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im neuen look
Vorwort Inhaltsverzeichnis
Vorwort und Inhaltsverzeichnis 2
Alter Geist im neuen look 3
In den letzten Jahren hat sich in der rechts- Marken 5
extremen Szene ein Wandel vollzogen, den lei- „Querfront“ 8
der viele Menschen nicht bemerkt haben. Antisemitismus & Antizionismus 11
Mir war und ist es sehr wichtig darüber auf- Kameradschaften und NPD 13
zuklären. Mir wurde von meiner Schule Zeit Berliner Szene 16
gegeben mich mit dem Thema stärker ausein- · „Berliner Alternative Süd-Ost“ 17
ander zu setzten und es dann zu präsentieren. · „Autonome Nationalisten Berlin“ 18
So konnte diese Broschüre entstehen und ich · „Kameradschaft Tor“ 19
hoffe sie animiert euch ähnliche Aktionen zu · „Märkischer Heimatschutz – MHS“ 20
planen und umzusetzen. Wenn ihr Fragen Und Nu? 22
habt, könnt ihr mir ja mailen. Kontakt und Adressen 24
Kontakt: alter-geist-im-neuen-look@web.de
Auf jeden Fall viel Spaß beim Lesen
Das verwunderlichste an der äußerlichen ter in der Nazi-Szene hier nach einem ähn-
Veränderung der Neonazi-Szene ist die Über- lichen Schema. Die Symboliken werden aus
nahme linker Symboliken und Kleidungsstü- ihren (linken) politischen Kontext gerissen
cke, wie beispielsweise des Palestinesertuch und so auf einige wenige Punkte reduziert,
(„Palituchs“) oder T-Shirts mit der linken Iko- dass die Nazi-Szene politisch an diese anknüp-
ne Che Guevara. fen kann und sie von rechts neu besetzt.“ [1]
Hier „stellt sich natürlich sofort die Frage
nach der Motivation der Nazis, Symboliken
ihrer politischen Widersacher zu übernehmen.
Meist funktionieren die Argumentationsmus-
Das Logo der Marke „Thor-Steinar“ wurde Mitte November 2004 verboten. Inzwischen hat die Firma ein neues Emblem auf den
Markt gebracht (links, Kreuz mit zwei Punkten). Die Optik als Mischung aus germanischen Runen und NS-Vokabular ist weiter-
hin die gleiche. Eine Kampagne „Stop-Thor-Steinar“ klärt über den rechten Mode-Zirkus auf (www.stop-thorsteinar.de.vu).
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AntifaschistInnen, die diese Entwicklung und Die Boxermarke Lonsdale ist in rechten
Bedeutung öffentlich machten, gelang es Mitte Kreisen sehr beliebt, aufgrund des „NSDA“,
November 2004 das Logo von „Thor Steinar“ welches sich ergibt, wenn man eine Jacke darü-
zumindest in den Bundesländern Berlin und ber halboffen trägt; denn das spielt auf die
Brandenburg zu verbieten, da es aufgrund des Abkürzung der Nationalsozialistischen Deut-
oben genannten Bezuges als Verfassungsfeind- schen Arbeiterpartei (NSDAP) an.
liches Symbol zählt. Nachdem der Firma Lonsdale bekannt wur-
Inzwischen musste Axel Kopelke das Logo de, das ihre Kleidung in der rechten Szene
soweit verändern, dass der nationalsozialisti- genutzt würde, kündigte Lonsdale sämtliche
sche Bezug nicht mehr offensichtlich ist und Lieferverträge für rechte Läden und Versande.
er die Marke weiterhin straffrei vertreiben Ein Beweis, dass die Marke nicht selbst dem
kann. rechten Spektrum angehört.
„Consdaple“ Unter anderem aus diesen Grund wurde
„Consdaple“ [2] ist eine Marke, die definitiv die Marke „Consdaple“ herausgebracht. Ein
rechts ist. Sie wurde vom Betreiber des rechts- weiterer Vorteil: das „P“, was beim lonsdal-
extremen „Patria-Versand“ erfunden. schen „NSDA“ noch fehlte, ist nun ebenfalls
Der Grund für die Entwicklung der Marke gegeben.
ist wohl folgender:
[2] Der Begriff ist eine Ableitung von dem englischen Wort „Cons-
dable“, was übersetzt Schutzmann bedeutet.
