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In der neu eröffneten ägyptischen Ausstellung Von rechts nähern sich dem Gott ein Mann und
im Alten Museum findet man unter den Stelen eine Frau, die die Arme im Gebet erhoben ha-
auch ein Exemplar, das die Inventarnummer ben. Der Mann ist über einem kurzen Schurz mit
24038 trägt (Abb. 1). einem faltenreichen Gewand bekleidet, das O-
berkörper und Oberarme und die Oberschenkel
Diese Stele war bereits im Bode Museum ausge- und zwei Drittel der Unterschenkel bedeckt. Auf
stellt, allerdings nicht mehr in der Zeit kurz vor dem Kopf trägt er eine lange Perücke, um die
der Schließung. Sie wurde 1991 von Priese im ein Band gebunden ist. Auf dieser Perücke sitzt
Katalog des Bodemuseums publiziert. ein Salbkegel und liegt ein Lotosstängel mit
Ihr Herkunftsort ist unbekannt, die Erwerbung geschlossener Blüte. Am Kinn des Mannes er-
erfolgte im Kriegsjahr 1943. kennt man einen kurzen Bart, um den Hals ist
ein breiter Halskragen gelegt.
Die Stele ist 26 cm hoch und besteht aus Kalk-
stein, der von einer rotbraunen Patina überzogen Die Frau trägt ein faltenreiches Gewand, das bis
ist. An den ungeglätteten Seiten der Stele fehlt auf den Spann und auf den Boden reicht. Nach
diese Patina. Die Dekoration wurde in versenk- Priese handelt es sich um ein enges Kleid, das
tem Relief angebracht, Reste der einstigen Be- auf dem Spann aufliegt, einen weiten, bodenlan-
malung sind nicht mehr zu erkennen. gen Umhang und eine Jacke. Die dreiteilige
Perücke der Frau ist mit einem Band umwickelt
Darstellungen und auch mit einem Lotosstängel und einem
Das abgerundete Giebelfeld wird - wie so häufig Salbkegel gekrönt.
- von einer Sonne mit Uräen und Flügeln (Horus Die Gesichter von Mann und Frau sind sehr
von Edfu) unter dem Himmelszeichen einge- sorgfältig gearbeitet. Dabei sind Augenbrauen
nommen. Zwischen den Flügeln sind zwei sym- und Augenoberlid wie aufgelegt gearbeitet
metrisch angeordnete Udjat-Augen abgebildet, („Spagettiaugenbrauen“), während die Unterkan-
zwischen diesen wiederum in der Mitte ein te des Auges wie ausgeschnitten gestaltet ist.
Schen-Ring (Kartusche), darunter drei Wasserli-
über und hinter dem Mann: Hor (Horus) ist Sohn des Kapef-n-ha-Mut („Er
verbirgt sich hinter Mut“). Der Titel des Hor
sieht aus wie „Rein(igungspriest)er der Hand-
werker“, da anscheinend mit Angabe des Plurals
bei „Handwerker“, doch ist mir ein solcher Titel
„… den Osiris, den Reinen (oder: Reinigungs- unbekannt. Der Name des Vaters ist sonst nicht
priester) (und) Handwerker (oder: Zimmer- belegt, doch kommen Bildungen der Form „Ka-
mann) pef-(en)-ha + Gott“ mit den Göttern Isis, Amun,
Hor, selig, Month und Khonsu, auch als Frauenname Ka-
Sohn des pes-(en)-ha-Isis, ab der 3. Zwischenzeit vor.
Reinen (oder: Reinigungspriester) Kapef-en-ha- Die Amunssängerin Mut-chati („Mut ist erschie-
Mut, selig.“ nen“) ist Tochter der Mut-em-ipet („Mut ist im
Harim/in Luxor“). Für beide Namen gibt es di-
über der Frau: verse Belege. Von einer „Hausherrin“ Mut-chati
(in identischer Schreibung) existiert ein thebani-
scher Totenbuchpapyrus im Museum Turin
(1862 C, Wende 21./22. Dynastie). Einige Ob-
„(… und an) die Hausherrin (und) Sängerin des jekte können eventuell der hier genannten Mut-
Amun ter Mut-em-ipet zugewiesen werden:
Mut-chati, selig,
Tochter der Mut-em-ipet, selig.“ - eine Mumienkartonage in London British Mu-
seum 15656, aus Theben, Mitte 21. Dynastie
Priese wollte die Beischriften über der Frau als
noch zum Mann gehörig lesen, also als Angabe - eine Erwähnung auf einem Sarg in Krakau
von dessen Mutter und Großmutter, und nur die Universitätsmus. 10628, aus Theben, Wende
Inschrift hinter dem Mann als die der Frau se- 21./22. Dynastie
hen, also: - ein Fayence-Uschebti, Kairo Äg. Mus. 48295
Mann: Hor, Sohn der Mut-chati, Tochter der (?), 22. Dynastie
Mut-em-ipet
Frau: Kapef-en-ha-Mut