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Supersymmetrie (SUSY)
Martin Reitz
07.12.2010
Inhaltsverzeichnis
1 Das Standardmodell 3
1.1 Überlick über das Standardmodell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3
1.2 Kritik am Standardmodell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
1.3 Erweiterungen des Standardmodells . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8
2 Supersymmetrie 9
2.1 Überblick über die Supersymmetrie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9
2.2 Die Vorzüge der Supersymmetrie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11
2.3 Herleitung von Generatoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11
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Abbildungsverzeichnis
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1 Das Standardmodell
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Abbildung 1.1: Teilchen des Standardmodells
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Alle Atome des Periodensystems, sowie aus ihnen aufgebauten Strukturen (z.B.: Moleküle, Zellen, ...), sind
aus den Teilchen der ersten Familie aufgebaut: Die den Atomkern bildenden Protonen und Neutronen bestehen
aus Up-Quarks und Down-Quarks, die Elektronen der Atomhülle sind hingegen selbst Elementarteilchen der
ersten Familie. Die zweite und dritte Familie werden oft näherungsweise als Kopie der ersten Familie mit größe-
rer Masse und ansonsten identischen Eigenschaften der Teilchen beschrieben. So verhalten sich alle Neutrinos,
alle up-artigen Quarks, down-artigen Quarks und geladenen Leptonen gleich. Die einzigen Unterschiede liegen
in der Masse, was dazu führt, dass nur die erste Familie stabil ist. Die Existenz einer weiteren Familie, mit
entsprechenden noch nicht experimentell nachgewiesenen Elementarteilchen, kann nicht ausgeschlossen werden.
Ein Experiment am Large Electron-Positron Collider, welches das mögliche Vorhandensein weiterer Familien
untersuchte, schloss eine vierte Familie zu 98% aus.
Die Erhaltungsgrößen des Standardmodells sind nach Energie, Impuls, Drehimpuls und Ladung auch Baryon-
zahl, Leptonenzahl, usw.. Sie geben vor, welche Teilchenprozesse erlaubt sind, und welche nicht. Nach der
Entdeckung neuer Teilchen, die das Pauli-Prinzip verletzen, wurde eine neue Erhaltungsgröße eingeführt - die
Farbladung, welche von Quarks und Gluonen getragen wird. Zu jedem Teilchen gibt es ein Anti-Teilchen. (Bei-
spiel: Up-Quark: u ; Anti-Up-Quark: u )
[2]
Abbildung 1.2: Erhaltungsgrößen des Standardmodells
In der Teilchenphysik benutzt man oftmals Feynman-Diagramme, um Reaktionen und Zerfälle zu visua-
lisieren. In diesen Diagrammen stecken viele Informationen (u.a. Erhaltungsgrößen), so dass alle Terme der
Störungstheorie der QFT erkennbar sind. Als Beispiel betrachten wir ein Neutron (udd), welches durch schwa-
che Wechselwirkung (W− ) in ein Proton (uud), ein Elektron (e− ) und ein Elektron-Neutrino (ν e ) zerfällt.
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Es gibt in der Teilchenphysik einen ganzen Zoo an Teilchen“, darunter viele Mesonen und instabile Baryo-
”
nen. Ein Meson besteht immer aus einem Quark und einem Anti-Quark, ein Baryon hingegen aus drei Quarks.
Meistens zerfallen instabile Baryonen sehr komplex. Hierzu ein Beispiel einer Reaktion eines Protons (p) mit
einem K− -Meson, die zur Entdeckung des Ω− -Baryon (sss) führte.
Abbildung 1.4: Reaktion eines eines Protons (p) mit einem K− -Meson
Massive Teilchen, wie zum Beispiel das τ , können in verschiedene Teilchen zerfallen. Das τ -Lepton kann in
ein τ -Neutrino und zum Beipiel in ein µ und ein µ-Anti-Neutrino zerfallen; oder auch in ein τ -Neutrino, ein
Down-Quark (mit der Farbladung Blau“) und ein Anti-Up-Quark ( Anti-Blau“).
” ”
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Das Standardmodell beinhaltet außerdem ein Teilchen, das Higgs-Boson, welches bis jetzt noch nicht nachge-
wiesen wurde. Das Higgs soll eine Erklärung für die Masseneigenschaften von Fermionen liefern. Dies geschieht
durch die Yukawa-Kopplung, welche den Vertex zwischen Higgs und einem Fermion beschreibt.
Das Higgs soll indirekt über eine hochenergetische Photonenkollision, aus der ein tt̄-Paar und ein Higgs
entstehen, nachgewiesen werden. Hierfür müsste das Higgs die doppelte Masse eines top-Quarks haben, so dass
dieses dann in ein weiteres tt̄-Paar zerfallen kann. Da diese Energien noch nicht erreicht wurden, ist das Higgs
bis heute nicht nachgewiesen.
