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LV 143.020, 143.

021 – ET, TM

PHYSIK

LV 138.029 – MB, VT, WI-MB

PHYSIK FÜR INGENIEURE

4. DYNAMIK

WS 2010/11
Vortragende:
N. GURKER, J. CUSTERS

Skriptum:
H. EBEL, N. GURKER, M. MANTLER, J. WERNISCH

Dieses Dokument unterliegt dem Urheberrechtsgesetz.


Vervielfältigungen, Übersetzungen, Einspeicherung und Bearbeitung in elektronischen Medien sind nicht erlaubt.
4. DYNAMIK
r
4.1. Impuls p
r
Der Impuls p - auch als Bewegungsgröße bezeichnet - ist die multiplikative Verknüpfung der
r
Masse m mit der Geschwindigkeit v .
r r
p = m⋅v Gl.01d
Die Einheit des Impulses ist die Newtonsekunde (Ns) oder das Kilogramm-Meter je Sekunde
(kg·m/s).

r
4.2. Kraft F
r
Die Kraft F ist als Änderung des Impulses je Zeiteinheit definiert.
r dpr dm r r
dv r
F= = ⋅v + m⋅ ≅ m⋅a Gl.02d
dt dt dt
Die Einheit der Kraft ist das Newton (N). Das Newton ist gleich der Kraft, die einem Körper
mit der Masse 1kg die Beschleunigung von 1m/s2 erteilt.

Die sich aus der Gl.02d ergebende Aussage, daß die Kraft „ungefähr gleich“ dem Produkt aus
Masse mal Beschleunigung ist, bezieht sich darauf, daß der erste Summand in der in Gl.02d
gezeigten Ableitung gleich Null gesetzt wurde. In der nichtrelativistischen Mechanik, also für
v << c0 (c0 ist die Vakuumlichtgeschwindigkeit) ist die Masse eine konstante Größe und da-
mit dm/dt=0. Die Masse tritt, wie die folgenden Ausführungen zeigen werden, als träge
Masse in Erscheinung.

4.3. NEWTONsche Axiomatik

1. NEWTONsches Axiom - Trägheitsprinzip

Ohne Krafteinwirkung bleibt der Impuls in einem Inertial-System erhalten. Impulserhal-


tungssatz

Es ist dies auch gleichzeitig die Definition für ein Inertialsystem, da nur in diesem der Im-
pulserhaltungssatz gilt. Anders ausgedrückt besagt das erste NEWTONsche Axiom, daß in
einem Inertialsystem nur durch die Einwirkung einer Kraft eine Geschwindigkeitsänderung
erreicht werden kann.

2. NEWTONsches Axiom - Aktionsprinzip


r
Wirkt auf einen Körper mit der Masse m die Kraft F , so erfährt dieser eine Beschleunigung
r
a.

36
Dynamik

r
r F
a= Gl.03d
m r
Das Trägheitsprinzip ist ein Sonderfall des Aktionsprinzips für F = 0.

3. NEWTONsches Axiom - Prinzip von „actio“ und „reactio“


r
Bei der Wechselwirkung zweier Körper ist die Aktionskraft FA , die der Körper 1 auf den
r
Körper 2 ausübt, entgegengesetzt gleich der Reaktionskraft FR des Körpers 2 auf den Körper
r r
1 ( FR = - FA ). In abgeschlossenen Systemen treten daher Kräfte immer paarweise auf.

Die Bezeichnung der Kräfte als Aktionskraft und als Reaktionskraft ist willkürlich.

4.4. Inertialsystem und GALILEI-Transformation


r r r
Die Angabe eines Ortes r , einer Geschwindigkeit v bzw. einer Beschleunigung a bezieht
sich jeweils auf ein Koordinatensystem. Geht man von einem Koordinatensystem xyz zu ei-
r
nem anderen Koordinatensystem x’y’z’ über, so ist der Radiusvektor in diesem r ’, die Ge-
r r
schwindigkeit ist v ’ und die Beschleunigung a ’. Das neue System möge gegenüber dem
ursprünglichen System eine gleichförmige Bewegung ausführen. Die Transformationsglei-
chungen lauten dann
x′ = x + b + c ⋅ t
y′ = y + d + e ⋅ t Gl.04d
z′ = z + f + g ⋅ t
und unter Verwendung der bekannten Definitionen für die Geschwindigkeit bzw. die Be-
schleunigung erhält man:
dx
v x′ = + c = vx + c
dt
dy
v ′y = + e = vy + e Gl.05d
dt
dz
v z′ = + g = vz + g
dt
Das System xyz sei ein Inertialsystem. Es können daher in diesem die Geschwindigkeitskom-
ponenten nur durch das Einwirken einer Kraft eine Veränderung erfahren - Impulserhaltungs-
satz. c, e und g sind zeitunabhängige Größen und damit sind auch die in Gl.05d erhaltenen
Geschwindigkeitskomponenten im System x’y’z’ von der Zeit unabhängig - also konstant. Sie
wären, wie eine einfache Überlegung zeigt, nur dann zeitabhängig, wenn sich das System
x’y’z’ gegenüber dem System xyz ungleichförmig bewegen würde. Daraus ist zu schließen,
daß eine Koordinatentransformation von einem Inertialsystem in ein Koordinatensystem, das
relativ zum Inertialsystem eine gleichförmige Bewegung ausführt, das 1. NEWTONsche
Axiom auch auf das neue System anzuwenden gestattet und deshalb auch das System x’y’z’
ein Inertialsystem ist. Die unter den gezeigten Voraussetzungen ausgeführte Transformation
von einem Inertialsystem in ein anderes heißt GALILEI-Transformation. Es wurde dabei
das GALILEIsche Prinzip einer universellen Zeit verwendet, das heißt, daß in beiden Syste-

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men ein und dieselbe Zeit beobachtet wird, also t=t' gilt. Geht man von diesem Prinzip ab, so
gelangt man zur LORENTZ-Transformation.
In der speziellen Relativitätstheorie wird die LORENTZ-Transformation ausführlich behan-
delt werden. Bei einer GALILEI-Transformation ändern sich der Ortsvektor und die Ge-
schwindigkeit. Die Beschleunigungen in den beiden Koordinatensystemen bleiben hingegen
von der Transformation unberührt. Da die NEWTONsche Axiomatik nur den Begriff der Be-
schleunigung verwendet, gilt:

Die NEWTONsche Axiomatik ist invariant gegenüber einer GALILEI-Transformation.

