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am Beispiel
der jüdisch-islamischen Prophetenlegende Noahs
und deren
Interpretation in der Bahá’í-Religion
Literatur
Interpretation jüd.-islam. Prophetenlegenden in der Bahá’í-Religion, Dez 2009
Dr.-Ing. Babak Farrokhzad, Landsberg a. Lech, Germany, babak.farrokhzad@gmail.com Seite 2
Erzählungen,
Erzählungen, insbes.
insbes. die
die Prophetenlegenden,
Prophetenlegenden, nehmen
nehmen im
im Koran
Koran einen
einen breiten
breiten
Raum
Raum ein
ein
• 25% des Koran sind Erzählungen über Völker, Propheten, Weise aus vergangenen Zeiten
• Bezeichnung im Koran und in der islamischen Literatur: qissa . . (pl. qisas),
. . hadith,
. khabar, naba’ (pl.
anba‘)
• Sie kommen als einzelne Geschichte, die auch eine ganze Sure umfassen können, vor. Sie sind
aber auch Teil von anderen Suren und dort als „unabhängige Einheiten eingeschoben“
• Unter den Geschichten stellen die „Straflegenden“ (engl. Punishment Stories) einen besonderen
Typus dar. Wichtigste strukturelle Element und Reihenfolge sind:
• Offenbarer trifft auf das Volk zu, zu dem Er im Auftrag Gottes sprechen soll
• Er erntet Opposition, Spott, auch tätliche Angriffe
• Am Ende greift Gott ein, um den Offenbarer und Seine wenigen Anhänger zu retten und das
Volk der Ungläubigen zu zerstören
• Prophetenlegenden sind ein wichtiger Bestandteil der Offenbarung in der mekkanischen Periode
• Bedeutung [lt. Koran]:
• Vermittlung der Situation Muhammads an die Gläubigen
• Ermutigung des Propheten und Seiner Anhänger: Das Wort Gottes wird siegen
• Als “Lehre für die Verständigen“: ب ِ َْ َ ْ ْ َةٌ ِ ُوِ ا
ِ (Q 12:111, Abschluss Sure Josef)
• Die Genesis, das erste Buch der Torah bzw. Bibel, behandelt die Geschichten der Offenbarer
ausführlich
• Etliche Themen, die in der Genesis nicht angesprochen sind, werden in der rabbinischen Literatur
(Talmud und Midrasch) behandelt
• Diese hat Rabbi Ginzberg in seinen Jewish Legends unter Angabe der Quellen zusammengefasst
• Einige dieser Themen greift der Koran auf und bestätigt sie (die Verfolgung Noahs, den Spott der
Menschen, die Bezeichnung Noahs als Wahnsinnigen)
• Im frühen Islam gab es einen regen Austausch zwischen jüdischen und muslimischen Gelehrten
zu den Prophetenlegenden
• Der Qayyúmu’l-Asmá, die erste Offenbarungsschrift des Báb, ist ein Kommentar der Sure Josef
• Struktur hat Bezüge zur Sure Josef im Koran: Einem Vers der koranischen Sure entspricht
ein Kapitel des Qayyumu’l-Asmá
• Josef wird interpretiert als der Offenbarer der (bevorstehenden) nächsten Sendung
(= Bahá’u’lláh)
• Übertragung der Symbolik der Geschichte Josefs – und am Rande auch Noahs – auf
Bahá’u’lláh und Seine Gemeinde
• Die ersten Gespräche in den Beantworteten Fragen haben die Vitae der Propheten zum Gegen-
stand: u. a. Abraham und Moses, deren Geschichten in der Torah und im Koran behandelt sind
Literatur
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Die
Die Geschichte
Geschichte Noahs
Noahs nach
nach der
der Torah
Torah (Zusammenfassung)
(Zusammenfassung)
• Noah wird als Warner vor einer schmerzlichen Strafe zu Seinem Volk gesandt
• Die Menschen sollen Gott fürchten und gehorchen. Dann vergibt Gott ihnen die Sünden und stellt
die Strafe bis zu einem bestimmten Termin zurück
• Doch der Ruf nützt nichts. Die Menschen „stecken die Finger in die Ohren“ und beharren in ihrem
Hochmut
• Öffentlich und im Geheimen spricht Noah die Menschen an
• Die Menschen aber widersetzen sich und sind einem gefolgt, dem sein Vermögen und Kinder nur
den Verlust gemehrt haben
• Die Menschen haben gewaltige List ausgeheckt und gesagt, niemand solle seine Götter verlassen
• Noah bitte Gott, keinen der Ungläubigen auf Erden wohnen zu lassen
• Sie würden die Diener irreführen und zur Niedertracht animieren
• Er bittet um Vergebung für Seine Eltern und wer Sein Haus betritt, den Gläubigen Männern und
Frauen
• Noah wurde geschlagen, in Filz eingerollt und in Sein Haus eingesperrt. Die Menschen dachten, Er
sei tot, aber Er kam aus Seinem Haus und predigte erneut
• Die Älteren warnten die Kinder, dass Noah sie irreführe. Sie sollten sich vor Ihm vorsehen
• Gott befiehlt Noah, Bäume zu pflanzen
• 40 Jahre wachsen die Bäume, die Frauen des Volkes Noahs werden unfruchtbar
• Als die Bäume ausgewachsen waren, kam der Befehl, diese für die Arche zu verwenden. Ausbau
des Schiffes von Gott vorgegeben
• Nach schiitischer Darstellung kam der Befehl Gottes, die Gläubigen sollten die Frucht der Bäume
verpflanzen. Wenn diese ausgewachsen wären, würde die Strafe kommen. Dies wiederholt sich
dreimal (Majlisí: Bihár
. al-Anwár, Kapitel Noah)
• Den Aufbau des Schiffes gibt Gott vor, die Technik des Schiffbaus bringt Gabriel Noah bei
• Als die Menschen Ihn beim Bau des Schiffes sehen, fragen sie Ihn spöttisch, ob Er den Beruf
gewechselt hätte (von Offenbarer zu Schiffbauer)
• Wasser kommt von der Erde und vom Himmel. Für den Ofen werden verschiedene Orte genannt.
