Sie sind auf Seite 1von 5

Jörg Adolf, Karin Arnold, Christoph H.

Balzer, Jurgen Louis

Wasserstoff −
Energie der Zukunft?
Ursprünglich veröffentlicht in:
Energiewirtschaftliche Tagesfragen,
67 (2017), 11, S. 74-77
http://www.et-energie-online.de
VERKEHR

Wasserstoff – Energie der Zukunft?


Jörg Adolf, Karin Arnold, Christoph H. Balzer und Jurgen Louis

Schon seit dem 19. Jahrhundert gilt Wasserstoff als Basis einer nachhaltigen Energiezukunft. Auch wenn sich noch keine
kommerzielle Nutzung etabliert hat, sind Wasserstofftechnologien in den vergangenen Jahren deutlich weiterentwickelt
worden. In Zusammenarbeit mit dem Wuppertal Institut hat Shell untersucht, welchen Beitrag Wasserstoff zu einer nach-
haltigen Energieversorgung – vor allem im Verkehr – künftig leisten kann.

In den vergangenen zwei Jahrzehnten


standen und stehen andere Energieträger >>SEK TORENKOPPLUNG
– wie Erdgas, Biokraftstoffe/Biomasse oder
Strom – im Zentrum der Energiediskussion.
Wasserstoff und seine Bereitstellungs- und
Anwendungs-Technologien sind jedoch stets
weiter intensiv beforscht und entwickelt
worden. Gleichwohl konnte sich noch kei-
ne energetische Anwendung kommerziell
durchsetzen. Die lange Vorlaufzeit ist für
neue Energieträger aber nicht ungewöhn-
lich, denn in der Regel werden hohe Kapital-
investitionen benötigt.

Allerdings steht Wasserstoff im Wettbe-


werb zu anderen Energietechnologien. Und
die Zeit drängt, zumindest dann, wenn die
ambitionierten Ziele der globalen Klimapo-
litik – ein Temperaturanstieg von weniger
als 2° – erreicht werden sollen. Daher stellt
sich die berechtigte Frage: Ist Wasserstoff Wasserstoff und Brennstoffzelle stehen beide noch am Anfang eines breiten kommerziellen Einsat-
zes. Sie bedürfen daher weiterer Unterstützung und Förderung 
die Energie oder zumindest eine wichtige
Energie der Zukunft? Kann Wasserstoff
Aufgaben als Energiespeicher oder an- märenergieträger – fossile wie erneuerbare, an der globalen Wasserstoffproduktion al-
dere wichtige Energiesystemfunktionen feste, flüssige oder gasförmige – genutzt lerdings erst bei 5 %.
übernehmen? Und wenn ja, wann und wie G A S IBereitstellungs-
werden. Die verschiedenen NFRASTRUKTUR UND WÄRMENETZE

