Beruflich Dokumente
Kultur Dokumente
Skript Trennverfahren I
Skript Trennverfahren I
Trennverfahren
4. Trennverfahren
4.1 Verteilungsgleichgewichte
Ist das eine Medium ein Festkörper, so wird X nur an der Oberfläche adsorbiert, und die Gleichgewichtsla-
ge ist logischerweise nicht von der Konzentration von X in dieser Phase abhängig, sondern von der Bela-
dungsdichte und damit der Oberfläche des Festkörpers (welche zum Beispiel über die Korngrösse gesteu-
ert werden kann). In diesem Fall wird der Nernst-Satz anders formuliert:
n (X) mfest (X)
k′ = fest = (G22)
nfl,g (X) mfl ,g (X)
k' Kapazitätsfaktor [k'] =1
nfest(X) Stoffmenge von X in der festen Phase [n] = mol
nfl,g(X) Stoffmenge von X in der flüssigen oder Gasphase
m(X) Masse X in einer Phase [m] = g
Da ja in Zähler und Nenner des MWG die gleiche Substanz mit identischer molarer Masse vorkommt, kann,
wie in G22 gezeigt, auch mit absoluten Mengen statt Stoffmengen gerechnet werden. Der Kapazitätsfak-
tor k' wird vor allem in der Chromatographie verwendet und misst die Kapazität (Fähigkeit) der festen
Phase, die Substanz X festzuhalten.
Wie eine Substanz zwischen den beiden Phasen verteilt wird, d.h. die Grösse von K, hängt primär von den
folgenden Faktoren ab (vgl. auch weiter unten "Beeinflussung der Gleichgewichtskonstanten"):
• Löslichkeit von X in I und II
• Siedepunkt von X, falls eine Phase gasförmig ist
• Wechselwirkungen zwischen X und der Oberfläche eines festen Mediums
• Der Kapazitätsfaktor k' hängt zusätzlich ab vom Volumen der flüssigen Phase, bzw. in der
Chromatographie von der Fliessgeschwindigkeit.
flüssig-gasförmig(l-g) Polymerfilm auf anorg. Inertgas • Gaschromatographie • leicht- und mittelflüchtige, thermisch
Träger (Al2O3, Kiesel- beständige Organika
gel)
Polymerfilm auf anorg. Inertgas • Kapillar-Gaschromatographie • leicht- und mittelflüchtige, thermisch
Träger (Quarzglas) beständige Organika
Optisch aktiver Poly- Inertgas • Kapillar-Gaschromatographie • leicht- und mittelflüchtige, thermisch
merfilm auf anorg. beständige optisch aktive Organika
Träger (Quarzglas) (Enantiomeren-Trennung)
Mineralöl
2+
Cu
Cu(acac)2
Methanol CH3OH
Ethanol CH3CH2OH
Butanol CH3(CH2)3OH
Essigsäure CH3COOH
Pyridin N
Essigsäure CH3COOH
Pyridin N
Entwerfen Sie einen Trennungsgang (= Folge von Flüssig-Flüssig-Verteilungen), der es erlaubt, die
vier Substanzen voneinander zu trennen !
4.1.2 Extraktionen
Mit einer Extraktion lassen sich Analyte aus einer Probenmatrix abtrennen. Dabei wird nach dem folgen-
den Ablaufschema vorgegangen:
1. Zugabe einer bestimmten Menge Extraktionsmittel zur Probe
2. Intensives Durchmischen von Probe und Extraktionsmittel bis zur Einstellung des Gleichgewichtes
(G21, bzw. G22)
3. Trennung von Extraktionsmittel (=Phase II) und Probenmaterial (=Phase I) durch Filtrieren (s-l-
Systeme) oder Abwarten der Phasentrennung (l-l-Systeme)
