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Das drei-Speicher-Modell des Gedächtnisses

Das drei-Speicher-Modell wird genutzt, um die Aufnahme, Verarbeitung und Speicherung von
Informationen durch den Menschen darzustellen. Es befasst sich also mit dem Prozess des Lernens und
des Wissenserwerbs. Die drei Speicher sind der sensorische Speicher, das Arbeitsgedächtnis und das
Langzeitgedächtnis

Jede Information (visuell, akustisch, oder haptisch) die ein Mensch aufnimmt, befindet sich zunächst im
sensorischen Speicher (auch: Ultrakurzzeitspeicher). Die Kapazität dieses Speichers, der ersten Stufe des
Gedächtnisses, ist unbegrenzt. Jedoch werden sie auch nicht für eine längere Zeit behalten, im Schnitt nur
für einige Millisekunden. Da die meisten Informationen für den Lernprozess unwichtig sind, wird nur ein
Bruchteil der Informationsflut beachtet. So ist es zum Beispiel zum Erlernen einer mathematischen Formel
egal, welche Farbe das Lehrbuch hat.

Wenn eine Information für beachtenswert befunden wird, so gerät sie ins Arbeitsgedächtnis (auch:
Kurzzeitspeicher). In dieser zweiten Stufe des Gedächtnisses finden für das Lernen unabdingbare
Organisations- und Verarbeitungsprozesse statt. Es ist allerdings stark in seiner Kapazität beschränkt. So
kann es zu einem Zeitpunkt nur 7±2 Informationseinheiten behalten. Dies zwingt zu einer besseren
Organisation der Information, der stattfindende Prozess wird als „Chunking“ bezeichnet. Hierbei werden
einzelne Informationen (z.B. Buchstaben) in größere Einheiten (z.B. Wörter) zusammengefasst. Somit
belegt die neue, umfassendere Informationseinheit nur noch einen der sieben vorhandenen Spots, und
vergrößert somit die Kapazität des Arbeitsgedächtnisses. Informationen, die sich länger im
Arbeitsgedächtnis befinden, haben eine höhere Wahrscheinlichkeit ins Langzeitgedächtnis (endgültiger
unbegrenzter Speicher von Informationen) transferiert zu werden. Allerdings finden im Arbeitsgedächtnis
nicht nur sture Wiederholungsprozesse statt. Damit eine neue Information wirklich verstanden wird und
auch in neuen Situationen verwendbar ist, muss diese Information mit bereits vorhandenem Wissen im
Langzeitgedächtnis verknüpft und in die Erinnerungsmuster integriert werden. Diese Informationen
können dann für später folgende Lernprozesse abgerufen werden und durch neue Information besser
organisiert werden.

Die Verknüpfung geschieht durch sogenannte Schemata, Muster nach denen Information leichter zu
verarbeiten ist. Schemata werden von Individuen in Eigenarbeit konstruiert und nicht von außen
vorgegeben. Insofern ist Lernen keine Reproduktion und Abspeicherung von Wissen, sondern ein aktiv
konstruktiver Prozess. Diese Konstruktion von Wissen beeinflusst nicht nur das Langzeitgedächtnis,
sondern ist für jeden der drei Speicher relevant. Die Auswahlprozesse, die Informationen aus dem
sensorischen Speicher weitergeben, sind durch Vorwissen um ihren Bezug zu dem jeweiligen Thema
gesteuert. Die Organisation, wobei Informationen zusammengefasst und zueinander in Bezug gesetzt
werden, ist nicht möglich, wenn sie nicht nach einem vorhandenen Schema bewertet werden können. Der
letzte Schritt, die Integration ins Langzeitgedächtnis durch die Verknüpfung mit bereits vorhandenem
Wissen, beeinflusst schließlich folgende Lernprozesse, indem neue Information nun genauer, aufgrund des
neu konstruierten Wissens, bewertet werden kann.

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