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Zusammenfassung
Aufgrund der Notwendigkeit, den Treibstoffverbrauch zu senken, tendiert man bei der Entwicklung moderner
Flugzeugtriebwerke zu höheren Nebenstromverhältnissen und somit höheren Vortriebswirkungsgraden.
Gleichzeitig sollen der Triebwerkslärm und die Emissionen sinken. Haben derartige Triebwerksarchitekturen
kein Getriebe, muss für Wirkungsgrad und Stufenanzahl der Niederdruckturbine wegen der niedrigen Fan-
drehzahl ein Kompromiss gefunden werden.
Die Entkoppelung der Drehzahlen von Niederdruckturbine und Fan durch ein Getriebe ist schon seit der ers-
ten Ölkrise 1973 in der Diskussion. Es wurden seitdem einige Triebwerksdemonstratoren gebaut und getes-
tet, bevor schließlich das erste von Pratt & Whitney entwickelte Getriebefan-Triebwerk PW1000G im Jahr
2008 die ersten Flugtests absolvierte. Ab 2013 soll dieses Triebwerk serienmäßig im Mitsubishi Regional Jet
(MRJ) und der Bombardier CSeries eingesetzt werden.
In diesem Kontext wurde im Rahmen eines kompletten Triebwerksvorauslegungssystems eine Vorentwurfs-
methode für Niederdruckturbinenwellengetriebe entwickelt. Die Methode soll in erster Linie die parametrisier-
te Auslegung der Konstruktion bewältigen, sie stellt aber auch eine vereinfachte dreidimensionale Geometrie
zur Verfügung.
Der Entwurfsraum des so erzeugten Getriebemodells wird im Hinblick auf Niederdruckturbinenleistung, Ü-
bersetzungsverhältnis, Drehzahl und anderer Technologieaspekte, wie z. B. unterschiedliche Materialien oder
Zahngrößen, untersucht und diskutiert. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf Gewicht und äußeren
Abmaßen des ausgelegten Getriebes.
2.1. Umweltpolitische und ökonomische Her- Neben CO2 werden noch andere störende Verbrennungs-
ausforderungen beiprodukte erzeugt, von denen vor allem die Stickoxide
problematisch sind, da sie unter anderem Ozon produzie-
In den vergangenen Jahrzehnten sind die Passagierzah- ren, welches in der Nähe der Tropopause ein besonders
len im Luftverkehr stetig angestiegen. Allein in den letzten schädliches Treibhausgas darstellt [4].
20 Jahren haben sich die geflogenen Passagierkilometer
fast verdreifacht [1]. Dabei hat sich nicht nur die Zahl der Auch der durch Flugzeuge hervorgerufene Lärm stellt
im Betrieb befindlichen Passagierflugzeuge erhöht, son- insbesondere im direkten Umfeld von Flughäfen eine
dern es hat sich mit steigendem Luftfrachtverkehrsauf- wesentliche Beeinträchtigung der Lebensqualität dar. Die
dort ansässige Bevölkerung hat ein erhöhtes Risiko für Steigerung des Nebenstromverhältnisses, also dem Ver-
Bluthochdruck, Herzkrankheiten und andere physische hältnis von Nebenstrom zu Kernstrom, erzielt. Dafür muss
und psychische Erkrankungen [5]. Infolge des öffentlichen bei unveränderten Kerntriebwerksdimensionen der Fan-
Druckes werden die Forderungen nach einer Verschär- radius vergrößert werden. Dies zieht eine Verlangsamung
fung des Fluglärmgesetzes lauter [6]. der Fandrehzahl nach sich, da die Blattspitzengeschwin-
digkeit des Fans aus Lärm- und Effizienzgründen nicht in
Diese ganzen Problematiken werden bei genauer Be- den Überschallbereich kommen soll. Da der Fan direkt
trachtung größtenteils vom Triebwerk verursacht, auch von der Niederdruckturbine angetrieben wird und eine
wenn die aerodynamische Auslegung des Gesamtflug- langsamdrehende Niederdruckturbine schwer und ineffi-
zeuges eine große Rolle dabei spielt. Damit ergeben sich zient ist, müssen hier Kompromisse zwischen Wirkungs-
drei große Herausforderungen für die Entwicklung von grad und Gewicht der Niederdruckturbine und dem Fan-
Triebwerken, nämlich die Senkung von Treibstoff- radius eingegangen werden. Das maximale noch sinnvol-
verbrauch und damit CO2-Ausstoß, die Verminderung le Nebenstromverhältnis, das mit modernen Triebwerks-
weiterer Emissionen und die Reduzierung von Lärm. Dazu konfigurationen erreicht wird, liegt somit ca. bei 9.
