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Media Scope Kodieranleitung
Media Scope Kodieranleitung
Fachrichtung Psychologie
Arbeitseinheit Medien- und Organisationspsychologie
MEDIASCOPE-AV: Nachrichten
Ein Kodiersystem zur Inhalts- und Formal-Analyse von TV-Nachrichten
Kodieranleitung
Februar 2005
Universität des Saarlandes – Arbeitseinheit Medien- und Organisationspsychologie 2
1 Einleitung
2.1 Überblick
Jede Analyseeinheit wird anhand verschiedener Kategorien klassifiziert. Zu unter-
scheiden sind inhaltliche und formale Kategorien, die im Folgenden vorgestellt wer-
den. Bevor inhaltliche und formale Kategorien kodiert werden, wird die Kennung
(1.Kategorie) des einzelnen Beitrages festgelegt, um den Aufbau der Nachrichtensen-
dung zu erfassen. Es wird also entschieden, ob es sich um den Trailer, einen Beitrag
oder den Abspann handelt. Die Kategorien 2 bis 11 beziehen sich auf inhaltliche As-
pekte von Nachrichtensendungen, die Kategorien 12 bis 18 auf formale. Tabelle 1 und
Tabelle 2 geben einen Überblick über die Kategorien in VideoAS.
Pro Kategorie kann jeweils nur eine Ausprägung angeklickt werden. Ausgenommen ist
die Kategorie „Modalität“. Hier können mehrere Ausprägungen gleichzeitig kodiert
werden (s. 12. Modalität).
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2.2 Kennung
Mit der Kategorie 1 „Kennung“ können einzelne Beiträge, wie bereits erwähnt, unter-
schieden und bei der späteren Auswertung identifiziert werden. Die Kategorie umfasst
folgende Ausprägungen: Trailer, Beitrag1, Beitrag2, [...], Beitrag17, Nachspann
• Als Trailer gelten alle Kurzankündigungen von später ausführlich gezeigten Be-
richten. Kurznachrichten als Element der Nachrichten werden nicht als Trailer
kodiert, sondern wie eigenständige Beiträge behandelt.
• Beitrag1 bis Beitrag17 bezeichnen die verschiedenen Beiträge einer Sen-
dung.
• Als Nachspann wird (wie z.B. bei SAT.1) die Verabschiedung durch den Mode-
rator/-In, die Kamerafahrt aus dem Studio heraus und die anschließende Com-
puteranimation kodiert. Auch ein abschließender Themenüberblick (wie z.B. bei
Pro7) wird der Kategorie ‘Nachspann‘ zugeordnet.
Mit dem Beginn eines Trailers/Beitrags wird in der Kommentarzeile das Land, der
Ort und das Thema des Beitrags festgehalten, z. B. „Deutschland, Bonn: Bundeskanz-
ler Kohl auf dem Weg zum Parteitag“. Die Angaben in der Kommentarzeile werden pro
Beitrag nur einmal vermerkt. Behandelt ein Beitrag mehrere Themen (z. B. wird im
Fall Dutroux in einem Beitrag über dessen Fluchtversuch berichtet und ein Rückblick
auf die von ihm verübten Verbrechen gegeben.), wird jedes neue Thema des Beitra-
ges in der Kommentarzeile für die jeweilige Analyseeinheit vermerkt.
2.4 Gewaltart
Gewalt ist wie folgt definiert:
„Gewalt in Fernsehnachrichten liegt dann vor, wenn die unmittelbare Vorberei-
tung, die Durchführung und/oder die unmittelbaren Folgen intendierter oder
nicht-intendierter, für Menschen oder Dinge physisch schädigender Handlungen
oder Ereignisse in Text und/oder Bild vorkommen“.
Hinweise:
• Treten innerhalb einer Einstellung im Text und im Bild zwei verschiedene Ge-
waltarten auf, dann wird die extremere, d. h. emotional Besetztere, kodiert.
Wird z. B. in einem Bericht von fahrlässiger Körperverletzung am Menschen ge-
sprochen, während die Bilder „nur“ beschädigte Gegenstände zeigen, wird der
entsprechenden Einstellung die ‘schlimmere‘ Gewaltart mit ihrer entsprechen-
den Modalität, also die fahrlässige Körperverletzung am Menschen im Text, zu-
geordnet. Wird über Gewalt an Sachen (Tieren) und an Menschen berichtet,
wird als Gewalt an Menschen kategorisiert.
