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Beate Sander

Der Aktien- und Börsenführerschein


BEATE SANDER
DER

AKTIEN- UND

BÖRSEN-
FÜHRERSCHEIN
Die Lizenz zum Geldanlegen

Komplett
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aktualisie tet
überarbei

FBV
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Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;
detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://d-nb.de abrufbar.

Für Fragen, Prüfungen und Anregungen:


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6., aktualisierte und erweiterte Auflage 2014

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Satz: Beate Sander, Alexander Isaak, paginamedia GmbH


Druck: Firmengruppe APPL, aprinta Druck, Wemding
Printed in Germany

ISBN Print 978-3-89879-831-0


ISBN E-Book (PDF) 978-3-86248-492-8
ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-86248-493-5

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Grußwort

Mit diesem Grußwort in der Startauflage im Jahr 2001 begann alles – und damit
auch die Erfolgsstory des Langzeitbestsellers DER BÖRSENFÜHRERSCHEIN.

Bessere Orientierung im Straßennetz der Aktienwelt mit dem Aktien- und


Börsenführerschein
Der Autoführerschein kann auf eine über hundertjährige Erfolgsgeschichte zurückblicken.
Zwar durften die ersten Autos noch ohne Fahrerlaubnis bewegt werden; doch schon 1888
war Fahrunterricht Pflicht. Die Verkehrsregeln waren überschaubar, der Verkehr erst recht.
Und die Unterweisung brachte dem Schüler damals die Grundzüge des Autofahrens und
der Mechanik nahe. Heute ist für uns das Ablegen der Fahrprüfung selbstverständlich.

In anderen Lebensfeldern wünschen wir uns ebenfalls ei-


ne Art Führerschein – nicht immer selbstkritisch, eher für
die anderen als für uns selbst. Denkbar wäre ein Führer-
schein in wirtschaftlicher Allgemeinbildung. Denn Untersu-
chungen zeigen, dass man durchaus eine weiterführende
Schule erfolgreich abschließen kann, ohne mit den
Grundbegriffen der Wirtschaft vertraut zu sein. Völlig un-
vorbereitet findet man sich mit Entscheidungen wie der
Wahl der richtigen Bank, der Finanzierung der Wohnung
oder möglichen Geldanlagen konfrontiert. Und spricht
nicht alle Welt von der großen Bedeutung der Altersvor-
sorge bereits in jungen Jahren? Schnell wächst das Un-
behagen, und eine innere Abwehr entsteht, wenn es da-
rum geht, eigene Geldangelegenheiten zu regeln.

„Es ist besser, eine Stunde über Geld nachzudenken, als


eine Woche dafür zu arbeiten.“ Börsenaltmeister André Kostolany hat Recht. Wir verbrin-
gen viel mehr Zeit damit, unser Geld zu verdienen, als das Beste daraus zu machen. Dass
die Beschäftigung mit Finanzthemen sogar einen Lustgewinn bringen kann, merken Sie
spätestens, wenn Sie durch kluge Geldanlage das eine oder andere Extra finanzieren kön-
nen. Wir denken, Sie kommen bei mittel- bis langfristigem Anlagehorizont zur Vermögens-
bildung und Altersvorsorge – mag diese auch noch in weiter Ferne liegen – an der Aktien-
börse nicht vorbei.

Wir wünschen Ihnen deshalb viel Spaß und Erfolg beim Navigieren durch die Welt der Bör-
se, wo Bullen und Bären auf der Lauer liegen und der Dachs als Symbol und Abkürzung für
den deutschen Aktienindex DAX für spannende Überraschungen sorgt. Mit dem Aktien-
und Börsenführerschein sind Sie bestens für diese Herausforderungen gewappnet.

Andreas Schmidt, Geschäftsführer Börse München

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Vorwort

Vor einem Dutzend Jahren schrieb ich voller Zuversicht und Begeisterung für das Börsen-
geschehen das Vorwort zur 1. Auflage des „Kleinen Börsenführerscheins“, der sich zum
Bestseller entwickelte, jetzt in der 5. Neubearbeitung erscheint und mein Leben veränderte.
Damals zogen erste Vorboten eines schweren Börsen-Unwetters mit orkanartigem Sturm,
Blitz, Donner und Hagelschlag auf. Damit fand die bis Frühjahr 2000 anhaltende Börsen-
Schönwetterperiode ein jähes Ende. Die Spekulationsblase platzte und riss den Neuen
Markt in den Abgrund. Fehlte es vereinzelt auch nicht an warnenden Stimmen, wohl nie-
mand ahnte das Ausmaß des sich 2000 anbahnenden Crash. Selbst für Untergangsauto-
ren war es unvorstellbar, dass der DAX vom Allzeithoch über 8.100 Punkte bis März 2003
auf 2.200 Punkte absinken und 70 % seines Buchwertes verlieren würde. Wer das Ende
des Neuen Marktes mit einem Kurssturz von 98 % vorausgesagt hätte, dessen Verstand
wäre angezweifelt worden. Anfängliche Gier und Euphorie, abgelöst von Angst und Panik,
waren der Hauptgrund für den dreijährigen Crash und die riesige Kapitalvernichtung.

Doch warum notierten die wichtigsten Börsen drei Jahre lang im Minus? Weshalb
ging es erst ab März 2003 wieder aufwärts? Und warum – eine besondere Tragik – wurde
die daran anknüpfende Rallye bis 2007, später ab Frühjahr 2009 nach erneutem Crash und
Kursabsturz im 2. Halbjahr 2011 von so vielen Privatanlegern nicht beherzt genutzt? Vom
Tiefpunkt bei 2.200 Punkten 2003 bis zu 8.000 Punkten 2007 und ab März 2009 bei 3.600
Punkten und 5.700 Punkten zum Jahresende 2011 eröffneten sich große Chancen, mit
kluger Strategie Altverluste auszugleichen und üppige Gewinne einzufahren. Statt sub-
stanzstarker Aktien boomten Anleihen, Garantie- und Discountzertifikate sowie Gold. In
den gefahrvollen Phasen 2001/2002 wurde viel zu riskant spekuliert. Wäre es anders, hätte
es die Kursexplosion am Neuen Markt ebenso wenig gegeben wie anschließend den Ab-
sturz nahe 100 %. Wie neuere Untersuchungen zeigen, sind die meisten Privatanleger
zwar mit ihrem Depot unzufrieden, wollen aber dennoch ihr Anlageverhalten kaum ändern
und Risiko vermeiden. So lässt sich kein Vermögen aufbauen und die Altersvorsorge si-
chern – schon gar nicht bei Inflationsgefahr und abzuführender Abgeltungsteuer.

Die brutalen Terroranschläge am 11. September 2001 auf das World-Trade-Center in den
USA trübten die für die Börsenentwicklung so wichtige Stimmungslage, minderten die Kon-
sumlust der Verbraucher und die Investitionsbereitschaft der Unternehmen. Hinzu kamen
die geopolitische Schieflage, die Angst vor einem explodierenden Ölpreis, neuen Terrorak-
ten und der Irakkonflikt mit Kriegsausbruch im Frühjahr 2003. Das auf Fehleinschätzungen
beruhende Kriegsgeschehen endete früher als befürchtet; die Konjunktur erholte sich.
Neues Unheil zog auf, als viele amerikanische Häuslebauer mit wenig Bonität bei steigen-
dem Zinssatz ihre Hypothekenschulden nicht mehr tilgen konnten. Zwangsversteigerungen
häuften sich. Damit stürzten die Immobilienpreise in den Keller. So gerieten auch die Hypo-
thekenbanken mit ihren komplizierten, hochbrisanten verbrieften Kreditderivaten, die selbst
in den Führungsetagen kaum jemand verstand, in eine beängstigende Schieflage.

