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Der Treibhauseffekt
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung ........................................................................................................... 3
2 Der natürliche Treibhauseffekt ........................................................................... 4
3 Zusammenfassung: Natürlicher Treibhauseffekt.............................................. 14
4 Der anthropogene Treibhauseffekt................................................................... 15
5 Mögliche Maßnahmen zur Reduktion von CO2-Emissionen............................. 26
5.1 Kohlendioxid als Brennstoff.......................................................................... 26
5.2 Biokraftstoffe................................................................................................ 28
5.3 Kohlendioxid als umweltverträglicher Synthesebaustein.............................. 33
5.4 Silicium als Energieträger ............................................................................ 35
6 Ausblick............................................................................................................ 41
1 Einleitung
Dieses Zitat stammt aus dem Aufruf "Warnung vor drohenden weltweiten Klima-
änderungen durch den Menschen". Es handelt sich dabei um eine gemeinsame Er-
klärung der Deutschen Physikalischen Gesellschaft und der Deutschen
Meteorologischen Gesellschaft, an der führende bundesdeutsche Klimatologen be-
teiligt waren.
Das auf der Erde herrschende Klima wird maßgeblich von den folgenden zwei Fakto-
ren bestimmt:
Aber auch Änderungen der Strahlungsintensität der Sonne selbst haben zu diesen
Schwankungen beigetragen. Klimaschwankungen, wie sie sich durch das wechseln-
de Auftreten von Eiszeiten und Zwischeneiszeiten in der Vergangenheit bemerkbar
machten, waren die Folge.
Im Folgenden soll der Einfluss der klimarelevanten Spurengase auf die globalen
Temperatur- und Klimaverhältnisse aufgezeigt werden. Dabei wird der so genannte
Treibhauseffekt im Mittelpunkt stehen.
Die Erde und die Sonne sind näherungsweise schwarze Körper. Deshalb gilt nähe-
rungsweise das Gesetz von Stefan und Boltzmann. Nach diesem Gesetz strahlt ein
Körper mit der Temperatur T (in Kelvin) pro Fläche und Zeiteinheit die Energie !·T4
ab:
I # ! " T4
I: Strahlungsintensität [W/m2]
!: Stefan-Boltzmann-Konstante = 5.67·10-8 W·m-2·K-4
T: Temperatur der Oberfläche [K]
Diese Beziehung gilt streng nur für so genannte schwarze Strahler, die in allen Wel-
lenlängenbereichen Strahlung vollständig absorbieren und wieder emittieren. Die
Sonne und auch die Erdoberfläche können in guter Näherung als schwarze Strahler
behandelt werden.
Die Sonne strahlt eine Leistung von 3.88·1026 W aus. Aus dem Stefan-Boltzmann-
Gesetz lässt sich die Oberflächentemperatur TS der Sonne folgendermaßen be-
rechnen:
LS
L S # ! " TS4 " 4" " R S2 % TS # 4 # 5774 K $ 5800 K
! " 4" " R S2
Die Intensität bei der Entfernung d erhält man, indem man die Strahlungsleistung
durch die Oberfläche einer fiktiven Kugel mit dem Radius d dividiert (siehe Ab-
bildung).
LS
I#
4 " " " d2
Die auf die Erde treffende Strahlungsleistung LE kann man berechnen, indem man
die auf die Erde treffende Intensität mit der Querschnittsfläche multipliziert (siehe
Abbildung).
LS
LE # 2
" R E2 " " # 1.75 " 1017 W
4"""d
Ein Bruchteil A der einfallenden Strahlung wird, ohne als Energie von der Erde und
ihrer Atmosphäre aufgenommen zu werden, direkt in den Weltraum zurückreflektiert.
LS
LE # 2
" R E2 " " " &1 - A ' bzw. L E # S 0 " RE2 " " " &1 - A '
4"""d
A ist die so genannte Albedo; sie hat bei der Erde den Wert 0.3. Der Term LS/4"d2
wird mit S0 abgekürzt. S0 ist die so genannte Solarkonstante der Erde. Sie beträgt
1372 W/m2.
Unter der Annahme, dass alle auf der Erde eingefallene und absorbierte Energie in
Wärme umgewandelt wird und als Strahlung von der Erdoberfläche (4"R2E) wieder
abgegeben wird, muss im stationären Strahlungsgleichgewicht gelten:
4 " " " R E2 " TE4 " ! # S 0 " " " RE2 (1 ( A)
TE ist die Strahlungsgleichgewichtstemperatur der Erde. Die Gleichung wird nun nach
TE aufgelöst:
TE # 4
&1 ( A ' " S 0 # 255 K
! 4
Die tatsächliche mittlere Temperatur der Erdoberfläche beträgt aber 288 K = +15°C.
Die Differenz von 33 K nennt man den natürlichen Treibhauseffekt. Er wird durch das
Vorhandensein der Atmosphäre verursacht. Gemäß dem Wienschen Ver-
schiebungsgesetz kann man für die mittlere Temperatur von 288 K die Wellenlänge
#max berechnen, bei welcher das Maximum an Energie abgestrahlt wird.
k
# max # ; k = 2.898·10-3 K·m
T
Für T = 288 K ist der Betrag von #max = 1.01·10-5 m = 10.01 µm. Der Temperatur von
288 K entspricht somit eine terrestrische Strahlung im IR-Bereich. Die IR-Strahlungs-
leistung bei dieser Temperatur beträgt:
L E # 4 " " " RE2 " &288 K ' " ! # 1.9938 " 1017 W
4
Dies entspricht etwa 114% der auf die Erde auftreffenden Sonnenstrahlung. Die Erde
gibt folglich mehr Leistung in Form von IR-Strahlung ab, als sie in Form von Sonnen-
strahlung bekommt. Dies ist nur möglich, weil der größte Teil der IR-Strahlung von
den Spurengasen der Atmosphäre absorbiert und dort als Wärmeenergie gespeichert
wird. Die gespeicherte Wärmeenergie wird dann zum Teil an die Erdoberfläche
zurückgestrahlt. Es kommt zu einem Wärmestau und dadurch zu einer Erhöhung der
mittleren Temperatur der Erdoberfläche.