4.5. Arbeit W

Die Arbeit W (eine umgesetzte Energie E) einer Kraft F an einem in der Kraftrichtung beweg-
ten Körper ist gleich dem Produkt aus der Weglänge s und dieser Kraft.

Im allgemeinen Fall sind die Bewegungsrichtung und die Kraftrichtung nicht parallel zuein-
ander gerichtet. Aus diesem Grunde ist nur die Projektion der Kraft in Wegrichtung in Rech-
nung zu setzen. Da auch die Kraft eine zeitliche Veränderung erfahren kann, ist es sinnvoll,
nur eine differentiell kleine Arbeit dW gemäß
r r
dW = F ⋅ ds Gl.06d
zu definieren und die durch das Einwirken der Kraft verrichtete Arbeit W durch ein Integral
zu beschreiben.
r
r2
r r
r

W = F ⋅ ds Gl.07d
r1
Das Integral ist in der gezeigten Form als Linienintegral auszuführen. Soll über die zugehöri-
r r r
ge Zeit integriert werden, so braucht der Weg ds nur durch ds = v dt ausgedrückt zu werden.
t2
r r

W = F ⋅ v dt Gl.08d
t1
Die Einheit der Arbeit ist das Joule (J).
1J = 1Nm = 1Ws Gl.09d

4.6. Leistung P

Die Leistung P ist der Quotient aus der während eines Zeitraumes t gleichmäßig umgesetzten
Energie W und diesem Zeitintervall.
W
P= Gl.10d
t
Leistung ist die pro Zeiteinheit verrichtete Arbeit. Im allgemeinen Fall hängt die Größe der
umgesetzten Energie W von der Zeit ab. Damit gelangt man zum Begriff der Momentanlei-
stung.
dW
P= Gl.11d
dt

38
Dynamik

In Analogie zur Geschwindigkeit gibt es neben der Momentanleistung eine Maximalleistung,


eine
r Minimalleistung und eine mittlere Leistung oder Durchschnittsleistung. Wird dW durch
r
F · ds ausgedrückt, so läßt sich die Momentanleistung auch in der Form
r r
P = F ⋅v Gl.12d
beschreiben.

Die Einheit der Leistung ist das Watt (W) oder auch J/s.

4.7. Energie

Die am System verrichtete (umgesetzte) Arbeit wird als Energie - d.h. die Fähigkeit, Arbeit zu
verrichten - im System gespeichert. Die Dimensionen und Einheiten von Arbeit und Energie
sind identisch. Es gilt das Prinzip der Energieerhaltung, d.h. Energie kann weder aus dem
Nichts gewonnen werden, noch verloren gehen; jedoch ist eine Umwandlung einer Energie-
form in eine oder mehrere andere möglich. Erfordert beispielsweise eine Reibungskraft FR
entlang eines Weges s die Aufbringung einer Arbeit W = FR ⋅ s , so wird diese in Wärmeener-
gie - Reibungswärme - umgewandelt. In der Mechanik werden sehr häufig die Energieformen
der kinetischen Energie (Bewegungsenergie) und der potentiellen Energie (Lageenergie) ver-
wendet.

Die kinetische Energie (Bewegungsenergie)

• Bei translatorischer Bewegung

Es möge sich die Masse m in bezug auf ein Inertialsystem im Zustand der Ruhe befunden
haben und sodann durch die Einwirkung einer Kraft auf eine Geschwindigkeit v beschleu-
nigt worden sein. Die für das Erreichen der Geschwindigkeit aufzuwendende Arbeit W
muß nach dem Energieerhaltungsprinzip als Energie der Bewegung vorhanden sein. Die
Energie der Bewegung wird mit Ekin bezeichnet und errechnet sich wie folgt:
r
r2
r r u =v dur r u=v
r r mv 2
E kin = ∫ F ⋅ ds = ∫ m ⋅ udt = ∫ mu ⋅ du = . Gl.13d
r u=0
dt u=0
2
r1

Da die obere Integralgrenze v ist, wird für die sich von null bis v verändernde Momentan-
geschwindigkeit des Integranden u verwendet.

• Bei Kreisbewegung

Setzt man in der Gleichung für die Geschwindigkeit v den aus der Kinematik bekannten
Ausdruck ω ·r ein, so läßt sich die kinetische Energie in der Form mω 2 r 2 / 2 anschreiben.
Es ist allerdings bislang noch nicht präzisiert, in welcher Gestalt die rotierende Masse vor-
liegt. Der soeben gezeigte Ausdruck gilt für eine punktförmige Masse m, die einen defi-
nierten Radius (Abstand) r zur Drehachse hat. Wird die Punktmasse durch einen Körper
endlicher Ausdehnung ersetzt, so muß der Tatsache Rechnung getragen werden, daß im
allgemeinen Fall jedes Volumselement dV dieses Körpers mit seinem Beitrag dm zur Ge-
samtmasse m des Körpers einen anderen Abstand ξ zur Drehachse aufweist. Damit ist der
gezeigte Ausdruck für die kinetische Energie bei der Drehbewegung grundsätzlich nur auf

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den Beitrag dEkin eines differentiell kleinen Volumenelements zur gesamten kinetischen
Energie anwendbar und es muß über die Gesamtheit dieser Beiträge summiert, also inte-
griert werden. Es wird die Bewegungsenergie bei der Drehbewegung zur Unterscheidung
von der kinetischen Energie bei der translatorischen Bewegung als Rotationsenergie Erot
bezeichnet.
dm ⋅ v 2 dm ⋅ ω 2ξ 2 ω 2
Erot = ∫ dErot = ∫ =∫
2 ∫
= ⋅ ξ 2 ⋅ dm Gl.14d
2 2
Der ganz rechts, in Gl.14d gezeigte Integralausdruck ist eine für einen bestimmten Körper
und eine bestimmte Drehachse typische Größe und wird als Trägheitsmoment I bezeich-
net. Gl.14d erhält so die üblicherweise verwendete Form
Iω 2
E rot = . Gl.15d
2

Die potentielle Energie (Lageenergie)

• Im Gravitationsfeld der Erde

Die im Gravitationsfeld der Erde auf eine Masse m wirkende Gewichtskraft, das Gewicht
G = mg, ist beim Heben der Masse zu überwinden. Es muß gegen die Gewichtskraft eine
Arbeit verrichtet werden. Mit der Definition der Arbeit ergibt sich die Hebearbeit für eine
Höhe h zu mgh, die nach dem Energieerhaltungssatz als Energie der Endlage gegenüber
der Ausgangslage, also als Lageenergie zur Verfügung steht. Bei dieser Überlegung wurde
die Änderung der Schwerebeschleunigung mit dem sich ändernden Abstand vom Erdmit-
telpunkt nicht berücksichtigt. Die potentielle Energie sei Epot und beträgt im Gravitations-
feld der Erde - und zwar im Bereiche der Erdoberfläche

E pot = mgh . Gl.16d

• Elastisch verformte Feder

Es wird entsprechend der Abb.01d eine Masse m an einer Feder befestigt und ein Koordi-
natensystem so gelegt, daß die Federöse den Wert ξ der Federlängung definiert.

