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I.

Kapitel: Einführung

Wenn wir die Bibel in der Hand halten, haben wir den
kostbarsten Schatz dieser Welt vor uns. Und dennoch
sind wir arm, wenn dieser Reichtum, das geschriebene
Wort Gottes, nicht in unseren Herzen lebt! Bedenken
wir, daß heute noch Millionen Menschen auf dieser Erde
keinen Vers dieses Schatzes in ihrer Sprache besitzen!
Bedenken wir ferner, daß fast die Hälfte der jetzt
lebenden Menschheit die lebendigmachende Botschaft
noch nie richtig gehört hat!

Röm 10,14+17"Wie sollen sie aber an den glauben, von


dem sie nichts gehört haben? ... So kommt der Glaube
aus der Predigt, das Predigen aber durch das Wort
Christi!"
Über das Wort Gottes haben viele Menschen gespottet;
noch mehr haben es verachtet. Aber sie alle sind
vergangen und vergessen. Nur von der Bibel ist kein
Vers vergangen - und wird auch nicht vergehen (Mt
24,35)!

Jes 40,8 "Das Gras verdorrt, die Blume verwelkt, aber


das Wort unseres Gottes bleibt ewiglich!" (1.Petr 1,25)
Die Bibel ist

das beliebteste Buch - im Verlauf der Kirchengeschichte


gaben Menschen lieber ihr Leben als ihre Bibel preis;
um ihretwillen erlitten sie Gefangenschaft, Folter und
Tod.
das gehaßteste Buch - Politiker aller Zeiten, selbst
religiöse Führer und deren Helfer raubten und
vernichteten die Bibel, wo immer sie ihrer habhaft
werden konnten.
das umstrittenste Buch - um kein anderes Buch der
Weltgeschichte wurde und wird von so vielen Menschen
mit solcher Leidenschaft diskutiert und gekämpft.
das ehrlichste Buch - nur die Bibel zeigt dem Menschen,
wer und wie er wirklich ist. Sie beschönigt nichts, läßt
nichts aus und übertreibt nicht.
das wirksamste Buch - kein Buch der Welt hat so viele
Menschen verändert wie die Bibel.
das wichtigste Buch - auf alle anderen Bücher der Welt
kann man verzichten und dennoch leben; aber ohne die
Bibel gibt es kein ewiges Leben.
das universellste Buch - verstanden von allen: jung und
alt, arm und reich, gebildet und ungebildet, hoch und
niedrig, schwarz und weiß, rot und gelb, hoch- und
unterentwickelt.
das herausfordernste Buch - wer immer mit ihr in
Berührung kommt, muß Stellung beziehen - entweder
für oder gegen sie. Sie läßt keinen Leser neutral.
ein einmaliges Buch - Gott selbst ist der Autor! Welches
andere Buch könnte das von sich behaupten?
ein unverwüstliches Buch - Gott selbst wacht über
Seinem Wort. Alle Versuche, die Bibel zu vernichten,
sind gescheitert und werden auch in Zukunft scheitern.

Unverändert und unveränderlich hat die Bibel die


Jahrhunderte überlebt und kümmert sich nicht um Lob
oder Tadel. Sie bequemt sich auch nicht zum
Fortschritt; sie nimmt niemals ein Wort zurück; vor ihr
sind alle Menschen gleich.

Gewaltig, aber doch einfach, fängt die Bibel an. Sie hat
kein Vorwort; sie beruft sich nicht auf menschliche
Autoritäten oder Empfehlungen; sie kennt keine Sagen
der Völker; sie will nichts beweisen; sie will schlicht und
einfach als Gottes Wort zu uns reden. Und wie Vieles hat
sie schon bewirkt! Obwohl es ewig dasselbe Wort bleibt,
wirkt es an jedem Menschen auf ganz persönliche,
einzigartige Weise. Die Bibel hat sich bewährt sowohl an
ihren Freunden als auch an ihren Feinden als eine Kraft
Gottes, die da selig macht oder verdammt.

Oft wird von "Vollmacht" oder auch "Geistesfülle" u.ä.


gesprochen und dabei die einzige Kraftquelle, die Gott
uns anbietet, die Bibel, vernachlässigt. Oft, wenn über
"Kraft" geschrieben und gesprochen wird, ist dieser
Mangel festzustellen. Viele Gläubige fiebern nach einer
"Erfahrung", die dann nur zu leicht über das Wort
Gottes gestellt wird.

Eine "Erfahrungstheologie" ist zwar auch der Bibel nicht


fremd. Der auferstandene Herr Jesus erscheint Seinen
Jüngern und gibt ihnen wirkliche, sichtbare Belege
Seines Auferstehungsleibes (Lk 24,36-43). Doch was
wäre diese einmalige Erfahrung ohne den Schatz der
Schrifttheologie, die Er selbst den Jüngern gleich im
Anschluß daran anbietet (Lk 24,44-48)? Sie ist nicht in
gleicher Weise den Schwankungen des Gefühls und des
Zweifels ausgesetzt, im Gegenteil, sie kann immer
wieder nachgeschlagen und gelesen werden. Wahre
Schrifttheologie hat aber auch Voraussetzungen:

Lk 24,45 "Da öffnete er ihnen das Verständnis, so daß


sie die Schrift verstanden,..."
Joh 14, 21 "Wer meine Gebote hat und hält sie, der
ist's, der mich liebt. Wer mich aber liebt, der wird von
meinem Vater geliebt werden, und ich werde ihn lieben
und mich ihm offenbaren."
Die Bibel als geschriebenes Wort Gottes hat also eine
Vorrangstellung.
Dazu sagt Dr. Torrey:

"Wo die Bibel vernachlässigt wird, gibt es keine Fülle


der Kraft im Leben und Dienst. Das Wirken des Heiligen
Geistes wird groß hingestellt, aber das Werkzeug, durch
das ER wirkt, wird weithin vergessen. Die Folge davon
ist eine nur vorübergehende Begeisterung und
Aktivität."

Wenn unser Leben und Dienst voll Kraft werden soll,


müssen wir uns vom Worte Gottes stärken lassen.
Darum heißt es:

Kol 3,16 "Laßt das Wort Gottes reichlich unter euch


wohnen"
Vielleicht kennen Sie die Bibel nicht, oder nur wenig. Die
Bibel aber kennt Sie ganz genau (Hebr 4,12-13)! Wollen
wir in der Bibel studieren, so gilt: "Man muß zuerst an
die Bibel glauben, um sie zu verstehen, und nicht sie
verstehen wollen, um erst dann an sie zu glauben!"
(Bettex)

Was macht uns die Bibel so wertvoll? Worin besteht ihr


Wert? Wir antworten:

Die Bibel ist eine Gottesoffenbarung!


Die Bibel ist eine Herausforderung an den Menschen!
Die Bibel ist das Fundament unseres Glaubens!

1. Die Bibel ist eine Gottesoffenbarung

Was verstehen wir unter "Gottesoffenbarung"?


Gottesoffenbarung bedeutet, daß Gott sich selbst
"enthüllt", sich öffnet, uns in Sein Wesen, Seine
Eigenschaften und Seinen Willen hineinschauen läßt.
Nach dem Fall des Menschen kann kein Mensch von
sich aus Zugang zu Gott finden. Gott muß den ersten
Schritt tun, die Mauer zwischen Ihm und uns
durchbrechen. Offenbarung heißt: Gott teilt sich uns mit.

Hebr 1,1-2 Gott hat geredet durch die Propheten


Gott hat geredet durch den Sohn
Außer Seinem geschriebenen Wort haben wir noch
andere Gottesoffenbarungen:

Röm 1,19-21 die Natur


1.Tim 3,16 Jesus Christus
Wie wichtig ist uns ein Brief eines lieben Menschen!
Nun hat Gott, der uns so sehr liebt, daß Er Seinen Sohn
für uns hingab, zu uns gesprochen. Er hat Seine Rede
niederschreiben lassen, damit wir sie immer und immer
wieder lesen können. Wie gehen wir damit um? Ohne
Sein geschriebenes Wort - was würden wir von Ihm
wissen?

2. Die Bibel ist eine Herausforderung an den Menschen

Viele Menschen lehnen die Bibel ab. Eigentlich lehnen


sie nicht die Bibel ab, denn sie kennen sie oft gar nicht;
aber sie lehnen die Form ab, in der ihnen die Bibel
nahegebracht wurde oder wird. Jeder, der mit der Bibel
in Berührung kommt, wird von ihr in Frage gestellt. Sie
fordert jeden zu einer Stellungnahme heraus. Der
Mensch hat die Freiheit, Gottes Wort - und damit Gott -
anzunehmen oder auch abzulehnen. Denen, die es
ablehnen, ist die Tragweite ihrer Entscheidung meist
unbekannt. Bedenken wir doch, was es bedeutet: Gott
ablehnen!

Der Mensch kann "ja" sagen zum Wort Gottes, eingehen


auf das, was Gott sagt, also Ihn annehmen.

Joh 5,24 "Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich
gesandt hat..."
Diese positive Reaktion des Menschen auf das Wort
Gottes nennt die Bibel Glaube.

Glauben heißt: "ja" sagen zu Gottes Wort, es annehmen


- Ihn selbst annehmen; aber nicht als bloßer
Bejahungsglaube! Es geht auch nicht nur um ein
einmaliges (erstmaliges) "Ja", sondern um eine ständige
"Ja-Haltung" zu Gottes Wort, also zu Gott selbst. Ein
Gläubiger sein, also im Glauben leben, heißt demnach:
sich der ständigen Herausforderung des Wortes Gottes
stellen, ja, sich Gott und Seinem Wort unterstellen.
Deshalb gibt unser Verhältnis zum Wort - zur Bibel -
Auskunft über unser Verhältnis zu Gott.

Röm 10,17 "So kommt der Glaube aus der Predigt,


das Predigen aber durch das Wort Christi!"

3. Die Bibel ist das Fundament unseres Glaubens

Unser Leib hat fünf Sinne: sehen, riechen, schmecken,


hören und tasten. Keiner dieser Sinne heißt "glauben".

Unsere Seele hat drei Funktionen: denken, fühlen und


wollen. Keine dieser Funktionen heißt "glauben". Wo
finden wir dann den "Glauben"?
Rö 10,9-10 "... und in deinem Herzen glaubst,..."
Mit "Herz" ist das Zentrum gemeint, das Innerste des
Menschen, oft auch Geist genannt. Glaube ist also eine
Funktion des Geistes, oder anders ausgedrückt, des
Herzens.

Die Entstehung des Glaubens ist auf der einen Seite


Wirken Gottes durch sein Wort und andererseits
positive Reaktion des Menschen auf Gottes Wort. Der
Glaube stützt sich dabei immer auf das Wort (vgl. auch
Hebr 11):

Joh 4,50 "Der Mensch glaubte dem Wort, das Jesus zu


ihm sagte, und ging hin."

ANREGUNGEN:

In 80 bis 100 Stunden kann man die Bibel durchlesen


Liest man jeden Tag 4 Kapitel, kommt man in einem Jahr
durch die ganze Bibel
70% - 80% der deutschen Bevölkerung lesen selten oder
nie in der Bibel! (idea 25/92)
Außer Radio und Fernsehen gibt es auch in jedem
Haushalt der Bundesrepublik Bücher - durchschnittlich
186 Bücher pro Haushalt! Trotzdem gibt mindestens
jeder 3. Bundesbürger zu, praktisch nie ein Buch zu
lesen.
Der Bundesbürger verbringt durchschnittlich 4,5
Stunden am Tag mit Radiohören und Fernsehen. Für
das Lesen von Zeitungen und Büchern "opfert" er
hingegen nur 38 Minuten!
Die Bibel ist weiter verbreitet als gelesen! Ein Bestseller
ohne Leser!
Im normalen Buchhändler-Sortiment ist die Bibel kaum
enthalten.
Machen Sie den Test: Fragen Sie doch mal in einer
Bibliothek nach der Bibel!
Wann haben Sie das letzte Mal für Ihre Bibel oder
"Bibelsammlung" (wenn mehrere vorhanden!) gedankt?

II. Kapitel: Allgemeines über die Bibel

1. Die Namen der Bibel

a) Bibel

Die Bücher der Bibel, die im Gottesdienst verwandt


wurden, nannten die damals griechisch sprechenden
Christen

biblia = Bücher; Pluralform von "biblion" = Büchlein

Dieses Wort wurde dann in die lateinische


Kirchensprache übernommen, jedoch als Singularform
gebraucht:

biblia = Buch

Wir machen hier eine interessante Beobachtung:


gebrauchen wir das eingedeutschte Wort "Bibel" und
denken an die griechische Herkunft (=> Pluralform!), so
stellt sich uns die Einheit der Bibel dar; denken wir an
den lateinischen Gebrauch (=> Singularform!), so weist
dies auf die Einzigartigkeit dieses Buches hin.

Wir sprechen von einer Einheit, obwohl 66 Bücher von


über 40 teilweise sehr unterschiedlichen Verfassern! -
verteilt auf über 16 Jahrhunderte! - in 3 Sprachen
geschrieben wurden! Und dennoch geht es um nur eine
Sache! Die Bibel ist - nicht nur wegen ihres göttlichen
Ursprungs - einzigartig in der gesamten Weltliteratur.
Nicht nur ihre Entstehung ist einzigartig, auch ihre
Autorität und Wirkung sind es!

b) Heilige Schrift

Bezeichnet die Bibel eine Sache oder eine Person als


"heilig", so meint sie, daß es sich um eine
'abgesonderte', d.h. vom übrigen getrennte und
unterschiedene Person oder Sache handelt, und zwar
abgesondert für Gott. Gebrauchen wir den Namen
"Heilige Schrift", so drücken wir ihre Einzigartigkeit aus,
die sie von allen anderen "Schriften" unterscheidet. Sie
hebt sich deutlich von der übrigen Literatur ab.

Röm 1,2 "... in der heiligen Schrift,"


2.Tim 3,15 "... von Kind auf die heilige Schrift
kennst,"wörtl.: pl
Heute gebrauchen wir "Heilige Schrift" für das AT und
das NT und erinnern uns dadurch an ihre Einzigartigkeit.
Wir greifen aus der Vielzahl der Unterschiede zu
anderen Büchern die vier wichtigsten heraus.

Die Bibel ist


(1) "heilig" in ihrem Ursprung

Zu diesem Thema werden wir später noch mehr zu


sagen haben. Wir halten hier nur fest: Gott selbst läßt
uns in einem Buch Sein Wesen und Seinen Willen
erkennen. Wir haben es nicht mit einem Werk
verschiedener Autoren zu tun, nein, Gott selbst ist der
Autor!

(2) "heilig" in ihrer Absicht

Was ist das Ziel der Bibel? Wofür ließ Gott Sein Wort
niederschreiben? Wir betrachten diese Fragen
naturgemäß von der menschlichen Seite aus und
müssen uns daher stets bewußt sein, nur einen kleinen
Bereich der Größe und Majestät des Wortes Gottes
wiederzugeben. Heißt es doch von diesem Wort:

Joh 1,1+3-4 "Im Anfang war das Wort und das Wort
war bei Gott und Gott war das Wort. ... Alle Dinge sind
durch dasselbe gemacht, und ohne dasselbe ist nichts
gemacht, was gemacht ist. In ihm war das Leben, und
das Leben war das Licht der Menschen."
Auch von unserem Herrn Jesus, dem Sohn Gottes, heißt
es:

Offb 19,13 "..., und sein Name ist: Das Wort Gottes."
Die Absicht des ewigen, also bereits vor der Welt
existierenden Wortes Gottes kann nicht nur im
Verhältnis Gott - Mensch gefunden werden.

Die Bibel lehrt uns von Gott, von dem wir ohne Seine
Offenbarung im Wort nichts wüßten, und zeigt uns
Seinen Willen und Seinen Weg zu einem Leben in Seiner
Gegenwart und zu Seiner Ehre.

2.Tim 3,16 "Denn alle Schrift, von Gott eingegeben,


ist nütze zur Lehre, zur Zurechtweisung, zur Besserung,
zur Erziehung in der Gerechtigkeit"
Die Heilige Schrift dient weder der Unterhaltung noch
der intellektuellen Wissensvermittlung noch der
Befriedigung kultureller Bedürfnisse. Sie ist
unvergleichlich, einzigartig - sie ist heilig!

(3) "heilig" in ihrer Autorität

Der Schöpfer dieser Erde, der Erhalter des Universums


gab uns Menschen Sein Wort. Kein anderes Buch der
Weltgeschichte kann solch eine Autorität in Anspruch
nehmen wie die Bibel. Die Autorität wird ihr nicht
verliehen, sie kann höchstens anerkannt werden. Sie
lebt nicht abhängig von einer hingegebenen
Jüngerschar, sondern die Jünger leben durch sie. Ihre
Autorität liegt allein in dem Verfasser, der über alle
Autoritätsfragen erhaben ist und durch Seinen Geist,
der sich dieses Wortes bedient und Menschen, Familien
und Völker verändert.

(4) "heilig" in ihrem Anspruch

Die Heilige Schrift stellt uns vor den "Heiligen". Er, Gott,
ist es, dem wir hier begegnen. Und Er will die Herrschaft
über unser Leben. Die Heilige Schrift ist heilig, deshalb
läßt sie uns nicht so, wie wir sind. Gott will durch sie
nicht nur einzelne Bereiche, sondern Er will alle
Bereiche unseres Lebens regieren! Die Bibel erhebt
Anspruch auf unseren Glauben und unser Leben.

c) Wort Gottes

Reden wir von dem "Wort Gottes", so betonen wir die


Autorität der Bibel. Wir setzen die Bibel mit Gott gleich.
Was die Bibel sagt, sagt Gott. Was die Bibel will, will
Gott. Eigentlich ist dies nur die konsequente
Fortführung des bisher Gesagten.

Das Verhältnis der Bibel zu uns Gläubigen wird auf die


gleiche Weise beschrieben wie das Verhältnis Gottes zu
uns:

beide sind unsere Richter (Jes 33,22 und Hebr 4,12)


beide sind zu lieben (5.Mose 11,1 und Ps 119,127)
auf beide soll man sich verlassen (Spr 3,5 und Ps
119,42)
beide sind zu rühmen (Ps 22,24 und Ps 56,5)
beide sind unsere Hoffnung (Ps 130,5 und Jer 17,13)
beide sind unser Trost (Jer 14, 8 und Jer 15,16)
beide bleiben ewig (Ps 92,9 und Ps 119,89)
Erinnern wir uns noch einmal an das fleischgewordene
Wort (Joh 1), an unseren Herrn und Heiland Jesus
Christus:

Offb 19,13 "..., und sein Name ist: Das Wort Gottes."

2. Die Einteilung der Bibel


Zunächst finden wir in der Bibel zwei Teile:

Altes Testament: bis zum 1. Kommen Jesu Christi

Neues Testament: seit dem 1. Kommen Jesu Christi

Der Begriff "Testament" kommt aus der lateinischen


Sprache und bedeutet "Bund" oder auch "Bündnis". Wir
beachten jedoch, daß es im "Alten Bund" keineswegs
nur ein Bündnis gab. Gott schloß einen Bund mit Adam,
Noah, Abraham, Israel (Mose) und David. Alle diese
Bündnisse sind im AT enthalten. Jedoch nimmt
inhaltsmäßig der Sinai-Bund den größten Raum ein.

Das AT deutet den neuen Bund (NT) an:

Jer 31,31 "Siehe, es kommt die Zeit, spricht der Herr, da


will ich mit dem Hause Israel und mit dem Hause Juda
einen neuen Bund schließen"
Das NT kennt auch das AT:

2.Kor 3,14 "Denn bis auf den heutigen Tag bleibt


diese Decke unaufgedeckt über dem alten Testament,
wenn sie es lesen, weil sie nur in Christus abgetan
wird."
Außer dieser groben Einteilung ist die Bibel in einzelne
Bücher, in Kapitel und Verse unterteilt. Die heutige
Kapiteleinteilung wird von den meisten Bibelauslegern
Langton, Erzbischof von Canterbury (1227)
zugeschrieben. Nicht ganz so alt sind die
Verseinteilungen. Sie wurden vermutlich von R.
Stephanus, einem Buchdrucker, um 1551 eingeführt. Wir
wollen beachten, daß diese Hilfsmittel nicht inspirierter
Bestandteil der Bibel sind. Sie dienen uns als Hilfe,
jedoch sollten wir uns nicht darauf verlassen, daß ein
Gedankengang wirklich am Vers- bzw. Kapitelende
abgeschlossen ist.

a) Altes Testament (AT)

Unsere häufigste deutsche Übersetzung , die


Lutherbibel (die Gesamtausgabe erschien 1534 zum
ersten Mal), teilt das AT in drei Buchgruppen ein:

Geschichtsbücher 1. Mose - Ester


Lehrbücher und Psalmen Hiob - Hohelied
Prophetenbücher Jesaja - Maleachi
Nach dieser Einteilung umfaßt das AT 39 Bücher.

Die Reihenfolge dieser Bücher in unserem deutschen


AT geht auf die griechische Übersetzung (Septuaginta)
des AT zurück, die in den Urgemeinden benutzt wurde.
Sie war folgendermaßen eingeteilt:

Gesetzesbücher 1. - 5. Mose
Geschichtsbücher Josua - Ester
Poetische Bücher Hiob - Hohelied
Prophetische Bücher Jesaja - Maleachi
Die hebräische Einteilung des AT kennt nur 24 Bücher.
Es gibt nur je ein Buch für: 1. + 2. Samuel, 1. + 2.
Könige, 1. + 2. Chronik, Esra + Nehemia und die 12
kleinen Propheten. Die Einteilung mit ihren hebräischen
Namen und Büchern:

Thora (Gesetz)
1. - 5. Mose
Nebiim (Propheten)
- vordere

Josua
Richter
Samuel
Könige
Nebiim (Propheten)
- hintere

Jesaja
Jeremia
Hesekiel
12 Prophetenbuch
Ketubim (Schriften)
Psalmen
Hiob
Sprüche
Rut
Hohelied
Prediger
Klagelieder
Ester
Daniel
Esra / Nehemia
Chronik
Wir finden diese Einteilung in der Bibel erwähnt:

Jos 1,8 Gesetz


Mt 5,17 Gesetz und Propheten
Alle Bestandteile des AT werden erwähnt in:

Lk 24,44 "Er sprach aber zu ihnen: Das sind meine


Worte, die ich zu euch gesagt habe, als ich noch bei
euch war: Es muß alles erfüllt werden, was von mir
geschrieben steht im Gesetz des Mose, in den
Propheten und in den Psalmen."

b) Neues Testament (NT)

Ähnlich dem AT teilt die Lutherbibel auch das NT ein:

Geschichtsbücher Matthäus - Apostelgeschichte


Briefe Römer - Judas
Prophetisches Buch Offenbarung
Das NT umfaßt 27 Bücher.

Dabei fällt auf, daß Luther im Gegensatz zu allen


anderen Bibelausgaben den Hebräer- und Jakobusbrief
hinter die 3 Johannesbriefe gesetzt hat. Er begründete
es beim Hebräerbrief mit der fehlenden Verfasserangabe
und beim Jakobusbrief mit der Tatsache, daß der
Opfertod unseres Herrn und Seine Auferstehung nicht
erwähnt werden. Luther zum Jakobusbrief:

"Diese Epistel, wiewohl sie von den Alten verworfen ist,


lobe ich und halte sie für gut, darum daß sie gar keine
Menschenlehre setzt und Gottes Gesetz hart treibt. Eine
rechte stroherne Epistel, ein Gegensatz zu den andern,
die dir Christum zeigen und alles lehren, das dir zu
wissen not und selig ist."

3. Die Sprachen der Bibel

a) Sprachen des AT
Das AT wurde überwiegend in Hebräisch geschrieben.
Bis zur Zerstörung Jerusalems durch Nebukadnezar
(587 v.Chr.) war Hebräisch die Umgangs- und
Schriftsprache der jüdischen Bevölkerung Palästinas.
Deutlich wird dies bei der Rede des Rabschaken vor
Jerusalem, als die Obersten des Volkes ihn baten,
aramäisch zu sprechen, damit nicht das ganze Volk ihn
verstehen könne.

Jes 36, 11-13 "Aber Eljakim und Schebna und Joasch


sprachen zum Rabschake: Rede doch mit deinen
Knechten aramäisch, denn wir verstehen's gut, und rede
nicht hebräisch mit uns vor den Ohren des Volks, das
auf der Mauer ist. Da sprach der Rabschake: Meinst du,
daß mein Herr mich nur zu deinem Herrn oder zu dir
gesandt habe, solche Worte zu reden, und nicht
vielmehr zu den Männern, die auf der Mauer sitzen und
samt euch ihren eigenen Mist fressen und ihren Harn
saufen werden? Und der Rabschake trat hin und rief laut
auf hebräisch und sprach: Hört die Worte des großen
Königs von Assyrien!"
Wie Aramäisch und Arabisch ist auch Hebräisch ein
Hauptzweig der semitischen Sprachfamilie. Aramäisch,
das im Nordosten Kanaans gesprochen wurde,
verdrängte während des Exils mehr und mehr Hebräisch
als Umgangssprache. Schließlich wurde Hebräisch nur
noch im Gottesdienst gebraucht.

So findet sich neben Hebräisch auch Aramäisch im AT.


