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Aufgabenblatt 6
- Bei jeder Multiple-Choice Frage sind Statements vorgegeben. Sie müssen entscheiden,
welche der Statements richtig sind. Alle kombinatorischen Möglichkeiten sind möglich. -
D
Bei höherer Zinsreagibilität der Geldnachfrage (Wiederholung: ∂M
∂i < 0) verläuft die LM-
Kurve steiler, insofern die Zentralbank eine Geldmengensteuerung verfolgt. Im Falle einer
Zinssteuerung wird die LM-Kurve durch eine horizontale Linie beschrieben.
Es ergebe sich folglich zwei unterschiedliche Szenarien im Falle expansiver Fiskalpolitik
∆G > 0:
In den folgenden Aufgabenteilen wird von Zinssteuerung ausgegangen, Teil (a) sollte ledig-
lich verdeutlichen, dass die grundsätzliche Steuerungskomponente der Geldpolitik durchaus
zu unterschiedlichen Antworten führt.
(b) Expansive Fiskalpolitik ist gesamtwirtschafltich umso effektiver, je näher die Volkswirtschaft
an der Zinsuntergrenze ist.
Im Falle geringer Zinsreagibilität der Investitionen, verläuft die IS-Kurve steil. Expansive
Geldpolitik in Form einer Reduzierung des Gleichgewichtszinses ∆i∗ < 0 hat folglich einen
geringen Effekt auf das gleichgewichtige Einkommensniveau, da das Investitionsvolumen
kaum ansteigt.
⇒Die Aussage ist falsch.
(d) Expansive Geldpolitik ist gesamtwirtschaftlich umso effektiver, je höher die marginale Kon-
sumneigung.
(e) Expansive Fiskalpolitik ist gesamtwirtschaftlich gesehen von der Zinsreagibilität der Investiti-
onsnachfrage unabhängig.
Unter der Annahme eines konstanten Zinssatzes (Zinssteuerung) existiert kein Crowding-
Out-Effekt.
⇒Die Aussage ist richtig.
(c) Aufgrund der zumeist positiven erwarteten Inflation liegt der Realzins immer über der Null-
grenze.
Die Inflationserwartungen gehen negativ in den Realzins ein (siehe (a)). Demzufolge kann
bei niedrigem Nominalzins der Realzins durchaus unter die Nullgrenze fallen.
⇒Die Aussage ist falsch.
(d) Für die Investitionsentscheidungen in der IS-Kurve ist der ex-post realisierte Realzins maß-
geblich.
Investitionsentscheidungen beziehen sich auf den ex-ante erwarteten Realzins. Der tatsächlich
ex-post realisierte Realzins fließt mit in den Erwartungsbildung ein für künftige Perioden,
die Investitionsentscheidung ist dann allerdings bereits gefallen.
⇒Die Aussage ist falsch.
(e) Sei nun der Nominalzins einer sicheren Anleihe i = 0, 06 und die Ausfallwahrscheinlichkeit
einer riskanten Anleihe mit p = 0, 1 gegeben. Die Risikoprämie liegt bei 10, 80% (auf zwei
Nachkommastellen gerundet).
Der Investor wird eine Risikoprämie (hier x) verlangen, damit die erwarteten Renditen der
sicheren und riskanten Anleihe gleich sind:
1 + i = p · 0 + (1 − p) · (1 + i + x)
1+i 1, 06
x= −1−i= − 1 − 0, 06 = 11, 78%
1−p 0, 9
⇒Die Aussage ist falsch.
In einer geschloseenen Volkswirtschaft werden Konsum und Investitionen durch folgende Funktionen
beschrieben:
Y = C + I + Ḡ; C = c0 + c1 (Y − T̄ ); I = b0 + b1 Y − b2 r; i = i0
Die Staatsausgaben Ḡ und die Steuerlast T̄ sind exogen gegeben. Das Preisniveau sei P = 1. Die
Investitionsausgaben hängen vom Realzins r = i − π e und der Risikoprämie x ab. Welche der
folgenden Aussagen ist/sind richtig?
1
(a) Die IS-Kurve ist Y = 1−c1 −b1 [c0 − c1 T̄ − b2 (i − π e + x) + Ḡ].
1
Y = [c0 − c1 T̄ + b0 − b2 (i0 − π e + x) + Ḡ] (2)
1 − c1 − b1
Um die IS-Kurve tatsächlich zeichnen zu können, müssten wir jetzt noch die Gleichung
umstellen, um i in Abhängigkeit von Y anzugeben (Zur Beantwortung der Frage ist aller-
dings Gleichung 2 ausreichend.)
⇒Die Aussage ist falsch (autonome Investitionen b0 fehlen).
(b) Nehmen Sie an, dass die Zentralbank über den Leitzins direkt den Realzins r0 = i0 −π e steuert.
Sinken die Inflationserwartungen um ∆π e , erhöht die Zentralbank den Nominalzins, um den
Realzins konstant zu halten.
(c) Die Inflationserwartungen steigen. Folglich verschiebt sich die IS-Kurve nach rechts, und die
LM-Kurve nach oben, wenn die Zentralbank den Realzins konstant hält.