Die Atmosphäre und das Glas eines Treibhauses haben ähnliche Eigenschaften.
Beide können kurzwellige Strahlung durchlassen und langwellige Strahlung ab-
sorbieren. Man kann also die Wirkung der Atmosphäre mit derjenigen eines Treib-
hauses vergleichen (siehe Abbildung).
Beim Treibhaus gelangt das sichtbare, kurzwellige Sonnenlicht mit der Intensität S
ungehindert durch die Scheiben auf den Treibhausboden, welcher sich dadurch er-
wärmt. Der warme Boden sendet langwellige IR-Strahlung L1 aus. Sie kann jedoch
nicht durch das Glas dringen, sondern wird vom Glas absorbiert. Die Scheiben er-
wärmen sich durch L1 und geben selber wieder Strahlung L2 sowohl nach innen wie
nach außen ab. Durch den nach unten abgestrahlten Teil von L2 erwärmt sich der
Treibhausboden. Dadurch steigt die Temperatur im Treibhaus so lange an, bis der
Wärmetransport durch die Scheiben gleich groß ist wie die Energiezufuhr durch das
Licht. Die Temperaturerhöhung hat zur Folge, dass in Treibhäusern auch dann
Pflanzen wachsen, wenn es unter freiem Himmel noch oder schon zu kalt für sie ist.
Die Atmosphäre hat die gleiche Wirkung auf die terrestrische Strahlung wie das Glas
des Treibhauses (siehe Abbildung). Dabei spielen die Gase CO2 und H2O die Haupt-
rollen.
Zwischen dem Gewächshaus und der Erdatmosphäre gibt es aber die folgenden
Unterschiede:
1. Beim Gewächshaus erfüllt das Glas auch noch die Rolle der Isolation. Es ver-
hindert Wärmetransport durch Konvektion (Wärmemitführung). Diese Aufgabe
hat die Erdatmosphäre nicht.
2. Außerhalb der Atmosphäre befindet sich der weitgehend leere Weltraum.
3. Die Glasscheibe des Gewächshauses ist homogen, ihre Dicke ist bestimmt. Die
Erdatmosphäre hingegen kann nicht als einzige Scheibe betrachtet werden, wie
dies in der Abbildung vielleicht suggeriert wird. Vielmehr besteht die Atmosphäre
aus mehreren Schichten (Stockwerken). Jedes Stockwerk hat eine eigene Tem-
peratur und strahlt somit eine andere Strahlung aus als die benachbarte Schicht.
[$#] = W·m-2·µm-1
[#] = µm
Außerhalb der Atmosphäre stimmt das Sonnenspektrum recht gut mit der eines
schwarzen Strahlers bei 5800 K überein. Auf Grund dieser Übereinstimmung kann
man für die Sonnenoberfläche auf eine Temperatur von 5800 K schließen. Die ma-
ximale Sonnenintensität liegt bei 480 nm, im grünen Bereich des sichtbaren Lichtes.
Erkennbar ist auch, dass die UV-B-Strahlung den Erdboden nicht erreicht. Sie wird
im Bereich von 0.310 bis 0.240 µm (310 bis 240 nm) von Ozon und im Bereich <
0.240 µm (240 nm) von Sauerstoff fast vollständig absorbiert. Im IR-Bereich wird
Sonnenstrahlung auch durch H2O-Dampf absorbiert (siehe Abbildung).
Sonnenlichtspektrum
In der kommenden Abbildung ist die Absorptionseffizienz der Atmosphäre als Funk-
tion der Wellenlänge dargestellt (obere Abbildung). Die für die einzelnen Ab-
sorptionsbanden hauptsächlich verantwortlichen Gase sind angegeben. Zum
Vergleich sind die Schwarzkörperspektren von Sonne und Erde dargestellt (untere
Abbildung).
Man erkennt, dass die Atmosphäre beim Maximum der Sonneneinstrahlung (~0.5
µm) und im gesamten sichtbaren Bereich von ~0.3-0.7 µm praktisch nicht absorbiert.
UV-Strahlung ) 0.3 µm wird allerdings vollständig absorbiert. Im Wellenlängen-
bereich der Erde absorbieren verschiedene Gase sehr stark, nur im so genannten
"atmosphärischen Fenster" von etwa 8-13 µm kann ein Grossteil der Strahlung die
Atmosphäre durchdringen.
Symmetrische Moleküle wie N2, O2 und H2 sind IR-inaktiv, weil die symmetrischen
Streckschwingungen keine Änderung des Dipolmoments hervorrufen (siehe Ab-
bildung).
Typische IR-aktive Treibhausgase sind z.B. CO2, H2O, N2O, O3, Kohlenwasserstoffe,
Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW's).
Die folgende Abbildung zeigt die Strahlungsbilanz der Erde und ihrer Atmosphäre.
Die Werte in dieser Darstellung sind in Prozent der globalen durchschnittlichen Son-
nenstrahlung angegeben, welche auf die obere Atmosphäre trifft. Die einfallende
Sonnenstrahlung wurde zu 100% gesetzt.
Die totale Emission an infraroter Strahlung (langwellige Strahlung) von der Erdober-
fläche beträgt 115% der totalen Sonnenstrahlung. Rund 95% davon (109% der Son-
nenstrahlung) werden in der Atmosphäre durch H2O, CO2 und andere Spurengase
absorbiert. Der Rest geht direkt in den Weltraum weiter. Die Atmosphäre emittiert
durch Wasserdampf, Kohlendioxid usw. sowie die Wolken langwellige Strahlung.
