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U.

Schachinger: Non olet – Die Münzen der Römer, WS 16/17

Kaisertitulatur

Die Vorderseitenlegenden benennen den Dargestellten mit Namen, Rang und


Titel, die ihm zu der Zeit zustehen.
zuerst Name vollständig + Name des vergöttlicheten Vaters;
in der späteren Regierungszeit ist kürzere Legende üblich

Bild

Vorderseite:
IMP(erator) CAES(ar) DOMIT(ianus) AVG(ustus) GERM(anicus)
P(ontifex) M(aximus) TR(ibunicia) P(otestate) VIIII
Rückseite:
IMP(erator) XXI CO(n)S(ul) XV CENS(or) P(erpetuus) P(ater) P(atriae)

Imperator:
Octavian legt iJ 38 v. Chr. seinen urspr. Vornamen Caius ab und nimmt dafür
Imperator als Namensbestandteil an (praenomen imperatoris);
Die Neuordnung des röm. Staates iJ27 v. bringt Augustus eine Fülle von
früheren republikanischen Magistraten ein, die die rechtl. Grundlage des
Kaisertums bilden. Darunter als wichtiges das imperium proconsulare,
Befehlsgewalt über die Provinzen, dh über die gesamte Armee => auch das
mag mit dem praenomen imperatoris verstanden sein; regelmäßig aber erst
seit Vespasian getragen.
Das praen. imp. ist ab Caesar erblich gewesen.

Caesar:
urspr. cognomen des C. Iulius Caesar; vererbte es an seinen Adoptivsohn
Augustus, dieser ebenfalls weiter; die späteren Kaiser führen es weiter, außer
Vitellius;
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seit Hadrian ist es nicht nur Bestandteil des Kaisernamens, sondern die
ständige Rangbezeichnung des präsumptiven Nachfolgers; der erste war
Aelius Caesar

Augustus:
Ehrenname seit 27 v.; griech. sebastos = der Gesalbte; ihm folgend tragen
alle röm. Kaiser diesen Namen am Schluss, nach eigenem Namen; wird zur
Bezeichnung „Kaiser“ => ersieht man aus Pl.-Bildung Augusti (Mü: AVGG)

ab Diokletian: 2 Augusti und 2 Caesares; Anrede der Augusti: D(ominus)


N(oster), der Caesares: NOB(ilis) C(aesar); die Frauen N(obilissima) F(emina)
Namen der Kaiser geben Aufschlüsse über Herkunft, landschaftlich und sozial

Siegesbeinamen:
GERM
DAC
MARC
PARTH
BRIT
Aus Anlass eines bedeutenden auswärtigen Sieges verliehen; vom Senat;
Grundlage dafür ist die Acclamatio der Soldaten im Felde; seit Augustus
Siegesbeinamen nur mehr für Kaiser bestimmt, egal ob er im Feld stand oder
nicht;
Marcus und Verus: beide tragen auch die Titel des anderen; nach Verus’ Tod
legt Marcus diese ab;
Triumphalbeinamen bieten Datierungshilfe, denn hinter ihnen stehen
zunächst immer wirkliche Erfolge
in früher Kaiserzeit konnten sie an Kinder weitervererbt werden: Caligula hat
Beinamen Germanicus von seinem Vater Germanicus Caesar
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Ämter:

Pontifex Maximus:
Vorsitzender des höchsten Priesterkollegiums in Rom, der Pontifices; ihm
untersteht das gesamte röm. Religionswesen; nach Tod des Lepidus 12 v.
übernimmt Augustus das Amt; die regierenden Kaiser haben es bis ins 4.
Jhd.; Pupienus und Balbinus führen den Titel beide! In der Samtherrschaft
Marcus/Verus trägt nur Marcus den Titel

Tribunicia potestas:
Amtsgewalt des Volkstribunen; Augustus bekommt sie 23 v. Chr;
wichtigstes kaiserliches Amt; mit diesem und dem imperium proconsulare
regiert der Kaiser das Reich; garantiert dem Träger Unverletzulichkeit; muss
jährlich erneuert werden, daher wird sie gezählt;
Stichtag für den Antritt fällt nicht mit Kalenderjahr oder Thronbesteigung
zusammen, sondern auf den 10. Dez.;
sie ist das sicherste Merkmal für effektive Mitregentschaft; Tiberius bekam sie
6 v. Chr. noch zu Lebzeiten von Augustus

Imperator:
scheinbare Wiederholung; doch hier zählbare Siegesakklamation durch Heer;
in der Kaiserzeit steht die Akklamation nur mehr dem Kaiser zu; jeder Sieg –
egal von wem errungen – kann zu einer neuerlichen Akklamation führen; für
die ersten beiden Jhe. wichtiges Datierungsbehelfnis; später nicht mehr
gezählt => wesenhafte Sieghaftigkeit des Kaisers im Vordergrund;

Konsul:
urspr. höchstes Amt in der Rep.; wird in der Kaiserzeit zu Ehrenamt, Kaiser
braucht es nicht mehr zur Verwaltung des Reiches; das Jahr wird in Rom nach
wie vor nach den beiden Konsuln benannt, die am 1.1. ihr Amt antreten –
eponym; im 1. Jhd. noch einjährig, später nur mehr 2 Monate (2. Jhd.), um
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den Kreis der consulares zu erhöhen; die eponymen heißen ordinarii, die
anderen suffecti;
Kaiser immer nur ordinarius; besondere Ehre, mit Kaiser gemeinsam Konsulat
zu bekleiden; wenn für nächstes Jahr bestimmt: DES (designatus)
sonst tragen die Münzen die Iteration so lange, bis der Kaiser neuen Konsulat
bekleidet
ab 3. Jhd.: Konsulatsjahr nur mehr im Jahr genannt, in dem die tats.
Bekleidung stattfand

Censor perpetuus:
selten!
Hauptaufgabe der republikanischen Censoren war Vermögensschätzung und
Musterung der Bürger verbunden mit Sittengerichtsbarkeit; gegen Ende der
Rep. bereits bedeutungslos

Pater patriae:
Ehrentitel, den Augustus 2 v. Chr. erhalten hatte

Princeps iuventutis:
zuerst den Enkeln Caius und Lucius 2 v. Chr. verliehen; Inhalt und praktische
Bedeutung des Ranges nicht geklärt

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