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Kontaktstudium Bibliotheks- und Informationsmanagement

Modul Forschungsdatenmanagement an der Hochschule der Medien, Stuttgart

Umgang mit Forschungsdaten


am Rechtswissenschaftlichen Institut
der Universität Zürich

Studie von Elisabeth Steiner


eingereicht am 31. Dezember 2018
Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung ............................................................................................................................................ 3
1.1 Ausgangslage .............................................................................................................................. 3
1.2 Fragen ......................................................................................................................................... 3
1.3 Methode ..................................................................................................................................... 3
1.4 Auswertung ................................................................................................................................ 4
1.5 Abgrenzung................................................................................................................................. 4
1.6 Begriffserklärung ........................................................................................................................ 4
1.6.1 Forschungsdaten ................................................................................................................ 4
1.6.2 Forschungsdatenmanagement ........................................................................................... 5
1.6.3 Data Management Plan ...................................................................................................... 5
1.6.4 Open Access ....................................................................................................................... 5
2 Ergebnisse........................................................................................................................................... 6
2.1 Akteure und ihre Rollen ............................................................................................................. 6
2.1.1 Politik .................................................................................................................................. 6
2.1.1.1 Europa ........................................................................................................................ 6
2.1.1.2 Schweiz ....................................................................................................................... 7
2.1.2 Drittmittelgeber.................................................................................................................. 7
2.1.3 Forschungseinrichtung ....................................................................................................... 8
2.1.3.1 Bibliothek.................................................................................................................... 8
2.1.3.2 Forschende ............................................................................................................... 10
2.2 Umfrage .................................................................................................................................... 11
3 Interpretation ................................................................................................................................... 13
4 Schlussfolgerungen........................................................................................................................... 15
5 Ausblick............................................................................................................................................. 16
Referenzliste ............................................................................................................................................. 17
Anhang 1................................................................................................................................................... 18
.......................................................................................................................................................... 21
.......................................................................................................................................................... 21

2
1 Einleitung
1.1 Ausgangslage
Forschungsdaten sind in aller Munde. Neu werden Konferenzen, Schulungen und Beratungen zum
Thema Forschungsdatenmanagement angeboten. 1 Es wird nicht länger nur über die Zugänglichkeit der
Forschungsergebnisse der Universitäten diskutiert, sondern auch über die Forschungsdaten, die zu den
Veröffentlichungen geführt haben. Neue Begriffe wie Open Aire, Open Data und Open Science erweitern
das Konzept Open Access. Gleichzeitig dürfen heikle Forschungs- und Personendaten nicht offengelegt
werden. Wie gehört das alles zusammen und wer muss sich damit beschäftigen?

Spätestens seit dem 1. April 2018 müssen sich nun auch Forschende des Rechtswissenschaftlichen
Instituts (RWI) der Universität Zürich (UZH) Gedanken über ihre Forschungsdaten machen. Der
Schweizerische Nationalfonds (SNF) fordert, dass ein Data Management Plan (DMP) gleichzeitig mit dem
Projektgesuch eingereicht wird.

Diese Arbeit soll aufzeigen, in welchem Ausmass Forschungsdatenmanagement am RWI angekommen


ist und welche Rolle die assoziierte Bibliothek als Vermittlerin spielt bzw. spielen könnte. Dabei ist die
Institutsbibliothek nur eine von vielen Akteuren mit unterschiedlichen Interessen rund um
Forschungsdaten. Darum gilt es, diese Akteure und ihren Rollen zu untersuchen und vorzustellen.

1.2 Fragen
1. Welche Akteure innerhalb und ausserhalb der Universität sind relevant für die RWI-Forschenden
in Bezug auf Forschungsdatenmanagement?
2. Was wissen die RWI-Forschenden über Forschungsdaten bzw. Forschungsdatenmanagement?
3. Gibt es an der UZH schon eine Beratung im Umgang mit Forschungsdaten, und in dem Fall,
disziplinspezifisch für die Rechtswissenschaften?
4. Welche Rolle sollte die RWI-Bibliothek in Bezug auf Forschungsdatenmanagement annehmen?

1.3 Methode
Um die verschiedenen Akteure und ihre Interaktionen innerhalb und ausserhalb der UZH zu finden,
wurden neben der Literaturrecherche erstmal das Personal- und Finanzwesen des Instituts und das
World Wide Web konsultiert. Weitere Konsultationen fanden mit Personen statt, mit denen ich schon
mal Kontakt hatte und die meines Erachtens hilfreich sein könnten. Diese Konsultationen fanden
entweder per E-Mail oder durch persönliche Gespräche statt. Die E-Mails sind auf einem
universitätsinternen Server gespeichert. Die Gespräche wurden nicht aufgenommen, sondern sind aus
meinem Gedächtnis wiedergegeben.

Ein gewichtiger Teil der Untersuchung besteht aus einer Umfrage mit zwölf Fragen, die mit dem
kostenfreien Online-Werkzeug Survio erstellt und an 75 Personen des Instituts verschickt wurde. Die
EmpfängerInnen waren ProfessorInnen, Oberassistierende und Postdoktorierende. Sie wurden
ausgewählt, weil sie in der Position sind, Gesuche für Drittmittel einzureichen. Um Missverständnisse

1
Einige Beispiele: Swiss Research Data Day (SRDD) am 12.06.2018 an der ETH, Zürich, als Teil des DCLM-
Projekts; Fortbildungsprogramm der Forschungsdatenmanagement am 06.06.2018 für ZHAW-Mitarbeitende,
Winterthur; wiederkehrende Workshop «Research Data Management» an der ETH, Zürich.

3
möglichst zu vermeiden, wurden folgende Begriffe einleitend in der Umfrage erklärt: «Forschungs-
daten», «Forschungsdatenmanagement» und «Data Management Plan».

Die Umfrage besteht aus vier Teilen. Frage 1 und 2 dienen dazu, die Position und Fachzugehörigkeit der
Teilnehmenden festzustellen. Frage 3 bis 8 dienen dazu, den Umgang mit Forschungsdaten zu
untersuchen. In Frage 9 und 10 geht es um Data Management Plans (DMPs). In Frage 11 und 12 wird
schliesslich nach dem Bedürfnis nach individuellen Beratungen gefragt.

1.4 Auswertung
Für die Auswertung der Umfrage wurde das automatische Verfahren benutzt, das die Gratisversion der
Umfragesoftware Survio anbietet. Es wurden automatisch Kreis- und Balkendiagramme erstellt, die für
den Download frei zugänglich waren. Hingegen bietet die Gratisversion von Survio keine Möglichkeit,
die individuellen Antworten quer zu vergleichen. Also konnten Antworten innerhalb einer Fachgruppe
nicht miteinander verglichen werden.