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1.2 Kritik am Standardmodell
Das Standardmodell ermöglicht im Prinzip präzise Vorhersagen. Allerdings wird die Gravitation nicht
berücksichtigt. Außerdem gibt es zuviele freie Parameter (mindestens 18) für Massen, Kopplungen, usw..
Auch kann das Standardmodell die Materie-Antimaterie-Asymmetrie nicht erklären, sowie das Hierar-
chieproblem, also den extremen Unterschied der fundamentalen Skalen, nicht lösen. Das Problem zeigt sich
auch dadurch, dass die elektroschwache Theorie (bei ca. 100GeV bis 1TeV) und die Plankskala, welche den Be-
reich beschreibt, in dem Quanteneffekte der Gravitation wichtig werden, (bei ca. 1019 GeV) sehr weit auseinander
liegen.
Die Kopplungen der fundamentalen Kräfte treffen sich, bei hohen Energien von ca. 1016 GeV,
nicht. Die Kopplungskonstanten werden mit α und den jeweiligen Indize gekenntzeichnet.
Auch die Higgs-Masse stellt im Standardmodell ein Problem dar, denn diese würde sich für natürliche Teil-
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chen bei einer Plankmasse befinden: MP = √G ≈ 1019 GeV (GN :Wechselwirkungskonstante der Gravitation).
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Hingegen müsste ein Higgs für die elektroschwache Wechselwirkung eine Masse von 80GeV haben (MW =80GeV).
Dieses Problem wird Natürlichkeitsproblem oder auch fine-tuning-problem genannt.
Das Standardmodell lässt außerdem keine Neutrinos mit Masse zu. Da aber nach Experimenten bewiesen
wurde, dass Neutrinos eine Masse besitzen, besteht hier Klärungsbedarf.
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1.3 Erweiterungen des Standardmodells
Um die in Kapitel 1.2 angesprochnenen Probleme zu lösen, muss das Standardmodell erweitert werden.
Hierfür gibt es viele Ansätze wie zum Beispiel Compositness, Great Unified Theories und neue Symmetrien.
Unter Compositness versteht man, dass Quarks und eventuell die anderen Elementarteilchen aus weiteren
Teilchen, Preons“, zusammengesetzt sind. Diesen Ansatz kann man mit dem Aufbau von Atomen vergleichen,
”
die für lange Zeit als unteilbar galten.
Great Unified Theories (GUTs) sind Theorien, welche die drei Kräfte, elektromagnetische, schwache
und starke Wechselwirkung, vereinigen. Eine Theorie of Everything (auch Quantengravitation genannt),
welche es ermöglicht bei Energien von ca. 1019 GeV alles zu beschreiben, soll aus der nachgewiesenen
GUT und der ART entwickelt werden.
Viele der GUTs, zum Beispiel die Stringtheorien, benutzen neue Symmetrien (lokale und auch andere
Symmetrien). Die lokalen Symmetrien werden durch die sogenannte Poincaré-Gruppe (Invarianzgruppe
im Minkowskiraum) beschrieben. Ein Beweis hat gezeigt, dass diese nur noch um eine einzige Symmetrie
erweitert werden kann - durch die Supersymmetrie (SUSY).
[3]
Abbildung 1.10: Übersicht zu den sich bewährten Theorien (Ausblick zu möglichen Vereinheitlichungen)
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2 Supersymmetrie
[4]
Abbildung 2.1: Darstellung von Teilchen und ihren Superpartnern
Außerdem wird das Higgs aus dem Standardmodell in fünf verschiedene Higgs-Teilchen aufgeteilt (h0 , H0 ,
A , H− , H+ (hierbei ist h0 das leichteste Higgs-Teilchen und wird bei 120 GeV vermutet)), da
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aufgrund der Transformation auch die Freiheitsgrade erhalten sein müssen. Da Bosonen (1 Freiheitsgrad) zu
Fermionen (2 Freiheitsgrade) transformieren, wurde ein weiteres Higgs-Dublett eingeführt. Diese Higgs-Teilchen
haben jeweils ihre Superpartner.
Man kann Teilchen und Steilchen durch ihre R-Parität unterscheiden. Wenn die R-Parität erhalten ist,
muss es das LSP geben. Daraus folgt, dass mindestens ein LSP übrig bleiben muss, wenn Steilchen zerfallen, die
in Beschleunigern nur als Paare erzeugt werden können. Würde die R-Parität verletzt sein, wären L und B keine
Erhaltungsgrößen mehr und auch das Proton wäre nicht stabil. Man weissbis heute nicht, wie die Symmetrie
zwischen Fermionen und Bosonen gebrochen wird.