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Die Subprimekrise weitete sich zur globalen Wirtschaftskrise aus, begleitet von Bankpleiten
wie Lehman Brothers, milliardenschweren Rettungsschirmen und Konjunkturprogrammen
der Notenbanken und einem abgesenkten Leitzinssatz nahe Null. So gab es im Herbst
2008 und im Frühjahr 2009 neuerliche Crashszenarien mit Kursabstürzen der Indizes rund
um den Globus zwischen 40 % und über 80 %. Das am Abgrund taumelnde Finanzsystem
stürzte nicht vollends ab, sondern erholte sich. Aber ausgestanden war die Krise keines-
wegs. Sie wurde wie ein Feuer neu entfacht durch die Überschuldung etlicher Staaten, vor
allem in Südeuropa. Dies gilt für das weiterhin am Abgrund stehende Griechenland. Ohne
großzügige Hilfe seitens der Europäischen Union schlittern die Griechen in die Pleite. Aber
auch Spanien und Italien gelten als gefährdet. Nachdem die großen Notenbanken wie die
EZB von der EU und die FED in den USA wie am Fließband Geldnoten drucken, mehren
sich die Sorgen um die Euro-Stabilität und die Zukunft unserer Gemeinschaftswährung.

Dagegen haben die meisten Unternehmen ihre Hausaufgaben gemacht. Sie senkten die
Kosten, starteten Runderneuerungen, schrumpften sich gesund, hielten sich mit Kurzarbeit
über Wasser, nutzten Konjunkturprogramme wie Infrastruktur, Abwrackprämie und histo-
risch niedrige Zinsen und exportierten in Schwellenländer. Viele Aktien waren und sind
auch jetzt noch niedrig bewertet mit einem Buchwert und Eigenkapital über dem Aktien-
kurs. Für beherzte Anleger ist dies ein Appell, bei substanzstarken Aktien beherzt zuzugrei-
fen. Aber wer tut dies schon in Richtung: „Ein Crash ist gut – für Leute mit Mut“?

Es heißt, dass der Mensch aus der Geschichte nichts lernt und irrationales Verhalten wie-
derholt. Dennoch sind viele Kapitalanleger auch durch den Zugang ins Internet mündig, kri-
tisch und selbstbewusst geworden. Sie folgen einem Guru nicht willenlos wie ein Herden-
tier, sondern hinterfragen Produkt, Unternehmen, Management und Kennziffern. Der Trend
geht in die Richtung, selbst zu entscheiden und sich verantwortlich zu fühlen. So will ich
den Aktien- und Börsenführerschein in 5. Auflage komplett überarbeiten, das Niveau anhe-
ben, neue Themen einbringen, selbst entwickelte und erprobte chancenreiche Strategien
vorstellen. Auch bei angespannter Marktlage dürfte sich die Aktie bei laufenden Geld-
druckmaschinen, drohender Papiergeldentwertung und Inflationsgefahr als Sachwert ne-
ben Edelmetall und der selbst genutzten Immobilie als langfristig beste Anlageform be-
haupten. Wer im Ruhestand finanziell unabhängig sein will, kommt an Aktien nicht vorbei.
In fair bewertete Qualitätstitel mit attraktiver Dividende einzusteigen, ist der richtige Weg.
Nichts ist so stark wie eine Idee, deren Zeit gekommen ist. Wer den Börsenführerschein
studiert, weiß genug, um sich erfolgreich ins spannende Aktien-Abenteuer zu stürzen.

Also nicht länger zögerlich an der Seitenlinie des Börsenfeldes verharren, sondern
aktiv mitmachen! Die Teilhabe am Börsengeschehen lohnt sich. Wissen bedeutet nicht
unbedingt Macht, aber oft genug Geld als Grundlage für Wohlstand auch später. Wer lang-
fristig in Aktien, preiswerte Indexfonds (ETF), in Edelmetall, Aktienfonds und Wandelanlei-
hen investiert und als kleine Depotbeimischung vielleicht alternative Investments wählt,
dürfte eine ordentliche Rendite erzielen. Störfeuer gefährden den kurz- bis mittelfristigen
Anlageerfolg, setzen aber langfristig die Börsengesetze nicht außer Kraft. Gehen die Kurse
durch die Decke, will jeder dabei sein. Gier und Euphorie trüben die Vernunft.

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In schwierigen Zeiten, in denen Börsenkurse nicht mehr die Titelseite der Boulevardpresse
zieren, kommt die Stunde der mutigen Börsianer, die antizyklisch handeln, bei Tiefstkursen
kaufen und in der Hausse hier und da verkaufen. Selbst in fallenden Märkten lässt sich mit
Marktbeobachtung, Geduld und Disziplin Geld verdienen, sind doch die Kursschwankun-
gen groß. Ständig werden neue Produkte entwickelt. Auch Neuemissionen sind interes-
sant. Ob der Bär oder der Bulle dominiert: Die Börse ist keine Einbahnstraße. Jede Baisse
wird von einer Hausse abgelöst – und umgekehrt. Eine kleine Weisheit am Rande: Optimis-
ten wandeln auf den Wolken, unter denen Pessimisten Trübsal blasen. Nimm das Negative
wahr, aber unterwerfe dich ihm nicht. Wasser, das schon vorbeifloss, treibt die Mühle nicht.
Nur auf ausgetretenen Pfaden zu laufen, macht keinen Spaß und schmälert den Erfolg.

Das Börsengeschehen ist spannend und faszinierend. Es erschließt interessante Erfah-


rungs- und Wissensbereiche, neue Kommunikationswege und ausfüllende Hobbys. Sie ler-
nen, für Ihre Entscheidungen gerade zu stehen. So bauen sich Wirtschafts-, Sozialkompe-
tenz und Selbstwertgefühl auf – wichtige Fundamente auch in der Arbeitswelt. Vielleicht
entwickelt sich die Börse sogar zum Wegbereiter für eine berufliche Neuausrichtung.

Das neue Buch soll Ihnen dabei helfen, möglichst viel richtig, nur wenig falsch zu machen
und eine Anlagestrategie zu entwickeln, die zum persönlichen Risikoprofil, Anlageziel, Zeit-
horizont, Alter und zur Vermögensdecke passt. Für den Sicherheitstyp bietet sich eine an-
dere Marschroute an als für risikobewusste und spekulative Anleger. Dennoch gelten
Grundregeln wie „Breit gestreut – nie bereut!“ „Lass’ Gewinne laufen – nicht im Ver-
lust ersaufen!“ Ihr Depot erlaubt den Vergleich mit einer erfolgreichen Fußballelf. Ent-
scheidend sind die drei Siegpunkte bei Spielabpfiff, weniger wichtig, ob alle Leistungsträger
überzeugen oder jemand von der Bank aus Stammspieler wird. Selbst Profis haben Aktien
hochgelobt, die im Vorhof der Hölle endeten, oder Titel verdammt, deren Kurse später ex-
plodierten. Die von mir entwickelte Hoch/Tief-Mutstrategie und mein innovatives, individuell
veränderbares Aktienauswahl-Punktesystem sollen helfen, solche Irrtümer zu vermeiden.

Die Börsenführerscheinprüfung wird über den FinanzBuch Verlag (FBV) in München von
mir abgewickelt. Meine Tests, Lösungsmuster und das kleine Börsenlexikon im Anhang er-
leichtern die Vorbereitung und festigen das erworbene Wissen. Vielerorts werden Wissens-
rückstände im Finanzbereich beklagt. Der Aktien- und Börsenführerschein hilft Ihnen dabei,
die Fachkompetenz aufzubauen. Es ist mir ein Bedürfnis, dem FinanzBuch Verlag mit sei-
nem Chef Christian Jund dafür zu danken, dass er, als sich um die Jahrtausendwende der
große Crash ankündigte, mir das Vertrauen schenkte, mein Börsenführerschein-Projekt zu
starten. Aktuell kümmert sich der Programmleiter Georg Hodolitsch um meine Bücher.