Wasser von Himmel und Erde fließen zusammen
• Teufel steigt auch ein
• Schlange und Skorpion steigen ein und versprechen, für die Dauer der Fahrt niemanden zu
verletzen, der Noahs Namen nennt
• Wenige Anhänger kommen in die Arche: 40 bis 70 oder 80
• Noah wurde bekleidet mit dem Gewand der Krieger Gottes, dem Turban des Sieges
• Hat bei einem Fest Sein Volk zu Gott gerufen. Die Götzen sind vom Sockel gefallen
• Hatte 2 Frauen. Eine glaubte an Ihn, eine fiel vom Glauben ab
• Die Menschen beschmissen Noah mit Steinen, die sie sammelten
• Sein Fluch (Lass keine …) öffnete die Tore des Himmels für seine Bitte. Es kam der Auftrag, die
Arche zu bauen
• Noah rief Vögel und Tiere zu sich
• Gabriel schlug mit seinem Flügel Löwe und Schlange Sie wurden friedlich
• Mit dem Namen Gottes fuhr das Schiff los, mit dem Namen Gottes hielt es an
• Der Teufel sagte Noah, er würde die Menschen verführen, wenn sie das Schiff wieder verließen
• Gabriel schlug die Wasser mit dem Flügel des Zorns Flut
• Der Schwarze Stein der Kaaba wurde schwarz aus Furcht vor der Flut
• Gott befahlt der Arche, die Gläubigen zu schützen, wie eine Mutter ihre Kinder
• Arche fährt über Jerusalem, umfährt sieben mal den Ort der Kaaba, verließ die Region, in der
Noahs Leute wohnen, nicht
• Noah entnahm die Werkzeuge für den Bau des Schiffes aus dem Kasten Adams
• Gott sagte zu, dass es keine Sintflut mehr geben würde Regenbogen
• Man soll seine Vernunft dem Propheten opfern und sagen „Gott schenkt mir Genüge, denn Er ist
für mich genügend“
• Man soll nicht den Fehler von Noahs Sohn machen, sich von seinen eigenen geistigen Fähigkeiten
blenden lassen und den Einstieg in die Arche verpassen
• Für dem Sohn Noahs wäre es besser gewesen, er hätte nie schwimmen gelernt. Dann hätte er
gleich seine Hoffnungen in Noahs Arche gesetzt. Hätte er nicht erworbenes Wissen mit sich herum
getragen, hätte er das eingegebene göttliche Wissen von Noah nutzen können.1)
• In Meer des Geistes ist das [menschliche] Schwimmen nichts Wert! Noahs Arche ist die einzige
Alternative zur Rettung. Muhammad, der König der Propheten sagte: „ Ich bin das Schiff in diesem
allumfassenden Ozean. Oder einer, der bei der inneren Schau mein Stellvertreter ist “ (Mathnaví
IV 3357-9)+)
• Der Prophet sagte: „Ich bin wie die Arche in der Flut. Ich und meine Gefährten sind wie die Arche
Noah. Wer sich an uns hält, wird zur Seeligkeit gelangen.“
• Mit dem Shaykh [dem Geistigen Meister] ist man sicher vor dem Bösen: Tag und Nach fährst Du
wie ein Reisender in einem Schiff
• Du bist geschützt von einem belebenden Geist, das Schiff bringt Dich im Schlaf weiter
• Brich nicht mit dem Propheten Deiner Tage. Verlasse Dich weniger auf Deine Fähigkeiten und
Deine Fußstapfen
• Auch wenn Du ein Löwe bist, wenn Du ohne einen Führer gehst, bist Du selbstherrlich, gehst den
Weg des Irrtums und scheiterst (Mathnaví IV 538-544)2)
1) Mathnavi IV in der Übersetzung von Whinfield, 2) eigene Übersetzung aus dem Persischen unter Verwendung der Ausgabe von Nicholson.
Die Hadithe finden sich in der Sammlung al-mustadrak, siehe Furúzánfar: ahádithi manaví
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Die
Die Sintflutgeschichte
Sintflutgeschichte gab
gab es
es auch
auch in
in anderen
anderen Religionen
Religionen bzw.
bzw. religiösen
religiösen
Traditionen
Traditionen im
im Alten
Alten Orient.
Orient. Beispiel:
Beispiel: der
der Gilgamesh-Epos,
Gilgamesh-Epos, Tafel
Tafel 11
11
Auch das auf mindestens ca. 2800 v.Chr. datierte altsumerische Gilgamesch-Epos berichtet von einer Flut. In diesem Bericht, der
höchstwahrscheinlich eine Vorlage für die biblische Sintflut lieferte, erhält Ziusudra vom Gott Ea den Befehl, ein Schiff zu bauen:
Die Maße dieser Arche weichen von denen der biblischen ab, die einem ungleichseitigen Quader entsprach. Ziusudras Schiff hat
dagegen die Form eines Würfels (gleichseitiger Quader) und folgende Dimensionen:
Ziusudra strandet wie Noah mit seiner Arche schließlich auf einem Berggipfel.