4. Zugabe einer neuen Portion frischen Extraktionsmittels zur Probe, wiederholen von Schritt 2 und 3.
5. Wiederholen von 2.-4., bis genügende Extraktionseffizienz (s.u.) erreicht wird
6. Vereinigung aller Extraktionsmittelportionen aus den verschiedenen Extraktionszyklen.
Eine Flüssig-Flüssig-Extraktion ist natürlich nur möglich, wenn Extraktionsmittel und Probe nicht misch-
bar sind
Dieses Verfahren kann auch automatisiert werden mit den folgenden Apparaturen (vgl. auch Schwedt):
- Soxhlet-Extraktor für Fest-Flüssig-Extraktionen
- Kutscher-Steudel-Perforator für Flüssig-Flüssig-Extraktion; Dichte Extraktionsmittel < Dichte Probe
- Keberle-Perforator für Flüssig-Flüssig-Extraktion; Dichte Extraktionsmittel > Dichte Probe
Dieser zurückbleibende und damit verloren gehende relative Anteil α (Definition in Formel G23) wird
zwar mit einer wachsenden Zahl von Extraktionszyklen (n) immer kleiner, sinkt aber nie ganz auf Null. Es
ist deshalb wichtig, abschätzen zu können, wie viele Zyklen es braucht, bis eine den Qualitätsansprüchen
des aktuellen Analyseproblems genügende Extraktionseffizienz erreicht wird. Besteht eine Probenaufar-
beitung nur aus einer Extraktion, so entspricht die Extraktionseffizienz gerade der in Kap. 1.4 diskutier-
ten Wiederfindungsrate.
Definitionen:
• Phase I := Probe
Phase II := Extraktionsmittel
mI,n
• In Phase I zurückbleibender Anteil: αn : = [α] = 1 (G23)
mtot
n = Anzahl Extraktionszyklen
mI,n = Menge Analyt in Phase I nach n Zyklen
mtot = Totalmenge Analyt in Probe
• Extraktionseffizienz nach n Zyklen: En : = (1 − αn )* 100 [En] = % (G24)
Die Gleichgewichtskonstante K (bzw. k' im s-l-System) ist nur schlecht reproduzierbar, da sie von vielen
nur schlecht zu kontrollierenden Randbedingungen abhängt. Deshalb sind auch kaum Literaturwerte zu
finden, K sollte vielmehr jeweils in einem Pilotversuch (vgl. Uebung 4b) vorgängig ermittelt werden.
Weiter sollten als qualitätssichernde Massnahme von Zeit zu Zeit Kontrollanalysen durchgeführt werden.
11 100%
100%
ααnn
αn
0.8
0.8 α
an
an
n
80%
80%
Effizienz
Effizienz
0.6
0.6 60%
60%
0.4
0.4 40%
40%
KK==0.50
0.50
0.2
0.2 20%
20%
VVIIII/V
/VI I ==1.0
1.0
00 0%
0%
Zusammenhang αn ⇔ En 00 55
Anzahl
10
10 15
15 20
20
AnzahlExtraktionen
Extraktionen
100%
100%
80%
80%
Effizienz
Effizienz
60%
60% K=
K=0.50
0.50
40%
K=
K=0.10
0.10
40%
20%
20%
VVIIII/V
/VI I==1.0
1.0
0%
0%
00 55 10
10 15
15 20
20
Anzahl
AnzahlExtraktionen
Einfluss des Nernst-Koeffizienten Extraktionen
100%
100%
VVII/VI
/VI ==1.0
VII/VI
II 1.0
80%
80%
/VI ==0.1
VVII/VI
VII/VI
II 0.1
Effizienz
Effizienz
60%
60%
40%
40%
20%
20%
K=
K=0.50
0.50
0%
0%
00 55 10
10 15
15 20
20
Einfluss von VII/VI Anzahl
AnzahlExtraktionen
Extraktionen
Aufgrund der vorhergehenden Grafik könnte man zum Schluss kommen, dass bei einer l-l-Extraktion eine
um so bessere Extraktionseffizienz erreicht werden kann, je grössere Volumina Extraktionsmittel (VII)
man pro Zyklus einsetzt. Dies ist aber nur vordergründig richtig. Betrachtet man nämlich die Gesamt-
menge Extraktionsmittel Vtot = n·VII, die in der Aufarbeitung eingesetzt wird, so wird schnell klar, dass
mit einem fixen Gesamtvolumen Extraktionsmittel eine um so höhere Effizienz erreicht werden kann, je
kleiner man die Einzelportionen VII macht:
100%
100%
80%
80% VII
VII == 0.25
0.25
VII = 0.05
VII = 0.05
60%
60%
40%
40%
20%
20%
K=
K=10.00
10.00
0%
0%
00 0.2
0.2 0.4
0.4 0.6
0.6 0.8
0.8 11
Totalvolumen
Totalvolumen
"Besser mehrere Male mit kleinen Portionen extrahieren, als einmal mit einer grossen!"
