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E I N TEMPEL M I T P F E I L E R U M G A N G

THUTMOSES' 111. UND HATSCHEPSUTS


IN KARNAK
(mit einer Tafel)

VON

HERBERT RICKE.

Im FrühjahI 9 3 6 hat die ägyptisch Altertümerverwaltun auf eine


Bitte Borchardts unter Leitung von Chevrier einen kleinen Tempel nörd
lich vor dem Haupteingang zum Muttempelbezirk freilegen lassen (Taf.,
Abb. a). Ein kurzer Bericht übedie Ausgra-
bung findet sich in Annales du Service, XXXVI , 8 6 f.

-
Dort ist auch ein Reliefbruchstücmit ausgchack-
lern und wieder einges~tztcm Amonsnamen er-
wähntdas den Tempel in die Zeit der 18. Dynastie
vor Amenophis IV. verweist.
Bei der zeichnerischen Aufnahme des Tempels 50-

(April
. - I9.
3 6 .) fand sich ein Reliefbruchstückdas ~ b b .I . - Fries der
unmittelbar unter einem Rundstab gesessen hat Hatschepsut, erg.
und zu einem Fries gehört der nach der Fund-
stelle die Aussenwand des westlichen Barkenraumes umzogen hat. Das
erhaltene Relief liess sich zu dem bekannten Fries der Hatschepsut (den
Namen M'^-t kl R" darstellend) ( l ) ergiinzen (Abb. I). Damit war die Aus-
schmückun des westlichen Barkenraumes zeitlich bestimmt. Nun ist
dieser aber an den östliche Barkcnraum nachtriglich angebaut, sodass
sich die Frage stellte, von wem die iiltere Tempelhiilfte gebaut ist. Um
das zu klärenbat Borchardt die iigyptische Altertümerverwaltungnach
den Grundsteingruben suchen zu lassen.

(I) NAVILLE,
The Temple of Deir el Baltari, Taf. 33 ff.
Im Januar i g 3 7 steilte Chevrier einen Rbs und i a Leute füdie Suqhe
nach den Grundsteingruben zur Verfügung Es wurden zwei Gruben im
ostlichen Tempelteil aufgedeckt, ausserdem wurden zusiitzliche Ausgra-
bungsarbeiten und eine gründlich Reinigung des Tempels vorgenom-
men.
Den Aufnahmeplan wird Borchardt demnichst in anderem Zusammen-
hange veröffentlichen Es genüghier daher, neben der Mitteilung der
Grundsteinbeigaben und anderer Funde, einen ergiinzten Plan des Tem-
pels und seiner niheren Umgebung vorzulegen (Abb. 2).
G r u n d s t e i n g r u b e Nr. i liegt in der Hauptachse des Tempels unter
der Ost-Tüdes östliche Barkenraumes (in Abb. 2 mit i bezeichnet;
Lingsschnitt und Grundriss mit Maszangaben s. Abb. 3 oben links). Die
Grube ist in die anstehende Nilerde eingeschnitten und nach der Füllun
mit'ßeigabeund reinem Sand auch mit einer Schicht Nilerde abgedeckt,
die anscheinend feucht aufgebracht worden ist.
Der Inhalt der Grube (Abb. 3 ) , der regellos in der Sandfullung verteilt
war, besteht aus 18 ziemlich roh gemachten Tongefiissen in 7 verschie-
denen Formen, einem lufttrockenen Ziegel und einer kleinen Scheinvase
mit zwei Deckeln aus Alabaster. Auf dem einen Deckel steht blau auf-
gemalt, auf dem anderen eingekratzt und blau ausgemalt der Thronname
Thutmoses' 111. Auf der Scheinvase, ebenfalls eingetieft und blau ausge-
malt, steht in zwei senkrechten Zeilen, 1 (-1 \f9
gute Gott Tliiitmoses III., geliebt von Amon auf seiner Treppe V .
L
R er
Die Grundsteingrube hat dicht übeihrem Boden eine kleine nischen-
formige Erweiterung nach NW zu, die füdie Gruben Thutmoses' 111.
bezeichnend zu sein scheint; ich kenne jedenfalls zwei weitere mit gleichen
Nischen : eine unveröffentlicht Grube in seinen1 Totentempel in Qurna,
eine andere im Tempel von Koptos[l). Währen aber bei diesen in den
Nischen besondere Beigaben niedergelegt sind -in Qurna ausschliesslich
Karneolperlen, in Koptos zylindrische Gefässmit Deckeln- fanden sich
in der Nische unserer Grube nur zwei Tonschälchenwie weitere q Stüc
von gleicher Form in der Hauptgrube verstreut lagen.

