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Frühmittelalter

in Oberösterreich
Inventare aus den archäologischen Sammlungen
des Oberösterreichischen Landesmuseums

Jutta Leskovar (Hrsg.)


Impressum

Studien zur Kulturgeschichte von Oberösterreich Schriftleitung:


Folge 40 Bernhard Prokisch

Jutta Leskovar (Hrsg.) Grafische Gestaltung:


Frühmittelalter in Oberösterreich Alexandra Bruckböck
Inventare aus den archäologischen Sammlungen des
Oberösterreichischen Landesmuseums Druck:
Friedrich Druck & Medien GmbH
Herausgegeben vom
Oberösterreichischen Landesmuseum Linz Titelbild:
ISBN 978-3-85474-309-5 Alexandra Bruckböck, nach Abb. 6, Beitrag Hausmair
Linz 2016

Medieninhaber:
Land Oberösterreich / Oberösterreichisches Landesmuseum
Gerda Ridler, Wissenschaftliche Direktorin
Walter Putschögl, Kaufmännischer Direktor
Inhaltsverzeichnis

Bernhard Prokisch, Gerda Ridler


6 Geleitwort

Jutta Leskovar
7 Vorwort

David Ruß
8 Lückenschluss oder der Versuch einer anfänglichen Bilanz

Barbara Hausmair
11 Micheldorf/Kremsdorf – Frühmittelalter zwischen Baiovaria und Karantanien

Peter Pesseg
191 Das frühmittelalterliche Gräberfeld von Breitenschützing-Schlatt

David Ruß
271 Das frühmittelalterliche Gräberfeld von Steyr-Gleink, Hausleitnerstrasse

Miriam Weberstorfer
357 Die Ergebnisse der paläodemografischen und paläopathologischen Untersuchungen
des frühmittelalterlichen Gräberfeldes von Steyr-Gleink, Hausleitnerstrasse

Franz Schatz
383 Die frühmittelalterliche Siedlung Lehen-Mitterkirchen, Oö.

Doris Jetzinger
461 Das Fundmaterial der frühmittelalterlichen Gräberfelder von Sinzing-
Ostermiething, Linz-Wegscheid und Bad Goisern

Erich Nau
499 Das bajuwarische Gräberfeld von Bad Wimsbach-Neydharting.
Archäologische und archäometallurgische Auswertung

Roman Skomorowski
541 Die frühmittelalterlichen Funde aus Gunskirchen-Moostal
Micheldorf/Kremsdorf – Frühmittelalter
zwischen Baiovaria und Karantanien

Barbara Hausmair

1. EINLEITUNG
Seit über 100 Jahren ist Micheldorf/Kremsdorf im leiteten, immer wieder auf eine „slawische“ Komponente
ober­österreichischen Kremstal als Fundstelle frühmit­ im frühmittelalterlichen, archäologischen Material der
telalterlicher Bestattungen bekannt. Mehrere Grabungs­ östlichen und südöstlichen Grenzgebiete Oberösterreichs
kampagnen (1906–1909, 1959, 1960, 1978, 1987) brachten im hinwiesen und als Niederschlag „slawischer“ Migrations­
Bereich der heutigen Gräberfeldstraße über 76 Bestattun­ bewegungen bedingt durch politische Veränderungen des
gen zu Tage, welche einen Einblick in die Bevölkerung des benachbarten Awarenreiches interpretierten, lehnte
(c
Frühmittelalters der Region gestatten. Obwohl diese Be­ J. Rei­tinger die mögliche Beeinflussung der oberöster­
stattungen in kürzeren Beiträgen der Ausgräber und Aus­ reichischen Grenzgebiete durch „slawische“ Nachbarn, ge­
gräberinnen bereits vorgestellt und einzelne Funde bzw. schweige denn eine eventuelle Zuwanderung, vehement
Inventare im Detail diskutiert oder zum Vergleich mit ab und meinte in den Funden von Kremsdorf den Beleg
Material anderer frühmittelalterlicher Gräberfelder her­ für eine „deutsche Bevölkerung“ im Kremstal zu sehen.
angezogen wurden, stand eine umfassende Aufarbeitung Eine, dieser Position Reitingers immanente, nationalis­
des Fundmaterials, eine Analyse der Befundstrukturen und tische und auch völkische Denkweise ist nicht bestreitbar.
eine Auseinandersetzung mit der kulturhistorischen Be­ Heute ist es in der archäologischen Forschung unumstrit­
deutung des Fundortes bislang aus. Mit dem vorliegenden ten, dass es spätestens ab dem 8. Jahrhundert in den Grenz­
Beitrag wird das Kremsdorfer Material nun erstmals in gebieten des oberösterreichischen Raums an der unteren
seiner Gesamtheit vorgelegt und auf seinen Aussagewert Enns und im südöstlichen Voralpenraum intensive Kon­
zur Bevölkerung des Frühmittelalters im Grenzgebiet zwi­ takte zwischen den Institutionen und Bevölkerungen der
schen Baiovaria und Karantanien diskutiert. westlichen Baiovaria und dem südöstlich gelegenen Ka­
Ab den 1960er Jahren stand das Kremsdorfer Gräberfeld rantanien gab, die in ein soziopolitisches Netzwerk ein­
im Rahmen der oberösterreichischen Frühmittelalter­ gebunden waren. Die Arbeiten von E. Szameit und
archäologie immer wieder im Brennpunkt intensiver Dis­ S. Eichert zur Chronologie des frühmittelalterlichen
kussionen zur ethnischen Zugehörigkeit der dort bestatte­ Ostalpen- und österreichischen Donauraumes und seine
ten Gemeinschaft. Während V. Tovornik und M. Pertl­ Beiträge zur Ethnogenese-Diskussion bzw. „Slawenproble­
wieser, die selbst eine der Ausgrabungen in Kremsdorf matik“ der vor- und frühkarolingerzeitlichen Bevölkerung
)
haben die Diskussion hier maßgeblich beeinflusst und stär­
ker Bezug auf Konzepte zur Entwicklung ethnischer Iden­
 Die hier verwendeten Begriffe sind in ihrem forschungsgeschicht-
lichen Kontext zu verstehen und daher unter Anführungszeichen
gesetzt. Die Problematik der ethnischen Zuweisung materieller Kul-
tur und damit einhergehend der Bezeichnung von Fundmaterial als
„slawisch“, „germanisch“ etc. wird im Rahmen der Interpretation des
 Kaschnitz – Abramic 1909; Kloiber 1961; Vetters 1976; Pertlwieser Kremsdorfer Materials weiter unten diskutiert. Vgl. zur Problematik
– Tovornik 1979; Pertlwieser 1980; Tovornik 1985; Schwanzar 1991. grundsätzlich Jones 1997; Brather 2004; Díaz-Andreu et al 2005.
 Daim 2000; Hausmair 2009.  Pertlwieser 1980; Tovornik 1980; Tovornik 2002a.
 Breibert 2005; Eichert 2010.  Reitinger 1980, 25f.
 Der vorliegende Beitrag basiert auf meiner 2008 an der Universität  Szameit 1991; 1993; 1994; 2000.
Wien abgeschlossenen Diplomarbeit Hausmair 2008.  Eichert 2010; 2011; 2013a und c.

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titäten aus den Geschichtswissenschaften berücksichtigt. ist das Kremstal ca. 2,1 km breit und bietet mit groß­zügigen
Die Chronologie der Funde stellt in diesem Zusammen­ Grünflächen im Sohlenbereich und Waldbewuchs an den
hang eine spezielle Problematik dar, da zwischen der von Hängen ein landwirtschaftlich gut nutzbares Areal. Nach
J. Giesler in die Forschung eingebrachten Teilung des Süden hin bietet sich ein bemerkenswerter Blick in das
frühmittelalterlichen ostalpinen Fundmaterials in die drei Reichraminger Hintergebirge und das Sensengebirge. Nur
sogenannten Köttlacher Horizonte eine beachtliche zeit­ wenige Kilometer von Micheldorf entfernt entspringt die
liche Diskrepanz zu vergleichbarem westlichem Material Krems am Fuße der Kremsmauer, die 1604 m Höhe er­
besteht10. Obwohl J. Giesler bis heute sein Chronolo­ reicht. Von dort aus fließt die Krems nordwärts, durch­
giemodell nicht mit relevanten Befunden untermauert quert das Micheldorfer Gemeindegebiet, wobei sie die zu
hat, ist der Einfluss seines Beitrags auf die Frühmittelal­ besprechende Fundstelle flankiert, und weiter durch das
terforschung immer noch beachtlich, obgleich das chro­ Traunviertel, bis sie knapp vor Linz in die Traun mündet.
nologische Schema bereits mehrmals kritisiert wurde und
archäologisch konsistentere Alternativen vorliegen11. 2.2. Geschichtlicher Hintergrund
Bei der Bearbeitung des Kremsdorfer Fundstoffs wird in Schriftliche Quellen, welche für das betreffende Siedlungs­
diesem Beitrag durch typologische Vergleiche und das Stu­ gebiet relevant sind, treten zum ersten Mal im 10. Jahr­
dium der verschiedenen Chronologiethesen eine zeitliche hundert auf. In einer Urkunde aus dieser Zeit wird
Einordnung der Grabfunde vorgelegt. Weiters stellt die erstmals ein größeres Dorf im Bereich der oberen Krems
Arbeit den Versuch dar, ein Bild der Kremstaler Bevölke­ erwähnt, welches mit dem heutigen Micheldorf in Ver­
(c
rung im Frühmittelalter zu erarbeiten und die Situation bindung gebracht werden kann. Das mittelhochdeutsche
am Grenzbereich der Ostalpen durch die archäologischen „michel“ findet seine Entsprechung im neuhochdeutschen
Hinter­lassenschaften besser beurteilen zu können. Als „groß“, woraus Historiker schließen, dass mit dem, in der
Grundlage für diese Analysen gilt es zuerst, sich inten­ Urkunde erwähnten, größeren Dorf Micheldorf gemeint
siv und ausführlich mit dem Fundmaterial und der Struk­ ist14. Um 1110 wird der Ort Micheldorf das erste Mal na­
tur des vorliegenden Befundes auseinander zu setzen. So mentlich in einer Urkunde erwähnt15. Das in dieser Arbeit
soll auch herausgefunden werden, ob in Kremsdorf ein zu behandelnde Material ist jedoch älter als diese urkund­
geschlossenes Gräberfeld vorliegt oder ob V. Tovorniks liche Erwähnung. In einem kurzen Überblick sollen die
Annahme, es handle sich um mehrere, kleine, separate Be­ Ur- und Frühgeschichte und der historische Hintergrund
stattungsplätze, bestätigt werden kann12. der archäologischen Funde erläutert werden.

2. RUND UM DEN FUNDORT 2.2.1. Überblick der regionalen Ur- und Früh­ge­-
2.1. Allgemeines zu Fundort, Geographie schichte
und Geologie Die ältesten archäologischen Belege für menschliche An­
Das frühmittelalterliche Gräberfeld von Micheldorf/ wesenheit in der Micheldorfer Gegend können in das
Kremsdorf befindet sich in Kremsdorf, einem Ortsteil der späte Neolithikum datiert werden und stammen vom
Marktgemeinde Micheldorf an der Krems, KG Mitter­ Humsenbauernkogel. Abschläge, Klingen, Steinbeile und
micheldorf, im südsüdöstlichen Teil Oberösterreichs – Feuersteinfragmente sind vom Fuße des Hügels belegt.
dem Traunviertel (Abb. 1). Ähnliche Fundplätze aus der Bronzezeit und der älteren
)
Geologisch gesehen liegt Micheldorf am südlichen Rand Eisenzeit fehlen dafür gänzlich. Lediglich Streufunde sind
der kalkalpinen Randzone, in der mit glazialen Schottern bekannt16. Ä. Kloiber erwähnt in seinem unveröffent­
gefüllten Talsohle des oberen Kremstals. Das Landschafts­ lichten Schlussprotokoll der Grabung 1959 im frühmittel­
bild ist geprägt durch Moränenschotter des mindel­ alterlichen Gräberfeldareal zahlreiche Streufunde aus der
eiszeitlichen Kremsgletschers13. Im Micheldorfer Gebiet Region, die zwischen 1900 v. und 1100 n. Chr. datieren, geht
aber nicht näher auf deren Art und Verbleib ein.
10 Giesler 1980.
11 Korošec 1979b, 337, 360f.; Szameit 1991; 1994a; 1994b; Pöllath
Um etwa 400 v. Chr. dürfte sich eine norisch geprägte Be­
2002a: 198; Gleirscher 2002, 102f.; Eichert 2010; 2013a.
12 Tovornik 1985, 216. 14 Neumeyer 1997, 16.
13 Detaillierte Ausführungen zur Geologie des Raumes finden sich bei 15 UbLE II, 95.
Maurer 1968 und Albaba 1983. 16 Zeller o.J., 9; Neumeyer 1997, 13.

—  12  —
(c
)
Abb. 1:  Geographische Lage von Micheldorf in Oberösterreich (ASTER GDEM is a product of METI and NASA).

—  13  —
völkerung im oberen Kremstal niedergelassen haben. Auf
dem Georgenberg, einer markanten, fast 600 m über dem
Meeresspiegel liegenden Erhebung im Tal, die zahlreiche
archäologische Fundstellen beherbergt, finden sich neben
römischen bis mittelalterlichen Funden und Befunden
auch Hinterlassenschaften aus der Spätlatènezeit. Keramik
sowie die Überreste einer späteisenzeitlichen Befestigung
mit doppelter Wallanlage datieren in diese Periode.17
Nach der Besetzung der Region durch die Römer im Zuge
der Annexion des Regnum Noricum erlangte das Gebiet des
heutigen Micheldorf und seine unmittelbare Umgebung
eine wichtige Bedeutung im Zuge des römischen Straßen­
ausbaus. Von Süden her errichteten die Römer einen Stra­
ßenzug der über den Pyhrnpass, das Teichel-, Steyer- und
Kremstal bis nach Ovilava – das heutige Wels – führte und
auch durch das heutige Micheldorf verlief.18 Überreste der
römischen Wegbefestigung wurden bei Kanalarbeiten an
der Bahnhofsstraße, ca. 60–70 cm unter dem heutigen
(c
Straßenniveau angeschnitten19. Auch H. Vetters konn­
te 1962 Reste der Straße am östlichen Ende seiner Gra­
bungsfläche im Gräberfeldareal feststellen20. Zahlreiche
Poststationen säumten diesen Straßenzug – eine davon,
welche auch auf der Tabula Peutingeriana (Abb. 2) ver­
zeichnet ist, mit dem Namen Tutastione21. Diese wird im
Bereich von Micheldorf vermutet. Archäologisch konnte
die Poststation jedoch noch nicht nachgewiesen werden.
Vetters vermutet sie allerdings nahe der gefundenen
Straßenstrukturen, südlich der Gräberfeldgrabung von G.
Abb. 2:  Ausschnitt aus der Tabula Peutingeriana mit der im heutigen Mi­
v. Kaschnitz aus dem Jahr 1906/1907. Er selbst führte in cheldorf vermuteten römischen Poststation Tutastione (Tutatio) im linken
diesem Bereich 1962 Grabungen durch, bei denen er auf oberen Bildbereich (Wikimedia Commons/Public Domain).
römische Mauerstrukturen stieß, die in das 2. Jahrhundert
n. Chr. zu stellen sind. Der Befund war allerdings nicht ein­ station befinde sich ein Wort keltischen Ursprungs. Zel­
deutig genug, um die Poststation tatsächlich in diesem Be­ ler mutmaßte, dass aus dem keltischen Gott „Teutates“
reich zu lokalisieren. der Stationsname „Tutatio“ entsprang, der wiederum dar­
Ebenfalls in die Römerzeit datiert ein in der Literatur als auf hinweist, dass in dem „norisch-römischen Umgangs­
„norisch-römischer Umgangstempel“ angesprochener Be­ tempel“ der keltische Gott Teutates verehrt wurde. Bis
fund, der auf dem Georgenberg ergraben wurde22. Franz dato konnte die Theorie weder verifiziert noch falsifiziert
)
Zeller stellte in seinem Buch „Zur ältesten Geschich­ werden23. Auf Teilen der latènezeitlichen Strukturen wur­
te des oberen Kremstales“ die Theorie auf, hinter dem de in der Spätantike eine neue Befestigungsanlage erbaut24.
lateinischen Namen „Tu(s)tatio(ne)“ für die römische Post­ Im Zuge der Völkerwanderungen und im Anschluss daran
dürfte es zur Besiedelung des Gebiets durch unterschied­
17 Vetters spricht von einem Murus Gallicus: Vetters 1976, 11-15, 26f.
Entsprechende Dokumentation, um diese Ansprache zu verifizieren,
liche Bevölkerungsgruppen gekommen seine, denen in der
ist aber nicht bekannt. Forschung vor allem in Hinblick auf deren ethnische Iden­
18 Es ist anzunehmen, dass auch schon vor der Anwesenheit der Römer
dieser Straßenverlauf als Handelsroute genutzt wurde.
tität viel Aufmerksamkeit geschenkt wurde.
19 Neumeyer 1997, 325.
20 Vetters 1976, 35.
21 Winkler 2003, 139. 23 Zeller o.J., 10.
22 Vetters 1976, 17f., 28. 24 Vetters 1976, 15f., 28-31.

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2.2.2. Historischer Hintergrund des 7., 8. und weitläufiges geographisches Ursprungsgebiet die Bildung
9. Jahrhunderts einer gemeinsamen ethnischen Identität eher unwahr­
Der Fundort Micheldorf/Kremsdorf befand sich im Früh­ scheinlich ist31.
mittelalter im Grenzgebiet zwischen dem bairischen Her­ Durch militärische Intervention wurden Bereiche außer­
zogtum im Westen und Karantanien, zeitweise unter halb der awarischen und slawischen Siedlungsräume im
awarischer Patronanz, im Osten. Es ist daher notwendig, Karpatenbecken unterworfen und es kam zum Eindrin­
die Entwicklung dieser beiden sozio-politischen Bereiche gen slawischer Gruppen in den Ostalpenraum. Das ­Motiv
genauer zu betrachten. für die slawische Migration in die Ostalpen ist daher zu­
nächst auf militärische Interessen von awarischer Seite
2.2.2.1. Slawische Einwanderung in Europa zurückzuführen, die sich gegen die Franken richteten, als
Durch die Zerstörung des Juan-Juan-Reichs im östli­ auf eine genuin slawische Siedlungsbewegung32. Die slawi­
chen Wolgagebiet 552 wurden Bevölkerungsgruppen des schen Ansiedelungen nördlich der Donau, von Regensburg
vorderasiatischen Raums nach Westen verdrängt und tra­ über die Oberpfalz, Oberfranken und Thüringen bis an
ten als Awaren in das Licht der europäischen Geschichte25. die Elbe, dürften friedlicher vonstatten gegangen sein33.
Unter dem Begriff Awaren ist hier ein soziales Gebilde zu Aus logistischen Gründen, welche die Versorgung von
verstehen, dem sich verschiedenste Bevölkerungsgruppen migrierenden Gruppen betreffen, kann davon ausgegan­
unterschiedlicher kultureller Identitäten anschlossen26. gen werden, dass die slawischen Verbände keine men­
Nach der Vorsprache einer awarischen Gesandtschaft am schenleeren Räume, sondern wirtschaftlich genützte
(c
Hof von Konstantinopel 558/59 wird von der Unterwer­ Regionen mit – im konkreten Fall der Ostalpen – roma­
fung der Anten und Sklavenen sowie von zwei Angriffen nisch-norischer Grundbevölkerung besetzten. Eine be­
awarischer Verbände auf das fränkische Reich (562 und reits bestehende Grundversorgung durch vorhandene
566) und einem militärischen Bündnis mit Kaiser Justi­ wirtschaftliche Strukturen ermöglichte erst das Fußfas­
nian, unter der Bedingung regelmäßiger Zahlungen sei­ sen der Neuankömmlinge34. Dabei kam es jedoch nicht
tens Konstantinopel, berichtet27. Nach der Einstellung zur massenhaften Einwanderung slawischer Siedler, son­
dieser Tributzahlungen durch Justin II. 565 n. Chr. ver­ dern zu einer Etablierung einer militärisch organisierten,
bündeten sich die Awaren mit den in Pannonien ansäs­ zahlenmäßig kleinen slawischen Führungsschicht über die
sigen Langobarden und zerstörten gemeinsam 567/68 das autochthone Bevölkerung, wodurch es in Folge sozialer
Reich der Gepiden, was den Awaren den Weg ins Karpa­ Annäherungsprozesse zur Assimilierung beider Gruppen
tenbecken öffnete28. Durch ein vertragliches Abkommen aneinander kam35. Zu beachten ist hier der weitläufige Er­
zwischen den zwei Verbündeten erhielten die Awaren, folg der Expansion slawischer Bevölkerungesgruppen, der
nach dem ­Abzug der Langobarden nach Italien unter ih­ wohl mit einem neuen Lebenskonzept, welches eine sys­
rem König ­ Alboin, das langobardische Gebiet, also das tematische landwirtschaftliche Erschließung36 und ein
Karpaten­becken von Transsilvanien bis zum Wiener­ Gesellschaftssystem, in dem keine strenge Hierarchie
wald, übertragen29. Im Gefolge der Awaren wanderten herrschte, zusammenhängen dürfte37. Ein Grund für die im
auch ­ slawische Stämme in das neue Siedlungsgebiet ein, Vergleich zu anderen Epochen bzw. geographischen Räu­
die sich in der Peripherie der awarischen Gebiete ansie­ men wenig differenzierten und aussagekräftigen Hinter­
delten30. Als „slawisch“ sind hierbei zunächst unterschied­ lassenschaften in der Frühphase der slawischen Expansion
)
liche Sozialverbände zu verstehen, die durch slawische könnte in einer eher egalitär strukturierten Gesellschafts­
Sprachen charakterisiert sind, jedoch nicht unbedingt ein form begründet liegen, in der soziale Repräsentation zur
Selbstverständnis als größere ethnische Gruppe mitein­ internen Differenzierung sozialen Rangs von geringer Be­
ander teilten, da durch die anzunehmende Vielzahl un­
terschiedlicher Stämme und auch ein vermutlich relativ
31 Brather 2004, 601.
25 Wolfram 1987, 347; 1990, 427. 32 Szameit 2001, 517; Daim – Szameit 1996, 319.
26 Wolfram 1995, 307. 33 Daim – Szameit 1996, 320; Tovornik 1988, 118.
27 Pohl 1996a, 197. 34 Szameit 2000, 71, 76.
28 Wolfram 1987, 347. 35 Szameit 2001, 518f.
29 Wolfram 1987, 398; Daim – Szameit 1996, 317. 36 Daim – Szameit 1996, 317.
30 Nowotny 2005, 15. 37 Pohl 1996b, 316.

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deutung ge­wesen sein dürfte und daher auch in der mate­ Migranten kam46. Inwiefern bzw. ob diese Umstände zu
riellen Kultur ­wenig Niederschlag fand38. Synkretismen47 in den Ostalpen führten, bevor die orga­
In der Langobardengeschichte des Paulus Diaconus wird nisierte Missionierung des Gebiets durch die salzburgische
überliefert, dass das Vordringen der unter awarischer Mission im 8./9. Jahrhundert einsetzte, lässt sich aus den
Oberhoheit stehenden Verbände in den Ostalpenraum Quellen beim momentanen Kenntnisstand nur schwer
bei den bairischen Nachbarn auf wenig Begeisterung stieß, abschätzen. Aquilea dürfte jedoch im 6. bzw. 7. Jahrhun­
weswegen diese 592 und 595 unter Herzog Tassilo I. gegen dert nicht aktiv eingegriffen haben, um den Verfall der
die neuen Nachbarn zu Felde zogen39. Im ersten Feldzug organisierten Kirchenstrukturen im ostalpinen Raum zu
sollen die Baiern siegreich und „angeblich reich mit Beute verhindern48.
beladen“40 in ihre Heimat zurückgekehrt sein. 595 wurden Die awarischen Interessen wandten sich am Ende des
sie jedoch von einem den Slawen behilflichen awarischen 6. Jahrhunderts hauptsächlich dem byzantinischen Reich
Heer vernichtend geschlagen und verloren bei dieser Aus­ zu, von dem das Khaganat seit der Eroberung Sirmiums
einandersetzung 2000 Mann bzw. beinahe ein ganzes 582 wieder Tributzahlungen erhielt49. Nach langen Krie­
Stammesheer41. 610 kam es bei Aguntum, vermutlich bei gen, die aber keine Entscheidungen erbrachten, griffen die
Lienz in Osttirol liegend42, erneut zu einer slawisch-bai­ Awaren 626 erneut Konstantinopel an. Dieser Angriff en­
rischen Auseinandersetzung, die mit der Niederlage der dete jedoch für die Awaren in einer vernichtenden Nieder­
Baiern unter der Führung Garibalds II. und Plünderungen lage, die das awarische Reich in eine tiefe Krise stürzte.
im Grenzgebiet durch die Slawen endete. Hierauf verblie­
(c
ben Teile der Ostalpen, die von der Forschung allerdings 2.2.2.2. Entstehung des karantanischen Fürstentums
nicht genau eingegrenzt werden können, unter slawischer Einige der den Awaren unterstehenden Verbände, darun­
Vorherrschaft. Die Grenzzone zwischen Osten und Wes­ ter auch slawische Stämme, nutzten die Krise innerhalb
ten verlief vermutlich entlang des voralpinen Laufs der der awarischen Führung und sagten sich von der Herr­
Enns, über die steirischen, oberösterreichischen und salz­ schaft der geschwächten awarischen Oberhoheit los. Un­
burgischen Kalkalpen (wobei hier ein breiter Grenzraum terstützt durch den fränkischen Kaufmann Samo kam es
entstand), durch den Pongau, bis zur Dreiherrenspitze am an der westlichen P­eripherie des Awarenreichs zur Bil­
Alpenhauptkamm hin zu den karnischen Alpen östlich dung des sogenannten Samoreichs mit Zentrum im süd­
von Innich43. mährischen Gebiet50. Dieses zerfiel jedoch nach dem Tod
Ob diese politischen Entwicklungen dazu führten, dass Samos in der zweiten Hälfte des 7. Jahrhunderts und die
­Teile der christianisierten, romanischen Bevölkerung Territorien fielen wieder unter die Herrschaft der Awa­
des Ost­alpenraums abwanderten und in Folge die noch ren51. Der Loslösung des Samoreichs von den Awaren
­existenten, spätantiken Höhensiedlungen und Kirchen im dürften sich auch die sowohl ethnisch als auch sprachlich
Raum verfielen44, oder ob die Desintegration der spätan­ heterogenen Siedlungsverbände des ostalpinen Raumes52
tiken ­ romanischen Strukturen unabhängig von der Ein­ angeschlossen haben, die in Folge in enger Verbindung
wanderung slawischer Verbände erfolgte45, wird noch zum Samoreich standen53. Im Gegensatz zu den im Sa­
diskutiert. Es ist jedoch davon auszugehen, dass zumindest moreich integrierten Gebieten gelang es diesen Sozial­
ein Teil der bereits seit der Spätantike christianisierten au­ verbänden allerdings – vermutlich durch die günstigeren
tochthonen Bevölkerung in den vormals romanischen topographische Verhältnisse – die Unabhängigkeit von
)
Gebieten verblieb und es zu einem Aufeinandertref­ den Awaren auch nach dem Tod Samos zu bewahren54.
fen christlicher Reststrukturen mit den neu hinzukom­ Schriftliche Überlieferungen, welche indirekt die Eigen­
menden, zu diesem Zeitpunkt noch nicht christianisierten ständigkeit der ostalpinen Gebiete wiedergeben, berich­

38 Daim – Szameit 1996, 317f. 46 Eichert 2012, 491.


39 Szameit 2001, 517. 47 sensu Goetz 2011, 38-40.
40 Wolfram 1988a, 131. 48 Kahl 1993, 45f.
41 Wolfram 1995, 78. 49 Bálint 1996, 203.
42 Szameit 2000, 80. 50 Friesinger – Vacha 1987, 115.
43 Wolfram 1995, 79f. 51 Daim – Szameit 1996, 320f.
44 Daim – Szameit 1996, 320; Tovornik 1988, 118, 120; Korošec 1990, 39; 52 Eichert 2011, 434.
Wolfram 1995, 96. 53 Wolfram 1995, 301f.
45 Ladstätter 2000; Eichert 2010, 157-158; 2011, 433. 54 Daim – Szameit 1996, 321.

—  16  —
ten in diesem Zusammenhang etwa von einem gewissen 2.2.2.3. Geschichte des agilolfingischen Herzogtums
Wallucus, der zu dieser Zeit anscheinend der Elite der sla­ bis Odilo
wischen Siedler in den Ostalpen angehörte und deren Un­ An dieser Stelle soll nun ein Blick auf die Vorgänge west­
abhängigkeit sowohl gegen die Awaren wie auch gegen die lich des Interessensgebiets stehen, mit einem Exkurs in die
Franken verteidigte sowie die von beiden Seiten verfolgten Geschichte des bairischen Raumes. Im Laufe des 5. Jahr­
Alzeco-Bulgaren aufnahm. In der Langobardengeschichte hunderts entstand im bairischen Raum das baiovarische
wird erwähnt, dass der Sohn des Friauler Herzogs Lopus, Herzogtum. Die Ersterwähnung der Baiovaren in Jor­
Arnefrit, nach awarischen Übergriffen ebenfalls Aufnah­ danes‘ Getica 551 n. Chr. wurde in der Forschung lange Zeit
me „in carantanum“ fand55. als Indiz für die bereits fortgeschrittene Ethnogenese des
Diese sozio-politischen Geschehnisse führten in den Ost­ baiovarischen Volksstammes gedeutet, deren Vollendung
alpen zur Entwicklung eines eigenständigen politischen um 600 angenommen wurde60. Gegenwärtig ist dieses
Gebildes, das auf der Verschmelzung autochthoner Be­ Modell jedoch stark in Kritik geraten, nicht nur aufgrund
völkerungsgruppen, die zwar nicht unbedingt als ethnisch der intensivierten Debatte zur Deutung archäologischer
oder sprachlich einheitlich zu verstehen sind, aber durch und schriftlicher Quellen als Belege für ein ethnisch zu in­
die gemeinsame romanische Vorgeschichte geprägt ­waren, terpretierendes Selbstverständnis historisch überlieferter
mit den zugewanderten Sozialverbänden slawischer Prä­ Gruppen. Das durch interdisziplinäre Zusammenarbeit
gung beruhte, die im Zuge dieser Genese die führende stetig wachsende Bewusstsein für die komplexen Prozesse,
Position in der sich neu formierenden Gesellschaft der die der Entstehung ethnischer Identitäten zugrunde lie­
(c
Ostalpen einnahmen56. Spätestens um 700 war dieses ge­ gen61, hat dazu geführt, dass durch die Verschränkung von
sellschaftliche System soweit gewachsen und gestärkt, dass Archäologie, Geschichts- und Sprachwissenschaft neue
es auch von Außenstehenden bzw. Nachbarn als zusam­ Einblicke in die historischen Prozesse des frühen baiova­
mengehörige Struktur unter dem Namen Karantanien rischen Herzogtums gewonnen werden, welche die tradi­
verstanden wurde57. Die Entwicklung der karantanischen tionellen Modelle der baiovarischen Stammesentwicklung
Gesellschaft ging mit der Entstehung einer Oberschicht in Frage stellen62. So denkt H. Fehr63 an, dass es sich bei
einher, die ihren Status auch nach außen zu repräsentieren den ältesten Überlieferungen des Baiovarennamen nicht
versuchte, in dem sie sich zu den beiden großen Nachbarn, um die Bezeichnung eines ethnisch kohärenten Sozial­
den Baiern und den Awaren, hin öffnete und sowohl Teile verbands handelt, sondern mit diesem Namen zunächst
der östlichen als auch der westlichen, materiellen und im­ die politische Elite im bairischen Raum bezeichnet wurde,
materiellen Kultur übernahm58. ­deren Differenzierung im Zuge der fränkischen Expansi­
Die Grenzen Karantaniens im frühen 8. Jahrhundert sind onspolitik bedeutend wurde, um sie von den benachbarten
nicht genau bekannt. Das Gebiet dürfte jedoch das heu­ Gebieten, wie dem alamannischen Herzogtum, abgrenzen
tige Bundesland Kärnten, Osttirol, den Salzburger Lun­ zu können. Die Ausweitung des Begriffs auf die gesamte
gau, Enns-Pongau, Teile der Steiermark, vermutlich bis Bevölkerung des baiovarischen Herzogtums bzw. die Ent­
in die heutige slowenische Untersteiermark, und eventu­ wicklung eines Selbstverständnisses dieser Bevölkerung
ell Bereiche des südlichen Ober- und Niederösterreichs als überregional zusammengehörige Gruppe könnte sich,
umfasst haben. Unter dem ersten bekannten Fürsten der so Fehr, erst als Resultat der politischen Entwicklung
Karantanen, Boruth, kam es erneut zu einem Versuch langsam entwickelt und durchgesetzt haben und als eth­
)
der Awaren, die Vorherrschaft über die Bevölkerung des nische Definition für das 5. Jahrhundert noch keine Be­
Ostalpenraums zurückzuerobern, was Boruth dazu veran­ deutung gehabt haben.
lasste, sich 741/42 an den westlichen Nachbarn, den Bai­ Zwar kann an dieser Stelle nicht näher auf die Thematik
ernherzog Odilo, um Hilfe zu wenden59. der Identitätsbildungsprozesse in der Baiovaria eingegan­
gen werden, festzuhalten bleibt jedoch, dass um die Mitte
des 6. Jahrhunderts, zur Zeit des ersten namentlich be­
55 Eichert 2007, 16f.; Wolfram 1995, 80f., 302.
56 Eichert 2011, 434; Daim – Szameit 1996, 321. 60 Roth 1973, 601; Weissensteiner 2000, 77-80; Strömer 2002, 25.
57 Wolfram 1979, 81. 61 Vgl. u. a. Jones 1997; Brather 2004; Hakenbeck 2007; Fehr 2010.
58 Daim – Szameit 1996, 321. 62 Vgl. Fehr – Heitmeier 2012.
59 Wolfram 1995, 301, 303. 63 Fehr 2010.

