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Die Bewertung von Bienenvölkern

Bericht von Magnus Menges

B
ei der Durchsicht meiner Bienenvölker bewerte zerquetscht werden könnten. Die Wabe wird vorsichtig ge-
ich diese immer nach den Kriterien der Zuchtord- zogen, und eventuell durch Verschieben der Randwabe ein
nung der Gemeinschaft der europäischen Buckfas- wenig mehr Platz geschaffen. Ein werfe einen ersten Blick
timker (GdeB). Am Beispiel einer solchen Volksdurchsicht auf die Drohnenwabe: Ist eventuell die Königin zu finden?
erkläre ich im Folgenden, worauf ich achte und wie ich ein Ist die Wabe komplett ausgebaut? Wie ist der Wabenbau?
Volk betrachte. Welche Art der Zellen wurden gebaut? Sind es überwie-
gend Drohnenzelle, sind es Arbeiterinnenzellen oder gar
Bevor ich die Beute öffne, schaue ich mir immer erst das ein Mix davon? Wenn vorhanden, wie ist die Drohnenbrut?
Flugloch an: Wie ist der Flugbetrieb? Liegen eventuell tote Geschlossen oder lückenhaft? Schlüpfen die Drohnen, sind
Bienen vor dem Flugloch? Bringen die Bienen Pollen nach diese gesund oder gibt es verkrüppelte Tiere aufgrund eines
Hause? Eventuell auch: Aus welcher Richtung kommen die eventuell hohen Varroabefalls? Wichtig ist auch hier eine
Bienen geflogen? genauere Untersuchung der Wabe nach Spielnäpfchen bzw.
Schwarmzellen! Gern produzieren die Bienen diese hier an
Dann öffne ich die Beute und betrachte zunächst die der Drohnenwabe. Man muss vor allem am Rand oder in
Bienen durch die Folie hindurch. Dabei kann ich direkt eventuellen Aussparungen der Wabe nachschauen. Interes-
erkennen, wie der Bienenbesatz in der Beute ist. Die Folie sant ist auch das Erscheinungsbild der Drohnen: Sind diese
wird nun möglichst vorsichtig abgezogen, und dabei eröff- dunkel mit goldenen Ringen? Sind sie hell? Oder ist even-
net sich schon Einiges: Fliegen die Bienen auf ? Legt sich tuell eine Mischung unterschiedlicher Drohnen zu finden?
eine erste Aufregung recht schnell? Stürzen Bienen aus dem
Volk und attackieren? Oder lassen sie sich nicht beunruhi- Jetzt wird die Randwabe gezogen. Da ich zwölf Waben
gen? Ich verwende dabei keinen Rauch, denn dieser würde in meinen Dadantbeuten habe, ist die Randwabe meistens
diesen ersten wichtigen Eindruck stören. Rauch kommt eine Speckwabe, das heißt sie ist voller Honig. Manchmal
generell auch nur dann zum Einsatz, wenn die Bienen sehr befindet sich aber auch dort etwas Brut bzw. es wird auch
nervös sind und mit Auffliegen oder gar Aggressivität auf Pollen oder Bienenbrot eingelagert. Mich interessiert auch
Eingriffe reagieren. hier: Wie viele Bienen oder Drohnen sitzen darauf ? Ist
eventuell die Königin hier?
Der nächste Blick erfolgt auf die Oberträger und auch
auf die Folie: Sind diese verklebt? Findet man Propolis? Ver- An die dritte Wabe, die ich nun entnehme, schließt sich
wendet das Volk eventuell Wachs? Oder ist nur der blanke fast immer das Brutnest an. Zunächst beurteile ich die Wa-
Oberträger zu sehen? Der zweite Blick geht in die Waben- benstetigkeit. Dann: Was ist unter der Bienenmenge zu se-
gassen: Sind die Wabengassen nur mit Bienen gefüllt oder hen? Verdeckelte Brut oder offene Brut? Stifte? Oder auch
auch mit Wirrbauten und Stegen, die die Bienen zwischen auslaufende Brut? Ist die Brut gesund oder kann ich Hin-
die Waben gebaut haben? Ist Letzteres der Fall, stellt sich weise auf Krankheiten wie Kalkbrut oder Ähnliches sehen?
die Frage: Stimmt der Wabenabstand oder wurde eventuell Wie ist das Brutgefüge? Ist es geschlossen oder lückenhaft?
mal vergessen, nach dem Schließen die Waben wieder zu- Könnte, wenn es Lücken gibt, ein Gen-Defekt vorliegen,
sammenzurücken? Nun folgt ein Blick auf die Volksstärke: weil eine Linie zu eng geführt wurde? Oder legt diese Kö-
Ist die Beute voll? Sind alle Waben besetzt oder gibt es noch nigin einfach nur ein lockeres Brutnest an? (Das finde ich
Freiraum? auch sehr oft heraus, indem ich mir ein frisches Gelege an-
schaue. Hier kann ich sehen, wie eng und geschlossen die
Dann entnehme ich die erste Wabe. Das ist bei mir Eier gelegt werden oder eben nicht und einen Vergleich zur
immer die Drohnenwabe, die an zweiter Stelle hängt. Ich Brutfläche machen.) Wie ist die Wabenorganisation? Gibt
ziehe diese als erste, da bei der äußersten Wabe am Rand es konzentrische Kreis auf der Wabe, das heißt innen ge-
eventuell Stege gebaut wurden und dadurch viele Bienen schlossene Brut, darum herum offene Brut und nochmals

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darum herum Eier, dann eventuell einen Kranz Pollen und gut beschreiben könnte. So hätte eine Einteilung in fünf
einen ganz schmalen Honigrand? Oder ist alles ungeordnet Bewertungspunkte den Vorteil, vom Mittelwert 3 aus eine
und chaotisch organisiert? Was kann man über die Bienen leichtere Aussage treffen zu können.
sagen: Sind sie einheitlich gefärbt oder findet man unter- Bei der Eigenschaftsbeschreibung von 1 bis 6 gehe ich
schiedliche Farbausprägungen? Sind die Bienen groß oder wie folgt vor:
klein? Wie sind die Flügel? Was kann man über das Gesam-
terscheinungsbild sagen? Die Ziffer 6 ist der beste Wert einer Eigenschaft.