Quelle: Das Gilgamesch-Epos. Übersetzt und mit Anmerkungen versehen von Albert Schott. Neu herausgegeben von Wolfram von Soden, Stuttgart 1986, S. 93-101.
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Inhalt
Inhalt
Literatur
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Die
Die meisten
meisten Symbole
Symbole der
der Noah-Legende,
Noah-Legende, diedie in
in der
der Bahá’í-Literatur
Bahá’í-Literatur interpretiert
interpretiert
werden,
werden, finden
finden sich
Jüdische und islamische Literatur
sich sowohl
sowohl im
im Judentum
Judentum als als auch
auch im
im Islam
Islam
Ableh- Einer der Propheten war Noah. Neunhundertfünfzig Jahre lang ermahnte ErAufruf Gott zu
nung/ inständig Sein Volk und rief es herbei zum Hafen der Geborgenheit und des folgen
Verfol- Friedens, doch keiner achtete Seines Rufes. Tag um Tag brachten sie so viel
gungen Schmerz und Leid über diesen heiligen Mann, dass keiner dachte, Er könne
dies überleben. Wie oft wiesen sie Ihn zurück, wie böswillig gaben sie ihren
Ankün- Argwohn gegen Ihn zu erkennen! So ist offenbart: „Und sooft eine Schar
digung Seines Volkes an Ihm vorüberging, verlachten sie Ihn. Er aber sprach zu ihr:
Flut ‚Spottet ihr Uns, so werden Wir über euch spotten, so, wie ihr jetzt spottet. Und
wahrlich, dann werdet ihr wissen.‘“ Lange danach verhieß Er mehrfach Seinen
Gefährten den Sieg und nannte auch die Stunde. Doch als die Stunde schlug,
Verschie-
ging die göttliche Verheißung nicht in Erfüllung. Deshalb wurden einige
bung der
Seiner wenigen Jünger abtrünnig, wie es die Berichte wohlbekannter Bücher
„Stunde“
Wenige bezeugen, die ihr sicherlich gelesen habt oder noch lesen werdet. Schließlich,
Anhänger so berichten uns die Bücher und Überlieferungen, blieben nur noch vierzig oder
zweiundsiebzig Jünger bei Ihm. Da brach Er aus den Tiefen Seines Herzens in
den Schrei aus: „Mein Herr, lasse keinen der Ungläubigen auf Erden!“ Verwun-
schung
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Im
Im Kitáb-Íqán
Kitáb-Íqán (KI
(KI 7)
7) interpretiert
interpretiert Bahá’u’lláh
Bahá’u’lláh die
die Legende
Legende Noahs
Noahs im
im Kontext
Kontext der
der
Ablehnung
Ablehnung undund Anfeindung
Anfeindung derder Manifestation
Manifestation durch
durch die
die Menschen
Menschen (2)
(2)
Quellen: zusammenfassende Wiedergabe aus MAK AB: Makátíb i ‘Abdu’l-Bahá, Mak Ma’ákhidh-i-Ash‘ár, LOG: Lights of Guidance, BAKKA: Botschaften
aus Akka, Far: Kitábu’l-Fará’id, Munt Mak: Muntakhabátí az Makátíb i ‘ Abdu’l-Bahá, Baly-Bah: Bahá’u’lláh, Herr der Herrlichkeit, Ayyam: Ayyám-i-
Tis‘iah, Má’idih: Má’idiyi-Asemání, QAM: Qámúsí bar Íqán, Bishar: Bisháratu’n-Núr, Comp: Dunbar, A Companion
Arche (in der Bahá’í-Schrift oft safína genannt statt fulk im Koran)
• Wird von Bahá’u’lláh interpretiert als
• die Offenbarung bzw. das göttliche Gesetz (KA 84), s. a. der Báb: Qayyúm’ul-Asmá
• das Universale Haus (Die Tafel von Karmel, BAKKA 1:4)
• An der Arche prallen die Einwände der Gegner (Meer) ab (Far, S. 37)
• Noahs Anhänger wurden mit dem „Leben“ beschenkt (KI 162) geistiges Lebens als
Interpretation des Ausstiegs aus der Arche
Sintflut
• Diese größte Sendung ist wie die Sintflut, die eine Welt, die sich gegen Ihn erhebt, durch den
Aufprall einer Welle vernichtet (FAR 37)
• ‘Abdu‘l-Baha vergleicht die Sintflut mit der Opposition gegen die Offenbarer (Munt Mak Nr. 315)
• ‘Abdu‘l-Bahá spricht an einer Stelle von der Sintflut im Herzen, die sich beruhigt (Mak VIII 171)
Quellen: zusammenfassende Wiedergabe aus MAK AB: Makátíb i ‘Abdu’l-Bahá, Mak Ma’ákhidh-i-Ash‘ár, LOG: Lights of Guidance, BAKKA: Botschaften
aus Akka, Far: Kitábu’l-Fará’id, Munt Mak: Muntakhabátí az Makátíb i ‘Abdu’l-Bahá, Baly-Bah: Bahá’u’lláh, Herr der Herrlichkeit, Ayyam: Ayyám-i-Tis‘iah,
Má’idih: Má’idiyi-Asemání, QAM: Qámúsí bar Íqán, Bishar: Bisháratu’n-Núr
Interpretation jüd.-islam. Prophetenlegenden in der Bahá’í-Religion, Dez 2009
Dr.-Ing. Babak Farrokhzad, Landsberg a. Lech, Germany, babak.farrokhzad@gmail.com Seite 24
Interpretation
Interpretation weiterer
weiterer ausgewählter
ausgewählter Details
Details (3)
(3)
Noah hat die Stufe eines Offenbarers wie die anderen Propheten
• In Dalá’il-i Sab‘ih schreibt der Báb, dass der Urwille Gottes in allen Propheten erschienen ist und
zählt u. a. Noah auf (Ayyam S. 43)
• Bem: Im Koran wird Noah als Muslim bezeichnet, z. B. in Q 10:72: „Ich bin geheißen, zu den
Gottergebenen – den Muslimen – zu gehören“
• Wie die anderen Propheten wird Noah abgelehnt, weil Er als Mensch erscheint (Far 299)
Literatur
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Dr.-Ing. Babak Farrokhzad, Landsberg a. Lech, Germany, babak.farrokhzad@gmail.com Seite 29
Interpretation
Interpretation der
der Legende
Legende Noahs
Noahs im
im Evangelium
Evangelium (I)
(I)
• Ankunft des Menschensohns kommt über die Menschen wie die Sintflut (Mt 24:37):
„37 Denn wie es in den Tagen Noahs war, so wird auch sein das Kommen des Menschensohns.