Es handelt sich dabei um folgende Abschnitte:

Dan 2,4b - 7,28


Esr 4,8 - 6,18; 7,12-26
Die Muttersprache unseres Herrn Jesu war Aramäisch.
Schon zu Seiner Zeit gab es nur noch vereinzelt
Menschen mit hebräischer Muttersprache. Sie war nur
noch die Sprache in religiösen Büchern und Gebeten.
Selbst in den Synagogen wurden die hebräischen Texte
nach der "Textlese" vor der Predigt in das Aramäische
übersetzt.

Im Jahre 1881 wurde Ittamar ben Awi in Jerusalem


geboren. Sein Vater, ein hebräischer Gelehrter, sprach
nur Hebräisch mit ihm. Er war der erste Mensch der
Neuzeit, der als Muttersprache Hebräisch redete. Das
moderne Hebräisch (sogenanntes Ivrit) hat zwar einige
Veränderungen und vor allem Erweiterungen erfahren,
ist aber dennoch im Kern die Sprache der Könige und
Propheten des AT. Die Jerusalemer Sprachakademie
versucht, auf der Basis der at-lichen Sprache immer
wieder neue, logische und einpassungsfähige Wörter
und Wendungen zu schaffen. Man sagt, daß vom
klassischen Hebräisch zum Ivrit ein kürzerer Weg liege
als von der Sprache Luthers zum Deutsch der
Gegenwart!

b) Sprache des NT

Das NT wurde in griechischer Sprache geschrieben. Hier


haben wir es jedoch nicht mehr mit dem klassischen
Griechisch der Philosophen zu tun, sondern mit einem
späteren Dialekt, der sogenannten Koine. Die
Eroberungszüge Alexander des Großen hinterließen
nicht nur in der ganzen damals bekannten Welt des
Mittelmeerraumes und Vorderasiens griechische Städte
und Verwaltungen, sondern es entwickelte sich Koine
auch zur Umgangssprache aller Nationen.
Natürlich hob sie die jeweiligen regionalen
Volkssprachen nicht auf, aber sie stand gleichberechtigt
daneben. Wie weise handelt Gott! Stellen wir uns die
Missionsreisen des Paulus vor: Im Schutz des
römischen Friedens und auf befestigten, geschützten
römischen Straßen reist er jahrelang durch die Welt,
ohne je ein Sprachstudium absolvieren zu müssen.
Wohin er auch kommt, überall wird die Frohe Botschaft
verstanden. Gott gebrauchte die Römer und die
Griechen, um optimale Voraussetzungen für die rasche
Evangelisation der damaligen Welt zu schaffen.

Gal 4,4 "Als aber die Zeit erfüllt war, sandte Gott
seinen Sohn, ..."
Gott offenbarte sich den Menschen durch Sein Wort.
Dabei gebrauchte Er ihre jeweilige Sprache und
offenbarte sich so, daß sie Ihn verstehen konnten!

ANREGUNG:

Wir müssen verstanden werden. Darum bedenken wir


die Notwendigkeit:

eines Sprachstudiums für Missionare!


Bibelübersetzungen für einzelne Volks- und
Stammessprachen!
uns in unserer Sprache für Ungläubige verständlich
auszudrücken!

4. Die Bedeutung der Bibel


a) Offenbarungsträger

Die Bedeutung der Bibel ist in der Tatsache begründet,


daß sie Hauptquelle göttlicher Offenbarung ist. Sie
selbst erhebt den Anspruch, göttliche Offenbarung zu
sein. Mehr hierzu siehe V. Kapitel: Inspiration der Bibel.

b) Selbstzeugnis in Bildern

Die Bedeutung der Bibel wird uns durch sie selbst


gezeigt, indem sie sich in Bildern mit alltäglichen
Dingen vergleicht. Jedes dieser Bilder offenbart eine
andere Tätigkeit oder Eigenschaft dieses wunderbaren
Wortes:

(1) Licht Ps 119,105

Licht zeigt und erhellt unseren Weg!

(2) Feuer Jer 23,29

Ein Bild für Gericht! Gottes Wort richtet!

(3) Hammer Jer 23,29

Ein Bild für Zerstörung! Welche Kraft enthält das Wort


Gottes!

(4) Spiegel Jak 1,22-23

Die Bibel zeigt jedem aufrichtigen Leser dessen wahres


Bild!
(5) Wasserbad Eph 5,26

Gottes Wort reinigt und erneuert uns!

(6) Speise Jer 15,16 / Mt 4,4

Ohne das Wort Gottes wäre geistliches Leben


unmöglich!

(7) Milch 1.Petr 2,2

Milch ist Baby- und Anfängernahrung. Die Schrift zeigt


uns zwei verschiedene "Kinder in Christo", die Milch
trinken:

normal entwickelte Kinder: 1.Petr 2,2


zurückgebliebene, unterentwickelte Kinder 1.Kor 3,2;
Hebr 5,12
(8) Schwert Eph 6,17

Obwohl das Schwert auch der Verteidigung dienen


kann, ist es doch die einzige Angriffswaffe in der
Waffenrüstung Gottes!

(9) Regen Jes 55,10-11

Gottes Wort bereitet den Herzensboden vor, macht ihn


fruchtbar und läßt den Glauben wachsen!

(10) Same Lk 8,11

Jedes Wort Gottes ist ein Samenkorn, das Leben in sich


trägt. Ihm ist die Verheißung, daß Leben entsteht,
mitgegeben.
Vgl.: Pred 11,4+6 - 2.Kor 9,6 als auch Ps 126,5-6 - 1.Kor
15,42

Gottes Wort befriedigt alle Bedürfnisse unseres Lebens!

Die Bibel weist uns den Weg zur Seligkeit.


Die Bibel will uns auf dem Weg zur Seligkeit bewahren.
Die Bibel gibt uns die Möglichkeit, anderen den Weg zur
Seligkeit zu zeigen.

ANREGUNGEN:

Was sagen und bedeuten uns diese Bilder?


Wie könnte man sie praktisch "anwenden"?
Wie könnten wir sie im Gespräch oder in der
Verkündigung gebrauchen?
Wie könnten die Themen und Hauptaussagen einer
Stundenreihe über diese Bilder aussehen?
(Kinderstunden, Jugendstunden, Gesprächskreise,
Predigtreihe,...)
Suchen Sie in der Bibel zu den aufgeführten Bildern
Texte, Beispiele, Lebensbilder usw., die diese Bilder
bestätigen und ergänzen.

c) Einfluß

Die Bedeutung der Bibel wird uns deutlich, wenn wir


ihren Einfluß auf unser Leben als Gesellschaft und auf
uns als Einzelpersonen betrachten. Bestimmt haben
viele, vor allem religiöse Bücher, Einfluß auf diese Welt
genommen. Bedenken wir, wie sich durch den Koran
ganze Völker dieser Erde änderten. Aber zwischen all
diesen Büchern und der Bibel besteht ein gewaltiger
Unterschied: die Bibel allein vermag unser persönliches
Leben wirklich völlig zu verändern, d.h. neu zu machen.
Alle anderen Schriften "verbiegen" den Menschen in
eine andere Form, allein die Bibel zeigt ihm den Weg zu
einer neuen Schöpfung!

(1) Einfluß in der Gesellschaft

In unserer "nach-christlichen" Zeit nimmt der Einfluß


der Bibel auf unser gesellschaftliches Leben immer
mehr ab. Die Gesellschaft wird immer mehr
säkularisiert. Wir beschränken uns daher auf:

die Wertschätzung der einzelnen Person (Individualtität)


die Monogamie (Einehe)
die Gleichwertigkeit der Geschlechter
eine Anzahl Gesetze (Eigentumsdelikte,
Falschaussagen, u.ä.)
die Ideal- und Wertvorstellungen ("Tugenden" =
"Laster")

(2) Einfluß im persönlichen Leben

Hier zeigt die Bibel, das lebendige Wort Gottes, einen


Einfluß, wie ihn kein anderes Werk der Weltliteratur
besitzen könnte:

- in der Kraft, von Sünde zu überführen


Apg 2,37 "Als sie aber das hörten, ging's ihnen durchs
Herz"
- in der Kraft, die Wiedergeburt hervorzubringen

1.Petr 1,23 "Denn ihr seid wiedergeboren ... aus dem


lebendigen Wort Gottes,"
- in der Kraft, Glauben zu wirken

Röm 10,17 "So kommt der Glaube ... durch das Wort
Christi."
- in der Gewißheit, ewiges Leben zu haben

1.Joh 5,13 "Das habe ich euch geschrieben, damit ihr


wißt, daß ihr das ewige Leben habt,"
- in der Freude des Gläubigen

Ps 119,162 "Ich freue mich über dein Wort, wie einer


der große Beute macht."
- in der Umgestaltung des Lebens

Joh 17,17 "Heilige sie in der Wahrheit, dein Wort ist


die Wahrheit."
- im Kampf gegen Satan, Sünde und Welt

Eph 6,17 "... und nehmet ... das Schwert des Geistes,
welches ist das Wort Gottes."

Von keinem Buch der Weltliteratur gehen solche


Wirkungen aus. Wir können sie studieren in den
römischen Theatern bei den Märtyrern oder auch in
einer modernen Großstadt bei einer Freiversammlung.
Wir spüren etwas von dem Einfluß des Wortes Gottes in
einer Massenevangelisation mit Zehntausenden von
Zuhörern oder auch im persönlichen Gespräch mit
einem Menschen.

So dürfen wir uns dem Einfluß dieses herrlichen


Gotteswortes immer wieder neu aussetzen. Leben und
Segen werden die Wirkung sein. Dann können wir mit
dem Psalmisten sagen:

Ps 119,45 "Ich wandle fröhlich, denn ich suche


deine Befehle."

AUFGABEN:

Lernen Sie die Reihenfolge der biblischen Bücher


auswendig!
Lesen Sie Ps 119 und unterstreichen sie die Verse, die
Ihnen wichtig werden!

III. Kapitel: Gebrauch der Bibel

Der Preußenkönig Friedrich Wilhelm IV. kehrte auf


seiner ersten Reise durch Ostpreußen in einer
Poststation ein und bemerkte auf dem Schreibtisch ein
Neues Testament. Auf die Frage des Königs, ob er auch
fleißig darin lese, antwortete der Posthalter: 'Majestät,
alle Tage!' 'Wo lesen sie denn jetzt gerade?' 'In der Mitte
von St. Matthäi'. Als der Postmeister hinausgegangen
war, legte der König heimlich einige Banknoten
zwischen die letzten Blätter des Matthäus-Evangeliums.
- Auf der Rückreise kehrte er wieder ein und fragte den
Posthalter, wie weit er mit dem Lesen des Neuen
Testaments gekommen sei. 'Bis zum Lukas-
Evangelium'. - 'Reichen Sie mir bitte einmal das Buch!' -
Da lagen die Banknoten noch an derselben Stelle, wohin
der König sie gelegt hatte. Er nahm sie heraus und
schenkte sie den Armen des Städtchens." (aus einem
Traktat)

Wir sagten bereits, daß die Bibel ein Bestseller ohne


Leser ist. Einer der Gründe für diese traurige Tatsache
ist hierzulande das Fernsehen. Statt ein Buch in die
Hand zu nehmen, setzt sich der Durchschnittsbürger
lieber vor das Fernsehgerät. Aus der Übung geraten,
verliert er bald Interesse an Literatur und schaut nur um
so öfter fern. Am Ende dieser Spirale stehen nicht selten
zerrissene Familien, seelisch und körperlich
geschädigte Kinder und Jugendliche, urteilsunfähige
Erwachsene und vereinsamte Menschen.

Ein leichter Rückgang des Fernsehkonsums, ein


vergrößertes Freizeitangebot, neu in Mode gekommene
Bildungsideale sowie eine auf Hochtouren laufende
Werbekampagne der Verlage und Buchhändler ließen
diesen Trend zum Fernsehbürger langsamer werden.
Heute tobt der Kampf härter denn je zuvor: Video und
KabelTV auf der einen Seite und Bücher auf der
anderen.

In einer Zeit,

in der Ideologien von einem Tag zum anderen


zerbrechen,
in der Wohlstand erreicht ist, und doch keine
Befriedigung gefunden wurde,
in der Millionen Menschen neu entdecken, daß es mehr
als nur Materie geben muß,
in der immer öfter nach dem Sinn des Lebens gefragt
wird, wollen wir
unsere Bibel kennenlernen und andere anleiten, sie zu
lesen und zu studieren.

Wir wollen in diesem Kapitel einmal die praktische Seite


des Bibelstudiums beleuchten - der Frage nachgehen:
"Wie macht man das?"

1. Allgemeine Ratschläge - keine Vorschriften!

Benutzen Sie für den ständigen Gebrauch eine gut


lesbare Bibel mit Parallelstellen. Das Papier darf nicht zu
dünn sein, damit Sie unterstreichen und
hineinschreiben können. Aus diesem Grunde ist auch
ein breiter Rand wünschenswert.
Sie sollten Stellen, die Ihnen zum Segen wurden,
anstreichen und möglichst viele Randbemerkungen
eintragen.
Achten Sie auf die ganze Schrift. Sie ist Offenbarung
Gottes und bleibt es, auch wenn wir sie nicht verstehen.
Darum überschlagen Sie keine Bücher, oder anders
ausgedrückt, lesen Sie nicht nur Ihre Lieblingsbücher.
Erforschen Sie die Bibel (Esr 7,10 und Joh 5,39), und
geben Sie sich mit reinem Lesen nicht zufrieden.
Beachten Sie immer den Zusammenhang, in dem
einzelne Verse, Abschnitte oder Kapitel stehen.
Meistens erklärt dieser Kontext die Stelle. Hier werden
wir oft von Kapitel- und Verseinteilungen verführt.
Vorsicht! Diese Einteilungen sind nicht inspiriert.
Sie benötigen Parallelstellen und möglichst auch eine
Konkordanz, denn Sie sollten die Bibel immer durch die
Bibel auslegen lassen! Ergänzen Sie Ihr AT-Studium
immer durch die Erklärungen im NT (z.B.: 3. Mose mit
dem Hebräerbrief).
Betrachten Sie die biblischen Bücher (oder auch nur
einzelne Kapitel) immer in ihrem zeitgeschichtlichen
Zusammenhang. (So werden die Psalmen Davids oder
die Propheten in die Geschichtsbücher eingeordnet. Die
Briefe des Paulus werden den Missionsreisen
zugeordnet.)
Ihr Gebet sollte sein: "Herr, zeige mir, wer Du bist! - Und
zeige mir, wer ich bin!". Wir wollen in jedem Studium
des Wortes Gottes eine Offenbarung Gottes und eine
Offenbarung des Menschen sehen.
Lesen Sie die Bibel betend. Wir Menschen haben keine
natürliche Fähigkeit, die Bibel zu verstehen. Wir sind
ganz auf die Hilfe des Heiligen Geistes angewiesen
(1.Kor 2,10-14).
Lernen Sie möglichst viel von Gottes Wort auswendig.
Dabei geht es nicht nur um den genauen Wortlaut,
sondern auch um die vollständige Angabe der Textstelle
(Ps 119,11).

2. Anmerkungen in der Bibel

Anmerkungen sollen Hilfe und Wegweiser sein. Jeder


muß seinen eigenen Weg, sein eigenes System finden.
Folgende Ratschläge können mit einem
Treppengeländer verglichen werden, das man, je nach
Bedarf, benutzt.

a) Unterstreichen

Durch die ganze Bibel ziehen sich zwei Linien: eine


göttliche und eine teuflische Linie. Der Mensch folgt
entweder der einen oder der anderen. Deshalb bieten
sich
zwei Farben

für diese zwei Linien an. Vor allem im persönlichen


Bibelstudium werden wir diese Linien erarbeiten.

Beispiele:

Im Bibelstudium geht es aber auch um Sachfragen. So


studieren wir z.B.: Namen von Personen, Völkern, Orten
usw.; Begriffe, Zahlen, wiederholt vorkommende Wörter,
Themen usw. Hier bieten sich

verschiedene Farben

an, die in jedem Buch der Bibel unterschiedliche


Bedeutung haben können.

Beispiele:

b) Zeichen / Symbole

Zwischen Versen, Begriffen, Namen, Wiederholungen,


usw. können Verbindungslinien gezogen werden.

Für Themen können Symbole an den Rand gemalt


werden, z.B. um auf AT-Typen auf Christus hin oder auf
die Dreieinigkeit hinzuweisen. Sehr bewährt hat sich
dieses System beim Studium der AT-Prophetie (z.B.:
Tausendjähriges Reich)
In den einzelnen Büchern wird der Schlüsselvers
besonders markiert. Dies ist unter Umständen auch
möglich für Studien über Personen, Geschichten oder
sonstige biblische Abschnitte.

In den Synoptikern hat sich das Hervorheben des


Sondergutes bewährt (je nach Bibelausgabe!)

Beispiele:

c) Parallelstellen

Tragen Sie möglichst viele Parallelstellen ein. Schon


vorhandene, die bedeutsam sind, sollten unterstrichen
werden. Achten Sie darauf, Parallelstellen immer an
beiden Orten einzutragen.

Die Auslegung der Bibel durch die Bibel kann durch


nichts Besseres ersetzt oder überboten werden.

d) Bemerkungen

Rund um den gedruckten Bibeltext können

Einteilungen
Erklärungen
Hinweise auf andere Abschnitte
Hinweise auf gute Kommentare
Hinweise auf andere Übersetzungen
Zusammenfassungen von Kapiteln
persönliche Bemerkungen (evtl. ein Datum)
notiert werden. Für die Predigtvorbereitung ist dies eine
enorme Hilfestellung.

e) Zusätzliche Blätter

Auf Bibeldünndruckpapier (oder auch Luftpostpapier),


das sorgfältig geschnitten und eingeklebt wurde,
können

besondere Themenausarbeitungen
Zeichnungen / Tabellen
Auszüge aus Notizen und Literatur
seelsorgerliche Hinweise zu besonderen Themen,
Abschnitten
zusätzliches Kartenmaterial
direkt in der Bibel aufbewahrt werden.

Dieser Abschnitt über Anmerkungen ließe sich noch


beliebig ergänzen.

TIPS:

Kugelschreibertinte frißt sich oft in das Papier


Füllertinte löst sich bei Feuchtigkeit auf
Filzstifte und Marker drücken durch
Tuscheschreiber und spezielle Trocken-Marker haben
sich bewährt
Buntstifte sollten von guter Qualität sein und nur auf
einer Unterlage verwandt werden.
3. Bibelstudium

Die Bibel kann auf die unterschiedlichste Weise studiert


werden. So kann man ein ganzes Buch im Überblick
erfassen und versuchen, Gottes Plan darin zu
entdecken; oder man beschäftigt sich mit einem
einzelnen Vers, indem man ihn sorgfältig zergliedert und
der Bedeutung der einzelnen Wörter nachgeht.
Zwischen diesen beiden Ansätzen stehen die anderen:
Betrachtung eines Abschnittes, eines Themas oder auch
eines Lebensbildes.

Es ist eine traurige Tatsache, daß heute das Studium


eines Buches vernachlässigt wird. Wir vergessen dabei,
daß wir gerade so ein tieferes geistliches Verständnis
gewinnen können. Beschäftigen wir uns ausschließlich
mit einzelnen Versen der Bibel, so geht uns die
Übersicht und der Durchblick verloren. Einblick in den
Plan Gottes, sowie rechtes Verständnis einzelner Stellen
sind nur durch einen Gesamtüberblick möglich!

a) Studium eines Buches

Ziel des Buchstudiums ist, einen Gesamtüberblick über


das Buch geben zu können und einzelne Abschnitte des
Buches in den roten Faden oder den Rahmen des
Buches einordnen zu können. Hierzu ist es unbedingt
notwendig, das gesamte Buch mehrmals aufmerksam
durchzulesen!

Methodisch können wir dann folgendermaßen vorgehen:


(1) allgemeine Informationen

Unter diesem Punkt tragen wir viele Kleinigkeiten


zusammen, die uns helfen sollen, das Buch in einen
größeren geschichtlichen Zusammenhang zu stellen:

Wer ist der Verfasser des Buches?


Wen hat er angeschrieben?
Was wissen wir von ihm?
Warum schrieb er das Buch?
Wann und unter welchen Umständen schrieb er? (wie
sah die geistliche Situation seiner Zeit aus?)

(2) Inhalt

Wir versuchen nun, den Inhalt des Buches zu erfassen.


Es hat sich als hilfreich erwiesen, zu den einzelnen
Abschnitten und Kapiteln Überschriften zu formulieren,
die deren Inhalt zusammenfassen. Schreiben wir sie
untereinander, bekommen wir einen Eindruck von dem
Gesamtinhalt des Buches, von seinem Thema.

Oftmals ist es auch eine Hilfe, wiederholten Wörtern


oder Ausdrücken, die immer wieder im Buch
erscheinen, nachzugehen. So kann sich ein
(Buch-)Thema auch als roter Faden durch
unterschiedliche Abschnitte hindurchziehen.

(3) Botschaft

Haben wir uns den Inhalt eines Buches erarbeitet und


wissen um die allgemeinen Informationen zum Buch,
Verfasser und Empfänger, so interessiert uns nun die
Botschaft des Buches.

In den meisten Büchern läßt sich die zentrale Botschaft


in einem Vers ausdrücken. Wir nennen diesen Vers dann
Schlüsselvers. Ähnlich einem Schlüssel, öffnet er uns
den Zugang zu der Botschaft eines Buches und faßt sie
in kurzer Form zusammen.

Die Botschaft eines Buches sollte immer so formuliert


werden, wie sie in die damalige Zeit hineingegeben
wurde und daß uns deutlich wird, was sie mit unserem
persönlichen Leben, unserer nächsten Umgebung,
unserem Dienst oder auch unserer Zeit, in der wir leben,
zu tun hat. Es geht uns also um die konkrete
Anwendung auf unser Leben.

b) Studium eines Kapitels oder eines Abschnittes

siehe die "Homiletik" - Notizen!

c) Studium eines Verses oder eines Begriffes

siehe die "Homiletik" - Notizen!

d) Studium eines Lebensbildes

Die Bibel bietet uns eine Fülle von Lebensbildern.


Einige Personen sind ausführlich beschrieben, so z.B.
Abraham, David oder Petrus. Andere werden hingegen
nur kurz geschildert, wie Lot, Jonathan oder Andreas.

Auch bei den Lebensbildern gilt, daß wir es mit dem


inspirierten Wort Gottes zu tun haben. Hier liegen nicht
mehr oder weniger subjektiv gefärbte Biographien vor,
sondern Gottes ewiges, zuverlässiges Wort. Die
Beschreibungen der einzelnen Personen zeigen uns ein
wahres Bild von dem Betreffenden. Sie beschönigen
nichts und nennen auch die Fehler und Versagen eines
Glaubenshelden beim Namen.

Darüberhinaus bekommen wir von Gottes Seite auch


Auskunft über das Verhältnis dieser Menschen zu Gott.
Wir können also Personen auf der sichtbaren Ebene
(das Leben vor und mit anderen Menschen) und auf der
unsichtbaren (das Leben vor und mit Gott) betrachten.

Methodisch können wir folgendermaßen vorgehen:

(1) Materialsichtung

Hier ist zunächst einmal wichtig, alle Bibelstellen, die


von einer Person sprechen, aufzusuchen und zu lesen
(wie schon beim Buchstudium sollten auch diesmal die
Texte mehrmals gelesen werden!). Von großer Hilfe
können das Parallelstellenregister oder eine
Konkordanz sein, da manche Personen des AT auch im
NT erwähnt sind.

Bei einigen Namen ist es wichtig, verschiedene


Personen gleichen Namens zu unterscheiden (z.B.:
Herodes, Jakobus). Als Hilfe kann uns ein Bibellexikon
dienen.

(2) Materialsammlung

Wichtige Stellen sollten nun in Form von Stich- oder


Kurzsätzen notiert werden. Wir erhalten auf diese Weise
eine vollständige Sammlung zentraler Verse zu einer
Person. Notieren Sie immer die Fundstellen am Rand, so
daß Sie den biblischen Beleg sofort finden können.

(3) Materialordnung

Die notierten Stellen werden nun geordnet. Wir können


so Veränderungen im Aufenthaltsort, Charakter einer
Person oder auch die Chronologie der Ereignisse
darstellen. Wir bleiben jedoch nicht bei einer
Betrachtung der sichtbaren Ebene stehen, sondern
fragen uns nach den Abläufen auf der unsichtbaren
Ebene. Was ist das Ziel Gottes mit dieser Person?
Welche Schritte geht Er mit ihr, um Sein Ziel zu
erreichen. Hier geht es um die Frage nach der
Pädagogik in der Schule Gottes. Dieses Ziel ist
gleichzeitig der Schlüssel zum Verständnis des
Lebensbildes.

Joseph 1.Mose 50,20


Paulus Apg 9,15; 26,16-18
Jesus Christus Mk 10,45; Lk 19,10
Achten Sie dabei auf die positiven
Charaktereigenschaften, Umwelteinflüsse und
Gelegenheiten, die es der Person leichter machten,
Gottes Plan und Ziel mit seinem Leben zu erreichen.
Berücksichtigen Sie aber auch die negative Seite, die
Hindernisse, die ihm Satan durch andere oder durch
sein eigenes Wesen in den Weg legte.

Bleibt noch zu erwähnen, daß viele Lebensbilder in der


Bibel schattenhaft auf Christus hinweisen.

Beispiele:

TIP:

Verwenden Sie beim Ordnen der Materialsammlung für


die einzelnen Unterpunkte verschiedene Farben. Wenn
Sie die zu einem Unterpunkt gehörenden Stellen mit
dieser Farbe unterstreichen, sparen Sie viel Zeit und
müssen die Materialsammlung nicht nochmals
abschreiben!

