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Neurologischen Erkrankungen
Der Schlaganfall
Definition: Schlaganfall
Akute Durchblutungsstörung des Gehirns/des Rückenmarks, die häufig unmittelbar (schlagartig)
auftritt.
Hauptformen:
• Hirninfarkt = cerebrale Ischämie (ca. 80 %), auch Apoplexie oder apoplektischer Insult
• Vaskuläre Hirnblutung – z.B.: intrazerebrale Blutung, Subarachnoidalblutung (ca. 20%), auch
zerebrovaskulärer Insult
Pathogenese Hirninfarkt
• Infarkt = verminderte oder unterbrochene Durchblutung des Gehirns
• Daraus folgt eine lokale Hypoxie (Sauerstoffmangel) und eine Nekrose (Absterben) des
Hirngewebes
• Ein kompletter Schlaganfall ist durch ein akutes auftretendes und anhaltendes
neurologisches Defizit gezeichnet
• Ca. 270 000 Bundesbürger erleiden jährlich einen Schlaganfall
• In den ersten 4 Wochen versterben 15 – 20 % der Betroffenen
• 50 % der Betroffenen haben nach einem Jahr noch körperliche Einschränkungen
• 20 % bleiben dauerhaft pflegeabhängig
Hirninfarkt
Hauptursachen:
1. Stenosen der Hirnarterien
2. Arteriosklerose der Hirnarterien
3. Thromben (Blutpfropfen) an vorgeschädigten arteriellen Hirngefäß
4. Embolie, ein Blutgerinnsel, welches sich im Herzen oder an der Halsschlagader löst
und mit dem Blutstrom ins Gehirn gelangt
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Klinische Bilder beim Hirninfarkt:
Nach einem Schlaganfall kommt es zur Schädigung des zentralen Nervensystems, die mehrere
Bereiche der Körperfunktion betreffen:
= Störung der körperlichen Funktionen
= Störung der geistigen Funktionen
= Störungen der psychischen Funktionen
• Hemiparese= Halbseitenlähmung
• Gefühlsstörung
• Sehstörung
• Agnosie – die Unfähigkeit, Gegenstände in ihrer Funktion zu erkennen (z.B. Haare kämmen
mit der Zahnbürste)
• Apraxie – die Unfähigkeit, mit Gegenständen zu hantieren (Funktion des Gegenstandes
unklar), die Reihenfolge einer Tätigkeit zu erfassen,
• Aphasie - zentrale Sprachstörung, betrifft nicht nur das Sprechen, auch das Verstehen, Lesen,
Schreiben und die nonverbale Kommunikation
• Dysarthrie – Sprechstörung, Störung der Sprechmotorik, der Lautstärke,
Sprechgeschwindigkeit
• Neglect – Wahrnehmungsstörung; eine Körperhälfte wird halbseitige nicht wahrgenommen
• Bewusstseinsstörung
• Verwirrtheit
• Desorientiertheit
Akuttherapie konservativ
• RR- und BZ Kontrollen mit therapeutischer Einstellung
• RR nicht zu stark senken!
• HK-Einstellung
• Ggf. Fiebersenkung
• Ggf. Heparinisierung = nach Ausschluss intrazerebraler Blutung!
• Flüssigkeits -und Elektrolytbilanzierung, Säure-Basen-Haushalt
• Pneumonie/Dekubitus-prophylaxe
• Ggf. parenterale Ernährung
• EKG, O2 Sättigung überwachen
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Akuttherapie, speziell bei Hirninfarkt
• Systemische Lysetherapie innerhalb von 4 - 5 Stunden
• Intraarterielle Intervention = Thrombektomie – Neurovaskuläres Zentrum
• Implantation von Stents, Offenhalten des Gefäßes
• Lokale Lyse
Sekundärprophylaxe
• Thrombozyten-Aggregationshemmer wie ASS, Plavix® auf Dauer
• Neue Thrombininhibitoren; Dabigatrin
• Antikoagulation bei kardialer Emboliequelle; Marcumar®, Falithrom®
• Operative - oder interventionelle Behandlung von Gefäßverschlüssen
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• Unterstützung durch Sozialarbeiter, bei beruflichen und finanziellen Fragen,
Wohnungswechsel,
evtl. Heimbetreuung, Häusliche Krankenpflege u.a.
• Hilfsmittelverordnung, Training zur Nutzung der Hilfsmittel
• Ernährungsberatung, Patientenküche – hier lernt der Klient gesund zu Kochen
= Das Bobath – Konzept beruht auf der lebenslangen Fähigkeit des Nervensystems, sich zu verändern
und anzupassen. Das bedeutet die Möglichkeit zu lernen und sich an die Veränderungen anzupassen.
