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Jean Sibelius, Lieder aus op.

38 (Viktor Rydberg)
Übersetzung: Charlotta Henricson Auf dem Balkon am Meer

Herbstabend Erinnerst du dich an den Seufzer der dämmernden


Die Sonne versinkt, und die Wolken wandern mit Wellen,
wehvollem Die, am Ziel angelangt, nur eine irdische Küste
Sinn erreichten,
Dahin über schäumende See, über brausender Wälder nicht der Strand der Ewigkeit?
Dämmerung. Erinnerst du dich an den Wehmutsschein von des
Die Möwe schreit auf öder Schäre, Himmels
der Falke weilt in der Felsens Schutz, unvergänglichen Sternen?
müde von der Jagd hat er seinen Schnabel Ach, es ist auch ihr Los, am Ende das Zeitliche zu
in die vom Schauer durchnässten Daunen seines Flügels segnen.
versteckt. Errinnerst du dich an die Stille, als alles in ein Verlangen
nach
Die Sonne vesank, es dunkelt immer mehr Unendlichkeit versenkt schien,
Um die kiefern der Heide, Strände und Himmel und Meer,
Dunkelt über den Bergen, wo da Rinnsal Alles wie in Ahnung von Gott?
seufzt in kraut und Moos.
Entmutigt bleibt ein gelbbleiches Licht In der Nacht
Über westlicher Hügel Rand. Still ist der Hain, und der See, der des Strandes
Des Tages flüsternder Abschied verklingt trübe Einschlafende Rose küßte, ist still.
In dichter werdenden Schatten. Der Abendschein, der mild den Tempelhügel
Beschien, ist schon erbleicht,
Des Regens Fall auf die Felsen murmelt von Ruhig, träumend ruhig.
Wehmutssagen
Von der Wolken erdumschwebender dunkler Gedanken Stille Sterne aus dem Meere erstehen,
geboren; seit da unten im Myrtenwald
Der See am Strande sich brechende Welle Der Wind seufzte und starb,
Braust von dunkler Ödnis laut; Ruhig, träumend ruhig.
Stimmen, vor Schmerz schreklich zitternd,
Rufen im Sturm aus des Waldes Tiefe. Die müde Najade ist auf moosigem Bett
An der Seite ihrer Urne niedegesunken,
Einsam draußen in einsamer Gegend, an feuchten Eingeschläfert von der reuschenden Quelle:
Felsen Ihr Busen hebt sich in de Mondes stillem Licht,
Gelehnt, steht ein Wanderer, aluscht und genießt. Ruhig, träumend ruhig.
Spürt seine Seele Einklang mit dem Lied,
Da vor sternloser Nacht gesungen wird?
Stirbt sein Elend wie ein sachter Ton
In des Herbstes gewaltigem Trauergedicht?

1
Karol Szymanowski, Lieder Der Das Lied der Welle
Märchenprinzessin, op 31 (Zofia Szymanowska)
Ich möchte die silberne Welle sein,
Der einsame Mond die deinen Kahn froh umgaukelt.
Die Haare, die wären die Harfe mein,
Manchesmal macht mich der Mond wirklich recht böse, und ich sänge dir Lieder.
wenn er sich nächtlich in den Wolken versteckt,
Um uns das Geheimnis der Liebe zu stehlen. Und wenn die bösen Winde
Doch wenn ich bedenke, wie traurig der Einsame dein Boot zerschellen am Felsen,
friert im Sternenschweigen, bleich und würd ich dein einwiegen
sehnsuchtsbange, an meiner schneeweissen Brust
und daß ihn niemals die Liebe durchglühte, zum ew'gen Schlaf, zum ewigen, ewigen Schlaf!
ist mir so leid, so leid!

Die Nachtigall Das Fest

Manchmal bedünkt mich, daß Gott sich wohl irrte, Mir zu Ehren prunkend in Purpur,
kein Herz mir schenkte sondern eine Nachtigall. königlich lärmend tobt das Fest.
Die schweigt am Tage, doch wenn die Nacht kommt, Aber die hellen Säle sind mir ein dunkles Gefängnis,
so schlägt ihr Liebeschluchzen zu den Sternen. denn eben steigt die Sonne herauf so rosig rot,
und fernher so silbern klingt das Lied, zum Klang der
Die goldenen Pantoffeln Flöte.
Der Liebste mein, der Liebste mein, tanzet so freudig
Vom Tore meines Palastes im Wiesengrün!
fortging er, der mich geliebt hat,
barfüssig im Nebel des Herbstes...
In Goldpantoffeln geh' ich,
in Goldpantoffeln,
doch meine Füsse brennt
die Spur der Tränen am Wege,
den er für immer fortging,
er, der mich geliebt hat, er, der mich geliebt hat!

Der Tanz

Wenn deine Arme,


Vielliebster mein,
mich in Liebe umschliessen,
leicht wie ein Vogel schweb' ich dann,
und alle, alle Blumen tanzen im Garten
beglücket und froh den Reigen mit uns!

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