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04
FRÜHJAHR 07
ZEITUNG FÜR EINE
INTERVENTIONISTISCHE LINKE
¡Ya basta!
Es reicht!
Move against G8
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Für eine interventionistische Linke G8-Xtra | Nr. 04 | FRÜHJAHR 2007
Die Einschläge kommen Entwicklung für die Länder des Südens wortlich für den Klimawandel: Allein auf angesichts des wirklich Notwendigen ler Rohstoffe dreht. Wenn in den nächsten
näher. Als im Sommer 2005 dar. Wie auch immer man Entwicklung den Ölmulti ExxonMobil entfielen fünf lächerlich klein ausnimmt: Um ein nach- Jahren die ersten Inselstaaten dem steigen-
der Hurrikan Katrina über den Golf begreift: Es liegt nahe, dass im Zuge einer Prozent der Kohlendioxidemissionen im haltiges und global gerechtes Niveau zu den Meeresspiegel zum Opfer fallen, kann
von Mexiko hinwegfegte und enorme Zer- Wohlstandssteigerung im Süden der Aus- Jahr 2002.(3) Für diese Konzerne ist das erreichen, müssten die Industrieländer man mit Recht behaupten, dass die G8 die
störungen hinterließ, kristallisierten sich stoß von Treibhausgasen zunehmen wird. Geschäft mit der fossilen Energie extrem ihren Kohlendioxidausstoß bis 2050 um Verantwortung dafür tragen. Lasst uns statt-
schlagartig zwei Dinge heraus: Der lang Unter den Bedingungen des Klimaproblems profitabel. Ein wirtschaftlicher Anreiz zum 80 Prozent senken. Während sich die USA dessen lieber die G8 versenken. f
prophezeite Klimawandel wird Wirklich- erscheint dies alles andere als wünschens- Strukturwandel besteht also kaum. am Kyoto-Prozess gar nicht beteiligen, sieht
keit. Und er trifft zuerst die Armen. Im wert. Zu den bekannten Entwicklungshin- Die in der Globalisierung dominie- es bei der Umsetzung in den Kyoto-Staa-
letzten Jahrhundert hat sich die Erdatmo- dernissen kommt also noch die Aufgabe renden Institutionen der Weltwirtschaft ten auch nicht rosig aus: In der EU lagen
sphäre um durchschnittlich 0,7°C erwärmt. hinzu, klimafreundliche Wirtschaftsweisen arbeiten einer nachhaltigen Energiepolitik die CO2-Emissionen 2003 nur 1,7 Prozent
Je nach Szenario wird sie sich bis zum Jahr zu entwickeln. entgegen. Beispiel Weltbank: Mit Vorliebe unter dem Stand von 1990. 1) Parry, Martin et. al.: Millions at Risk. De-
2100 um bis zu 5,4°C weiter aufheizen. Drittens haben wir es auf der Seite der finanziert diese sogenannte Entwicklungs- Um es auf den Punkt zu bringen: Was fining Critical Climate Change Threats
Zurückzuführen ist dies vor allem auf die Energieversorgung mit einer zunehmenden bank Projekte zur Förderung fossiler wir eigentlich bräuchten, wäre ein massi- and Targets. In: Global Environmental
Verbrennung fossiler Energieträger und die Knappheit zu tun. Obwohl die Schätzungen Brennstoffe. Obwohl Anfang 2004 ein von ver Ausbau erneuerbarer Energien, ein Change 11, 2001.
damit verbundene Freisetzung von Kohlen- schwanken, wann der Zenit der Ölförde- der Weltbank in Auftrag gegebener Bericht Programm zur Energieeinsparung und ein 2) Wuppertal Institut (Hg.): Fair Future.
dioxid. Was hat das alles mit der globalisie- rung erreicht sein wird, ist realistischer- feststellte, dass der Nutzen solcher Projekte gerechtes Modell, wie die aufstrebenden Begrenzte Ressourcen und globale Ge-
rungskritischen Bewegung und der Mobili- weise mit einem Maximum zwischen 2008 für die jeweiligen Länder überaus fragwür- Ökonomien des Südens den fossilen Ent- rechtigkeit. München 2005, S. 95.
sierung auf den G8-Gipfel zu tun? und 2012 zu rechnen.(2) Sobald dieser dig sei, hält die Weltbank an ihrer Finanzie- wicklungspfad überspringen können. Was 3) http://www.foei.org/publications/pdfs/
maximale Förderpunkt erreicht ist, wird rungspolitik fest. Noch immer geht zwan- wir stattdessen bekommen, sind eine an- exxons_climate_footprint.pdf
Der Klimawandel ist es unweigerlich zu drastischen Preissteige- zigmal mehr Geld in die Förderung fossiler gedrohte Renaissance der Atomenergie und 4) http://www.bicusa.org/bicusa/issues/
eine Gerechtigkeitsfrage rungen kommen. Die Ölkrisen der Vergan- Rohstoffe als in den Aufbau erneuerbarer eine Debatte über Energiesicherheit, die energy_and_extractive_industries/
Es geht beim Klimawandel und dem genheit haben gezeigt, mit welchen Aus- Energiequellen.(4) sich hauptsächlich um die Sicherung fossi- i_dex.php
damit verbundenen Problem der Energie- wirkungen für die Weltwirtschaft zu
versorgung nicht nur um Umweltpolitik. rechnen sind. Die Energieversorgung Die G8 sind nicht Teil der Lösung,
Er stellt in mehrfacher Hinsicht eine Frage wird verstärkt zu sozialen Auseinanderset- sondern Teil des Problems
der (globalen) Gerechtigkeit dar. zungen auch in den Staaten des Nordens Beispiel Welthandelsorganisation
Erstens sind die Verursacher des Koh- führen. Wenn der Liter Benzin drei Euro (WTO): Die auf eine Liberalisierung des
Frisch geduscht, rasiert und duftend, trotzdem grau.