1.5 Abgrenzung
Diese Studie möchte ein Augenblicksbild von der Situation am RWI im Dezember 2018 aufzeigen und
baut auf Aussagen der Umfrage, der Email-Korrespondenz und den befragten Personen auf. Es findet
keine Beobachtung über eine gewisse Zeit hinweg statt. Zudem konnten aufgrund der begrenzten Zeit
keine weiteren Personen befragt werden, die für diese Studie interessante Informationen hätten liefern
können, wie z.B. BibliothekarInnen, InformatikerInnen und sonstige Mitglieder anderer Fachdisziplinen
oder sogar anderer Universitäten.

Die Umfrage behandelt z.B. Datentypen, Speicherort und Datensicherung, ohne auf die weiteren
durchaus relevanten Aspekte, wie rechtliche Rahmenbedingungen, Zugänglichkeit und Nachnutzung der
Forschenden einzugehen.

1.6 Begriffserklärung

1.6.1 Forschungsdaten

Beispiele für Forschungsdaten sind Statistiken, Interviews, Simulationen, Messdaten aus Experimenten,
Beobachtungsdaten aus Instrumenten, Texte mit semantischen Annotationen, 3D‐Scans, Audio- oder
Videodateien, Bilder, Tabellen, Dokumente, Binärdaten, Software und Textdateien. Von Hand notierte
Messdaten sind ebenfalls Forschungsdaten, aber in dieser Untersuchung werden einzig digitale Daten
diskutiert.

Texte sind wohlgemerkt nicht automatisch Forschungsdaten, es sei denn, es geht um einen Textkorpus,
ein transkribiertes Interview oder chemische Strukturformeln in Fachartikeln (Ludwig, 2018, Folie 4).
Auch nutzergenerierte Inhalte in Sozialen Medien können Forschungsdaten sein.

Anders ausgedrückt bestehen die Forschungsdaten aus:


• Rohdaten oder Primärdaten (Messdaten, Text, Audio, Video, Bild)
• teilstrukturierten Daten (Datenbank, Tabelle, Transkript)
• Metadaten (nach Standard manuell oder automatisiert erstellt)

4
1.6.2 Forschungsdatenmanagement

Aus Forschungsdaten ergibt sich ein disziplin- und projektspezifisches Verständnis von Forschungsdaten
mit unterschiedlichen Anforderungen an die Aufbereitung, Verarbeitung und Verwaltung der Daten –
das sogenannte Forschungsdatenmanagement (Wiki-Gemeinde forschungsdaten.info, 2018).

1.6.3 Data Management Plan

Der Data Management Plan (DMP) legt dar, wie die Daten produziert, erhoben, dokumentiert,
veröffentlicht und archiviert werden sollen. Der Inhalt eines DMP erstreckt sich auf vier Bereiche:
(1) Datenerhebung und -dokumentation, (2) ethische, rechtliche und Sicherheitsfragen, (3) Daten-
speicherung und -erhalt, sowie (4) Austausch und Weiterverwendung der Daten (Ausschnitt aus den
Leitlinien für Forschende des SNF).

Bild 1. Vollständige Umsetzung von Forschungsdatenmanagement über den ganzen Datenlebenszyklus.


(Illustration: Elisabeth Steiner)

1.6.4 Open Access

Open-Access-Veröffentlichungen sind digitale, weltweite, dauerhafte, ohne rechtliche, technische oder


finanzielle Hürden frei zugängliche Publikationen. Dies ist eine oft zitierte Zusammenfassung der Berliner
Erklärung zu Open Access, die auf der Max-Planck-Gesellschaft-Website nachzulesen ist.

In der Einleitung zu «Praxishandbuch Open Access» schreibt Konstanze Söllner (Söllner & Mittermaier,
2018, S. 3):

Bei der Umstellung eines subskriptionsbasierten auf ein Open-Access-System handelt es sich um
eine Reform des wissenschaftlichen Publikationswesens, die von einer Reihe von
Interessengruppen und Akteuren vorangetrieben wird, zugleich aber auch um eine Veränderung
der Wissenschaftskultur und des Publikationsverhaltens der Autoren.

5
Söllner zählt die Gruppen auf – die wissenschaftliche Community, Forschungseinrichtungen und
Bibliotheken, die Politik und Förderorganisationen, die Verlage – und erklärt wie unterschiedlich und
vielfältig ihre Motivationen sind. Daraus wird klar, warum sich grosses Konfliktpotential in der Open
Access-Bewegung verbirgt.

2 Ergebnisse
2.1 Akteure und ihre Rollen
Durch Literaturstudien, Korrespondenzen und Kurzinterviews konnten folgende Akteure und deren
Rollen ausgemacht werden.

2.1.1 Politik

Warum Forschungsdatenmanagement? Wenn Forschung geprüft und wiederverwendbar ist, garantiert


sie eine hohe Qualität der wissenschaftlichen Ergebnisse. Von Drittmittelgebern und Gesellschaft ist der
Zugang zu Forschungsresultaten über Langzeitarchivierung gefragt, d.h. dass die Resultate auch nach 40
Jahren von Menschen und Maschinen auffindbar und verwertbar sein sollen. Dalllmeier-Tiessen (2010)
schlussfolgert, dass Verpflichtungen zum Datenmanagement und zur Datenpublikation jedoch auch als
Eingriffe in die Forschungsfreiheit gedeutet werden. Forschungsdaten sind komplex, d.h.
verschiedenartig, aber auch einzigartig, und möglicherweise teuer und wertvoll.

2.1.1.1 Europa

OpenAire (Open Access Infrastructure for Research in Europe) versteht sich als Forschungs-
informationssystem für Forschungsförderer und arbeitet für den uneingeschränkten, barrierefreien und
offenen Zugang zu Forschungsergebnissen, die aus öffentlichen Mitteln in Europa finanziert werden.
OpenAire ist aus verschiedenen Projekten der Europäischen Kommission gewachsen und hat die
Implementierung des Open Access Policy als oberstes Ziel. Neben Aufbau von Repositorien2 und
anderen technischen Infrastrukturen werden Metadatenstandards und Schulungen via Webinars
angeboten. Zenodo heisst das Repositorium, das im Rahmen von OpenAire vom CERN aufgebaut worden
und seit 2013 in Genf angesiedelt ist. Es ist für alle Forschenden zugänglich.

