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F o r s c h u n g s i n s t i t u t f ü r W ä r m e s c h u t z e . V. M ü n c h e n

Mitteilungen
Reihe IV:
Wärmeschutz im Wohnungsbau

Der Kalksandstein-
Wärmebrückenkatalog
Detaillierter Wärmebrückennachweis
in zwei Stunden!

Dipl.-Wirtsch.-Ing. Olga Pekrul


Dr.-Ing. Martin Schäfers
Dr.-Ing. Martin H. Spitzner
Dipl.-Ing. Christoph Sprengard

Sonderdruck aus:
Mauerwerk 16 (2012), Heft 4, S. 193—200
U1_vorlage.qxp 15.02.2006 11:28 Seite 2
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Fachthemen

Olga Pekrul DOI: 10.1002/dama.201200544


Martin Schäfers
Martin H. Spitzner
Christoph Sprengard

Der Kalksandstein-Wärmebrückenkatalog
Detaillierter Wärmebrückennachweis in zwei Stunden!

Neben der im Zuge einer energetischen Gebäudebilanzierung heute häufig angewendeten zierungsverfahren (DIN V 4108-6 [2] –
pauschalen Berücksichtigung des Wärmebrückeneinflusses gemäß DIN 4108 Beiblatt 2 [1] DIN V 18599 [3] – PHPP) in konsis-
auf der einen und einer detaillierten Quantifizierung mit einer numerischen Berechnung tenter Weise möglich.
aller relevanten Wärmebrückendetails auf der anderen Seite, bietet die Erstellung eines
detaillierten Wärmebrückennachweises unter Zuhilfenahme von Wärmebrückenkatalogen 2 Grundlagen
eine praxisgerechte und dennoch exakte Alternative. Auf die Möglichkeiten und Grenzen 2.1 Charakterisierung von Wärme-
dieser Alternative geht der vorliegende Artikel anhand des Kalksandstein-Wärmebrücken- brücken durch Ψ und fRsi
katalogs ein.
Nach einem Überblick über die wesentlichen Grundlagen zu Wärmebrücken werden die
Der längenbezogene Wärmedurch-
einzelnen Schritte, welche im Rahmen eines detaillierten Wärmebrückennachweises mit
gangskoeffizienten Ψ gibt jenen Wär-
dem Kalksandstein-Wärmebrückenkatalog erforderlich sind, erläutert. Diese Darstellung
medurchgang pro laufenden Meter
belegt, dass ein detaillierter Nachweis mit Hilfe des Katalogs für ein übliches Wohnge-
Länge der Wärmebrücke und pro Kel-
bäude bereits mit einem Zeitaufwand von etwa zwei Stunden realisierbar ist. Abschlie-
vin Temperaturdifferenz an, der tat-
ßend widmet sich der Artikel weitergehenden Detailfragen, wie z. B. der Behandlung von
Wärmebrücken am unteren Gebäudeabschluss. sächlich auftritt, aber nicht schon in
der Hüllflächentabelle abgedeckt wird
The 'Kalksandstein-Wärmebrückenkatalog' - Detailed numerical evaluation of thermal (und zwar dort durch die Produkte aus
bridges within two hours! The analysis of the influence of thermal bridges of a building U-Wert mal Fläche der beiden Bauteile,
with the help of catalogue values is a likewise effective and accurate alternative to the die zwischen sich die Wärmebrücke
frequently applied flat-rate procedure according to DIN 4108 Beiblatt 2 on the one hand bilden). Ψ wird mittels zweidimensio-
and a detailed numerical evaluation of all thermal bridges on the other hand. The possibil- naler Finite-Differenzen- oder Finite-
ities and limits of this procedure are presented within this article on the basis of the cal- Elemente-Berechnungen bestimmt und
cium silicate thermal bridge catalogue. stellt das Pendant zum U-Wert der
After a brief summary about the basics of thermal bridges, the single steps which are Fläche dar.
required in the context of a detailed analysis of thermal bridges with the help of the Zur Vermeidung von Schimmel-
"Kalksandstein-Wärmebrückenkatalog" are depicted. This presentation proves that, with pilzwachstum müssen alle linienförmi-
the help of a catalogue, a detailed analysis for a typical one family house will not take gen Bauteilanschlüsse zwischen be-
more than two hours of time. Concluding, further questions of detail, like the handling of nachbarten Bauteilen an der ungüns-
thermal bridges at the building's foundation are examined. tigsten Stelle der Innenoberfläche nach
DIN 4108-2 [4]eine normierte Tempe-
1 Einleitung bäudes dazu, dass der tatsächliche An- raturdifferenz fRsi ≥ 0,70 einhalten. Ist
teil der Wärmebrücken am Transmis- dieser Wert eingehalten, so ist sicher-
Wärmebrücken sind Stellen in der Um- sionswärmebedarf in der Regel stark gestellt, dass bei „üblichen Bedingun-
hüllung eines Gebäudes, an denen bau- überschätzt wird. Dies muss durch gen“ weder eine Kondensatbildung
art- oder materialbedingt ein örtlich kostenintensive Maßnahmen an an- noch ein Schimmelpilzbefall an der
veränderter Wärmedurchgang durch derer Stelle (z. B. im Bereich der An- Bauteiloberfläche auftritt. „Bei übli-
die Konstruktion vorliegt. Mit zuneh- lagentechnik) kompensiert werden, chen Bedingungen“ heißt: bei ausrei-
mender Qualität der wärmetauschen- um einen vereinbarten energetischen chender, gleichmäßiger Beheizung, aus-
den Hüllfläche eines Gebäudes nimmt Gebäudestandard zu erreichen. reichender Lüftung der Räume, einer
der Anteil von Wärmebrücken am In diesem Zusammenhang bietet weitgehend ungehinderten Luftzirku-
Transmissionswärmeverlust zu. Die der Kalksandstein-Wärmebrückenka- lation an den Außenwandoberflächen
heute häufig übliche pauschale Be- talog die Möglichkeit, die Wärmebrü- (leichte Gardinen sind in Ordnung),
rücksichtigung von längenbezogenen ckeneffekte im Rahmen eines energeti- unter Zugrundelegung üblicher Nut-
Wärmebrücken durch Anwendung schen Nachweises mit überschaubarem zung und unter den in DIN 4108-2 an-
von DIN 4108 Beiblatt 2 (ΔUWB = Aufwand detailliert zu berücksichtigen. gegebenen Randbedingungen. Die ent-
0,05 W/(m2K)) führt bei hochwerti- Dies ist mit dem neuen Katalog erst- sprechende Forderung in Kapitel 6.2
gen thermischen Hüllflächen eines Ge- mals auch für unterschiedliche Bilan- der aktuellen Fassung 2003-07 der

