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Polizeiinspektion 49074 Osnabrück, im Februar / März 2010

Osnabrück

Jugenddelinquenz und Jugendgefährdung


in
Stadt und Landkreis Osnabrück

Jahresbericht

2009

Verteiler

Polizeidirektion Osnabrück
Landeskriminalamt Niedersachsen
Staatsanwaltschaft Osnabrück - Jugendsachen -
Amtsgericht Osnabrück - Jugendrichter -
Stadt Osnabrück - Jugendamt -
Landkreis Osnabrück - Jugendamt -
u.a.

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Jugenddelinquenz und Jugendgefährdung in Stadt und Landkreis Osnabrück 2009
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Inhaltsverzeichnis Seite

0 Vorbemerkung 1
0.1 Leitlinien für die polizeiliche Bearbeitung von Jugendsachen 1
0.2 Begriffserläuterungen 2-3

1. Allgemeine Erkenntnisse 4
1.1 Fallzahlen 4
1.2 Aufklärungsquote 5
1.3 Fallzahlen der Minderjährigen 5
1.4 Bevölkerung Stadt und Landkreis Osnabrück 6

2. Tatverdächtige 7
2.1 Tatverdächtige insgesamt 7
2.2 Minderjährige Tatverdächtige 7
2.2.1 Kinder / Jugendliche 7
2.2.2 Jugendtypische Delikte 8
2.3 Deutsche Tatverdächtige 9
2.4 Nichtdeutsche Tatverdächtige 10
2.5 Aussiedler 10 - 11
2.6 Tatverdächtigenbelastungszahl 12
2.7 Minderjährige Intensivtäter 13
2.7.1 Definition/Bedeutung minderjähriger Intensivtäter 13 - 15
2.7.2 Verfahren / „MIT-Liste“ bei der PI Osnabrück 15 - 16
2.7.3 Kriseninterventionsteam (KIT) 16 - 17

3. Modelle zur Eindämmung der Jugenddelinquenz 17


3.1 „VJV“ (Vorrangiges Jugendverfahren) 17
3.2 OSC – Osnabrück Community 18

4. Spezielle Deliktsbereiche 18
4.1 Rohheitsdelikte 18

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4.1.1 Allgemeines 18
4.1.2 Körperverletzungen 19
4.1.3 Raubdelikte 20
4.2 Diebstahlskriminalität 21 - 22
4.2.1 Ladendiebstahl 23
4.3 Sachbeschädigung 24
4.3.1 Allgemeines 24
4.3.2 Graffitidelikte 24 - 26

5. Besondere Kriminalitätsformen 27
5.1 Drogenmissbrauch 27 - 28
5.2 Tatörtlichkeit Schule 29
5.2.1 Allgemeines 29
5.2.2 Fallzahlen 29 - 30
5.2.3 Tatverdächtige 31
5.2.4 Qualitativ schwerwiegende Straftaten 31 - 32
5.2.5 GemRd.Erl. MK, MI, MJ vom 30.09.2003, „Zusammenarbeit 32 - 33
Schule, Polizei, Justiz“
5.2.6 Rd. Erl. MK vom 15.02.2005 „Sicherheits- und 33 - 34
Gewaltpräventionsmaßnahmen an Schulen“
5.2.7 Polizeiliche Präventionsmaßnahmen an Schulen 34 - 35
5.3 Gruppenkriminalität Minderjähriger 36
5.4 Waffen und Sprengstoff 37 - 38
5.5 Politisch motivierte Kriminalität 38
5.5.1 Lagedarstellung 38 - 39

6. Jugendgefährdung 40
6.1 Erkenntnisse über minderjährige Opfer von Straftaten 40 - 41
6.1.1 Sexualdelikte 41 - 42
6.1.2 Sexueller Missbrauch von Kindern 42 - 43
6.1.3 Täter-Opfer-Beziehung bei Sexualdelikten 45 - 46
6.3 Misshandlung Schutzbefohlener / Verletzung der Fürsorge- 47
oder Erziehungspflicht
6.3.1 Zusammenarbeit mit dem Jugendamt 48
6.4 Jugendschutz 49
6.5 Alkoholmissbrauch 50 - 52
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6.6 Vermisste Minderjährige 53 - 54
6.7 Suizide und Suizidversuche Minderjähriger 55
6.8 Schulabsentismus 56

7. Prävention 56
7.0 Allgemeines 56
7.1 Präventionsprojekte gegen Sucht 56 - 61
7.2 Gewaltpräventionsprojekte 62 - 66
7.3 Projekte gegen Rechts 66
7.4 Sexueller Missbrauch 66
7.5 Sonstiges (Modelle / Projekte / Materialien) 67
7.6 Sonstige Präventionstätigkeiten 68 - 71

8. Aus- und Fortbildung 71 - 72

9. Fazit 73 - 74

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0 Vorbemerkung

Nach der Zusammenlegung der (früheren) Polizeiinspektionen (PI) Osnabrück-Stadt


und Osnabrück-Land zur „Polizeiinspektion Osnabrück“ (zum 01.12.2004) wird dieser
Jahresbericht, beginnend mit dem Jahr 2005, nunmehr zum fünften Mal für den
gesamten Inspektionsbereich (Stadt und Landkreis Osnabrück) erstellt und vorgelegt.

Hinweis:
Soweit sich nach der Drucklegung des Jahresberichtes 2009 noch Änderungen oder
Abweichungen bei der statistischen Auswertung ergeben haben sollten (was
unterschiedliche Gründe haben kann) wurden die aktualisierten Zahlen des Jahres
2008 in diesem Jahresbericht 2009, soweit möglich, aktualisiert übernommen
(manche Recherchelisten lassen diese nachträglichen Umsetzungen allerdings nicht
zu!).

Um eine Vergleichbarkeit mit den Jahren vor der letzten Polizeireform 2004
herzustellen, musste rückwirkend - zumeist bis zum Jahr 2004 zurück -
Zahlenmaterial der „Altorganisationen“ zusammengefasst und für die „neue“
Polizeiinspektion Osnabrück einheitlich dargestellt werden.

Neben dem PI-Standort Osnabrück sind im Landkreis Osnabrück vier


Polizeikommissariate (PK Bersenbrück, PK Bramsche, PK Georgsmarienhütte, PK
Melle) mit Einsatz- und Streifendiensten und Kriminalermittlungsdiensten etabliert.
Diesen Polizeikommissariaten wiederum sind Polizeistationen (PSt'en)
unterschiedlichster Größe nachgeordnet. Besonderer Erwähnung bedürfen in diesem
Zusammenhang die beiden „großen“ Polizeistationen Bohmte und Dissen, die ihre
vielfältigen und umfangreichen Aufgabenpaletten weitgehend eigenständig und
autark bearbeiten.

Die einzelnen Elemente dieses Jahresberichts setzen sich sowohl aus den
Bewertungsergebnissen der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) als auch aus
Beiträgen der vorgenannten Dienstbereiche zusammen.

0.1 Leitlinien für die polizeiliche Bearbeitung von Jugendsachen

Die sachliche Zuständigkeit für die Bearbeitung von Jugendsachen ist in


Niedersachsen grundsätzlich im Fachkommissariat 6 der Zentralen Kriminaldienste
bei den Polizeiinspektionen angegliedert. In den Polizeikommissariaten bearbeiten
Beamte/innen des Arbeitsfeldes 4 bzw. die nachgeordneten Polizeistationen
Ermittlungsverfahren mit minderjährigen Tatverdächtigen.

Für die Ermittlungen gilt grundsätzlich das Wohnortprinzip sowie der


deliktsübergreifende und täterorientierte Ansatz. Alle Ermittlungsverfahren gegen
einen bestimmten Minderjährigen sollen dem gleichen Jugendsachbearbeiter
zugeordnet werden („Patenprinzip“). Gleiches gilt für Vermisstenfälle Minderjähriger.

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0.2 Begriffserläuterungen

Jugendkriminalität
Unter Jugendkriminalität wird die Delinquenz der Minderjährigen, d.h. die von
Kindern und Jugendlichen verübten Straftaten, verstanden.

Altersstruktur
• Kind ist, wer noch nicht 14 Jahre alt ist,
• Jugendlicher ist, wer 14, aber noch nicht 18 Jahre alt ist,
• Heranwachsender ist, wer 18, aber noch nicht 21 Jahre alt ist,
• Erwachsener im Sinne dieses Berichtes ist, wer 21 Jahre oder älter ist.

PKS (Polizeiliche Kriminalstatistik)


Hier werden die Falldaten zu den polizeilich bekannt gewordenen Straftaten detailliert
erfasst und tabellenmäßig dargestellt. Sie beschreibt damit ausschließlich das sogen.
„Hellfeld“.
Nicht zur PKS gehören Verkehrstraftaten sowie anderweitig verfolgte Straftaten und
Ordnungswidrigkeiten.

Bekannt gewordener Fall


ist jede rechtswidrige (Straf-)Tat einschließlich der mit Strafe bedrohten Versuche,
denen eine polizeilich bearbeitete Anzeige zu Grunde liegt.

Aufgeklärter Fall
ist jede Straftat, für die nach polizeilicher Bewertung im Ermittlungsergebnis min-
destens ein namentlich bekannter Tatverdächtiger festgestellt worden ist.
In Einzelfällen werden durchaus auch mehrere Tathandlungen als sogen.
„fortgesetzte Handlung“ lediglich als ein Fall registriert, z.B. wenn im zeitlichen
Zusammenhang wiederholt der gleiche Geschädigte tatbetroffen ist.

Tatverdächtiger (TV)
ist jeder, der nach dem polizeilichen Ermittlungsergebnis auf Grund zureichender
tatsächlicher Anhaltspunkte verdächtig ist, eine rechtswidrige (Straf-)Tat begangen
zu haben. Dazu zählen auch Mittäter, Anstifter und Gehilfen (Definitionen siehe §§
25 ff. Strafgesetzbuch). Schuldausschließungsgründe bleiben unberücksichtigt.
Die Polizeiliche Kriminalstatistik zählt als Tatverdächtige z. B. auch schuldunfähige
Kinder (§ 19 StGB) und Personen, die wegen seelischer Störungen schuldunfähig
sind (§ 20 StGB).

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Zählweise für Tatverdächtige (TV) in der Polizeilichen Kriminalstatistik


Gemäß eines Beschlusses der „AK II“ (Arbeitskreis Innere Sicherheit der Ständigen
Konferenz der Innenminister und –senatoren der Länder) wird ab 2008 beim Zählen
von TV-Attributen bundeseinheitlich die sogen. SsTB-Zählweise (straftatenschlüs-
selspezifische Tatverdächtigenbestimmung) zugrunde gelegt.
Im Vergleich zur bisher in Niedersachsen praktizierten sogen. RTB-Zählweise (TV-
Bestimmung über Region) ergeben sich Abweichungen, aufgrund derer die Tatver-
dächtigenzahlen mit denen der Vorjahre nur noch eingeschränkt vergleichbar sind.

Zur Verdeutlichung ein auf das TV-Attribut „Alter zur Tatzeit“ bezogenes Beispiel:
Ein Tatverdächtiger, der zu Jahresbeginn als Kind einen Ladendiebstahl begeht und
nach seinem Geburtstag Ende des Jahres (jetzt als Jugendlicher) einen Raub, wird
bzw. wurde nach RTB für beide Straftaten als Jugendlicher gezählt.
Bei SsTB hingegen wird er statistisch beim Ladendiebstahl als Kind und beim Raub
als Jugendlicher erfasst. In der Gesamtzahl der Tatverdächtigen (Tatverdächtigen-
echtzählung) schlägt er aber weiterhin nur als einmal gezählter TV zu Buche!

Dies bedeutet, dass die aus den „Untergruppen“ hergeleiteten TV-Zahlen nicht mehr
zusammengezählt werden können, um so automatisch zur Tatverdächtigenechtzahl
zu gelangen. Vielmehr sind bei Vergleichen dieser auf unterschiedliche Weise erho-
benen Zahlenwerte Differenzen zu erwarten.

Nichtdeutsche Tatverdächtige
sind Personen ausländischer Staatsangehörigkeit und Staatenlose.

Opfer
Opfer im Sinne der Polizeilichen Kriminalstatistik sind natürliche Personen, gegen die
sich ein unmittelbarer Täterangriff richtet, der die persönlichen Rechtsgüter Leben,
Gesundheit, Freiheit und sexuelle Selbstbestimmung bedroht.
Der Begriff Opfer ist somit weit spezieller als die Bezeichnung „Geschädigter“.

Täter-Opfer-Beziehung
gibt die, vom Opfer aus gesehen, engste Beziehung, z. B. Verwandtschaft oder
Bekanntschaft, Landsmannschaft, flüchtige Vorbeziehung oder ungeklärte
Vorbeziehung an.

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1. Allgemeine Erkenntnisse

1.1 Fallzahlen (alle polizeilich registrierten Straftaten)

In der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) sind für das Jahr 2009 insgesamt 37.849
Straftaten für den Zuständigkeitsbereich der Polizeiinspektion Osnabrück (PI
Osnabrück) erfasst worden; was einer geringfügigen Steigerung gegenüber dem
Vorjahr um 390 Fälle oder 1,04 % entspricht!

Die Entwicklung in den einzelnen Deliktsbereichen verlief dabei unterschiedlich; z.B.

− Diebstahl (gesamt): 14.925 Fälle (- 7,21 %)


− davon Ladendiebstahl: 2.532 - „ - ( 2,30 %)
− Rohheitsdelikte: 4.874 - „ - ( 9,36 %)
− Körperverletzungen: 3.268 - „ - ( 7,93 %)
− Sachbeschädigungen an Kfz: 1.453 - „ - (- 4,78 %)
− Sonstige Sachbeschädigung auf Straßen, Wegen, 1.670 - „ - (11,26 %)
Plätzen

Die Übersicht im 6-Jahresvergleich:

Jahr Straftaten gesamt PI Osnabrück


2009 37.849
2008 37.459
2007 39.645
2006 40.484
2005 41.116
2004 39.352

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1.2 Aufklärungsquote

Insgesamt wurden 22.676. von 37.849 Taten polizeilich aufgeklärt. Das entspricht
einer Aufklärungsquote von 59,91 %.

Übersicht 6 - Jahresvergleich:
Jahr Aufklärungsquote gesamt Anzahl aufgeklärte Fälle
2009 59,91 % 22.676
2008 55,81 % 20.907
2007 55,88 % 22.154
2006 51,70 % 20.934
2005 50,80 % 20.885
2004 49,60 % 19.516

1.3 Fallzahlen der unter 18-Jährigen

Den 2.542 unter 18-jährigen TV konnten im Jahr 2009 insgesamt 3.142 aufgeklärte
Straftaten (Vorjahr: 2.870 aufgeklärte Fälle) zugeordnet werden; eine Zunahme um
272 Fälle oder (+ 9,43 % )
Das sind 13,86 % der Gesamtheit aller aufgeklärten Straftaten (Vorjahr 13,72%).

Die Fallzahlen (aufgeklärte Fälle)

− stiegen bei den Kindern um 51 auf 656 Fälle


− stiegen bei den Jugendlichen um 221 auf 2.486 Fälle
− fielen bei den Minderjährigen im Bereich des Diebstahls (- 99 Fälle)
− stiegen bei den „Sonstigen Sachbeschädigungen auf Straßen, Wegen oder
Plätzen“ ( + 39 Fälle)

Der Anstieg der Fallzahlen bei allen Jugendlichen (14 – 18 Jahre) wirkt sich
insbesondere bei den Jungen aus, bei den durch die Kinder verübten Taten dagegen
eher bei den Mädchen.

Jahr Kinder Jugendliche Jugendliche Jugendliche Minderjährige


u. 14 J. 14 bis u. 16 J. 16 bis u. 18 J. gesamt gesamt
2009 656 1.121 1.365 2.486 3.142
2008 605 938 1.327 2.265 2.870
2007 687 1.215 1.353 2.568 3.255
2006 637 1.260 1.566 2.826 3.463
2005 677 1.275 1.469 2.744 3.421

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1.4 Bevölkerungszahlen (Stadt und Landkreis Osnabrück)

Zum 31.12.2008 waren in der „Region“ Osnabrück (Stadt und LK Osnabrück)


insgesamt 521.522 Einwohner gemeldet, die sich wie folgt auf die einzelnen
Altersgruppen verteilen:

Gesamt Deutsche Nichtdeutsche


gesamt männl. weibl. gesamt männl. weibl. gesamt männl. weibl.
gesamt 521.522 256.654 264.868 490.210 240.449 249.761 31.312 16.205 15.107
Kinder 72.947 37.436 35.511 69.527 35.748 33.779 3.420 1.688 1.732
Jugendl. 23.945 12.338 11.607 22.397 11.540 10.857 1.548 798 750
(Quelle: Nds. Landesamt für Statistik, Stand 31.12.2008)

Der Anteil der Minderjährigen (Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre) an der
Gesamtbevölkerung in Stadt und Landkreis Osnabrück macht mit 96.892 Personen
einen Anteil von 18,57 % aus.

Wie in den Vorjahren bestätigt sich auch in diesem Jahr wieder, dass der Anteil der
Kinder an der Gesamtzahl der ermittelten Tatverdächtigen mit 4,12 % wesentlich
geringer ist, als ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung mit 13,99 %.

Diesem Umstand wird an anderer Stelle dieses Berichts, beim Erstellen der Tat-
verdächtigenbelastungszahl (TVBZ), Rechnung getragen, bei der der Anteil der
Kinder unter 8 Jahren von der Gesamtzahl der Bevölkerung abgezogen ist (vergl.
lfd. Nr. 2.6)!

Der Tatverdächtigenanteil der Jugendlichen übersteigt hingegen mit 11,95 % an der


Gesamtzahl der ermittelten Tatverdächtigen den Anteil dieser Gruppe an der
Gesamtbevölkerung (4,95 %) deutlich.

Dazu die folgende Übersicht::

Bevölkerung Tatverdächtige

absolut %-Anteil absolut %-Anteil

Gesamt 521.522 100 % 15.792 100 %

Kinder 72.947 13,99 % 655 4,12

Jugendliche 23.945 4,95 % 1.887 11,95

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2. Tatverdächtige (TV)

2.1 Tatverdächtige insgesamt

Im Berichtsjahr 2009 wurden im Zuständigkeitsbereich der PI Osnabrück insgesamt


15.792 Tatverdächtige ermittelt.
Das sind 1004 mehr als im Vorjahr; eine Steigerung um 6,79 %.

2.2 Tatverdächtige unter 18 Jahren

2.2.1 Kinder / Jugendliche

Im Berichtsjahr wurden im Bereich der PI Osnabrück 2.542 Tatverdächtige unter 18


Jahren festgestellt. Das sind 20 TV (oder 0,79 %) mehr als im Vorjahr mit 2.522 TV.

Der Anteil der unter 18-jährigen an allen ermittelten Tatverdächtigen lag damit bei
16,10 % (Vorjahr: 17,05 %).

Jahr TV Kinder Jugendliche Jugendliche Jugendliche Minderjährige


gesamt unter 14 J. 14 bis u.16 J. 16 bis u.18 J. gesamt gesamt
2009 15.792 655 870 1.017 1.887 2.542
2008 14.788 696 854 972 1.826 2.522
2007 15.585 673 1.005 1.023 2.028 2.701
2006 15.053 648 982 1.101 2.083 2.731
2005 15.406 732 944 1.036 1.980 2.712
2004 13.806 704 855 968 1.823 2.527

Die Zahl der Tatverdächtigen insgesamt ist 2009 um 1.004 TV gestiegen. Bei den
tatverdächtigen Kindern (- 41 TV) ist ein leichter Rückgang zu beobachten. Bei den
Jugendlichen gesamt dagegen ist ein Anstieg um 61 TV zu verzeichnen.

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2.2.2 Jugendtypische Delikte

Tatverdächtige Kinder Jugendliche Minderjährige


2008 2009 2008 2009 2008 2009
Handtaschenraub 0 1 1 5 1 6
Raub auf Straßen 2 4 35 25 37 29
leichte KV 56 47 220 209 276 256
gefährl./schwere KV 55 62 184 240 239 302

Diebstahl gesamt 416 356 904 864 1.320 1.220


davon Ladendiebst. 331 250 526 508 857 758
davon 24 34 95 92 119 126
Fahrraddiebstahl
davon Krad- u. 3 3 25 32 28 35
Mopeddiebstahl

Sachbeschädigung 149 128 444 311 593 439


Rauschgiftdelikte 11 8 145 102 156 110
Graffiti 9 34 70 69 79 103
Betrug 28 25 195 263 223 288

Der Bereich der Rohheitsdelikte, Raub und Körperverletzung (KV), ergibt ein unein-
heitliches Bild! Die Straßenraubtaten sind zwar um 8 zurückgegangen, gleichzeitig
steigerte sich aber die Anzahl der als Täter ermittelten Kinder auf 4; und auch die
Handtaschenraubzahl liegt mit 5 Taten weit über der des Vorjahrs (1) .
Bei den KV-Delikten ist sowohl die Anzahl der tatverdächtigen Kinder als auch die
der Jugendlichen im Deliktsbereich leichte KV geringfügig zurückgegangen.
Andererseits ist bei der gefährlichen/schweren KV eine deutliche Zunahme der min-
derjährigen TV zu verzeichnen (bei den Jugendlichen noch wesentlich stärker als bei
den Kindern).
Die Zahl der von Minderjährigen begangenen Diebstahlsdelikte ist im vergangenen
Jahr um insgesamt 100 Taten zurückgegangen (fast alle bei den Ladendiebstählen
und hier ganz überwiegend bei den tatverdächtigen Kindern).
Eine geringfügig gegenläufige Entwicklung bzw. Zunahme von ermittelten minderjäh-
rigen TV ist bei den Krad- u. Mopeddiebstählen (+ 7 bei den Jugendlichen) und den
Fahrraddiebstählen (+ 10 bei den Kindern) zu verzeichnen.
Ebenfalls deutlich verringert hat sich die Zahl der Sachbeschädigungs- und Rausch-
giftdelikte, bei denen Kinder und/oder Jugendliche als Tatverdächtige ermittelt
wurden. Dagegen hat die Anzahl der statistisch erfassten minderjährigen „Graffititä-
ter“ (hier fast ausschließlich der TV im Kindesalter) und der Täter im Betrugsbereich
(hier bedingt durch den kräftigen Anstieg der TV im Jugendalter) zugenommen.
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2.3. Deutsche Tatverdächtige

Die Gesamtzahl der deutschen Tatverdächtigen (TV gesamt) stieg in den letzten
6 Jahren von 11.065 auf 13.020 an. Lediglich in den Jahren 2003 zu 2004 war ein
zahlenmäßiger Rückgang zu verzeichnen; seither sind die jährlichen Zahlen
entweder in etwa gleich geblieben oder haben sich jeweils leicht gesteigert.

Zur Entwicklung der Tatverdächtigenzahlen der unter 18-jährigen Deutschen folgen-


de verdeutlichende Übersicht:

Jahr TV Kinder Jugendliche Jugendliche Jugendliche Minderjährige


gesamt u. 14 J. 14 bis u.16 J. 16 bis u.18 J. gesamt gesamt
2009 13.020 568 762 886 1648 2.216
2008 12.380 616 762 854 1.616 2.232
2007 12.922 586 927 894 1.821 2.407
2006 12.382 571 883 944 1.827 2.398
2005 12.387 627 807 881 1.688 2.315
2004 11.065 589 736 823 1.559 2.149

In der Altersgruppe der Kinder ist zwischen 2008 und 2009 eine Abnahme um 48 TV
erkennbar; bei den jugendlichen Tatverdächtigen gesamt dagegen eine Zunahme um
32 TV (zurückzuführen auf den Anstieg in der Gruppe der 16- bis 18-jährigen).