• Nur wenn eine Analyseeinheit als gewalthaltig kodiert worden ist, werden die
Kategorien 3, 8, 9, 10, 11 und 12 mitkodiert. Bei nicht-gewalthaltigen Analyse-
einheiten werden diese Kategorien nicht kodiert.
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Hinweise:
• Diese Kategorie muss kodiert werden, wenn eine gewalthaltige AE vorliegt.
• Werden innerhalb einer Einstellung verschiedene Handlungszeitpunkte eines
gewalthaltigen Ereignisses angesprochen (z. B. Vergangenheit und Gegenwart),
so wird für die Kodierung das gewalthaltige Element mit dem aktuellsten Bezug
ausgesucht. (Beispiel: In einem Bericht wird von früheren gewalttätigen Ausei-
nandersetzungen zwischen Atomkraftgegnern und Polizisten gesprochen, wäh-
rend Bilder von erneuten Ausschreitungen gezeigt werden. Als Handlungszeit-
punkt wird hier Gegenwart kodiert.)
• Natürlich ist per se alles, worüber in den Nachrichten berichtet wird, schon pas-
siert und damit Vergangenheit. Die Unterscheidung der Handlungszeitpunkte
wird aber getroffen, um Ereignisse zu erfassen, die zwar einen tagesaktuellen
Bezug haben, aber schon weit zurückliegen, z.B. Kranzniederlegung durch Hel-
mut Kohl zum Gedenken an die Opfer des Dritten Reiches.
2.12 Schädiger
Die Kategorie wird nur bei vorsätzlicher oder fahrlässiger Gewalt kodiert. Die Dimensi-
on umfasst folgende sieben Ausprägungen:
• Polizei/ Staatsgewalt (beinhaltet auch Spione, Agenten o.ä.)
• Militär
• Ethnische Gruppe
• Politische Gruppe (z.B. RAF)
• Kriminelle (wenn der Aggressor schon rechtskräftig verurteilt worden ist)
• Privatperson/en (wenn die Person keiner o. g. Kategorie zuzurechnen ist)
• Kombination (verschiedene Gruppen)
• Tier
• Nicht identifizierbar (wenn genaue Angaben hierzu fehlen)
Die Kategorien Schädiger und Geschädigter sind nur bei bestimmen Gewaltarten zu
kodieren, wie Tabelle 6 zeigt.
2.15 Modalität
Die Modalität wird nur kodiert, wenn es sich um eine gewalthaltige Analyseeinheit im
Sinne der Definition handelt. Hier wird festgehalten in welcher Modalität gewalthaltige
Elemente auftreten. Die einzelnen Modalitäten lauten:
• Sprache (gesprochen)
• Text (schriftlich) +
• Bild (unbewegt) +
• Film (bewegt) +
Hinweise:
• Treten innerhalb einer Einstellung im Text und im Bild zwei verschiedene Ge-
waltarten auf, dann wird die extremere, d. h. emotional Besetztere, kodiert.
Wird z. B. in einem Bericht von fahrlässiger Körperverletzung am Menschen ge-
sprochen, während die Bilder „nur“ beschädigte Gegenstände zeigen, wird der
entsprechenden Einstellung die ‘schlimmere‘ Gewaltart mit ihrer entsprechen-
den Modalität, also die fahrlässige Körperverletzung am Menschen im Text, zu-
geordnet.
• Da es sich bei den diesen um Plus-Kategorien handelt, können pro AE mehrere
Modalitäten kodiert werden. Wenn z.B. Gewalt sowohl in der Sprache aus auch
im Bild vorkommt, kann diese Kombination durch das Anwählen der Ausprä-
gungen "Sprache" und "Bild" erfasst werden.
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2.16 Übergang
Zu Beginn einer neuen Analyseeinheit wird der Übergang kodiert. Dabei werden fol-
gende Unterscheidungen getroffen:
• Harter Schnitt: Zwei Einstellungen sind durch einen abrupten Übergang ver-
bunden
• Abblende: Allmähliches Verdunkeln des Bildes
• Aufblende: Umgekehrter Vorgang zur Abblende
• Überblende: Durch Kombination von Ab- und Aufblende gehen zwei Szenen
sanft ineinander über. (Neue AE beginnt mit erstem Bild der neuen Einstellung)
• Trickblende:Alle Blenden, die nicht zu den vorangehenden gehören.
