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Die alte Verkehrsader gelangt zu neuer Bedeutung im 13. Jahr


hundert, als die von den italienischen Seestädten bis dahin eifersüchtig
aufrechterhaltene Trennung zwischen dem atlantischen und dem mit
telländischen Seehandel aufgehoben und die Handelsverbindung Ita
liens mit England hergestellt wird. Uber Narbonne, mit dem Genua
und Pisa durch feste Handelsverträge verbunden sind, durch die
südwestgallische Senke mit ihrer uralten Straße und den wichtigen
Umschlageplätzen vollzieht sich umfangreicher Handelsverkehr zwischen
Italien und den britischen Inseln.
Welch hohe Bedeutung der raschen Verbindung von Mittelmeer
und Atlantischem Ozean auch in der Neuzeit zugeschrieben wird,
zeigt der Umstand, daß der längst geplante Bau des Canal du Midi
trotz großer Schwierigkeiten bereits am Ende des 17. Jahrhunderts
vollendet wurde, der neben dem vortrefflichen Uberlandweg direkten
Schiffsverkehr zwischen den Meeren ermöglicht.?
Eisenbahnen durchlaufen heute die südwestgallische Senke auf
denselben Strecken, die einst griechische, gallische und römische
Kaufleute durchwandert haben. Moderne Verkehrsmittel folgen den
Spuren, die eine frühere Zeit auf einem von Natur zur Verkehrsstraße
bestimmten Weg hinterlassen hat.
Auf die in lautlicher und wortgeschichtlicher Beziehung nach
die Straße Nar
ist
gewiesene Sonderentwicklung Südwestgalliens
bonne-Bordeaux, die alte mächtige Verkehrsträgerin, von entschei
dendem Einfluß gewesen. Im einzelnen sind die Ursachen für die
Entstehung dieses sprachlichen Sondergebietes noch nicht aufgedeckt,
die Verhältnisse jedoch, die seine Ausdehnung, den Verlauf und die
Erhaltung seiner Nordgrenze bestimmt haben, sind erkennbar.
Ausnützung eines
zu

Wie gewinnbringender und gesicherter


Flusses als Handels- und Verkehrsweg beide Ufer der Hand des
in

selben Besitzers sein müssen,” verlangt wirtschaftliche Politik auch


so

den verkehrspolitischen Zusammenschluß der beiderseitigen Grenz


gebiete eines Landweges. Das Gelände aber, dessen wirtschaftliches
Leben nach der Straße hin gravitiert, wird von dieser auch sprach

Schaube, Handelsgeschichte der romanischen Völker des Mittelmeergebietes,


1

334 ff., 552


ff.

München-Berlin 1906,
S.
Es

ist sogar neuester Zeit vorübergehend der Plan aufgetaucht, einen


in
?

Wasserweg, der auch den größten Handels- und Kriegsschiffen genügen könne,
zwischen dem Mittelmeer und dem Ozean durch die westgallische Senke an
zulegen; vgl. Jean Legrave, Canal des Deux Mers, Revue des Pyrénées XVI,
Le
ff.

Toulouse 1904,
S.
1

“... les plus grandes rivières Gaule, elles sont navigables,


de


la


*

eurent toujours les mémes maitres sur les deux rives. C'est pour un motif fiscal,
les

les

économique que peuples gaulois s'assuraient deux bords d'un fleuve. C'était
paiement des droits
de

seul moyen d'assurer commander route.' Daher


le

la
et
le

wurde bei Städtegründungen fast nie ein Fluß als Grenze gewählt, oder aber
der Kampf um das jenseitige Ufer sofort begonnen und nach erfochtenem Sieg
eine Schutzmark längs des Flusses angelegt. “La vraie frontière d'une cité gau
loise fut une forêt, un marécage, c'est-ä-dire une étendue inculte inhabitée:
ce
et

fut pas une riviére, c'est-á-dire un lieu passage. Camille Jullian,


ne

de
zu

Festschrift Otto Hirschfelds 60. Geburtstag, Berlin 1903, 217


f.

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