Diese sollte zwischen 100 % und 90 % ausgeprägt sein.
Beim Betrachten der Brut achte ich auch darauf, wie die Die Ziffer 5 ist der Wert, bei dem die Eigenschaft zwischen
Veredelung der Brut ist. Wird die Zelle einfach flach zuge- 90 % und 75 % ausgeprägt ist.
zogen, sodass die Zeltübergänge kaum zu erkennen sind Die Ziffer 4 ist der Wert, bei dem die Eigenschaft zwischen
oder wird sie schön hoch verdeckelt, dass man jede Zelle 75 % und 55 % ausgeprägt ist.
einzeln erkennen kann? So sollte auch die Verdeckelung des Die Ziffer 3 ist der Wert, bei dem die Eigenschaft zwischen
Honigs sein: hoch und weiß, sodass zwischen dem Honig 55 % und 35 % ausgeprägt ist.
und der Verdeckelung noch ein Luftraum zu finden ist. Die Ziffer 2 ist der Wert, bei dem die Eigenschaft zwischen
Auf jeder Wabe suche ich außerdem nach Schwarmzel- 35 % und 15 % ausgeprägt ist.
len und der Königin. Die Ziffer 1 ist der schlechteste Wert und wird vergeben,
Wabe für Wabe inspiziere ich so. Bei der gesamten wenn die Eigenschaft kaum oder überhaupt nicht, also zwi-
Durchsicht wird das Volk genau beobachtet: Bleibt es fried- schen 15 % und 0 % zu finden ist.
lich und sanft? Oder schaukelt es sich auf und wird griffig
und aggressiv? Fangen die Bienen an, von den Waben zu Das scheint sehr theoretisch und bedarf einer genaue-
laufen? Oder bleiben sie wabenstetig? Wie ist die Brutaus- ren Erklärung. Anhand einzelner Kriterien möchte ich im
dehnung bzw. wie viele Waben sind mit Brut bestückt? Was Folgenden einige Beschreibungen geben, die die Bewertung
kann man über das Verhältnis zwischen Brut und vorhan- bzw. Zuordnung der Ziffern etwas vereinfachen.
dener Bienenmenge sagen?
Wird die Königin gefunden, so entnehme ich diese mit
dem Apinaut-Stick, sodass diese nach der Durchsicht wie- Sanftmut
der zugesetzt werden kann. Jede Königin könnte das Tier
sein, welches für die Weiterzucht benötigt wird und darf 6 = extrem sanft:
deshalb nicht verloren gehen. Es muss also sichergestellt Die Bienen lassen sich in keiner Weise durch einen Ein-
werden, dass die Königin unbeschadet die Durchsicht über- griff ins Bienenvolk von ihrer Arbeit abbringen. Ein
steht. Klopfen auf den Oberträger einer Wabe lässt die Bienen
Wichtig ist es auch, einen Blick auf den Boden der Beute in die Wabengasse verschwinden.
zu werfen, um zu sehen, ob dieser sauber gehalten wird oder 5 = sehr sanft:
ob auch Gemüll geduldet wird. Die Bienen fliegen beim Öffnen kurz auf, sie beruhigen
Zum Schluss kommt jede Wabe zurück an ihren vorheri- sich dann wieder. Klopft man auf den Oberträger einer
gen Platz. Die Waben werden zusammengerückt, sodass der Wabe, ist ein kurzes Erschrecken zu beobachten. Sie at-
Wabenabstand stimmt, die Königin wird wieder zugesetzt, tackieren aber nicht.
die Folie aufgelegt und die Beute geschlossen. 4 = sanft:
Meine Beobachtungen übersetze ich dann in die vor- Die Bienen fliegen beim Öffnen auf, attackieren aber
gegebenen Bewertungsziffern. Eine Schwierigkeit liegt da- nicht. Klopft man auf den Oberträger einer Wabe,
bei bei der Bewertungsskala von 1 bis 6. Es gibt bei dieser fliegen sie einen zwar an, stechen aber nicht. Das Volk
Skala keinen Mittelwert, von dem aus man Abweichungen kann ohne Rauch durchgeschaut werden.

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3 = griffig: Wabenstetigkeit
Die Bienen fliegen beim Öffnen auf. Sie stechen und
sind nervös. Mit etwas Rauch ist das Volk zu beruhigen. Wabenstetigkeit und Sanftmut sind sehr oft gekoppel-
Ein Klopfen auf den Oberträger einer Wabe führt dazu, te Eigenschaften: Wabenstetige Völker sind meistens auch
dass die Bienen auffliegen und stechen. Allgemein ver- sanftmütige Völker.
halten sich die Bienen abwehrend.