38 Denn wie sie waren in den Tagen vor der Sintflut – sie aßen, sie tranken, sie heirateten und
ließen sich heiraten bis an den Tag, an dem Noah in die Arche hineinging; 39 und sie beachteten
es nicht, bis die Sintflut kam und raffte sie alle dahin –, so wird es auch sein beim Kommen des
Menschensohns. 40 Dann werden zwei auf dem Felde sein; der eine wird angenommen, der
andere wird preisgegeben. 41 Zwei Frauen werden mahlen mit der Mühle; die eine wird
angenommen, die andere wird preisgegeben.“
• Christus als „Seefahrer“ mit den Jüngern auf stürmischem See in Mk 4:35:
„Und am Abend desselben Tages sprach er zu ihnen: Lasst uns hinüberfahren. 36 Und sie ließen
das Volk gehen und nahmen ihn mit, wie er im Boot war, und es waren noch andere Boote bei
ihm. 37 Und es erhob sich ein großer Windwirbel und die Wellen schlugen in das Boot, sodass das
Boot schon voll wurde. 38 Und er war hinten im Boot und schlief auf einem Kissen. Und sie
weckten ihn auf und sprachen zu ihm: Meister, fragst du nicht danach, dass wir umkommen? 39
Und er stand auf und bedrohte den Wind und sprach zu dem Meer: Schweig und verstumme! Und
der Wind legte sich und es entstand eine große Stille. 40 Und er sprach zu ihnen: Was seid ihr so
furchtsam? Habt ihr noch keinen Glauben? 41 Sie aber fürchteten sich sehr und sprachen
untereinander.“
Die Lutherbibel, Online-Version www.bibelwissenschaft.de
• 1 Petr 3:20: Die Geister, zu denen Christus gepredigt hat, waren ungehorsam als Gott in den
Tagen Noahs geduldig wartete, während die Arche gebaut wurde. In der Arche wurden 8
Menschen gerettet. Die Taufe entspricht der Arche, die auch rettet
• 2 Petr 4-9: Vernichtung der Menschen in der Sintflut analog zu dem Untergang Sodoms und
Gomorras
• Offb 4:3: Alsbald wurde ich vom Geist ergriffen. Und siehe, ein Thron stand im Himmel und auf
dem Thron saß einer. 3 Und der da saß [= Bahá’u’lláh] , war anzusehen wie der Stein Jaspis und
Sarder; und ein Regenbogen [Zeichen des Bundes] war um den Thron, anzusehen wie ein
Smaragd. 4 Und um den Thron waren vierundzwanzig Throne und auf den Thronen saßen
vierundzwanzig Älteste, mit weißen Kleidern angetan, und hatten auf ihren Häuptern goldene
Kronen.
• Basis für das Bild von Christus als Seefahrer ist die Geschichte von Christus und dem Sturm auf
See, in der Christus mit dem Ausspruch „Schweig, sei still“ die See beruhigt (Mk 4:39)
• Ephraem schreibt in seinen Hymnen:
• „O Du Meister der Seefahrer (mallāhā), der das tobende Meer bezwungen hat, …, der Wind
der Gnade blies, das Schiff setzte zur Fahrt auf seinem Weg an, ….“
• Christus sei „der Pilot der Arche“
• „sie [die Arche] glitt auf den Wogen dahin, von deiner Liebe getragen, ich aber bin durch
deinen Zorn hilflos Speeren preisgegeben; sie trug die Flut, mich umtost der Fluss. Lenker
jener Arche, [40] sei auch mein Führer auf dem festen Lande. – Jene hast du in dem Hafen
auf dem Berge ausruhen lassen, gewähre auch mir Ruhe in dem Hafen meiner Mauern!“
(Nisibensiche Hymne 1:35)
• Ephraem interpretiert die Arche Noahs als die Kirche [im frühchristlichen Sinne], in der „die Seelen
Zuflucht suchen“. Für ihn ist die Arche ein Ort, in dem tierische bzw. fleischliche Begehrlichkeiten
in engelhafte Keuschheit verwandelt werden (vgl. das Motiv des Skorpions, der verspricht, in der
Arche niemanden zu verletzen. Dto. für die Raubtiere)
• Die Landung der Arche auf dem Berg ist gleichbedeutend mit der Geburt neuen Lebens auf der
Erde (vgl. z. B. Offenbarung: Neuer Himmel und neue Erde)
Buck: Paradise & Paradigm, S. 114-117, 198 und die dort angegebene Literatur. Für die deutsche Übersetzung vgl. Wikipedia Artikel „Edmund Beck“
( = Übersetzer der Schriften des hl. Ephraem).