Einerseits geschieht dies zurück in Richtung Erdboden, andererseits in den Weltraum
hinaus. Dabei gehen etwa 3/5 dieser Strahlung in Richtung Erde (94%) und 2/5 in
den Weltraum (64%). Die 94 %, die Richtung Erde strömen, bewirken den Treib-
hauseffekt.
Die Aufteilung des Wärmeflusses von der Erdoberfläche in die Wolken (23% und 7%)
hat folgenden Ursprung: Etwa 7% der total einfallenden Sonnenstrahlung werden in
Form von fühlbarer Wärme vom Erdboden in die Atmosphäre transportiert: Wenn
sich Luft über heißem Boden aufwärmt, wird sie dadurch leichter, steigt auf und gibt
diese Wärme in der Höhe wieder ab. Die so entstehende Wärmemitführung wird
"fühlbarer Wärmefluss" genannt.
Fühlbare Wärme ist durch Temperaturerhöhung feststellbar (daher der Name), wie
z.B. bei der Erwärmung eines Stoffes. Gemäß den Grundlagen der Thermodynamik
gilt für Temperaturerhöhung eines Stoffes die folgende Gleichung:
%Q # c " m " %T
23% der total einfallenden Sonnenstrahlung werden dazu gebraucht, Wasser zum
Verdunsten zu bringen. Bekanntlich braucht es ziemlich viel Wärme, bis Wasser
verdampft. Diese Wärme steckt dann in Form von "latenter Wärme" im Wasserdampf
und wird erst wieder frei, wenn der Wasserdampf in der Atmosphäre zu Wolken
kondensiert. Auch auf diese Weise wird Energie vom Erdboden in die Atmosphäre
transportiert. Dies ist der Hauptantriebsmechanismus für das tägliche Wetter-
geschehen!
Latente Wärme (versteckte Wärme) wird erst bei der Zustandsänderung "gasförmig
* flüssig" oder "flüssig * fest" wieder frei. Beispiele sind die Schmelzwärme und die
Verdampfungswärme eines Stoffes.
Die Atmosphäre muss so warm sein, dass sie die im IR absorbierte Leistung ins
Weltall und zum Erdboden hin abstrahlen kann.
Der Erdboden muss so warm sein, dass er die im Sichtbaren absorbierte Leistung
von der Sonne plus die von der Atmosphäre absorbierte IR-Leistung in Richtung
Atmosphäre abstrahlen kann.
Verbunden mit wechselnden Eis- und Warmzeiten schwankten nur die Konzentratio-
nen von CO2 in einem gewissen Ausmaß.
Seit Beginn der Industrialisierung vor ca. 150 hat sich die Zusammensetzung der
Atmosphäre durch eine Vielzahl menschlicher Aktivitäten verändert. In diesem Zeit-
raum haben die Konzentrationen aller klimarelevanten Spurengase zugenommen
und dadurch den natürlichen Treibhauseffekt verstärkt. Dieser durch anthropogene
Emission bedingte zusätzliche Treibhauseffekt wird als der anthropogene Treibhaus-
effekt bezeichnet.
Aus den Daten der folgenden Tabelle erkennt man, dass sich die Spurengas-
konzentrationen der Erdatmosphäre nicht mehr im stationären Gleichgewicht be-
finden, sondern dass die Emissions- bzw. Entstehungsraten die Depositions- bzw.
Abbauraten, mit Ausnahme des stratosphärischen Ozons, übertreffen. Das hat einen
Anstieg der Konzentration dieser Gase in der Atmosphäre zur Folge.
Die Konzentration des atmosphärischen CO2 hat während der letzten 500000 Jahre
in langsamen Perioden zwischen 200 ppm (in den großen Eiszeiten) und 300 ppm
(Zwischeneiszeiten) geschwankt. Innerhalb von nur 150 bis 200 Jahren jedoch hat
sich die CO2-Konzentration von ca. 280 ppm auf derzeit fast 350 ppm erhöht. Eine
solch hohe CO2-Konzentration hat es wahrscheinlich während der letzten 1-2 Millio-
nen Jahre nie gegeben.
Die historischen Daten gehen auf Messungen von Eisbohrkernen zurück, die neu-
eren Daten auf direkte Messungen. Die periodischen jahreszeitlichen Schwankungen
der CO2-Konzentration in Mauna Loa spiegeln den Jahresgang der Vegetation wie-
der, d.h. die starke Aufnahme von CO2 im Frühling und die Abgabe von CO2 im
Herbst. Diese Schwankungen sind in den Daten vom Südpol nicht so stark aus-
geprägt, da sich auf der Südhalbkugel weniger Vegetation befindet als auf der Nord-
halbkugel.
Die folgende Abbildung zeigt am Beispiel der Bundesrepublik Deutschland, wie sich
die CO2-Emissionen auf die verschiedenen Verursachergruppen bzw. Energieträger
aufteilen.
CO2 ist nicht das einzige klimarelevante Spurengas mit einem so markanten Konzen-
trationsanstieg in der Atmosphäre. So steigt die Konzentration des troposhärischen
Ozons über den kontinentalen Gebieten der Nordhemisphäre mit einer Rate von ca.
1% pro Jahr an und hat sich - basierend auf neuesten Erkenntnissen - in den letzten
100 Jahren nahezu verdoppelt.
Das Ozon der Troposphäre gehört zu den Spurengasen mit einer relativ kurzen Le-
bensdauer. Daher gibt es in der Troposphäre lokal sehr unterschiedliche Änderungen
der Konzentration. Während im Mittel die troposphärische O3-Konzentration zunimmt,
nimmt sie in der Stratosphäre tendenziell ab. In der folgenden Abbildung ist der Luft-
druck, der hier als Höhenmaß über dem Erdboden dient, als Funktion der
Konzentrationsänderungen von Ozon in % einschließlich extrapolierter Kurven bis
zum Jahr 2050 dargestellt.