—  17  —
kannten Baiernherzogs Garibald I. aus der Familie der Agi­ Hand mit dem Niedergang des merowingischen Franken­
lolfinger, der eine Tochter des Langobardenkönigs Wacho reichs, was den untergeordneten gens kurzfristig zu mehr
heiratete, bereits ein Großteil des „altbairischen“ Gebietes Unabhängigkeit verhalf 69.
unter der Oberhoheit des baiovarischen Dukats stand 714 übernahm jedoch Karl Martell, wenn auch nicht in
und es im Zuge eines starken Bevölkerungszuwachses64 Form der Königswürde so doch praktisch, die Macht und
zur ­raschen Expansion des Siedlungsgebietes kam, bei der Verwaltung der schwachen Merowingerkönige und legte
­sicherlich der Zugriff auf die verkehrsgünstigen Alpenpäs­ den Grundstein für das Wiedererstarken des Franken­
sen, wie dem Brenner, ein politisches Interesse darstellte65. reichs unter den Karolingern. Durch innere Konflikte im
Garibald I. war formal der Oberhoheit des fränkischen Herzogtum sah sich Baiernherzog Odilo I. (vor 700–748)
Königshauses unterstellt. Innenpolitische Spannungen des gezwungen, 740 Zuflucht bei Karl Martell zu suchen. 741
Frankenreichs erlaubten ihm aber zunächst eine relativ kehrte er rehabilitiert nach Baiern zurück, ließ jedoch am
unabhängige Politik zu betreiben und eigene Interessen zu Hofe Karl Martells dessen geschwängerte Tochter Hiltrud
verfolgen. Durch mehrere Eheschließungen zwischen der zurück. Diese folgte ihm kurze Zeit später nach Baiern
baiovarischen Herzogsfamilie und der langobardischen nach, wo die beiden schließlich heirateten und der ge­
Königsfamilie versuchte Garibald seine Position durch ein meinsame Sohn Tassilo, später Tassilo III., zur Welt kam.
anti-fränkisches Bündnis zu stärken. Dies führte jedoch Die Verbindung Hiltruds und Odilos wurde allerdings sei­
unweigerlich zu wachsenden Konflikten mit den Franken tens des fränkischen Hofes missbilligt und war eine Belas­
und mündete schlussendlich in der Einsetzung eines neuen tung für die bairisch-fränkischen Beziehungen. Im selben
(c
Herzogs für Baiern durch den Frankenkönig Childebert II. Jahr verstarb Karl Martell und das Frankenreich wurde
Der neue Dux, Tassilo I., war ebenfalls ein Mitglied der zwischen seinen Söhnen Karlmann I. und Pippin dem
Agilolfingerfamilie – vermutlich eng verwandt mit Gari­ Jüngern, den Brüdern Hiltruds, aufgeteilt, wobei ersterer
bald –, dürfte aber enge Beziehungen zum fränkischen Kö­ die Macht über Austrasien, die Alamannia und Thürin­
nigshaus gepflegt haben und daher als günstigere Wahl für gen, letzterer über Neustrien, Burgund und die Provence
die fränkischen Interessen erschienen sein66. In Tassilo be­ erhielt.
gegnen wir dem Baiernherzog, der mit seinem Heer 595 Um 741/742 suchten die Karantanen unter der Führung
den slawisch-awarischen Verbänden unterlag. Boruths Hilfe bei Odilo gegen die Awaren. Odilo unter­
Trotz dieser fränkischen Intervention und der offiziellen stützte die Karantanen bei der Zurückdrängung der Awa­
Anerkennung der Oberhoheit des Frankenkönigs67 betrie­ ren, im Gegenzug verlangte er aber die Anerkennung der
ben die baiovarischen Herzöge auch in der Folgezeit eine bairischen Oberhoheit über Karantanien, welches nun
tatsächlich vom Reich der Merowinger relativ unabhän­ seine Unabhängigkeit verlor. 743 leisteten die Karanta­
gige Politik mit guten Kontakten zu den übrigen Nach­ nen dem Herzog Heerfolge beim Feldzug gegen die das
barn, wie Alamannen, Burgundern und Langobarden. Ab Herzogtum bedrängenden Franken. Boruths Sohn Caca­
dem frühen 7. Jahrhundert wurden im Zuge des bairischen tius und sein Neffe Cheitmar wurden von Odilo als Gei­
Landesausbaus auch heute oberösterreichische Teile in die seln genommen, um sich die Loyalität der Karantanen
baiovarische Verwaltung miteingebunden, was sich auch zu ­ sichern70. Bei dieser Auseinandersetzung unterlagen
in den Inventaren der zeitgenössischen Gräberfelder im die Baiern jedoch den Franken, welche in Folge Odilo zur
oberösterreichischen Bereich östlich der Enns nachvollzie­ ­Anerkennung der fränkischen Oberhoheit zwangen71.
)
hen lässt68. Um 700 reichte das bairische Herzogtum bis an So wuchsen die karantanischen Fürstenkinder im frän­
die Traun, womit auch der Raum um Micheldorf in un­ kischen Reich auf und erhielten eine christliche Erzie­
mittelbare Nachbarschaft zu den Baiern geriet. Die star­ hung, was bei der Rückkehr der beiden in ihre Heimat zu
ke Expansion der Baiern und die Entstehung zahlreicher verstärkten Christianisierungsversuchen in Karantanien
Kleinstaaten in Mittel- und Westeuropa ging Hand in führte. Zunächst trat Cacatius die Nachfolge seines ­Vaters
Boruth im Jahr 750 an. 752 wurde allerdings Cheitmar vom
64 Strömer 2002, 41.
65 Menke 1988, 72.
66 von Freeden 1996, 316; Wolfram 1995, 78. 69 Classen 1978, 170f.
67 Classen 1978, 170 70 Wolfram 1995, 84, 303.
68 Vgl. Hausmair 2012; 2013. 71 Classen 1978, 174.

—  18  —
fränkischen König als Fürst in Karantanien eingesetzt72. mit Tassilo seinen Verbündeten südlich der Alpen ver­
Die Bevölkerung Karantaniens widersetzte sich aber der lor. Tassilo hielt sich jedoch von den Eroberungsfeldzügen
vom Fürsten unterstützten christlichen Mission, sodass es seines Vetters fern und leistete ihm auch in den Sachsen­
763 und 765 zu Aufständen kam, die von Cheitmar nieder­ kriegen keine Heerfolge, sondern widmete sich dem Aus­
geschlagen wurden. bau der bairischen Kirchenorganisation75. 777 gründete er
das Kloster Kremsmünster, was, entgegen der allgemei­
2.2.2.4. Tassilo III. und Karl der Große nen Annahme, nicht zur Missionierung slawischer Bevöl­
Karlmann übergab 747 seine Ländereien an seinen Bruder kerung im östlichen Oberösterreich geschah, sondern um
Pippin und zog sich in ein Kloster zurück. Nach dem frü­ die Herrschaftsrechte des Herzogs im Traungau zu stärken
hen Tod Odilos übernahm Pippin die Vormundschaft des und damit die Grenze nach Osten zu festigen. Die Abwe­
noch minderjährigen Sohns des Baiernherzogs und seiner senheit Tassilos von Karls Feldzügen stellte eine Demons­
Schwester Hiltrud, Tassilo III. Die fränkischen Reichsan­ tration der Unabhängigkeit des Herzogtums dar, welches
nalen berichten, dass dieser als erwachsener Baiernher­ um 780 das letzte autonome Gebiet im Frankenreich war.
zog dem nunmehr alleinigen Frankenkönig Pippin 755/56 Dies veranlasste Karl dazu, Tassilo 781 in Worms zur Er­
Heerfolge leistete und ihm 757 einen Treueid schwor. neuerung seines Treueschwurs gegenüber der fränkischen
Während eines Feldzugs gegen Aquitanien 763 kam es je­ Krone zu zwingen76.
doch zu Unstimmigkeiten zwischen Tassilo und seinem Kämpfe zwischen den nun in Italien regierenden Fran­
früheren Vormund, woraufhin die Baiern das fränkische ken und Baiern an der Südgrenze des Herzogtums brach­
(c
Heer verließen. Dieses Szenario wurde Tassilo später un­ ten Tassilo immer mehr in Bedrängnis. Als er 786/87 Karl
ter Karl dem Großen zum Verhängnis und führte zum im Feldzug in Benevent wieder die Unterstützung ver­
Verlust seines Herzogtums73. sagte, wurde er erneut nach Worms vorgeladen, wo er al­
Zwei Jahre nach der Heirat Tassilos mit Luitbirg, einer lerdings nicht erschien77. Karl nahm dies zum Anlass 787,
Tochter des letzten langobardischen Königs Desiderius, zwar ohne kämpferischen Einsatz, aber mit einem großen
starb Pippin der Jüngere 768 und hinterließ seinen Söh­ Teil seines Heeres nach Baiern einzumarschieren. Tassilo
nen Karl und Karlmann das Reich, welche es unter sich musste Karl das Land übergeben und bekam es dann von
aufteilten. Durch die Hochzeit Karls (des Großen) mit diesem als Lehen zur Verwaltung verliehen, was ihn end­
­einer anderen Tochter des Langobardenkönigs Desiderius gültig zum Vasallen des Frankenkönigs machte78. Um die
wurden Tassilo und sein Vetter zu Schwägern und es kam Loyalität Tassilos zu gewährleisten, nahm Karl zwölf Gei­
zu einem Bündnis zwischen Karl, Tassilo und Desiderius seln aus dem näheren Umfeld des Herzogs, darunter sei­
­gegen Karlmann. 769, nach dem Tod des Karantanenfürs­ nen Sohn.
ten Cheitmar, kam es erneut zu Revolten in Karantanien, In keinem von Karls unterworfenen Ländern blieben die
denen Tassilo III. nun seine Aufmerksamkeit widmete. gentilen Herrscher lange an der Macht, sondern wur­
Es begann ein dreijähriger, gewaltsamer Krieg, in dem die den durch fränkische Adelige ersetzt. Dieses Vorgehen ist
Baiern 772 siegten. Karantanien blieb jedoch, zwar unter mit der Einsetzung von kaiserlichen Statthaltern an ­Stelle
der Oberhoheit des bairischen Herzogs, als gentiles Fürs­ gentiler Herrscher bei der Umwandlung römischer För­
tentum bestehen. Namentlich bekannt sind die Fürsten derratenreiche in den Reichsprovinzen in der römischen
Priwizlauga, Cemicas, Ztoimar und Etgar74. Kaiserzeit zu vergleichen79. 788 wurde Tassilo samt ­seiner
)
Als Karlmann 771 unerwartet starb, übernahm Karl Familie der Prozess gemacht, wobei ihm vorgeworfen
­dessen Länderein, verstieß seine langobardische Frau, wor­ wurde, 763 Fahnenflucht begangen zu haben, ein bis heu­
aufhin Desiderius auf die Salbung der Kinder Karlmanns te in der Rechtsgeschichte umstrittener Vorwurf. Das ver­
durch den Papst drängte, um ihre Ansprüche auf den hängte Todesurteil ließ Karl jedoch zu einer Verbannung
Thron geltend zu machen und die fränkische Reichstei­ ins Kloster umwandeln und erlangte so die gesamte Ober­
lung aufrecht zu erhalten. Karl intervenierte jedoch 773/74
in Ober­italien und unterwarf das Langobardenreich, wo­ 75 Classen 1978, 174, 177.
76 Szameit 1995/96, 306; Wolfram 1995, 133.
72 Wolfram 1995, 303. 77 Wolfram 1995, 86-93.
73 Classen 1978, 174. 78 Classen 1978, 178.
74 Wolfram 1995, 304. 79 Wolfram 1979, 82.

—  19  —
hoheit über das bairische Herzogtum. 794 ließ er Tassi­ 2.2.2.6. Die Zeit nach den Awarenkriegen
lo noch einmal offiziell auf seinen Herzogstitel verzichten, Noch während die Offensive gegen die Awaren im Gange
um seine eigene Herrschaft zu legitimieren80. Damit ende­ war, ließ sich Karl der Große am 25. Dezember des Jahres
te das selbstständige bairische Herzogtum, Baiern als Ver­ 800 in Rom von Papst Leo III. zum Kaiser krönen89. Durch
waltungseinheit blieb jedoch bestehen81. die Unterwerfung der Awaren 805 reichte das fränkische
Gebiet nun bis nach Pannonien, was Karl zu einer wei­
2.2.2.5. Awarenkriege82 teren Umstrukturierung der Verwaltung veranlasste.
Noch im Jahr der Absetzung Tassilos 788 kam es an der Nach dem Tod des Ostpräfekten Gerold I. während der
bairischen und italischen Grenze des Frankenreichs zu Awarenkriege kam es zur Teilung Baierns. Der Traungau
­militärischen Auseinandersetzungen zwischen Franken wurde zu einer eigenen Grafschaft, die sich um 830 bis zur
und Awaren. 791 stand das Heer Karls erneut an der Enns­ Raab hin erstreckte. Das übrige Baiern wurde zu ­ einer
grenze zum Awarenreich83. Der fränkische Einfall in das Obergrafschaft zusammengefasst, während Karantanien
feindliche awarische Gebiet verlief allerdings ohne große auch weiterhin unter der Führung gentiler Fürsten stand90.
militärische Interventionen, da sich die Awaren bereits Graf Audulf, der spätestens seit 802 Präfekt in ­Baiern war,
bis hinter die Raab zurückgezogen hatten und das Gebiet verwaltete das Land gemeinsam mit Bischof Arn von Salz­
westlich davon kampflos den Franken überlassen hatten84. burg, während die Ostlande, also der Traungau und die
Durch eine Pferdeseuche zum Umkehren gezwungen, un­ Gebiete östlich der Enns, dem Ostlandpräfekten Werner
terbrach Karl das Unternehmen und begann mit den Vor­ untergestellt waren. Das Amt des Baiern-Präfekten blieb
(c
bereitungen für einen erneuten Einmarsch in der Awaria. nach dem Tod Audulfs 818 unbesetzt91.
Begünstigt wurde das Vorhaben der Franken nun aber Um etwaige Streitereien nach seinem Tod zu verhindern,
auch durch den Bürgerkrieg, der unter den Awaren auf­ ordnete Karl 806 seine Nachfolge, die eine Aufteilung
flammte und zum Zerbrechen des Reichs führte85. Immer ­seines Reiches auf die drei Söhne aus der Ehe mit Hildegard
wieder unterwarfen sich awarische Eliten der fränkischen vorsah. Demnach sollte Pippin, der bereits Herrscher über
Oberhoheit und erleichterten so Karl den Krieg86. ­Italien war, noch Baiern und die südliche Alamannia, Lud­
Nach der Plünderung des „Hring“, dem Herrschaftssitz wig neben Aquitanien auch Septimanien, die Provence
des Khagans, 795 unterwarf sich dieser ein Jahr später und einen Teil Burgunds, und der älteste Sohn, Karl, als
den ­Franken. Zwar kam es in den nächsten Jahren noch Haupterbe das fränkische Kernland zwischen Loire und
zur Auseinandersetzung mit dem sich ein letztes Mal Rhein bis hin zur Elbe erhalten. Pippin und Karl verstarb­
aufbäumenden Awarenreich – die fränkischen Ostprä­ en jedoch 810 bzw. 811, wodurch Karls Plan nie zur Um­
fekten Gerold I. und Erich von Friaul kamen während die­ setzung kam. Ludwig der Fromme wurde alleiniger Erbe
ser Auseinandersetzungen 799 um, und 802 mussten die des fränkischen Reichs, 813 zum Mit­regenten seines Va­
Franken eine Niederlage hinnehmen –, 805 war die Des­ ters ernannt und schließlich, nach dessen Ableben 814 zum
integration des Awarenreichs mit der Einsetzung eines ­Kaiser gekrönt92. Karls ältester Sohn, Pippin der Bucklige,
christlich getauften Kapkhan durch den inzwischen zum der aus einer früheren Verbindung seines Vaters stammte,
Kaiser gekrönten Karl aber endgültig87. Die letzte Nen­ wurde in der Erbfolge übergangen93.
nung des awarischen ­ Tributärfürstentums datiert in die 819 kam es mit dem Aufstand des slawischen Fürsten
Jahre 826/27 im Zuge des Einfalls von Bulgaren im nun ­Luidewit, dessen Fürstentum sich im heutigen Kroatien
)
fränkischen Pannonien88. befand, ­ unter Mitwirkung benachbarter Gruppen, ge­
gen die ­ fränkische Herrschaft zu Problemen in den öst­
lichen Gebieten des Reichs. Der Aufstand wurde zwar
80 Wolfram 1995, 86-93. vom ­friaulischen Markgrafen Balderich niedergeschlagen,
81 Szameit 1996b, 446.
82 Karten zu den Awarenkriegen und der Zeit danach bei Distelberger
um jedoch in den ­slawischen Landesteilen für Frieden zu
1996, 290f.
83 Brunner 1996, 448; Szameit 1996b, 446.
84 Pohl 1996c, 429. 89 Erkens 1999, 2f.
85 Wolfram 1995, 237. 90 Wolfram 1995, 219, 304.
86 Wolfram 1979, 72. 91 Wolfram 1995, 158-160.
87 Wolfram 1995, 233-240; Pohl 1996c, 429f. 92 Schieffer 2000, 249.
88 Wolfram 1995, 240; Pohl 1996c, 432. 93 Wolfram 1995, 159.

—  20  —
sorgen, erließ Ludwig der Fromme um 828 die fränkische zen des Westens. Während für das fränkische Kernland
Grafschaftsverfassung, in deren Zuge der karantanische ein Fortbestand christlicher Kultur nach dem Zerfall des
Fürst Etgar vom bairischen Grafen Helmwinus ersetzt ­römischen Imperiums als gesichert gilt, stellt sich die Fra­
wurde. Damit ­endete das gentile Fürstentum der Karan­ ge in den östlichen Einflussbereichen des Frankenreichs,
tanen, und die Franken übernahmen vollends die Verwal­ wie der Alamannia oder der Baiovaria, nicht so klar dar,
tung der Ostlande. ­obwohl auch hier vermehrt zumindest punktuelle Konti­
Die Probleme im fränkischen Reich gingen jedoch wei­ nuitäten denkbar sind97.
ter. In der Ordinatio imperii von 817 sah Ludwig der From­ Für das hier diskutierte Interessensgebiet stellt sich die
me die Teilung seines Reiches auf seine drei Söhne Lothar Problematik durch das Einsickern slawischer Verbände in
(I.), Pippin und Ludwig (der Deutsche) vor. Durch die Ge­ den Ostalpenraum ab dem 6. Jahrhundert allerdings ­etwas
burt seines vierten Sohnes Karl (der Kahle) war jedoch ein anders dar als in den fränkisch beeinflussten Gebieten des
Problem entstanden, da nun ein weiterer Erbe vorhanden Westens. Wie bereits zuvor angesprochen, ist der Verfall
war. Es kam zu langwierigen Auseinandersetzungen zwi­ der spätantiken christlichen Strukturen im Ost­alpenraum
schen Vater und Söhnen, die dazu führten, dass die von Gegenstand intensiver Forschung, und ein substantieller
Ludwig angestrebte Erhaltung des fränkischen Großreichs Verlust christlicher Strukturen am Übergang von Spätan­
nicht zu Stande kam94. 843, drei Jahre nach Ludwigs Tod, tike zum Frühmittelalter steht außer Frage. Aus den
beschlossen die Söhne des Kaisers im Vertrag von Ver­ schriftlichen Quellen ist diesbezüglich wenig zu erfah­
dun die Teilung des Reichs. Karl II. der Kahle erhielt das ren. Archäologisch lässt sich aber etwa anhand der früh­
(c
westliche Frankenreich, Ludwig II. der Deutsche das öst­ mittelalterlichen Keramikentwicklung im ­karantanischen
liche und Lothar I. Lothringen und die Kaiserwürde. Pip­ Raum zumindest der Einfluss einer autochthonen, roma­
pin war bereits 838 verstorben95. Mit diesem Akt war der nischen bzw. romanisierten Bevölkerung nachverfolgen98.
Grundstein für die spätere Entstehung Frankreichs und Auch etymologisch sind im karantanischen Gebiet ­einige
Deutschlands gelegt und das Ende des fränkischen Groß­ Beispiele zu finden, die auf Sprachkontinuität spätanti­
reichs besiegelt. Baiern und die Ostlande wurden weiter­ ken Ursprungs schließen lassen99. Inwiefern jedoch eine
hin von Grafen verwaltet. Auf Drängen des Kaisersohns anzunehmende christliche einheimische Bevölkerung die
­Karlmann wurde diesem 856 von Ludwig die Herrschaft Vorstellungen der slawischen Zuwanderer vor der syste­
über die Ostlande übertragen. Jedoch strebte Karlmann matischen bairisch-fränkischen Missionierung des Ostal­
zu Ungunsten seiner jüngeren Brüder auch die Macht in penraums beeinflusste, ist schwer zu bestimmen. Es kann
Baiern an. Erneut brachen Kämpfe, diesmal um das Erbe angenommen werden, dass die in die Ostalpen einwan­
Ludwig des Deutschen, aus, welche dieser schließlich 865 dernden slawischen Verbände noch nicht den christlichen
durch eine verbindliche Reichsteilung nach seinem Tod zu Glauben angenommen hatten, wie auch die massiven Wi­
regeln versuchte. So erhielt Karlmann die Herrschaft über derstände gegen die ersten Missionierungsversuche unter
Baiern östlich des Inns und die Ostlande, während sich die Cheitmar zeigen.
anderen Söhne den Rest des Reiches zu teilen hatten. Mit Von westlicher Seite waren jedenfalls ab der ersten Hälfte
dieser Spaltung wurde es bis zum Tod Ludwig des Deut­ des 7. Jahrhunderts Ambitionen vorhanden, den slawisch
schen ruhig um den bairischen und ostalpinen Raum. Bis geprägten Ostalpenraum zu christianisieren. Für das
876 finden sich keine Königsurkunden mehr, die sich auf ­frühe 7. Jahrhundert ist die Missionstätigkeit des irischen
)
das Gebiet beziehen96. Mönchs Columban für Bregenz belegt, der auch die Be­
kehrung der benachbarten Slawen im Auge hatte, auf­
2.2.2.7. Christianisierung grund der politischen Situation das Vorhaben allerdings
Die Frage nach der Kontinuität christlicher Traditionen nicht verwirklichen konnte sondern nach Italien (Bobbio)
zwischen Spätantike und Frühmittelalter ist ein wesent­ weiterzog100. In Baiern findet sich erst mit Herzog Theodo
licher Schwerpunkt der Frühmittelalterforschung für um die Wende zum 8. Jahrhundert ein tatkräftiger Unter­
sämtliche Gebiete der ehemaligen römischen Provin­
97 Goetz 2011; Heinrich-Tamàska – Krohn – Ristow 2012.
94 Wolfram 1995, 160f., 304. 98 Eichert 2010, 130-135.
95 Wolfram 1995, 162. 99 Eichert 2012, 493f.
96 Wolfram 1995, 162f. 100 Wolfram 1995, 102f.

—  21  —
stützer der christlichen Mission. Es ist jedoch belegt, dass Tributärfürstentum den Baiernherzog zur Heimkehr vom
bereits ­Garibald I. getauft war, und es kann angenommen fränkischen Kriegszug, um sich deren Schlichtung anzu­
werden, dass im 6. Jahrhundert zumindest Teile der bai­ nehmen, sodass die Zwistigkeiten mit ­seinem Onkel Pip­
rischen Bevölkerung bereits dem christlichen Glauben an­ pin nur zweitrangig erscheinen. Die Quellen schweigen
hingen101. Herzog Theodo ging nach Rom mit dem Ziel jedoch über das tatsächliche Motiv Tassilos, seinen Onkel
der Einrichtung einer bairischen Kirchenprovinz mit ihm am Schlachtfeld zurückzulassen107.
selbst an der Spitze102. Weiters holte er sich Unterstützung Bis zum Tode Cheitmars wurden nun kontinuierlich
aus der fränkischen Kirche. Bischof Emmeram von Poi­ Priester von Salzburg nach Karantanien geschickt, um die
tiers kam nach Regensburg, Bischof Rupert von Worms Mission aufrecht zu erhalten, mit mäßigem Erfolg. Nach
nach Salzburg und Bischof Corbinian nach Freising103. dem Ableben des Fürsten kam es erneut zu Aufständen,
Der Ausbau der bairischen Kirchenlandschaft wurde ent­ die zum dreijährigen Krieg zwischen Baiern und Karan­
schieden ­ vorangetrieben. Unter Bischof Rupert kam es tanien führten, welcher mit dem Sieg Tassilos 772 endete.
beispiels­weise 711/12 zur Errichtung der Maximilianszelle ­Anschließend wurde die Mission unter dem vierten na­
im Pongauer Bischofshofen und zur Gründung des Frau­ mentlich bezeugten Karantanenfürsten Waltunc durch
enklosters Nonnberg104. Ausgestattet mit einer päpstli­ Priester wiederbelebt, die in einem nahen Verhältnis zum
chen Missionsvollmacht kam Bonifatius 719 zum ersten Salzburger Bischof Vergil standen und sich zu einem be­
Mal nach Baiern. Es folgten weitere Besuche 732–36 und achtlichen Teil aus Romanen zusammensetzten108. Ver­
739, diesmal als Missionserzbischof mit einem Plan für mehrt wurden nun Klöster im karantanischen Gebiet
(c
die Bistumsorganisation105. Mit der Zustimmung Herzog gegründet, wie am Beispiel der Klosteranlage von Molz­
Odilos richtete er vier Bistümer ein – Passau, Salzburg, Re­ bichl zu sehen ist. Das von Tassilo III. 769 gegründete
gensburg und Freising, „wobei die rigorose Vorgangsweise Kloster Innichen entstand vorwiegend zu Zwecken der
zweifelsohne auf heftigen Widerstand stieß“106. Mission, im Gegensatz zum Kloster Kremsmünster, wel­
Bereits erwähnt wurden die Anfänge der Missionierung ches 777 zur Stärkung der politischen Macht der Baiern im
im karantanischen Raum, die in die Zeit der im christli­ östlichen Oberösterreich gegründet wurde109.
chen Westen erzogenen Karantanenfürsten Cacatius und Als Karl der Große 788 die Macht in Baiern übernahm,
Cheitmar fallen. Mit Cheitmar kam der Salzburger Pries­ ­ließen sich viele bairische Klöster die unter agilolfingischer
ter Maioranus als geistlicher Berater des Fürsten nach Hoheit ausgestellten Urkunden vom König erneut bestäti­
Karantanien. Etwas später, zwischen 757 und 763, wurde gen, um so einer eventuellen Auflösung vorzubeugen und
als Vertreter des Salzburger Bischof Virgil ­ Modestus als sich unter den Schutz des Souveräns zu stellen. So ist be­
erster karantanischer Bischof in die Ostalpen entsandt. Im legt, dass Abt Fater von Kremsmünster Karl im Grenz­
Zuge dieser ersten Missionsversuche in Karantanien wur­ gebiet zur Awaria aufsuchte und die Gründungsurkunde
den der Conversio Bagoariorum et Carantanorum zufolge bestätigen ließ, um sich bei eventuellen Übergriffen der
mehrere Kirchen geweiht, allerdings sind nur drei nament­ Kampfhandlungen im Zuge der bevorstehenden Awaren­
lich genannt: die ecclesia s. Mariae ad Carantanam (Maria offensive des fränkischen Schutzes zu versichern.
Saal), eine Missionskirche in Luburnia civitate (ev. St. Pe­ 798 erging ein Missionsauftrag für den Ostalpenraum an
ter im Holz) und eine Kirche ad Undrimas (im Bereich Erzbischof Arn von Salzburg, der auch als politischer und
des Aichfeld). In Modestus’ Todesjahr 763 kam es zu Auf­ königlicher Vermittler auftrat. Er setzte als ersten Bischof
)
ständen in Karantanien, die vermutlich in Zusammen­ Karantaniens seit Modestus den Chorbischof Theode­
hang mit seinem Ableben standen. Es wurde bereits des rich in das Amt ein, ihm folgten Otto und Osbald110. Den
Öfteren gemutmaßt, dass der karantanische Aufstand von schriftlichen Quellen dieser Zeit ist zu entnehmen, dass
763 der Auslöser für die „Fahnenflucht“ Tassilo III. war. ­Karantanien immer noch durch gentile Fürsten in Form
Möglicherweise zwangen die Probleme im karantanischen eines fränkischen Tributärreichs verwaltet wurde111. Doch

101 Strömer 1988, 305. 107 Wolfram 1979, 86f., 91-93.


102 Strömer 1988, 307; Wolfram 1988a, 134; 1995, 109. 108 Zur detaillierten Chronologie der Karantanenmission ab der Mitte
103 Wolfram 1995, 105f. des 8. Jahrhunderts vgl. Wolfram 1979, 96.
104 Strömer 1988, 306. 109 Szameit 1996a, 322.
105 Wolfram 1995, 110. 110 Wolfram 1979, 108-111; 1995, 140, 155.
106 Daim 1996, 310. 111 Hödl 1993, 17.

—  22  —
auch die Kirche von Aquilea sah sich für die Christianisie­ Material gestoßen. Aufgrund der Entdeckungen erhiel­
rung des ostalpinen Raums zuständig, wodurch es zu Strei­ ten sogar ein sumpfiger Wiesenpfad und eine steinerne
tigkeiten kam. Hierauf entschied Karl, dass Salzburg für Bachüberquerung vor Ort die Namen „Römerweg“ und
den ostalpinen Bereich nördlich der Drau und Aquilea für „Römerbrücke“, da man annahm, auf antike Strukturen ge­
den Süden zuständig sein sollte. Die sogenannten „Slawen­ stoßen zu sein. Bei den geborgenen Stücken dürfte es sich
bischöfe“ nördlich der Drau wurden fortan von Salzburg um menschliche Skelettreste und Grabbeigaben gehandelt
aus eingesetzt, und die Missionierung des Ostalpenraums haben, die jedoch nicht weiter beachtet oder den Behör­
verlief ab diesem Zeitpunkt, abgesehen von diversen Rei­ den zur Verwahrung bzw. Erforschung übergeben wurden,
bereien der Kirche mit der Bevölkerung, im Vergleich zum sondern für kleinere Beträge Geld unters Volk kamen.
8. Jahrhundert konsequent durch und führte letztendlich So blieben die Grablegen für einige weitere Jahre unent­
zur Christianisierung des gesamten Raums112. deckt, bis schließlich im Jahr 1905, beim Verkauf eines
bäuerlichen Grundstückes, dem Verkäufer Ignaz Schrems
3. FUNDSTELLE UND FORSCHUNGSGE- selbst ein kleines Stück Land in der Nähe des damaligen
SCHICHTE Promenadenwegs zwischen Kirchdorf und Micheldorf,
3.1. Fundstelle unweit der Krems, übrig blieb114. Aufgrund des geolo­
Die Fundstelle des frühmittelalterlichen Gräberfelds von gischen Untergrundes, glazialer Schotter, entschloss sich
Micheldorf/Kremsdorf liegt nur einige Meter auf der der Eigentümer, der ein Baugeschäft unterhielt, im Früh­
westlichen Seite vom Ufer der Krems entfernt, die die Ge­ jahr 1906 auf dem ihm verbleibenden Grundstück Schotter
(c
meinde von Süden her durchquert. Das lokale Terrain ist für sein Unternehmen abbauen zu lassen. Nach nur weni­
sehr flach und ebenmäßig und liegt etwa 1 m über dem gen Arbeitstagen kamen während des Abbaus Knochen,
gewöhnlichen Wasserspiegel des Flusses. Östlich wird Münzen und Keramikfragmente zum Vorschein. Schrems
das Gräberfeldareal von der nach dem Fundkomplex be­ erkannte, dass es sich bei den Knochen um menschliche
nannten Gräberfeldstraße flankiert, die von Südsüdosten Überreste handeln könnte und verständigte das Museum
nach Nordnordwesten verläuft. Die Ausdehnung des Grä­ Francisco Carolinum in Linz (heute Oberösterreichisches
berfeldes östlich der Gräberfeldstraße ist bis heute noch Landesmuseum) mit der Bitte um Hilfe durch eine fach­
nicht befriedigend geklärt. Bis dato wurden Gräber, oder kundige Person. Wie viele Gräber in der „Entdeckungspha­
dem Gräberfeld zuzurechnende Befunde, auf den Parzel­ se“ zerstört wurden, kann nicht gesagt werden.
len 189/1, 189/2, 715/2, 727/2, 728, 729 und 730/2 lokalisiert Der damalige Direktor des Museums in Linz, H. Ubell,
(Abb. 3 und 4). Weiters wurden Suchschnitte auf den Par­ beauftragte daraufhin den Konservator Landesgerichts­
zellen 719/2 und 707 gelegt, allerdings ohne Ergebnis. Teile rat Schmidel aus Steyr mit der Begutachtung der Fund­
der archäologisch untersuchten Flächen wurden zu Be­ situation und der anschließenden Bergung. Aus durch die
ginn des 20. Jahrhunderts als Schotterabbaufläche genutzt, vorliegenden Berichte nicht ersichtlichen Gründen kam
heute handelt es sich teils um landwirtschaftlich genützte es jedoch nach der Meldung des Fundes durch Schrems
Grünfläche, teils um bebautes Siedlungsgebiet. bis zum Aktivwerden des Museums zu einer zeitlichen
Verzögerung, während der der damals noch an der Uni­
3.2. Forschungsgeschichte113 versität Wien studierende Guido Baron von Kaschnitz-
3.2.1. 1906–1909 Gräberfeld A Weinberg, nach eigenen Angaben „durch eine Notiz des
)
Die erste Grabungskampagne im Gräberfeld Micheldorf/ Kremstalboten aufmerksam gemacht“115, die Fundstelle
Kremsdorf fand 1906 statt, doch schon bevor die Bergung besuchte und mit der Bergung der Gräber in der Schot­
der Gräber systematisch begonnen wurde, dürfte der Ort
in der lokalen Bevölkerung als Fundstelle bekannt gewe­ 114 Die im Folgenden erläuterten Vorgänge, die zur Auffindung des
Gräberfeldes führten, sind Niederschriften der österreichischen
sen sein. Berichten zufolge war man bereits beim Bau der Schriftstellerin Erna Blaas, geb. Schrems, entnommen, die 1895 in
Kremstalbahn in den 1880er Jahren auf archäologisches Kirchdorf/Krems als Tochter von Ignaz Schrems, dem damaligen
Grundbesitzer der späteren Grabungsfläche, geboren wurde. Ihre
Erinnerungen an die damalige Entdeckung des Gräberfeldes und die
112 Wolfram 1979, 111-115; 995, 225. folgende Grabung, bzw. Erzählungen ihres Vaters, hat sie zu Papier
113 Die folgenden Erläuterungen zur Grabungsgeschichte basieren, falls gebracht. Das unveröffentlichte Manuskript liegt im Depot des Ober­
nicht durch andere Literaturhinweise vermerkt, auf unveröffentlich- österreichischen Landesmuseums in Kopie auf.
ten Berichten, Briefen und Aufzeichnungen von Ä. Kloiber. 115 Abramic – Kaschnitz 1909, 214.

—  23  —
(c
)
Abb. 3:  Katasterplan von Micheldorf/Kremsdorf mit den unterschiedlichen Grabungskampagnen im Bereich des frühmittel­
alterlichen Gräberfelds (nach Plänen von M. Pertlwieser, C. Schwanzar/A. Weinzierl und H. Vetters).