('1 PETRIE,
Koptos, S. I U (Grube 7 ) U. Taf. 16.
Abh. a. - Tempel mit Pfeilerumgang Thulmoses' 111. und Hatschepsuts vor dem Eingang
zum Muttempelbezirk in Karnak. Ergänzung
G r u n d s t e i n g r u b e Nr.
liegt unter der Süd-Ost-Eckdes Pfeiler-
2
Umgangs (in Abb. a mit 2 bezeichnet; Schnitt mit Maszangaben s. Abb.
3 unten links). Der Inhalt (Abb. 3 ) besteht aus 5 Tongefässe in zwei
verschiedenen Formen (die im feuchten Sand der Grube schon bei der
Freilegung vollständi zerdrückwaren), einem kleinen Kupfermeissel,
zwei Modellen von Kornmahlsteinen aus kristallinem Gestein mit blau auf-
gemalten Inschriften (Ã Der gute Gott T h m o s e s III., mit Leben beschenktv
und çDegute Gott Thutmoses 111.' geliebt von Amon n ) und einem konischen
Gefäsaus ungebranntem Ton. Dieses konische Gefiiss und die beiden
Mahlsteine bilden offenbar eine Gruppe, denn eine ähnlich Gruppe-ein
Mahlstein und vier konische Gefasse-ist auch in der noch unver6ffent-
lichten Grundsteingrube im Totentempel Thutmoses' 111. gefunden. Wozu
die konischen Gefäss dienten, ist unter anderen im thebanischen Grabe
Nr. 60 genau geschildert(') : es wird in ihnen übeoffenem Feuer eine
Art Brot gebacken. Die Backformen sind anscheinend vor der ersten
Benutzung ungebrannt, werden im Gebrauche aber allmählic gebrannt.
Mahlsteine und Backform in der Grundsteingrube stellen wohl die Ver-
sorgung des Tempels mit Opferbrot dar.
Die Baugeschichte unseres Tempels stellt sich nach dem Baubefunde
und den Grundsteinbeigaben folgendermassen dar. Der Tempel ist von
Thutmoses 111. in der Zeit seiner Zusammenregierung mit Hatschepsut
(also etwa zwischen seinem 5. und 2 0 . Regierungsjahre) gebaut und
umgebaut. Er hatte zunächsdie Form des kleinen Tempels von Medinet
Habu, bestand also aus einem Barkenraum mit Pfeilerumgang auf drei
Seiten und rückwärtanschliessenden, geschlossenen Räumen Von
diesem Bau sind der Barkenraum mit Pfeilerumgang und der äusser
Fundamentkranz der westlich liegenden Räumerhalten. Dieser Tempel
war ÃAmon auf seiner Treppe È also Min geweiht c2). Die ~ T r e p p Ãe ist

C') DAVIES-GARDINER, The Tomb of An- Sanktuar der Hatschepsut abgebildeten


tefoker, Taf. 11-1 a A. dtationen n (etwa LEGRAIN - NAVILLE,
P) Ob sich in der Aufschrift nThutm. L'aile nord du Pjl6ne d'Anmophis III
III., geliebt von Amon auf seiner Trep- i Karnak, Taf. 14) ist (Hinweis Schott),
pen der Tempelname verbirgt, ob unser bleibt abzuwarten.
Tempel etwa eine der auf dem roten
50 4 A I ABAST, -1Ñ2.54 ALABAST, Â¥<Ñà ÑÃ

G R U N D ' ~ T â ‚ ¬ I N C I R U NR.41M.1-,301 U N D I H R I N H A L T (fl,1*4l

FUNDAMtNT -I ST.
KUPFER
SAND

NILERDE 0

2 5 5 ; ~ ~
(-1 ST. ZERBROCHEN1

NR,2<M,1*50I U N D I H R I N H A L T lM.1-4>

Abb. 3. - Grundsteingruben und -beigaben aus dem Tempel Thutmoses' 111.


und der Hatschepsut vor dem Muttempelbezirk in Karnak.
in eigentümlicheWeise im Bau selbst vorhanden. Die Hauptzugangs-
bahn schneidet nämlic in der Hauptachse in den Pfeilerumgang ein,
dessen rd. 5 0 cm höheliegendes Pflaster durch kleine Ausgleichstrcppen
(Taf., Abb. b ) erreicht werden kann. Der Boden des Barkenraumes, der
in Umgangshöh liegt, ist durch eine ansteigende Rampe (v.Treppe 77)
zuginglich , die in den Barkenraum hineinreicht ( 1 ) . Die Flügeder öst
lichen Barkenraumtüschlagen also übedie Rampe hinweg und lassen
zwischen ihrer Unterkante und der Rampe einen rd. h o cm hohen, unge-
schützteSpalt frei.
In dieser Form hat der Tempel einige Zeit bestanden, dann sind die
hinteren Riiume abgerissen und aus irgendwelchen kultischen Gründe
durch einen zweiten Barkenraum mit geschlossenem Umgang ersetzt.
Der neue Barkenraum hat kein gebautes Fundament, sondern steht auf
Steinschutt. Seine Blöck sind deshalb durch Schwalbenschwänz gegen
Versetzen besonders gesichert. An den geschlossenen Umgang waren
weitere Räum angebaut, von denen nur die Anschluss-Spuren an der
Aussenwand des Umgangs erhalten sind. Dass dieser Umbau in der Zeit
der Hatschepsut erfolgte, ist aus dem eingangs erwähnte Fries-Stücund
anderen Reliefbruchstücke zu sehen. Im westlichen Barkenraum sind
Bruchstückeiner Min-Gruppe aus schwarzem Granit-Min zwischen einer
Götti (oder Königin? und einem Köni (Tat., Abb. C)-gefunden , die
hier seitlich an der Wand gestanden haben muss.
Sehr dicht vor dem Tempel liegt östlic fast genau in der Achse ein
Tor, das nach zugehörige Reliefresten in die Zeit der I 8. Dynastie ge-
hör; es hatte nach den umherliegenden Bauteilen keinen Sturz, sondern
verkröpft Pfosten mit umlaufender Hohlkehle, was füso frühZeit
merkwürdi ist. Das Tor führtdurch eine Ziegelmauer, die unmittel-
'