lendioxidausstoßes im Wesentlichen die kostet, wird Mobilität zur sozialen Frage. Welthandels zielenden Verhandlungen sind
Industrien des Nordens; allein die G8 Dazu kommt: Der Löwenanteil der Öl- hochgradig klimarelevant. Zwischen 1950
haben einen Anteil von etwa 50 Prozent vorräte befindet sich in den Ländern des und 2002 ist die Menge weltweit gehan-
an den globalen Emissionen. Gleichzeitig Südens, maßgeblich in den Staaten um den delter Waren dreimal so stark gewachsen
treffen die ersten Auswirkungen der Er- Persischen Golf und das Kaspische Meer. wie die Menge der produzierten Waren
wärmung die armen Bevölkerungen des Aus diesem Blickwinkel erscheint es kaum und Dienstleistungen. Damit einher gin-
Südens. Dies liegt zum einen daran, dass zufällig, dass diese Regionen in den letzten gen ein immens gestiegenes Verkehrsauf-
diese zum großen Teil von ihrer direkten Jahren zum Ziel militärischer Interven- kommen und rapide zunehmende Kohlen-
natürlichen Umwelt abhängig sind. So tionen geworden sind. dioxidemissionen. Es mag strittig sein, ob
leben in Afrika 70 Prozent der Menschen ein liberalisierter Handel den beteiligten
von der Landwirtschaft. Zum anderen Klimawandel und Ländern hilft. Eins ist jedoch klar: Das
besitzen sie nicht die finanziellen und neoliberale Globalisierung sind Klima verliert.
technischen Möglichkeiten, sich gegen eng miteinander verwoben Dass „substanzielle Emissionsreduzie-
Wetterextreme und steigende Meeres- Unsere Energieversorgung ist auf- rungen“ notwendig sind, ist den Staats-
spiegel zu wappnen. Im Moment geht man grund der besonderen Eigenschaften und Regierungschefs bereits seit der
davon aus, dass bis zum Jahr 2050 ein fossiler Energiequellen verschlungen mit Klimarahmenkonvention von 1992 be-
Temperaturanstieg um 2°C kaum noch mächtigen Konzernstrukturen: Sie be- kannt, die auch die G8 ratifiziert haben.
zu vermeiden sein wird. Dies würde For- ruhen auf langen Ressourcenketten, für In den internationalen Verhandlungen Rohstoffkongress BDI, 20. März 2007
schungen zufolge dazu führen, dass 25 die hohe Investitionen in Großanlagen im Rahmen des Kyoto-Protokolls zeigen
Millionen Menschen von Überflutungen, notwendig sind. Dies hat historisch zur sich die G8 aber unfähig, der globalen Er-
180-250 Millionen von Malaria und Herausbildung finanzkräftiger Ölkonzer- wärmung entgegen zu steuern. Insgesamt
200-300 Millionen von Wasserknappheit ne geführt, die eng mit anderen Branchen konnten sich die Industrieländer auf eine
bedroht sein werden. (1) wie der Strom-, Chemie- oder Autowirt- Reduzierung ihrer CO2-Emissionen bis
Zweitens stellt der Klimawandel ein schaft zusammenhängen. Dieser indus- zum Jahr 2012 (Basisjahr: 1990) um etwa
massives Hindernis für eine nachhaltige trielle Komplex ist zum großen Teil verant- fünf Prozent einigen – eine Zahl, die sich
Kapitalistische
Klimapolitik
Interview mit Chris Methmann, Mitglied des Koordinierungsrates von attac Deutschland.
Die Bundesregierung Was steht in Heiligendamm klimapolitisch Der Bericht über die Kosten des Klimawan-
profiliert sich als Ausrichterin auf der Tagesordnung? dels des ehemaligen Weltbankökonomen
des G8-Gipfels wie auch innerhalb Nicholas Stern und Al Gores Film „Eine
der EU-Ratspräsidentschaft mit dem Es scheint, dass das Klimathema für unbequeme Wahrheit“ haben der Klimapo-
Klimaschutz. Wie ist das zu bewerten? Heiligendamm das werden soll, was für litik öffentliches Interesse beschert. Haben
Gleneagles Afrika war. Auf der offiziellen sich die Chancen für einen grundlegenden
Chris Methmann: Ein Land, in dem Agenda stehen viele gut gemeinte Worte, Politikwechsel verbessert?
23 neue Kohlekraftwerke geplant wer- aber hinter den Kulissen wird Politik gegen
den, kann sich kaum als klimapolitischer das Klima gemacht. So will Merkel geisti- Das Thema ist Mainstream geworden.
Vorreiter bezeichnen. 2006 sind die Koh- ges Eigentum besser schützen. Wie aber 70 Prozent der Menschen in Deutschland
lendioxidemissionen in Deutschland er- soll in den Ländern des Südens eine klima- denken, dass die Regierung zu wenig für
neut gestiegen. Und mit dem so stolz ver- freundliche Wirtschaft aufgebaut werden, das Klima tut. Damit bietet sich erstmals
kündeten Ziel, den Ausstoß bis 2020 um wenn die dafür notwendigen Technologien die Chance, Druck für eine andere Politik
20 Prozent zu senken, hat die EU faktisch unbezahlbar sind? Die G8 graben mit der zu machen. Die Mobilisierung zum G8-
den Anspruch aufgegeben, die Erwärmung Spaltung der Welt in Arm und Reich dem Gipfel kann ein Anfang sein. Aber Vor-
auf 2°C zu begrenzen. Merkels Reden sind Klimaschutz das Wasser ab. sicht: Die Herrschenden wollen sich den
nur heiße Luft. Klimaschutz als ökologisches Feigenblatt
ans Revers heften. Wir müssen zeigen,
dass die Klimakatastrophe Ausdruck eines
falschen Wirtschaftsmodells ist. Mit ein
paar als Durchbruch verkauften Förder-
Klima als quasi „Naturzustand“? Ebenso wie Hunger, Durst und
programmen ist noch nichts erreicht. m Elend wird auch Klima produziert.
60% aller Tier- und Pflanzenarten werden laut UNO-Klimabericht in den nächsten
Jahrzehnten verschwinden.
3
G8-Xtra | Nr. 04 | FRÜHLING 2007 Für eine interventionistische Linke
Diskutieren,
Demonstrieren, B
Umzingeln, B
B
B
Blockieren! C
Für eine interventionistische Linke G8-Xtra | Nr. 04 | FRÜHLING 2007
wirtschaft Lebensgrundlagen für alle sind, Gentechnik und die Politik der Discounter. Gipfelsoli: Meldungen über „globalisierte
tragen wir den Protest zum G8-Gipfel nach Auftakt bilden eine Kundgebung mit De- Solidarität und die Proteste gegen unsolida-
Die Heiligendamm“, kündigt das Aktionsnetz- monstration vom Agro-Gentech-Institut rische Globalisierung“ bietet die Gipfelsoli
es- werk Globale Landwirtschaft an. Geplant zum Universitätsplatz in der Innenstadt, Infogruppe, einschließlich vieler Links und
2,
ort:
B sind verschiedene Aktionen, um auf die
katastrophalen Zustände in der globalen
den Endpunkt stellt das Agro-Bio-Techni-
kum mit dem Gen-Versuchsfeld in Groß
einer Dokumentation der Proteste gegen
frühere Gipfeltreffen: www.gipfelsoli.org.