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O. Pekrul/M. Schäfers/M. H. Spitzner/Chr. Sprengard · Der Kalksandstein-Wärmebrückenkatalog

DIN 4108-2 bezieht sich gemäß aus- Tabelle 1. Werte für U und Ψ für eine Außen- und eine Innenecke einer Außen-
drücklicher Feststellung des zuständi- wand mit Vormauerschale und Kerndämmung (Beispiel); durch den Außenmaß-
gen DIN-Arbeitsausschusses auf die bezug ergeben sich hier bei der Außenecke (links) negative Werte für Ψ; bei der
zweidimensionale Betrachtung, d. h. Innenecke (rechts) ist Ψ immer positiv, aus [5]
auf die ungünstigste Stelle im zweidi- Table 1. U- and Ψ-values for an exterior and an interior corner of an exterior wall
with faced brickwork and core insulation
mensionalen Schnitt durch die Kante,
nicht jedoch auf Ecken. Für Ecken be- Außenecke Innenecke
steht derzeit keine zahlenmäßige An- dAW [cm] U [W/m2k]
Ψ [W/(m · K)] Ψ [W/m · K)]
forderung in der Norm! Es ist geplant,
–0,121 10 0,27 0,077
mit der Neuausgabe der DIN 4108-2
im Jahr 2012 (derzeit Entwurf) diese –0,100 14 0,20 0,062
Regelungslücke zu schließen.
–0,088 18 0,16 0,053
Fenster und Fensterelemente sind
für alle Stellen innerhalb ihrer Außen-
abmessungen von der Forderung fRsi ≥ den Wärmebrückenzuschlag reduzie- sich in den folgenden Abschnitten so-
0,70 ausgenommen, nicht jedoch die ren. Sie sollten dementsprechend mit- wie direkt im Kalksandstein-Wärme-
Einbaufuge zwischen Fenster bzw. berücksichtigt werden, auch wenn brückenkatalog [5]. Kann ein geplantes
Fensterelement und Baukörper. Wärmebrücken zwischen gleichartigen Detail keinem der im Kalksandstein-
Bauteilen eigentlich vernachlässigt wer- Wärmebrückenkatalog beschriebenen
2.2 Außen- und Innenmaßbezug; den dürften. Details zugeordnet werden, können
negative Ψ-Werte andere Wärmebrückenkataloge (z. B.
3 Anwendung des Kalksandstein- von Herstellern von Bauteilkomponen-
Der Außenmaßbezug führt bei den Wärmebrückenkatalogs Schritt für ten wie Rollladenkästen) herangezo-
Außenkanten von Gebäuden dazu, Schritt gen werden. Kann auch auf diesem
dass die Außenoberfläche größer ist Weg kein Ψ-Wert für das geplante De-
als die lichte Innenoberfläche. Dadurch In diesem Abschnitt werden die einzel- tail bestimmt werden, ist das geplante
sollte die Wärmebrückenwirkung der nen Schritte erläutert, die zur Berech- Detail zweidimensional zu berechnen.
Kante in den Flächenmaßen mitbe- nung des detaillierten Wärmebrücken-
rücksichtigt werden. Vor allem bei Ge- zuschlags notwendig sind. Zunächst 3.1 Längenermittlung
bäudekanten und Kanten zwischen ist die Länge der jeweiligen Wärme-
gleichartigen, außen- oder kernge- brücke zu bestimmen. Berücksichtigt Zur Ermittlung der Wärmebrücken-
dämmten Bauteilen kann der Außen- werden folgende Wärmebrücken: länge sind Pläne im Maßstab 1:100
maßbezug den Wärmebrückeneinfluss – Gebäudekanten ausreichend. Die herausgegriffenen
aber bereits ÜBERkompensieren. Die – Fenster- und Türlaibungen Maße können auf 10-cm-Angaben ge-
zweidimensionale Wärmebrückenbe- – Wand- und Deckeneinbindungen, rundet werden. Die Begrenzungen der
rechnung liefert dann einen negati- Deckenauflager Wärmebrückenlängen sind gemäß
ven Ψ-Wert, der das Überkompensie- – Balkonplattenanschlüsse DIN V 18599-1 zu wählen. Hierbei
ren wieder ausgleicht (Bild 1 und Ta- – sonstige Wärmebrücken durch an- werden für horizontale Längen im-
belle 1). Damit ergibt sich in Summe grenzende unbeheizte oder unge- mer die Außenmaße der Bauteile (bei
wieder der korrekte Gesamtwärme- kühlte Räume WDVS inklusive Putz, bei Kerndäm-
durchgang. Solche Wärmebrücken mit mung inkl. Fingerspalt und Vormauer-
negativem Ψ helfen im detaillierten Regelmäßig wiederkehrende punkt- schale, bei vorgehängten Fassaden und
Wärmebrückennachweis, indem sie förmige Wärmebrücken (z. B. Dübel, Verkleidungen bis zur Hinterlüftungs-
Anker, Konsolen), werden in den U- ebene) bestimmt. Dies zeigt exempla-
Wert der Fläche eingerechnet, sofern risch die grafische Darstellung der
ihr Einfluss den U-Wert um mindes- Maßbezüge für eine Außenwand mit
AAußenwand

außen
tens 3 % erhöht. Vormauerschale und Kerndämmung
Der Kalksandstein-Wärmebrü- in Bild 1.
AAußenwand AAußenwand ckenkatalog enthält alle wesentlichen Die Längenermittlung in vertikaler
Anschlussdetails, welche bei massiven Richtung erfolgt ab Oberkante der Roh-
dAW Gebäuden aus Kalksandstein auftre- decke in allen Ebenen eines Gebäudes
AAußenwand