Altmeister André Kostolany nennt als Basis für den Börsenerfolg fünf G: Geduld, gute Ge-
danken, Glück und Geld. Ich füge ein weiteres G bei, nämlich Gold. Gefährlich und grot-
tenfalsch ist große Gier. Und Geiz ist nicht geil. – Viel Lesefreude mit diesem Buch, das
ich liebevoll selbst gestaltet habe, besten Erfolg bei der Kapitalanlage und der Börsenfüh-
rerscheinprüfung!

Ulm, im Sommer 2013 Ihre Autorin Beate Sander

8
Aus dem Inhalt

Grußwort 5
Vorwort 6
Aus dem Inhalt 9
1 Deutsche Börsenbarometer: DAX & Co. 12
1.1 Einführung: Die Wertpapierbörse 12
1.2 Die Bullen: Lieblinge der Börse 13
1.3 Die Bären: Gefürchtete Widersacher 14
1.4 Die wichtigsten deutschen Indizes 15
1.5 Der DAX bei 8.000 Punkten noch unterbewertet und
10.000 Punkten keineswegs überteuert 28
2 Die wichtigsten ausländischen Indizes 30
2.1 Der EURO STOXX 50 – Leitindex von Euroland 30
2.2 Die US-Börse DOW JONES 2013 auf Rekordhoch 32
Testbogen n zur Prüfungsvorbereitung 36
3 Informationen rund um die Aktie 37
3.1 Aktien und Aktienarten 37
3.2 Aktien bekommen Nachwuchs 38
3.3 Mehr Rendite und Freude durch hohe Dividende 41
3.4 Börsengang: Wann zeichnen? Wann Finger weg? 45
3.5 Aktienrückkaufprogramme treiben die Kurse 48
3.6 Penny Stocks: Spielwiese für Zocker 49
3.7 Börsengeschichte: spannend und turbulent 50
Testbogen o zur Prüfungsvorbereitung 52
4 Die richtige Anlagestrategie mit Blick
auf die Demografie 53
4.1 Die richtige maßgeschneiderte Geldanlage 56
4.2 Private Finanzplanung nach Lebensphasen 59
Testbogen p zur Prüfungsvorbereitung 65
5 Die richtige Strategie für jede Marktlage 66

9
5.1 Gewinne lass’ laufen – im Verlust nicht ersaufen! 67
5.2 Richtig limitieren beim Kauf und Verkauf 72
5.3 Den Cost-Average-Effekt ausnutzen 73
5.4 Wie auf Kapitalerhöhungen reagieren? 74
5.5 Breit gestreut – nie bereut! 76
5.6 Den Trend im Auge behalten 76
5.7 Antizyklisch handeln – die Strategie für Mutige 79
5.8 Die defensive Value-Strategie 81
5.9 Viagra ins Portfolio mit der Growth-Strategie 83
5.10 Raus im Mai/Juni? Rein im Oktober/November? 84
5.11 Übernahmefantasien im Vorfeld nutzen 87
5.12 Was macht den Anleger zum Verlierer? 90
5.13 Beizeiten umschichten und neu gewichten? 92
5.14 Wer kennt seine Firma besser als die Chefs? 94
5.15 Mit gutem Gewissen sein Geld anlegen 95
Testbogen q (zweiseitig) zur Prüfungsvorbereitung 98
6 Einführung in die Fundamentalanalyse 100
7 Das Aktienauswahl-Punktesystem 103
8 Technische Analyse oder Charttechnik 107
Testbogen r zur Prüfungsvorbereitung 114
9 Großer Einfluss der Börsenpsychologie 115
10 Stoppkurse – mehr Licht oder Schatten? 121
Testbogen s zur Prüfungsvorbereitung 127
11 Erfolg mit der Hoch/Tief-Mutstrategie 128
12 Das Wichtigste zum Anleihenmarkt 135
13 Fit für den riesigen Zertifikatemarkt 139
13.1 Mit Anlagezertifikaten auf die Marktlage reagieren 142
13.2 Hebelzertifikate: Große Chancen – hohes Risiko 149
14 Auf dem Weg zum Fondsprofi 150
Testbogen t (zweiseitig) zur Prüfungsvorbereitung 162

10
15 Hedgefonds als Depotbeimischung 164
16 Die ETF-Rallye geht ungebremst weiter 169
17 Das Abenteuer Optionsscheine 174
18 Streifzug durch das Aktiensteuerrecht 179
Testbogen u zur Prüfungsvorbereitung 183
19 Anlagebetrug am Grauen Kapitalmarkt 184
20 Cool bleiben bei Korrektur und Crash 186
Testbogen v zur Prüfungsvorbereitung 193
21 Qual der Wahl: Die richtige Depotbank 194
Kopiervorlage für Aktienorders 197
22 Sprachvielfalt: Kaufen/Verkaufen/Halten 198
23 Edelmetalle und Edelsteine 199
24 Anlagechancen in Zukunftsbranchen 206
24.1 Läuft der Rohstoffboom weiter? 206
24.2 Haben Aktien für erneuerbare Energien eine Zukunft? 209
24.3 Biotechaktien – der Ausbruch kündet sich an 212
Testbogen w (zweiseitig) zur Prüfungsvorbereitung 214
25 Chancen in aufstrebenden Märkten 216
Der vierseitige Prüfungsbogen als Abschlusstest 218

ANHANG

26 Lösungen: Test- und Prüfungsaufgaben 222


27 Das Lexikon der Börsenfachbegriffe 240
28 Sachwortverzeichnis: Wo steht was? 265
29 Infos zur Börsenführerscheinprüfung 268
30 Verschiedenes 269

11
n Deutsche Börsenbarometer: DAX & Co.

1.1 Einführung: Die Wertpapierböse


Wer die Bankenmetropole Frankfurt besucht, sollte sich den Anblick von Bulle und Bär
auf dem Börsenplatz vor der Frankfurter Wertpapierbörse nicht entgehen lassen. Ein
imposanter Eindruck. Den DAX aber, das Wappentier (Dachs mit „chs“) für den Deut-
schen AktienindeX, sucht der interessierte Börsianer vergebens.

Quelle: Werbung der NORD/LB,


aus: Der Börsenführerschein, S. 11

Die Wertpapierbörse – vor über 400 Jahren entstanden


Im März 1602 gründeten niederländische Kaufleute die Vereinigte Ostindische Com-
pagnie (VOC), um den Pfefferhandel zu organisieren. So entstand die erste AG. Die
Besitzer wurden in einem Aktienbuch erfasst. So entwickelte sich aus dem VOC-Kontor
eine Aktienbörse. Bei der Erstnotiz stieg der Kurs um 15 %. Im Jahr 1622 betrug der
Kurszuwachs 300 % und knapp 100 Jahre später sogar 1.200 %. Danach ging es steil
abwärts. Das Aus kam 1799. Durch Missmanagement vom Top zum Flop! Das gab es
nicht erst am Neuen Markt. Wirtschaftshistoriker leiten das Wort „Börse“ von dem alten
Patrizierhaus Beurse in Brügge aus dem 14. Jahrhundert ab. Die Hausfassade war mit
dem Geschlechterwappen, drei Geldbeuteln, verziert. Der griechische Begriff byrsa
und das lateinische Wort bursa bedeuten Leder oder Geldtasche. In dem Anwesen
bildeten durchziehende Kaufleute einen Treffpunkt von Angebot und Nachfrage.

¾ Die Börse als Ort des Kapitals präsentiert sich heute als ein hochorganisier-
ter Handelsplatz für Wertpapiere, an dem regelmäßig Kauf- und Verkaufsorders
(Transaktionen) stattfinden. Je nach Art der Wertpapiere wird von Aktienbörse
(Anteilsscheine, Dividendenwerte) oder Rentenbörse (verzinsliche Wertpapiere,
Bonds, Rentenpapiere, Staats- und Unternehmensanleihen) gesprochen.