62, Landwirtschaft aufmerksam zu machen. Lüsewitz 15 km östlich von Rostock dar.
Mobilisiert wird gegen die Profitinteressen Infos: www.g8-landwirtschaft.net Indymedia: Die unabhängige Informations-
plattform im Internet Indymedia hat eine
Sonderseite zum G8-Gipfel eingerichtet:
4. Juni: Aktionstag Flucht und Migration www.de.indymedia.org/g8heiligendamm.
en G8 6. – 7. Juni „Block G8“-Blockaden und Sternmär-
Con- Unter dem Motto „Für globale Bewegungs- einen eigenen Aktionstag mit anschlie- Interventionistische Linke: Die „Mobi-
en für
sche freiheit! Gleiche Rechte für alle!“ steht der ßender Demonstration durchführen.“ Am lisierungsseite gegen den G8-Gipfel 2007
Für die Gipfeltage am 6. und 7. „Paula ist ein Mitmachkonzept und ist nicht migrationspolitische Aktionstag. Organi- Vormittag gibt es dezentrale Aktionen in in Heiligendamm“ hält auch die Texte der
Schule, B Juni planen zahlreiche Gruppen
Massenblockaden der Zufahrten
auf eine bestimmte Aktionsform oder Tech-
nik festgelegt. Die Aktionen werden bunt,
siert wird er u.a. vom Netzwerk noLager.
„Als migrationsbezogene Gruppen und
und um Rostock. Um 13 Uhr startet eine
Demonstration in der Rostocker Innen-
G8Xtra bereit:
www.g8-2007.de
zum Gipfelgelände in Heiligendamm. Die vielfältig und so effektiv sein, wie es uns befreundete Netzwerke verstehen wir uns als stadt; anschließend Konzert auf dem Platz
Aktionen des zivilen Ungehorsams von möglich ist. Paula meint, dass das Massen- Teil der Gesamtmobilisierung gegen den G8 der Abschlusskundgebung. 19.30 Uhr: Po- Kirche und G8: Die Evangelisch-Luthe-
n Block-G8 ermöglichen die Teilnahme von blockadekonzept von Block G8 durch andere und werden uns z.B. an der Auftakt-Groß- diumsveranstaltung zum Thema „Globale rische Landeskirche Mecklenburg hat zur
Menschen unterschiedlicher politischer, massenhafte Aktionsformen ergänzt werden demonstration am 2. Juni mit einem eigenen Bewegungsfreiheit gegen globale Apart- Koordination der kirchlichen Aktivitäten
sozialer und kultureller Herkunft. Ziel ist, sollte, so dass sich ein möglichst vielfältiges Block beteiligen. Für den 3. Juni bereiten wir heid“ mit Solange Kone (Elfenbeinküste), zum G8-Gipfel eine Stelle eingerichtet, die
8-Pro- sich aktiv den G8 in den Weg zu stellen. und unberechenbares Gesamtereignis erge- ein eigenes transnationales Netzwerktreffen Maxim Butkevich (Ukraine), Valery Alzaga eine umfangreiche Website zum Thema zur
he von „Wir werden die Zufahrtsstraßen nicht ben kann. Wir verfolgen auf verschiedenen vor und am 4. Juni, einen Tag vor Beginn (Mexiko/USA), Lawrence Liang (Indien) Verfügung stellt:
geben, freiwillig wieder verlassen, denn es soll nicht Wegen ein gemeinsames Ziel: Mit unseren der Blockaden gegen den G8-Gipfel, wollen und Sunny Omwenyeke (Nigeria/Deutsch- www.kircheundg8.de.
n Pro- bei rein symbolischen Aktionen bleiben. vereinten Kräften den G8 zu blockieren.“ wir unseren Forderungen eine besondere land)
Camp Wir wollen den G8-Gipfel real und effektiv (Paulas Manifest) Aufmerksamkeit verschaffen, indem wir Weitere Infos: http://g8-migration.net.tf Netzwerk Friedenskooperative: Das
n auch blockieren und von seiner Infrastruktur Am Donnerstag 07. Juni sind Sternmär- Netzwerk Friedenskooperative stellt eine
n. abschneiden: Wir sind gekommen um zu sche nach Heiligendamm von Nienhagen, Kalender mit zahlreichen Veranstaltungen
bleiben!“ Infos: www.block-g8.org Kühlungsborn, Bad Doberan, Kröpelin 5. Juni: Aktionstag Antimilitarismus zum G8-Gipfel bereit:
k und Paula ruft zu dezentralen Aktionen auf. angesagt. Infos: http://dissentnetzwerk.org www.friedenskooperative.de.
altung Der Tag vor dem Gipfel ist der treffens in Heiligendamm“, so heißt es im
werden
m Kreis 5. – 7. Juni: Gegengipfel
B Aktionstag gegen Militarismus,
Krieg und Folter. Zur Begrüßung
Aufruf zum Aktionstag in Rostock-Laage.
„(Wir) wollen mit Vielen und vielfältigen
NGO-Plattform: In der NGO-Plattform
haben sich circa 40 Nichtregierungsorgani-
nächst der Regierungschefs und ihres Trosses ist Aktionen am Flughafen Rostock-Laage sein sationen vor allem aus Entwicklungs- und
mporte Vom 5. bis 7. Juni findet in Rostock der Ge- G8-Alternativkongress „G8 2007 – Es gibt eine Blockade des Militärflughafens in Ro- und unsere Ablehnung gegen den G8-Gipfel, Umweltpolitik zusammengeschlossen, die
nd im gengipfel statt – ein Ort für fundierte Kritik Alternativen“. Parallel dazu gibt es mehrere stock-Laage geplant. „Hinter vielen Kriegen, gegen Militarisierung und Kriegspolitik wie gemeinsam Aktionen und Veranstaltungen
). aber auch für die Diskussion über lebens- Satelliten-Veranstaltungen zu spezifischen die tagtäglich an den verschiedensten Orten überhaupt gegen kapitalistische, patriarchale zum G8 Gipfel vorbereiten.
werten Alternativen zur Politik der G8. „Es Themen. Interessierte Organisationen, der Welt geführt werden, stecken die G8- und rassistische Verhältnisse demonstrieren. www.g8-germany.info.