könnte Wasserstoff sich zu einem führen- pfade unterscheiden sich in Bezug auf die Eine weitere Ressource, Wasserstoff nach-
den Energieträger im globalen Energiesys- benötigte Energiemenge, die resultierenden haltig bereitzustellen, ist die Biomasse; die-
tem entwickeln? Treibhausgasemissionen sowie die Erzeu- se kann in thermo-chemischen (Vergasung
gungskosten. und Vergärung) oder biochemischen Verfah-
In Zusammenarbeit mit dem Wuppertal ren (mit Hilfe von Mikrorganismen) zu Was-
Institut hat Shell den Entwicklungsstand Der für die globale Wasserstoffherstellung serstoff umgewandelt werden. Die biogene
der Wasserstoffforschung untersucht und wichtigste Primärenergieträger ist heu- Wasserstoffbereitstellung setzt voraus, dass
kürzlich in einer Studie veröffentlicht [1]. te Erdgas mit knapp 70  %, gefolgt von Öl, Anforderungen an die Nachhaltigkeit der
Der Artikel fasst die wichtigsten Ergebnisse Kohle sowie Strom als Sekundärenergie [2]. eingesetzten Biomasse zuverlässig erfüllt
der Shell Wasserstoff-Studie zusammen und Das verbreitetste technische Verfahren zur werden und ausreichend Biomasse zur Ver-
entwickelt einige Handlungsempfehlungen. Erzeugung von Wasserstoff ist die Dampfre- fügung steht. Global ist die Bereitstellung
formierung von Erdgas. Langfristig wird er- von Wasserstoff aus Biomasse bislang noch
Wasserstoff-Bereitstellung wartet, dass Wasserstoff aus erneuerbaren zu vernachlässigen.
Energien hergestellt wird. So kann Wasser-
Da Wasserstoff auf der Erde in der Regel stoff per Elektrolyse aus Wasser und über- Als Hauptpfade der Wasserstoffbereitstel-
nur in gebundener Form vorkommt, muss schüssigem regenerativ erzeugtem Strom lung wurden die Dampfreformierung von
er für die stoffliche oder energetische Nut- nahezu emissionsfrei hergestellt werden. Erdgas (auch mit Biogas-Beimischung) und
zung gezielt hergestellt werden. Das kann Die alkalische Elektrolyse wird bereits seit die Elektrolyse hinsichtlich Energieauf-
mit unterschiedlichen technischen Verfah- Jahrzehnten industriell eingesetzt; derzeit wand, Treibhausgasemissionen und Erzeu-
ren geschehen, in denen verschiedene Pri- liegt der Anteil von Elektrolyse-Wasserstoff gungskosten untersucht. Abb. 1 und Abb. 2

74 ENERGIEWIRTSCHAFTLICHE TAGESFRAGEN 67. Jg. (2017) Heft 11


VERKEHR

Abb. 1 Spezifische Treibhausgasemissionen der H2-Bereitstellung [9] Abb. 2 Erzeugungskosten von Wasserstoff [10]