2 = sehr griffig: 6 = extrem wabenstetig:
Die Bienen fliegen beim Öffnen auf. Sie attackieren Die Bienen sind regelrecht auf die Waben geklebt. Sie
und man benötigt viel Rauch, um sie zu beruhigen. Bei klammern sich fest und sind auch nur schwer abzu-
der Durchsicht schaukelt sich das Volk immer wieder schlagen. Sie belagern die Waben, als wollten sie die
auf, sodass auch immer wieder viel Rauch gegeben wer- Brut vorm Verkühlen schützen.
den muss. Ein Klopfen auf den Oberträger einer Wabe 5 = sehr wabenstetig:
ist hier nicht ratsam. Leichte Bewegungen sind auf der Wabe erkennbar. Die
1 = aggressiv: Brut wird belagert.
Beim Öffnen des Volkes fliegen sehr viele Bienen auf 4 = noch wabenstetig:
und sie stechen direkt. Sie attackieren und sind sehr Ein leichtes Laufen der Bienen auf den Waben ist er-
stechlustig. Eine Durchsicht des Bienenvolkes ist ohne kennbar. Es bilden sich aber keine Trauben bzw. die
Schutzkleidung nicht möglich. Sowohl bei der Annä- Brut wird nicht verlassen.
herung als auch bei der Entfernung vom Stand attackie- 3 = etwas nervös:
ren sie. Eine Verfolgung über viele Meter, meist bis zum Die Bienen laufen auf den Waben umher. Teilweise ent-
Bienenhaus oder dem Auto ist nicht ungewöhnlich. stehen Lücken und es fliegen auch Bienen auf.
2 = sehr nervös:
Schwarmträgheit Die Bienen laufen ziemlich stark auf der Wabe umher.
Die Brut und auch Großteile der Wabe sind verlassen.
Bei der Bewertung der Schwarmträgheit ist zu berück- Viele Bienen befinden sich in der Luft. An den Rändern
sichtigen, dass das Volk immer genügend Platz haben muss, oder auch auf der Wabe bilden sich kleine Trauben und
um den eingetragenen Nektar einlagern zu können. Ist die- Knäule.
se der Fall ergeben sich die folgenden Bewertungspunkte. 1 = extrem nervös/Hüngler:
Die Bienen laufen wie irre auf den Waben umher, ver-
6 = extrem schwarmträge: lassen diese und laufen in die Beute. Ein Großteil befin-
Das Volk kommt in keinerlei Schwarmstimmung. det sich in der Luft. An den Wabenrändern bilden sich
5 = schwarmträge: Bienentrauben, die zu Boden fallen, sodass die Gefahr
Das Volk baut Spielnäpfe, es kommt aber zu keiner wei- besteht, dass auch die Königin dabei sein könnte und
teren Schwarmstimmung. zertreten wird. Man wird bei der Durchsicht selbst ner-
4 = Schwarmtrieb leicht lenkbar: vös und ist froh, das Bienenvolk wieder verschließen zu
Das Volk hat (meist im Frühjahr) bestiftete und ange- können.
zogene Weiselnäpfchen. Ein einmaliges Brechen reicht
aber oft aus und der Schwarmtrieb ist weg.
3 = Schwarmtrieb schwer lenkbar: Vitalität der Bienen
Das Volk baut immer wieder Weiselnäpfchen. Ein
10-Tagesrhythmus für die Volksdurchsicht ist kaum Die Vitalität der Bienen ist einfach ausgedrückt das Ver-
ausreichend, um ein Abschwärmen zu verhindern. hältnis zwischen aufgezogener Brut und vorhandener Bie-
2 = fast abgeschwärmt: nenmasse. Es ist im weitesten Sinn die Bewertung der Lang-
Das Volk zieht viele Weiselzellen. Trotz des Brechens lebigkeit der Bienen und zeigt die Lebenskraft und -energie,
dieser Zellen ist zu beobachten, dass die Königin ih- die ein Bien hat. Es ist ein Bewertungskriterium, das oft
ren Legebetrieb reduziert. Alle Anzeichen stehen auf unterschätzt wird, da viele Faktoren zu Verfälschungen
Schwarm. Nur noch ein Entnehmen eines Königinne- von Ergebnissen führen können. Im Frühjahr auftretende
nablegers kann vom endgültigen Abschwärmen abhal- Krankheiten wie die Nosema können ein Volk schwächen,
ten. trotz eventuell doch vorhandener Langlebigkeit. Gerade
1 = abgeschwärmt: im Frühjahr kann der Wärmehaushalt ein entscheidender
Das Volk ist abgeschwärmt. Faktor sein, der eventuell vom Imker zu wenig Beachtung

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findet. Zu viel Raum für eine zu geringe Bienenmasse kann Bei den Bewertungen können ganz unterschiedliche
die Entwicklung verzögern und ausbremsen. Hinzu kom- Brutmengen zu unterschiedlichen Volksstärken führen. Zu
men Zeiträume, in denen beispielsweise Massentrachten beachten sind wie schon erwähnt Verfälschungen, die un-
stattfinden: Wie ist das Regenerationsverhalten und wel- terschiedlichster Art sein können.
che Auswirkungen haben solche Ereignisse auf das Volk?
Erholt es sich oder ist es von nun an so geschwächt, dass es Vitalität der Brut
kaum mehr für weitere Trachten zu gebrauchen ist? Auch
können auftretende Viren ein Volk belasten. Hierbei ist zu Dieses Bewertungskriterium scheint auf den ersten
beachten, dass es Viren gibt, die mit und ohne Varroamilbe Blick einfach zu erfassen. Bei genauerer Betrachtung aber
auftreten können. zeigt sich, dass es sogar extrem kompliziert ist. Warum?