(4) Anwendung

Nun erstellen wir die Anwendung für uns und erst dann
auch für unsere Zuhörer. Erst nachdem wir die zentrale
Botschaft des Lebensbildes gefunden haben, kommt die
eigentliche Ausarbeitung der Anwendung. Wir bauen auf
und um diese Botschaft unsere Ausarbeitung.
4. Stille Zeit

In unserem natürlichen Leben gibt es tägliche


Gewohnheiten. Von ihnen hängt auch weitgehend unser
äußeres Wohlbefinden ab. So wirken wir auf unsere
Umwelt gepflegt oder verwahrlost.

Genauso kennt auch unser geistliches Leben tägliche


Gewohnheiten. Es gibt auch hier "Verpflegung", "Arbeit"
und "Hygiene", allerdings des inneren Menschen! Die
Bibel greift sogar dieses Beispiel auf, um zu
veranschaulichen, wie unser geistliches Leben
Wachstum erfahren kann.

Mt 4,4 "Der Mensch lebt nicht vom Brot allein,


sondern von einem jeglichen Wort, das aus dem Mund
Gottes geht."
Eine "geistliche Hauptmahlzeit" ist unsere "Stille Zeit".
Sie ist das Rückgrat unseres geistlichen Lebens. Hier ist
die Erklärung für ein kraftvolles, gesegnetes oder für ein
schwaches, gelähmtes christliches Leben zu finden.
Was bedeutet Ihnen die Stille Zeit?

Lust oder Last? Not oder Freude?

In 2.Mose 16 finden wir ein wunderbares Bild für die


tägliche Stille Zeit. Diese Speisung Israels mit Manna ist
ein Vorbild auf unsere geistliche Speise, wie Joh 6,48-51
und 1.Kor 10,3 deutlich machen:

Brot vom Himmel (V. 4)


täglich sammeln (V. 4)
Brot die Fülle (V. 8)
satt werden (V. 12)
soviel jeder braucht (V. 16)
nicht für morgen (V. 20)
alle Morgen früh (V. 21)

a) Bedeutung

Was heißt "Stille Zeit"? Nun, die Erklärung ist ganz


einfach: eine Zeit der Stille!

"Zeit haben" ist ein schwieriges Problem. Wir müssen


uns für die Stille Zeit "Zeit nehmen"! Noch größer wird
unser Problem, wenn wir versuchen, in unserer
hektischen Zeit still zu werden. Wir brauchen Stille,
wenn wir hören wollen und sollen, was Gott uns zu
sagen hat.

Hab 2,20 "Aber der Herr ist in seinem heiligen Tempel.


Es sei vor ihm stille alle Welt!"
Der Vers aus Mk 4,39 kann uns im Kampf um die innere
Stille Hilfe geben!

b) Zeitpunkt

Wann machen wir Stille Zeit? Unsere


Lebensgewohnheiten und festgefügten Tagesabläufe
verführen uns oft dazu, der Stillen Zeit nur Randzeiten
einzuräumen. Auch hier kann uns 2.Mose 16,6-7
Wegweisung geben. Der Morgen dient der Anbetung,
der Begegnung mit der Herrlichkeit des Herrn. Am
Morgen "sammeln" wir (2.Mose 16,21), wenn der Tag
noch jung ist und die Arbeit noch vor uns liegt.
Jes 50,4-5 "Alle Morgen weckt er mir das Ohr, daß
ich höre, wie Jünger hören. Gott der Herr hat mir das
Ohr geöffnet. Und ich bin nicht ungehorsam und weiche
nicht zurück."
Am Abend werden wir ermutigt, auf die Führungen
Gottes zurückzublicken und Ihm zu danken. Wenn
Gottes Wort (d.h. Sein Wille) uns nur am Abend
begegnet, schauen wir auf einen schon gelebten Tag
zurück, an dem wir nichts mehr ändern können. Am
Morgen hingegen liegt der Tag noch vor uns, und wir
können aus Gottes Wort Wegweisung für den Tag
empfangen.

c) Ort

Machen wir unsere Stille Zeit im Bett, dann kann es


zuzeiten ganz "stille" werden! Wir sollten an einen Ort
gehen (2.Mose 16,4), an dem wir vor Gott stille sein
können. Unser Herr Jesus ging in die Wüste (Lk 5,16),
auf einen Berg (Mt 14,23) oder in einen Garten (Joh
18,1).

Mt 6,6 "Wenn Du aber betest, so geh in dein


Kämmerlein und schließe die Tür zu und bete zu Deinem
Vater,..."
Gut ist es, wenn unsere Umgebung (Familie, Kinder, ...)
weiß, daß wir gerade Audienz beim König aller Könige
haben und deshalb nicht gestört werden dürfen.

d) Zeitdauer
Wie lange ich Stille Zeit mache, wird in erster Linie von
meiner Liebe zum Herrn bestimmt. Er bietet uns die
"Fülle" an (2.Mose 16,8). Wir dürfen essen, bis wir satt"
sind (2.Mose 16,12). Prinzipiell darf gelten:

2.Mose 16,4 "..., und das Volk soll hinausgehen und


täglich sammeln, was es für den Tag bedarf, ..."

e) äußere Haltung

Welche äußere Haltung nehmen wir für die Stille Zeit


ein? Wir wollen kein Gesetz aufstellen, aber weisen
zeugnishaft auf folgende Stellen hin:

Lk 22,41 der Herr Jesus kniete


Dan 6,11 Daniel kniete
Apg 9,40 Petrus kniete
Eph 3,14 Paulus kniete
Phil 2,10 alle Knie werden sich beugen

f) innere Haltung

1.Mose 32,27 "Ich lasse dich nicht, du segnest mich


denn!"
1.Sam 16,7 "..., der Herr aber sieht das Herz an."
Joh 4, 24 "..., und die ihn anbeten, müssen ihn im Geist
und in der Wahrheit anbeten."
1.Petr 5,5"...;denn Gott widersteht den Hochmütigen,
aber den Demütigen gibt er Gnade."
Wenn ich Radio hören möchte, so muß ich auf
"Empfang" gehen (oftmals ist dann ein schärferes
"Nachstellen" notwendig!). Auch beim "geistlichen
Hören" muß die "Antenne" ausgefahren werden (1.Kor
2,10 und 1.Joh 5,20). Der Psalmist sagt dazu:

Ps 119,18 "Öffne mir die Augen, daß ich sehe die


Wunder an deinem Gesetz."
Die Bibel lesen wir:

als Gottes Wort => wir beugen uns unter ihre Aussagen.
1.Thess 2,13
betend => wir gehen im Gebet auf das Gelesene ein und
sagen "Ja" zum Wort - zu Gott! Ps 119,18
glaubend => Gottes Wort wird in mir lebendig, es wirkt
an mir. Joh 5,24
gehorsamsbereit => Gottes Wille geschieht in meinem
Leben. Jak 1,22
Das Ziel und der Hauptzweck unserer Stillen Zeit ist,
Gottes Willen in meinem Leben Gestalt annehmen zu
lassen.

g) Text

Was lesen wir in der Stillen Zeit? In erster Linie natürlich


die Bibel. Hilfreich ist dann oftmals noch eine gute, also
nicht verwässerte Erklärung. Wir achten darauf, das
Wort Gottes und nicht nur etwas über das Wort Gottes
zu lesen!

Joh 5,24 "Wer mein Wort hört..."


Es ist ratsam, die Bibel nach einem bestimmten Plan,
entweder einem selbsterstellten oder einem
vorgegebenen, zu lesen. Auf diese Weise kommen wir
durch die ganze Bibel und sind nicht so sehr versucht
nur eine "Auswahl-Lese" vorzunehmen.
h) Gebet

Unsere Stille Zeit kann mit einem Telefongespräch


verglichen werden. Im Wort redet der Herr zu uns, und
im Gebet dürfen wir mit Ihm reden! Dies geschieht
abwechslungsweise. Wir lesen betend, d.h. fragend und
antwortend. Dieses Zwiegespräch ist unsere eigentliche
Stille Zeit.

Erst dann folgt die Gebetszeit. Unser Gebet ist


gegründet auf dem Fundament des Wortes, das wir
gerade gelesen haben. Anbetung des Herrn und ein
"Sich-unter-das-Wort-stellen" leiten eine Fürbitte für uns
und andere ein, auf der die Verheißung der Erhörung
ruht.

i) Auswirkung

Was geschieht nun mit dem Segen, der uns in der Stillen
Zeit geschenkt worden ist? Nun, zuerst wollen wir das
Gelesene ausleben, es dann aber auch anderen
weitersagen.

Mt 10,8 "Umsonst habt ihr's empfangen, umsonst gebt


es auch."

j) Hilfen

Lesepläne erziehen durch ihr tägliches Hinweisen zu


einem regelmäßigen Bibellesen. Zusätzlich verhelfen
manche zu einem besseren Verständnis des gelesenen
Textes. Bibellesehilfen gibt es für alle Altersstufen. Den
unterschiedlichen Altersstufen angepaßt sind z. B. die
Bibellesepläne des Bibellese- bundes (Postfach 1129,
51709 Marienheide). Sie bieten zu den angegebenen
Texten Anregungen und Verständnishilfen.

Einem anderen Konzept folgen die "Tagebücher zur


Stillen Zeit", die von Wort des Lebens (Postfach 60,
82328 Berg) vertrieben werden. Hilfreich besonders für
Jugendliche, wollen sie selbständiges Nachdenken über
den Text fördern.

Wir können diesen Abschnitt über die Stille Zeit auch so


zusammenfassen:

Wollen wir ein fruchtbares Christenleben führen, so


brauchen wir täglich

eine Zeit, in der Gott zu uns spricht (Gottes Wort)!


eine Zeit, in der wir zu Gott sprechen (Gebet)!
eine Zeit, in der wir mit anderen von Gott sprechen
(Zeugnis)!

5. Auswendiglernen von Bibelversen

Unter dieser Überschrift finden wir wohl das größte


Versäumnis der Kinder Gottes. Werden wir auf das
Vernachlässigen des Auswendiglernens angesprochen,
haben wir eine ganze Reihe von Entschuldigungen
vorzubringen:

schlechtes Gedächtnis
keine Zeit
etwas für Sonntagsschul-Kinder
Unwissenheit über das "Wie"

a) Motivation

Ein Hauptgrund für mangelndes Interesse am


Auswendiglernen von Bibelversen ist mangelnde
Einsicht in die Notwendigkeit dieser Praxis.

- Gott hat es befohlen!

5.Mose 6,6-7 "Und diese Worte, die ich dir heute


gebiete, sollst du zu Herzen nehmen und sollst sie
deinen Kindern einschärfen ..."

Spr 7,1+3"Mein Sohn, behalte meine Rede und verwahre


meine Gebote bei dir. ... Binde sie an deine Finger,
schreibe sie auf die Tafel deines Herzens."

- Gott segnet das auswendig gelernte Wort!

Offb 1,3 "Selig ist, der das liest und die da hören die
Worte der Weissagung und behalten, was darin
geschrieben ist; denn die Zeit ist nahe."

- Gott segnet unser Gebetsleben!

Joh 15,7 "Wenn ihr in mir bleibt, und meine Worte in


euch bleiben, werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es
wird euch widerfahren."
- Gott segnet unser Zeugnis!

Bei einem wirkungsvollen Zeugnis müssen wir die Bibel


gebrauchen. Gott hat verheißen, Sein und nicht unser
Wort zu segnen. Dies ist in den meisten Fällen jedoch
nur möglich, wenn wir die Verse auswendig zur
Verfügung haben.

Jes 55,11"... so soll das Wort, das aus meinem Munde


geht, auch sein: Es wird nicht wieder leer zu mir
zurückkommen, sondern wird tun, was mir gefällt, und
ihm wird gelingen, wozu ich es sende."

- Gott segnet uns im Kampf gegen die Sünde!

Ps 119,11 "Ich behalte dein Wort in meinem Herzen,


damit ich nicht wider dich sündige."

- Gottes Wort begleitet uns den ganzen Tag!

Ps 1,2 "... sondern hat Lust am Gesetz des Herrn, und


sinnt über seinem Gesetz nach, Tag und Nacht!"
Ps 40,9 "Deinen Willen, mein Gott, tue ich gern, und
dein Gesetz habe ich in meinem Herzen."

- Gottes Sohn ist unser Vorbild!

Obwohl Er selbst "das Wort" ist, sagt Er doch:

Mt 4,44+7+10 "Es steht geschrieben:..."


Unser Herz gleicht einer Quelle. "Was drin ist, kommt
raus" (Mk 7,20-23).

Mt 12,35 "Ein guter Mensch bringt Gutes hervor aus


dem guten Schatz seines Herzens;..."
Darum muß unser Herz ge- und erfüllt sein mit dem Wort
Gottes.

b) Methodik

Das Geheimnis des Auswendiglernens liegt in der


Wiederholung! Dabei sollten die Bibelverse nach
Möglichkeit aus der eigenen Bibel auswendig gelernt
werden. Später wird man den Vers viel leichter
wiederfinden; außerdem läßt sich so auch die Stelle
leichter lernen. Schließlich kommt hinzu, daß man den
Vers mehr im Textzusammenhang sieht. Zum
Wiederholen eignen sich kleine Kärtchen. Sie können
stets mitgenommen werden, um auch Wartezeiten
sinnvoll auszunutzen.

Das Lernen wird manchmal erleichtert, wenn wir dabei


gehen. - Folgendes Schema kann für ein effektives
Auswendiglernen hilfreich sein:

Vers betend lesen!


was steht da? - lesen!
was bedeutet er? - lesen!
in welchem Kontext steht der Vers? - lesen!
was bedeutet er für mich? - lesen!
auswendig probieren - lesen!
auswendig aufsagen!
wozu habe ich den Vers gelernt? - aufsagen!
was sagt Gott durch diesen Vers zu mir? - aufsagen!
6. Weitere Hilfen

a) Bibelkassetten

Obwohl in der Anschaffung nicht ganz billig, eignen sich


Bibeltexte auf Kassetten hervorragend für

Autofahrten
stereotype Arbeiten im Haushalt oder ähnliches
Krankenbett
Sehbehinderte
Analphabeten

b) Bibelkurse

Es gibt für eine ganze Anzahl Bücher und Themen der


Bibel schriftliche Bibelkurse. Auch Fernbibelschulen
sind geeignete Hilfen, im autodidaktischen, also
selbständigen Bibelstudium voranzukommen.

c) Gemeindebibelschulen

Viele Gemeinden haben gute wöchentliche Bibelstudien.


Gründliche Vorbereitung und engagierte Teilnahme
können für das persönliche Studium eine wertvolle Hilfe
sein.

d) Bücher
Jeder Gläubige sollte eine kleine Bibliothek guter
Kommentare und Auslegungen der biblischen Bücher
besitzen. Bitte sie nicht nur im Regal verstauben lassen!
Achtung: Die Qualität des geistlichen Lebens hängt von
der Lektüre des Wortes Gottes ab, sie kann nicht in "rm"
(=Regalmeter) gemessen werden.

IV. Kapitel: Geschichte der Bibel

1. Der Kanon der Bibel

Kanon (griechisch) heißt wörtlich: Stab, Maßstab; im


übertragenen Sinne: Regel, Richtschnur. Im 4.
Jahrhundert begann man, mit "Kanon" die Liste der
biblischen Bücher zu bezeichnen. Wenn wir heute von
dem Kanon der Bibel reden, so meinen wir zunächst,
daß die in unserer Bibel enthaltenen Bücher gemessen
wurden, also geprüft und als autoritativ und kanonisch
anerkannt sind. Zweitens anerkennen wir mit dem
Begriff "Kanon", daß eben diese Bücher Autorität
haben, unser Leben und Verhalten zu messen. Sie sind
die maßgebliche Richtschnur für Leben und Glauben.

a) Kriterien

Sprachen wir eben von der Prüfung biblischer Bücher,


so wollen wir uns die Kriterien dieser Prüfung vor
Augen führen:
- Göttliche Autorität

Niemals hat die Kanonisierung eines Buches ihm


Autorität verliehen. Nur die göttliche Inspiration und der
damit verbundene Anspruch Gottes, authentisches Wort
zu sein, macht ein Buch autoritativ.

- Prophetische bzw. apostolische Herkunft

Die Bücher mußten von Propheten oder Aposteln


geschrieben sein, bzw. aus deren Umfeld stammen.
Hierbei spielt z.B. auch die göttliche Berufung eine
wichtige Rolle (Hes 2,3-7; 3,1-4; Röm 1,1+5).

- Historische und dogmatische Zuverlässigkeit

Ein Buch, das später geschrieben wurde, muß mit den


älteren Schriften inhaltlich vereinbar sein. Dieser Punkt
wendet sich nicht gegen die fortlaufende Offenbarung
(z.B.: Eph 3,3-6), wie sie uns der Herr gab, sondern
gegen Bücher, die etwas den übrigen Büchern völlig
Fremdes lehren.

- Bestätigendes Zeugnis des Heiligen Geistes

Der Heilige Geist mußte in der Folgezeit ein Buch


legitimieren. Zum einen wurde dies deutlich in der
erbaulichen, lebensverändernden Wirkung der Bücher
(2.Tim 3,16; Hebr 4,12). Zum anderen brachte der Heilige
Geist eine allgemeine Auf- und Annahme der Bücher bei
Juden-, bzw. Christengemeinden hervor. Die Prüfung lag
also darin festzustellen, ob das betreffende Buch
allgemein akzeptiert wurde.

Der Kanon der Bibel ist nicht eine Sammlung


hebräischer und griechischer Schriften, denen
"Heiligkeit" und damit "Autorität" verliehen wurde,
sondern eine Sammlung von Schriften, die bereits als
heilige Schriften bekannt waren. Die Kanonisierung gibt
nicht einem Buch Autorität, sondern stellt nur seine
schon vorhandene Autorität fest!

b) Kanon des AT

(1) Kanon

Der geschichtliche Prozeß der Kanonisierung des AT


läßt sich heute nicht mehr genau nachvollziehen. Fest
steht, daß schon sehr früh der Pentateuch (Thora) als
autoritatives Wort Gottes bekannt war (Jos 1,7-8; 1.Kön
2,3). In den Büchern der Propheten finden wir immer
wieder den Anspruch bezeugt, von Gott eingegebenes
Wort zu sein, und als solches wurden sie dann auch
anerkannt (vgl. Dan 9,2 mit Jer 25,11-12).

Die Überlieferung berichtet, daß Nehemia eine


Bibliothek anlegte und die heiligen Schriften sammelte
(2.Makk 2,13). Auf jeden Fall fällt die Sammlung der
Schriften in das 4. Jahrhundert v.Chr., denn bereits die
Septuaginta (griechische Übersetzung des AT,
entstanden im 3. Jahrhundert v.Chr.) enthält alle Bücher
unseres AT.

Unser Herr Jesus kannte und anerkannte diesen Kanon:

Lk 11,51 "von Abels Blut an bis hin zum Blut des


Secharja, der umkam zwischen Altar und Tempel."
Der Mord an Abel wird in 1.Mose 4 berichtet, der an
Secharja in 2.Chr 24. Und wie wir gesehen haben, ist
2.Chr das letzte Buch in der hebräischen Anordnung
des AT.

Der jüdische Geschichtsschreiber Josephus (37 - 100


n.Chr.) berichtet:

"Man kann die Schriften nicht zum Gegenstand der


Diskussion machen, denn man billigt unter uns nur, was
die Propheten vor vielen Jahrhunderten geschrieben
haben, die gelehrt wurden durch die Inspiration Gottes."
(contra Apion 1,8)

In seiner Liste des hebräischen Kanons um 90 n.Chr.


erwähnt er die Apokryphen nicht.

(2) Apokryphen

Außer den 39 Büchern (nach unserer Zählung)


existierten noch weitere Bücher, die aus einer Zeit
stammen, in der der Kanon des AT schon gebildet war.
Wir kennen sie als Apokryphen, ein Begriff, den
Hieronymus diesen Büchern gab. Mit Apokryphen
bezeichnete man zu jener Zeit die Geheimschriften von
Sektierern (das griechische Wort bedeutet soviel wie
"die Verborgenen"). Diese Bücher fanden Eingang in die
griechische Übersetzung des AT. Dennoch
unterscheiden sie sich stark von den anderen
kanonischen Büchern.

Die Apokryphen wurden nie in den hebräischen Kanon


aufgenommen. (Deshalb finden sie sich auch nicht in
der ursprünglichen Septuaginta.) Wir finden sie bis
heute nicht in den hebräischen Bibeln. Nicht nur die
Juden lehnten sie ab - auch unser Herr erkannte sie
nicht als zum Kanon gehörig an (Mt 23,35; Lk 11, 51).
An keiner Stelle der Apokryphen finden wir Aussagen
wie "so spricht der Herr", "der Herr sprach" oder
ähnliches.
Diese Bücher wurden größtenteils in griechischer
Sprache verfaßt.
Sie unterscheiden sich in geradezu grotesker Weise von
den kanonischen Büchern durch ihre Lehre, ihre Art und
ihren Inhalt.
Außer von Augustin, der sie dem AT zuordnete, aber sie
als nicht ganz so autoritativ ansah, wurden sie von den
Kirchenvätern verworfen. So waren sie auch nicht von
Hieronymus für die Vulgata (lateinische Übersetzung der
Bibel) übersetzt worden, also in der ursprünglichen
Vulgata nicht enthalten.
Als Martin Luther die Bibel in die deutsche Sprache
übersetzte, hielt er sich strikt an den hebräischen
Kanon. Deshalb setzte er die Apokryphen zwischen AT
und NT und bemerkte: "Das sind Bücher, so der Heiligen
Schrift nicht gleichgehalten und doch nützlich und gut
zu lesen sind." In einigen Ausgaben der Lutherbibel sind
sie heute enthalten.

Die katholische Kirche hingegen nahm eine andere


Stellung ein. Aus den Apokryphen leitete sie z.T. ihre
Sakramentslehre und andere Lehren ab (gemeint sind
Irrlehren wie die vom Fegefeuer, von der Gerechtigkeit
durch gute Werke und von Messen). Wir finden in den
Apokryphen:

Erlösung ist ohne Jesus und göttliche Vergebung


möglich (Weisheit 10,2)
der Zweck heiligt die Mittel (Judit 12,10 - 13,10)
abergläubische Praktiken sind erlaubt (Tobias 6,7-8)
durch gute Werke wird man errettet (Tobias 12,9)
Geld aus Sühnopfer auch für Tote (2.Makk 12,43+45)
Gebet für die Verstorbenen ist gut und heilsam (2.Makk
12,44)
Vergleicht man diese Lehren mit ihrer Wichtigkeit für
den Bestand und das Wesen der Römisch Katholischen
Kirche, so läßt sich leicht erkennen, daß die Apokryphen
nicht aufgegeben werden konnten. Im Konzil zu Trient
(1546) wurden die Apokryphen als kanonisch erklärt.
Noch heute sind sie völlig unauffällig zwischen die
echten Bücher des AT gereiht. Jeder Priester muß
schwören, an die göttliche Inspiration dieses
katholischen Kanons zu glauben.

Abschließend zur Betrachtung der Bücher des AT


wollen wir nochmals festhalten: Unser Herr Jesus
kannte und benutzte den gleichen Kanon wie wir (vgl. Lk
24,27+44). Wir haben deshalb die gleiche Haltung den
Schriften Israels gegenüber wie Er. Wir finden bei Ihm
keine Spur von Diskussion über irgendein Buch. Er
anerkannte und las das Buch, das die Synagoge besaß
und auch las; also las Er nie aus den Apokryphen! Er
hat sie nicht anerkannt - wir erkennen sie auch nicht an.

In der wieder neu entflammten Diskussion über die


Apokryphen, in ihrem immer häufigeren Erscheinen in
Bibelausgaben, Verszitaten in christlichen Zeitschriften
oder Kommentaren erkennen wir den Versuch, das Wort
Gottes zu verfälschen und aufzuheben. Auch in unserer
Zeit der Ökumene sagen wir ein klares und eindeutiges
"NEIN" zu den Apokryphen!
c) Kanon des NT

(1) Kanon

Das Werden des NT-Kanons ist wesentlich komplizierter


als die Sammlung der AT-Bücher. Wieder wird den
einzelnen Schriften keine Autorität verliehen, sondern
nur ihre Autorität anerkannt. Doch finden sich diesmal
die Schriften nicht nur an einem Ort (wie beim AT im
Tempel). Sie sind weltweit in einzelnen Gemeinden
verstreut. In den ersten Jahrhunderten dürfte wohl kaum
eine Gemeinde im Besitz aller NT-Bücher gewesen sein.
Jede Gemeinde akzeptierte oder verwarf Bücher,
entsprechend ihres Gutachterausschusses. Über die
meisten NT-Bücher schien weltweit bald
Übereinstimmung zu herrschen.

Über die folgenden 7 Bücher wurde länger diskutiert:

Hebräer kein genannter Autor


Jakobus Inhalt angeblich in Widerspruch zu
Paulusbriefen
2. Petrus stilistischer Unterschied zum 1. Brief
2. Johannes
3. Johannes kurze Briefe, die nur den Gemeinden im
Westen bekannt waren
Judas
Offenbarung stilistischer Unterschied zu den anderen
Joh.-Büchern, war nur im Westen bekannt.
Die zeitweise unterschiedliche Beurteilung dieser
Bücher macht die eigenständige Entscheidung der
Gemeinden deutlich. Keine feste Großkirche, auch kein
einzelner Bischof traf eine einsame Entscheidung, die
sich allzuleicht als Fehlentscheidung hätte
herausstellen können. Der Heilige Geist wirkte durch die
Gemeinden, so daß wir den Kanon, wie er auf den
Konzilen von Hippo 393 und Karthago 397 angenommen
wurde, mit fester Gewißheit als göttliche Autorität
betrachten.