Hinweise:
• Verändert sich eine Einblendung (z. B. wenn ein anderes Bild im Hintergrund
des Moderators erscheint), braucht kein Übergang kodiert werden, da sich das
Gesamtbild auf dem Bildschirm nicht ändert.
• Wechseln die Beiträge synchron zur Veränderung dieser Einblendung, wird ein
neuer Beitrag kodiert und es beginnt eine neue Analyseeinheit, auch wenn kein
Übergang kodiert wurde (Themenwechsel).
2.17 Einstellungsgröße
Für die Einstellung des letzten Bildes einer Analyseeinheit werden folgende Einstel-
lungsgrößen unterschieden:
• Supertotale
• Totale
• Halbtotale
• Halbnah
• Nah
• Groß
• Detail
Die Festlegung der Einstellungsgröße
bezieht sich jeweils auf die reale Größe
der Objekte und Personen, die im Bild
gezeigt werden.
Abb. 1: Supertotale
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Totale: Eine gesamte Szenerie wird im Bild erfasst. Bei Weltraumaufnahmen sind Ein-
stellungen mit Teilansichten auf Planeten und Objekten im Vordergrund als Totale zu
kodieren. Abbildung 2 zeigt eine Totale einer Stadt, Abbildung 3 eine Totale im Welt-
all.
Halbtotale Eine Person, eine Gruppe oder ein Objekt, größer oder mindestens ebenso
groß wie ein Mensch, wird in ihrem/seinem Umfeld gezeigt, wobei dies einen relativ
großen Bildanteil einnimmt. Abbildung 4 zeigt eine Halbtotale mit Menschen als Be-
zugspunkt, Abbildung 5 ein Objekt.
Halbnah: Entweder wird eine Person in voller Größe in der Dekoration (Abbildung 6)
oder eine Gruppe von Personen in Teilausschnitten (Abbildung 7) gezeigt. Vom Umfeld
der Personen ist dabei nur ein relativ kleiner Ausschnitt zu sehen.
Nah: Die im Bild gezeigten Personen sind nur mit einem Teil ihres Körpers sichtbar.
Die Einstellungsgröße des Nachrichtensprechers wird als nah kodiert, da nur sein O-
berkörper zu sehen ist.
Groß: Der Bildgegenstand wird in sehr naher Einstellung gezeigt. Beispielsweise wird
nut der Kopf des Reporters– fast bildschirmfüllend - in Großaufnahme gezeigt. Auch
Abbildung 10 stellt eine Großaufnahme dar: Hier nimmt das gezeigt Objekt fast das
gesamte Bild ein.
Detail: Eine Hand, ein Auge, eine Tasse etc. füllen den Bildschirm aus, wobei das Ob-
jekt kleiner als handgroß ist. Wird beispielsweise – wie in Abbildung 11 - ein Bild aus
der Zeitung in Großaufnahme gezeigt, so wird nicht die Einstellungsgröße des gezeig-
ten Zeitungsbildes selbst kodiert, sondern die Festlegung der Einstellungsgröße nimmt
Bezug auf die tatsächliche Größe des Zeitungsausschnitts.
Hinweise:
Modelle (z. B. Architekturmodelle) werden nicht nach ihrer fiktiven Perspektive, son-
dern nach ihrer realen Größe kodiert. Abb. 12 zeigt ein Modell des Holocaust-Denk-
mals in Berlin. Von der realen Größe des Modells ausgehend wird die Einstellung nicht
als „Halbtotale“, sondern als “Nah“ kodiert.
Abb. 13 wird, da sie als Bezugsrahmen die Erde zeigt, als "Totale" kodiert. “Supertota-
le“ wird nicht gewählt, da nur ein Ausschnitt der Erde sichtbar ist. Da bei Abb. 14 jeg-
liche Information über die Größe und Lage relativ zum Planeten oder Raumschiff fehlt,
muss diese aus der gesamten AE, bzw. aus dem gesamten Beitrag geschlossen wer-
den. Die Abbildung wird, nach Betrachtung der Analyseeinheit und des gesamten Bei-
trages als “Totale“ kodiert.
