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Ich bin die Saat eines jeden Dinges,


in jeder Kraft die Urkraft aller Kräfte,
in allem Seienden der Ursprung des Seins,
denn ich bin alles - ohne mich ist nichts.

aus der Bhagavadgita

Im ersten Teil unserer Seminarreihe sprachen wir von der beginnenden Aqua-
riuszeit. Ein tiefgreifender Wandel ist in allen Bereichen unseres Lebens zu be-
obachten. Das Zerbrechen und Auflösen vieler bisher gültiger Strukturen und
Weltbilder – u.a. durch die Erkenntnisse der Naturwissenschaften – schenkt
uns die Möglichkeit, ein ganz neues Bewusstsein für unser Leben zu ent-
wickeln. Daher wollen wir diesen 2. Teil unserer Seminarreihe mit folgenden
Fragen beginnen:

Verbirgt sich hinter dem Dreiklang Mensch – Erde – Universum ein großer
Zusammenhang, ein höherer Wille, ein mächtiges Wirken, das wir „Gott“ oder
„Geist“ nennen? Und was hat das mit der wahren Bestimmung des mensch-
lichen Seins zu tun?

Die Universelle Lehre – enthalten in den vielen Weisheitsschriften dieser


Welt – gibt uns Antwort auf diese Art von Fragen nach der Wahrheit.

Was aber charakterisiert die universelle Lehre?

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Die großen Weltreligionen stellen unsere Welt tiefgründig und berührend in


einen höheren Zusammenhang. Der Kern, die Grundidee dieser „Lichtlehren“
von Zarathustra, Buddha, Krishna, von den Gnostikern oder auch den Urchristen
ist dabei die Existenz zweier Schöpfungsfelder.

Es gibt nicht nur die uns bekannte Welt mit Diesseits und Jenseits, sondern
darüber hinaus auch die ursprüngliche, göttliche Welt als eine
Lichtoffenbarung, die alles umschließt und durchdringt. Es ist ein
Lebensgebiet mit unendlich hohen Vibrationen, die sich wesentlich von den
auf der Erde vorkommenden Vibrationen unterscheiden.

Oft wird es beschrieben als das Lichtreich der göttlichen Sonne. Es existieren
also zwei Welten, die von Urkräften bewegt werden.

Der Ursprüngliche Mensch ging unmittelbar aus dem göttlichen Denken


hervor – und er ist wie ein Lichtstrahl der göttlichen Sonne, der stets mit
seinem Ursprung verbunden bleibt. Seine Bestimmung ist es, bewusst,
selbstschöpferisch und frei aus der göttlichen Weisheit, der göttlichen
Energie und aus dem göttlichen Bewusstsein zu leben und zu wirken. In
der universellen Lehre wird nun beschrieben, wie sich der ursprüngliche
Mensch auf seiner Entwicklungsreise durch mehrere große Zeitperioden
vom göttlichen Urquell abwendete und einen Entwicklungsweg mit
anderer Richtung einschlug.

Das führte zur Erschaffung eines anderen Lebensfeldes. Der Menschheit den
Weg zurück zu ihrer ursprünglichen Entwicklung und Bestimmung zu weisen,
ist der ursprüngliche Kernauftrag aller Weltreligionen.

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In der „Elementaren Philosophie des modernen Rosenkreuzes“ schreibt Jan
van Rijckenborgh, einer der Gründer der Internationalen Schule des Goldenen
Rosenkreuzes:

Die ursprüngliche Menschenwelt ist ein Gebiet absoluter, ewiger Herrlichkeit. Die
Menschheit erfüllt dort in vollkommenem Gehorsam den Plan Gottes, der die
Grundlage für Welt und Menschheit bildet. Gehorsam als freiwillige, bewusste
Mitarbeit in freier Liebesbindung mit Gott verstanden.

Was heißt das für uns konkret?

Ist in uns noch immer ein höherer, göttlicher Lebensauftrag wirksam?

Ja! Die Lehre des Rosenkreuzes nennt es die „Prä-Erinnerung“. Diese Ur-Erinnerung
aus dem unsterblichen Geistkern bewirkt eine unstillbare Sehnsucht nach dem
Ewigen, dem ursprünglichen Lebensfeld, und das Streben nach Vollkommenheit.
Wird dieser göttliche Lebensauftrag in uns lebendig und findet dadurch eine
Vibrationsveränderung in unserem System statt, dann verändert sich unsere
Sicht der Dinge.

In der „Offenbarung des Johannes“ ist die Rede von einem neuen Himmel und
einer neuen Erde, die sich dem Seher in einer Vision offenbaren. Das bedeu-
tet, dass der Mensch mit Hilfe eines neuen Bewusstseins Einblick in höhere
Gesetzmäßigkeiten erhalten kann. Auf einem geistigen Weg kann dieses neue
Bewusstsein und damit eine „Rückverbindung“ entfaltet werden.

Die Möglichkeit einer solchen grundlegenden Bewusstseinsveränderung ist


einer der Grundpfeiler der Philosophie des Goldenen Rosenkreuzes.

