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Sulzer Despre Administrarea Justitiei in Valahia Si Moldova PDF
Sulzer Despre Administrarea Justitiei in Valahia Si Moldova PDF
Dritter Abschnitt
Von der walachisch, moldauischen Justizverwaltung.
$. 218.
-
. . . .. . . . . . v,
S. 219.
S. 22O.
-
/
von der Walachischen Justizverwaltung. 183
99 Wenn aber die Mittagsstunde geschlagen hat, wird
»» dem übrigen Theil des Volkes ein anderer Tag zur
33 Erscheinung vor Gericht angesetzet. Dieses Gericht
93 aber ist so streng, und von Menschengunft frey,
92 daß selbst der Großkanzler, wenn auch ein Bauer
99 ihn anklagte, sobald als er seinen Namen nennen.
99 hbret, von einer Stelle aufstehen, und fich zur
93 linken Seite des Bauren stellen muß, bis die Klas.
99 gel abgethan ist. Die schwerern Klagen entscheidet,
99 der Fürst selbst, die geringern läßt er die Baronen
99 abthum. Die Baronen, denen die Sache aufge«.
2» tragen wird, untersuchen sie zu Hause, und spre«.
93 chen das Urtheil. Wenn der Kläger, und der Be..
9 klagte mit demselben zufrieden find, ist es eben so
29 gültig, als wenn es im Divan des Fürsten wäre
39 ausgesprochen worden. Wenn aber eine von bey
99 den Partheyen glaubet, daß ihr Unrecht geschehen
93 fey, so kann sie an das Tribunal des Fürsten ap
99 pellieren. Vor demselben wird die Sache von
39 neuem untersucht, und wenn ein Baron überfüh
99 ret werden kann, daß er wegen erhaltener Geschen
93 ke, oder aus Gunft, oder auch aus Unwissenheit
33 der Gesetze ein falsches Urtheil gesprochen, so wird
er scharf gestraft. Wenn aber der Fürst glaubt,
- 99 daß derjenige, welcher appelliret , mit Recht verz
99 urtheilet worden sey, so wird er noch dazu mit
99 Schlägen gezüchtiget, daß er das Urtheil des Ba
99 vons verachtet, und demnach wird ihm nach Gut
9s befinden desFürsten für die Verachtung eines obrig
9 keitlichen Befehls eine Strafe zuerkannt; er muß
39 auch die Unkosten der andern Parthey doppelt erle
z gen. Wenn der Fürst die wichtigern oder Haupt
99 klagen selbst anhören will, so läßt er den Kläger
- M4 - „Und
V
-
Von der Walachifchen Justizverwaltung. 18 5
99 lindere Strafe erhalten, es wäre denn , daß der
99 Mörder mit den Anverwandten des Ermordeten sich
99 aussöhnete, und diese sich bffentlich vor dem Für
sy sten erklärten, daß sie ihm die Schuld und Strafe
99 erließen, und nicht verlangten, daß Blut mit Blut,
99 oder Tod mit Tod gerächet würde, Hat der Mör
99 der dieses erlangen können, so kann er einigermas
P9 ßen auf die Gnade des Fürsten hoffen, seines Le«
33 bens kann er aber deswegen noch nicht gewis eym.
9) Denn,ist dem Fürsten aus seinem vorher geführten
» Lebenswandel bekannt, daß seiner Bosheit durch
99 keine Züchtigung hat können Einhalt geschehen,
39 oder sind andere Ursachen vorhanden, warum er
99 ihm das Leben nicht schenken will, so pflegt er
99 zur Antwort zu geben, daß zwar die Kläger und
99 Anverwandten des Ermordeten das Verbrechen,
99 welches er an desselben Seele begangen, ihm ver
99 geben könnten; er aber könne nicht zugeben, daß
99 Mörder und ruchlose Verbrecher in einem Staate
92 lebten, und mit ihrem Eiter die gesunden Glieder
95) deffelben ansteckten. Und unter diesem Vorwande
90 verurtheilet er die Uebelthäter entweder zum Tode,
9y oder zu den Salzgruben. Wenn Baronen etwas
93 von öffentlichen Geldern entwendet, oder gefährli
99 che Anschläge gegen den Fürsten gemacht haben;
93
/
(welches nicht selten nach der unbeständigen. Den
99 kungsart der Moldauer zu geschehen pflegt;) so kön»