—  24  —
(c
Abb. 4:  Luftbild von Micheldorf/Kremsdorf (Land OÖ/Doris InterMAP). Die Fundstellen der Bestattungen sind rot markiert.

tergrube, die zu diesem Zeitpunkt bereits ein Ausmaß von zen sichergestellt hatten. Er erkannte aber schnell, dass es
80 × 40 m erreicht hatte, begann. Wie es möglich war, dass sich bei der Fundstelle um eine, später als Gräberfeld A
G. v. Kaschnitz mit der Grabung begann, die eigentlich (Abb. 5) titulierte Begräbnisstätte handelte.
durch den Konservator hätte geleitet werden sollen, und Im Zuge dieser ersten Grabung wurden laut den Proto­
Schmidel letztendlich im Zusammenhang mit der Gra­ kollen von G. v. Kaschnitz acht Gräber (1/1906–8/1906)
bung ­ keinerlei Erwähnung mehr findet, ist aus den Be­ geborgen, unter ihnen auch das Grab 1/1906 mit einer
richten nicht ersichtlich und wirft sicherlich einige Fragen bronzenen Gürtelgarnitur als Beigabe, welche die Bestat­
)
bezüglich der Organisation dieser ersten Grabung auf, die tung im gesamten Gräberfeld besonders hervorhebt.
aufgrund fehlender Information aber unbeantwortet blei­ Im Sommer 1907 führte G. v. Kaschnitz erneut Grabungen
ben müssen. im Bereich der Schottergrube durch, wobei weitere acht
Zu Beginn der Grabung war man laut G. v. Kaschnitz Gräber (31/1907–38/1907) zum Vorschein kamen. In der
­offenbar der Meinung, auf Überreste von Opfern eines Zeit zwischen den Grabungen dürften etwa 20 Gräber von
Kampfes gestoßen zu sein. Dass es sich um älteres Skelett­ Bauarbeitern der Schottergrube zerstört worden sein.
material und nicht um relativ junge Überreste, möglicher­ 1909 kam es wieder durch G. v. Kaschnitz zu einer von ihm
weise aus dem vorhergehenden Jahrhundert stammend, so genannten „Versuchsgrabung“, bei der weitere Skelett­
handeln dürfte, dürfte G. v. Kaschnitz aber angenommen reste und einige Artefakte aufgefunden wurden. Proto­
haben, da bereits die Schotterbauarbeiter römische Mün­ kolle oder detaillierte Beschreibungen zu dieser Grabung

—  25  —
fehlen aber gänzlich, d. h. es ist nicht bekannt in wel­ einer weiteren Schottergrube, die sich nördlich der Bahn
chem Bereich der Schottergrube, bzw. an welcher Seite der befunden haben soll und in der ebenfalls eine unbekannte
­vorhergehenden Grabungen Untersuchungen stattgefun­ Zahl an Gräbern aufgefunden wurde. Aber auch hier feh­
den haben, wie viele Gräber entdeckt wurden und welche len weitere Angaben.
Grabbeigaben zu Tage kamen. G. v. Kaschnitz erwähnt nur,
dass durch diese Grabung klar geworden sei, dass sich das 3.2.3. 1959–1960 Gräberfeld B
Gräberfeld sowohl nördlich als auch südlich fortsetze116. Im Auftrag der „Gesellschaft für die Österreichische For­
Im „Jahrbuch für Altertumskunde der k. k. Zentral-Kom­ schung an Früh- und Hochmittelalterlichen Denkmälern“,
mission für Kunst und historische Denkmale“ veröffentli­ deren damaliger Präsident K. Holter war, begann im Som­
chte G. v. Kaschnitz 1909 gemeinsam mit M. Abramic, mer 1959 eine weitere Grabung in der mittlerweile auf­
einem Mitarbeiter des Österreichischen Archäologischen gelassenen Schottergrube, durch welche der Frage nach
Instituts, der die Fundanalyse vornahm, die Ergebnisse der weiteren Ausdehnung des Gräberfeldes und der eth­
der Grabungen von 1906 und 1907, die „Versuchsgrabung“ nischen Zugehörigkeit der im Friedhof repräsentierten
von 1909 wird nur in einem kurzen Absatz erwähnt. In Bevölkerung nachgegangen werden sollte. Unter der Lei­
der Publikation datieren G. v. Kaschnitz und M. Ab­ tung von Ä. Kloiber wurden Sondierungsgräben rund
ramic die vorgefundenen Bestattungen fälschlicher­ um die Schottergrube angelegt, um den Anschluss an die
weise in die Spätantike bzw. Völkerwanderungszeit. Kaschnitz-Grabungen bzw. weitere Bestattungen zu lo­
Argumentiert wird die Zeitstellung vor allem durch die kalisieren119. Zusätzlich wurden drei Flächen innerhalb
(c
Gürtelgarnitur aus Grab 1/1906, die H. Ubell als „in cha­ ­dieser Suchgräben geöffnet.
rakteristischer spätrömischer Technik und in Keilschnitt- Im Süden der Altgrabungen konnten nur einige wenige
Ornamentik sowie in figuralem Relief (Hippokampen) zerstörte grubenartige Objekte (Fundplätze A, B, C, D und
reich verziert“ beschreibt, und einige Münz-Streufunde, E/1959) nachgewiesen werden. Ob es sich hierbei um, wie
die aus dem 3. und 4. Jahrhundert stammen117. Weiters von Ä. Kloiber vorgeschlagen, zerstörte Gräber handelt,
schreibt G. v. Kaschnitz: „Die Bestattungsweise ist die ist zu bezweifeln, da aus keinem der Objekte Skelettres­
charakteristische der spätrömischen Zeit. Der bekleide­ te oder Leichenbrand geborgen wurde. Diese Fundplätze
te Leichnam wurde ohne weitere Umhüllung, höchstens sind nur schriftlich belegt, Fotos oder Markierungen auf
mit einem Brett als Unterlage, meist in der Richtung von den ­Plänen gibt es nicht.
West nach Ost, in eine einfache 1,5-2 m tiefe Grube gelegt Im östlichen Teil der Schottergrube konnten keine Be­
und nur der Kopf durch einen Kranz von größeren Stei­ funde nachgewiesen werden. Im Norden des Areals stieß
nen geschützt“118. Der ebenfalls in Grab 1/1906 gefundene Ä. Kloiber allerdings auf mehrere, eng beieinander lie­
Sax zeige aber, so G. v. Kaschnitz, eindeutig die germa­ gende Bestattungen – die Gräber 1/1959–14/1959 (Abb.
nischen Wurzeln der in Micheldorf bestatteten Personen 6). Hierbei handelte es sich, mit zwei Ausnahmen, um
auf. ungestörte Gräber, deren Beigabenmaterial Ä. Kloi­
ber zu einer Datierung der Bestattungen „vom 7. bis ins
3.2.2. Raubgrabung 1926 9. Jahrhundert, wenn nicht ins 10. und 11. Jahrhundert“
In einem Begehungsbericht des Areals, anlässlich der im veranlasste, wobei er konstatierte, dass es sich keines­
Jahr 1959 geplanten Grabung, erwähnt Ä. Kloiber, der falls um christliche Gräber handeln könnte, da Beigaben
)
später die Grabungskampagnen 1959 und 1960 leiten wird, und Armhaltung der Verstorbenen nicht passend seien.
dass 1926 eine unbekannte Zahl von Gräbern im Bereich Im Juli 1960 setzte Kloiber seine Grabungen fort um fest­
der Schottergrube durch Laien gehoben wurde. Hierbei zustellen, ob sich das Gräberfeld auch östlich des Prome­
habe es sich um Bestattungen mit römerzeitlichen Münzen nadenwegs fortsetzte und um eventuelle Siedlungsreste zu
und Resten von Terra Sigillata gehandelt, Aufzeichnungen lokalisieren sowie den Bereich nördlich der Vorjahresgra­
seien in keinster Weise vorhanden, das Material befände bung weiter zu untersuchen und herauszufinden, ob sich im
sich „unter den Leuten“. Weiters berichtet Ä. Kloiber von Bereich der Fundplätze A–E/1959 weitere „Restgräber“ be­

116 Abramic – Kaschnitz 1909, 214-216. 119 Wie bereits erwähnt handelte es sich bei den Lageplänen von G. v.
117 Ubell 1907, 35f. Kaschnitz nur um Skizzen, die keine genauen Positionsbestimmun-
118 Abramic – Kaschnitz 1909, 214. gen seiner Grabungen zulassen.

—  26  —
(c
)
Abb. 5:  Detailplan Gräberfeld A/Grabung Kaschnitz 1906/07 (nach Gesamtplan von M. Pertlwieser).

—  27  —
fänden. 33 Gräber konnten geborgen werden, diese jedoch einer Notbergung von M. Pertlwieser und V. Tovornik ge­
alle nördlich der 1959er Grabung (Abb. 7). Über die Arbei­ borgen, aber nicht mehr in situ dokumentiert werden. Die
ten südlich von Gräberfeld C ist in Ä. Kloibers ­Protokollen Bestattungen waren allesamt stark gestört und nur aus
nicht viel zu finden, es wird jedoch erwähnt, dass man in Grab 1/1978, der Bestattung einer Frau, war es möglich,
diesem Bereich auf antike Siedlungsreste gestoßen sei. Die­ die Grabbeigaben zu sichern. Von drei weiteren erwach­
ser Befund führte zu einer weiteren Grabung 1962, diesmal senen Individuen und einem Kind konnten nur mehr die
geleitet durch H. Vetters, bei der jedoch keine weiteren Be­ Überreste geborgen werden, ohne jegliche Aussagen über
stattungen entdeckt wurden und deren Hauptaugenmerk Lage, Grabtiefe oder ähnliches treffen zu können.
auf den Siedlungsspuren lag. Am Südrand des Gräberfelds Der neue Befund entfachte jedoch die Diskussion über die
A konnten in diesem Rahmen Reste einer kleinen Siedlung Möglichkeit mehrerer voneinander unabhängiger Begräb­
freigelegt werden, die im zweiten nachchristlichen Jahr­ nisstätten von neuem. Die Ergebnisse dieser Notbergung
hundert entstanden sein dürfte. Vetters (1976) meinte sowie eine Zusammenfassung des bis dahin geltenden For­
hier eine Siedlung, die der ­römischen Poststation Tutatio schungstandes wurden von V. Tovornik in einem kurzen
zuzurechnen ist, entdeckt zu haben120. Beitrag in „Die Bayern und ihre Nachbarn“ präsentiert121.
Inwiefern Ä. Kloiber versuchte, östlich des Promenaden­
wegs zu graben, geht aus seinen Aufzeichnungen nicht 3.2.6. 1987 Gräberfeld D
hervor. Den Plänen zufolge dürften seine Untersuchungen Die letzte Grabungskampagne in Kremsdorf fand 1987
aber nur im bereits erwähnten Bereich erfolgreich gewe­ ­unter Leitung von C. Schwanzar vom Oberösterrei­
(c
sen sein. Im Anschluss an die Grabungen 1959 und 1960 chischen Landes­museum statt. Bei der Notgrabung, die ca.
untersuchte Ä. Kloiber, der eigentlich Anthropologe war, auf halber Höhe zwischen den Grabungen von 1906/07
das Skelettmaterial und versuchte aufgrund seiner Ergeb­ (Gräberfeld A) und der Notbergung von 1978 (Gräberfeld
nisse Aussagen über Sozialstrukturen und ethnische Zu­ C) situiert war, konnten zehn Bestattungen geborgen wer­
gehörigkeit zu treffen. den (Abb. 8), von denen die meisten von Nord-Westen
Die Protokolle Ä. Kloibers wurden allerdings bis zum nach Süd-Osten orientiert waren. Die Befunde wurden
­jetzigen Zeitpunkt nie publiziert bzw. systematisch aufge­ in einem kurzen Beitrag von der Grabungsleiterin vor­
arbeitet, sondern finden immer nur kurze Erwähnungen gestellt122. Vorläufig wurde im Rahmen der vorliegenden
in späteren Veröffentlichungen von Fachkollegen, die sich Arbeit für diese Grabungen die Bezeichnung Gräberfeld
mit der Archäologie Micheldorfs beschäftigten. Ä. Kloi­ D vergeben, um die Bezugnahme auf die einzelnen Gra­
ber regte allerdings den Diskurs darüber an, dass es sich bungsareale zu erleichtern.
bei den Bestattungen der Kaschnitzgrabungen und sei­
ner ­ eigenen um zeitlich getrennte Gräberfelder handeln 3.3. Quellenkritik und Aufarbeitungs­
könnte, eine Frage, die es noch zu klären gilt. problematik
Bevor sich diese Arbeit der Bearbeitung und Auswertung
3.2.5. 1978 Gräberfeld C der Kremsdorfer Grabfunde widmet, muss hier auf einige
Nach Ä. Kloibers Grabungen wurden die Bestattungen Probleme hingewiesen werden, die sich bei der Auseinan­
von Micheldorf/Kremsdorf fast 20 Jahre ad acta gelegt dersetzung mit dem Material, den Grabungsberichten, der
und kaum beachtet, bis 1978 am Grundstück der Familie Dokumentation und der vorhandenen Literatur ­ ergeben
)
Geiseder Kanalarbeiten durchgeführt wurden, bei denen haben. Alle in dieser Arbeit angeführten unveröffentlichten
erneut Knochen zum Vorschein kamen. Besagtes Grund­ Protokolle, Pläne, Berichte, etc. liegen, zumeist nur mehr in
stück liegt am südlichen Ende der heutigen Gräberfeld­ Kopie erhalten, im Depot des Oberösterreichischen Lan­
straße, etwa 150 m vom Südrand der Kaschnitzgrabungen desmuseums in Leonding auf. Dokumentationsmaterial ist
entfernt, und wird somit von den Siedlungsgrabungen aus sechs Grabungskampagnen vorhanden, in seiner Aus­
H. Vetters’ räumlich von den Gräberfeldern A und B sagekraft jedoch von sehr unterschiedlicher Qualität.
getrennt. G. v. Kaschnitz, der Leiter der ersten Grabungen 1906 und
Die angeschnittenen Gräber konnten jedoch nur mehr in
121 Tovornik 1985, 213-216.
120 Vetters 1976. 122 Schwanzar 1991, 37.

—  28  —
(c
)
Abb. 6:  Detailplan Gräberfeld B/Grabung Kloiber 1959 (nach Originalplan von Ä. Kloiber).

—  29  —
(c
)
Abb. 7:  Detailplan Gräberfeld B/Grabung Kloiber 1960 (nach Gesamtplan von M. Pertlwieser).

—  30  —
1907 in der damaligen Schottergrube Schrems, begann mit Grab 30 sein sollte, oder ob in seinem Protokoll das Grab
der Nummerierung der Gräber bei 1. 1906 öffnete G. v. 39 ausgelassen und das Grab 30 am Plan vergessen wurde,
Kaschnitz die Gräber 1–8, im Jahr 1907 die Gräber 31–38. ist nicht mehr festzustellen. Fotos oder Zeichnungen der
Zwischen den beiden Grabungskampagnen 1906 und 1907 Gräber sind nicht vorhanden.
entdeckten die Arbeiter der Schottergrube in Abwesen­ Die nächsten beiden Grabungskampagnen wurden 1959
heit von G. v. Kaschnitz weitere Gräber, etwa 20 an der und 1960 von Ä. Kloiber geleitet. Dieser begann sowohl
Zahl123. Interessant ist, dass in den Aufzeichnungen des 1959, wie auch 1960 mit der Nummerierung der Gräber je­
Ausgräbers genau 38 Gräber protokolliert sind. Im 66. Jah­ weils mit 1, woraus sich die Grabnummern 1–14 für 1959
resbericht des Linzer Museums, der im Jahr 1908 erschien, und 1–33 für 1960 ergeben.
spricht Direktor Ubell von 40 Gräbern, hierbei handelt Von den 14 Gräbern aus 1959 gibt es eine Zeichnung mit
es sich vermutlich um ein Fehlzitat. Bei den Gräbern 1– Skelettlagen in den Gräbern, jedoch ohne präzise Maß­
8 und 31–38 handelt es sich um die von G. v. Kaschnitz stabsangabe. Weiters fehlen in dem Plan die Fundplätze
ge­sicherten Gräber, zehn davon waren beigabenführend. A–E – grubenartige Objekte, teilweise mit Steinlagen, Ke­
Von diesen Bestattungen sind Beschreibungen zur Ori­ ramik usw. –, die Ä. Kloiber zwar beschreibt aber kei­
entierung der Grabschächte, der Lage der Bestatteten im ne Lageangaben verzeichnet. Über die Einhängung in den
Grab, Geschlechtsangaben und Inventarlisten der Grab­ Gesamtplan konnte über die Referenzierung der Grab­
beigaben vorhanden. Genaue Angaben zu Form und Tiefe schachtlängen ein in etwa realistisches Maßstabsverhält­
der Gräber fehlen jedoch. nis hergestellt werden. In diesem Rahmen hat sich aber
(c
Zu den Gräbern 9–30 sind keine näheren Angaben be­ herausgestellt, dass die Detailzeichnung (Abb. 6) in Orien­
kannt. Es ist anzunehmen, dass es sich hierbei um einige tierung und Entfernung der einzelnen Gräber nicht gänz­
der durch die Schottergrubenarbeiter zerstörten Gräber lich mit den im Gesamtplan von M. Pertlwieser (vgl.
handelt. Die Zerstörung dieser Gräber dürfte auch der die Grabungen zwischen 1906 bis 1978 in Abb. 3) überein­
Grund sein, warum in diesem Gräberfeldbereich die An­ stimmt, sodass nicht klar ist, inwiefern der Gesamtplan als
zahl der Kinderbestattungen sowie die Funddichte im verlässliche Quelle für die Gesamtdarstellung der Befund­
Verhältnis zu den späteren Grabungskampagnen sehr ge­ situation herangezogen werden kann.
ring erscheint124. Von der 1960er Grabung ist ebenfalls ein unveröffent­
G. v. Kaschnitz nahm diese Gräber trotz allem in sein lichter Plan vorhanden, welcher allerdings einen falschen
­Protokoll auf und zeichnete sie sogar in seiner Skizze des Maßstab enthält und ebenfalls mittels Einhängung in den
Gräberfeldes ein, dementsprechend ist dieser Plan mit Originalplan referenziert wurde. Detaillierte Grabzeich­
größter Vorsicht zu genießen. Warum G. v. Kaschnitz nungen sind von dieser Grabung nicht vorhanden, Fotos
diese 22 Gräber protokollierte und in seinen Plan ein­ wurden jedoch gemacht, wie auch Fotos von der 1959er
zeichnete, ist nicht nachvollziehbar. Ihre Darstellung im Grabung vorhanden sind. Allerdings handelt es sich bei
Detailplan (Abb. 5) bzw. im Gesamtplan von M. Pertl­ den meisten dieser Aufnahmen nur um Überblickfotos
wieser (vgl. Grabung 1906/07 in Abb. 3) ist daher äußerst und nicht um Grabaufnahmen, sodass sie nur wenig Aus­
skeptisch zu betrachten. Bei der Kartierung zu Fundver­ sagekraft besitzen. Besondere Aufschlüsse zur Befundsitu­
teilung etc. im Gräberfeld wurden diese Gräber in der vor­ ation liefern sie nicht.
liegenden Arbeit daher nicht berücksichtigt bzw. bei der Bei der Notbergung von V. Tovornik und M. Pertlwieser
)
Kartierung extra gekennzeichnet. 1978 kam nur ein gesichertes Grab zu Tage, das wieder mit
Das nächste Problem das sich ergibt ist, dass in G. v. 1 nummeriert wurde. Es ist zwar bekannt, dass das Grab
Kaschnitz’ Veröffentlichung von 38 Gräbern die Rede sowie weitere Skelettreste aus einem für den Kanalbau an­
ist, in seinem Gräberfeldplan (Abb. 5) jedoch die höchs­ gelegten Graben auf der Parzelle 189/1 stammen, die Lage
te Grabnummer 39 ist125. Das Grab mit der Nummer 30 dieses Kanals ist auch bekannt, jedoch gibt es von dieser
fehlt hingegen in diesem Plan. Ob es sich hier um einen Notbergung keine Fotos oder Pläne.
Beschriftungsfehler handelt und das Grab 39 eigentlich das 1987 fand unter C. Schwanzar die letzte Grabung in Krems­
dorf statt und auch hier wurden die Gräber wieder von 1
123 Abramic – Kaschnitz 1909, 215.
124 Vgl. Pertlwieser 1980, 67f.
weg nummeriert (1-10 für 1987). Hier wurde jedoch ent­
125 Abramic – Kaschnitz 1909, 215f.

—  31  —
(c
)
Abb. 8:  Detailplan Gräberfeld D/Grabung Schwanzar 1987 (nach Originalplan von C. Schwanzar/A. Weinzierl).

—  32  —
sprechende Dokumentation in Form eines georeferenzier­ Trotz dieser sehr tristen Dokumentationslage fertigte M.
ten Plans (Abb. 8), Detailzeichnungen usw. angefertigt. Pertlwieser den bereits erwähnten Gesamtplan der
Das bedeutet, dass teilweise eine Nummer für fünf ver­ Kremsdorfer Gräber, die bis zum Jahr 1978 bekannt ­waren,
schiedene Gräber vergeben wurde, da man davon ausging, an (vgl. Abb. 3), auf dem er die Skizzen und Pläne aller bis
dass es sich in Kremsdorf um separate Bestattungsplätze dahin gelaufenen Grabungen verarbeitete und sie in ­einen
(Gräberfeld A–D) handelt. Ob diese Annahme grundsätz­ damals aktuellen Katasterplan übertrug. Optisch mag die­
lich standhält, wird in dieser Arbeit noch weiter erörtert. ser Plan sehr ansprechend sein, doch im Hinblick auf die
Da aber zu Beginn der Untersuchungen noch nicht klar oben angeführten Kritikpunkte muss er mit äußerster Vor­
war, ob wir es in Kremsdorf nun mit einem oder, wie es V. sicht betrachtet werden, denn er entspricht nicht den Stan­
Tovornik vorschlägt, mehreren Bestattungsplätzen zu dards der Vermessungskunde. Besonders zu bezweifeln
tun haben, wurde davon abgesehen, die Nummerierung sind hierbei die Lage der Gräber 9/1906-30/1906 und das
komplett neu zu gestalten, sondern einfach den einzelnen Verhältnis aller Gräber zu den Parzellengrenzen und Häu­
Grabnummern jeweils das Grabungsjahr hinzugefügt, um serstrukturen der lokalen Umgebung. Außerdem stimmt
bei der gemeinsamen Auswertung des Fundmaterials zu der Gräberfeldplan von M. Pertlwieser, der auch bei V. To­
gewährleisten, dass Inventare allen vier Grabungsberei­ vornik veröffentlicht wurde126, zum Teil nicht mit den
chen klar zugeordnet werden können und keine Verwir­ Skizzen der Kloiber-Grabungen überein. Zwar geht die
rung entsteht. Weiters soll diese Art der Umbenennung Orientierung der Gräber mit den Originalskizzen und
den Vergleich mit den Originalprotokollen der Grabungen Zeichnungen konform. Die Lagebeziehungen der Grä­
(c
auch künftig problemlos ermöglichen. Die Bezeichnungen ber untereinander sind jedoch nicht immer stimmig. Bei­
lauten nun wie folgt: spielsweise liegt das Grab 12/1906 auf der Kloiber-Skizze
zwischen den Gräbern 10/1959 und 9/1959, auf dem ver­
Grabnummern neu Grabungskampagne öffentlichten Plan von M. Pertlwieser ist das Grab jedoch
1/1906-8/1906 Gräberfeld A (Grabung G. v. nach Osten verrückt. Weiters stimmt die stratigraphische
Kaschnitz) 1906 Abfolge der Gräber 12/1960 und 20/1960, der Nummern
9/1906-30/1906 von Bauarbeitern zerstörte 7/1960, 22/1960 und 28/1960, weiters 15/1960 und 3/1960
Gräber 1906/07 im Bereich des sowie 24/1960, 26/1960 und 27/1960 am Plan von M. Pertl­
Gräberfelds A wieser nicht mit der Skizze von Ä. Kloiber überein. Um je­
31/1907-38/1907 Gräberfeld A (Grabung G. v. doch einen ungefähren Eindruck der Situation zu erhalten,
Kaschnitz) 1907 wurde für diese Arbeit der von M. Pertlwieser gezeichne­
te Plan digitalisiert, georeferenziert und mit dem Plan der
1/1959-14/1959 Gräberfeld B (Grabung Ä.
1987er Grabung, der ebenfalls in den Katasterplan einge­
Kloiber) 1959
passt wurde, verbunden. Ebenfalls markiert ist die Fund­
Fundplätze A-E Grubenobjekte aus dem Jahr stelle der Notbergung 1978.
1959 im Bereich des Gräber­ Die Schlussfolgerungen zur Anlage des Gräberfeldes müs­
felds B sen nun daher aus den ungenauen Plänen gezogen wer­
1/1960-33/1960 Gräberfeld B (Grabung Ä. den, sind aber immer mit Vorbehalten zu betrachten. Die
Kloiber) 1960 (Nr. 19/1960 Gräber 9/1960-30/1906 werden jedoch bei der Analyse
)
ist kein Grab, sondern eine der Gräberorientierung bzw. der Gräberfeldanlegung oder
Gefäßdeponierung) ähnlichen Überlegungen nicht herangezogen, da ihre Lage
1/1979 Gräberfeld C (Notbergung reine Spekulation ist.
V. Tovornik/M. Pertlwieser) Von den Grabungen von G. v. Kaschnitz ist überhaupt kei­
1978 ne schriftliche Dokumentation vorhanden. Hier kann nur
1/1987-10/1987 Gräberfeld D (Grabung C. auf den Artikel von G. v. Kaschnitz und M. Abramic
Schwanzar) 1987 im Jahrbuch für Altertumskunde zurückgegriffen wer­

Tab. 1:  Neubenennung der Gräber.

126 Tovornik 1985.

—  33  —
den127. Von den Grabungen Ä. Kloibers sind zahlreiche Problematisch sind Funde, die in der Grabungsdokumen­
Kopien handschriftlicher und getippter Aufzeichnungen, tation aufscheinen, die aber verschollen sind ohne vorher
Grabungsberichte und ein reger Briefwechsel des Gra­ gezeichnet worden zu sein. Dies betrifft vor allem Streu­
bungsleiters mit Kollegen erhalten, die wichtige Informati­ funde, aber auch Beigaben, wie eine Eisenfibel aus Grab
onen enthalten. Von der Notbergung 1978 ist nur eine Seite 32/1907, die nicht mehr vorhanden ist, von der aber auch
mit der Beschreibung des Grabes und den Gründen für die keine näheren Beschreibungen oder Abbildungen exis­
Notbergung aus der Originaldokumentation vorhanden. tieren. Zusätzlich wird die Bearbeitung des Materials er­
Von der Grabung unter C. Schwanzar 1987 ist zwar eine schwert, weil nicht alle vorhandenen Gegenstände einem
gute bildliche Dokumentation (Pläne, Grabzeichnungen) Grab zugewiesen werden können.
erhalten128, schriftlich gibt es jedoch nur eine Liste mit den Die geborgenen Grabbeigaben der Grabungen G. v.
geborgenen Fundstücken. Kaschnitz’ waren unmittelbar nach den Arbeiten in der
Die Tatsache, dass die Funde aus den Kremsdorfer Be­ Baukanzlei von Ignaz Schrems, dem Schottergruben­
stattungen aus mehreren Grabungskampagnen stammen, inhaber, deponiert worden, wurden aber von diesem
von denen die erste bereits über hundert Jahre zurück kurze Zeit später dem Museum Francisco Carolinum ge­
liegt, bringt mit sich, dass die geborgenen Objekte zu ver­ schenkt. Einige der Objekte sind verschollen, andere kei­
schiedenen Zeiten von verschiedenen Personen verwal­ nem Grab genau zuordenbar. Über 20 Artefakte aus den
tet und gepflegt wurden. Dementsprechend befinden sich Gräbern 9/1906-30/1906 sind in den Protokollen von G.
nicht alle Funde in einem optimalen Zustand. Viele der v. Kaschnitz angeführt, stammen also aus den von Bauar­
(c
Metallgegenstände wurden offensichtlich nicht fachge­ beitern zerstörten Gräbern. Diese Stücke können keinem
recht restauriert. Beispielsweise wurden fast alle Griffan­ spezifischen Grab zugewiesen bzw. tatsächlich als Grab­
gelmesser mit undurchsichtigem Lack überzogen, welcher beigabe gewertet werden, weshalb diese Objekte anders ge­
eine Begutachtung der Originaloberfläche nicht mehr zu­ wertet werden müssen als die gesicherten Grabbeigaben
lässt. Weiters sind viele der Metallobjekte im Laufe der aus den übrigen Bestattungen.
Zeit stark korrodiert. Besonders aus Buntmetall gefertigte Bei den übrigen Kampagnen sind nur wenige Objekte ver­
Stücke sind sehr stark zerfallen. Aus diesem Grund wur­ schollen. Außerdem sind sie durchgehend beschriftet und
de davon abgesehen, alle Fundobjekte noch einmal von ohne Umstände einem Grab oder anderem Fundplatz
ein und demselben Zeichner abbilden zu lassen, um einen zuordenbar.
einheitlichen Tafelteil zu erhalten. Sofern es möglich war, Der Verbleib der menschlichen Überreste der G. v.
wurden alte Zeichnungen, beispielsweise von M. Pertlwie­ Kaschnitz-Grabungen 1906/07 ist unklar. Der Großteil
ser, die kurz nach der Auffindung der Objekte angefertigt der Skelette dürfte bereits bei den Ausgrabungen selbst
wurden, digital nachbearbeitet und in den Tafelteil einge­ durch groben Umgang zerstört oder massiv beschädigt
fügt, da auf ihnen die Details der Objekte am besten nach­ worden sein. Vom Knochenmaterial ist heute nichts mehr
zuvollziehen sind, bzw. von manchen Fundstücken nur vorhanden. Zwar finden sich in G. v. Kaschnitz’ Aufzeich­
mehr Zeichnungen existieren, die Originale aber verschol­ nungen Angaben über das Geschlecht der Bestatteten
len sind. Weiters sind auf manchen Illustrationen Spuren aus den Gräbern 1/1906-8/1906 und 31/1907-38/1907. Da
von Holz oder organischem Material auf Eisenobjekten zu aber nicht klar ist, ob diese Bestimmungen auf anthropo­
sehen, die aufgrund konservatorischer Maßnahmen oder logischen oder archäologischen Parametern erfolgten und
)
wegen des voranschreitenden Zerfalls der Objekte heute eine erneute Überprüfung nicht mehr möglich ist, sind
am Original nicht mehr zu erkennen sind. Hinzu kom­ diese Angaben nur mit Vorbehalten zu verwenden. Das
men Stücke, die heute zerbrochen, auf der Zeichnung aber Knochenmaterial der Grabungen von Ä. Kloiber (1959/60)
noch komplett sind. und C. Schwanzar (1987) liegt im Depot des Oberösterrei­
Jene Funde, die noch nicht gezeichnet oder aber deren Ab­ chischen Landesmuseums und ist größtenteils noch gut
bildungen digital nicht mehr zu bearbeiten waren, wurden erhalten. Die Skelettteile der Notbergung 1978 sind unauf­
von meinem Kollegen S. Swientek neu gezeichnet. findbar. Anthropologische Gutachten liegen zu all diesen
Skeletten vor. Ä. Kloiber bestimmte die von ihm gefunde­
127 Abramic – Kaschnitz 1909.
nen Skelette selbst, die menschlichen Überreste der Not­
128 Schwanzar 1991, 37. bergung wurden von M. Pertlwieser untersucht.

—  34  —
4. Anmerkungen zur Chronologie- halb bestimmter Fundtypen seien nicht vorgenommen
problematik und Zeitlücken zu anderen Chronologiesystemen nicht
Bei der Bearbeitung ostalpinen Fundstoffes ist man mit berücksichtigt worden. P. Gleirscher134 bemerkt jedoch
mehreren Chronologiemodellen konfrontiert. Hierbei den Verdienst J. Gieslers, der bereits erkannte, dass die
spielt die so genannte Köttlacher Kultur eine tragende sogenannte Köttlacher Kultur im eigentlichen Sinne nicht
Rolle. Benannt nach dem Gräberfeld Köttlach handelt es existiert, sondern es im Laufe der Zeit zur Verschmelzung
sich um eine heterogene Materialgruppe, welche durch verschiedener Traditionen kam. Im Gegensatz zu J. Gies­
Verschmelzung überregionaler Kultureinflüsse im 7. und ler meint jedoch E. Szameit135, dass diese Mischkultur
8. Jahrhundert im Ostalpenraum entstand129 und die auch nicht durch die Verkettung lokaler Elemente entstand,
im Kremsdorfer Fundstoff vertreten ist. sondern durch überregionale Einflüsse der umliegenden
P. Korošec teilt dieses Material in eine ältere, Karanta­ Kulturen, wie der der Franken, Awaren und Byzanz ge­
nische Gruppe, die vom Beginn des 7. Jahrhunderts bis ins prägt war. In seinem Modell kommt es zur Assimilierung
späte 8. Jahrhundert läuft und bestimmt wird durch Schei­ der romanisch-norischen autochthonen Restbevölkerung
benfibeln aus Dünnblech und Feindrahtprodukte, wie z. B. im Ostalpenraum, deren Anteil als markant einzuschätzen
Ohrringe mit Schleifen am Bogenrund, und eine jüngere, ist, und neuer slawischer Zuwanderer. P. Gleirscher136
Köttlacher Gruppe, die etwa ab der Mitte des 9. Jahrhun­ setzt einen neuen absolutchronologischen Rahmen für die
derts einsetzt und durch das Auftreten von gegossenem Horizonte Köttlach I (7. und 8. Jahrhundert) und Kött­
Schmuck (z. B. Lunulaeohrgehänge) definiert wird. Zwi­ lach II (9. und 10. Jahrhundert) und bezieht sich hierbei
(c
schen den beiden Gruppen gibt es eine Übergangsphase, auf Vergleiche mit westlichen Chronologiesystemen. Ähn­
die noch Elemente der Karantanischen Gruppe aufweist, liche Datierungsvorschläge kommen auch von E. Sza­
allerdings abkommt von der Herstellung der Feindraht­ meit, der sich zwar prinzipiell für die Aufteilung von J.
produkte130. J. Giesler hingegen teilt das ­ Material in Giesler ausspricht, allerdings für eine frühere Datierung
drei „Horizonte“ – Vor-Köttlach, Köttlach I und Köttlach der Horizonte eintritt, da er durch Vergleiche von Waf­
II131. Hierbei stellt er den Beginn des Vor-Köttlacher Ho­ fen führenden Gräbern im Donautal und in den Ostal­
rizontes an das Ende des 8. Jahrhunderts, Köttlach I ab der pen, wie z. B. dem Grab von Grabelsdorf oder Grab 1/1906
Mitte des 9. Jahrhunderts und Köttalch II ab dem 10. Jahr­ von Kremsdorf, mit dem westlichen Material eine Zeit­
hundert bis in die erste Hälfte des 11. Jahrhunderts. Ver­ stellung im 8. Jahrhundert nachweisen konnte. Besonders
gleicht man P. Korošecs Chronologie mit der Köttlacher stützt er sich hier auf Parallelen zu Funden aus Adelsgrä­
Chronologie nach J. Giesler, fällt sofort ins Auge, dass bern des 8. Jahrhunderts aus Deutschland137, die bereits
beispielsweise zwischen dem Beginn von Korošecs Kött­ 1967 von F. Stein138 vorgestellt und feinchronologisch be­
lacher Gruppe und J. Gieslers Köttlach Horizont II132, arbeitet wurden.
der sich durch die selben Fundstücke definiert, ein Zeit­ Die Fundanalyse des Hügelgräberfeldes von Wimm, wel­
loch von 100 [sic!] Jahren klafft. ches sowohl spätawarenzeitliches als auch frühkarolin­
R. Pöllath133, der ein Chronologiesystem für das nord­ gerzeitliches Material aufweist und nach W. Breibert139
ostbairische Material erarbeitet hat, kritisiert, dass J. Gies­ spätestens ab der Mitte des 8. Jahrhunderts zu datieren ist,
lers Chronologie auf dem Vergleich von Funden mit unterstützt E. Szameits These ebenso wie das Auftre­
münzdatierten Gräbern basiere und so die Möglichkeit ten westlicher Trachtbestandteile und Waffen des 8. Jahr­
)
von Altfunden außer Acht lasse. Weiters habe sich Gies­ hunderts in den Gräberfeldern von Auhof und Gusen, die
ler nicht mit außeralpinen Regionen, wie etwa Baiern, V. Tovornik zur Korrektur der anfänglichen Datierung,
Böhmen oder Mähren beschäftigt, in denen Vergleichs­ welche die Bestattungsplätze ins 9. Jahrhundert stellte, ins
stücke z. B. für Traubenohrringe als Standardausstattung
vorliegen. Feinchronologische Differenzierungen inner­

134 Gleirscher 2002, 102f.


129 Szameit 1994a, 7f. 135 Szameit 1994a, 8f.
130 Korošec 1979, 337, 360f. 136 Gleirscher 2002, 102f.
131 Giesler 1980. 137 Szameit 1991; 1993; 1994a; 2000.
132 Giesler 1980, 94f. 138 Stein 1967.
133 Pöllath 2002, 189. 139 Breibert 2005, 427.

—  35  —
8. Jahrhundert veranlasste140. A. Pleterski141 befürwor­ konkreten Fall den Awarenkriegen, vernachlässigt146, und
tet diese Korrektur und untermauert sie durch verglei­ das, obwohl durch die Frühmittelalterforschung in Öster­
chende Analysen der Mosaikaugenperlen (im Folgenden reich eindeutig Verbindungen zum fränkischen Westen
MAP) von Auhof, die ebenfalls für eine Datierung in das 8. des 8. Jahrhunderts nachgewiesen werden können147.
Jahrhundert sprechen. Auch die von S. Eichert142 durch­
geführten Untersuchungen am Kärntner Fundmaterial 5. TYPOCHRONOLOGISCHE AUSWERTUNG
zeigen ähnliche Ergebnisse. Bis dato liegen aus den Kärnt­ DER FUNDE
ner Gräbern keine awarischen Bronzen vor, die später als 5.1. Kleidungszubehör
in das dritte Viertel des 8. Jahrhunderts datiert werden 5.1.1. Kopfschmuckringe
können, aber bereits gemeinsam mit frühkarolingischem Vorkommen:
Material auftreten. Besonders im weiblichen Kleidungs­ 11 Frauengräber: 3/1906, 7/1959, 13/1959, 4/1960, 5/1960,
zubehör des Ostalpenraums zeigen sich Parallelen zu west­ 15/1960, 21/1960, 23/1960, 27/1960, 1/1978, 7/1987
lichen Regionen, wo das Material mit Sicherheit früher 2 Männergräber: 5/1906, 26/1960
datiert als die ostalpinen Äquivalente bei J. Giesler. H. 6 Kindergräber: 2/1960, 7/1960, 8/1960, 11/1960, 25/1960,
Losert143 geht davon aus, dass sich im bairischen Bereich 30/1960
die Aufgabe der spätmerowingerzeitlichen Gräberfelder Zwei Exemplare nicht zuordenbar
mit dem Einsetzen der frühkarolingerzeitlichen Nekro­
polen zeitlich überschneidet. Kopfschmuckringe finden sich in Kremsdorf in 20 Grä­
(c
Diese Analysen zum frühmittelalterlichen Fundstoff bern. Zwei weitere Stücke können keinem Grab zuge­
zwingen auch zu einer kritischen Betrachtung des Chro­ wiesen werden. Diese beiden Exemplare stammen aus
nologiesystems von B. M. Szőke für den frühkarolinger­ den von Bauarbeitern zerstörten Gräbern von 1906. In
zeitlichen Fundstoff in Ostösterreich und Westungarn. den Gräbern 2/1960, 4/1960, 8/1960, 11/1960 und 15/1960
Aufgrund der Annahme, die Awaren hätten sich bis zur konnten nur einzelne Ringe geborgen werden, in den elf
Zerstörung des Khaganats im Raum zwischen Enns und übrigen lagen sie paarweise vor. Aus Grab 1/1978 stam­
Wienerwald eine unbesiedelte Pufferzone freigehalten, men Fragmente zweier Ohrgehänge, die aber nicht zuein­
um sich besser gegen die Franken schützen zu können, ander gehören. Mehrheitlich lagen die Schmuckstücke in
geht B. M. Szőke144 davon aus, dass es erst nach den Awa­ der Schädelgegend, wo man sie in Hinblick auf die Trage­
renkriegen zur Besiedelung dieser Bereiche kommt und weise auch vermuten würde. Bei Grab 2/1960 befand sich
folglich der hier vorliegende Fundstoff ab dem 9. Jahrhun­ der Ring allerdings unter der rechten Hand des Kindes,
dert datiert. Das Vorkommen spätawarenzeitlicher Ele­ bei Grab 8/1960 am Darmbein des Skeletts und im Grab
mente in Gräberfeldern wie Gusen erklärt er wiederum des Mannes 26/1960 an der Innenseite des linken Ober­
mit dem Fortleben awarischer Kulturelemente in der neu­ schenkels. In diesem Fall lagen neben dem Ohrgehänge­
en Bevölkerung. paar noch ein Feuerstahl, ein Eisenstichel, vier Feuersteine
Analysen von F. Daim145 haben jedoch gezeigt, dass nur und ein genieteter Eisenring. Wahrscheinlich handelt es
bedingt mit dem Weiterexistieren awarenzeitlichen Fund­ sich bei dem Eisenring um die Schließe eines Beutels, des­
materials nach den Awarenkriegen gerechnet werden kann. sen Inhalt die anderen Objekte waren. In den Gräbern
Der Großteil der Gräberfelder und das Auftreten spät­ 4/1960 und 1/1978 ist die Lage nicht bekannt.
)
awarenzeitlicher Fundstücke brechen um 800 ab. Zudem
unternimmt B. M. Szőke ebenso wenig wie J. Giesler 5.1.1.1. Kopfschmuckring mit gegenseitig aufge-
den Versuch, seine Chronologie mit den westlichen Syste­ schobenen Metallringlein
men zu verbinden. Archäologische Beobachtungen wer­ Nur ein Exemplar dieses Ringtyps ist aus Kremsdorf be­
den zu Gunsten historisch einschneidender Ereignisse, im kannt, aus dem Kindergrab 2/1960 (Tafel 15/6), in dem
zusätzlich ein Griffangelmesser, ein Eisenring, eine Ei­
140 Tovornik 1993, 274; 1999, 4.
141 Pleterski 1990, 504.
sennadel mit herzförmigem Kopf und ein Schildchenfin­
142 Eichert 2010.
143 Losert 1993, 236.
144 Szőke 1991, 16; 1992. 146 Breibert 2005, 426.
145 Daim 1987, 155f. 147 Szameit 1982; Eichert 2010.