Die Gesamtzahl deutscher Tatverdächtiger unter 18 Jahren betrug im Berichtsjahr


2.216 TV. Sie hatten damit einen Anteil von 87,18 % an der Gesamtzahl aller
minderjährigen Tatverdächtigen.

Anmerkung:
Bei den vorstehenden Ausführungen zu deutschen Tatverdächtigen sind auch
Angehörige der Bevölkerungsgruppe der Aussiedler mit erfasst, da diese die
deutsche Staatsangehörigkeit besitzen. Unter lfd. Nr. 2.5 folgen Angaben, die sich
nur auf die Bevölkerungsgruppe der Aussiedler beziehen.

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2.4 Nichtdeutsche Tatverdächtige

2005 gab es einem statistischen „Ausreißer“ bei den nichtdeutschen „TV gesamt“. In
den Folgejahren pendelte sich dieser Wert dann regelmäßig unter 2.700 TV ein und
überstieg erst jetzt, im Berichtsjahr 2009, diese Marke wieder deutlich.

In der Altersgruppe der Kinder war lediglich 2007 ein Anstieg, in den Jahren davor
hingegen regelmäßige Rückgänge, zu verzeichnen. Für 2009 nun ist auch in diesem
Bereich (im Vergleich mit 2008) wieder ein leichter Anstieg zu verzeichnen.

Jahr TV Kinder Jugendliche Jugendliche Jugendliche Minderjährige


gesamt unter 14 J. 14 bis u.16 J. 16 bis u.18 J. gesamt gesamt
2009 2.772 87 108 131 239 326
2008 2.408 80 92 118 210 290
2007 2.663 87 78 129 207 294
2006 2.671 77 99 157 256 333
2005 3.188 110 143 178 321 431
2004 2.741 115 119 145 264 379

Bei den jungen nichtdeutschen Tatverdächtigen ergaben sich folgende


Veränderungen:

Kinder: + 7 TV
Jugendliche: + 29 TV

Die Gesamtzahl nichtdeutscher minderjähriger Tatverdächtiger betrug im Berichts-


jahr 326 TV; das ist ein Anteil von 12,82 % an allen minderjährigen Tatverdächtigen.

2.5 Aussiedler

Seit 2008 erfolgte in der PKS eine automatisierte Erfassung von Aussiedlern nach
den (ab diesem Zeitpunkt neu festgelegten) Kriterien: Geburtsort und Geburtsland.

Seither können auch in diesem Bereich immer noch nur eingeschränkte di-
rekte Vergleiche mit den Zahlen der Vorjahre vorgenommen werden!

Demnach betrug die Tatverdächtigenzahl „gesamt“ gemäß dieser (neuen)


statistischen Erhebung für die Bevölkerungsgruppe der Aussiedler im Berichtsjahr
2009: 1.965 TV (gegenüber 2008 eine Zunahme um 15 TV).

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Gemäß der noch nach „alten Kriterien“ erfassten Tatverdächtigenzahl „gesamt“ stieg
diese in den Jahren 2001/2002 an und stagnierte dann drei Jahre bei etwa 1.400 TV.
Analog dazu entwickelten sich die Zahlen bei den minderjährigen tatverdächtigen
Aussiedlern. 2006 fällt für die als Aussiedler ausgewerteten Tatverdächtigen dann ein
eklatanter Rückgang auf und für 2007 dann ein umso stärkerer Wiederanstieg und
zwar sowohl bei der Anzahl der „Tatverdächtigen gesamt“ als auch bei den
„Minderjährigen gesamt“.

Weder für die in 2006 in etwa halbierten Zahlen noch für die dann ab 2007 wieder
extrem angestiegenen Werte lagen und liegen konkrete bzw. nachvollziehbare Er-
klärungsansätze vor!

Festzustehen scheint aber, dass trotz des Anstiegs der als Aussiedler erfassten
Tatverdächtigen „gesamt“ der Anteil der Minderjährigen „gesamt“ rückläufig ist und
zwar durchgängig durch alle Altersgruppen.

Jahr TV Kinder Jugendliche Jugendliche Jugendliche Minder-


gesamt unter 14 J. 14 bis u.16 J. 16 bis u.18 J. gesamt jährige
gesamt
2009 1.965 32 59 109 168 200
2008 1.941 38 87 127 214 252
2007 1.763 33 105 142 247 280
2006 781 30 45 74 119 149
2005 1.373 77 118 148 266 343
2004 1.369 83 105 155 260 343

Im Bereich „Jugendliche gesamt“ dürften als Schwerpunkte nach wie vor die
Bereiche Diebstahls- und Rohheitsdelikte anzusehen sein (Diebstahl pp.: 104 TV;
Rohheitsdelelikte.: 57 TV).
Im Vergleich dazu die Zahlen aus ´08: Diebstahl pp.: 118 TV; Rohheitsdelikte: 60 TV.

Bei den Tatverdächtigen Aussiedlern ergaben sich folgende Veränderungen:

Kinder: - 6 TV
Jugendliche: - 46 TV

Der Anteil der Minderjährige Aussiedler an der Gesamtzahl der minderjährigen


Tatverdächtigen beträgt damit 7,87 % (Vorjahr 9,99%)!

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Jugenddelinquenz und Jugendgefährdung in Stadt und Landkreis Osnabrück 2009
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2.6 Tatverdächtigenbelastungszahl

Die Tatverdächtigenbelastungszahl (TVBZ) dient dem Vergleich der


Kriminalitätsbelastung verschiedener Regionen, Städte, Landkreise oder
Dienstbezirke.

Die Tatverdächtigenbelastungszahl ist die Zahl der ermittelten Tatverdächtigen der


jeweiligen Altersgruppe, errechnet auf 100.000 Einwohner des entsprechenden
Bevölkerungsanteils, jeweils ohne Kinder unter 8 Jahren.

TVBZ = Tatverdächtige x 100.000


Einwohner

Die Entwicklung der letzten Jahre in den verschiedenen Altersgruppen im Bereich


der PI Osnabrück lässt sich aus der folgenden Tabelle ablesen:

TVBZ TVBZ TVBZ


Jahr Kinder Jugendliche Bevölkerung
8 - 14 Jahre 14 - 18 Jahre ab 8 Jahren

2004 1.864 7.228 2.870

2005 1.999 7.737 3.187

2006 1.839 8.172 3.126

2007 1.925 8.101 3.234

2008 1.950 7.388 3.062

2009 1.903 7.880 3.269

Veränderungen der Tatverdächtigenbelastungszahlen in allen aufgeführten


Altersgruppen erklären sich aus den Veränderungen der jeweiligen
Tatverdächtigenzahlen der Altersgruppen bei fast konstanten Bevölkerungszahlen.

Tatverdächtige Bevölkerung

Kinder über 8 Jahre - 6,67 % - 0,57 %

Jugendliche + 9,76 % - 8,80 %

Gesamt ab 8 Jahre + 0,64 % + 0,14 %

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2.7 Minderjährige Intensivtäter

Nach wie vor zeigt sich delinquentes Verhalten junger Menschen überwiegend als
Episode. Reaktionen im persönlichen Umfeld, eigene Einsicht und unangenehme
Begegnungen mit Polizei und/oder anderen Institutionen bewirken, dass weitere
Taten oder Auffälligkeiten in der Regel nicht mehr folgen.

Andererseits belegen kriminologische Untersuchungen und polizeiliche Erfahrungen


aber auch, dass für die Begehung einer Vielzahl von Straftaten nur ein vergleichswei-
se kleiner Täterkreis verantwortlich ist. Wegen seiner erheblichen Delinquenzbe-
lastung (insbesondere auch bei der Begehung öffentlichkeitswirksamer Gewalttaten)
und der Gefahr des Abgleitens in eine kriminelle Karriere rückt diese Personen-
gruppe zunehmend in den Focus wissenschaftlicher, politischer, öffentlicher und
natürlich auch polizeilicher Betrachtung (siehe nachfolgende Ausführungen).

2.7.1 Definition

Dem Vorstehenden Rechnung tragend hat das Niedersächsische Ministerium für


Inneres, Sport und Integration zum 01.09.2009 das (von einer Arbeitsgruppe unter
Federführung des LKA Hannover entwickelte und weitgehend vorformulierte) Lan-
desrahmenkonzept „Minderjährige Schwellen- und Intensivtäter“ für den
Bereich der Polizei in Kraft gesetzt.
Dieses unterscheidet zwischen sogen. Schwellentätern und Intensivtätern, die wie
folgt definiert werden:

Schwellentäter:

Minderjährige,

- die bereits mehrfach in Erscheinung getreten sind,


- deren Straftaten überwiegend im Bereich der Gewalt-, Eigentums- oder BtM-Delikte

liegen
- bei denen Qualität und Quantität der Straftaten sowie ihre soziale Situation zu einer
Negativprognose (Wiederholungsgefahr) führen und
- deren weitere „kriminelle Karriere“ sich zu verfestigen droht.

Um eine Entwicklung zum Intensivtäter zu verhindern, bedarf es einer spezifischen


Intervention durch die Instanzen der Sozialkontrolle.

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Intensivtäter:

Minderjährige, bei denen sich die kriminelle Karriere bereits verfestigt hat. Aufgrund
der persönlichen Entwicklung und der Art, Schwere und/oder Anzahl der zur Last
gelegten Taten ist es geboten, umgehend strafrechtlich und/oder jugendhilferechtlich
zu reagieren.

Intensivtäter können z.B. sein:

- Tatverdächtige, die bereits eine Reihe voneinander unabhängiger nicht unerhebli-


cher Straftaten begangen haben,
- Tatverdächtige, die schwerwiegende und auffällige Gewalttaten begangen haben,
insbesondere, wenn deren Opfer oder die Allgemeinheit von der Gefahr von Wie-
derholungen geschützt werden müssen,
- Tatverdächtige, bei denen die Gefahr besteht, dass sie durch ein kriminelles Umfeld
(z.B. Banden, Cliquen) in weitere nicht unerhebliche Straffälligkeit abgleiten.

Um einen landeseinheitlichen Standard bei der Einstufung von „Intensivtätern“ zu er-


reichen (Auslegung der o.a. Definition) werden die nachfolgende Faktorisierung der
begangenen Taten sowie die div. persönlichen Umstände (z. B. soziales Umfeld) zu
Grunde gelegt:

- Raub-, schwere Sexualstraftaten und sonstige Verbrechenstatbestände: Faktor 5


- Gefährliche Körperverletzung: - „ - 3
- Bes. schw. Fall des Diebst. / Körperverletzung / Nötigung / - „ - 2
Bedrohung / BtM-Handel / Straftaten nach dem WaffG
- übrige Straftaten - „ - 1

Entscheidend ist neben den begangenen Straftaten in jedem Einzelfall die krimina-
listische Beurteilung der Täterpersönlichkeit und des sozialen Umfeldes (Familie,
Bezugspersonen; bisherige Maßnahmen nach JGG / SGG VIII erfolglos; Peergroup;
mangelnde Empathie für Opfer; Alkohol-/Drogenprobleme; Schulschwänzen oder
disziplinarische Maßnahmen der Schule; unstrukturiertes Freizeitverhalten; Abgän-
gigkeit).

Ab einer Punktzahl von 35 besteht i.d.R. Anlass zur Klärung, ob die Person als In-
tensivtäter einzustufen ist. Betrachtungszeitraum sind die zurückliegenden 12 Mona-
te. Gezählt werden die Delikte (Faktorisierungen) mit Datum der Tatzeit. Fälle, in
denen der Beschuldigte freigesprochen wurde oder in denen eine Verfahrenseinstel-
lung mangels hinreichenden Tatverdachts (§ 170 Abs. 2 Stopp) erfolgte, sind dabei
nur zur berücksichtigen, wenn die Staatsanwaltschaft das Fortbestehen eines Tatver-
dachts für die Faktorisierung bejaht.

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In Ausnahmefällen können aber auch Personen als Intensivtäter eingestuft werden,


die zwar nicht über die notwendige Punktzahl verfügen, aber durch eine oder meh-
rere derart schwerwiegende Taten und eine erhebliche Negativprognose dringend
intensiver Maßnahmen bedürfen. Im Gegensatz dazu ist es möglich, dass eine Per-
son mehr als 35 Punkte aufweist (z.B. durch eine nächtliche Serie von Farbschmiere-
reien), aber dennoch nach Einschätzung von Polizei und Staatsanwaltschaft keiner
besonderen Maßnahmen bedarf und auch nicht als Intensivtäter eingestuft wird.

Die Einstufung als Intensivtäter wird rückgängig gemacht, wenn Polizei oder Staats-
anwaltschaft eine Einstufung nicht mehr für erforderlich halten. Die Person wird von
der Intensivtäterliste gestrichen. Die Kennzeichnung als Intensivtäter in den Aus-
kunfssystemen der Polizei wird umgehend gelöscht.

Die Einstufung ist spätestens nach zwölf Monaten zu prüfen.

2.7.2 Verfahren / „MIT-Liste“ bei der PI Osnabrück

Das Landesrahmenkonzept „Minderjährige Schwellen und Intensivtäter“ hat Erlass-


charakter. Neben der Polizei richtet es sich an die Jugendhilfe, die Staatsanwalt-
schaft, Schulen und ggf. andere involvierte Behörden und Einrichtungen.

In dem Konzept findet man unter lfd. Nr. 7 einen dezidiert vor- und beschriebenen
Verfahrensgang, der auch die Rolle und Aufgaben der einzelnen beteiligten Institutio-
nen festlegt.

Um nicht den Rahmen dieses Jugendberichts zu sprengen, werden die im Konzept


näher ausgeführten Vorgaben hier nur verkürzt und stichpunktartig wiedergegeben:

- Schwellentäter ( in der Regel unterhalb der Faktorisierungspunktzahl 35 ) sind be-


sonders in den Blickpunkt zu nehmen. Die Entscheidung, ob es sich um einen
nen Schwellentäter handelt, trifft die Polizei (die ggfls. für weitere Maßnahmen die
Jugendhilfe, die Schule und in Ausnahmefällen die Staatsanwaltschaft beteiligt).

- Polizei und Staatsanwaltschaft bestimmen auf örtlicher Ebene Koordinatioren, die


mit der einvernehmlichen Einstufung von Intensivtätern beauftragt sind (bei der Poli-
zei in der Regel die Leiter FK 6).

Einschub / „MIT-Liste“ bei der PI Osnabrück:

Für den Erhebungszeitraum 01.01.2009 – 31.12.2009 haben die Koordinatoren von


PI und StA Osnabrück einvernehmlich eine Liste mit insgesamt 13 Personen erstellt.

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Sieben dieser Personen (darunter eine junge Frau) sind in den polizeilichen Aus-
kunftssystemen als „ruhend“ gespeichert, da sie z.Zt. entweder in Jugendhaft oder
ei-ner Jugendeinrichtung fest untergebracht sind. Darüberhinaus werden alle sechs
jungen Männer in diesem Jahr 18 Jahre alt und damit volljährig (heranwachsend)

Auch unter den „aktiv“ gespeicherten Intensivtätern (ausschließlich junge Männer)


befinden sich zwei, die bereits im Jan. 2010 die Volljährigkeit erreicht haben, einer
wird im Juni 2010 achtzehn Jahre alt.

Die Palette der Taten, die zur Klassifizierung als Intensivtäter führte, reicht von ein-
fachen Ladendiebstählen über Sachbeschädigungen, Körperverletzungsdelikten, Be-
drohung, Nötigung; Schweren Diebstählen, Verstößen gegen das BtM- und
Waffengesetz bis hin zu schweren Raub- und Sexualdelikten.
Ein Intensivtäter wohnt in einer an Osnabrück angrenzenden nordrheinwestfälischen
Nachbargemeinde, kommt aber regelmäßig „über die Grenze“ und begeht Straftaten.

- Bei strafunmündigen Intensivtätern (Kindern) wird grundsätzlich in gleicher Weise


verfahren (ohne Beteiligung der StA); Absprachen finden ggfls. zwischen Polizei
Jugendhilfe statt.

- Die Polizeibehörden halten eine aktuelle Übersicht (Liste) der Intensivtäter vor (sie-
he vorstehende Anmerkung). Diese enthält u.a. auch die jeweilig zuständigen poli-
zeilichen Sachbearbeiter („Paten“) sowie deren Erreichbarkeit; sie wird der StA, der
Schulbehörde und bei Intensivtätern bis einschl. 15 Jahren dem KIT (siehe nach-
gende Ausführungen) zur Verfügung gestellt.

Ab lfd. Nr. 8 ff. des Landesrahmenkonzepts „Minderjährige Schwellen- und


Intensivtäter“* folgen dann unter der Überschrift: Maßnahmen Ausführungen zu poli-
zeilichen Ermittlungsgrundsätzen; Gefährderansprachen; Fallkonferenzen; Vor-
rangige Jugendverfahren; Speicherungen in polizeilichen Auskunftssystemen; öffent-
licher Jugendhilfe; Vorgaben für die Staatsanwaltschaft und die Schulbehörde und
zum Datenschutz.

*Nachzulesen und zu finden unter:

http://www.schure.de/21021/p23,14,51603,1,5,1.htm

2.7.3 Kriseninterventionsteam (KIT)

Im Jahr 2002 wurde bei der Bezirksregierung Hannover, Dezernat 407


-Niedersächsisches Landesjugendamt- (NLJA) ein interdisziplinäres Kriseninterven-
tionsteam (KIT) eingerichtet.
Das KIT ist fachübergreifend (Sozialpädagoge, Pädagoge, Juristin, Polizeibeamter
und Psychologe) aus dem Landesjugendamt, dem Landeskriminalamt, der
Schulverwaltung und der Kinder- und Jugendpsychiatrie zusammengesetzt.
Polizeiinspektion Osnabrück
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Mit Beschluss des Kabinetts vom 25.09.2002 zum "Umgang mit hochgradig
delinquenten Kindern und mehrfach straffälligen Jugendlichen" wurde ihm die
Aufgabe übertragen, schwerwiegende Fälle von Intensivtätern im Kinderbereich zu
untersuchen sowie Handlungsempfehlungen zur Verbesserung der Zusammenarbeit
von Schule, Jugendhilfe und Polizei auf örtlicher und regionaler Ebene zu erarbeiten.

Bei der PI Osnabrück sind in den vergangen beiden Jahren keine Sachverhalte be-
kannt geworden, bei denen aus Sicht der Polizei das KIT hätte eingeschaltet werden
müssen oder sollen.

3. Modelle zur Eindämmung der Jugenddelinquenz

3.1 "Vorrangiges Jugendverfahren" (VJV)

Ziel ist es, Strafverfahren gegen jugendliche (oder heranwachsende) Täter zeitlich
so zu straffen, dass die Hauptverhandlung spätestens 6 Wochen nach der
polizeilichen Vernehmung des Täters erfolgen kann. Zielgruppe sind hier jugendliche
und heranwachsende Tatverdächtige, bei denen es aufgrund ihrer persönlichen
Entwicklung und der Art, Schwere und/oder Anzahl der ihnen zur Last gelegten Taten
möglich und geboten erscheint, umgehend auch strafrechtlich zu reagieren („Strafe
folgt auf den Fuß“).

Im Jahre 2003 wurde für den AG Bezirk Osnabrück (Täterwohnsitz Stadtgebiet


Osnabrück und die stadtnahen Landkreisgemeinden Belm, Bissendorf, Wallenhorst
und Hasbergen) das "Vorrangige Jugendverfahren" (VJV) zunächst modellhaft und
ab Juli 2007 dann im gesamten Land Niedersachsen flächendeckend und verbindlich
eingeführt.

In einer Vereinbarung zwischen Justiz, Jugendgerichtshilfe und Polizei wurde


festgelegt, in welchen Fällen ein solches Verfahren überhaupt durchführbar erscheint
und praktikabel ist. Insbesondere Terminierungsschwierigkeiten der Justiz und auch
der Jugendgerichtshilfe aber oft auch während des laufenden Verfahrens
erforderlich werdende arbeits- und zeitintensive polizeiliche Zusatz- und
Folgeermittlungen (häufig gerade bei Tätergruppen, Mehrfach-/Intensivtätern
und/oder bei nicht geständigen Beschuldigten) führten und führen dazu, dass der
vorgegebene Zeitrahmen (aus den vorstehenden Gründen sowieso schon von 4 auf
6 Wochen ausgeweitet) vielfach „nicht gehalten werden kann“.

So kam es nach hiesigem Erkenntnisstand im Berichtsjahr 2009 auch nicht zu durch


Polizeidienststellen der PI Osnabrück initiierten VJV bei der StA Osnabrück.
Stattdessen wurden Haft-, Sofort- und Eiltsachen mit der gebotenen Vordringlichkeit,
unter Beachtung der gesetzlichen Fristen und der Rechte aller Verfahrensbeteiligter,
und in enger Absprache mit der Staatsanwaltschaft und den zuständigen Gerichten
„abgearbeitet“ und zügig zum Abschluss gebracht.

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3.2 OSC – Osnabrück Community

Im Raum Osnabrück und Region hat sich ein Internet – Forum „OS – Community“
sehr nachhaltig etabliert. In diesem „Chatroom“ haben sich bereits etwa 120.000
'User' mit einem Altersdurchschnitt von ca. 18,3 Jahren angemeldet (Osnabrück hat
ca. 168.000 Einwohner).

Nachdem es dort nicht nur zu beleidigenden Einträgen oder Einstellungen von


herabwürdigenden Fotos / Zeichnungen bis hin zur Veröffentlichung einer
„Todesliste“ (Verändertes Foto eines Lehrerkollegiums einer Osnabrücker Schule)
kam, wurden nicht nur Strafverfahren eingeleitet, sondern auch ein direkter Kontakt
zu den verantwortungsbewussten Betreibern dieser Plattform hergestellt.

Aus dem Jugendkommissariat der PI Osnabrück (FK 6) wurde ein


Verbindungsbeamter benannt, der sowohl Hinweise aus dem Netz oder von den
Administratoren bewertet und bearbeitet / aufbereitet, als auch Informationen und
Anregungen an die Betreiber im regelmäßigen Austausch weitergibt. Dieser
Mitarbeiter steht auch den angeschlossenen Polizeidienststellen als sachkundiger
Ansprechpartner für Rechercheanfragen zur Umsetzung zentral zur Verfügung.

Diese Form der Zusammenarbeit hat sich bewährt.

Mittlerweile hat sich in Osnabrück ein Kreis von Referenten aus verschiedenen Insti-
tutionen und Arbeitsbereichen (u.a. Polizei) zusammengefunden, der gezielt Vorträge
für verschiedene Zielgruppen u.a. zum Thema: Gefahren im Internet pp. anbietet und
in dem auch Mitarbeiter von „OSC“ eingebunden sind. Näheres hierzu siehe auch
lfd. Nr. 7. 5.1.

4. Spezielle Deliktsbereiche

4.1 Rohheitsdelikte

4.1.1 Allgemeines

Unter diesem Begriff werden die Delikte Raub, Körperverletzung, Frei-


heitsberaubung, Nötigung und Bedrohung zusammengefasst. Delikte also, die mit
Gewaltanwendung bzw. Gewaltandrohung gegen Personen verbunden sind.
In diesem Deliktsbereich stellen erfahrungsgemäß die jungen Tatverdächtigen einen
relativ hohen Anteil sowohl bei den Tatverdächtigen als auch bei den Fallzahlen.