(2) Apokryphen

In den ersten Jahrhunderten entstanden auch Schriften,


die neben den als apostolisch bekannten Büchern
gelesen wurden. Diese Apokryphen des NT wurden nie
in den Kanon aufgenommen.

Es handelt sich um sektiererische Um- und


Nachbildungen kanonischer Schriften oder um
kirchliche Legenden über das Leben des Herrn Jesu und
der Apostel. Man unterscheidet demnach apokryphe
Evangelien, Apostelgeschichten und Apokalypsen
(griech.: "Enthüllung", Bezeichung für Text über die
ferne Zukunft, besonders für die Offenbarung des
Johannes).

Diese Schriften bzw. Schriftteile sind sehr zahlreich. Zu


den bekannteren gehören: Evangelium des Jakobus,
des Petrus, des Philippus und des Thomas; Evangelium
über die Kindheit Jesu, über Maria und Joseph;
Apostelgeschichte des Philippus, des Andreas, des
Thomas; außerdem Apokalypsen des Petrus, des Paulus
und des Thomas.
d) Vollständigkeit des Kanons

Die Bibel, bestehend aus AT und NT, ist eine


abgeschlossene Offenbarung Gottes. Für die Gemeinde
Gottes auf Erden gibt es bis zur Wiederkunft des Herrn
keine weitere Offenbarung. Der Kanon, wie er uns
vorliegt, ist vollständig und korrekt. Folgende
Argumente sollen dies unterstreichen:

Die Vollkommenheit Gottes kann Seine Gemeinde auf


Erden nicht über Jahrhunderte im Unklaren lassen, ihr
Offenbarung "vorenthalten" und diese erst jetzt noch
zugänglich machen.
Das Wesen der Heiligen Schrift läßt weitere Offenbarung
nicht zu. Alle wichtigen Themen sind im AT
(prophetisch) angesprochen - und im NT erfüllt. Es gibt
keine "offenen Stellen" im AT und im NT, die weiterer
Offenbarung bedürften.
Das innere Zeugnis des Heiligen Geistes läßt eine
weitere, über die Schrift hinausgehende Offenbarung
nicht zu.
Heute kann kein neues apostolisches Zeugnis von
unserem Herrn Jesus, wie Er auf Erden lebte, abgelegt
werde

2. Die Überlieferung der Bibel

Wir haben bisher betrachtet, wie die einzelnen Schriften


zu unserer Bibel zusammengefügt wurden. Nun wenden
wir uns der Frage zu, wie denn diese Schriften, die es
ursprünglich in nur jeweils einem Orginal gab, über die
Jahrhunderte hinweg in unsere Generation gekommen
sind.

a) Überlieferung des AT

(1) Schreibmaterial

Aus alttestamentlicher Zeit wissen wir von


verschiedenen Schreibmaterialien:

Sollten Texte besonders lange erhalten werden, so


meißelte man sie in Stein.

2.Mose 32,15 "... die zwei Tafeln des Gesetzes in seiner


Hand, die waren beschrieben auf beiden Seiten. Und
Gott hatte sie selbst gemacht und selbst die Schrift
eingegraben."
Mußten diese Texte nicht transportiert werden, so
meißelte man sie in Fels. So wünscht sich Hiob, daß
seine Reden zum ewigen Gedächtnis in Fels gehauen
würden (Hiob 19,24).

Kleinere Texte (Sprüche, kleine Briefe, u.ä.) wurden mit


Tinte auf weißgetünchte Steine (5.Mose 27,2) oder auch
gebrannte Tontafeln (sogenannte Ostraka) geschrieben.

Natürlich waren diese Materialien für die Bücher


unseres AT nicht geeignet. Hierzu war Material
notwendig, auf das wesentlich längere Texte
geschrieben werden konnten. So finden wir im AT
häufiger den Ausdruck "Buch" oder "Rolle". An diesen
Stellen ist von Papyrusrollen die Rede.
Papyrus wurde schon im 3. Jahrtausend v.Chr. in
Ägypten hergestellt, gebraucht und exportiert. Man
nahm die Stengel der Papyrusstaude (bis zu 6 m lang!),
die man in Stücke zerlegte und mit scharfen
Werkzeugen in Längsrichtung zu Streifen schnitt. Diese
Streifen wurden nun nebeneinander gelegt, und dann
eine zweite Schicht quer darüber. Unter Zusatz von
Wasser wurden diese Bögen dann gepreßt und
geglättet. Schließlich brauchte man nur noch die Ränder
sauber abzuschneiden. Nun wurden die einzelnen Teile
zusammengeklebt, so daß ein Stück in gewünschter
Länge entstand. Dies konnte dann (meist auf der Seite
mit den waagerechten Streifen) beschriftet und zur Rolle
aufgedreht werden. Zu leicht lassen wir uns von
Exponaten in Museen täuschen: Papyrus war nicht
zerbrechlich, sondern geschmeidig; auch hatte er nicht
diese braune bis dunkelbraune Farbe, die er durch die
jahrhundertelange Lagerung im Sand erhielt. Wir
müssen uns die ursprünglichen Papyrusbogen oder
-rollen in hellgrauer bis hellgelber Farbe vorstellen.

Schließlich begann man wichtige Schriften und


Urkunden auf Leder zu schreiben. Lederrollen waren
noch haltbarer als Papyrusrollen - und das auch trotz
häufiger Benutzung. Hergestellt aus dem Leder
einzelner Tiere wurden sie, wie die Papyrusrollen, aus
Einzelstücken zusammengenäht. Bis heute wird das
Gesetz, das in der Liturgie verlesen wird, auf Lederrollen
geschrieben.

Von der Stadt Pergamon in Kleinasien erhielt das


Pergament seinen Namen. Abgehäutete Tierfelle (meist
Schaf- oder Ziegenfelle) wurden gebeizt, geschnitten
und mit Kreide und Bimsstein vorbereitet. Pergament
war bedeutend haltbarer als die bisherigen
Schreibmaterialien, bot eine glatte, helle Oberfläche, die
sich gut zum Beschriften mit Tinte eignete. Ein Vorteil
des Pergaments bestand auch darin, daß bereits einmal
beschriebene Bögen "abgekratzt" werden konnten, also
mit einem Schaber die alte Tinte entfernt werden konnte.
Dies war auch aufgrund des Preises ein gern genutzter
Vorteil (für 4 Seiten Manuskript benötigte man 1 Tier!).
Ein solcher Bogen, dessen ursprünglicher Text
abgeschabt und durch einen anderen ersetzt wurde,
nennt man ein Palimpsest. Da der ursprüngliche Text
mit Hilfe der Infrarotphotographie wieder sichtbar
gemacht werden kann, fanden die Forscher viele alte
Bibeltexte unter Urkunden und Texten des Mittelalters.
Pergament ersetzte also nach und nach den Papyrus,
der nach dem 4. Jahrhundert n.Chr. seine Bedeutung
verlor.

Vergegenwärtigt man sich, daß die in Qumran


gefundene alte Jesajarolle (Material: Leder) eine Länge
von 7,24 m hat, und bedenkt man, daß sie beim Lesen
von Hand gehalten werden mußte, so läßt sich leicht
vorstellen, warum der Pentateuch in 5 Bücher (Rollen)
unterteilt wurde!!

Auf Ostraka, Papyrus und Leder wurde mit Tinte


geschrieben (Jer 36,18). Sie wurde anfangs aus Ruß
(von Olivenöl) und Harz bzw. Öl hergestellt.

(2) Schrift

Wir erkennen heute die hebräischen Texte an der


Quadratschrift. Es war die Schrift, die auch unser Herr
Jesus kannte (Mt 5,18 spricht vom Jota als kleinsten
Buchstaben, dies ist nur in der Quadratschrift richtig!).
Eigentlich handelt es sich hierbei um die aramäische
Schrift, mit der die hebräische Sprache geschrieben
wurde. Dieses aramäische Alphabet verdrängte in der
nachexilischen Zeit die alt-hebräische Schrift, die zwar
noch Jahrhunderte bekannt blieb, aber immer
unbedeutender wurde.

Gleichgültig mit welchen Buchstaben sich das


Hebräische im Laufe seiner Geschichte schrieb, die
Kunst des Lesens und Schreibens war im Volk Israel
weit verbreitet.

(3) Weitergabe

Die Orginale unserer AT-Bücher wurden immer wieder


abgeschrieben und weitergegeben. Besonders in der
Zeit nach der Gefangenschaft bildete sich eine Gruppe
Männer heraus, die sich ganz dem Studium und der
Weitergabe der heiligen Schriften verschrieben hatte.
Diese Männer begegnen uns im NT als Schriftgelehrte
und Lehrer (Rabbi).

Der Text des AT wurde sehr sorgfältig weitergegeben,


war er doch für die frommen Juden heilig.
Problematisch wurde es, als Hebräisch nicht mehr
gesprochen wurde, und die Juden in alle Welt zerstreut
waren. Der Konsonantentext mußte vom Leser ständig
um die Vokale ergänzt werden. War dieser Leser aber
nicht im Hebräischen zuhause, schlichen sich leicht
Fehler ein. Da der Konsonantentext nicht geändert
werden durfte, wurden nach syrischem Vorbild unter
und teilweise auch über die Konsonanten Punkte
gesetzt, die verschiedene Vokale darstellten. Diesen
Vorgang nennt man "punktieren". Der punktierte Text
war völlig identisch mit dem Konsonantentext, es hatte
sich kein Buchstabe verschoben, es waren nur unter
(bzw. über) den Buchstaben Vokale hinzugefügt worden.
So konnte die Aussprache einzelner Wörter für die
folgenden Generationen "konserviert" werden.

Die Gelehrten, die nach dem 5. Jahrhundert n.Chr. mit


dieser Überlieferung beschäftigt waren, werden
Masoreten genannt. Sie erhielten diesen Namen, weil sie
rings um den Text einer Seite, also an allen 4 Rändern
und am Schluß eines Buches Bemerkungen zum Text
machten. Diese Bemerkungen heißen Masora. In der
Masora wurden allerlei Bemerkungen zum Text
gemacht, z.B. vor Stellen, die leicht zu Abschreibfehlern
führten, gewarnt, oder auch eine Art kleine Konkordanz
angeführt (so ist in 1.Mose 1,1 angegeben, daß "im
Anfang" 5x im AT vorkommt, davon 3x am Versanfang).
Uns kommen viele dieser Bemerkungen wie Spielereien
vor, doch zeugen sie oftmals von der gewaltigen
Ehrfurcht und Liebe, die die Gelehrten dem Text
entgegenbrachten. Für uns ist interessant, daß auch
offensichtliche Abschreib- oder Rechtschreibfehler nie
im Text korrigiert wurden. Der Konsonantentext wurde,
so wie er war, von Generation zu Generation
weitergegeben, jedoch nicht ohne die entsprechende
Korrektur in der Masora.

Nicht nur die Vokale wurden dem Text hinzugefügt. Die


Masoreten trugen auch Sorge, daß die Sprachmelodie
des Hebräischen erhalten blieb. In einem äußerst
feinsinnigen und komplizierten System von Punkten,
Kreisen und Strichen wurden die Akzente dem Text
zugefügt. Alle diese Akzente, Vokale und Konsonanten
machen das so charakteristische hebräische Schriftbild
aus.

Der auf diese Weise überlieferte Text des AT wird als


Masoretentext bezeichnet.

Abgenutzte Rollen, die nicht mehr gebraucht werden


konnten, wurden sorgfältig in einer feierlichen
Prozession zur Beerdigung in geweihter Erde getragen.

Wir wollen jedoch beachten, daß diese Sorgfalt im


Umgang mit dem Wort Gottes nicht immer vorhanden
war. Wir wissen nur wenig über die Überlieferung des
Textes in der vorchristlichen Zeit. Immer wieder waren
das Wort Gottes oder Teile davon in Gefahr, vergessen
oder vernichtet zu werden (vgl. 2.Kön 22 und Jer 36).
Durch alle Jahrhunderte versuchte Satan mehrfach, die
Bibel, das Wort Gottes zu vernichten, aber

1.Petr 1,25 "des Herrn Wort bleibt in Ewigkeit."


Durch Zeiten des Götzendienstes, der Gefangenschaft
und der Gleichgültigkeit hindurch bewahrte Gott Seine
Offenbarung, so daß wir sie heute, dreieinhalb
Jahrtausende nach der Niederschrift des Pentateuch,
aufschlagen und lesen dürfen. Welches Wunder
begegnet uns auf jeder Seite unserer Bibel!

b) Überlieferung des NT

(1) Schreibmaterial
Zur Zeit der Entstehung der neutestamentlichen Bücher
waren Papyrus und Tinte die üblichen
Schreibmaterialen.

(2) Schrift

Der griechische Text wurde fortlaufend, also ohne


Abstände zwischen Wörtern und Sätzen in
Großbuchstaben geschrieben. Wir nennen solche, nur
mit Großbuchstaben geschriebenen Texte auch
Majuskeln.

(3) Weitergabe

Obwohl zur damaligen Zeit die Buchrolle die gängige


Form längerer Texte war, benutzten die Christen von
Anfang an eine andere Form: den Kodex (pl.: Kodexe
oder Kodizes). In der Antike wurden Holztäfelchen, die
mit Wachs überzogen und miteinander verbunden
wurden, als Kodex bezeichnet. So kauften die Christen
einen Stapel Papyrusbögen, falteten sie und verbanden
sie. Man könnte also auch von der Geburtsstunde
unseres Buches sprechen. Natürlich wurden nun beide
Seiten der Papyri beschrieben, sowohl die
waagerechten Fasern als auch die senkrechten. Diese
Art von Buch brachte einen gewaltigen Vorteil, denn das
Nachschlagen einzelner Textpassagen wurde wesentlich
erleichtert. Eine Schriftrolle mußte nach dem Lesen
arbeits- und zeitaufwendig zurückgewickelt werden.
Einen Kodex schlug man zu und öffnete ihn an
gewünschter Stelle wieder. Vielleicht spielten
wirtschaftliche Überlegungen auch eine Rolle.

Nach dem 4. Jahrhundert setzte sich mehr und mehr das


Pergament durch. Daß dieses Material den Papyrus
nicht sogleich verdrängte, liegt vielleicht in den
enormen Kosten begründet. Allein für eine
Schriftengruppe (alle 4 Evangelien, oder die Briefe des
Apostel Paulus) wurden 50-60 Tierfelle benötigt!
Berücksichtigt man zusätzlich, daß viele Kodizes mehr
als nur eine Schriftengruppe, ja vielleicht das gesamte
NT und AT umfaßten, so erhält man eine Vorstellung
über den Preis einer solchen Handschrift. Schließlich
mußte das kostbare Material auch noch beschriftet
werden.

Über die Jahrhunderte, in denen alle Texte mit


Großbuchstaben geschrieben wurden, entwickelten sich
rundere, leichter und schneller zu schreibende
Buchstaben, nämlich die Kleinbuchstaben. Seit dem 9.
Jahrhundert ging man dazu über, Texte mit diesen
Kleinbuchstaben zu schreiben. Sie werden ihrer Schrift
wegen als Minuskeln bezeichnet.

3. Die wichtigsten Kodizes der Bibel

Es würde den Rahmen des Unterrichtes sprengen,


wollten wir auf die vielen tausend Handschriften, die uns
erhalten sind, eingehen. Viele dieser Texte liegen uns
nur in Bruchstücken, sogenannten Fragmenten, vor.
Erwähnung sollen jedoch die wichtigsten Handschriften
finden, auf die auch unser Text zum größten Teil
zurückgeht.
a) hebräische Kodizes

Wie schon erwähnt, wurden die hebräischen Texte sehr


sorgfältig behandelt, ja, nach Gebrauch sogar beerdigt.
Dies führte leider dazu, daß wir nur sehr wenige und
nicht sehr alte Handschriften haben.

(1) Kodex von Aleppo

Dieser Kodex war als Musterkodex gedacht, besonders


sorgfältig gearbeitet, diente er nicht dem Gebrauch in
der Synagoge, sondern nur der Entscheidung in
Streitfällen. Nur am Passa, Pfingsten und
Laubhüttenfest durfte er öffentlich gelesen werden,
sonst war er sogar dem Studium der Gelehrten nicht
zugänglich.Er stammt aus der hochangesehenen
Masoretenfamilie Ben Ascher. Geschrieben wurde
dieser Kodex wohl im frühen 10. Jahrhundert n.Chr.,
und er war bis ins Jahr 1947 vollständig, d.h.: alle
Bücher des hebräischen AT waren enthalten. 1947
konnte er bei antijüdischen Ausschreitungen nur knapp
gerettet werden, verlor hierbei aber ca. 1/4 seines
Textes!

(2) Codex Leningradensis

1008 n.Chr. geschrieben. Er ist der beste Zeuge eines


Ben Ascher Textes. Zugleich bildet er die Grundlage der
heute in Wissenschaft und Übersetzung gängigen
hebräischen Bibelausgabe.

b) griechische Kodizes

Bei den folgenden Kodizes handelt es sich um


Handschriften, die ursprünglich den ganzen Text des AT
und NT enthielten. Das bedeutet, daß das AT hier in
einer griechischen Übersetzung dargeboten wird.

(1) Codex Alexandrinus

Aus dem 5. Jahrhundert stammt der Codex


Alexandrinus. Leider fehlt fast das ganze Mt-
Evangelium, Teile von Joh und 2. Kor. Dieser Kodex
befindet sich im Britischen Museum in London.

(2) Codex Sinaiticus

Dieser Kodex stammt aus dem 4. Jahrhundert. Auf den


uns erhaltenen 148 Blättern, die ein Format von 43 x 38
cm aufweisen, finden wir die einzige vierspaltige
Handschrift der Bibel. Leider sind Teile des AT verloren.
Er befindet sich heute im Britischen Museum in London.
Gefunden wurde der Codex Sinaiticus unter
spektakulären Umständen im Katharinenkloster auf dem
Sinai. Sein Entdecker war der Gelehrte Constantin von
Tischendorf (1815-1874).
(3) Codex Vaticanus

Obwohl dieser Handschrift aus dem 4.Jahrhundert


einige Stellen des NT fehlen, ist es die bedeutsamste
Majuskel, die wir haben. Sie befindet sich heute in der
Bibliothek des Vatikans in Rom.

4. Die wichtigsten alten Übersetzungen der Bibel

In manchen Bibelausgaben, aber auch in vielen


Kommentaren, begegnen uns immer wieder Hinweise
auf alte Übersetzungen. Aus diesem Grund wollen wir
einen kurzen Blick auf ihre wichtigsten Vertreter werfen.
Der Wert dieser Übersetzungen liegt darin,

daß sie Textvorlagen widerspiegeln, die uns heute nicht


mehr zugänglich sind (also alte, heute nicht mehr
existierende Handschriften in den Ursprachen). Sie
können dann auf diesem Umweg rekonstruiert werden.
daß man in ihnen erkennen kann, wie schwierige oder
auch mehrdeutige Texte von den Übersetzern
verstanden wurden. Weil jede Übersetzung in eine
andere Sprache zugleich auch Interpretation ist, können
wir einen Einblick in das Verständnis der alten
Übersetzer bekommen (Wortbedeutungen,
grammatikalische Konstruktionen, usw...).
Im allgemeinen geht man davon aus, daß der
Masoretentext, der uns erst aus dem 11. Jahrhundert
vorliegt, genauer ist als eine wesentlich ältere
Übersetzung. Man scheut sich deshalb davor, eine
Handschrift in der Ursprache durch eine Übersetzung
desselben Textes zu verbessern - dies soll nur in
begründeten Einzelfällen vorgenommen werden.

a) Targume

Im nachexilischen Judentum wurde bekanntlich das


Hebräisch durch das Aramäisch verdrängt. Um von allen
- nicht nur den Gebildeten - verstanden zu werden,
mußte die Textlesung in der Synagoge (hebräisch!)
anschließend übersetzt werden (aramäisch). Die
jüdische Tradition lehrt aufgrund von Neh 8,8, daß Esra
diese Übersetzung einführte. Dabei war es verboten, den
aramäischen Text aus einer Rolle abzulesen, wohl um
einen deutlichen Abstand zum hebräischen "heiligen"
Text zu schaffen. Aber später wurden diese mündlichen
Übersetzungen zur Schulung und Vorbereitung der
Übersetzer schriftlich fixiert. So wissen wir, daß schon
zur Zeit des NT Targume aufgeschrieben wurden.

Da diese Übersetzung eine praktische, erbauliche und


lehrhafte Aufgabe im Gottesdienst der Synagogen
besaß, fällt sie meist sehr frei aus. Daher ist sie nicht
geeignet, den hebräischen Text, den sie übersetzt, zu
rekonstruieren.

b) Septuaginta

Mit dem Namen "Septuaginta" (oft nur mit "LXX"


abgekürzt) bezeichnet man die griechische Übersetzung
des AT. So wie in Palästina eine aramäische
Übersetzung notwendig wurde, brauchten auch die
Juden in der Diaspora (griech.: Zerstreuung) einen für
sie verständlichen Text. Die Legende erzählt, daß 72
fromme Männer (von jedem Stamm 6) nach Ägypten
geholt wurden und dort in genau 72 Tagen das AT
übersetzten. Wahrer Kern dieser Legende ist, daß
tatsächlich die große jüdische Gemeinde in Alexandria
Ausgangspunkt der Bestrebung war, doch endlich die
Schriften auch in griechischer Sprache zu besitzen.

So wurde in der 1. Hälfte des 3. vorchristlichen


Jahrhunderts zuerst die Thora übersetzt, und dann
folgten die anderen Bücher. Wir haben es also nicht mit
einer einzigen Übersetzung zu tun, sondern mit einer
Sammlung von Übersetzungen. Die Übersetzer selbst
unterschieden sich dabei stark in ihrer Kenntnis der
hebräischen Sprache, ihrem griechischen Stil oder
einfach auch in ihrer Übersetzungsweise (wörtlich -
sinngemäß). So finden wir in der LXX qualitativ sehr
unterschiedliche Übersetzungen der verschiedenen
Bücher, was natürlich den Umgang mit ihr erschwert.

Die Bedeutung der LXX liegt nicht nur in ihrem Wert für
die jüdische Gemeinde. Zum ersten Mal wurde die
Offenbarung Gottes der ganzen damaligen Welt
schriftlich zugänglich. Außerdem war die LXX die
"Bibel" der Urgemeinde und der Apostel. (So lassen
sich viele Fragen erklären, die entstehen, wenn man ein
NT-Zitat [LXX-Text] mit der AT-Stelle [bei uns heute
Masoretentext!] vergleicht.)

Die Urseptuaginta wurde in der Folgezeit immer wieder


überarbeitet. Viele Übersetzungen in den nächsten
Jahrhunderten gehen nicht vom hebräischen, sondern
von diesem griechischen Text aus.
c) Peschitta

Die syrische Kirche bezeichnete die in ihrem


Gottesdienst gebräuliche Übersetzung des AT als
Peschitta, d.h. "die Einfache". Über ihre Entstehung
wissen wir nichts Genaues. Fest steht, daß sie
zumindest den Pentateuch sehr genau und zuverlässig
wiedergibt. (2. - 4. Jahrhundert n. Chr. das AT und die
Apokryphen, 5.Jahrhundert auch NT).

d) Vulgata

Während die bisher angeführten Übersetzungen nur das


AT wiedergaben, ist die Vulgata eine Übersetzung der
ganzen Bibel, AT und NT, in die lateinische Sprache.
Zwar existierten gegen Ende des 4. Jahrhunderts n. Chr.
bereits lateinische Übersetzungen. Diese waren jedoch
sehr unzuverläßig und uneinheitlich. So wurde
Hieronymus beauftragt, die Bibel neu ins Latein zu
übertragen. Er war unter den abendländischen Christen
der einzige, der direkt vom hebräischen Text das AT
übersetzen konnte. (Natürlich brachte ihm das auch
Schwierigkeiten. Selbst der Kirchenvater Augustin
kritisierte ihn deswegen. Es gab ja keinen Theologen,
der die Übersetzung auf ihre Richtigkeit hin überprüfen
konnte. Außerdem galt zu dieser Zeit für viele der Text
der LXX als inspiriert.)

Wie der Name Vulgata (lat.: "die Allgemeine") schon


andeutet, setzt sie sich im Laufe der Jahrhunderte
durch. Das Dekret des Tridentinischen Konzils vom 8.
April 1546 erklärte diese Übersetzung zur allgemein
gültigen Übersetzung der römisch-katholischen Kirche.

5. Die Textforschung (Textkritik)

Natürlich bezieht sich der Anspruch der Bibel, das


unfehlbare Wort Gottes zu sein, nur auf den Orginaltext -
so wie ihn der göttlich inspirierte Schreiber
niederschrieb. Diese ursprünglichen Texte, oder auch
Autographen, existieren nicht mehr. Wir haben nur noch
Abschriften von ihnen, bzw. Abschriften von
Abschriften, tlw. auch nur Fragmente dieser
Abschriften. Vergleicht man diese miteinander, so stellt
man Abweichungen fest, sogenannte Varianten (lat.:
Verschiedenheiten) oder auch Lesarten.