Horizon 2020 ist ein Rahmenprogramm für Forschung und Innovation der Europäischen Union (EU) für
die Jahre 2014-2020. Innerhalb des Programms wurde ein Pilotprojekt für Forschungsdaten – Open
Research Data Pilot – gestartet. Demnach müssen bewilligte Projekte zusätzliche Anforderungen
erfüllen und Massnahmen zur zugänglichen Veröffentlichung von Forschungsdaten in einem DMP
beschreiben.

2
Datenarchive zum langzeitigen Aufbewahren von publizierten Forschungsergebnissen auf sicheren Servern.

6
2.1.1.2 Schweiz

Die Schweiz ist bei OpenAire mitunter 34 europäischen Ländern repräsentiert durch ein European
National Open Access Desk (NOAD), geleitet von Herrn André Hoffmann der Hauptbibliothek Universität
Zürich (HBZ).

Das Bundesgesetz über die Förderung der Hochschulen und die Koordination im schweizerischen
Hochschulbereich (Hochschulförderungs- und Koordinationsgesetz, HFKG) ist die Basis für die neue
Rektorenkonferenz der schweizerischen Hochschulen, kurz swissuniversities. Die Konferenz übernimmt
Mandate vom Bund und setzt sich für die Vertiefung und Weiterentwicklung der Zusammenarbeit unter
den schweizerischen Hochschulen ein. Auch auf internationaler Ebene vertritt sie die Interessen der
universitären Hochschulen, der Fachhochschulen und der Pädagogischen Hochschulen der Schweiz.

Projekte, die zum Handlungsfeld Forschungsdaten gehören, sind für swissuniversities eine natürliche
Verlängerung ihrer Open Access-Projekte. Darunter sind durch verschiedene Teilprojekte in den letzten
vier Jahren die Websites «openresearchdata.ch», «researchdatamanagement.ch» und «dlcm.ch»
entstanden.

2.1.2 Drittmittelgeber

Als Beispiel des Drittmittelgebers dient in dieser Studie der Schweizerische Nationalfonds (SNF), weil er
mit dem Gesuch einen Entwurf eines DMP einfordert. Nach Definition der SNF dient der DMP der
Planung des Lebenszyklus’ von Forschungsdaten (Bild 1). Er ist langfristig angelegt und stellt dar, wie die
Daten produziert, erhoben, dokumentiert, veröffentlicht und archiviert werden sollen. Der SNF stellt
eine Schablone für die Erstellung des DMPs zur Verfügung. Der DMP für ein Forschungsprojekt bezieht
sich auf fachspezifische Praktiken und Standards und kann sich deshalb in seinem Inhalt unterscheiden.

Auf der SNF Website unter der Rubrik 2.1. "So reichen Sie einen DMP ein" gibt es einen Satz in den
Leitlinien, der eine Art Hintertür bietet – falls gewünscht:

Sollte je nach Forschungsprojekt und Disziplin eine prüfenswerte Frage nicht relevant sein, kann
dies im DMP erläutert werden. 3

Der SNF unterstützt die Verwendung von nicht gewinnorientierten Repositorien, wie Dryad, EUDAT,
Harvard Dataverse und Zenodo. Es werden nur Kosten für den Daten-Upload in nicht gewinn-
orientierten Datenarchiven übernommen.

Hirschmann & Verdicchio (Söllner & Mittermaier, 2017, S. 220) beschreiben den SNF als wichtigster
nationaler Forschungsförderer. SNF unterzeichnete schon 2006 die Berliner Erklärung zu Open Access
und verpflichtet seit 2008 Geldempfangende zu Open Access.

Wie kontrolliert der SNF, dass die resultierenden Publikationen der Allgemeinheit offen verfügbar sind?
Auf die Frage antwortet Frau Béatrice Fehlmann, Gesuchs- und Projektadministration für Geistes- und
Sozialwissenschaften, dass der SNF die Open Access-Schaltung der geförderten Publikationen über die
Ausgabedaten kontrolliere. Die Beitragsempfangenden seien aufgefordert, darunter die URL zur Open-

3
Abgerufen am 31. Dezember 2018 von:
http://www.snf.ch/de/derSnf/forschungspolitische_positionen/open_research_data/Seiten/data-
management-plan-dmp-leitlinien-fuer-forschende.aspx .

7
Access-Version mitzuteilen. Diese Ausgabedaten würden auf der Forschungsdatenbank P3 des SNF
publiziert. Bei der Erfassung handle es sich in einem ersten Schritt um eine Selbstdeklaration der
AutorInnen. Eine Kontrolle bzw. ein Monitoring der Open Access-Publikationen sei in Arbeit. Im Rahmen
dieser Kontrolle erwäge der SNF auch Sanktionen, wenn der Open Access-Pflicht nicht nachgekommen
werden würde.

Ab 2013 bot der SNF bis zu CHF 3’000 für einen Artikel in Open Access-Zeitschriften als Teil der
Projektmittel an. Als ein paar Jahre später die Forderung, Open Access zu publizieren, sich auf
Monographien ausdehnte, reagierten sowohl Wissenschaftler als auch Verlage empört (Söllner &
Mittermaier, 2017, S. 215) – dazu mehr später.

2.1.3 Forschungseinrichtung

Die Universität Zürich unterschrieb ebenfalls 2006 die Berliner Erklärung zu Open Access und betreibt
seit 2008 das Repositorium ZORA (Zürich Open Repository and Archive). Die UZH ist aktives Mitglied des
EU-Programms OpenAire, und am 1. Dezember 2018 wurde ein Data-Pilotprojekt abgelöst von einer
neuen Abteilung der HBZ namens Data Services. 4

Die neue Abteilung ist noch im Aufbau. Im Moment gibt es eine Leiterin, Frau Andrea Malits, und zwei
Mitarbeitende, die sich die Fakultäten aufteilen: Frau Eva-Marie Lang ist Expertin für Natur-
wissenschaften und Herr Florian Steurer ist Experte für Geistes- und Sozialwissenschaften.

Auf die Frage nach einer Policy erzählt Frau Malits, dass die Universität Zürich noch keinen Leitfaden für
Forschungsdatenmanagement verabschiedet habe – jedoch sei einer geplant.

Herr Steurer berichtet in einer E-Mail, dass Data Services sich mit einer breiten Palette von Themen
beschäftige: von Daten, Datenformaten und Datenorganisation über Datensicherheit und rechtlichen
Fragenstellungen bis Infrastrukturlösungen. Die Mitarbeitenden ständen regelmässig in Kontakt mit
Vertretern aus den Bereichen Rechtsdienste, Datenschutz und Forschung und Nachwuchsförderung,
allesamt eigenständige Abteilungen der UZH.

Innerhalb der Forschungseinrichtung gibt es zwei besondere Akteure, die genauer vorgestellt werden
müssen: die Bibliothek und die Forschenden.