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Dr.-Ing. Babak Farrokhzad, Landsberg a. Lech, Germany, babak.farrokhzad@gmail.com Seite 32
Inhalt
Inhalt
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Bahá’u’lláh
Bahá’u’lláh tritt
tritt für
für eine
eine ausgewogene
ausgewogene Interpretation
Interpretation der
der Heiligen
Heiligen Schrift
Schrift ein:
ein:
die
die Auslegung
Auslegung der der inneren
inneren und
und äußeren
äußeren Bedeutung
Bedeutung muss
muss harmonieren
harmonieren
• Zwei grundlegende Tafeln: Lawh-i-Ta’wíl
. und Suriy-i-Shams.
• Die wichtigsten Aussagen in Lawh-i-Ta’wíl
. lauten zusammenfassend:
• Die Menschen sollen sich durch die Auslegung im übertragenen Sinne nicht von der wörtlichen
Bedeutung abbringen lassen
• Verse, die das Gesetz, die Gebote, Strafen etc. betreffen, sind grundsätzlich wörtlich auszulegen
• Bahá’u’lláh gibt auch ein Beispiel: Wenn offenbart ist, dass die Menschen (z. B. vor dem Gebet) ihr
Antlitz waschen, dann darf das nicht so interpretiert werden, dass die Gläubigen ihr inneres Antlitz
mit den Wassern der Erkenntnis Gottes waschen sollen
• Verse, die den Verheißenen Tag betreffen, sind im übertragenen Sinne auszulegen. Das gilt auch
für die Verse, die die Sendung Bahá’u’lláhs betreffen
• Die Auslegung dieser Verse liegt bei Gott und den Offenbarern („jene, die im Wissen fest
gegründet sind“, Q 3:7 zit. In KI 17)
• Das Wissen von der inneren Bedeutung der Schrift ist bei Gott. Er gibt es wem Er will
• Der gerechte Mensch (im Sinne von Verborgene Worte arab. 2) erkennt, ob der Vers nach dem
Literalsinn oder im übertragenen Sinne auszulegen ist
• Die wichtigsten Aussagen in Suriy-i-Shams lauten zusammenfassend:
• Wer sich an die äußere Bedeutung der Verse hält und die innere Bedeutung außer Acht lässt,
gehört zu den Unwissenden
• Gesegnet sind die, die sich an der äußeren und inneren Bedeutung der Verse halten
• Das Volk Thamúd, das sich Gott und dem Propheten Salih widersetzte und daher in einem Sturm
vernichtet wurde, interpretiert Bahá’u’lláh als alle Menschen, die sich Gott widersetzten,
unabhängig von ihrer Genealogie ( „Wiederkunft der Gegner“)
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Nach
Nach ‘Abdu’l-Bahá
‘Abdu’l-Bahá müssen
müssen geistige
geistige Wahrheiten
Wahrheiten allegorisch
allegorisch dargelegt
dargelegt werden.
werden.
In
In diesem
diesem Kontext
Kontext legt
legt Er
Er die
die Geschichte
Geschichte von
von Adam
Adam und
und Eva
Eva aus
aus
• Um also die Wirklichkeit des Geistes, seine Seins- und Erscheinungsweise zu erklären, bedarf es der
Form sinnlich wahrnehmbarer Dinge, denn in der Welt des Stoffes ist nur Gegenständliches vorhanden.
• Es ist ein seelischer oder geistiger Zustand, den zu veranschaulichen man zu sinnlich wahrnehmbaren
Bildern greifen muss. Ein anderes Beispiel: Man sagt: „Dieser Mensch ist weit fortgeschritten“, obgleich
er an Ort und Stelle verbleibt. Oder: „Jener hat eine hohe Stellung“, obwohl er wie jeder andere auf der
Erde einhergeht. Diese Höhe und dieser Fortschritt bezeichnen geistige Zustände und intelligible
Wirklichkeiten; sie klarzumachen, muss man seine Zuflucht zu anschaulichen Formen nehmen, weil es in
der Welt der Erscheinung nur sinnlich Greifbares gibt.
• Es ist also augenfällig, dass die Taube, die auf Christus herabkam, keine körperliche Taube, sondern ein
geistiger Zustand war, der, um verstanden zu werden, durch ein anschauliches Bild dargestellt wurde.
• Wenn wir diese Geschichte nach der äußeren Bedeutung ihrer Worte nehmen, wie es allgemein üblich
ist, klingt sie höchst seltsam. Der Verstand kann sie nicht annehmen, bestätigen oder sich vorstellen;
denn solche Geschehnisse, Einzelheiten, Gespräche und Vorwürfe stehen vernünftigen Menschen fern,
um wie viel mehr Gott, Der dieses unendliche Weltall in der vollkommensten Gestalt und seine
unzähligen Bewohner mit unübertrefflicher Ordnung, Kraft und Vollendung eingerichtet hat.
