zu fassen, und binde Mich Selbst darauf, nicht eher etwas Neues zu bringen, als bis
das eine auf den Grund begriffen worden ist. Ich lasse euch Zeit zur Prüfung des
Vorgetragenen und Gezeigten!
[GEJ.05_088,04] Ich Selbst sage zu euch: ,Prüfet alles und behaltet das Gute und somit auch
Wahre!‘ Tue Ich Selbst aber das, um wieviel mehr ihr, die ihr der Menschen Gedanken
nimmer zu durchschauen vermöget gleich Mir!
[GEJ.05_088,05] Verlanget ja von niemandem einen blinden Glauben, sondern zeiget jedem
den Grund! Und sollte er nicht fähig sein, solchen zu erfassen mit seinem Verstande, so lasset
es euch der Mühe nicht gereuen, ihn von Stufe zu Stufe hineinzuleiten mit aller Liebe und
Geduld, bis er fähig wird, eure gute Lehre vom Grunde aus zu begreifen; denn mit einem
finstern Verstande soll niemand euer Jünger sein in Meinem Namen! Denn Ich gebe euch ein
helles Licht und Leben, und ihr sollet darum keine Apostel der Finsternis und des Todes sein!
[GEJ.05_088,06] Wer da sucht, der soll es finden; wer da bittet und fragt, dem werde eine
rechte Antwort gegeben, und wer da pocht an die verschlossene Pforte, dem werde sie völlig
aufgetan!
[GEJ.05_088,07] Es gibt nichts Undienlicheres als eine halbe Antwort auf eine gestellte
Frage; da ist gar keine Antwort geben besser um vieles! Und es gibt nichts Unpraktischeres
als eine halbe Erklärung über eine Sache, von deren genauer Erkenntnis oft eine große
Lebenswichtigkeit abhängt.
[GEJ.05_088,08] Daher soll derjenige, der ein Lehrer sein will, dasjenige überaus gründlich
erkennen in allen Wurzel- und Urkeimstiefen, was er seinen Bruder lehren möchte, da ansonst
ein Blinder den andern führt, und kommen sie an einen Graben, so fallen dann beide, Führer
und Führling, hinein.“
Quelle: http://www.calameo.com/read/0003792567d57bf61e6f2

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