—  36  —
gerring mit Punktbuckelzier lagen. Auf einem einfachen 5.1.1.2. Ohrgehänge mit Spiralende
Draht mit stumpfen, offenen Enden, die sich überlappen, Bei diesem Typ handelt es sich um einfache Ohrringe
sind gegenseitig zwei kleine Metallringlein aufgeschoben. aus Draht mit spiralig eingedrehtem Endstück, welches
Zusätzlicher Zierrat fehlt beim Kremsdorfer Objekt. ­konisch (nach unten hin verjüngt oder verbreitert) oder
Aus Gusen liegen ein ähnliches Einzelexemplar und ein zylindrisch sein kann. Aus vier der Kremsdorfer Gräber
Paar aus den Gräbern 85 und 156 vor148, aus Auhof jeweils liegen Spiralohrgehänge aus Buntmetall vor. Jeweils ein
ein Stück aus Grab 53B – bei diesem Exemplar ist zusätz­ Einzelstück aus den Frauengräbern 11/1960 (Tafel 18/5)
lich eine Metallhülse am Draht angebracht, die vermut­ und 15/1960 (Tafel 20/3) und je ein Paar aus den Kinder­
lich zur Befestigung eines Anhängers diente – und Grab gräbern 25/1960 (Tafel 26/1a-b) und 30/1960 (Tafel 29/2a-
97149. Auch bei den Gräbern 39b und 40 aus Pottenbrunn b). Bis auf ein Stück aus dem Grab 30/1960 (Tafel 29/2a)
lässt sich eine Anhängerbefestigung nachweisen150. An sind alle Objekte nur fragmentarisch erhalten.
den Exemplaren aus Grab 74 von Pitten sind die Anhän­ Die Gehänge sind aus einem Stück Draht gefertigt. Beim
ger noch vorhanden151. Beim Kremsdorfer Exemplar sind Exemplar aus Grab 15/1960 geht der Draht vom eigent­
Spuren einer solchen Vorrichtung nicht feststellbar. Das lichen Ohrring in die Spirale über und wird am Ende wieder
Objekt ist stark korrodiert. durch diese zurückgefädelt und zum Ring zurückgeführt.
Der Typus der Kopfschmuckringe mit gegenseitig aufge­ In Grab 30/1960 geht der Draht vom haken­förmigen Ring
schobenen Bronzeringlein kommt besonders häufig und in die Spirale über und endet dann. Das Stück aus Grab
in vielen Variationen der Metallringlein sowie mit An­ 11/1960 dürfte ebenso konstruiert gewesen sein, hier ist
(c
hängern in mährischen Gräberfeldern des 9. Jahrhunderts aber nur mehr die Spirale erhalten. Die Form der Spiralen
vor, z. B. Mišovice152, Pěnčin – hier mit noch vorhandenem ist entweder kegelförmig oder zylindrisch.
Anhänger in doppelkonischer Form153 – und Mikulčice – Vergesellschaftet waren die Ohrringe im Grab 11/1960 mit
ebenfalls mit Anhänger, hier mit traubenförmig zusammen einer Halskette bestehend aus 114 Perlen (111 blaue und
gelöteten Kügelchen154. V. Tovornik155 weist darauf hin, gelblich weiße Einfachperlen, zwei braune und eine weiße
dass die Objekte im österreichischen Gebiet bereits an der Hohlperle), einer Bronzefibel, einem Schildchenfingerring
Wende vom 8. zum 9. Jahrhundert auftreten, beispielswei­ mit Punktbuckelverzierung und einer silbernen Gewand­
se in dem an den Beginn des 9. Jahrhunderts datierbaren nadel mit spatelförmigem Kopf, in Grab 15/1960 mit einem
Grab 24 aus Tulln156. E. Szameit157 setzt ihren Schwer­ Griffangelmesser, einem Beinkamm und einer Halskette
punkt wegen des häufigen Auftretens in spätawarenzeit­ aus 30 Perlen bestehend (1 Mosaikaugenperle, fünf große
lichen Kontexten in die zweite Hälfte des 8. Jahrhunderts. Hohlperlen und 25 blaue Schnittperlen). In den Kindergrä­
Die aus dem Gräberfeld Sieghartskirchen vorliegenden bern stellen die Ohrringe die einzigen Funde dar.
Stücke datieren aufgrund der Beifunde um 800158. Ähnliche Ohrringe sind auch aus Gusen159 und Auhof 160
Es handelt sich hier jedoch um einen relativ langlebigen bekannt, weiters aus fast allen spätawarenzeitlichen
­Typus, der ohne genauer datierbare Beifunde feinchronolo­ ­Nekropolen, beispielsweise Pottschach161, Zillingtal162,
gisch nicht besonders relevant ist. Da aus dem Kremsdorfer Mödling – Goldene Stiege163, wie auch im zeitgleichen
Grab 2/1960 neben dem Kopfschmuckring keine weiteren Gräberfeld von Pilismarót-Basaharc in Ungarn164. Im Grä­
aussagekräftigen Fundtypen vorliegen, kann dieses Objekt berfeld von Pottenbrunn stellen Spiralohrgehänge den am
nur allgemein von der zweiten Hälfte des 8. bis in die erste häufigsten vorkommenden Ohrringtypus dar165. Auch aus
)
Hälfte des 9. Jahrhunderts datiert werden. dem mährischen Gebiet sind Funde bekannt, die aus Grä­
berfeldern des 9./10. Jahrhunderts stammen, z. B. Kojátky,
148 Tovornik 1983a, 101, Taf. 8, 26, 60/6.
Moravičany, Brno-Komín, Borsic u Buchlovic166. Weiters
149 Tovornik 1983b, 77, Taf. 5, 15/1.
150 Friesinger 1972, 151, Taf. 4, 40.
151 Szőke 1992, Taf. 30. 159 Grab 157 B; Tovornik 1983a, 102f.
152 Dostál 1966, Taf. 30/5-7. 160 Grab 75, 81 und 114; Tovornik 1983b, 79f.
153 Dostál 1966, Taf. 32/12-13. 161 Grab 8; Caspart – Geyer 1931, 165, Taf. 3/5, 9.
154 Dostál 1966, Taf. 28/10-11. 162 Grab D76; Distelberger 2004, 23.
155 Tovornik 1983a, 101f. 163 Grab 422; Distelberger 2004, 23.
156 Vgl. Friesinger 1971, 226. 164 Fettich 1965, 70.
157 Szameit 1992b, 811. 165 Friesinger 1972, 147f.
158 Szameit 1992b, 811, 820, Taf. 1/4 und 5. 166 Dostál 1966, Taf. 3/6-8, 7/10, 59/12, 13.

—  37  —
liegen mehrere Exemplare aus Gräberfeldern der Ober­ troffen werden, womit er auch B. M. Szőkes Modell ent­
pfalz vor, wie Kallmünz-Kinderheim, Grab 5, oder Burg­ kräftet. Mit ihrem Auftreten ist aber bereits am Ende der
lengenfeld – Gräberfelder, die im frühen 8. Jahrhundert Mittelawarenzeit zu rechnen, wie Funde z. B. aus Grab 376
beginnen167. von Mödling (Übergang Mittel- zu Spätawarisch) zeigen.
Typochronologisch kann man den Kremsdorfer Funden Die aus den Kremsdorfer Gräbern 11/1960 und 15/1960
den Typus 8, Variante A nach Z. Čilinská gegenüber­ stammenden Spiralohrgehänge waren mit Perlenketten
stellen168. Hierbei handelt es sich um sogenannte vorgroß­ vergesellschaftet, deren Kombination für eine Zeitstel­
mährische Ohrringe, zu deren Herstellung keine besondere lung in der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts spricht.
Spezialisierung notwendig war. Sowohl konisch zum Ende Durch den Kamm aus Grab 15/1960 ist sogar eine Datie­
hin verbreiterte oder verjüngte, als auch zylindrische Spi­ rung in die frühe Phase der zweiten Hälfte des 8. Jahrhun­
ralen werden zu dieser Variante gezählt, deren Verwen­ derts möglich. Die aus den Kindergräbern vorliegenden
dungsbeginn im mährischen Gebiet von Z. Čilinská an Exemplare stellen jedoch die einzigen Beigaben im jewei­
die Wende des 7. zum 8. Jahrhundert gesetzt wird. Noch ligen Grabkontext dar und können daher nur innerhalb
in Gräberfeldern des 10. Jahrhunderts sind solche Gehän­ der Laufzeit des Gräberfeldes von der zweiten Hälfte des
ge vereinzelt zu finden, was die chronologische Einord­ 8. bis zur Mitte des 9. Jahrhunderts datiert werden.
nung der Spiralohrgehänge schwer und notwendigerweise
stark vom Kontext des jeweiligen Fundortes und der dort 5.1.1.3. Kettchenohrgehänge
vorhandenen, besser datierbaren Fundstücke abhängig Paarweise liegen Kettchenohrgehänge nur aus dem Män­
(c
macht169. nergrab 26/1960 (Tafel 27/2a-b) vor, wo sie mit einem
B. M. Szőke tritt für eine spezifischere Trennung der Griffangelmesser, einem Feuerstahl, einem Eisenstichel,
Ohrringe mit Spiralende ein und meint, dass Ohrringe mit vier Feuersteinen, einem flachen Eisenring und einer Gür­
sich verjüngendem Spiralanhänger relativ älter einzustu­ telschnalle mit Tierköpfen vergesellschafte waren. Da sie
fen sind als solche mit zylindrischer oder sich nach unten gemeinsam mit mehreren der anderen Objekte gehäuft
verbreiternder Spirale, welche bis in die erste Hälfte des an der linken Innenseite des Oberschenkels aufgefunden
10. Jahrhunderts laufen sollen170. Als Untermauerung die­ wurden, ist anzunehmen, dass sie als Inhalt eines Beutels,
ser These führt Szőke jedoch als Beispiele für seine chro­ der mit dem Eisenring zu schließen war, in das Grab ge­
nologisch jüngsten Vertreter Bestattungen wie Grab 114 legt wurden.
von Auhof oder Grab 37 von Kallmünz-Krachenhausen Im Frauengrab 23/1960 (Tafel 24/3) befand sich ein ein­
an, die jedoch von R. Pöllath glaubhaft ins 8. Jahrhun­ zelnes Kettchenohrgehänge, hier an der Schädelbasis
dert datiert werden können171. ­liegend. Weiters lagen in dem Grab ein Griffangelmes­
Auch P. Korošecs Ansatz, demzufolge die Drahtdicke ser, eine Halskette mit 38 Perlen und Verschlusspatent aus
als chronologisch relevantes Merkmal der Ohrgehänge Buntmetall (37 Mehrfachüberfangperlen, im Folgenden
mit Spiralende zu betrachten ist, wobei ein dünner Draht MÜP, und eine blaue Polyederperle), zwei Bandfinger­
für eine Datierung an der Wende vom 8. zum 9. Jahrhun­ ringe sowie eine Gewandnadel aus Buntmetall mit einge­
dert steht, Exemplare mit dickerem Draht aber eher später rolltem Kopf.
zu datieren sind172, kann nicht bestätigt werden, da durch Die Gehänge sind alle von selber Machart: Der Ohrring
Studien A. Distelbergers zur awarischen Frauenklei­ ist mit einem zweiten Draht, von dem aus mehrere Draht­
)
dung nachgewiesen werden konnte173, dass Spiralohrge­ anhängsel abgehen, mehrfach umwickelt. Sie sind zur Va­
hänge zur typischen Ausstattung der fortgeschrittenen riante der Kettchenohrringe mir Drahtumwickelung am
Spätawarenzeit zählen. Feinchronologisch kann jedoch unteren Ende zu zählen. Beim Anhänger aus Grab 23/1960
keine Unterscheidung aufgrund der Art der Spirale ge­ gehen vier Anhängsel vom Ring ab, bei den Exemplaren
aus Grab 26/1960 sechs, wobei ein Stück sehr stark frag­
167 Stroh 1954, Taf. 5/33, 11/V 6-8. mentiert ist und nur mehr fünf Anhängsel vorhanden sind
168 Čilinská 1975, 76f.
169 Szameit 1992b, 811.
(Tafel 27/2b). Die Anhängsel selbst bestehen aus mehre­
170 Szőke 1992, 852f. ren, zu Schlaufen gedrehten Gliedern (2 Glieder bei dem
171 Pöllath 2002, 75, 188.
172 Korošecs 1999, 138.
Stück aus Grab 23/1960, vier Glieder bei denen aus Grab
173 Distelberger 2004, 23.

—  38  —
26/1960), wobei das jeweils letzte Glied zu einer liegen­ Anhängsel befestigt werden183. Gehänge dieser Variante
den Doppelspirale – V. Tovornik beschreibt sie als Ome­ stammen beispielsweise aus Gusen, Grab 182 und 103184,
ga-förmig174 – eingedreht ist. An einem der Ohrringe aus aber auch aus nordostbairischen Gräberfeldern, wie Thur­
Grab 26/1960 (Tafel 27/2b) ist ein Schlingenhakenver­ nau-Alladorf, Grab 17185, und Weismain, Grab 53186. Im
schluss erkennbar, bei den anderen beiden Stücken ist der awarischen Raum sind sie als Fremdstücke anzusehen,
Verschluss nicht mehr erhalten. wohingegen sie in Kroatien durchaus zu finden sind, z. B.
In den Gräbern 71, 75 und 114 von Auhof weisen die Kett­ in Grab 356 im Gräberfeld von Begovaca, welches am Be­
chen dreifach geschlungene Enden in Kleeblattform auf 175, ginn des 8. Jahrhunderts einsetzt187. Auch in Nekropolen
in Pitten, Grab 115176, hängen an den Enden rautenförmige des karantanischen Bereichs trifft man diese Gehänge an,
Blechplättchen. Für den Ostalpenraum und das obere Do­ beispielsweise liegen Funde aus Bled-Pristava188, Krungl189
nautal als charakteristisch anzusprechen, kommt die Va­ und Grab 17 von Hohenberg190 vor. Ebenfalls zu dieser Va­
riante der Kettchenohrringe mit Drahtumwickelung am riante zu rechnen sind Kettchenohrgehänge, bei denen die
unteren Ende im awarischen Raum sehr selten und hier Anhängsel an einem gewellten Ohrring befestigt sind, wie
auch nur in der Spätzeit, in den westlichen Gebieten vor, bei den Exemplaren aus Hohenberg, Grab 20191.
wie z. B. in den Gräbern 43 und 102/a von Zalakomár177. J. Giesler setzt beide Varianten in den Vor-Köttla­
Im österreichischen Donauraum gibt es hingegen mehrere cher ­ Horizont192. Hält man sich hierbei an die über­
Fundorte, von denen hier nur einige exemplarisch erwähnt arbeitete Chronologie der Köttlacher Kultur nach P.
werden: neben Auhof liegen Stücke aus Wimm, Grabhü­ Gleirscher193, befänden wir uns mit dieser Datierung
(c
gel 13178, Krungl, Grab 92179, und Pottenbrunn, Grab 35/b also im 7. bis 8. Jahrhundert, was vereinbar ist mit der Zeit­
und 42180 vor. Der am östlichsten gelegene Fundort eines stellung von Grab 23/1960. Diese Datierung lässt sich auch
Kettchenohrrings mit Drahtumwickelung befindet sich in durch die chronologische Einordnung karantanischer
Rumänien, wo in Grab 91 von Sultana als einzige Beigabe Funde durch S. Eichert194 stützen, der hier vergleichbare
ein fragmentiertes Exemplar geborgen wurde181. Stücke ab der 2. Hälfte des 8. Jahrhunderts datiert.
B. M. Szőke182 führt für die Kettchenohrringe mit Der Ursprung der Kettchenohrgehänge, sowohl mit
Drahtumwickelung einen Benützungszeitraum zwischen Drahtumwickelung als auch mit Schlaufen, ist im byzan­
dem ersten Drittel und dem Ende des zweiten Drittels des tinisch-mediterranen Raum zu suchen195, wo es bereits
9. Jahrhunderts an, eine zeitliche Stellung, die für Krems­ aus dem 5. Jahrhundert entsprechende Funde gibt, bei­
dorf im Fall von Grab 23/1960 keinesfalls übernommen spielsweise ein Exemplar, das bei der armenischen Devin-
werden kann, da die ebenfalls aus dem Grab stammende ­Kathedrale gefunden wurde196. Hierbei handelt es sich
Perlenkette mit MÜP und einer Polyederperle in die zwei­ um einen Ohrring mit Drahtumwickelung, der aus Kup­
te Hälfte des 8. Jahrhunderts datiert, was auf das hier vor­ fer gefertigt ist und Glasanhängsel an den Kettchen auf­
liegende Kettchenohrgehänge zu übertragen ist. Für das weist. Vergleichsstücke für die Variante 2 finden sich in
Paar aus Grab 26/1960 kann nur die allgemeine Datierung Italien, so in Grab 1 und 12 von Salemi, einer Nekropo­
im Rahmen des Gräberfeldes angegeben werden, da hier le die in das 6. bis 7. Jahrhundert datiert. Allerdings han­
aussagekräftige Beifunde fehlen. delt es sich bei den italischen Vorläufern um gegossene
Neben der in Kremsdorf vertretenen Variante der Kett­ Ohrgehänge197.
chenohrgehänge gibt es noch eine zweite, die so genann­
)
183 Szőke 1992, 854f.
te Variante mit Schlaufen, bei welcher der Ring selbst zu 184 Tovornik 1983a, 103f., Taf. 33/2, 60/4.
mehreren Schlaufen gedreht ist, an denen wiederum die 185 Pöllath 2002, Taf. 38/8, 38/10.
186 Pöllath 2002, Taf. 71/6-99.
187 Jelovina – Vrsalovic 1981, 88, Taf. 24/356.
188 Korošec 1979, Taf. 3.
174 Tovornik 1983b, 80. 189 Korošec 1979, Taf. 14/7.
175 Tovornik 1983b, 80f., Taf. 9/2, 10/6, 19/1, 42/5. 190 Nowotny 2005, Taf. 8/2-3.
176 Friesinger 1977, 94, Taf. 50/2, 58/1. 191 Nowotny 2005, Taf. 9/1-2.
177 Friesinger 1977, 855, Taf.1, 2. 192 Giesler 1980, 86f.
178 Breibert 2002, 36, Taf. 29/6. 193 Gleirscher 2002, 102f.
179 Breibert 2015, Taf. 10/8. 194 Eichert 2010, Abb. 13.
180 Friesinger 1972, Taf. 4, 5. 195 Eichert 2010, 53.
181 Mitrea 1988, 117, Taf. 12. 196 Kalantarjan 1970, Taf. 18.
182 Szőke 1992, 854. 197 Riemer 2000, 72.

—  39  —
5.1.1.4. Bommelohrgehänge das Paar mit einem Bandfingerring aus Buntmetall und
Drei Arten von Bommelohrgehängen sind in Krems­ einem Griffangelmesser.
dorf vertreten, von denen zweien allgemein das Merk­ Von etwas anderer Gestalt sind die Ohrringe aus den Grä­
mal ­ „karantanisch“ zugesprochen wird, da sie besonders bern 5/1960 und 7/1987. Die Ringe sind hier eher länglich-
in diesem geographischen Raum verbreitet sind. Hierbei oval geformt. Allerdings ist nur mehr bei einem Exemplar
handelt es sich um Ohrringe mit Blech- bzw. Glasperlen­ aus Grab 7/1987 der Hakenverschluss erhalten. Hier sind
anhänger und Pendel, ein Paar Ohrringe mit aufgezogener die Blechperlen bikonisch, wobei die Nähte des Paares glatt
Blechperle sowie das Fragment einer Pressblechbommel. abschließen. Weiters stammt aus dem Grab ein Schild­
Aus dem Grab 4/1960 (Tafel 16/2) stammt ein Buntme­ chenfingerring. Bei den Stücken aus Grab 5/1960, die
tallfragment von rundlicher Form, welches ursprünglich gemeinsam mit einem Griffangelmesser und einem Band­
zu einer Bommel gehört haben dürfte. Das Stück ist jedoch fingerring aus Buntmetall gefunden wurden, liegen ovale
stark korrodiert und nur fragmentarisch erhalten, weshalb bis eiförmige Blechperlen vor, deren Nähte nach außen ge­
eine nähere Bestimmung nicht möglich ist. bogen und gezackt sind, was einen kreissägeblatt-förmigen
Eindruck vermittelt. Bei beiden Paaren ist an den Schlau­
Ohrringe mit Blech- bzw. Glasperlenanhänger und fen ein Pendel befestigt, das aus Draht besteht. Bei Grab
Pendel 7/1987 ist der Draht mehrfach eingedreht und endet in
Die Mehrzahl der in Kremsdorf vorliegenden Bommel­ zwei einfachen Schlaufen. Auch im Grab 5/1960 bestehen
ohrgehänge ist zu den Ohrringen mit Blech- bzw. Glasper­ die Anhängsel aus eingedrehten Drähten, allerdings sind
(c
lenanhänger und Pendel zu rechnen198. Hierzu zählen die sie hier etwas länger und die Enden der Drähte sind offen
Paare aus den Frauengräbern 3/1906 (Tafel 4/2a-b), 5/1960 und nach oben hin eingebogen.
(Tafel 16/3a-b), 7/1987 (Tafel 34/5a-b) sowie zwei Einzel­ Der Bommelform aus Grab 5/1960 ähnelt auch das zwei­
stücke, die aus den zerstörten Gräbern von 1906 (Tafel te „Streufundexemplar“ von 1906, welches ebenfalls oval
6/9-10) stammen und keinem bestimmten Grab mehr zu­ ist, jedoch gerade, nach außen gebogene Nähte besitzt. In
zuweisen sind. diesem Fall ist nur mehr ein Rest der Drahtschlaufe des
Bei der als karantanische Variante der Bommelohrge­ Ringes vorhanden. Verschlussbereich oder Anhängsel feh­
hänge bekannten Form wird aus dem Draht des Ohrrin­ len gänzlich.
ges ein Splint bzw. eine längliche Schlaufe gebildet, auf die Den Paaren aus Grab 5/1960 und 7/1987 sehr ähnlich sind
eine Blech- oder Glasperle aufgeschoben wird, sodass das Exemplare aus dem Grab 15 von Hohenberg201 sowie den
Ende der Schlaufe als Öse für Pendilien fungieren kann199. Gräbern 77 und 78 von Gusen202. Prinzipiell können Ge­
Eines der nicht zuordenbaren Stücke aus 1906 besitzt hänge dieses Typs auch mit zwei oder drei aufgefädelten
­einen Glasanhänger, wobei nur mehr die hellgrüne, an­ Perlen vorkommen203, wie z. B. im Grab 307 von Dolní
nähernd kugelförmige Perle und ein spärlicher Rest des Věstonice204. Die von V. Tovornik beschriebenen Grä­
Bunt­metallsplints vorhanden sind. Noch mit Anhängsel ber 77, 78 und 158 von Gusen205, die alle Ohrringe mit
versehen ist ein ähnlicher Ohrring, der aus dem Grab 158 Glas- oder Blechperle und Pendel aufweisen, werden von
aus Gusen stammt200. E. Szameit in die erste Hälfte des 9. Jahrhunderts, spä­
Die anderen Kremsdorfer Exemplare verfügen über hoh­ testens Mitte 9. Jahrhundert datiert206. Hierbei bezieht
le Blechperlen, die aus zwei Schalen mit waagrechter Naht er sich auf J. Gieslers Köttlacher Chronologie, in der die
)
bestehen. besprochene Ohrringvariante typisch ist für den Kött­
Der eigentliche Ring ist beim Paar aus Grab 3/1906 rund lach I Horizont, dessen Beginn J. Giesler an die Mitte
geformt und besitzt einen Hakenverschluss. Von den des 9. Jahrhunderts stellt207. Mit der Köttlacher Einteilung
Blechperlen ist nur mehr eine einzige Schale erhalten, die
halbkugelförmig ist und auf eine glatte Naht schließen lässt.
Eventuell einst vorhandene Anhängsel am Splint konnten 201 Nowotny 2005, Taf. 7/2-3.
202 Tovornik 1983a, Taf. 60/1, 60/3.
nicht mehr nachgewiesen werden. Vergesellschaftet war 203 Korošec 1979, 337.
204 Szőke 1992, Taf. 44.
198 Szőke 1992, 861. 205 Tovornik 1983a.
199 Korošec 1979, 337. 206 Szameit 1992a, 193.
200 Tovornik 1983a, Taf. 27/1. 207 Giesler 1980, 87.

—  40  —
nach P. Gleirscher ist hier jedoch eine Zeitstellung im Schlinghaken-Konstruktion gehandelt haben, worauf ein
8. Jahrhundert angebracht208. analoges Fundstück mit noch vorhandenem Verschluss
P. Korošec beschreibt die von ihr als Gruppe 2/a-Vari­ aus dem Grab 68 von Bled-Pristava ­schließen lässt218. Aus
ante angesprochenen Ohrringe mit Blech- oder Glasperle dem frühkarolingerzeitlichen Grabhügel 45 von Wimm
und Anhängsel als charakteristisch für das karantanische liegt ein sehr ähnliches Stück vor219. Vergesellschaftet war
Territorium, während das Auftreten dieses Typs im Mit­ das Kremsdorfer Exemplar mit einem Griffangelmesser,
teldonaugebiet eher selten ist209. Im karantanischen Ein­ zwei einfachen Bandfingerringen mit offenen Enden, zwei
zugsgebiet sind Exemplare unter anderem aus Bled-Burg210, Schildchenfingerringen mit vernieteten Enden und Punkt­
Bled-Pristava211, Krungl212 und Hohenberg, Grab 15213, be­ buckeldekor, einer davon zusätzlich mit Tremolierstich­
kannt. Aus dem Frauengrab der Gurina im Dellachtal liegt verzierung, sowie einer Halskette aus 14 Perlen (gelbe und
ein Ohrring mit Blechperle vor214, der von S. Eichert215 blaue Einfachperlen). Das Exemplar entspricht der Grup­
im Grabkontext zwischen spätem 8. und der 2. Hälfte des pe 3 nach Korošec220, wobei die von ihr erwähnten, oft
9. Jahrhunderts gestellt wird. Ein gehäuftes Vorkommen die Perle begleitenden kleinen Ringe mit Konussen im Fall
der Ohrgehänge mit Blech- oder Glasperle und Pendel von Kremsdorf fehlen.
liegt besonders im Ostalpenraum sowie am südöstlichen Aus Črnomelj im südlichen Slowenien sind ebenfalls Ohr­
Alpenrand vor. ringe mit einer aufgezogenen Perle bekannt221. Offenbar
P. Korošec zufolge entwickelten sich diese Ohrgehän­ haben die zu beschreibenden Ohrringe ihre Vorbilder in
ge unter Einfluss von pannonischen Schmuckstücken, die Exemplaren aus dem byzantinischen Einzugsbereich, gibt
(c
zwischen der Mitte des 6. und Mitte des 7. Jahrhunderts es doch Beispiele aus dem dalmatinischen Raum, wo sol­
vorkommen. S. Eichert216 betont jedoch die typologische che Typen bereits im 7. Jahrhundert vorkommen222. Im
Ähnlichkeit der Kärntner Exemplare zu Bommelohrge­ karantanischen Bereich finden sich diese Ohrgehänge teil­
hängen westlicher Provenienz. weise in Kombination mit Lunulaeohrgehängen, die kenn­
Entsprechend des Datierungsvorschlags von S. Eichert217 zeichnend sind für die Köttlacher Gruppe, deren Beginn
für die mit Kremsdorf vergleichbaren Fundstücke aus P. Korošec in die Mitte des 9. Jahrhunderts datiert223,
Kärnten zwischen spätem 8. und der 2. Hälfte des 9. Jahr­ wie z. B. ein Bommelohrring und ein Lunulaeanhänger aus
hunderts können die hier vorgestellten Stücke aufgrund ­einer Füllschicht aus Bled-Burg224 und eine Kombination
fehlender, feinchronologisch besser datierbarer Beifunde im Grab 178 von Ptujski grad225.
im selben Grabkontext nur allgemein zwischen dem aus­ Von selber Machart sind ebenfalls Ohrringe der Grup­
gehenden 8. Jahrhundert und dem Ende der Gräberfeldbe­ pe 4 nach P. Korošec226, die sich durch das Vorhanden­
legung datiert werden. sein mehrerer Perlen unterscheiden. Häufig tritt die­se Va­
riante gemeinsam mit Elementen der Köttlacher Gruppe
Ohrringe mit aufgezogener Blechperle oder Elementen der Bela-Brdo Gruppe auf, beispielsweise
Aus dem Grab 21/1960 (Tafel 23/3) liegt ein Paar Ohrringe im Gräberfeld von Köttlach, wo ein Exemplar mit vier
mit aufgezogener Blechperle aus Buntmetall vor. Auf einem ­Blechperlen und Drahtumwickelung vorliegt227, ­ so­wie
annähernd rund geformten Draht, der im unteren Bereich aus ­Judenburg in der Steiermark228. In beiden Fällen wur­
gerade gebogen wurde, ist eine zweischalige, ­abgeflacht-ku­ den die Ohrringe gemeinsam mit Lunulaeohrge­hängen
gelige Blechperle, deren horizontale Nähte glatt abschlie­ gefunden.
)
ßen, waagrecht aufgezogen. Der Verschluss ist bei keinem
der beiden Exemplare erhalten. Es dürfte sich aber um eine
218 Korošec 1979, Taf. 12/5a.
208 Gleirscher 2002, 102f. 219 Breibert 2002, 34, Taf. 37/5.
209 Korošec 1979, 337. 220 Korošec 1979.
210 Korošec 1979, Taf. 6/3a-b. 221 Korošec 1979, Taf. 83.
211 Korošec 1979, Taf. 12/4a-b, 15/1a-b. 222 Korošec 1979, 337.
212 Korošec 1979, Taf. 22/5, 22/7, 22/11, 24/3. 223 Korošec 1979, 360f.
213 Nowotny 2005, Taf. 7/2-3. 224 Korošec 1979, Taf. 152/5-7.
214 Jablonka 2001, 43, Taf. 2/11-14. 225 Korošec 1979, Taf. 79/2.
215 Eichert 2010, 64. 226 Korošec 1979.
216 Eichert 2010, 64. 227 Pittioni 1943, Taf. 11/7.
217 Eichert 2010, 64. 228 Korošec 1979, Taf. 77/5.

—  41  —
B. M. Szőke stellt das Aufkommen der Ohrringe mit aufgezogener Bommel betrachtet. Dieses Grab datiert in
­kugeligem Blechperlenanhänger, zu dessen Varianten er das 7. Jahrhundert240.
die Ohrringe mit aufgezogenen Perlen rechnet, ebenfalls Z. Čilinská, deren Typus V die zu analysierenden Ohr­
an die Mitte des 9. Jahrhunderts229. Er bezieht sich bei ringe entsprechen, vermutet in den Ohrgehängen mit
­dieser Datierung eher auf Funde aus dem Donauraum, wo aufgezogener Bommel eine lokale Erscheinung im Ge­
der Typus beispielsweise in den Gräbern 46, 52, 64, 69 und biet um Keszthely und datiert deren Laufzeit zwischen
75 von Steinabrunn230, Grab 4 von Etzersdorf231 und Grab der Wende vom 6. zum 7. Jahrhundert bis in die zweite
15 von Pottenbrunn232 vorkommt. Hälfte des 7. Jahrhunderts241. Allerdings sieht sie Ähnlich­
Auch H. Friesinger spricht sich für ein Auftreten be­ keiten dieser Form mit Körbchenohrgehängen, deren Ur­
reits vor der Mitte des 9. Jahrhunderts aus, was er mit sprung in der byzantinischen Welt liegt, was wiederum
dem Vorkommen des Typs in Pitten gemeinsam mit mit P. Korošecs Überlegungen zu den Vorläufern dieser
­Mosaikaugenperlen, in Steinabrunn, Grab 46, in Kombi­ Bommelohrgehänge konform geht242. Die eben genannte
nation mit filigranverzierten Ohrringen und Glasknöpfen Datierung bezieht sich auf Funde aus dem awarischen Ge­
mit Eisenösen, sowie in Grab 17 von Mühling gemeinsam biet, beispielsweise Aradac und Želovce243, allerdings las­
mit einem Schildchenfingerring argumentiert233. sen sowohl Z. Čilinská als auch A. Kiss, der das Ende
Gerade aber das Auftreten mit MAP kann als Hinweis der Ohrringe mit aufgezogener Bommel an das Ende des
für eine noch frühere Datierung interpretiert werden. In 8. Jahrhunderts stellt, Fundstücke wie die aus dem karan­
­Anlehnung an Dostál und Poulík verweist H. Friesinger tanischen Bereich außer Acht.
(c
auf den karantanischen Raum als Ursprungsgebiet die­ A. Kiss geht sehr genau auf die byzantinische Herkunft
ser Ohrringe, da sie dort in größerer Zahl vorkommen234. des Ohrringtyps ein244. Zwar plädiert er ebenfalls für
­Ältere Vorbilder aus dem byzantinischen Bereich lässt er den oströmischen Einfluss, stellt allerdings fest, dass auf
außer Acht. ­byzantinischem Territorium kaum Stücke bekannt sind.
Auch im mährischen Bereich treten Ohrringe mit aufge­ Er nimmt jedoch an, dass aus Gold gefertigte Exemplare,
zogener Bommel auf, so im Grab 4 von Šardičky235, in den wie das aus dem Schatzfund von Zemianský Vrbovok,
Gräbern von Strážnice236 und in Staré Město, hier aller­ aufgrund der Technik im byzantinischen Reich gefertigt
dings mit Granulationstechnik verzierten Varianten, die wurden.
V. Hrubý auf einen byzantinischen Einfluss schließen las­ Im karolingerzeitlichen Gräberfeld von Adelsdorf, Lkr.
sen237. Jedoch stellt Hrubý die Ohrringe mit aufgezogener Erlangen-Höchstadt, Nordostbayern, liegen acht Ohr­
Blechperle in das erste Viertel des 10. Jahrhunderts. ringe vor245, die stark an die zu besprechende Form er­
Relativchronologisch sind die Stücke mit mehreren Bom­ innern. Hierbei handelt es sich um gegossene Stücke, die
meln jedenfalls als jünger anzusehen, als solche mit nur jeweils drei doppelkonische Verdickungen aufweisen, die
einer Perle238, was sich auch beim Betrachten der karan­ als Imitationen von Blechperlen zu verstehen sind. Aus
tanischen Funde zeigt, wo Stücke mit einer Bommel noch dem bairischen Bergheim liegt ein Exemplar ähnlich dem
sehr selten mit Köttlacher Elementen vergesellschaftet Kremsdorfer Stück vor, das von H. Bott vorgestellt wur­
sind, Objekte mit mehreren Perlen jedoch häufig mit Lu­ de246. Bereits er erkannte Vorbilder in oströmischen Fun­
nulaeohrgehängen vorkommen. Erwähnung findet bei B. den und ließ keinen Zweifel aufkommen, dass es sich hier
M. Szőke auch das Grab 510 von Nové Zámky239, wel­ um eine ursprünglich römische Form handelt. Weiters
)
ches er als eines der ältesten Vertreter für Ohrringe mit stammt aus Grab 387 der baiovarenzeitlichen ­Nekropole
von Aubing ein Stück mit einer aufgeschobenen Blech­
229 Szőke 1992, 860.
perle247. Aus dem spätmerowingerzeitlichen Grab 61
230 Friesinger 1974, 99.
231 Friesinger 1974, Taf. 14/4.
232 Friesinger 1972, Taf. 11/15. 240 Čilinská 1975, 92.
233 Friesinger 1974, 99f. 241 Čilinská 1975, 74.
234 Friesinger 1974, 99. 242 Korošec 1979, 337.
235 Poulík 1948, Taf. 70/7-8. 243 Kiss 1983, Abb. 2/8-9, 2/12.
236 Dostál 1966, Taf. 52/1. 244 Kiss 1983, 110f.
237 Hrubý 1955, 229, 353f. 245 Pöllath 2002, Taf. 1/3-10.
238 Szőke 1992, 860. 246 Bott 1952, 132f., Taf. 12/1.
239 Kiss 1983, Abb. 2/15. 247 Dannheimer 1998, Taf. 101/7.

