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Regulierung:

Telekommunikationssektor in Österreich

1. Einführung
2. Die Regulierungsbehörde RTR
3. Besonderheiten des Telekommunikationssektors
- Vorleistungsmärkte und Endnutzermärkte
- hohe Innovationsdichte, Regulierung neuer Märkte

4. Regulierungsinstrumente
5. Regulierungspolitik der RTR
6. Literaturnachweis

Seminararbeit von
Eigner Franz, a0301345
für UK Wettbewerbs- und Regulierungspolitik
bei Prof. Gugler, Universität Wien
WS06/07: Jänner 2007
Regulierung im Telekommunikationssektor EU/AUT Eigner Franz, WS06/07

1. Einführung

Mit dem Grünbuch (Green Paper on the Development of the Common Market for
Telecommunications Services and Equipment) im Jahre 1987 begann sich die damalige EG
erstmals ernsthafte Gedanken zu machen über die Schaffung eines gemeinsamen
europäischen Telekommunikationsmarktes. Es sollte allerdings noch einige Jahre dauern, bis
die EU ihren ersten verbindlichen, gemeinsamen Rechtsrahmen für elektronische
Kommunikationsnetze und –dienste veröffentlichte, welcher in Österreich 1998 durch das
TKG 1997 umgesetzt worden ist. Dies war der Beginn der Liberalisierung des
Telekommunikationsmarktes in Österreich. Die bisher durch staatliche Monopole geprägten
Sektoren wurden hiermit für Wettbewerb geöffnet. Unter den neu gegründeten Anbietern und
dem ehemaligen staatlichen Monopolisten Telekom Austria setzte bald ein intensiver
Preiswettbewerb ein, welcher zu „massiven Preisabsenkungen auf den betrachteten
Festnetzmärkten für Telefondienste“1 führte und zu einer „tariflichen Konvergenz zwischen
den Anbietern.“ Da allerdings auf Telekommunikationsmärkten oftmals ehemalige staatliche
Monopolanbieter weiterhin über beträchtliche Marktmacht verfügen und weil Wettbewerber
zur Erbringung ihrer Dienste auch auf die von anderen bereitgestellten Infrastrukturen (Netze)
angewiesen sind, wurden unabhängige Regulierungsbehörden geschaffen, welche für die
Einhaltung jener Rahmenbedingungen sorgen sollten, welche für die „Förderung und
Aufrechterhaltung eines zunehmend selbsttragenden und fairen Wettbewerbs “ nötig sind.
Die Unabhängigkeit der Regulierungsbehörden von jeder Einflussnahme seitens der Betreiber
und Anbieter, insbesondere gegenüber regulierten marktbeherrschenden Unternehmen sollte
so sicherstellen, dass die Einvernahme von Regulierungsbehörde und Regulierungspolitik
durch mächtige staatliche oder private Akteure minimiert wird.
Mittlerweile ist die TKG1997 durch das TKG2003 ersetzt worden, in welcher die
Regulierungsinstrumente verfeinert worden sind um der Dynamik des Sektors gerecht zu
werden. Mit Eintreten des TKG 2003 wurde die Konzessionspflicht abgeschafft und die
Allgemeingenehmigung eingeführt um den Zugang zum Markt weiter zu erleichtern. Es ist
nunmehr lediglich nötig die Bereitstellung eines öffentliches Kommunikationsdienstes oder
Netzes der Regulierungsbehörde mitzuteilen. Eine sektorspezifische Regulierung wird
zumindest solange notwendig sein bis ein funktionsfähiger, selbsttragender Wettbewerb im
Telekommunikationsmarkt hergestellt ist.

1
Kommunikationsbericht RTR.

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2. Die Regulierungsbehörde in Österreich (RTR)

Der Telekommunikationsmarkt ist weltweit einer der am stärksten regulierten Märkte. Die
Netzbetreiber unterliegen der Marktaufsicht der RTR. Maßstab für die Tätigkeit der
Regulierungsbehörden ist das TKG2003, in welchem die Ziele der Regulierung und Aufgaben
der Regulierungsbehörden sowie die Pflichten und Rechte der Betreiber genau festgelegt sind.
Jene Aufgaben sind unter der Prämisse der Technologieneutralität umzusetzen.
Technologieneutralität bedeutet, dass „bei der Marktabgrenzung (und daran anschließenden
Regulierungsmaßnahmen) die Technologie der Produktherstellung keine Rolle spielen soll.“2
Es soll also keine Technologie durch Festlegungen bevorzugt oder ausgeschlossen werden.
Damit soll die Einführung neuer Technologien erleichtert werden und Innovationen fördern.
Die Technologieneutralität ist allerdings in manchen Bereichen durchaus problematisch, und
kann hier Einschränkungen unterworfen werden. z.B. kann die fehlende Möglichkeit,
gemeinschaftsweite bzw. grenzüberschreitende elektronische Kommunikationsdienste zu
entwickeln (z.B. GSM, UMTS) dazu führen, dass Skalenerträge nicht ausgenützt werden.
Außerdem nennt die Europäische Kommission als möglichen Grund für Einschränkung der
Technologieneutralität schädliche Interferenz (Frequenzen). Eine effiziente Nutzung des
Spektrums kann oftmals durch eine vorhergehende Spezifikation der zulässigen Technologien
erreicht werden.

RTR-Gmbh: (Rundfunk- und Telekom Regulierungs-GmbH)


Die RTR-Gmbh ist die österreichische Regulierungsbehörde für Rundfunk und
Telekommunikation. Sie hat die Geschäftsführung der Kommunikationsbehörde Austria
(KommAustria) und der Telekom-Control-Kommission (TKK) inne.
RTR dient als Kompetenzzentrum. Alle Entscheidungen und Marktinformationen werden im
Internet veröffentlicht und im jährlich erscheinenden Kommunikationsbericht
zusammengefasst. Das BMVIT (Bundesministerium für Verkehr, Innovation und
Technologie), welches für die Gestaltung der Rahmenbedingungen für den
Telekommunikationsmarkt zuständig ist, wird vom RTR beraten. Außerdem greift die TKK
für ihre Entscheidungen auf die Expertisen der RTR zurück.
Darüber hinaus nimmt die Regulierungsbehörde „verschiedene sektorspezifische
Hoheitsaufgaben wahr (z. B. im Bereich der Vergabe von Nummern und Frequenzen)“. Im
Jahr 2005 erfolgte die Vergabe von Frequenzen im Bereich 450 Mhz.