99 nen fie, ohne Zuziehung der übrigen Baronen von
99 - dem Fürsten am Leben, und ihren Gütern gestraft
„, werden. Ist aber aus der Verzögerung kein Scha,
, den zu befürchten, auch nicht zu besorgen, daß
„, die andern Verschwornen aus der Noth eine Tu
, gend machen, und ihre Anschläge ins Werk setzen
M 5 „, mdch
186 III. Bauptstück. 3. Abschnitt.
mbchten, so läßt der Fürst, um die Gerechtigkeit
seines Urtheils an den Tag zu legen und andern
Schrecken einzujagen , den Aufrührer vor Gericht
bringen, überführt ihn aus aufgefangenen Briefen,
wenn er dergleichen hat, oder aus andern Gründen,
von seiner Berrätherey, und straft ihn entweder
am Leben, oder auf eine andre Art. Wenn er
das Leben verwirkt hat, kann ihm keine andre To
desstrafe zuerkannt werden, als die Enthauptung:
soll er aber mit Schlägen gestraft werden, so darf
es niemand thun, als der Fürst, und zwar entwe
der mit derTopusch (Fürstenkeule), welches zwar
die härtesten Schläge find, doch aber die Ehre nicht
verletzen, oder mit Ruthen und Geiffeln, welches
für das schimpflichste gehalten wird. Andre Pro
zeffe werden in den Gerichten nicht lange aufgehal
ten, sondern eine gerichtliche Sache wird gemeinig
lich an einem und eben demselben Tage , oder wenn
fie zu verworren ist, in drey oder vier Sitzungen
abgethan. Kann der Fürst wegen Unpäßlichkeit,
oder anderer Geschäfte wegen in den Divan nicht ,
kommen, so fitzen doch alle Baronen eben so, als
wenn der Fürst gegenwärtig wäre, an ihren Plä
zen , verhören die Klagen der Beeinträchtigten,
und helfen ihnen ab. Doch senden sie ihre Ur«
theile schriftlich an den Fürsten mit Beylegung des
Berichts von dem ganzen Verlauf des Streithan
dels. Ueberdies stehet es einem jeden frey, wenn
der Fürst in die Kirche, oder zu seiner Belustigung
ausgeht, ihm Bittschriften zu überreichen, welche
der dritte Schwerdtträger alle annimmt,und wenn
der Fürst wieder nach seinem Palast zurückkehret,
ihm auf den Tisch legt. Darauf kömmt der ges
g heis
Von der Walachischen Justizverwaltung, 187
„ heime Sekretär, welcher fiel dem Fürsten vorliefert
„ und auf die auswendige Seite der Memoriale des
„ Fürsten Entscheidung schreibet. Die Bittschriften
„ aber, welche Unwahrheiten enthalten, oder etwas
„ Ungerechtes verlangen, zerreißt er. Hernach hän«
„ diget der Schwerdtträger dieselben den klagenden
„Partheyen wieder ein. Der Vorsteher der Aproder
besorget, daß des Fürsten Willen vollstrecket wird.
Man hat nie erzählen gehöret, daß des Fürsten Ur
theil wäre durch Geschenke erschlichen worden, noch
daß er aus Gunft für den einen vom Recht abges
wichen wäre, ob man gleich wahrgenommen, daß
dieses einigemal bey den Baronen geschehen ist.
Dieses ist also die Ordnung, in welcher die Bite
ten der Bedrängten an den obersten Richter in der
Moldau, nämlich an den Fürsten,gelangen, und von
ihm abgethan werden. “
Bis hieher Kantemir. Was dieser Schriftsteller
von hieran weiters von den Untergerichten meldet,
find alte Einrichtungen, die theils nur die Moldau an
giengen, theils aber durch die seitherige Einführung
der Isbravnike, wie ich schon erinneret, nun mehr
aufgehöret haben. Einigen merkwürdigen Umständen
zu lieb, will ich jedoch auch diese hier einschalten,
damit man daraus die vormalige Verfaffung der Mole
dau noch beffer erkennen möge. W
$, 221. \
„ Es giebt der Untergerichte in der Moldau Fortsetzung
der kante
„ zweyerley, ( eben so war es ehedem auch in der
mirschenEx
„ Walachey) nämlich allgemeine, d. i. Provinzialge zählung.