—  42  —
von Inversheim liegt ebenfalls ein Paar Ohrringe mit auf­ den zusammengesetzten Bommelohrringen mit zylind­
gezogener Blechperle vor, wo es aufgrund der Vergesell­ rischem Mittelteil und bunter Glasaugenzier aufweist, die
schaftung mit einer gleicharmigen Bügelfibel an das Ende zur agilolfingischen Mode des späten 7. und frühen 8. Jahr­
des 7. Jahrhunderts datiert wird. Hier ist allerdings die hunderts zu zählen sind252.
­Blechperle auf einen tordierten Ringdraht mit S-förmigem Durch die Vergesellschaftung mit einer vierpassförmigen
Verschluss aufgezogen248. Pressblechfibel und einer Perlenkette mit MAP ist das
Die Chronologie der Ohrringe mit aufgezogener Bommel Kremsdorfer Fragment, wie auch der Rest des Grabin­
ist sehr weit gefasst und lässt Spielraum für Diskussionen. ventars, um die Mitte des 8. Jahrhunderts oder möglicher­
Aus dem Gräberfeldkontext heraus ist das Kremsdorfer weise noch früher anzusetzen. Auch die Exemplare aus
Paar sicherlich den karantanischen Funden nahe zu stel­ Auhof sind entsprechend der Datierungskorrektur von
len, weshalb allzu frühe Datierungsansätze, wie die von V. Tovornik früher zu datieren253 als von B. M. Szőke
Z. Čilinská, eher unwahrscheinlich sind. Eine Eingren­ vorgeschlagen.
zung der Zeitstellung ist für diese Fundkategorie aufgrund
der Beifunde allerdings nicht möglich, da auch hier kei­ 5.1.1.5. Körbchenohrgehänge
ne aussagekräftigen Typen für eine genauere Datierung Ebenfalls aus Grab 1/1978 (Tafel 32/6) stammt das Frag­
vorliegen. ment eines aus Silberblech bestehenden, ursprünglich
sechseckigen Körbchens. Der Ring ist nicht vorhanden.
Bommelohrring mit Anhänger aus geformtem Blech Vergesellschaftet war das Exemplar mit einem goldenen
(c
Aus Grab 1/1978 (Tafel 32/5) wurde das Fragment ­einer Brakteaten, zwei Armreifen, einer vierpassförmigen
aus vergoldetem Buntmetallblech gepressten Bommel ­Pressblechfibel, dem Fragment der eben besprochenen
gefunden, die aus zwei Schalen besteht. Diese Schalen Pressblechbommel und einer Perlenkette (blaue Einfach­
wurden, nachdem sie in Form gepresst waren, vertikal an­ perlen und Millefioriperlen).
einander gelötet. Beim vorliegenden Objekt ist nur der Der Ursprung der Körbchenohrgehänge liegt im mediter­
untere Teil der Bommel erhalten, der von einem rauten­ ranen Raum. Ab dem 6. Jahrhundert tauchen körbchen­
förmigen Schlussstück in Tropfenform übergeht und sich artige Ohrgehänge im Ostalpenraum auf. Nachahmungen
dann wieder verjüngt. Weiters befanden sich in dem Grab finden sich in der Gegend um den Plattensee gegen Ende
der Rest eines silbernen Körbchenohrgehänges, der Rah­ des 6. Jahrhunderts, die letztendlich zu den awarenzeit­
men eines goldenen Brakteaten, zwei Stabarmreife, eine lichen Doppeltrichterkörbchen führen254. Blütenkelch­
Vierpassfibel und eine Perlenkette (blaue Einfachperlen förmige Körbchen, die sich an spätantiken romanischen
und Millefioriperlen). Vorbildern orientieren, sind besonders im 7. Jahrhundert
Aus den Gräbern 75 und 81 von Auhof liegen sehr ähn­ in Baiern anzutreffen und können als typisch für das baio­
liche Stücke in besserem Erhaltungszustand vor, allerdings varische Gebiet bezeichnet werden255. G. Fingerlin er­
aus Kupfer- bzw. Silberblech gepresst249. Ein weiteres Paar wähnt in diesem Zusammenhang die Frauengräber 1 und
stammt aus Kronstorf250. Alle diese Stücke entsprechen 100 von Güttingen, in denen je ein Paar silberner Körb­
der Gruppe der Bommelohrringe mit Anhänger aus ge­ chenohrgehänge gefunden wurden, die nahe Verwandt­
formtem Blech, Variante mit bikonischen und ovalen An­ schaft mit byzantinischen Stücken und Funden aus den
hängern nach B. M. Szőke251. langobardenzeitlichen Gräberfeldern in Italien aufwei­
)
Ob das Kremsdorfer Fragment ebenfalls dieser Variante sen256. Die byzantinischen Körbchen sind meist aus
angehört, ist nicht feststellbar. Szőke stellt die gesamte ­Filigrandrähten zusammen gelötet und wurden nördlich
Gruppe in das erste bis zweite Drittel des 9. Jahrhunderts der Alpen auch häufig imitiert. Zahlreiche Beispiele für
mit Hauptverbreitungsgebiet zwischen oberem Donau­ solche Kopien führt G. Fingerlin in seinem diese Pro­
tal und Westungarn. Nach E. Szameit ist diese Fundgat­ blematik besprechenden Aufsatz an257.
tung jedoch früher zu datieren, da sie Ähnlichkeiten mit
252 Szameit 1992a, 192.
253 Tovornik 1993; 1999.
248 Neuffer-Müller 1972, 42, Taf. 11/61-2 und 3. 254 Bott 1952, 134f.
249 Tovornik 1983b, 86 f., Taf. 41/1-2, 12/3. 255 Codreanu-Windauer 1997, 72f.; Losert – Pleterski 2003, 58.
250 FÖ 22/1983, 320, Abb. 906. 256 Fingerlin 1972, 599f., Taf. 1/3, 44/4, 44/4a.
251 Szőke 1992, 859f. 257 Fingerlin 1974, Abb. 1-5.

—  43  —
Die stärkste Verbreitung von Körbchenohrgehängen findet Rand auf, jedoch sind nur mehr Reste der Emaileinlagen
sich im baiovarischen Gebiet, wo in den meisten Gräber­ zu erkennen. V. Tovornik meint in dem Motiv die stili­
feldern Körbchenohrgehänge vorkommen. Im Frauengrab sierte Darstellung eines Panthers mit zurückgewendetem
10 von Lauterhofen wurde ein Paar des Typs Lauterhofen Kopf zu erkennen267. Diese Interpretation erscheint aber
aus Silber gefunden258. Ebenso liegen aus mehreren Grä­ höchst spekulativ. Der Ringbogen des Gehänges ist abge­
bern der baiovarenzeitlichen Nekropolen von Altener­ brochen, sodass nur mehr die dreigehörnte Lunula erhal­
ding259 und Aubing260 Körbchenohrgehänge vor. Weiters ten ist. Das Objekt trat in Kombination mit zwei einfachen
ist ein Fund aus Grab 133 von Rudelsdorf bei Linz be­ Drahtohrringen in einer Bestattung auf, deren Geschlecht
kannt261. Aus Grab 72 von Linz-Zizlau stammt ein frag­ nicht bestimmt werden konnte.
mentiertes Exemplar eines Körbchenohrgehänges262. P. Korošec unterteilt die Lunulaeanhänger, welche die
Die westliche Prägung des Kremsdorfer Körbchens Gruppe 5 ihrer Ohrringtypologie darstellen, in zwei Unter­
steht nach Vergleichen außer Frage. Es ist anzunehmen, gruppen mit je zwei Varianten, die sich aufgrund der Fer­
dass ursprünglich eine (Glas-)Einlage im Körbchen vor­ tigungstechnik – Treibarbeit oder Guss, Ritzverzierung,
handen war. Solche Einlagen sind zumeist mit einer fili­ Tremolierstich oder Emaileinlagen –, Form – Lunulae mit
granverzierten Deckplatte versehen. Eine solche ist beim zwei oder drei Hörnchen – und Bildprogramm – stilisier­
vorliegenden Exemplar jedoch nicht mehr erhalten. Am te Pflanzen- und Tiermotive sowie geometrische Formen
wahrscheinlichsten ist die Einreihung des Stücks in den – unterscheiden268. Demnach wäre das vorliegende Stück
Typ Allach/Untermünzing. Ohrgehänge dieses Typs eine Kombination der Varianten 1 und 2 der zweiten Un­
(c
­datiert S. Codreanu-Windauer im Gräberfeld von tergruppe. Es ist jedoch anzunehmen, dass das Exemp­
­Pliening in die zweite Hälfte des 7. Jahrhunderts263, mit lar eher der Variante 1 zugesprochen werden kann, da die
Ausnahme des Funds aus Grab 174, der möglicherweise Anzahl der Hörnchen den markanten Unterschied der
vor die Jahrhundertmitte zu stellen ist. S. Arnold datiert beiden Varianten ausmacht, währenddessen die beschrie­
die Körbchenohrgehänge aus Steinhöring zwischen Ende benen Motive auf beiden Varianten auch in der Technik
des ersten Viertels des 7. Jahrhunderts und dem dritten des Gruben- bzw. Zellenemails vorkommen.
Viertel264. Allgemein kann also das 7. Jahrhundert als Ver­ Besser anwendbar als P. Korošecs Unterteilung ist die
wendungszeit der Körbchenohrgehänge im baiovarischen Gliederung der Lunulaeohrgehänge von S. Eichert, wo­
und alamannischen Raum genannt werden. nach das Kremsdorfer Exemplar eine Grundform mit
In Kremsdorf präsentiert dieser Fund gemeinsam mit mittelständigem Fortsatz der Lunula aufweist, soweit er­
­einer vierpassförmigen Pressblechfibel, die eine Datie­ sichtlich unprofilierte Sichelenden besitzt, eine geperlte
rung in die erste Hälfte bzw. um die Mitte des 8. Jahrhun­ untere Kante aufweist und mit Gruben­motivik verziert
derts nahe legt, den westlichen Einfluss im Kremsdorfer ist269.
Gräberfeld. Tatsächlich gibt es motivisch identische Stücke zum vor­
liegenden Anhänger, so z. B. aus Köttlach270, Mengeš-
5.1.1.6. Lunulaeförmiges Ohrgehänge Kamnik271, der Pfarrkirche Kranj272, Bled-Burg273 und aus
Aus Grab 5/1906 (Tafel 4/5) stammt ein gegossenes, Grab 183 der Burg Ptuj274.
­halbmondförmiges Ohrgehänge, das den für die Kött­ Ursprünglich kommt die Form der Halbmondanhän­
lacher Gruppe nach P. Korošec265 bzw. Köttlach II nach ger aus dem mediterranen und byzantinischen Be­
)
J. Giesler266 typischen Lunulaen entspricht. Das Stück reich. U. von Freeden erwähnt ein halbmondförmiges
ist aus Buntmetall gefertigt und weist auf einer Seite ein Exemplar aus dem italienischen Varna, welches in das
abstraktes Motiv aus Grubenemail sowie einen gerippten 5. Jahrhundert datiert275. Dem 6. und 7. Jahrhundert wer­

258 Dannheimer 1987, 173f. 267 Tovornik 1985, 214.


259 Losert – Pleterski 2003, 57-59. 268 Korošec 1979, 337f.
260 Dannheimer 1998, Taf. 101, 102. 269 Eichert 2010, 70f., Abb. 18.
261 Csar 1997, Taf. 27. 270 Pittioni 1943, Taf. 6/9.
262 Ladenbauer-Orel 1960, Taf. 5. 271 Korošec 1979, Taf. 50/3c, 51/1.
263 Codreanu-Windauer 1997, 72-74, Taf. 4, 20. 272 Korošec 1979, Taf. 68/2c, 68/2d, 150/5, 150/7.
264 Arnold 1992, 84. 273 Korošec 1979, Taf. 153/3.
265 Korošec 1979. 274 Korošec 1979, Taf. 156/a-b.
266 Giesler 1980. 275 von Freeden 1979, 319-321.

—  44  —
den in Durchbruchstechnik gefertigte Stücke mit Floral- und den byzantinischen Schmuckstücken chronologisch
und Tierornamentik, aber auch religiösem Bildprogramm zu viel Abstand liegt286.
aus der byzantinischen Welt zugeschrieben276. Diese Vor­ Es erscheint plausibel, dass die Form des Halbmonds aus
läufer sickern langsam in den Westen ein und finden dem mediterranen Raum kommt, als Import in den awa­
Vertreter beispielsweise in dem fischverzierten Lunulae­ rischen und bairischen Schmuck einsickert, wo sie dann
paar aus Gold aus Grab 83 des baiovarenzeitlichen Grä­ auch kopiert wird und dann, einerseits im Zuge der Aus­
berfelds von Linz-Zizlau, welches um 700 datiert277. weitung des fränkischen Reichs nach Osten, ander­erseits
Als Zeichen einer Elite finden sich gegossene Lunulae­ durch die aquilaeische Mission an der Wende des 8. zum
ohrringe auch im Grab 26 von Moos-Burgstall, wo ein 9. Jahrhundert im karantanischen Gebiet, Einzug in die
aus Bronze gegossener Anhänger in Kombination mit ei­ Frauenmode des Ostalpenraums findet287 – hier zuerst als
ner Perlenkette vorliegt. Das Gräberfeld wird von U. von geschmiedete Variante, später als gegossene, die ihre Blü­
Freeden zwischen 630 und 700 datiert278. In Töplitsch, tezeit im 10. Jahrhundert erlebt.
Kärnten, liegt ein besonders fein gearbeitetes goldenes Das Kremsdorfer Stück ist als karantanisches Element zu
Exemplar eines Kettchenohrgehänges mit Lunulaedraht­ werten und im Rahmen des Horizontes Köttlach II ab
konstruktion am Ring vor. K. Karpf meint, das Stück ­später erster Hälfte des 9. Jahrhunderts zu datieren, womit
sei byzantinisch-italischer Herkunft und datiere wohl es einer der jüngsten Fundtypen im Gräberfeld darstellt.
in das 8./9. Jahrhundert279. Ebenfalls aus karolingischer
Zeit stammen ähnliche Ohrgehänge aus dem Grab 53 von 5.1.1.7. Ohrring mit Glasperlenanhänger
(c
Weismain, Oberpfalz, wo allerdings eine sehr vereinfachte Im Grab 8/1960 (Tafel 17/4) befand sich als einzige Beigabe
Lunulaekonstruktion aus Draht vorliegt280. Aufwendiger ein einfacher Ohrring aus einem Draht mit angespitzten
gearbeitet ist ein silbernes Gehängepaar aus einem Doppel­ Enden und einer flachen, türkis-blauen Glasperle rund­
grab in Hohenfels-Matzenhaus, ebenfalls Oberpfalz. Hier lich-flachgedrückter Form, die an einem Metallringlein
sind lunulaeförmige Blechstücke an den Ring gelötet281. Im als Anhänger befestigt war. Der Drahtring ist stark kor­
karantanischen Bereich treten die emailverzierten Lunu­ rodiert und mehrfach gebrochen. Vermutlich war er rund
lae ab dem 9. Jahrhundert auf, etwa in Flaschberg282, den oder oval gebogen. Da es sich hier um eine sehr einfache
Gräbern 1943/4, 1943/8 und 1943/14 von Förk283 und Grab Art eines Ohrgehänges handelt, wäre es durchaus möglich,
1 von Friesch Galgenbichl284. Häufig sind sie mit Email­ dass hier ein lokal gefertigtes Produkt ohne fremde Ein­
scheibenfibeln vergesellschaftet. flüsse vorliegt, bei dem einfach aus zur Verfügung stehen­
P. Korošec ist der Ansicht, dass die Lunulaeanhänger des den Mitteln ein Schmuckstück gefertigt wurde.
karantanischen Gebietes formenmäßig zwar auf dem Ein­ Jedoch sollte darauf hingewiesen werden, dass in der Spät­
fluss byzantinischer Schmuckstücke beruhen bzw. in dieser awarenzeit ähnliche Ohrringe mit Glasperlenanhänger
Hinsicht auch ein sekundärer Einfluss aus dem karolin­ auftreten. Dieser, von Z. Čilinská als Typus X definierte
gischen Bereich zu konstatieren ist285. Auch S. Eichert Schmuck, wird von ihr als dominant für das 8. Jahrhun­
meint, dass die eigentlichen Vorläufer der karantanischen dert beschrieben288. Die häufigere Variante stellen hier­
Objekte in frühmittelalterlichen Vorläufern westlicher bei Exemplare mit kegelförmigen Anhängern dar, wie sie
­Provenienz zu suchen sind, da zwischen dem Auftreten im Gräberfeld von Zalakomár, Grab 240, 339 und 372 über
der ersten Lunulaeohrgehänge im karantanischen Bereich die gesamte Belegungszeit vorkommen289 – das Gräberfeld
)
reicht bis ins 9. Jahrhundert –, oder auch in Sieghartskir­
chen290. B. M. Szőke weist allerdings darauf hin, dass der
Typus nach dem Ende der Awarenzeit im Ostalpenraum
276 Oreficeria 1999, 104-109. und im oberen Donauraum nicht mehr zu finden ist291. Im
277 Ladenbauer-Orel 1960, Taf. 44; Zeller 1988, 246, 248.
278 von Freeden 1992, 10, 13, Abb. 8.2.
awarischen Nachfolgegebiet läuft er hingegen weiter. Eine
279 Karpf 1998, 80-82, Abb. 13.
280 Pöllath 2002, Taf. 71/6-9. 286 Eichert 2010, 71f.
281 Menghin 1990, Taf. 64. 287 Eichert 2010, 73.
282 Eichert 2010, Taf. 15. 288 Čilinská 1975, 79f.
283 Eichert 2010, Taf. 15-16. 289 Szőke 1992, Taf. 5, 6.
284 Eichert 2010, Taf. 16. 290 Szameit 1992b, Taf.1/1-2.
285 Korošec 1979, 367f. 291 Szőke 1992, 864.

—  45  —
seltenere Variante stellen Ohrringe mit kugeligem Glas­ diertes, verbogenes Paar Drahtringe vor, wobei an jedem
perlenanhänger dar, die am Übergang von Mittelawarisch Endstück größere oder kleinere Teile abgebrochen sind.
II zu Spätawarisch I datieren292. Aufgrund des schlechten Zustands und dem teilweisen
Möglicherweise fungierten solche Ohrringe als Vorbilder Fehlen der Verschlussbereiche ist das Stück aus Mangel
für das Kremsdorfer Exemplar. Dies ist allerdings nur eine besserer ­Alternativen am ehesten den einfachen Drahtrin­
Möglichkeit und kann nicht verifiziert werden. Techno­ gen mit Häkchen nach U. von Freeden296 oder der Form
logisch befindet sich das vorgelegte Exemplar auf einem H1, Kopfschmuckringe mit Haken- und Ösenverschluss,
sehr simplen Niveau und ist chronologisch nicht näher nach R. Pöllath297 zuzurechnen. Möglicherweise wa­
einzuordnen, da es die einzige Beigabe im Grab 8/1960 ren an den Kremsdorfer Stücken einst Ösen vorhanden.
darstellt. Durch die Beschädigung in den Verschlussbereichen ist
aber nur mehr das Häkchen mit Sicherheit zu erkennen.
5.1.1.8. Einfache Drahtringe Als Beispiel für diese Form nennt U. von Freeden298 ein
Die nun folgende Kategorie wird bewusst nicht als Ohr­ Exemplar aus Nuspling, welches jedoch aus einem ritzver­
ringe tituliert, sondern als Kopfschmuckringe, da es zierten Draht besteht.
denkbar ist, dass diese Typen eher als Haar oder Kopfbe­ Die Kremsdorfer Ringe sind sehr stark verbogen. Ur­
deckungsschmuck dienten. Bereits U. von Freeden wies sprünglich waren sie vermutlich rund. Am Draht sind
darauf hin, dass bei einfachen Drahtringen, die im Kopf­ aufgrund des schlechten Zustandes keine Verzierungen
bereich aufgefunden werden, mit oder ohne Verschluss, nachweisbar.
(c
die Möglichkeit zu berücksichtigen sei, dass es sich nicht Für die alamannischen Gräberfelder gibt von Freeden
um Ohrringe, sondern um Besatzringe für Hauben oder für alle einfachen Drahtringe eine Datierung zwischen
­Bänder handeln könnte293. Auch die Verwendung als der zweiten Hälfte des 7. Jahrhunderts und der Aufgabe
Zopfbinder ist möglich. der Beigabensitten an299. Weiters bemerkt sie, dass diese
einfachen Typen in jeder sozialen Schicht getragen wur­
Drahtringe ohne Verschluss den und sich auch bei ökonomisch wohlhabenden Frauen
Aus Grab 13/1959 (Tafel 12/3) stammen zwei Buntmetall­ großer Beliebtheit erfreuten.
drähte, an deren Enden kein Hinweis auf einen Verschluss Allgemein haben diese einfachen Drahtringe eine sehr lan­
zu finden ist. Beide Drähte wurden doppelt aufgewickelt ge Laufzeit, so findet sich im Grab 13 von Buxtehude-Ketzt­
und sind stark korrodiert. Möglicherweise handelt es endorf ein durch einen Denar von Ludwig dem Frommen
sich hier um Zopfbinder, wie es auch V. Tovornik für in das 9. Jahrhundert datierbares Exemplar, weiters eines
die ­ Stücke aus Grab 93 von Auhof294 und Grab 176 von im Schatzfund von Féchain, das gegen Ende des 9. Jahr­
­Gusen295 ­vorschlägt. Zwar ist anzunehmen, dass auch in hunderts vergraben wurde300. Auch im karantanischen
anderen Gebieten diese Art von „Haarschmuck“ getragen Einzugsgebiet ist dieser einfache Typ vertreten, z. B. in
wurde, allerdings kann man hier aufgrund der Einfachheit Bled-Pristava301 oder Žminj302. Korošec bezeichnet die­
der Konstruktion sowie der nahe liegenden Verwendung se Ringe jedoch als Lockenringe, also Haartracht, die so­
von einfachem Draht als Fixierung eine regional unabhän­ wohl in Karantanien wie auch Kroatien, Nieder­österreich,
gige Benutzung annehmen. Chronologisch kommt diesen Südmähren und Bayern zu finden und entweder westli­
Stücken keinerlei Bedeutung zu. Durch die Vergesellschaf­ cher Herkunft oder eigenständig entstanden seien303. Letz­
)
tung mit chronologisch wenig aussagekräftigen Beigaben teres erscheint aufgrund der Einfachheit dieses Typs sehr
sind sie nur allgemein innerhalb der Laufzeit des Gräber­ wahrscheinlich.
feldes zu datieren. Typochronologisch wichtige Aussagen sind mit einfachen

Drahtringe mit Hakenverschluss 296 von Freeden, 1979, 390.


Aus Grab 5/1906 (Tafel 4/4a-b) liegt ein stark korro­ 297 Pöllath 2002, 92.
298 von Freeden 1979, Taf. 84/1.
299 von Freeden 1979, 405.
292 Szőke 1992, Taf. 34. 300 Pöllath 2002, 92.
293 von Freeden 1979, 391. 301 Korošec 1979, Taf. 153/5.
294 Tovornik 1983b, 77, Taf. 2/5. 302 Korošec 1979 Taf. 91/4.
295 Tovornik 1983a, 101, Taf. 31/2. 303 Korošec 1979, 336, 390.

—  46  —
Häkchendrahtringen sicherlich nicht zu treffen. Im Fall zum übrigen Ring ausgehämmert und ist etwa doppelt so
von Kremsdorf ist der im selben Grab gefundene Lunulae­ breit wie der restliche Draht.
ohrring ausschlaggebend für eine Datierung um die Mitte Auch vom nahe gelegenen Gräberfeld am Micheldorfer
des 9. Jahrhunderts. Georgenberg sind zwei Drahtringe mit S-Verschluss be­
kannt (Grab 24 und 25). In Grab 25 befand sich zusätz-
Drahtringe mit Steck- oder Tüllenverschluss lich eine Hohlfibel aus Bronzeblech, was V. Tovornik zu
Ein Paar Drahtringe der Variante mit Steck- oder Tül­ ­einer Datierung ab der Mitte des 9. Jahrhunderts veran­
lenverschluss304 wurde im Grab 27/1960 (Tafel 28/2a-b) lasste310. H. Friesinger311, der den Typus als Schläfen­
gefunden. Nur bei einem Exemplar ist die Tülle noch vor­ ringe bezeichnet, nennt im niederösterreichischen Raum
handen (Tafel 28/2a), beim anderen ist diese abgebrochen. Beispiele aus Grab 7 von Pottenbrunn312 sowie Herzo­
Beide Ringe waren ursprünglich oval gebogen. Das Stück genburg und Langenschönbichl313, wo er sie ab der zwei­
mit noch vorhandener Tülle weist einen Knick auf. ten Hälfte des 9. Jahrhunderts datiert. Ihren Schwerpunkt
Vergleichsstücke liegen aus Kirchheim am Neckar305 und sieht er allerdings im 10. Jahrhundert.
Sindelfingen306 vor. Wie alle anderen einfachen Drahtring­ Schon ab dem 1. Jahrhundert kommen in Syrien und
typen datiert von Freeden auch diese beiden Stücke im Ägypten ähnliche Verschlussformen vor und treten ab
fränkischen bzw. alamannischen Bereich zwischen der dem 6. Jahrhundert im byzantinischen Schmuck auf, wo
zweiten Hälfte des 7. Jahrhunderts und der Aufgabe der sie sich bis ins 8. Jahrhundert halten314. Als byzantinischer
Beigabensitten307. Weiters weist sie darauf hin, dass zwi­ Import finden sich Drahtringe mit S-Schleife in dalmati­
(c
schen dem zu besprechenden Typus und Drahtringen mit nischen Gräberfeldern des 8. Jahrhunderts, z. B. in Nin-
stabförmigem Ende eine Verbindung bestehen könnte. Ždrijac315 und Kašić-Maklinivi Brdo316. Ausgehämmerte
Als Beispiel nennt sie einen Fund aus Grab 49 von Güt­ S-Schleifen kommen hier aber erst ab dem 10. Jahrhun­
tingen308. Bei dieser Variante ist ein Endstück stumpf, das dert vor317. Die Verbreitung des Typs nach Westen und
andere zugespitzt. U. von Freeden meint, es könnte Norden dürfte im 7. Jahrhundert begonnen haben, wo er
sich hierbei um Ringe mit Tüllenverschluss handeln, die in merowingerzeitlichen Gräberfeldern vorkommt318. Im
Tülle selbst sei jedoch abgebrochen und so nur mehr ein Raum um Erfurt ist aus dem 7. Jahrhundert ein Exemp­
stumpfes Ende vorhanden. Tatsächlich sind Ringe dieser lar belegt319. In großen Mengen treten Drahtringe mit S-
Art jedoch sehr selten. Im ostalpinen Raum kann man sie förmiger Schleife in den oberpfälzischen Gräberfeldern
sogar als äußerst rar bezeichnen. E. Szameit meint, dass der Karolingerzeit auf, wie z. B. in den Gräbern 4, 12, 24,
Vergleichsstücke aufgrund der Verschlusstechnologie am 26 und 29 von Matzenhausen320, Grab 8 von Burglengen­
ehesten in der byzantinischen Welt zu suchen sind.309 feld321, in Krondorf322, Merkendorf-Großbreitenbronn323
Das Kremsdorfer Paar ist mit einem Griffangelmesser und sowie Kasendorf-Zultenburg324.
einem Fingerring mit D-förmigem Querschnitt vergesell­ R. Pöllath hat sich in seiner Arbeit über die nordostbai­
schaftet, weswegen eine genauere Datierung nicht mög­ rischen Gräberfelder der Karolingerzeit325 ausgiebig mit
lich ist. den Drahtringen mit S-förmigem Ende beschäftigt und sie
nach Durchmesser und Verschlussvarianten in verschie­
Drahtringe mit S-förmiger Schleife
Aus dem Grab 7/1960 (Tafel 17/3) liegt ein Paar Drahtringe 310 Tovornik 1983b, 78.
)
311 Friesinger 1974, 103.
mit S-förmiger Schleife vor, in Kombination mit einem 312 Friesinger 1974, Taf. 17.
Bandfingerring und einer Buntmetallnadel. Beide Stücke 313 Friesinger 1974, Taf. 23.
314 Nowotny 2005, 61f.
sind stark korrodiert und verbogen. Bei einem Exemplar 315 Belošević 1980, Taf. 43.
ist die Schleife verdreht. Die Schleife wurde im Gegensatz 316 Belošević 1980, Taf. 78.
317 Tovornik 1983b, 79.
318 Nowotny 2005, 62.
319 Pöllath 2002, 102.
304 von Freeden 1979, 390. 320 Stroh 1954, Taf. 9.
305 von Freeden 1979, Taf. 82/9a-b. 321 Stroh 1954, Taf. 3/C.
306 von Freeden 1979, Taf. 83/2a-b. 322 Stroh 1954, Taf. 14/A.
307 von Freeden 1979, 405. 323 Pöllath 2002, Taf. 14-17.
308 von Freeden 1979, Taf. 82/8. 324 Pöllath 2002, Taf. 12.
309 Mündliche Auskunft von Univ. Prof. Dr. E. Szameit im August 2007. 325 Pöllath 2002.

—  47  —
dene Formen unterteilt. Das Kremsdorfer Paar entspricht Übergang in den Ring – die Spitzen des Schildchens kön­
am ehesten seinen Formen S3, die sowohl in Nordostbay­ nen auch etwas verrundet sein – von rechteckig abgerun­
ern, den angrenzenden Räumen als auch im Ostalpen­ deten Schildchen, die deutlich vom Ring abgesetzt sind, zu
raum vorkommen. Die Formen datieren in die von Pöllath unterscheiden sind.
definierten Stufen 2–3, also ins 7.–8. Jahrhundert326. Zur ersten Gruppe sind die Exemplare aus Grab 13/1959
S. Eichert hat durch Vergleiche mit Pöllath und weiteren (Tafel 12/4), Grab 1/1960 (Tafel 15/5), Grab 2/1960 (Tafel
Beispielen eine eigene Typologie für Drahtringe mit S-för­ 15/8), Grab 11/1960 (Tafel 18/3), Gab 18/1960 (Tafel 21/2)
migem Ende aus dem Ostalpenraum erarbeitet327. Hier und Grab 21/1960 (Tafel 23/7) zu nennen. Ein zweites
sind die Kremsdorfer Exemplare in die Gruppe der Kopf­ Stück aus Grab 21/1960 (Tafel 23/4) sowie der Ring aus
schmuckringe mit S-Schlaufe und funktionalem Haken Grab 7/1987 (Tafel 34/6) gehören der zweiten Gruppe an.
einzuordnen, ob Variante Sb oder Sc ist aufgrund des Er­ Die aus Buntmetallblech gefertigten Ringe weisen alle
haltungszustandes nicht mehr zu entscheiden. Eichert ­offene, teilweise überlappende Enden auf. Beim Exemp­
datiert das Aufkommen dieser Schmuckform zwischen lar aus Grab 21/1960 (Tafel 23/4), welches der Gruppe der
dem späteren 8. und der Mitte des 9. Jahrhunderts. Außer­ rechteckigen Schildchenfingerringe angehört, sind diese
dem merkt er an, dass im Kärntner Material diese Ringe offenen Enden jedoch vernietet.
häufig aus Gräbern stammen, die einen christlichen Kon­ Als einziger Ring besitzt das Objekt aus Grab 18/1960 (Ta­
text zu haben scheinen und starke Verbindungen in den fel 21/2) keine Punkt- oder Buckelverzierung. Hier wurde
Westen aufweisen328. die Außenseite sowohl des Schildchens als auch des Rings
(c
Die Kremsdorfer Stücke dürften auf karantanische Ein­ selbst mit vertikal und horizontal verlaufenden Ritzlinien
flüsse zurückzuführen sein, eine Datierung kann aber auf­ in verschiedenen Abständen versehen, die ein unregelmä­
grund der chronologisch wenig aussagekräftigen Beifunde ßiges Gittermuster ergeben. Auch das Exemplar aus dem
nur allgemein im Rahmen des Gräberfeldes angegeben Grabhügel 11 von Wimm ist mit einem Gittermuster ver­
werden. sehen329, hier allerdings im Vergleich zu Kremsdorf um 45
Grad gedreht.
5.1.2. Fingerringe Mit unsystematischen Punktpunzierungen sind die Schild­
Vorkommen: chen der Ringe aus den Gräbern 2/1960 (Tafel 15/8) und
Frauengräber: 3/1906, 7/1959, 13/1959, 1/1960, 5/1960, 7/1987 (Tafel 34/6) verziert und ähneln damit dem Objekt
21/1960, 23/1960, 27/1960, 7/1987, 10/1987 aus Grab 117 von Auhof330. Weiters liegen in Auhof aus den
Kindergrab: 2/1959, 14/1959, 2/1960, 7/1960, 11/1960, Gräbern 46, 99, 114 und 116 Schildchenfingerringe vor331.
18/1960, 20/1960, 31/1960 Bei den Exemplaren aus Grab 11/1960 (Tafel 18/3) und
Sechs Exemplare nicht zuordenbar Grab 21/1960 (Tafel 23/4) sind die Punkte hingegen lini­
enartig angebracht. Ersteres weist eine der Schildchenform
Neben den Kopfschmuckringen gehören Fingerringe zu folgende, rautenförmige Punktlinie auf, wobei die linke
den häufigsten Schmuckbeigaben bei Kindern und Frau­ und rechte Ecke nochmals mit einer waagrechten Punkt­
en im Kremsdorfer Gräberfeld. Aus Männergräbern sind reihe verbunden sind. Aus den Gräbern 50 und 139 von
keine Ringe bekannt. Insgesamt liegen 29 Exemplare vor, Pottenbrunn332 und den Gräbern 10 und 34 von Tulln333
wobei zwischen Schildchenfingerringen, Bandfingerrin­ liegen Ringe mit demselben Muster vor, allerdings sind
)
gen und offenen Ringen mit D-förmigem Querschnitt un­ die Schildchen etwas schmäler. Beim zweiten Stück, Grab
terschieden werden muss. 21/1960, laufen drei annähernd parallele Punktreihen ho­
rizontal über das Schildchen. Als Vergleichsstück sei hier
5.1.2.1. Schildchenfingerringe der Ring aus Grab 48 von Kaposvár angeführt334.
Alle Schildchenfingerringe aus den Kremsdorfer Bestat­ Der Ring aus Grab 1/1960 (Tafel 15/5) weist einen zen­
tungen weisen Punkt-Buckel- oder ritzverzierte Schild­
329 Breibert 2002, Taf. 28/10.
chen auf, wobei rautenförmige Schildchen mit fließendem 330 Tovornik 1983b, Taf. 20.
331 Tovornik 1983b, 74.
326 Pöllath 2002, 101, 178f., 193f. 332 Friesinger 1972, Taf. 7.
327 Eichert 2010, Abb. 8. 333 Friesinger 1971, Abb. 5/1, 18/1.
328 Eichert 2010, 39f. 334 Szőke 1992, Taf. 7.