Abb.01d

40
Dynamik

Unter den Voraussetzungen


1. einer reibungsfreien Bewegung der Masse auf der Unterlage,
2. der Gültigkeit des HOOKEschen Gesetzes und daß
3. der Nullpunkt der ξ-Skala mit dem spannungsfreien Zustand identisch ist,
muß bei einer Längung ξ eine Kraft D·ξ auf die Masse wirken. Eine Verschiebung der
Masse von ξ nach ξ+dξ erfordert eine Arbeit dw = D ⋅ ξ ⋅ dξ . Um die Feder von ξ = 0 nach
ξ = x zu dehnen, muß die Arbeit
ξ =x
Dx 2
E Feder = ∫ D ⋅ ξ ⋅ dξ =
2
Gl.17d
ξ =0
aufgewendet werden, die, wenn die Feder - bzw. die Masse - in die Ausgangslage zurück-
kehrt, wieder frei wird. Die Energie ist in der Feder als elastische Energie gespeichert und
ist eine Energie der Lage x in bezug auf x=0. Zur Unterscheidung von der potentiellen
Energie im Gravitationsfeld wird sie als EFeder bezeichnet.

Das HOOKEsche Gesetz besagt, daß im elastischen Bereich der Federdehnung die Län-
genzunahme der Feder direkt proportional zu der auf die Feder wirkenden Kraft F ist. Der
Proportionalitätsfaktor ist die Federkonstante D (F = D ·ξ).

4.8. Drehimpuls
r r
Ausgehend vom (translatorischen) Impuls p eines im Normalabstand r von einer Drehachse
r
rotierenden Massepunktes wird sein Drehimpuls L mit
r r r
L=r×p Gl.18d
r
definiert ( L wird auch als Drall oder Impulsmoment bezeichnet).

L
ω

y
r
p
m

x
Abb.02d
r
Für einen ausgedehnten starren Körper ist L mittels einer Integration über alle differentiellen
r
Drehimpulse dL seiner Masseelemente dm zu berechnen:
r r r r r r
L = ∫ dL = ∫ r × dp = ∫ r × dmv Gl.19d

41
Unter Verwendung der den Bewegungszustand eines rotierenden Körpers kennzeichnenden
r
Winkelgeschwindigkeit ω kann man dies auch als
r r r r
( r
) r
L = ∫ r × dm (ω × r ) = ∫ r 2 dm ω = Iω Gl.20d
schreiben (vgl. mit Gl. 27k und Gl. 14d).
Für die zeitliche Änderung
r des Drehimpulses eines Massepunktes erhält man
r r
dL d r r dr r r dp r r r r r r
= (r × p ) = × p+r× = v × (mv ) + r × F = r × F Gl.21d
dt dt dt dt
und mit der Definition des (Dreh)Momentes
r r r
T = r ×F Gl.22d
schließlich die auch für ausgedehnte starre Körper gültige Gleichung
r r
dL dω r r
=I = Iα = T , Gl.23d
dt dt
welche die Dynamik drehender Körper unter dem Einfluß von Kräften (Momenten) be-
r
schreibt. Die infinitesimale Änderung des Drehimpulses dL erfolgt damit in Richtung des
r r
Momentes T (und nicht in Richtung der Kraft F !).
In Analogie zur Dynamik translatorisch bewegter Körper (NEWTONsche Axiomatik) können
nun drei fundamentale Gesetze für die Dynamik der Drehbewegung formuliert werden:
1. Ohne Momenteneinwirkung bleibt der Drehimpuls in einem Inertialsystem erhalten
(Drehimpulserhaltungsatz).
2. Wirkt auf einen Körper ein Moment, so erfährt dieser eine Winkelbeschleunigung
r r
α =T / I .
3. In abgeschlossenen Systemen treten Momente immer paarweise auf.
Es ist angebracht, analoge Größen/Aussagen für die Translations- und Rotationsbewegung
einander gegenüberzustellen:
Translationsbewegung Rotationsbewegung
r r
Geschwindigkeit v Winkelgeschwindigkeit ω
Masse m Trägheitsmoment (Drehmasse) I
r r r r
Kraft F (Dreh)Moment T = r × F
r r r r r r
Impuls p = mv Drehimpuls L = r × p = Iω

mv 2 Iω 2
Kinetische Energie E kin = Rotationsenergie E rot =
2 2
Impulserhaltungssatz Drehimpulserhaltungssatz
r r
dp r r dL r r
Zeitliche Änderung = F = ma zeitliche Änderung = T = Iα
dt dt

42
Dynamik

r r r
Der Drehimpuls L = r × p kann ganz allgemein für beliebige Bewegungen eines Körpers
unter Bezug auf einen frei wählbaren Ursprung O angegeben werden. Für eine kräftefreie
2-dimensionale Translationsbewegung gilt z.B. neben dem Impulserhaltungssatz auch
r r r
L = r × p = rp sin β = rp 0 = pr0 = const Gl.24d
r
y
β
m
p
β

r
r0
x
0

Abb.03d

Ist das Trägheitsmoment für eine nicht durch den Schwerpunkt gehende Drehachse zu
bestimmen, gilt der Satz von STEINER:

Das Trägheitsmoment einer um eine beliebige Drehachse A rotierenden Masse ( IA ) errechnet


sich aus dem Trägheitsmoment um die zu dieser Achse parallelen Schwerachse S ( IS )
zuzüglich dem Produkt aus der Masse mal dem Quadrat des Abstandes ( a ) zwischen der
Drehachse und der Schwerachse: I A = I S + ma 2 .