• Sie enthält göttliche Geheimnisse und umfassende Bedeutungen und steht wunderbaren Erklärungen
offen. Nur die in das Geheime eingeführt sind und die dem Hof des Allmächtigen nahe sind, können
diese Geheimnisse begreifen.
Beantwortete Fragen, Kapitel 16, Kapitel 30
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Nach
Nach Abu’l-Fadl
Abu’l-Fadl. sind
sind die
die Heiligen
Heiligen Schriften
Schriften abhängig
abhängig vom
vom Kontext
Kontext der
der äußeren
äußeren
oder
oder der
der inneren
inneren Bedeutung
Bedeutung nach
nach auszulegen
auszulegen
• Alle Verse, die das Gesetz und die Gebote betreffen, sind dem äußeren Sinn nach
auszulegen. Tut man dies nicht, entzieht man dem Gesetz Gottes und der
Ordnung in der Gemeinde und damit der Gesellschaft die Grundlage
• Verse, die Ereignisse aus der Geschichte, den Prophetenlegenden etc. betreffen,
sind größtenteils dem äußeren Sinn nach auszulegen – aber nicht als historische
Ereignisse –, denn sie sind als Warnung und Lehre für die Gläubigen gemeint
• Verse, die Ereignisse in der Zukunft betreffen, sind allesamt dem inneren Sinn
nach auszulegen, wobei die Interpretation dem (nächsten) Offenbarer eingegeben
werden muss. Denn mit diesen Versen sollen die Gläubigen beim Erscheinen der
nächsten Manifestation (= Verheißener Tag) geprüft werden
• Die Propheten und die Manifestationen Gottes haben einen Führungsauftrag: Sie
sollen die Menschen zu Gott und edlem Charakter „führen“
• Sie sprachen die Menschen an und griffen dabei zurück auf vorgefundene
Überlieferungen, akzeptiertes historisches Wissen, anerkannte wissenschaftliche
Prinzipien
• In Bildern, über die die Menschen übereinstimmten (Kollektivsymbolik), verhüllten
sie die Wahrheit hinter dem Schleier der [symbolischen] Anspielung
• Die Geschichten, die der Koran über die Erschaffung der Welt, Adams Verführung,
die Noah und die Sintflut etc. erzählt, sind Tatsachen [aber keine historischen].
• Sie beziehen sich auf
• angekündigte Zeitpunkte des Untergangs von Krise
Völkern bzw. Kulturen
• die Erneuerung der Welt Neue Wege
durch das Erscheinen der Manifestation Gottes und die Erneuerung der Religion
bzw. des Gesetzes Gottes
Fará’id: S. 224, Miracles & Metaphors, S. 9-11
Danach Wiederholung der Geschichte von Hud, Salih, Lot und Moses in analoger Struktur
s. Bobzin: Der Koran, S. 46ff
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Ein
Ein Beleg
Beleg aus
aus dem
dem Evangelium:
Evangelium: In
In Mt
Mt Kapitel
Kapitel 24
24 stellt
stellt Christus
Christus die
die Sintflut
Sintflut in
in den
den
eschatologischen
eschatologischen Kontext
Kontext seiner
seiner Wiederkunft
Wiederkunft (Parusie)
(Parusie)
• Und als er auf dem Ölberg saß, traten seine Jünger zu Ihm und sprachen, als sie allein waren: Sage uns,
wann wird das geschehen? Und was wird das Zeichen sein für Dein Kommen und für das Ende der
Welt?
• …
• 24:29 Sogleich aber nach der Bedrängnis jener Zeit wird die Sonne sich verfinstern und der Mond seinen
Schein verlieren, und die Sterne werden vom Himmel fallen, und die Kräfte der Himmel werden ins
Wanken kommen.
• 24:30 Und dann wird erscheinen das Zeichen des Menschensohns am Himmel. Und dann werden
wehklagen alle Geschlechter auf Erden und werden sehen den Menschensohn kommen auf den Wolken
des Himmels mit großer Kraft und Herrlichkeit.
• 24:31 Und er wird seine Engel senden mit hellen Posaunen, und sie werden seine Auserwählten
sammeln von den vier Winden, von einem Ende des Himmels bis zum andern.
• …
• 24:37 Denn wie es in den Tagen Noahs war, so wird auch sein das Kommen des Menschensohns.
• 24:38 Denn wie sie waren in den Tagen vor der Sintflut - sie aßen, sie tranken, sie heirateten und ließen
sich heiraten bis an den Tag, an dem Noah in die Arche hineinging;
• 24:39 und sie beachteten es nicht, bis die Sintflut kam und raffte sie alle dahin -, so wird es auch sein
beim Kommen des Menschensohns.
• 24:40 Dann werden zwei auf dem Felde sein; der eine wird angenommen, der andere wird preisgegeben.
• 24:41 Zwei Frauen werden mahlen mit der Mühle; die eine wird angenommen, die andere wird
preisgegeben.