So stellten die unter 18-jährigen im Berichtsjahr 2009 in diesem Deliktsbereich 621


Tatverdächtige (Vorjahr 2008: 450 Tatverdächtige) und damit 14,50 % (Vorjahr
2008: 11,83 %) aller Tatverdächtigen.

Dieser Altersgruppe konnten im Berichtsjahr 529 aufgeklärte Rohheitsdelikte (Vor-


Jahr: 520 Taten) zugeordnet werden.
Das sind 12,43 % (Vorjahr: 13,6 %) aller aufgeklärten Rohheitsdelikte.
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Die deutliche Diskrepanz zwischen TV-Zahl und Fallzahl im Jahr 2009 bestätigt
erneut, dass gerade diese Straftaten häufig von jungen Tätergruppen begangen
werden.
In solchen Fällen werden zwar nur eine Straftat (Fall), aber mehrere Tatverdächtige
für die gleiche Tat gezählt.

Aus dem Bereich der Rohheitsdelikte soll hier nur auf 2 Deliktsbereiche
(Körperverletzung / Raub) näher eingegangen werden, in denen die unter 18-jährigen
Tatverdächtigen stark vertreten sind.

4.1.2 Körperverletzung

Gerade im Bereich der Körperverletzungsdelikte sind junge Menschen recht häufig


als Täter, aber auch als Opfer beteiligt. Angezeigte Fälle bewegen sich in einer
Spannbreite von der einfachen "lapidaren" Ohrfeige nach einem Schulhofstreit bis hin
zum Angriff mit gefährlichen Gegenständen oder Fußtritten gegen den Kopf des
Opfers.

Dazu eine Übersicht „Körperverletzung“

Jahr TV Kinder Jugendliche Jugendliche Jugendliche Minderjährige


gesamt unter 14 J. 14 bis u.16 J. 16 bis u.18 J. gesamt gesamt
2009 3098 101 143 266 409 510
2008 2.799 109 150 226 376 485
2007 2.978 90 201 263 464 554
2006 2.881 116 196 251 447 563
2005 2.841 83 162 254 416 499
2004 2.613 158 181 241 422 580

In diesem Deliktsbereich steigerte sich die Zahl: TV gesamt um 299 TV (+ 10,68 %).
Bei den minderjährigen Tatverdächtigen ist eine geringfügige Zunahme von + 25 TV
(+ 5,15 %) festzustellen (die sich ausschließlich bei den 16- bis 18-jährigen nieder-
schlägt).

Von den 510 Tatverdächtigen (KV-Delikte) waren 89 weiblichen Geschlechts (Vorjahr


2008: 88); ein fast gleich bleibender Anteil weiblicher TV in diesem Deliktsbereich.
Wie im Vorjahr fielen die weiblichen TV aber vermehrt auch wieder mit sogen.
„Gefährlichen und Schweren Körperverletzungen“ auf.

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4.1.2 Raubdelikte

Raubstraftaten junger Täter stellen sich häufig als Raub auf Straße dar. Neben
Bargeld und Wertgegenständen wie Handys sind gerade bei jungen Tätern auch
Trendbekleidung wie teure Turnschuhe, Jacken und Mützen bevorzugte Beute. Diese
Gegenstände lassen sich die Täter, häufig in Tätergruppen, vom Opfer unter
Drohungen oder Gewaltanwendung geben bzw. nehmen sie ihnen ab, ein Vorgang,
der in entsprechenden Kreisen häufig lapidar mit "abziehen" bezeichnet wird.

Forderungen nach geringen Bargeldsummen oder geringwertigen Gegenständen


lassen den Schluss zu, dass Bereicherungsabsicht nicht alleiniges Motiv ist. Andere
Motive wie "als cool gelten", Anerkennung in Cliquen, "Macht ausüben" spielen
ebenfalls eine Rolle, werden in Vernehmungen aber selten zugegeben.

Tabelle Raubdelikte – alle -:

Jahr TV Kinder Jugendliche Jugendliche Jugendliche Minderjährige


gesamt unter 14 J. 14 bis u.16 J. 16 bis u.18 J. gesamt gesamt
2009 249 6 15 32 47 53
2008 198 3 11 34 45 48
2007 316 10 29 41 70 80
2006 294 8 17 48 65 73
2005 353 13 38 46 84 97
2004 272 25 37 30 67 92

Im Raubbereich ergibt sich somit eine leichte Zunahme, die sich bei den Jugend-
lichen von 14 bis u. 16 Jahre ( + 4 ) und auch bei den Kindern ( + 3 ) niederschlägt.

Unter den 53 minderjährigen „Raubtätern“ befanden sich im Berichtsjahr auch


3 weibliche TV (Vorjahr 2008: 5 Mädchen).

davon: Raub auf Straße:

Jahr TV. Kinder Jugendliche Jugendliche Jugendliche Minderjährige


gesamt unter 14 J. 14 bis u.16 J. 16 bis u.18 J. gesamt gesamt
2009 99 4 8 17 25 29
2008 90 2 8 27 35 37
2007 113 0 9 25 34 34
2006 135 5 9 28 37 42
2005 113 6 17 20 37 43
2004 105 15 17 15 32 47

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4.2 Diebstahlskriminalität

Einen Schwerpunkt der Jugendkriminalität bildete schon immer der Deliktsbereich


Diebstahl mit all seinen Facetten.

Im Berichtsjahr wurden im Bereich der PI Osnabrück 14.925 Diebstähle – gesamt -


(Vorjahr 2008: 16.084 Fälle) angezeigt. Ein Rückgang um 1.159 Diebstähle bzw. -
7,21 %.

Aufgeklärt wurden davon 5.095 Taten (Vorjahr 2008: 5.069). Dies entspricht einer
Aufklärungsquote von 34,14 %.

Den minderjährigen Tatverdächtigen wurden davon 1.198 (23,15 %) aufgeklärte


Diebstahlstaten zugeordnet (Vorjahr 2008: 1.297 Taten, entspricht 25,59 %).

Jahr TV Kinder Jugendliche Jugendliche Jugendliche Minderjährige


gesamt u. 14 J. 14 bis u.16 J. 16 bis u.18 J. gesamt gesamt
2009 3.960 356 472 392 864 1.220
2008 3.916 416 495 409 904 1.320
2007 4.208 426 565 414 979 1.405
2006 4.143 410 549 440 989 1.399
2005 4.682 474 497 430 927 1.401
2004 4.117 396 411 350 761 1.157

Die Anzahl strafunmündiger TV verringerte sich; die Abnahme der TV fand im


gesamten Altersspektrum der Minderjährigen statt. In der Gesamtbetrachtung der
Minderjährigen ergibt sich gegenüber dem Vorjahr eine Abnahme der
Tatverdächtigenzahlen.

Weibliche TV stellen im gesamten Deliktsbereich: Diebstahl mit 1.137 Tat-


verdächtigen (28,71 %) einen vergleichsweise hohen Anteil. Hier sind insbesondere
die unter 18-jährigen weiblichen TV stark vertreten mit 433 TV, das sind 38,08 %
aller weiblichen Diebe bzw. 10,93 % aller Diebe insgesamt.

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Von den Gesamtdiebstahlszahlen leiten sich ab:


(Achtung: Zahlen sind bei einer Addition nicht mehr mit der Gesamtzahl der Tatverdächtigen in der
vorherigen Tabelle vergleichbar. Seit 2008 neue Zählweise!)

Diebstahl unter erschwerenden Umständen:

Jahr TV Kinder Jugendliche Jugendliche Jugendliche Minderjährige


gesamt unter 14 J. 14 bis u.16 J. 16 bis u.18 J. gesamt gesamt
2009 1.008 62 94 114 208 270
2008 1.064 53 123 140 263 316
2007 1.176 62 140 138 278 340
2006 978 48 121 130 251 299
2005 1034 38 98 132 230 168
2004 757 62 83 89 172 234

Diebstahl ohne erschwerende Umstände:

Jahr TV Kinder Jugendliche Jugendliche Jugendliche Minderjährige


gesamt unter 14 J. 14 bis u.16 J. 16 bis u.18 J. gesamt gesamt
2009 3.227 314 411 309 720 1.034
2008 3.145 378 411 319 730 1.108
2007 3.407 389 468 325 793 1.182
2006 3.454 372 471 360 831 1.203
2005 3.944 449 438 338 776 1.225
2004 3.584 354 357 291 648 1.002

Der Schwerpunkt bei den weiblichen Dieben liegt deutlich bei den Diebstählen ohne
erschwerende Umstände. Von den 1.034 Minderjährigen TV waren 409 TV weiblich.

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4.2.1 Ladendiebstahl / Diebstahlskriminalität

Gerade der Ladendiebstahl ist eines der Delikte, die sehr häufig von jungen
Straftätern begangen werden. Hier stehen sich häufig geringe Kaufkraft und
Wünsche nach modischer trendiger Bekleidung/ Accessoires, Toilettenartikel,
Unterhaltungselektronik oder nach anderen "Kultgegenständen" konträr gegenüber.
Daneben existieren hier aber auch andere -seltenere- Motive wie altersgemäße
Bereitschaft zu Regelverletzungen, Mutproben pp.

Übersicht: Ladendiebstahl

Jahr TV Kinder Jugendliche Jugendliche Jugendliche Minderjährige


gesamt unter 14 J. 14 bis u.16 J. 16 bis u.18 J. gesamt gesamt
2009 2.145 250 320 188 508 758
2008 2.130 331 335 191 526 857
2007 2.034 300 320 162 482 782
2006 2.220 287 326 198 524 811
2005 2.682 344 282 197 479 823
2004 2.499 270 242 150 392 662
2003 2.620 344 228 198 426 770

Die Gesamtzahl der minderjährigen TV ist um 99 TV gesunken. Diese Verringerung


zieht sich durchgängig durch alle Altersgruppen.

Von den 2.408 aufgeklärten Fällen des Ladendiebstahls wurden den unter
18-jährigen Tatverdächtigen im Berichtsjahr 692 Fälle (28,73 %) zugeordnet.

Beim Ladendiebstahl überwiegen die männlichen Minderjährigen mit 409 Tatver-


dächtigen gegenüber den weiblichen mit 349 TV.
Besonders deutlich wird dies bei den Kindern bis 14 J. (Jungen: 153 TV, Mädchen:
97 TV). Bei den Jugendlichen beider Altersgruppen dagegen übersteigt die Anzahl
der männlichen Ladendiebe die der Mädchen nur geringfügig (um 4 TV).

21,21 % bzw. 455 TV von allen tatverdächtigen Ladendieben (2.145 TV) waren
Nichtdeutsche.
Bei den minderjährigen Ladendieben (758 TV) waren es 89 TV ( 11,74 %)

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Jugenddelinquenz und Jugendgefährdung in Stadt und Landkreis Osnabrück 2009
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- 24 -

4.3 Sachbeschädigung

4.3.1 Allgemeines

Auch die Sachbeschädigung gilt als jugendtypisches Delikt. Hier kommt es, häufig
aus jugendlichem Übermut, Abenteuerlust, Langeweile oder Gruppendynamik, und
einhergehend mit hohem Alkoholkonsum, zu Taten wie Reifen stechen, Antennen
abknicken, Abtreten von PKW-Spiegeln pp.

Die Anzahl aller angezeigten Sachbeschädigungen verringerte sich auf 4.345 Fälle
(Vorjahr 2008: 4.520), eine Abnahme um 175 Fälle bzw. - 3,78 %.
1.411 der angezeigten Fälle konnten aufgeklärt werden (32,47%); Vorjahr 2008:
1.280 aufgeklärte Fälle (28,31 %).

Den unter 18-jährigen Tatverdächtigen wurden 469 Fälle (= 33,24 % von 1.411)
zugeordnet.

Diese verteilen sich in 2009 wie folgt:

- begangen durch Kinder: 152 Fälle


- begangen durch Jugendliche: 317 Fälle

Zum Gesamtbereich Sachbeschädigung folgende Übersicht:

Jahr TV Kinder Jugendliche Jugendliche Jugendliche Minderjährige


gesamt unter 14 J. 14 bis u.16 J. 16 bis u.18 J. gesamt gesamt
2009 1.154 128 144 167 311 439
2008 1.162 113 172 159 331 444
2007 1.092 112 156 155 311 423
2006 1.095 96 153 167 320 416
2005 1.106 103 145 134 279 382
2004 943 104 102 134 236 340

4.3.2 Graffitidelikte

Unter dem Oberbegriff Sachbeschädigung sind auch die „Graffitidelikte“ erfasst. In


den meisten Fällen handelt es sich dabei nicht um „künstlerische Werke“, sondern
um Farbschmierereien. Vielfach werden lediglich Namenszeichen, sog. „Tags“, von
den Tätern hinterlassen, z.T. gleich in ganzen Straßenzügen. Durch die oft
aufwändige und kostenintensive Beseitigung der Graffitis entstehen hohe
Schadenssummen. Die Schadenshöhe kann in vielen Fällen nicht genannt oder nur
geschätzt werden, so dass hierzu keine realistische Erfassung erfolgen kann.

Polizeiinspektion Osnabrück
Jugenddelinquenz und Jugendgefährdung in Stadt und Landkreis Osnabrück 2009
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- 25 -

Während die „Graffiti-Fallzahlen“ für das Jahr 2007 nur mit Einschränkungen aus der
Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) hergeleitet werden konnten, erfolgt seit dem
1.1.2008 über sechsstellige Schlüsselzahlen eine explizite und detaillierte Erfassung
dieser Delikte.
Somit können aus den PKS 2008/09 erstmals entsprechend breit gefächerte
Informationen und Angaben zu Tatorten, -zeiten und insbesondere „angegriffenen“
Objekten etc. entnommen werden.

Eine Vergleichbarkeit mit den (Täter)Zahlen der Vorjahre ist aber wegen der „neuen
bundeseinheitlichen Zählweise“ (ab 2008 sogen. Ausgangsstatistik) immer noch nur
bedingt möglich und wird auch erst in den kommenden Jahren verlässlicher und ge-
nauer werden (dies betrifft z.B. Täter, die innerhalb eines Jahres die Altergruppe
vom Jugendlichen zum Heranwachsenden wechseln und vor und nach diesem
„Wechsel“ Straftaten begehen; vergl. diesbzgl. auch lfd. Nr. 2 dieses Jugend-
berichtes).

In den Berichtszeiträumen 2004 – 2006 wurde eine Auswertung der Graffititaten noch
aus dem Vorgangsbearbeitungssystem Nivadis heraus vorgenommen (mit den Such-
kriterien: Sachbeschädigung aufgrund illegaler Graffitis und Farbschmierereien gem.
§§ 303 u. 304 StGB); wobei anzumerken ist, dass in Nivadis illegale Graffitidelikte
nochmal wieder unter anderen Schlüsselzahlen erfasst sind.

Somit sind bei der Erhebung der Fallzahlen allein in den vergangenen vier Jahren
drei verschiedene Zählweisen zu Grunde gelegt worden, was eine wirklich sichere In-
terpretation, Vergleichbarkeit und Bewertung sehr erschwert. Die sogen. „absoluten“
Zahlen sollen aber laut „ASt-Auswertern“ stimmig und vergleichbar sein und man sei
auch optimistisch, dass es in den kommenden Jahren bei der Erfassung der elektro-
nischen PKS-Daten diesbezüglich keine weiteren Änderungen mehr geben soll.

Die Zuordnung der Vorgänge selber richtet sich nach der erfassten Tatzeit.

Übersicht: Graffiti-Delikte

Jahr gemelde- aufgeklär- TV Kinder Jugendl- Minder- Heran- TV


te Fälle te Fälle gesamt liche jährige wach- über
gesamt sende 21
Jahre
2009 976 353 170 35 74 109 35 26

Die auffällige Diskrepanz zwischen der Zahl aufgeklärter Fälle im Vergleich zur
Anzahl der ermittelten Tatverdächtigen (TV) spricht dafür, dass eine hohe Anzahl der
geklärten Delikte durch Tätergruppierungen und/oder Mehrfachtäter begangen
wurden.

Polizeiinspektion Osnabrück
Jugenddelinquenz und Jugendgefährdung in Stadt und Landkreis Osnabrück 2009
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Illegale Graffiti-Ermittlungsverfahren werden für den Bereich des Stadtgebiets Osna-
brück im ZKD / FK 6 von zwei Beamten der „AG Graffiti“ bearbeitet.

Alle Graffitidelikte, die auf den Autobahnen im Zuständigkeitsbereich der PI


Osnabrück ( BAB 1; 30 und 33 ) anfallen, bearbeiten zwei Sachbearbeiter des PK
BAB Osnabrück im Rahmen ihrer „hauptamtlichen“ Tätigkeit als Wechselschicht-
dienstbeamte.

Im Landkreis liegt die Zuständigkeit für die Bearbeitung dieser Delikte im AF 4 der
Kriminal- und Ermittlungsdienste der Polizeikommissariate bzw. bei den Polizeista-
tionen.

Für die Streckenabschnitte und Liegenschaften der Deutschen Bahn AG, der Nord-
West- Bahn und der Westfalenbahn fallen Aufnahme, Dokumentation und Sach-
bearbeitung von Graffitivorgängen in die Zuständigkeit der Bundespolizeiinspektion
Bad Bentheim, Bundespolizeirevier Osnabrück.

Neben dieser Tatort- und/ oder objektabhängig vorgegebenen Bearbeitungszustän-


digkeit konnten insbesondere im Stadtgebiet Osnabrück mehrfach durch
gemeinsame Arbeitsgruppen, bestehend aus Mitarbeitern des ZKD/FK 6 und der
Bundespolizei, Serienstraftaten und –täterschaften erkannt, aufgeklärt und
abgearbeitet werden. Mittlerweile hat man beim Bundespolizeirevier Osnabrück auch
den organisationsbedingten Weggang eines langjährigen Graffitisachbearbeiters
durch entsprechenden Nachersatz weitgehend ausgleichen können. Mit viel
Engagement und regelmäßigen Kontakten zur hiesigen EG Graffiti arbeitet sich ein
neuer SB immer tiefer in die Materie ein und verschafft sich so nach und nach das
erforderliche Know how und Insiderwissen.

Seit Anfang 2007 führt die hiesige „ASt“ (Analysestelle) gezielte Recherchen und
Auswertungen hinsichtlich aller polizeilich angezeigten bzw. bekannt gewordenen
Graffitistraftaten im Zuständigkeitsbereich der PI Osnabrück durch. Tatzeiten, ver-
wendete Tags, Täterbeschreibungen etc. werden gegenübergestellt, verglichen, ta-
bellarisch festgehalten und den auf die Bearbeitung von Graffitidelikten spezialisier-
ten polizeilichen Sachbearbeitern zur Verfügung gestellt (womit häufig schon frühzei-
tig und effektiv gebietsübergreifende und mobile Tätergruppen und Serien erkannt
werden und ein entsprechender Austausch zwischen den beteiligten Dienststellen
stattfinden kann).

Ein besonderer Augenmerk wird in den letzten Jahren auf den Erlass von
Ordnungsverfügungen gegen Mehrfach(graffiti)täter durch die Ordnungsbehörde/n
gelegt.
Als Mehrfach(graffiti)intensivtäter überführte Beschuldigte werden von den polizei-
lichen Sachbearbeitern einer eigens hierfür eingerichteten Abteilung im Bürger- und
Ordnungsamt der Stadt Osnabrück gemeldet.
Von dieser wird der zugrunde liegende Sachverhalt umgesetzt und dem Betroffenen
eine Ordnungsverfügung erteilt, wonach er für einen bestimmten Zeitraum bestimmte
Stadtteile und/oder –gebiete in Osnabrück nicht aufsuchen und er außerdem fest-
gelegte Gegenstände (Spraydosen, Schablonen, Pinsel, Filzstifte pp.) nicht mitführen
darf.
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5. Besondere Kriminalitätsformen

5.1 Drogenmissbrauch

Im Berichtsjahr wurden im Bereich der PI Osnabrück 1.392 Fälle (Vorjahr 2008:


1.485 Fälle) der Rauschgiftkriminalität insgesamt verzeichnet; eine Abnahme um
6,26 %.

Mit 1.348 aufgeklärten Fällen (Vorjahr: 1.428 Fälle) lag die Aufklärungsquote bei
96,84 % (Vorjahr 2007: 96,16 %).

Die höchsten Anteile hatten dabei

Verstöße mit Cannabis: 936 Fälle (2008: 896)


Verstöße mit Heroin: 135 Fälle (2008: 204)
Verstöße mit Kokain: 107 Fälle (2008: 163)
Verstöße mit Ecstasy-Tabletten: 20 Fälle (2008: 32)

Zum Anteil der jungen Tatverdächtigen im Bereich der Betäubungsmittelkriminalität -


gesamt- folgende Übersicht:

Jahr TV Kinder Jugendliche Jugendliche Jugendliche Minderjährg.


gesamt unter 14 J. 14 bis u.16 16 bis u.18 gesamt gesamt
J. J.
2009 1.229 8 34 68 102 110
2008 1.286 11 43 102 145 156
2007 1.448 4 26 70 96 100
2006 1.102 8 41 105 146 154
2005 1.038 7 62 109 171 178
2004 926 10 71 118 189 199

Die Anzahl der Tatverdächtigen gesamt (TV gesamt) ist geringfügig zurückgegangen.
Nach dem auffälligen Rückgang der Zahlen in 2007 und dem dann in 2008 wieder
auf das Niveau der Vorjahre zu verzeichnenden Anstieg ist nunmehr
(Berichtszeitraum 2009) bei den Minderjährigen (und hier bei allen Altersgruppen)
wieder ein leichter Anstieg zu verzeichnen (der aber noch lange nicht an das Niveau
der Jahre von vor 2006 heranreicht).

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Eingeleitete Ermittlungsverfahren wg. Verstoß gegen das BTMG gegen


minderjährige Beschuldigte:

2009: 110 Fälle


2008: 108 Fälle
2007: 109 Fälle
2006: 144 Fälle
2005: 214 Fälle
2004: 214 Fälle

Tatverdächtige Minderjährige nach Art der Betäubungsmittel (Aufstellung nicht


abschließend) im Vergleich zu den Vorjahren:

BTM Kinder Jugendliche


2009 2008 2007 2006 2005 2009 2008 2007 2006 2005
Heroin 0 0 0 0 0 2 1 0 0 0
Kokain 0 0 0 0 0 1 1 1 4 0
Ecstasy Tab. 0 0 0 0 0 4 4 1 5 4
Cannabis 3 5 3 8 5 80 68 79 112 132

Die Erfahrungen der letzten Jahre zeigen gleichbleibend, dass überwiegend junge
Leute unter dem Einfluss illegaler Drogen im Zusammenhang mit „Führen von Kraft-
fahrzeugen“ im Straßenverkehr auffallen.

Allgemein blieb die Anzahl „folgenloser“ Fahrten („gesamt“) unter Drogeneinfluss


(ausgenommen Alkohol) - nach 461 im Jahr 2008 - mit 481 weiterhin über dem
Niveau früherer Jahre (davon 425 Ordnungswidrigkeitenverfahren / 56 Strafverfah-
ren).

Ein konkreter zahlenmäßiger Bezug zu Minderjährigen (unter 18-jährigen) drogenbe-


einflussten Verkehrsteilnehmern wurde wie folgt erfasst.

6 Ordnungswidrigkeitenverfahren
1 Strafverfahren

( Zum Vergleich die Gruppe der „Jungerwachsenen“ von 18 – 25 Jahren: 175 OWi-
und 27 Strafverfahren).