2.1.3.1 Bibliothek

Historisch gewachsen werden die Open Access-Regelungen der Universitäten und Hochschulen vor
allem von Bibliotheken in Form von Beratungs- und Informationsangeboten umgesetzt. Es wurden Open
Access-Fachstellen in den Bibliotheken aufgebaut, die die Autoren beraten, z.B. zu Fragen des
Urheberrechts (Söllner & Mittermaier, 2017, S. 217).

In enger Zusammenarbeit mit der Zentralbibliothek Zürich und der Science-IT der UZH werden in der
HBZ individuelle Beratungen zu DMPs, Schulungen zur Förderung der Datenkompetenz und Auflistungen
von geeigneten Repositorien angeboten. Das hauseigene Repositorium ZORA wird nicht genutzt,
stattdessen werden nationale und internationale Lösungen vorgezogen. Dabei steht die Datensicherheit

4
Abgerufen am 31. Dezember 2018 von: https://www.hbz.uzh.ch/de/open-access-und-open-science/data-
services.html .

8
im Mittelpunkt. Herr André Hoffmann von der HBZ erzählt, dass die UZH im Projekt Data Life-Cycle
Management (DLCM) als Projektpartnerin neben der ETH, der Universität Genf, der EPFL und der
Universität Lausanne für den Aufbau einer Langzeitarchivlösung für Forschungsdaten mitgearbeitet
habe. Der entstandene Prototyp werde von der Universität Genf derzeit zur Marktreife
weiterentwickelt, sollte aber zu Beginn nicht mit einer vollwertigen Langzeitarchivlösung im engeren
Sinne starten, sondern erstmal günstiger einen sichereren Speicherplatz bieten als Zenodo.

Auf die Frage nach dem Beratungsangebot erzählte Frau Malits, dass solche Beratungsgespräche schon
stattgefunden hätten. Sie schätzt, dass bis Ende Dezember 2018 etwa vier individuelle Beratungen für
RWI-Angehörige durchgeführt worden seien.

Die Devise ist, Forschende sollen nach guter wissenschaftlicher Praxis vorgehen. In Sachen
Forschungsdatenmanagement gibt es dafür die FAIR-Prinzipien (findable, accessible, interoperable,
reusable) 5, wonach Daten auffindbar, zugänglich, kompatibel und wiederverwendbar für Mensch und
Maschine sein sollen. Die FAIR-Daten-Prinzipien wurden 2015 von der Gruppe Force11 erstellt. Force11
ist eine stetig wachsende Bewegung rund um Forschungsdaten, die ihren Anfang 2011 an einer
Konferenz in Deutschland hatte – daher der Name. Die FAIR-Grundsätze schreiben den korrekten
Umgang mit Metadaten vor und sind damit ein Anliegen für Bibliotheken zusammen mit Repositorien-
Anbietern.

Bild 2. FAIR-Grundsätze (Illustration: Elisabeth Steiner)

5
Force11, «Fair Data Guiding Principles», abgerufen am 31. Dezember 2018 von:
https://www.force11.org/fairprinciples .

9
1. Auffindbar heisst, beschreibende Metadaten in einem Repository hinterlegen, so dass sie von
Menschen und Maschinen gleich gut lesbar sind.
2. Verfügbar heisst, dass die Metadaten für die Wiederverwendung von Menschen zum Download
bereitstehen, aber auch von Maschinen lesbar sind.
3. Kombinierbar heisst, dass die Metadaten mit anderen Metadaten (halb)automatisch
kompatibel sein sollten.
4. Wiederverwendbar heisst, dass die Forschungsdaten aufgearbeitet werden und zu neuen
Forschungsergebnisse führen können.

Hier ein Beispiel aus dem Repositorium Zenodo mit sowohl manuell eingetragenen als auch automatisch
generierten Metadaten: https://zenodo.org/record/1205287#.XCTyDGnZBpg.

2.1.3.2 Forschende

Die Forschenden, in der Rolle der Autorinnen und Autoren, sind diejenigen, die während des ganzen
Forschungsprozesses gezwungen sind, Entscheidungen zu treffen. Aus den Hilfestellungen des
Programms Horizon 2020 geht hervor, dass die Forschenden entscheiden sollen, welche Daten sie
behalten müssen, um die Validierung Ihrer Ergebnisse zu unterstützen. Dazu sollten alle Datenausgaben
berücksichtigt werden, die möglicherweise einen längerfristigen Wert haben könnten, für einen selbst
und für andere (offizielle Website zu OpenAire).

Sind die Forschenden auch diejenigen, die aktiv dafür sorgen müssen, dass ihre Daten nach den FAIR-
Prinzipien aufbewahrt und, wo möglich, zugänglich gemacht werden? In dem Fall müssten sie die
Metadatenstandards ihrer Disziplin beherrschen, um die gefragte hohe Qualität ihrer Daten zu
erreichen. Sie müssen kurz gesagt über Datenkompetenz verfügen.

Die Forschungsdelegierte der Dekanin der Rechtswissenschaftlichen Fakultät, Frau Professorin Ulrike
Babusiaux hat sich mit diesen und weiteren Fragen schon im März 2018 an die Data Services gewandt,
als die Abteilung nur als Pilotprojekt bestand. Sie hat klären wollen,

wie die Geistes- und Sozialwissenschaften, die ja nicht ausschliesslich empirisch, sondern
(jedenfalls zurzeit noch eher hermeneutisch arbeiten), mit dieser Vorgabe umgehen sollen.
Insbesondere hatte ich Sorge, dass hier erneut Standards der Naturwissenschaften für unsere
Fakultät für verbindlich erklärt werden sollen, was zu einer Benachteiligung unserer Forschung
auch bei der Vergabe von Forschungsgeldern führen könnte.

Frau Prof. Babusiaux listet nachher in ihrem Bericht an die Dekanin die gelieferten Antworten auf. Sie
fasst u.a. zusammen, dass «die Einreichung von Projektanträgen durch das neue Erfordernis nicht
wesentlich erschwert wird». Als Hilfestellung notiert sie, dass es die Data Services der HBZ geben wird,
und in der darauffolgenden Korrespondenz in Bezug auf diese Studie schreibt sie: «Es wäre in der Tat
ein Muster, das die meisten Anträge erledigt, unbedingt wünschenswert».

