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Worte, die heilen können, haben oft mit dem zu tun, was als Gebet
bekannt ist. Das Wort stammt von dem althochdeutschen „gibet“ und
bedeutet Bitte. Gebete können Lobpreisung ebenso formulieren wie
Bitte, Buße oder Dank. Für uns heute sind wohl vor allem jene Gebete
wichtig, die eine Beziehung zur eigenen Mitte und über diesen Weg zu
Gott suchen – also das „innere Gebet“. Auf seiner meditativen Grundlage
findet sich hier eine große Nähe zu der in den östlichen Religionen
geübten Meditationspraxis.
Meine Erinnerungen an Bitte und Beten sind eng mit der katholischen
Liturgie verbunden. Nach der Wandlung von Brot und Wein in Leib und
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Blut Christi lädt der Priester dort die Gläubigen zur Kommunion ein, die
darauf unter anderem antworten: “...aber sprich nur ein Wort, so wird
meine Seele gesund”. Ich erinnere mich auch an ein Treffen mit einem
Pastoraltheologen. Der berichtete von einem Gespräch, das er mit einem
Mann geführt hatte, der ihm von seinen Problemen berichtete. Am Ende
des Gesprächs sagte der Mann zu dem Theologen: “Sie haben mir sehr
geholfen.” Gesagt hatte der Theologe ihm allerdings nichts, er hatte ihm
keinen Rat erteilt oder ähnliches. Aber er hatte der Not des Mannes
zugehört – er hatte ihm den nötigen Raum gewährt, damit dieser seinen
Schmerz in seinen eigenen Worten ausdrücken kann. Ganz nach der
Erfahrung von Selbsthilfegruppen: “Wer nicht spricht, zerbricht.”
Wie das Rad dem Ochsen folgt, der den Karren zieht.
Wir sind, was wir denken. Alles, was wir sind, entsteht mit unserem
Denken, mit unseren Gedanken erschaffen wir die Welt.
Sprich oder handle mit reinem Geist, und Beglücktheit wird dir folgen,
wie dein Schatten, unerschütterlich.”
Johannes der Täufer – auch Johannes der Vorläufer genannt – hat auf
dem Isenheimer Altar von Matthias Grünewald einen übergroß
scheinenden Finger, der auf den Mond zeigt. Er ist Wegweiser und
Vorläufer dafür, die größere und tiefere Wirklichkeit erkennen zu lassen:
die Göttlichkeit des Menschen Jesus und damit unsere eigene
Gotteswirklichkeit, die beispielsweise in der Mystik immer wieder
hervorgehoben wird. Aber unsere Zweifel, die immer wieder aufkommen,
verstellen den Blick auf diese innere Wahrheit, da unsere Neigung
mitunter allzu gering ist, der Kraft der Worte zu vertrauen.
Eine ungewöhnliche Visualisierung, die der japanische Forscher Masaru
Emoto vorgenommen hat, kann diese Zweifel vielleicht verringern.
Emoto machte die Wirkung von Worten mit Hilfe von Photographien
sichtbar. Er ist hergegangen und hat die geometrische Struktur des
Wassers als Kristall, bei minus 30°C unter dem Mikroskop fotografiert.
Dabei fand er Erstaunliches heraus: “Durch die Art und Weise, wie das
Wasser auf unsere Worte reagiert, lernen wir etwas über uns selbst und
die Wirkung, die unsere Worte haben.” Konkret heißt das nach seinen
Erkenntnissen: “Wenn ich ein Schild auf eine Wasserflasche klebe, und
auf das Schild schreibe ich ein durch und durch positives Wort wie
‚Dankbarkeit’, dann bildet das Wasser einen schönen Kristall. Schreibe
ich ‚Idiot’ drauf, kommt ein mickriger, hässlicher Kristall heraus. Ich habe
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beide Worte auf ein Schild geschrieben und erwartet, dass sich das
Positive und das Negative gegenseitig aufheben. Aber es kam trotzdem
ein schöner Kristall heraus.”