Alter Geist im neuen look • 7
Vor allem die jungen Aktivisten nutzten die Peter Töpfer und die Nationale
Chance für Provokation und Verwirrung. Anarchie
Ein Beispiel hierfür ist der ursprünglich „Wir sind bereit mit dem ‚Teufel‘ ein Bündnis
der radikalen Linken entsprungene Schwarze einzugehen, wenn es der nationalen Bündnisbewe-
Block (Black block – BB). Dieser bietet ihnen gung unseres Volkes nützt.“ [Peter Töpfer]
die Möglichkeit uniformiert und unauf- Ebenso wie die meisten extremen For-
fällig aufzutreten und dabei von * men der Querfront entstand die
Antifaschisten und Polizei weit- „Nationale Anarchie“ durch den
gehend unerkannt handeln zu Einzelkämpfer Peter Töpfer. Der
können. Doch dabei bleibt es seit Jahren aktive Neonazi
nicht. Inzwischen sind Rote schrieb schon 1993/1994 einen
Fahnen [4] auf rechten Auf- höchst seltsamen Gründungs-
märschen keine Seltenheit aufruf für eine „Nationale
mehr und auch der Vorschlag Linke“.
Israel-Fahnen als Provokation Dieses Vorhaben führte er
mitzuführen kreiste in einigen zusammen mit Andreas Röhler
rechten Chat-Rooms. Dies stieß in Form der Zeitschrift „Sleipnir“
aber bei der Mehrheit der Neonazis fort. Er setzte neben bekannten
auf Ablehnung. Rechtsextremen immer wieder ungefragt
linke Autoren in das Heft.
*
[4] Die Rote Fahne ist eigentlich seit jeher Symbol des Kommu-
Ist bei Nazis oft zu klein geraten: das Gehirn.
nismus.
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Töpfer weckt dadurch den Eindruck eines der Nazis immer noch sehr aktiv: bei fast allen
harmonisierenden Bündnisses von linken, wie Aufmärschen in Berlin ist er dabei, um später
rechten Autoren. Weiterhin erhofft er den Vor- auf eigens betriebenen Internetseiten oder in
teil die gesellschaftliche Akzeptanz linker einschlägigen Zeitschriften das Erlebte zu
Publikationen für sich selbst nutzen zu kön- schildern.
nen. „Inhaltlich ist Töpfer ein Witz. Beachtet man
Er unternimmt ständig Versuche in der lin- jedoch die zeitliche Ausdauer, die Infrastruktur, die
ken und linksradikalen Szene Fuß zu fassen, Aktivitäten und den Output solcher Kleinstprojekte,
was ihm aber durch das sollte man von einer Unterschätzung lieber abse-
Eingreifen von Antifa- hen.“ [5]
schistInnen bisher
nicht gelang.
Neben dem immer-
währenden Experiment
der „Nationalen Lin-
Neonazi Peter Töpfer: ken“, leugnet er in der
verwirrt und politisch
relativ isoliert – aber
oben genannten Zei-
deshalb nicht weniger tung „Sleipnir“ weiter-
gefährlich. hin den Holocaust.
Doch auch sonst ist
Töpfer im üblichen Stil
[5] Stressfaktor, Februar 2005.
Alter Geist im neuen look • 11
Antisemitismus und
Antizionismus
Nicht nur die Querfront, sondern auch der
Großteil der organisierten Neonazi-Szene ver-
suchte sich politisch und intellektuell zu eta-
blieren. Zumindest in den eigenen Strukturen
ließen sie sich weiterbilden und erweiterten
ihre Bandbreite politischer Theorien.
Antisemitismus und Antizionismus spielen
weiterhin eine gewichtige Rolle in den rechts-
extremen Debatten. Den Neonazis wurde klar,
dass mit blankem Hass auf Juden und Israel
keine Medaille zu gewinnen ist. Antisemi-
tismus tritt immer häufiger durch die Hinter-
tür des Antizionismus, sprich der Hass auf
Israel, oder durch die Relativierung – nicht
Leugnung – des Holocaust auf. Nicht nur, dass
dabei meist die strafrechtliche Relevanz weg-
fällt, auch gesamtgesellschaftlich findet diese
Art von Antisemitismus leichter Anklang.
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Die Deutschen als Opfer Vorschub geleistet. Viel einfacher ist es an all-
Der bisherige Höhepunkt nazistischer gemeinen Standards anzuknüpfen, als zu ver-
Opfermentalität war die provokante Nichtbe- suchen die deutsche Bevölkerung mit simpler
teiligung der NPD im Dresdener Landtag, als Leugnung historischer Tatsachen zu überzeu-
den Opfern der NS-Diktatur gedacht wurde. gen.