ingend gibt Alternativen zur Politik der G8. Wir Netzwerke und Einzelpersonen haben die Staaten. Deutschland ist weltweit an zehn Wir wollen die selbsternannten Herrscher
Menge wollen sie der Öffentlichkeit präsentieren. Möglichkeit Workshops anzubieten. Militäreinsätzen direkt beteiligt und unter- der Welt weder dort noch anderswo haben. Revolutionäres Bündnis: Im Anti-G8-
Wir wollen uns untereinander aber auch Kontakt: workshops@g8-alternative-sum- stützt weitere Kriege z.B. durch Nachschub- Sie sollen bei diesem G8-Gipfel weder in Bündnis für eine revolutionäre Perspektive
über offene Fragen austauschen und ge- mit.org, 030/28041811. sicherung oder Informationsbeschaffung. Abgeschiedenheit tagen noch in Ruhe mit sind verschiedene autonom-kommunis-
org meinsam an deren Beantwortung arbeiten“, Weitere Infos: www.g8-alternative-summit. Rostock-Laage ist Teil der militaristischen ihren Flugzeugen landen können. Ya Basta! tische Gruppen zusammengeschlossen:
heißt es im Aufruf zum internationalen org Politik der G8-Staaten und ihres Gipfel- Es reicht!“ Weitere Infos: g8andwar.de http://antig8.tk
G8-Xtra | Nr. 04 | FRÜHJAHR 2007 Für eine interventionistische Linke
Juni 2007. Ein unüber- sie sich Legitimität trotz allem zu erwerben individualisierenden Zersplitterung aller quälende Auseinandersetzungen, der An- sozialen Bewegungen hinausreicht. Es gibt
sehbarer Zug von Demon- wussten. Wenn die G8 versprechen, Welt- sozialen Zusammenhänge entgegen. spruch auf die Unentgeltlichkeit des Lebens international das Potenzial gemeinsam der
strantInnen aus der ganzen Welt ordnung zu schaffen und zu sichern, fällt Dies nicht etwa, weil es nicht nach wie erhoben, der sich beispielsweise materiell Herrschaft des Kapitals zu widerstehen.
zieht aus Protest gegen das Gipfeltreffen der ihnen allgemeine Anerkennung auch des- vor klassenspezifische Ausbeutung oder in einem bedingungslosen Existenzgeld für Diese Möglichkeit und Notwendigkeit
G8-Staaten durch die Straßen von Rostock. wegen zu, weil weltweit wirklich Millionen patriarchale oder rassistische Herrschaft alle konkretisiert, ganz allgemein aber die zum Widerstand zu organisieren und darin
Zehntausende begrüßen die Regierungs- von Unsicherheit bedroht werden. Wenn gäbe, sondern weil die ausgebeuteten um sich greifende Durchkapitalisierung sein Gemeinsames zu erfinden, wird heute
chefs bereits auf dem Rollfeld des Flug- die G8 die marktförmige und arbeitsteilige Klassen in eine hochgradig ausdifferen- der Lebensverhältnisse und den Zwang zur anderes und mehr werden, als was frü-
hafens und blockieren den noblen Tagungs- Konkurrenz um Glück und Wohlstand von zierte Hierarchie der Prekarisierung auf- Lohnarbeit angreift. her „Bündnis“ oder „Block“ genannt
ort Heiligendamm. Immer wieder gerät der jeder Einschränkung befreien, fällt ihnen gelöst und „Differenz“ und „Subjektivität“ In dem Anspruch auf die Unentgelt- wurde. Weder gibt es heute ein Industrie-
Ablauf des Treffens ins Schwanken, da die Anerkennung auch und gerade deshalb zu Kampfbegriffen des neoliberalen Kom- lichkeit des Lebens verbinden sich die proletariat, dass in den Arbeiterpartei-
Logistik des Gipfels durch einfallsreiche zu, weil das Konkurrieren ums Überleben mandos umfunktioniert wurden, in der Forderung nach einer Umkehr der Stoff- konzepten die einzige Klasse war, die
Aktionen gestört wird. Im Fokus der Öffent- millionenfach Alltäglichkeit ist, also Strate- und mit dem die Leute in die Konkurrenz und Ressourcenströme von Nord nach wirksam gegen das Kapital kämpfen konn-
lichkeit stehen nicht die Verlautbarungen gie des eigenen, sei‘s noch so elenden Da- ums Überleben gehetzt werden. Klasse ist Süd, die im ersten Schritt den bedingungs- te, noch sind die Bewegungen „Vorfeld“
der Mächtigen, sondern die Vielfalt des seins ist und sein muss. durch den Klassenkampf bestimmt. Aufga- losen Erlass aller Schulden des globalen und „Massenprozess“ einer Linken, die
Protestes und des Widerstands. Die be der Linken ist, die existierenden Bedin- Südens und Reparationszahlungen für die ihre Avantgarde wäre; weder ersetzen die
Delegitimierung der G8 ist keine Forde- Die Linke neu erfinden gungen eines potenziellen kollektiven Aus- koloniale und imperialistische Ausbeutung Bewegungen in ihrer Vielfalt und Sponta-
rung mehr, sie ist das, was auf den Straßen, Wollen wir die Legitimität der G8 in bruchs zu identifizieren und als politischen verlangen. In der Radikalisierung, Aus- neität, was sich als „Linke“ von ihr diffe-
an den Sperrzäunen und in den Debatten Frage stellen, untergraben und letztlich Entwurf zu artikulieren. Die Herrschaft des weitung und Entwicklung all‘ dieser renziert, noch entfällt der Streit zwischen
der Camps und des Gegengipfels geschieht zerstören, müssen wir andere Antworten Kapitals, den Neoliberalismus und also die Initiativen werden und müssen sich letzt- unterschiedlichen Weisen des Linksseins.