Da im erweiterten IS-LM-Modell der Realzins r auf der Y-Achse abgetragen wird, ändern
sich weder LM- noch IS-Kuve bei Konstanthaltung des Realzinses.
⇒Die Aussage ist falsch. Im (i,Y)-Diagramm wäre die Aussage allerdings richtig.
(d) Die Risikoaversion der Anleger verringert sich. Daraufhin steigt ceteris paribus die gleichge-
wichtige Produktion.
Eine Verringerung der Risikoaversion ist gleichbedeutend mit einer geringeren Risiko-
prämie (∆x < 0 ⇔ ∆r < 0).
∂Y 1
= (−b2 ) < 0
∂x 1 − c1 − b1
Folglich steigt das gleichgewichtige Produktionsniveau Y ∗ bei sinkender Risikoaversion.
Ökonomische Intuition: Durch geringere (eingeforderte) Risikoprämien nimmt das Investi-
tionsvolumen zu, die IS-Kurve verschiebt sich folglich nach rechts.
⇒Die Aussage ist richtig.
Summa summarum kann diese Aussage zumindest für einige betroffene Länder bestätigt
werden. Unter anderem wurde der Realzins durch konventionelle (i senken) und unkon-
ventionelle geldpolitische Maßnahmen (Inflationserwartungen) verringert.
Zudem gab es diverse staatliche Konjunkturprogramme (u.a. die Abwrackprämie in Deutsch-
land).
⇒Die Aussage ist richtig.
Aufgabe 4 (Bankbilanzen)
Eine Bank hat Kredite im Umfang von 250 Mio. evergeben. Außerdem hat sie Anleihen im Wert
von 150 Mio. eerworben. Sie verfügt über Einlagen und Schuldverschreibungen von jeweils 175
Mio. e. Welche der folgenden Aussagen ist/sind richtig?
(a) Das Eigenkapital der Bank beträgt 75 Mio. e.
(e) Eine Möglichkeit, um das Eigenkapital der Bank zu erhöhen, ist es, neue Anteilseigner aufzu-
nehmen. Dies ist sinnvoll, da nur Banken, die objektiv betrachtet über zu wenig Eigenkapital
verfügen, von Bank-Runs betroffen sind.
Jede Bank kann von einem Bank-Run getroffen werden, da Banken Fristentransforma-
tionen vornehmen. Die kurzfristig gebundenen Einlagen der Kunden werden langfristig
angelegt. Bei einem Bank-Run sinken die Aktiva drastisch - der Ausgleich erfolgt über
eine Verringerung der Passiva in gleicher Höhe. Ein so hohes Eigenkapital, welches den
Sturz der Aktive auffängt, ist nicht realistisch. Daher kann auch eine solvente Bank mit
großem Eigenkapital von einem Bank-Run getroffen werden.
⇒Die Aussage ist falsch.
Aufgabe 5 (Finanzkrise)
Es war genau gegenteilig: Kredite wurden extrem großzügig vergeben, auch beispielsweise
an kreditunwürdige Haushalte (u.a. Subprime-Hypotheken). Ein Großteil der risikobehaf-
teten Kredite fiel schließlich zum Beginn der Finanzkrise aus, nachdem sich der Anstieg
der Häuserpreise nicht fortsetzte.
⇒Die Aussage ist falsch.
(b) Zu Beginn der Finanzkrise erhöhten viele Zentralbanken die Geldmenge massiv, da sie die
Problemlage als kurzfristige Liquiditätskrise interpretierten.
Das ist korrekt. So erhöhte beispielsweise die EZB die Geldmenge M3 von 8655 Mrd.
e(2007) auf 12189 Mrd. e(2018) (Quelle: Statista). Im Laufe der Krise weiterte die EZB
die Liquiditätszufuhr zusätzlich aus und stellte vermehrt auf längerfristige Refinanzie-
rungsgeschäfte (LTRO) um.
⇒Die Aussage ist richtig.
(c) Da im Laufe der Krise die Nullzinsgrenze (fast) erreicht wurde, ergriffen viele Zentralbanken
unkonventionelle Maßnahmen.
(d) Die Zinsspreads zwischen riskanten und sicheren Anleihen konnten dadurch in etwa konstant
gehalten werden.
Die Zentralbank kann Risikoaufschläge nur verringern, wenn sie das Ausfallrisiko von
Wertpapieren verringert, was in einer Krisensituation durchaus schwierig ist. So schossen
beispielsweise die Risikoaufschläge griechischer Staatsanleihen aufgrund einer potenziel-
len Zahlungsunfähigkeit Griechenlands in die Höhe (Dezember 2007: 4,5%; Februar 2012:
29,2%, Quelle: FRED).
⇒Die Aussage ist falsch.
(e) Die Fiskalpolitik kann in einer Finanzkrise nicht ausreichend schnell reagieren, die Geldpolitik
dagegen schon.
Da die Fiskalpolitik ihre vollständige Wirkung über den Multiplikator entfaltet, wirkt der
von ihr ausgehende Stimulus tendenziell langsamer als bei geldpolitischen Maßnahmen.
Zudem bedürfen staatliche Konjunkturprogramme auch häufig demokratischer Mehrhei-
ten, die politisch gefunden werden müssen.
⇒Die Aussage ist richtig.