Zwei Wege, den STEINERschen Satz ohne Integration herzuleiten, sind folgende:

Ein Körper rollt auf einem Kreis um seinen


Schwerpunkt. Man kann die Bewegung auf-
fassen als
a) Rotation um S mit der
Winkelgeschwindigkeit ω zuzüglich
einer Translation mit v=ω r oder als
b) Rotation um den Momentanpol P mit
der Winkelgeschwindigkeit ω.

Die kinetische Energie ist bei


ω 2 mω 2 r 2
a) E = I S + und bei
2 2
Abb.04d
ω2
b) E = I P
2
Die Gleichsetzung der beiden Ausdrücke für die kinetische Energie führt zum Satz von
STEINER.

43
An einer sehr langen Schnur, die um eine
kreisförmige Rolle (Mitte O = Schwerpunkt)
geschlungen ist, hängt ein sich abspulender
Körper.
Aus
c) G ⋅ r = I P ⋅ α
und

d) S ⋅ r = I 0 ⋅α mit S=G-mαr
folgt

I 0 ⋅α = (G − mαr )r = I Pα − mαr 2
Abb.05d
und daraus der STEINERsche Satz.

4.9. Der gerade unelastische Stoß

Abb.06d veranschaulicht die geometrischen Verhältnisse vor und nach dem unelastischen
Stoß. Daraus ist zu ersehen, daß sich nach dem Stoß die beiden verformten Massen gemein-
sam weiterbewegen. Es gelten zwar grundsätzlich der Energie- und der Impulserhaltungssatz,
doch ist dabei zu berücksichtigen, daß ein Teil der Bewegungsenergie in Verformungsarbeit
umgesetzt wurde.
E kin ,1 + E kin ,2 = E kin,1 '+ E kin ,2 '+ EVerformung ' Gl.25d
Die ungestrichenen Größen stehen für die Energiewerte vor und die gestrichenen für die Ener-
giewerte nach dem Zusammenstoß.

Der in Verformung umgesetzte Energiebetrag ist unbekannt. Aus diesem Grunde kann für die
Berechnung der Geschwindigkeit nach dem Zusammenstoß nur der Impulserhaltungssatz he-
rangezogen werden. Die Aufgabenstellung, die beiden Geschwindigkeiten v1’ und v2’ der
Massen m1 und m2 nach dem Stoß zu berechnen reduziert sich auf die Berechnung einer Ge-
schwindigkeit v’, da sich die beiden Massen nach dem Zusammenprall gemeinsam weiterbe-
wegen.
v1 ' = v 2 ' = v ' Gl.26d
Zur Vereinfachung wird angenommen, daß sich die Masse m2 vor dem Zusammenprall mit
der Masse m1 im Zustand der Ruhe befindet (v2=0).

Abb.06d

44
Dynamik

Impulserhaltungssatz:
m1 ⋅ v1 = ( m1 + m2 ) ⋅ v' Gl.27d

Daraus errechnet sich die Geschwindigkeit v’ zu


m1
v' = v1 . Gl.28d
m1 + m2

4.10. Der gerade elastische Stoß

Die beim Zusammenstoß zweier Massen m1 und m2 auftretende Verformung derselben ist rein
elastisch und wird wieder völlig rückgängig gemacht, also wieder in Bewegungsenergie um-
gesetzt. Sämtliche Überlegungen beziehen sich auf einen Zeitpunkt knapp vor dem Zusam-
menstoß und einen Zeitpunkt knapp danach, wenn keine elastische Verformung der beiden
Massen mehr vorhanden ist. Abb.07d spiegelt die Verhältnisse vor und nach dem Stoß wider.
Der Energieerhaltungssatz besagt, daß die ursprünglich ausschließlich als Bewegungsenergie
vorhandene Energie des Systems auch nach dem Zusammenstoß ausschließlich als Bewe-
gungsenergie in Erscheinung tritt. Zur Unterscheidung werden die Geschwindigkeiten vor
dem Zusammenstoß wieder ungestrichen und jene nach dem Zusammenstoß gestrichen ange-
schrieben.

Energieerhaltungssatz:
m1v12 m2 v 2 2 m1v1'2 m2 v 2 '2
+ = + Gl.29d
2 2 2 2
Impulserhaltungssatz:
r r r r
m1v1 + m2 v 2 = m1v1 '+ m2 v 2 ' Gl.30d

Aus den beiden linear voneinander unabhängigen Gleichungen Gl.29d und Gl.30d ergeben
sich für die beiden unbekannten Geschwindigkeiten nach dem Zusammenstoß die in den
Gl.30d gebrachten Lösungen
m v + m2 (2v 2 − v1 )
v1 ' = 1 1
m1 + m2
Gl.31d
m2 v 2 + m1 (2v1 − v 2 )
v2 ' =
m1 + m2

Abb.07d

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Zwei Sonderfälle dieses Ergebnisses stellen die folgenden Fälle dar:

1. zwei gleich große Massen m1=m2, von denen sich m2 vor dem Zusammenstoß im Zustand
der Ruhe befindet und
2. m2 ist im Vergleich zu m1 sehr groß und befindet sich ebenfalls im Zustand der Ruhe.

Im Fall 1. wird der Impuls zur Gänze von m1 auf m2 übertragen, so daß sich m1 nach dem
Zusammenstoß im Zustand der Ruhe befindet, während im Fall 2. die Masse m1 auf die Masse
m2 aufprallt und bei gleichbleibendem Betrag des Impulses eine Richtungsumkehr erfährt,
d.h. an der Masse m2 reflektiert wird. Der unelastische und der elastische Stoß stellen bei den
realen Stoßprozessen Grenzfälle dar, weshalb bei diesen ein unelastischer und ein elastischer
Anteil in Rechnung zu setzen ist.