2
Die regulatorische Behandlung neuer Märkte. Von der Bundesnetzagentur (BRD)

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RTR nimmt noch viele andere Aufgaben wahr gemäß KOG, SigG, ECG, KEV

Telekom-Control-.Kommission (TKK)
Sie ist „organisiert als Kollegialbehörde mit richterlichem Einschlag“. Sie trifft die
wesentlichen Entscheidungen im Zusammenhang mit der Telekommunikationsregulierung.
TKK entscheidet in ihrem Kompetenzbereich in letzter Instanz, man kann gegen ihre
Entscheidungen nur vor den VwGH und/oder VfGH Beschwerde einheben. Soweit muss es
nicht kommen. Streitigkeiten können auch intern durch Streitschlichtungsverfahren geklärt
werden. Sie stellt fest ob auf dem relevanten Markt ein oder mehrere Unternehmen über
beträchtliche Marktmacht verfügen, und setzt die spezifischen Verpflichtungen fest.
Außerdem entscheidet sie über das Recht Kommunikationsnetze oder -dienste bereit zu
stellen

3. Besonderheiten des Telekommunikationssektors

- Endnutzermärkte und Vorleistungsmärkte:


Eine typische Eigenschaft von Netzwirtschaften ist – und eine solche ist der
Telekommunikationssektor – dass neben Endkundenmärkte immer auch Vorleistungsmärkte
bestehen. Dies resultiert aus folgenden 2 Wettbewerbsbedingungen:
Einerseits sind Betreiber von Telekommunikationsnetzen oftmals vertikal integriert (aber
nicht alle), das heißt sie stellen nicht nur Netze bereit (Vorleistung) sondern gleichzeitig
bieten sie über jene (und andere) Netze auch Dienste an den Endkunden (Endnutzermarkt) an.
Andererseits sind Netzbetreiber verpflichtet - wegen der notwendigen Zusammenschaltung
der Netze - ihren Mitbewerbern Netzzugänge anzubieten – treten also als Anbieter auf,
fragen aber gleichzeitig dieselben Vorleistungen auch von anderen Netzbetreibern nach.
Zusammenschaltung der Netzbetreiber ist notwendig, denn jene wollen in der Lage sein, ihren
Kunden Anrufe zu den Kunden eines anderen Netzbetreibers zustellen zu können.
Weist der Vorleistungsbereich einen Bottleneck – Charakter3 auf, dann ist oftmals
Marktbeherrschung eines Unternehmens im Vorleistungsmarkt und folglich auch im
Endkundenmarkt gegeben. Denn der Anbieter einer Vorleistung (Netz) kann oft auch das
Endprodukt (Dienst) erstellen. Dies gilt nicht für jenen der nur Endprodukte anbietet falls
dazu ein für ihn nicht zugänglicher Bottleneck benötigt wird. Um Wettbewerb in
Endkundenmärkten sicherzustellen sind i.A. funktionsfähige Vorleistungsmärkte

3
Leistungskomponenten, welche die Wettbewerber für den Kundenzugang zwingend benötigen, Netze bzw.
Netzanschlüsse

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unabdingbar, welche allerdings auch noch nicht garantieren, dass es im Endkundenmarkt


nicht zu Behinderungsmissbrauch kommt. (z.B. Verdrängungspreise)
Bei Vorhandensein eines Bottlenecks liegen zumeist eins-zu-eins Relationen vor (einem
Vorleistungsmarkt kann ein Endkundenmarkt zugeordnet werden) und die Vorleistung bildet
einen eigenen Markt, da die Vorleistung nicht durch andere Vorleistungen substituierbar ist.
Ein Vorleistungsmarkt kann aber auch verschiedene Endnutzermärkte bedienen und
verschiedene Vorleistungsmärkte können für einen Endnutzermarkt relevant sein.
Es soll noch gesagt werden, dass Wechselwirkungen zwischen Vorleistungsmärkten und
Endkundenmärkten bestehen. Dies resultiert aus dem Konzept der abgeleiteten Nachfrage.
Denn die Nachfrage nach Vorleistungen ist eine sogenannte ‚abgeleiteten’ Nachfrage, weil
die Nachfrage nach Vorleistungen aus der Nachfrage nach dem damit erstellten Endprodukt
abgeleitet wird. Trotzdem gilt, dass „Vorleistungs- und Endnutzerdienst i.A. nicht demselben
Markt angehören, da sie nicht füreinander nachfrageseitig substituierbar sind und da für jede
Marktstufe andere Angebotssubstitute gelten können.“4

- hohe Innovationsdichte:
Der Telekommunikationssektor gilt als Markt mit hoher Innovationsdichte, welche zur
Schaffung neuer Märkte beitragen kann. Innovationen der letzten Jahre sind z.B. Voice-over-
IP (VoIP) oder UMTS. Man muss sich aber im Klaren sein, dass technische
Weiterentwicklungen nicht immer (Erweiterungen der Bandbreiten von ADSL) zu neuen
Märkten führen müssen.
Im TKG ist die Förderung von Investitionen und Innovationen als Ziel vorgeschrieben,
welche durch angemessene Regulierung erreicht werden soll. Unter der Bedingung einer
hohen Innovationsdichte kann laut RTR auch ein gewisser Umfang an Marktkonzentration
und höheren Marktpreisen in neuen Märkten provisorisch geduldet werden, um
Innovationsanreize für den Incumbent zu schaffen. Man spricht hier von der Tolerierung von
neuen Märkten als Pioniermonopolen, ähnlich den Patentmonopolen. Gefahren der
Freistellung von Regulierung stellen sich dar in mögliche Penetrationspreise des Incumbent
und damit einhergehenden Ausbau seiner Marktmacht, welche zum Nachteil der
Wettbewerber ist. Allerdings sei gesagt dass bei innovationsträchtigen Technologien oftmals
Wettbewerb um Märkte und nicht in Märkten (Festnetz, Mobilfunk) erfolgt, folglich kann
Marktmacht weniger leicht schädlich ausgenützt werden. Es muss dennoch beachtet werden,
dass alternative Wettbewerber nicht dauerhaft ausgeschlossen sind. Sofern überkommene

4
Siehe oben

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Bottlenecks des Incumbent wesentlich für die Erstellung des neuen Produktes sind, ist es
sinnvoll, dass der Incumbent grundsätzlich die betreffenden Bottlenecks den Wettbewerbern
zur Verfügung stellen muss. Ansonsten könnte der Incumbent Marktmacht im alten Markt
sehr einfach auf den neuen Markt übertragen. „Der Aufbau eines neuen Marktes auf
bestehenden Monopolen und versunkene Infrastrukturen deutet auf eine geringe
Vorreiterleistung hin und kann gleichzeitig als Indikator für langfristig abgesicherte
Monopolstellungen gelten.“ „Ein durch Regulierungsverzicht erzielter zeitlich befristeter
Innovations- - bzw. Wettbewerbsvorsprung ist damit nur im Fall einer echten Vorreiterrolle
des Innovators zu rechtfertigen.“5
Allgemein kann gesagt werden, dass Regulierung das Innovationsziel verfolgen sollte, dass
„neue Märkte in Ausnahmefällen (Vorreiterrolle) von Regulierung befreit sein können und
dass ansonsten in neuen Märkten keine verfrühte Regulierung und keinen unangemessenen
Verpflichtungen auferlegt werden sollen“, wobei aber die Entwicklung eines nachhaltig
wettbewerbsorientierten Marktes langfristig nicht behindert werden sollte.

Voice over IP: Internettelefonie


VoIP ist Sprachkommunikation über LP-basierte Netze, also Telefonieren über
Computernetzwerke. Bei VoIP wird Sprache in digitale Signale umgewandelt und über das
Internet dem Empfänger übermittelt. Dafür musste eine Richtlinie für Anbieter von VoIP-
Diensten geschaffen werden, um sie in den bestehenden gesetzlichen Rahmen zu integrieren.
Kernproblem ist bis heute, ob VoIP-Dienste als Telefon- bzw. Sprachdienste aufzufassen
sind. Man hat nun VoIP-Dienste durch die RTR-GmbH in zwei Hauptgruppen eingeteilt: „auf
der einen Seite (als Telefondienst regulierte) VoIP-Dienste, die Zugang ins bzw. vom
klassische/n Telefonnetz ermöglichen (Klasse A), sie werden angesehen als eine Ergänzung
zur Festnetztelefonie), auf der anderen Seite die (defacto unregulierten) ‚Internet-Only’-VoIP-
Dienste (Klasse B).“ (es ist kein Telefonanschluss mehr notwendig). Man hat sich
entschlossen, VoIP Markt unter Ausschöpfung der Innovationspotentiale frei entwickeln zu
lassen und nur dort einzugreifen, wo es unbedingt nötig erscheint, z.B. bei der Vergabe von
Rufnummern gegenüber den Anbietern (Klasse A).