Die wissenschaftliche Disziplin, die nun versucht


herauszufinden, welche dieser Lesarten dem Urtext am
nächsten ist, heißt Textkritik. Sie darf unter keinen
Umständen mit der "Bibelkritik" verwechselt werden.
Die Bibelkritik stellt die Autorität der Bibel in Frage,
während die Textkritik nur nach dem Urtext fragt, ohne
ihn zu bewerten. (Oftmals wird neben der Bibelkritik
auch die Textkritik verneint, da "Kritik" in unserem
Sprachgebrauch "Aburteilung" bedeutet. Richtiger ist
jedoch, das aus dem Griechischen kommende
Fremdwort mit "Beurteilung" wiederzugeben.)

a) Notwendigkeit

Zunächst müssen wir festhalten, daß wir nur staunen


können, wie Gott Sein Wort über alle Jahrhunderte
hindurch bewahrt hat. Wir halten das Wort Gottes in
unseren Händen, überliefert von Generation zu
Generation. Die erwähnten Varianten beziehen sich in
ihrer Großzahl auf einzelne Buchstaben (z.B.
Rechtschreibfehler), Wortstellungen und andere
geringfügige Dinge. Die wichtigen Lehren der Bibel sind
sowieso mehrfach an verschiedenen Stellen belegt, so
werden sie nie durch das Vorhandensein irgendeiner
Lesart in Frage gestellt.

Wie aber konnten diese Abweichungen in der


Textüberlieferung entstehen?

Der größte Teil der Varianten läßt sich durch die


Eigentümlichkeiten der Ursprachen erklären.

Die griechische Sprache wurde wie auch Hebräisch und


Aramäisch in einem Zug, ohne Abstände zwischen
Wörtern und Sätzen, geschrieben. Außerdem konnte ein
Wort ohne Trennstrich auf zwei Zeilen verteilt werden.
Ein Beispiel:

Amos 6,12 "Rennen Pferde denn auf Felsen , oder


pflügt man darauf mit Rindern?"
Teilt man die Buchstabenkette anders, so ergibt sich in
der Übersetzung:

Amos 6,12 "Rennen Pferde denn auf Felsen, oder


pflügt man mit dem Rind das Meer?"
(Ein Beispiel aus dem Englischen: Godisnowhere -
Otherwisemenwoulddoit)

Da Hebräisch vokallos geschrieben wurde, konnten je


nach zugefügten Vokalen unterschiedliche Wörter
entstehen: so lesen wir in 1.Mose 47,31 "Bett" und in
Hebr 11,21 "Stab". Beide Wörter haben in Hebräisch
dieselben Konsonanten, aber andere Vokale.

Aber auch der Mensch war Quelle verschiedener


Lesarten. In Zeiten, da alle Texte von Hand geschrieben
wurden, traten natürlich schnell Schreib- und Lesefehler
auf. Zu dieser Rubrik rechnen wir auch Hörfehler, die
beim Diktat von Bibeltexten entstanden.

Manchmal wurden ähnlich aussehende Buchstaben


verwechselt: z.B. (He) mit (Hêth).
Oder das Auge des Schreibers irrte sich beim Lesen in
der Zeile, so werden in manchen Handschriften ganze
Zeilen einfach wiederholt, oder nachweislich deshalb
ausgelassen.
Zu den Hörfehlern (beim Diktat!) können im NT
Varianten gerechnet werden, die ein "wir" durch ein
"ihr" ersetzen. Die Aussprache dieser zwei Wörter war in
späterer Zeit weitgehend identisch.

b) Methodik

Die Vielzahl der komplizierten Regeln in der Textkritik


können hier nicht ausführlich angesprochen und erklärt
werden. Grob gesprochen gliedern sie sich in zwei
Bereiche (man spricht von äußerer und innerer
Evidenz):

Der Textforscher versucht, die Varianten anhand ihrer


Überlieferung zu beurteilen. Welche Handschriften
unterstützen die Lesart? Wie alt sind sie? Wie
zuverlässig sind diese Handschriften an anderen,
gesicherten Stellen? Mit anderen Worten: In diesem
Arbeitsabschnitt wird die Häufigkeit einer Lesart
festgestellt und gleichzeitig mit der Güte der Textzeugen
betrachtet. (Die häufigste Lesart, wenn nur in
"unzuverlässigen" Texten überliefert, muß noch lange
nicht die "ursprüngliche" Lesart sein!)
Ist die Variantenfrage nach Untersuchung der äußeren
Merkmale noch nicht eindeutig geklärt, so wird der
betreffende Text seinem Aufbau und Inhalt nach geprüft.
Nicht mehr im Vergleich mit anderen Handschriften,
sondern innerhalb des betreffenden Textes versucht
man, die bessere Lesart zu ermitteln. Hierzu gehört, daß
sich der Forscher ständig fragt: Wenn der vorliegende
Text eine Variante ist, wie konnte sie entstehen? Dazu
untersucht er die verschiedenen Fehlerquellen und
vergleicht diese Möglichkeiten mit dem vorliegenden
Text (z.B.: kann es sich um eine andere Worttrennung
handeln? Könnte ein Lese- oder Schreibfehler
vorliegen?)

V. Kapitel: Inspiration der Bibel

In den folgenden Abschnitten wollen wir der Frage


nachgehen, ob die Bibel einzigartig göttlich inspiriert ist
oder mit anderen Werken der Weltliteratur auf einer
Stufe steht. Wird sie durch die Art und Weise der
Inspiration völlig zuverlässig, oder beinhaltet sie
"Irrtümer"? Auch andere Religionen behaupten eine
göttliche Inspiration ihrer Schriften (so z.B.: der Islam
oder die Mormonen). Allerdings besteht zwischen
solchen Ansprüchen und dem Inspirationsverständnis
der Bibel ein großer Unterschied. Das Studium der
Inspiration soll nicht nur diese Unterschiede aufzeigen,
sondern auch unser Verständnis der biblischen Lehre
von der Inspiration erweitern und vertiefen.
1. Der Anspruch der Bibel

Vor die Untersuchung einiger zentraler Stellen zum


Thema Inspiration stellen wir den Vers aus

Joh 7,17 "Wenn jemand dessen Willen tun will, wird er


innewerden, ob diese Lehre von Gott ist oder ob ich von
mir selbst aus rede."
Im Gespräch mit Menschen dürfen wir die Erfahrbarkeit
und die Kraft des Wortes Gottes weitergeben. Der
göttliche Ursprung der Bibel ist jedoch nicht nur
erfahrbar, sondern er wird vom Wort Gottes
ausdrücklich gelehrt.

a) 2.Tim 3,16

2.Tim 3,16 "Denn alle Schrift, von Gott eingegeben,


ist nütze zur Lehre, zur Zurechtweisung, zur Besserung,
zur Erziehung in der Gerechtigkeit."
In die deutsche Übersetzung dieses Verses muß ein
"ist" eingefügt werden. Aber wo? Die Elberfelder
Bibelübersetzung übersetzt: "Alle Schrift ist von Gott
eingegeben und nützlich zur Lehre,...". Es wird deutlich,
daß "von Gott eingegeben" mit "nützlich" gleichrangig
ist. Am deutlichsten wird uns das, wenn wir zweimal
"ist" einfügen: "Alle Schrift ist von Gott eingegeben und
ist nützlich zur Lehre,...".

Meistens, wenn im NT der Begriff "Schrift" gebraucht


wird, bezieht er sich auf das AT (Lk 4,21; 24,45; Joh
10,35). Aber auch für die bereits geschriebenen Bücher
des NT wird dieser Begriff benutzt. So zitiert Paulus in
1.Tim 5,18 nach der Einleitung "Denn die Schrift sagt:"
einen Vers aus Lukas (10,7), und Petrus setzt die Briefe
des Apostel Paulus mit den Schriften des AT gleich
(2.Petr 3,16).

Unser Wort "Inspiration" kommt aus dem Lateinischen


und bedeutet: "Eingebung" ("eingeben" oder auch
"einhauchen"). Da es in der Bibel so nicht vorkommt,
und immer die Bedeutung von "in etwas hineinhauchen"
trägt, ist sein Gebrauch nicht allzu glücklich. Paulus
benutzt hier "von Gott eingegeben", griechisch
"theopneustos", was mehr die Idee des "von Gott
aushauchen" beinhaltet. Alle Schrift ist von Gott
ausgehaucht. Sie ist ein göttliches Produkt. Der Vers
beschreibt jedoch nicht den Vorgang, wie Gott wirkte. Er
erhebt lediglich den Anspruch, daß Gott wirkte.

Wir lernen aus 2.Tim 3,16: die gesamte Bibel kommt von
Gott!

b) 2.Petr 1,20-21

2.Petr 1,20-21 "... daß keine Weissagung in der Schrift


eine Sache eigener Auslegung ist. Denn es ist noch nie
eine Weissagung aus menschlichem Willen
hervorgebracht worden, sondern getrieben von dem
heiligen Geist haben Menschen im Namen Gottes
geredet."
Während es in 2.Tim 3,16 um das geschriebene Wort
geht, erfahren wir hier mehr über den Autoren und seine
Schreiber. Inspiration geschah nicht durch oder unter
dem Willen des Menschen. Sie waren - "getrieben" vom
Heiligen Geist - Sprachrohre Gottes. Dieser Vers
bezeugt die alleinige Initiative Gottes bei der Inspiration.
Der Wille des Menschen und damit die Möglichkeit des
Irrtums blieb ausgeschlossen.

Wir stellen außerdem fest, daß die Bibel nicht vom


Himmel fiel, sondern daß Gott Menschen gebrauchte,
die Seine Offenbarung in ihrer Sprache festhielten.

Wir lernen aus 2.Petr 1,20-21: Gott gebrauchte


menschliche Schreiber!

c) 1.Kor 2,13

1.Kor 2,13 "Und davon reden wir auch nicht mit


Worten, wie sie menschliche Weisheit lehren kann,
sondern mit Worten , die der Geist lehrt, und deuten
geistliche Dinge für geistliche Menschen."
Es war nicht nur der Gedanke, die Idee oder die
Vorstellung, die den inspirierten Schreibern der
biblischen Bücher von Gott eingegeben wurde. Selbst
die einzelnen Worte wurden vom Heiligen Geist
"gelehrt". Wir haben es nicht mit einem normalen Buch
der Literatur zu tun, das nach den Gesetzen der Literatur
verstanden werden kann. Nur der Heilige Geist kann uns
den Zugang zum Inhalt und der Botschaft der Bibel
erschließen:

1.Kor 2,14 "Der natürliche Mensch aber vernimmt


nichts vom Geist Gottes; es ist ihm eine Torheit, und er
kann es nicht erkennen; denn es muß geistlich beurteilt
werden."
Wir lernen aus 1.Kor 2,13: Gott wachte über jedem
einzelnen Wort der Bibel!

2. Die Definition der Inspiration

Unter der völligen Inspiration verstehen wir:

daß die Originalmanuskripte der Bibel von Männern, die


unter der Führung und Kontrolle des Geistes Gottes, der
sich ihrer Individualität und Begabung bediente, so
geschrieben wurden, daß als Ergebnis eine bis in jedes
Wort vollkommene und irrtumslose Offenbarung Gottes
den Menschen gegeben wurde.
Dabei wollen wir betonen, daß sich diese Definition nur
auf die Orginalhandschriften (Autographen) beziehen
kann.

3. Der Vorgang der Inspiration

Über die Art und Weise der Inspiration wissen wir wenig.
Gott hielt es nicht für notwendig, unsere Neugierde auf
diesem Gebiet zu befriedigen. Wir können über das
Wunder der Inspiration staunen und unseren Gott
darüber anbeten, aber wir können es mit unserem
begrenzten Verstand nicht fassen.

Machen wir uns bewußt: aus dem zeitlosen Raum der


Ewigkeit offenbart sich der allwissende und allmächtige
Gott Seiner in Sünde gefallenen, mit völliger Blindheit
geschlagenen Schöpfung. Wir Menschen haben
keinerlei natürliche "Antenne" für das Reden Gottes.
Aber das Wunder geschieht: Gott redet zu uns.

Hebr 1,1-2a "Nachdem Gott vorzeiten vielfach und auf


vielerlei Weise geredet hat zu den Vätern durch die
Propheten, hat er in diesen letzten Tagen zu uns geredet
durch den Sohn, ..."
In diesen Versen des Hebräerbriefes finden wir den
Vorgang der göttlichen Inspiration dargestellt. Er umfaßt
drei Akte:

das Reden Gottes


das Empfangen des Wortes Gottes durch den Menschen
das Weitergeben, bzw. Niederschreiben des
empfangenen Wortes
Der Empfang und die Weitergabe, bzw. Niederschrift des
Wortes Gottes geschah unter der Führung des Heiligen
Geistes:

2.Petr 1,21 "Denn es ist noch nie eine Weissagung


aus menschlichem Willen hervorgebracht worden,
sondern getrieben von dem Heiligen Geist haben
Menschen im Namen Gottes geredet."
Schematisch läßt sich der Vorgang der Inspiration nach
Hebr 1,1 folgendermaßen darstellen:

Das, was Gott uns zu diesem Thema offenbart hat,


wollen wir im folgenden untersuchen. Wir beginnen bei
dem direkten Empfänger göttlicher Offenbarung: dem
Propheten.

a) Prophetenamt
Zwei Verse geben die Aufgabe und das Wesen eines
Propheten wieder:

2.Mose 4,15-16 "Du sollst zu ihm reden und die


Worte in seinen Mund legen. Und ich will mit deinem
und seinem Munde sein und euch lehren, was ihr tun
sollt. Und er soll für dich zum Volk reden; er soll dein
Mund sein, und du sollst für ihn Gott sein."
5.Mose 18,18 "Ich will ihnen einen Propheten, wie du
bist, erwecken aus ihren Brüdern und meine Worte in
seinen Mund geben; der soll zu ihnen reden alles, was
ich ihm gebieten werde."
Ein Prophet ist jemand, der Gottes Wort empfängt und
weitergibt.

Dabei wurden nicht alle Propheten beauftragt, die


empfangenen Worte niederzuschreiben.

Alle Schreiber der Bibel sind Propheten,

aber nicht alle Propheten haben geschrieben.

Das Wort "Prophet" meint also nicht notwendigerweise


einen, der die Zukunft voraussagt, sondern einen, der
das empfangene Wort Gottes, gleichgültig ob die
Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft betreffend,
weitersagt.

Von einigen Propheten lesen wir, daß Gott sie


ausdrücklich zum Propheten berufen hatte (so z.B.:
Samuel und Hesekiel).
ANREGUNGEN:

Das Studium der Berufunsgsgeschichten kann sehr


gesegnet sein.
Betrachten Sie die Person, die berufen wird. Wie geht
Gott mit dieser Person um? Achten Sie auf Ort, Zeit,
Person, Art und Weise, Machterweis (Wunder),
Einwände, Reaktionen, mitgegebenen Hilfen und
Verheißungen usw.

Neben den echten Propheten (Empfang und Weitergabe


der Worte Gottes) gab es zu jeder Zeit ungehorsame
Propheten (Empfang, aber keine Weitergabe der Worte
Gottes) und falsche Propheten (ohne die Worte Gottes
empfangen zu haben, geben sie eigene Gedanken als
angebliche Gottesoffenbarung weiter).

Jer 14,14 "Aber der Herr sprach zu mir: Diese Propheten


weissagen Lüge in meinem Namen; ich habe sie nicht
gesandt und ihnen nichts befohlen und nicht zu ihnen
geredet. Sie predigen euch falsche Offenbarungen,
nichtige Wahrsagung und ihres Herzens Trug."
Hes 13,2-3 "Du Menschenkind, weissage gegen die
Propheten Israels, und sprich zu denen, die aus
eigenem Antrieb heraus weissagen: 'Höret des Herrn
Wort!': So spricht Gott der Herr: Weh den törichten
Propheten, die ihrem eigenen Geist folgen und haben
doch keine Gesichte!"
Wie anders hingegen die echten Propheten! (vgl. 2.Petr
1,21)

Nicht nur zur Zeit des AT mußten sich die echten von
den falschen Propheten abgrenzen (siehe auch: Jer
23,16+26; 29,9), auch im NT finden wir solche Verse:
2.Petr 2,1"Es waren aber auch falsche Propheten unter
dem Volk, wie auch unter euch sein werden falsche
Lehrer, die verderbliche Irrlehren einführen und
verleugnen den Herrn, der sie erkauft hat; die werden
über sich selbst herbeiführen ein schnelles Verderben."
1.Joh 4,1 "Ihr Lieben, glaubt nicht einem jeden Geist,
sondern prüft die Geister, ob sie von Gott sind; denn es
sind viele falsche Propheten ausgegangen in die Welt."
2Kor 11,13-15 "Denn solche sind falsche Apostel,
betrügerische Arbeiter und verstellen sich als Apostel
Christi. Und das ist auch kein Wunder; denn er selbst,
der Satan, verstellt sich als Engel des Lichts. Darum ist
es nichts Großes, wenn sich auch seine Diener
verstellen als Diener der Gerechtigkeit; deren Ende wird
sein nach ihren Werken."

b) Methode

Nachdem wir die Person, die die Offenbarung Gottes


empfing, betrachtet haben, wenden wir uns der Art und
Weise der Inspiration zu.

Hebr 1,1 "Nachdem Gott vorzeiten vielfach und auf


vielerlei Weise geredet hat zu den Vätern durch die
Propheten,"
Gott hat in Seinem Reden zu den Menschen die
unterschiedlichsten Methoden benutzt:

Traum
Schrift

Gesicht/Vision

Worte/Stimme

Engel

Tier

Verzückung

Theophanie

1.Mose 28,12-15; 41
2.Mose 31,18; Dan 5,5

Sach 2,5; Amos 7

1.Sam 3; Mk 9,7

Dan 10,12; Lk 1,26

4.Mose 22,28

2.Kor 12,2-4; Offb 1,10

Ri 6,12; Joh 1,14; Hebr 1,2

Gott kann Menschen unabhängig von deren Willen


gebrauchen. Wir denken an Bileam (4.Mose 23,5+16),
Jeremia (Jer 20,9) und Kaiphas (Joh 11,51).
Gott offenbarte sich Menschen unabhängig von deren
Begabung. Die Botschaft Gottes überstieg häufig das
natürliche Verständnis des Propheten. Gerade dies ist
ein feiner Beweis für die Inspiration der Heiligen Schrift
(z.B.: Dan 12,8).
Wenn Gott zu einem Propheten sprach, so konnte dieser
oftmals den genauen Zeitpunkt angeben. Sie waren sich
des Redens Gottes bewußt (z.B.: Jeremia in Jer 3,6;
26,1; 33,1; 34,1). So kam es manchmal zum Gespräch,
die Propheten konnten Fragen stellen (Jes 6,11; Hab 2,2-
3).
Aber nicht immer ging es den Schreibern der biblischen
Bücher wie diesen Propheten. Manchmal waren sie sich
der Tragweite ihrer Schriften nicht bewußt (Lukas
berichtet Theophilus, Paulus schreibt seinem Freund
Philemon) - und trotzdem benutzte der Heilige Geist
diese Männer, um Gottes Wort zu empfangen und
(schriftlich) weiterzugeben.
Nur der geringste Teil biblischer Offenbarung ist mit der
obigen Aufzählung diverser Methoden Gottes
abgedeckt. Der weitaus größere Teil besteht aus dem
Wirken des Heiligen Geistes bei der Abfassung der
verschiedenen Bücher. Hier können wir den Vorgang
nicht mehr beschreiben, ja, ein jeder Versuch einer
Beschreibung birgt die Gefahr in sich, ein falsches
Inspirationsverständnis zu lehren (siehe Kapitel VI
Unsere Stellung zur Bibel: 1. Unsere Stellung zur
Inspiration der Bibel).

Zu dem Wunder der Inspiration gehört auch die


Umwandlung (Transformation) des geredeten Wortes
Gottes in gesprochenes oder geschriebenes
Menschenwort. In Hebr 1,1-2 bezeichnet die Heilige
Schrift diesen Vorgang mit "durch". Wie wir wiederholt
gesehen haben, stand dieses "durch" unter der Führung
und Kontrolle des Heiligen Geistes (2.Petr 1,21). Obwohl
menschliche Schreiber die Bibel schrieben, also
vollkommenes Menschenwort, ist sie zugleich die
vollkommene Offenbarung Gottes - Gottes Wort und
Menschenwort in einem.

Das gleiche Wunder finden wir in der Fleischwerdung


Christi: vollkommen Gott und vollkommen Mensch.
Vergleichen wir das fleischgewordene und das
schriftgewordene Wort Gottes.

Jesus Christus
nahm Knechtsgestalt an
(Phil 2,7)
vollkommen,ohne Sünde (Hebr 4,15)
Brot des Lebens (Joh 6,35)
wer an ihn glaubt, hat ewiges Leben
(Joh 3,16)
Heilige Schrift
Gottes Wort wurde menschliches Wort (Hebr 1,1)
Gottes Wort ist vollkommen (Ps 19,8)
Das Wort ist Speise (Mt 4,4; Jer 15,16)
Gottes Wort ist ein lebendiger Same (1.Petr 1,23)

Offb 19,13 "... und sein Name ist: Das Wort Gottes."
Jesus Christus und die Heilige Schrift können nicht
voneinander getrennt werden. Das eine ohne das andere
hätte keine Bedeutung für uns. Ohne das
schriftgewordene Wort Gottes wüßten wir nichts von
dem fleischgewordenen Wort Gottes. Ohne das
fleischgewordene Wort wäre die Heilige Schrift
inhaltsleer und rätselhaft.

Das Wunder der Inspiration ist, wie auch das Wunder


der Inkarnation, für uns rational nicht faßbar - nur für
den Glauben zugänglich.

Gott wählte das "Buch" als Mittel, um Seine


Offenbarung dem Menschen zu übermitteln. Er bediente
sich der Eigenart der verschiedenen Schreiber. Sein
Heiliger Geist wirkte in diesen Schreibern, aber so, daß
sich der göttliche und menschliche Verfasser nicht
gegenseitig aufhoben, sondern in jedem Wort
gleichzeitig vorhanden sind. Die Bibel ist Gotteswort
und daher unfehlbar und autoritativ in allem, was sie
aussagt - doch diese Aussage geschieht in
menschlichen Worten.

Schlagen wir die Heilige Schrift auf, so lesen wir die


Worte von Menschen, die in ihrer Eigenart schrieben.
Gott hebt die Persönlichkeitsstruktur Seiner Schreiber
nicht auf, sondern Er benutzt sie. Er war es, der die
Schreiber "auswählte" und "vorbereitete", Seine
Propheten zu sein. Er war es, der ihren Wortschatz
vorbereitete, und dann durch Seinen Geist die Wortwahl
beim Schreiben führte und kontrollierte. Wort für Wort
entstand so - innerhalb des Wortschatzes und
Sprachstils des Schreibers - Gottes Offenbarung.

1.Kor 2,13 "Und davon reden wir auch nicht mit


Worten, wie sie menschliche Weisheit lehren kann,
sondern mit Worten , die der Geist lehrt, und deuten
geistliche Dinge für geistliche Menschen."
2.Sam 23,2 "Der Geist des Herrn hat durch mich
geredet, und sein Wort ist auf meiner Zunge."
Gerade durch die Verschiedenartigkeit der Schreiber
besitzen wir einen unermeßlichen Reichtum in den
verschieden Büchern:

Mose der hochgebildete Organisator, ein geborener


Führer seines Volkes
Jesaja der Prophet aus königlichem Geschlecht, der
einen Blick für den Weltenthron hatte und seine Zeit mit
Herrscherblick durchschaute
Hesekiel der Priester, dem das Auge für die Zustände im
Tempel und für den zukünftigen Tempel geöffnet wurde
Daniel der kluge Staatsmann, der Minister des
babylonischen Weltreiches, vor dessen Auge der Herr
die Weltgeschichte der Zukunft ausbreitete
Johannes der Mystiker, der das Wesen des Sohnes
Gottes und der Gemeinschaft mit Ihm schaute
Petrus der einfache Mann der Tat, der Praktiker
Paulus der Denker, der die christliche Lehre darlegte
Alle diese Männer haben, getrieben vom Heiligen Geist,
im Namen Gottes geredet und uns Gottes Offenbarung
weitergegeben.

4. Das Zeugnis über die Inspiration

An die völlige, göttliche Inspiration der Bibel zu glauben,


ist schon durch äußere Gründe nahegelegt, so z.B.:

die Unzerstörbarkeit der Bibel


die innere Einheit der Bibel
die erfüllte Prophetie in der Bibel (5.Mose 18,21-22)
die Wirkung / der Einfluß der Bibel (Joh 7,17)
die Bestätigung durch die Kraftwirkungen des Heiligen
Geistes beim Hören und Lesen der Bibel
Aber es sind vor allem die inneren Gründe, das innere
Zeugnis der Heiligen Schrift,welche die Inspiration
überwältigend deutlich belegen.
a) AT

(1) das innere Zeugnis des AT

Das AT bezeugt: Gott hat geredet! Über 3800mal


kommen im AT gleichbedeutende Ausdrücke vor, die
das Reden Gottes anzeigen.

Auf den ersten Seiten der Bibel, im ersten Kapitel des


AT, wird uns nicht nur dieSchöpfung bezeugt - sondern
auch der redende Gott:

1.Mose 1,3+6+9+11+14+20+22+24+26+28+29 "und Gott


sprach"

Welch ein Beginn der Gottesoffenbarung!