12
Der Käufer Wertpapierbörse Der Verkäufer
Der Aktionär be- Es handelt sich um Er veräußert seine
kommt die ge- ein zweiseitiges Aktien beim Bankbe-
wünschten Wert- Verpflichtungs- und rater, telefonisch oder
papiere in sein Erfüllungsgeschäft online mithilfe eines
Depot gebucht. mit Einigung über Börsenhändlers. Der
Sein Konto wird Art, Menge und Verkaufspreis wird
mit dem Kauf- Preis der betreffen- seinem Depotkonto
preis belastet. den Wertpapiere. gut geschrieben.

Die Wertpapierbörse als Finanzmarkt weist folgende Merkmale auf:


¾ Es herrschen genau bestimmte Marktbräuche (Usancen).
¾ Die Wertpapiere sind physisch abwesend, liegen also nicht als Dokumente vor.
¾ Die Geschäfte laufen standardisiert in einem elektronischen Handelssystem ab.
¾ Der Handel erfolgt in Deutschland in Frankfurt und an den Regionalbörsen Berlin-
Bremen, Düsseldorf, Hamburg, Hannover, München und Stuttgart.
¾ Die hauptsächliche Bedeutung liegt in der Marktfunktion, der marktgerechten
Preisbildung und der von den Medien geförderten Markttransparenz.

1.2 Die Bullen: Lieblinge der Börse

Die berühmten
Skulpturen
Bulle und Bär
als Börsensymbole
an Börsenplätzen

Quelle: Der Börsenführerschein, S. 12

Nichts ersehnt ein Börsianer so sehr wie einen anhaltenden Bullenmarkt, der die Kur-
se der Aktien aufwärts treibt und schöne Träume von Reichtum weckt. Überlegen Sie:
Wann fühlen sich die mit ihren Hörnern nach oben stoßenden Bullen so richtig wohl?

13
Wann dominieren die Bullen? Die Bullen als
Symbol für stei-
¾ Positive Börsenstimmung gende Kurse mö-
¾ Niedriges Zinsniveau gen gute Aussich-
¾ Ordentliche Unternehmensgewinne ten. Die Börse
¾ Nachhaltige Wachstumschancen lebt mehr von der
¾ Keine überhöhten Rohstoffpreise (Erdöl!) Zukunft als von
¾ Konjunktureller Aufschwung der Gegenwart.
¾ Geringe Inflationsrate
¾ Vernünftige Wirtschafts- und Steuerpolitik Schönfärberei wird abgestraft, eine
¾ Berechenbarer Wechselkurs von $ und € gesunde Bilanz verlangt. Die Aus-
¾ Stabile politische Verhältnisse sichten für morgen sind in den Kur-
¾ Zuversichtlicher Ausblick sen von heute bereits „eingepreist“.

1.3 Die Bären: gefürchtete Widersacher


Spätestens dann, wenn die mit ihren starken Tatzen kraftvoll von oben nach un-
ten zuschlagenden Bären in die Arena einziehen, wird jedem Börsianer klar: Wie
gewonnen – so zerronnen! Weg waren die Träume von Reichtum und einem zweiten
Dagobert, der auf seinen Geldsäcken sitzt! Erneut bewahrheitet es sich: Die Börse ist
keine Einbahnstraße zum Reichwerden, keine Gelddruckmaschine wie anfangs der
Neue Markt. Disziplin, Geduld, Sachkompetenz und Lernbereitschaft sind gefragt, um
mit frei verfügbarem Geld dauerhaft Anlageerfolge zu erzielen.

Auch ein Bärenmarkt treibt Sie nicht in den Ruin, sofern Sie vernünftig reagieren
und nicht alles auf eine Karte setzen. Eine Einwert-Strategie ist vergleichbar mit
dem russischen Roulette. Zu den Kellerkindern der Börse zählt, wer im Crash in Pa-
nik gerät und hektisch all seine Papiere auf den Markt wirft. Am 11. September 2001,
dem Tag der brutalen Terroranschläge auf das World Trade Center, trennten sich viele
nervöse Anleger von ihren Aktien. Sie handelten aus dem „Bauchgefühl“ und folgten
dem Herdentrieb. Viele Anleger hatten Stoppkurse gesetzt, sodass die Aktien aus dem
Depot verschwanden und als Kettenreaktion weitere Verkaufsorders auslösten. Kurz
nach den Terrorakten wurde Kapital in Milliardenhöhe vernichtet. Einige Mutige stiegen
gegen den Trend ein und verbuchten kurzfristig Kursgewinne. Jedoch war der Crash
noch längst nicht ausgestanden. Die Bären tummelten sich bis März 2003 in der Bör-
senarena. Danach schloss sich eine mehrere Jahre dauernde Hausse an – von vielen
Anlegern kaum wahrgenommen. Die nächste Hausse dauerte bis 2007. Im Zuge der
Weltwirtschaftskrise kam es im Herbst 2008 und Frühjahr 2009 zum erneuten Crash.
Und auch das Börsenjahr 2011 endete unerfreulich im krassen Gegensatz zu 2012.

14
Verhalten im
Wann dominieren die Bären?
Bärenmarkt
¾ Inflations-, Deflations-, Rezessionsängste Bloß keine
¾ Längere Periode steigender Leitzinssätze Panikverkäufe
¾ Umsatz- und Gewinnwarnungen ohne einen
¾ Weltweit lahmende Konjunktur ganz triftigen
¾ Hohe Arbeitslosigkeit, Steuererhöhungen Grund!
¾ Spekulativ hohe Rohstoffpreise (Erdöl)
Man kann an der Börse sehr viel ge-
¾ Überschuldung, Unternehmenspleiten winnen und viel verlieren. Man kann
¾ Politische Unruhen bis hin zum Krieg aber nichts zurückgewinnen von
¾ Steigende Angst vor Terroranschlägen dem, was man nicht mehr hat. Wer
¾ Platzen von Spekulationsblasen schnell reich werden will, wird meist
arm, meint André Kostolany.

1.4 Die wichtigsten deutschen Indizes

Das wichtigste Element der deutschen Börsenlandschaft:


der PRIME STANDARD. Weitere Titel sind dort gelistet.

DAX 30 TecDAX 30

Zusammensetzung: Die 30 größ- Zusammensetzung: Die 30 größten


ten deutschen Unternehmen aus al- Technologie-Unternehmen nach dem
len Branchen DAX (In- und Ausland)
Aufnahmekriterien: Der Titel muss Aufnahmekriterien: Der Titel zählt
bei Börsenwert und Börsenumsatz bei Börsenwert und Börsenumsatz zu
zu den 35 Größten zählen. den 35 Größten nach dem DAX.
Indexanpassung: jährlich Indexanpassung: halbjährlich

MDAX 50 SDAX 50

Zusammensetzung: Die 50 größ- Zusammensetzung: Die 50 größten


ten Unternehmen nach dem DAX Unternehmen nach dem MDAX aus
aus klassischen Branchen klassischen Branchen
Aufnahmekriterien: Der Titel muss Aufnahmekriterien: Der Titel zählt
bei Börsenwert und -umsatz zu den bei Börsenwert und -umsatz zu den
60 Größten nach dem DAX zählen. ersten 110 Unternehmen (ohne DAX)
Indexanpassung: halbjährlich Indexanpassung: vierteljährlich

15
1.4.1 Der DAX, der deutsche Leitindex

In Deutschland dreht sich fast alles um den DAX, sichtbar am


Depot: „Heimatliebe“. Gut informierte Anleger orientieren sich
eher weltweit. Sie investieren nicht nur in internationale Blue
Chips, sondern berücksichtigen auch Schwellenländer sowie
Nebenwerte aus dem In- und Ausland, z. B. mithilfe eines ETF.