4. Regulierungsinstrumente nach TKG2003

Telekommunikationsregulierung geht von einer Ex-ante-Betrachtung des Sektors aus. Das


heißt: Unternehmungen mit beträchtlicher Marktmacht sollten im Vorhinein bestimmte

5
Siehe oben

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Beschränkungen und Verpflichtungen auferlegt werden, damit es nicht zur einer


missbräuchlichen Anwendung von Marktmacht kommt.

Nach TKG 2003: mögliche Verpflichtungen


a) Gleichbehandlungsverpflichtung
b) Transparenzverpflichtung
c) Verpflichtung zur getrennten Buchführung
d) Gewährung des Infrastrukturzugangs
Verpflichtung zur Gewährung von Zugang zu Netzeinrichtungen und Netzfunktionen
Verpflichtungen betreffend die Bereitstellung von Mietleitungen
Regulierungsmaßnahmen in Bezug auf Dienste für Endnutzer,
e) Preiskontrolle und Kostendeckung, einschließlich Kostenorientierung.
Engeltkontrolle und Kostenrechtung für den Zugang zu Netzeinrichtungen und Netzfunktionen
Entgeltkontrolle und Kostenrechung für den Zugang
Verpflichtungen hinsichtlich Endkundenentgelte sowie Betreiberwahl und Betreibervorauswahl

Dies sind die möglichen Regulierungsinstrumente zur Schaffung klarer und fairer
Rahmenbedingungen für einen wirksamen Wettbewerb, wobei jene als Obergrenze gelten
weil Überregulierung vermieden werden sollte. Eine auferlegte, spezifische Verpflichtung für
ein Unternehmen muss grundsätzlich immer sachlich fundiert begründet werden können, so
dass die „betreffende Verpflichtung im Verhältnis zum festgestellten Problem sinnvoll und
angemessen ist“. Regulierungsbehörden sollen auferlegte Verpflichtungen in regelmäßigen
Abständen überprüfen und nach Erreichen der angestrebten Ziele gegebenenfalls wieder
aufheben.
Für die Arbeit der Regulierungsbehörden gilt daher: „Umso erfolgreicher ihre
Regulierungspolitik ist, desto entbehrlicher wird ihre regulatorische Aufgabe im engeren
Sinne.“ Da allerdings „nach aller Erfahrung […] für den Übergang vom monopolgeprägten
zum wettbewerblichen Markt in Telekommunikation und Post ein längerer Zeitraum zu
veranschlagen“6 ist, wird uns die RTR noch für längere Zeit erhalten bleiben.

mobilkom austria: Verzögerung der symmetrischen Regulierung destabilisiert den


Mobilfunkmarkt (Presseaussendung vom 14.12.2004)
"Die Bleigewichte der asymmetrischen Regulierung müssen endlich verschwinden. Es
geht nicht um die Regulierung von Marktanteilen, sondern um die Gestaltung von
Rahmenbedingungen für einen fairen Wettbewerb."

6
www.bundesnetzagentur.de/enid/0,abda0b617274696b656c5f647275636b092d0931313237093a095f74726369
64092d0931313237/Archiv_Pressemitteilungen/PM_ss998_-_Jan-Juni_k8.html

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„Größter Profiteur ist tele.ring, der allein von mobilkom austria bis 2008 eine über 40
Mio.-Euro-Geldspritze aus dem Titel der Terminierung zur Finanzierung ihrer Kampagnen
und Billigpreise erhalten soll - eine Maßnahme, die den Markt schädigt. So gesehen sind
wir nicht nur die 'Goldmarie' für tele.ring und die anderen Mobilfunkbetreiber, wir
finanzieren auch direkt das mobile Preisdumping."

7
Kritik: Asymmetrische Regulierung
„Die gemeinschaftsrechtlichen Vorgaben sowie das unternehmerische Agieren einzelner –
vor allem großer – Wettbewerber in Europa deutet auf einen transnationalen Markt in
Europa hin. Das hat zur Folge, daß sich etablierte – und marktmächtige – Netzbetreiber
aus anderen Ländern Zugang zum österreichischen Telekommunikationsmarkt
verschaffen, damit direkt oder indirekt Mitbewerber der Telekom Austria AG werden und
dabei trotz marktbeherrschender Stellung in ihren Heimatländern in Österreich den
Status eines alternativen Netzbetreibers genießen , wodurch die Wirkung der
asymmetrischen Regulierung unangemessen verstärkt wird. Bei der Beurteilung der
Marktmacht der alternativen Netzbetreiber wird diesem Umstand nicht zur Genüge
Rechnung getragen.“

Replik der RTR:


Es wurden nicht nur Marktanteile sondern auch weitere Parameter untersucht. Diese
umfassten neben der relativen Stellung auf dem Markt den Zugang zu Finanzmitteln, die
Erfahrung mit der Erbringung von Telekommunikationsdiensten etc. Dadurch ist die
Frage, ob Marktmacht im Ausland nach Österreich hereinreicht, eingehend behandelt
und verneint worden.

a) Gleichbehandlungsverpflichtung:
Bedeutet, dass „betreffende Betreiber anderen Unternehmen, die gleichartige Dienste
erbringen, unter den gleichen Umständen gleichwertige Bedingungen bietet und Dienste und
Informationen für Dritte zu den gleichen Bedingungen und mit der gleichen Qualität
bereitstellt wie für seinen eigenen Produkte.“
Jene ist besonders im Telekommunikationssektor von Bedeutung, da hier „vertikal integrierte
Unternehmen agieren, welche Dienste für andere Anbieter erbringen, mit denen sie auf
nachgelagerten Märkten im Wettbewerb stehen.“

b) Transparenzverpflichtung
Unterscheide: Transparenz bezogen auf
- die Zugangs - und Zusammenschaltungsbedingungen:
dadurch kann der Verhandlungsprozess beschleunigt werden und Streitigkeiten
minimiert werden.

7
www.it-law.at/uploads/tx_publications/barfuss-tkg.pdf
"Kritische Analyse des österreichischen Telekommunikationsmarktes. Ansätze für eine neue
Regulierungspolitik". von Univ.-Prof. DDr. Walter Barfuß, Univ.-Prof. Dr. Romuald Bertl und Univ.-Prof. Dr.
Ernst Bonek

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- die technische Schnittstellen: dies kann Interoperabilität sicherstellen. Informationen,


welche hier bereitgestellt werden müssen, betreffen u.a. technische Spezifikationen
und Netzmerkmale.

c) Verpflichtung zur getrennten Buchführung:


Damit können interne Übertragungen ermittelt werden, so dass die Einhaltung der
Gleichbehandlungsverpflichtungen überprüft werden kann und unerwünschte
Quersubventionierung verhindert wird.

Verpflichtung zur Gewährung des Infrastrukturzugangs


Der Infrastrukturzugang für alternative Betreiber kann gewährleistet werden durch
Entbündelungs- und/oder Zusammenschaltungsverpflichtung.