Bei insgesamt 18 polizeilich bearbeiteten Verkehrsunfällen wurde bei Unfallbeteilig-


ten Drogenbeeinflussung festgestellt (ob und ggfls. wie viele Minderjährige sich
unter diesen Beteiligten befanden, wird nicht erfasst und kann daher nur gemutmaßt
werden).

Zum Thema Drogen siehe auch lfd. Nr. 7.1 (Präventionsprojekte gegen Sucht)

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Jugenddelinquenz und Jugendgefährdung in Stadt und Landkreis Osnabrück 2009
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5.2 Tatörtlichkeit Schulen

5.2.1 Allgemeines

Immer häufiger und intensiver wurde in den letzten Jahren das Thema
"Kriminalität/Gewalt an Schulen" diskutiert, insbesondere nach einzelnen, aber
spektakulären und medienwirksamen Gewaltstraftaten.
Aus Schülerkreisen, aber auch aus den Reihen der Lehrkräfte, war allerdings auch
zu vernehmen, dass verbale Gewalt, psychische Gewalt und Mobbing stärker
zunehmen und häufiger als körperliche Gewalt festgestellt werden.
In der PKS besteht die Möglichkeit unter der Bezeichnung "Tatörtlichkeit Schule"
Straftaten zu recherchieren. Diese Recherche ließ bis Anfang 2004 allerdings die
Schulwege oder schulische Veranstaltungen pp. außer Betracht und deckte somit
nicht das gesamte Umfeld Schule ab.

Mit Wirkung vom 01.01.2004 wurde die „Tatörtlichkeit Schule" in dieser Hinsicht
entsprechend angeglichen und ausgeweitet.

In diesem Deliktsbereich ist die Einschätzung des Dunkelfelds nach wie vor schwer.
Aus verschiedensten Gründen kamen nicht alle Gewaltdelikte an Schulen zur
Strafanzeige. Unter anderem auch aus diesem Grunde wurde per Erlass eine
Anzeigepflicht der Schulen für bestimmte Delikte eingeführt (siehe 5.2.5). Im
September 2005 ist die statistische Erfassung von Delikten im Zusammenhang mit
„Schule“ erneut verändert worden.
Dies und auch ein tatsächlich zu beobachtendes geändertes Anzeigeverhalten sollte
beim Vergleich der PKS-Jahreszahlen 2004 – 2009 beachtet werden!

Für besondere Unruhe an Schulen bzw. schulischen Einrichtungen haben auch im


abgelaufenen Jahr wiederum einige angedrohte und/oder vermeintliche Amoklagen,
„Todeslisten“ und Bombendrohungen etc. gesorgt.
Alle Sachverhalte wurden polizeilich mit dem gebotenen Ernst und oberster Priorität
in Angriff genommen und durch ermittelt. Letztlich konnte in allen Fällen
„Entwarnung“ gegeben werden, wirkliche Gefährdungslagen oder ernsthaft geplante
Anschläge wurde nicht festgestellt.

5.2.2 Fallzahlen

Im Berichtsjahr wurden insgesamt 323 Straftaten (Vorjahr: 374 Straftaten) mit dem
Tatort Schule verzeichnet, bei denen es sich aber überwiegend um Eigentumsdelikte
und Sachbeschädigungen handelte.

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Unter dem Oberbegriff „Gewalt gegen Personen / Tatörtlichkeit Schule“ waren


festzustellen:

Delikte (Fallzahlen) 2009 2008 2007 2006 2005 2004


Sexualdelikte 0 6 4 6 22 1
Raubdelikte -gesamt- 0 0 0 3 8 10
Körperverletzung -
37 41 57 64 63 71
gesamt -
davon gefährliche u.
14 10 22 22 17 27
schwere KV
davon vorsätzliche
23 31 34 41 44 43
leichte KV
Straft. gg. die
7 5 11 14 11 9
persönliche Freiheit

Weitere „ausgewählte Delikte / Tatörtlichkeit Schule“:

Delikte (Fallzahlen) 2009 2008 2007 2006 2005 2004


Betäubungsmitteldel. 7 4 2 8 22 30
Verstöße gegen
0 1 0 3 4 2
Waffengesetze
Diebstahl - gesamt - 164 194 148 168 400 263
Sachbeschädigung 85 92 57 121 149 136
Straftaten gesamt 300 374 295 409 740 554

Nach dieser Statistik ist die Anzahl der erfassten Delikte mit „Merker“: Tatörtlichkeit
Schule um 51 Taten gesunken wobei sich in einzelnen Deliktsbereichen die
Verringerung stärker bemerkbar macht, z.B. im Bereich Diebstahl und
Sachbeschädigung.

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5.2.3 Tatverdächtige

Übersicht: Tatverdächtige / Tatörtlichkeit Schule

Jahr TV Kinder Jugendliche Jugendliche Jugendliche Minderjährige


gesamt unter 14 J. 14 bis u.16 J. 16 bis u.18 J. gesamt gesamt
2009 137 50 41 24 65 115
2008 306 91 105 81 186 277
2007 166 44 73 26 99 143
2006 280 79 103 76 179 258
2005 325 53 97 80 177 230
2004 254 84 95 46 141 225

Die Zahl der Tatverdächtigen gesamt (TV gesamt) ist im letzten Jahr wieder deutlich
um 169 TV auf das Niveau von 2007 gesunken. Die Abnahme wirkt sich durchgängig
bei allen Altersgruppen aus. Bei den Jugendlichen von 14 – 16 Jahren (-64 TV), 16 –
18 Jahre (-57 TV) und den Kindern unter 14 Jahren (-41 TV).
Einschränkend muss aber auch hier wieder auf die in 2008 geänderte Zählweise in
der PKS hingewiesen werden.

Die Gesamtzahl der weiblichen Tatverdächtigen betrug 20 Personen.

Bei den minderjährigen weiblichen Tatverdächtigen (16 TV) liegt der Schwerpunkt
bei den 14 – 16 jährigen Jugendlichen (9 TV) und den 16 – 18 jährigen (4 TV).

5.2.4 Qualitativ schwerwiegende Straftaten

Unter diesem Oberbegriff werden folgende Straftaten zusammengefasst:


Raubdelikte, gefährliche/schwere Körperverletzung und Straftaten gegen die persön-
liche Freiheit (Nötigung, Bedrohung und Freiheitsberaubung).

Die Anzahl dieser Delikte und die Veränderungen zum Vorjahr sind aus der Tabelle
unter 5.2.2 ersichtlich.

Im Gegensatz zu 2006, als noch drei Raubtaten (mit Schulkontext) zu verzeichnen


waren und sich unter den erfassten Tatverdächtigen ein erst 13-jähriger Schüler (als
Täter eines Schweren Raubes) befand, sind sowohl 2007, 2008 und auch im
abgelaufenen Jahr derartige Taten nicht registriert worden.

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Von den 14 angezeigten und bearbeiteten gefährlichen/schweren Körperverlet-


zungen im Schulkontext konnten 13 aufgeklärt werden.

In 9 Fällen handelte ein Einzeltäter. Insgesamt sind zu diesem Delikt 13 Tatver-


dächtige (12 männl. / 1 weibl.), bekannt geworden (6 Kinder, 7 Jugendliche, 0 He-
ranwachsende, 0 Erwachsene ).

Die insgesamt registrierten 7 Fälle: Straftaten gegen die persönliche Freiheit (Schul-
kontext) wurden alle aufgeklärt; alle Taten wurden von Einzeltätern verübt.
Bei den ermittelten Tatverdächtigen handelte es sich um 1 Kind, 3 Jugendliche
und 3 Erwachsene (im Alter von 18 – 60 Jahren).

5.2.5 GemRdErl. MK, MI, MJ v. 30.09.03: „Zusammenarbeit Schule, Polizei,


Justiz“

Der im Herbst 2003 von den beteiligten Ministerien herausgegebene gemeinsame


Runderlass "Zusammenarbeit zwischen Schulen, Polizei und Staatsanwaltschaft"
besitzt weiter Gültigkeit.
Über Inhalte und Ziele des Erlasses wurde bereits in den Jahresberichten seit 2003
informiert, so dass auf allgemeine Erläuterungen hierzu verzichtet werden kann.

Zu den gemäß Erlass vorgesehenen 2 Besprechungen im Jahr je


Schule/Ansprechpartner der Polizei kam es auch weiterhin nicht. Die Einladungen
der Schulen bzw. die Kontaktaufnahmen durch Polizei oder Schulen richteten sich
weiterhin am tatsächlichen Bedarf aus.
Eine zahlenmäßige Erfassung dieser Besprechungen findet nicht mehr statt.

Bei den Themenschwerpunkten der Besprechungen gab es gegenüber den


Vorjahren kaum Veränderungen. Es handelte sich im Wesentlichen um:

Gewalt an Schulen/Gruppengewalt,
Verhalten bei Straftaten in der Schule/auf dem Schulgelände, Vandalismus,
Anzeigepflicht der Schulen, Möglichkeiten der Anzeigeerstattung,
bedrohliches Verhalten einzelner Schüler,
Drogenproblematik, Auskünfte zu Hilfeeinrichtungen,
Präventionsmöglichkeiten, - material,
Zusammenarbeit mit der Jugendhilfe.
Verhalten in Krisensituationen pp, siehe 5.2.6.

Aus dem Erlass ergibt sich für die Schulen noch immer die Verpflichtung, bestimmte
„Straftaten im Schulkontext“ (Katalog) bei Beteiligung von Schülern der Polizei zu
melden. Darauf wird bei Besprechungen aus bestimmten Anlässen auch stets
hingewiesen. Aus Ermittlungsvorgängen und Besprechungen mit Schulen geht
hervor, dass Schulen dieser Verpflichtung weiter nachkommen. Ob tatsächlich alle
„meldepflichtigen“ Straftaten angezeigt werden, steht nicht fest. Ebenso ist nicht
konkret feststellbar, zu welchem Anteil die unter 5.2.2 aufgeführten Fälle auf
Strafanzeigen von Lehrkräften oder anderen Schulangehörigen zurückzuführen sind.
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Jugenddelinquenz und Jugendgefährdung in Stadt und Landkreis Osnabrück 2009
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Für die Polizei ergibt sich aus dem Erlass die Pflicht, Informationen über Personen,
Taten und Sicherheitslagen, welche für den schulischen Bereich zur Abwehr einer
Gefahr oder zur Erfüllung der Aufgaben der Polizei erforderlich sind, der jeweiligen
Schulleitung unverzüglich mitzuteilen.
Im Berichtsjahr erfolgten solche Mitteilungen an die jeweiligen Schulleitungen erneut
über 3 Schüler.
In zwei Fällen handelte es sich um Informationen über Verstöße gegen das
Betäubungsmittelgesetz. Im dritten Fall ging es um wiederholte Körperverletzung,
möglicherweise mit sexuellem Hintergrund.
Im Rahmen von schulinternen Lehrerfortbildungen und Studienseminaren für
Lehramtsanwärter wurden mehrfach der Erlass und die Möglichkeiten der
Zusammenarbeit sowohl im Rahmen der Strafverfolgung als auch der Prävention
erläutert. Seit 2009 wurden diese Veranstaltungen um die Thematik „Amokläufe an
Schulen“ erweitert.

5.2.6. Rd.Erl. MK v. 15.02.05 „Sicherheits- und Gewaltpräventionsmaßnahmen


in Schulen“

Bezug nehmend auf den Erlass vom Herbst 2003 (s. 5.2.5) hatte das
Niedersächsische Kultusministerium im Februar 2005 den Erlass „Sicherheits- und
Gewaltpräventionsmaßnahmen in Schulen“ herausgegeben.

Da auch zu diesem Erlass bereits in den Jahresberichten seit 2005 Ausführungen


gemacht wurden, soll hier nur noch auf eine darin enthaltene wesentliche Forderung
des MK eingegangen werden:

An jeder Schule ist in Zusammenarbeit mit Schülern, Eltern, Schulträgern und


externen Fachkräften ein schulbezogenes Sicherheitskonzept zu entwickeln, das
durch gewaltpräventive Maßnahmen gestützt wird,

Wie schon berichtet gab es bis zum Jahre 2008 kaum oder keine Anfragen von
Schulen nach polizeilicher Mitarbeit bei der Erstellung von Sicherheitskonzepten.
Nachgefragt wurde lediglich die Mitarbeit in Präventionskonzepten, siehe auch 5..2.7.

Dies änderte sich im Herbst 2009. Diverse Schulen aus Stadt und Landkreis
Osnabrück meldeten sich beim Präventionsteam bzw. der Sachbearbeitern
Prävention und baten um polizeiliche Unterstützung bei der Erstellung eine
Sicherheitskonzeptes und/oder eines Notfallplanes.

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Dies war nach Auskunft der Schulen zurück zu führen auf einen erneuten Erlass des
Niedersächsischen Kultusministeriums vom 01.10.2009. Bezug nehmend auf o.g.
Erlass von 2005 wurden darin säumige Schulen unter Fristsetzung aufgefordert,
unverzüglich noch fehlende Sicherheitskonzepte vorzulegen. Es wurde ergänzt,
dass auf die Verfügbarkeit eines Notfallplanes bei Ersterstellung, aber auch bei der
regelmäßigen Fortschreibung des Konzeptes, besonderer Wert zu legen sei!
Hingewiesen wurde weiter auf die vom LKA Niedersachsen zur Verfügung gestellte
Handreichung „Zielgerichtete Gewalt und Amokläufe an Schulen“.

Die anfragenden Schulen wurden durch Mitarbeit bei der Erstellung der geforderten
Konzepte und Übermittlung von weiterem Informationsmaterial unterstützt. Siehe
auch 5.2.6.1.

5.2.6.1 Zielgerichtete Gewalt und Amokläufe an Schulen

Mit 2 Großveranstaltungen zum Thema „Amokläufe an Schulen“ im Jahre 2009


wurden Schulleitungen umfassend und durch die Beteiligung verschiedener
Kooperationspartner aus verschiedenen Blickwinkeln informiert:

28.04.2009 für Schulen in Trägerschaft des Bistums Osnabrück


Neben Referenten des Präventionsteams der PI Osnabrück waren eine Psychologin
und eine Mitarbeiterin der Regionalen Beratungsstelle der PD Osnabrück beteiligt.

27.08.2009 für alle weiterführenden Schulen in Stadt und Landkreis Osnabrück


Auch hier traten Angehörige des Präventionsteams sowie der Inspektionsleiter als
Referenten auf. Hinzu kamen Beiträge der Landesschulbehörde, Abteilung
Osnabrück, zu „Kriseninterventionsteams der LschB“ und „Notfallpläne an Schulen“
sowie der Stadt/des Landkreises Osnabrück zu „Unterstützungssysteme in der
Region Osnabrück“.

Im Anschluss an diese Veranstaltungen wurden weitere Informationen wie die in


einer AG Amok auf PD-Ebene entwickelte „Handlungsempfehlung für Lehrkräfte“ für
den Amokfall an die Schulen versandt. Es wurde dringend angeregt, an den Schulen
Krisenteams ein zu richten und ein schulbezogenes Konzept zu entwickeln. Hierzu
wurde die Mithilfe der Polizei zugesagt.
Anfragende Schulen wurden u.a. unterstützt durch die Erläuterung von technischen
Sicherungsmöglichkeiten oder von Verfahrensabläufen in Fällen von Amok-
Androhungen sowie Ernstfällen.

5.2.7 Polizeiliche Präventionsmaßnahmen an Schulen

Es wird darauf gedrungen, dass polizeiliche Aktivitäten nicht als Einzelmaßnahmen


im Schuljahr stehen bleiben, sondern dass diese in ein Präventionskonzept der
Schule eingebettet sind und möglichst durch Einbindung von Kooperationspartnern
ergänzt, zumindest aber von Seiten der Schule vor- und nachbereitet werden.

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Ob dies tatsächlich im zugesagten oder erforderlichen Maße geschieht, bleibt in


manchen Fällen fraglich.

Wie auch aus den Aufstellungen unter Ziffer 7. des Berichts hervorgeht, betreiben
einige Schulen einen erheblichen Aufwand für Präventionsprojekte und stellen dafür
auch reichlich Unterrichtszeit zur Verfügung.
Umgekehrt erfährt man an manchen Schulen, dass eine Ausweitung von
Präventionsmaßnahmen nicht mehr vertretbar sei. Als Gründe dafür werden u.a.
Verkürzung der Schulzeit ohne Verminderung des zu vermittelnden Lehrstoffs,
Unterrichtsausfälle oder ein Überangebot für Schulen an präventiven Aktivitäten oder
Wettbewerben.

Dennoch waren auch im Jahr 2009 Polizeibeamte in Stadt und Landkreis Osnabrück
wieder sehr häufig in Präventionsmaßnahmen an Schulen eingebunden. Anzuführen
sind hier insbesondere die Mitarbeiter des Präventionsteams der Polizeiinspektion
und die Sachbearbeiter Prävention der 4 Polizeikommissariate im Landkreis
Osnabrück.

Zu diesen Maßnahmen zählten z.B.

- die Mitinitiierung und Beteiligung an Projekttagen und Projektwochen gegen Sucht


oder Gewalt,
- Vorträge und Teilnahme an Diskussionen zu Themen wie Jugendkriminalität oder
jugendtypischen Delikten,
- Teilnahme an Elternversammlungen,
- Mitwirkung an der Lehrerfortbildung, z.B. Information über illegale Drogen,
- die Aufarbeitung von Gewaltvorfällen oder Diebstählen unter Schülern.

Nach Diebstählen und Sachbeschädigungen in Verbindung mit Alkoholkonsum durch


Schüler der 8. und 9. Jahrgänge wurden an der Hauptschule Alfhausen
Unterrichtseinheiten zum Thema Strafbarkeit, Gang des Strafverfahrens und Folgen
der Tat abgehalten.

Eine ähnliche Veranstaltung nach Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz


erfolgte für Schüler der Berufsbildenden Schulen Bersenbrück.

Weitere Präventionsmaßnahmen an Schulen siehe Ziffer 7.

Polizeiinspektion Osnabrück
Jugenddelinquenz und Jugendgefährdung in Stadt und Landkreis Osnabrück 2009
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5.3 Gruppenkriminalität Minderjähriger

Junge Menschen begehen aus unterschiedlichen Gründen sehr häufig Straftaten


gemeinsam oder in Gruppen. Neben eher zufälligen gemeinsamen Straftaten gibt es
überwiegend lockere Zusammenschlüsse von jungen Tätern, meist ohne festen
Anführer, die in wechselnder Beteiligung Straftaten auch aus verschiedenen
Deliktsbereichen begehen.
Regelrechte bandenmäßige Strukturen wurden in den Gruppierungen nicht
festgestellt. Es gab jedoch Gruppierungen, die wiederholt und mit recht hoher
krimineller Energie auftraten

Übersicht: Nicht allein handelnde minderjährige TV bei jugendtypischen Delikten:

minderjährige
Tatverdächtige
2009 2008 2007 2006 2005
A B A B A B A B A B
Handtaschenraub 2 2 1 1 0 0 3 3 4 4
Raub auf Straßen 14 7 37 28 34 31 42 39 43 35
leichte
241 27 276 86 284 107 303 119 270 109
KV
gefährl. / schwere
164 82 239 188 314 284 289 225 253 202
KV
Diebstahl
1.198 462 1.320 744 1.405 895 1.399 855 1.401 823
gesamt
davon
692 229 857 423 782 386 811 400 823 397
Ladendiebstahl
davon
116 33 231 150 137 83 159 90 131 3
Fahrraddiebstahl
davon
Krad/Mopeddiebs 19 17 53 44 75 66 46 44 77 60
t.
Sach-
469 239 445 336 423 341 416 328 382 275
beschädigung
Rauschgift-
165 13 114 31 100 33 154 58 178 31
delikte
Graffiti
616 275 593 391 95 k.A. 308 k.A. 413 k.A.

Betrug
326 58 172 56 171 65 241 79 233 70

Erläuterung:
Unter den jeweiligen (Jahres)rubriken ist die Gesamtzahl der ermittelten Tatver-
dächtigen (Spalte A) im Vergleich mit den nicht allein handelnden Tatverdächtigen
(Spalte B) gegenübergestellt.
Heranwachsende und/oder erwachsene (Mit)Tatverdächtige sind hier nicht erfasst.
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5.4 Waffen- und Sprengstoff

Im Berichtsjahr wurden insgesamt 242 Fälle von Verstößen gegen Bestimmungen


des Waffengesetzes verzeichnet; gegenüber 156 Fällen im Vorjahr; eine Steigerung
um 55,13 %.

Die Aufklärungsquote gesamt betrug 98,76 %; (d.h. 239 von 242 Fällen).

Gleichzeitig sind diese aufgeklärten Verstöße nach dem Waffengesetz in wesentlich


geringerer Anzahl den minderjährigen TV zuzuordnen.

Nach wie vor dürfte sich die im Frühjahr des Jahres 2008 umgesetzte Novellierung
des deutschen Waffengesetzes und dessen Angleichung an europäisches Recht sta-
tistisch ausgewirkt haben.
Während bis zu diesem Zeitpunkt noch die unterschiedlichen, für die Bewertung von
Schusswaffen ausschlaggebenden, Geschossenergien (0,08 Joule im deutschen
Waffenrecht und 0,5 Joule in der europäischen Spielzeugverordnung) zur Einleitung
vieler Strafverfahren (gegen Minderjährige) geführt hatte, spielt dieses Tatbe-
standsmerkmal bei den jetzigen Ermittlungen nach dem WaffG kaum noch eine
Rolle. Die jetzt auch im deutschen Waffengesetz angehobene Geschossenergie-
grenze auf 0,5 Joule wird von den meisten der bei Minderjährigen beliebten und
verwendeten Schusswaffen (meist Softairwaffen etc.) nicht erreicht , womit der o.a.
deutliche statistische Rückgang der Verfahren gegen Minderjährige nach dem WaffG
und deren Entkriminalisierung erklärbar wird.

Auch ein weiterer Tatbestand, das Führen sogen. Anscheinswaffen, wurde im


Rahmen der vorerwähnten Novellierung des Waffengesetzes neu/anders eingeord-
net bzw. zu Verwaltungsunrecht herabgestuft. Personen, insbesondere auch Minder-
jährige, die eine Schusswaffe, die dem äußeren Anschein nach einer echten Waffe
zum Verwechseln ähnelt, führen, verstoßen zwar weiter gegen § 42 a WaffG,
begehen aber (nur noch) eine Ordnungswidrigkeit (und keine Straftat mehr). Die
Verfahren werden nicht mehr von der Staatsanwaltschaft sondern den jeweiligen
kommunalen Ordnungsbehörden weiterverfolgt. Häufig enden sie mit der Zahlung
geringfügiger Bußgelder und der Einziehung und Vernichtung der sichergestellten
Schusswaffen.

Andere Delikte nach dem Waffengesetz, die auch Minderjährige nach wie vor
begehen, betrafen insbesondere den Besitz bzw. das Führen verbotener Waffen oder
Gegenstände wie Schlagringe, Butterflymesser, Totschläger etc.

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Jugenddelinquenz und Jugendgefährdung in Stadt und Landkreis Osnabrück 2009
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Übersicht: Verstöße gg. Waffengesetze durch minderjährige Tatverdächtige

Jahr TV Kinder Jugendliche Jugendliche Jugendliche Minderjähr.


gesamt unter 14 J. 14 bis u.16 J. 16 bis u.18 J. gesamt gesamt
2009 239 2 9 13 22 24
2008 158 6 8 13 21 27
2007 228 6 24 19 43 49
2006 229 8 34 17 51 59
2005 189 9 7 21 28 37
2004 157 6 16 14 30 36

5.5 Politisch motivierte Kriminalität

5.5.1 Lagedarstellung

Politisch motivierte Straftaten unterliegen anderen als den üblichen polizeilichen Mel-
dekriterien und werden nicht in der PKS erfasst. Die Freigabe von Sachverhalten
und Zahlen der „Politisch Motivierten Kriminalität“ (PMK) unterliegen einem Freigabe-
vorbehalt des Niedersächsischen Innenministeriums (NMdI), auf dessen Existenz an
dieser Stelle hinzuweisen ist.