hat der Advisory Council for Aeronautics Research in
Europe, ACARE, die in TAB 1 dargestellten umweltrele- Um dieses Nebenstromverhältnis durch den Einsatz eines
vanten Ziele ausgearbeitet, die bis zum Jahr 2020 umge- größeren Fans weiter erhöhen zu können, ist es nahelie-
setzt werden sollen [7]. Dabei entfallen 20% der geforder- gend, die Drehgeschwindigkeiten von Niederdruckturbine
ten Verminderung des Treibstoffverbrauchs auf das und Fan mittels eines Reduktionsgetriebes zu entkoppeln.
Triebwerk. Als sinnvolle Positionierung eines solchen Getriebes
bietet sich der Raum zwischen Fan und Niederdruckver-
Reduzierung von Zielvorgabe dichter an, wie in BILD 1 skizziert ist.
Dabei sollen die Bedingungen von Triebwerken unter- 3.2. Weitere Getriebespezifikationen
schiedlicher Leistungsklassen nachempfunden werden, d.
h. es soll überprüft werden, ob ein Getriebe für ein kleines Die Zahnräder des Getriebemodells wurden mit einer
Triebwerk in gleicher Weise für ein größeres Triebwerk Evolventenverzahnung versehen. Die Zähne sind in Pfeil-
realisiert werden kann. Des Weiteren soll untersucht wer- verzahnung angeordnet, wodurch das Getriebe axialkräf-
den, bis zu welchem Technologielevel diese Art von Ge- tefrei ist und ruhiger läuft, sodass es sich für hohe Dreh-
triebe noch einsetzbar ist. Das PW1000G bestätigt, dass zahlen eignet. Außerdem ist die Zahnfuß- und Grübchen-
ein Übersetzungsverhältnis von 3 mit einem solchen Ge- tragfähigkeit höher als bei Geradverzahnung [11].
triebe gut umgesetzt wird; ob die für die Zukunft vorgese-
henen Übersetzungsverhältnisse von bis zu 6 möglich Als Material sind legierte Einsatzstähle mit hoher Zähig-
sind, wird sich hier zeigen. keit und Festigkeit vorgesehen, die für Getriebe und ande-
re hochbeanspruchte Bauteile ausgewiesen sind.
Ein weiterer Punkt ist das Durchrechnen einer Mission für
ein spezifiziertes Triebwerk: Wie groß ist die durch das 4. DAS RECHENMODELL
Getriebe verursachte Verlustleistung bei Start, Reiseflug
usw.? Die Programmierung der Vorauslegungsmethode wurde
in der Entwicklungsumgebung Pacelab Suite der PACE
Außer diesen praktischen Aussagen wird am Ende auch Aerospace Engineering and Information Technology
klar, mit welchen Iterationsschritten die Vorentwurfsme- GmbH vorgenommen. Diese Software ermöglicht es unter
thode erweitert werden muss, um ein von Größe und anderem, parametrisierte Geometrien zu erzeugen und
Gewicht her optimales Getriebe für eine bestimmte An- sie zu optimieren bzw. daran Parameterstudien durchzu-
wendung zu erhalten. führen. So konnte für diese Studie ein Modell des Getrie-
bes erstellt werden, dessen Geometrie von den grundle-
3. AUSWAHL DES GETRIEBES genden Anforderungen wie z. B. dem gewünschten Über-
setzungsverhältnis und automatischen Festigkeitsberech-
nungen der Zahnräder bestimmt wird. Durch die Möglich-
3.1. Getriebeart
keiten der Pacelab Suite wurde die Vorauslegungsmetho-
de in Form eines Entwicklungstools umgesetzt, es können
Bei der Auswahl des Getriebetyps müssen verschiedene also vom Anwender bestimmte Randbedingungen einge-
luftfahrtspezifische Kriterien berücksichtigt werden. Der stellt werden, anhand derer das Getriebe ausgelegt wird.