„ richte, und besondere, oder Gerichte beson
„Hºll
188 III. Sauptstück. 3. Abschnitt.
9 dern Ortes. Alle fürstlichen Räthe und Baronen
des Divans vom ersten Range haben das Recht, in
der ganzen Moldau gerichtliche Sachen, sobald fie
fich aufferhalb der Stadt Jaßli befinden, zu verhör
ren, und zu entscheiden: doch haben die zwey Pro
vinzialgouverneurs eine größere Gewalt. Ihrem
Gerichte kann keiner, der ein Bürger von der ihnen
untergebenen Provinz ist, sich entziehen, da hinge»
gen eine von beyden Partheyen die andern Baro.
nen als Richter verwerfen, und von ihrem Aus
„, spruch fich an den Fürsten wenden kann. Doch,
„ wenn der Spruch des Gouverneurs einem oder
„, dem andern streitenden Theil nicht anständig ist, so
„, hat er die Freyheit, an des Fürsten Tribunal zu ap
„, pellieren. Erscheint er vor demselben, so wird das
„ Faktum nicht weiter untersucht, sondern nur nach
„ gesehen, ob die Rechtssache, wie sie in der Beo
„ glaubigungsschrift desGouverneurs, welche der ob
„, fiegenden Parthey pflegt gegeben zu werden, abge
„, faßt ist, recht, und nach den Landesgesetzen fey
„ abgemachet worden. Eben dieses pflegt auch nur
„ untersucht zu werden, wenn jemand von eines an
„ dern Barons Spruch,den er zuvor als einen Rich«
„ ter erkannt, an den Fürsten appelliret. Wenn der
„ Ausspruch des Barons für ungerecht erkannt wird,
„, welches sehr oft geschieht, so muß er schwere Stra»
„ fe leiden. Wird aber in der Untersuchung befun
4 den , daß nach dem Recht gesprochen worden, und
„ der Appellant aus Zanksucht frevelhafter Weise des
Barons Ehre verletzet habe, so bekömmt er Prü
„ gel, und muß die Kosten der Gegenparthey dop
„ pelt bezahlen. Uebrigens ist den Baronen vom er
„, ften Range auch zugestanden, die Klagen der frei
„tend
- -
$. 222,
m- m
(a) c. 1. S. 19I.
(b) c. 1. S. 198.
-
Von der walachischen Justizverwaltung. 193
nen Prozeß mit seinen Mitpachtern in den Salzgruben
um 14–15000 Löwenthaler, die fiel ihm schuldig
waren. Auf das erste Einkommen seiner Gegenparo
they wird Herr Balsch unter einem Schwur beym
Barte.Seiner Hoheit mit seiner Forderung abgewiesen,
ohne ihn auch nur gehört zu haben. Carra erklanert
hier in einer bittern Note : daß, sobald der Fürst
bey seinem Barte schwört, der Spruch unwiderruflich
ist , wenns kein Geld mehr im Lande giebt. Er
fährt fort: Der junge Balsch, der ziemliche Ränke im
Kopfe hat, und die Gänge dieser Justiz à la Grecque
kennet, gehtzum zweiten Minister des Fürsten, und
bietet ihm 1200 Dukaten an, auf den Fall, wenn
er ihm seine Sache gewinnen hälfe, welche in der
That die gerechteste war. Dieser Minister bringt es
wirklich dahin, daß der Fürst dem Balsch die Erlaubs
-- niß giebt, seine Forderung selbst zu vertheidigen. Sei
ne Gründe finden Beyfall vor dem Divan, der Fürst
ist jetzt von der Gerechtigkeit feiner Sache überzeugt,
und befiehlt seinen Mitgesellen (affociés), ihm die
verlangte Summe zu erlegen. Hierauf giebt der er
fe Minister, welcher den Feinden des Herrn Balsch
die Stange hielt, demselben den Anschlag, den Leibarzt
des Fürsten, einen griechischen Pfuscher, welchen man
auf der Gaffe zu Konstantinopel aufgeklaubt hatte,
auf ihre Seite zu bringen, und ihm 1500 Dukaten
anzubieten, welches sie thaten. Was darauf erfol
get, hat Carra nicht mehr erfahren können, weil er
diese braven Leute, wie er sie nennet, mittlerweile
verlaffen hatte. -
", $. 223.
() s. 1. S. 63.
LOG III. Sauptstück. 3. Abschnitt.
zu nehmen wissen. -
S. 224.
/
Von der Walachischen Justizverwaltung, 217
Boiaren,
- mal diese zwey letzten Worte:Gerechtigkeit und Penfo nebst einer
nen, bringen mir eine Stelle des Hr. Gen. v. Bauer Betrachtung
über die
- in den Sinn, der ich schon in dem kurzvorhergehenden Pensionen.