ten. Ein Wärmebrückenkatalog kann (d. h. bis zur Oberkante der Rohdecke
jedoch niemals alle in der Praxis auf- des Stockwerks darüber), unabhängig
innen
tretenden Anschlussausführungen, Ma- von der Lage der Dämmschicht. Dies
terial- und Dickenkombinationen ent- gilt auch für den unteren Gebäudeab-
halten. Bei geringfügigen Abweichun- schluss. Den oberen Gebäudeabschluss
Bild 1. Außenmaßbezug für eine Außen-
und eine Innenecke einer Außenwand gen (z. B. andere Wärmeleitfähigkeiten bildet die Oberkante der wärmetech-
mit Vormauerschale und Kerndämmung, oder Schichtdicken) können die Ka- nisch wirksamen Schicht [5] (näheres
aus [5] talogwerte aus Vereinfachungsgründen hierzu s. Abschnitt 4).
Fig. 1. Dimension reference for external und mit einer ausreichenden Gesamt- Fensteröffnungen sind gemäß
and internal corner with faced brick- genauigkeit häufig trotzdem verwen- DIN 4108-2 aus dem lichten Rohbau-
work and core insulation det werden. Genaueres hierzu findet maß zu ermitteln.

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Die anschließende Bestimmung Bei der Terrassentürschwelle ist es ge- durchgangskoeffizienten in die zuge-
der Ψ-Werte wird im folgenden Ab- nau umgekehrt: Hier hängt Ψ vor al- hörigen Felder einzutragen. Die Be-
schnitt erläutert. lem vom Uf-Wert des Fensterrahmens rechnung des detaillierten Wärmebrü-
ab; die Rahmendicke ist hier weniger ckenzuschlags erfolgt automatisch.
3.2 Bestimmung des Ψ-Werts wichtig. Für den Zusammenhang zwi- Der so ermittelte ΔUWB-Wert ist an-
schen Rahmendicke und Uf-Wert kann schließend in die energetische Bilanz-
Zum Ablesen der passenden Ψ-Werte üblicherweise von der Zuordnung in rechnung anstelle des Pauschalwerts
ist zunächst das Detail zu wählen, das Tabelle 2 ausgegangen werden. Die 0,05, 0,10 oder 0,15 W/(m2K) einzu-
der tatsächlichen Bauteilsituation ent- Länge der Laibungs-Wärmebrücken tragen. Die Vorteile der Verwendung
spricht. Der Kalksandstein-Wärme- ist die Abwicklung der lichten Mauer- des detaillierten Wärmebrückenzu-
brückenkatalog enthält Details zur werksöffnung. schlags werden im folgenden Abschnitt
Kelleraußenwand, zur einschaligen Au- Die in den Tabellen enthaltenen aufgezeigt.
ßenwand mit WDVS, zur zweischali- Ψ-Werte gelten für alle Dicken und Eine grafische Darstellung der ein-
gen Außenwand und zu Innenwand- Rohdichteklassen des KS-Mauerwerks zelnen Schritte erfolgt in Bild 2.
sowie Fensteranschlüssen. [5].
Wurde ein passendes Detail ge- 3.4 Vorteil des detaillierten Nachwei-
funden, ist Ψ in Abhängigkeit der 3.3 Berechnung von ΔUWB ses gegenüber
Dämmstoffdicke der angrenzenden der Pauschalwertberechnung
Bauteile abzulesen. Liegt die Dämm- Zur Berechnung des detaillierten Wär-
schichtdicke am geplanten Detail zwi- mebrückenzuschlags ΔUWB werden Die Verwendung des detailliert berech-
schen den im Katalog angegebenen die Längen der Wärmebrücken mit neten Wärmebrückenzuschlags ΔUWB
Dicken, darf der Ψ-Wert durch linea- den entsprechenden Ψ-Werten multi- zeigt sich in der energetischen Bilanz-
res Interpolieren ermittelt werden. pliziert. Die Summe der Produkte er- rechnung. Für ein Beispielgebäude,
Schätzen ist dabei ausreichend. Im gibt den spezifischen Transmissions- das im KS-Wärmebrückenkatalog dar-
Zweifelsfall kann der höhere, ungüns- wärmeverlust der Wärmebrücken. gestellt ist, erfolgt ein Vergleich des
tigere Wert angenommen werden. Wird dieser spezifische Trans- resultierenden spezifischen Transmis-
Weicht die Wärmeleitfähigkeit missionswärmeverlust auf die Hüllflä- sionswärmeverlusts HT′, des Primär-
der Dämmebene von der im Katalog che A des Gebäudes bezogen, liefert energiebedarfs QP′′ und des Jahres-
angegebenen ab, kann der Katalog das den detaillierten Wärmebrücken- Heizenergiebedarfs QE für pauschalen
über eine Gleichwertigkeitsbetrach- zuschlag (vgl. (4)). Ansatz von ΔUWB = 0,10 W/(m2K)
tung des Wärmedurchlasswiderstands bzw. 0,05 W/(m2K) und detaillierter
ΔUWB-Berechnung. Wird statt des
R der betreffenden Dämmstoffschicht
in der Regel dennoch angewendet wer-
ΔU WB = ∑(li ⋅ Ψi )/ A [ W /(m2K)] (4)
pauschalen Wärmebrückenzuschlags
den: von 0,10 W/(m2K) der detaillierte Zu-
Hierzu kann das Berechnungsblatt des schlag in Höhe von 0,017 W/(m2K)
d d Bundesverbands Kalksandsteinindus- verwendet, ergibt sich eine Verbesse-
Rp = Rk ⇒ P = K (1)
λP λK trie eV verwendet werden. Es sind die rung des Primärenergiebedarfs von
ermittelten Längen der Wärmebrücken nahezu 18 % (vgl. Tabelle 3). Gegen-
Dabei entspricht RP dem geplanten und die längenbezogenen Wärme- über der Verwendung des reduzierten
und RK dem im Katalog beschrie-
benen Wärmedurchlasswiderstand. Tabelle 2. Typische angenommene Zuordnung zwischen Rahmendicke und Uf-
Durch Umstellen der Gleichung kann Werten von Fensterrahmen, aus [5]
die aus dem Katalog zu wählende Di- Table 2. Typical correlation between frame-thickness and Uf - values of window
cke der Dämmschicht berechnet wer- frames
den:
Rahmendicke ≤ 70 mm 80 mm 90 mm 120 mm