Der DAX bildet die Wertentwicklung der 30 größten deutschen AG ab und erfasst als
Performance-Index auch Dividenden und Bonuszahlungen. Der DAX lässt sich als
Leitindex des 2003 von der Deutschen Börse AG eingeführten Prime Standard mit der
1. Fußballbundesliga, der MDAX mit der 2. Liga, der SDAX mit der 3. Liga vergleichen.
Was Bayern München, Borussia Dortmund, Leverkusen, Schalke und Bremen für die
Fußballfans bedeuten, sind Adidas, Allianz, BASF, Bayer, BMW, Daimler, Deutsche
Bank, VW usw. für die Börsianer. Nicht zu vergessen die „Volksaktie“ Deutsche Tele-
kom. Sie rutschte von luftiger Höhe bis unter ihren Ausgabepreis ab. Obgleich sich der
DAX seit seinem Allzeittief bei 2.200 Punkten im März 2003 mehr als verdreifacht und
die 8.000-Marke im Frühjahr 2013 überschritten hat, trennen ihn vom Allzeithoch im
Herbst 2007 mit 8.150 Punkten über 2 %. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis für 2013 ist mit
11,6 im historischen Vergleich niedrig – eher ein Signal für Unterbewertung.

Der deutsche Leitaktienindex DAX im 10-Jahresvergleich

Quelle: BÖRSE ONLINE, Aus dem Faltblatt: „Der große Jahresplaner 2013“

16
DAX über 10.000 Punkte bis zum Jahr 2015?

Bei 10.780 Punkten wäre der DAX laut HANDELSBLATT vom 18. Januar 2013 fair,
also wie im Durchschnitt der vergangenen 25 Jahre bewertet. Diese Aussage
wird gestützt von Warren Buffett, der US-Anlegerikone: „Seien Sie ängstlich,
wenn die Welt gierig ist. Und seien Sie gierig, wenn die Welt ängstlich ist.“

Im Langzeitvergleich markiert der im Jahr 1988 gegründete DAX regelmäßig wieder-


kehrende Hoch- und Tiefpunkte. Einige Male fiel der deutsche Leitindex – wie weltweit
alle großen Börsenbarometer – im berüchtigten Crashmonat Oktober auf ein markan-
tes Tief. Wie beim Fußball gibt es auch an der Börse Auf- und Abstiegskandidaten. Im
Fußball kämpfen die besten Teams in den Europa-Wettbewerben. Die 50 marktführen-
den Gesellschaften vom Euroland bilden den EURO STOXX 50 mit so bekannten Ti-
teln wie L’Oreal, Nokia, Philips oder Unilever. Um zum DAX-Depot „Heimatliebe“ zu-
rückzukommen: Das Risiko steigt mangels Streuung. Zurückgerechnet liefert der deut-
sche Leitindex ein Spiegelbild des spannenden Duells zwischen Bulle und Bär.

Beim Vergleich zwischen DAX und EURO STOXX


Leitindex DAX
fällt auf, dass das deutsche Börsenbarometer viel
konjunkturabhängiger, also zyklischer ausgerichtet Schlusskurse:
ist durch Finanzdienstleister, Pharma, Konsum, 2006: 6.597 Punkte (+22 %)
Versicherungen, Großchemie, Autobauer und 2007: 8.067 Punkte (+22 %)
Elektroindustrie. Bezüglich der Ausschüttung für 2008: 4.810 Punkte (-40 %)
2012 führt der EURO STOXX 50 mit einer Rendite 2009: 5.957 Punkte (+24 %)
von 4,06 % gegenüber dem DAX mit 3,34 %. 2010: 6.914 Punkte (+16 %)
2011: 5.750 Punkte (-17 %)
Der DivDAX, eine interessante Idee 2012: 7.612 Punkte (+29 %)

Alljährlich im Herbst wählt die Deutsche Börse AG Allzeittief:


die 15 besten Dividendenwerte im DAX aus. Mo- ca. 2.200 Punkte, März 2003
mentan haben nur jene DAX-Unternehmen einen Allzeithoch:
sicheren Platz, deren Gewinnausschüttung verläss- ca. 8.150 Punkte, März 2000
lich ist und regelmäßig steigt mit einer Rendite ab
2,5 %. Die Rendite ergibt sich aus dem Aktienkurs und errechnet sich so: Dividende
multipliziert mit Hundert dividiert durch den aktuellen Kurs oder Einstiegs-Kaufpreis.
Wegen der Finanz- und Schuldenkrise wurden die Dividenden auch gekürzt oder ge-
strichen. 2013 jedoch wird die Rekordsumme von 28 Mrd. € ausgeschüttet. Wer den
Gesamt-DAX oder DivDAX ordern will, kann dies kostengünstig mit einem Indexfonds
(Exchange Traded Funds, Abkürzung ETF) tun. Gegenüber einem Aktienfonds sparen
Sie den Ausgabeaufschlag und die jährliche Verwaltungsgebühr von rund 2 %, aber
auch Transaktionskosten gegenüber dem Kauf von Einzelaktien. Etliche Fondsmana-
ger schneiden zwar bei Themen-, Spezial- und Nebenwertefonds recht gut ab, geraten
aber bei den großen Indizes ins Hintertreffen.

17
Ein Blick auf die Gewinner und Verlie-
Sieger und Verlierer
rer im DAX von 2010 bis 2012
In der Fußballbundesliga heimste der 1. FC
Bayern München bislang die meisten Titel ein.
Schon am 28. Spieltag stand der Gewinn der
Deutschen Meisterschaft 2012/2013 fest. Die
beiden Jahre zuvor dominierte Borussia
Dortmund. Vorn dabei sind gewöhnlich Le-
verkusen und Schalke. Beim DAX sieht es an-
ders aus. Von 2010 bis 2012 schafften nur VW
und SAP zweimal einen TOP 5-Platz.

Von den Verlierern der letzten drei Jahre gelang


es lediglich Beiersdorf, 2011 bis zum 5. Rang
vorzustoßen, während Fresenius vom stolzen 2.
Platz 2011 ins Feld der Loser abstürzte. Dies
zeigt, dass es nicht klug ist, einseitig und stur auf
die Verlierer als künftige DAX-Stars zu setzen,
mögen auch etliche Börsengurus dazu raten.
E.ON und RWE landeten wegen des abrupten
Kernkraftausstiegs als Folge des Atom-Gaus in
Japan zweimal mit zweistelligen Kursverlusten im
Verliererfeld. Wer solche Aktien kauft, vertraut auf
Aufholpotenzial und eine attraktive Dividende.
Beides kann, muss aber nicht geschehen.

Wer wie VW als Tabellenführer von 2010 einen


Kursgewinn von 86 % einheimst, dem wird fälsch-
licherweise nicht mehr viel zugetraut. Aber VW
schaffte als „Marathonaktie“ auch 2012 mit einem
Kursanstieg von 38 % den 4. Platz.

Wer liegt bei der Ausschüttung vorn?


Nicht zuletzt wegen der schlechten Kursentwick-
lung führt hier die Dt. Telekom mit einer Rendite
von 7,9 % (Stand: Anfang Januar 2013) vor RWE
mit 6,4 %, E.ON mit 5,6 % und Münchener Rück
mit 5,0 % die Dividendenrangliste für 2012 an.
Quelle: BÖRSE ONLINE: „Der
Der Weltmarktführer bei den Rückversicherern
große Jahresplaner 2013“
erfreute zudem mit einem Kursplus von 43 %.