- Entbündelung (unbundled access)8


Netzbetreiber mit beträchtlicher Marktmacht bei der Teilnehmeranschlussleitung9 werden
dazu verpflichtet, die Anschlussleistung und die Verbindungsleistung zu entkoppeln und die
Anschlussleistung getrennt ("entbündelt") anderen Netzbetreibern10 anzubieten, um einen
offenen Netzzugang zu schaffen.
Genauer gesagt geht es bei der Entbündelung der Teilnehmeranschlüsse um den Zugang vom
lokalen Netz zum Standort des Verbrauchers (die sog. "letzte Meile"). Die
Teilnehmeranschlussleitung spielt eine wichtige Rolle bei der Liberalisierung des
Telekommunikationssektors, da sie nicht oder nur schwer von alternativen Anbietern ersetzt
werden kann. Die Entbündelung ermöglicht es also alternativen
Kommunikationsnetzbetreibern auf das Anschlussnetz von Telekom Austria (Kupfer-
Doppelader) zurückzugreifen indem der alternative Betreiber jene Anschlussleitung zu
regulatorisch definierten Entgelten anmietet. So wird dafür gesorgt, dass alternative
Netzbetreiber nicht darauf angewiesen sind, eigene, kostspielige Infrastruktur zu errichten. Sie

8
„Der Begriff Entbündelung der Teilnehmeranschlussleitung bezeichnet eine Zugangsverpflichtung, die
marktbeherrschenden Unternehmen auf dem Markt für entbündelten Zugang einschließlich gemeinsamen
Zugang zu Drahtleitungen und Teilabschnitten […], die von der lokalen Vermittlungsstelle zum Teilnehmer
führen […] anderen Betreibern gegen Entgelt zur Verfügung zu stellen sind. TKG2003
9
TASL, auch genannt „letzte Meile“ oder „Amtsleitung“, „stellt innerhalb eines Telefonnetzes die Verbindung
zwischen der Ortsvermittlungsstelle des Dienstanbieters (Provider) und dem Telefonanschluss des
Dienstnutzers/Nutzers (User, Subscriber) innerhalb des Hauses dar“ zitiert nach wikipedia
10
Laut Rahmenrichtlinie kann ein Betreiber Eigentümer eines Netzes sein oder von Infrastruktureinrichtungen
sein oder diese ganz oder teilweise mieten. frei nachTKG2003

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erhalten Zugang zu den Teilnehmeranschlüssen von den dominierenden Unternehmen und


können jenen dann zur Erbringung von Endkundendiensten nutzen.

Zusammenschaltung11:
Benutzer, die an ein bestimmtes Netz angebunden sind, sollten natürlich auch von
Teilnehmern anderer Netzbetreiber erreichbar sein. Das wird erreicht durch
Zusammenschaltung der diversen Netze.
Gemäß TKG ist jeder „Betreiber eines öffentlichen Kommunikationsnetzes dazu verpflichtet,
anderen Betreibern solcher Netze auf Nachfrage ein Angebot auf Zusammenschaltung zu
legen“, gegen ein gewisses Entgelt (Terminierungsentgelt). Wobei das Ziel angestrebt wird,
die „Kommunikation der Nutzer verschiedener öffentlicher Kommunikationsnetze
untereinander zu ermöglichen“.
Um sich Zusammenschaltungskosten zu sparen haben laut RTR die ANB weiterhin Anreize,
ihre eigenen Netze auszubauen. Noch wichtiger ist die Zusammenschaltung für die Gruppe
der reinen Wiederverkäufer, der Reseller die über kein eigenes Vermittlungsnetz verfügen
und nur auf der Endkundenebene agieren.
Allerdings fallen für die ANB “zusätzliche Kosten für das Marketing an […] und auch die
Mitbenützung des fremden Zugangsnetzes muss bezahlt werden. Der Wettbewerb im VNB-
Segment (hat sich jedoch äußerst positiv für den Kunden entwickelt; in den letzten Jahren
waren die VNB (Verbindungsnetzbetreiber) die treibende Kraft für die rasche und
bemerkenswert deutliche Reduktion der Telefontarife.12“

Entbündelung und Zusammenschaltung sind 2 sehr wirksame Instrumente zur Förderung des
Wettbewerbs. Der relativ einfache Marktzutritt aufgrund des geringen Investitionsaufwandes
führte am Festnetzmarkt zu einer großen Zahl von neuen Wettbewerbern und erzeugte so
einen Preissenkungsdruck auf Telekom Austria.

d) Entgelt bzw. Preisregulierung:

11
Zusammenschaltung ist gemäß § 3 Z 25 TKG die physische und logische Verbindung öffentlicher
Kommunikationsnetze, die von demselben oder einem anderen Unternehmen genutzt werden, um Nutzern eines
Unternehmens die Kommunikation mit Nutzern desselben oder eines anderen Unternehmens oder den Zugang zu
den von einem anderen Unternehmen angebotenen Diensten zu ermöglichen. Dienste können von den beteiligten
Betreibern erbracht werden oder von anderen Betreibern, die Zugang zum Netz haben. Zusammenschaltung ist
ein Sonderfall des Zugangs und wird zwischen Betreibern öffentlicher Netze hergestellt. TKG2003
12
Kritische Analyse des österreichischen Telekommunikationsmarktes. Ansätze für eine neue
Regulierungspolitik, kurz: Studie der BBB

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Wenn der Wettbewerb nicht zu den gewünschten, kostenorientierten Preisen führt, können
Regulierungen eingeführt werden, welche fordern dass
- Preise für die Betreiberauswahl angemessen sein müssen
- Preise kostenorientiert sein müssen (striktere Regelung)

Kostenorientierte Preise13 sollen verhindern, dass ein dominanter Anbieter durch seine
Preispolitik den Wettbewerb behindert (überhöhte Preise).
Im Rahmen der Entgeltregulierung und der Gewährleistung von offenem Netzzugang und von
Zusammenschaltungen wird oft eine eigene Kostenrechnungsmethode eingeführt um die
Preiskontrolle zu erleichtern.

5. Regulierungspolitik der RTR

Im Allgemeinen geht es um die Sicherstellung eines chancengleichen und funktionsfähigen


Wettbewerbs bei der Bereitstellung von Kommunikationsnetzen und
Kommunikationsdiensten sowie die Förderung des Marktzutritts neuer Anbieter, d.h.
Markteintrittsbarrieren sind gering zu halten.

Ich möchte nun näher auf die konkrete Wettbewerbsregulierung der RTR eingehen. Jene kann
als dreistufiger Prozess beschrieben werden:
I. Marktdefinition
II. Marktanalyse und gegebenenfalls SMP-Feststellung
III. Auferlegung von Regulierungsinstrumenten

Die Marktdefinition und Marktabgrenzung, welche „möglicherweise der sektorspezifischen


Regulierung unterliegen“ (und nicht dem allg. Wettbewerbsrecht) gehören zum
Verantwortungsbereich der RTR. Auf deren Arbeit baut die TKK auf, welche dazu angehalten
ist in regelmäßigen Abständen Marktanalysen zu erstellen um zu kontrollieren ob in
relevanten Märkten etwaige Unternehmen Marktmacht erlangen konnten und daher
Verpflichtungen notwendig sind, aber auch zu kontrollieren, ob auferlegte Verpflichtungen
und Zugangsbedingungen für Betreiber von nicht (mehr) beträchtlicher Marktmacht weiterhin
notwendig sind.