zeigen die Ergebnisse für die Treibhausgas- und Transport) einen höheren Aufwand. den. Bislang dominierte mit über 90  % die
emissionen und die Erzeugungskosten. Das liegt an den technisch-physikalischen stoffliche Nutzung [3].
und chemischen Eigenschaften von H2, ins-
Wird ausschließlich regenerativ erzeugter besondere an der geringen volumetrischen Bei der energetischen Nutzung wird die im
Strom verwendet, weist per Elektrolyse er- Energiedichte, die eine Verdichtung oder Wasserstoff enthaltene Energie in Wärme,
zeugter Wasserstoff mit 13 g CO2 pro MJ Was- Verflüssigung notwendig macht. Kraft oder Strom umgewandelt. Die Nut-
serstoff die geringsten Treibhausgasemissi- zung von Wasserstoff als Energieträger in
onen auf. Wird der Strom aus dem Stromnetz Die wichtigste kommerzielle Methode ist die reinen Wärme-Kraft-Prozessen (wie etwa
bezogen, sind die Emissionen mehr als dop- Speicherung als Druckgas. Für den Endan- dem Verbrennungsmotor) wird heute jedoch
pelt so hoch wie bei der Nutzung von Erdgas wender kommen Hochdrucktanks unter- kaum noch verfolgt, im Vordergrund der
in verschiedenen Pfaden (EU Gas-Mix, Biogas schiedlicher Ausführung (350, 700  bar) in energetischen Wasserstoffnutzung steht die
und Liquefied Natural Gas). Ursache ist der Frage. Zur Erzielung einer höheren Spei- Brennstoffzelle. Diese weist prinzipbedingt
(noch) hohe Anteil von Kohle im deutschen cherdichte kann Wasserstoff auch verflüs- deutlich höhere elektrische und Gesamtwir-
Strom-Mix. In der Regel fallen bei den zen- sigt werden, dazu muss er allerdings auf kungsgrade als Wärme-Kraft-Prozesse auf.
tralen Erzeugungspfaden (etwas) geringere –253°C herabgekühlt werden. Je höher die Bei kontinuierlicher Brennstoffzufuhr wird
spezifische Treibhausgasemissionen an. Speicherdichte, desto größer der benötigte chemische direkt in elektrische Energie und
Energieaufwand für die Kühlung und die H2O umgewandelt.
Die Herstellung von Wasserstoff ist zentral Kompression. Deshalb wird an effizienteren
auch günstiger als die in kleineren, dezen- Speicherverfahren gearbeitet. Vor allem in den letzten Jahren haben Brenn-
tralen Anlagen. Am kostengünstigsten ist stoffzellen große technische Fortschritte
die zentrale Erdgasreformierung. Hier kön- Bei Pkw hat sich die Speicherung von gemacht. Inzwischen gibt es eine Vielzahl
nen Erzeugungskosten zwischen ein und Wasserstoff in zylindrischen Druckbehäl- an Typen, die sich anhand der verwende-
zwei €/kg Wasserstoff als sehr wahrschein- tern bei 700  bar Speicherdruck etabliert. ten Elektrolyten (Ionenleiter) und ihrer Be-
lich angesehen werden. Die Elektrolyse Bei Bussen ist der Speicherplatz (auf dem triebstemperatur unterscheiden. Niedrige
dagegen ist noch deutlich teurer; ihre wirt- Dach) dagegen weniger knapp und sie Betriebstemperaturen ermöglichen dyna-
schaftliche Attraktivität hängt wesentlich können größere Druckspeicher mit nur misches Lastverhalten. Hohe Temperatu-
von den Strompreisen ab. Biomasse-basierte 350 bar nutzen. ren bevorzugen kontinuierliche Lasten und
Herstellverfahren liegen bei den Kosten sind robuster gegenüber Schwankungen der
zwischen der Erdgasreformierung und der Neuartige Stoffspeicher können Metallhydri- Brennstoffqualität. Zudem können die ein-
Elektrolyse. Signifikante Kostensenkungs- de, Flüssigkeiten (Liquid Organic Hydrogen zelnen Brennstoffzellentypen nach vorhe-
potenziale werden vor allem für die dezen- Carriers) oder Oberflächenspeicher (Sorben- riger externer oder interner Reformierung
trale Erdgasreformierung, die zentrale Elek- te) sein. Die meisten dieser Speicherverfah- (teilweise) unterschiedliche wasserstoff-
trolyse und die zentralen Biomassepfade ren befinden sich noch im Forschungs- und haltige Brennstoffe verwenden (wie Erdgas
erwartet. Für dezentrale Elektrolyse und Entwicklungsstadium. oder Methanol).
Biomasse liegen keine Ausblicke vor.
Wasserstoffnutzung Die Niedertemperatur-Polymerelektrolyt-
Speicherung & Transport membran-Brennstoffzelle (PEMFC) domi-
Wasserstoff kann stofflich – z. B. für die Her- niert heute den Weltmarkt. Sie ist aufgrund
Im Vergleich zu anderen Energieträgern er- stellung von Ammoniak, Ölprodukten oder ihrer Leistungsdichte, Flexibilität und
fordert die Wasserstofflogistik (Speicherung Methanol – oder energetisch genutzt wer- Kostensenkungspotenziale für mobile An-