dP Typische Uf-Werte 1,4 oder größer 1,3 … 1,2 1,1 … 1,0 0,9 oder kleiner
⇒ dK = ⋅λ (2)
λP K
Tabelle 3. Einsparung beim Jahres-Heizenergiebedarf
Bei Fensterlaibungen hängt der län- Table 3. Reduction of annual heating energy demand
genbezogene Wärmedurchgangskoef-
fizient Ψ – bei gleichbleibender Ein- HT′
ΔUWB QP QE
baulage – im Wesentlichen von der Spezifischer
Wärmebrücken- Jahres-Primär- Jahres-Heiz- Einsparung
Rahmendicke df in Wärmestromrich- Transmissions-
korrekturwert energiebedarf energiebedarf [%]
wärmeverlust
tung (von innen nach außen) ab. Ist 2
[W/(m · K)] [kWh/(m2a)] [kWh/(m2a)]
[W/(m2 · K)]
diese nicht bekannt, kann der Ψ-Wert
stattdessen über den Uf -Wert des Rah- 0,100 0,37 72,0 60,6 –
mens ermittelt werden. Ist auch die-
0,050 0,32 64,3 53,6 12
ser unbekannt, ermöglicht die Faust-
formel (3) die Berechnung 0,017 0,29 59,3 49,0 19

0,000 0,27 56,8 46,7 23


U f ≈ U w + 0,4 [ W /(m 2K )] (3)

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Neubauten durch pauschalierte An-


sätze ist zu empfehlen, die detaillierte
Berechnung des Wärmebrückenzu-
Schritt 1:
schlags durchzuführen, da der Planer
Länge der
bei Ansatz des reduzierten Pauschal-
Wärme-
werts verbindlich erklärt, dass die
brücke Wärmebrücken dem Beiblatt 2 ent-
bestimmen sprechen. Hierzu muss im Rahmen
einer vollständigen Dokumentation
nachgewiesen werden, dass alle ge-
planten Details DIN 4108 Beiblatt 2
entsprechen. Für Anschlussdetails, die
Schritt 2: von den Konstruktionsprinzipien der
Passendes Detail im Kalk- Schritt 4:
in DIN 4108 Beiblatt 2 angegebenen
sandstein Wärme- Schritte 1 - 3 für
Details abweichen, ist grundsätzlich
brückenkatalog suchen alle relevanten
ein Gleichwertigkeitsnachweis durch-
Wärmebrücken
zuführen. Demgegenüber sind das
ǁŝĞĚĞƌŚŽůĞŶ
Nachschlagen der entsprechenden Ψ-
Werte im Kalksandstein-Wärmebrü-
ckenkatalog und die Berechnung des
detaillierten ΔUWB-Werts nur mit ei-
Schritt 3: nem geringen Mehraufwand verbun-
ʗ-Wert in Abhängigkeit der Dämmdicke
Dämmstärkebestimmen
bestimmen den. Dieser nimmt außerdem mit zu-
Rahmendicke df nehmender Projektanzahl ab.
≤ 70 mm 80 mm 90 mm ≥ 120 mm Weiterhin setzt sich der haftende
entsprich typischem Uf-Wert [W/(m2 · K)] Planer intensiv mit jeder Wärmebrü-
1,4 oder größer 1,3–1,2 1,1–1,0 0,0 oder kleiner cke auseinander, wodurch das Fehler-
10 0,000 0,000 0,001 –
potenzial eines pauschalen Ansatzes
Dicke der Außen- 14 0,002 0,001 0,001 0,000
wanddämmung dAW 18 0,004 0,004 0,003 0,001 des reduzierten Wärmebrückenzu-
[cm] 24 0,008 0,008 0,007 0,004 schlags ohne genaue Überprüfung mi-
30 0,012 0,011 0,010 0,008 nimiert werden kann.
Ein weiterer Vorteil liegt darin,
dass der detaillierte Wärmebrücken-
zuschlag ermöglicht, ein anvisiertes
Anforderungsniveau (z. B. EnEV oder
KfW-Stufen) zu erreichen, ohne un-
verhältnismäßig hohe Aufwendungen
Schritt 5: an anderer Stelle (z. B. bei der Anla-
Längen und ʗ-Werte in gentechnik) erbringen zu müssen, da
Berechnungsblatt die rechnerischen Transmissionswär-
eintragen, ȴUWB wird meverluste hierdurch gering gehalten
automatisch berechnet werden. Spätestens bei einem energe-
tischen Gebäudestandard, der der KfW-
Effizienzstufe 55 oder besser ent-
spricht, ist ein detaillierter Wärmebrü-
ckennachweis ohnehin unerlässlich.
ȴUWB Eine grafische Darstellung des redu-
zierten Wärmebrückeneinflusses auf
ȴUWB in energetische Bilanz eintragen den Transmissionswärmeverlust durch
Ansatz des detaillierten Wärmebrü-
ckenzuschlags für das im Kalksand-
Bild 2. Darstellung der einzelnen Schritte bei der Verwendung des Kalksandstein- stein-Wärmebrückenkatalog betrach-
Wärmebrückenkatalogs
tete Beispielgebäude liefert Bild 3.
Fig. 2. Required steps for detailed analysis of ΔUWB with the aid of calcium sili-
cate thermal bridge catalogue
4 Detailfragen
4.1 Berücksichtigung von Wärme-
Pauschalwerts von 0,05 W/(m2K) er- chen. Die Details im Kalksandstein- brücken am unteren Gebäude-
gibt sich eine Reduzierung von etwa Wärmebrückenkatalog sind alle gleich- abschluss
11 % des Primärenergiebedarfs. Der wertig zum Beiblatt 2 der DIN 4108
reduzierte Pauschalwert darf angesetzt und in der Regel sogar besser. Zur Der Wärmeverlust eines beheizten Kel-
werden, wenn alle Wärmebrücken dem Vermeidung einer Überschätzung von lers an das umliegende Erdreich stellt
Beiblatt 2 der DIN 4108 [1] entspre- Wärmebrücken bei gut gedämmten einen viel komplexeren Vorgang dar