Stattdessen verzog sich die NPD aus dem Sit-
zungssaal und hielt danach eine Rede, in der
sie den Angriff der Alliierten auf Dresden als
„Bombenholocaust“ bezeichnete.
Ob Alt- oder Neonazis, seit jeher ist die Ver-
herrlichung des NS-Regimes und die Leug-
nung der Shoa wichtiger Bestandteil in den
Argumenten der Nazis. In den letzten Jahren
hat sich auch in der Nazi-Szene, zumindest
nach außen hin, eine Entwicklung vollzogen.
Durch die gesamtgesellschaftliche Diskus-
sion um die deutsche Opferrolle, vorzufinden
in verschiedenen Büchern und Filmen, wie
Jörg Friedrichs „Der Brand“, Bernhard
Schlinks „Der Vorleser“ oder im Kinofilm
„Der Untergang“, wird den Neonazis natürlich
Alter Geist im neuen look • 13
Kameradschaften
und die NPD
Durch den Aufwind der NPD in den 1970er Kühnen forderte die Unterwanderung einer
Jahren – wo sie fast den Einzug in den bestehenden Partei. Die „Freiheitliche Deut-
Bundestag geschafft hätte – schloss sie, aus sche Arbeiterpartei“ (FAP) wurde als ideal
Angst vor dem Parteiverbot die offen national- dafür empfunden. Der Partei gelangen willent-
sozialistischen Kameraden aus. Einige gingen lich keine Erfolge wei Wahlen; sie diente ledig-
freiwillig. Die Konsequenz dieses organisatori- lich als schon bennanntes Sammelbecken für
schen Lecks in der Nazi-Szene, war die Grün- Nazis.
dung der „Aktionsfront Nationaler Sozialisten“ Nach der Wiedervereinigung kam es vor
(ANS/NA) im Jahr 1977, durch Michael Küh- allem im Osten Deutschlands zu wochenlan-
nen. Hier konnten sich alle sammeln, die gen rassistischen Pogromen. Viele MigrantIn-
nicht die Möglichkeit hatten, in die NPD ein- nen wurden vom rassistischen Mob ermordet,
zutreten oder nicht hineinwollten. während der Großteil der anwesenden Bevöl-
Ende 1983 wurde die „ANS/NA“ verboten. kerung und auch die Polizei tatenlos daneben
Wiederum war es der damals wohl einfluss- stand, bzw. applaudierte. Als staatliche Reak-
reichste Kader der westdeutschen Nazi-Szene tion wurden in den darauffolgenden Monaten
Michael Kühnen, der den nächsten Schritt die meisten rechtsextremen Strukturen verbo-
plante. ten und ihre Mitglieder vor Gericht gestellt.
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1993 entwickelte Christian Worch, ein bis listen“ begann zu arbeiten. Natürlich fand es
heute bedeutender Neonazi-Führer, das Kon- in den ersten Jahren wenig Zuspruch in der
zept der „Autonomen Rechten“, was später den Szene, bedeutete die Organisation autonomer
durch Thomas Wulff geprägten Namen „Freie Gruppen doch den Verlust der Traditionen.
Nationalisten“ bekam. Bis ins Jahr 2000 blieb bei den rechten vie-
Das Konzept sah und sieht vor, die Organi- les beim Alten. Die Nazi-Szene hatte aufgrund
sationsstruktur der damaligen radikalen Lin- staatlichen Vorgehens viele ihrer wichtigen
ken zu übernehmen. Das heißt, es sollten Kader verloren und wurde somit weitestge-
autonome Kleingruppen gebildet werden, hend handlungsunfähig.
deren Mitglieder möglichst individuell vorge- Doch im Jahr 2000 änderte sich einiges.
hen können und dennoch ein Höchstmaß an Hetzjagden auf MigrantInnen erreichten ein
Operationsfähigkeit bewahren. in den letzten Jahren nie da gewesenes Aus-
1995 wurde die „FAP“ verboten und das maß. Demonstrationen konnten wieder
dafür angelegte Konzept der „Freien Nationa- durchgeführt werden und auch die radikale
Linke hatte sich gespalten, womit ein schlag- „Black Block“ übernommen und auch auf
kräftiger Gegner wegfiel. Der „Aufstand der intellektueller Ebene tat sich einiges.
Anständigen“ wurde als Prestigefrage von der Nach dem Scheitern des NPD-Verbots im
Rot-Grünen Regierung initiiert, Hunderttau- Jahr 2003, begannen die Grenzen zwischen
sende gingen auf die Straße um gegen Gewalt „Freien Nationalisten“ und NPD-Parteimit-
und für Toleranz zu demonstrieren, beteten gliedern zu verschwimmen, einige einflussrei-
und sangen. che „Freie Nationalisten“ traten in die NPD
Auch begann in diesem Jahr das NPD-Ver- ein. Sie blieben bzw. bleiben aber weiterhin
botsverfahren. auch im außerparteiischen Umfeld aktiv.