Abschnitte eine Anmerkung schenken wollte. Er sagt,
da er die Beschreibung der walachischen Aemter vollen
det: Un belusage etabli en Valachie, c'est que les
Veuves des Bojars de toutes les claffes font entre
tenues, &jouiffent des Pensions, des Scoutelniks,
des Presens, & Gratifications à Paques, à Noel,
& au jour de l’ an , toutes felon le rang, & la
qualité de leurs defunts maris. Man höre auch
feine Gedanken über diese Pensionen und Geschenke,
welche die Wittwen der Bojaren am Neujahrstage,
auf Ostern und Weynachten nach dem Range ihrer
verstorbenen Männer von den Fürsten bekommen. Cet
institut, sagt er, me paroit fage, & favorable aux
mariages & digne d'etre imité ailleurs. Le merite
maitroit, & croitroit sous la main bienfaiante des
loix , & l'homme en place debaraffé de tout
fouci domestique ferviroit l'état avec plus de zèle
& d'integrité, s'il avoit pour recompence de fes
ra
s
-
/-
-
--
S. 227.
Ich war einmal dabey , als Herr Mike, der Walachische
Verhöre u.
walachische Bartolus, zween Verbrecher im Vorhofe Urtheile -
Ueber
224 III. Sauptstück. 3. Abschnitt.
Ueber den Zigeuner. -
2.Fr. Was hast du dei Amt. Ich habe ihm aus Noth
nem Herrngethan? einen silbernen Löffel ents
wendet, und für 3 Löwen
verkauft,willaberdenWerth
dafür von meinem Liedlohne
- zurück laffen.
- - Sem
--"
Y,
226 III. Sauptstück. 3. Abschnitt.
S. 228.
-
230 III. Sauptstück. 3. Abschnitt,
Großkanzlers Rakowitza waren, an dessen Freundschaft
dem Herrn Waywoda gar viel gelegen ist, und weil
es einen Deutschen betraf, der ihrem Willen eine Ehre
nicht hatte aufopfern wollen.–Ich habe schon so oft
daraufgezielt, und darfnicht ganz mit der Sprache
heraus, um Leute, die ganz anderer Meinung, eigene
finnig, und mächtig sind, mir nicht auf den Hals zu
laden,
Ich eile weg von dieser unangenehmen Erzählung,
Und berichte nur noch , mit was für einer Strafe
man diese Straßenräuber angesehen hätte, wenn
man ihre Personen und ihr Geständniß hätte haben
wollen, - - -
$. 229
Eigentliche Ich habe es schon gesagt : das Verbrechen sey fs
Strafarten groß es immer will, so hat der größte Miffethäter jetzo
der Wala
chen. keine schwerere Strafe, als Gefängniß, die Phalan
ga, den Staupbesen, und wenn es hoch kdmmt, die
. Stockarbeit auf etliche Jahre in den Salzgruben zu
befürchten ; ein neuer Beweis der tiefen Weisheit,
und des großen Mitleides Ihrer fürstlichen Hoheiten,
welche bei allem ihrem Aberglauben, und übertrie
bener Aengstlichkeit in der Religion, der vielen in
Deutschland aus der Presse erscheinenden Schriften
nicht bedürfen, um es einzusehen, daß es dem Staate
zuträglicher ist, hundert Reisende ermorden, und so
viele freye Kaufleute erarmen zu laffen, als durch
Hinrichtungdes Mörders, oder Räubers dem fürstli
chen Salz oder Bergbau einen einzigen Arbeiter zu
entziehen. Ich halte zwar selbst dafür, und getraue
mir es zu beweisen, daß man in den sogenannten ge
" . fit
von der walachischen Justizverwaltung. 231
fitteten europäischen Staaten mit der peinlichen Frage
allzu fertig, allzu barbarisch , und mit dem Blute der
meisten - Miffethäter allzu verschwenderisch ist ; daß
man bey sehr vielen Verbrechen zwischen Strafe, und
Schaden keine Maaß hält, bey andern die Sittlichkeit
ganz auffer acht läßt, und unschädliche Laster,die nur
dem obersten Richter vorbehalten sein sollten, fren
ger, oder gleich jenen straft, die die öffentliche Sie
cherheit und Ruhe stören. Aber ich weiß nicht,
war es Vorurtheil von meinem ehemaligen Amte her,
oder innerliches Gefühl der Wahrheit : ich erschrack,
da ich einen berüchtigten Straßenräuber bey seiner Ent /
laffung nach ausgefa Staupenschlag in Bukuo
reicht noch vor den Gerichtsdienern, oderArmaschellen
fragen hörte , welchen Wandersmann er jetzt zuerst
ausziehen sollte: angesehen, er weder Geld, noch Klei
dung hätte? Sollte dieser vorsetzliche Bösewicht (so
fagte mir mein Herz) nicht ehender von der Welt
geschaft, oder doch ewig eingesperrt werden? Aber
wie entsetzte ich mich, als ich aus der moldauischen
Salzgrube die zween oben schon bemerkten Straßen
räuber, welche drey armenische Kaufleute nacheinander
ermordet , zum Auslüftern , und Almosensammeln
herauswinden fah , und hörte, daß das Ziel ihrer
Strafzeit so nahe wäre,($. 48. u. 93) Wie,dachte ich,
solche Leute sollen wieder in Freyheit kommen ? Un«
glückliches Land, welches nach so verkehrten Grundsä2
zen regieret wird! Weh dem Mein und Dein, wo
gar keine Zwangsmittel, wenigstens in Absicht der
Schadloshaltung erlaubet find ! Wehe der Lebensfo
cherheit der Nebenmenschen, wo in vorsetzlichen Mord
thaten und Todschlägen keine Todesstrafe, in ge
- P4 "- . rin
232 m. Hauptstück. 3. Abschnitt.