Einfach ausgedrückt geht es um die Erfassung der Lebens-
All diese Dinge müssen bei der Bewertung mitbedacht kraft der Brut. Zieht man eine Wabe und findet dort verde-
werden. Die Bewertung der Vitalität sollte außerdem die ckelte Brut, so sucht man nach geschlossenen Brutflächen.
gesamte Bienensaison berücksichtigen. Wichtig ist, dass Geschlossenen Brutfläche = vitale Brut? Leider ist es nicht
auch keine Verfälschungen durch Schröpfen oder Zuhän- ganz so einfach. Ganz wichtig ist es, die neu bestiftete Flä-
gen von fremden Waben passieren. Auch muss das Volk in che mit der verdeckten Brutfläche zu vergleichen. Ist die-
einem nicht eingeengten Brutraum betrachtet werden, da se eventuell lückenhaft, weil die Königin ein zerstreutes
man nur so eine richtige Bewertung vornehmen kann. Die Brutnest anlegt oder spielen hier andere Faktoren hinein?
Königin muss sich frei entfalten, das Volk sich uneinge- Zu starke Inzucht beispielsweise führt dazu, dass die Brut
schränkt entwickeln können. Eine generelle Bezifferung ist teilweise abstirbt und von den Bienen ausgeräumt wird. Es
von daher sehr schwierig. entstehen Lücken. Extremes Pressing, das heißt ein zu star-
Ich gebe deswegen hier nur ein Beispiel an, das eine kes Zusammenpressen des Bienenvolkes, führt oft zu gro-
Bewertung erleichtern soll: Das Volk befindet sich in ei- ßen geschlossenen Brutflächen, die lückenlos sind. Doch
ner Dandant-Beute mit zwölf Waben. Die Königin hat im wie würde ein solches Brutnest ohne Pressing aussehen?
Brutraum zwei Speckwaben, eine Drohnenwabe und 9 Wa- Es kommt zu verfälschten Bewertungen. Außerdem muss
ben mit Arbeiterinnenbrut. die Brutausdehnung von Beginn des Bienenjahres bis zum
21.06. des Jahres und dann im Herbst miterfasst werden.
6 = extrem vital: Denn die Legetätigkeit der Königin steigt und sinkt mit
Das Volk besetzt den Brutraum mit drei Honigräumen dem jahreszeitlichen Sonnenstand.
ohne Probleme. Im Spätsommer bildet sich vor dem Was auch eine Rolle spielt, sind Brutkrankheiten. Kalk-
Flugloch ein großer Bienenbart. brut, Sackbrut, europäische Faulbrut oder bösartige ame-
5 = sehr vital: rikanische Faulbrut sind Brutkrankheiten, die direkt zur
Das Volk besetzt ohne Probleme drei Honigräume. Die Ausscheidung einer Königin/eines Volkes als Zuchtmut-
Wabengassen des Brutraumes sind von unten mit Bie- ter/Zuchtvolk führen. Gegen Ende des Bienenjahres, also
nentrauben behangen. Ende Oktober ist es sehr förderlich, wenn die Königin ihre
4 = vital: Legetätigkeit ganz einstellt. Das wirkt der Entwicklung der
Das Volk besetzt zwei Honigräume. Die Brutzarge ist Varroamilben entgegen.
mit Bienen gut besetzt. Die Bewertung bezieht sich auf die größte Ausdehnung
3 = Defizite in der Vitalität: der Brut zur Zeit der aktivsten Legetätigkeit der Königin
Das Volk schafft es gerade so, zwei Honigräume zu be- im Jahr.
setzen. Die Randwaben in der Brutzarge sind nur teil-
weise mit Bienen besetzt. 6 = extrem vital:
2 = wenig vital: Das Volk weitet seine Brutflächen bis auf die Randwa-
Das Volk schafft es gerade mal, einen Honigraum zu ben aus, die Innenseiten sind bebrütet. Lücken sind in
besetzen. Die Brutzarge ist relativ dünn mit Bienen be- den Brutwaben sehr wenige (bis auf ein paar Heizerzel-
setzt. len) zu finden (knapp elf Dadantwaben Brut).
1 = nicht vital: 5 = sehr vital:
Das Volk schafft es nicht oder kaum, den Honigraum zu Das Volk hat bis auf die beiden Außenwaben alle Wa-
besetzen. Die Brutzarge ist schwach besetzt. Es schlüp- ben bebrütet. Lücken sind nur sehr wenige zu finden,
fen zwar Bienen nach, doch das Volk legt an Stärke auch hier nur ein paar Heizerzellen (knapp zehn Da-
nicht zu. dantwaben Brut).

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4 = vital: nochmals zum Futter zu gelangen und überlebt geschwächt.
Das Volk dehnt das Brutnest bis auf knapp neun Da- Man kann hier den Wert, mit einer entsprechenden Notiz
dantwaben aus. Es sind kaum Lücken in der Brut zu um eine Ziffer hochsetzen. In diesem Zusammenhang sollte
finden. man auch den Verbrauch an Futtervorräten erfassen. Das
3 = Defizite in der Vitalität: kann als Textnotiz geschehen. Ich notiere mir immer die
Das Volk hat auf sechs bis sieben Dadantwaben Brut. Menge, mit der ein Volk in den Winter geht (18 bis 20 kg)
Einige Lücken sind zu finden. Manchmal ist das Brut- und was im Frühjahr noch vorhanden ist. Auch hier besteht
nest auch nicht kompakt, sondern etwas zerstreut an- natürlich ein Zusammenhang zwischen Bienenmenge und
gelegt. Verbrauch.
2 = wenig vital: 6 = sehr gute Winterfestigkeit:
Das Volk hat auf kaum fünf Dadantwaben Brut. Lücken Bis zu 90 % der Bienenmenge ist vorhanden.
sind zu finden. Die Waben sind oft nicht bis an den 5 = gute Winterfestigkeit:
Rand bebrütet, sondern ein Futterkranz umschließt die Bis zu 75 % der Bienenmenge ist vorhanden.