Plötzlich nahm die schon fast zehn Jahre Wie sich die rechte Szene nach den Wahler-
alte Idee von Christian Worch Form an. Kame- folgen der NPD/DVU in den nächsten Mona-
radschaften wurden gegründet und begannen ten und Jahren weiterentwickeln wird, bleibt
nach linkem Vorbild zu arbeiten. Es wurde viel zu verfolgen.
Wert auf öffentlich wirksame Aktionen gelegt
und auch die Zahl der organisierten Übergriffe
stieg rasant an.
Das Konzept der „Freien Nationalisten“
brachte neuen Wind in die Szene. Es wurden
Organisationsstrukturen wie der sogenannte
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und Hellersdorf sind die Aktionsschwerpunk- Aktivitäten“ zu erhalten. Dabei stellt sie die
te der organisierten Nazis, sondern die Groß- rechtsextremen Jugendcliquen, die andersden-
bezirke Pankow und Treptow- Köpenick. Die kenden Jugendlichen gegenüber teilweise
„KS-Tor“ hält hierbei die Mitte zwischen den extrem gewalttätig begegnen, als ausgegrenzte
beiden Bezirken. Opfer dar. Um ihre Ziele, für ein nationales
Insgesamt hat sich die Situation in Berlin Jugendzentrum zu erreichen, geben sie sich
durch diese Entwicklung sehr verschärft und bürgerlich und normal. Das Aktionsfeld reicht
benötigt ein neues Konzept der Gegenwehr. von dem Verschicken von offenen Briefen an
Politiker, Besuche von Bürgersprechstunden
„Berliner Alternative Süd-Ost“ im Bezirksamt, Auftreten bei Parteiveranstal-
Hinter dem unscheinbaren Namen „Berli- tungen, bis hin zu spontanen Kundgebungen,
ner Alternative Süd-Ost“ (BASO) stehen nicht Aufmärschen und symbolischen Hausbeset-
etwa engagierte Bürger, sondern militante zungen, was eher aus der linken Szene bekannt
Neonazis, die seit Herbst 2003 in dem Bezirk ist.
Treptow-Köpenick aktiv sind. Hauptsächlich Doch dabei bleibt es nicht: Auch bei
verfolgt die etwa 15-köpfige Gruppe um René bundesweiten Aufmärschen sind sie gerne in
Bethage, ehemaliger NPD Kreisvorsitzender, den Reihen der Organisatoren und mit der
zur Zeit das Ziel, ein „nationales Jugendzen-
trum“ aufzubauen um, wie sie selber sagen,
„einen Rückzugsraum“ für ihre „nationalen
… wir kriegen dich) oder sprühten in mehrere mit ihren Transparenten auf Demonstrationen
Hauseingänge „Antifa du bist erkannt“. Hier- in Erscheinung.
bei gilt zu bemerken, dass schon demokratisch
engagierte Menschen von ihnen als „Antifas“ „Kameradschaft Tor“
bezeichnet werden. In den Bezirken Hohen- Die „Kameradschaft Tor“ (KS-Tor) gründete
schönhausen, Lichtenberg, Marzahn-Hellers- sich in dem Bezirk Friedrichshain rund um
dorf, Pankow und Weißensee tauchten ver- den Bahnhof Frankfurter Tor – daher auch
stärkt Plakate, Aufkleber oder Graffitis der der Name. Obwohl sie immer noch dort, wie
„ANB“ mit Aufschriften, wie „C4 fo Reds“, im angrenzenden Lichtenberg ihren Aktions-
„Jews out“ oder „Reds better run“, die mit schwerpunkt sieht, tritt sie verstärkt in Berlin
„ANB“ unterschrieben waren, auf. bzw. bundesweit in Erscheinung. Ohne die,
Mittlerweile hört man kaum noch etwas maßgeblich durch Daniel Meinel und Björn
von den ANB, sie treten nur noch sehr selten Wild beeinflusste, KS-Tor findet in Berlin
mittlerweile fast keine
rechtsextreme
Demonstration mehr
statt und auch bei aus-
wärtigen Großveran-
staltung, wie zum Bei-
spiel Wunsiedel oder
Halbe, sehen sie sich gerne in den Reihen der fanden, schränkten sie ihre neonazistischen
Organisatoren. Machenschaften ein.