Gott sprach auch direkt zu Menschen, z.B. in 2.Mose


3,4+7+12+14+15 zu Mose. (3.Mose ist fast alles direkte
Rede Gottes, eingeleitet durch: "Gott sprach:".)

Auch die Propheten sind voll von diesem Zeugnis (Jes


1,2+11+18+24 Jer 1,2+4+7+9+11+12+13+14). Allein im
Buch des Propheten Jeremia finden wir 500mal
Ausdrücke, die das Reden Gottes anzeigen! Unser Gott
schweigt nicht: Er redet im AT!

Es gehörte zum Willen Gottes, daß diese Worte


aufgeschrieben wurden. Ja, Er selbst schrieb:

2.Mose 31,18 "Und als der Herr mit Mose zu Ende


geredet hatte auf dem Berge Sinai, gab er ihm die Tafeln
des Gesetzes; die waren aus Stein und beschrieben von
dem Finger Gottes."
In 2.Mose 32,16 und 34,1 wird diese Tatsache nochmals
betont.

Dies war jedoch eine Ausnahme. Normalerweise


benutzte Gott menschliche Schreiber zur Aufzeichnung
Seines Wortes. Sein Ziel war es, Seine Worte im
Gedächtnis der Menschen zu halten, sie für immer und
ewig zu erhalten und jedem die Möglichkeit zu geben,
Seine Offenbarung zu erfahren:

2.Mose 17,14 "Und der Herr sprach zu Mose: Schreibe


dies zum Gedächtnis in ein Buch und präge es Josua
ein;..."
Jes 30,8 "So geh nun hin und schreib es vor ihnen
nieder auf eine Tafel und zeichne es in ein Buch, daß es
bleibe für immer und ewig."
Hab 2,2 "Der Herr aber antwortete mir und sprach:
Schreib auf, was du gesehen hast, deutlich auf eine
Tafel, daß es lesen könne, wer vorüberläuft!"
2.Mose 34,27 "Und der Herr sprach zu Mose: Schreib dir
diese Worte auf; denn auf Grund dieser Worte habe ich
mit dir und mit Israel einen Bund geschlossen."
Jer 30,2 "So spricht der Herr, der Gott Israels: Schreib
dir alle Worte, die ich zu dir geredet habe, in ein Buch."
Jer 36,2 "Nimm eine Schriftrolle und schreibe darauf
alle Worte, die ich zu dir geredet habe über Israel, über
Juda und alle Völker von der Zeit an, da ich zu dir
geredet habe, nämlich von der Zeit Josias an bis auf
diesen Tag."
Nicht nur das Gesetz des Mose wurde bereits zur Zeit
der Abfassung des AT als inspiriertes Wort Gottes
akzeptiert (vgl. Ps 119), sondern auch die Propheten und
die Geschichtsbücher:

Dan 9,2 "In diesem ersten Jahr seiner Herrschaft


achtete ich, Daniel, in den Büchern auf die Zahl der
Jahre, von denen der Herr geredet hatte zum Propheten
Jeremia, daß nämlich Jerusalem siebzig Jahre wüst
liegen würde."
Daniel bezieht sich hier auf die Rede Gottes in Jer 25,11-
12; 29,10.

1.Kön 16,34 "Zur selben Zeit baute Hiel von Bethel


Jericho wieder auf. Es kostete ihn seinen erstgeborenen
Sohn Abiram, als er den Grund legte, und seinen
jüngsten Sohn Segub, als er die Tore einsetzte, nach
dem Wort des Herrn, das er geredet hat durch Josua,
den Sohn Nuns."
Uns fällt in diesem Vers auf, daß hier ein "Wort Gottes"
zitiert wird, das in Jos 6,26 nicht als von Gott
gesprochen angezeigt wird. Für den Schreiber der
Königebücher ist es keine Frage, daß Gott durch Josua
spricht. Ähnlich auch das Verständnis Davids:

2.Sam 23,2 "Der Geist des Herrn hat durch mich


geredet, und sein Wort ist auf meiner Zunge."
Wir finden im AT eine Fülle von Zeugnissen dafür, daß
es sich um Gottes Wort handelt. Nicht nur das Gesetz,
sondern auch die Geschichtsbücher, die Poesie (z.B. die
Psalmen Davids) und nicht zuletzt die Propheten
bezeugen: Gott hat geredet!

(2) das Zeugnis Jesu Christi über das AT

Wie verhält sich unser Herr Jesus in bezug auf das Alte
Testament? In Ihm ist die ganze Fülle der Gottheit
leibhaftig (Kol 2,9), in Ihm sind verborgen alle Schätze
der Weisheit und Erkenntnis (Kol 2,3).
- Jesus Christus bezeugt: Gott hat geredet!

Mt 22,31 "Habt ihr denn nicht gelesen von der


Auferstehung der Toten, was euch gesagt ist von Gott,
der da spricht:"
Mt 22,43 "Da fragte er sie: Wie kann ihn dann David
durch den Geist Herr nennen, wenn er sagt"
Das ganze AT, nicht nur die wörtlichen Reden Gottes,
sind Gottes Wort! Unser Herr Jesus bezeugt dies in

Mt 19,4-5 "Er aber antwortete und sprach: Habt ihr nicht


gelesen: Der im Anfang den Menschen geschaffen hat,
schuf sie als Mann und Frau und sprach: 'Darum wird
ein Mann Vater und Mutter verlassen und an seiner Frau
hängen und die zwei werden ein Fleisch sein'?"
Der Herr Jesus gebraucht hier den Vers aus 1.Mose 2,24
und spricht direkt aus: dies hat Gott, der Schöpfer
gesagt!

Anders als viele heutige Theologen läßt der Herr Jesus


das AT als Gottes Wort stehen. Nirgends berichtigt Er
das geschriebene Wort. Er greift gerade heute
umstrittene Ereignisse, Personen und Wunder auf und
beglaubigt dadurch das AT:

die Schöpfung des Menschen


Mord an Abel

Noah, die Arche, die Flut

die Erzväter

Sodom und Lot


Mose und seine Schriften

Jona und der Fisch

Mk 10,6
Mt 23,35

Mt 24,37-39

Mt 8,11; Joh 8,39

Mt 10,15; Lk 17,28-29

Joh 5,46

Mt 12,40

Offensichtlich betrachtet Jesus Christus das AT als


historisch zuverlässig. Er geht sogar noch weiter: in
Seinen Argumentationen verläßt Er sich auf jedes
einzelne Wort. In Seinen Streitgesprächen verläßt Er
sich auf die Richtigkeit einer

verbalen Zeitform
Pluralform

Pronominalform

Mt 22,32 (2.Mose 3,6)


Joh 10,35 (Ps 82,6)

Mt 22,44 (Ps 110,1 "meinem")

Nicht nur in Seinem Gebrauch der alttestamentlichen


Bücher stellen wir dieses Vertrauen auf das Wort fest.
Der Herr Jesus sagt:

Mt 5,18 "Denn wahrlich ich sage euch: Bis Himmel und


Erde vergehen, wird nicht vergehen der kleinste
Buchstabe noch ein Tüpfelchen vom Gesetz, bis es alles
geschieht."
In Joh 10,34 sehen wir, daß unser Herr mit dem Begriff
"Gesetz" nicht nur das Gesetz des Mose meint:

Joh 10,34 "Jesus antwortete ihnen: Steht nicht


geschrieben in eurem Gesetz: 'Ich habe gesagt ihr seid
Götter?'" (Ps 82,6)
Jesus Christus hat nicht nur die göttliche Autorität des
AT bezeugt, Er hat das AT auch als Gottes Wort für Sein
persönliches Leben benutzt. Wir sehen dies besonders
deutlich bei der Versuchung durch Satan (Mt 4). Der
Herr Jesus gebraucht hier nicht Seine Autorität als Sohn
Gottes, sondern ein mehrfaches "es steht geschrieben"
mit einem entsprechenden Zitat aus dem 5. Buch Mose.

- Jesus Christus ist die Erfüllung des AT.

Mt 5,17 "Ihr sollt nicht meinen, daß ich gekommen bin,


das Gesetz oder die Propheten aufzulösen; ich bin nicht
gekommen aufzulösen, sondern zu erfüllen."
Lk 4,21 "Und er fing an, zu ihnen zu reden: Heute ist
dieses Wort der Schrift erfüllt vor euren Ohren."
Die vielen Weissagungen des AT über Jesu erstes
Kommen erfüllten sich. Er wußte, daß die Schrift von
Ihm zeugt und daß sie in Seinem Leben, Sterben und
Auferstehen erfüllt würde. Wie oft lesen wir in den
Evangelien: "auf daß die Schrift erfüllt werde"! Auf dem
Spaziergang mit den Emmausjüngern machte Er ihnen
deutlich: es mußte so kommen, damit die ganze Schrift
erfüllt wurde!
Lk 24,25-27 "Und er sprach zu ihnen: O ihr Toren, zu
trägen Herzens, all dem zu glauben, was die Propheten
geredet haben! Mußte nicht Christus dies erleiden und
in seine Herrlichkeit eingehen? Und er fing an bei Mose
und allen Propheten und legte ihnen aus, was in der
ganzen Schrift von ihm gesagt war."
Einige Verse weiter, kurz vor Seiner Himmelfahrt, öffnete
Er Seinen Jüngern das Verständnis für die Schrift:

Lk 24,44-45 "Er sprach aber zu ihnen: Das sind meine


Worte, die ich zu euch gesagt habe, als ich noch bei
euch war: Es muß alles erfüllt werden, was von mir
geschrieben steht im Gesetz des Mose, in den
Propheten und in den Psalmen. Da öffnete er ihnen das
Verständnis, so daß sie die Schrift verstanden."
Dieses Verständnis fehlte den Juden zur Zeit Jesu. So
sagte Er:

Joh 5, 37+39 "Und der Vater, der mich gesandt hat, hat
von mir Zeugnis gegeben. [...] Ihr sucht in der Schrift,
denn ihr meint, ihr habt das ewige Leben darin; und sie
ist's, die von mir zeugt."
Joh 5,46 "Wenn ihr Mose glaubtet, so glaubtet ihr auch
mir; denn er hat von mir geschrieben."

- Jesus Christus ist der Redende im AT

Joh 1,1+14 "Im Anfang war das Wort, und das Wort
war bei Gott, und Gott war das Wort. Und das Wort ward
Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine
Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen
Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit."
Jesus Christus ist selbst das Wort - das
fleischgewordene Wort Gottes. Er ist die einzige
Offenbarung Gottes.

Joh 1,18 "Niemand hat Gott je gesehen; der


Eingeborene, der Gott ist und in des Vaters Schoß ist,
der hat ihn uns verkündet."
Der Geist Christi war in den Schreibern des AT:

1.Petr 1,11 "und haben geforscht, auf welche und


was für eine Zeit der Geist Christi deutete, der in ihnen
war und zuvor bezeugt hat die Leiden, die über Christus
kommen sollten, und die Herrlichkeit danach."
Selbst die Schöpfung, die Gottes Größe und Macht
offenbart, geschah durch Jesus Christus:

Joh 1,3 "Alle Dinge sind durch dasselbe gemacht, und


ohne dasselbe ist nichts gemacht, was gemacht ist."
Jesus Christus offenbarte den Vater durch
Erscheinungen und Handlungen (der Engel des Herrn
und Jahwe), aber vor allem durch das Wort. Dieses Wort
wurde dann im NT Fleisch.

Wir greifen zwei Beispiele auf, die uns den Herrn Jesus
als den Redenden im AT aufzeigen:

Ps 40,8 "Da sprach ich: Siehe, ich komme; im Buch ist


von mir geschrieben"
Hebr 10,5+7 "Darum spricht er, wenn er in die Welt
kommt: ' [...] Da sprach ich: Siehe, ich komme - im Buch
steht von mir geschrieben -, daß ich tue, Gott, deinen
Willen.'"
Als zweites Beispiel vergleichen wir Ps 22 mit den
Aussprüchen unseres Herrn am Kreuz.
- Jesus Christus lehrt das AT

Nicht nur in der Synagoge lehrt der Herr Jesus aus dem
AT (Lk 4,17-19), sondern auch Seinen Jüngern legt Er
immer wieder das AT aus (so in Lk 24,27+44).

Jesus lehrt das AT, um sich selbst zu offenbaren. Man


sagt, daß etwa der 10. Teil Seiner Worte im NT Zitate aus
dem AT sind.

ANREGUNGEN:

An dem Beispiel unseres Herrn und Seiner Apostel


erkennen wir, daß Vollmacht nicht mit dem Gebrauch
der "Ursprachen" verbunden ist, so gut und notwendig
ihre Kenntnis sein kann.
Zitate aus dem AT werden immer in der griechischen
Übersetzung geboten - und an keiner Stelle wird sie
korrigiert! (Auch unser Herr benutzte die damals
gängige Übersetzung des AT - die Septuaginta!)
Für Jesus Christus kann die Schrift nicht irren. Sie ist
unfehlbar. Irrtum liegt in der Unkenntnis der Schrift
begründet.
Mt 22,29 "Jesus aber antwortete und sprach zu ihnen:
Ihr irrt, weil ihr weder die Schrift kennt noch die Kraft
Gottes."
Habt ihr nicht gelesen? - ist mehrmals die erstaunte
Frage (Mt 19,4; 21,42, 22,31). Augustin sagt dazu: "Die
'dunklen Stellen' in der Bibel kommen von den dunklen
Stellen in unserem Herzen."
Aus diesen 4 Punkten - Verhältnis Jesu Christi zum AT -
ergibt sich für uns: Ein echtes Studium des AT ist ein
Studium über unseren Herrn und Heiland! Das AT
anzuzweifeln oder zu kritisieren bedeutet, den Sohn
Gottes selbst anzuzweifeln und zu kritisieren! Wer an
den Herrn Jesus glaubt, der glaubt auch an das AT! Wer
seinen Erlöser liebt, der liebt auch das AT!

(3) das Zeugnis der Apostel über das AT

Die Apostel, mit dem Heiligen Geist erfüllt, geben uns


ein klares Zeugnis über das AT. Wie für den Sohn
Gottes so ist auch für sie das AT Gottes Wort. Was die
Schrift sagt, das sagt Gott. In ihrem Sprachgebrauch
wird die Schrift personifiziert, indem "Schrift" und
"Gott" identifiziert werden. Dies ist nur aufgrund der
tiefen Überzeugung möglich, daß das Wort der Schrift
das Wort Gottes ist.

Röm 9,17"Denn die Schrift sagt zum Pharao:..."


Gal 3,8 "Die Schrift aber hat es vorausgesehen, daß
Gott die Heiden durch den Glauben gerecht macht.
Darum verkündigte sie dem Abraham:..."
In beiden Schriftstellen schließt sich direkte Rede
Gottes an.

Matthäus ist geradezu ein Meister in der Anwendung


des AT. Im Mt-Evangelium finden wir Zitate aus 27
verschiedenen Büchern des AT! Ein typischer Satz des
Evangelisten Matthäus ist:

Mt 1,22 "... damit erfüllt würde, was der Herr durch den
Propheten gesagt hat, der da spricht:"
Allein in den ersten zwei Kapiteln dieses Evangeliums
finden wir hiervon fünf Beispiele.

Johannes nennt zurückschauend die Worte unseres


Herrn und das AT als Grundlage des Glaubens:

Joh 2,22 "Als er nun auferstanden war von den Toten,


dachten seine Jünger daran, daß er dies gesagt hatte,
und glaubten der Schrift und dem Wort, das Jesus
gesagt hatte."
Er selbst zitiert, ähnlich wie Matthäus, aus dem AT: z.B.:
in 12,14+38-39+41; 19,24+28+36-37.

Petrus tritt schon vor Pfingsten auf und zitiert aus dem
AT:

Apg 1,16+20 "Ihr Männer und Brüder, es mußte das


Wort der Schrift erfüllt werden, das der heilige Geist
durch den Mund Davids vorausgesagt hat über Judas,
der denen den Weg zeigte, die Jesus gefangennahmen,
[...] denn es steht geschrieben im Psalmbuch:..."
Ungefähr die Hälfte seiner Pfingstpredigt besteht aus
Zitaten aus dem AT (Apg 2), und auch in seinen Briefen
legt er von der göttlichen Inspiration des AT Zeugnis ab:

1.Petr 1,11 "und haben geforscht, auf welche und


was für eine Zeit der Geist Christi deutete, der in ihnen
war und zuvor bezeugt hat die Leiden, die über Christus
kommen sollten, und die Herrlichkeit danach."
2.Petr 1,20-21 "... daß keine Weissagung in der Schrift
eine Sache eigener Auslegung ist. Denn es ist noch nie
eine Weissagung aus menschlichem Willen
hervorgebracht worden, sondern getrieben von dem
heiligen Geist haben Menschen im Namen Gottes
geredet."
Paulus Im NT finden wir ca. 290 Zitate aus dem AT.
Davon entfallen allein auf die Briefe des Paulus 93 (ein
nicht geringer Teil des Briefes an die Römer besteht aus
AT-Zitaten; z.B. 1,2; 3,2+10+21 usw.)! Ausgebildet als
Pharisäer war er im AT bestens zuhause und anerkannte
den Anspruch des AT, göttlich inspiriertes Wort zu sein.

Apg 24,14 "Das bekenne ich dir aber, daß ich nach
dem Weg, den sie eine Sekte nennen, dem Gott meiner
Väter so diene, daß ich allem glaube, was geschrieben
steht im Gesetz und in den Propheten."
Das AT ist die Grundlage seiner Lehre:

Apg 17,2-3 "Wie nun Paulus gewohnt war, ging er zu


ihnen hinein und redete mit ihnen an drei Sabbaten von
der Schrift, tat sie ihnen auf und legte ihnen dar, daß
Christus leiden mußte und von den Toten auferstehen
und daß dieser Jesus, den ich - so sprach er - euch
verkündige, der Christus ist."
Apg 28,23-25 "... Da erklärte und bezeugte er ihnen das
Reich Gottes und predigte ihnen von Jesus aus dem
Gesetz des Mose und aus den Propheten vom frühen
Morgen bis zum Abend. Die einen stimmten dem zu, was
er sagte, die andern aber glaubten nicht. Sie waren aber
untereinander uneins und gingen weg, als Paulus dies
eine Wort gesagt: Mit Recht hat der Heilige Geist durch
den Propheten Jesaja zu euren Vätern gesprochen:"
1.Kor 15,3-4 "...: Daß Christus gestorben ist für unsere
Sünden nach der Schrift; und daß er begraben worden
ist; und daß er auferstanden ist am dritten Tage nach
der Schrift;"
Wie wir bereits gesehen haben, finden wir in den Briefen
des Paulus auch zwei der wichtigsten Stellen zum
Thema Inspiration (s. Ausführungen zu 2.Tim 3,16 und
1.Kor 2,13).

Im Hebräerbrief, dessen menschlichen Verfasser wir


nicht feststellen können, finden wir ein besonderes
Zeugnis von der göttlichen Autorität des AT. Alle drei
Personen der göttlichen Trinität werden in der
Einführung zu AT - Zitaten als Sprecher genannt:

Hebr 1,5-8 Gott, der Vater


Hebr 2,12 Jesus Christus, der Sohn
Hebr 3,7 der Heilige Geist

b) NT

(1) das Zeugnis Jesu Christi über das NT

Nachdem der Sohn Gottes durch die Propheten des


Alten Bundes gesprochen hatte, kam Er selbst in diese
Welt, um uns den Vater zu offenbaren. Gott, der Vater,
führt Ihn ein:

Lk 9,35 "Und es geschah eine Stimme aus der Wolke,


die sprach: Dieser ist mein auserwählter Sohn; den sollt
ihr hören!"
In Jesus Christus redet Gott. Wie wertvoll sind uns die
Evangelien, in denen die Worte und Taten unseres
Gottes, sichtbar geworden in dieser Welt, aufgezeichnet
sind.

Seine Worte sind

- Gottes Worte! Nicht allein, weil Jesus Christus Gott ist,


sondern auch weil Er als Gott-Sohn die Worte Gott-
Vaters uns Menschen weitergab.
Joh 17,8 "Denn die Worte, die du mir gegeben hast,
habe ich ihnen gegeben, und sie haben sie
angenommen..."
Joh 17, 14 "Ich habe ihnen dein Wort gegeben,..."

- wahre Worte! Wie könnte es bei dem Sohn Gottes auch


anders sein!

Joh 8,40 "Nun aber sucht ihr mich zu töten, einen


Menschen, der euch die Wahrheit gesagt hat,..."
Joh 8,45-46 "Weil ich aber die Wahrheit sage, glaubt
ihr mir nicht. Wer von euch kann mich einer Sünde
zeihen? Wenn ich aber die Wahrheit sage, warum glaubt
ihr mir nicht?"
Er sagt nicht nur die Wahrheit - Er ist die Wahrheit!

Joh 14,6 "Jesus spricht zu ihm: Ich bin der Weg und die
Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater
denn durch mich."
- lebendige Worte! Sein Wort macht Kranke gesund und
erweckt Tote zum Leben; Sein Wort vergibt Sünden und
weist den Weg zum ewigen Leben!

Joh 6,63 "... Die Worte, die ich zu euch geredet habe, die
sind Geist und Leben."
Joh 6,68 "Da antwortete ihm Simon Petrus: Herr, wohin
sollen wir gehen? Du hast Worte ewigen Lebens;"

- ewige Worte! Unser Herr kann von Seinem Wort sagen,


was niemals ein Mensch von den seinen behaupten
könnte, nämlich
Mt 24,35 "Himmel und Erde werden vergehen; aber
meine Worte werden nicht vergehen."

Was sagt der Herr über das NT? Sagt Er (prophetisch)


etwas über die Inspiration dieser Bücher, die doch erst
nach Seiner Himmelfahrt abgefaßt wurden?

Ja, Er wies schon zu Seiner Erdenzeit auf den Heiligen


Geist und dessen Aufgabe hin:

Joh 14,26 "Aber der Tröster, der heilige Geist, den


mein Vater senden wird in meinem Namen, der wird
euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich
euch gesagt habe."
Joh 16,13-14 "Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit,
kommen wird, wird er euch in alle Wahrheit leiten. Denn
er wird nicht aus sich selber reden; sondern was er
hören wird, das wird er reden, und was zukünftig ist,
wird er euch verkündigen. Er wird mich verherrlichen;
denn von dem Meinem wird er's nehmen und euch
verkündigen."
In diesen Versen können wir die "Vorab-Legitimation"
der Inspiration des NT durch Jesus Christus sehen.
"Erinnern", "leiten", "lehren" und schließlich auch "was
zukünftig ist, verkündigen" spiegelt das NT in seinen
Teilen Evangelien, Apostelgeschichte, Briefe und
Offenbarung wider.

Als der Auferstandene hat Jesus Christus Sein Wort zur


Grundlage christlicher Lehre gemacht.

Mt 28,20 "und lehret sie halten alles, was ich euch


befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis
an der Welt Ende."
(2) das Zeugnis der Apostel über das NT

Wir haben das Zeugnis der Apostel in bezug auf das AT


betrachtet und festgestellt, daß sie sich zur vollen
Inspiration der alttestamentlichen Schriften bekannten.
Wie aber verhalten sie sich gegenüber den Evangelien
bzw. den anderen Schriften des NT?

Paulus, der so eindeutig zur Inspiration des AT steht,


stellt das Evangelium des Lukas mit den AT-Schriften
auf eine Stufe, indem er schreibt:

1.Tim 5,18 "Denn die Schrift sagt: 'Du sollst dem


Ochsen, der da drischt, nicht das Maul verbinden'; und:
'Ein Arbeiter ist seines Lohnes wert'."
Das erste angeführte Zitat ist aus 5.Mose 25,4
entnommen, während das zweite Zitat aus Lk 10,7
stammt.

Petrus bekennt die Autorität der Briefe des Apostel


Paulus:

2.Petr 3,16 "Davon redet er (Paulus, s. V.15) in allen


Briefen, in denen einige Dinge schwer zu verstehen
sind, welche die Unwissenden und Leichtfertigen
verdrehen, wie auch die anderen Schriften, zu ihrer
eigenen Verdammnis."
Diese Gleichstellung gilt nicht nur Paulus, sondern auch
den anderen Aposteln, also auch Petrus selbst:

2.Petr 3,2"daß ihr gedenkt an die Worte, die zuvor


gesagt sind von den heiligen Propheten, und an das
Gebot des Herrn und Heilands, das verkündet ist durch
eure Apostel."
1.Petr 1,25 "aber des Herrn Wort bleibt in Ewigkeit'.
Das ist aber das Wort, welches unter euch verkündigt
ist."
An der Person des Apostel Paulus entzünden sich
immer wieder Fragen. Er gehörte ursprünglich nicht zu
den 12 Aposteln, die unser Herr berief, als Er auf Erden
lebte. Kann er trotzdem die Autorität eines Apostels
beanspruchen? Handelt es sich in seinen Briefen um
Gottes direktes Wort oder nur um die Werke eines
geisterfüllten Menschen? Bei dem Ausmaß und der
Bedeutung, die den Briefen des Paulus im NT zukommt,
ist dies eine außerordentlich wichtige Frage.