46
Dynamik

Beispiele

d01
Eine Rakete befinde sich gemeinsam mit ihrem Treibsatz relativ zu einem Inertialsystem im
Zustand der Ruhe. Der Impulserhaltungssatz besagt, daß, da auf die Kombination von Rakete
und Treibstoff keine von außen wirkende Kraft angreift, auch nach dem Zünden des Treibsat-
zes der Gesamtimpuls der Rakete und des Treibsatzes null beträgt. Während des Abbrennens
möge je Zeiteinheit eine Masse Δm/Δt des Treibsatzes mit einer Geschwindigkeit u relativ zur
Rakete ausgestoßen werden. Das bedeutet, daß während des Abbrennens des Treibsatzes die
Δm
Masse der Rakete nach t Sekunden m = mR + mT − t beträgt. mR ist die Masse der Rake-
Δt
te ohne den Treibsatz und mT die Masse des vollständigen Treibsatzes. Wenn nach t Sekunden
Δm
während einer differentiell kurzen Zeitspanne dt eine Masse dm = dt mit der Geschwin-
Δt
digkeit u relativ zur Rakete ausgestoßen wird, so läßt sich nach dem Impulserhaltungssatz die
r r
Geschwindigkeitszunahme dv der Rakete aus m ⋅ dv + dm ⋅ u = 0 berechnen. Wird der sich
daraus ergebende Ausdruck für dv
Δm
u
dv = − Δt dt
Δm
mR + mT − t
Δt
von der Zeit τ=0 bis zur Zeit τ=t integriert
Δm
mR + mT − t
v = u.ln Δ t ,
mR + mT
so kann daraus die Maximalgeschwindigkeit vmax der Rakete berechnet werden. Das Ergebnis
sei bezüglich des Vorzeichens, der Konsequenzen bei der Konstruktion der Rakete und
schließlich der für das System gültigen Formulierung des Impulserhaltungssatzes diskutiert.

d02
Gesucht ist das Trägheitsmoment IK einer Kugel in bezug auf eine durch den Kugelmittel-
punkt gehende Achse. Um die Aufgabe lösen zu können, mögen die in der Abb.B_01d ge-
zeigten Kenngrößen dienen. Die Kugel wird durch eine Vielzahl von dünnwandigen und
ineinandergestellten konzentrischen Hohlzylindern ersetzt gedacht. Für die Masse dm eines
solchen Hohlzylinders beträgt der Abstand von der gestrichelt eingetragenen Drehachse ξ.
Einer dieser Zylinder ist in der Abb.B_01d schematisch dargestellt. Die Masse dieses Zylin-
ders ist dm = 2πξ ⋅ dξ ⋅ hρ . ρ steht für die Dichte des Kugelmaterials. Drückt man h durch
2 R ⋅ cos ϕ , ξ durch R ⋅ sin ϕ und dξ durch R ⋅ cos ϕ ⋅ dϕ aus, so lautet der Beitrag dIK der Ku-
gel
dI K = dm ⋅ ξ 2 = 4πρR 5 ⋅ sin 3 ϕ ⋅ cos 2 ϕ ⋅ dϕ .
Das gesuchte Trägheitsmoment IK wird durch Integration von ϕ=0 bis ϕ=π/2 erhalten. Wie
lautet der Ausdruck für das Trägheitsmoment IK, wenn dieses durch den Kugelradius R und
die Masse mK der Kugel ausgedrückt wird?

47
Abb.B_01d

d03
Die Dichte des Kugelmaterials sei 2700kg/m3. Um welches Material handelt es sich? Der
Durchmesser der Kugel betrage 200mm und die kinetische Rotationsenergie 5kJ. Mit welcher
Drehzahl n rotiert die Kugel um ihren Mittelpunkt, wobei n in Umdrehungen je Minute aus-
gedrückt werden soll. Wie ändert sich bei gleichbleibender Rotationsenergie die Drehzahl,
wenn die Kugel aus Stahl besteht?

d04
Ähnlich der im Beispiel d02 gewählten Vorgangsweise für die Berechnung des Trägheitsmo-
mentes einer Kugel kann das Trägheitsmoment IZ eines Kreiszylinders um die Zylinderachse
berechnet werden. Wie lautet das Ergebnis, wenn IZ durch den Radius R und die Masse mZ
des Zylinders ausgedrückt wird?

d05
Ein Fahrzeug mit einer Gesamtmasse von 500kg läuft auf vier gleichartigen Rädern, deren
Masse insgesamt 10% der Fahrzeugmasse beträgt. Die Räder seien im Rahmen dieses Bei-
spiels als homogene Zylinder behandelt. Unter der Annahme eines Raddurchmessers von
60cm ist der für eine Beschleunigung des Fahrzeuges auf eine Geschwindigkeit von 50km/h
erforderliche Energieaufwand gesucht. Aus welchen Beträgen setzt er sich zusammen und wie
ändert sich das Verhältnis dieser Energien zueinander, wenn die Geschwindigkeit auf
100km/h erhöht wird?

d06
Es sind die Trägheitsmomente IR einer dünnen Rechteckplatte gesucht. Die Masse der Platte
je Flächeneinheit beträgt c kg/m2. Die Drehachse möge zunächst mit der im oberen Teil der
Abb.B_02d eingetragenen übereinstimmen. Diese Achse geht durch den Schwerpunkt des
Rechtecks und ist eine der Schwerachsen der Rechteckplatte. Wieviele Schwerachsen hat die
Rechteckplatte? Als Ergebnis der Rechnung sollte
cba 3
I R1 =
12
gefunden werden. Welche Arbeit ist erforderlich, um die Platte um diese Achse mit einer
Drehzahl von n Umdrehungen pro Minute rotieren zu lassen?
Nunmehr möge die im unteren Teil der Abb.B_02d eingetragene Drehachse Verwendung
finden. Diese Achse liegt parallel zu der ursprünglich gewählten Schwerachse und ist gegen-
über dieser um a/2 aus dem Schwerpunkt verschoben. Als Ergebnis der Rechnung sollte
nunmehr

48
Dynamik

cba 3
I R2 =
3
gefunden werden. Auch im vorliegenden Fall soll die Rotationsenergie für n Umdrehungen
pro Minute berechnet werden.

Abb.B_02d

Nimmt Erot gegenüber der Drehung um die Schwerachse zu oder ab? Es möge sodann IR2
durch IR1 ausgedrückt und damit versucht werden, den Satz von STEINER zu verifizieren.

d07
Eine Masse m möge im Gravitationsfeld der Erde auf eine Höhe h gehoben worden sein und
dann im freien Fall zur Ausgangsposition zurückkehren. Mit welcher Geschwindigkeit v
kommt die Masse dort an?

d08
Diesselbe Masse wird sodann mit einer Feder (s.Abb.01d) verbunden und diese auf x gedehnt.
Mit welcher Geschwindigkeit durchläuft die Masse die Stelle x=0?

d09
Nunmehr möge die Feder an der Decke befestigt und die Masse an der Feder angehängt wer-
den. Im Vergleich zur horizontal ausgelegten Feder ist jetzt bereits bei ruhender Masse eine
Energie in der Feder gespeichert. Wie groß ist die Nullenergie, wenn die Masse und die Fe-
derkonstante gegeben sind? Welche Energie ist erforderlich, um die Masse aus der Ruhelage
um a abzusenken und mit welcher Geschwindigkeit durchläuft die Masse die Ruhelage, wenn
sie freigegeben wird? In welcher Höhe h, bezogen auf die Ruhelage, befindet sich der Schei-
telpunkt der sich einstellenden freien Schwingung?