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4.2 Verfahrensunterschiede bei


pauschaler verminderter
Wärmebrückenzuschlag: Wärmebrücken am unteren
Außenwände,
Wärmebrücken; 22,7 luftberührt; 30,1 Transmissionswärmeverluste Gebäudeabschluss
(Summe HT = 145,8 [W/K])
bei UWB = 0,05 [W/(m²·K)]
Kelleraußen- Wärmebrückenanteil = 16 % Für den Wärmetransfer durch Bau-
wand; 15,0 teile gegen Erdreich und unbeheizte
Keller existieren verschiedene Varian-
Kellersohle; 9,4
ten bzw. Verfahrensunterschiede bei
der Berücksichtigung im Gesamtener-
Geschossdecke, Fenster/Fenstertüren; 46,1 giebedarf des Gebäudes. Je nachdem,
oben; 8,9 welche Variante gewählt wird, hat dies
Dachflächen; 6,8 auch entsprechende Konsequenzen für
Haustür; 6,9
die Ψ-Werte von Wärmebrücken in
diesen Bauteilen. Bei Bauteilen gegen
Außenluft gibt es solche Unklarhei-
Außenwände, individueller
Wärmebrücken; 7,7 luftberührt; 30,1 Wärmebrückenzuschlag: ten nicht; ihre Behandlung ist eindeu-
Transmissionswärmeverluste tig, bei allen Bilanzierungsverfahren
(Summe HT = 130,8 [W/K])
Kelleraußen- gleich und seit Jahren unverändert. Die
bei UWB,vorh = 0,017
wand; 15,0 [W/(m2·K)] Verfahrensunterschiede für Bauteile
Wärmebrückenanteil = 6 % und Wärmebrücken des unteren Ge-
bäudeabschlusses betreffen vor allem
Kellersohle; 9,4
die Bezugsmaße, die Berücksichtigung
Geschossdecke, Fenster/Fenstertüren; 46,1 der Dämmwirkung des vorgelagerten
oben; 8,9 Erdreichs und der Kellergeometrie, die
Dachflächen; 6,8 Modellgröße und Oberflächenrandbe-
Haustür; 6,9
dingungen für die numerische Berech-
nung.
Bild 3. Einfluss des detaillierten Nachweises der Wärmebrücke auf den Trans-
missionswärmeverlust (hier für das Beispielgebäude aus [5])
Fig. 3. Influence of detailed analysis of thermal bridges on the transmission heat 4.2.1 Auswirkung unterschiedlicher
transfer coefficient (for sample building from [5]) Bezugsmaße

als der Wärmeverlust der übrigen Au- bereichs geht über das charakteristi- DIN V 18599, DIN V 4108-6 und das
ßenbauteile eines Gebäudes an die sche Bodenmaß B′ (Verhältnis aus be- Passivhaus-Projektierungspaket (PHPP)
Außenluft. Die Wärmeverluste hängen heizter Kellerbodenfläche und Um- des Passivhaus-Instituts verwenden im
ab von der Beschaffenheit des Erd- fang dieser Fläche) ein. Ebenfalls wird Grundriss identische horizontale Flä-
reichs (bindiger bzw. nichtbindiger Bo- vereinfachend für verschiedene Dämm- chenbezüge, allerdings gibt es bei den
den), dem Wärmeschutz der Außen- situationen unterschieden. Das heißt, vertikalen Flächenbezügen im Gebäu-
bauteile, der Höhe der äußeren An- die Fx-Werte sollen näherungsweise die deschnitt Unterschiede. Dadurch än-
schüttung, der Grundwassertiefe, der tatsächliche Situation und die Dämm- dern sich die Bauteilflächen in der
Kellertemperatur und den Abmessun- wirkung des vorgelagerten Erdreichs Hüllflächentabelle und die Längen der
gen des Kellers. Für die tägliche Pra- abbilden. Vereinfachend darf nach Wärmebrücken zwischen diesen Bau-
xis hat sich das vereinfachte Verfahren DIN V 18599-2 für alle Bauteile des teilen, und in der Folge die Ψ-Werte
mit Temperaturkorrekturfaktoren Fx unteren Gebäudeabschlusses ein Wert dieser Wärmebrücken.
durchgesetzt, wie es in DIN V 4108-6 von 0,7 verwendet werden. DIN V 18599 gibt für die verti-
und DIN V 18599-2 enthalten ist. Diese vereinfachte Vorgehens- kalen Bezugsmaße grundsätzlich die
Dabei wird der U-Wert des erd- weise ist für die Berechnung des Win- Regel „von Oberkante Rohdecke bis
berührten Bauteils analog zu DIN EN terfalls ausreichend genau. Die Fx- Oberkante Rohdecke“ vor (außer beim
ISO 6946 [6] aus dessen Schichten- Werte sind aber generell nicht zutref- Dach). DIN V 4108-6 definiert über-
folge bestimmt, unter Vernachlässigung fend und damit nicht anwendbar, wenn haupt keine Bezugsebenen, es wird je-
des Erdreichs (dann konstruktiver U- der sommerliche Wärmeschutz berech- doch „traditionellerweise“ immer min-
Wert genannt). Der äußere Wärme- net werden soll, d. h. bei gekühlten Ge- destens bis zur Außenkante der Wär-
übergangswiderstand ist Null, da direk- bäuden. Dementsprechend dürfen kon- medämmung gemessen. Je nach Lage
ter Kontakt zum Erdreich besteht; auf struktive U-Werte und Fx-Faktoren nur der Dämmschicht in Decke bzw. Bo-
der Innenseite kommen die bekann- bei nur-geheizten Zonen bzw. Gebäu- den ändert sich so die relevante Höhe,
ten Wärmeübergangswiderstände der den verwendet werden; bei gekühlten und damit die Größe der aufgehenden
Norm zum Tragen. Der Wärmetrans- Zonen bzw. Gebäuden sind die U- Wand und die Länge der vertikalen
port durch das Bauteil wird erst in der Werte der erdberührten Bauteile nach Wärmebrücken. Bei Berechnungen
energetischen Bilanzierung auf Ge- DIN EN ISO 13370 [7] (inklusive Erd- nach dem Passivhaus-Projektierungs-
bäudeebene mittels tabellierter Fakto- körper) zu berechnen; die Fx-Werte paket ist dies ähnlich; hier wird übli-
ren Fx auf die äquivalente durchschnitt- sind dann obsolet und dürfen für sol- cherweise die Stockwerkshöhe nach
liche Temperaturdifferenz korrigiert. che Bauteile nicht verwendet werden unten bis zur Unterkante der unters-
Die Geometrie des beheizten Keller- (d. h. Fx muss zu 1 gesetzt werden). ten gedämmten Betondecke abgemes-