Die folgende Abbildung zeigt die Situation beim Methan. Ausgehend von einer Kon-
zentration von 0.7 ppm um das Jahr 1500 wird eine exponentielle Zunahme von
Methan mit einem dramatischen Anstieg seit Mitte des 19. Jahrhunderts beobachtet.
Die Kurve stammt aus der Untersuchung von Eisbohrkernen aus Grönland und der
Antarktis, wobei eingeschlossene Luftbläschen analysiert wurden. Die Tiefe der
Bohrproben dient dabei als erdgeschichtlicher Zeitmaßstab.
Die Ursache des exponentiellen Methananstieges ist die, parallel zur Weltbe-
völkerung, anwachsende Menge an Nahrungsmitteln, wie z.B. die von Reis oder des
Viehbestandes. Weitere anthropogene Quellen sind in der folgenden Abbildung, in
der die sektorspezifische Verteilung der CH4-Emissionen aufgelistet ist, dargestellt.
Daraus geht hervor, dass mehr als zwei Drittel der weltweiten CH4-Emissionen an-
thropogenen Ursprungs sind.
Das ebenfalls klimawirksame Gas N2O wird mit ca. 39% zu einem beträchtlichen
Anteil anthropogen emittiert (siehe Abbildung).
SO2 ist kein Treibhausgas. Es wirkt dem Treibhauseffekt entgegen, da es in der Tro-
posphäre relativ rasch zu Sulfat oxidiert wird und Aerosole bildet, die einen Teil der
einfallenden Sonnenstrahlung ohne Umwandlung direkt wieder in das Weltall reflek-
tieren. Rechenmodelle zeigen, dass das SO2 offenbar einen stärkeren Temperatur-
anstieg bisher abgebremst hat. Ob durch die inzwischen verstärkte Reduzierung der
SO2-Emissionen im Kraftwerks- und Verkehrsbereich negative klimatische Folgen zu
erwarten sind, kann man derzeit allerdings noch nicht abschätzen.
Die Spurengase CO2, CH4, N2O, O3 und FCKW tragen zu einem Anstieg des Treib-
hauseffektes bei, dem so genannten zusätzlichen oder anthropogenen Treibhaus-
effekt. So sind die klimatischen Veränderungen im letzten Jahrhundert, besonders in
den letzten 30-35 Jahren als Signale für die Wirkung anthropogener Spurengase
anzusehen. Beispiele dafür sind (siehe Abbildung):
Die Abbildung zeigt die Änderung der mittleren globalen Temperatur der Erdober-
fläche bezogen auf den Mittelwert des Zeitraums 1961-1990.
(a) Die roten Werte sind jährliche Mittelwerte, die aus direkten Temperatur-
messungen ermittelt wurden. Die Fehlerbalken geben die Unsicherheiten auf
einem Konfidenzniveau von 95% an. Die durchgezogene schwarze Kurve ist ein
gleitender Mittelwert über einen Zeitraum von zehn Jahren. Die Erdoberflächen-
temperatur ist in den letzten 100 Jahren um 0.6 ±0.2 K angestiegen.
(b) Dargestellt sind die jährlichen Temperaturen (blau) und deren gleitender Mittel-
wert über einen Zeitraum von 50 Jahren (schwarz). Diese Temperaturen wurden
aus indirekten Daten wie Baumringen, Korallen und historischen Temperaturauf-
zeichnungen gewonnen. Dementsprechend sind die Unsicherheiten größer
(grauer Bereich). Trotzdem ist klar erkennbar, dass der Temperaturanstieg im
20. Jahrhundert der größte des Jahrtausends ist und 1998 (mit einer Wahr-
scheinlichkeit von 66-90%) das wärmste Jahr des letzten Jahrtausends war.
In der folgenden Tabelle sind die Anteile der wichtigsten Spurengase CH4, N2O, O3
und FCKW am gegenwärtigen anthropogenen Treibhauseffekt aufgeführt. Sie ver-
ursachen hauptsächlich die Zunahme der globalen mittleren Oberflächentemperatur
gegenüber dem vorindustriellen Wert um 0.6-0.7 K.
Man erkennt, dass der Anteil der anderen Spurengase am anthropogenen Treib-
hauseffekt schon fast genauso groß ist wie der von CO2. Das erscheint zunächst
erstaunlich, da die Spurengase N2O, CH4 und FCKW doch im Vergleich zum CO2 in
sehr geringer Konzentration in der Atmosphäre vorkommen.
Diese Spurengase können jedoch viel effektiver die IR-Strahlung vom Erdboden ab-
sorbieren als CO2 und tragen damit trotz ihrer vergleichsweise geringen Konzen-
trationen erheblich effektiver zur Temperaturerhöhung bei.
Die Effektivität eines Treibhausgases wird quantitativ durch das so genannte Treib-
hauspotential GWP (Greenhouse Warming Potential) ausgedrückt. Der GWP-Wert
gibt an, wievielmal effektiver ein Spurengas zur Temperaturerhöhung beiträgt als
dieselbe Menge an CO2. Die folgende Tabelle gibt die GWP-Werte der wichtigsten
Spurengase wieder. In den dort angegebenen Daten ist berücksichtigt, dass 20 bzw.
100 Jahre nach Emission der Spurengase durch chemischen Abbau die emittierte
Menge bereits etwas reduziert ist.
Der Tabelle ist zu entnehmen, dass z.B. 1 g FCKW 11 genauso viel zur Temperatur-
erhöhung durch den Treibhauseffekt beiträgt wie 4500 g CO2. Neueste Daten weisen
für eine Reihe von Substanzen sogar GWP-Werte > 10000 aus. Dazu gehören ver-
schiedene FCKW (z.B. FCKW 13, FCKW 23, FCKW 115 etc.), aber auch Stoffe wie
Perfluoromethan und -ethan (CF4, C2F6), Schwefelhexafluorid (SF6) u.a., die darüber
hinaus auch noch mittlere Verweilzeiten von weit über 1000 Jahren aufweisen (CF4
sogar 50000 Jahre). Dadurch wird deutlich, wie gefährlich auch geringe Mengen von
Spurengasen sein können, d.h. ein weiterer Anstieg der Emissionsraten dieser Gase
muss unbedingt verhindert werden.