Eines ihrer momentanen Ziele ist der Auf-
bau eines „nationalen Jugendzentrums“, wofür Der Märkische Heimatschutz
sie eng mit „BASO“ und „ANB“ zusammen Ende November 2001 initiierten Gordon
arbeitet und auch gleiche Aktionsformen Reinholz, Frank Schwerdt und Dany Dahlig –
(symbolische Hausbesetzungen, Briefe, …) alle drei langjährige Aktivisten der rechtsextre-
nutzt. Auch sie versuchen sich ähnlich wie die- men Szene –ein Treffen in Kerkow (Ucker-
se beiden Gruppen, öffentlich als „normale mark) an dem das „Nationale Aktionsbündnis
Bürger“ darzustellen. Preußen“ und eine Gruppe aus Prenzlau teil-
So engagierten sie sich z.B. gegen den Irak- nahmen. An diesem Tag gründete sich der
krieg und beteiligten sich an den Sozialprotes- „Märkische Heimatschutz“ (MHS). Als Ziele
ten gegen die „Agenda 2010“. Mit eigenen setzte sich dieser – neben der Verhinderung
Flyern, Aufklebern und einer regelmäßig aktu- des Zuzugs von Ausländern in die Region und
alisierten Homepage, werben sie für ihre der Einschüchterung von antifaschistisch
Aktionen. engagierten Personen – vor allem ein lukrati-
Dennoch bleiben die Argumente der „KS- ver Gesprächspartner für Bürger und Politiker
Tor“ einem rassistischen und neofaschisti- zu werden. In den Dörfern nordöstlich von
schen Grundsatz verhaftet. Berlin hat der „MHS“ eine gesellschaftliche
Nachdem Anfang des Jahres bei mehreren Akzeptanz erreicht, mit der er auch in größe-
Mitgliedern der Kameradschaft Tor in Berlin ren Gemeinden an Diskussionen über „Dro-
und Brandenburg Hausdurchsuchungen statt- gen“, „Ausländer“, „Kriminalität“ oder „Gewalt“
teilnehmen konnten.
Seit 2002 verstärkten sich ihre öffentlichen
Auftritte, so gab es neben regelrechten Plakat-
und Flugblatt-Überschwemmungen, die sich
gegen Asylbewerber richteten und mit einem
Vokabular aus dem historischen Nazijargon
Alter Geist im neuen look • 21
Doch ist das alles? Die Notwendigkeit rern Anklang. Vielleicht wollt ihr auch nur
gegen Rechtsextremismus in Aktion zu treten Informationen zu der Naziszene in eurem
geht weit darüber hinaus, lediglich auf staat- Kiez haben oder speziell auf bestimmte Gege-
lich organisierte oder gar verordnete Demon- benheiten, wie Nazitreffs oder ständige
stration zu gehen. Schmierereien hinweisen.
Wenn ihr Dinge plant, die eine größere
Bei Dir vor Ort Öffentlichkeit nach sich ziehen könnte, wie
Also, was könnt ihr zu Hause, in der Schule, eine Veranstaltung im Jugendclub oder eine
im Jugendclub oder eurem Bezirk tun? Meist Demonstration, wendet euch besser an Leute,
gibt es ja eine Menge zu tun. die schon einige Erfahrung damit haben und
Ob ihr alleine aktiv werdet oder zusammen euch unterstützen können.
mit euren FreundInnen, werdet euch erst ein- Dafür findet ihr auf der letzten Seite einige
mal bewusst, welche Probleme ihr mit Rechts- Adressen, die euch nützlich sein könnten.
extremen in eurer Umgebung habt. Daraufhin
lässt sich viel besser abstimmen in welchen
Maßen ihr aktiv werden könnt und an wen ihr
euch gezielt wenden könnt,
wenn ihr Hilfe braucht.
Der Kreativität sind bei der
Suche nach möglichen Aktio-
nen kaum Grenzen gesetzt.
Ein Aktionstag in eurer Schu-
le braucht zwar ein wenig
Aufwand, findet aber bei den
meisten Schülern und Leh-
24 • Alter Geist im neuen look
Kontakt
Reach Out – Beratung für
Opfer rechter Gewalt
Reach Out | Oranienstr. 159 | 10999 Berlin
Telefon: (030) 695 68 339
Internet: www.reachoutberlin.de
Antifa-Pressearchiv – apabiz
apabiz e.V. | Lausitzerstr.aße 10 | 10999 Berlin
Telefon: (030) 611 62 49
Internet: www.apabiz.de
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