49
d10
In welchen Einheiten sind die in Zusammenhang mit der Drehbewegung verwendeten Größen
T, L, I, ρ, ω, α und Erot im Internationalen Einheitensystem anzugeben?

d11
Um die beiden folgenden Aufgaben besser lösen zu können, sollte die Produktbildung bei
Vektoren mit beliebig gewählten Zahlenwerten für die Vektorkomponenten kurz behandelt
r r
werden. Das skalare Produkt a = b ⋅ c (sprich b mal c) oder Inprodukt (sprich b in c) führt zur
skalaren Größe a.
r r r
Das vektorielle Produkt d = e × f (sprich e kreuz f) oder Exprodukt (sprich e ex f) führt zur
r
vektoriellen Größe d .

d12
Die Kraft mit den Komponenten Fx=1N, Fy=5N und Fz=0 greift im Punkt P(5,3,0) einer
Kreisbahn mit dem Mittelpunkt M(0,0,0) an einer Punktmasse m=2kg an. Gesucht sind das
Drehmoment und die Winkelbeschleunigung.

d13
Eine punktförmige Masse m=2kg rotiert im Abstand r=3m von der lotrechten Drehachse mit
einer Drehzahl von 7 Umdrehungen pro Sekunde. Zunächst sind in einem geeignet gewählten
Koordinatensystem die Orts-, Geschwindigkeits- und Beschleunigungsgleichungen aufzustel-
r r r
len. Die Zentripetalbeschleunigung a Zp erfordert eine Zentripetalkraft FZp = m ⋅ a Zp . Beide
Größen sind sowohl als Vektoren als auch dem Betrage nach gesucht. Welche Arbeit verrich-
tet die Zentripetalkraft beim Umlauf der Masse?

d14
Was ist ein ballistisches Pendel und welche charakteristische Größe kann damit gemessen
werden?

d15
Gl.25d steht für einen Sonderfall des unelastischen Stoßes (v2=0). Berechnet man aus der Ge-
schwindigkeit v’ nach dem Zusammenprall die kinetische Energie E kin ' = (m1 + m2 )v ' 2 /2 und
zieht diese von der ursprünglich vorhandenen kinetischen Energie E kin,1 = m1v12 / 2 ab, so
beschreibt die Differenz die Verformungsarbeit EVerformung. Es möge das Verhältnis der in
Verformungsarbeit umgesetzten kinetischen Energie zur ursprünglich vorhandenen kineti-
schen Energie in Abhängigkeit vom Massenverhältnis m2/m1 dargestellt werden.

d16
Wie ist der Impulserhaltungssatz beim elastischen Stoß zu verstehen, wenn im Falle 2 die
Masse m2 in Ruhe bleibt?

d17
Betrachtet man Gasmoleküle als Kugeln, die infolge ihrer thermischen Bewegung auf die Ge-
fäßwand aufprallen und dort einen elastischen Stoß erfahren, so läßt sich mit Hilfe dieses
Denkmodells der Druck, den das Gas auf die Gefäßwand ausübt, berechnen. Welcher Rechen-
ansatz gestattet es, bei einer bekannten kinetischen Energie der Gasmoleküle den Gasdruck zu
berechnen?

50
Dynamik

Lösungen zu den Beispielen

d01
Die Differentialgleichung
(Δm / Δt ) ⋅ u
dv = − dt
mR + mT − (Δm / Δt ) ⋅ t
kann mit der Substitution
x = mR + mT − (Δm / Δt ) ⋅ t

und deren Differential dx


dx = −(Δm / Δt ) ⋅ dt
in
dx
dv = u ⋅
x
umgewandelt und integriert werden.
v = u ⋅ ln x + const
Nach Rücksubstitution wird
v = u ⋅ ln(mR + mT − (Δm / Δt ) ⋅ t ) + const
erhalten. Da zur Zeit t=0 vereinbarungsgemäß die Geschwindigkeit v der Rakete null sein
soll, muß
0 = u ⋅ ln(mR + mT − (Δm / Δt ) ⋅ 0) + const
gelten. Daraus errechnet sich const zu
const = −u ⋅ ln(mR + mT )
und die endgültige Lösung der Aufgabe lautet
m + mT − (Δm / Δt ) ⋅ t
v = u ⋅ ln R
mR + mT
Wird der gesamte Treibstoff abgebrannt, dann ist (Δm/Δt)·t gleich mT, oder anders ausge-
drückt, die Summe mT - (Δm/Δt).t wird null. Da im Ausdruck für vmax der Rakete
mR
vmax = u ⋅ ln
mR + mT
der Zähler stets kleiner als der Nenner ist, weist vmax ebenso wie v ein negatives Vorzeichen
auf. Die Ausströmgeschwindigkeit u des Gases und die Bewegungsrichtung der Rakete sind
entgegengesetzt gerichtet.

d02
Das Integral ist von ϕ=0 bis ϕ=π/2 zu erstrecken. Zerlegt man beispielsweise sin3ϕ in
sin 3 ϕ = sin 2 ϕ ⋅ sin ϕ = (1 − cos 2 ϕ ) ⋅ sin ϕ
dann lautet das Integral
ϕ =π / 2
IK = 4 ⋅π ⋅ ρ ⋅ R ⋅ ∫ (1 − cos ϕ ) ⋅ cos 2 ϕ ⋅ sin ϕ ⋅ dϕ ,
5 2