Nach gegenwärtiger Erkenntnis ist bei weiter ungebremster Emission von Treibhaus-
gasen innerhalb der nächsten 50 Jahre mit einer Temperatursteigerung von 1.5 bis
4.5 K und in 100 Jahren mit einer Temperatursteigerung von 5 bis 6 K auf der Erd-
oberfläche zu rechnen. Bei einer Erwärmung von 2 K hätte die Erde eine Temperatur
erreicht, die sie seit 120000 Jahren nicht mehr hatte. Das gilt für die global gemittelte
Temperaturentwicklung.
Eine detailliertere Aussage über lokale Änderungen der Temperatur ist aus dem
folgenden Diagramm ersichtlich. In diesem Diagramm sind in der Auftragung "Höhe
über dem Erdboden gegen geographische Breite" Kurven gleicher Temperatur-
erhöhung eingezeichnet, die auf Grund der Annahme einer alleinigen Erhöhung des
CO2-Gehaltes von 300 ppm auf 600 ppm berechnet wurden. Man sieht, dass vor
allem bei hohen geographischen Breiten Temperaturerhöhungen bis zu 8 K zu er-
warten sind, während bei niedrigen Breiten viel niedrigere Erhöhungen vorausgesagt
werden. Bei Höhen über 12 km deutet sich eine Temperaturabnahme an. Die mittlere
Temperaturerhöhung am Erdboden in dem in der Abbildung gezeigten Beispiel be-
trägt 3 K.
! Die insgesamt landwirtschaftlich nutzbare Fläche auf der Erde wird zurückgehen.
Diese Prognose ist besonders beunruhigend angesichts der Ernährungs-
probleme einer rapide wachsenden Weltbevölkerung.
Die in Kioto festgelegten Minderungen sind jedoch für eine wirksame Begrenzung der
Treibhausgase ungenügend. Es sind weitergehende Maßnahmen erforderlich. Die
Zeit die bleibt, um rechtzeitig wirksame Maßnahmen durchzusetzen ist kurz, und die
Lösung des Treibhauseffekts ist wesentlich schwieriger als die des Ozonproblems.
Auf dem Gebiet der Wasserstofftechnologie sind in jüngster Zeit verschiedene viel
versprechende Vorschläge und Untersuchungen durchgeführt worden. Sie basieren
auf einer Entsorgungs- bzw. Rückgewinnungsstrategie für CO2 aus Kraftwerken, die
mit fossilen Energieträgern (Kohle, Erdöl, Erdgas) betrieben werden. Das zurück-
gehaltene CO2 kann zur Erzeugung neuer Brennstoffe dienen, wenn Wasserstoff zur
Verfügung steht, der ohne Einsatz von fossilen Brennstoffen erzeugt wird, also z. B.
aus Elektrolyse von H2O mit Sonnenlicht als Energiequelle:
2 H2O + h+ * 2 H2 + O2
Bei der CO2-Rückgewinnung ist es denkbar, das aus Kraftwerken emittierte CO2
durch eine Absorberlösung - etwa Ethanolamin oder Amine - zu binden.
Das zurück gewonnene CO2 könnte man z.B. durch Einpressen in ausgeschöpfte
Erdgas- oder Erdöllagerstätten oder durch Versenken in der Tiefsee deponieren.
Eine weitere Möglichkeit wäre, CO2 mit solartechnisch erzeugtem Wasserstoff zu-
nächst katalytisch zu Kohlenmonoxid umzusetzen:
2 C + H2O + O2 * CO + CO2 + H2
2 C + O2 * 2 CO
Letztlich wird also Kohle (C) zu Methanol umgewandelt, das als Brennstoff z.B. für
Kraftfahrzeuge dient. Dabei entsteht zwar wieder CO2, aber die Menge an frei-
gesetztem CO2 pro erzeugte Energieeinheit ist erheblich geringer als bei direkter
Verbrennung von Kohle, da ein Teil der Energie vom eingesetzten Wasserstoff her-
rührt.
5.2 Biokraftstoffe
Eine weitere Möglichkeit, CO2 einzusparen, ist die Erzeugung von Biokraftstoffen,
denn bei deren Verbrennung wird genau diejenige CO2-Menge wieder frei, die vorher
beim Pflanzenwachstum der Atmosphäre entzogen wurde.
Als Biokraftstoff kommt aus der Stoffgruppe der Alkohole vor allem Bioethanol in
Frage. Dieser kann prinzipiell aus den Inhaltsstoffen verschiedener Pflanzen (Stärke,
Inulin, Ligno-Zellulosen) bzw. von Reststoffen biogenen Ursprungs gewonnen wer-
den (siehe Abbildung).
Die Produktion führt immer über die Stufe des einfachen Zuckers. Enthält die Pflanze
nur Polysaccharide, so muss der Rohstoff durch geeignete Verfahren auf-
geschlossen werden. Die erhaltene Zuckerlösung wird wie bei der Trinkalkohol-
herstellung durch Hefen (oder Bakterien) vergoren, wobei hier je nach Substrat
verschiedene Verfahren zum Einsatz kommen. Der letzte Schritt ist wieder allen Ver-
fahren gemeinsam und beinhaltet die - recht energieaufwendige - Abtrennung des
Ethanols durch destillative Verfahren. Die verbleibende Schlempe wird je nach zu-
grunde liegender Pflanze unterschiedlich weiterverwertet (Energieträger, Futtermittel
etc.) oder aber als Abwasser entsorgt.