– und was weltweit als Ereignis von Ros- Doch zielt dieser Prozess weder auf eine
tock wahrgenommen wird. Ein Jahr lang letzte Einheit noch auf eine endgültige
hatten sich die sozialen Bewegungen, Ge- Trennung. Für eine kommende Linke wird
werkschaften, die Kampagnen engagierter »EIN SYSTEM, was wir die Kommunikation der Initiativen und
ChristInnen, verschiedene Nichtregierungs- irrsinnig nennen wollten, der Kämpfe kein Mittel zu einem außer ihr
organisationen, GlobalisierungskritikerIn- liegenden Zweck sein, sondern das Mittel,
nen, die Parteien der parlamentarischen
hatte als das normale das selbst ein Zweck ist zur Konstruktion
und die Netzwerke der radikalen Linken zu gelten. des Gemeinsamen, des Kommunen. Wirk-
darauf vorbereitet. Ihr gemeinsames Auf- sam wird dies allerdings nur im praktisch-
treten, ihr politischer Wille, sich gerade in
die trinksprüche, erprobten Spiel der Unterschiede, in der
ihrer Verschiedenheit nicht voneinander die ausgebracht wurden, offenen und solidarischen Konstellation
trennen zu lassen, ließ die mediale Desin- fanden statt, seiner Differenzen und in der entschiede-
formation ebenso ins Leere laufen wie die nen Intervention in die gesellschaftlichen,
polizeiliche Repression.
indem man einander sprich: Herrschaftsverhältnisse.
Unsere Chance, Rostock zu einem den revolver
solchen Ereignis zu machen, geht auf die auf die brust drückte. Vor dem Gipfel, nach dem Gipfel
Proteste in Seattle, Prag, Genua und Florenz Eine globale Alternative zur global
zurück. Diese Möglichkeit ist auch ein prakti- besinnung konnte nur governance von Kapital, Patriarchat und
sches Resultat der Debatten der Sozialforen, verschlagenheit Rassismus ist die Sache einer gemein-
der globalisierungskritischen und radikalen samen, d.h. in sich vielfältigen, unterschied-
Linken in Deutschland, in Europa und welt- bedeuten.« lichen Gegenmacht in Bewegung. In diese
weit. In ihr kommt zusammen, was in zahl- Bewegung linksradikal zu intervenieren,
losen lokalen Kämpfen ausgefochten wird, peter weiss ist keine Frage der Rhetorik, sondern eine
hier und überall auf dem Planeten. Nutzen Die ästhetik des widerstands der praktischen Verbindung der Kämpfe,
wir diese Gelegenheit, führt das weit über die auf deren Radikalisierung zielt. In der
Heiligendamm und Rostock, weit über jede Mobilisierung gegen den G8-Gipfel kön-
Anti-G8-Kampagne hinaus. nen und sollen unserer Ansicht nach die
Die Delegitimierung der G8 ist nur AktivistInnen der Sozialproteste, der Um-
ein Schritt im Aufbruch einer weltweiten welt- und Friedensbewegung, der linken
Bewegung gegen die neoliberal globalisierte Gewerkschafts- und Menschenrechtsarbeit,
kapitalistische Herrschaft. Die Interventio- der Selbstorganisation der MigrantInnen,
nistische Linke versteht sich als Teil dieses der globalisierungskritischen Netzwerke
Aufbruchs. Wir kommen aus verschiede- und der verschiedenen Strömungen der
nen Generationen und unterschiedlichen Linken darüber in Kommunikation treten.
Spektren der undogmatischen radikalen Dem gilt unsere Intervention, als eine in
Linken, sind in Antifa-Organisierungen, in der Tendenz das System aufsprengende
verschiedenen sozialen Bewegungen und und deshalb linksradikale Intervention.
politischen Kampagnen aktiv, arbeiten als Das Maß des Gelingens liegt zuerst im
einzelne, doch koordiniert in Gewerkschaf- solidarischen Verhältnis aller Beteiligten
ten, sozialen Verbänden und alternativen zueinander, in der Transparenz der Aus-
Projekten. Getroffen haben wir uns im einandersetzung, der Verlässlichkeit der
Aufbruch der anti-neoliberalen und globa- Übereinkunft, der gegenseitigen Akzep-
lisierungskritischen Kämpfe. tanz und Respektierung unterschiedlicher
Aktions- und Ausdrucksformen.
Für eine radikale Intervention in Es liegt aber auch, was kein Wider-
die gesellschaftlichen Verhältnisse „In der Radikalisierung, Ausweitung und Entwicklung all‘ dieser Initiativen werden und müssen sich spruch ist, in dem, was am Anfang steht:
Wo auch immer seit einigen Jahren die letztendlich auch die ,alte’ Macht- und Eigentumsfrage neu stellen.“ der Ablehnung der G8, des Neoliberalis-
G8, die Welthandelsorganisation (WTO), mus, der globalen Herrschaft des Kapitals
der Internationale Währungsfonds (IWF), auf die globale Verunsicherung des Über- G8 delegitimieren zu wollen, heißt unter endlich auch die „alte“ Macht- und Eigen- in einer massenhaften Verweigerung und
die Weltbank, die Koordinationen der lebens, andere Antworten auf den all- den aktuellen Umständen deshalb auch in tumsfrage neu stellen, sie werden sich als Rebellion in den Straßen Rostocks und vor
NATO und der EU zusammen kommen, täglichen Zwang zur Konkurrenz finden. letzter wie erster Konsequenz zugleich die weltgesellschaftliche Fragen stellen und den Zäunen Heiligendamms, damit es sich
die Karawane der neuen Widerstands- Andere Antworten nicht nur als die des Linke und die sozialen Bewegungen neu damit die Frage nach einem Bruch mit weltweit mitteilt. Deshalb beteiligen wir
bewegung ist bereits vor Ort, um dem neoliberalen Diskurses, sondern auch als erfinden zu müssen. dem System des klassenherrschaftlich, uns an allen Demonstrationen, Aktions-
neo-liberalen Weltmanagement entschie- die der historischen Linken und der histo- patriarchal, rassistisch und imperial tagen und Gegenaktivitäten. Deshalb wol-
den die Zähne zu zeigen. Denn während rischen sozialen Bewegungen. Denn die Bewegung der Bewegungen (istisch) kodierten Privateigentums in len wir die Ankunft der acht Staats- und
diese Treffen beanspruchen, die legitime Kette der „humanitären Interventionen“ Die Mobilisierung gegen den G8- unsere Gegenwart zurückbringen. Regierungschefs zu ihrem Desaster werden
Repräsentanz der „zivilisierten Welt“ zu und die Konfusion, Desorientierung und Gipfel in Heiligendamm kann an Erfahrun- Denn noch immer ist die Welt nichts lassen. Deshalb sind wir in der Block G8,
sein, organisieren sie den Fortgang eines der nicht selten offen reaktionäre Charak- gen anknüpfen, die in Seattle, Genua und anderes als das, was die Geschichte der so- in der sich zahlreiche Gruppen mit unter-
Zerstörungsprozesses, in dem – ein Beispiel ter der Widerstände gegen den imperial(is- Florenz, aber auch in Caracas, La Paz und zialen Kämpfe aus ihr machen wird. Das schiedlichen Protest- und Widerstandstra-
– weltweit in jeder Sekunde ein Mensch an tisch)en Krieg belegen unübersehbar, dass jüngst in Oaxaca gewonnen wurden. In befreite Leben kann nur im Horizont der ditionen zusammengetan haben, um das
Unterernährung stirbt. internationale Solidarität – das A und O diesen Erfahrungen gründen Initiativen, Überwindung aller Herrschaftsverhältnisse Treffen der G8 zu Tausenden effektiv zu
Sie sprechen von Freiheit, Frieden und jeder emanzipatorischen Initiative – heute die der systematischen Entrechtung eine erfahrbar werden. blockieren, in einer solidarischen Aktion
Gerechtigkeit, von der Demokratie und nicht mehr umstandslos als Einheit der Globalisierung sozialer, kultureller, ökono- des gemeinsamen Ya Basta! Es reicht!