Wie im Vorjahr gab es auch im Meldezeitraum 2009 wieder 10 Straftaten, an de-


nen Kinder/Jugendliche beteiligt waren. Dabei konnte in fast allen Fällen festgestellt
werden, dass eine explizierte politische Motivation nicht vorlag. Vielmehr hatten die
Taten (Hakenkreuzschmierereien, Zeigen des Hitlergrußes) mit Wichtigtuerei gegen-
über Mitschülern etc., mit Provokationen und Beleidigungen (von Lehrern, Polizei
bzw. anderen „Autoritäten“) oder aber einfach mit Unbedarftheit/Dummheit zu tun.

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Phänomenbereich „links“

Im Rahmen einer Gegen-Demo gegen einen NPD-Aufzug kam es zu Flaschenwürfen


und versuchten Flaschenwürfen durch Jugendliche, bei denen in einem Fall ein Ver-
fahren wegen Landfriedensbruch eingeleitet werden musste.
Bei der gleichen Veranstaltung zeigte ein „Punker“ gegenüber einem eingesetzten
Polizeibeamten provokativ den Hitlergruß und gegen einen anderen Jugendlichen
wurde ein Verfahren wegen Vergehen nach dem Versammlungsgesetz
(Passivbewaffnung) eingeleitet.

Von diesen „Besonderheiten“ abgesehen kam es auch im Berichtsjahr zu keinen


„links gerichteten“ Auffälligkeiten und/oder Straftaten durch Kinder und Jugendliche.

Phänomenbereich „rechts“

- Aus einer Gruppe von 6 Jugendlichen/Kindern heraus wurden „Sieg-Heil-Rufe“ laut,


was zu einem Ermittlungsverfahren nach § 86 a das StGB führte (im Laufe der Er-
mittlungen stellte sich heraus, dass eine explizite politische Motivation nicht vorlag,
sondern, wie ausgeführt, aus Dummheit und Unbedarftheit gehandelt wurde).

- Bei der Auswertung von Fotos, die anlässlich der Siegerehrung bei den letztjährigen
Bundesjugendspielen einer Schule gefertigt wurden, stellt man fest, dass 4 Jugend-
liche auf dem Bild den Hitlergruß zeigen.

- Schüler zeigt in der Schule den Hitlergruß.

- Aus einer Gruppe von 13 Kindern heraus werden Hakenkreuze geschmiert.

- Eine Gruppe Heranwachsender – darunter 1 Jugendlicher – beschädigt Briefkasten


und klebt sogen. „Spukis“ mit rechtsextremen Inhalt.

- Hakenkreuzschmierereien in Schule durch Jugendlichen.

Phänomenbereich “sonstige / nicht zuzuordnen“

Keine Fälle im Berichtsjahr bekannt geworden.

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6. Jugendgefährdung

6.1 Erkenntnisse über minderjährige Opfer von Straftaten

Opfer im Sinne der Polizeilichen Kriminalstatistik sind natürliche Personen, gegen die
sich ein unmittelbarer Täterangriff richtet, der die persönlichen Rechtsgüter Leben,
Gesundheit, Freiheit und sexuelle Selbstbestimmung bedroht. Der Begriff Opfer ist
somit weit spezieller als die Bezeichnung „Geschädigter“.

In der PKS wurden im Berichtszeitraum 2009 insgesamt 5.181 Straftaten mit


insgesamt 5.976 Opfern (gem. vorangestellter Definition) verzeichnet.
(Vorjahr 2008: 4738 Delikte mit 5.504 Opfern).
Unter den Opfern befanden sich 1.082 Minderjährige (Vorjahr: 1.172). Hier war also
eine leichte Abnahme um 90 Opfer bzw. 7,98 % zu verzeichnen.

Bei der Betrachtung der Opferzahlen – Gesamt - ist festzustellen, dass männliche
Minderjährige mit 57,67 % häufiger Opfer werden.
Bei den Sexualdelikten verhält es sich erwartungsgemäß umgekehrt: Der Anteil der
weiblichen Opfer beträgt dort ca. 86,25 %.

Übersicht: Opfer unter 18 Jahren nach Geschlecht:

Jahr Opfer unter 6 bis unter 6 bis unter 14 bis unter


gesamt 6 Jahre 10 Jahre 14 Jahre 18 Jahre
M W M W M W M W M W
2009 3.541 2.435 38 29 51 32 217 194 407 264
2008 3.375 2.219 26 39 53 61 218 194 364 217
2007 3.640 2.188 38 33 49 49 221 163 457 255
2006 3.807 2.335 30 33 52 45 222 167 463 278
2005 3.320 2.155 24 29 42 58 180 194 471 233
2004 2.696 1.891 20 32 54 36 198 161 336 215

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Nachfolgend eine Übersicht über minderjährige Opfer in verschiedenen


Deliktsbereichen (inklusive versuchter Straftaten) im Jahre 2009:

Opfer gesamt Opfer Opfer 6 bis Opfer 6 bis Opfer 14 bis


unter unter 10 unter 14 unter 18 Jahre
6 Jahre Jahre Jahre
M W M W M W M W M W
gg. das 18 15 0 2 0 0 0 0 0 0
Leben (18) (11) (4) (1) (0) (1) (0) (1) (0) (0)
Sexual- 27 269 3 5 6 18 14 72 5 61
Delikte (50) (255) (4) (11) (10) (23) (28) (82) (4) (52)
Raub 111 22 0 0 1 0 5 1 26 4
auf (121) (17) (0) (0) (1) (2) (4) (3) (22) (2)
Straßen
gef. / 902 249 4 2 4 0 36 14 117 39
schw.KV (930) (256) (1) (1) (2) (1) (41) (13) (103) (41)
(Vorjahreszahlen für 2008 in Klammern)

6.1.1 Sexualdelikte

Im Bereich der Sexualdelikte – gesamt – wurden im Berichtsjahr 360 Delikte (2008:


373) mit 296 Opfern (2008: 305) gezählt. Die in diesem Bereich scheinbar zu gerin-
ge Zahl an Opfern erklärt sich durch weiterhin hohe Fallzahlen im Bereich
Verbreitung/Besitz pp. (kinder)pornografischer Produkte (siehe lfd. Nr. 6.2)!

269 Opfer waren weiblich (2008: 255 TV) und 27 Opfer (2008: 50) waren männlich.

Die Verteilung auf die Altersstufen nach Geschlecht kann der obigen Tabelle
entnommen werden.

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Übersicht: Opfer von Sexualdelikten nach Alter und Geschlecht

Opfer Opfer Opfer 6 bis Opfer 6 bis Opfer 14


gesamt unter 6 unter 10 unter 14 bis unter
Jahre Jahre Jahre 18 Jahre

2008 2009 2008 2009 2008 2009 2008 2009 2008 2009
alle gesamt 305 296 15 8 23 24 110 86 56 66
Sexualdelikte männlich 50 27 4 3 10 6 28 14 4 5
weiblich 255 269 11 5 23 18 82 72 52 61
Vergewaltig. gesamt 50 74 0 0 0 1 0 1 16 13
Schw. Verg. männlich 2 1 0 0 0 0 0 0 0 0
schw. sex. weiblich 48 73 0 0 0 1 0 1 16 13
Nötigung

sonstige gesamt 44 47 0 0 1 0 5 2 17 25
sexuelle männlich 4 3 0 0 1 0 2 0 0 2
Nötigung weiblich 40 44 0 0 0 0 3 2 17 23
sonst. sex. gesamt 119 84 15 7 31 20 104 77 ent- ent-
Missbrauch männlich 30 14 4 2 9 5 26 12 fällt fällt
von Kindern weiblich 89 70 11 5 22 15 78 65
Exhibitionis- gesamt 12 0 0 0 0 0 0 0 ent- ent-
mus vor männlich 0 0 0 0 0 0 0 0 fällt fällt
Kindern weiblich 12 0 0 0 0 0 0 0

6.1.2 Sexueller Missbrauch von Kindern

Im Berichtsjahr 2009 verzeichnet die PKS für den Bereich der PI Osnabrück 71 Delik-
te (Vorjahr: 57) unter dem Oberbegriff „sexueller Missbrauch von Kindern“.
Von den Taten waren 84 Kinder unter 14 Jahren als Opfer betroffen (Vorjahr: 119),
wobei es sich, wie in den Vorjahren, in der Mehrzahl um Mädchen handelte ( 70 w. /
14 m.).

Diese Zahlen beinhalten auch die Fälle des „schweren sexuellen Missbrauchs von
Kindern“ (§ 176a StGB). Dabei handelt es sich u.a. um Taten durch
Wiederholungstäter, Durchführung des Beischlafs durch über 18jährige Täter,
gemeinschaftliche Taten, und Taten, bei denen das Kind in die Gefahr einer
schweren Gesundheitsschädigung oder Schädigung der körperlichen oder
seelischen Entwicklung gebracht wird. Ein schwerer Fall liegt ebenso vor, wenn die
Tat zum Gegenstand eines pornografischen Produktes gemacht werden soll oder
wenn das Kind bei der Tat körperlich schwer misshandelt oder in die Gefahr des
Todes gebracht wird.

Im Jahr 2009 wurden 8 Fälle (Vorjahr: 12) des schweren sexuellen Missbrauchs von
Kindern registriert.
Tatbetroffen als Opfer waren 8 Kinder (Vorjahr: 13), davon 2 Jungen.

Polizeiinspektion Osnabrück
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Täterstruktur (nur „Schwerer Sexueller Missbrauch von Kindern“):

Die 2 ermittelten Tatverdächtige waren männlich.

• 2 TV - 8 bis 14 Jahre
• 0 TV - 18 bis 21 Jahre
• 0 TV - 25 bis unter 30 Jahre
• 0 TV - 30 bis unter 40 Jahre
• 0 TV - 40 bis unter 50 Jahre alt
• 0 TV - 50 bis unter 60 J )

In diesem Zusammenhang sei darauf hingewiesen, dass bei der Polizei zunehmend
Sachverhalte bekannt werden, bei denen sich (meist erwachsene) Täter über Inter-
netforen, Chatrooms o.ä. Kontakt zu Minderjährigen verschaffen, sich deren Ver-
trauen erschleichen und häufig auch persönlichen Treffen arrangieren.
Exemplarisch hierzu eine Fallschilderung aus August 2009: Ein dreizehnjähriges
Mädchen verabredet sich per Chat mit einer „Internetfreundin“. Am Treffpunkt wird es
von einem maskierten Täter in ein Maisfeld gezogen und unter Gewaltanwendung zu
einer offenbar vorbereiteten Decke gebracht. Das Opfer muss sich die Augen verbin-
den, sich bis auf die Unterwäsche ausziehen und verschiedene Posen einnehmen.
Vermutlich wird es hierbei fotografiert. Erst nach ca. 30 Minuten darf es dann das
Maisfeld und den Tatort verlassen.
Durch Auswertung der Chatprotokolle konnte ein 24jähriger Mann aus Südoldenburg
ermittelt werden, der sich als 14jähriges Mädchen ausgab, bereits seit über einem
Jahr Chat-Kontakt zur Geschädigten hielt und während dieser Zeit bereits mehrfach
versucht hatte, sich mit dieser zu treffen.

6.1.3 Täter-Opfer-Beziehung bei Sexualdelikten

Die Beziehung zwischen Täter und Opfer verdient gerade im Bereich der „Straftaten
gegen die sexuelle Selbstbestimmung“ einer besonderen Beachtung. Hier ist
bedeutsam, dass die Täter bei den bekannt gewordenen Fällen häufig aus dem
sozialen Nahraum der Opfer (vergl. Nachsatz zur Tabelle) stammen.
Zu beachten ist sicherlich, dass die Anzeigebereitschaft bei fremden Tätern im
Hinblick auf das Ansehen der Familie naturgemäß höher ist, als bei verwandten oder
gut bekannten Personen. Allgemein wird hier von einem hohen Dunkelfeld
ausgegangen.

Zu welchen tragischen und alle Beteiligten stark belastenden Auswirkungen gerade


derartige Ermittlungsverfahren häufig führen, sollen die nachfolgenden Fallbeispiele
verdeutlichen:

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Jugenddelinquenz und Jugendgefährdung in Stadt und Landkreis Osnabrück 2009
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Ein junge Frau aus dem ehemaligen Jugoslawien belastete ihren leiblichen Vater, sie
während des gemeinsamen Aufenthalts in Deutschland regelmäßig sexuell miss-
braucht und vergewaltigt zu haben. Die Taten begannen bereits, als die Geschädig-
te erst 12 Jahre alt war und zogen sich über einen Zeitraum von 4 Jahren hin.

Der Strafverfahren selber konnte relativ zügig und unproblematisch durchermittelt


werden. Anklageerhebung und Verfahrensabschluß zogen sich aber zeitlich immer
mehr in die Länge, weil sich zunächst der Beschuldigte in seine Heimat absetzte
(und mit internationalem Haftbefehl und über Interpol gesucht werden musste) und
es ihm dann auch noch gelang, seine Tochter vor deren richterlicher Vernehmung
ebenfalls ins Ausland zu verbringen. Letztlich räumte der Täter eine Missbrauchs-
handlung ein und kam mit zwei Jahren Bewährungsstrafe davon.

Durch den Onkel von zwei zur Tatzeit kindlichen Opfern (Geschwister, Mädchen und
Junge) wurde bei der hiesigen Dienststelle in Absprache mit der Mutter der Geschä-
digten schriftlich eine Anzeige wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern in mehre-
ren Fällen erstattet.
Die beiden Opfer selber erhielten erst durch die Polizei Kenntnis von der Anzeige
bzw. dem eingeleiteten Verfahren. Sie fühlten sich hierdurch überfahren und überfor-
dert und machten keine Angaben zur Sache.

Die Tathandlungen sind zwischenzeitlich verjährt. Beschuldigt wird der Stiefvater. An


die Mutter wird der Vorwurf gerichtet, lediglich ihr schlechtes Gewissen beruhigen zu
wollen. Die Tochter erklärt, sie habe die Mutter zeitnah auf die sexuellen Übergriffe
hingewiesen. Diese habe aber nicht angemessen reagiert, sondern der Tochter un-
terstellt, sie wolle Aufmerksamkeit erregen.
Bei beiden Opfern (heute 28 und 30 Jahre alt) werden, durch die Ereignisse beding-
te, posttraumatische Belastungsstörungen vermutet.

Im Sommer letzten Jahres wurde bei der hiesigen Dienststelle ein Verfahren gegen
einen 67jährigen Mann aus dem Südkreis Osnabrück bearbeitet. Dieser stand im
Verdacht, seine Tochter, eine Enkelin und zwei Nichten im kindlichen bzw. jugend-
lichen Alter sexuell missbraucht zu haben.
Während der Beschuldigte die Taten vehement abstritt und sich über das Verfahren
empörte, musste insbesondere die Enkelin einer psychologischen Behandlung zuge-
führt werden.

Im Spätherbst wurde der Beschuldigte erhängt in seinem Carport aufgefunden. In ei-


nem Abschiedbrief beteuert er, „nichts Böses“ getan zu haben aber dem psychischen
Druck nicht mehr standzuhalten.

Polizeiinspektion Osnabrück
Jugenddelinquenz und Jugendgefährdung in Stadt und Landkreis Osnabrück 2009
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Übersicht: Täter–Opfer -Beziehung der minderjähr. Opfer bei Sexualdelikt. (lt. PKS)

Opfer 6 bis unter 14 Opfer 14 bis unter 18


Täter-Opfer- Opfer unter 6 Jahre
Jahre Jahre
Beziehung
2008 2009 2008 2009 2008 2009
Verwandtschaft
4 3 8 14 4 2

Bekanntschaft
4 1 45 25 27 23

Landsmann
0 0 0 0 0 0

flüchtige
0 0 5 6 7 12
Vorbeziehung
keine
2 0 38 30 11 19
Vorbeziehung
ungeklärt
2 1 6 5 6 8

Bei 160 minderjährigen Opfern ist in 68 Fällen als Beziehungsgrad „Verwandtschaft“


oder „Bekanntschaft“ sicher belegt.

6.2 Kinderpornografie

Wie sich bereits in den Vorjahren abzeichnete, erfreuen sich digitale Aufnahme-,
Speicher- und Verbreitungsmedien in der Bevölkerung zunehmender Beliebtheit,
womit auch die Anzahl entsprechender strafrechtlicher Verstöße (fast zwangsläufig)
steigt. Neben den ständig mehr werdenden Verfahren wegen div.
Urheberrechtsverletzungen (häufig auch oder gerade gegen Minderjährige) betrifft
dies in besonderem Maße Strafsachen, die illegale Formen der Pornographie zum
Inhalt haben.

Die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) weist für die Jahre 2004 – 2008 für den
Bereich der Polizeiinspektion Osnabrück im Trend steigende Zahlen auf.
Eine Besonderheit bildet das Jahr 2008, in dem eine Vielzahl sog. Umfangs-
verfahren bearbeitet werden musste; aber auch die jetzt aktuellen Fallzahlen für 2009
liegen noch deutlich über denen von 2007 und den Jahren davor.

Polizeiinspektion Osnabrück
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Verbreitung pornografischer Erzeugnisse:

2004 2005 2006 2007 2008 2009 Veränderung in %


Fälle gesamt 31 60 68 75 130 92 - 29,23
Tatverdächtige ges. 29 57 61 68 127 88 - 30,71

Besitz von Kinderpornografie:

2004 2005 2006 2007 2008 2009 Veränderung in %


Fälle gesamt 20 22 27 42 75 22 - 70,76
Tatverdächtige ges. 19 20 27 41 79 21 - 73,42

Verbreitung von Kinderpornografie:

2004 2005 2006 2007 2008 2009 Veränderung in %


Fälle gesamt 3 13 18 19 26 20 - 23,08
Tatverdächtige ges. 3 13 14 19 23 19 - 17,39

Der sich aus den Vorjahren abzeichnende Trend, die Zunahme sogen. „Umfangs-
„verfahren“, hat sich auch 2009 (wenn auch nicht in dem extremen Maße, wie 2008)
bestätigt. Über Adressenverzeichnisse; Log-Daten; IP-Nummern pp. werden häufig
im Rahmen von Ermittlungen gegen Einzeltäter eine Vielzahl weiterer Personen
festgestellt, von deren Internetanschluss aus kinderpornografisches Material
runtergeladen, getauscht, gespeichert oder verbreitet wurde. Die anschließenden
arbeitsintensiven und aufwändigen und die polizeilichen Sachbearbeiter sehr
belastenden Verfahren führen leider nur in vergleichsweise wenigen Fällen auch zur
Aufklärung und Beendigung der zugrunde liegenden sexuellen Missbrauchstaten.

Umfassende Informationen zum Thema Kinderpornografie finden sich unter:

www.polizei-beratung.de/aktionen/Kinderpornografie

Die Seite gibt wertvolle Tipps, benennt Ansprechpartner und Hilfeeinrichtungen und
gibt Verhaltensratschläge für den Fall der Konfrontation mit entsprechenden Inhalten
im Internet.

Polizeiinspektion Osnabrück
Jugenddelinquenz und Jugendgefährdung in Stadt und Landkreis Osnabrück 2009
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6.3 Misshandlung Schutzbefohlener / Verletzung der Fürsorge- oder Er-
ziehungspflicht

Im Jahre 2009 kam es zu 23 Taten von Misshandlungen von Schutzbefohlenen


(Vorjahr: 11 Fälle) Dazu wurden 23 erwachsene Tatverdächtige (13 männlich / 10
weiblich) ermittelt.

(Im Vorjahr waren es 12 erwachsene Täter, davon 9 männlich / 3 weiblich.)

Übersicht: Opfer „Misshandlung Schutzbefohlener“

Jahr Opfer unter 6 bis unter 6 bis unter 14 bis unter


gesamt 6 Jahre 10 Jahre 14 Jahre 18 Jahre
M W M W M W M W M W
2009 15 10 7 1 5 1 6 2 0 0
2008 7 10 2 2 3 2 5 5 0 3
2007 13 5 6 2 0 0 4 1 3 2
2006 20 17 6 4 5 1 13 8 0 4
2005 5 7 1 2 0 1 2 4 2 0
2004 10 10 4 4 5 1 5 3 0 1

Besonderer Erwähnung bedarf in diesem Zusammenhang eine Familie aus dem öst-
lichen LK Osnabrück. Nachdem bereits im Frühjahr letzten Jahres ein wenige Mona-
te alter Säugling mit vermeintlichem Schütteltrauma in eine Klinik eingeliefert worden
war und entsprechende – schwierige und breit gefächerte – Ermittlungen gegen die
Eltern geführt werden mussten, kam es im Dezember zu einem fast identischen Fall
in der gleichen Familie. Diesmal wurde der ebenfalls noch im Säuglingsalter befind-
liche Bruder mit ähnlichem Verletzungsbild einem Krankhaus zugeführt und wiede-
rum ergab sich gegen die Eltern der Verdacht auf Kindesmisshandlung. Die Verfah-
rensausgänge sind hier bislang noch nicht bekanntgeworden, doch ziehen sich der-
artige Ermittlungen erfahrungsgemäß sehr in die Länge, weil die Beweisführung zu-
meist schwierig ist und sich in der Regel auf Sachverständigengutachten stützt.

Übersicht: Verletzung der Fürsorge- und Erziehungspflicht

2004 2005 2006 2007 2008 2009


Fälle gesamt 4 5 3 1 1 7
Tatverdächtige
4 5 4 1 1 7
gesamt

Für letztgenanntes Delikt werden in der PKS keine Angaben zu den Opfern
registriert.

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6.3.1 Zusammenarbeit mit dem Jugendamt

Zwischen den div. polizeilichen Dienststellen und Einrichtungen und den


Jugendämtern hat es im vergangenen Jahr vielfach persönliche, fernmündliche und
andere Kontakte, gegenseitige Informationen und Austausche gegeben.
Zusammenarbeit und Umgang miteinander können aus Sicht der Polizei als gut und
vertrauensvoll bezeichnet werden.

6.3.2. Broschüre „Kinderschutz geht uns alle an“

Siehe hierzu auch unter Prävention 7.2!

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6.4 Jugendschutz

6.4.1 Allgemeines

Unter dem Sammelbegriff Jugendschutzdelikte werden in der PKS folgende


Straftaten zusammengefasst:

• Verbreiten pornografischer Erzeugnisse an Personen unter 18 Jahren; § 184


Abs. I, Ziff. 1, 2, 5 StGB,
• Weitergabe / Überlassen Gewalt darstellender Schriften an Personen unter
18 Jahren; § 131 Abs. 1, Ziff. 3 StGB,
• Straftaten zum Jugendschutzgesetz, § 27 Abs. I u. II JuSchG

Übersicht: Fallzahlen Jugendschutzdelikte

Jahr 2004 2005 2006 2007 2008 2009


Fälle 3 6 7 10 14 2

Bei den beiden Fällen aus 2009 handelt es sich um „Verbreitung pornografischer
Erzeugnisse“ an Personen unter 18 Jahren.