Es fällt uns auf, mit welchem Eifer Paulus sein


Apostelamt verteidigt. Er beruft sich auf die Berufung
Gottes, Gottes Willen zu erkennen, Jesus Christus zu
sehen und zu hören, und Zeuge vor allen Menschen zu
sein (Apg 22,14-15). Aufgrund dieser Berufung nennt er
sich in seinen Briefen mit dem Titel göttlicher Autorität:
Apostel Jesu Christi! (s. Grußformel der Briefe: 1,1)

2.Kor 11,5 "Ich meine doch, ich sei nicht weniger als
die Überapostel."
Jedoch fügt er auch hinzu:

1.Kor 15,8-10 "Zuletzt von allen ist er auch von mir als
einer unzeitigen Geburt gesehen worden. Denn ich bin
der geringste unter den Aposteln, der ich nicht wert bin,
daß ich ein Apostel heiße, weil ich die Gemeinde Gottes
verfolgt habe. Aber durch Gottes Gnade bin ich, was ich
bin."
Die anderen Apostel anerkannten Paulus als den
Apostel der Heiden:
Gal 2,7 "Im Gegenteil, da sie sahen, daß mir anvertraut
war das Evangelium an die Heiden so wie Petrus das
Evangelium an die Juden"
So kann er mit vollem Recht von "uns Aposteln"
sprechen (1.Kor 4 ,9).

Paulus bezeugt, daß seine Lehre auf göttlicher


Offenbarung gründet:

1.Kor 15,3 "Denn als erstes habe ich euch


weitergegeben, was ich auch empfangen habe:..."
Gal 1,11-12 "Denn ich tue euch kund, liebe Brüder,
daß das Evangelium, das von mir gepredigt ist, nicht
von menschlicher Art ist. Denn ich habe es nicht von
einem Menschen empfangen oder gelernt, sondern
durch eine Offenbarung Jesu Christi."
Eph 3,3 "Durch Offenbarung ist mir das Geheimnis
kundgemacht worden, wie ich eben aufs kürzeste
geschrieben habe."

Wir fassen zusammen: Das NT steht gleichberechtigt


neben dem AT. In beiden Teilen der Heiligen Schrift
offenbart sich Gott der Menschheit. Die Bibel tritt mit
dem Anspruch an uns heran, Gottes Wort zu sein.

Röm 16,25-26 "Dem aber, der euch stärken kann gemäß


meinem Evangelium und der Predigt von Jesus
Christus, durch die das Geheimnis offenbart ist, das seit
ewigen Zeiten verschwiegen war, nun aber offenbart
und kundgemacht ist durch die Schriften der Propheten
nach dem Befehl des ewigen Gottes, den Gehorsam des
Glaubens aufzurichten unter allen Heiden:"
5. Die Unfehlbarkeit der Bibel

a) Ableitung

Wir glauben an die Unfehlbarkeit der Bibel. Aber worauf


stützt sich dieser Glaube?

Er stützt sich auf die biblische Lehre von der göttlichen


Inspiration. Wir haben in den letzten Abschnitten
gesehen, daß die Bibel Gottes Wort ist. Gott lügt nicht,
noch kann Er sich irren: Er ist wahrhaftig!
Tit 1,2 "in der Hoffnung auf das ewige Leben, das
Gott, der nicht lügt, verheißen hat vor den Zeiten der
Welt;"
Röm 3,4 "Das sei ferne! Es bleibt vielmehr so: Gott ist
wahrhaftig und alle Menschen sind Lügner; wie
geschrieben steht: 'Damit du recht behälst in deinen
Worten und siegst, wenn man mit dir rechtet.'"
Hebr 6,18 "So sollten wir durch zwei Zusagen, die
nicht wanken - denn es ist unmöglich, daß Gott lügt -
einen starken Trost haben, die wir unsere Zuflucht dazu
genommen haben, festzuhalten an der angebotenen
Hoffnung."
Gleichzeitig wissen wir von der Allwissenheit des
Schöpfers und Erhalters dieses Universums. Es ist
unmöglich, daß Gott, der alle Dinge weiß und niemals
lügt, sich widerspricht oder irrt!

Eine zweite Ableitung der Lehre von der Unfehlbarkeit


beruht auf der Person Jesu Christi. Wie wir sahen, ist Er
das Wort Gottes. Wäre dieses Wort fehlerhaft, so wäre
Christus fehlerhaft. Dies würde nicht nur die Göttlichkeit
Jesu in Frage stellen, sondern unser ewiges Heil. Eine
Sühnung unserer Schuld wäre dann nie geschehen!
Im Jahre 1977 bildete sich das International Council on
Biblical Inerrancy (ICBI) (der Internationale Rat für
Biblische Irrtumslosigkeit). Auf einer Konferenz dieser
Organisation bibeltreuer Pastoren, Professoren und
Laien, wurde am 26. Oktober 1978 die Chicagoer
Erklärung über die Irrtumslosigkeit der Bibel
verabschiedet. Nach einem Vorwort und einer kurzen
Darlegung folgen 19 Artikel mit anschließender
Erläuterung. Das Studium dieser Erklärung kann sehr
hilfreich sein.

b) Einwände

Gegen eine völlige Wortinspiration werden natürlich


Einwände erhoben. Es leuchtet ein, daß Satan nichts
unversucht läßt, dem Menschen Zweifel an der
göttlichen Offenbarung und damit am einzigen Weg zur
Gemeinschaft mit Gott zu erwecken.

Diese Zweifel kommen nicht aus dem Wort Gottes,


sondern aus unserem Herzen. Wann immer wir mit
einem Menschen sprechen, der zweifelt, wollen wir uns
vor einer rein "intellektuellen" Diskussion hüten. Es
geht nicht um den Verstand, sondern um sein Herz!

Satan benutzt verschiedene Motivationen, aus denen er


Einwände, aber auch bewußten Widerstand in den
Herzen der Menschen entspringen läßt:

Die bewußte Gegnerschaft ist hierbei am ehesten als


Satans Werk zu erkennen. Wer sich für die Bibel und für
ihren göttlichen Autor einsetzt, wird von Satan
angegriffen. So benutzt er bibelkritische, scheinbar
wissenschaftliche "Theologen", die mit geradezu
missionarischem Eifer versuchen, jeden Gedanken an
den göttlichen Ursprung der Bibel auszurotten.
Auch der Wille des Menschen wird von Satan gebraucht.
Immer wieder stärkt er dessen Widerstand gegen den
Totalitätsanspruch des Wortes Gottes. "Wir wollen
nicht, daß dieser über uns herrsche!" (Lk 19,14) ist auch
heute das Motto vieler Menschen. Gerade hier muß ein
Gespräch über Widersprüche in der Bibel tiefer gehen,
als nur in einem Austausch spitzfindiger Argumente zu
verharren. Auch das Herz dieser Menschen kann von
der Liebe Gottes erreicht werden.
Häufig begegnet uns angebliche wissenschaftliche
Redlichkeit. Der Wissenschaft wird dabei mehr Glauben
geschenkt als dem untrüglichen Wort Gottes. Dabei
kann die Wissenschaft von heute der große Irrtum von
morgen sein. Betrachten wir nur den ganzen "Unsinn",
der im Laufe der Menschheitsgeschichte als
"Wissenschaft" den Menschen der jeweiligen Epoche
verkauft wurde! Außerdem bemerken wir, daß viele
Argumente, die gegen die Bibel benutzt werden, (so z.B.
einige Archäologieergebnisse bei Bibelkritikern) längst
veraltet sind. Die Wissenschaft ist stets ihrem
Bekanntwerden einen Schritt voraus... - Allerdings
unterstützen wir jede wissenschaftliche Anstrengung,
die auf der Grundlage der göttlichen Inspiration der
Bibel arbeitet.
Kein noch so engagierter Bibelkritiker blieb - aber
Gottes Wort bleibt in Ewigkeit!

c) Hilfestellung

Oft werden wir auf angebliche Widersprüche oder Fehler


in der Bibel hingewiesen. Für manchen Ungläubigen
sind dies willkommene Entschuldigungen, sich nicht mit
der Bibel beschäftigen zu müssen. Wir merken bei
genauerem Befragen, daß sich der Betreffende mit den
Stellen gar nicht auseinandergesetzt, sondern solche
Aussagen nur übernommen hat. Wir sind nicht zu
Verteidigern, sondern zu Zeugen und Verkündigern
berufen (1.Tim 6,3-5; 2.Tim 2,23)

1.Kor 2,14 "Der natürliche Mensch aber vernimmt


nichts vom Geist Gottes; es ist ihm eine Torheit, und er
kann es nicht erkennen; denn es muß geistlich beurteilt
werden."
Wir müssen es uns schon gefallen lassen, wenn wir von
unseren ungläubigen Zeitgenossen verspottet und
verlacht werden.

Doch auch wir stoßen im Bibelstudium auf schwer oder


scheinbar nicht verständliche Verse oder
Zusammenhänge. Wir sprechen von scheinbaren
Widersprüchen. Wie gehen wir mit ihnen um? Woher
kommen sie?

Unkenntnis der Heiligen Schrift. Unser Herr Jesus warf


den Schriftgelehrten Seiner Zeit vor:
Mt 22,29-31 ".... Ihr irrt, weil ihr weder die Schrift kennt
noch die Kraft Gottes." (vgl. auch Mt 19,4; 21,45)
Viele Stellen, die für uns Problemstellen waren, klärten
sich in dem Maße, wie wir Gottes Wort näher und besser
kennenlernten. Manche von denen, die uns noch heute
schwierig erscheinen, werden uns noch einleuchten -
spätestens in der Ewigkeit!

Hierzu zählen wir auch "Probleme", die durch die


verschiedenen Heilszeiten in der Offenbarung Gottes
oder synoptische Vergleiche "entstehen".
Unkenntnis der Kultur, Geschichte... Manche Stellen
erscheinen uns rätselhaft, weil wir zu wenig über den
kulturellen Rahmen, die Geschichte oder die Eigenarten
der Ursprachen wissen.
Durch "Erklärungen" und "Auslegungen" von
Ungläubigen oder einseitigen und einsichtslosen
Gläubigen werden angebliche Widersprüche geschaffen.
Sie sind eigentlich nicht da, werden aber in die Schrift
hineingetragen (Illustration: Unterschied zwischen Pilze
sammeln und Ostereier suchen!)
Textverderbnis. Wir bekennen die Unfehlbarkeit der
Bibel nur für die Orginalmanuskripte (s. Definition der
Inspiration). Im Laufe der Überlieferung und
Übersetzung können sich Fehler eingeschlichen haben.
Diese berühren nicht die Lehre von der Inspiration oder
Unfehlbarkeit der Bibel.
Unsere Begrenztheit. Unser Verstand ist zu klein, als
daß er auch nur ein Wunder im Worte Gottes fassen
könnte. Dies kann uns als Schlüssel zum richtigen
Umgang mit Schwierigkeiten dienen.
1.Kor 13,9+12 "Denn unser Wissen ist Stückwerk, und
unser prophetisches Reden ist Stückwerk. [...] Wir
sehen jetzt durch einen Spiegel ein dunkles Bild; dann
aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich
stückweise; dann aber werde ich erkennen, ..."

Am Schluß dieses Abschnittes wollen wir uns


vergegenwärtigen, daß Einwände gegen die Bibel nicht
erst eine Erfindung unserer Zeit sind. Wir lesen, was der
Heilige Geist durch den Apostel Paulus zu sagen hat:

1.Tim 6,3-5 "Wenn jemand anders lehrt und bleibt


nicht bei den heilsamen Worten unseres Herrn Jesus
Christus und bei der Lehre, die dem Glauben gemäß ist,
der ist aufgeblasen und weiß nichts, sondern hat die
Seuche der Fragen und Wortgefechte. Daraus
entspringen Neid, Hader, Lästerung, böser Argwohn,
Schulgezänk solcher Menschen, die zerrüttete Sinne
haben und der Wahrheit beraubt sind, die meinen,
Frömmigkeit sei ein Gewerbe."
1.Tim 6,20 "O Timotheus! Bewahre, was dir
anvertraut ist, und meide das ungeistliche lose
Geschwätz und das Gezänk der fälschlich so genannten
Erkenntnis,"
2.Tim 2,14+23 "Daran erinnere sie und ermahne sie
anständig vor Gott, daß sie nicht um Worte streiten, was
zu nichts nütze ist, als die zu verwirren, die zuhören. [...]
Aber die törichten und unnützen Fragen weise zurück;
denn du weißt, daß sie nur Streit erzeugen."

6. Die Autorität

VI. Kapitel: Unsere Stellung zur Bibel

1. Unsere Stellung zu verschiedenen Inspirationslehren

Wenn wir Kommentare oder andere Bücher über die


Bibel studieren, stoßen wir oft auf Aussagen, die uns
befremden oder von denen wir sofort sagen können,
daß sie falsch sind. Trotzdem erhebt der Autor den
Anspruch, "bibeltreu" und "wissenschaftlich exakt"
gearbeitet zu haben. Neben der Frage der Hermeneutik
(Verfahren der Auslegung und Anwendung von Texten),
stellt sich die Frage des Inspirationsverständnisses des
Autoren.

Wir wollen die häufigsten Mißdeutungen der biblischen


Inspirationslehre aufzählen. In allen erkennen wir
letztlich den Versuch Satans, das Vertrauen in Gottes
Wort zu untergraben. Sie entstehen, indem der Mensch
etwas zu erklären versucht, was dem menschlichen
Verstand unverständlich ist. Es geht um die zwei
Elemente, zwei Kräfte, zwei Verfasser, die in jedem Wort
der Bibel gleichzeitig vorhanden sind: Gott und der
Mensch.

Die verschiedenen Theorien über die Inspiration


beschäftigen sich mit der Beziehung dieser beiden
zueinander. Erst in den letzten 200 Jahren gewannen
diese Überlegungen an Bedeutung; in früheren
Jahrhunderten galt die Bibel als völlig inspiriertes Wort
Gottes.

Es erfordert heute Bekennermut, sich gegen die


"modernen" Auffassungen über die Inspiration zu
stellen. Man wird als "rückständig" bezeichnet,
verspottet und verlacht. Gläubige Theologiestudenten
können in den hiervon betroffenen Fachgebieten keine
Doktorarbeit einreichen, weil sie als unwissenschaftlich
gilt, wenn nicht die gängige Theologie vertreten wird.

Wir wollen nun versuchen, einige Hauptanschauungen -


oder besser - Hauptirrtümer, über die Inspiration der
Heiligen Schrift darzustellen. Wir werden uns bewußt
machen müssen, daß viele Buchautoren und Theologen
ein Gemisch unterschiedlicher Theorien vertreten.
Vollkommen einig sind sich die wenigsten.
a) Natürliche Inspiration

Eigentlich dürfte die natürliche Inspiration gar nicht zu


den Inspirationsverständnissen gezählt werden, leugnet
sie doch jeden übernatürlichen Eingriff Gottes. Sie lehrt,
daß auf dem Gebiet der Religion außerordentlich
begabte Künstler und Schriftsteller die Bibel schrieben.
Paulus wird auf eine Stufe gestellt mit Shakespeare,
Mohammed oder Goethe.

Wir verwerfen diese Ansicht, denn sie leugnet den von


der Schrift erhobenen Anspruch: Gott hat geredet! Gott
hat in diesem Modell keinen Platz, es handelt sich
eigentlich um eine atheistische Erklärung der
Entstehung der Bibel.

b) Ideeninspiration

Im Rahmen der Ideeninspiration wird versucht, den


Inhalt (die Aussage) von den einzelnen Worten zu
trennen. Nur der Gedanke gilt als inspiriert, nicht jedoch
die vom Schreiber benutzten Wörter. Die Wortwahl war
allein dem Schreiber überlassen. Wir könnten es auch
so ausdrücken: nur die Schreiber waren inspiriert, nicht
die entstandene Schrift.

Wir verwerfen diese Ansicht, denn sie leugnet die


direkte Offenbarung Gottes in der Schrift. Die Schrift
wäre nur noch das Echo der stattgefundenen
Offenbarung, eine Nacherzählung des Erlebten. Worte
und Inhalt lassen sich nicht trennen. Worte können nicht
einfach ersetzt oder vertauscht werden. Leider findet
diese Ideeninspiration auch unter wiedergeborenen
Christen viele Anhänger, und das, obwohl die Bibel
gerade auf die einzelnen Worte Wert legt (vgl. nochmals
die Verse in 1.Kor 2,13; Joh 6,63; 17,8).

c) Partielle Inspiration

Diese falsche Theorie behauptet, daß nur Teile der


Schrift inspiriert sind, während andere Teile rein
menschlichen Ursprungs sind. So seien z.B. die
Aussagen über unser Heil inspiriert, während die
Aufzeichnungen der Geschichte Israels dem Wissen und
Glauben der damaligen Zeit entsprächen und aufgrund
des ausschließlich menschlichen Ursprungs mit Fehlern
behaftet seien. Neben den wunderbaren Offenbarungen
enthalte die Bibel viele Mythen, Legenden und damit
verbunden auch Fehler. Die beiden Verfasser - Gott und
der Mensch - der biblischen Worte werden getrennt. Der
Wissenschaft und dem Leser bleibt es vorbehalten,
diese Trennung nach eigenem Gefallen vorzunehmen.
Das Schlagwort dieser Theorie ist:

"Die Bibel enthält Gottes Wort!"

Es muß jetzt darum gehen, die Wahrheit zu finden. Über


die Frage, wie dies möglich ist, herrscht Uneinigkeit. Für
einige gilt als Kriterium eine inhaltliche Aussage ("was
Christum treibet"), andere beurteilen die Schrift nach
ihrer Nähe zur apostolischen Verkündigung oder auch,
indem sie bestimmte Bücher der Bibel hervorheben. Bei
anderen ist es das Gefühl, das als Kriterium dient, was
Gottes Wort ist und was nicht. Diese Suche nach dem
"Wort Gottes" innerhalb der Bibel wird als Suche nach
dem "Kanon im Kanon" bezeichnet.

Wir verwerfen diese Ansicht, weil sich der Mensch


anmaßt, Richter über das Wort Gottes zu sein. Er glaubt,
er könne unterscheiden, was inspiriertes Gotteswort sei
und was nicht. Dabei sind seine Kriterien niemals
objektiv, sondern immer subjektiv. Was ihm gelegen
kommt, ist göttlich; was ihm nicht paßt, darf eben nicht
inspiriert sein! Wir können die beiden Verfasser der
Heiligen Schrift nicht trennen. Wenn jeder einzelne
entscheiden muß, was inspiriertes Wort Gottes ist und
was nicht, so bleibt der Mensch zwangsläufig in einem
gefährlichen, ungewissen Zustand.

In den über 200 Jahren, in denen die Suche nach dem


"Kanon im Kanon" mit viel Einsatz und Aufwand
betrieben wurde, war man erfolglos. Dies liegt zum
einen an den oben erwähnten subjektiven und zum Teil
ungenauen Kritierien, zum anderen aber (und das ist der
eigentliche Grund) an der Tatsache, daß die Bibel selbst
keinerlei Maßstab, kein Kriterium für diese Suche gibt.
Sie beansprucht in ihrer Ganzheit, mit allen Büchern
und Kapiteln, Gottes Wort zu sein und als solches
akzeptiert zu werden.

d) Graduelle Inspiration

Im Unterschied zur partiellen Inspiration bezeugt die


graduelle Inspiration göttliche Inspiration für alle Teile
der Bibel, jedoch sei der Grad dieser Inspiration
unterschiedlich. Man möchte unterscheiden zwischen
christusnahen und christusfernen Teilen der Bibel. So
gelten die Worte Jesu mehr als die Worte der Apostel,
die jedoch den Schreibern des AT wieder überlegen
sind.

Wir verwerfen diese Ansicht, denn wiederum erhebt sich


der Mensch zum Richter über die Bibel. Dabei erliegt er
einem Irrtum, weil er "Erkenntnis" und "Inspiration"
verwechselt. Zwar mag es Unterschiede in der
Erkenntnis (geistlichen Reife) der Verfasser gegeben
haben, doch ist gerade dieser Unterschied durch die
Theopneustie (Inspiration) aufgehoben worden.

e) Mechanische Inspiration

Das mechanische Inspirationsverständnis oder auch


"Diktatinspiration", lehrt, daß Gott dem Menschen Seine
Worte diktiert hat. Der Mensch war damit nicht mehr
selbst beteiligt, sondern nur Schreibmaschine Gottes.
Wir könnten auch sagen, daß die Bibel vom Himmel
gefallen ist. Die Schreiber der biblischen Bücher waren
nur passive Empfänger und Sekretäre. Durch die
passive Rolle des Menschen wurde, so wird gelehrt, der
Text vor Fehlern und Irrtümer bewahrt.

Wir verwerfen diese Ansicht, da die Persönlichkeit der


einzelnen Verfasser in ihren Büchern klar zum Ausdruck
kommt. Form und Stil der Bücher unterscheiden sich.
Unterschiedlicher Wortschatz und unterschiedliche
Wortwahl unterscheiden die Verfasser. Jesaja schreibt
anders als Amos; Paulus anders als Johannes. Zudem
stellt die mechanische Inspirationstheorie den
Bibelleser vor unlösbare Probleme. So z.B. wenn er
liest, daß Lukas geforscht habe (Lk 1,1-4).
Wir wollen jedoch festhalten, daß das Resultat der
mechanischen Inspiration identisch ist mit dem Resultat
der völligen Inspiration. Allerdings ist die Methode, wie
Gott der Menschheit Sein Wort gab, völlig verschieden.
Gott übergeht die Persönlichkeit des Schreibers nicht,
Er benutzt sie!

Vorsicht: Uns wird heute oft vorgeworfen, dieses


falsche Inspirationsverständnis zu lehren. Das
Schlagwort, das dann in der Diskussion fällt, heißt
"Verbalinspiration"! Dieser Begriff wird im englischen
Sprachraum für den Inhalt der biblischen "völligen
Inspiration" gebraucht, hingegen im deutschen
Sprachgebrauch meist mit der mechanischen
Inspiration gleichgesetzt. Nachdem auch deutsche
Autoren "Verbalinspiration" im englischen Sinne
verwandten, haben wir einen Begriff mit zwei völlig
verschiedenen Bedeutungen. Wir müssen also
nachfragen und genau zuhören, wie der Begriff definiert
wird.

f) Modernistische Inspirationsverständnisse

Wir können nicht auf alle zeitgenössischen Strömungen


in der Theologie eingehen. Meist sind sie eine Mischung
der oben dargelegten Inspirationsverständnisse. Wir
wollen jedoch kurz auf eine Richtung eingehen, wie sie
neben anderen auch gerade von Karl Barth und seinen
Schülern gelehrt wurde und wird. Dies ist daher
notwendig, weil wir Einflüsse dieses Verständnisses in
vielen Kreisen, auch innerhalb des evangelikalen
Spektrums, vorfinden.
Mit großer Freude haben gläubige Menschen bei Barth
gelesen: "die Heilige Schrift ist Gottes Wort" oder "wir
glauben, daß die Bibel Gottes Wort ist". Nach
Jahrzehnten radikalster Bibelkritik erschien dies als
Befreiung. Doch Vorsicht! Hier werden oft biblische
Ausdrücke gebraucht, die jedoch mit völlig anderem,
unbiblischen Inhalt gefüllt sind. Plötzlich ist die Bibel
nicht mehr das Wort Gottes, das wir in der Hand halten,
sondern ein Buch, das Gottes Wort wird, wenn wir
Gottes Reden darin hören! Barth sagt: "Die Bibel ist
Gottes Wort, sofern sie Gott Sein Wort sein läßt, sofern
Gott durch sie redet." Erst in dem Moment, in dem wir
uns getroffen fühlen - Gottes direkte Ansprache
vernehmen - wird das Wort der Bibel zu Gottes Wort.
Gott bedient sich sogar einer fehlerhaften Schrift. Und
wir erinnern uns an ein Reden Gottes durch die Bibel
und schlagen sie auch weiterhin auf in der Hoffnung,
daß sich dieser Vorgang, dieses unfaßbare Wunder
wiederholt.

Wir verwerfen diese Ansicht, weil die Bibel bezeugt,


Gottes Wort zu sein (nicht zu werden!)! Wir brauchen
nicht auf ein "Ereignis" zu warten, sondern dürfen aktiv
lesen und Gott auf Sein Wort hin antworten. Die Gefahr
dieser Lehre besteht nicht zuletzt darin, daß der Mensch
sich nur noch passiv verhalten kann. In der
missionarischen Predigt geht es nicht mehr um einen
Aufruf zur Buße, zur Reaktion auf das Heilshandeln
Gottes, sondern um ein Mitteilen von Information. In der
Folge öffnet eine solche Theologie der "Allversöhnung"
("alle Menschen kommen in den Himmel") und dem
Skeptizismus ("man kann ja letztlich doch nicht
wissen") die Tür. Wir bekennen die Aussagen der
Schrift, daß Menschen ohne Christus in die ewige
Verdammnis gehen, die Erlösten jedoch sich ihres Heils
gewiß sein dürfen.

2. Unsere Stellung zur Auslegung der Bibel

Neben dem Inspirationsverständnis spielt die


Hermeneutik eine entscheidende Rolle. Es geht um die
Art und Weise der Auslegung und Anwendung
biblischer Texte. Da wir im Bereich der Bibliologie nicht
Hermeneutik behandeln können und wollen,
beschränken wir uns auf den zentralen Aspekt: das
Wirken des Heiligen Geistes - s. Abschnitt c)!

a) Unfähigkeit des natürlichen Menschen

Die Bibel lehrt, daß der natürliche Mensch vom Wort


Gottes nichts vernehmen kann.