13
sollen den Kosten effizienter Leistungsbereitstellung im Sinne von FL-LRAIC (forward looking-long run
average incremental costs) entsprechen; langfristige, durchschnittliche inkrementelle Kosten eines effizienten
Betreibers

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Der Telekommunikationssektor wird eingeteilt in:


Sprachtelefonie Festnetz, Mobilkommunikation, Breitband, Mietleitungen
Die RTR-Gmbh hat folgende Telekommunikationsmärkte14 abgegrenzt in Übereinstimmung
mit den Vorgaben der Europäischen Kommission.

Cluster Festnetzendkundenmärkte
Zugang von Privatkunden zum öffentlichen Telefonnetz an festen Standorten
Zugang von Nichtprivatkunden zum öffentlichen Telefonnetz an festen Standorten
Inlandsgespräche von Privatkunden über das öffentliche Telefonnetz an festen Standorten
Inlandsgespräche von Nichtprivatkunden über das öffentliche Telefonnetz an festen Standorten
Auslandsgespräche von Privatkunden über das öffentliche Telefonnetz an festen Standorten
Auslandsgespräche von Nichtprivatkunden über das öffentliche Telefonnetz an festen Standorten

Cluster Festnetzvorleistungsmärkte
Originierung15 im öffentlichen Telefonnetz an festen Standorten
Terminierung16 in individuellen öffentlichen Telefonnetzen an festen Standorten

Cluster Mietleitungsmärkte
Mindestangebot an Mietleitungen mit bestimmten Mietleitungstypen bis einschließlich 2 Mbit/s
(Endkundenmarkt)
Trunk-Segmente von Mietleitungen (Vorleistungsmarkt)
Terminierende Segmente von Mietleitungen (Vorleistungsmarkt)

Cluster Datenmärkte
Entbündelung für den breitbandigen Zugang
Vorleistungsmarkt Bitstreaming

Cluster Mobilfunkmärkte
Nationaler Vorleistungsmarkt für internationales Roaming in öffentlichen Mobiltelefonnetzen
Terminierung in öffentlichen Mobiltelefonnetzen (Vorleistungsmarkt)

Telekom Austria verfügt in folgenden Märkten über beträchtliche Marktmacht:


■ Festnetzendkunden (Zugang- und Verbindungsmärkte) (Endkundenmarkt)
■ Festnetz Originierung (Vorleistungsmarkt)
■ Festnetz Terminierung (Vorleistungsmarkt)
■ Mindestangebot von Mietleitungen (Endkundenmarkt)
■ Terminierende Segmente von Mietleitungen (Vorleistungsmarkt)
■ Entbündelung für den breitbandigen Zugang (Vorleistungsmarkt)

14
Transitmarkt nicht enthalten, da jener von der EU-Kommission abgelehnt worden ist
15
Darunter versteht man eine „Vorleistung von Teilnehmernetzbetreibern, deren Zweck darin besteht, den von
Nutzern des eigenen Kommunikationsnetzes initiierten Verkehr vom Netzabschlusspunkt bis zur
nächstgelegenen […] Vermittlungsstelle zu führen. - zitiert nach RTR-Kommunikationsbericht
16
Die Terminierung ist „eine Vorleistung jedes einzelnen Teilnehmernetzbetreibers, deren Zweck darin besteht,
„ankommenden Verkehr für im eigenen Netz liegende Netzabschlusspunkte von der […] letzten
Vermittlungsstelle bis zum Netzabschlusspunkt zu führen. - zitiert nach RTR-Kommunikationsbericht

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■ Terminierung in öffentlichen Mobiltelefonnetzen (Vorleistungsmarkt)


■ Bitstreaming (Vorleistungsmarkt)

Festnetz :
Telekom Austria besitzt “als einziges Telekommunikationsunternehmen eine flächendeckende
Infrastruktur“ und den „höchsten Marktanteil im Bereich der festnetzgebundenen
Sprachtelefonie und der Mietleitungen“. Im Anschlussbereich herrschen monopolistische
Strukturen (TA 97,5%). Im Festnetz käme die TA nach der Übernahme von eTel laut VAT
auf über 60 Prozent Marktanteil. Bezogen auf den Umsatz beträgt der Marktanteil der TA
derzeit 75 %17 und jene des stärksten ANB Tele2-UTA 10% (ihr entbündeltes Netz deckt 55
Prozent der privaten Haushalte ab). Ein anderer ANB, UPC Digital Phone (Priority) ist
übrigens „einer von wenigen Betreibern, die für die „letzte Meile“ nicht auf die Infrastruktur
der Telekom Austria angewiesen sind“, da jener über ein eigenes Kabelnetz verfügt. Man geht
davon aus, dass Telekom Austria derzeit über ein natürliches Monopol im Anschlussbereich
verfügt, da „die lokalen Zugangsnetze nach wie vor eine subadditive Kostenstruktur
aufweisen“. Deshalb ist es kostengünstiger und statisch effizient, wenn ein einziger
Infrastrukturanbieter die gesamte Nachfrage im Anschlussbereich bedient.
Bisher scheint es laut RTR noch keine hinreichend großen Substitute zum Festnetz zu geben,
auch die Substitution zwischen Festnetz- und Mobiltelefonie auf Ebene des
Endkundenzugangs ist noch zu gering. Einen Telefonanschluss über andere Medien wie über
die Stromleitung (Powerline), über den Kabelanschluss (UPC) oder über Funk (Wireless
Local Loop) anzubieten ist derzeit flächendeckend noch nicht wirtschaftlich.

Kritik18:
„Auf Grund relativ hoher Marktanteile der alternativen Festnetzbetreiber und der
Substitution durch die Mobilkommunikation herrscht auf dem österreichischen
Telekommunikationsmarkt ein dynamischer und intensiver Wettbewerb. Im EU-Vergleich
ist die Migration des Sprachvolumens vom Festnetz in die Mobilfunknetze in Österreich
am weitesten fortgeschritten.“

Verpflichtungen für die Endkundenmärkte im Festnetz


Da die Telekom Austria die Möglichkeit hätte alternative Anbieter vom Zugang fernzuhalten,
ist sie verpflichtet, ihren Mitbewerbern einen diskriminierungsfreien Zugang zu Teilen ihres
Festnetzes zu gewähren und unterliegt auch einer besonderen Tarif – und

17
http://forum.europa.eu.int/Public/irc/infso/ecctf/library?l=/commissionsdecisions/at-2006-508-
_corrected/_DE_1.0_&a=d.
18
Studie der BBB

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Konditionenkontrolle. (FL-RAIC) Sie ist außerdem verpflichtet getrennte Buchführung zu


betreiben. Die Regulierungsbehörde hat das verwendete Kostenrechnungssystem der Telekom
Austria jährlich zu überprüfen. 2005 gab es diesbezüglich keine Probleme: „Das
Kostenrechnungssystem (Anm.: der Telekom Austria) steht im Einklang mit den
regulatorischen Verpflichtungen.“

Kritik19: Studie der BBB


„Ein weiterer Grund für die zögerliche Einführung neuer, innovativer Technologien liegt
darin, daß ANB aufgrund niedriger Zusammenschaltungs-, Mietleitungs- bzw.
Entbündelungsentgelte wirtschaftlicher besser agieren, wenn sie die Einrichtungen
der TA nutzen, anstatt selbst in neue, innovative Technologien zu investieren. Die
Tatsache, daß Österreich im EU-Vergleich eine außerordentlich hohe Zahl an VNB
aufweist, aber gleichzeitig Schlußlicht bei der Zahl der TNB (Teilnehmernetzbetreiber) ist,
bestätigt dieses betriebswirtschaftliche (unternehmerische) Handeln der einzelnen
Marktteilnehmer.“