Brut. Das Brutnest ist sehr zerstreut angelegt. 4 = gerade noch winterfest:
1 = nicht vital: Bis 55 % der Bienenmenge ist vorhanden.
Diese Bewertung wird beim Auftauchen von Brut- 3 = Probleme mit der Winterfestigkeit:
krankheiten vergeben. Völker, die außerdem kaum über Bis 35 % der Bienenmenge ist vorhanden.
eine Handfläche Brut hinauskommen, gehören hier hi- 2 = kaum winterfest:
nein. Es gibt mehr Lücken als Brut. Von einer Brutnest- Nur noch bis zu15 % der Bienenmenge ist vorhanden.
anlage kann keine Rede sein. 1 = keine Winterfestigkeit:
Volk ist tot bzw. zu schwach, um selbst wieder in
Überwinterung/Winterfestigkeit Schwung zu kommen. Die Königin wurde eventuell
entnommen und in ein anderes Volk eingeweiselt.
Dieses Kriterium ist meiner Meinung nach am einfachs-
ten zu bewerten. Im Herbst, bei der Entnahme des Futter- Wirrbau
geschirrs macht man sich ein letztes Bild des Volkes und
notiert sich die Volksstärke. Im Frühjahr vergleicht man Bei diesem Kriterium ist es zunächst sehr wichtig, dass
die vorhandene Bienenmenge mit der eingewinterten. Aber alle bautechnischen Vorgaben eingehalten wurden und der
auch hier gibt es wichtige Dinge zu beachten: Wurde eine sogenannte Bee Space stimmt. Er beträgt 8 mm +/-2 mm.
Königin neu eingeweiselt, so sollten die Bienen, mit denen Wird diese Distanz beispielsweise zwischen Rähmchen
die Königin überwintert hat, auch von dieser stammen. Al- und Beutenwand eingehalten, so bauen die Bienen norma-
les andere würde hier zu Verfälschungen führen, zum Bei- lerweise keine Stege oder Zwischenwaben in diesen Raum.
spiel beim Überwintern einer reinen Ligustica-Königin. Da Das gilt auch für den Abstand zwischen Waben und Ma-
es für diese in unserer Region zu kalt ist, würde sie entweder gazinaufsatz, Rähmchen und Deckel, Rähmchen und Ab-
nur sehr schwach oder überhaupt nicht mit ihren eigenen sperrgitter etc. Überall sollte dieser Abstand eingehalten
Bienen über den Winter kommen. Um dem entgegen- werden.
zuwirken, kann man eine solche Königin sehr spät in ein Was bei diesem Kriterium auch berücksichtigt werden
Bienenvolk einweiseln, sodass robustere Winterbienen vor- sollte, ist die Verdeckelung der Brut und des Honigs. Die
handen sind. Dieses starke Volk im Frühjahr hätte aber mit Verdeckelung sollte weiß und hoch sein, sodass zwischen
der Winterfestigkeit der Königin nichts zu tun. Der Wert Honig und Wachsdeckel eine kleine Luftschicht liegt. Der
wäre verfälscht. Honig zieht so nicht so schnell Feuchtigkeit an und läuft
Ebenso verhält es sich mit Völkern, die eventuell ver- auch nicht so schnell bei der Entnahme der Waben aus. Ein
stärkt wurden. Auch dies müsste bei der Bewertung berück- Entdeckeln fällt außerdem leichter. Ähnlich verhält es sich
sichtigt werden, ebenso wie die Beobachtung, dass ein Teil bei der Brut. Auch hier ist eine Hochdeckelung wünschens-
des Volkes vom Futter abgerissen ist. Dies geschieht oft im wert, sie ist sehr oft ein Ausdruck vitaler Brut. Sollten ein-
Frühjahr, wenn die Bienen in Brut gehen und die Tempera- mal Brutkrankheiten auftauchen, sind diese außerdem sehr
turen nochmals rapide absinken. Dann bleiben die Bienen schnell zu identifizieren.
auf der Brut sitzen, um diese zu wärmen. Ist die Distanz zum Bei der Zugabe von Mittelwänden ist außerdem zu be-
Futter dann allerdings zu groß, schaffen sie es nicht, sich mit achten, dass man beim gleichen Zellmaß bleibt. Auf dem
genügend Futter zu versorgen und sie verhungern. Ein Teil, Markt sind Mittelwände mit einem Zellmaß von 5,4 mm,
eventuell mit der Königin, schafft es aber manchmal, doch 5,1  mm und 4,9  mm erhältlich. Hängt man eine Mittel-

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wand mit einem vom betriebseigenen abweichenden Zell- lichst wenig Propolis vorhanden sein sollte, im Sommer bis
maß ein, kommt es zwangsläufig zu Wirrbauten, die aber Herbst darf die Menge steigen. Außerdem gibt es Völker,
mit dem Wabenbau der Bienen nichts zu tun haben. die unterschiedliche Arten von Kittharz eintragen. Gelb-
Zuchtziel ist ein gleichmäßiger Wabenbau ohne Stege lich braune Propolis ist lästig, weil sie sehr stark klebend ist.
mit einer weißen Hochdeckelung. Am einfachsten ist dies Rötlich-braune dagegen ist in der Konsistenz sehr fest und
am Naturbau eines Volkes in einem Leerrahmen zu sehen. daher nicht ganz so störend. Diese Propolis habe ich per-
Daraus ergibt sich die folgende Bewertung. sönlich in bestimmter Menge recht gern in Bienenvölkern.