PR = (−1)3(B−L)+2s (2.1)
Die Supersymmetrie wurde von Juri A. Golfand und seinem Studenten Evgeni Likhtman, 1971 in Moskau,
sowie unabhängig von D. V. Volkov und V. P. Akulov, 1972 in Charkiw/Charkow, Ukraine, eingeführt.
Das erste mit den bisherigen experimentellen Beobachtungen verträgliche supersymmetrische Modell, das
Minimale Supersymmetrische Standardmodell (MSSM), wurde 1981 vorgestellt. Nach den Vorhersagen des
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MSSM liegen die Massen der bisher unbeobachteten Superpartner im Bereich von 100 GeV/c2 bis 1 TeV/c2 , der
dem Teilchenbeschleuniger Large Hadron Collider (LHC) zugänglich ist. Und somit kann die Theorie verifiziert
beziehungsweise falsifiziert werden. (Die Steilchen könnten auch schwerer sein)
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2.2 Die Vorzüge der Supersymmetrie
Die Supersymmetrie löst nicht nur das Hierarchieproblem sondern auch das Natürlichkeitsproblem. Au-
ßerdem treffen sich durch die Änderungen und Erweiterungen des Standardmodells die Kopplungen bei ca.
1016 GeV. Noch viel interessanter ist aber die Tatsache, dass die Poincaré-Gruppe nur noch durch eine lokale
Symmetrie erweitert werden kann, wodurch die Fermionen und Bosonen vereinheitlicht werden.
Die Supersymmetrie postuliert ein Teilchen χ̃01 , das stabil ist und sehr schwach wechselwirkt mit uns be-
kannten Feldern. Dieses Teilchen ist ein geeigneter Kandidat für die Dunkle Materie, da diese nach dessen
Eigenschaften verlangt. Es ist das leichteste supersymmetrische Teilchen (LSP) und setzt sich aus Binos, Winos
und Higgsions zusammen.
nF = a†F aF nF = 0, 1 (2.2)
Dieser Hamiltonian ist unter einer Bosonen-Fermionen-Transformation invariant. Dies zeigen wir, indem wir
nach einer Entartung der Energieeigenwerte gesucht wird:
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|nB = 1, nF = 0i ⇒ EnB ,nF = h̄ω (2.8)
|nB = 0, nF = 1i ⇒ EnB ,nF = h̄ω (2.9)
Aus den Gleichungen (2.8) und (2.9) erkennen wir die Entartung. Nun müssen wir lediglich nur noch die
Operatoren für diese Transformation finden. Wir addierden zu der Gleichung (2.6) eine Null,:
H
= a†F aF + a†B aB + a†B a†F aF aB − a†B a†F aF aB (2.10)
h̄ω
anschließend benutzen wir die Kommutatorrelation und Anti-Kommutatorrelation:
h i
a†B , a†F = 0 = [aB , aF ] (2.11)
h i
aB , a†B = 1 ⇒ aB a†B = 1 + a†B aB (2.12)
n o
aF , a†F = 1 ⇒ aF a†F = 1 − a†F aF (2.13)
H
= a†B aF a†F aB + a†F aB a†B aF (2.14)
h̄ω
Dann definieren wir die Operatoren, die auch Generatoren der Supersymmetrie genannt werden:
Q := a†B aF (2.15)
Q† := a†F aB (2.16)
Diese Generatoren transformieren Fermionen in Bosonen und Bosonen in Fermionen:
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3 Die supersymmetrische Zukunft
Abbildung 3.2: Theoretische Erzeugung von Squarks, welche zum Neutralino zerfallen
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Abbildung 3.3: Theoretische Erzeugung von Smuon, welche zum Neutralino zerfallen
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Am LHC stellt man sich die Erzeugung von supersymmetrischen Teilchen durch eine Protonenkollision so
vor, dass zum Beispiel ein Gluon und ein Quark aus den jeweiligen Protonen reagiern:
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[5]
Abbildung 3.9: Theoretische Erzeugung von supersymmetrischen Teilchen 2
Quellen
[1]: http://www.desy.de/~ringwald/axions/talks/jena.pdf
[2]: http://de.wikibooks.org/wiki/Teilchenphysik:_Erhaltungsätze
[3]: http://cms.web.cern.ch/cms/Physics/Supersymmetry/index.html
[4]: http://www.weltmaschine.de/physik/supersymmetrie/
[5]: http://arxiv.org/PS_cache/arxiv/pdf/1010/1010.5419v1.pdf
[6]: http://arxiv.org/PS_cache/arxiv/pdf/1010/1010.5419v1.pdf
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Abbildung 3.10: Theoretische Erzeugung von supersymmetrischen Teilchen 3
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