Die zweite Klasse der Biokraftstoffe sind Pflanzenöle, von denen Rapsöl eine wichti-
ge Rolle spielt. Rapsöl ist, wie alle Fette und Öle, ein Mono-, Di- oder Triglycerid, das
sich aus 1,2,3-Propantriol (Trivialname "Glycerin") und einer, zwei oder drei Fett-
säuren zusammensetzt. Naturöle - und somit auch Rapsöl - enthalten stets Begleit-
stoffe wie freie Säuren, Phospholipide, Farbstoffe, Vitamine etc. Sie bestehen zu
etwa 97% aus Triglyceriden, der Anteil an Di- und Monoglyceriden beträgt bis zu 3%
bzw. 1%.
Bei den gebundenen Fettsäuren des Rapsöls handelt es sich vornehmlich um ver-
schiedene, geradzahlige Kohlenwasserstoffketten mit 16-20 Kohlenstoffatomen in
gesättigter und ungesättigter Form.
Der Hauptbestandteil des heute verwendeten Rapsöls ist mit 54-64% die Ölsäure,
gefolgt von der Linolsäure mit 16-22% und der Linolensäure mit 8-10%. Die Molmas-
se von Rapsöl beträgt etwa 850 g und wird im Mittel mit C56H103O6 angegeben. Im
Vergleich hierzu hat Dieselkraftstoff, der ja durch Rapsöl ersetzt werden soll, mit der
mittleren Summenformel C16H34 eine mittlere Molmasse von 226 g.
Außer der höheren Dichte und Viskosität, die im Übrigen bei starken Minus-
temperaturen in den Wintermonaten den Einsatz reinen Rapsöls ohne zusätzliche
Maßnahmen kaum zulassen, sind auch starke Abweichungen bei der Zündwilligkeit,
dem Flammpunkt und der Filtrierbarkeit festzustellen. Reines Rapsöl ist somit für die
herkömmlichen, für den Einsatz von Dieselkraftstoff entwickelten Dieselmotoren nicht
geeignet. Lediglich in großvolumigen Vorkammer- und Wirbelkammermotoren - bei-
spielsweise in Traktoren sowie in Spezialmotoren wie z.B. dem Elsbettmotor - lässt
sich Rapsöl problemlos einsetzen.
In erster Linie ist die große Molmasse des Rapsöls für die hohe Viskosität und die
anderen damit verbundenen Eigenschaften verantwortlich. Um Rapsöl den Werten
von Dieselkraftstoffen anzugleichen, muss das Molekül gespalten werden. Hier bietet
sich die Esterfunktion als Bruchstelle an. Der klassische Verseifungsprozess mit
Wasser birgt allerdings Schwierigkeiten beim großtechnischen Einsatz bedingt vor
allem durch Rückreaktionen der gebildeten Säuren mit dem entstandenen Alkohol.
Aus diesem Grund wird die Verseifung großtechnisch mit einem einwertigen Alkohol
durchgeführt. Hierbei wird 1 Mol Triglycerid mit 3 Molen eines einwertigen Alkohols
zu 3 Mol Monoalkoholester und 1 Mol Glycerin chemisch umgesetzt (siehe die fol-
gende Abbildung). Da aus dem Triglycerid Monoalkoholester entstehen, spricht man
hier von einer Umesterung.
Als einwertige Alkohole kommen vor allem Methanol und Ethanol in Frage. Aus öko-
nomischen Gründen verbietet sich derzeit der Einsatz von Ethanol, so dass hier aus-
schließlich Methanol Verwendung findet.
Als Katalysator werden basische Komponenten, vornehmlich KOH oder NaOH ver-
wendet, die nach Beendigung der Reaktion mit Protonendonatoren wie Phosphor-
säure oder Zitronensäure neutralisiert werden. Das gesamte Umesterungsverfahren
in industriellem Maßstab ist in der folgenden Abbildung dargestellt.
Flussdiagramm Umesterung
Die energetische Nutzung dieser nachwachsenden Rohstoffe scheint auf den ersten
Blick in der Bilanz frei von CO2 zu sein, da ja das CO2, das bei der Verbrennung von
Biomasse entsteht, zu dessen Aufbau zuvor der Atmosphäre gemäß der Photo-
synthesereaktion entzogen wurde.
Dennoch wird die Verwendung von Biokraftstoffen aus Umweltsicht als kritisch ein-
gestuft. Grund dafür ist zum einen, dass die positive CO2-Bilanz durch die negative
N2O-Bilanz zu einem bestimmten Teil wieder ausgeglichen wird.
Der zweite Grund hängt damit zusammen, dass bei Ökobilanzen grundsätzlich der
ganze Lebensweg, hier also die Produktion der Düngemittel, Biozide etc., der Raps-
anbau, das Ölabpressen, der Umesterungsprozess und schließlich die Abgase bei
der Verbrennung in Motoren, betrachtet werden muss. Hier treten im Vergleich zu
den jeweils substituierten fossilen Kraftstoffen eine Reihe an verschiedenen positiven
und negativen Umwelteffekten auf. Die folgende Tabelle gibt für Rapsöl und RME
das Ergebnis einer solchen Ökobilanz wieder.
Hierbei wird eines deutlich: Eine Aussage zu Gunsten oder zu Ungunsten eines Bio-
kraftstoffs lässt sich so nicht treffen. Dies wird erst möglich, wenn weitere Randbe-
dingungen und Bewertungskriterien festgelegt werden. So ist beispielsweise der
Einsatz von auf Raps basierenden Kraftstoffen innerhalb von Wasserschutzgebieten
vor allem auf Grund seiner guten Bioabbaubarkeit dem Einsatz fossiler Kraftstoffe
vorzuziehen.