1.Kor 2,14 "Der natürliche Mensch aber vernimmt


nichts vom Geist Gottes; es ist ihm eine Torheit, und er
kann es nicht erkennen; denn es muß geistlich beurteilt
werden."
Egal, wie gelehrt oder gebildet der ungläubige Mensch
ist, er kann das Wort Gottes nicht begreifen, es ist ihm
eine Torheit (1.Kor 1,18). Wann immer ein solcher
Mensch eine führende theologische Stellung einnimmt,
bedeutet es für die Sache des Herrn eine große Gefahr.
Dies gilt genauso für unsere Mitarbeiterkreise in der
Gemeinde (Sonntagsschule, Jungschar, Jugend,
Frauenstunde, usw...).

Bereits im AT finden wir Stellen, die deutlich zeigen, daß


die Schrift ohne den Heiligen Geist nicht verstanden
werden kann:

Jes 29,11-12 "Darum sind euch alle Offenbarungen wie


die Worte eines versiegelten Buches, das man einem
gibt, der lesen kann, und spricht: Lies doch das!, und er
spricht: 'Ich kann nicht, denn es ist versiegelt'; oder das
man einem gibt, der nicht lesen kann, und spricht: Lies
doch das!, und er spricht: 'Ich kann nicht lesen.'."
Bis heute hat sich daran nichts geändert. Es bleibt so,
wie wir es beim Kämmerer aus Äthiopien finden:

Apg 8,30-31 "Da lief Philippus hin und hörte, daß er


den Propheten Jesaja las, und fragte: Verstehst du
auch, was du liest? Er aber sprach: Wie kann ich, wenn
mich nicht jemand anleitet? Und er bat Philippus,
aufzusteigen und sich zu ihm zu setzen."
Auch den Jüngern, die lange Jahre mit dem Herrn Jesus
gelebt haben, erging es nicht anders. Sie hatten alles für
Ihn verlassen, folgten Ihm nach, liebten Ihn - aber Seine
Reden über Tod und Auferstehung verstanden sie nicht.

Lk 18,34 "Sie aber begriffen nichts davon, und der Sinn


der Rede war ihnen verborgen, und sie verstanden
nicht, was damit gesagt war."

b) Blindheit Israels

Interessant ist es, an dieser Stelle die Situation des


Volkes Israels zu betrachten. Die Juden unterliegen
einer zeitlich begrenzten Blindheit (Röm 11,25). Diese ist
zwar national, aber nicht universal, d.h. immer wieder
können einzelne Juden zum Glauben kommen. Paulus
selbst gehörte wie der Großteil der Urgemeinde zu
ihnen.

2.Kor 3,13-16 "und tun nicht wie Mose, der eine Decke
vor sein Angesicht hängte, damit die Israeliten nicht
sehen konnten das Ende der Herrlichkeit, die aufhört.
Aber ihre Sinne wurden verstockt. Denn bis auf den
heutigen Tag bleibt diese Decke unaufgedeckt über dem
alten Testament, wenn sie es lesen, weil sie nur in
Christus abgetan wird. Aber bis auf den heutigen Tag,
wenn Mose gelesen wird, hängt die Decke vor ihrem
Herzen. Wenn Israel aber sich bekehrt zu dem Herrn, so
wird die Decke abgetan."
Für den Ungläubigen wie auch für den Juden bleibt die
Bibel toter Buchstabe - und der Buchstabe tötet (2.Kor
3,6). Der Geist gibt dem Buchstaben das Leben. Man
kann die Bibel lesen, sogar mit dem Verstand die
Prinzipien der völligen Inspiration bejahen und
vertreten, ohne daß die Decke vom Herzen
weggenommen ist.

c) Wirken des Heiligen Geistes

Durch die Wiedergeburt beginnt ein wunderbarer,


erleuchtender Dienst des Heiligen Geistes in dem
Gläubigen. In dem Maße, wie wir Ihm Raum geben, wird
Er uns das Wort öffnen. Chambon, ein großer
französischer Theologe, drückte es so aus:

"Der Heilige Geist ist der Schlüssel zur Schrift. Man


kann wohl versuchen, die Tür zur Schrift ohne Schlüssel
aufzustoßen, aber man zerbricht entweder das Schloß
oder die Tür."
Der fleischliche Gläubige schränkt durch seine
Eigenherrschaft das Wirken des Heiligen Geistes ein.

1.Kor 3,1-3 "Und ich, liebe Brüder, konnte nicht zu


euch reden wie zu geistlichen Menschen, sondern wie
zu fleischlichen, wie zu unmündigen Kindern in
Christus. Milch habe ich euch zu trinken gegeben und
nicht feste Speise; denn ihr konntet sie noch nicht
vertragen. Auch jetzt könnt ihr's nicht, weil ihr noch
fleischlich seid. Denn wenn Eifersucht und Zank unter
euch sind, seid ihr da nicht fleischlich und lebt nach
Menschenweise?"
Hebr 5,12-14 bitte nachschlagen!
Wenn der Heilige Geist jedoch die Herrschaft innehaben
kann, dann macht Er aus dem geschriebenen Wort ein
aktuelles, persönliches und überzeugendes Wort.

Hebr 4,12 "Denn das Wort Gottes ist lebendig und


kräfig und schärfer als jedes zweischneidige Schwert
und dringt durch, bis es scheidet Seele und Geist, auch
Mark und Bein, und ist ein Richter der Gedanken und
Sinne des Herzens."
Die Wirkungen des Heiligen Geistes in der Inspiration
und Erleuchtung müssen immer zusammengehen.

Joh 14,26 "Aber der Tröster, der heilige Geist, den


mein Vater senden wird in meinem Namen, der wird
euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich
euch gesagt habe."
Joh 16,13 "Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit,
kommen wird, wird er euch in alle Wahrheit leiten. Denn
er wird nicht aus sich selbst reden; sondern was er
hören wird, das wird er reden, und was zukünftig ist,
wird er euch verkündigen."
1.Kor 2,10 "Uns aber hat es Gott offenbart durch
seinen Geist; denn der Geist erforscht alle Dinge, auch
die Tiefen der Gottheit."
1.Joh 2,27 "Und die Salbung, die ihr von ihm
empfangen habt, bleibt in euch, und ihr habt nicht nötig,
daß euch jemand lehrt; sondern, wie euch seine
Salbung alles lehrt, so ist's wahr und ist keine Lüge, und
wie sie euch gelehrt hat, so bleibt in ihm."
Leider wird in manchen Kreisen die Erleuchtung durch
den Heiligen Geist, die auch als das "innere Zeugnis des
Heiligen Geistes" bezeichnet wird, mit eigenen
religiösen Erfahrungen, mit dem Gewissen, der Vernunft
oder einfach auch mit menschlichen Auslegungen
verwechselt. Dabei wird dann der eigenen Erfahrung
absoluter Wert beigemessen. Achten wir darauf, daß alle
"persönlichen Führungen" des Heiligen Geistes durch
das Wort Gottes kontrolliert werden. Wenn wir uns der
absoluten Autorität der Bibel nicht mehr unterstellen,
indem wir "angebliche" Erleuchtungen oder Führungen
auf die gleiche Autoritätsebene stellen, gleiten wir ab in
eine Schwarmgeisterei und Irrlehre (1.Kor 14,29) -
genannt Subjektivismus.

Nicht das innere Zeugnis des Heiligen Geistes schafft


die Autorität der Heiligen Schrift, sondern es überführt
uns davon, daß diese Autorität eine Tatsache außerhalb
von uns ist. Außerdem überführt uns der Heilige Geist,
daß wir uns dieser Autorität mit unserm Leben
unterstellen.

3. Unsere Stellung zur historisch-kritischen Auslegung


der Bibel

Schon lange vor der Aufklärung fand hin und wieder


eine Trennung zwischen gelebtem Glauben unter der
Leitung des Heiligen Geistes einerseits und
"wissenschaftlicher Erforschung" der Bibel unter
Leitung des menschlichen Verstandes andererseits
statt. Die Tendenz, den eigenen Verstand zum Maßstab
der Erforschung göttlicher Offenbarung zu machen,
wurde durch die Aufklärung nur noch verstärkt.

Die "Wissenschaft" entwickelte daraufhin eine Methodik,


die angeblich objektiv an den zu untersuchenden
"Gegenstand", die Bibel, herangeht. Diese Methode, die
historisch-kritische Methode (HKM), ist heute die einzig
akzeptierte Vorgehensweise in jeder deutschen
theologischen Fakultät.

Wir können hier nicht ausführlich auf den


philosophischen Hintergrund der HKM eingehen. Wir
merken uns jedoch, daß sie von einem bestimmten
Verständnis der Bibel ausgeht. Die Geschichte der Bibel
scheint der einzige Weg zu sein, auf dem sich der
Verstand der Bibel nähern kann. Diese ist für den
Theologen nicht mehr das inspirierte Wort Gottes,
sondern eine geschichtlich gewordene
Religionsurkunde. In ihr spiegelt sich nicht mehr der
Wille Gottes wider, sondern lediglich der Glaube jener
Leute, die an ihrer Abfassung beteiligt waren.

Da die HKM stark vom jeweiligen Zeitgeist abhängig ist,


können wir sie nicht einheitlich beschreiben.
Verschiedene Forscher benutzen sie auf verschiedene
Weise. Ja, wir können nirgends auch nur den Ansatz
einer objektiven Methode entdecken, sondern stoßen
immer auf äußerst subjektive Bausteine, die nach
Belieben zusammengefügt werden. Von diesen
Bausteinen wollen wir die wichtigsten Begriffe kurz
darstellen und erläutern.

Bevor wir uns jetzt mit den diversen "Kritiken"


auseinandersetzen, wollen wir beachten, daß das
Werkzeug, mit dem gearbeitet wird, nicht von vornherein
zu verdammen ist. Auch wir wollen und müssen zum
besseren Verständnis der Bibel Literar-, Form- und
Redaktionsanalyse betreiben. Jedoch sprechen wir
immer von "Analyse", nie von Kritik. An keiner Stelle
wollen wir das ewige Wort Gottes durch Ergebnisse
unserer Forschung verändern oder in Frage stellen. Nie
wollen wir es beurteilen oder bewerten. Dies ist der
Unterschied zwischen "Kritik" und "Analyse".

a) Literarkritik

Eine Säule der HKM ist die Literarkritik. Hier wird die
Bibel mit den Mitteln und Methoden untersucht, die ganz
allgemein auf jedes andere Buch angewandt werden.
Besonders der Verfasser steht im Mittelpunkt - sein
Wortschatz und sein Stil werden genauestens
untersucht, vor allem soll sein theologisches
Grundanliegen herausgestellt werden.

Mit diesen Informationen über den Verfasser


ausgestattet, wird nun sein ganzes Werk kritisch unter
die Lupe genommen. Alle Verse, Abschnitte, Kapitel
oder auch ganze Bücher, die sich nicht mit dem
selbstgewonnenen Bild von dem Verfasser decken,
werden im Rahmen der Literarkritik als "unecht"
eingestuft und verworfen. (So kommen z.B. Aussagen
zustande, daß von den 66 Kapiteln des Propheten Jesaja
nur 2 Verse von ihm selbst stammen könnten!)
Natürlich trägt diese Methode nicht zum Verständnis der
Bibel bei. Wir müssen ihr entgegenhalten, daß sich
allein schon durch unterschiedliche Situationen,
Themen oder auch Empfänger der Stil und Wortschatz
eines Autoren grundlegend unterscheiden kann. Dies
wird jedoch nirgends berücksichtigt. Die Literarkritik ist
damit in ihrem Kern von falschen Voraussetzungen
ausgehend entlarvt.

Häufig begegnen wir dem Begriff Quellenscheidung. Die


Quellenscheidung gehört zur Literarkritik und
untersucht vor allem bei sogenannten Sammelwerken,
also Büchern, die angeblich nicht nur von einem
Verfasser geschrieben wurden (1.-5.Mose wird oft
angeführt), die diversen Einzelteile, aus denen das Buch
später zusammengefügt wurde. Als Ergebnis der
Quellenscheidung stehen wir vor einem Trümmerhaufen
unterschiedlich abgegrenzter Abschnitte, über deren
Zuordnung heftig gestritten wird. Wir stellen bald fest,
daß gerade die Quellenscheidung äußerst subjektiv und
damit unhaltbar ist. Was uns so oft als gesicherte
Erkenntnis jahrelanger Forschung verkauft wird,
entpuppt sich als rein spekulatives Gedankengebilde,
das durch keinerlei Beweis abgesichert ist.

b) Formkritik

In der Form- und Traditionskritik versucht der


"Wissenschaftler", Einblick in die Zeit vor der
schriftlichen Fixierung einzelner Abschnitte zu erhalten.
Es geht um die Zeit der mündlichen Tradierung.
Einzelne Abschnitte werden dann Kategorien wie
"Legende", "Sage" oder "Anekdote" zugeordnet.
Oftmals wird noch versucht festzustellen, wo die so
abgegrenzten Texte erzählt oder z.B. die Psalmen
gesungen wurden. Der "Theologe" bezeichnet dies als
den "Sitz im Leben". (Z.B. sollen bestimmte Verse der
paulinischen Briefe ihren "Sitz im Leben" im
Taufunterricht haben; d.h. diese Verse wurden, bevor
Paulus sie aufschrieb, mündlich im Rahmen des
Taufunterrichtes gebraucht. Die meisten Sitz-im-Leben-
Aussagen sind jedoch reine Phantasieprodukte, bzw.
schwach begründbare Spekulationen!)

Im AT stoßen wir, so wird uns von Kritikern gesagt,


häufig auf ätiologische Sagen. Sie wurden nur gebildet
(sind also erfunden!), um eine bestimmte Erscheinung
zu erklären. Hierbei kann es sich z.B um eine
Ortsbezeichung, einen auffälligen Stein, Steinhaufen
oder Ruinenhügel handeln. Nicht eine wahre
Begebenheit gab der Stätte ihren Namen, sondern um
den Namen zu erklären, wurde eine Geschichte erfunden
und weitererzählt. Diese Auffassung von der Entstehung
vieler Kapitel unserer Bibel weisen wir aufs schärfste
zurück.

Es muß noch einmal gesagt werden, daß wir uns wohl


einer Formanalyse bedienen. Wir unterscheiden Formen
und Gattungen, z.B. ist uns der Unterschied zwischen
Poesie und Prophetie, zwischen Brief und Evangelium,
aber auch in kleinerem Maßstab zwischen Hymnus,
Klage- und Lobpsalm bekannt. Wir benutzen diese
Formanalyse jedoch nur, um die Aussagen des Textes
besser zu verstehen, nie um sie zu hinterfragen oder zu
korrigieren.
c) Redaktionskritik

Die Redaktionskritik betrachtet nicht mehr die einzelnen


kleinen Abschnitte, sondern deren Rahmen. Dieser
Rahmen verbindet die einzelnen Abschnitte miteinander
zu dem betreffenden Buch. Indem man diesen
Gesamtrahmen eines Buches untersucht, meint man,
die theologische Absicht des Redaktors ermitteln zu
können. Sie muß dem Exegeten bekannt sein, damit er
die Intention des Verfassers versteht und die daraus
folgende Färbung der Berichterstattung gebührend
berücksichtigen kann. Mit anderen Worten: nicht mehr
Gott offenbart sich durch die Werke eines Verfassers,
sondern ein Mensch schreibt aus eigenem Antrieb ein
Buch mit einer bestimmten Absicht. Nicht Gott ergreift
die Initiative und lenkt in eine bestimmte Richtung,
sondern der Mensch! Das ist unbiblisch.

Zusammenfassend können wir feststellen, daß Literar-,


Form- und Redaktionskritik automatisch zur Sachkritik
führen. Ihr geht es um die Frage, ob die in der Bibel
berichteten Ereignisse wirklich so stattgefunden haben
können. Nur was für den menschlichen Verstand
einleuchtend und nachvollziehbar ist, kann als wirklich
geschehen betrachtet werden. So scheidet alles Wirken
Gottes auf übernatürliche Weise aus. Was nicht
wiederholbar, allgemeingültig, allgemeinverständlich
oder kontrollierbar ist, kann nicht stattgefunden haben.
Uns leuchtet ein, daß bei einer so konsequenten
Sachkritik große Teile der Bibel gestrichen werden
müssen. Gott offenbart sich immer wieder auf
unerklärliche Weise. Sie kann einmalig, nur für einen
Menschen gültig, nur von wenigen verstanden und
völlig unkontrollierbar sein.

Wir lehnen auch eine gemäßigte historisch-kritische


Methode ab. Zur HKM sagen wir ein absolutes Nein.

4. Unsere Stellung zum Gebrauch der Bibel

Am Schluß unserer Überlegungen über die Heilige


Schrift wollen wir noch zwei wesentliche Punkte
ansprechen. Wir haben verschiedene Aspekte des
Gebrauchs, der Geschichte und des göttlichen
Ursprungs der Heiligen Schrift untersucht. Wie stellen
wir uns dazu? Es ist nicht möglich, ein echtes Studium
der Bibliologie durchzuführen und dabei uns selbst auf
"neutralem" Boden bewegen zu wollen.

Das Wort Gottes ist kein totes Objekt, das analysiert und
weggelegt werden kann. Nein, Gott spricht zu uns, Er
fordert uns heraus und stellt uns unsere Verantwortung
gegenüber einer verlorenen Welt vor Augen.

a) Herausforderung

(1) Höre das Wort!

Das ganze Wort Gottes ist eine laute Herausforderung


an den Menschen: Höre!

Jes 1,2 "Höret, ihr Himmel, und Erde, nimm zu Ohren,


denn der Herr redet!"
Mt 17,5 "Als er noch so redete, siehe, da überschattete
sie eine lichte Wolke. Und siehe, eine Stimme aus der
Wolke sprach: Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich
Wohlgefallen habe; den sollt ihr hören!"
Off 2,7 "Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den
Gemeinden sagt! Wer überwindet, dem will ich zu essen
geben von dem Baum des Lebens, der im Paradies
Gottes ist."
Ag 2,22 "Ihr Männer von Israel, hört diese Worte: Jesus
von Nazareth, von Gott unter euch ausgewiesen durch
Taten und Wunder und Zeichen, die Gott durch ihn in
eurer Mitte getan hat, wie ihr selbst wißt"
Wir finden aber auch eine Vielzahl anderer Ausdrücke,
die die gleiche Herausforderung beinhalten:

Jes 34,16a "Suchet nun in dem Buch des Herrn und


lest!"
Ps 34,9 "Schmecket und sehet, wie freundlich der Herr
ist. Wohl dem, der auf ihn trauet!"
Hes 3,10 "Und er sprach zu mir: Du Menschenkind, alle
meine Worte, die ich dir sage, die fasse mit dem Herzen
und nimm sie zu Ohren!"
Joh 7,37 "Aber am letzten Tag des Festes, der der
höchste war, trat Jesus auf und rief: Wen da dürstet, der
komme zu mir und trinke!"
"Hören" ist eine innere Stellungnahme, die Bereitschaft,
sich dem Wort Gottes auszusetzen. "Hören" ist ein
aktiver Willensakt.

Die Sünde beginnt damit, daß der Mensch nicht hören


will, was Gott ihm zu sagen hat.

Jer 25,3-4+8 "Vom dreizehnten Jahr des Josia an, des


Sohnes Amons, des Königs von Juda, ist des Herrn
Wort zu mir geschehen bis auf diesen Tag, und ich habe
zu euch nun dreiundzwanzig Jahre lang immer wieder
gepredigt, aber ihr habt nie hören wollen. Und der Herr
hat zu euch immer wieder alle seine Knechte, die
Propheten, gesandt; aber ihr habt nie hören wollen und
eure Ohren mir nicht zugekehrt und mir nicht gehorcht,
[...] Darum spricht der Herr Zebaoth: Weil ihr denn meine
Worte nicht hören wollt..."
Vgl auch Jer 7,24-28.

(2) Glaube dem Wort!

Wahres Hören und Glaube sind untrennbar verbunden:

Joh 5,24 "Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein


Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, der hat
das ewige Leben und kommt nicht in das Gericht,
sondern er ist von Tode zum Leben
hindurchgedrungen."
Röm 10,14+17"Wie sollen sie aber den anrufen, an den
sie nicht glauben? Wie sollen sie aber an den glauben,
von dem sie nichts gehört haben? Wie sollen sie aber
hören ohne Prediger? [...] So kommt der Glaube aus der
Predigt, das Predigen aber durch das Wort Christi."
Der Heilige Geist, der Verfasser der Bibel, wirkt den
Glauben durch das Wort Gottes. Er stellt uns vor die
lebendige Person des redenden Gottes. Er, der Heilige
Geist, verklärt uns Christus - das fleischgewordene Wort
- so, daß in uns Glaube entstehen kann.

Wie schon das Hören, so ist auch der Glaube ein


Willensentschluß (nicht eine Sache des Verstandes!).
Zwar ist Glaube Gottes Werk in uns, aber Glaube ist nie
Zwang. Glaube ist das "Ja" unseres Willens auf die
Wirkung des Wortes Gottes hin. In Seinem Wort fordert
Gott uns Menschen auf, dieses Wort (und damit die
Person, die es redet) an- und aufzunehmen (Joh 1,12).

Unglaube ist diejenige Sünde, um derentwillen die Welt


verloren geht:

Joh 16,9 "über die Sünde: daß sie nicht an mich


glauben;"
Joh 8,24 "Darum habe ich euch gesagt, daß ihr sterben
werdet in euren Sünden; denn wenn ihr nicht glaubt, daß
ich es bin, werdet ihr sterben in euren Sünden."
Hebr 11,6 "Aber ohne Glauben ist's unmöglich, Gott
zu gefallen; denn wer zu Gott kommen will, der muß
glauben, daß er ist und daß er denen, die ihn suchen,
ihren Lohn gibt"

(3) Gehorche dem Wort!

Wer das Wort Gottes aufnimmt, es glaubt, der läßt es


auch zur Auswirkung in seinem Leben kommen. So
wenig der Glaube vom Hören zu trennen ist, so wenig ist
der tätige Gehorsam vom Glauben zu trennen. Die
Schrift fordert uns immer wieder zur Tat heraus:

5.Mose 4,1 "Und nun höre, Israel, die Gebote und


Rechte, die ich euch lehre, daß ihr sie tun sollt, auf daß
ihr lebet und hineinkommt und das Land einnehmt, das
euch der Herr, der Gott eurer Väter, gibt."
Mt 7,24 "Darum, wer diese meine Rede hört und tut sie,
der gleicht einem klugen Mann, der sein Haus auf Fels
baute."
Jak 1,22 "Seid aber Täter des Worts und nicht Hörer
allein; sonst betrügt ihr euch selbst."
Jak 2,17 "So ist auch der Glaube, wenn er nicht Werke
hat, tot in sich selber."
Wieder ist unser Wille gefragt. Auch der Gehorsam dem
Wort gegenüber ist eine bewußte Willensentscheidung.

Jer 25,7 "Aber ihr wolltet mir nicht gehorchen, spricht


der Herr, auf daß ihr mich ja erzürntet durch eurer
Hände Werk zu eurem eigenen Unheil."
Wir haben die Herausforderung der Heiligen Schrift
vernommen: Höre! Glaube! Gehorche!

b) Verantwortung

Wir können es nicht oft genug betonen: Mit der Bibel


halten wir Gottes Wort, Seine Offenbarung, Seine
Willensäußerung in Händen. Wenn uns dies bewußt ist,
so spüren wir auch die große Verantwortung, die auf
uns ruht.

Röm 10,14+17"Wie sollen sie aber den anrufen, an den


sie nicht glauben? Wie sollen sie aber an den glauben,
von dem sie nichts gehört haben? Wie sollen sie aber
hören ohne Prediger? [...] So kommt der Glaube aus der
Predigt, das Predigen aber durch das Wort Christi."
Evangelisation und Jüngerschaftsschulung, zwei
Schlagworte, mit denen unsere Verantwortung
verbunden ist. Ist sie uns wirklich bewußt? Ist dies das
Wichtigste, das oberste Ziel in unserm Leben? (d.h. für
diese Priorität setze ich meine ganze Kraft, mein ganzes
Geld, meine ganze Begabung usw. ein!?)
(1) Verkündigung

siehe Praktische Theologie- und Missionsfächer!

(2) Verbreitung der Heiligen Schrift

siehe Praktische Theologie- und Missionsfächer!

(3) Versorgung mit entsprechenden Übersetzungen

siehe Praktische Theologie- und Missionsfächer!

(4) Vermittlung von Erkenntnissen

siehe Praktische Theologie- und Missionsfächer!

ANREGUNGEN:

Es empfiehlt sich (z.B. auf einem hier eingefügten


Extrablatt!), zu den oben genannten Punkten stets
aktuelle Angaben der diversen Gesellschaften, bzw.
Missionsgemeinschaften zu sammeln. Diese
Informationen sind dann bei Bedarf
(Predigtvorbereitung, Jugendstunden, Missionstage und
-feste usw...) leicht zugänglich und stets aktuell.
Sie können für sich eine Liste erstellen, welche
Organisation in welchem der angesprochen vier
Bereiche ihre Hauptaufgabe sieht. Wo arbeiten die
meisten Missionare? Sind die Kräfte (Geld und
Personal) gleichmäßig verteilt?
Wissen Sie bereits, in welchem dieser vier Bereiche der
Herr Sie gebrauchen möchte? Bewegen Sie diese Frage
regelmäßig im Gebet!

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