ringern, aber gemeinschädlichen Verbrechen keine lee
benslange Gefangenschaft ausgemessen ist.
Man muß jedoch nicht denken, daß diese unzeis
tige Gelindigkeit mitzur Grundverfaffung dieses wala
chischen Despotismus, oder zum Karakter der Nation
gehöre. Diese hat, wie wir gesehen, noch allezeit
so viel Einficht, den ihr hiedurch zuwachsenden Schaden
wahrzunehmen, und mehr alszu vielen Hang zur Graus
famkeit , daß fiel dergleichen schädliche Mitgeschöpfe
durch die ausgesuchteste Marter nicht von dem Erdbos
den vertilgen sollte. (S. 151.) Aus diesem Grunde ist
ihr das Andenken ihres Stephan Wode Rakowitza
unvergeßlich, welchem sie nachrühmet,daß man ohne alle
Gefahr die Mützen voller Geld bffentlich durch das
ganze Land hätte tragen können: denn er war sehr
frenge, und strafte den geringsten Diebstahl mit dem
Strang , wie wir in einer Lebensgeschichte hören wer
den. Von dem oben gerühmten Zsbravnike Jenaki
Krezuleskul hat man mir erzählt, daß er meine in
Plojescht eingebrachte Zigeuner (ich nenne sie die meis
nigen , weil fiel mich an meinen Leuten befohlen ha»
ben ) ganz erbärmlich phalangiren , und sich dabey
herausgelaffen habe, daß er schon einige dieser Nichts
würdigen auf der Tortur zu Tode schlagen laffen, weil
ihm ohnehin wifend , daß ihnen, wenn sie auch noch
fo schuldig, in Bukurecht kein Leid geschähe. Also
dienet doch diese angebohrne Grausamkeit der Walachen
dazu, der gemeinschädlichen Gelindigkeit der Fürsten
einigermaßen die Waae zu halten, und dasjenige mit ei
nem laflerhaften Triebe gut zu machen, was jene durch
eine tugendhafte Neigung von Tag zu Tag verderben.
Hätten sich diese Herren jemals um ein Gesetzbuch, –-
$, 23O.
Vierter Abschnitt.
Pon der walachischen und moldauischen Kriegs
- verfaffung, -
S. 231.
Einleitung Lange genug schon hat man sich überzeugen köns
inen , daß ich ohne Grund weder loben will, noch
schelten: die Wahrheit ist mein Denkspruch ; dieser
habe ich mein Buch zugeeignet. Mit dieser schmeichle
ich mir, daß ich den Faden meiner Erzählung auch
bey der gegenwärtigen Materie eben so natürlich werde
fortspinnen können. Natürlich gewis, was die Ord
nung betrift: denn wo schicket sich die Beschreibung
eines Kriegesstaates, der, wie die Verwaltung der
Gerechtigkeit, und die übrigen Aemter nur zur Parade
und zum Geldschneiden dienet, wohl besser hin, als
zwischen die Abhandlung von dieser , und dem Hofze»
remoniel ? Aber wird sie dadurch auch glaubwürdig,
nicht darum schon verdächtig, weil ich von jener im
vorhergehenden Abschnitte so viel übels , mehr übels,
- als