Bei den meisten weiteren Verstößen gegen das Jugendschutzgesetz handelt es sich
um Ordnungswidrigkeiten, die in der PKS nicht erfasst werden.
Diese Ordnungswidrigkeitenverfahren, für deren Verfolgung die jeweiligen Kom-
munen zuständig sind, richten sich in der Mehrzahl der Fälle gegen Personen über
18 Jahren und verantwortliche Betreiber, Konzessionäre, Veranstalter etc., die nach
dem JuSchG zur Einhaltung bestimmter Vorschriften verpflichtet sind.

6.4.2 Jugendschutzkontrollen

Der "gesetzliche Jugendschutz", also die Überwachung der Einhaltung der ent-
sprechenden Bestimmungen des Jugendschutzgesetzes, ist originäre Aufgabe der
Kommunalverwaltungen. Die Polizei informiert die zuständigen Dienststellen über
jugendgefährdende Orte oder Veranstaltungen, wird im Rahmen der Eilvornahme
tätig oder beteiligt sich im Rahmen der Vollzugshilfe, wenn von den zuständigen
Stellen Jugendschutzkontrollen durchgeführt werden sollen.
Auch im Berichtsjahr 2009 fanden in Städten und Gemeinden des Landkreises
Osnabrück Jugendschutzkontrollen unter Beteiligung bzw. auf Anregung der Polizei
statt. Kontrolliert wurden Gaststätten, Diskotheken, Spielhallen sowie öffentliche
Veranstaltungen wie Scheunenfeten oder Abi-Parties.
Die dabei gemachten Erfahrungen reichen wie in den Vorjahren von „überwiegender
Einhaltung der Jugendschutzbestimmungen“ bis hin zur Feststellung von Verstößen
gegen das JuschG (insbesondere nach Betreiberwechseln) und Antreffen stark
betrunkener Jugendlicher.

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6.4.3. Jugendschutzprojekt der 7. Bereitschaftspolizeihundertschaft

Über dieses im November 2007 begonnene befristete Projekt wurde bereits berichtet.
Nachdem die Befristung mehrfach verlängert wurde, lief es zum Herbst 2009 aus.
In Absprache mit oder ggfls. unter Beteiligung der entsprechenden Fachbereiche der
Stadtverwaltung und des FK 6 waren an 6 – 10 Projekttagen im Monat Objekte wie
Spielotheken, Discotheken und Gastronomiebetriebe, aber auch informelle
jugendtypische Treffpunkte wie Grünanlagen, Spielplätze, Bushaltestellen und
Parkplätze überprüft worden. Bedingt durch die Einsatzbelastung der 7. BPH
konnten Kontrollen an Wochenenden nur selten durchgeführt bzw. die Planungen
aufrechterhalten werden.
Häufig wurden dabei Kinder und Jugendliche angetroffen, die Tabakwaren bzw. für
ihr Alter nicht zulässige Alkoholika mit sich führten bzw. konsumierten. In diesen
Fällen erfolgten Sicherstellungen, Gespräche mit den Minderjährigen, Information der
Eltern und gegebenenfalls nach Absprache Vernichtung der Alkoholika.
Situationsbedingt schlossen sich Maßnahmen an wie Mitteilung an das Jugendamt,
Platzverweise, Abholen lassen durch Erziehungsberechtigte bzw. Zuführung. Sofern
sich die Herkunft bzw. Abgabestelle der nicht „erlaubten“ Tabakwaren bzw.
Alkoholika klären ließ, wurden Bußgeldverfahren durch die Stadtverwaltung
Osnabrück eingeleitet.
An 57 Kontrolltagen wurden 3757 Personen, darunter 37 Kinder und 1305
Jugendliche angesprochen. Dabei wurde festgestellt, dass 629 Jugendliche (0
Kinder) unter Alkoholeinfluss standen.
Auch nach Beendigung des Projektes sollen entsprechende Kontrollen durch
Beamtinnen und Beamte der 7. BPH im Rahmen der Möglichkeiten der
Bereitschaftsgruppe Innenstadt fortgeführt werden.

6.4.4. Wettbürokontrollen

Im Bereich Melle wurden mehrere Wettbüros durch jugendliche Tester aufgesucht. In


allen Fällen wurde ihnen der Zutritt ordnungsgemäß verweigert.

6.5 Alkoholmissbrauch

Alkohol ist eines der ältesten und weitverbreitesten Rauschmittel. Alkoholkonsum


wird gesellschaftlich akzeptiert und es gibt kaum Feiern ohne Alkohol. Junge
Menschen nehmen sich hier oft ein Beispiel an den Erwachsenen. Zu besonderen
Terminen wie der Maiwoche, dem Karnevalsumzug oder Zeugnisfeiern aber bei-
spielsweise auch auf sogenannten Abi-Feten kommt es immer wieder zu hohen
Zahlen betrunkener junger Menschen. Vielfach geht man schon mit dem festen
Vorsatz, sich zu betrinken, auf diese „Feten“.

Verkannt wird von vielen die Gefahr, die von dem Alkohol als Suchtmittel ausgeht.
Viele Fachkräfte aus der Suchthilfe stimmen darin überein, dass Alkohol die
Einstiegsdroge Nummer 1 für junge Menschen darstellt.

Polizeiinspektion Osnabrück
Jugenddelinquenz und Jugendgefährdung in Stadt und Landkreis Osnabrück 2009
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Daneben hat hoher Alkoholkonsum oft auch eine kriminalitätsfördernde oder auch
-auslösende Wirkung. Viele Straftaten werden unter Alkoholeinfluss begangen,
insbesondere im Gewaltbereich. Hier wird immer deutlicher, dass hoher
Alkoholkonsum oft zu Verhaltensänderungen wie Absenkung der Hemmschwelle
oder Steigerung der Aggressivität führt und dieses auch „ausgelebt“ wird.
Hierzu eine Übersicht der unter Alkoholeinfluss handelnden Tatverdächtigen im
Bereich der PI Osnabrück für den Zeitraum 2004 bis 2009:

Tatverdächtige 2004 2005 2006 2007 2008 2009


Gesamt 1.452 1.578 1.646 2.386 2.017 3.022
Kinder 2 2 1 6 5 8
männlich 2 2 1 5 2 8
Weiblich 0 0 0 1 3 0
Jugendliche
29 32 36 67 50 76
(14 – u. 16 J.)
männlich 23 29 32 52 42 68
weiblich 6 3 4 15 8 8
Jugendliche
158 129 124 223 174 257
(16 – u. 18 J.)
männlich 141 123 115 205 154 245
weiblich 17 6 9 18 20 12

Von allen 2.542 ermittelten minderjährigen Tatverdächtigen standen im Berichtsjahr


2009 bei der Tatbegehung 341 TV bzw. 13,41 % unter Alkoholeinfluss (Vorjahr: 229
von 2.522 TV = 9,08 %).

Insgesamt lässt sich bei den „Tatverdächtigen gesamt“ und auch bei den tatver-
dächtigen Minderjährigen ein zahlenmäßiger und prozentualer Anstieg in der Rubrik
„Alkoholbeeinflussung bei Tatbegehung“ feststellen (weniger bei den Kindern, jedoch
deutlich bei beiden Jugendlichengruppen). Dennoch bestätigt sich auch 2009 die
Tendenz der Vorjahre, wonach Alkohol als Auslöser, Verstärker und Enthemmer bei
der Begehung von Straftaten (durch Minderjährige) oft eine, wenn nicht die,
entscheidende Rolle spielt.

Bezüglich der sich aus der obigen Tabelle ergebenden sehr augenfälligen „Zahlen-
sprünge nach oben“ zwischen den Jahren 2007 bis ´09 einerseits und den Jahren
davor sei (nochmals) auf eine seit 2007 eingeführte Änderung in der PKS verwiesen.
Die bis dahin vom polizeilichen Sachbearbeiter händisch auszufüllende Rubrik: „Alko-
holbeeinflussung bei der Tat; Ja/Nein/Unbekannt“ wurde in ein nicht zu umgehendes
elektronisches Pflichtfeld umgewandelt, durch das mögliche frühere Ungenauigkeiten
bei der Erfassung weitgehend ausgeschaltet werden konnten und sollten.

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Die zahlenmäßigen Schwerpunkte der alkoholisierten minderjährigen
Tatverdächtigen lagen im Berichtsjahr 2009 bei den Körperverletzungsdelikten (104
TV), bei den Diebstahlsdelikten (60 TV) und bei den Sachbeschädigungen (92 TV).

Aber auch bei qualitativ höherwertigen Delikten waren alkoholisierte minderjährige


Tatverdächtige beteiligt:

Ein männlicher Jugendlicher im Alter von 16 – 18 Jahren wurde als alkohol-


beeinflusster Tatverdächtiger einer sonstigen sexuellen Nötigung ermittelt.
Ein männlicher Jugendlicher (14 – 16 Jahre alt) trat als alkoholisierter Straßenräuber
in Erscheinung. Vier männliche Jugendliche ( 1x 14 – 16 J, 3 x 16 – 18 J ) begingen
Straftaten im Deliktsbereich Raub/räuberische Erpressung unter Alkoholeinwirkung.

Den mit Abstand größten Anteil der unter Alkoholeinfluss handelnden minderjährigen
Tatverdächtigen stellten wie in den Vorjahren die männlichen TV.

Im Berichtsjahr 2009 wurden aber auch wieder alkoholisierte Mädchen ( 20 ) als


Tatverdächtige ermittelt (4 X Diebstahl / 5 X Körperverletzung / 7 X Sach-
beschädigung pp. / 1 x Stalking und 3 x Betrug).

6.5.1 „Jugendschutz und Alkoholverkauf“

Im Rahmen des Halt-Projektes bietet der Caritas-Verband seit Herbst 2009 eine
Fortbildung für Auszubildende im Einzelhandel unter dem Titel “Jugendschutz und
Alkoholverkauf“ an. Die wesentlichen Inhalte sind Bewusstseinsschärfung für die
konsequente Umsetzung des JuSchG im Handel, Inhalte des § 9 JuSchG
(Alkoholabgabe), Aufklärung über mögliche Folgen bei Nichteinhaltung, Erarbeitung
und Erprobung von eigenen Handlungsmöglichkeiten, Aufzeigen und Erlernen von
Deeskalationstechniken pp.
Das Angebot wurde zwischenzeitlich auch für die Belegschaften von
Einzelhandelsgeschäften aufgedehnt.
Polizeibeamte des Präventionsteams sowie Sachbearbeiter Prävention beteiligen
sich als Kooperationspartner an den Fortbildungen.
Siehe dazu auch 6.5.2., Fortbildungsangebot statt Bußgeld.

6.5.2. Alkohol – Testkäufe

Zur Bekämpfung des Alkoholmissbrauchs durch Minderjährige starteten auf Initiative


des Niedersächsischen Ministeriums für Inneres, Sport und Integration landesweit
Alkohol -Testkäufe. Ziel war es, die jugendschutzrechtliche Überwachung des
Einzelhandels zu verbessern und durch die Veröffentlichungen nicht nur Mitarbeiter
aus dem Einzelhandel, sondern alle Verantwortungsträger zu sensibilisieren.
Auch in Stadt und Landkreis Osnabrück wurden im Jahre 2009 nach Abstimmungen
mit den Kommunalverwaltungen entsprechende Aktionen durchgeführt. Als
minderjährige Testkäufer wurden überwiegend Fachoberschüler der Polizei
eingesetzt. Nach intensiver Einweisung suchen die Testkäufer
Einzelhandelsgeschäfte, Kioske, Tankstellen pp. auf und versuchen, Spirituosen zu
kaufen, die ihnen eigentlich nicht abgegeben werden dürfen.
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Anschließend berichten die Testkäufer den in der Nähe wartenden Mitarbeitern der
Kommunalverwaltung und der Polizei über das Ergebnis. Diese klären danach den
Testkauf bzw. Versuch bei der Geschäftsleitung auf. Mitarbeiter, die sich korrekt
verhalten und einen Verkauf verweigert haben, erhalten eine Belobigung. Bei
Verstößen gegen das Abgabeverbot erfolgen Verwarnungen oder es werden
Bußgeldverfahren (überwiegend im Wiederholungsfall) eingeleitet. Seit dem Herbst
2009 wird in solchen Fällen alternativ zum Bußgeld auch die Teilnahme des
Verkaufspersonals an einer Schulung zum Jugendschutzgesetz angeboten, die im
Rahmen des „Halt-Projektes“ vom Caritas-Verband z.B. für Berufsschüler im
Einzelhandel durchgeführt wird.
Bei den Testkäufen in Stadt und Landkreis Osnabrück wurden im vergangenen Jahr
345 Objekte überprüft. In 149 Fällen erzielten die Testkäufer verbotswidrig
Spirituosen, das sind ca. 43 %.
Auch wenn allen Beteiligten klar ist, dass mit Testkäufen allein der
Alkoholmissbrauch durch Minderjährige nicht bekämpft werden kann, so zeigen
diese Zahlen jedoch auch, dass zumindest ein Ansatzpunkt bei den Abgabepraktiken
des Einzelhandels zu sehen ist.

6.5.3 Osnabrücker Karneval

Über die Umtriebe beim „Ossensamstag“ wurde bereits mehrfach berichtet. Auch das
seit 2008 veränderte Konzept der Polizei sowie der städtischen Fachbereiche und
anderer Kooperationspartner wurde erläutert.
Mit einem über die Osnabrücker Schulen verteilten Elternbrief wurden im Vorfeld die
Eltern Osnabrücker Schüler informiert und sensibilisiert.
Nachdem es bereits im Jahre 2008 einen Wettbewerb (originelle Schilder für Feiern
ohne Alkohol) für Jugendliche gab, wurde für 2009 in einem Wettbewerb nach dem
besten Musikstück zum Motto „Musikrausch – Ossensamstag, weniger Alkohol, mehr
Spaß“ gesucht. Die eingereichten Musikstücke wurden von einer Jury prämiert und
beim Umzug gespielt. Den Siegern winkten attraktive Preise.

6.6 Vermisste Minderjährige

Im Jahre 2009 wurden im PI-Bereich Osnabrück insgesamt 733 Personen vermisst


gemeldet (Vorjahr: 929).

490 Vermisstenmeldungen betrafen Minderjährige (85 Kinder / 405 Jugendliche).


In dieser Altersgruppe gab es somit 44 Vermisstenvorgänge weniger als im Vorjahr
(mit 534 Meldungen), eine Verringerung um 8,24 % (enthalten in diesen Zahlen sind
auch mehrere Wiederholungsmeldungen).

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Erhebliche Schwankungen bei den Vermissten-/Abgängigenzahlen konnten auch
schon in den Vorjahren beobachtet werden. Hier wirken sich insbesondere
Wiederholungs- bzw. Mehrfachmeldungen aus (meist Jugendliche, die aus
unterschiedlichen Gründen während eines bestimmten Zeitraums immer wieder die
elterliche Wohnung oder ihre Unterkunft in Wohnheimen o.ä. verlassen, aufgegriffen
werden oder von sich aus zurückkehren und dann bei nächstbester Gelegenheit
erneut verschwinden).

So wurden im Berichtsjahr 72 Kinder und Jugendliche mehr als einmal abgängig


gemeldet (Vorjahr: 64).

Nachfolgend eine Übersicht für das Jahr 2009:

männlich weiblich gesamt


Kinder 38 47 85
davon
5 5 10
wiederholt
Jugendliche 151 254 405
davon
21 41 62
wiederholt

Bis auf wenige Ausnahmen handelte es sich nicht um "echte" Vermisstenfälle (mit
mehr theoretischer Gefährdung), sondern um die bekannten Fälle von „auf Trebe
gehen“, Schulschwänzen, Herumtreiben usw.; viele Vermisstensachen stellten sich
als kurzfristiges Entfernen aus dem Elternhaus und/oder dem Heim bzw.
Überschreitung der Ausgangszeiten heraus und erledigten sich dementsprechend
kurzfristig.

Die Motive für das Verlassen des Elternhauses oder Heims sind zumeist in der
persönlichen Biographie der Kinder/Jugendlichen begründet und häufig für
Aussenstehende nicht nachvollziehbar oder erklärbar. Neben den bekannten
Erziehungs-, Generations- oder Schulproblemen wirken sich auch häufig zerrüttete
Familienverhältnisse, Abenteuerlust oder Beziehungsprobleme entsprechend aus.

Hinzu kommt sicherlich auch, dass z.B. die Ausgangszeiten, insbesondere in Heimen
und Einrichtungen, häufig nicht akzeptiert und ständig ignoriert werden.
Die meisten Meldungen erfolgten somit, wie schon in den Vorjahren, aus Heimen,
Wohneinrichtungen und sonstigen Einrichtungen, und dies insbesondere auch bei
den mehrfach vermisst gemeldeten Personen.

In wenigen bekannt gewordenen Fällen wurden die jeweiligen vermissten


Minderjährigen als Täter oder Opfer von Strafdelikten betroffen / ermittelt.

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6.7 Suicide und Suicidversuche Minderjähriger

Suicide und Suicidversuche werden bei Bekannt werden von Polizei und
Staatsanwaltschaft auf eine mögliche strafrechtliche Relevanz hin überprüft (was in
eher wenigen Fällen zur Einleitung entsprechender Strafverfahren führt). Bei
Suicidversuchen wird eine Ausfertigung des polizeilichen Reports/Berichts den
jeweiligen Kommunen zur Kenntnis und ggfls. Einleitung von Hilfsangeboten bzw.
-maßnahmen zugesandt; eine Erfassung in der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS)
findet hingegen (außer bei den vorerwähnten wenigen Strafverfahren) nicht statt.

Bei vollendeten Suiciden besteht eine Meldepflicht für die den Tod feststellenden
Ärzte an die Polizei als „Nicht natürlicher Todesfall“. Diese Meldungen werden als
„Todesermittlungsverfahren“ bei der Polizei und Staatsanwaltschaft geführt und ggfls.
- bei Anhaltspunkten für ein Fremdverschulden - in ein Strafverfahren umgewandelt.

Für Suicidversuche besteht eine solche gesetzliche Meldepflicht nicht, so dass der
Polizei nur die Fälle bekannt werden, bei denen sie selber eingesetzt war oder von
denen sie auf anderen Weise Kenntnis erhalten hat. Hier muss von einem großen
Dunkelfeld ausgegangen werden.

Die nachfolgenden Zahlen basieren dementsprechend auf den Erhebungen der


jeweilig zuständigen sachbearbeitenden Polizeidienststellen.

6.7.1 Suicide

Im Zuständigkeitsbereich der PI Osnabrück sind in 2009 insgesamt 376 polizeiliche


Überprüfungen von Sterbefällen, sogen. Todesermittlungen (ohne Verkehrsunfall-
bearbeitung) durchgeführt worden, die im Ergebnis keine Straftat bzw. strafrechtliche
Relevanz erkennen ließen, aber auf der Todesbescheinigung als Todesart „Nicht
natürlicher Tod“ (Suicid, Unglücksfälle, Zeichen äußerer Gewalteinwirkung pp) bzw.
„Ungeklärte Todesursache“ auswiesen.
In 6 Fällen war die Person, deren Tod der Polizei gemeldet wurde, jünger als 18
Jahre (davon 4 männl. und 2 weibl.).

In der Altersgruppe der Minderjährigen sind im vergangenen Jahr im Bereich der PI


Osnabrück keine vollendeten Suicide bekannt geworden.

6.7.2 Suicidversuche

Keine polizeilich bekannt gewordenen Sachverhalte.

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6.8 Schulabsentismus

6.8.1 Programm zur Vermeidung von unentschuldigter Abwesenheit vom


Unterricht (ProgeSs)

Der Evaluationsbericht der Universität Hamburg war im September 2005 dem


Landespräventionsrat Niedersachsen mit der Empfehlung vorgelegt worden, das
Modell mit Modifizierungen landesweit umzusetzen.
Eine Entscheidung hierzu ist hier nicht bekannt geworden.

7. Prävention

Allgemeines

Das Präventionsteam der PI Osnabrück umfasst 8 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,


welche die verschiedenen Themenfelder polizeilicher Prävention betreuen.

Kontakt unter 0541/327-2051 / -2053

oder

praevention@pi-os.polizei.niedersachsen.de

Zusätzlich gibt es bei den 4 Polizeikommissariaten im Landkreis Osnabrück


(Bersenbrück, Bramsche, Georgsmarienhütte und Melle) jeweils eine(n)
hauptamtliche(n) Sachbearbeiter(in) Prävention.

Nähere Informationen finden sich unter www.polizei.niedersachsen.de


( -> Dienststellen -> Osnabrück -> Prävention )

7.1 Präventionskonzepte gegen Sucht

Neben zahlreichen anderen Institutionen, Beratungsstellen und Hilfeeinrichtungen


befasst sich auch die Polizei mit der Drogenprävention. Häufig werden Maßnahmen
oder Projekte in Kooperation mit anderen Trägern durchgeführt. So können aus den
unterschiedlichen Blickwinkeln der verschiedenen Professionen die Risikofaktoren
legaler und illegaler Drogen erläutert, Ursachen für die Entstehung von Süchten
erarbeitet und Handlungsalternativen diskutiert sowie Auswirkungen und rechtliche
Folgen von Drogenmissbrauch aufgezeigt werden.

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Weiter werden hierbei auch Informationen zu Hilfsangeboten der verschiedensten


Anbieter zu den unterschiedlichen Problemfeldern vermittelt.
Die Angebote richten sich hauptsächlich an Schülerinnen und Schüler und werden
daher überwiegend an Schulen oder in Jugendeinrichtungen durchgeführt. An
einigen Schulen sind diese Veranstaltungen schon seit Jahren etabliert und werden
alljährlich für die gleiche Jahrgangsstufe durchgeführt.

Entsprechende Informationsveranstaltungen finden an diesen Einrichtungen aber


auch für Lehrkräfte oder Mitarbeiter bzw. für Eltern statt. Für diesen Personenkreis
wurden typische Rauchgeräte, insbesondere auch jugendtypische Eigenbauten,
ausgestellt.

Zum Einsatz kommt u.a. auch der Dokumentarfilm „Süchtig – Protokoll einer
Hilflosigkeit“, eine Produktion des WDR. Der Film schildert über einen Zeitraum von
10 Jahren in erschütternder Weise das Leben eines hartdrogenabhängigen
Mädchens, ihren physischen und psychischen Verfall, ihre erfolglosen
Therapieversuche und endet mit dem Tod der dann 25-Jährigen.

Weiter werden insbesondere für Veranstaltungen zum Thema Alkohol oder „Drogen
im Straßenverkehr“ sog. „Rauschbrillen“ eingesetzt, mit denen Beeinflussungen
durch legale und illegale Drogen simuliert werden können.

Beispiele:

Januar 2009
Gesamtschule Schinkel, Osnabrück
Die Gesamtschule führte im Januar für den 8. Jahrgang die „Projekttage Drogen- und
Suchtprävention“ mit verschiedenen Kooperationspartnern durch. Das
Präventionsteam gestaltete dabei Workshops für 7 Klassen.

„Nachtschwärmerparty“ in Südmerzen
Diese überregionale Veranstaltung wurde von der Verkehrswacht Bersenbrücker
Land, den Verkehrsbetrieben und dem Schützenverein Südmerzen organisiert. In
den Verkehrssicherheitstag wurden Übungen mit Rauschbrillen zur Darstellung von
Auswirkungen legaler Drogen eingebunden.

Ferdinand-Rohde-Schule Melle
An der Förderschule wurde das Thema Jugendschutz behandelt, die Wirkungen von
Alkohol und anderen Drogen diskutiert und aufgezeigt. Daran schlossen sich
Übungen mit Rauschbrillen an.