Kurzer Hinweis: Die Diskussion rund um Forschungsdaten ist eng mit den Open Access-Prinzipien
verbunden (Horizon 2020, OpenAire, SNF-Richtlinien). Was ist aber mit heiklen Forschungsdaten, die
hinter Schranken bleiben müssen? Damit beschäftigen sich die RWI-Angehörigen in ihrer Forschung
schon, z.B. in Zusammenhang mit Informationsrecht, Immaterialgüterrecht und Wettbewerbsrecht.
Zwei Beispiele von vielen:

10
• Thouvenin, Florent: Forschung im Spannungsfeld von Big Data und Datenschutzrecht: eine
Problemskizze (Usteri, Boehme-Neßler & Rehbinder, 2017, S. 27-53).
• Früh, Alfred. Datenzugangsrechte (Sic!: Zeitschrift Für Immaterialgüter-, Informations- Und
Wettbewerbsrecht, 2018, S. 521-539)

2.2 Umfrage
Am 13. Dezember 2018 wurde die Umfrage an 75 Personen geschickt. Daraufhin haben 13 Personen die
Umfrage vervollständigt. Nach einer Erinnerung haben weitere zwölf Personen die Umfrage
abgeschlossen, was einer Rücklaufquote von insgesamt 25 Personen oder 33 Prozent entspricht.
Weitere 24 Personen haben den Link angeklickt aber die Umfrage nicht abgeschlossen.

Die Umfrage lehnt sich inhaltlich zum grössten Teil an den Report «Der Umgang mit Forschungsdaten
an der Leibniz Universität Hannover» (Hauck et al., 2016) an, weil jene Umfrage mir als relevant und gut
strukturiert erscheint. Der Unterschied besteht darin, dass die Umfrage im RWI viel kürzer gehalten
wurde, mit der Hoffnung, genügend Antworten zu bekommen, um eine Schlussfolgerung machen zu
können.

Die Umfrage verlief anonym. Dabei wurde bei Frage neun eine Bitte hinzugefügt, dass Personen, die
bereit wären, mehr Informationen preiszugeben, Ihre Email-Adresse hinterlassen sollen. Das hat
niemand gemacht, dafür haben mich zwei Personen direkt per E-Mail kontaktiert.

Es folgt eine Zusammenfassung der Ergebnisse der Umfrage. In Klammer wird die Anzahl Personen
angegeben, die eine Auswahl markiert haben. Mit Strichpunkt getrennt sind Bemerkungen unter
«Andere …» (bei Mehrfachantworten).

Frage 1: Bitte wählen Sie die Fachgruppe aus, in welcher Sie hauptsächlich beschäftigt sind. Nur eine
Antwort möglich.

Das RWI zählt fünf Fachgruppen: Grundlagenfächer, Zivilrecht und Zivilprozessrecht, Handels- und
Wirtschaftsrecht, Öffentliches Recht und Strafrecht. Alle Fachgruppen sind repräsentiert, wovon, im
Vergleich zur Grösse der Fachgruppen, die Grundlagenfächer überdurchschnittlich und Öffentliches
Recht unterdurchschnittlich repräsentiert sind.

Frage 2: In welcher Phase Ihrer wissenschaftlichen Karriere befinden Sie sich? Nur eine Antwort
möglich.

Die deutliche Mehrheit der Umfrageteilnehmende sind ProfessorInnen (21). In der Umfrage mitgemacht
haben zudem zwei Oberassistierende, eine Assistenzprofessorin und eine Postdoktorierende.

Frage 3: Auf welche Weise entstehen bei Ihrer Arbeit Forschungsdaten? Mehrere Antworten möglich.

Ohne Vergleich war die häufigste Antwort «Analyse von Textdokumenten» (24), gefolgt von «Umfragen
und Interviews» (9), «Erstellen von Statistiken» (6), und «Durch Beobachtungen» (6). Niemand hat
Logfiles und Nutzungsdaten ausgewertet oder Objekte analysiert. Was hier auffällt, ist das eine Person
nicht «Analyse von Textdokumenten» gewählt hat. Ob das ein Fehler war oder tatsächlich wahr ist,

11
könnte ich nur bei weiteren Fragen an diese Person herausfinden, was aber diese anonyme Umfrage
nicht zulässt. «Andere…» wurde einmal ergänzt mit dem Kommentar: Nachdenken!

Frage 4: In welchen Formen/Formaten liegen Ihre Forschungsdaten vor? Mehrere Antworten möglich.

«Text-Dateien» (24) und «Tabellen» (14) wurden vor «Bilder und Grafiken» (5) und «Datenbanken» (4)
gewählt. «Video- und Audiodateien» und «selbst entwickelte Programme» wurden jemals einmal
erwähnt, wobei leider nicht klar ist, woraus dieses Programm genau besteht. Dagegen werden von den
Forschenden im RWI weder «Modelle und Visualisierung» noch «Gerätespezifische Daten» produziert.

Frage 5: Welche Begriffe sind Ihnen schon geläufig? Mehrere Antworten möglich.

Metadaten waren als Begriff fast allen bekannt (21), gefolgt von XML (10), DOI (7), .csv (7), Pivot-Tabelle
(2) und Zenodo (1). Niemand kannte den Begriff Dublin Core, das ein bekanntes Metadaten-Format ist.
Auch wusste niemand was «FAIR Data» und «Open Aire» bedeuten, woraus man schliessen kann, dass
diese Personen die Diskussion um Forschungsdaten bis jetzt nicht verfolgt haben. Auf der anderen Seite
kennt eine Person das Repositorium Zenodo, das speziell für das Aufbewahren von offen zugänglichen
Forschungsdaten entwickelt wurde.

Frage 6: Bitte schätzen Sie das Gesamtvolumen Ihrer Forschungsdaten (ohne Sicherungskopien). Nur
eine Antwort möglich.

Achtzehn Forschende schätzten weniger als 100 GB. Zwischen 100 und 500 GB schätzten zwei
Forschende, und bis höchstens 1 TB schätzte eine Forschende. Die übrigen vier Antworten waren: Ich
weiss es nicht; Nicht eruierbar; Keine Ahnung; ?.

Frage 7: Wo speichern Sie Ihre Forschungsdaten? Sicherheitskopie ausgenommen. Mehrere


Antworten möglich.

Hier wurden am häufigsten «Lokal am Arbeitsplatz (PC)» und «Zentral auf einem Server der Universität
Zürich» gewählt (je 18). Hier stellt sich die Frage, ob diese Begriffe als kongruent gesehen wurden. Die
weitere Antworten waren: «Auf einer transportfähigen Einheit (Laptop, externe Festplatte, USB-Stick)»
(14), «Extern auf einem Server einer anderen wissenschaftlichen Einrichtung (z.B. SWITCH)» (3) und
«Extern auf einem Server einer nicht-wissenschaftlichen Einrichtung» (3). Keiner wählte «Andere…».