6 = kein Wirrbau: 6 = kein Propolis:


Die Waben sind gleichmäßig ausgebaut, die Verdecke- Alle Waben und Beutenteile sind frei von Propolis.
lung ist hoch und weiß, es gibt keine Stege zwischen 5 = etwas Propolis:
den Waben. Zwischen den Wabenverbindungen (Abstandshaltern)
5 = etwas Wirrbau: und in den Beutenecken ist ganz wenig Propolis zu fin-
Ab und zu findet man leichte Unregelmäßigkeiten im den. Sie stört nicht bei der Arbeit am Volk.
Wabenbau. Die Verdeckelung ist etwas flacher und man 4 = Neigung zum Verkitten:
findet hier und da kleine Wachsstege. Folie und Abstandhalter kleben. Es wirkt etwas störend
4 = Neigung zu Wirrbau: bei der Volksdurchsicht. Mit der Zeit bildet sich an den
Der Wabenbau ist teilweise unregelmäßig. Die Verde- Fingern ein leichter Propolisfilm.
ckelung ist etwas grau und kaum gewölbt. Stege sind 3 = Verkitten:
zwischen den Waben immer wieder einmal zu finden. Die Folie oder der Deckel ist an den Oberträgern fest-
3 = Wirrbau: geklebt. Die Waben sind an der Auflage in der Beute
Der Wabenbau ist unregelmäßig mit viel Vermischung angeklebt. Es wirkt sehr störend bei der Arbeit am Volk.
von Drohnen- und Arbeiterinnenbau. Zwischen den Propolis sammelt sich an den Fingern, sodass man sie
Oberträgern und den Waben sind einige Stege zu fin- abpellen kann.
den. Die Verdeckelung ist kaum gewölbt und grau. 2 = stark propolisierend:
2 = starker Wirrbau: An den Rähmchen, Abstandhaltern, Wabenauflagen
Sehr unregelmäßiger Wabenbau. Bei den Brutwaben und in den Beutenecken findet man Propolis. Eine
findet man ein großes Zellenwirrwarr. Die Zwischen- Volksdurchsicht ist mühsam und man muss mindestens
räume werden mit Stegen und kleinen Zwischenwaben ein Mal den Kittharz von den Fingern entfernen, um
verbaut. Die Verdeckelung ist so flach, dass kaum der das Volk fertig bearbeiten zu können.
Rand der einzelnen Zellen zu erkennen ist. Einige Bie- 1 = extrem propolisierend:
nen werden beim Öffnen des Volkes zerquetscht. Alles ist mit Propolis verklebt. Selbst zwischen den Wa-
1 = extremer Wirkbau: bengassen entstehen Propolisstege. Alles verklebt bei
Extrem unregelmäßiger Wabenbau. Das Zellenwirr- der Arbeit am Volk mit Propolis, sogar am Stockmeißel
warr ist dominierend. Die Verdeckelung ist so flach, bleibt sie hängen. Man muss zwischendurch mehrmals
dass der Rand der einzelnen Zellen nicht zu erkennen die Finger reinigen, da sonst keine Volksdurchsicht
ist. Die Verdeckelung des Honigs ist feucht und grau, möglich ist.
oft auch mit nassem Honig verbunden. Überall findet
man Stege und Verbauungen. Das Volk ist ohne das Ertrag
Zerdrücken von Bienen nicht zu öffnen.
Der Ertrag wird zunächst nicht direkt mit Ziffern be-
Propolis wertet. Denn die Erträge schwanken von Jahr zu Jahr, und
viele Faktoren wie Witterung, Ertragsangebot, Standort etc.
Propolis wird von manchen Imkern gehasst, da dieses spielen eine Rolle. Die Erträge werden deswegen in kg auf-
Kittharz zu einem Verkleben sämtlicher Teile einer Bienen- geschrieben. Dabei wird nicht jeder Honigraum gewogen,
behausung führen kann. Andere Imker lieben Propolis, da sondern das Gewicht wird geschätzt. Wie gut eine Schät-
sie den Stoff ernten möchten. Bei der Bearbeitung wirkt zung ist, kann man testen, indem man zu Beginn stichpro-
Propolis so oder so störend, ist allerdings eine Art natür- benartig wiegt (voller gegenüber leeren Honigraum bzw.
liches Antibiotikum und wirkt keimtötend, was für die volle, verdeckte Wabe gegenüber ausgeschleuderter Wabe).
Bienenvölker eher als positiv zu bewerten ist. Aus diesem Oftmals stimmen aber geschätzte Menge und geschleuder-
Grund kann als Richtschnur gelten, dass im Frühjahr mög- ter Honig in etwa überein.

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Bewertet wird pro Ernte und pro Stand bzw. pro Wan- in ihrer Behausung und halten den Stock rein. Das Hygie-
deraufstellung. Der höchste Ertrag wird mit der Ziffer 6 be- neverhalten von Bienenvölkern wird nicht mit den Bewer-
wertet. Dann werden die Ziffern prozentual der Abnahme tungsziffern 1 bis 6 erfasst, sondern als Prozentangabe. Es
an kg vergeben. ist ein Kennzeichen, das mit dem bloßen Auge zunächst
6 = 100 % nicht erfasst werden kann. Es sind einige Vorbereitungen
5 = ab 10 % weniger nötig, um dieses Bewertungskriterium sichtbar werden zu
4 = ab 25 % weniger lassen. Es gibt unterschiedliche Verfahren, derer man sich
3 = ab 45 % weniger bedienen kann. Ursprünglich setzte man dazu Nadeltests
2 = ab 65 % weniger ein. Allerdings waren deren Ergebnisse nicht eindeutig ge-
1 = ab 85 % weniger (Totalversager) nug. Man erstach dazu Maden, die etwa 17 Tage alt waren
(Maden mit braunen Augen) durch den Zelldeckel. Die
Am Ende des Jahres sind am einfachsten Stände zu ver- Bienen räumen dann, so sie hygienisch sind, die toten Ma-
gleichen, mit denen nicht gewandert wurde. Schwieriger ist den aus ihren Zellen aus. Durch dieses Erstechen brachte
der Vergleich von Völkern, mit denen gewandert oder auch man allerdings Hämolympfe beim Zellwechsel auf die
in unterschiedliche Trachten und Tarifgebiete gewechselt Zelldeckel auf. Nun konnte man nicht genau sagen, ob das
wurde. Dann muss man nach gleicher „Bewirtschaftungs- Hygieneverhalten aufgrund des Erkennens toter Maden in
weise“ gruppieren. Wichtig und interessant ist hier der ihrer Zelle hervorgerufen wurde oder durch das Auffinden
Vergleich der Ziffernbewertung am Ende des Jahres unter von Hämolympfe auf den Zeltdeckeln.