Für die energetische Nutzung von nachwachsenden Rohstoffen kommen außer Bio-
kraftstoffen auch so genannte biogene Festbrennstoffe in Frage. Zu diesen zählen
Stroh, Pflanzen zur Ganzpflanzenverbrennung (Weizen, Triticale, Gerste etc.), zu
denen auch Chinaschilf (Miscanthus x giganteus) und Pfahlrohr (= Riesenschilf, A-
rundo donax) gehören, sowie Holz aus Kurzumtriebsplantagen oder aus dem Forst.
Der Vorteil der festen Bioenergieträger ist, dass sie ein Mehrfaches an fossilen E-
nergieträgern und CO2 gegenüber Biokraftstoffen einsparen. Die übrigen Umwelt-
auswirkungen vornehmlich aus der landwirtschaftlichen Produktion bleiben in etwa
die gleichen, da es sich im Wesentlichen um die gleichen Produktionsverfahren han-
delt. Insofern sind aus gesamtökologischer Sicht die festen Bioenergieträger den
Biokraftstoffen vorzuziehen.
Kohlendioxid ist zudem aus sicherheitstechnischer Sicht ein idealer Rohstoff, wie ein
Vergleich der Eigenschaften von Kohlendioxid mit denen weit verbreitender
C1-Bausteine wie Kohlenmonoxid und Phosgen verdeutlicht (siehe die folgende Ta-
belle).
Eine zurzeit industriell bedeutende Reaktion, in denen CO2 als Rohstoff eingesetzt
wird, ist die direkte Hydrierung von CO2 zu Methanol aus H2/CO/CO2-Mischungen
(ICI-Verfahren).
Die Reduktion von CO2 bietet aber auch einen potentiellen, bisher noch nicht ge-
nutzten Zugang zu einer Reihe anderer wichtiger Grundchemikalien.
Die folgende Abbildung zeigt, wie die Reduktion von CO2 durch Anlagerung von
Wasserstoff erfolgt.
Das erste Produkt der Reduktion von CO2 in diesem Schema ist die Ameisensäure.
Jährlich werden weltweit etwa 300000 t Ameisensäure hergestellt, die wie folgt ein-
gesetzt werden:
Die folgenden Derivate der Ameisensäure haben ebenfalls eine erhebliche wirtschaft-
liche Bedeutung:
Die Reduktion von CO2 zu Ameisensäure und ihren Derivaten kann auf photo- oder
elektrochemischem Wege erfolgen. Für beide Prozesse haben sich Übergangs-
metallkomplexe als Katalysatoren bewährt. Werden diese Prozesse bis zur
technischen Anwendung weiter entwickelt, so bietet die Synthese von Ameisensäure
aus CO2 die Möglichkeit, Kohlendioxid im Umfang von etwa 105 t Kohlenstoff als
Rohstoff zu nutzen.
Das gegenwärtige Konzept zur Erzeugung von Energie für Haushalte, Industrie, Ge-
werbe und Verkehr basiert im Wesentlichen auf Kohlenstoff als Rohstoffquelle. Der
energieliefernde Prozess, die Verbrennung fossiler Brennstoffe (Erdöl, Erdgas, Koh-
le), produziert unvermeidbar das klimarelevante Gas Kohlendioxid, CO2. Daneben
zeigen wissenschaftliche Berechnungen, dass sich unsere natürlichen Kohlenstoff-
ressourcen dramatisch erschöpfen.
Diese Voraussetzungen erfüllen die zwei Grundstoffe Silicium und Luft, wobei Sili-
cium der Energieträger ist. Rund 75% der uns zugänglichen Erdkruste bestehen aus
Siliciumdioxid. Sand, und damit Silicium, stehen praktisch unbegrenzt zur Verfügung.
Außerdem kann Sand als Verbrennungsrückstand des Siliciums wieder in den Ener-
giekreislauf zurückgeführt werden.
Die Herstellung des Energieträgers Silicium aus Sand geschieht momentan durch
Reduktion mit Kohle im elektrischen Ofen, wobei große Mengen an CO2 und CO
freigesetzt werden.
1800 Grad Celsius
SiO2 + 2 C ,,,,,,,,* Si + 2 CO
Bei allen weiteren Schritten der Energieerzeugung mit Silicium fallen weder CO2
noch andere klimaschädliche Gase an.
Metallisches, festes Silicium lässt sich als permanenter, ungiftiger Energieträger mit
hoher Energiedichte gefahrlos und umweltfreundlich transportieren. An einem Ort der
Wahl lässt sich die gespeicherte Energie mit hoher Effizienz abrufen, da durch die
Verbrennung mit Sauerstoff zwischen 8 und 9 kWh/kg Silicium Energie freigesetzt
werden. Dies entspricht einem Wirkungsgrad von ca. 70%.
Si + O2 * SiO2 %H = -911.55 kJ
Durch Aktivierung von Silicium gelingt es, nicht nur den Sauerstoffanteil der Luft (ca.
20%), sondern gleichzeitig den Volumenanteil des Stickstoffs (ca. 80%) zur Energie-
erzeugung zu nutzen. Die Produkte dieser äußerst effizienten Verbrennung sind
hierbei Sand und Siliciumnitrid Si3N4.
3 Si + 2 N2 * Si3N4 %H = -750 kJ
Daneben entstehen wahlweise Alkali- oder Erdalkalisilikate, die zur Produktion von
Gläsern und/oder Düngemitteln einsetzbar sind. Ammoniak kann direkt als Brennstoff
oder als energieeffizienter Wasserstofflieferant (z.B. in einer Brennstoffzelle) Ver-
wendung finden.
Siliciumnitrid ist wegen seiner hohen Festigkeit bis zu 1300ºC korrosions- und ver-
schleißbeständig, besitzt eine große Härte und eine geringe Dichte und ist als Kera-
mik im chemischen Apparatebau, in der Verschleißtechnik, bei der
Metallverarbeitung, in der Energietechnik und vor allem im Maschinen-, Motoren- und
Turbinenbau von Interesse (Verwendung als Kugellager, Mühlenauskleidung,
Schneidkeramik, für Gleitringdichtungen, Ventile, Gasturbinenräder). Da Siliciumnitrid
als Isolator wirkt, kann man Si3N4-Schutzschichten in elektrischen Bauelementen
nutzen.