ϕ =0
das durch die Substitution
cos ϕ = u und - sinϕ ⋅ dϕ = du
in die Form

51
0


I K = −4 ⋅ π ⋅ ρ ⋅ R 5 ⋅ (1 − u 2 ) ⋅ u 2 ⋅ du
1
übergeht. Das Ergebnis lautet
1
⎛ u3 u5 ⎞ 2
I K = 4 ⋅π ⋅ ρ ⋅ R ⋅ ⎜ − ⎟ = 4 ⋅π ⋅ ρ ⋅ R 5 ⋅
5
⎜ 3 ⎟
5 ⎠ 15
⎝ 0
und mit der Masse mK der Kugel
4
mK = ⋅ π ⋅ R 3 ⋅ ρ
3

lautet das Trägheitsmoment der Kugel bezüglich des Kugelmittelpunktes


2
I K = ⋅ mK ⋅ R 2 .
5

d03
Aluminium
2
I K = ⋅ mK ⋅ R 2
5
2
1 1 2 ⎛ n⎞ 16π 3
E Rot = ⋅ I K ⋅ ω 2 = ⋅ ⋅ mK ⋅ R 2 ⋅ ⎜ 2 ⋅ π ⋅ ⎟ = ⋅ ρ ⋅ R5 ⋅ n2
2 2 5 ⎝ 60 ⎠ 15 ⋅ 60 2

Werden die Zahlenwerte eingesetzt, so folgt für n

n = 4489U/min bzw 2631U/min

d04
Für einen Hohlzylinder mit dem Radius ξ und der Wandstärke dξ kann in sehr guter Nähe-
rung - vorausgesetzt dξ ist ausreichend klein - für alle Volumenelemente ein einheitlicher
Abstand von der Drehachse angenommen werden. Der von diesem Hohlzylinder herrührende
Beitrag dIZ zum gesamten Trägheitsmoment des Zylinders mit der Zylinderachse als Dreh-
achse ist durch

Abb.B_03d

52
Dynamik

dI Z = dm ⋅ ξ 2 = 2 ⋅ π ⋅ ξ ⋅ dξ ⋅ H ⋅ ρ ⋅ ξ 2
gegeben. Um das Gesamtträgheitsmoment IZ zu erhalten, muß dieser Ausdruck über ξ von
null bis R integriert werden.
ξ =R
R4 R2 R2
IZ = ∫ 2 ⋅ π ⋅ H ⋅ ρ ⋅ ξ 3 ⋅ dξ = 2 ⋅ π ⋅ H ⋅ ρ ⋅
4
= R 2 ⋅π ⋅ H ⋅ ρ ⋅
2
= mZ ⋅
2
ξ =0
mZ ist die Masse des Zylinders.

d05
m = 500 kg, mRäder = 50 kg, mRad = 12.5 kg
m ist die Gesamtmasse des Fahrzeugs.
2
1 ⎛ D⎞
I Z = 4 ⋅ mRad ⋅ ⋅ ⎜ ⎟
2 ⎝2⎠
Die Gesamtenergie setzt sich aus der kinetischen Energie der translatorischen Bewegung
m ⋅ v2
Ekin =
2
und der in den rotierenden Fahrzeugrädern gespeicherten Rotationsenergie
I ⋅ω 2
Erot = Z
2
zusammen. Bei einer Geschwindigkeit von v in km/h entsprechend v/3,6 in m/s beträgt die
Drehzahl n der Räder in Umdrehungen je Sekunde
v 1
n= ⋅
3,6 D ⋅ π
und die Winkelgeschwindigkeit ω
ω = 2 ⋅π ⋅ n
Werden die entsprechenden Zahlenwerte eingesetzt, so errechnet sich die erforderliche Ener-
gie zu
Eges= 50,64 kJ.
Der Anteil der Rotationsenergie beträgt 5% und ist unabhängig von der Geschwindigkeit.

d06
a2 a2 a2
r3 cba 3
I R1 = 2 ⋅ ∫ dm ⋅ r 2 = 2 ⋅ ∫ cbdr ⋅ r 2 = 2cb
3
=
12
0 0 0
Zunächst ist zu präzisieren, daß es prinzipiell unendlich viele Schwerachsen gibt. Die Frage
nach der Zahl der Schwerachsen ist dann einschränkbar, wenn die drei Hauptachsen gesucht
sind. Die in der um die gezeigte Hauptachse rotierende Platte gespeicherte Rotationsenergie
errechnet sich mit der in n Umdrehungen pro Minute gegebenen Drehzahl
2
⎛ n⎞
3 ⎜ 2 ⋅π ⋅ ⎟
c ⋅b ⋅ a ⎝ 60 ⎠
Erot = ⋅
12 2
Drückt man das Trägheitsmoment IR2 durch das Trägheitsmoment IR1 um eine der Schwer-
achsen aus, so lautet das Ergebnis
c ⋅ b ⋅ a3
I R 2 = I R1 +
4

53
Das Produkt c·b·a steht für die Masse m der Rechtecksfläche, so daß der Ausdruck auch in der
Form
2
a2 a2 ⎛a⎞
I R1= m ⋅, I R2 = m ⋅ = I R1 + m ⋅ ⎜ ⎟
12 3 ⎝ 2⎠
angeschrieben werden kann. a/2 ist der Abstand zwischen den beiden Drehachsen; damit ist
der Satz von STEINER verifiziert.

d07
Die potentielle Energie einer gegenüber dem Ausgangspunkt auf eine Höhe h gehobenen
Masse beträgt
Epot = m·g·h
Wird die Masse freigegeben, so muß die kinetische Energie Ekin der Masse beim Durchlaufen
des Ausgangspunktes gleich der potentiellen Energie Epot sein.
m ⋅ v2
m⋅ g ⋅h =
2
Daraus errechnet sich die Geschwindigkeit im Ausgangspunkt zu
v = 2⋅ g ⋅h

d08
D ⋅ x2 m ⋅ v2
E Feder = , Ekin =
2 2
Daraus errechnet sich die Geschwindigkeit zu v = D ⋅ x 2 / m .

d09
Die Nullenergie errechnet sich aus der Federdehnung in der Ruhelage mit Masse (Dx0=mg).
D ⋅ x0 2 m 2 ⋅ g 2
E Null = =
2 2⋅ D
Soll die Masse um die Strecke a abgesenkt werden, so beträgt die in der Feder gespeicherte
Energie