Mt-Evangelium, Einheitsübersetzung
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Inhalt
Inhalt
Literatur
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Erstes
Erstes Fazit:
Fazit: Symbole
Symbole inin den
den Prophetenlegenden
Prophetenlegenden und
und den
den Prophezeiungen
Prophezeiungen lassen
lassen
sich
sich einheitlich
einheitlich auslegen
auslegen („Einheitsparadigma
(„Einheitsparadigma in
in der
der Exegese“)
Exegese“)
• Die Prophetenlegenden beziehen sich auf die geistigen Ereignisse, die sich beim
Erschienen der Offenbarers abspielen
• Diese Ereignisse sind in Symbolen (Flut, …) verdichtet bzw. verborgen, so kann
jeder nach seiner Erkenntnisfähigkeit, „seine“ Lehre aus den Legenden ziehen
• Das Kommen jeden Offenbarers und die begleitenden Ereignisse sind in den
Prophezeiungen der Vorgängerreligion angekündigt. Diese werden in
symbolischer Sprache eingekleidet, damit nur die Menschen reinen Herzens den
nächsten Offenbarer erkennen
• Da die Offenbarer dieselbe geistige Stufe, denselben Anspruch haben und
dieselbe Religion Gottes verkünden, löst Ihr Erscheinen dieselben geistigen
Ereignisse aus:
Die selben „archetypischen Muster“1) laufen ab:
• Die Prophetenlegenden und Prophezeiungen haben eine gemeinsame Symbolik,
die einheitlich ausgelegt werden kann
• Die Interpretation der Prophetenlegenden muss mit der Auslegung der
Prophezeiungen vom Verheißenen Tag harmonieren
• Einheitsparadigma Prinzip von der Einheit des Anfangs und des Endes
1) Momen: Bahá’u’lláh’s prophetology: archetypal patterns in the lives of the founders of the world religions in Baha'i Studies Review 5.1 (1995). Abu’l-Fadl:
.
Fará’id: S. 224, Miracles & Metaphors, S. 9-11
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Neben
Neben der
der „Arche“
„Arche“ gibt
gibt es
es weitere
weitere Beispiele
Beispiele für
für Ereignisse,
Ereignisse, die
die sowohl
sowohl in
in den
den
Prophetenlegenden
Prophetenlegenden alsals auch
auch in
in den
den Prophezeiungen
Prophezeiungen vorkommen
vorkommen
• Zwischen al-Mahdí und den Arabern wird das Schwert herrschen (an-
Nu‘mání zit. in Majlisí1)
• Seine Auserwählten werden an Seinem Tage erniedrigt werden. Ihre
Prophezei- Häupter werden als Geschenke dargeboten. (al-Káfí zit. in KI 273)
ungen • Ich hielt meinen Rücken denen hin, die mich schlugen (Jes 50:6 bezieht sich
auf die Geißelung Christi vor dem Hohen Rat)
• Der Drache (= Umayyaden) verfolgte die Frau (Imáme), die den Sohn
geboren hatte (Offb. 12:13)
1) Khoury: Der Islam – Sein Glaube, seine Lebensordnung, sein Anspruch, Freiburg 1998
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Inhalt
Inhalt
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Das
Das traditionelle
traditionelle Exegese,
Exegese, das
das vom
vom Wahrheitsanspruch
Wahrheitsanspruch einer
einer Religion
Religion ausgeht,
ausgeht,
bringt
bringt die
die etablierten
etablierten religiösen
religiösen Traditionen
Traditionen unter
unter massiven
massiven Druck
Druck
• Ein auf die eigene Religion beschränk- • Die nachfolgende Religion kann der
ter Wahrheitsanspruch führt alle Vorgängerin ihre Position nicht
Religionen „ad absurdum“1): überzeugend vermitteln5)
– konkurrierender Heilsexklusi-
vismus: drei abrahamit. Religionen • Beispiel: Interpretation der Symbolik in Heraus-
Heraus- beanspruchen, die „wahre“ zu sein den Prophetenlegenden
– Sinnlich-wahrnehmbares – Interpretation der Arche als forderung
forderung
Verständnis d. Symbolik in Kirche durch die
durch die Prophetenlegenden und – Arche umkreist Mekka und
Prophezeiungen widerspricht Medina anderen
säkulare Naturwissenschaft und „gesundem – Regenbogen am sichtbaren
Menschenverstand“2) Himmel als Zeichen des Bundes Religionen
Welt Religionskritiker: Religion kommt vom – Widersprüche in der Symbolik, z.B.
„Hang des menschlichen Geistes zur Feindschaft der Menschen ggü.
phantasiegeleiteten Auffüllung seiner Noah im Koran ist in der Torah
Erkenntnislücken“ (Comte)3). Sie ist nicht erwähnt
„Opium des Volkes“ (Marx)4)
1) Für Details vgl. neben den zitierten Arbeiten auch den Artikel „Eschatologische Konzeptionen“ von Finkenzeller, in: Beinert, Wolfgang (Hrsg.): Lexikon der
katholischen Dogmatik. Vgl. auch Farrokhzad: Der Fluss der Wahrheit, S. 114. 2) Farrokhzad: a.a.O., S. 93, 115
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Wegweisende,
Wegweisende, universelle
universelle Ansätze
Ansätze in
in der
der Auslegung
Auslegung der
der Heiligen
Heiligen Schrift
Schrift haben
haben
Bahá’u’lláh,
Bahá’u’lláh, ‘Abdu’l-Bahá
‘Abdu’l-Bahá und
und Abu’l-Fadl
Abu’l-Fadl. Ende
Ende des
des 19.
19. Jahrhunderts
Jahrhunderts aufgezeigt
aufgezeigt
1. Alle Heiligen Schriften (Torah, Evangelium, Koran, Buch der Gewissheit, …) werden wie ein
Textcorpus behandelt.