„Als Hauptgrund ist wohl die Tatsache zu sehen, daß der etablierte Netzbetreiber TA
durch das scharfe Regulierungsregime wenig Anreiz hat, in neue Technik zu investieren,
zumal er gezwungen wird, jede Neuerung sofort auch den Mitbewerbern anzubieten. Die
Preise, zu denen dieses Angebot zu erfolgen hat, setzt im Streitfall allerdings wieder der
Regulator fest, sodaß keine Freiheit des wirtschaftlichen Handelns gegeben ist.
Erschwerend kommt die gesetzliche Verpflichtung der TA als Marktbeherrscher hinzu, die
Tarife von der Regulierungsbehörde im voraus genehmigen zu lassen. Damit wird der TA
praktisch jeder wirtschaftliche Spielraum genommen, auf Marktänderungen adäquat zu
reagieren. Der volkswirtschaftliche Effekt dieser investitionsbremsenden Wirkung der
derzeitigen Regulierungspolitik läßt mittelfristig einen qualitativ schlechteren Zustand der
Leitungen und früher oder später einen deutlichen Nachholbedarf der
Telekommunikationsinfrastruktur gegenüber anderen Ländern befürchten.“

Replik der RTR:


Richtet sich die Kritik der Autoren („zu niedrige Entgelte“) gegen die Anwendung des
Konzepts der FL-LRAIC, so richtet sie sich eigentlich gegen allgemeine
betriebswirtschaftliche Grundsätze für Investitionsentscheidungen.
Behaupten die Autoren jedoch implizit, dass die TKK die FL-LRAIC zu niedrig berechnet
und festgesetzt hat, so lässt sich diese Behauptung mit einem Blick auf die
internationalen Benchmarks für Zusammenschaltungsentgelte entkräften (siehe 7.
Umsetzungsbericht, Annex 1, S. 79 ff.). Die entsprechenden Daten zeigen, dass die
österreichischen Zusammenschaltungsentgelte in jeder Kategorie über dem europäischen
Durchschnitt liegen. In keinem der Fälle ist die Argumentation von BBB schlüssig und
haltbar.

Verpflichtungen für die Vorleistungsmärkte im Festnetz


Es ist ein Verbund verschiedener Netze notwendig (Zusammenschaltung), um einen
Datenaustausch von Punkt A (Originierung - Quellpunkt) zum Punkt B (Terminierung -
Zielpunkt) möglich zu machen. Originierung und Terminierung sind also Vorleistungen, die
aufgrund der Zusammenschaltung der verschiedenen Netze notwendig sind.

19
Studie der BBB

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Regulierung im Telekommunikationssektor EU/AUT Eigner Franz, WS06/07

Der Terminierungsmarkt ist betreiberindividuell, d.h. jeder begründet seinen eigenen Markt.
Denn die Leistung der Terminierung kann nur durch den Anbieter erbracht werden, an dessen
Netz der Teilnehmer eingeschaltet ist. Jeder Betreiber verfügt so über eine
marktbeherrschende Stellung in seinem eigenen Terminierungsmarkt. Die Terminierungs-
und Originierungsleistungen der Telekom Austria werden am häufigsten nachgefragt, weil sie
auch über die meisten direkt angeschlossenen Kunden verfügt und so nimmt sie auch hier
wieder eine Sonderstellung in der Regulierung ein. Die alternativen Netzbetreiber UPC und
Tele2UTA folgen erst mit Respektabstand. Die Terminierungsleistungen der TA müssen z.B.
von den ANB bezahlt werden, während die Originierungsleistungen die Kunden der TA
belasten. Regulierung erfolgt dahingehend, dass die Höhe der Originierungsentgelte der
Telekom Austria aufgrund ihrer Marktmacht von der Regulierungsbehörde bestimmt wird,
jene der alternativen Anbieter sind frei von Regulierung. Im Terminierungsmarkt ist Austria
Telekom verpflichtet zu einem Standardzusammenschaltungsvertrag, zu getrennter
Buchführung, zur Nichtdiskriminierung (Gleichbehandlungsverpflichtung) und zu
kostenorientierten Preisen/Terminierungsentgelten nach FL-RAIC. Die Terminierungsentgelte
der anderen Netzbetreiber (darunter versteht man den Betrag, den Telefongesellschaften
einander zahlen) sind per „Benchmarking“ orientiert am regulierten Entgelt der TA.

Kritik: Presseaussendung TA (27.05.2002)


"Die Niedrigpreispolitik des heimischen Regulators negiert unsere Investitionen für
innovative Infrastruktur und benachteiligt uns im direkten Wettbewerb auf dem
Mobilfunkmarkt. Hält die Tendenz, Interconnection-Preise weiter nach unten zu senken,
an, führt dies mittelfristig zu einem Innovationsverlust und zu einer künstlichen - weil
regulierten - Marktanteilsangleichung der Mobilfunkbetreiber", kommentiert Nemsic die
Überregulierung Österreichs.“
„Zum anderen fordert mobilkom austria ein Abgehen von der wettbewerbsfeindlichen
Praxis der Regulierungsbehörde, Terminierungsentgelte zwischen Mobilfunkbetreibern
nach deren jeweiligen durchschnittlichen Kosten zu bemessen.“ Es kann nicht der Sinn
einer Regulierung sein, den effizienten Netzbetreiber, der viele Kunden hat, für seine
Effizienz zu bestrafen. Und es kann ebenso wenig Zielsetzung der Regulierung sein, vier
oder sechs Netzbetreiber so lange zu regulieren, bis sie gleiche Marktanteile haben."
„Allerdings eröffnete die Praxis der Regulierung in Österreich offenbar einen aggressiven
Verdrängungswettbewerb der alternativen Festnetzbetreiber, der von diesen praktisch
ausschließlich über einen Preiskampf bei den Tarifen geführt wurde.“
„Immer billigere Tarife und immer weniger Investitionen und Beschäftigte in unserer
Branche dienen weder der volkswirtschaftlichen Wertschöpfung noch dem Gemeinwohl.“

Kritik der BBB:


„Die Höhe der regulierten Tarife im Bereich der Zusammenschaltungen und der
Mietleitungen gibt der Telekom Austria AG auf Grund unternehmerischer Überlegungen
wenig Anreiz für weitere Investitionen in neue innovative Technik. Diese
Innovationshemmung trifft auch für alternative Anbieter zu, zumal sie wirtschaftlich
bessergestellt sind, wenn sie die Einrichtungen der Telekom Austria AG zu niedrigen
Entgelten nutzen, anstatt in neue Technik zu investieren.

Replik der RTR: siehe letzte Replik

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Regulierung im Telekommunikationssektor EU/AUT Eigner Franz, WS06/07

Mietleitungen
Mietleitungen übertragen Daten und Sprache über eine Festverbindung und ermöglichen
einen breitbandigen Zugang (auch zum Internet). Kommunikationsdienste- und -netzbetreiber
greifen auf Mietleitungen zurück, wenn sie über keine (ausreichende) eigene Infrastruktur
verfügen, indem sie ihre Netze mit Mietleitungen ergänzen um eine größere Flächendeckung
zu erreichen. Die bedeutendsten Anbieter von nationalen Mietleitungen laut RTR sind
Telekom Austria und Tele2UTA, aber auch EVN und Wienstrom. Die Konzentration für
Mietleitungen ist je nach relevantem Markt unterschiedlich, daher erfolgt auch auf den
einzelnen relevanten Märkten eine differenzierte Regulierung, auf die hier nicht näher
eingegangen wird. Es sei gesagt, dass Telekom Austria verpflichtet ist ein Standardangebot zu
Wholesale-Mietleitungen anzubieten, wodurch Marktzutrittsbarrieren für Anbieter ohne
eigene Infrastruktur reduziert werden.