ENERGIEWIRTSCHAFTLICHE TAGESFRAGEN 67. Jg. (2017) Heft 11 75


VERKEHR

wendungen, insbesondere in Fahrzeugen, Die Reichweite von Brennstoffzellen-Pkw Tankstellen bis ca. 3.000 US$/kg für große,
am besten geeignet. Daneben hat sich für liegt heute bei etwa 500 km. Hierfür wer- mit LH2 versorgte Stationen [6].
stationäre Anwendungen (Strom- und Wär- den bei aktueller Fahrzeugtechnik sowie in
meerzeugung) die Festoxid-Brennstoffzelle Abhängigkeit von Fahrzeug, Fahrweise und Gleichwohl besteht zu Beginn der Markt-
(SOFC) etabliert. Fahrbedingungen etwa 4 bis 6 kg Wasser- hochlaufphase das Risiko einer signifikan-
stoff benötigt. ten Unterauslastung. Daher bedarf es zeit-
Verkehrsanwendungen lich begrenzter finanzieller Unterstützung
und Technologiereife Tankstellen-Infrastruktur für den Infrastrukturausbau. Auch ist eine
Synchronisierung der Netzentwicklung
Außer für den stationären Betrieb sind Für die Entwicklung einer automobilen mit dem Aufbau von H2-Flotten erforder-
Wasserstoff-Brennstoffzellen-Systeme prin- Wasserstoffwirtschaft bedarf es einer neuen lich. Hierfür haben sich in führenden Wirt-
zipiell für fast alle Verkehrsmittel geeignet. Infrastruktur, welche die Versorgung von schaftsregionen eine Reihe von Wasserstoff-
Sie weisen jedoch je nach Verkehrsmittel Brennstoffzellenfahrzeugen mit Wasser- Initiativen gegründet. So plant z. B. das Joint
und Anwendung unterschiedliche Techno- stoff möglichst flächendeckend übernehmen Venture „H2 Mobility“ bis Ende 2023 den Be-
logiereife auf. Zur Beurteilung des Entwick- muss. Weltweit gibt es heute (30.6.2017) trieb von bis zu 400 Wasserstoff-Tankstellen
lungsstandes von Technologien hat die US- 291 Wasserstoff-Tankstellen und 4.788 was- in Deutschland.
Weltraumbehörde NASA sog. Technology serstoffbetriebene Kraftfahrzeuge [5]. Die
Readiness Levels (TRL) definiert [4]. Sie H2-Tankstellen und Brennstoffzellen-Fahr- CO2-Minderung durch
reichen von TRL 1 (Beschreibung des Funk- zeugflotten konzentrieren sich bislang auf Brennstoffzellen-Pkw
tionsprinzips) über TRL 5-6 (Prototypen) die USA, Westeuropa und Asien/Japan. In-
bis hin zu TRL 9 (etablierte Technologien). frastruktur- und Flottenentwicklung haben Weltweit verursachte der Straßenverkehr
In Abb. 3 sind die TRL für verschiedene An- sich zuletzt deutlich beschleunigt. 2014 rund 5,7 Gigatonnen CO2-Emissionen.
wendungstechnologien dargestellt. Zwischen 1990 bis 2014 sind die straßen-
H2-Tankstellen waren bisher meist noch verkehrsbedingten CO2-Emissionen um
Busse sind aufgrund öffentlicher Förder- Einzelanfertigungen. Durch die Modula- 71 % angestiegen [7].
projekte das am intensivsten erprobte Ver- risierung von technischen Komponenten
kehrsmittel. Flurförderzeuge (Gabelstapler) und Serienfertigung können die Kosten des Mit Wasserstoff betriebene Brennstoffzel-
werden in Nordamerika bereits in großer Ausbaus gesenkt werden. Ferner tragen len-Pkw (FCEV) sind deutlich effizienter als
Stückzahl eingesetzt. Darüber hinaus wird international abgestimmte H2-spezifische Pkw mit Verbrennungsmotor. Wird Wasser-
der Einsatz von Brennstoffzellen in schwe- Normen und Standards maßgeblich zu effi- stoff aus erneuerbaren Energien erzeugt,
ren Lkw, Zügen, Flugzeugen und Schiffen zientem und sicherem Tankstellenausbau verursacht er nur sehr niedrige spezifische
– teilweise auch als Energielieferant für Ne- bei. Durch regulatorische und technische Treibhausgasemissionen. Hieraus ergeben
benaggregate – erprobt. Standardisierung sowie Skaleneffekte wer- sich deutlich niedrigere Treibhausgasemis-
den substanzielle Kostenreduktionspoten- sionen je gefahrenem Kilometer.
Brennstoffzellen-Pkw haben technisch die ziale von rund 50  % pro Tankstelle in den
Serienreife erreicht und bieten damit annä- kommenden Jahren erwartet. Kapitalkosten In Abb. 4 werden die entfernungsbezogenen
hernd die gleiche Funktionalität wie kon- bezogen auf die tägliche Abgabekapazität CO2-Emissionen (g CO2/km) von Brennstoff-
ventionelle Pkw mit Verbrennungsmotor. reichen von fast 15.000 US$/kg für kleine zellen-Fahrzeugen denen von Fahrzeugen