Auch am Institut für Statik und Dynamik der Luft- und
Raumfahrtkonstruktionen (ISD) der Universität Stuttgart wird seit einigen
Jahren an der Informationsübertragung im Wasser geforscht. Hier war
den Wissenschaftlern aufgefallen, dass sich schwache Feldwirkungen,
die mit üblichen Messmethoden sonst nicht feststellbar sind, im Wasser
abbilden und unter dem Mikroskop betrachtet und dokumentiert werden
können.
Der Einfluss von positiv wirkenden Worten kann aber nicht nur vermutet,
sondern auch bewiesen werden. Dies haben Forscher um Luciano
Bernardi verifiziert, indem sie Versuchsgruppen mit unterschiedlichen
Gebeten untersuchten. Sie haben die Wirkung des lateinisch
gesprochenen Rosenkranzes und die Rezitation von Mantren bei
Patienten überprüft, die an Herzproblemen litten. Ihr Ergebnis zeigte,
dass beide Gebetsübungen bei den Patienten hervorragende psychische
wie physische Effekte mit sich brachten, und sich das Wohlbefinden
verbesserte.
Bestätigt werden damit auch Untersuchungen wie jene, die 1999 in der
amerikanischen Zeitschrift “Demography” veröffentlicht wurden. Die dort
publizierte repräsentative Studie hatte 204 Personen neun Jahre lang
begleitet. Das Ergebnis war, dass 20-jährige US-Amerikaner eine um gut
sechseinhalb Jahre höhere Lebenserwartung haben, wenn sie “einmal
pro Woche zur Kirche, Synagoge oder Moschee gehen”.
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Im Hinduismus ist davon die Rede, dass es tausend Namen Gottes gibt.
Im Islam hat Allah 99 Namen. Deutlich wird hier die Vielfalt dessen, was
wir als Gott ansehen und annehmen. Und ebenso vielfältig sind die
Formen und Worte, die wir im Gebet verwenden.
Beten und damit die Wahl jener Worte, mit denen wir beten, ist ein
“Sehnen des Herzens”, wie Sophy Burnham meint. “Im Gebet
manifestiert sich der unwiderstehliche Drang unserer Menschennatur,
mit der Quelle der Liebe, mit der Energie des Universums, Kontakt
aufzunehmen und zu kommunizieren. Im Gebet bitten wir in jenen
Momenten um Hilfe, wo wir uns einer Situation absolut nicht gewachsen
fühlen.”
Sind es aber bestimmte, spezielle, nur Insidern bekannte Worte, die
dorthin führen können? Ich glaube nicht. Ich folge da lieber Jacques
Gaillot, der sagt: “Jeder hat seinen Weg. Das Gebet hat einen
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persönlichen Stil so, wie jeder eine besondere Stimme, ein besonderes
Gesicht hat; und der Körper ist mit einbezogen. Es ändert sich mit dem
Alter, den Ereignissen, der Verantwortung.” Mir fällt an dieser Stelle ein
Bild ein: Wenn es darum geht, heilende Worte auf ihre Authentizität zu
prüfen, muss man sie wie beim Goldwaschen behandeln. Immer wieder
sieben, schütteln, den Schmutz und Dreck durch das klare Wasser von
ihnen abspülen. Und dann den Goldkern nehmen und drauf beißen: Ist
er wirklich echt? Gaillot sagt daher: “Das Gebet macht solidarisch. Es
führt zum Wesentlichen. Es erweitert die Herzen.” Und mir scheint: nur
dann, wenn ein Gebet die Herzen zu erweitern vermag, ist es echt.
Ausgewählte Sätze
„Wer von der Erde ist, heißt es, redet Irdisches, und wer vom Himmel ist,
der sagt, was er gesehen hat. Und was von dem, was Christi, des Herrn
ist, wäre nicht himmlisch? So auch die Anweisung zum Gebet.“
Tertullian (160 - 220)
Literatur
www.weltimtropfen.de