Frage 8: Wurden Sie schon von einem Drittmittelgeber gebeten, einen Data Management Plan zu
erstellen? Nur eine Antwort möglich.

Vier Teilnehmende wurden gebeten, einen DMP herzustellen.

Frage 9: Falls ja: Wer war der Drittmittelgeber und wie haben Sie die Aufgabe gelöst? Textbox für freie
Antwort.

Bei dieser Frage durfte die Antwort frei ergänzt werden. Diese Frage hatte zudem den Hinweis: “Falls
Sie bereit wären, zusätzliche Fragen zum DMP bei einem persönlichen Gespräch zu beantworten, bitte
geben Sie Ihre Email-Adresse im Textfeld unten an. Ihre Anonymität bleibt bei der Analyse und
schriftlichen Darstellung der Umfrage gesichert.» Es könnte sein, dass dieser Zusatz leicht zu übersehen
war, oder es wollte einfach niemand den Namen angeben. Zwei Personen haben sich jedoch im
Anschluss der Umfrage direkt per E-Mail an mich gewendet.

12
Neunzehn Umfrageteilnehmende haben mit Nein o.Ä. geantwortet. Die restlichen sechs Antworten
waren wie folgt:

- Ich habe keinen Antrag gestellt;


- SNF;
- Erstellen des vorgesehenen DMP durch einen anderen Projektbeteiligten mit einschlägiger
Erfahrung;
- keine SNF oder Mit der Unterstützung von Projektpartnern aus anderen Disziplinen;
- Ich habe gegenüber dem SNF geschrieben, dass keine spezifischen neuen Daten anfallen und
darum den Plan nur sehr rudimentär ausgefüllt;
- Bislang habe ich noch keine Rückmeldung dazu, das Gesuch ist seit Oktober hängig.

Frage 10: Haben Sie schon einmal Informationen über Forschungsdatenmanagement gesucht? Nur
eine Antwort möglich samt Kommentar zu «Wenn ja, wo?».

Die meisten haben sich einer Suchmaschine bedient (6), andere die RWI-Bibliothek genutzt (4), wieder
andere die Zentralen Informatikdienste der Universität Zürich (2). Niemand hat sich an das Dekanat
gewendet. Die restlichen haben unter «Andere…» kommentiert: Nein o.Ä. (11); UZH Data Management
Beratung; Website SNF.

Frage 11: Kamen Sie schon in den Genuss einer Beratung zum Thema Forschungsdaten? Nur eine
Antwort möglich.

«Nein» (21), «Ja» (1). «Andere…»: Data-Pilotprojekt Zentralbibliothek Zürich Zähringerplatz 6 CH - 8001
Zürich Tel +41 44 268 43 45; Cornell University; University of Akron; Mitarbeiter Zentralbibliothek Zürich.

Frage 12: Würden Sie sich eine Beratung zum Thema Forschungsdaten wünschen? Nur eine Antwort
möglich (samt Kommentar).

Die meisten verneinten diese Frage (12), andere waren positiv eingestellt (7) oder ergänzten unter
«Andere…» (6): Der Platz reicht nicht aus für meine kritischen Gedanken über DMP in der Rechtsdogmatik
(nutzlose Schikane!); Momentan nicht, evt. spezifisch auf ein späteres Forschungsprojekt; Erst wenn ich
den Mehrwert einer Beratung kenne; Evtl. zu einem späteren Zeitpunkt; ev. zu gegebener Zeit; unter
Umständen.

Wo Kommentare ergänzt wurden, standen die Teilnehmende mit einer Ausnahme einem
Beratungsangebot positiv gegenüber.

3 Interpretation
Der Schweizerische Nationalfonds (SNF) ist die stärkste treibende Kraft, die RWI-Forschenden zwingt,
Information über Forschungsdaten zu suchen. Die Forschenden wandten sich dafür an Suchmaschinen,
an ausländische Forschungseinrichtungen, an die Informatikdienste, an die Hauptbibliothek und nur
vereinzelt an die RWI-Bibliothek.

13
Die Universität Zürich steht nach einem gelungenen Daten-Pilotprojekt in den Startlöchern, ein Data
Service-Center zu entwickeln, mit dem ehrgeizigen Auftrag, alle Forschenden der Universität mit Rat und
Tat beizustehen. Gestützt von den Erfahrungen des Open Access-Projekts der UZH (Repositorium ZORA),
kann sich die Leiterin der Data Services vorstellen, dass disziplinspezifische Fragen am besten von den
assoziierten Institutsbibliotheken untersucht, gelöst und umgesetzt werden. Die Universität wird auch
an einer Leitlinie für Forschungsdaten arbeiten – eine Arbeit die Jahre dauern könnte.

Wenn es um die Umfrage geht, ist anzunehmen, dass unter den 75 Personen, die den Link zur Umfrage
bekamen, diejenige geantwortet haben, die sich schon Gedanken über Forschungsdaten gemacht
hatten – ob positive oder negative.

RWI-Forschende erzeugen keine oder wenige Forschungsdaten, die nicht schon genügend in den
Publikationen einfliessen, und darum nicht separat aufbewahrt und mit Metadaten versehen werden
müssten; das war vor der Untersuchung mindestens die Annahme der «Community» und mir selbst.
Weiter galt die Annahme, dass RWI-Forschende nur eine kleine Variation an Forschungsdaten
produzieren, hauptsächlich in Form von Word-Dokumenten, die zu PDF-Dokumenten umgewandelt
werden, einzelne Excel-Tabellen und einige wenige Illustrationen. Aber man wusste es nicht genau.

Diese Studie konnte bestätigen, dass Textanalysen und produzierte Texte wie erwartet dominieren. Sie
konnte aber auch grosse Unterschiede zwischen den Umfrageteilnehmende feststellen, dadurch, dass
der grösste Teil die oben erwähnten Annahmen bestätigte. Jedoch konnten einige Personen mit Zenodo
und Metadaten schon etwas anfangen, und eine Person hatte schon Daten in einer eigens entwickelten
Software produziert. Mehr als die Hälfte hatte schon Informationen über Forschungsdaten gesucht und
knapp die Hälfte würde beim nächsten Bedarf eine Beratung begrüssen. Diese Antworten signalisieren
einen Generationenwechsel im RWI und/oder eine Anpassungsfähigkeit an neue
Forschungsbedingungen.