Bauraum für das Getriebe ist im Triebwerk sehr begrenzt Dabei bewerkstelligt das Rechenmodell zunächst keinerlei
und es sollte so leicht wie möglich sein. Mit diesen geo- Optimierung, sondern dimensioniert die Getriebekompo-
metrischen Beschränkungen muss es eine sehr hohe nenten lediglich auf Festigkeit. Optimierungen, z. B. Ge-
Leistung übertragen und die geforderte Übersetzung wichtsminimierung durch Variation von Eingangsparame-
liefern können. tern, werden durch Funktionen der Pacelab Suite ausge-
führt.
Die Erfahrungen, die bei der Entwicklung von Getriebe-
fans bisher gemacht wurden, haben gezeigt, dass sich ein Dieses Modell enthält nicht alle Komponenten eines rea-
Planetengetriebe am besten für diese Zwecke eignet. Im len Getriebes. Einige Bauteile, wie z. B. die Planetenla-
Vergleich zu anderen Getriebearten zeichnet es sich ger, Planetenträger und Bolzen, die zum Anflanschen
durch eine kompakte Bauweise und eine sehr hohe Leis- notwendig wären, wurden vereinfachend ausgenommen.
tungsdichte aus [10]. Dies geschieht unter der Prämisse, dass deren Masse im
einstelligen Kilogrammbereich liegt und damit für die
Deshalb wurde im Rahmen dieser Studie das Modell Gesamtmasse des Getriebes, die mindestens dreistellig
eines Planetengetriebes in die Vorentwurfsmethode imp- ist, nicht unbedingt relevant ist. Die im Rahmen dieser
lementiert. Im verwendeten Modell treibt die Niederdruck- Studie modellierten Getriebekomponenten sind das Son-
welle das Sonnenrad an, während der Fan an das Hohl- nenrad, die Planetenräder, das Hohlrad, die Niederdruck-
welle und die Fananschlusswelle, deren Schnittdarstel- räder des Getriebes gleich ist, startet die Auslegung des
lung in BILD 3 zu sehen ist. Die Niederdruckwelle wird Getriebes mit geometrischen Parametern. Laut [11] wird
nicht in die Massenberechnung mit einbezogen, weil sie das 3,5-fache des Normalmoduls als vorläufiger Abstand
nicht zum System des Getriebes gehört. Die Gestaltung vom Fußkreis- zum Innendurchmesser des Sonnenrades
der Welle, die den Fan mit dem Hohlrad verbindet, ist im eingesetzt. Daraus können mit der Zahnfußhöhe ein vor-
Vergleich zur tatsächlichen technischen Ausführung ver- läufiger Teilkreisdurchmesser und mit dem Stirnmodul,
einfacht. der sich aus dem vorgegebenen Schrägungswinkel der
Verzahnung und dem Normalmodul berechnen lässt, die
Zähnezahl und weiterhin der tatsächliche Teilkreisdurch-
Fanwelle Hohlrad messer bestimmt werden. Aus dem Übersetzungsverhält-
nis ergibt sich die Zähnezahl der Planetenräder und des
Planetenrad
Hohlrades, sodass auch deren Durchmesser mit dem
Modul errechnet werden können.
Sonnenrad
Nach dieser Bestimmung der grundlegenden Geometrien
Niederdruckwelle kann die Anzahl der Planeten ermittelt werden. Sie sollte
so groß wie möglich sein, denn durch die Verteilung der
Lasten auf viele Planeten werden die einzelnen Zähne
entlastet; die Zahnbreite wird geringer und mit ihr auch die
Gesamtmasse des Getriebes. Die Maximierung der Pla-
netenanzahl wird durch zwei Kriterien beschränkt. Eines
ist der zwischen Sonnenrad und Hohlrad vorhandene
BILD 3. Schnittdarstellung der im Modell implementier-
Platz. Es dürfen nur so viele Planeten untergebracht wer-
ten Komponenten
den, dass sie sich nicht gegenseitig berühren. Das zweite
4.1. Festlegung der Geometrie und Festigkeits- Kriterium ist die sogenannte Einbaubedingung, die ge-
rechnung währleistet, dass die Planeten gleichmäßig über den Um-
fang verteilt sind. Sie besagt, dass das Verhältnis der
Summe der Zähnezahlen von Hohlrad und Sonnenrad zur
Das im Rechenmodell implementierte Vorgehen für die
Anzahl der Planeten eine ganze Zahl sein muss. Also ist
Festigkeitsrechnung wurde vollständig aus den DIN-
die Anzahl der Planeten abhängig von den Zähnezahlen
Normen für die Berechnung und Auslegung von Zahnrad-
und somit vom Modul. Das bedeutet, dass sie über den
paaren und Planetengetrieben übernommen. Die Ausle-
Modul optimiert werden kann.