Der Klient muss dabei motiviert, wiederholt üben und lernen, er benötigt viel Aufmerksamkeit und
Unterstützung
Ernährung - Dysphagie
= Dysphagie (Schluckstörungen)
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• Eventuell Klienten an Kauen und Schlucken erinnern
• Kleinere Löffel, Mengen beachten
• Speisereste verbleiben häufig nach der Nahrungsaufnahme in den Wangentaschen ->
Klienten ggf. auffordern diese mit der Zunge oder Finger zu erspüren und zu entfernen
• Je nach Schluckstufe Getränke andicken und Speisen pürieren
• Schluckstufen/Dysphagiestufen
▪ Stufe 1: schwerste Form, keine orale Nahrungs- Flüssigkeitsaufnahme
▪ Stufe 2: mittelschwere Form, Nahrung pürieren, Getränke andicken
▪ Stufe 3: leichte Dysphagie, weiche Nahrung, ggf. andicken von Getränken
▪ Stufe 4: sehr leichte Dysphagie, gewohnte Ernährung
Morbus Parkinson
Definition
Die Parkinson-Krankheit bzw. Morbus Parkinson (weitere Synonyme: Parkinson’sche Krankheit,
Paralysis agitans = Schüttellähmung oder Zitterlähmung, Idiopathisches Parkinson-Syndrom (IPS)) ist
eine langsam fortschreitende neurologische Erkrankung. Sie zählt zu den degenerativen Erkrankungen
der Stammganglien.
Ursache/Biochemie
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Ausgelöst wird sie durch das Absterben von Zellen in der Substantia nigra, einer Struktur im
Mittelhirn, die den Botenstoff Dopamin herstellt. Der Mangel an Dopamin führt letztlich zu einer
Verminderung der aktivierenden Wirkung der Basalganglien auf die Großhirnrinde. Rigor und
Verlangsamung resultieren als Folge überwiegt die Wirkung von Acetylcholin, was zum Tremor führt.
Der Dopaminmangel führt über zwei Wege letztlich zu einem Ungleichgewicht in der Funktion der
Basalganglien.
Dies führt zu den Kardinalsymptomen Rigor, Tremor und Bradykinese, und zur Haltungsinstabilität.
• Rigor = Steifheit, erhöhter Tonus der Muskulatur, der in der Beuge- und Streckmuskulatur
gleich zeitig vorhanden ist.
• Tremor = Zittern der Extremität, beginnend an den Armen und tritt auch als Ruhetremor auf
• Bradykinese = ist die Verlangsamung der Bewegungen; dazu zählt die Verkleinerung des
Bewegungsausmaß (Hypokinese) und die Schwierigkeit die Bewegung zu beginnen
• Haltungsinstabilität = verminderte Reflexe zur Stabilisierung des Gleichgewichtes
Psychische Veränderungen
• Hirnleistungsstörungen bei Parkinson-Plus-Syndrom, bis zur Demenz
• Psychose
• Depressive Störung
• Antriebsmangel
Diagnostik
• Meist klinisch gestellt, Kardinalsymptome (z.B. Bradykinese, Tremor) sind vorhanden
• Anamnese
• L- Dopa Test, minimieren sich die Symptome unter der Gabe
• PET – Positronen-Emissions-Tomografie, Nachweis des Dopamin-Mangel
Therapie
• Medikamentös: oral, L- Dopa - Pumpe, Apomorphin- Pumpe
• Physiotherapie
• Ergotherapie
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• Logopädie
• Psychologische Betreuung
• Tiefe Hirnstimulation
Medikamentöse Therapie
• Standardtherapie: Monotherapie mit einem Dopamin-Agonisten zur Substitution
• oder L-Dopa Kombinationstherapie, L-Dopa mit Dopaminagonisten, MAO-B Hemmer, COMT-
Hemmer, Amantatin, Anticholinergicum
Medikamentennebenwirkungen
• On-Off Phänomen
• Fluktuationen der Beweglichkeit
• Freezing – Klient ist nicht in der Lage den ersten Schritt zu tun (wie eingefroren)
• Dyskinesien
• L- Dopa- Psychose
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Wachkoma
Definition Koma
In der Medizin ist ein voll ausgeprägtes Koma (griechisch „tiefer Schlaf“) die schwerste Form einer
quantitativen Bewusstseinsstörung. In diesem Zustand kann das Individuum auch durch starke
äußere Stimuli, wie wiederholte Schmerzreize, nicht geweckt werden.
Apallisches Syndrom/Wachkoma
Definition
= funktioneller Ausfall der gesamten Großhirnfunktion oder größerer Teile, während Funktionen von
Zwischenhirn, Hirnstamm und Rückenmark erhalten bleiben.
Dadurch wirken die Betroffenen wach, haben aber aller Wahrscheinlichkeit nach kein/ein sehr
geringes Bewusstsein und nur sehr begrenzte Möglichkeiten der Kommunikation (z. B. durch
Konzepte wie die Basale Stimulation) mit ihrer Umwelt.
Symptomatik
Folgende Erscheinungen gelten als typisch:
• Schlaf-/Wachrhythmus erhalten
• keine bewusste Reaktion auf Wahrnehmungen (Klient kann hören!)
• keine gezielte Kommunikation möglich
• in Rückenmark, Hirnstamm oder durch das Vegetativum gesteuerte Reflexe
• Automatismen
• schwimmende oder hin und her gehende Augenbewegungen
• Tetraspastik
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• Vegetative Instabilität
• Erhaltenes Empfinden für äußere Reize und Bedingungen
Behandlung
Bleibt der Klient bewusstlos, muss zur Phase F (dauerhafte „Aktivierende Behandlungspflege“)
übergegangen werden.