Je länger ein Gemisch extrahiert wird, desto schlechter wird die Selektivität
und damit die Trennwirkung der Extraktion !
Dieser auf den ersten Blick überraschende Befund lässt sich folgendermassen begründen: Je länger ext-
rahiert wird, desto mehr wird auch die Störung ausgewaschen, während En(A), sobald der Analyt mal zu
100% erfasst wurde, nicht mehr weiter steigen kann.
100
100 40
40
90
90 35
35
80 %
%AAextrahiert
extrahiert
80
%
%BBextrahiert
extrahiert 30
30
70 Selektivität
70 SelektivitätAAgegen
gegenBB
25
25
60
60
Selektivität
Selektivität
K(A)
K(A)==10
10
50 K(B)
K(B)==0.1
0.1 20
50 20
VVII/V = 0.20
II/VI I = 0.20
40
40 15
15
30
30
10
10
20
20
55
10
10
00 00
00 11 22 33 44 55 66 77 88 99 10
10 11
11 12
12 13
13 14
14
Anzahl
AnzahlExtraktionen
Extraktionen
Trennstufenhöhe
Trennstufenhöhe
0.5
0.5 HH==C*u
C*u
zentrationsgradienten langsam aus.
0.4
0.4 HH==A+B/u+C*u
A+B/u+C*u
Diese beiden Mechanismen haben zur Folge, dass
die Trennleistung eines Systems (gemessen an 0.3
0.3
der Höhe einer Trennstufe, vgl. Kap. 4.3) nicht
einfach mit steigender Fliessgeschwindigkeit 0.2
0.2
immer schlechter wird (Vorhersage des Trennstu- 0.1
0.1
fenmodells), sondern dass es eine optimale
Fliessgeschwindigkeit gibt, bei der die Trennleis- 00
tung am grössten ist (sog. Van-Deemter- 00 0.1 Strömungsgeschwindigkeit
0.1 0.2 0.3 0.4
Strömungsgeschwindigkeit
0.2 0.3 0.4 0.5
0.5 0.6
0.6
Funktion).
Aus diesen Gründen ist es in der Praxis v.a. der HPLC und Gaschromatographie meist notwendig, die
Trennleistung durch Anpassung der Fliessgeschwindigkeit der mobilen Phase zu optimieren.
Wie weit eine Substanz kommt (bzw., wie lange sie für die Durchquerung von L braucht), hängt also
primär vom Kapazitätsfaktor k' der Substanz im betreffenden System ab. Da k' nur von der Zusammenset-
zung des Trennsystems (stationäre Phase, mobile Phase und Analyt) abhängt und nicht von der Aufnah-
metechnik, kann man mit Hilfe dieses Parameters leicht Vorraussagen machen, wie sich das Chroma-
togramm beim Aendern von Parametern wie Fliessgeschwindigkeit u, Säulenlänge L oder Entwicklungs-
zeit ttot verändern wird. Und wie die nachfolgende Uebung zeigt, kann auch vom Aussehen des Chroma-
togramms in einer Technik auf das Verhalten bein Gebrauch einer andern Methode geschlossen werden.
Zentrale Aufgabe jedes chromatographischen Verfahrens ist das Auftrennen von Substanzgemischen. Bei
der Validierung muss also primär überprüft werden, ob die angestrebte Trennwirkung auch erreicht wird.
Neben den im vorhergehenden Abschnitt diskutierten Unterschieden im Kapazitätsfaktor k' hat aber
auch die Peakverbreiterung Einfluss auf die Trennleistung. Die Trennwirkung eines Systems für zwei
Substanzen wird mit der chromatographischen Auflösung RS gemessen (Definition vgl. G34).
Den grössten Einfluss auf die Peakbreite hat die Anzahl durchlaufene Trennstufen (Planare Chroma-
tographie), bzw. wie schnell diese durchlaufen werden (Säulenchromatographie).