Ist die Einstellungsgröße auch dann nicht eindeutig zu erkennen, so sollte eher kon-
servativ kodiert werden. (Ist z. B. nicht klar, ob es sich um eine “Totale“ oder eine
“Supertotale“ handelt, sollte die weniger extreme Alternative, also die “Totale“, ge-
wählt werden.)
2.19 Kamerabewegung
Für die Kamerabewegung werden folgende Unterscheidungen getroffen:
• Fest: Keine Kamerabewegung
• Fest bewegt: Kamerabewegungen, die nicht vom Kameramann selbst ausgelöst
werden (z.B. Kameramann sitzt im Zug, Auto, ...)
• Living Camera: Kameramann ist mit Kamera in Bewegung
• Schwenk: Drehung der Kamera
• Kamerafahrt: Standpunkt der Kamera verändert sich (auf Schienen)
2.20 Kameraperspektive
Für das letzte Bild jeder Einstellung muss eine der folgenden Perspektiven festgelegt
werden:
• Parallelsicht
• Aufsicht
• Untersicht
Parallelsicht: Die Aufnahmerichtung der Kamera verläuft parallel zum Boden hin, die
Kamera und der zentrale Bildgegenstand befinden sich auf gleicher Höhe. Abbildung
15 zeigt die Darstellung des Moderators in einer Nachrichtensendung. Diese erfolgt
fast ausschließlich in der Parallelsicht. Es ist wichtig, darauf zu achten, dass sich die
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Kamera tatsächlich mit dem zentralen Bildgegenstand auf einer Höhe befindet. Dies
wird in Abbildung 16 deutlich. Bezogen auf die Personen im Vordergrund handelt es
sich hier um eine Aufsicht. Zentraler Bildgegenstand sind aber die Personen im Hin-
tergrund. Sie befinden sich auf gleicher Höhe mit der Kamera. Die Kameraperspektive
ist hier folglich parallel.
Abb. 15. Parallelsicht auf Nachrichtensprecher Abb. 16: Parallelsicht auf Bild-
Hintergrund
Abbildung 17 stellt einen Ausnahmefall für die parallele Kameraperspektive dar. Als
Bezugspunkt kann hier nicht die Position des zentralen Bildobjektes und der Kamera
zum Boden gewählt werden, da sich beide im Weltraum befinden. Stattdessen kann
als Bezugspunkt die Erdansicht dienen. Ist dies nicht der Fall, muss die Kameraper-
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spektive aus der Position der Kamera zum gezeigten Bildgegenstand erschlossen wer-
den.
Aufsicht: Die Kamera zeigt zum Boden hin, sie befindet sich mit dem zentrale Bildge-
genstand nicht auf gleicher Höhe. Der Höhenunterschied kann sehr groß sein, wie in
Abbildung 18, es kann sich aber auch nur um eine leichte Aufsicht handeln, wie in Ab-
bildung 19.
Abb. 20: Aufsicht auf sitzende Personen Abb. 21: Aufsicht auf gebückte Person
Das Beispiel aus Abbildung 20 tritt in Nachrichtensendungen relativ häufig auf. Bei
einer Pressekonferenz, einer Sitzung oder während eines Statements werden die sit-
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zenden Teilnehmer meist in einer Einstellung gezeigt, bei der sich die Kamera nicht
auf gleicher Höhe mit den zentralen Bildobjekten - hier den gezeigten Personen – be-
findet. Dies gilt auch für Abbildung 21.
Untersicht: Die Kamera zeigt vom Boden weg. Der zentrale Bildgegenstand befindet
sich oberhalb der Position der Kamera. Die Kamera ‘schaut‘ zum Bildgegenstand auf‘.
In Abbildung 23 befindet sich die Kamera leicht unterhalb der gezeigten Person.
In den Beispielen der Abbildung 24 und Abbildung 25 befindet sich die Kamera zwar
nicht unterhalb der gezeigten Bildgegenstände, sie wird aber von diesen weit über-
ragt. Die Aufnahmerichtung der Kamera zeigt vom Boden weg, da die gezeigten Ge-
bäude sonst nicht vollständig im Bild erfasst werden können.