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Bild 4. Unterschiedliche Flächenbezüge am unteren Gebäudeabschluss bei verschiedenen Bilanzierungsverfahren führen zu


unterschiedlichen Ψ-Werten für eine identische Wärmebrücke
Fig. 4. Different dimensional limits at the bottom of a building in different balance methods lead to different Ψ-values

sen, bei Wärmedämmung unter der faktoren Fx an der Außenseite der ei- dazu, dass die Ψ-Werte erdberührter
Decke bis zur Unterkante der Wärme- gentlich erdberührten Bauteile, um die Wärmebrücken im Kalksandstein-
dämmung. thermische Erdreichsituation anzunä- Wärmebrückenkatalog – bei gleicher
Der Gesamtwärmeverlust aus hern, analog zu den Fx-Faktoren der oder besserer Wärmebrückenausfüh-
der numerischen Wärmebrückenbe- DIN V 18599-2 und der DIN V 4108-6. rung – tendenziell größer sind als in
rechnung ist in allen drei Fällen na- Je nach Modellgröße und Randbedin- anderen Wärmebrückenkatalogen,
türlich identisch. Die Wärmeverluste gungen ergeben sich dadurch unter- die nicht nach den genannten aktuel-
werden aber unterschiedlich zwi- schiedliche Werte für Ψ. Allerdings len Normen gerechnet sind. Dies gilt
schen der Wärmebrücke und den bei- gelten die Modellfestlegungen in DIN auch für den Vergleich mit den Refe-
den angrenzenden Bauteilen aufge- 4108 Beiblatt 2 Tabelle 7 nur für den renzwerten von DIN 4108 Beiblatt 2
teilt: Je kleiner die Wandflächen an- rechnerischen Gleichwertigkeitsnach- für erdberührte Wärmebrücken, die
gesetzt werden, umso größer wird der weis; für die detaillierte Wärmebrü- ebenfalls nicht nach den genannten
Zahlenwert für Ψ – ohne dass die ckenberücksichtigung sind die Modell- Normen gerechnet sind. Von daher
Wärmebrücke schlechter geworden abmessungen und Randbedingungen können Ψ-Werte aus dem Kalksand-
wäre. Die gleiche Wärmebrücke sieht nach DIN EN ISO 10211 zu verwen- stein-Wärmebrückenkatalog größer
je nach Flächenkonvention damit den. Das bedeutet, dass Ψ-Werte aus sein als der entsprechende Referenz-
sehr unterschiedlich aus. Ψ-Werte für einem Modell nach DIN EN ISO wert in DIN 4108 Beiblatt 2 – trotz-
den unteren Gebäudeabschluss nach 10211 nicht mit den Referenzwerten dem ist das Detail im Kalksandstein-
unterschiedlichen Bezugsmaßen sind des Beiblatts 2 verglichen werden kön- Wärmebrückenkatalog gleichwertig
somit nicht vergleichbar. Weil die Fest- nen. Für die praktische Anwendung bzw. besser als die Beispiellösung des
legungen der DIN V 18599 die kleins- des Kalksandstein-Wärmebrückenka- Beiblatts. Aufgrund der Bezugsmaße
ten Flächenabmessungen der drei Ver- talogs dürfte dies weniger wichtig nach DIN V 18599-1 liegen die Ψ-
fahren liefert, ergeben sich hier die sein – für einen detaillierten Wärme- Werte im Kalksandstein-Wärmebrü-
höchsten Ψ-Werte (und die Hüllflä- brückennachweis ist die Frage der ckenkatalog auf der sicheren Seite.
chen sehen am besten aus). Dies ist in Gleichwertigkeit zu DIN 4108 Bei- Sie können für Bilanzierungen nach
Bild 4 beispielhaft dargestellt. blatt 2 ohnehin irrelevant. DIN V 18599-1, DIN V 4108-6 und
PHPP verwendet werden. Dabei wer-
4.2.2 Auswirkung von Modellgröße und 4.2.3 Auswirkung auf den Kalksand- den die Wärmeverluste am unteren
Randbedingungen stein-Wärmebrückenkatalog Gebäudeabschluss leicht überschätzt;
der Effekt liegt in aller Regel unter
Bei numerischen Berechnungen erd- Für den Kalksandstein-Wärmebrü- 1 % des Gesamt-Transmissionswär-
berührter Bauteile wird nach DIN EN ckenkatalog werden die U-Werte erd- metransfers. Der pauschale Wärme-
ISO 10211 [8] ein großer Ausschnitt berührter Bauteile nach DIN EN brückenzuschlag mit 0,05 bzw. 0,10
des Erdreichs mit modelliert. Im Ge- ISO 13370, die Modellbildung nach bzw. 0,15 W/(m2K) × Hüllfläche ist
gensatz dazu „schneidet“ DIN 4108 DIN EN ISO 10211 und die Bezugs- ebenfalls weiterhin zutreffend, unab-
Beiblatt 2 Tabelle 7 das Erdreich ab maße nach DIN V 18599 herangezo- hängig von den verwendeten Bezugs-
und verwendet Temperaturkorrektur- gen. Zusammengenommen führt dies maßen.