18
1.4.2 Viel Potenzial bei den großen Nebenwerten im MDAX

Der DAX hat keinen Single-Status, sondern verfügt über einen großen Familien-
clan. Dazu gehört der MDAX, TecDAX und SDAX. Jahrelang stahl der DAX dem
MDAX die Schau. Zum Jahresende 2012 hat der MDAX mit der Marke von deut-
lich über 12.000 Punkten ein imposantes Allzeithoch mit einem Kursplus von
rund 35 % hingelegt und damit den DAX hinter sich gelassen. Zu den Kursrake-
ten der großen Nebenwerte mit einem Anstieg von über 100 % zählten die Fern-
sehanstalt SKY Deutschland (188 %), die Immobiliengesellschaft GAGFAH (127
%), der Roboterproduzent KUKA (102 %) und der Autolackierer Dürr (101 %).

Die Verringerung von 70 auf 50 Titel und die Zulassung ausländischer Firmen seit
März 2003, dem Start in die neue Indexwelt, macht den MDAX attraktiv. Hinzu kommt
die Blutauffrischung durch erfolgreiche Neuemissionen, zuletzt TALANX. Mit seinen
vielen Familienfirmen aus klassischen Branchen verlor der MDAX im großen dreijähri-
gen Crash von 2000 bis 2003 bis auf unter 2.700 Punkten zwar auch massiv an Wert.
Danach aber startete er beherzt durch und schaffte 2007 zeitweilig ein Rekordhoch
über 11.000 Punkte – abgelöst vom Absturz auf 5.600 Punkte im Finanzkrisenjahr
2008. Zwei Jahre später knackte der MDAX die 10.000er-Marke. Und 2012 eilte er ab
2. Halbjahr auf immer neue Allzeithochs. Die Rallye setzte sich Anfang 2013 fort.
Ein Unternehmen macht seine größte Wachstumsentwicklung als manövrierfähi-
ges, flexibles Schnellboot und nicht als Dickschiff. Der MDAX vereint innovative,
exportorientierte Firmen, die sich in margenstarken Nischen tummeln.

Der MDAX im 10-Jahresvergleich auf dem Weg nach oben

Quelle: Boerse.ARD.de – Kurse, Daten, Charts, März 2013

19
¾ Der MDAX mit seinen großteils substanzstarken AGs fristet kein Mauerblüm-
chendasein früherer Jahre. Das Umsatz- und Gewinnwachstum sowie die Di-
videndenrendite überzeugen.

Allerdings darf eine hohe Dividendenrendite, mag Mid-Cap-Index MDAX


sie auch den Kurs nach unten etwas absichern,
Zusammensetzung:
nicht das einzige Kriterium bilden. Sinken Umsatz Die 50 größten in- und aus-
und Gewinn, wird die Ausschüttung möglicherweise ländischen Unternehmen
gekürzt oder komplett gestrichen. klassischer Branchen
Die MDAX-Firmen sind oft Marktführer in attrak- Aufnahmekriterien:
tiven Nischen und weniger konjunkturanfällig Prime Standard, zu den 60
als die Konsum-, Finanz-, Auto- und Chemietitel Größten bei Börsenwert und
im DAX. Sie verfügen über mehr Spielraum bei der -umsatz nach DAX gehörend
Preiskalkulation als die in Massenmärkten agieren-
Indexanpassung:
den Großkonzerne. Die höhere Stabilität geht oft
Regelmäßig halbjährlich
einher mit einer im Branchenvergleich niedrigeren
Bewertung. Als Nachteil ist aber zu vermerken, Schlusskurse:
dass trotz der Exportstärke auch im asiatischen 2006: 9.404 Punkte (+29 %)
Raum die Abhängigkeit vom Inlandsgeschäft hoch 2007: 9.865 Punkte (+4,9 %)
ist. Kaufzurückhaltung und Investitionsschwäche 2008: 5.602 Punkte (-43 %)
schlagen sofort auf sinkende Aufträge durch. Fi- 2009: 7.507 Punkte (+34 %)
nanzielle Probleme der öffentlichen Hand, Kredit- 2010: 10.128 Punkte (+36 %)
klemme und Vertrauensverlust belasten stark. Dies 2011: 8.625 Punkte (-19 %)
2012: 11.914 Punkte (+34 %)
zeigte sich im Krisenjahr 2008 deutlich.
Allzeittief:
Doppelte Freude durch Kursgewinne 2.647 Punkte Frühjahr 2003
und eine hohe Dividendenrendite 2012 Allzeithoch:
Richtig Freude kommt auf, wenn der Aktienkurs 13.500 Punkte im März 2013
zweistellig steigt und die Ausschüttungsrendite ab
3,5 % das Sparkonto um Längen schlägt. Spitzenreiter 2012 ist HANNOVER RÜCK
mit einem Kursgewinn von 54 % und einer Dividendenrendite von 4,6 % bei einem
noch niedrigen KGV von 9,4. Ein ähnliches Traumergebnis schaffte der Modekonzern
HUGO BOSS mit einem Kursplus von 45 % und einer Ausschüttungsquote von 3,8 %
bei einem KGV von 12,2. Erfreulich schnitten auch DEUTSCHE EUROSHOP mit 28 %
Kursanstieg und 3,5 % Dividendenrendite sowie LEONI mit 11 % Kursplus und einer
Ausschüttungsrendite von satten 5,3 % bei einem historisch niedrigen KGV von 8,2 ab.

¾ Im Schnitt schütteten die MDAX-Konzerne für das Geschäftsjahr 2012 immer-


hin 2,85 % Dividende aus – doppelt so viel wie auf dem Sparkonto – und das
bei einem auf Allzeithoch notierenden Index. Die Höhe beschließt zwar die
Hauptversammlung, aber weniger als laut Vorschlag wird nicht bezahlt.

20
1.4.3 Der TexDAX: Nachfolger Neuer Markt

Bis Mitte März im Millenniumsjahr 2000 brach der NEMAX 50 ständig alte Rekor-
de und stieg auf 9.650 Punkte. Trotz Überbewertung sagten Analysten einen
schnellen Ansturm auf 10.000-Punkte voraus. Die Gelddruckmaschine Neuer
Markt wurde zur Spielwiese für Risikofreudige, Spekulanten und Zocker, ebenso
für die Träumer einer wundersamen Geldvermehrung ohne berufliche Arbeit.

So sprang auch noch Otto Normalverbraucher in den rasant fahrenden Express Neuer
Markt – für erfahrene Kapitalanleger ein klares Ausstiegssignal. Doch die Gier, der
nachgesagt wird, das Hirn aufzufressen, überwog. Warnende Stimmen gab es verein-
zelt. Wer für Ende 2000 eine Kurshalbierung voraussagte, galt als Spielverderber. Die
Wahrheit sah viel schlimmer aus – ein Kursverlust beim NEMAX 50 von 98 % – Zeit
genug, den Index aufzulösen und durch den TecDAX mit 30 Werten zu ersetzen.

Im Gegensatz zu 2009 (+61 %) kam der TecDAX, zeitweilig „Sonnen-DAX“ genannt,


wegen der Finanz- und Staatsschuldenkrise und der Abstrafung der Solarwerte wegen
der Energiewende mit Kernkraftausstieg vor 2012 nicht mehr voran. Mit dem Abstieg
von Photovoltaikfirmen und dem Aufstieg interessanter AGs wie Cancom, Euromicron,
LPKF Laser, Sartorius und Süss Microtec kam frischer Wind in den TecDAX.

Illustration: Dirk Meister, Der Börsenführerschein, S. 20

21
Der 1997 mit großen Hoffnungen gegründete
Neue Markt für junge Wachstumsfirmen hat sei- Mid-Cap-Index TecDAX
nen 6. Geburtstag nicht mehr erlebt. Nach einem Schlusskurse:
grandiosen Höhenflug kam der jähe Absturz, ein- 2007: 974 Punkte (+30 %)
geleitet durch geschönte Bilanzen, gefälschte 2008: 508 Punkte (-48 %)
Umsatz- und Gewinnzahlen. Auch seriöse Firmen 2009: 818 Punkte (+61 %)
wie Bertrandt (der Kurs hat sich mittlerweile 2010: 851 Punkte (+4 %)
verneunfacht), Qiagen, Aixtron und Singulus wur- 2011: 667 Punkte (-22 %)
den mit in die Tiefe gerissen durch börsenunreife 2012: 828 Punkte (+21 %)
Klitschen, Betrüger und Glücksritter (EM.TV).
Allzeittief NEMAX 50:
Schnell war das reichlich fließende Eigenkapital
310 Punkte Frühjahr 2003
vom Börsengang verbrannt. Im Zuge der Neu-
segmentierung wurde der Neue Markt „beerdigt“. Allzeithoch TecDAX:
1.058 Punkte im Jahr 2007
Der Name war zum Makel geworden.