—  48  —
tralen Buckel am Schildchen auf, um den herum, jeweils des 7. Jahrhunderts datiert. Im 8. Jahrhundert kommt der
um neunzig Grad versetzt, vier weitere Buckel angebracht Typus immer häufiger vor und erlebt seine Blütezeit „in
sind. Durch feine Punktreihen sind die fünf Buckel unter­ den nachfolgenden Jahrhunderten“345. Eine Laufzeit bis in
einander, sowie die Punktreihen selbst mit dem zentralen das 10. Jahrhundert ist also vorstellbar.
Buckel verbunden. Dieselbe Buckelanordnung findet sich Nach J. Giesler gehören Schildchenfingerringe in den
auf dem Schildchenfingerring aus Grab 135 von Potten­ Horizont Köttlach I346, was nach der Datierungskorrek­
brunn335. Ebenfalls einen zentral gelegenen Buckel besitzt tur P. Gleirschers eine Zeitstellung im 7. und 8. Jahr­
der Ring aus Grab 13/1959 (Tafel 12/4), hier ist dieser von hundert bedeuten würde347. Die Datierungsansätze gehen
Punktpunzierungen umrahmt und in ein rautenförmiges aber auch hier wieder sehr weit auseinander, weswegen die
Punktlinienmuster integriert. Das Schildchen des Rings zeitliche Einordnung über die Beifunde getroffen werden
aus Grab 21/1960 (Tafel 23/7) wird durch ein abstraktes muss.
Muster aus Tremolierstichlinien und Punktpunzierungen Durch die Analyse der mit den Kremsdorfer Schildchen­
geziert. Der Ring selbst ist mit einer Punktreihe versehen. fingerringen vergesellschafteten Fundtypen ergibt sich
Schon in spätawarenzeitlichen Gräbern finden sich ers­ folgendes Bild: Die im Rahmen des Gräberfeldes genauer
te Formen von Schildchenfingerringen, die sich laut B. M. datierbaren Gräber, welche die zu besprechende Fund­
Szőke aus breiten, punzierten Bandfingerringen des gattung enthalten (Grab 1/1960, 2/1960, 11/1960, 18/1960,
8. Jahrhunderts entwickelt haben dürften. Einen solchen 34/1987) datieren ab der fortgeschrittenen zweiten Hälfte
Übergangstyp zwischen Band- und Schildchenfingerring des 8. Jahrhunderts. Die übrigen Gräber sind nicht näher
(c
in der Spätawarenzeit stellt der punzierte Ring aus Grab einordenbar. Das heißt, Schildchenfingerringe sind in der
450 von Zalakomár dar336, der noch kein sehr ausgeprägtes frühesten Phase des Kremsdorfer Gräberfeldes noch nicht
Schildchen aufweist. Ein weiterer Schildchenfingerring aus anzutreffen, treten aber ab dem dritten Viertel des 8. Jahr­
der Awaria stammt aus dem Grab 619 von Alattyán337. hunderts im Fundgut auf.
Mit seiner Theorie wendet sich B. M. Szőke338 gegen die
Annahmen von I. Kovrig339, die Schildchenfingerringe 5.1.2.2. Bandfingerringe
seien von Vorläufern aus Castel Trosino und Spiralfin­ Fünf Bandfingerringe, also Ringe aus breiten Blechstrei­
gerringen mit Tremolierstichverzierung aus Westungarn, fen, liegen im Kremsdorfer Material vor. Zwei davon wei­
­welche in das 7. Jahrhundert datieren, herzuleiten. Die sen keine Verzierungen auf. Dies sind der Ring aus Grab
Funde des oberen Donautals stellt Szőke in die erste Hälf­ 14/1959 (Tafel 14/1), ein eher schmales Exemplar mit zu­
te des 9. Jahrhunderts340, in der er auch die Hauptzeit der sammengenieteten Enden, vergesellschaftet mit einer
Schildchenfingerringe sieht. Nach Datierungskorrek­turen hellgelben Scheibenperle aus Glas, einer eisernen Gürtel­
mehrerer Gräberfelder beispielsweise von V. Tovor­ schnalle, einem Eisenring, einer Buntmetallzwinge und
nik341 oder A. Pleterski342 muss B. M. Szőkes Datie­ einem zusammengefalteten Blechband, und der Ring aus
rung jedoch revidiert und in das 8. Jahrhundert korrigiert Grab 10/1987 (Tafel 35/5), der ein relativ breites Band be­
werden343. sitzt und offene Enden hat. Er wurde gemeinsam mit einem
Bei Z. Čilinská344 sind Schildchenfingerringe im Ty­ Griffangelmesser, einer schwarzen Perle, einer zerbro­
pus III der Fingerringe zusammengefasst. Ihrer Ansicht chenen Buntmetallklammer und einem einfachen Kopf­
nach entwickelten sich Schildchenfingerringe in vorgroß­ schmuckring gefunden. Die beiden Bandfingerringe aus
)
mährischer Zeit. Als Prototypen führt sie das Beispiel Grab 23/1960 (Tafel 25/4 und 5) sind zwar nur fragmenta­
eines Ringes aus Cserkúti an, welcher in die erste Hälfte risch erhalten, sind jedoch kreisaugenverziert. Die Enden
beider Stücke sind zusammengenietet. Auch das Exemp­
335 Die Funde aus Pottenbrunn sind bis dato nur teilweise publiziert. lar aus Grab 18/1960 (Tafel 21/3), welches durch vier längs
336 Szőke 1992, Taf. 6.
337 Kovrig 1963, Taf. 60.
laufende Punktreihen geschmückt wird, ist beschädigt.
338 Szőke 1992, 870. Ebenfalls mit Kreisaugenzier versehen sind der Bandfin-
339 Kovrig 1960, 116f.
340 Szőke 1992, 29.
341 Tovornik 1993, 274; 1999, 4.
342 Pleterski 1990, 500f. 345 Čilinská 1975, 90.
343 Breibert 2005, 424f. 346 Giesler 1980.
344 Čilinská 1975, 89f. 347 Gleirschers 2000, 107f.

—  49  —
gerring aus Grab 81 von Auhof348 und die Exemplare aus Hier dürften sie aus der autochthonen Schmucktradition
den Gräbern 30 und 260 von Krungl349. bzw. aus dem angrenzenden karantanischen Gebiet über­
Bandfingerringe sind eigenständig kaum typochrono­ nommen worden sein361.
logisch verwertbar, da sich ihr Auftreten über einen zu Die verzierten Bandfingerringe aus dem Kremsdorfer
langen Zeitraum und einen sehr großen geographischen Gräberfeld sind aufgrund ihres Fundkontextes in die zwei­
Raum zieht und es keine Verzierungsmerkmale gibt, die te Hälfte des 8. Jahrhunderts zu stellen, während das Stück
für eine Datierung maßgeblich wären. Ausschlaggebend aus Grab 14/1959 im Rahmen des gesamten Grabinven­
sind hier also die Beifunde, um eine zeitliche Einordnung tars um die Mitte des 8. Jahrhunderts datiert. Der Ring aus
vorzunehmen. Erstmals treten Bandfingerringe im 7. Jahr­ Grab 10/1987 kann nur allgemein im Rahmen des Gräber­
hundert im awarischen Bereich auf, z. B. im Grab 66 von feldes eingeordnet werden.
Nagyharsány350, hier ein unverziertes Exemplar, und im
Grab 147 von Andocs351. Die Hochblüte erreicht der Typ 5.1.2.3. Fingerringe mit D-förmigem Querschnitt
jedoch im 8. und frühen 9. Jahrhundert. In der Nekropole Die am häufigsten vertretene Gruppe von Fingerringen im
von Nové Zámky konnten in 26 Gräbern Bandfingerringe Kremsdorfer Gräberfeld stellen unverzierte Ringe mit D-
festgestellt werden, 15 Stück liegen aus dem Gräberfeld förmigem Querschnitt und offenen Enden dar. Die Enden
von Pilismarót-Basaharc vor. Diese beiden Begräbnisstät­ können einander überlappen oder gar nicht berühren, sie
ten werden in das 9. Jahrhundert gestellt352. Für die do­ sind jedoch nie vernietet oder verlötet.
nauländischen Funde beispielsweise aus Auhof und Gusen Insgesamt liegen 14 Exemplare vor, die in vier Varianten
(c
gibt B. M. Szőke eine Datierung in das fortgeschrittene zu unterscheiden sind:
9. Jahrhundert an353, welche jedoch aufgrund der bereits 1. Ringe mit einfachem, D-förmigem Querschnitt
so oft erwähnten Datierungskorrektur von V. Tovor­ 2. Ringe mit D-förmigem Querschnitt und Mittelrippe
nik revidiert und in das 8. Jahrhundert vorverlegt wer­ 3. Mischform zwischen 1 und 2
den muss354. Funde aus dem karantanischen Bereich 4. D-förmig bis ovaler Querschnitt
werden von ­S. Eichert355, je nach Fundumständen, zwi­
schen dem späten 8. Jahrhundert – Ringe aus Baldrams­ Der ersten Variante sind die Ringe aus den Gräbern
dorf356, Längdorf357 und Villach Judendorf Süd358 – und 3/1906 (Tafel 4/3), 7/1959 (Tafel 11/8), 5/1960 (Tafel 16/4),
dem 10. Jahrhundert – Förk, Dreulach und Hermagor359 20/1960 (Tafel 22/4), 21/1960 (Tafel 23/5 und 6), 27/1960
– datiert, wobei der Schwerpunkt im 9. Jahrhundert zu (Tafel 28/3, sehr flacher, D-förmiger Querschnitt) und
sehen ist. Grab 31/1960 (Tafel 29/3) zuzurechnen. Der Variante 2
Die von J. Giesler vorgeschlagene Stellung der Bandfin­ entsprechen das Stück aus Grab 7/1960 (Tafel 17/2), hier
gerringe im Ostalpenraum in den Horizont Köttlach I eine sehr stark ausgeprägte Mittelrippe, und zwei Exemp­
muss ebenfalls korrigiert werden, da im Gräberfeld von lare aus dem nicht zuordenbaren Material von 1906 (Tafel
Krungl auch Vergesellschaftungen mit Vor-Köttlach Ty­ 6/3 und 5). Weitere drei Ringe aus den nicht einorden­
pen (beispielsweise halbmondförmige Pressblechfibeln) baren Funden können den Varianten 3 (Tafel 6/4 und 7)
vorkommen360. Möglicherweise noch vor der Mitte des und 4 (Tafel 6/6) zugeordnet werden.
10. Jahrhunderts treten in den arpadenzeitlichen Gräber­ Nach typochronologischen Gesichtspunkten ist diese
feldern im heutigen Ostösterreich Bandfingerringe auf. Gruppe der Fingerringe noch schwerer zu behandeln als
)
die Bandfingerringe, da sie separat betrachtet nicht wirk­
348 Tovornik 1983b, Taf. 12. lich Aufschluss über die Zeitstellung gibt. Im Kärntner
349 Breibert 2015, Taf. 4/6, 30/6.
350 Papp 1963, Taf. 9/20.
Fundmaterial ist nur ein aus dem Fundkontext datierbares
351 Čilinská 1975, 89. Stück bekannt, nämlich ein gegossener und geschlossener
352 Szőke 1992, 871.
353 Szőke 1992.
Ring aus Villach Judendorf Süd, Grab 22, welcher um 1000
354 Tovornik 1993; 1999. anzusetzen ist362. Aus den Gräbern 158 und 179 von Gusen
355 Eichert 2010, 95.
356 Eichert 2010, Taf. 5.
357 Eichert 2010, Taf. 25.
358 Eichert 2010, Taf. 34.
359 Eichert 2007, Taf. 21. 361 Obenaus 2006, 283-286.
360 Szőke 1992, 872; Eichert 2010, 95. 362 Eichert 2007, 143.

—  50  —
sind ebenfalls Exemplare bekannt363. Weiters stammen geschmuck oder Kleidungszierde, Gürtelbesatz, Haar­
Funde aus den Gräbern 37, 46 und 51 von Auhof364. schmuck u. ä. verwendet, wobei sie auf einen Unterstoff
J. Giesler stellt die offenen D-förmigen Fingerringe in aufgenäht waren367. In Kremsdorf lagen alle Perlenen­
den Horizont Köttlach I365. In arpadenzeitlichen Gräber­ sembles im Halsbereich der Bestatteten.
feldern Ostösterreichs ist mit dem Auftreten des Typs je­ Zu unterscheiden sind grundsätzlich echte Perlen, also
doch bis ins 12. Jahrhundert zu rechnen366. ­Naturprodukte aus Muscheln, und künstlich hergestell­
Die aus den Gräbern 5/1960 und 7/1960 stammenden te Perlen aus verschiedenen Materialen wie Glas, Mine­
Ringe sind aufgrund des Fundkontexts in das späte 8. Jahr­ ralien, Bernstein, Metallen oder Massen (wie Ton). Im
hundert zu setzen, was im Rahmen des Köttlach I Hori­ Englischen und Spanischen beispielsweise werden die­
zonts liegt. Die anderen Objekte können nur allgemein im se beiden ­ Gruppen durch verschiedene Termini diffe­
Rahmen des Gräberfeldes datiert werden. renziert: pearl bzw. perla bezeichnet das Naturprodukt
während eine künstliche Perle bead bzw. cuenta genannt
5.1.2.4. Einfache Drahtfingerringe wird. Im Deutschen fehlt diese sprachliche Unterschei­
In Grab 2/1959 (Tafel 11/3) wurde neben dem linken Ober­ dung368. Die in Kremsdorf vorliegenden Perlen sind alle
schenkel ein zu einem Ring gebogener rundstabiger Bunt­ als künstlich hergestellte Objekte zu bezeichnen und be­
metalldraht mit offenen Enden gefunden. Hier könnte stehen aus Glas oder Ton.
es sich um eine sehr einfache Art eines Fingerrings han­ Von der Forschung wurden Perlen lange außer Acht ge­
deln, die jedoch typochronologisch irrelevant ist. Auch der lassen, da ihnen einerseits wenig typochronologische Re­
(c
Drahtring aus Grab 7/1959 (Tafel 11/7) und ein Exemp­ levanz zugesprochen wurde, andererseits die genaue
lar des nicht zuordenbaren Materials von 1906 (Tafel 6/2) Auseinandersetzung mit diesem Material einen enormen
könnten als Fingerringe gedient haben. Ihre Lage im Grab Aufwand bedeutet369. Tatsächlich ist die einzelne Perle für
ist jedoch unbekannt. So ist eine Verwendung dieser rund­ Datierungsversuche eher ungeeignet, da manche Perlen­
stabigen Drahtringe mit offenen Enden als Kopfschmuck­ typen in Hinblick auf deren Erscheinungsbild über sehr
ring (z. B. Zopfhalter) ebenfalls denkbar. lange Zeiträume vorkommen. Dennoch ist es wichtig ­jedes
Die Datierung des Rings aus Grab 7/1959 kann nur all­ Exemplar genau zu untersuchen und zu beschreiben, um
gemein im Rahmen des Gräberfelds gegeben werden, da anschließend über die Analyse der Perlenkombinationen
sich im Grabinventar nur zwei weitere Bronzedrahtringe in verschiedenen Gräbern chronologische Aussagen tref­
in Kopfgegend und ein Fingerring mit D-förmigem Quer­ fen zu können370. In einem ersten Schritt wird in dieser
schnitt befanden. All diese Objekte sind jedoch von keiner Arbeit jeder Perlentyp separat beschrieben und anschlie­
besonderen Relevanz für typochronologische Analysen. ßend auf die Perlenkombinationen eingegangen.

5.1.3. Perlen 5.1.3.1. Einfachperlen


Vorkommen: Unverzierte einfarbige Einfachperlen liegen in Krems­
1 Frauengrab: 13/1959, 15/1960, 21/1960, 23/1960, 1/1978, dorf aus den Gräbern 13/1959 (Tafel 12/7), 14/1959 (Tafel
10/1987 14/2), 11/1960 (Tafel 18/4 und Tafel 36/1), 15/1960 (Tafel
1 Kindergrab: 14/1959, 2/1960, 11/1960,18/1960 20/2 und Tafel 39/3), 18/1960 (Tafel 21/1 und Tafel 38/1),
21/1960 (Tafel 23/2 und Tafel 39/3), 23/1960 (Tafel 25/2
)
Perlen stellen eine sehr häufig vertretene Fundgruppe in und Tafel 37/1) und 1/1978 (Tafel 32/7) vor.
den Inventaren frühmittelalterlicher Gräber dar und tre­ Mit einer Ausnahme, der gelben, transluziden, scheiben­
ten in diesen z. T. in großen Stückzahlen auf. Am häu­ förmigen Perle aus Grab 14/1959, die in Wickeltechnik her­
figsten wurden sie auf einem Faden aufgezogen und als gestellt ist, handelt es sich um gezogene Perlen, großteils in
Halsschmuck getragen, worauf die Lage in den Gräbern blauer Farbe (semitransluzid), aber auch Gelb, Weiß, Blau­
schließen lässt. Weiters wurden Perlen auch als Gehän­ grün und Schwarz (opak). Nur im Fall von Grab 1/1978

363 Tovornik 1983a, Taf. 27, 32. 367 Sasse – Theune 2003, 564; Siegmann 2002-2005, 851f.
364 Tovornik 1983b, Taf. 2, 4, 5. 368 Sasse – Theune 2003, 565.
365 Giesler 1980, 6. 369 Siegmann 2002–2005, 51f.
366 Obenaus 2006, 282. 370 Sasse – Theune 2003, 566; Callmer – Heck – Hoffmann 1997, 225.

—  51  —
kann nicht gesagt werden, ob es sich um gezogene oder dem Perlenensemble aus Grab 23/1960 (Tafel 25/2 und Ta­
gewickelte Perlen handelt. Das Glas ist in diesem Fall zu fel 37/1). Es handelt sich um eine blaue Polyederperle mit
­homogen und weist keine Bearbeitungsspuren auf. quaderartiger Grundform und insgesamt zwölf Flächen.
Alle gezogenen Perlen haben eine rundlich abgeflachte Ähnliche Exemplare stammen beispielsweise aus dem
Form und sind in etwa so hoch wie breit und kleiner als 1 Raum Sachsen379, Haithabu380, Groß Strömkendorf381 und
cm. Diese Perlengruppe ist sehr schwierig zu beurteilen, da der Oberpfalz382.
sie von der Völkerwanderungszeit über das Früh- bis ins Durch das Aufwickeln heißer Glasmasse wird ein Grund­
Hochmittelalter läuft und für sich betrachtet von keiner korpus erzeugt, der dann im noch warmen Zustand durch
typochronologischen ­Relevanz ist371. Plätten in die gewünschte Form gebracht wird383.
In Mitteleuropa sind solche Typen schon ab dem 3. Jahr­
5.1.3.2. Melonenperle hundert bekannt und treten besonders in provinzial­
Aus Grab 10/1987 stammt eine Melonenperle (Tafel 35/1) römischen Gräbern während des 4. Jahrhunderts auf384.
aus dunkelblauem, schwach transluzidem bis opakem Glas Zwar kommen Polyederperlen nicht in großen Mengen,
und gewickeltem Korpus, die dem Typ U29 nach Pöche dafür aber kontinuierlich auf nordeuropäischen und ost­
entspricht372. Diese Perlengruppe wird durch die typischen europäischen Frühmittelalterfundstellen vor385, wobei Per­
Längsrippen des Perlenkörpers, die während des Erkaltens len blauer Farbe dominieren. Die in Ribe gefundenen
der Glasmasse in den Korpus eingedrückt werden und an ­Polyederperlen datieren zwischen 725 und 760 n. Chr.386.
Melonengewächse erinnern, definiert. Je später im Ab­ Auch J. Callmer387 gibt für den Typus die erste Hälfte
(c
kühlungsprozess die Formung der Rippen geschieht, desto des 8. Jahrhunderts als Zeithorizont an. Dieser Zeitansatz
seichter werden sie373. stimmt mit den Funden aus Haithabu überein, wo Poly­
Seit der römischen Kaiserzeit sind Melonenperlen be­ ederperlen sowohl im 8. als auch im späten 9. und 10. Jahr­
kannt, auch solche aus Fayence374. Diese wurden am hundert auftreten, ­ jedoch an der Wende vom 8. zum
Ende der römischen Kaiserzeit häufig mit einfachen Glas­ 9. Jahrhundert fehlen388.
perlen kombiniert, bis im 6. Jahrhundert in Mitteleuro­
pa die eigenständige Produktion des Typs einsetzte375. Im 5.1.3.4. Mehrfachüberfangperlen (MÜP)
fränkisch-alamannischen Gebiet, z. B. in Kirchheim am In drei der Kremsdorfer Gräber sind MÜP in den Ket­
­Neckar376, verbreiten sich die Perlen schnell während des tenensembles vertreten. Mindestens 29 Stück stammen
7. Jahrhunderts und treten ab dem 8. Jahrhundert in Ost­ aus der Bestattung einer spätmaturen Frau, Grab 23/1960
europa, etwa in Klausenburg377, und Skandinavien auf. In (Tafel 25/2 und Tafel 37/1), mindestens 14 aus dem Kin­
Haithabu liegen gewickelte Melonenperlen aus dem 9. und dergrab 18/1960 (Tafel 21/1 und Tafel 38/1) und eine un­
10. Jahrhundert vor, während gezogene Exemplare erst ab bestimmte Anzahl aus Grab 13/1959 (Tafel 12/7), hier
Ende des 9. Jahrhunderts anzutreffen sind378. allerdings sehr stark fragmentiert. Aus diesen drei Gräbern
Da die Kremsdorfer Melonenperle aus einem Grab mit sind neben den erhaltenen Perlen zahlreiche zer­faserte
generell aussageschwachen Beigaben – fragmentierte Fragmente vorhanden, wodurch eine genaue Aussage die
Bronzeklammer, Buntmetalldrahtring, unverzierter Band­ Stückzahl betreffend nicht möglich ist. Eindeutig konnten
fingerring und Griffangelmesser – stammt, kann sie nur zwei, drei- und viergliedrige Perlen nachgewiesen werden,
allgemein im Rahmen des Gräberfeldes datiert werden. die in den Farben blau, gelb, weiß, blaugrün sowie farblos
)
vorkommen.
5.1.3.3. Polyederperle Die Herstellung von MÜP – auch Reihenperlen, Über­
Der einzige Vertreter dieser Perlengruppe stammt aus
379 Rempel 1966, Farbtaf. F/45.
380 Steppuhn 1998, 37f.
371 Eichert 2007, 152. 381 Pöche 2005, 50f.
372 Pöche 2005, 136, Taf.8/19. 382 Stroh 1954, Farbtafel/40.
373 Pöche 2005, 50. 383 Steppuhn 1998, 38.
374 Tempelmann-Mączyńska 1985, 39-45; Steppuhn 1998, 33. 384 Koch 1987, 321.
375 Neuffer-Müller 1983, 43. 385 Koch 1987, 37.
376 Neuffer-Müller 1983, Farbtaf. 2/159. 386 Pöche 2005, 51
377 Horedt 1986, 64, Abb. 28/19. 387 Callmer 1997, Taf. 15/B/3.
378 Steppuhn 1998, 33. 388 Pöche 2005, 51; Steppuhn 1998, 105.

—  52  —
fangperlen, folierte Segmentperlen, metal-foil beads, gold- R. Pöllath unterscheidet bei MÜP, die er als Perlen der
foil beads oder Stangenperlen genannt – erfordert ein Form F anspricht, zwischen drei Varianten – a: breitring­
gewisses Können, ist aber sicher einfacher als die von förmig, kaum getrennte Segmente; b: tönnchenförmig; c:
MAP. MÜP sind mehrschichtig aufgebaut. Mehrere Glas­ kugelig394.
schichten werden übereinander gelegt und dann durch Er­ Nur wenige der Kremsdorfer MÜP sind jedoch eindeu­
hitzen miteinander verbunden. Der Glaskern ist zumeist tig einer der drei Varianten zuordenbar, da die Segment­
aus Faserglas gearbeitet, welches qualitativ nicht sehr formen oft auch Mischungen zwischen zwei Varianten
hochwertig ist389. In manchen Fällen wurde zwischen die darstellen. Ein Vergleich mit der Formenunterteilung
Glasschichten noch eine Folie (z. B. aus Gold) gelegt, um nach J. Callmer395 erscheint daher sinnvoller. MÜP sind
einen metallenen Effekt der Perlenoberfläche zu erzielen. bei ihm unter der Perlengruppe E a zusammengefasst und
Nicht zu verwechseln sind MÜP mit Mehrfachhohlper­ dann weiter unterteilt nach Farben und Form396. Hier sind
len. MÜP sind gezogenen Perlen und an sich nicht hohl, die Kremsdorfer Perlen den Varianten E 060 (T 7, 12, 19, 20,
wie etwa Pöllath meint390. Durch die schlechte Qualität 22, 29), 030 (T 09), E001 (T1),002 (T 1) und E 120 (O) zu­
des Faserglaskernes, der häufig ausgebrochen ist, erschei­ zuweisen. E 060 und E 120 kommen in der Callmer’schen
nen fragmentierte Perlen jedoch als hohl, da nur mehr die Perlenchronologie vor allem in den Chronologiestufen
äußere Glasschicht erhalten ist. Nicht jede goldfarbene BP I (790–820 n. Chr.), BP II (820–845 n. Chr.) und BP III
MÜP muss aber unbedingt Goldfolie enthalten. Durch (845–860 n. Chr.) vor, wobei E 120, blaugrüne MÜP mit
das Überfangen eines weißen Glaskorpus mit gelbem Silberfolie, besonders häufig in der Anfangsperiode anzu­
(c
Glas und untergelegter Silberfolie entsteht ebenfalls ein treffen ist, gestreut aber auch bis BP VIII (915–950 n. Chr.)
goldener Eindruck. Dieser kann aber auch durch das Ein­ vorkommt397. Die übrigen für Kremsdorf relevanten Vari­
färben von Glas mit Eisen erzielt werden391. Die Klärung anten treten nach J. Callmer erst ab BP IV (830–855 n.
der Frage, wie viele der Kremsdorfer MÜP eine Folie be­ Chr.) auf398, also relativ spät.
sitzen, würde genaue mikroskopische Untersuchungen er­ Auch P. Steppuhn sieht das Aufkommen von MÜP um
fordern. Im Fall einer weißen, dreigliedrigen MÜP ist eine 800 n. Chr. und argumentiert dies v.a. durch das häufige
Metallfolie belegbar, bei den übrigen Stücken muss diese ­gemeinsame Auftreten von MÜP und MAP399. Die Lauf­
Frage vorerst offen bleiben. Bei dem blauen Glasröhrchen zeit gibt er bis in das 11. Jahrhundert an. MÜP aus den
aus Grab 1960/2 dürfte es sich um einen noch unbehandel­ Gräbern 290 und 259 von Paderborn lassen jedoch eine
ten Rohling zur MÜP-Herstellung handeln. Datierung ab dem letzten Drittel des 8. Jahrhunderts zu400.
Der aus verschiedenen Schichten bestehende Glaskorpus Auch Z. Čilinská setzt MÜP, allerdings im awarischen
der MÜP wird im weiteren Herstellungsprozess in die Zusammenhang, in das fortgeschrittene 8. Jahrhundert401.
Länge gezogen, wodurch ein Stäbchen mit faseriger Längs­ Im sächsischen Gräberfeld von Liebenau können MÜP ab
struktur entsteht. Im noch weichen, heißen Zustand wird der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts nachgewiesen wer­
der Korpus durch Einzwicken mit einer Zange segmen­ den, wobei in der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts eine
tiert. Durch Eintauchen des bereits erkalteten Stäbchens Häufung vorliegt402. Tendenziell besitzen ältere MÜP
in heiße Glasmasse und das gezielte Abtropfen selbiger ­einen kleineren Durchmesser als MÜP des 9. Jahrhun­
kann ebenfalls eine Gliederung erzielt werden. Eine wei­ derts. Ab der Jahrhundertwende kann eine Zunahme des
tere Möglichkeit, das Stäbchen zu unterteilen, besteht dar­ Durchmessers erfasst werden.
)
in, es im noch weichen Zustand in einem Model zu rollen Da in Kremsdorf sowohl MÜP mit kleinem und groß­
und so die gewünschten Segmente zu erhalten392. Entspre­ em Durchmesser im selben Ensemble vorkommen, die
chende Model sind aus Ägypten bekannt, allerdings deut­ ­Lebensdauer dieser Perlen als funktionsfähiges Zier­
lich älter als der hier behandelte Zeitraum393. Die Form der
394 Pöllath 2002, Abb. 2.
Segmente kann unterschiedlich sein. 395 Callmer 1977.
396 Callmer 1977, 88f., Taf. 15-16.
397 Callmer 1977, 77, 88f., Taf. 16/26-31.
389 Steppuhn 1998, 40. 398 Callmer 1977, 89.
390 Pöllath 2002, 144. 399 Steppuhn 1998, 41.
391 Jönsson – Hunner 1995, 115. 400 Pöllath 2002, 145.
392 Jönsson – Hunner 1995, Fig. 2, 3. 401 Čilinská 1975, 87, Abb. 12.
393 Pöche 2005, 53. 402 Pöche 2005, 56.

—  53  —
element aufgrund des faserigen Glaskerns aber nicht mit eingedrücktem Fadenloch vor418. Diese Exemplare
­allzu lange sein dürfte, kann für die Kremsdorfer MÜP weisen zwar nicht auf eine lokale Produktion hin, geben
eine Niederlegung um 800 bzw. in der zweiten Hälfte des aber Einblick in die Verhandlungsweise der MÜP. Ver­
8. Jahrhunderts angenommen werden. mutlich wurden sie in großen Mengen in (außereuropä­
Diese Datierung lässt sich auch gut mit denen von anderen ischen) Werkstätten hergestellt und in loser Form nach
MÜP im angrenzenden Gebiet vergleichen. Im awarischen Europa verfrachtet, wo sie erst vor Ort auf den Handels­
Raum treten MÜP ab der Spätzeit auf, z. B. im Grab 82 B plätzen und Märkten von den Händlern zu Ketten zusam­
von Leobersdorf403 oder in Zillingtal404. Die Funde von mengestellt wurden, wobei nicht nutzbare Fabrikate erst
Sieghartskirchen werden an das Ende des 8. Jahrhunderts auffielen und aussortiert wurden. Fehlfabrikate können
gesetzt405. Im Grab 20 von Hohenberg datieren die MÜP demzufolge auf erste Verkaufsstationen hinweisen. Das
in das dritte Viertel des 8. Jahrhunderts406, ähnlich wie die Vorkommen von Halb- und Fehlfabrikaten, z. B. in Haitha­
donauländischen Funde aus Gusen, Grab 77 und 157B407 bu in Zusammenhang mit Glasabfällen und in der Nähe
sowie Auhof Grab 36, 58, 73, 75, 78, 81, 107 und 114408, die von Glashütten weist allerdings durchaus auf eine lokale
von V. Tovornik in das späte 8. Jahrhundert gestellt Produktion an diesen Fundstätten hin419.
werden409. Die Kärntner MÜP-Funde, beispielsweise aus Die Kremsdorfer MÜP können wohl als (sekundärer?)
Grab 3 aus Gödersdorf, Grab 1941/3 von Puppitsch Ober­ Import aus dem Westen bzw. dem fränkischen Bereich ge­
mühlbach oder Grab 1 von Reipersdorf 2 datieren zwi­ deutet werden420.
schen dem späten 7. und dem frühen 9. Jahrhundert410.
(c
Grab 66 und 87 von Pottenbrunn bewegen sich zwischen 5.1.3.5. Hohlperlen
Anfang 8. und spätem 8. Jahrhundert. Hohlperlen zeichnen sich durch eine dünne Wand­
Generell ist das Verbreitungsgebiet von MÜP sehr weit­ stärke und ein besonderes Herstellungsverfahren aus.
läufig. Sie kommen von Skandinavien, Norddeutschland, ­Horizontale Linien im Perlenkörper lassen vermuten, dass
z. B. Dunum411, über Mitteleuropa, z. B. Erfurt412 oder der erste Schritt bei der Produktion von Hohlperlen das
Thurnau-Alladorf413, bis nach Südeuropa und hinein in Ausziehen der zu verarbeitenden Glasmasse ist. Anschlie­
den Osten vor414. In Europa werden MÜP als Importware ßend wird über das Einblasen von Luft in das Fadenloch
angesehen. P. Steppuhn geht aufgrund des häufigen Auf­ mittels einer Glasmacherpfeife ein Hohlraum erzeugt,
tretens gemeinsam mit MAP von der Herstellung im sy­ der die Oberfläche des Korpus stark vergrößert und zu
risch-ägyptischen Raum aus415, während J. Callmer das der ­dünnen Wandstärke führt, welche die Perlen jedoch
Zentrum in der byzantinischen Welt sieht und eine Pro­ sehr fragil macht, sodass sie oft nur fragmentarisch erhal­
duktionskontinuität in diesem Gebiet von der römischen ten sind421.
Kaiserzeit bis ins Frühmittelalter in Erwägung zieht416. Bei den Kremsdorfer Hohlperlen sind jedoch einige der
Über eine Ost- und Westroute wurden die Perlen schließ­ Exemplare komplett erhalten geblieben. Insgesamt lie­
lich nach Europa verhandelt417. gen zehn Hohlperlen im Fundmaterial vor, fünf davon aus
Im norddeutschen Groß Strömkendorf liegen, wie auch dem Frauengrab 15/1960 (Tafel 20/2 und Tafel 39/3), drei
in vielen anderen Fundplätzen, gebrauchsunfähige MÜP aus dem Kindergrab 11/1960 (Tafel 18/4 und Tafel 36/1)
und zwei aus Grab 18/1960 (Tafel 21/1 und 38/1), eben­
falls die Bestattung eines Kindes. Alle zehn Perlen besit­
)
403 Daim 1986, Taf. 87.
404 Pleyer 2005, 70, Taf. 5/130-131.
zen ­einen olivenförmigen Körper aus transluzidem Glas,
405 Szameit 1992b, 818 f. Taf. 4/2-3. ­gehören jedoch drei verschiedenen Varianten an – (1)
406 Nowotny 2005, 122, Taf. 10.
407 Tovornik 1983a, Taf. 5, 26.
einfache Hohlperlen; (2) einfache Hohlperlen mit Be­
408 Tovornik 1983b, Taf. 5, 26, 36, 37/1-2, 38/1-2, 39, 40/1. schichtung an der Innenseite, die dem Typ D 57 nach A.
409 Tovornik 1993, 274; 199, 4.
410 Eichert 2010, Taf. 16, 27.
Pöche422 bzw. Typ D a nach J. Callmer423 bzw. Form
411 Theune 2008.
412 Rempel 1987, Taf. 38. 418 Pöche 2005, 54.
413 Pöllath 2002, Taf. 52. 419 Pöche 2005, 56; Steppuhn 1998, 41.
414 Pöllath 2002, 145. 420 Szameit 1992b, 818f.
415 Steppuhn 1998, 41. 421 Pöche 2005, 41, 56.
416 Callmer 1977, 98. 422 Pöche 2005, 142 f., Taf. 9/10.
417 Pöche 2005, 56. 423 Callmer 1977, 88.

