Exkursion nach Hamburg, Hannover und Hildesheim vom 26. bis 28. Juni 2002
Drei achmimische Opfertafeln in Hamburg,
Hannover und Hildesheim WOLFGANG WEGNER
1. Opfertafel Hamburg, Museum für Völkerkunde, Inv.Nr. C 4058
Provenienz: Achmim, vermutlich Friedhof A.
Maße: Breite: 40 cm; Tiefe mit Ausguß: 35 cm. Material: Feiner, dichter Kalkstein, eventuell aus Sidi Moussa. Erhaltungszust.: Abbruch der rechten vorderen Ecke und geringfügige Bestoßungen an den Kanten. Form: Auf der rückwärtigen Seite hervorragender rechteckiger Ausguß mit einer Scheinabflußrinne; Umrahmung des Formaltypus III, bestehend aus einem schmalen Randstreifen und zwei umlaufenden Inschriftenzeilen; sich nach unten pyramidenstumpfartig verjüngende Seitenflächen. Darstellungen: Darstellungstypus I-F: Libationsvasen-Szene der Gruppe F im Mittelfeld: Zuunterst eine die ganze Breite des Mittelfeldes einnehmende Opfermatte mit stilisiertem Geflecht; rechts und links außen jeweils eine Libationsvase mit nach innen wiesender Ausgußtülle; zwei von den Mündungen der Libationsvasen ausgehende und durch die Scheinabflußrinne abfließende Wasserstrahlen; auf der Opfermatte links des -förmigen Brotes drei Krüge und rechts davon drei schrägwandige Näpfe mit je einem runden Brot; darüber drei Lotosblüten, flankiert von je zwei Lotosknospen, deren Stiele von der Wurzelknolle ausgehen; unter dieser ein halbrundes Brot; beiderseits der Lotosblüten zwei stehende ovale Brote; zuoberst zwei kartuschenförmige Vertiefungen mit nach außen weisenden unteren Enden. Reliefstil: Versenktes Relief im detailreichen Stil. Epigraphik: Flächige, ausgewogene Hieroglyphen, teils mit schraffierter Innenfläche. Inschriften: Nach links umlaufende Inschriftenzeile: „(1) Osiris, sm#ty, Schreiber, Großer von Senut und Diener des Horus Nesmin, Sohn des Osiris, des Schreibers Paes, geboren von der Musikantin des Min Esoeris, empfange für dich diese deine Libation, die dir Isis bringt, diese deine Libation!“ Nach rechts umlaufende Inschriftenzeile: „(2) Osiris, sm#ty, Schreiber, Großer von Senut, Diener des Horus Nesmin, empfange für dich diese deine Libation, die dir Isis und Nephthys bringen, diese deine Libation, um deinen Ba leben zu lassen in der Nekropole und um dein Herz zu erfreuen durch das Ritual!“ Bildfeldbeischriften: „(3) Wein, (4) Bier und (5) Milch“ bzw. „(6) bw-nfr- Brot, (7) ps(n)-Brot und (8) großes Brot“. Inhaber: Der sm#ty, Schreiber, Großer von Senut und Diener des Horus Nesmin, Sohn des Schreibers Paes und der Musikantin des Min Esoeris. Datierung: Ptolemäisch, wohl 2. oder 1. Jahrhundert v. Chr. 2
Bibliographie: T. K. D. Gupta, Die altägyptische Sammlung im Hamburgischen Museum
für Völkerkunde, in: Mitt. aus d. Mus. f. Völkerkunde Hamb. 8, 1978, 94. 2. Opfertafel Hannover, Kestner-Museum, Inv.Nr. 1935.200.692
Provenienz: Achmim, vermutlich Friedhof A.
Maße: Breite: 37,5 cm; Tiefe ohne Ausguß: 34,5 cm; Höhe: 12,5 cm. Material: Feiner, dichter Kalkstein, eventuell aus Sidi Moussa. Erhaltungszust.: Abbruch des Ausgusses und der hinteren Partien der Opfertafel, Ausbre- chungen an der rechten vorderen Ecke und geringfügige Bestoßungen an den Kanten. Form: Auf der rückwärtigen Seite einst hervorragender rechteckiger Ausguß, ver- mutlich mit Scheinabflußrinne; demnach vermutlich Umrahmung des For- maltypus II-2, bestehend aus einem schmalen Randstreifen. Darstellungen: Darstellungstypus II-A: links Baumgöttinnen-Szene mit menschengestaltiger Baumgöttin: die menschengestaltige Baumgöttin steht in der Sykomore und trägt knöchellanges, enganliegendes Gewand, einteilige Frauenperücke und Halskragen; vor ihr die Verstorbene auf einem löwenbeinigen Thron sitzend; gekleidet wie die Göttin und mit ein Salbkegel und Lotos-knospe auf dem Kopf; in den angewinkelt vorgestreckten Händen der men-schengestaltigen Baumgöttin je eine Libationsvase, aus der ergießt sich je ein Wasserstrahl in die rechte Hand der Toten ergießt; Zweig in der linken Hand der letzteren. rechts Baumgöttinnen-Szene mit sykomorengestaltiger Baumgöttin: aus der Baumkrone der sykomorengestaltigen Baumgöttin ragen zwei mensch- liche Arme hervor; vor ihr die Verstorbene leicht gebeugt stehend; gekleidet wie in der vorigen Szene; in der rechten