Breitband
„Mittlerweile gibt es 1,8 Millionen schnelle Onlinezugänge, wobei besonders mobile
Verbindungen über UMTS boomten. Sie machen bereits 17 Prozent aller
Breitbandverbindungen aus. 49 Prozent entfällt aus ADSL, 32 Prozent auf Kabelnetzbetreiber
und 2 Prozent auf sonstige Anbieter.“20 Durch Techniken wie DSL kann die
Teilnehmeranschlussleitung der Telekom Austria aufgerüstet werden, um neben
Telefongesprächen auch einen schnellen Internetzugang (xdsl) zu ermöglichen. Alternativen
zum Breitbandzugang über das Telefonnetz wären die Verwendung eines TV-Kabelnetzes,
eines Stromnetzes oder eines Funknetzes. Alternative Anbieter (UPC/Priority/Chello (haben
auch eigenes, österreichweites Glasfasernetz, 30% der Haushalte erreichbar) können zwar auf
das entbündelte Kupferanschlussnetz der Telekom Austria zugreifen, da aber trotz der
Entbündelung weiterhin zu hohe Investitionen für neue Wettbewerber entstehen, ist die
Telekom Austria auch dazu verpflichtet, Vorleistungen (Bitstreaming) für den breitbandigen
Entbündelungsmarkt zu erbringen, welche alternative Anbieter auf der nächsten
Wertschöpfungsstufe zukaufen können. Zuletzt sorgte übrigens TA für Aufsehen als sie Ende
2006 bekundete, den drittgrößten privaten Telekom-Anbieters eTel aufkaufen zu wollen. Das
Aufnahmeverfahren wird im Laufe des Jahres 2007 abgeschlossen werden. Die Internet
Service Providers Austria [ISPA] schätzen, dass die TA auf dem Breitband-Internet-Markt
damit einen Marktanteil von über zwei Dritteln erreichen wird.

20
Standard, 19. Jänner 2007

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Regulierung im Telekommunikationssektor EU/AUT Eigner Franz, WS06/07

Vorleistungsmarkt Bitstreaming
Bitstreaming wird nicht nur von der Telekom Austria angeboten sondern auch z.B. noch von
alternativen Betreiber (UPC/Inode) über entbündelte Teilnehmeranschlüsse. Marktanalyse:
Telekom Austria verfügt über beträchtliche Marktmacht, mit steigenden Marktanteilen von
über 50%, sowie dem Umstand, dass Telekom Austria in weiten teilen Österreichs alleine
über Zugangsinfrastruktur verfügt. Verpflichtung, weiterhin Bitstream anzubieten, Preise
nichtdiskriminierend nach dem Prinzip des Retail-Minus (Endkundenpreis abzüglich
vermeidbarer Kosten für Verwaltung und Zusatzkosten) zu gestalten.

Entbündelung für den breitbandigen Zugang (Vorleistungsmarkt)


„Bei einem Marktanteil von faktisch 100 % wurde Telekom Austria auf dem
Entbündelungsmarkt dazu verpflichtet, Zugang zu entbündelten
Teilnehmeranschlussleitungen zu nichtdiskriminierenden Konditionen sowie zu
kostenorientierten Preisen21 zu gewähren.“ „Es wurden mittels Entbündelung [Anm. und auch
über Bitstream] entscheidende Anreize für ein kostengünstiges Angebot innovativer
breitbandiger Dienste vor allem im Internetbereich geschaffen, die von Inode, Tele2UTA
sowie zahlreichen regionalen Anbietern auch teils intensiv genutzt werden.“ Es ist sogar
festzustellen, dass die Wettbewerber sich bisher sogar weitgehend darauf beschränken, DSL-
Anschlüsse zu vermarkten und nicht im klassischen Telefonbereich aktiv sind.

Kritik: Breitbandmarkt22
„In Österreich herrscht im Breitband-Segment auf Endkundenebene intensiver
Wettbewerb. Dazu tragen der hohe Anteil an Breitband-Zugängen via Fernsehkabelnetze
sowie der damit verbundene Wettbewerb der unterschiedlichen Zugangstechnologien
zum Internet bei.“
„Telekom-Unternehmen wie Telekom Austria sind Kabelbetreibern gegenüber im
Wettbewerb benachteiligt: Unterschiedliche regulatorische Auflagen und Zuständigkeiten
für Telekom-Unternehmen und Kabelnetzbetreiber bedingen eine Ungleichheit zwischen
den Unternehmen. Kabelnetzbetreiber, die vor allem in Ballungszentren dominieren,
hätten einen Vorteil, da sie in der Gestaltung der Endkundenangebote keiner Regulierung
unterliegen, argumentiert Telekom Austria.“

Mobilfunk
In Österreich gibt es 4 voll integrierte Mobilfunknetzbetreiber (MNO), welche über
Frequenznutzungsrechte verfügen. Dies sind Mobilkom, T-mobile/tele.ring, one, H3g. Dann
gibt es einen Kommunikationsnetzbetreiber (MVNO’s), nämlich Tele2UTA, der zwar über

21
im Sinne von FL-LRAIC (forward looking-long run average incremental costs)
22
Positionspapier von Telekom Austria für die Europäische Kommission: Investieren in Informationsnetze.
Marktsituation, Infrastrukturvorhaben
und Regulierungsaspekte. Brüssel, am 19. April 2004

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Regulierung im Telekommunikationssektor EU/AUT Eigner Franz, WS06/07

kein eigenes Funknetz (keine Frequenznutzungsrechte) verfügt, aber wesentliche


Netzwerkelemente im Bereich des Kernnetzes betreibt. Weiters gibt es noch Airtime Reseller
(eTel und Yesss!). Sie treten als Anbieter lediglich gegenüber Endkunden in Erscheinung,
sind also nur auf Retail Ebene (Kundenbetreuung) aktiv.

Terminierung in öffentlichen Mobiltelefonnetzen (Vorleistungsmarkt)


Ähnlich dem Festnetz hat jeder Mobilnetzbetreiber seinen eigenen Terminierungsmarkt, es
bestehen also netzbetreiberindividuelle Märkte. Die RTR stellt fest, dass der „Marktanteil
jedes Betreibers auf dem Vorleistungsmarkt für Terminierung in seinem individuellen
öffentlichen Mobiltelefonnetz immer 100 % beträgt.“ Da „unendlich hohe
Markteintrittsbarrieren vorliegen (jeder neue Betreiber begründet seinen eigenen Markt, kann
aber nie in einen bestehenden Terminierungsmarkt eintreten), ökonomische Anreize
(insbesondere) zur Anhebung des Terminierungsentgelts vorliegen und keine nachfrageseitige
Gegenmacht („Countervailing Buyer Power“; CBP) vorliegt, die die potenzielle Marktmacht
disziplinieren kann“, müssen jenen Betreibern Verpflichtungen auferlegt werden.
Ohne Regulierung droht laut RTR: „Gefahr von Foreclosure-Strategien gegenüber kleinen
Mobilfunkbetreibern (Greenfielder, MVNOs) durch Zusammenschaltungsverweigerung,
überhöhte Terminierungsentgelte, Allokative Marktverzerrungen aufgrund überhöhter
Terminierungsentgelte für Anrufe von Festnetzen ins Mobilnetz.“

Auferlegte Verpflichtungen:
Verpflichtung zur Nichtdiskriminierung, Verpflichtung zur Veröffentlichung eines
Standardangebotes hinsichtlich der Terminierungsleistungen, Verpflichtung zur
Zusammenschaltung, Verpflichtung, für die Zusammenschaltungsleistung „Terminierung in
ihr öffentliches Mobiltelefonnetz“ ein Entgelt zu verrechnen, das sich an langfristigen
durchschnittlichen inkrementellen Kosten eines effizienten Betreibers im Sinne von „LRAIC“
(„Long Run Average Incremental Cost“) in der Weise orientiert.