—  54  —
D nach R. ­Pöllath424 entsprechen; und (3) mehrglied­ einzelnen Perlensegmente dürfte der von Mehrfachperlen
rige Hohlperlen. entsprechen.
Der ersten Variante gehören eine Perle gelblich brauner In Haithabu kommen Hohlperlen in großer Menge vor und
Färbung aus Grab 15/1960 und zwei aus Grab 11/1960 an, werden in Nordeuropa in die erste Hälfte des 9. Jahrhun­
eine ebenfalls gelblich braun und eine aus farblosem Glas. derts gestellt, wobei Pöche ein Auftreten ab der zweiten
Die übrigen Perlen aus diesen beiden Gräbern sind der Hälfte des 8. Jahrhunderts für möglich hält430 und Stepp­
Variante 2 zuzurechnen, mit Ausnahme eines farblosen uhn sie im Kontext mit dem Mosaikaugenperlenhori­
Exemplars aus Grab 15/1960, welches der Variante 3 an­ zont sieht und von einer lokalen Produktion ausgeht431. Im
gehört und mindestens zweigliedrig war. Es ist jedoch nur restlichen Skandinavien sind Hohlperlen eher selten und
mehr ein Segment erhalten. wenn, dann eher durch blaue Exemplare vertreten432.
Die Variante 2-Perlen sind, bis auf eine farblose aus Grab Der Ursprung dieser Perlengruppe dürfte im Donauraum
15/1960, alle von gelblich brauner Färbung. Durch die An­ in der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts liegen433, wo sie
bringung von Farbe bzw. Metallfolie an der Innenseite der in mährischen Gräberfeldern des 8. Jahrhunderts bereits
Perlen, von der heute nur mehr Reste erhalten sind, ent­ auftauchen434. Callmer sieht das ursprüngliche Ent­
stand bei den bräunlich gelben Perlen der Eindruck von wicklungszentrum jedoch, wie auch bei den MAP, im ori­
goldener Farbe425. P. Steppuhn meint, dass nur farblose entalischen Raum435.
und blaue Perlen mit Silberfolie hinterlegt waren, bräun­ Auch die Hohlperle aus Grabhügel 11/b von Wimm kann
lich gelbe jedoch mit Goldfolie426. Pöche entgegnet aber, in die zweite Hälfte des 8. Jahrhunderts gestellt werden436,
(c
dass der Goldeffekt durch Silberfolie ebenso erzielt werden genauso wie die Exemplare aus den Gräbern 58 und 78
kann, womit die Verwendung von Goldfolie, die eher einen von Auhof437. Weiters kommen Hohlperlen in Uherske
gedämpften Farbeindruck erzeugt, eine Verschwendung Hradiste – Stare Mesto, Skalica, Pottenbrunn, Grab 38,
wertvollen Materials darstelle427. Es muss jedoch darauf 39, 46 und 47 und Wieselburg-Land-Mühling, Grab 26
hingewiesen werden, dass es sich bei den vermeintlichen vor438.
Farb- und Folienresten auch um lagerungsbedingte Kor­
rosionserscheinungen handeln könnte.428 Klärung würde 5.1.3.6. Mosaikaugenperlen (MAP)
hier allerdings nur eine mikroskopische oder ­ chemische Mosaikaugenperlen sind als Untergruppe der Millefiori­
Analyse erbringen. perlen zu betrachten, einer Perlenart, deren Herstellung
Auf welche Art die Folie in das Perleninnere gebracht wur­ äußerst schwierig ist und spezielle Kenntnisse zu Rohglas,
de ist noch nicht eindeutig geklärt. Steppuhn geht vom Färbung, Schmelzvorgang und Verarbeitungstechnik er­
Einblasen der Folie in das Perleninnere aus, ein Verfahren, fordert, jedoch viele Gestaltungsvarianten ermöglicht.
das großes Können voraussetzt429. R. Andraes über vierzig Jahre alte Arbeit zur Typologie
Bei den zwei Perlen aus Grab 18/1960 handelt es sich um der MAP stellt eine zum Teil immer noch gültige Basis für
Perlen der Variante 3. Beide Stücke sind jedoch nur frag­ die Arbeit mit dieser Fundkategorie dar439. Durch die Auf­
mentarisch erhalten, wodurch die Anzahl der Perlen­ nahme eines Großteils der bis 1973 bekannten MAP in Eu­
segmente offen bleiben muss. Beide Perlen verfügen über ropa erstellte Andrae einen numerischen Schlüssel, der
ein intaktes Glied und Reste eines zweiten. An beiden die Perlen nach formalen Gesichtspunkten beschreibt und
Exemplaren sind die durch das Ausziehen entstandenen nach Bedarf auch erweitert werden kann. Hierbei gliedert
)
Horizontallinien sehr gut sichtbar, wobei die eine Perle Andrae MAP in 16 Typen und 71 Varianten, die alle
gelblich braun, die andere farblos ist. Die Herstellung der die Augenzier gemeinsam haben, sich aber durch die Art

430 Pöche 1998, 39.


431 Steppuhn 1998, 40.
424 Pöllath 2002, 143 f., Abb. 12. 432 Callmer 1977, 88.
425 Pöche 2005, 56. 433 Steppuhn 1998, 40.
426 Steppuhn 1998 39. 434 Chropovský 1983, 147.
427 Pöche 2005, 56, Anm. 425. 435 Callmer 1991, 27, Fig. 4.
428 Mündliche Auskunft von Univ.-Prof. Dr. Claudia Theune-Vogt, 436 Breibert 2002, Taf. 28/6.
Institut für Urgeschichte und Historische Archäologie der Universität 437 Tovornik 1983b, Taf. 37/2, 37/2.
Wien, Oktober 2007. 438 Pöllath 2002, 144.
429 Steppuhn 1998, 39. 439 Andrae 1973.

—  55  —
der Augen, Verzierungsanordnung, Farbenspektrum und und 57, Kallmünz, Sieghartskirchen, Stare Mesto, Grab
Form der Perlen unterscheiden440. 77/51, Saltowo, Katakombe VII und Groß Strömkendorf
Zu diesem Perlentyp gehörige Exemplare liegen in Krems­ und entspricht dem Typ M1 nach Pöche447.
dorf aus den Frauengräbern 15/1960 (Tafel 20/2 und Tafel Vertreter der Variante 0421 sind bei R. Andrae nicht
39/3) und 1/1978 (Tafel 32/7), in beiden Fällen als Bestand­ angeführt, die sehr ähnliche Variante 0420 ist jedoch
teil einer Perlenkette, vor. In Grab 15/1960 (Tafel 20/2) aus Allerdorf, Grab 3, Matzhausen, Grab 27, Stare Me­
handelt es sich um eine MAP des Typs 07, Variante 0771441. sto, Grab 167/51, und Werchne Saltowo, Katakombe VII
Auf einer zylindrischen Perle aus blauem, opakem Glas bekannt448.
sind auf einem um die Mitte des Korpus laufenden wei­ Durch ihre speziellen Muster, die an Augen erinnern,
ßen Band mehrere Augen angebracht, deren Mittelpunkt ­heben sich die MAP – früher auch Sonnen- oder Strah­
ein rotes Viereck ist, um das sich abwechselnd weiße und lenperlen genannt – von anderen Millefioritypen, wie den
grüne Vierecke gruppieren, sodass der Eindruck eines wei­ Blättchenmillefioriperlen oder Fischgrätmillefioriperlen,
ßen Kreuzes mit grünen Zwickeln entsteht. Dieses Mus­ deutlich ab.
ter ist wiederum auf einem gelben und einem roten Ring Die zwei dominanten Farben, aus denen der Perlenkorpus
angebracht und entspricht dem Augenmuster 07 bei An­ besteht, sind zumeist grün (MAP-Typen 01-06449) und
drae442. Rechts und links des Augenbandes verläuft ein blau (MAP-Typen 07-15450), weshalb die Perlen zuerst
Streifenmuster (weiß-rot-blau-rot-weiß), welches jedoch grob in diese beiden Farbgruppen unterteilt werden kön­
nicht bei Andrae beschrieben ist. nen. Die Perle aus Grab 15/1960 ist demzufolge in die blaue
(c
Gleich sieben MAP sind aus Grab 1/1978 erhalten (Ta­ Gruppe, die MAP aus Grab 1/1978 in die grüne Gruppe
fel 32/7). Fünf davon gehören dem Typ 01, Variante 0121 einzuordnen. Relativchronologisch dürfte die Gruppe der
an443, die übrigen zwei sind dem Typ 04, Variante 0421 blauen MAP älter sein als die grüne Gruppe451.
zuzurechnen444. Alle Perlen haben einen dunkel- bis hell­ Prinzipiell werden bei der Herstellung von Millefioriglas
grün gestreiften, olivenförmigen Korpus gemeinsam, auf verschiedenfarbige Glasstäbe so zusammengelegt, dass der
dem je ein Augenpaar angebracht ist. R. Andrae defi­ Querschnitt ein Muster (z. B. Augen, Blüten, …) ergibt.
niert seine Form 21 als olivenförmig mit mehreren Augen Die Glasbündel werden miteinander verschmolzen, was
des gleichen Typs445. Die Beispieltafel in seinem Beitrag großes Können und Wissen voraussetzt, da die verschie­
zeigt jedoch ein Schema einer olivenförmigen Perle mit denen Gläser ungefähr den gleichen Schmelzpunkt haben
vielen Augen, die direkt aneinander grenzen. Korrekter müssen, um sich optimal miteinander verbinden zu kön­
Weise müssten die zu behandelnden MAP aufgrund der nen, ohne sich gegenseitig zu überfärben. Anschließend
schriftlichen Definition Andraes also zu Form 21 gehö­ werden von verschiedenen dieser „Musterstäbe“ Stück­
ren, wobei er möglicherweise nur zwei, sich nicht berüh­ chen abgeschnitten und schließlich zu einer Perle zusam­
rende Augen zur Form 20 rechnet. mengefügt oder auf einen Glaskorpus aufgeschmolzen452.
Bei der Variante 0121 ist das Auge kreisförmig aufgebaut Pöche meint jedoch, dass bei den gestreiften Korpus­
(von innen nach außen: blau-weiß-rot-gelb), während bei konstruktionen, wie im Fall von Variante 0120, keine dun­
der Variante 0421 um einen viereckigen, blauen Mittel­ kel- und hellgrünen Stäbchen aneinander geschmolzen
punkt rote und weiße Vierecke (Kreuz) angebracht sind, wurden, sondern dass in lichtes grünes Glas gelbe Stäb­
die auf einem gelben Kreis aufliegen. chen eingebettet wurden, wodurch die Streifen entstan­
)
MAP der Variante 0121 kommen u. a. in Birka, Grab 863, den453. Auffallend ist hierbei, dass besonders bei MAP die
Bezded, Grab 2B, Haithabu, Köpke, Grab 1, Tominkow Zusammensetzung der Stäbe relativ grob ist. Bei Blättchen­
und Saltowo vor446. Die verwandte Form 0120 findet sich millefioriperlen ist eine Trennungslinie der unterschied­
z. B. in Birka, Grab 967, Dmitrowsk, Katakombe 23, 45, 46 lichen Farben kaum zu sehen, was auf unterschiedliche

440 Andrae 1973, 109, Taf. 1. 447 Pöche 2005, 59.


441 Andrae 1973, Taf. 5/0771. 448 Andrae 1973, 179. Liste 5/b.
442 Andrae 1973, 110, Taf. 1/07. 449 Andrae 1973, 118.
443 Andrae 1973, Taf. 4/0120. 450 Andrae 1973, 118.
444 Andrae 1973, Taf. 4/0420. 451 Andrae 1973, 120.
445 Andrae 1973, 116. 452 Sasse – Theune 2003, 570.
446 Andrae 1973, 179. 453 Pöche 2005, 59f.

—  56  —
Techniken und Werkstätten hinweist. Die Spezialisierung portgut zu betrachten, welches über Zwischenhandel mit
dieser Technik und ihre Anwendung zur Erzeugung eines Byzanz bis Mittel- und Nordeuropa kam464.
bestimmten Musters stuft R. Andrae so hoch ein, dass er Die Möglichkeit einer einzigen Werkstätte mit MAP-Er­
MAP als Produkte einer einzigen Werkstätte ansieht, de­ zeugung ist jedoch abzulehnen. Bedenkt man, dass nur ein
ren Herstellungszeit stark begrenzt sein dürfte. Durch die geringer Bruchteil der einst im Umlauf gewesenen MAP
Komplexität der Herstellung hält er Nachahmungen für bisher gefunden wurde, ist es unwahrscheinlich, dass die
unwahrscheinlich454. schätzungsweise sehr hohe Anzahl der MAP nur von ei­
Das Verbreitungsgebiet der MAP ist jedoch sehr weit­ ner einzigen Werk­stätte produziert wurde465. Weiters sind
läufig. Westlich wird das Gebiet durch eine irische Fund­ mittlerweile auch in Nordeuropa Glashütten bekannt,
stelle, Lagore Crannog, Dunshaughlin, County Meath455, in denen Millefioriproduktion belegt werden konnte, so
begrenzt, während im Osten auch am kaspischen Meer in z. B. in Århus, Dänemark, und Ribe, wo bislang die auf­
Kamunta, Südrussland, MAP bekannt sind456. Die nörd­ wendigste Glasverarbeitung für Nordeuropa nachgewie­
lichsten MAP stammen aus Norwegen (Longva, Haram, sen wurde und Millefioriproduktion fassbar ist466. Die
Möre), während sie südlich bis Oberägypten (Akhmin- dänischen Glashütten datieren etwa in die Mitte des
Panopolis) vorkommen457. 8. Jahrhunderts467.
Die Typen 01 und 07, die auch in Kremsdorf vorkom­ Bei der Datierung der MAP beruft sich R. Andrae
men, sind innerhalb des beschriebenen Gebiets sehr weit u. a. auf münzdatierende Fundkomplexe mit grün-blau­
verbreitet. en MAP-Kombinationen, die eine Zeitstellung um 800
(c
MAP 0120 ist in allen Regionen des Verbreitungsgebietes nahe ­ legen468, wie etwa Münzen des späten 8. Jahrhun­
bekannt458, während MAP 0420 vorwiegend in Mittel­ derts aus dem Grab von Tuna, Schweden, oder dem Ka­
europa anzutreffen ist459. MAP 0771 kommt, wie MAP takombengrab IV F von Werchne Saltowo, Russland, wo
0120, in der gesamten Fundlandschaft mit Ausnahme ein TPQ mit 785 n. Chr. gegeben ist. Diese Annahme wird
Mitteldeutschlands vor460. Auch im nahe dem Kremsdor­ von E. Szameit unterstützt469. Er merkt jedoch an, dass
fer Gräberfeld gelegenen Krungl liegt aus Grab 240 eine es sich bei den münzdatierten Gräbern nicht zwingend
MAP 0771 vor461, ebenso im Grab 110 von Anderten, Grab um das älteste Vorkommen von MAP handeln muss. Er
4 von Bojkovice und Grab 408 von Dunum. setzt die Datierung der MAP mit dem Beginn des Tas­
Das Zentrum der MAP-Produktion sieht R. Andrae im silokelchstils, also um die Mitte des 8. Jahrhunderts, an.
ägyptisch-syrischen Raum462, welcher das Ursprungsge­ Da es sich bei den Funden aus Saltowo und Tuna um Per­
biet der Millefioritechnik ist, d. h. das notwenige Wissen len mit blauen und grünen MAP handelt, die blaue Grup­
zur Millefiorierzeugung war gegeben. Durch regen Han­ pe laut R. Andrae jedoch relativ älter ist und folglich die
del zwischen Europa und dem Osten im 8. Jahrhundert, münzdatierten Funde bereits aus einer fortgeschrittenen
der sowohl archäologisch als auch historisch nachgewie­ Periode der MAP-Benutzung stammen470, erscheint der
sen werden kann, wäre ein Import von MAP aus dem Vorschlag Szameits plausibel. Anzumerken ist jedoch,
­Osten denkbar, vor allem weil MAP hier früher auftreten dass in jüngerer Vergangenheit R. Andraes Relativchro­
als im europäischen Raum. Weiter argumentiert R. An­ nologie ­immer wieder kritisiert wurde. So ist laut Pöche
drae, dass das Vorkommen von Millefioriperlen in Eu­ aufgrund neuer MAP-Funde aus Norddeutschland471, so­
ropa gleichzeitig mit dem Abflauen der politischen und wohl der blauen als auch der grünen Gruppe, die ältere
)
wirtschaftlichen Verbindungen zum Orient endet463. Die­ Stellung der ­ blauen Gruppe nicht mehr unbedingt halt­
ser These zufolge sind MAP also als orientalisches Im­ bar472. Als Ende der MAP-Zeit sieht R. Andrae spätes­
464 Callmer 1995, Fig. 2; 1997, 199.
454 Andrae 1973, 105, 109f. 465 Mündliche Auskunft von Univ. Prof. Dr. Claudia Theune-Vogt,
455 Andrae 1973, 172. ­Institut für Ur- und Frühgeschichte der Universität Wien, am 23. 10.
456 Andrae 1973, 171. 2007.
457 Andrae 1973, 118, 66, 171f. 466 Steppuhn 1998, 108.
458 Andrae 1973, Karte 6. 467 Heck – Matthes – Theune 2004, 119f.
459 Andrae 1973, Karte 11. 468 Andrae 1973, 155.
460 Andrae 1973, Karte 17. 469 Szameit 1990a, 112.
461 Breibert 2015, Abb. 50. 470 Andrae 1973, 155.
462 Andrae 1973, 158. 471 Pöche 2005, 61, Abb. 30.
463 Andrae 1973, 158-165. 472 Ebenso Szameit 1990, 112.

—  57  —
tens das Ende des ersten Drittels des 9. Jahrhunderts. ihre Funktion beim Spinnen erfüllen zu ­ können, sodass
Szőke ist hingegen der Ansicht, MAP seien erst nach den bei kleinen bzw. leichten wirtelartigen Exemplaren eine
fränkisch-awarischen Kriegen durch den verstärkten west­ praktische Funktion unwahrscheinlich ist. Die Differen­
lichen Einfluss in den (Ost-)Alpenraum gekommen und zierung zwischen Perle und Wirtel auf Basis von Maßen
könnten demzufolge frühestens nach der Jahrhundertwen­ und Gewicht ist jedoch nicht immer einfach. B. Sasse und
de datiert werden473. Diese Annahme ist jedoch aufgrund C. Theune sehen u. a. die Größe als ausschlaggebendes
des Vorkommens von MAP beispielsweise in Auhof abzu­ Merkmal, überschreitet der Durchmesser 5 cm ist jeden­
lehnen. Szameit geht von baierisch-awarischen Handels­ falls von einem Wirtel zu sprechen, ungeachtet der Funk­
beziehungen aus und sieht in den MAP von Kremsdorf tion481. Größere Perlen mit symmetrischem Aufbau und
und Auhof Vertreter dieses Perlentyps, die in die zweite zentralem Loch können auch durchaus als Schwungge­
Hälfte des 8. Jahrhunderts zu datieren sind474. wicht beim Spinnen verwendet worden sein482.
Aus Rohrbach liegt ein Objekt vor, welches der Krems­
5.1.3.7. Wirtelperle – Spinnwirtel dorfer Perle sehr ähnlich ist: doppelkonisch, gerippt, Dm.
Aus dem Grab 13/1959 (Tafel 12/6) stammt ein aus Ton 2,4 cm, jedoch aus Speckstein gefertigt483. Allerdings ­fehlen
­geformtes Objekt mit doppelkonischer Form und ­Rippung. hier nähere Angaben zu den Fundumständen.
Szőke475 und auch Tovornik476 beschreiben die Perle Die Funktion dieser Fundgruppe ist also nicht immer leicht
als Spinnwirtel und rechnen sie somit als Gebrauchsgegen­ zu bestimmen und wurde sicher öfters falsch definiert.
stand. Lage und Größe des Objekts lassen aber auch eine Die bikonischen Spinnwirtel bzw. Wirtelperlen tauchen
(c
Deutung als Schmuckgegenstand zu. Das Exemplar befand vornehmlich in awarischen Gräberfeldern ab der Mittel­
sich direkt an der linken Mandibulaseite, nahe ­einigen in awarenzeit auf, haben ihren Schwerpunkt in Spätawa­
Trageposition befindlichen Glasperlen. risch I und finden sich auch noch in Körpergräbern um
Im Gräberfeld von Auhof befanden sich die von Tovor­ 800484. Aus westlichen Fundverbänden sind sie eher sel­
nik als Spinnwirtel angesprochenen Exemplare hingegen ten bekannt. Siegmann schreibt den als Perlen inter­
im Bereich des Beinskeletts, wobei das Stück aus Grab 58 pretierten Wirteln Amulettcharakter zu, geht aber nicht
zwischen den Oberschenkeln lag477, d. h. auch hier even­ näher darauf ein485.
tuell eine Schmuckfunktion als Gehängeperle in Frage Jedenfalls scheint das Wirtelobjekt von Kremsdorf Ähn­
kommt. In den sächsischen Gräberfeldern von Liebenau lichkeiten mit östlichen Vergleichsexemplaren zu haben.
und Dörverden weisen alle als Spinnwirtel identifizierten Die genaue Datierung muss über die übrigen Grabbei­
Objekte aus Gräbern, mit einer Ausnahme, einen größe­ gaben erfolgen, eine Stellung im 8. Jahrhundert ist jedoch
ren Durchmesser auf als das Kremsdorfer Exemplar. Der wahrscheinlich.
Großteil der Wirtel besitzt hier eine Größe zwischen 3,2
und 4,1 cm, was deutlich über den Maßen des Kremsdor­ 5.1.3.8. Perlenkombinationen
fer Stücks liegt. Mit einem Durchmesser von nur 2,6 cm Um Perlen als datierungsrelevantes Material am besten
und der gegebenen Fundsituation wäre also die Anspra­ nützen zu können, ist vor allem die Auseinandersetzung
che als Perle in diesem Fall ebenso vertretbar wie die als mit der Typenkombination, also mit dem Perlen­ensemble
Spinnwirtel478. Ebenso von Szőke als Spinnwirtel an­ notwendig. Hierbei ist die Betrachtung der Kombina­
gesprochen479 wurde die Tonperle aus Grab 21 von Ho­ tionsart von großer Bedeutung, da sie Aufschluss über
)
henberg, diese weist jedoch einen Durchmesser von nur die Verwendungsdauer einer Kette geben kann. Bei der
1,15 cm auf480. ­Zusammenstellung eines Perlenensembles direkt in der
Spinnwirtel benötigen ein ausreichendes ­ Gewicht, um Produktionsstätte bzw. vom vertreibenden Händler und
deren Niederlegung im Grab ohne Veränderung an der
473 Szőke 1992, 877. originalen Reihenfolge der einzelnen Perlen, spricht man
474 Szameit 1990, 113.
475 Szőke 1992, 885. von einer Musterkombination. Zu beachten ist allerdings
476 Tovornik: unveröffentlichte Aufzeichnungen zu Kremsdorf im OÖ
Landesmuseum. 481 Sasse – Theune 2003, 565.
477 Tovornik 1983b, 66, Taf. 6. 482 Siegmann 2002-2005, 878.
478 Siegmann 2002-2005, Abb. 353. 483 Friesinger 1977, 6, Taf. 6/7.
479 Szőke 1992, 885. 484 Tovornik 1983a, 89; Distelberger 2004, 18, Abb. 22.
480 Nowotony 2005, 79, Taf. 11/1. 485 Siegmann 2002-2005, 877.

—  58  —
der eventuelle Verlust einiger Perlen während der Trage­ Alle anderen Perlenketten des Gräberfelds zeichnen sich
zeit. In diesem Fall kann man von einer relativ kurzen Tra­ durch Einfachperlen und MÜP sehr ähnlicher Qualität
gezeit ausgehen, die den Datierungszeitraum einschränkt. aus (Kombinationsgruppe 2). Weiters kommen in den
Werden dieser Musterkombination einzelne Perlen hin­ Ensembles Hohlperlen, auch solche mit mehreren Seg­
zugefügt, meist von der Trägerin respektive dem Träger menten, vor. Zwei Besonderheiten stellen die Kette aus
selbst, ohne jedoch die ursprüngliche Zusammensetzung Grab 15/1960 mit einer blauen MAP und die aus Grab
grundlegend zu verändern, so liegt eine ergänzte Muster­ 18/1960 mit MÜP und Hohlperlen dar. Die Ketten wei­
kombination vor486. Perlen verschiedener Herkunft, die sen Perlentypen auf, die sich in der Kombinationsgruppe
ohne Musterzusammenhang zu einer Kette zusammen­ 2 von Dunum489 sowie in den Ensembles von Pitten, Grab
gefügt werden, also eine Eigenkreation der Trägerin bzw. 54490, Gusen491 und Auhof492 wiederfinden.
des Trägers anzunehmen ist, sind als Sammelkombinati­ Jedoch sind innerhalb der Kombinationsgruppe 2 von
on anzusprechen. Kremsdorf Abstufungen zu treffen. Die Kette aus Grab
Grundsätzlich liegen in Kremsdorf zwei Perlenkombi­ 23/1960 mit einer blauen Polyederperle, welche als er­
nationen vor. Die Kette aus Grab 1/1978 ist als Muster­ gänzte Musterkombination angesprochen werden kann,
kombination anzusprechen und als einziges Ensemble der dürfte eher früh datiert werden, etwa in die beginnende
Kombinationsgruppe 1 zuzuweisen. Hier liegen sieben grü­ zweite Hälfte des 8. Jahrhunderts. Auch die Perlenkette
ne MAP mit mehreren blauen Einfachperlen in regelmä­ aus Grab 15/1960, die einzige dieser Kombinationsgrup­
ßiger Anordnung vor. Der Kontrast zwischen den ­grünen pe mit ­ einer MAP, ist aufgrund der Vergesellschaftung
(c
MAP und den blauen Einfachperlen dürfte in diesem Fall mit einem ­merowingerzeitlichen Beinkamm in diese Zeit
bewusst zusammengestellt worden sein, da durch die farb­ zu stellen. Ob es sich hier um eine Muster- oder Sammel­
liche Gegensätzlichkeit die MAP besonders gut zur Gel­ kombination handelt, ist jedoch schwer zu sagen, da das
tung kommen. Da es sich um eine Kette handelt, deren Exemplar nach seiner Auffindung willkürlich aufgefädelt
Zusammenstellung vermutlich vom Produzenten bzw. wurde. Dies trifft ebenso für die Kette aus Grab 18/1960
Händler und nicht vom Träger respektive Trägerin vor­ zu. Sicherlich als Musterkombination kann das Ensemble
genommen wurde, kann davon ausgegangen werden, dass aus Grab 11/1960 angesprochen werden, da hier ein ausge­
das Ensemble relativ kurz getragen wurde, bevor es in die wogenes Verhältnis der verschiedenfarbigen Einfachper­
Bestattung gelangte. Maßgeblich unterscheidet sich ­diese len gegeben ist. Außer den Kombinationen mit MAP und
Kette von den anderen Kremsdorfer Ensembles durch Polyederperle sind die Ketten der Kombinationsgruppe 2
den unterschiedlichen Farbton bzw. die Struktur der klei­ allgemein in die zweite Hälfte des 8. Jahrhunderts zu datie­
nen blauen Perlen. Sie weisen ein helleres Blau auf, sind ren, was sich vor allem mit den Vergleichsstücken aus Au­
opak, und es ist an der Oberfläche keine Struktur zu er­ hof und Gusen deckt.
kennen, die Rückschlüsse zuließe, ob die Perlen gezogen
oder gewickelt sind. Weiters sind die grünen MAP nur in 5.1.4. Brakteat
dieser und sonst keiner der Kremsdorfer Ketten vertre­ Vorkommen:
ten. Durch die Vergesellschaftung des Ensembles mit ei­ 1 Frauengrab: 1/1978
ner vierpassförmigen Pressblechfibel, die eines der ältesten
Fundstücke im Gräberfeld darstellt, ist eine Datierung um Aus dem Frauengrab 1/1978 ist der goldene Rahmen eines
)
die Mitte des 8. Jahrhunderts durchaus denkbar, was sich Brakteaten (Tafel 32/4) erhalten. Von einer ­goldenen, vier­
auch mit den im Grab befindlichen Stabarmreifen verbin­ fach gegliederten Öse geht der mit Zier­nieten besetzte
den lässt, die ihren Schwerpunkt Spätawarisch II/III ha­ Rahmen ab, in dem sich einst eine Münze oder ein münz­
ben. Mit dieser Datierung erhält auch Szameit487 bzw. förmiges Objekt befand.
Pöches488 These, wonach die relativ jüngere Zeitstellung Münzschmuck ist seit der römischen Kaiserzeit bekannt
der grünen MAP gegenüber den blauen MAP zu überden­ und kommt bis ins Mittelalter vor. Römische Münzen
ken bzw. nicht mehr haltbar ist, Unterstützung.
489 Theune 2008.
486 Andrae 1973, 103f. 490 Friesinger – Vacha 1987, 119.
487 Szameit 1990, 112. 491 Tovornik 1983a, Taf. 57.
488 Pöche 2005, 61. 492 Tovornik 1983b, Taf. 36-40.

—  59  —
oder ähnliches wurden in Rahmen gefasst und als Anhän­ dem Grab eine vierpassförmige Pressblechfibel, eine Hals­
ger getragen und waren im gesamten Imperium verbreitet. kette (Einfachperlen und MAP), das Fragment eines Brak­
Im Zuge der Völkerwanderungen wurde diese Schmuck­ teaten, ein silbernes Körbchen eines Kopfschmuckringes
form auch außerhalb der Reichsgrenzen übernommen493. sowie der Rest einer vergoldeten Pressblechbommel.
Zahlreiche Münzanhänger sind auch in merowingerzeit­ Ähnliche Stabarmreife stammen aus Grab 75 von
lichen Gräberfeldern der Baiovaria zu finden, wie z. B. in Krungl497, dem Grab 20 von Hohenberg498 und Bad Goi­
München-Aubing494. Während der Karolingerzeit kom­ sern499. In allen drei Fällen sind die betreffenden Gräber
men besonders oft gerahmte Solidi aus der Zeit Ludwig in die zweite Hälfte bzw. das ausgehende 8. Jahrhundert
des Frommen vor, die sich in weiterer Folge zu Münzfibeln zu datieren500.
entwickelten495. Zwischen dem Auftreten der Brakteaten Stabarmreife sind charakteristisch für die Frauenmode
in merowingerzeitlichen Gräbern und der Zeit Ludwigs der Spätawarenzeit und kommen hauptsächlich in Frau­
des Frommen ist diese Fundgruppe im Grabbeigabenma­ en- und Mädchengräbern vor, in seltenen Ausnahmen
terial allerdings kaum anzutreffen.496 auch in Männergräbern501. Aus einer Männerbestattung
Da beim Kremsdorfer Exemplar nur der Rahmen erhal­ in Sierninghofen, Grab 6, ist etwa ein Paar Stabarmreife
ten ist, kann der Brakteat nicht näher bestimmt werden. bekannt502, in diesem Fall mit einer Spatha vom Typ Alt­
Das Grab 1/1978 stellt jedoch mit seiner vierpassförmigen jührden vergesellschaftet, was eine Stellung in der zwei­
Pressblechfibel und der Kette mit grünen MAP und klei­ ten Hälfte des 8. Jahrhunderts nahelegt503. Beigegeben
nen blauen Einfachperlen eine der ältesten Bestattungen wurden die Schmuckreife sowohl paarweise, wie im Bei­
(c
von Kremsdorf dar und ist spätestens um die Mitte des spiel von Pösting, Bezirk Urfahr-Umgebung, wo zwei Rei­
8. Jahrhunderts zu datieren. fe erhalten sind504, als auch einzeln, so im Hügelgrab 15
von Wimm, aus dem weiters MÜP bekannt sind505. Dop­
5.1.5. Armreife pelpaarige Reifbeigaben sind hingegen selten. Im Grab 42
Vorkommen: von Pottenbrunn liegen jedoch vier Exemplare vor, aller­
1 Frauengrab: 1/1978 dings nur zwei davon mit viereckigem Querschnitt506. Die
1 Kindergrab: 14/1959 Verzierung der einzelnen Reife kann sehr unterschied­
lich sein: Kreise (Kremsdorf, Pottenbrunn, Auhof), Drei­
Je zwei Armreife stammen aus dem Kindergrab 14/1959 ecke (Kremsdorf, Zalakomár Grab 372, Hainbuch Grab
(Tafel 13/1-2) und der Frauenbestattung 1/1978 (Tafel 32/1- 1/1942), Zick-Zack-Linien (Pásztó) und Ähnliches507. Ob
2). Im Fall der Kinderbestattung ist die Lage der Armreife und inwieweit die verschiedenen Verzierungsarten chro­
am rechten Unterarm nachgewiesen, währenddessen die nologisch relevant sind, ist noch nicht geklärt.
Position der Schmuckstücke im Frauengrab unbekannt Besonders häufig treten Stabarmreife dieser Art im Kar­
ist. patenbecken während des 7. und 8. Jahrhunderts auf.
Z. Čilinská argumentiert diese Datierung mit dem
5.1.5.1. Stabarmreifen mit viereckigem Querschnitt gemeinsamen Auftreten des Armreiftyps mit ihrem
Die beiden Armreife aus Grab 1/1979 gehören der ­Gruppe ­Ohrringtypus X, welcher für die Zeitstellung im 7. und
der Stabarmreife an und besitzen beide einen vier­eckigen 8. Jahrhundert spricht508.
Querschnitt und offene Enden. Eines der Exemplare ­(Tafel Primär sind Stabarmreife als praktisches Kleidungs­
)
32/1) ist an den nach außen weisenden Flächen mit einge­ zubehör zum Raffen der Gewandärmel und nicht als
schlagenen Kreisen verziert. Das zweite Stück (Tafel 32/2)
besitzt an drei Flächen geschlagene Doppellinien aus kurzen 497 Szameit 1990, 113.
498 Nowotny 2005, Taf. 9/3.
Dreiecken, die längs verlaufen. An den Enden sind quer 499 Beninger – Kloiber 1962, 153.
verlaufende Linien angebracht. Weiters befanden sich in 500 Szameit 1990, 111-113.
501 Szőke 1992, 866.
502 Tovornik 1990, 128, Abb. 4/4.
493 Wamers 1994, 106f. 503 Szameit 1990, 109.
494 Dannheimer 1987, Abb.7. 504 Beninger – Kloiber 1962, Abb. 10.
495 Wamers 1994, 107. 505 Breibert 2002, Taf. 29/10.
496 Mündliche Auskunft von ao. Univ.-Prof. Dr. Erik Szameit, Institut 506 Friesinger 1972, Taf. 6.
für Urgeschichte und Historische Archäologie der Universität Wien, 507 Szameit 1990; Szőke 1992.
Dezember 2007. 508 Čilinská 1975, 85, 92.

—  60  —
Schmuck anzusehen, im Gegensatz zu Kolbenarmreifen, zu Z. Čilinská. Das Aufkommen von Stabarmreifen im
die hauptsächlich zur Zierde dienten509. Im Gegensatz zu Donauraum setzt Szőke überhaupt erst im 9. Jahrhundert
Čilinská, die auf das Vorkommen der Stabarmreifen in an und argumentiert dies mit dem Auftreten spätawaren­
sowohl gut als auch gering ausgestatteten Gräbern hinweist zeitlicher Fundtypen wie Nadelbüchsen oder Gürtelgarni­
und deshalb von einer Verwendung in verschiedenen Ge­ turen in den Gräberfeldern519. Hierbei entsteht allerdings
sellschaftsschichten ausgeht510, nimmt E. Szameit wegen ein Konflikt mit der Datierung von V. Tovornik für Au­
des relativ hohen Materialaufwands sowie der aufwen­ hof, welche nicht in Szőkes Schema passt.
digen Herstellung den Gebrauch nur in einer gehobenen Aufgrund des Vorkommens des Armreiftyps im Kontext
sozialen Schicht an511. mit Funden der Mittelawarenzeit II in Zillingtal geht E.
Čilinská, die Stabarmreife mit viereckigem Quer­ Szameit vom Auftreten der Stabarmreife ab dem zwei­
schnitt in ihrem Typus IV/b zusammenfasst512, sieht ten Drittel des 7. Jahrhunderts aus520. Ihren Schwerpunkt
ihre Ent­stehung in der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts, sieht er in den Phasen Spätawarisch II und III. Für das
wobei sie auf Armreifen aus dem Grab 295 von Želovce awarische Grenzgebiet, z. B. das obere Donautal, kommt
und dem Grab 463 von Holiare513 verweist. Durch Ände­ nach Szameit eine Datierung der Armreife in das 9. Jahr­
rungen der Mode im Karpatenbecken verschwindet der hundert, wie Szőke sie vorschlägt, nicht in Frage, da sie in
Stabarmreif an der Wende vom 8. zum 9. Jahrhundert. diesem Gebiet in keinem Zusammenhang mit typischen
Möglicher­weise änderte sich die Form der Ärmelmode, Funden des 9. Jahrhunderts stünden. Das Ende der Lauf­
da im Gegensatz zu den Stabarmreifen andere Schmuck­ zeit sei „um 800“521 anzusetzen.
(c
formen weiter in das 9. Jahrhundert laufen514. Es muss Die These des Fortlebens awarenzeitlicher Formen im
jedoch Z. Čilinskás Aussage widersprochen werden, awarischen Grenzbereich nach dem Ende der Awarenherr­
der zufolge der Armreiftyp „ausschließlich in den Ske­ schaft im Falle der Stabarmreife lehnt Szameit eindeutig
lettgräberfeldern des Karpatenbeckens aufscheint“515. ab. Für das Kremsdorfer Grab schlägt er vor, es „spätestens
Auch in den Nekropolen des österreichischen Donau­ in die Zeit um 800 zu stellen“522 und nimmt Bezug auf die
raums sind Stabarmreife häufig anzutreffen, so z. B. in Au­ Perlenkette, die eine Verbindung zum Grab 75 von Auhof
hof, Grab 75516. Aus dieser Bestattung stammen neben herstellt. Durch die ebenfalls im Grab vorhandene Press­
silbernen Bommelohrringen mit Pressblech­anhängern, blechfibel ist jedoch die Stellung spätestens um die Mitte
Kettchenohrgehängen, einem Kopfschmuckring mit Spi­ des 8. Jahrhunderts, also den Übergang von SPÄTAWA­
ralende, einer Halskette mit Mehrfach-, Augen- und RISCH II zu III vertretbar.
Mohnperlen u. a. zwei Stabarmreife, die denen aus Krems­
dorf sehr ähnlich sind: einer mit Kreiszier, der andere mit 5.1.5.2. Gegossene, profilierte Bandarmreife
Strichlinien versehen. Ursprünglich in das erste Viertel des Aus Grab 14/1959 (Tafel 13/1–2) stammt ein Paar gegos­
9. Jahrhunderts datiert, ist das Grab 75 von Auhof nach sener, bandförmiger Armreife mit zwei längs laufenden
V. Tovorniks Datierungskorrektur in die zweite Hälfte Kanneluren, in einem Fall mit flach gehämmerten En­
des 8. Jahrhunderts zu stellen517. Aufgrund der Vergesell­ den (Tafel 13/1). In ihrer Form ähneln sie Objekten aus
schaftung von Stabarmreifen mit Amphorenperlen, gelb dem awarischen Gebiet, wo es viele verschiedene Arten
gebänderten schwarzen Perlen, Mehrfachperlen und Spi­ von Bandarmreifen gibt. Als gegossene Form stellen sie je­
ralfingerringen im Gräberfeld von Zalakomár spricht sich doch eine Ausnahme dar. Lediglich zwei Vergleichsstücke
)
B. M. Szőke für die Datierung des Typs im awarischen Be­ aus Ungarn sind bekannt. Beide stammen aus Mártély, das
reich bis in das 9. Jahrhundert hinein aus518 und verlängert eine Exemplar aus Grab 2a, das andere ist ein Streufund 523.
damit die Laufzeit der Stabarmreife deutlich im Gegensatz Bei dem aus einem Grabverband vor­liegenden Exemplar
509 Čilinská 1975, 82-84.
handelt es sich jedoch um ein sehr reich verziertes Stück,
510 Čilinská 1975, 84f. bei dem die Rillen durch Zick-Zack-Muster gefüllt sind
511 Szameit 1990, 109.
512 Čilinská 1975, 85.
513 Točík 1968, Taf. 68/1.
514 Čilinská 1975, 86. 519 Szőke 1992, 868.
515 Čilinská 1975, 85. 520 Szameit 1990, 109.
516 Tovornik 1983b, 72f., Taf. 10/4-5. 521 Szameit 1990, 112.
517 Tovorniks 1993, 274; 1999, 4. 522 Szameit 1990, 111.
518 Szőke 1992, 867. 523 Hampel 1905, 411f., Taf. 84/1-2.