Abb. 24: Untersicht auf Häuserfront Abb. 25: Untersicht auf Häuser
diese oft schwer zu bestimmen. Beim Betrachten der gesamten Analyseeinheit kann
die Kameraperspektive meist leichter erschlossen werden. (In der Einstellung, aus der
das Bild entnommen wurde, schwebt der Bildgegenstand nach oben aus dem Bild her-
aus, es handelt sich also um eine Untersicht.)
Kann die Kameraperspektive dennoch nicht eindeutig bestimmt werden, so gilt – wie
für die gesamte Analyse - der Grundsatz des konservativen Kodierens: ist nach den
oben genannten Kriterien nicht zweifelsfrei zu erschließen, ob es sich um eine Auf-
oder Untersicht handelt, so wird für die entsprechende Einstellung eher die parallele
Kameraperspektive kodiert.
Wenn das letzte Bild einer Einstellung unscharf ist, wird die Perspektive des zuletzt
erkennbaren Bildes kodiert.
2.21 Darbietungsform
Tabelle 7: Darbietungsformen
Ausprägung Abkürzung
Gesprochene Nachricht (nur Sprecher) GN nur Spre
Gesprochene Nachricht mit Hintersetzer GN m. Hinter
Nachricht im Film Nachr. Im Film
Nachricht im Bild Nachr. Im Bild
Einspielfilm Situation Ein.film: Situa
Einspielfilm: Computeranimation Ein.film:Com
Einspielfilm: Interview Ein.film: Inter
Schaltgespräch Reporter S-ges.: Repo
Schaltgespräch Interview S-ges.: Interv
Kommentar Kommentar
An- oder Abmoderation An-/Abmoder
Einblendung ohne Nachrichtenwert Einbl ohne N
Einspielfilm: O-Ton Ein.film: O-Ton
den hier nur kodiert, wenn es sich um das Standbild einer ‘realen‘ Szene (z. B.
Bundestag von oben als Standbild) handelt.
• Einspielfilm – Situation: Ein Reporter - nicht der Nachrichtensprecher selbst -
berichtet über ein Ereignis, während ein Einspielfilm dazu gezeigt wird.
• Einspielfilm – Computeranimation oder Graphik: Bei Computergraphiken/-
animationen werden die Kategorien ‘Einstellungsgröße‘, ‘Kamerabewegung‘,
‘Kameraperspektive‘ und ‘Einstellungsänderung‘ nicht kodiert.
• Ein Reporter - nicht der Nachrichtensprecher selbst - berichtet über ein Ereig-
nis, während eine bildschirmfüllende Graphik oder eine Computeranimation zu
sehen ist.
• Einspielfilm – Interview: Ein Reporter – nicht der Nachrichtensprecher selbst -
führt ein Interview durch. Diese Ausprägung wird nur gewählt, wenn der Spre-
cher frei spricht, Statements bei Pressekonferenzen u ä. fallen nicht in diese
Kategorie.
• Schaltgespräch – Reporter: Der Bericht eines Reporters, z. B. aus einer Kriegs-
region, wird "live" zugeschaltet.
• Schaltgespräch – Interview: Der Nachrichtensprecher oder ein Reporter inter-
viewen eine andere Person, z. B. einen Politiker, Das Interview sollte "Live"-
Charakter haben und in Wechselrede ablaufen.
• Kommentar: Ein Reporter oder eine andere Person geben einen Kommentar zu
einem Ereignis ab.
• An- oder Abmoderation: Diese Ausprägung wird als reine Überleitungen ver-
standen. Der Moderator leitet, z. B. nach einem Beitrag, zu einem Themen-
überblick über. Auch die Begrüßung durch den Moderator/die Moderatorin zu
Beginn der Nachrichten fällt in diese Kategorie. (Die Verabschiedung durch den
Moderator/die Moderatorin wird hingegen der Beitragskennung “Nachspann“
zugeordnet und nicht als Abmoderation verstanden.) Eine Beitragskennung wird
in diesem Fall nicht kodiert.
• Einblendungen ohne Nachrichtenwert: Hierunter wird z. B. eine eingeblendete
Computergraphik zwischen einzelnen Nachrichtenbeiträgen oder auch zu Beginn
einer Sendung verstanden. Einstellungsgröße, Änderung der Einstellungsgröße,
Kamerabewegung und Kameraperspektive werden hier nicht kodiert.