Kritik: mobilkom austria: Entscheidung zur Mobilterminierung ist eine Bevorzugung


der 'kleinen' Betreiber, 2005

„tele.ring und Hutchison kassieren bei gleicher Leistung beinahe doppelt so viel, wie sie
an mobilkom austria zahlen müssen - Regulator zementiert Subventionierung ein, statt
freien Wettbewerb zu ermöglichen - tele.ring lebt gut auf Kosten von mobilkom austria“

„In den kommenden fünf Jahren wird mobilkom austria daher die anderen
Mobilfunkbetreiber in Summe mit ca. 180 Mio. EUR unterstützen müssen. Denn für jedes
Handy-Gespräch kassieren etwa tele.ring und Hutchison beinahe doppelt so viel wie sie
an mobilkom austria zahlen müssen. Die Entscheidung bevorzugt eindeutig die 'kleineren'

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Betreiber und wirkt daher marktverzerrend", so Mag. Elisabeth Mattes,


Unternehmenssprecherin mobilkom austria.“
"Warum", fragt Elisabeth Mattes, "wird jenes Unternehmen am meisten belastet, dass
durch Qualität und Innovation punktet? Gewinnt wirklich nur der, der am lautesten
schreit?"
“Nur durch die erzwungene finanzielle Zuwendung hat beispielsweise ein Unternehmen
wie tele.ring die Möglichkeit, mit Billigtarifen und teuren Marketingkampagnen zu
agieren. tele.ring hat darüber hinaus sein Netz geschenkt erhalten, während mobilkom
austria in Standort und Infrastruktur investiert. "Es drängt sich der Verdacht auf, dass es
den so genannten 'kleineren' Betreibern weniger um den Wettbewerb auf dem
heimischen Markt geht, sondern darum, durch vorgeschobenen Investitionsschutz die
eigenen Kassen zu füllen. Diese anhaltende Bevorzugung zu unseren Lasten ist unfair",
empört sich Elisabeth Mattes, Unternehmenssprecherin mobilkom austria.“

Nationaler Vorleistungsmarkt für int. Roaming in öffentl. Mobiltelefonnetzen


Int. Roaming: Man nutzt die Versorgung eines fremden Netzes (Gastnetz) in einem anderen
Land. Das Gastnetz verrechnet dann auf der Vorleistungsebene an das Heimatnetz einen als
IOT (Inter Operator Tariff) bezeichneten Tarif. Das Heimatnetz wiederum stellt dem Gast ein
Endkundenentgelt in Rechnung. „Die vom Gastnetz erbrachte Vorleistung und der für diese
Leistung verrechnete Tarif (IOT) stehen im Zentrum der von der TKK durchgeführten
Marktanalyse des nationalen Vorleistungsmarktes für internationales Roaming.“
Nach dem Bescheid vom 04.09.2006 handelt es sich beim „Nationalen Vorleistungsmarkt für
internationales Roaming in öffentlichen Mobiltelefonnetzen um einen engen Oligopolmarkt,
auf dem mehrere Anbieter einen signifikanten Marktanteil und Einfluss auf das
Marktergebnis haben.“ Es konnte aber nicht festgestellt werden, dass ein (bzw. mehrere)
Unternehmen über beträchtliche Marktmacht verfügt.
„Eine Analyse der Preise legt nicht dar, dass ein Betreiber in der Lage wäre, signifikant
höhere Preise zu verrechnen als die Mitbewerber.“ „In den letzten Jahren sind die Preise
gesunken.“ „Sowohl die Marktstruktur (Oligopolmarkt) als auch die untersuchten
Indikatoren sprechen dagegen, dass ein Unternehmen auf dem nationalen
Vorleistungsmarkt für internationales Roaming in öffentlichen Mobiltelefonnetzen alleine
eine so starke Stellung einnimmt, die es ihm gestattet, sich in beträchtlichem Umfang
unabhängig von Wettbewerbern, Kunden und Nutzern zu verhalten.“

Doch die damit einhergehende geringe Regulierung des Marktes dürfte bald ein Ende
nehmen, da die Europäische Kommission die Position vertritt, dass sich hier noch kein
wirksamer Wettbewerb entfalten konnte.

„Zwang zu billigeren Auslandstarifen“23


Untersuchungen der EU-Kommission zufolge übersteigen die verrechneten Gebühren die
tatsächlichen Kosten bei Auslandsgesprächen oft über das 20fache, weshalb die Brüsseler
Behörde einschreiten will.
Die meisten Handynetzbetreiber wehren sich verbissen gegen diese Pläne, sind die
Roaminggebühren doch ihre ertragreichste Einnahmequelle: Die Gesamteinnahmen

23
Michael Moravec, Brüssel, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 24.1.2007, gekürzt

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betragen mit 8,5 Mrd. Euro pro Jahr zwar nur 5,7 Prozent des Gesamtumsatzes von 150
Mrd., doch tragen diese 5,7 Prozent Umsatz je nach Betreiber 25 bis 50 Prozent zum
Gesamtgewinn bei.
Der komplizierte Eingriff in den freien Markt wird damit begründet, dass es "trotz aller
Bemühungen noch immer keinerlei Wettbewerb" im Roaming-Bereich gebe.

6. Literaturnachweis

www.rtr.at/web.nsf/deutsch/Telekommunikation_Telekommunikationsrecht_TKG+2003?OpenDocument

Telekommunikationsgesetz 2003 (TKG 2003).

www.rtr.at/web.nsf/deutsch/Portfolio_Berichte_nach+Kategorie_Berichte_KBericht2005?OpenDocument

Home Portfolio Berichte nach Kategorie: Kommunikationsbericht


Kommunikationsbericht 2005, veröffentlicht von der RTR Gmbh.

www.bundesnetzagentur.de/media/archive/5991.pdf

Vogelsang, Ingo: Die regulatorische Behandlung neuer Märkte im Bereich der


Telekommunikation. Gutachten für den Bundesverband Breitbandkommunikation e.V.
Boston University. 14.4.2006

http://eurlex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri=CELEX:32002L0019:DE:HTML

Richtlinie 2002/19/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 7. März 2002
über den Zugang zu elektronischen Kommunikationsnetzen und zugehörigen
Einrichtungen sowie deren Zusammenschaltung (Zugangsrichtlinie).

www.it-law.at/uploads/tx_publications/barfuss-tkg.pdf

"Kritische Analyse des österreichischen Telekommunikationsmarktes. Ansätze für eine


neue Regulierungspolitik" von Univ.-Prof. DDr. Walter Barfuß, Univ.-Prof. Dr. Romuald
Bertl und Univ.-Prof. Dr. Ernst Bonek.

www.rtr.at/web.nsf/lookuid/80CBE4A98BB82C37C125719C0023A1CC/$file/BonekStudie.pdf

von RTR, Antwort auf die Studie von Barfuß, Bonek und Bertl.

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