8 Sonderdruck aus: Mauerwerk 16 (2012), Heft 4


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O. Pekrul/M. Schäfers/M. H. Spitzner/Chr. Sprengard · Der Kalksandstein-Wärmebrückenkatalog

4.2.4 Auswirkung unterschiedlich verglichen werden, weil letztere ja 5 Fazit


bestimmter Wärmedurchgangs- konstruktive U-Werte sind.
koeffizienten Der Kalksandstein-Wärmebrückenka-
4.3 Einfluss von mechanischen talog gibt dem Fachplaner die Mög-
Zusätzlich zur unterschiedlichen Mo- Befestigungselementen lichkeit, mit überschaubarem Aufwand
dellgröße werden bei einer Berech- einen detaillierten Wärmebrücken-
nung nach DIN EN ISO 10211 auch Werden bauteilspezifische mechani- nachweis zu führen und hiermit ei-
die U-Werte der erdberührten Bau- sche Befestigungselemente verwendet, nen deutlichen Mehrwert für seine
teile nicht als konstruktive U-Werte ist nach DIN EN ISO 6946 eine Kor- Kunden zu generieren.
bestimmt, sondern unter Berücksich- rektur des U-Werts erforderlich und Im ersten Teil des Wärmebrü-
tigung des Erdkörpers und der Ge- geschuldet(!), wenn alle Befestigungs- ckenkatalogs wird der Anwender mit
bäudegeometrie nach DIN EN ISO elemente zusammen den Wärmedurch- Hilfe einer Erläuterung der einzelnen
13370. U-Werte nach DIN EN ISO gangskoeffizienten U um mehr als 3 % Arbeitsschritte und anhand eines Be-
13370 beinhalten die Dämmwirkung erhöhen. Vor allem bei gut gedämm- rechnungsbeispiels an die Systematik
des vorgelagerten Erdreichs. Sie sind ten Konstruktionen kann dies bereits des detaillierten Wärmebrückennach-
kleiner als die U-Werte erdberührter ab einer geringen Befestigeranzahl pro weises heran geführt.
Bauteile nach DIN EN ISO 6946, die Quadratmeter der Fall sein; siehe z. B. Der Katalogteil im zweiten Teil
die Dämmwirkung des Erdreichs [9]. des Kalksandstein-Wärmebrückenka-
nicht enthalten, und bei denen der Bauteilspezifische Befestigungs- talogs bildet Anschlussdetails in Kalk-
Einfluss des Erdreichs und der Geo- elemente stellen überwiegend punkt- sandstein-Bauweise ab, welche das
metrie erst in der Energiebilanz über förmige Wärmebrücken dar, z. B. Spektrum von der derzeit noch gülti-
die Fx-Werte erfolgt. Umgekehrt dür- – Anker, Konsolen (und Schienen, als gen EnEV 2009 bis hin zum Passiv-
fen U-Werte nach DIN EN ISO linienförmige Wärmebrücken) bei bzw. Plusenergiehaus abdecken. Die
13370 und Ψ-Werte nach DIN EN vorgehängten hinterlüfteten Fassa- Anschlussdetails wurden auch hin-
ISO 10211 und DIN EN ISO 13370 den (VHF); hier können, je nach Art sichtlich weiterer Anforderungskrite-
im EnEV-Nachweis nicht mit den der Fassade und Ausbildung der Be- rien (z. B. Lastabtrag, Abdichtung,
Temperaturkorrekturfaktoren Fx mul- festigungsteile, bereits wenige Be- Schallschutz etc.) konzipiert und sind
tipliziert werden, weil die Wirkung festigungselemente pro Quadratme- in der beiliegenden Detailsammlung
des Erdreichs sonst zweimal berück- ter eine Erhöhung des U-Werts um [10] als Leitdetails dokumentiert. Der
sichtigt würde. 0,1 bis 0,2 W/(m2K) oder mehr zur detaillierte Wärmebrückennachweis
Folge haben! ist mit dem Kalksandstein-Wärme-
4.2.5 Mischen zwischen U-Werten mit – Mauerwerksanker zwischen Mauer- brückenkatalog bereits jetzt nach den
und ohne Berücksichtigung des werksschalen, wobei Mauerwerks- voraussichtlich in der EnEV 2012
Erdkörpers anker, die eine leere Luftschicht vorgeschriebenen Maßbezügen nach
überbrücken, sowie Mauerwerks- DIN V 18599-1 [3] möglich. Eine An-
Bei der Bilanzierung dürfen die U- anker zwischen einer Mauerwerk- wendbarkeit im Rahmen des Passiv-
Werte der Bodenplatte oder anderer schale und einem Holzständer ver- haus-Projektierungspaktes (PHPP [11])
erdberührter Bauteile wahlweise nach nachlässigt werden dürfen. ist ebenso in konsistenter Weise mög-
DIN EN ISO 6946 oder nach DIN – Dübel in Wärmedämm-Verbundsys- lich. Mit dem Kalksandstein-Wärme-
EN ISO 13370 berechnet und in die temen. Ein ausschließlich geklebtes brückenkatalog hat der Fachplaner
Bilanzierung übernommen werden. Wärmedämm-Verbundsystem, wie es daher ein Planungswerkzeug an der
Es gibt auch keine formale Anforde- üblicherweise auf Kalksandstein- Hand, welches bereits heute den An-
rung, dies für alle erdberührten Bau- Mauerwerk ausgeführt wird, weist forderungen der Zukunft gerecht wird.
teile jeweils gleich vorzunehmen. Das keine punktförmigen Wärmebrü-
„Mischen“ ist auch dahingehend statt- cken auf. Bei gedübelten Wärme- Literatur
haft, dass erdberührte Bauteile des ge- dämm-Verbundsystemen sind der
[1] DIN 4108 Beiblatt 2:2006-03: Wär-
planten Gebäudes nach DIN EN ISO eingestufte, punktbezogene Wärme-
meschutz und Energieeinsparung in Ge-
13370 gerechnet werden und das Re- durchgangskoeffizient des Dübels so- bäuden – Wärmebrücken – Planungs-
ferenzgebäude mit den tabellierten wie die mittlere Dübeldichte ge- und Ausführungsbeispiele.
Referenzwerten der EnEV bilanziert mäß Dübel- bzw. WDVS-Zulas- [2] DIN V 4108-6:2003-06: Wärmeschutz
wird (welche für erdberührte Bauteile sung zur Korrektur heranzuziehen. und Energie-Einsparung in Gebäuden,
konstruktive U-Werte nach DIN EN Dübel mit einem Einstufungswert Teil 6: Berechnung des Jahresheizwär-
ISO 6946 sind). Wichtig: Bauteile mit χ = 0,000 dürfen generell vernach- me- und des Jahresheizenergiebedarfs.
U-Werten nach DIN EN ISO 13370 lässigt werden. [3] DIN V 18599-1:2007-02: Vornorm:
dürfen keine Temperaturkorrekturfak- Energetische Bewertung von Gebäu-
toren Fx bzw. FG erhalten, d. h. Fx muss Die Luftschicht (Fingerspalt bzw. Hin- den – Berechnung des Nutz-, End- und
Primärenergiebedarfs für Heizung, Küh-
zu 1 gesetzt werden für diese Bau- terlüftungsebene) zählt nicht zur Dicke
lung, Lüftung, Trinkwarmwasser und
teile! Und: U-Werte nach DIN EN der Dämmschicht hinzu. Vereinzelt
Beleuchtung, Teil 1: Allgemeine Bilan-
ISO 13370 dürfen nicht mit zahlen- auftretende Befestiger (z. B. Vordach- zierungsverfahren, Begriffe, Zonierung
mäßigen Mindestanforderungen an oder Balkonabhängung, Markisenbe- und Bewertung der Energieträger.
diese Bauteile nach EnEV (z. B. An- festigung etc.) dürfen vernachlässigt [4] DIN 4108-2:2003-07: Wärmeschutz
lage 1, 2 oder 3) oder DIN 4108-2 werden. und Energie-Einsparung in Gebäuden,