Abb.B_04d

54
Dynamik

D ⋅ ( x0 + a )2
E Feder =
2
wobei von dieser Energie die bereits in der Ruhelage enthaltene Nullenergie ENull und sodann
noch die vom Absenken im Gravitationsfeld der Erde freiwerdende Energie
Epot = m·g·a
in Abzug zu bringen ist. Die für das Absenken erforderliche Arbeit Wabs beträgt daher
D ⋅ a2
Wabs = E Feder − E Null − E pot =
2
Wird die Masse in der Position x0+a freigegeben, so wird sie nach oben beschleunigt - in
Richtung der Ruhelage mit Masse - und beim Durchlaufen der Position x=x0 wurde die ge-
samte Absenkarbeit = Absenkenergie (Wabs = Eabs) in kinetische Energie der Masse umge-
setzt
m ⋅ v2 D ⋅ a2
= Eabs =
2 2
Aus dieser Beziehung errechnet sich die gesuchte Geschwindigkeit zu
v = D/m ⋅a
Die sich bei einer Schwingung einstellenden Umkehrpunkte sind x0+a und x0-a.

d10
Drehmoment kg·m2·s-2
Drehimpuls kg·m2·s-1
Trägheitsmoment kg·m2
Dichte kg·m-3
Winkelgeschwindigkeit rad·s-1
Winkel rad
Winkelbeschleunigung rad·s-2
Rotationsenergie Joule

d11 r r
a = b ⋅ c = a x ⋅ bx + a y ⋅ b y + a z ⋅ bz
r r r
( ) r r
( ) r
a = b × c = b y ⋅ c z −b z ⋅c y ⋅ e x + (bz ⋅ c x −b x ⋅c z ) ⋅ e y + bx ⋅ c y −b y ⋅c x ⋅ e z

d12 r r r r r r
M = r × F = 0 ⋅ e x + 0 ⋅ e y + 22 ⋅ e z
r
2 dω
r
M = m⋅r ⋅
dt

= 0,324 s − 2
dt

d13
r r r
r = r ⋅ cos ω t ⋅ e x + r ⋅ sin ω t ⋅ e y
r r r
v = −ω r ⋅ sin ω t ⋅ e x + ω r ⋅ cos ω t ⋅ e y

55
r r r
a Zp = −ω 2 r ⋅ cos ω t ⋅ e x − ω 2 r ⋅ sin ω t ⋅ e y
r r
FZp = m ⋅ a Zp
Werden die Zahlenwerte eingesetzt, so folgt
a Zp = 5803 m⋅ s −2
r
( r r
a Zp = −5803 ⋅ cos 2π 7t ⋅ e x + + sin 2π 7t ⋅ e y )
FZp = 11606 N
( )
r r r
FZp = −11606 ⋅ cos 2π 7t ⋅ e x + sin 2π 7t ⋅ e y
Die Zentripetalkraft und der Weg auf der Kreisbahn stehen aufeinander senkrecht, so daß kei-
ne Arbeit verrichtet wird.

d14
Die Masse M wird durch einen Holzblock repräsentiert, der an einer Schnur befestigt ist. Der
Abstand von der Schnurbefestigung zum Massenmittelpunkt des Blocks sei l. Trifft auf

Abb.B_05d

den ruhenden Block eine Gewehrkugel mit der Masse m und der Geschwindigkeit v auf, so
wird sie im Holzblock steckenbleiben - inelastischer Stoß. Es gilt der Impulserhaltungssatz
m.v = (m + M ) ⋅ v1
Aus der bereits behandelten Beziehung v1 = 2 gh können dann die mit der Maximalauslen-
kung des Pendels verknüpfte Höhe h und der zugehörige Winkel α errechnet werden. Die
Anwendung dieser Zusammenhänge ist üblicherweise derart, daß die Auslenkung α gemessen
wird, und daraus bei bekannter Masse der Kugel auf deren Geschwindigkeit zurückgeschlos-
sen wird.
v12 1 m 2v 2
h = l ⋅ (1 − cosα ) = = ⋅
2 g 2 g (m + M ) 2

2 g (m + M ) 2 ⋅ l ⋅ (1 − cosα )
v=
m
d15
Es sei E0 die kinetische Energie des Stoßpartners m1 vor dem unelastischen Stoß, EVerf die
davon in Verformungsarbeit umgesetzte Energie und ε gleich dem Verhältnis m2/m1 der bei-
den Massen. Dann erhält man aus der Gl.25d und dem Ausdruck für die kinetische Energie
das gesuchte Ergebnis

56
Dynamik

EVerf ε
=
E0 1+ ε

d16
Im Fall 2 ist der Betrag des Impulses
vor dem Zusammenprall m1·v1 in der positiven x-Richtung und
nach dem Zusammenprall m1·v1 in der negativen x-Richtung.
Das bedeutet eine Impulsänderung um 2 m1·v1. Dieser Impuls wird von der großen Masse m2
beigetragen, wobei allerdings als Folge der Größe dieser Masse (→∞) die Geschwindigkeit
derselben infinitesimal klein ist.

d17
m ⋅ v2
Die kinetische Energie der Gasmoleküle ist durch Ekin = gegeben. Prallt ein Gasmole-
2
kül senkrecht auf die Gefäßwand auf, so erfährt es eine Impulsänderung 2mv. Die Kraft ist als
Impulsänderung je Zeiteinheit und der Druck als Kraft je Flächeneinheit definiert. Befinden
sich im Volumen V insgesamt N Gasmoleküle, so mögen davon je 1/6 in die positive, wie die
negative x-, y- und z-Richtung fliegen. Stellt man sich das Gefäß so vor, daß dessen Seitenflä-
chen jeweils senkrecht zu den genannten Achsen angeordnet sind, so ist anzunehmen, daß
innerhalb der Zeit Δt Gasmoleküle innerhalb der Strecke v·Δt bis zur Fläche A an eine der
Begrenzungswände gelangen können. Innerhalb

Abb.B_06d

n v ⋅ Δt ⋅ A
des Volumens v·Δt·A befinden sich n Moleküle - = - von denen innerhalb der
N V
Zeitspanne Δt insgesamt n/6 in Richtung zur Fläche A fliegen und dort die erwähnte Impuls-
änderung 2mv erfahren. Damit errechnet sich der von den Gasmolekülen herrührende Druck p
zu
1 v ⋅ Δt ⋅ A 2 ⋅ m ⋅ v 1 2 N
p = ⋅N⋅ ⋅ ⋅ = ⋅ ⋅ E kin
6 V Δt A 3 V
Für 1 mol wird N gleich L (LOSCHMIDTsche Zahl). Ersetzt man noch Ekin durch die mittlere
kinetische Energie E kin der Gasmoleküle, so ist der obige Ausdruck identisch mit dem in der
Thermodynamik hergeleiteten (siehe Gl.05th).

57

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