Gymnasium Carolinum Osnabrück


Im Sozialen Seminar des Carolinums mit 16 – 18-jährigen SchülerInnen wurden
anhand von Fragen der SchülerInnen die Themen Jugendkriminalität, Drogen und
Polizeiarbeit diskutiert.

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Realschule Melle
Wirkung von Alkohol, Jugendschutzgesetz, Übungen mit Rauschbrillen, für 4 Klassen
8. Jahrgang der Realschule Melle

Angelaschule (Gymnasium) Osnabrück,


Drogenprojekt gemeinsam mit dem Caritas-Verband, Teilnehmer 2 Klassen
8. Jahrgang, alljährlich wiederkehrende Veranstaltung

Gymnasium Oesede
Beteiligung am Suchtpräventionsprojekt des Gymnasiums Oesede in 8. Klassen des
Jahrgangs 8.

Februar 2009
Realschule Melle-Buer
Wirkung von Alkohol, Jugendschutzgesetz, Übungen mit Rauschbrillen, für 2 Klassen
8. Jahrgang der Realschule Melle-Buer

Gymnasium Bersenbrück
Vortrag im Rahmen der Lehrerfortbildung zum Thema legal/illegale Drogen

Haupt- und Realschule Hasbergen


Unterrichtseinheiten zu legalen und illegalen Drogen mit Rauschbrillenübungen in 4
Klassen des Jahrgangs 7

März 2009
Domschule (HRS) Osnabrück
alljährliches Drogenprojekt, Teilnehmer 6 Klassen Jahrgang 8, Elternabend
gemeinsam mit einem Referenten der Ameos-Klinik

Gymnasium Artland
Vortrag im Rahmen der Lehrerfortbildung zum Thema legal/illegale Drogen

Hauptschule Kloster Oesede


Unterrichtseinheiten zu legalen und illegalen Drogen mit Rauschbrillenübungen in 2
Klassen des Jahrgangs 7

Völkerschule Osnabrück
An der privaten Berufsfachschule wurde mit 2 Klassen des 12. Jahrgangs das Thema
Drogen/Süchte bearbeitet.

Gymnasium Melle
Wirkung von Alkohol, Jugendschutzgesetz, Übungen mit Rauschbrillen, für 1 Klasse
8. Jahrgang des Gymnasiums

Gymnasium Bersenbrück
Unterrichtseinheit legale/illegale Drogen für Schüler des 12. Jahrgangs

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April 2009
Osnabrück
Auf einer Sitzung des Kreiselternrates wurde gemeinsam mit Mitarbeitern der
Kooperationspartner Diakonie, Caritas und dem Fachdienst Gesundheit über Drogen
und Süchte informiert.

Integrationswerkstatt Belm
Das Thema „Drogen und Alkohol“ wurde mit 22 Schülern der Integrationswerkstatt
im Alter von 15 – 23 Jahren behandelt.

Gymnasium Bersenbrück
Unterrichtseinheit legale/illegale Drogen – Übungen mit Rauschbrillen für 1 Klasse 8.
Jahrgang

Mai 2009
Berufsbildende Schulen Bersenbrück
Unterrichtseinheit legale/illegale Drogen – Übungen mit Rauschbrillen für 1 Klasse
Berufsschüler

Juni 2009
Angelaschule (Gymnasium) Osnabrück,
Drogenprojekt gemeinsam mit dem Caritas-Verband, Teilnehmer 2 Klassen
8. Jahrgang, alljährlich wiederkehrende Veranstaltung

„Tag der Prävention“ Bad Rothenfelde


Am 21.06.2009 veranstaltete der Präventionsrat Bad Rothenfelde diesen Tag der
Prävention auf einem Sportgelände. Daran beteiligten sich verschiedenste Träger,
Vereine und Verbände. Die Polizei war mit einem Informations- und Aktionsstand
präsent. Der dort aufgebaute Rauschbrillen-Parcour erwies sich als
Anziehungspunkt für Jugendliche und ermöglichte viele Gespräche nicht zuletzt auch
mit deren Eltern.

Gymnasium Bramsche
Für die Eltern aller Schüler der Sekundarstufe II wurde ein Elternabend zum Thema
Drogen veranstaltet.

Erich-Maria-Remarque-Realschule Osnabrück
Drogenprojekt mit 3 Klassen 8. Jahrgang der Erich-Maria-Remarque-Realschule

Hauptschule Georgsmarienhütte
Unterrichtseinheiten zu legalen und illegalen Drogen mit Rauschbrillenübungen in 3
Klassen des Jahrgangs 7

Alfhausen/Alfsee
Der Verband für Wohneigentum Niedersachsen führte am Alfsee eine Ferienfreizeit
durch. Den älteren Teilnehmern wurde eine Veranstaltung zu legalen/illegalen
Drogen mit Rauschbrillenübungen angeboten

Polizeiinspektion Osnabrück
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Aktionswoche gegen Alkohol
Gemeinsam mit Kooperationspartnern wie Diakonie, Caritas, Jugendämtern und
diversen Sucht-Fachkliniken wurden verschiedene Aktionen im Rahmen der
„Bundsweiten Aktionswoche gegen Alkohol“ durchgeführt. U.A. fand am 13.06.09 vor
dem Osnabrücker Dom ein Eventtag statt. Hier luden diverse Sportangebote zum
Mitmachen ein wie Kletterwand, Trike fahren mit Rauschbrillen oder Soccer court.
Daneben gab es Informationsstände, alkoholfreie Cocktails und Live Musik.
Zusätzlich fand am 15.06.09 eine Podiumsdiskussion zum Thema „Riskanter
Alkoholkonsum bei Kindern und Jugendlichen“ statt

Haupt- und Realschule Ankum


Beteiligung an einem Drogenprojekt der HRS Ankum mit Unterrichtseinheiten für 10
Klassen der 8., 9. und 10. Jahrgänge

August 2009
Angelaschule (Gymnasium) Osnabrück,
Drogenprojekt gemeinsam mit dem Caritas-Verband, Teilnehmer 4 Klassen
10. Jahrgang, alljährlich wiederkehrende Veranstaltung

September 2009
„drug stop III“
Nunmehr zum dritten Mal fand am 22.08.2009 in Osnabrück ein Präventionssportfest
für Auszubildende im Speditionsgewerbe und ähnlichen Unternehmen statt.
Austragungsort war diesmal das Gelände einer Osnabrücker Spedition. Ziel war es,
gerade den Auszubildenden dieser Gewerbe die Gefahren durch Drogen am Steuer
und Arbeitsplatz aufzuzeigen und sie für diese Thematik zu sensibilisieren. Dies
erfolgte erneut in Form eines Sportevents „der anderen Art“ mit entsprechenden
Aktivitäten unter Beteiligung von Krankenkassen, Suchthilfeträgern, Verkehrswacht,
Polizei pp. unter Schirmherrschaft des Oberbürgermeisters. 12 Mannschaften
maßen sich u.a. beim Menschenkicker, beim Bungee-Run und beim Trike-Fahren mit
Rauschbrille. Die Gleisanlagen am Austragungsort ermöglichten als weitere
Wettkampfart eine Draisinenwettfahrt, wobei nicht nur die Gesamtzeit gewertet
wurde, sondern auch die „polizeilich per Lasermessung ermittelte
Höchstgeschwindigkeit“. Zusätzlich mussten die Mannschaften einen
Informationsparcours zu Alkohol und anderen Drogen mit Stationen wie LKW-
Überschlagsimulator, Gurtschlitten oder Unfallfahrzeug absolvieren. Die
Veranstaltung wurde von Matthias Witte, Hit-Radio-Antenne, moderiert. Für
musikalische Untermalung sorgten die „pipes and drums der Royal British Legion“.
Der Siegermannschaft winkte ein Wochenende auf Sylt, Zweit- und Drittplazierte
konnten im Hochseilgarten klettern bzw. eine afrikanische Nacht im Osnabrücker Zoo
verbringen.

Integrierte Gesamtschule Fürstenau


Unterrichtseinheiten legale/illegale Drogen – Übungen mit Rauschbrillen für 2
Klassen 8. Jahrgang

Polizeiinspektion Osnabrück
Jugenddelinquenz und Jugendgefährdung in Stadt und Landkreis Osnabrück 2009
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Oktober 2009
Gymnasium Bad Iburg
Drogenprojekt für den 7. Jahrgang, Teilnehmer 7 Klassen. Zu dieser alljährlich
wiederkehrenden Veranstaltung wurde zusätzlich ein Elternabend veranstaltet.
Weiter wurde ein ehemaliger Hartdrogenkonsument einbezogen, der die
SchülerInnen über Wege in die Sucht pp. aus erster Hand informieren konnte.

Integrierte Gesamtschule Fürstenau


Unterrichtseinheiten legale/illegale Drogen – Übungen mit Rauschbrillen für 2
Klassen 8. Jahrgang

November 2009
Realschule Melle-Neuenkirchen
Wirkung von Alkohol, Jugendschutzgesetz, Übungen mit Rauschbrillen, für 2 Klassen
9. Jahrgang der Realschule Melle-Neuenkirchen

Haupt - und Realschule Neuenkirchen


Integrierte Gesamtschule Fürstenau
Unterrichtseinheiten legale/illegale Drogen – Übungen mit Rauschbrillen für je 2
Klassen 8. und 9. Jahrgang

Dezember 2009
Marienschule Schwagstorf
Integrierte Gesamtschule Fürstenau
Unterrichtseinheiten legale/illegale Drogen – Übungen mit Rauschbrillen für 2
Klassen 8. Jahrgang

Realschule Dissen
Unterrichtseinheiten legale/illegale Drogen – Übungen mit Rauschbrillen für 3
Klassen 7. Jahrgang

Jugendwerkstatt Nolle
In der Jugendwerkstatt Nolle wird jungen Menschen im Alter von ca. 16 – 21 Jahren
aus „schwierigen Verhältnissen“ die Möglichkeit geboten, einen Schulabschluss oder
eine Ausbildung nach zu holen. Hier wurde ein Seminar zur Thematik legale/illegale
Drogen abgehalten.

KOMA – Kontrollierter Umgang mit Alkohol


Gemeinsam mit einem kirchlichen Träger wurde mittels eines Plakatwettbewerbes an
den Berufsbildenden Schulen Bersenbrück und der Haupt- und Realschule Ankum
das Thema Alkohol im Unterricht behandelt. Durch Informationsveranstaltungen in
Schulklassen, Präsentationen, Jury, weitere Schulaktionen und Berichterstattung in
den Medien wurde Nachhaltigkeit erzielt.

Polizeiinspektion Osnabrück
Jugenddelinquenz und Jugendgefährdung in Stadt und Landkreis Osnabrück 2009
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7.2 Gewaltpräventionsprojekte

Gewalt gegen Personen wie Körperverletzung und Raub/Abziehen, Gewalt gegen


Sachen wie Sachbeschädigung und Farbschmierereien aber auch „psychische
Gewalt“ durch Beleidigungen, Bedrohung und Nötigung oder Mobbing, letzteres
immer häufiger über das Internet, sind immer wieder Themen insbesondere in der
Zusammenarbeit mit Schulen. Nicht zuletzt ist hier auch Häusliche Gewalt
anzuführen, von der Kinder und Jugendliche als Zeugen, Opfer oder Täter betroffen
sein können. Schulklassen befassen sich häufig, z.T. aus gegebenem Anlass an der
eigenen Schule, mit diesen Themen. Polizeibeamte diskutieren mit Schülern über
Erscheinungsformen, Ursachen, Strafbarkeit und Folgen. Es werden
Handlungsalternativen bei Provokationen und drohenden Gewalttaten erarbeitet.
Schüler sollen zu richtigem Zeugenverhalten und Zivilcourage ermutigt werden.
Dabei kommen Lehrfilme und Broschüren für Schüler (und auch Eltern) zum Einsatz.
Schulen werden über Unterrichtsmaterial informiert bzw. mit Material des "Programm
Polizeilicher Kriminalprävention der Länder und des Bundes " (ProPK) zur
Gewaltprävention an Schulen versorgt.
Viele dieser Veranstaltungen beziehen sich nicht nur auf Gewalt, sondern auch auf
jugendtypische Delikte bzw. Jugendkriminalität allgemein.

Dazu einige Beispiele:

Januar 2009
Realschule OS-Eversburg
An der Realschule Eversburg wurden die Themen Gewalt und Jugendkriminalität in
einer Unterrichtseinheit behandelt. Dabei wurden die Strafbarkeit, der Gang des
Ermittlungsverfahrens und die Folgen der Tat erläutert. Teilnehmer: 1 Klasse
Jahrgang 6

Gesamtschule Schinkel Osnabrück


Am Präventionstag der Gesamtschule wurden mit 1 Klasse Jahrgang 7 anhand eines
Fragenkataloges die Themen Gewalt, Drogen und Präventionsmöglichkeiten
erläutert.

Gymnasium Oesede
Unter dem Titel „Jugendliche stark machen“ wurden Unterrichtseinheiten
durchgeführt, in denen die Jugendlichen lernen, Gefahrensituationen zu erkennen.
U.a. durch Rollenspiele und Deeskalationstraining erwerben sie
Handlungskompetenzen für gewaltträchtige Situationen. Teilnehmer: 16 Klassen 6.
und 7. Jahrgang

Februar 2009
BBS Melle
Beteiligung an der Aktionswoche “Penne und Dom“ in den Berufsbildenden Schulen
Melle. Gespräche und Diskussionen anhand der Darstellung eines realen
Strafverfahrens (Körperverletzung) mit insgesamt 4 Klassen

Polizeiinspektion Osnabrück
Jugenddelinquenz und Jugendgefährdung in Stadt und Landkreis Osnabrück 2009
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Kirchengemeinden Bersenbrück
Im Rahmen der Zusammenarbeit mit den evangelischen Kirchengemeinden wurde
mit mehreren Gruppen 13 – 14 Jähriger zu Themen wie „10 Gebote und die Polizei“
oder „Du sollst nicht töten“ diskutiert, wobei das Thema Zivilcourage einen hohen
Stellenwert hatte.

März 2009
Hauptschule Innenstadt Osnabrück
Jugendgewalt und –kriminalität waren das Thema einer Unterrichtseinheit für 1
Klasse Jahrgang 5 an der HS Innenstadt. Der Verlauf eines Strafverfahrens und die
Folgen der Tat wurden anhand realer Fälle erläutert. Die Unterrichtseinheit wurde
von der Lehrerin mit Rollenspielen ergänzt.

Mai 2009
Haupt- und Realschule Bad Laer
In der Projektwoche „Gesundheit“ beteiligte sich die Polizei mit Workshops zur
Gewalterkennung und Konflikttraining.

Grundschule Im Sande
Am Projekttag der Grundschule wurden Unterrichtseinheiten für Schüler der 5.
Jahrgänge zu den Themen Gewalt/Jugendkriminalität durchgeführt

August 2009
Grundschule Wellingholzhausen
Projekt „Starke Kinder“, Unterrichtseinheit zum Thema Gewalt unter Gleichaltrigen,
Gewalt in der Schule, Mobbing, 1 Klasse 3. Jahrgang

September 2009
Realschule Dissen
„Jugendliche stark machen“ für 4 Klassen 5. Jahrgang

Oktober 2009
Grundschule Gesmold
Projekt „Starke Kinder“, Unterrichtseinheit zum Thema Gewalt unter Gleichaltrigen,
Gewalt in der Schule, Mobbing, je 1 Klasse 3. und 4. Jahrgang

Hauptschule Kloster Oesede


„Jugendliche stark machen“ für 2 Klassen Jahrgang 7 als Ergänzung zur Tätigkeit
des Polizeisportvereins in der „Kickboxgruppe“.

November 2009
Grundschule Wellingholzhausen
Projekt „Starke Kinder“, Unterrichtseinheit zum Thema Gewalt unter Gleichaltrigen,
Gewalt in der Schule, Mobbing, 2 Klassen 3. Jahrgang

Polizeiinspektion Osnabrück
Jugenddelinquenz und Jugendgefährdung in Stadt und Landkreis Osnabrück 2009
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Wiehengebirgsschule Melle
An dieser Förderschule wurde unter dem Titel „Gegen Gewalt“ im Rahmen einer
Projektwoche gegen Gewalt eine Unterrichtseinheit gestaltet, je 1 Klasse 5. und 6.
Jahrgang
Eine weitere Unterrichtseinheit zu diesem Thema wurde für 10 geistig behinderte
Jugendliche von 15 – 18 Jahren durchgeführt

November/Dezember 2009
Realschule Georgsmarienhütte
„Jugendliche stark machen“ für je 5 Klassen der Jahrgänge 5 und 9 ergänzt um
einen Elternabend.

" Kids und Cops "


Das Programm im Sachkundeunterricht des 3. Schuljahrs in Grundschulen der
Region Osnabrück (siehe auch Jahresberichte ab 2005) wurde im Jahr 2009
fortgeführt. Im Laufe des Jahres nahmen über 500 Schüler verschiedener
Grundschulen in Stadt und Landkreis Osnabrück teil.
Inhalt: Information über polizeiliche Arbeit und Aufgaben mit praktischen
Vorführungen z.B. von Spurensuche, Fingerabdrucknahme, Notruf pp. und dabei
wie „nebenbei“ Hinführen zu alterstypischen Gefahrensituationen, Kinder als Zeugen/
Opfer/Täter
Ziel: Sensibilisierung der Schüler für Gefahren und Konsequenzen im
Zusammenhang mit Kriminalität zu Themen wie Schulwegerpressung, Annehmen
von Geschenken, Mitgehen, Geheimnisse, Hilfe finden (z.B. mit Rollenspielen,
Erstellen eines Gewaltbarometers)

Broschüre „Kinderschutz geht uns alle an!“


Der wirkungsvolle Schutz von Kindern vor Gewalt, Vernachlässigung und Missbrauch
setzt eine enge Kooperation der Berufsgruppen voraus, die mit Familien, Kindern und
Jugendlichen zu tun haben.
Zur Verbesserung der Kooperation dieser Berufsgruppen hat sich am 14. Mai 2008 in
der Stadt Osnabrück der Arbeitskreis „Kinderschutz“ gegründet. Mitglieder dieses
Arbeitskreises sind Vertreter/innen der Jugendhilfe, der Schulen, des
Gesundheitswesens (Kinder- und Jugendärzte, Klinikärzte, Ärzte des
Gesundheitswesens), der Polizei und der Justiz.
In diesem Arbeitskreis wurde die Erstellung der Informationsbroschüre „Kinderschutz
geht uns alle an“ angeregt, diskutiert und durchgeführt.
Die Broschüre wendet sich an alle, die beruflich mit Kindern und deren Familien
befasst sind. Sie soll in kompakter Form über die verschiedenen Formen der
Kindeswohlgefährdung informieren. Sie soll Hinweise geben, woran
Kindeswohlgefährdung zu erkennen ist, und wie der Umgang mit einem Verdacht
oder einer Offenbarung des Kindes möglich ist. Es werden Institutionen mit Namen
und Adressen benannt, die bei dem Verdacht einer Kindeswohlgefährdung
angesprochen werden können.

Polizeiinspektion Osnabrück
Jugenddelinquenz und Jugendgefährdung in Stadt und Landkreis Osnabrück 2009
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„Kinder Stark Machen“
Schulen im Südkreis
Das Projekt “Kinder Stark Machen“ wurde im Jahr 2008 fortgesetzt. In dem Projekt
geht es um das Erkennen von Gefahrensituationen.
Die Kinder sollen Handlungskompetenzen/-fähigkeiten erwerben, um in der
jeweiligen Situation geeignet agieren zu können. Dieses geschieht durch
altersgerechte Rollenspiele. Durch gemeinsame Elternabende mit dem Deutschen
Kinderschutzbund werden auch die Eltern in das Projekt mit einbezogen. Das Projekt
„Kinder stark machen“ wird schon seit 14 Jahren gemeinsam mit dem
Kinderschutzbund durchgeführt und ist an allen 23 Grundschulen im Südkreis
etabliert.
In ähnlicher Form gibt es weiterhin das Angebot „Jugendliche Stark Machen“ für
ältere Kinder/Jugendliche an Schulen im Südkreis.

PaC – Prävention als Chance

Über PaC wurde bereits in den Jahresberichten 2005 bis 2008 informiert. Nähere
Informationen sind unter www.pac-programm.de eingestellt. Die Samtgemeinde
Bersenbrück und die Stadt Bramsche bildeten gemeinsam den 3. Modellstandort in
Niedersachsen.
Das PaC-Projekt wird am Modellstandort auch über den vorgesehenen Ablauftermin
weitergeführt werden. Die Stadt Bramsche und die Samtgemeinde Bersenbrück
stellen die dafür notwendigen Finanzmittel zur Verfügung.
Im November 2009 erhielten die beteiligten Institutionen Zertifikate, die gerne in
Empfang genommen wurden. Im Rückblick auf die vergangenen 3 Jahre wurden
Statements zu einzelnen Bausteinen wie Rap-Werkstatt, Mediatorenausbildung,
„Faustlos“ und „Balu und Du“ pp. gehalten. Die Evaluierung wird frühestens 2010
abgeschlossen sein.

Präventionstage an der Teutoburger Wald Schule


Als alljährlich wiederkehrende Veranstaltung fanden im November 2009 die
Präventionstage an der Teutoburger Wald Schule (Förderschule) statt. Für die 9
Klassen der Jahrgänge 1 bis 9 gab es altersgerechte und z.T. spielerische Angebote
wie „gutes Gefühl/schlechtes Gefühl, „Kinder Stark Machen“, Teamtraining,
Selbstbehauptung/Selbstverteidigung, Deeskalationstraining, Gewalt und Drogen.

„Kickboxen“
Das Kickbox-Angebot an der Sophie-Scholl-Schule (HS) in Georgsmarienhütte wurde
2009 fortgesetzt. Dabei nehmen „schwierige Schüler“ an einem Kickboxtraining des
Polizeisportvereins Georgsmarienhütte teil. Das Projekt wird von Sachbearbeitern
des Polizeikommissariates begleitet. Ziel ist der Abbau von bzw. der Umgang mit
Aggressionen sowie das Erlernen anderer Wege der Konfliktlösung und der
Beachtung von Regeln. Das Angebot wird nunmehr ergänzt durch eine Veranstaltung
zur Gewaltprävention und Konflikttraining.

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Jugenddelinquenz und Jugendgefährdung in Stadt und Landkreis Osnabrück 2009
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„Fair AG“ Grundschule Glandorf


Dieses bereits als „Eltern AG“ bei der Polizei Gütersloh etablierte Projekt wurde 2009
im hiesigen Bereich erstmalig an der Grundschule Glandorf umgesetzt. Ziel der Fair
AG ist die Förderung der emotionalen und sozialen Kompetenz. Schüler des 4.
Jahrgangs sollen lernen, Handlungsalternativen in Konfliktsituationen für sich zu
entwickeln, Toleranz zu üben und kooperations- und teamfähig zu werden. Dazu
gestalten Eltern der Schule einmal wöchentlich eine Unterrichtsstunde. Je Klasse
arbeitet ein Elternteam mit einem Trainer. Bei regelmäßigen Treffen werden die
nächsten Unterrichtseinheiten vorbereitet. Die zurzeit teilnehmenden Eltern werden
nach und nach das Projekt eigenständig fortführen und weitere Eltern einbeziehen
und ausbilden, so dass der Trainer (hier Sachbearbeiter Prävention) sich
zurückziehen kann.
Neben der Polizei und der Schule sind als Kooperationspartner der Förderverein der
Schule, die „Initiative Schutz vor Kriminalität - ISVK“, der Landkreis Osnabrück und
die Gemeinde Glandorf beteiligt. Anfragen weiterer Schulen liegen bereits vor.

