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rde erst im Laufe des 19.

Jahrhunderts geprägt, keiner der vier Dichter hat sich selbst als
Klassiker bezeichnet. Heute gibt es zwei unterschiedliche Definitionen des Begriffs Weimarer
Klassik:

Die erste, weit gefasste Definition bezieht sich auf die Zeit und den Ort des Wirkens von
Wieland, Herder, Goethe und Schiller. Diese vereinfachende Definition suggeriert
weitreichende Übereinstimmungen im literarischen Schaffen der vier, diese
Übereinstimmungen bestanden allerdings vor allem zwischen Goethe und Schiller in der Zeit
von 1794 bis 1805. Auch existierten nie zeitgleich außergewöhnliche persönliche
Beziehungen aller vier zueinander. Somit fasst diese Definition des Begriffs vor allem die vier
prominentesten literarischen Persönlichkeiten des damals bestehenden Kulturraums
(Weimar und Jena) zusammen, die nicht der frühromantischen Strömung angehörten.

Die zweite, wesentlich enger gefasste Definition bezieht sich auf die etwa 11-jährige
gemeinsame Schaffensperiode von Goethe und Schiller. Mit dieser Beschränkung der
Definition auf die intensive persönliche Freundschaft und die „Ästhetische Allianz“ in der
Dichtung ist es möglich, den Begriff Weimarer Klassik exakter von den komplexen kulturellen
Zusammenhängen in Weimar und Jena um das Jahr 1800 abzugrenzen. Hier ist
hinzuzufügen, dass Goethe nach dem Tode Schillers (1805) diese Allianz inhaltlich
weiterführte. Auch war die Begriffsprägung des 19. Jahrhunderts bezüglich des Ortes
vereinfachend, denn Schiller lebte und arbeitete die erste Hälfte der klassischen Epoche in
Jena (bis Dezember 1799), so dass ein großer Teil der Kommunikation über Briefe und bei
gegenseitigen Besuchen stattfand.
Die Dichterfreundschaft zwischen Goethe und Schiller und deren Werke aus dieser Zeit
bilden somit, aus literaturwissenschaftlicher wie auch historischer Sicht, eine besser
anwendbare Definition des Begriffs.
Voraussetzungen für die Weimarer Klassik

Die Französische Klassik wurde weltweit als Höhepunkt der Bestrebungen seit der
Renaissance betrachtet, die Dichtung der Antike aufleben zu lassen. Nach dem Tod des
Sonnenkönigs (Ludwig XIV) 1715 zeigten sich Tendenzen, sich von diesen Vorbildern zu
lösen. Die antiken Stoffe wurden von realistisch-aktuellen und dann zunehmend von
mittelalterlichen, exotischen, märchenhaften verdrängt. Daher setzten Bemühungen ein, die
Beschäftigung mit der Antike zu retten und ihr dabei jenen aristokratischen Anstrich zu
nehmen, der bei den Bürgerlichen auf Ablehnung stieß. Dies ging einher mit einer Rückkehr
zu den Quellen, wie sie die Reiseliteratur über antike Stätten und die beginnende
Archäologie vorführten.

Als Johann Joachim Winckelmann 1755 seine Gedanken über die „Nachahmung der
griechischen Werke in der Malerei und Bildhauerkunst“ und 1764/67 seine „Geschichte der
Kunst des Altertums“ schrieb, ahnte er nicht, welche Wirkung diese Werke bis ins 19.
Jahrhundert hinein auf die vorwiegend an der römischen Antike orientierte Kunst und Kultur
haben sollten. Seine ästhetische Betrachtung der griechischen Kunst (edle Einfalt, stille
Größe) war eine Grundlage für die Zeit der „deutschen“ Klassik. Das Prunkvolle der
Französischen Klassik wurde damit zum bürgerlich Schlichten gemacht. Dies entsprach der
Tendenz im deutschen Sprachgebiet, zwischen Adel und Bürgertum zu vermitteln, statt
Abgrenzungen zu schaffen. Auch die literarische Klassik, später auch Weimarer Klassik
genannt, blieb diesen Grundsätzen treu. Als Begründer der Literatur der deutschen Klassik
kann Albrecht von Haller mit seinem Gedicht Die Alpen in seinem Versuch Schweizerischer
Gedichte (Bern 1732) gelten.

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