der uneingeschränkten Marktkonkurrenz Linken im Norden mit den Aufständen im mischer und politischer Rechte als Welt- Das Gemeinsame Deshalb rufen wir auf, in allen Städten und
als der gesetzmäßig wirkenden Vorausset- Süden gedacht werden kann. bürgerInnenrechte entgegensetzen und Wir können diese Chance nur gemein- Regionen lokale, spektrenübergreifende
zung des Glücks und Wohlstands aller. Zugleich kann der Widerstand gegen dabei mit dem Recht auf Bewegungs- und sam und als unsere gemeinsame Chance Bündnisse und Netzwerke zu bilden, die
Währenddessen wächst das weltweite Heer alltägliche Ausbeutung und Ausgrenzung Aufenthaltsfreiheit den unumgänglichen nutzen. Unter diesem „Wir“ verstehen die lokalen Auseinandersetzungen mit den
der „Überflüssigen“, verstärkt sich mit jeder „vor Ort“ nicht mehr nur in der für die Anfang machen. wir nicht bloß die Gruppen und Projekte globalen Kämpfen verbinden: den Alltag
weiteren sozialen Entsicherung des Lebens ArbeiterInnenbewegung grundlegenden Diese Initiativen berühren sich mit des Netzwerks der Interventionistischen einer anderen Globalisierung, der anderen
die Notwendigkeit zur militärischen Si- Identität einer „universellen Klassenlage“ den Widerständen gegen die militärische Linken. „Wir“ meint auch nicht einfach Welt, die in unseren Kämpfen schon auf-
cherung des freien Flusses der Waren und der Ausbeutung begründet werden. Auch Abschottung der Metropolen und den die verschiedenen Spektren der außerpar- scheint. Join the winning side!
Profite, wird der Krieg zur Weltinnen- die für die Neuen Sozialen Bewegungen imperial(istisch)en Weltordnungskrieg lamentarischen und parlamentarischen
politik, die Menschenrechte im Namen der leitende Berufung auf die Differenz der ebenso wie mit denen gegen die alltägli- Linken. „Wir“ meint, was man seit Seattle Interventionistische Linke
Menschenrechte außer Kraft gesetzt und Erfahrung patriarchaler oder rassistischer che Verschärfung der Ausbeutungs- und die „Bewegung der Bewegungen“ nennt.
Folter wieder hoffähig. Herrschaft reicht nicht aus. Dem steht Arbeitsregime. Wo diese Kämpfe sich „Wir“ meint eine globale Konstellation
Die G8 delegitimieren zu müssen, ist schon allein die tief greifende Verunsiche- kreuzen, wird überall, wenn auch nicht emanzipatorischer Politiken, die über die
unsere Aufgabe allerdings nur deshalb, weil rung des alltäglichen Überlebens und der ohne Widersprüche und bisweilen Linke und über die älteren und jüngeren
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Für eine interventionistische Linke G8-Xtra | Nr. 04 | FRÜHJAHR 2007
Sechs Wochen vor dem eine zentrale Rolle am Koordinationstisch Protest zum gemeinsamen
G8-Gipfel tritt die Mobili- gezwungen hat. Antagonismus entwickeln
sierung in ihre heiße Phase. Da ist Was aber ist der Punkt, den die IL für Das Bündnis gegen den G8-Gipfel
es noch kein Drama, dass das Anti-G8- sich setzen will? Was trennt ihre Position scheint da von zwei Grenzpositionen in
Bündnis langsam unter Druck gerät. Nicht- von einer Position der „kritischen Zivil- Frage gestellt zu werden. Nicht wenige der
regierungsorganisationen (NGO), große gesellschaft“, und was trennt, schärfer noch, NGOs werden versuchen, am Katzentisch
Sozial- und Umweltverbände, DGB-Ge- eine linksradikale von einer moderaten der Regierenden Platz zu nehmen. Und auf
werkschaften, kirchliche Aktionsgruppen, linken Position? Die Antwort ergibt sich der anderen Seite kann es zu Formen von
politische Parteien, das attac-Netzwerk, ganz von selbst und wird traditionell mit Militanz kommen, die sich eben nicht nur
soziale Initiativen, linke und linksradikale der „Systemfrage“ verbunden. Kritische gegen die Gewalt der herrschenden Verhält-
Gruppen kommen nicht automatisch, son- Zivilgesellschaft und moderate Linke nisse, sondern auch gegen die richten, mit
dern nur dann zusammen, wenn das über streiten für die Beseitigung konkreter Miss- denen man diese Verhältnisse bekämpfen
bleibende Unterschiede hinweg auch gewollt stände kapitalistischer Vergesellschaftung. will. Doch stimmt das? Nein. Denn solche
wird. Radikale Linke tun das auch – und noch Politiken stehen – das ist der zweite Punkt
„Über Unterschiede hinweg“ heißt: etwas mehr: Sie wollen die kapitalistische der IL – von vorneherein außerhalb des
so, dass man das Gemeinsame dem Vergesellschaftung selbst überwinden, Bündnisses, welches – wir wiederholen uns
Trennenden voranstellt, nicht zuletzt bei überschreiten, sprengen. Das ist, wörtlich – ja nur eine Koordination ist. Diese Ko-
Diskussionen um gemeinsame Aufrufe. genommen, der Unterschied ums Ganze. ordination des in sich vielfältigen Wider-
Heißt aber auch: die Unterschiede nicht spruchs wird deshalb nicht von ihren
einfach auflösen, sondern so austragen Eins teilt sich in Zwei Grenzen, sondern von denen gefährdet, die
wollen, dass sie produktiv werden. Zumin- Aber stimmt das? Von der Überwin- unter Berufung auf diese Grenzen Macht
dest nach den Vereinbarungen des Beginns dung kapitalistischer Vergesellschaftung über das Bündnis wollen. Diejenigen, die
der Mobilisierung, die auf den Aktions- reden, auch wenn das offiziell weder Pro- alle ausschließen wollen, die sich nicht
kon-ferenzen Rostock I und II formuliert gramm noch Konsens ist, viele in Links- subito dem Gesamtimperialismus in den
wurden, hieß das: in allen Aktivitäten des partei.PDS und WASG, auch in attac und Weg stellen. Und die, die sich von Staat und
Bündnisses geht es um die Delegitimie- den Gewerkschaften. Dasselbe gilt für eine Medien die „Gewaltfrage“ vorgeben lassen
rung der G8 und darum, dass die auch ganze Reihe sich revolutionär nennender und anhand der Straßenverkehrsordnung
bei Vielen ankommt, möglichst Viele zur Parteien, Zirkel und Szenen. und des Strafgesetzbuchs die „Guten“ von
Beteiligung einlädt. Die „Systemfrage“ als solche markiert den „Bösen“ scheiden wollen – Staatsschutz-
Dass genau dies nur bedingt gelang, also nicht den Punkt. Eher die Art und arbeit. Letztere, das muss klar gesagt wer-
lässt sich mühelos aus dem herauslesen, Weise, wie sie gestellt wird, praktisch und den, stellen augenblicklich das eigentliche
was es bislang nicht gibt: Weder existiert theoretisch. Die Systemfrage ist für uns Problem dar.