Der TecDAX als Neuer Markt-Erbe im 10-Jahresvergleich

Quelle: Boerse.ARD.de – Kurse, Daten, Charts, März 2013

Die Gründe für den Umbau der deutschen Indizes im Jahr 2003
Der radikale Indexumbau mit dem aufgelösten Neuen Markt und seinem Nachfol-
ger TecDAX führte zu höherer Transparenz, Kontrolle und Qualität. Die Börsen-
stars ab 55 % Kursanstieg waren 2012 Sartorius (+89 %), MorphoSys (+67 %),
LKPF Laser (+66 %), Jenoptik (+62 %) und Drillisch (+57 %). Mit einer üppigen Di-
videndenrendite, zweistelligem Kursplus und moderatem KGV erfreuen Freenet
(8,6 %), Drillisch (7,2 %), Euromicron (5,5 %) und Pfeiffer Vacuum (3,4 %).

22
1.4.4 Der SDAX – das Börsenbarometer für die Kleinen
Den kleinsten deutschen Index – vergleichbar mit der 3. Fußballliga – bis Mitte
2007 von einem zum nächsten Allzeithoch eilend, hat es 2008 mit einem Kurs-
einbruch von 46 % kalt erwischt. Umso besser sah die Kursentwicklung 2009 mit
einem Plus von 27 % und erst recht mit 46 % im Jahr 2010 aus. Ein Jahr später
gab es im Zuge der Staatschuldenkrise und extrem großer Euroängste ein Minus
von 18 %, im Jahr 2012 ein Plus von 19 %. Trotz der insgesamt positiven Kurs-
entwicklung im klassisch orientierten Small-Cap-Index greifen die meisten Pri-
vatanleger beim SDAX nicht zu. Dabei eröffnet ein geschicktes Stock Picking
ungewöhnlich hohe Gewinnchancen.

Schauen wir uns die Siegerliste an mit einem Kursplus der Immobiliengesellschaft
PATRIZIA von 128 %; dahinter KWS SAAT mit einem Kursanstieg von 57 %, dicht ge-
folgt vom Maschinenbauer JUNGHEINRICH mit 56 %, der Zeitarbeitsfirma AMADEUS
mit 55 % und dem Ingenieur-Dienstleister BERTRANDT mit 50 %.

Auch in Sachen Dividendenrendite muss sich der SDAX nicht verstecken. Sie ist mit
3,9 % von allen deutschen Indizes am höchsten. Bei einem Dutzend Unternehmen liegt
hier die Dividendenrendite über 4,5 %, großteils sogar über 6 %. Und es sind nicht nur
die Verlierer, die so großzügig ausschütten, sondern darunter auch etliche „Marathon-
aktien“, die langfristig für hohe Kursgewinne sorgen.

Illustration: Henning Löhlein, Der Börsenführerschein, S. 20

23
Im SDAX mit 50 klassischen Mittelständlern aus
dem In- und Ausland sind etliche substanzstarke Small-Cap-Index SDAX
Nischenanbieter vertreten. Darunter zahlreiche
Schlusskurse:
Familienfirmen mit schlankem Management, flacher
2006: 5.567 Punkte (+31 %)
Hierarchie, gesunder Bilanzstruktur, verlässlicher
2007: 5.191 Punkte (-6,8 %)
Umsatz- und Gewinnentwicklung. Ihre Stärke liegt
2008: 2.801 Punkte (-46 %)
in weltweit gefragten Produkten mit konsequenter 2009: 3.549 Punkte (+27 %)
Ausrichtung auf den Binnenmarkt, auf Euroland, 2010: 5.174 Punkte (+46 %)
Osteuropa, China und asiatische Schwellenländer. 2011: 4.244 Punkte (-18 %)
Die SDAX-Firmen erinnern an manövierfähige, 2012: 5.249 Punkte (+19 %)
wendige Schnellboote, die rasch gefährliche Klip- Allzeittief:
pen umschiffen und nicht wie das Kreuzschiff 1.622 Punkte Frühjahr 2003
CONCORDIA an einem Fels zerschellen. Schnell
Allzeithoch:
wird auf neue Produkt- und Marktentwicklungen als
6.075 Punkte im Febr. 2013
Folge der sich wandelnden Bedürfnisse reagiert.
Da nicht so viel wie von den Großkonzernen im
DAX in die USA ausgeführt wird, sind Währungsturbulenzen weniger einschneidend.

¾ Sehr günstig für die Kursentwicklung ist die vierteljährige „Blutauffrischung“


durch nachrückende Kandidaten oft schon kurz nach deren Börsengang im
Austausch mit schwächeren Abstiegskandidaten. Börsenkenner mit Mut und
Zeit begeben sich auf die Perlensuche nach den besten Titeln und verzichten
hier auf eine Marktabdeckung mit einem ETF bzw. Indexfonds.

Der SDAX für die kleineren Werte im 10-Jahresvergleich

Quelle: Boerse.ARD.de – Kurse, Daten, Charts, März 2013

24
1.4.5 Der DAXplus Family Index als Nachfolger vom GEX

Zum Jahresbeginn 2010 hat die Deutsche Börse AG gemeinsam mit der Techni-
schen Universität München (TUM) den DAXplus Family Index entwickelt. Es ist
die richtige Antwort auf die unglückliche Regelung im German Entrepreneurial
Index, Abkürzung GEX, die Aufnahme und Dauer der Zugehörigkeit vom Zeit-
punkt der Börsennotierung abhängig zu machen und auf zehn Jahre zu begren-
zen. Trotzdem ist das Echo auf diesen neuen Index wider Erwarten gering.

Kaum ein Privatanleger weiß über den DAXplus Family Index auch nur einigermaßen
Bescheid und nutzt ihn für seine Börsenstrategie. Eigentlich schade! Die großteils sub-
stanzstarken und nachhaltig wirtschaftenden börsennotierten Familienunternehmen
verdienen es, besonders herausgestellt zu werden. Meist geht es hier nicht um den ra-
schen Quartalserfolg, sondern um langfristig wachsende Erträge, ausgerichtet auf
kommende Generationen, Mitarbeiter und Region. Fremdmanager sitzen auf Feuer-
stühlen, stehen unter ständigem Druck und müssen frühzeitig Erfolge vorweisen. Sie
verlieren im Schnitt ihren Job noch schneller als die Fußballbundesliga-Cheftrainer.

Auch der GEX führt heute eher ein Schattendasein. Vom Allzeithoch bei rund 2.600
Punkten im Jahr 2007 und von gerade einmal 1.000 Zählern Mitte Januar 2013 trennen
den GEX Welten. Freilich beeinflusst auch die schrumpfende Teilnehmerzahl wegen
der unseligen Zehn-Jahres-Grenze die Kursentwicklung. Mehr im Blickpunkt stehen
der ENTRY STANDARD der Deutschen Börse AG und das Qualitätssegment für den
Mittelstand m:access der Börse München.