Seit über zehn Jahren verfolgt SNF systematisch die Vision des Open Access – und neuerdings auch der
Vision des Open Data. Dass die Diskussion der offenen Zugänglichkeit der Forschungsdaten idealistisch
ist und bis heute nur sehr begrenzt umgesetzt wurde, kann nicht bestritten werden. Es soll beachtet
werden, dass der SNF keineswegs die Forschenden überfordern, sondern soweit möglich, ihnen
beistehen will. Nie war es so einfach, vom SNF Kostenbeiträge für Open Access-Publikationen zu
erhalten. Einfachheitshalber kann die Unterstützung auf der digitalen Plattform mySNF beantragt
werden – auch nach Projektabschluss, wie vom Webauftritt des SNFs hervorgeht. 6 Im Falle, wo ein RWI-
Forscher im Oktober 2018 die von SNF in den Leitlinien angebotene «Hintertür» benutzt hat, steht die
Antwort noch aus. Diese Antwort wird massgebend für das weitere Vorgehen des RWIs sein.

Auf die Frage nach dem Beratungsangebot erzählte Frau Malits der Data Services HBZ, dass einige
Beratungsgespräche mit RWI-Forschenden schon stattgefunden hätten, was mit dem Resultat der Studie
genau übereinstimmt. Wie sind diese Personen auf das Beratungsangebot gestossen? Über eine
Suchmaschine bringen die Suchwörter «Forschungsdaten» und «UZH» Treffer, die auf die Website von
Data Services oder auf einen Blogbeitrag der HBZ verweisen. Es kann auch sein, dass die Personen den
Weg über Science IT gefunden haben.

6
Abgerufen am 31. Dezember 2018 von: http://oa100.snf.ch/de/news-de/so-wird-open-access-zur-
selbstverstaendlichkeit/

14
4 Schlussfolgerungen
Bis April 2018 haben RWI-Forschende sich wenig bis gar nicht Gedanken über ihre Forschungsdaten
gemacht. Seit Neuem fordern aber Drittmittelgeber wie SNF (Schweiz) und Horizon 2020 (EU), dass ein
Datenmanagementplan dem Antrag beigelegt wird. Dies im Sinne der Open Access-Bewegung. SNF
bietet auf seiner Website einen ausgereiften Beistand an, wie so ein Plan auszufüllen ist. Nichtdestotrotz
erzeugt diese neue Regelung eine Unruhe und eine Skepsis unter den RWI-Forschenden: Die Begriffe
sind fremd und geben den Eindruck, irrelevant für das Fach Recht zu sein. Die Mehrarbeit, die den
Forschenden zugemutet wird, erscheint als nicht gerechtfertigt.

Es gilt darum, die Akteure und ihre Rollen in diesem Zusammenhang zu verstehen. Die Motivation der
Politik und Geldgeber ist die volle Zugänglichkeit der Resultate der finanzierten Forschungsprojekte. Mit
kräftiger Unterstützung der Bibliotheken wird die Zugänglichkeit via Open Access-Projekte gefördert.
Die Motivation der Forschenden ist schon da, in dem Sinne, dass die Überprüfung der Resultate und der
Austausch, die Verbreitung und die hohe Qualität der Forschung gewünscht ist. Jedoch ist die nötige
Datenkompetenz (meistens) nicht vorhanden, und man kann sich fragen, in wie weit die Forschenden
sich zukünftig dieses Wissen aneignen müssen.

Obwohl die Hauptbibliothek Universität Zürich (HBZ) seit über zehn Jahren Routinen für die Umsetzung
von Open Access entwickelt hat, steht ein entsprechendes Angebot an Repositorien,
Metadatenstandards und Beratungen für Forschungsdaten erst in den Anfängen. Es gibt darum auch
noch keine disziplinspezifische Beratung für Rechtswissenschaftler – doch sie ist geplant. Sehr
wahrscheinlich werden auch die Institutsbibliotheken, ähnlich wie beim ZORA-Projekt, eingeladen, die
Interessen Ihrer Disziplin zu vertreten.

HBZ, durch Data Services, hat den Auftrag, die nötigen Dienstleistungen rund um
Forschungsdatenmanagement an die Forschenden zu bringen. Es wird eine Forschungsdaten-Policy für
die ganze Universität ausgearbeitet. Das Team von heute drei Personen wird wachsen. Die
Datenkompetenz zentral zu der HBZ und gegebenenfalls zu den Institutsbibliotheken zu verlagern,
heisst, den Druck auf die einzelnen Forschenden zu verringern. Vor allem sind die rechtlichen
Abklärungen in Bezug auf die Verwertung von Forschungsdaten zentral zu behandeln. Lizenzen mit
genauen Angaben zu Nutzungsrechten können hier Abhilfe schaffen.

Was heisst das für die RWI-Bibliothek? Es entsteht der Eindruck, dass die Data Services den Kontakt zu
einer Reihe von beteiligten Einheiten innerhalb und ausserhalb der Universität pflegen wird. Sie wird die
Fragen zu Datensicherheit, Recht, Metadatenstandards und vielem anderem tiefgründig abklären
müssen. Die RWI-Bibliothek ist darum am besten dafür geeignet, sicherzustellen, dass die zentral
vorgegebenen Standards eingehalten und laufend angepasst werden. Einerseits wegen der einzigartigen
Nähe zu den RWI-Forschenden und andererseits wegen der unangefochtenen Expertise im Umgang mit
Metadaten. Die Arbeit mit Forschungsdaten ist keine statische Angelegenheit, sondern wird sich
fortlaufend weiterentwickeln.

Eine Person, die sich per E-Mail im Anschluss zur Umfrage meldete, schrieb: «Leider ist es trotzdem
Realität, zumindest beim SNF, dass solche Pläne nunmehr ausnahmslos verlangt werden». Sie schlägt
vor, dass «das Angebot eines Muster-DMP hilfreicher und effizienter sein könnte als eine Einzelberatung

15
o.Ä». Weiter weist sie darauf hin, dass das Problem insbesondere auch Doktorierende betreffe, da auch
hier bei Stipendienanträgen diese Pläne vom SNF verlangt würden.

Es stimmt nicht ganz, dass die DMPs ausnahmslos verlangt werden. SNF hat die Hintertür offen gelassen
für eine kurze Auslegung, warum ein DMP in einem spezifischen Fall nicht relevant sei. Die Leiterin der
Data Service meinte, sich zu erinnern, dass ein RWI-Forschender eine solche Erklärung abgegeben hätte,
und dass das Ergebnis des Antrags noch ausstehe. Das stimmt auch überein mit den Antworten auf die
Frage 9.

Frau Professorin Ulrike Babusiaux in ihrer Eigenschaft als Forschungsdelegierte der


Rechtswissenschaftlichen Fakultät, schrieb:

Die DMP sind für unser Fach in der Regel sehr unnötig und unpassend und stellen einen weiteren
Beweis für die zunehmende Ausrichtung der Forschungsförderung an den Naturwissenschaften
dar. 7

5 Ausblick
Nicht nur Informationskompetenz, sondern auch Datenkompetenz aller Mitarbeitenden sollte zukünftig
angestrebt werden. Das bedeutet, dass es ein Bedarf an zusätzlich ausgebildeten BibliothekarInnen gibt,
die die Datenkompetenz am Institut weitergeben können.