Weitere Pflegemaßnahmen:
• Alle Prophylaxen müssen geplant und angewandt werden
• Flüssigkeitszufuhr und Ausfuhr bilanzieren
• Fachgerechte Pflege von PEG und Trachealkanüle
• Physiotherapie und therapeutisch- aktivierende Pflege koordinieren
• Richtige Gabe der Medikation; Ggf. Kontrolle der Vitalwerte; Milieutherapie
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Entzündliche Erkrankungen des ZNS = Encephalomyelitis disseminata
Synonym: Multiple Sklerose (MS)
Definition:
Chronische entzündliche Erkrankung des Zentralen Nervensystems
Autoimmunologisch bedingte Zerstörung der Markscheiden der Nerven im ZNS
(Demyelinisierung)
Die Entzündung der Markscheiben kommt es zum Abbau von Nervenfasern (axonale
Degeneration) und entsprechenden Symptomen
Wahrscheinliche Ursache:
• Fehlsteuerung des körpereigenen Immunsystems (primäre Ursache vielleicht Virusinfekt im
Kindesalter)
Symptome:
• Zentrale Paresen und Sensibilitätsstörungen
• Hirnnervensymptome
o Doppelbilder; Nystagmus; skandierende Sprache
o Optikusneuritis mit Sehstörungen und Gesichtsfeldausfällen
• Gangataxie; Koordinationsstörungen
• Blasenstörung (Entleerung schon bei kleinen Mengen)
• Fatigue (chronische Müdigkeit)
• Trigeminusneuralgien
Verlauf:
• Schubförmig
• Mit kompletter oder Inkompletter Remission
• Chronisch progredient
• Primär oder sekundär
Prognose:
1/3 geringe oder kaum nachweisbare Krankheitszeichen
1/3 mäßiger Behinderungsgrad ohne gravierende Einschränkung im Berufs- und Privatleben
1/3 ungünstiger Verlauf
MS ist keine generell lebensverkürzende Erkrankung
Insgesamt gute Behandelbarkeit bei den meisten Patienten
Diagnostik:
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Therapie/Schubtherapie
= bei akut voranschreitenden Prozessen oder neurologischen Ausfall, länger als 24 Std.
Schubprophylaxe:
• Beta-Interferone s.c. oder i.m.
Neu: orale Schubprophylaxe
• Immunsupressiva, Cytostatika, monoklonale Antikörper
• Medikamentöse Eskalationstherapie, adulte Stammzelltherapie
• Symptomatische Behandlung, z.B. Antispastika, Inkontinenztherapie
• Physiotherapie, Ergotherapie, Psychotherapie
Pflegerische Aspekte:
• Ziel: Erhalt der Lebensqualität
• Pflege angepasst an den individuellen Verlauf, aktuelles Leistungsvermögen oder
Einschränkungen des Klienten
• Leicht betroffene Patienten brauchen eher psychosoziale Betreuung
• Später vor allem Hilfe bei der Selbstpflege und zur Erhaltung der Aktivitäten des täglichen
Lebens
• Technische Hilfsmittel einsetzen, regelmäßige Durchführung der physiotherapeutischen
Übungen
• Bei den Bewegungseinschränkungen auf das erhöhte Sturzrisiko achten
• Bei Bettlägerigkeit Dekubitus-, Thrombose- und Kontrakturprophylaxe; Lagerung
• Hilfe bei Inkontinenz- und Ausscheidungsproblemen; Blasen- und Darmtraining
• Umfassende Aufgaben als MS – Schwester
Definitionen
Epileptischer Anfall: Plötzliche, pathologische, synchrone, exzessive Entladung elektrischer
Hirnströme, mit der Folge von motorischen Entäußerungen und meist einer Bewusstseinsstörung
Epilepsie (Anfallsleiden): Immer wieder aus sich selbst heraus auftretende epileptische Anfälle
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• BNS- Anfälle
• Deja Vu/ Jamais Vu
• Myoklonischer Anfall
• Generalisierter tonisch-/klonischer Anfall („Grand Mal“)
• Psychomotorischer Anfall, auch komplex- motorisch genannt
• Aura (z.B. auditiv, visuell, gustatorisch, sensibel...) meist gefolgt von einem komplex-
motorischen Anfall
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• Beratung zur Lebenssituation; was ist kann der Klient und was sollte er nicht im Alltag
durchführen (z.B. nicht allein Schwimmen gehen, gesunder ausreichender Schlaf ist gut und
wichtig)
• Führen eines Anfallstagebuch (wie war die Situation: wann – wie – wodurch (Auslöser)
Literaturnachweise:
Schewior-Popp S. et al (2017). Thiemes Pflege. 13. Auflage. Georg Thieme Verlag. Stuttgart
Pschyrembel, Klinisches Wörterbuch 256. Auflage, Walter de Gruyter Verlag, Berlin – New York
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