eine gemeinsame politische Plattform noch eher ein „Wie?“ als ein „Was?“, eine Sache Wenn wir uns beiden in den Weg stel-
Zu Lande,
gibt es ein Koordinationsbüro, in dem die der Form. Und da ist der Punkt der IL, wie len, dann nicht, weil wir ein Bündnis um
verschiedenen Aktivitäten – von der Groß- der Name schon sagt, die Intervention, das jeden Preis, sondern weil wir den Bruch
demo, über den Alternativkongress bis zu Dazwischengehen, nicht die stillen Wahr- organisieren wollen, der den Einsatz lohnt.
den Blockadetagen – zusammengefasst heiten der schönen Seele, die Reinheit der Wer den massenhaften Antagonismus will,
zu Wasser und
würden. Für ein solches Bündnis machte Erklärung, die Eleganz des Kommentars. darf das nicht zum Ausgangspunkt aller
sich die Interventionistische Linke (IL) Aber auch nicht die realpolitische Beschei- machen. Und zugleich: Soll der spontane
– auch mit anderen – ziemlich krumm. dung, das bloße Dabeisein. Sondern, ein Protest möglichst Vieler zum gemeinsamen
Nicht damit gerechnet haben wir, dass sich großes Wort, ein unverzichtbares Wort: der radikalen Antagonismus werden, darf man
ein solches Aktionsbündnis trotz der Ver- Antagonismus, der unversöhnliche Wider- sich Tiefe und letzte Schärfe der Konfronta-
in der Luft
mittlungsversuche von attac in Richtung spruch, der radikale Unterschied. Der, für tion nicht von den Regeln des Bestehenden
der NGOs und Umweltverbänden politisch den die alte Formel steht: „Eins teilt sich in vorschreiben lassen. Nur im „Zwischen“, im
nicht durchsetzen ließ. Zwei.“ (Mao) Dazwischengehen wird möglich, dass sich
Wie aber verhält sich das zur Ent- Eins – das imperiale Ganze – in Zwei teilt:
Der Unterschied ums Ganze scheidung für das breite Bündnis, für das den „jetzigen Zustand“ und die „wirkliche
Die IL hat von Anfang an klar gemacht, „möglichst Viele“? Uns interessiert der Bewegung“ seiner Aufhebung: seiner Über- Der „größte Polizeieinsatz aller Zeiten“ in Deutschland
ein solches breites Bündnis mit-organisieren Antagonismus, der möglichst Viele radikal windung, Überschreitung, Sprengung. Die
zu wollen. Ohne unseren Einsatz wäre mög- werden lässt, auf die eine Seite zieht, der IL ist Teil dieser Bewegung.
licherweise noch nicht einmal die aktuelle anderen entgegenstellt, das unveräußer-
Koordination der verschiedenen Akteure lichen Recht auf Rebellion zur gesellschaft- Der Kommunismus ist für uns Deutsche, britische und Mecklenburg-Vorpommern mit dem
von Greenpeace über attac, die Links- lichen Praxis werden lässt. Wer das will, nicht ein Zustand, US-Kriegsschiffe werden – Namen „Besondere Aufbauorganisation
partei.PDS bis zum Revolutionären An- muss nicht nur wissen, sondern auch wol- der hergestellt werden soll, ausgestattet mit moderner Über- Kavala“. Kernstück des Ganzen ist „das
ti-G8-Bündnis zustande gekommen. Als len, dass der radikale Widerspruch zum ein Ideal, wachungstechnik (Reichweite 500 Kilo- kräfteökonomische Ausgleichselement mit
besondere Leistung verbuchen wir das Bestehenden als möglicher Massen- wonach die Wirklichkeit meter) auf der Ostsee kreuzen, AWACS- psychologischer Wirkung“. So bezeichnet
nicht, ist es doch vielmehr die politische antagonismus in sich vielfältig und also sich zu richten haben wird. Aufklärungsflugzeuge der NATO den Luft- der Kavala-Leiter Knut Abramowski den
Schwäche der Bewegung, die uns in in sich selbst widersprüchlich sein wird. Wir nennen Kommunismus raum überwachen, Abfangjäger der Bun- 13 Kilometer langen und 2,5 Meter hohen,
den letzten Monaten als organisatorisch Ein Frage der Organisation und – der De- die wirkliche Bewegung, deswehr stehen zum Einsatz bereit. Dazu mit Kameras und Bewegungsmeldern
bislang kaum definierte, theoretisch wie mokratie. Das ist der erste Punkt, den die welche den jetzigen Zustand aufhebt. kommt die elektronische Überwachung ausgestatteten „Sicherheitszaun“ um Hei-
praktisch ziemlich plurale Strömung in IL setzt. Karl Marx/Friedrich Engels der Telekommunikationssysteme. Auch ligendamm. Er wird ergänzt durch einen
werden die USA, Russland und Frankreich vorgelagerten „erweiterten Maßnahmen-
ihre Spionagesatelliten auf den Großraum raum“, in dem Proteste „unmöglich“ seien.