Abb. 3 Technologiereifegrade Wasserstoffanwendungen Abb. 4 Spezifische WtW-Treibhausgasemissionen von Pkw-Antrieben [11]

76 ENERGIEWIRTSCHAFTLICHE TAGESFRAGEN 67. Jg. (2017) Heft 11


VERKEHR

mit Ottomotor sowie rein batterieelektri- einen wichtigen Beitrag zur Energiewende [2] E4Tech, Study on development of water electrolysis
schen Antrieben (BEV) gegenübergestellt. und damit zur Erreichung des globalen Kli- in the EU, Lausanne/London 2014.
Die Darstellung bilanziert die Bereitstellung maziels, den Temperaturanstieg auf weniger [3] P. Zakkour, G. Cook, CCS Roadmap for Industry:
des Kraftstoffs und seine Nutzung im Fahr- als 2°C zu begrenzen, leisten. High-purity CO2 sources Sectoral Assessment – Final
zeug von „Well (Quelle)-to-Wheel (Rad)“, ab- Draft Report, London 2010.
gekürzt WtW. Wasserstofferzeugungs- und Anwendungs- [4] National Aeronautics and Space Administration
technologien haben in den vergangenen (NASA), Technology Readiness Levels. A White Paper,
Für die Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor Jahren signifikante Fortschritte gemacht. Washington 1995.
(reiner Benziner und Benzin-Hybrid) zeigt Allerdings stehen Wasserstoff und Brenn- [5] Hydrogen Analysis Research Center (HyARC), Hy-
sich, dass mehr als 80 % Emissionen bei der stoffzelle beide noch am Anfang eines brei- drogen Data Book, Washington 2017, http://hydrogen.
Verbrennung im Motor entstehen („Tank-to- ten kommerziellen Einsatzes. Sie bedürfen pnl.gov.
Wheel“) und lediglich bis zu 20 % bei der Be- daher von Seiten des Staates und der Ge- [6] Electric Vehicle Transportation Center (EVTC), Hy-
reitstellung der Kraftstoffe („Well-to-Tank“). sellschaft noch weiterer Unterstützung und drogen Fueling Stations Infrastructure, Cocoa, FL/USA
Bei den Elektroantrieben (BEV und FCEV) Förderung. 2014; National Renewable Energy Laboratory (NREL),
fallen nur die Emissionen der Bereitstel- Hydrogen Station Cost Estimates. Comparing Hydrogen
lung ins Gewicht. Da keine Verbrennung im Schlüsseltechnologien wie Elektrolyse, Station Cost Calculator Results with other Recent Esti-
Fahrzeug stattfindet, fallen dort auch keine emissionsarme Reformierung und Brenn- mates, Golden/Colorado 2013.
Emissionen im Fahrbetrieb an. Insgesamt stoffzellen müssen mit Blick auf die Her- [7] International Energy Agency (IEA), CO2 Emissions
erzeugen Elektroantriebe deutlich weniger stellkosten, die Effizienz und die Flexibilität from Fuel Combustion. Highlights, Paris 2016.
WtW-Emissionen als Verbrenner. des Einsatzes durch eine passgenaue FuE- [8] International Energy Agency (IEA), World Energy
Politik unterstützt werden. Outlook, Paris 2016.
Die WtW-Emissionen fallen, bezogen auf die [9] Joint Research Center of the European Commission,
Fahrleistung, für alle betrachteten Antriebs- Die Anschaffung von Brennstoffzellen-Pkw Eucar and Concawe (JEC), Well-to-Wheels Analysis of
arten über die Zeit ab: Bei den Benzinern und -Bussen sollte durch öffentliche Be- Future Automotive Fuels and Powertrains in the Eu-
werden die Minderungen in erster Linie schaffungsprogramme, direkte finanzielle ropean Context, Version 4.a, Luxemburg 2014; eigene
