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210094-1 VO BAK16: SpezialVO Kultur

und Politik (2020 SoSe)

Politische Kultur, Populärkultur,


Visuelle Kultur

Karin Liebhart

20.05.2020
Kulturanalytische Ansätze in der
politischen Kulturforschung

Weitere Beispiele für kulturanalytische Ansätze


- Alexis de Tocqueville
- Edward Said
Alexis de Tocqueville (1805-1859)
• Philosophisch-juristische Ausbildung

• Spätere politische Tätigkeit in Frankreich (liberal-bürgerlich,


konservativ)

• Mitglied der Académie française

• USA-Reise Anfang der 1830er Jahre im Auftrag der französischen


Regierung zum Studium des dortigen Rechts- und Justizsystems

Über die Demokratie in Amerika (1835/1840)


• Eines der einflussreichsten sozialwissenschaftlichen Werke
Konzept der politischen Gesellschaft, in der sich demokratische Sitten
entwickeln können, als Grundlage für Stabilität

Fragestellung: Wie funktioniert die amerikanische Demokratie?

Vorbildwirkung für andere Staaten (z.B. Frankreich)

• Frage des Verhältnisses von Freiheit und Gleichheit

• Erstere ist für Tocqueville bedeutender und er sieht sie als unter
Umständen durch Gleichheit und „Gleichmacherei“ bedroht, da
diese das Potential hat, individuelle Freiheit einzuschränken

• Diese Gefahr sieht er vor allem im Rahmen eines zentralisierten


Staates, in dem Bürger*innen ihre Selbständigkeit und
Verantwortung abgeben, zugleich entmündigt und schlussendlich
von den Regierenden verwaltet werden.
• Gefahr der „Tyrannei der Mehrheit“

• Dagegen sind verfassungsmäßig festgeschriebene


Dezentralisierung, Subsidiarität, teilautonome Bereiche und
aktive Beteiligung der Bürger*innen Mittel um eine Tyrannei der
Mehrheit zu verhindern
− Erziehung zum Bürgersinn
− Poltisches Bewusstsein
− Entsprechende politische Kenntnisse
− Verantwortungssinn
− Initiative
− Bereitschaft zur Partizipation

• Zusammenarbeit von Bürger*innen, z.B. in Vereinen, freie Presse


Edward Said (1935-2003)

Literaturwissenschaftler und Literaturkritiker

Orientalismus (engl. 1978, dt. 1981)

• Eines der Grundlagenwerke der Postcolonial Studies (gemeinsam mit


den Texten Frantz Fanons)

• Kritik

Saids Text bezieht sich in theoretischer Hinsicht auf das Diskurskonzept


Foucaults

Said setzt sich kritisch mit der britischen und französischen Orientalistik
und Islamwissenschaft und deren Blick auf die Gesellschaften des Nahen
Ostens und der arabischen Welt auseinander
Ausgangspunkt ist die Konstruktion einer prinzipiellen Dichotomie
zwischen Okzident und Orient – „aufgeklärter, zivilisierter Westen
versus exotischer, mysteriöser und auch bedrohlicher Orient“ -
verwoben mit Islamfeindlichkeit

Westlich-hegemoniales, durch den Kolonialismus geprägtes


Wissenssystem über den Orient - Konfiguration von Wissen und Politik,
die eine Überlegenheit europäischer Kultur festschreibt und im Sinne
des Imperialismus die koloniale Dominanz der westlichen Welt
legitimiert

Said sieht in diesem Prozess eine konstante Entwicklung, die eine


eindeutig hierarchische Konstruktion des Verhältnisses zwischen
Orient und Okzident festschreibt
Teil der gegenwärtigen politischen Kultur und auch des Alltagswissens,
der Alltagskultur, der im Alltag kursierenden Bilder „des Orients“

Der Orient wird als „das „Andere” und damit als Gegenbild zu Europa
imaginiert und konstruiert

Der Westen/Europa konstituiert sich durch diese Abgrenzung selbst

Fokus auf die Bereiche Gewalt und Sexualität

In den Postcolonial Studies (z.B. Homi K. Bhabha und Gayatri


Chakravorty Spivak) löst sich diese Konstruktion von konkreten
räumlichen Bindungen und steht auch generell für Repräsentationen
eines „nichtwestlichen Anderen“, auch in westlichen Gesellschaften

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