Um den in Abschnitt 4.2.1 diskutierten, über das Nernst-Modell hinausgehenden Effekten Rechnung zu
tragen, wird eine sog. theoretische Trennstufe, bzw. Trennstufenhöhe h (engl.: Height Equivalent to a
Theoretical Plate, HETP) eingeführt. Innerhalb dieser Wegstrecke stellt sich das Nernst-Gleichgewicht
(G22) einmal ein. In der planaren Chromatographie kann die Zahl der durchlaufenen theoretischen
Trennstufen N aus dem Quotienten von zurückgelegter Strecke und Breite eines Peaks abgeschätzt wer-
den:
In manchen Fällen, z.B. bei starkem Tailing oder bei nur teilweise aufgelösten Peaks, kann die Bestim-
mung von wB sehr unsicher sein. Dann kann die Berechnung mit w1/2 , der Peakbreite auf halber Höhe
oder sog. Halbwertsbreite erfolgen. Unter Annahme eines gaussförmigen Peaks verändern sich (G9) und
(G29) folgendermassen:
Planare Chromatographie: Bestimmung von N und HETP aus der Halbwertsbreite w1/2:
s ⋅s
N = 5.54 ⋅ 0 (G30)
w 21/ 2
s0 w21 /2
HETP = = (G31)
N 5.54 ⋅ s
Die Gleichungen (G28) bis (G31) gelten für die planare Chromatographie, wo gemessen wird, welche
Wegstrecke s eine Substanz in einer bestimmten Zeit t0 = s0/u (u = Fliessgeschwindigkeit der mobilen
Phase) zurücklegt. In der Säulenchromatographie werden die beiden Parameter vertauscht: Es wird die
Zeit tR , die sog. Retentionszeit, gemessen, welche eine Substanz braucht, um eine bestimmte Wegstre-
cke, die Säulenlänge L, zu durchqueren. Daraus resultieren die folgenden Gleichungen:
Die folgende Abbildung zeigt, wie die verschiedenen Parameter für die Berechnung der Trennleistung aus
einem Chromatogramm herausgelesen werden können.
Detektorsignal
1/2
w1/2
1/2
wB
0
t0 Zeit
tR
Start
Chromatographische Auflösung RS
Die Fähigkeit einer chromatographischen Trennstrecke, zwei Substanzen auch wirklich voneinander zu
trennen, wird mit dem Parameter RS, der chromatographischen Auflösung (engl. Resolution) beschrieben.
RS ist der Quotient des Abstandes der beiden Peakmaxima und des Mittelwertes der Peakbasisbreiten:
2 ⋅ tR (A) − tR (B)
Definition von RS := (G34)
wB (A) + wB (B)
In der obigen Abbildung ist RS = 1, da sich die beiden Peakbasisbreiten gerade berühren. Trotzdem sind
die Peaks offensichtlich nicht "basisliniengetrennt". Für eine vollständige Trennung sollte RS deshalb
mindestens 1.25 betragen. Bessere Auflösungen als 1.5 sind aber nicht erwünscht, weil dadurch nur die
Analysenzeit verlängert wird, ohne zusätzliche Information zu liefern.
Wie G34 zeigt, hat auch der Unterschied zwischen den beiden Retentionszeiten - und damit zwischen
k'(A) und k'(B) - Einfluss auf die Auflösung zwischen zwei Peaks. Ein Mass dafür ist der Trennfaktor α,
der Quotient der beiden k‘-Werte:
k′(B)
Definition des Trennfaktors α : = (G35)
k′(A)
Werden die Gleichungen G32, G34 und G35 kombiniert, resultiert für ähnliche k' der beiden Analyte die
folgende Beziehung, welche zusammenfasst, wie die Qualität des Trennsystems (gemessen mit der Trenn-
stufenzahl N), bzw. die beiden Substanzen (charakterisiert durch das Verhältnis α ihrer Kapazitätsfakto-
ren) die Auflösung beeinflussen:
1 k′
RS = ⋅ (α − 1) N ⋅ ; k'(A) ≈ k'(B) (G36)
4 1 + k′
Die Gleichungen G34 – G36 können natürlich für planare Chromatographiesysteme sinngemäss angepasst
werden.