gung auf Festigkeit läuft somit automatisch ab und ist vom
Benutzer des Programms nicht beeinflussbar.
Wenn alle geometrischen Größen berechnet wurden,
startet die Festigkeitsauslegung, aus der unter Berück-
Die hauptsächlich verwendete Norm ist dabei die DIN
sichtigung der Werkstoffeigenschaften des gewählten
3990 zur Tragfähigkeitsberechnung von Stirnrädern. Sie
Materials am Ende eine entscheidende Dimension resul-
enthält die Formeln für die Berechnung der Grübchentrag-
tiert, nämlich die Verzahnungsbreite. Diese bestimmt
fähigkeit, der Zahnfußtragfähigkeit und der Fresstragfä-
dominierend, wie breit der eingenommene Raum des
higkeit. Um die Bezugsprofile der Zahnräder festzulegen,
Getriebes in axialer Richtung des Triebwerks ist.
wurde die DIN 867 über Bezugsprofile für Evolventenver-
zahnungen an Stirnrädern benutzt.
Die Welle, die das Hohlrad mit dem Fan verbindet, wird
vereinfachend nur anhand der Torsionsbeanspruchung
Die im Programm verwendeten zahnradspezifischen Beg-
dimensioniert.
riffe wurden aus den Normen DIN 868, DIN 3960 und DIN
3999 entnommen, welche sich mit Begrifflichkeiten, Be-
stimmungsgrößen und Kurzzeichen befassen. 4.2. Ölbedarfsrechnung
Die Größe der Zähne wird über den Modul geregelt, der Die beste Art der Schmierung bei Hochleistungsgetrieben
sich aus dem Verhältnis von Teilkreisdurchmesser d zu und hohen Umfangsgeschwindigkeiten ist die Einspritz-
Zähnezahl z eines Zahnrades schmierung. Für das beschriebene Getriebemodell wird
der Rechnung das im Triebwerksbau gängige Öl der Fir-
ma Shell mit der Bezeichnung Aeroshell Turbine Oil 555
d
(3) m= zu Grunde gelegt. Es kann mit der in [12] gegebenen
Formel
z
berechnet. Er gibt an, welche Werkzeuggröße zur Herstel- PV ⋅ 6 ⋅ 10 4
lung des Zahnrades verwendet werden muss. Zahnräder (4) V& =
können zwar mit beliebigem Modul hergestellt werden, ρ Öl ,80 ⋅ c p ,80 ⋅ ∆ϑ
wenn aber mit standardisierten Werkzeugen gearbeitet
werden soll, muss der Modul aus der in DIN 780 definier- der nötigen Ölbedarfs in l/min grob abgeschätzt werden.
ten Normreihe benutzt werden. In Bezug auf einen in Die Verlustleistung PV wird aus dem Getriebewirkungs-
Großserie produzierten Antrieb ist die Normreihe jedoch grad und der Leistung der Niederdruckwelle bestimmt.
nicht weiter von Bedeutung, da es sich in diesem Falle Der Temperaturunterschied zwischen Öleintritt und -
lohnt, Produktionsmittel in Sondergrößen anzuschaffen. austritt ∆ϑ wird mit 40K veranschlagt. Die Dichte des Öls
bei 80°C ρÖl,80 und die entsprechende Wärmekapazität
Durch die Vorgabe des Normalmoduls, der für alle Zahn- cp,80 sind spezifische Eigenschaften des Öls. Kühlung und
Schmierung des Getriebes sollten nach [12] in den bereits Die Welle, die das Getriebe mit dem Fan verbindet, ist
vorhandenen Ölkreislauf eingebunden werden, da ein durch zylinderförmige Elemente approximiert (vgl. BILD 3)
zweiter Ölkreislauf zusätzlich Gewicht mitbringen würde. und wird nur auf Torsion ausgelegt; andere Kräfte werden
Abhängig von der aus dem Getriebesystem abzuführen- vernachlässigt.