bar hinter der westlichen Sphinxreihe der Strasse vom Muttempel nach
dem 1 0 . Pylon lag. In der Zeichnung (Abb. 2 ) ist diese Mauer als Zie-

('1 Auf der Rampe ist südlic neben platte rcdie Stelle, wo die Königi steht8
der Mittelachse durch eingeritzte Bogen bezeichnet gewesen sein. Ob jedoch die
adie Stelle, wo der KCnig stehtn bezeich- ziemlich roh gemachte Einritzung aus
net. Auf der anderen Seite der Achse der 18. Dyn. stammt ist zweifelhaft,
wird auf der nicht erhaltenen Pflaster- vielleicht ist sie aber eine Erneuerung-.
gelpylon zu unserm Tempel erganzt, weil ein südlicvom Pfeilerumgang
liegendes Fundament zu einer Tüin einer seitlichen Umfassungsmauer
gehörhaben könnte Doch ist es auch durchaus möglichdass das Tor

Abb. b. - Oberes Tür-Drehlageaus schwarzem Granit. Abb. 5. - Einbau des Drehlagers

in der von Chevrier gesuchten Mauer sass, die die Sphinxstrasse nach
einer Vermutung von Robichon einschloss (s. Annales du Service, X X X V I ,
87).
Im östliche Barkenraum sind Bruchstückaus schwarzem Granit ge-
funden (Fundstelle in Abb. a mit 3 bezeichnet), die sich zu einem oberen
TürdrehlagezusammenfügeHessen (Taf., Abb. d , und Abb. A ) . Um
das Türzapfenloc ist eine Inschrift eingemeisselt : der gute Gott, der
Herr der beiden Länder der Herr des Opfermachens Mf-t k< R", mit Leben
beschenkt, geliebt von Amon, dem Herrn der Throne der beiden Ländern Das
Stücist bemerkenswert, weil es das erste obere Drehlager aus Stein ist,
das wir kennen; erst kürzlickonnte noch die Möglichkei des Vorkom-
mens wohlbegründebezweifelt werden (1). Bei der aussergewöhnliche
Breite der Türedes Barkenraumes-jeder Flügemasz fast 2 m Breite-
hat dem iigyptischen Baumeister das sonst üblichHolz füdie Drehlager
nicht genügt Die monumentale Ausführun in harten1 Stein hat dann
wohl auch die Ausschmückundurch die Inschrift veranlasst.
Wie das Drehlager eingebaut gewesen sein muss (in der NW- oder
SO-Ecke des östliche Barkenraumes), zeigt Abb. 5. Es ist währen
des Baus nach Versetzung des Türsturzein eine entsprechende Ausarbei-
tung seitlich in diesen Türstureingeschoben und vielleicht noch von oben
verkeitt, dann ist der wieder entsprechend ausgearbeitete Deckcnblock
angeschoben.
Das steinerne Drehlager zeigt noch eine interessante Einzelheit. Der
Stein ist bei der Herstellung des Loches füden TŸrzapfe mit einem
Röhrenbohre zunschst an einer falschen Stelle angebohrt, dann ist mit
dem gleichen Bohrer das 1 1 cm tiefe Loch an einer anderen Stelle ausge-
bohrt. Nun hat der Bodenkreis des Loches genau den gleichen Durch-
messer wie die falsch angesetzte ßohrspur Das zeigt, dass die konische
Form vieler mit einem Röhrenbohre gebohrten Löche nicht durch ein
Diinnschleifen der Bohrröhr verursacht wird, wie Hölschc meint (2) (die
feine Bohrspur zeigt ja auch, dass es sich um eine Röhr mit geringer
Wandstiirke handeln muss), sondern durch Ausschleifen durch das Bohr-
mittel (Schmirgelhrei), was durch leichtes Kanten des Bohrgerät geför
dert zu sein scheint.
HERBERT RICKE.

('1 KOENIGSBERGER ,Die Konstruktion der HOLSCHER,Das Grabdenkmal des


Zgyptischen TŸr 3 i f. König Cheplwen, 9.

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