7.3 Projekte gegen rechts

Regelrechte Projekte gegen „Rechts“ wurden nicht durchgeführt. Es gab kaum


Anfragen von Schulen oder anderen Einrichtungen nach Mitwirkung der Polizei bei
entsprechenden Unterrichtsthemen.

An der Integrierten Gesamtschule in Fürstenau wird das Thema regelmäßig von


einer Lehrkraft mit den Klassen behandelt. Zu dieser Lehrkraft gibt es intensive
Kontakte. Es werden Informationen vermittelt und Material beschafft.

Im Juni und Oktober 2009 wurden Informationsveranstaltungen zum Thema


Rechtsextremismus für Lehrkräfte der Wilhelm-Busch-Schule in Bramsche
durchgeführt.

7.4 Sexueller Missbrauch


Für Eltern von Grundschülern wurde auf Elternabenden über das Thema informiert.
Weiter Veranstaltungen fanden in Zusammenarbeit mit kirchlichen Einrichtungen
statt. Insbesondere wurde die Thematik „Annsprechen durch Fremde – Mitgehen“
behandelt.

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7.5 Sonstiges (Modelle / Projekte / Materialien)

7.5.1 „Gefahren für Kinder und Jugendliche im Internet“

Der 2008 begonnene Aufbau eines Netzwerkes aller Informations-Anbieter in der


Region zu diesem Thema wurde 2009 abgeschlossen. Es wurde ein Pool von
Ansprechpartnern gebildet, um spezielle Aspekte auch gezielt behandeln zu können.
Als Kooperationspartner stehen für den Bereich Online-Sucht das Diakonische Werk
und der Caritas-Verband, für soziale Netzwerke die Fa. Basecom GmbH (Betreiberin
der Plattform OSCommunity), für Schülerveranstaltungen das Medienzentrum
Osnabrück und für Elternveranstaltungen der Kinderschutzbund Osnabrück sowie die
Polizei zur Verfügung. Weitere Partner sind Stadt und Landkreis Osnabrück mit dem
Fachbereich Jugend bzw. dem Gesundheitsdienst.

Der zu diesem Thema zusammen mit dem Landkreis Osnabrück und dem
Kinderschutzbund Osnabrück entwickelte Vortrag für Eltern wurde ständig
aktualisiert. Bei mehreren Veranstaltungen in Stadt und Landkreis Osnabrück
gemeinsam mit dem Kinderschutzbund wurden die Eltern dabei über Gefahren im
Internet wie jugendgefährdende Seiten, Chattrooms und Kostenfallen/Dialer
aufgeklärt. Die Vorträge wurden 2009 fortgesetzt. Hierbei kamen auch ProPK-
Materialien wie die Broschüre „Klicksmomente“ oder „Im Netz der neuen Medien“ zur
Verteilung bzw. wurde auf seriöse Internetauftritte zum Thema hingewiesen.
Weitere Veranstaltungen wurden gemeinsam mit OSCommunity bzw. dem Caritas-
Verband durchgeführt.

In Osnabrück wurde das „Institut für Internetpädagogik“ gegründet. Das Institut will
durch Veranstaltungen und Informationsangebote die Medienkompetenz von
Lehrern, Mitarbeitern der Jugendarbeit und Pädagogen im Umgang mit dem Medium
Internet stärken. Ein Mitarbeiter des Präventionsteams ist in die Referentenliste
aufgenommen worden.
Siehe auch www.interpaedagogik.de/index.php

7.5.2 Selbstbehauptungs- / Selbstverteidigungskurse

Die Selbstbehauptungskurse der PI Osnabrück für Frauen und Mädchen ab 14


Jahren wurden wie auch in den Vorjahren durchgeführt. Unter Mitwirkung
verschiedener Dienstzweige wurden 2 Kurse angeboten, die beide „ausgebucht“
waren.

An 4 Osnabrücker Grundschulen fanden Selbstverteidigungsseminare für


Schülerinnen der 4. Jahrgänge statt, verbunden mit Sicherheitstipps von
Polizeibeamten.

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Eine weitere ähnliche Veranstaltung gab es 2009 an einer Einrichtung der


Heilpädagogischen Hilfe in Osnabrück. Für die geistig behinderten Bewohner ging es
um die Themen wie: Polizeiarbeit im Alltag, Verkehrssicherheit und „Polizei als
helfende Personen“. Die Mitarbeiter der Einrichtung wurden über
Diebstahlsprävention und Deeskalation in bedrohlichen Situationen informiert.

7.5.3 Polizeipuppenbühne Osnabrück / Verkehrsmobil

Nunmehr seit 1996 besucht das Verkehrsmobil die Grundschulen in Stadt und
Landkreis Osnabrück. Es handelt sich um einen umgebauten Bus, in dem eine
Puppenbühne und ein Kino installiert sind und der auch als Vortragsraum genutzt
werden kann. Es finden 45 Kinder oder 29 Erwachsene Platz.
Das aufgeführte Puppenstück handelt von Geldforderungen/Abziehen auf dem
Schulweg und bezieht im Spielablauf Verkehrsthemen wie Kindersitz, Sichtbarkeit
bei Dunkelheit und Überqueren der Straße ein.
Das Stück wird in jedem Schuljahr allen Kindern der 2. Klassen (ca. 7.000)
vorgeführt.
Im Jahr 2009 wurde in Eigenarbeit ein Bastelbogen des Verkehrsmobil erstellt.
Dieser wird nach den Vorstellungen an die Schüler verteilt. Zur Nachbereitung des
Puppentheaterstückes können die Schüler im Unterricht damit ein maßstabsgetreues
Papiermodell basteln und dabei mit der Lehrkraft die Themen des Stückes nochmals
besprechen.
Auf dem 14. Deutschen Präventionstag im Juni 2009 in Hannover wurde das
Verkehrsmobil ausgestellt. Mit einem eigens dafür gedrehten Film wurde die Arbeit
der Puppenbühne erläutert.

7.6 Sonstige Präventionstätigkeiten

7.6.1 Vortragstätigkeiten

Im Berichtsjahr wurden zahlreiche Vortragsveranstaltungen zu Themen wie Jugend-


kriminalität, Gewalt, Drogen, Diebstahl, Schutz von Kindern, Arbeit der Polizei,
Zivilcourage, Zeugenverhalten pp. durchgeführt.

Der überwiegende Teil der Veranstaltungen entfiel auf alle Formen der allgemein
bildenden bzw. berufsbildendenden Schulen für Schüler, Lehrkräfte und Eltern.

Schon beinahe regelmäßig erfolgen Vorträge in Studienseminaren angehender


Berufsschullehrer sowie für Studenten der FH oder Uni der Fachrichtung
Sozialpädagogik zu Themen wie Zusammenarbeit Schulen und Polizei sowie
Präventionsmöglichkeiten.
Polizeiinspektion Osnabrück
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7.6.2 „10 Gebote und der Alltag“

Kirchengemeinden Stadt und Landkreis Osnabrück


Unter dem Motto „Die 10 Gebote und der Alltag“ wurde auch im Jahre 2009 im
Rahmen des Konfirmandenunterrichtes mit den 13 – 15jährigen Teilnehmern in
verschiedenen Kirchengemeinden in Stadt und Landkreis unter anderem der Frage
„Was wäre, wenn alles erlaubt wäre?“ nachgegangen. Dabei wurden sowohl die
Bestimmungen der 10 Gebote als auch die des Strafgesetzbuches diskutiert.

7.6.3 Projekt Bus – Scout

Im September 2009 wurde gemeinsam mit den Stadtwerken Osnabrück und dem
Schulzentrum Sonnenhügel unter dem Motto „Fairness zeigen“ das Projekt Bus-
Scout gestartet. Ziel des Projektes ist es, Schüler dahingehend zu befähigen,
Konflikte oder Gefahrensituationen während der Busfahrt, insbesondere des
Schülerverkehrs, zu erkennen und deeskalierend bewältigen zu können.
19 Schüler des 8. Jahrgangs wurden an fünf Tagen zu jungen Fahrzeugbegleitern
ausgebildet.
Zunächst musste eine umfangreiche Theorieeinheit bewältigt werden. Ziel war die
Ausbildung eines neuen Bewusstseins während der Busfahrt. Dazu werden
Thematiken wie „Warum sind Nothämmer vorhanden?“ und „Wann können
Glasflaschen im Bus gefährlich werden?“ pp. behandelt. In einer praktischen
Vorführung – Vollbremsung eines Busses bei Tempo 30 km/h – wurde den
Busbegleitern hautnah vermittelt, wie wichtig es ist, sich im Bus hinzusetzen oder
sich festzuhalten.
In anschließenden Rollenspielen erlangten die Schüler Selbstsicherheit und lernten
möglichst praxisnah eskalierende Situationen wie „Handydiebstahl“ oder „Füße auf
dem Sitz“ zu entschärfen.
Das Projekt entwickelte sich zu einem Selbstläufer. Mehrere Schulen im Stadtgebiet
und auch im Landkreis Osnabrück bekundeten Interesse. Die Ausbildung von
Schülern zu Busbegleitern wird fortgesetzt.

7.6.4 Häusliche Gewalt

Brötchentütenaktion
In Kooperation mit der Bäckerinnung zu Osnabrück und den Beratungs- und
Interventionsstellen (Biss) in Stadt und Landkreis Osnabrück wurde diese Aktion in
der Zeit vom 15.11. – 30.11.2009 durchgeführt. Teilnehmende Bäckereibetriebe
gaben dabei Brötchen in Tüten mit der Aufschrift „Häusliche Gewalt kommt nicht in
die Tüte“ an die Kundschaft heraus. Zum Aktionstag am 25.11.2009 wurden in der
Osnabrücker Innenstadt sowie in Städten und Gemeinden des Landkreises an
Informationsständen kostenlos Brötchen in solchen Tüten an Passanten verteilt.
Insgesamt wurden 183.000 Brötchentüten ausgegeben.
Ansonsten wurde auch im Jahre 2009 die gute Zusammenarbeit mit den BISS
fortgesetzt. Neben dem Vernetzungstreffen mit der Justiz, den BISS, den
Jugendämtern und den polizeilichen Sachbearbeitern gab es noch interne
Fortbildungsveranstaltungen für 80 KollegInnen sowie diverse Vorträge zu diesem
Thema.
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Jugenddelinquenz und Jugendgefährdung in Stadt und Landkreis Osnabrück 2009
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7.6.5 Stadtteilfeste, Messen u.ä.

Bei zahlreichen Stadtteilfesten, Messen oder ähnlichen Veranstaltungen in Stadt und


Landkreis Osnabrück beteiligte sich die Polizei (hier das Präventionsteam und die
Sachbearbeiter Prävention) mit Informations- und Aktionsständen oder
Filmvorführungen im Verkehrsmobil.
So zum Beispiel beim Kinderfest des Moscheenvereins Bad Essen, dem
Rosenplatzfest in Osnabrück, dem Stadtteilfest in Osnabrück-Eversburg, dem
Familienfest des Landkreises Osnabrück, dem Gertrudenbergfest in Osnabrück, den
Messen „Kinderzeit 09“ in Osnabrück und „Kid’s und Co“ in Quakenbrück, dem
Geranienmarkt in Melle und 6 „Midnight Sports“ Veranstaltungen im Südkreis.

7.6.6 Ferienpassaktionen

Im Rahmen von Ferienpassaktionen verschiedener Städte wurden für diverse


Gruppen Besichtigungen von Polizeidienststellen organisiert. Die Führungen dienten
nicht nur der Vorstellung der Polizeiarbeit, sondern auch dem Abbau von
Berührungsängsten gegenüber der Polizei und schließlich, eingebunden in die
Beantwortung von Fragen, der Erteilung von Verhaltenstipps.

7.6.7 Kindertagesstätten

Bei diversen Besuchen in Kindertagesstätten in Stadt und Landkreis Osnabrück er-


hielten die Kinder z.B. durch Vorführungen mit einem Ampelmodell bzw. durch den
Einsatz von Handpuppen altersgerechte Informationen zu richtigem Verhalten im
Straßenverkehr, aber auch zum Umgang miteinander bzw. mit Fremden. Umgekehrt
besuchten auch diverse Kindergartengruppen Polizeidienststellen in Stadt und Land-
kreis Osnabrück.

7.6.8 Fitnesspakete des Weissen Ring

Der Weisse Ring setzte in der Region Osnabrück seine Aktion „Kraft gegen Gewalt“
mit der Übergabe von Fitnesspaketen an 2 Schulen fort. Die Übergaben wurden von
der Polizei vorbereitet und begleitet.
Der Inhalt der Fitnesspakete, insbesondere Utensilien aus dem Boxsport, wird in
schulischen Maßnahmen zum Aggressionsabbau, Stärkung des Selbstbewusstseins,
in der Mediatorenbeschulung und im Beratungsraum eingesetzt.

7.6.9 Zivilcourage

Zivilcourage ist nicht erst seit den jüngsten Gewalttaten gegen Helfer ein Thema der
polizeilichen Prävention. Seit Jahren wird diese Thematik bei allen Projekten,
Unterrichtseinheiten, Diskussionen pp. im Rahmen der Gewaltprävention im
weitesten Sinne mit Schülern, Eltern, Lehrkräften pp. behandelt.

Polizeiinspektion Osnabrück
Jugenddelinquenz und Jugendgefährdung in Stadt und Landkreis Osnabrück 2009
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Dies ist insbesondere bei Projekten wie „Starke Kinder“, Kinder und Jugendliche
stark machen“, „Mein und Dein – Respekt vor Eigentum“, „Kids und Cops“, der Bus-
Scout Ausbildung und bei Veranstaltungen zum Thema „Häusliche Gewalt“ oder
„Rechte Gewalt“ der Fall.

7.6.10 Netzwerkarbeit

Prävention ist nicht allein Aufgabe der Polizei und von der Polizei allein auch nicht zu
leisten. Wichtig ist vielmehr ein Zusammenwirken der unterschiedlichsten
Einrichtungen und Institutionen verschiedener Träger und Fachrichtungen. Dies kann
sich zeitlich und örtlich begrenzt für einzelne Maßnahmen oder aber in der Mitarbeit
in dauerhaften Gremien niederschlagen. Wie aus den oben aufgeführten Beiträgen
ersichtlich arbeitet die Polizei im Rahmen der Prävention mit vielen
Kooperationspartnern zusammen.

Im Hinblick auf junge Menschen sind Angehörige des Präventionsteams der


Polizeiinspektion Osnabrück sowie die Sachbearbeiter Prävention bei den
4 Polizeikommissariaten im Landkreis Osnabrück u.a. in folgenden Gremien
vertreten:

• Kriminalpräventiver Rat Osnabrück (KPR) und Lenkungsgruppe des KPR


• Arbeitskreis Sucht der Psychiatrischen Arbeitsgemeinschaft in der Region
Osnabrück
• Jugendhilfeausschuss Landkreis Osnabrück
• verschiedenen örtlichen Arbeitskreisen zu Themen wie Drogen, Jugend,
Sexualität
• verschiedenen örtlichen Präventionsräten im Landkreis Osnabrück
• Initiative Schutz vor Kriminalität
• Arbeitskreis Kinderschutz
• Arbeitskreisen Schulen
• Netzwerk „Gefahren für Kinder und Jugendliche im Internet“
• Institut für Internetpädagogik

.
8. Aus- und Fortbildung
Alle bei der PI Osnabrück im Fachkommissariat 6 mit der Jugendsachbearbeitung
befassten Mitarbeiter sind in überörtlichen Speziallehrgängen, Fortbildungs- und
Sachbearbeiterseminaren umfassend und ausreichend auf die Besonderheiten und
Spezialbestimmungen ihres Fachgebiets vorbereitet und mit diesem vertraut
gemacht worden. Gleiches gilt für die jeweiligen Sachbearbeiter in den Arbeitsfeldern
4 (AF 4) bei den Polizeikommissariaten und in den „großen“ Polizeistationen.

Polizeiinspektion Osnabrück
Jugenddelinquenz und Jugendgefährdung in Stadt und Landkreis Osnabrück 2009
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Bedingt durch die Umorganisation der Aus- und Fortbildung bei der Polizei
Niedersachsen werden auch im Bereich: „Speziallehrgänge und –seminare“ neue
Konzepte entwickelt. Ob und wie diese Beschulung der Jugendsachbearbeiter in
diese Planungen mit einbezogen wird, ist bislang noch nicht bekanntgeworden.
Wünschenswert wäre aus Sicht der Praktiker ein Beibehalten der bisherigen, an
zentraler Stelle erfolgenden, Weiterbildungsmaßnahmen (so fände gleichzeitig auch
ein regelmäßiger inspektions- und behördenübergreifender Austausch auf den ver-
schiedensten Ebenen und Themenbereichen statt).

Die Angehörigen des Präventionsteams bzw. die „Sachbearbeiter Prävention bei den
Polizeikommissariaten“, haben, wie auch die „Jugendsachbearbeiter“ im abgelau-
fenen Jahr wiederum an mehreren Fachtagungen und -seminaren teilnehmen
können.

Zur Ausbildung der jungen Polizeikommissaranwärter im Studium gehört eine


regelmäßige Einweisung in die Jugendsachbearbeitung und die Arbeit bzw. die
Aufgaben des Präventionsteams in eigens dafür im Studienplan ausgeworfenen
Zeitblöcken.

Nicht alle Angehörigen des Präventionsteams bzw. die Sachbearbeiter Prävention


bei den Polizeikommissariaten hatten bislang die Möglichkeit, die entsprechenden
Fortbildungsmodule zur Prävention zu besuchen.

Das FK 6 organisiert gemeinsam mit dem BfJ regelmäßige Zusammenkünfte der


Jugendsachbearbeiter auf PI–Ebene. Gleiches gilt auch für die Ebene der Graffiti-
Sachbearbeiter. Ob es, wie angestrebt, darüber hinaus künftig auch zu Zusammen-
künften mit „Erfahrungsaustausch“, Erörterung aktueller Themen und externen
Referenten kommt, wird u.a. von der oben angedeuteten Neuorganisation der
polizeilichen Fortbildung und der Arbeitsbelastung im FK 6 und den AF 4 abhängig
sein.

Ähnliche Zusammenkünfte mit der Jugendgerichtshilfe und auch der Jugend-


staatsanwaltschaft Osnabrück sollen demnächst wieder regelmäßig stattfinden und
forciert werden. Bei der dortigen Behörde hat der im vergangenen Jahr vollzogene
Wechsel in der Leitung offenbar dazu geführt, dass eine Verstärkung und Kontinuität
bei der Bearbeitung von Jugendsachen angestrebt wird.

Das PK Bersenbrück organisiert ca. zweimal jährlich für den „Nordkreis“ analoge Be-
sprechungen und Fortbildungsveranstaltungen, zu denen – ebenfalls anlassbezogen
– Jugendstaatsanwälte, Lehrer, Mitarbeiter des Jugendamtes o.ä. eingeladen
werden.

Dennoch wird von den mit der Jugendsachbearbeitung befassten Polizeibediensteten


immer wieder der Wunsch geäußert, den Bereich der Aus- und Fortbildung,
insbesondere auch im Austausch mit externen Behörden und Institutionen bzw. mit
diesen gemeinsam, weiter zu forcieren.

Polizeiinspektion Osnabrück
Jugenddelinquenz und Jugendgefährdung in Stadt und Landkreis Osnabrück 2009
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9. Fazit
Im Berichtsjahr stieg die Gesamtzahl aller Tatverdächtigen um 6,79 %
(+ 1004 TV).

Die Anzahl der minderjährigen Tatverdächtigen stieg geringfügig um 0,79 % auf


2.542 TV (+ 20 TV).

Von allen Tatverdächtigen sind 16,10 % minderjährig (Vorjahr: 17,05 %).

Mit den 3.142 aufgeklärten Straftaten waren den unter 18-jährigen Tatverdächtigen
13,86 % aller aufgeklärten Straftaten zuzuordnen (Vorjahr: 2.870 aufgeklärte Fälle,
entspricht 13,73 %).
Das sind 272 Fälle bzw. 9,43 % mehr als im Vorjahr.

Bei allen Taten haben nach wie vor die sogen. „Jugendtypischen Delikte“ wie Dieb-
stahl, Sachbeschädigung und Körperverletzung den größten Anteil; vergl. Tabelle zu
2.2.2 (Tatverdächtige).

Der Anteil Minderjähriger an der Gesamtkriminalität liegt zumindest quantitativ damit


weiterhin auf einem hohen Niveau.
Der Anteil der Jugendlichen (14 bis unter 18 Jahre alt) an der Anzahl der Tatver-
dächtigen liegt mit 11,95 % deutlich über ihrem Anteil an der Bevölkerung mit 4,95 %.

Die Jugendkriminalität muss weiterhin in repressiver und präventiver Hinsicht ein


Schwerpunkt polizeilicher Aufgabenbewältigung bleiben. Die mit der Umorganisation
der Polizei Niedersachsen 2004 vorgenommene Einrichtung spezieller
Jugendkommissariate bzw. -arbeitsgruppen hat dem Rechnung getragen und hat
sich positiv bestätigt.

Das Wohnort- und Patenprinzip hat sich eindeutig bewährt. In den notwendigen
Fällen wird energisch und konsequent vorgegangen und koordiniert. Dazu gehört
auch die umgehende Nutzung einer evtl. möglichen Erkennungsdienstlichen
Behandlung und auch DNA – Erhebungen.

In den PK – Bereichen ist der Personaleinsatz speziell für Jugendsachen sehr knapp
gehalten, was in erster Linie aber auf die vernetzte und verschiedenartige Auf-
gabenstruktur innerhalb eines PK zurückzuführen ist und die Schwerpunkte nicht so
wünschenswert häufig im Bereich der Jugenddelikte gesetzt werden können.

Die Aufgabenbereiche polizeiliche „Prävention“ und „Jugendsachbearbeitung“ weisen


viele Parallelen und gemeinsame Tätigkeitsbereiche auf, lassen sich aber, gerade
wegen ihrer Spezialisierung, nicht ohne weiteres mit anderen Organisationseinheiten
vergleichen.

Polizeiinspektion Osnabrück
Jugenddelinquenz und Jugendgefährdung in Stadt und Landkreis Osnabrück 2009
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Auch zukünftig werden vielfältige Initiativen und Anstrengungen in Zusammenarbeit


mit Jugendämtern, Präventionsvereinen, Hilfsorganisationen usw. erforderlich sein,
um einem weiter um sich greifenden Jugendalkoholismus und der zunehmenden
Gewaltbereitschaft bei Minderjährigen wirksam entgegenzutreten und auf Dauer ein
Umdenken zu bewirken.

Unser besonderer Dank gilt Hans-Michael Schmidt von der Auswertestelle (ASt) der
PI Osnabrück, der wesentlich am Entstehen dieses und des letztjährigen Jugend-
berichts durch die Erarbeitung und „Zulieferung“ des Zahlenmaterials Anteil hatte.
Wir wünschen ihm alles Gute zu seiner bevorstehenden Pensionierung und uns für
seine Nachfolge eine ähnlich gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit.

Thomas Brockschmidt Berndt Klose


Beauftragter für Jugendsachen Leiter Fachkommissariat 6

Polizeiinspektion Osnabrück
Jugenddelinquenz und Jugendgefährdung in Stadt und Landkreis Osnabrück 2009
Seite 78 von 78 Seiten

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