1.4.6 Eine Aktienauswahl chancenreicher Familienfirmen

Familienfirmen-Auswahl aus MDAX, TecDAX und SDAX


Aktie WKN Buchwert Kurs 52-Wochen- Div. 2013(e)
Branche Index Eigenka- 15.01.2013 Hoch/Tief € Rendite %
pitalquote Rendite 2012 KGV 2013 und Rating
Bauer Tiefbau- 516 810 25,00 € 21,90 € 26,75/16,00 € 0,50 €/2,3 %
bohrgeräte SDAX 32 % -8 % 12,2 ***
Bechtle 515 870 18,80 € 31,15 € 35,55/19,20 € 0,85 €/2,7 %
Softwarehaus TecDAX 52 % +17 % 11,2 ***
Delticom Onli- 514 680 3,42 € 34,00 € 82,50/30,30 € 1,90 €/5,9 %
ne-Reifenhandel SDAX 45 % -52 % 13,2 *
Drägerwerk 555 063 43,65 € 80,00 € 88,70/63,20 € 0,90 €/1,1 %
Medizintechnik TecDAX 34,5 % +22 % 11,8 ***

25
Familienfirmen-Auswahl: MDAX, TecDAX und SDAX (Forts.)
Aktie WKN Buchwert Kurs 52-Wochen- Div. 2013(e)
Branche Index Eigenka- 15.01.2013 Hoch/Tief € Rendite %
pitalquote Rendite 2012 KGV 2013 und Rating
ElringKlinger 785 602 8,60 € 25,30 € 26,90/17,10 € 0,50 €/2,0 %
Autozulieferer MDAX 50 % +33 % 15,8 ***
Fielmann 577 220 10,60 € 74,10 € 80,85/65,20 € 2,50 €/3,4 %
Brillenhersteller MDAX 76 % 0% 23,2 **
GrenkeLeasing 586 590 22,45 € 51,65 € 54,45/37,45 € 0,75 €/1,5 %
Büroleasing SDAX 16 % +30 % 16,7 **
Krones 633 500 24,30 € 46,90 € 47,70/35,55 € 0,75 €/1,6 %
Abfüllanlagen MDAX 38,5 % +28 % 14,6 ***
KWS Saat 707 400 84,85 € 253,90 € 267,5/151,8 € 2,80 €/1,1 %
Saatgutzüchter SDAX 55 % +57 % 19,8 ***
Patrizia Immo- PAT 1AG 5,40 € 6,30 € 6,65/2,55 € 0,00 €/0,0 %
bilien SDAX 28 % +128 % 21,7 ***
Puma Sportbe- 696 960 104,45 € 230,05 € 277,1/209,1 € 2,00 €/0,9 %
kleidung MDAX 62 % 0% 16,4 **
Rational 701 080 12,70 € 218,25 € 223,6/187,8 € 5,50 €/2,5 %
Profiküchen MDAX 73 % +30 % 25,2 ****
SIXT Stämme 723 132 11,10 € 16,60 € 17,05/12,55 € 0,70 €/4,2 %
Autoleasing SDAX 25,5 % +15 % 9,8 ***
Software AG 330 400 10,50 € 32,00 € 33,50/21,80 € 0,46 €/1,4 %
Großrechner TecDAX 56,5 % +12,5 % 16,0 *
United Internet 508 903 0,46 € 16,70 € 17,55/12,50 € 0,30 €/1,9 %
Online-Technik TecDAX 13 % +18 % 15,9 **
Vossloh 766 710 32,95 € 76,15 € 81,30/63,55 € 2,50 €/3,3 %
Verkehrstechnik SDAX 32 % +1 % 16,9 **
Wacker Chemie WCH 888 47,80 € 53,45 € 92,60/40,50 € 0,60 €/1,1 %
Silizium MDAX 42 % -20 % 20,2 ***
Wacker Neuson WAC K01 12,40 € 10,65 € 13,65/8,95 € 0,40 €/3,8 %
Baumaschinen SDAX 74,5 % +8,5 % 9,7 ***

Anmerkung: Im Solarstrombereich gibt es zahlreiche inhabergeführte Firmen. Dies


gilt auch für Solarworld (Solarzellen/Solarmodule) und SMA Technology (Wechsel-
richter), TecDAX. Derzeit erscheint es wegen des anhaltenden Preisdrucks und der
starken Konkurrenz aus China riskant, hier mit größeren Summen einzusteigen. Bes-
ser, Sie warten die anstehende Marktbereinigungsphase ab. Spekulieren Sie mit etwas
Spielgeld. Centrotherm, Conergy, Manz, Phoenix Solar, Q-Cells und Solarworld muss-
ten den TecDAX verlassen. Dieser Index ist kein „Sonnen“-DAX mehr.

26
1.4.7 Der Entry Standard im Freiverkehr und der m:access

Im Oktober 2005 hat die im DAX notierte Deutsche Börse AG innerhalb des Frei-
verkehrs (Open Market) als weiteren Nachfolger für den gescheiterten Neuen
Markt den ENTRY STANDARD eingeführt. Er wendet sich an kleinere Mittelständ-
ler, die so genannten Start-Ups. Die Zulassungsanforderungen und Veröffentli-
chungspflichten sind geringer, die Kosten wesentlich niedriger.

Die Ehre, erster IPO-Kandidat (IPO = Initial Public Offering) zu sein, wurde dem weiter
um seine Existenz kämpfenden Kieler Fertighausbauer Design Bau zuteil. Eine Notie-
rung im ENTRY STANDARD gilt auch als Übungsbecken zum Freischwimmen vor dem
Wechsel in den Prime Standard, um später in den SDAX oder TecDAX aufzusteigen.
Mitte Januar 2013 notierte der Entry Standard-Performance-Index bei 371 Punkten.
Das 52-Wochen-Hoch/Tief lag bei 420 Punkten, das Tief bei 340 Punkten.

Der m:access, das Marktsegment für Mittelständler, Börse München


Die Börse München bietet seit Juli 2005 mit ihrem Marktsegment m:access kleineren
und mittleren Unternehmen einen transparenten Handelsplatz an mit der Effizienz des
Freiverkehrs bei vernünftigen Folgepflichten. Der m:access versteht sich als attrakti-
ves, kostengünstiges Qualitätssegment für börsennotierte Unternehmen. Ziel ist es, die
Chancen am Kapitalmarkt zu verbessern durch mehr Publizität, weniger Gebühren und
erhöhte Aufmerksamkeit auch bei Institutionellen. Aktuell sind dort 50 Unternehmen
notiert, darunter einige Börsenstars mit riesigen Kursgewinnen 2012. Hier sind vor al-
lem zu nennen: SHS VIVEON (+127 %), BLUE CAP (+98 %) und AURELIUS (+71 %).

1.4.8 Wie positionieren sich die Anleger?

Erfreulicherweise stieg die Zahl der Aktionäre in Deutschland laut DAI (Deut-
sches Aktieninstitut) bis Mitte 2012 an. Viele Privatanleger verharren jedoch an
der Seitenlinie vom Börsenfeld, klammern sich an liebgewonnene Gewohnheiten
und bevorzugen das „Heimatliebe-Depot DAX“. Noch liegt die „Volksaktie“ Telekom
wie Blei im Depot – gestützt von einer hohen Dividende. Das Heimatliebedepot DAX
erhöht das Risiko gegenüber einer internationalen Ausrichtung und mehr Augenmerk
auf mittlere und kleinere Werte sowie den Sektor Schwellenländer. Noch gefährlicher
ist es, dass sich die knappe Hälfte deutscher Aktiendepots auf bis zu fünf Einzeltitel
beschränkt. Eine Ein-Wert-Strategie ist mit dem Russischen Roulette vergleichbar.
Die Zauberformel zum Aktienerfolg heißt: „Breit gestreut – nie bereut!“

¾ Fazit: Wer bei den extrem niedrigen Zinssätzen nur sein Sparkonto pflegt,
vernichtet sein Kapital schleichend (in 10 Jahren 10 – 15 %). Wer auf Aktien
setzt, kann zwar Geld verlieren, aber auch viel gewinnen, jährlich 5 bis 20 %.

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