Sonderdruck aus: Mauerwerk 16 (2012), Heft 4 9


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O. Pekrul/M. Schäfers/M. H. Spitzner/Chr. Sprengard · Der Kalksandstein-Wärmebrückenkatalog

Teil 2: Mindestanforderungen an den


Wärmeschutz. Überblick
[5] Spitzner, M. H., Sprengard, C., Simon,
H.: Kalksandstein-Wärmebrückenkata- Der Kalksandstein-Wärmebrückenkatalog bietet für aktuelle, Kalksandstein-
log. Hrsg.: Bundesverband Kalksand- typische Bauteilanschlüsse mit gutem bis sehr gutem Wärmeschutzniveau:
steinindustrie e.V., Hannover, 2011. – eine fachliche Einführung in die Wärmebrückenthematik
[6] DIN EN ISO 6946:2008-04: Bauteile – – eine Schritt-für-Schritt-Anleitung für den detaillierten Wärmebrückennach-
Wärmedurchlasswiderstand und Wär-
weis
medurchgangskoeffizient – Berech-
nungsverfahren, 2008.
– ein ausgearbeitetes und kommentiertes Beispiel eines detaillierten Wär-
[7] DIN EN ISO 13370:2008-04: Wär- mebrückennachweises
metechnisches Verhalten von Gebäu- – Hinweise zu speziellen, wärmebrücken-relevanten Fragestellungen
den – Wärmeübertragung über das – eine Dokumentation des Gültigkeitsbereichs der Katalogwerte sowie eine
Erdreich – Berechnungsverfahren, 2008. Liste aller gemachten Annahmen und Parameter
[8] DIN EN ISO 10211:2008-04: Wär- – für 58 Bauteilanschlüsse vom Keller bis zum Dach:
mebrücken im Hochbau – Wärmeströme – Prinzipskizze
und Oberflächentemperaturen – Detail- – Ψ-Wert-Tabelle (in der Regel als Matrix für je vier Dämmdicken der an-
lierte Berechnungen, 2008. grenzenden Bauteile und/oder zwei Wärmeleitfähigkeitsstufen)
[9] Spitzner, M. H., Sprengard, C.: Pla- – Einhaltung der fRsi-Anforderung der DIN 4108-2 für alle Details
nung, Konstruktion, Ausführung, Kapi-
– Ausführungshinweise
tel 12 Wärmeschutz. Hrsg.: Bundesver-
band Kalksandsteinindustrie e.V., Han-
– architektengerechtes Ausführungsbeispiel des jeweiligen Bauteilanschlus-
nover, 2009. ses aus der Kalksandstein-Detailsammlung.
[10] Detailsammlung. Hrsg.: Bundesver-
band Kalksandsteinindustrie e.V., Han- Die Ψ-Werte des KS-Wärmebrückenkatalogs
nover, 2012. – sind geeignet für Bilanzierungen nach
[11] Passivhaus-Projektierungspaket. Pas- – DIN V 18599
sivhaus-Institut Darmstadt. – DIN V 4108-6 und DIN V 4701-10
– PHPP
– können anstelle der in Abschnitt 6.2.1.3 der DIN V 18599-2 verwiesenen
Ψ-Werte verwendet werden
– sind gleichwertig zu den in DIN 4108 Beiblatt 2 angegebenen Konstruk-
Autoren dieses Beitrages: tionsdetails, meist sogar deutlich besser
Dipl.-Wirtsch.-Ing. Olga Pekrul, – entsprechen der neuesten Fassung des Normenwerks: die U-Werte erdbe-
Dr.-Ing. Martin Schäfers –
rührter Bauteile wurden nach DIN EN ISO 13370 berechnet; die Modell-
Abteilungsleiter Bauanwendung
bildung erfolgte nach DIN EN ISO 10211; die Bezugsmaße wurden nach
Forschungsvereinigung Kalk-Sand eV
Entenfangweg 15, 30419 Hannover DIN V 18599 festgelegt
Dr.-Ing. Martin H. Spitzner – können verwendet werden, wenn die Bauteilflächen nach den Bezugsmaßen
Dipl.-Ing. Christoph Sprengard der DIN V 18599-1, der DIN V 4108-6 oder des PHPP bestimmt wurden
Forschungsinstitut für – dürfen nicht mit Fx-Werten beaufschlagt werden (Fx = 1 für alle Ψ-Werte aus
Wärmeschutz e.V. München dem Katalog); dies gilt auch dann, wenn für die flächigen Bauteile, die zwi-
Lochhamer Schlag 4, schen sich die Wärmebrücke bilden, Fx-Werte ungleich 1 verwendet werden.
82166 Gräfelfing

10 Sonderdruck aus: Mauerwerk 16 (2012), Heft 4


U1_vorlage.qxp 15.02.2006 11:28 Seite 2
Forschungsinstitut für Wärmeschutz e.V. München
Lochhamer Schlag 4
D-82166 Gräfelfing

Telefon +49 (0)89 8 58 00-0


Telefax +49 (0)89 8 58 00-40
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Bauaufsichtlich anerkante Prüf-, Überwachungs- und Zertifizierungsstelle

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