Die RWI-Bibliothek sollte weiterhin in Kontakt mit Data Services der HBZ bleiben, die Entwicklung
verfolgen und ihre Unterstützung anbieten.

Inwiefern eine Institutsbibliothek wie die RWI-Bibliothek einen weiteren Kontaktpunkt für die Abteilung
«Data Services» sein könnte, ist offen. Frau Malits könnte sich eine ähnliche Lösung wie beim
Repositorium ZORA vorstellen, wo AutorInnen als Submitter die nötigsten Metadaten eintragen, und die
Institutsbibliotheken in der Rolle der Editoren diese Metadaten prüfen und ergänzen.

Im Beispiel von ZORA kann ergänzt werden, dass die Submitter-Schulungen der HBZ derart auf
Naturwissenschaften ausgerichtet sind, dass die RWI-Bibliothek ergänzende individuelle Beratungen für
RWI-Submitter anbietet, damit disziplinspezifische Fragen beantwortet werden können.

Die RWI-Bibliothek wird demnächst auf ihrer Webseite möglichst relevante Informationen zu
Forschungsdatenmanagement im RWI aufschalten.

Von Seite der Forschungsdelegierten Frau Babusiaux wäre ein DMP-Muster einer individuellen Beratung
vorzuziehen. Ob dieser Vorschlag in Zusammenarbeit mit Data Services in der HBZ oder mit der RWI-
Bibliothek am besten umzusetzen ist, wird demnächst abgeklärt.

7
E-Mail vom 16.12.2018, 08:56

16
Referenzliste
Babusiaux, U. E-Mail-Korrespondenz samt unveröffentlichter Bericht an die Dekanin vom 27.03.2018:
Einführung Data Management Plan (DMP) bei SNF-Gesuchen. Zürich:
Rechtswissenschatliches Fakultät, UZH
Dallmeier-Tiessen, S. (2010). Foliepräsentation. Open Access -Open Data. Genf: CERN. Agerufen von
https://www.sbt.ti.ch/doc/forum/Herbstschule-2012/Symposium/Herbstschule_SDT.pdf
Fehlmann, B. E-Mail-Korrespondenz. Schwerizerische Nationalfonds, Bern.
Forschungsdaten.info. (2018) Wiki-Gemeinde. Abgerufen von https://www.sbt.ti.ch/doc/forum/
Herbstschule-2012/Symposium/Herbstschule_SDT.pdf
Früh, A. (2018) Datenzugangsrechte. In Sic! : Zeitschrift Für Immaterialgüter-, Informations- Und
Wettbewerbsrecht. Zürich: Schulthess. (S. 521-539).
Hauck, R., Kaps, R., Krojanski, H. G., Meyer, A., Neumann, J., Soßna, V. (2016). Der Umgang mit
Forschungsdaten an der Leibniz Universität Hannover: Auswertung einer Umfrage und
ergänzender Interviews 2015/16. Hannover: Institutionelles Repositorium der Leibniz Universität
Hannover. DOI: 10.15488/265
Hoffmann, André, E-Mail-Korrespondenz. Zürich: Universität Zürich.
Ludwig, J. (2018). Foliepräsentation. Was sind Forschungsdaten und was bedeutet es, sie zu managen
oder zu archivieren. Göttingen: Universität Göttingen. Abgerufen von
http://www.nestor.sub.uni-goettingen.de/school_2016/slides/PERICLES_WP7_T7-
3_UGOE_nestor_PERICLES_School_Presentation_01.pdf
Malits, Andrea. Persönliches Interview. Zürich: Universität Zürich.
Max-Planck-Gesellschaft. Open Access. Abgerufen von https://openaccess.mpg.de/Berliner-Erklaerung
OpenAire Projects. Website der Europäischen Union. Abgerufen von https://old.openaire.eu/what-is-
the-open-research
Schweizerische Eidgenossenschaft. Das Bundesgesetz über die Förderung der Hochschulen und die
Koordination im schweizerischen Hochschulbereich (Hochschulförderungs- und -
koordinationsgesetz, HFKG (2015). Abgerufen von https://www.admin.ch/opc/de/classified-
compilation/20070429/201501010000/414.20.pdf
Schweizerische Nationalfonds. Abgerufen von http://www.snf.ch/
Söllner, K. & Mittermaier, B. (2017). Praxishandbuch Open Access (De Gruyter Praxishandbuch). Berlin:
De Gruyter Saur.
Steurer, F. E-Mail-Korrespondenz. Zürich: Universität Zürich.
Thouvenin, F. Forschung im Spannungsfeld von Big Data und Datenschutzrecht: eine Problemskizze. In
Usteri, M. et al. (2017). Big Data: Ende des Datenschutzes?: Gedächtnisschrift für Martin Usteri
(Schriften zur Rechtspsychologie, Band 15). Bern: Stämpfli Verlag. S. 27-53.
Zentralbibliothek Zürich, Keller, Alice, Uhl, Susanne (Hrsg.) (2018). Bibliotheken der Schweiz:
Innovation durch Kooperation. Festschrift für Susanna Bliggenstorfer anlässlich ihres Rücktrittes
als Direktorin der Zentralbibliothek Zürich. Berlin, Boston: De Gruyter Saur.

17
Anhang 1.
Die Ergebnisse der Umfrage in Form von Kreis- und Blockdiagramme.

Frage 1.

Frage 2.

18
Frage 3.

Frage 4.

19
Frage 5.

Frage 6.

20
Frage 7.

Frage 8.

21
Frage 9.

Falls ja: Wer war der Drittmittelgeber und wie haben Sie die
Aufgabe gelöst?

Neunzehn haben mit Nein u.ä. geantwortet. Die restlichen sechs Antworten: Ich habe
keinen Antrag gestellt; SNF; Erstellen des vorgesehenen DMP durch einen anderen
Projektbeteiligten mit einschlägiger Erfahrung; keine SNF oder Mit der Unterstützung von
Projektpartnern aus anderen Disziplinen; Ich habe gegenüber dem SNF geschrieben, dass
keine spezifischen neuen Daten anfallen und darum den Plan nur sehr rudimentär
ausgefüllt; Bislang habe ich noch keine Rückmeldung dazu, das Gesuch ist seit Oktober
hängig.

Frage 10.

22
Frage 11.

Frage 12.

23

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