2. In den Büchern dieser „einen Heiligen Schrift der Menschheit“ wurde die Offenbarung
immer schneller, handwerklich besser, systematischer, und damit immer zuverlässiger
zusammengetragen1)
3. Jede Interpretation, Kommentar oder Theorie, z. B. zum Koran, muss
1. auf alle Bücher dieser „einen Heiligen Schrift der Menschheit“ anwendbar sein
Universalität
2. mit den Naturwissenschaften, Archäologie harmonieren
3. vom „gesunden Menschenverstand“ (KI 94) angenommen werden können
4. Das Ergebnis ist eine Interpretation, die
1. mit „Wissenschaft, Religion und dem gesunden Menschenverstand“2) harmoniert
2. „geheiligt ist über die trügerischen Einbildungen der alten Philosophen, die
willkürlichen Verfälschungen der modernen Gelehrten, die Dogmen der Geistlichen, die
Irrlehren der Abtrünnigen und die verführerischen Ideen der falschen Gläubigen“2)
5. Im Licht dieses „Einheitsparadigmas“ entsteht eine „neue Hermeneutik“3), die die
„Theologie revolutioniert“4)
1) Für eine Gegenüberstellung der Zeiträume der Entstehung der Heiligen Schriften in den abrahamitischen Religionen vgl. Küng: Der Islam, 2) Moyyad: Sharh-i-Hal,
S. 96-97. So die Beschreibung der Wirkung der Interpretation und Lehrreden von Abu’l-Fadl. . Diese Widergabe stammt von Shaykh Ghuzzí, einem Studenten der
renommierten Al-Azhár Universität. Dieser hatte Abu’l-Fadl . kennengelernt, und „fasziniert von seiner Persönlichkeit und dem Messer seines Wissens“ durch ihn zum
Glauben gefunden. Shaykh Ghuzzí hat als Schüler viele Lehrreden von Abu’l-Fadl . miterlebt. Moyyad: a.a.O., S. 6. 3) Schaefer: Heilsgeschichte und
Paradigmenwechsel, S. 29, 149. 4) Buck: a.a.O., S. 279. Vgl. auch Saiedi: Logos and Civilization, Kapitel 5.
Vgl. zu dem ganzen Thema auch Buck: Symbol & Secret, S.112; Farrokhzad: Der Fluss der Wahrheit, S. 382, 404. Eine wissenschaftliche Fremddarstellung, die auf
die interskripturale Exegese in der Bahá’í-Schrift eingeht, ist Hutter: Handbuch Bahá’í.
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Literatur
Literatur (1)
(1)
• Gesammelte Werke von Bahá’u’lláh und ‘Abdu’l-Baha in Arabisch und Persisch sowie der
persischen und arabischen Sekundärliteratur unter reference.bahai.org
(Stichwortsuche: = حNúh. )
• Die Einheitsübersetzung der Bibel sowie die Große Neue Konkordanz
• Die Torah in der Übersetzung von Mendelssohn
• Der Koran in der Übersetzung von Zirker
• Konkordanz von ‘Abd‘ul-Bághí (Q)
• Encyclopaedia of Islam (EI)
• Encyclopaedia of Qur’án (EQ)
• Abdu’l-Baha: Beantwortete Fragen (BF)
• Bahá’u’lláh: Kitábu’l-Íqán (KI)
• Bahá’u’lláh: Kitábu’l-Aqdas (KA)
• Beinert: Lexikon der katholischen Dogmatik (LKD)
• Bobzin: Der Koran
• Buck: Paradise & Paradigm
• Buck: Symbol & Secret
• Dunbar: A Companion to the Study of the Kitáb-i-Íqán
• Farrokhzad: Der Fluss der Wahrheit
• Furúzánfar: Ahadith wa qiassass-i-Mathnavi
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Literatur
Literatur (2)
(2)
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Diese Präsentation besteht aus vereinfachenden Abbildungen, um dem Leser eine Orientierung in
dem komplexen Stoff zu ermöglichen und den Einstieg in das Thema zu erleichtern. Die Folien
konzentrieret sich lediglich auf die Grundlinien der in den Prophetenlegenden wiedergegebenen
Ereignisse und stellt keine vollständige Wiedergabe dieser Geschichten dar. Sie wollen und können
dem komplexen und zum Teil widersprüchlichen Quellenmaterial inklusive aller
dogmengeschichtlichen Entwicklungen nicht gerecht werden. Hier muss der Leser bedenken, dass
die in solchen Darstellungen durchgeführte scharfe Trennung der Ereignisse und
Argumente(ngruppen) immer nur eine bestimmte – vereinfachende – Sicht der Realität darstellt und
keinen Anspruch auf eine vollständige differenzierte Darstellung erhebt.
Je nach Hintergrund und Interesse werden unterschiedliche Leser verschiedene Aussagen als ‚für
sie wichtig‘ herausstellen und den Text unterschiedlich interpretieren. Keineswegs sind die
Abbildungen dieser Präsentation als die Darstellung der Interpretation der Prophetenlegenden im
Christentum, Islam oder der Bahá’í-Religion schlechthin zu verstehen. Ebenso wenig will und kann
diese Art der Darstellung die subtilen, geistigen Feinheiten eines offenbarten heiligen Textes, wie
des Buches der Gewissheit, des Qur’án oder des Evangeliums, wiedergeben.
Die vorliegende Präsentation kann und will also weder das Studium der Schriften Bahá’u’lláhs oder
Abdu’l-Bahás noch der herangezogenen Sekundärliteratur ersetzen. Vielmehr will sie den Leser
dazu animieren.