den Wärmeleistung muss dafür jedoch der Ölkühler ver-
größert oder ein weiterer Ölkühler eingebaut werden. Der Berechnungsumfang der Verzahnung wird, da es sich
nur um einen Vorentwurf handelt, vermindert, indem keine
4.3. Vom Anwender vorzugebende Variablen Profilverschiebung vorgenommen wird.
Einige Eingabeparameter werden vom Anwender des 4.5. Aussagen des Modells
Programms eingestellt. So können die Randbedingungen
der Einsatzfälle bestimmt werden, für die das Getriebe Es werden die exakten räumlichen Abmaße der Kompo-
vorgesehen ist. Zu diesen Parametern gehören nenten berechnet und eine dreidimensionale Darstellung
• Leistung der Niederdruckturbine des Getriebes erzeugt. Die Erstreckung des Getriebes in
• Drehzahl der Niederdruckwelle axialer und radialer Richtung ist von entscheidender Be-
• gefordertes Übersetzungsverhältnis deutung, da der Raum im Triebwerk begrenzt ist.
• Material des Getriebes
• Normalmodul Mit den Informationen zum Werkstoff wird das Gesamt-
• Getriebewirkungsgrad gewicht errechnet. Stellt man das Gewicht in Relation zu
• Durchmesser und Länge der Fanwelle dem des kompletten Triebwerks, so lässt sich eine Aus-
• Spalt für den Werkzeugeingriff in der Mitte der sage über die Wirtschaftlichkeit des Einsatzes eines sol-
Pfeilverzahnung chen Getriebes treffen. Ein zu schweres Getriebe könnte
den Treibstoffverbrauch des Triebwerks erhöhen und den
Beim Material kann aus drei vorgegebenen Werkstoffen Wirkungsgradgewinn zunichte machen.
gewählt werden:
• 16MnCr5, einem MnCr-legierten Einsatzstahl für Weitere Angaben umfassen z. B. die Anzahl der Plane-
Teile, die vorwiegend auf Verschleiß bean- tenräder, deren Lagerlasten sowie die Fandrehzahl und
sprucht sind, die an den Fan übertragene Leistung. Außerdem wird der
• 17CrNi6-6, einem CrNi-legierten Einsatzstahl für zum Kühlen des Getriebes benötigte Ölmassenstrom
hochbeanspruchte Bauteile hoher Zähigkeit im ausgegeben. Die durch das Öl abzuführende Wärmeleis-
Getriebebau und tung ist ein limitierender Faktor für die Verwendung eines
• 18CrNiMo7-6, einem CrNiMo-legierten Einsatz- Getriebes, denn sie bestimmt, wie groß der Ölkühler des
stahl für schwere und hochbeanspruchte Getrie- Triebwerks sein muss. Ab einer gewissen Getriebegröße
beteile mit hohen Anforderungen an die Zähig- wird ein so großer Ölkühler benötigt, dass das Triebwerk
keitseigenschaften. ohne Getriebe wirtschaftlicher ist. Das für diese Studie
programmierte Modell liefert zwar keine Vorhersage zur
Der Modul muss nicht vorgegeben werden; er kann auch Größe des Ölkühlers, gibt aber anhand des Ölmassen-
mit dem Optimierungstool der Pacelab Suite automatisch stroms einen guten Anhaltspunkt, um Tendenzen abzu-
so eingestellt werden, dass die Dimensionen des Getrie- schätzen.
bes möglichst klein sind.