• Einspielfilm: O – Ton: Im Bericht werden kurze Sequenzen aus einem Interview
oder einer Rede als Originalton (O-Ton) eingespielt.
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3 Interrater-Reliabilität
Als technische Plattform zur computergestützte Analyse dient das Softwarepaktes Vi-
deo AS 4.0 (Stand 07/98) der Firma FTS. Das Videomaterial wird digitalisiert und bild-
genau auf der Ebene von sog. Analyseeinheiten analysiert. Anfang und Ende der Ein-
stellungen können mit VideoAs bildgenau (mit einer Auflösung von einem Video-
Ganzbild, das einer Zeitspanne von 1/25 sec = 40 msec entspricht) bestimmt werden.
Zur Analyse mit VideoAS wird in einem ersten Schritt ein Analyseschema, entworfen.
Ein Analyseschema besteht aus Kategorien und Ausprägungen. Die Maximalzahl ist in
VideoAs jeweils auf 20 beschränkt. Mittels dieses Schemas wird das Filmmaterial aus-
gewertet, die entsprechenden Kodierungen werden im programmeigenen Dateiformat
in einer Analysedatei gespeichert. Bei der Analyse einer Einstellung wird zunächst de-
ren Anfang bestimmt, danach die Endzeit festgelegt. Die auf diese Weise definierte
Analyseeinheit (= Einstellung) wird anschließend nach allen zutreffenden Kategorien
analysiert. Abbildung 1 zeigt beispielhaft einen Screen-Shot des Programms. Ein Vide-
oAS-Analysefenster besteht aus der Positionsliste, dem Kommentarfeld und dem
Schemafeld.
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In der Positionsleiste befindet sich eine Auflistung der einzelnen Analyseeinheiten. Das
Kommentarfeld dient der Betitelung des jeweiligen Beitrags bzw. der Analyseeinheit.
Im Schemafeld werden Kategorien und ihre Ausprägungen in Tabellenform aufgeführt.
In der ersten Spalte steht die Nummer, in der zweiten Spalte der Kategorienname. In
jeder weiteren Spalte stehen nun die zu jeder Hauptkategorie gehörenden Ausprägun-
gen, d.h. in jeder Zeile steht eine Kategorie mit ihren dahinter aufgereihten Ausprä-
gungen.
Nach erfolgter Kategorisierung werden die Daten im programmeigenen Dateiformat in
einer Datei abgelegt. Ein besonderer Vorteil von VideoAS ist die Möglichkeit, einmal
definierte Analyseeinheiten rasch wieder bereitzustellen. Dies gestattet es, vorge-
nommene Kategorisierungen auch nachträglich zu kontrollieren und gegebenenfalls
abzuändern. Erste statistische Auswertungen können mit VideoAS selbst vorgenom-
men werden. Für weitergehende Analysen oder grafische Darstellungen werden die
Analysedateien in ein SPSS-kompatibles Format konvertiert.
Der zeitliche Aufwand für die Kodierung des Nachrichtenmaterials variiert mit der Art
der Sendung und der Erfahrung der Kodierer. Bei der mit vergleichsweise wenig Auf-
wand verbundenen Kodierung der “Tagesschau” dauerte die Kodierung einer Minute
Sendezeit etwa sechs Minuten, bei den Nachrichtensendungen der Privatsender (PRO7
und insbesondere SAT.1) verdoppelte sich der Aufwand, hier mussten für eine Minute
Sendezeit zwölf Minuten Kodierarbeit aufgebracht werden. Setzt man einen mittleren
Faktor 10 (zehn Minuten Kodiertätigkeit für eine Minute Nachrichten) voraus, ergeben
für insgesamt 625 Minuten aufgezeichnete Nachrichten 6250 Minuten Kodierzeit, also
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etwas mehr als 100 Stunden. Hinzu kommt noch der Zeitaufwand für das Überspielen
der Nachrichten vom Videoband auf die Festplatte des Video-PCs, und für die EDV-
Arbeiten am PC (Komprimieren der Festplatte etc.).
Für die allgemeine Benutzung und Bedienung des Programms VideoAS 4.0 liegt ein
Handbuch in einer Version von 8/97 von der Firma FTS vor. Das Programm läuft auf
den Windowsplattformen Win 3.11, Win95/98/ME und Win2000.
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