durch Technologieverbesserungen des An- Anreize oder Privilegierung von Fahrzeu- Berechnungen.
triebsstrangs erreicht, da sich der angenom- gen (wie Ausnahmen bei Einfahrverboten) [10] Ludwig-Bölkow Systemtechnik (LBST), Hinico S.A.,
mene Kraftstoffmix nicht ändert. Allerdings temporär unterstützt werden. Study on hydrogen from renewable ressources in the
sind die Effizienzpotenziale von verbren- EU (GHyP), München, Brüssel 2015; T. Grube, B. Höh-
nungsmotorischen Antrieben technisch be- Langfristig müssen Speicher- und Trans- lein, Kosten der Wasserstoffbereitstellung in Versor-
grenzt. Bei den Elektroantrieben werden die portmöglichkeiten für Wasserstoff – darun- gungssystemen auf Basis erneuerbarer Energien, Was-
Emissionsreduktionen durch eine Kombi- ter Stoffspeicher, Großspeicher und Pipe- serstoff und Brennstoffzelle, Berlin, Heidelberg 2013, S.
nation aus Technologieverbesserungen und lines – bedarfsgerecht entwickelt werden. 225 – 239; eigene Darstellung.
der Umstellung der Strom- und Wasserstoff- Der Ausbau von Wasserstofftankstellen be- [11] Wie in [3] und International Council on Clean
erzeugung auf erneuerbare Quellen erzielt; darf insbesondere in der auslastungsschwa- Transportation (ICCT), A 2016 Update of Official and
die Emissionsfaktoren für den Strommix chen Einführungsphase einer finanziellen ‘Real-world’ Fuel Consumption and CO2 Values for Pas-
werden aus dem klimapolitisch ambitionier- Lasten- und Risikoteilung. senger Cars in Europe, Berlin u. a.O. 2016; Internatio-
ten 450 Szenario der Internationalen Ener- nal Energy Agency (IEA), World Energy Outlook, Paris
gieagentur abgeleitet [8]. Wasserstoff und seine Nutzungstechnologi- 2016; eigene Berechnungen.
en sind heute für die Konsumenten (noch)
Die Einführung von Elektroantrieben – BEV, kein alltäglich erfahrenes Produkt. Neue Dr. J. Adolf, Dr. C. H. Balzer, Dr. J. Louis,
aber auch FCEV – in den Fahrzeugpark lie- Energietechniken erfordern Offenheit, Erler- Shell Deutschland, Hamburg; Dr. K. Arnold,
fert einen großen Hebel zur Reduktion der nen, Gewöhnung der künftigen Anwender Wuppertal Institut, Wuppertal
THG-Emissionen des motorisierten Indivi- und Nutzer. Aufklärung und Vermittlung joerg.adolf@shell.com;
dualverkehrs, wenn auch die Bereitstellung technologierelevanter Informationen sind karinar@wupperinst.org
von Fahrstrom und Wasserstoff treibhaus- unabdingbare Voraussetzungen für ihre
gasarm erfolgt. Akzeptanz bei VerbraucherInnen und Bür-
gerInnen. Hierfür müssen adäquate Kom-
Schlüsseltechnologien Elek- munikations-, Erfahrbarkeits- und Engage-
trolyse und Brennstoffzellen ment-Formate geschaffen werden.
unterstützen, Wasserstoff-
infrastruktur ausbauen! Literatur

Wasserstoff als Energieträger – wenn er aus [1] Shell, Shell Wasserstoff-Studie. Energie der Zu-
erneuerbaren Energien erzeugt wird – und kunft? Nachhaltige Mobilität durch Brennstoffzelle und
Brennstoffzellen als Energiewandler können H2, Hamburg 2017, www.shell.de/wasserstoffstudie.

ENERGIEWIRTSCHAFTLICHE TAGESFRAGEN 67. Jg. (2017) Heft 11 77

Das könnte Ihnen auch gefallen