4.6. Validierung des Modells
4.4. Vereinfachungen
Der Abschlussbericht des Luftfahrtforschungsprogramms
Wie zu Beginn von Kapitel 4 erwähnt, wurden bei der des Bundes Lufo III [12] enthält eine umfangreiche Doku-
Berechnung einige Komponenten vernachlässigt. Dazu mentation eines vergleichbaren Planetengetriebes für
zählen Planetenträger, Planetenlager, Verbindungsbolzen Flugzeugtriebwerke. Die Vorentwurfsmethode wurde an
u. a., da das Modell keine vollständige Konstruktion, son- diesen Daten durch Nachmodellierung des dort beschrie-
dern nur einen Vorentwurf darstellt. Außerdem ist die benen Getriebes erfolgreich validiert.
genaue Berechnung z. B. des Gehäuseanschlusses der
Planetenträger nicht möglich, da keine bauräumliche
5. PARAMETERSTUDIEN UND ERGEBNISSE
Umgebung für das Getriebe definiert wurde. Das Fehlen
dieser Bauteile hat auf die ermittelte Gesamtmasse des
Getriebesystems einen Einfluss im einstelligen Prozentbe- Die Parameterstudien wurden für Triebwerke unterschied-
reich, wirkt sich aber nicht auf die axiale oder radiale licher Leistungsklassen und Nebenstromverhältnisse
Breite aus und schadet deshalb nicht der Intention des durchgeführt, wobei die Leistung des Triebwerks in Form
Modells. der Leistung der Niederdruckwelle in das Modell eingeht,
das Nebenstromverhältnis indirekt über das Überset-
zungsverhältnis. Parameter, die variiert wurden, waren
Eine weitere Vereinfachung ist der vom Nutzer vorzuge-
Leistung, Drehzahl, Übersetzungsverhältnis, Werkstoff
bende Getriebewirkungsgrad, der sich aus Verzahnungs-
und Modul. Nicht verändert wurden der Getriebewir-
wirkungsgrad und übrigen Verlusten zusammensetzt. Er
kungsgrad von 99% und der Durchmesser der Nieder-
könnte während der Auslegung abgeschätzt werden, da
druckwelle von 170mm. Genau genommen müsste der
er aber laut [13] voraussichtlich zwischen 98,5% und
Wellendurchmesser an Leistung und Drehzahl angepasst
99,5% liegt, wird auf diese verkomplizierende Zusatz-
werden; eine entsprechende Funktion ist im Programm
rechnung verzichtet und 99% voreingestellt. Auch der in
enthalten. Da aber die Torsionssteifigkeit der Welle wahl-
[12] errechnete Wirkungsgrad eines ähnlich dimensionier-
weise über den Durchmesser oder ihre Wandstärke regu-
ten Planetengetriebes beträgt etwas über 99%.
liert werden kann und die technische Umsetzung von Fall
zu Fall unterschiedlich ist, wurde auf eine Durchmesser- stärker belastet werden und folglich die Verzahnungsbrei-
variation verzichtet. Somit sind die Ergebnisse der Para- te und mit ihr die Getriebebreite vergrößert werden müs-
meterstudien besser vergleichbar. Der Wellendurchmes- sen. Damit wird die Getriebemasse vom Übersetzungs-
ser wirkt sich direkt auf alle anderen Durchmesser des verhältnis in zweifacher Hinsicht beeinflusst, einerseits
Getriebes aus. durch den größeren Außendurchmesser und andererseits
durch die reduzierte Planetenanzahl. Dabei ist die geo-
Um einen Anhaltspunkt für die Praxistauglichkeit des metrische Grenze für den Außendurchmesser zu beach-
Getriebes zu erhalten, wird bei der Auswertung eine be- ten. Die einzige Größe, mit der dieser beeinflusst werden
stimmte Getriebevariante herausgegriffen. Diese soll in kann, ist der Wellendurchmesser der Niederdruckturbine.
einem hypothetischen Triebwerk der Schubklasse 140kN, Wird dieser verkleinert, müssen jedoch eventuell auch die
wie es in einem Flugzeug für 100 – 150 Passagiere ein- Zähne verkleinert werden, um das Übersetzungsverhältnis
gebaut würde, eingesetzt werden. Ein solches Triebwerk noch realisieren zu können. Dies ginge auf Kosten der
hat typischerweise eine maximale Niederdruckturbinen- Tragfähigkeit, sodass die Verzahnungsbreite erhöht wer-
leistung von ca. 25000kW. Im größten dabei auftretenden den muss.
Belastungsfall für das Getriebe, das heißt, wenn die Nie- Planetenrad
derdruckturbine keinen Verdichter, sondern nur den Fan
antreibt, muss das Getriebe demzufolge eine Leistung Hohlrad
von 25000kW übertragen. Es wird für ein Übersetzungs-
verhältnis von 3 betrachtet.