Geschwistergruppen, die möglichst an verschiedenen Stän- Drei Verfahren, die ich nun kurz erläutern möchte, füh-
den untergebracht waren: Liegen diese alle auf etwa einem ren bei richtiger Anwendung zu Ergebnissen, die nicht ver-
Niveau oder gibt es hier große Unterschiede im Vergleich fälscht sind.
zu anderen Linien?
Hier zeigt sich der Vorteil in der Ziffernvergabe gegen- 1. Brutabtötung mit flüssigem Stickstoff:
über der Angabe in kg. Ein Beispiel: Im Frühjahr bringt Auf einer Brutwabe, die das gewünschte Madenalter
ein Volk die Spitzenleistung von 45 kg Honig ( Ziffernbe- von 17 Tagen zeigt, wird eine definierte Fläche unter Zuhil-
wertung 6 im Vergleich zu anderen Völkern), in der Zwi- fenahme eines Metallringes so stark heruntergekühlt, dass
schenphase im Frühsommer den besten Wert mit 35  kg die Brut in ihrer Zelle abstirbt. Die Zeltdeckel werden da-
(Ziffernbewertung 6) und im Sommer beim Abschleudern bei nicht beschädigt. Danach wird die Wabe zurück in das
nochmals einen Ertrag von 38 kg (Ziffernbewertung 6). Ein Volk gegeben. 24 Stunden später erfasst man nun, welcher
zweites Volk, mit dem gewandert wurde, bringt folgende Prozentteil ausgeräumt worden ist. Diesen Wert trägt man
Ergebnisse: im Frühjahr 30 kg mit der Ziffer 6, in der Aka- in die Bewertungstabelle ein. Der Umgang mit flüssigem
zie 50 kg mit der Ziffer 5, in der Linde 35 kg mit der Ziffer Stickstoff ist allerdings nicht ganz ungefährlich, und des
4, im Spätsommer beim Abscheuern 30 kg mit der Ziffer 4. Weiteren ist es nicht ganz einfach, ihn zu bekommen.
Die Völker im Vergleich: Das Volk 1 ist der Spitzenreiter
am Stand; dies zeigt sich auch in der Bewertung mit der Zif- 2. Das Einbringen von tiefgefrorenen Wabenstücken:
fer 6 bei 118 kg Jahresgesamtertrag. Volk 2 dagegen hat eine Eine Brutwabe mit etwa 17 Tage alten Maden wird in ei-
Ziffernbewertung von 5 (4,75), obwohl es im Vergleich zu ner Kühltruhe tiefgefroren. Die Wabe wird nun in kleinere
Volk 1 einen Gesamtertrag von 145 kg Ertrag brachte. Im Teilstücke zerschnitten (definierte Größe), welche in eine
direkten Vergleich wäre Volk 1 das schlechtere, denn 118 kg Metallklammer eingesetzt werden. Man hängt diese Wa-
zu 145 kg macht einen Unterschied von 18,6 % und somit benstücke in eine Wabengassen und erfasst nach 24 Stun-
hätte Volk 1 nur eine Ziffernbewertung von 5 bekommen. den den prozentualen Ausräumfaktor.
Gerade im Honigertrag zeigt sich das Zusammenspiel
der Leistungsmerkmale eines Bienenvolkes. Die Völker, die 3. Brutabtönung mit Trockeneis:
gute bis sehr gute Erträge aufweisen, sind auch die Völker Ich nutze an meinem Bienenstand ein Verfahren, wel-
die die guten bis sehr guten Eigenschaften auf sich vereinen. ches mit Trockeneis funktioniert. Dadurch ist man un-
abhängig und flexibel und kann sehr schnell einen Test
Hygiene durchführen. Man benötigt dazu eine CO2-Flasche mit
einem Steigrohr, einen Nylonstrumpf, Metallringe mit ei-
Wenn Bienenvölker ein hygienisches Verhalten besit- nem definierten Durchmesser (überdeckt ca. 150 Zellen),
zen, so erkennen sie tote oder abgestorbene Bienen in ihren ein Behältnis, um das Trockeneis dosieren zu können, sowie
Zellen und räumen diese aus. Sie dulden also keinen „Müll“ einen Temperaturmesser. Der Metallring wird auf die Brut-

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wabe mit dem gewünschten Madenalter von etwa 17 Tagen Biene ist nicht voll entwickelt, sie ist kurzlebiger und ihre
aufgesetzt und die Brut heruntergekühlt, sodass sie abstirbt. Futtersaftdrüsen sind verkümmert. Die Brutpflege und
Mit dem Temperaturfühler wird die Temperatur gemessen, Aufzucht leiden darunter, und die Brut wird oftmals durch
um eine ausreichende „Frostigkeit“ zu gewährleisten (op- die Milben mit Viren infiziert. Bei den Virusinfektionen ist
timal mind. -40°C). Nach 10 Minuten wird die Brutwabe eine recht gut erkennbar, die durch DWV (deformed wind
zurück an ihren Platz im Volk gehängt und nach 24 Stun- virus) bzw. den Flügeldeformationsvirus hervorgerufen
den wird das Ausräumverhalten überprüft. Der prozentuale wird. Wie der Name schon sagt, sind die Flügel verkrüppelt
Anteil der ausgeräumten Zellen wird erfasst. bzw. deformiert. Die Bienen sind nicht flugfähig und krie-
Diese Hygienetests sind zu empfehlen, da sie oftmals chen aus dem Volk. Hier ist unbedingt eine Behandlung
auch Krankheiten verhindern können. Man geht davon nötig, um das Volk vor dem Tod zu retten.