Denkbar wäre es, dass eines Tages höhere Silane als Benzinersatz fungieren könn-
ten. Tetramethylsilan, das bei der Silikonherstellung anfällt, hat eine mit Benzin ver-
gleichbare Energiedichte (siehe Tabelle).
Treibstoffvergleich
Bei der Verbrennung von Siliciumwasserstoffen bzw. mit Silicium gemischtem Silan,
z.B. in Automotoren, entsteht neben Wasser auch Siliciumnitrid als Feststoff. Dieser
muss gefiltert und aufgefangen werden. Der beständige weiße Stoff ist von großem
Interesse für die Industrie (Grundstoff für die Herstellung von Keramik etc.; siehe
oben).
Für die Darstellung von langkettigen Silanen werden neben elementarem Silicium
auch Chlorsilane wie z.B. Silylchlorid benötigt. Sie werden technisch ausschließlich
durch oxidative Addition von Methylchlorid an technisches Silicium in Gegenwart von
0.5-3 Gew.% Kupfer als Katalysator in Fließbett- oder Wirbelschichtreaktoren her-
gestellt (Direktverfahren; Rochow-Synthese).
Als Hauptprodukt bildet sich hierbei Me2SiCl2 (Sdp. 70.0°C) in 80%iger Ausbeute,
gefolgt von MeSiCl3 (Sdp. 65.7°C; 10-15%ige Ausbeute), Me3SiCl (Sdp. 57.3°C;
3-4%ige Ausbeute) sowie MeHSiCl2 (Sdp. 40.7°C; 3-4%ige Ausbeute).
Cu
4 MeCl + 2 Si ,,,,,,,,,* 2 Me2SiCl2 bzw. MeSiCl3 + MeHSiCl2
280-300 Grad Celsius
Mit Hilfe von Silicium und der langkettigen Silane gibt es eine Möglichkeit, die Ener-
gieversorgung der Menschheit auf einen neuen Kreislauf, den solaren anorganischen
Kreislauf umzustellen. Dieser neue Kreislauf bezieht seine Energie - wie die Photo-
synthese - aus Sonnenlicht. Er besteht aus fünf Einzelschritten (siehe Abbildung).
Anorganischer Silicium-Nitrid-Kreislauf
Im ersten Schritt wird Silicium aus Sand hergestellt, wobei der dafür benötigte Strom
selbst vorher durch Sonnenlicht gewonnen wird.
Im zweiten Schritt erfolgt die Produktion der höheren Silane durch die modifizierte
"Müller-Rochow-Synthese", eine Drucksynthese, die mit elementarem Silicium und
Chlorsilan durchgeführt wird.
Der dritte Schritt besteht in der Verbrennung der Silane in neuen Motoren. Dabei wird
das Verbrennungsprodukt Siliciumnitrid abfiltriert.
Damit ist der Kreislauf geschlossen. Der in der dritten Stufe eingesetzte Stickstoff
erscheint in der fünften Stufe als Abgas im Kamin.
6 Ausblick
Trotz zum Teil erheblicher finanzieller Aufwendungen und auch verbleibender öko-
logischer Nachteile werden in naher Zukunft solche oder ähnliche Maßnahmen zur
CO2-Reduktion weltweit eine größere Rolle spielen müssen, um den Mindest-
energiebedarf der Weltbevölkerung langfristig decken zu können. Zu bedenken ist
hier aber auch, dass CO2-Recycling-Maßnahmen wie CO2-Deponierung oder auch
die erwähnte Energieerzeugung durch nachwachsende Rohstoffe eigentlich dem
Prinzip der Priorität von "Vermeiden" vor "Wiederverwertung" entgegenstehen.
Deshalb sollten die oben bereits erwähnten Energiesparmaßnahmen in der zu-
künftigen Energiepolitik Vorrang erhalten.
Ein wesentlicher Verursacherbereich für CO2-Emissionen ist der Personen- und Gü-
terverkehr. Hier lässt sich das Prinzip der Vermeidung von CO2-Emissionen am bes-
ten dadurch realisieren, dass man der wachsenden Zahl von Kraftfahrzeugen und
der ständig zunehmenden Fahrleistung durch geeignete steuerpolitische Regelun-
gen, z.B. beim Kraftstoffverbrauch, Einhalt gebietet.
Aber angesichts einer politischen Situation, in der die Industriestaaten noch über
Schuldenerlassfragen für die Länder der Dritten Welt debattieren, ist eine solche
Entwicklung eher unwahrscheinlich. Es wird also voraussichtlich zu keinem ein-
schneidenden globalen Rückgang der CO2-Emission in der nächsten Zeit kommen.
Ähnliches gilt auch für die anderen "Treibhausgase". Der Anstieg der N2O-Emission
hängt direkt mit der Agrartechnik zusammen, die für die Ernährung der wachsenden
Weltbevölkerung benötigt wird. Alternative Techniken werden zwar vorgeschlagen
und diskutiert, sind aber noch weiter von ihrer Realisierung entfernt als die auf dem
Energiesektor. Die CH4-Emissionsrate wird auch nicht zurückgehen, solange der
Rindfleischkonsum nicht eingeschränkt wird und Reis nicht vermehrt im Trockenfeld-
anbau angepflanzt wird. Lediglich bei den FCKW sind erste Anzeichen einer Trend-
wende zu erkennen.
Eine konsequente Energiesparpolitik muss oberste Priorität haben, damit die Zeit-
spanne, in der fossile Brennstoffe überhaupt noch zur Verfügung stehen, zur Ent-
wicklung alternativer Energiequellen optimal genutzt wird.