Rostock ausrichten. Das Bundeskriminal- Und auch die Ostsee wird großräumig zum
amt (BKA) überprüft massenhaft Anwoh- „Sperrgebiet“ erklärt werden.
nerInnen, Hotelangestellte, JournalistInnen Gleichzeitig schürt man die Stimmung
und Zulieferer. „Wenn ich in Heiligendamm und produziert ein Klima der Angst und
wohnen würde“, so der ehemalige Parla- Verunsicherung. So hieß es im Berliner
mentarische Staatssekretär Willy Wimmer Tagesspiegel vom 15. Januar: „Nach Er-
(CDU) angesichts des massiven Einsatzes kenntnissen deutscher Sicherheitsbehörden
von Radar, Sonar, Wärmebildkameras und vernetzt sich die ETA zunehmend auch euro-
Megamikrofonen, „würde ich mich nur paweit mit linksextremistischen Terrorgrup-
gesittet im Bett umdrehen und mich ordent- pen, die zum Beispiel versuchen könnten,
lich auf der Straße verhalten.“ den bevorstehenden G8-Gipfel im Ostseebad
Offiziell werden 16.000 PolizistInnen Heiligendamm zu stören.“ Beweise für diese
aus allen Bundesländern im Einsatz sein. Behauptung bleibt man natürlich schuldig.
Gleichzeitig werden mindestens 2.000 An- BKA-Präsident Jörg Ziercke spricht
gehörige der Bundespolizei – darunter die dann auch von einer „Anti-Terrorstrategie“,
Anti-Terror-Einheit GSG 9 – im Gebiet um die die Sicherheitsbehörden während des
Heiligendamm zusammengezogen. Neben G8-Treffens umsetzen werden. Dass dabei
„Sicherungsaufgaben“ auf See und in der selbst demokratischer Protest auf der Straße
Luft mischt die Bundeswehr in „Amtshilfe“ als „Terrorismus“ diffamiert wird, machen
– ihr Einsatz ist im Inneren grundgesetz- die geplanten Maßnahmen wie Einreise-
lich verboten – noch als Quartiergeber beschränkung, Einsatz von szenekundigen
für die Polizei und Bereitsteller von medi- BeamtInnen zur Identifizierung von „Stö-
zinischem Personal mit. Außerdem soll sie rern“ und Einschränkung der Bewegungs-
einen Hubschraubershuttle vom Flughafen freiheit im Inneren deutlich. Und ganz in
Rostock-Laage in die „Rote Zone“ nach diesem Sinne äußerte sich auch Kavala-Chef
Heiligendamm einrichten. Abramowski: Das Demonstrationsrecht
Koordiniert wird das sogenannte sei der „Sicherheit der Staatsgäste“ nach-
G8-Sicherheitskonzept von einem Sonder- geordnet, „Blockaden“ seien „Terrorismus“
Ideologisch logisch: (Meinungs-)Gewaltmonopol auf Seiten der herrschenden Ordnung. stab der Polizei und der Landesregierung und würden „konsequent abgeräumt“. e
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G8-Xtra | Nr. 04 | FRÜHJAHR 2007 Für eine interventionistische Linke
Wenn sich im Juni 2007 die Regierungs- und Staatschefs der G8-Staaten Sie erscheint als arranca! Nr. 36, Fantômas Nr. 11, So oder So Magazin Nr.3
Mit Beiträgen von Sabah Alnasseri, Emiliana Armano und Raffaele Sciortino, im Ostseebad Heiligendamm treffen, werden sie nicht allein sein: Zehn- und Sonderbeilage zu ak – analyse & kritik.
Henning Böke, BUKO Arbeitsschwerpunkt Weltwirtschaft, BUKO- tausende werden gegen die Politik der G8-Staaten und die kapitalistische Neben der Analyse der Politik der G8-Staaten werfen wir einen Blick
Kampagne gegen Biopiraterie, Mike Davis, Frank Deppe, Gert Eisenbür- Globalisierung protestieren. auf verschiedene G8-Institutionen, nähern uns neuen globalen Akteuren
ger, Markus Euskirchen und Ingo Stützle, Josef Moe Hierlmeier und Rolf Erfreulich ist die Breite der Bewegung, die ihre Stimme gegen die Poli- wie China und wenden uns Afrika zu. Gleichzeitig vermittelt das Heft einen
Engelke, internationales Kunstprojekt HOLY DAMN IT, Wolfgang Kaleck, tik der G8-Staaten erhebt. Sie reicht von entwicklungspolitischen Nichtre- Eindruck über die Bedeutung der Politik der G8-Staaten und zeigt auf, wie
Gerhard Klas, Gisela Neunhöffer, Toni Negri, Judith Revel und Michele gierungsorganisationen, über MigrantInnen, Gewerkschaftsgliederungen, sehr die Kämpfe in den unterschiedlichen Bereichen und Kontinenten mit-
Sardi, Henning Melber, Sabine Nuss, Gene Ray und Henrik Lebuhn, christlichen Basisgruppen bis hin zur radikalen Linken. einander verflochten sind.
Bernhard Schmid, Berit Schröder, Thomas Seibert, Ben Trott und Emma Als ihren Beitrag zu den Protesten legen die Redaktionen von ak – ana-
Dowling, Peter Wahl, Jürgen Wagner, Rainer Werning, Aram Ziai. lyse & kritik, arranca!, Fantômas und So oder So im Rahmen der Interven- 98 Seiten, 4,50 Euro + Porto, Bestellung:
tionistischen Linken eine gemeinsam geplante und erstellte Broschüre vor. vertrieb@akweb.de, arranca@lists.nadir.org, redaktion@sooderso.de
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Glocal Office Berlin: Bethanien Südflügel,
Mariannenplatz 2, 10997 Berlin,
Telefon: 030/40985406, täglich 14-17 Uhr,
Aktionsnetzwerk globale Landwirtschaft
(Hg.): Widerstand ist fruchtbar. Analysen
und Perspektiven für eine nicht-kapitalisti-
sche Landwirtschaft. 2,50 Euro.
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montags bis 19 Uhr. www.g8-landwirtschaft.net www.friedenskooperative.de/g8_2007.htm
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