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Wir leben jedoch in einer Welt, in einem Lebensfeld, das unsere


Eigenwilligkeit und Disharmonie gegenüber dem göttlichen Ursprung zum
Ausdruck bringt.

Die Bibel spricht vom „Sündenfall“, um zu beschreiben, dass wir uns aus dem
ursprünglich für uns vorgesehenen Entwicklungsgebiet abgesondert haben. Die
Geistesschule des Goldenen Rosenkreuzes nennt unsere Welt auch „Not-“ oder
„Ersatz-Ordnung“. Denn unsere Welt zeigt den abgesonderten Zustand der
Menschheit deutlich und schmerzhaft: fortdauernde Störungen und Unter-
brechungen, Krankheit, Leiden und Tod, Eigenwilligkeit und Egozentrik.

Ein anderer Begriff, den die Geistesschule des Goldenen Rosenkreuzes für
unsere Welt verwendet, ist „dialektisches Lebensfeld“ oder „Dialektik“ –
aufgrund der Erkenntnis, dass unsere Welt dem Gesetz eines ständigen
Wandels unterliegt. Alles, was in dieser Welt entsteht und zur Entwicklung
gebracht wird, muss unweigerlich wieder vergehen. So bewegt sich das Pendel
des Lebens stets zwischen den beiden Polen „Geburt“ und „Tod“ hin und her.
Nichts bleibt, nichts ist beständig.

Diese Welt, diese „Notordnung“ mit all ihren manchmal so betrüblichen


Kennzeichen ist jedoch gleichzeitig eine wunderbare Schöpfung, um uns
Menschen als ein Erfahrungs- und Entwicklungsfeld zu dienen.

So erkennen wir: Ein Ich-zentrales, sich selbst behauptendes, von Gott abge-
wandtes Verhalten führt immer zum Tode und zu einer neuen Inkarnation.

Das Karma, das Gesetz von „Ursache und Wirkung“ lehrt uns, dass wir so
lange in dieser Welt bleiben, bis wir wieder bereit sind, aus den Kräften des
göttlichen Feldes zu leben. Die Möglichkeit zur freiwilligen und bewussten
Rückkehr liegt immer vor uns und vor allem – in uns!

In einem seiner Bücher schreibt Jan van Rijckenborgh hierzu:

Das dialektische Weltgebiet ist zu gleicher Zeit ein Fluch und eine Gnade. Ein
Fluch, weil hier nichts beständig ist [...], eine Gnade, weil gerade diese
Unbeständigkeit [...] die gefallene Menschheit in Bewegung hält.

Der Buddhismus bezeichnet den ständigen Wechsel von Leben und Tod als
das sich unaufhörlich drehende „Rad von Geburt und Tod“.
In dieser Aussage steckt die tiefe Erkenntnis, dass der Tod nichts anderes ist
als der Gegenpol zum Leben und dass das Jenseits der Gegenpol zum Diesseits
ist.

Wenn wir diese Gesetzmäßigkeit der Zweipoligkeit akzeptieren, werden wir


verstehen, dass der Tod des stofflichen Menschen nur die Kehrseite des
Geborenwerdens ist und nicht zum ewigen Leben führt.

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Die Natur ist uns ein Bild für das menschliche Leben: im Laufe des Jahres
erblüht sie, trägt Frucht und welkt wieder dahin. Der Mensch wird geboren,
lebt und stirbt. Nur die Summe aller karmischen Erfahrungen bleibt übrig.

So wie das grüne Gewand eines Baumes diesen nur einen Sommer lang
schmückt, so sind auch wir als Persönlichkeiten nur einmalige Bewohner eines
Gesamtsystems, des Mikrokosmos.

Schauen wir noch einmal auf das Gesagte zurück:

Auf seiner Entwicklungsreise hat sich der ursprüngliche Mensch, der


Mikrokosmos vom göttlichen Urquell abgewendet und eine eigenwillige
Richtung eingeschlagen. Deshalb wurde für ihn eine Notordnung geschaffen,
die alle Kennzeichen dieser Eigenwilligkeit und Absonderung in sich trägt.

Durch tiefe Erfahrungen in vielen Inkarnationen


entsteht in ihm ein Reifezustand, der sich in die
Persönlichkeit hinein spiegelt und sich in ihr als
unstillbare Sehnsucht nach Rückkehr, nach be-
wusster Einheit mit dem Göttlichen bemerkbar
macht.

Welche Aufgabe kommt nun uns, der


Persönlichkeit in unserem Mikrokosmos zu?

Was können wir tun, um den höheren, göttlichen


Lebensauftrag wahrzunehmen und zu erfüllen?

Können wir dieses Gesamtsystem, den


Mikrokosmos wahrnehmen?

Im dritten Teil unserer Seminarreihe erhalten Sie tieferen Einblick in den


Mikrokosmos und den Unterschied zwischen der Inkarnation des Mikrokosmos
und der Wiedergeburt des unsterblichen, göttlichen Menschen.

Über Beiträge und Fragen zu den Inhalten freuen wir uns: seminar@rosenkreuz.de

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