Hand der Naumgöttin eine Libationsvase, aus der sich zwei Wasserstrahlen in die Hände der Toten ergießen, und in der linken Hand ein Tablett mit vier Broten. Reliefstil: Versenktes Relief im transitorischen Stil mit präziser Innenzeichnung. Epigraphik: Flächige, ausgewogene Hieroglyphen. Inschriften: Textfeld: „(1) [Ein reines Königsopfer sei] dir, Osiris! Gespendet sei dir das Wasser, das hervortritt in Aby[dos (2) und die Milch aus der Hesat- Kuh! Gebracht werde dir der n]ms(.t)-Krug, (3) gefüllt mit ??? und ein Trankopfer, (oh) Osiris (4) [Tarenpet, die Gerechtfertigte, Tochter des Pachois(?)], geboren von der Hausherrin Iset-(5)[resch(ti)], [an jedem Tage! Empfan]gen mögest du die Opfergaben des Tatenen! (6) [Hervortreten] möge dein Ba, um dem Gott nachzufolgen, ohne daß man deinen (7) [Namen] abweist im Himmel und auf der Erde! Dein Ba lebe, dein Samen sei stark (8) und du seiest verjüngt durch den Herrscher der Lebenden! Groß (9) [seiest du in] Busiris und groß sei den Platz in Tawer! Machen (10) möge man dir eine Wasserspende vom Besten der Milch auf (11) dem Erdhügel von ???! Frisch sei dein Herz! Versehen seiest du mit (12) der Freude im Inneren des herrlichen |Sd-Baums! <Ein Königsopfer für> Osiris den Ersten der (13) Westlichen, den Großen Gott, den Herrn von Abydos, für den Osiris von Koptos, den Ersten des Goldhauses, und Osiris Sokar, der im Osirisgrab ist!“ Waagrechte Textzeile: „(14) Worte zu sprechen durch den Osiris Tarenpet, die Gerechtfertigte, die Tochter des Pachois(?), geboren von der Hausherrin Iset-resch(ti).“ 3
Inhaberin: Tarenpet, die Tochter des Pachois(?) und der Iset-resch(ti).
Datierung: Ptolemäisch, wohl 2. Hälfte des 3. oder frühes 2. Jahrhundert v. Chr. Bibliographie: H. P. Blok u. L. Keimer, Een aegyptische wijdingsstele uit het laten tijd, in: Bulletin van de vereenigung tot bevordering der kennis van de antieke beschaving, 1927, o. S. L. Keimer, Interprétation de quelques passages d’Horapollon (SASAE 5), Kairo 1947, 24 m. Anm. 2, Abb. 24. P. Munro, Kestner-Museum, Ägyptische Abteilung. Totenkult und Magie, Hannover o. J., 3 Nr. 5 m. Abb. N. Baum, Arbres et arbustes de l’Egypte ancienne. La liste de la tombe thébaine d’Ineni (n° 81) (OLA 31), Leuven 1988, 41, 49f., 65, 67f., 70-72, 74, 76-78, 82f., 86 Abb. 21.
Provenienz: Vermutlich Achmim, vermutlich Friedhof A; von W. Pelizaeus, der als
Herkunftsort jedoch Abutîg angibt, 1910 in Ägypten erworben und dem Museum 1911 gestiftet. Maße: Breite: 63 cm; Tiefe mit Ausguß: 58 cm; Tiefe ohne Ausguß: 45,5 cm; Höhe: 10,5 cm; Breite des Ausgusses: 11,5-18,5 cm; Breite der Unterseite: 38 cm; Tiefe der Unterseite: 21,5 cm. Material: Siltstein. Erhaltungszust.: Abbruch der rechten Ecke des Ausgusses, die bei verbleibendem Sprung wiederangesetzt wurde, und eine Bestoßung an der linken hinteren Ecke. Form: An der rückwärtigen Seite hervorragender trapezförmiger Ausguß mit Abflußrinne; Umrahmung des Formaltypus IV-2, bestehend aus erhabenem Rand, umlaufendem Kanal und schmalem Randstreifen; sich nach unten pyramidenstumpfartig verjüngende Seitenflächen. Darstellungen: Darstellungstypus I-H: Libationsvasen-Szene der Gruppe H im Mittelfeld: rechts und links außen jeweils eine Libationsvase mit nach innen weisender Ausgußtülle; zwei von den Ausgußtüllen ausgehende Wasserstrahlen, die sich zum Boden ergießen; dazwischen zuunterst zwei kartuschenförmige Vertiefungen mit nach außen weisenden unteren Enden; darüber vier nebeneinanderliegende runde Brote mit einer kreisförmigen Innenzeichnung; über diesen eine gerupfte Gans, ein Rinderschenkel und zwei Gurken; darüber ein Granatapfel zwischen zwei Gebinden aus je einer Lotosblüte und zwei Lotosknospen sowie zwei Weintrauben. Reliefstil: Relief mit versenktem Hintergrund. Epigraphik: --- Inschriften: --- Inhaber: --- Datierung: Ptolemäisch, vermutlich 2. Hälfte des 4. oder 3. Jahrhundert v. Chr. Bibliographie: G. Roeder, Die Denkmäler des Pelizaeus-Museums zu Hildesheim, Berlin 1921, 128, Abb 50. H. Kayser, Die ägyptischen Altertümer im Roemer-Pelizaeus-Museum in Hildesheim, Hildesheim 1973, 116. 4
E. Martin-Pardey, Grabbeigaben, Nachträge und Ergänzungen (CAA
Pelizaeus-Museum Hildesheim 6), Mainz am Rhein 1991, 52f. m. Abb.