aus, dass Völker, die in Sperrbezirken mit bösartiger Ame- Wird nach der Honigernte eine Varroabehandlung vor-
rikanischer Faulbrut liegen und noch nicht daran erkrankt genommen, so sind folgende Aspekte für eine Bewertung
sind, ein erhöhtes Hygieneverhalten aufweisen: Bei dem zu berücksichtigen: Gibt es erkennbare Schäden wie ver-
geringsten Anzeichen von absterbender Brut wird diese krüppelte Bienen? Wie viele Milben fallen bei der Behand-
ausgeräumt. lung (auch im Verhältnis zur Volksstärke)? Sind Schäden er-
kennbar, wenn ja bei welchem Milbendruck? Etwa um den
Varroaschäden 01.08. sollte eine erste Behandlung erfolgen, später ist es
ungünstig und gefährdet den Bienenbestand. Daraus ergibt
Bei der Bewertung von Varroaschäden ist die Vergabe sich die folgende Bewertung nach der Behandlung.
von Ziffern nicht einfach. In manchen Jahren gibt es ext-
rem viele Milben, in anderen Jahren ist der Varroadruck 6 = nicht varroaanfällig:
sehr gering. Hinzu kommen volksabhängige Faktoren: Ist Keinerlei Schäden, fast keine Milben. Keine Gefahr für
das Volk aus einem Ableger entstanden? Wie sieht es mit das Volk auch ohne Behandlung.
dem Altbestand von Wabenmaterial aus, das Herde für alle 5 = ganz leichte Varroaschäden:
möglichen Bienenkrankheiten enthalten kann? Außerdem Die ein oder andere Biene hat verkrüppelte Flügel, nach
gibt es Völker, die sehr viel Brut über eine Saison produzie- der Behandlung ist aber alles wieder gut. Es fallen im
ren, andere hingegen schaffen im Vergleich dazu nur 80 %. Verhältnis zum Standdurchschnitt sehr wenige Milben.
Das alles sind unterschiedliche Voraussetzungen für die 4 = wenig varroaanfällig:
Entwicklung der Milbe. Kaum Bienen mit verkrüppelten Flügeln. Die ein oder
andere Zelle wurde ausgeräumt. Nach der Behandlung
Ein wichtiger Zeitpunkt ist die Sommersonnenwende fallen Milbenmengen im mittleren Bereich. Ohne Be-
(21.06). Bis zu diesem Zeitpunkt vermehren sich die Varro- handlung würde ein solches Volk nicht überleben.
amilben in der Brut, das heißt 90 % aller Milben in einem 3 = varroaanfällig:
Bienenvolk sind in der Brut zu finden. Die Brutstärke ei- Viele verkrüppelte Bienen mit ausgeräumten Puppen
nes Bienenvolkes ist auf sein Maximum ausgedehnt. Nun aus verschiedenen Entwicklungsstadien vor dem Flug-
kommt aber der Zeitpunkt, an dem die Legetätigkeit der loch. Extremer Milbenfall nach der Behandlung. Das
Königin zurückgeht. Die Anzahl der Varroen bleibt aber Volk ist sehr nervös im Gegensatz zu früheren Durch-
gleich, und es entsteht die kritische Situation, dass auf we- sichten.
nig Brut viele Milben kommen. Schadbilder, die beunruhi- 2 = sehr varroaanfällig:
gen, sind krabbelnde Bienen am Boden der Beute, zum Teil Sehr viele verkrüppelte Bienen, viele Lücken in der Brut
auch vor dem Flugloch, ausgeräumte Brut in unterschied- mit zum Teil eingefallenen Zelldeckeln und abgestor-
lichen Entwicklungsstadien, die Missbildungen aufzeigt, benen Larven. Das Volk ist nur noch zu retten, indem
geschlüpfte Bienen mit einem verkürzten Hinterleib und man das Wabenmaterial komplett entnimmt und aus
zum Teil verkrüppelten oder trüben Flügeln. Bei genauer einem anderen Volk Einiges an gesunder Bienenmasse
Betrachtung kann man Varroamilben auf erwachsenen Bie- zugibt, sodass ein kleines gesundes Volk für den Winter
nen sitzen sehen. Bei der Durchsicht verhalten sich stark wieder aufgebaut werden kann.
befallene Völker nervöser als sonst. Die Brutnester können 1 = extrem varroaanfällig:
lückiger sein als vorher. Das Volk ist nicht mehr zu retten und muss abgeschwe-
Da sich die Varroamilbe als Parasit in der Brut fort- felt werden, um eine Gefährdung des Bienenstandes zu
pflanzt, wird die Biene in ihrer Entwicklung gestört, was verhindern.
Folgen für den weiteren Fortbestand eines Volkes hat: Die ■

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