—  61  —
und an den Enden wie auch an der gegenüberliegenden 5.1.6.1. Herzspiralkopfnadel
Rundung ein perlengerahmtes Rechteck sitzt. Bei der eisernen Nadel aus Grab 1/1960 (Tafel 15/2), die
Stadler hat die Kremsdorfer Stücke und die Armreife aus mit einem Griffangelmesser, einem bandförmigen Eisen­
Mártély unter seinem Armreiftyp 90 zusammengefasst524. ring und einem Schildchenfingerring mit Punktbuckel­
Ähnlichkeiten finden sich auch mit profilierten Bandarm­ verzierung vergesellschaftet war, handelt es sich um ein
reifen aus Blech, ebenfalls aus dem awarischen Raum stam­ Exemplar mit Herzspiralkopf.
mend, beispielsweise aus Grab 71 von Jászapáti525, welches Erwähnenswert ist, dass R. Pöllath die Existenz der
zwischen dem letztem Drittel des 7. und den ersten Jahr­ Kremsdorfer Nadel bezweifelt528 und ihre Erwähnung
zehnten des 8. Jahrhunderts datiert. in der Literatur, beispielsweise bei Leinthaler529 und
Auch wenn die Kremsdorfer Armreife keine echten Äqui­ Tovornik530, auf ein Missverständnis schriftstelle­
valente in der Awaria finden, sind gewisse Ähnlichkeiten rischen Ursprungs zurückführt. An dieser Stelle kann
doch erkennbar, weswegen eine östliche Provenienz an­ diese ­ Spekulation Pöllaths negiert werden. Die Nadel
genommen werden kann. Durch die Ähnlichkeiten mit existiert und scheint bereits in Inventarlisten und Zeich­
awarenzeitlichen Armreifen ist eine Stellung im 8. Jahr­ nungen der Originaldokumentation auf, sodass gesichert
hundert anzunehmen. von der Zugehörigkeit des Objekts zum Kremsdorfer
Fundmaterial ausgegangen werden kann.
5.1.6. Nadeln Das Stück besitzt einen Nadelschaft mit rundem Quer­
Vorkommen: schnitt. Er verbreitert sich im Halsbereich, wo ein läng­
(c
2 Frauengräber: 1/1960, 23/1960 lich-rechteckiger Querschnitt vorliegt. Hier teilt sich die
1 Kindergrab: 11/1960 Nadel in zwei Äste, die diagonal vom Hals nach oben zie­
hen und dann in zwei zueinander gedrehten Ösen ­enden,
Drei Ziernadeln sind aus Kremsdorf bekannt. Im Grab was einen herzförmigen Eindruck erzeugt. Einer der bei­
1/1960 (Tafel 15/2), die Bestattung einer jungen Frau, ist den Äste ist zum Teil abgebrochen, wurde jedoch bei der
die Lage des Fundstücks unbekannt. Das Exemplar aus Restaurierung ergänzt.
dem Kindergrab 11/1960 (Tafel 18/1) lag zwischen dem Bei Pöllath ist die vorliegende Nadel der Form NH3,
linken Schlüsselbein und dem Unterkiefer mit der Spit­ Herzspiralkopfnadel mit verbreiterter schildförmiger Ba­
ze Richtung Schädel gedreht. Hier wird man sie wohl sis, zuzuordnen531. Diese Form unterscheidet sich von
als Gewandnadel ansprechen können. Im Fall von Grab den übrigen Varianten (NH1, 2 und 4) durch die bereits
23/1960 (Tafel 25/3), hier handelt es sich um eine Frau ­erwähnte Verbreiterung des Halses, währenddessen bei
spätmaturen Alters, lag die Nadel 10 cm seitlich des rech­ NH 1, 2 und 4 der Übergang von Schaft zum Kopf fließend
ten Oberschenkels, knapp außerhalb der Sargverfärbung und ohne Absatz verläuft532. Weiters liegt der ­Winkel der
in der Grabgrube. Äste bei etwa 90°, ebenso wie bei Form NH4. NH2 weist
Die Funktion von Nadeln kann sehr verschieden sein, hingegen einen seitlich verflachten Kopf auf.
­weshalb ihre Lage im Grab nicht unbedeutend ist. Am Pöllath sieht in der Form NH3 eine rein im Gräberfeld von
häufigsten wurden sie als Gewandnadeln eingesetzt, wo­ Thurnau-Alladorf vorkommende Variante, die als lokale
für eine Position am Oberkörper spricht. Nahe dem Kopf Erscheinung zu betrachten ist. Hier liegen herzspiralkopf­
können sie auch als Haarnadeln gedeutet werden. In nord­ förmige Nadeln mit verbreiterter Basis in den Gräbern
)
europäischen Gräbern gibt es Nachweise für die Verwen­ 12, 168 und 199 vor, sowie ein weiteres Exemplar aus einer
dung von Nadeln im Toilettebesteck, da sie gemeinsam ­älteren Grabungskampagne in den 1970er Jahren, dessen
mit anderen Toilettegegenständen gebündelt in den Grä­ Grabzugehörigkeit nicht bekannt ist533.
bern lagen526. Schwarz meint, Nadeln könnten auch Alle diese Stücke weisen an der verbreiterten Basis Kerb­
zum Zusammenstecken von Totengewändern gebraucht linienverzierungen auf, ein Merkmal, das beim Krems­
worden sein, was eine Bestattung „in Tracht ausschließen
würde“527. 528 Pöllath 2002, 137.
529 Leinthaler 1989, 44.
524 Stadler 2005, CD-ROM, Bildmaterial, Armreif00090. 530 Tovornik 1983b, 72.
525 Madaras 1994, 153, Taf. 9/71-4. 531 Pöllath 2002, 135f., Abb. 10.
526 Schwarz-Mackensen 1976, 67f. 532 Pöllath 2002, 136.
527 Schwarz 1975, 148. 533 Leinthaler 1990, 43, Taf. 3/2, 13/2.

—  62  —
dorfer Exemplar aufgrund der starken Korrosion zwar nur S1, S4, S6, S8, Ringen mit Haken- und Ösenverschluss der
schwer ersichtlich, jedoch vorhanden ist. Beidseitig wird Form H2 sowie Nadeln der Formen NÖ1, NH1 und NH2
die Verbreiterung durch diagonal angebrachte Ritzlinien stellt Pöllath die Herzspiralkopfnadeln in seine Stu­
geschmückt, die ein leicht asymmetrisches rautenförmiges fe 2541, die in das 7.–8. Jahrhundert datiert.
Muster ergeben. Eine Datierung in der späten zweiten Hälfte des 8. Jahr­
Sowohl Leinthaler als auch Pöllath nennen als eines hunderts bis in das beginnende 9. Jahrhundert ist für das
der wenigen ähnlichen Vergleichsobjekte für die Form Kremsdorfer Exemplar anzunehmen.
NH3 die Nadel mit leierförmigem Kopf aus Grab 4 von
Kulmbach-Grafendobrach534. Dieses Grab datiert U. von 5.1.6.2. Spatelkopfnadel
Freeden aufgrund einer Mosaikaugenperle in das erste Im Kindergrab 11/1960 (Tafel 18/1) wurde eine Spatel­
Drittel des 9. Jahrhunderts. kopfnadel aus Buntmetall gemeinsam mit einer 114 Perlen
Allgemein sieht Pöllath das Verbreitungsgebiet der umfassenden Halskette (Einfach- und Hohlperlen), einer
­Nadeln mit Herzspiralkopf als sehr weitläufig an und er­ römischen, kräftig profilierten Fibel, einem Schildchen­
wähnt in diesem Bezug Vergleichsfunde aus Frankreich fingerring und dem Fragment eines Spiralohrringes ge­
(Lac du Bourget)535, jedoch stammen die westlich von funden. In diesem Fall kann aufgrund der Lage der Nadel
Nordostbayern getätigten Funde aus keinen Nekropolen. im oberen Brustkorbbereich eine Verwendung als Ge­
Lediglich in dem von ihm behandelten Gebiet liegen sie als wandnadel angenommen werden. Der Schaft endet in
Grabbeigaben vor. einem würfelförmigen, strukturierten Hals, aus dem ein
(c
Tovornik536 und Leinthaler537 datierten die Nadel sich nach oben hin verbreiternder Spatel, der leicht gebo­
aus Kremsdorf in das erste Viertel des 9. Jahrhunderts und gen ist, hervorgeht. Dieser ist ritzverziert mit V-förmig
berufen sich hierbei auf die Beifunde, wobei Tovornik zum Hals hinlaufenden Linien.
später das gesamte Gräberfeld von Auhof neu überdachte Ein ähnliches Exemplar ist aus Grab 73 in Auhof be­
und seither eher für eine Datierung ins 8. Jahrhundert kannt, hier allerdings mit schrägen und gezackten Ritz­
ist538. Bedauerlicherweise veröffentlichte Tovornik in linien542. Die Stücke aus Grab 53 von Burglengenfeld543
ihrem Aufsatz über Kremsdorf 1985 kein Bild der Nadel und dem Niedermünster in Regensburg544 weisen zwar
und erwähnte sie auch nicht dezidiert, sonst hätte Lein­ ähnliche Verzierungen auf, haben jedoch statt der wür­
thaler die verbreiterte Basis ins Auge springen müs­ felartigen Halsverdickung eine Rillenzier. Weitere Hin­
sen. Weiters wäre es auch nicht zum Missverständnis mit weise auf Funde aus dem bairischen Raum finden sich bei
P
­ öllath gekommen, der, wie bereits erwähnt, die ­Nadel Pöllath 545. Ein komplett unverziertes, jedoch von der
für nicht existent hält. S. Spiong beruft sich jedoch in sei­ Form her ähnliches Beispiel findet sich im Grab 137 von
ner Abhandlung über Gewandnadeln auf Tovorniks Pottenbrunn546.
ursprünglichen Ansatz und argumentiert die Stellung Auch in spätawarenzeitlichen Bestattungen treten die­
der Herzkopfnadeln in der ersten Hälfte des 9. Jahrhun­ se Nadeln auf, so z. B. in den Gräbern 138 und 150 von
derts hauptsächlich mit Tovorniks altem Datierungs­ ­Romanya I547, den Gräbern 14, 15, 18 und 168 von Kékesd548
ansatz539. Jedoch spricht sich auch U. von Freeden bei und im Grab 54 von Nagypall 549.
herzspiralkopfförmigen Nadeln aufgrund von datierbaren Szőke datiert die westungarischen Funde an die Wende
Beifunden – in Grab 11 und 27 von Kleetzhöfe wurde die­ des 8. zum 9. Jahrhundert 550. Das Kremsdorfer Exemplar
)
ser Nadeltyp etwa gemeinsam mit grünen, olivenförmigen entspricht jedoch eher den westlichen Vergleichsstücken,
Perlen mit vier Längskerben gefunden – für eine Zeitstel­ die von Schwarz ins 9. Jahrhundert gestellt werden551.
lung im 9. Jahrhundert aus540. Aufgrund ihres Vorkom­
541 Pöllath 2002, 178.
mens gemeinsam mit Kopfschmuckringen der Formen S0, 542 Tovornik 1983b, Taf. 9.
543 Stroh 1954, Taf. 3/K7.
544 Schwarz 1975, Abb. 15/1-3, 15/6-8.
534 von Freeden 1983, Abb. 20/5. 545 Pöllath 2002, 139f.
535 Pöllath 2002, 135. 546 Jungwirth – Windl 1973, 132.
536 Tovornik 1983b, 72. 547 Kiss 1977, Taf. 50/138, 51/150.
537 Leinthaler 1990, 44. 548 Kiss 1977, Taf. 13/14-15, 13/18, 20/168.
538 Tovornik 1993; 1999. 549 Kiss 1977, Taf. 30/54.
539 Spiong 2000, 92f. 550 Szőke 1992, 833f.
540 von Freeden 1983, 456. 551 Schwarz 1975, 148f.

—  63  —
Auch Spiong stellt den Nadeltyp in das 9. Jahrhundert diertem Schaft kommen jedoch bis in die Urnenfelderzeit
und nimmt direkt Bezug auf das Kremsdorfer Exemplar552, vor559 und stammen beispielsweise aus Stařechovice und
dessen Zeitstellung im ersten Viertel des 9. Jahrhunderts Böheimkirchen560.
von ihm aufgrund der Beifunde als gesichert angesehen Für die Aufarbeitung der Kremsdorfer Nekropole ist
wird.553 Aus Grab 49 von Dittenheim liegt eine bronzene der Fund an sich nicht relevant, interessant jedoch im
Nadel mit spatelförmigem Kopf, polyederartiger, durch­ Zusammenhang mit Grab 2/1906, einer beigabenlosen
lochter Verdickung am Hals und Rillenzier vor. Hier wird Hocker­bestattung, die aufgrund der Körperhaltung mög­
die Nadel in das zweite Viertel des 7. Jahrhunderts gestellt licherweise ebenfalls in die Bronzezeit zu datieren ist.
und auf Vergleichsfunde aus dem alamannischen Gebiet
hingewiesen554. Pöllath geht nicht näher auf eine Da­ 5.1.6.4. Einfache Nadel
tierung ein. Aus dem Kindergrab 7/1960 (Tafel 17/1) wurde eine ein­
Durch die Vergesellschaftung des Kremsdorfer Exem­plars fache Buntmetallnadel mit gebogenem Schaft gemeinsam
mit einer Perlenkette, die der Kombination nach in die mit einem Paar Kopfschmuckringe mit S-förmigem Ende
zweite Hälfte des 8. Jahrhunderts zu stellen ist, kann für und einem Ring mit D-förmigem Querschnitt und Mittel­
das gesamte Grab eine Datierung im späten 8. Jahrhundert rippe geborgen. Durch konservatorische Maßnahmen ist
angenommen werden. der Kopf der Nadel nicht mehr gut zu erkennen, weswe­
gen nicht festgestellt werden kann, ob es sich hier um eine
5.1.6.3. Rollenkopfnadel einfache Nadel mit flachem Kopf, oder aber um die abge­
(c
Eine Buntmetallnadel mit flach gehämmertem, eingeroll­ brochene Nadel einer Fibel handelt. Zur Datierung ist das
tem Kopf, tordiertem Hals und geradem Schaft stammt Exemplar ungeeignet. Durch die Vergesellschaftung mit
aus dem Frauengrab 23/1960 (Tafel 15/3). Weiters wurden den S-förmig endenden Kopfschmuckringen ist jedoch
bei der Bestattung ein Griffangelmesser, eine Perlenkette eine Zeitstellung im späten 8. Jahrhundert anzunehmen.
(MÜP, eine Polyederperle) und zwei verzierte Bandfinger­
ringe gefunden. 5.1.7. Fibeln
Problematisch ist die typochronologische Einordnung Vorkommen:
der Nadel, denn es gibt im frühmittelalterlichen Rahmen 1 Frauengrab: 1/1978
­keine Vergleichsstücke aus den bereits erwähnten Gebie­ 1 Kindergrab: 11/1960
ten, deren Einfluss in Kremsdorf spürbar ist. 5 Streufunde 1906
Die Lage des Stücks außerhalb der sichtbaren Sargverfär­
bung lässt die Möglichkeit in Betracht kommen, dass die 5.1.7.1. Römische Fibeln
Nadel gar nicht zur Bestattung gehört, sondern als Streu­ Aus dem Grab 11/1960 (Taf. 18/2) stammt eine Fibel rö­
fund eines anderen Zeithorizonts anzusehen ist und nicht mischer Herkunft. Es handelt sich um eine kräftig profilier­
mit dem Gräberfeld in Zusammenhang gebracht werden te Fibel aus Buntmetall der Variante C nach W. Jobst561.
kann.555 Dieser Fibeltypus wurde von spätflavischer Zeit bis in das
Rollenkopfnadeln sind vorwiegend im Zusammen­ 2. Jahrhundert getragen. Aufgrund der Vergesellschaftung
hang mit frühbronzezeitlichen Gräbern bekannt556, wie der Fibel mit einer Spatelkopfnadel, einem Schildchenfin­
z. B. aus dem Grab 1 von Spiez-Einigen in der Schweiz557 gerring, einem Spiralkopfschmuckring und einer Perlen­
)
oder dem Grab 59 von St. Peter/Linz558. Solche mit tor­ kette (Einfachperlen, Hohlperlen) kann sie als Altstück
im Grabverband angesprochen werden. Möglicherweise
552 Spiong 2000, 93. ­handelt es sich um ein Erbstück.
553 Irrtümlicherweise bezeichnet Spiong die Kremsdorfer Nadel als Fund-
stück aus dem Grab 11 des nahegelegenen Gräberfelds Micheldorf-
Während der Grabung von G. v. Kaschnitz 1906 wur­
Georgenberg. Es handelt sich hierbei jedoch um eine falsche Angabe. den weitere römische Fibeln, allerdings nicht im Grab­
Es ist eindeutig das Exemplar aus dem Grab 11/1960 von Kremsdorf
gemeint.
verband, sondern als Streufunde geborgen. Es liegen drei
554 Haas-Gebhard 1998, 59, Taf. 77/4. weitere kräftig profilierte Fibeln (Tafel 9/2-4), eine no­
555 Die Lageangabe stammt aus der Inventarliste Tovorniks zu den
Kremsdorfer Funden, Depot OÖ Landesmuseum.
556 Innerhofer 2000, 74. 559 Innerhofer 2000, 75.
557 Grütter 1980, 83, Abb. 3/3. 560 Říhovský 1979, 135 f., Taf. 45/1057-1058.
558 Adler 1964, 218, Abb. 12. 561 Jobst 1975, 33f.

—  64  —
risch-pannonische Flügelfibel (Tafel 9/5) und eine Zwie­ gesetzte Fragmente erhalten geblieben sind (Tafel 32/8).
belknopffibel (Tafel 9/1) vor. Alle diese Fibeln datieren vor Es könnte sich bei diesen Resten genauso gut um abge­
300 n. Chr. und sind eventuell der spätantiken Periode im brochene Teile der beschriebenen Fibel handeln, die an
Kremsdorfer Raum zuzurechnen. In unmittelbarer Nähe einer Seite entsprechend ergänzte Rundungen aufweist.
des Gräberfeldes wurden Reste einer römischen Siedlung Im Fundbericht der Notbergung schreiben M. Pertlwie­
geborgen. Die Auffindung römischer Artefakte im Streu­ ser und V. Tovornik, dass die Beigaben aus Grab 1/1978
fundgut ist also nicht verwunderlich. vorwiegend „aus dem Aushubmaterial … aus diesem
Grab“562 stammen. Da die Lage der Fibel(n) im Grab also
5.1.7.2. Vierpassförmige Pressblechfibel nicht bekannt ist, kann über die Trageweise nicht viel ge­
Die aus dem Frauengrab 1/1978 (Tafel 32/3) vorliegende sagt werden. Normalerweise wurden Pressblechfibeln je­
Fibel nimmt eine Sonderstellung im Kremsdorfer Fund­ doch einzeln getragen, und zwar sowohl am Oberkörper,
gut ein, da lediglich zwei Vergleichsexemplare aus der als auch als Besatz am Rock563.
Westschweiz, dem Norden des fränkischen Teilreiches Erst im Jahr 2002 konnte bei der Bergung eines spätmero­
Burgund, bekannt sind. Es handelt sich um eine vierpass­ wingerzeitlichen Kindergrabes nahe La Tour-de-Trême
förmige Pressblechfibel mit ca. 6 cm Durchmesser. Auf im Kanton Freiburg/Schweiz ein dem Kremsdorfer Stück
einem eisernen Korpus, an dessen Rückseite Reste von entsprechendes Exemplar gesichert werden564. Die Fibel
Textilien und der fragmentierten Nadel vorhanden sind, ist jedoch in einem besseren Zustand und weist zusätzlich
ist ein in Form gepresstes Buntmetallblech, welches Res­ zu den gerippten Fassungsverzierungen weitere Filigran­
(c
te von Vergoldung aufweist, auf nicht ersichtliche Weise imitationselemente auf, die am Kremsdorfer Stück nicht
deckungsgleich am Korpus befestigt. Die Form der Fibel nachgewiesen werden konnten, was aber mit der schlech­
entspricht einem Vierpass. Je vier große und kleine Run­ ten Erhaltung des Pressbleches zusammenhängen kann.
dungen liegen sich abwechselnd gegenüber und umrah­ ­Außerdem besitzt das Schweizer Exemplar kleine, zuge­
men so das Zentrum der Fibel. Im Pressblech sind neun spitzte Vierpassecken und keine Rundungen. Weiters liegt
Fassungen für Einlagen ausgespart, wobei acht davon an eine Fibel aus Elisried, Grab 81, Kanton Bern, vor565, die dem
die Rundungen angepasst sind und eine große den Mit­ Stück aus La Tour-de-Trême beinahe vollkommen gleicht,
telpunkt der Fibel bildet. Laut Angaben der Ausgräber V. jedoch stärkere Schäden an der Oberfläche aufweist. Bei­
Tovornik und M. Pertlwieser waren bei der Auffindung de Fibeln weisen einen eisernen Korpus mit Pressblech aus
auf der Fibel sechs Glaseinlagen in den Fassungen erhal­ Buntmetall mit Vergoldungsspuren auf, welches nicht mit
ten. Bei den heute auf der Fibel befindlichen Glasauflagen dem Korpus vernietet, sondern auf andere, noch unklare
in blauer und roter Farbe handelt es sich allerdings um Art und Weise verbunden ist. Cabochonförmige Glasein­
modern angebrachte, zugeschnittene Glasscheibchen in lagen in bläulich-türkiser Farbe haben sich ebenfalls erhal­
rundlicher bis ovaler Form, die wohl im Zuge präparato­ ten. Da diese beiden Fundstücke beinahe identisch sind,
rischer Maßnahmen aufgeklebt wurden. Ob ursprünglich nehmen die Bearbeiter von La Tour-de-Trême die Pro­
tatsächlich Einlagen der Fibel erhalten waren, und wenn duktion in ein und derselben Werkstätte an566. Lediglich
ja, welche Farbe und Form sie hatten, kann nicht mehr eru­ zwei weitere vierpassförmige Fibeln ähnlicher Mach­
iert werden, da keine Aufnahmen und Beschreibungen des art, die zeitlich eine ähnliche Stellung einnehmen wie die
Objekts vor der Restaurierung bestehen. Auch die Lage im Schweizer Funde, sind bekannt: eine vierpassförmige Filig­
)
Grab ist nicht bekannt. ranscheibenfibel aus Boirs, Belgien567, und ein versilbertes
Um die Fassungen – die zentrale ist rund, die äußeren Pressblechexemplar mit aufgenietetem Pressblech, ohne
großen oval bis leicht nierenförmig und die kleinen oval Einlagen und etwas anderer Ornamentik als die Schwei­
– sind im Pressblech gerippte Ränder eingeprägt, wel­ zer Objekte aus Michaelsbuch/Bayern, Grab 6568.
che die Fassungen zusätzlich einrahmen. Der Außenrand
des gesamten Blechs war ursprünglich mit einer Art Perl­ 562 Pertlwieser – Tovornik 1979, 390.
drahtimitation fein gegliedert. 563 Strauss 1992, 65-69; Klein-Pfeuffer 1993, 71, 74, 76, Abb. 9-12.
564 Graenert – Rast-Eicher 2003, 1.
Angeblich befanden sich in Grab 1/1978 Reste einer zwei­ 565 Fellenberg 1886, Taf. 3/b.
ten Fibel selber Machart, von der allerdings nur wenige, 566 Graenert – Rast-Eicher 2003, 2f.
567 Graenert – Rast-Eicher 2003, 4.
während der Restaurierung sehr eigenwillig zusammen­ 568 Klein-Pfeuffer 1993, Taf: 44/210, Kat.Nr. 210.

—  65  —
Obwohl diese Funde, wie auch das Kremsdorfer Exemp­ auch im Hinblick auf die bekannten, bereits erwähnten
lar, Sonderformen innerhalb der Gruppe der Pressblech­ Fundumstände zwei Möglichkeiten:
fibeln darstellen569, zeigen sie doch starke Anlehnungen
an Fili­granscheibenfibeln, besonders an den spätmero­ 1. Die Fibel von Kremsdorf ist um die Mitte des 8. Jahr­
wingerzeitlichen Typ Fétigny570, wie die Anordnung der hunderts zu stellen, was einen Datierungsunterschied
­Ornamente und die Filigranimitationen zeigen. von über 60 Jahren zu den Schweizer Exemplaren er­
Dass vierpassförmige Pressblechfibeln als Nachahmung gibt. Dieser lässt sich aber durch die unterschiedliche
von Fibeln mit hohem Relief zu verstehen sind, ist abzu­ Bei­gabensitte und die Seltenheit des Typs erklären. Ers­
lehnen, da die Erzeuger sicher in der Lage gewesen wären, tens fehlen bis dato genügend Fibelfunde dieser Art, um
passendere Blechreliefs herzustellen. M. Klein-Pfeuf­ ­einen genaueren Zeitrahmen für ihre Verwendung gesi­
fer sieht in dieser Form, die sie um 700 datiert, eher eine chert abstecken zu können. Dieses Problem wird auch
Art Vorläufer oder Übergangsform von Pressblechfibeln durch die Aufgabe der Beigabensitte an der Wende vom
zu Vierpassfibeln, die ab dem beginnenden 8. Jahrhundert 7. zum 8. Jahrhundert in der Vergleichsregion begüns­
auftreten571. „Die an den Fibeln von La Tour-de-Trême tigt. Beigaben, so wie die Fibel, können ab diesem Zeit­
und Elisried verwendeten Dekorationselemente entspre­ punkt in Gräbern nicht mehr nachgewiesen werden,
chen damit dem Ziermittelbestand, der in den Gebieten was aber nicht bedeutet, dass sie nicht mehr getragen
der heutigen Westschweiz üblich war. Die Stücke sind wurden. Zweitens ist zusätzlich zu berücksichtigen, dass
demzufolge Produkte einer einheimischen Werkstatt“572. sich der Ursprung des Typs in der Westschweiz befindet,
(c
A. Rettner unterteilt die burgundischen Pressblech­ sodass hier auch die ältesten Vertreter des Typs zu er­
fibeln in sechs Typen und nicht typisierbare Stücke, zu warten sind, während östliche Fundstellen relativ jünger
­denen die besprochenen drei Fibeln zählen573. Zeitlich reiht sein könnten. Da sich diese Fibelform bis dato nur in den
er die vierpassförmigen Pressblechfibeln an das Ende sei­ letzten beigabenführenden Gräbern der Westschweiz
ner Typologie und schlägt eine Datierung im ausgehenden nachweisen lässt, ist bei momentanem Kenntnisstand
7. Jahrhundert für das Exemplar aus Elisried vor, welches davon auszugehen, dass sie zu dieser Zeit einen rela­
mit spätmerowingerzeitlichen Kleidungselementen der tiv jungen Typ darstellte. Berücksichtigt man nun diese
Region vergesellschaftet war574. Auch das Grab von La Fakten, ist eine Zeitstellung des Kremsdorfer Exemplars
Tour-de-Trême wird aufgrund des Fundkontexts in die­ bzw. des Grabs 1/1978 in die Mitte des 8. Jahrhunderts
se Zeit gestellt, und repräsentiert, wie auch das Grab von also durchaus plausibel und auch für die übrigen Beiga­
Elisried, die letzte Phase beigabenführender Gräber im ben vertretbar.
fränkisch-alamannischen Bereich vor der Aufgabe dieser
Sitte am Ende des 7. bzw. Anfang des 8. Jahrhunderts in 2. Die Funde von 1978 stammen aus einer Notbergung, bei
der Region575. der im Zuge einer Erdaushebung angeblich vier Grä­
Wie lässt sich diese Datierung nun mit dem Kremsdor­ ber angeschnitten wurden576. Jedoch nur Grab 1/1978
fer Stück vereinbaren? Neben der Fibel finden sich im Bei­ konnte gesichert werden, die anderen waren bereits
gabenensemble weitere Fundstücke westlicher Provenienz komplett durch Baggerarbeiten zerstört. Offenbar war
– Kette mit MAP und blauen Einfachperlen, sowie der aber auch das Frauengrab bereits in Mitleidenschaft ge­
Rest eines Körbchenohrgehänges – und östliche Einflüsse zogen, da die Ausgräber angeben, die Beigaben teilwei­
)
in Form eines Stabarmreifpaares. Während die östlichen se aus dem Aushub geborgen zu haben577. Es existieren
Komponenten des Inventars eine Datierung im gesamt­ keine Fotos oder Zeichnungen, die den Zustand dieser
en Rahmen des 8. Jahrhunderts zulassen, deuten die west­ Bestattung dokumentieren, daher ist es nicht möglich
lichen auf eine eher frühere Datierung hin. D. h. es gibt zu sagen, in wie weit das Grab von den Baggerarbeiten
bereits zerstört war und welche Objekte tatsächlich aus
569 Rettner 1992, Abb. 6/27. der Bestattung stammen. Es besteht also durchaus die
570 Rettner 1992, 23, Kat. 27. Möglichkeit, dass es im Zuge dieser Notbergung zu Ver­
571 Klein-Pfeuffer 1993, 58f.
572 Graenert – Rast-Eicher 2003, 4.
573 Rettner 1992, 24-28, Abb. 6. 576 Folgende Erläuterungen beziehen sich auf die Unterlagen der Ausgrä-
574 Vgl. Fellenberg 1886, Taf. 3. ber, unpubliziert. Depot OÖ Landesmuseum, Leonding.
575 Graenert – Rast-Eicher 2003, 6f. 577 Pertlwieser – Tovornik 1979, 390.

—  66  —
mischungen von dislozierten Funden kam, und dass sowie zwei einfachen Ösen zur Befestigung ist eine Stel­
die Fibel, das Körbchenohrgehänge, sowie der Brakteat lung in der Spätawarenzeit III, also in das dritte Drittel des
­separat von den übrigen Funden zu betrachten wären. In 8. Jahrhunderts anzunehmen582.
diesem Fall könnte man für die eben angeführten Funde Die Hauptriemenzunge (Tafel 2/1) und die sechs Greifen­
eine Datierung in der (frühen) ersten Hälfte des 8. Jahr­ beschläge (Tafel 1/4-9) entsprechen hingegen Funden der
hunderts annehmen, und die anderen in die Mitte bzw. Spätawarenzeit II583. Rechteckige Greifenbeschläge kom­
frühe zweite Hälfte des 8. Jahrhunderts datieren. Da die men ab Spätawarisch I vor, ebenso Feldunterteilungen584.
Aufzeichnungen der Ausgräber allerdings nicht ausrei­ Die Kremsdorfer Beschläge zeigen jeweils einen Greif mit
chen, um die Grabungssituation zu rekonstruieren, bzw. vier Beinen, angespitztem Schwanz und klassischen Flü­
immer betont wird, dass alle Beigaben aus Grab 1/1978 geln. Das an vier Beschlägen erhaltene rankenartige An­
stammen, kann diese These nur rein hypothetisch hängsel (Tafel 1/4 und 7-9) schließt mit Kügelchen in
bleiben. Weiters wäre zu bedenken, dass eine so frühe Traubenform ab. Ähnliche Beschläge liegen aus Keszthe­
­Datierung der Fibel respektive der zugehörigen Bestat­ ly585, Grab 205 und 229 von Szeged-Makkoserdö586 sowie
tung ein Unikum im Kremsdorfer Fundmaterial dar­ Grab 232 und 243 von Šebastovce587 vor. Alle hier genann­
stellen würde, was allerdings damit zusammenhängen ten Beispiele verfügen jedoch über keinen traubenförmigen
könnte, dass der Friedhof noch nicht komplett erfasst Abschluss des Anhängsels. Da ein Teil der Hauptriemen­
wurde, besonders nicht im Bereich der 1978-Kampagne, zunge (Tafel 2/1588) abgebrochen ist, kann nicht mehr ge­
und sich vielleicht gerade hier die Gräber der frühesten sagt werden welche Form das Objekt ursprünglich hatte
(c
Phase befänden. Beim derzeitigen Wissenstand müssen bzw. ob es ebenfalls halbrund abschloss, so wie die kleinen
diese Vermutungen spekulativ bleiben. Nur weitere Gra­ Nebenriemenzungen. Die Motive der Hauptriemenzunge
bungen im Kremsdorfer Gräberareal und dabei eventu­ sind auf Vorder- und Hinterseite unterschiedlich gestal­
ell neu zu Tage tretende Befunde könnten hier zu mehr tet. Gemeinsam ist den beiden Seiten nur das rechtecki­
Anhaltspunkten führen. ge Fenster am oberen Ende des Metallstücks, welches die
zentralen Bildprogramme der Flächen vom Abschluss der
5.1.8. Gürtelzubehör Riemenzunge trennt. Auf der einen Seite befinden sich in­
Vorkommen: nerhalb dieses Rahmens zwei sechsblättrige Rosetten, die
4 Kindergräber: 1/1959, 14/1959, 30/1960 von zwei zueinander angespitzten und sich überschnei­
3 Männergräber: 1/1906, 26/1960, 6/1987 denden Ovalen umrandet sind. Unterhalb des Rechtecks
schließen vier Greifendarstellungen an, die horizontal auf
5.1.8.1. Awarische Gürtelgarnitur der Riemenzunge sitzen. An jedem der Fabelwesen ist je
Die awarische Gürtelgarnitur aus dem Männergrab ein Vorderbein, ein Hinterbein und ein bis zum Ohr hin­
1/1906 (Tafel 1 und 2) ist der prominenteste Fund des ziehender Flügel zu sehen. Unterhalb des vierten Greif be­
Kremsdorfer Gräberfeldes. Von Kaschnitz – Abra­ findet sich die Bruchkante. Der obere Rechteckrahmen
mic schenkten ihr schon besondere Aufmerksamkeit578, der zweiten Seite wird durch eine Doppelranke mit run­
wie auch zahlreiche andere Autoren, u. a. F. Daim579 und den Blättern und davon abzweigenden Trieben gefüllt. Die
S. Eichert580. darunter liegende Fläche ist vertikal dreigeteilt. Im zentra­
Das Ensemble besteht aus 13 Teilen und präsentiert typo­ len Streifen, der breiter ist als die beiden äußeren, verläuft
)
chronologisch ein äußerst heterogenes Erscheinungsbild, eine Ranke mit sechs ebenfalls kreisrunden Blättern, um
da es den Anschein trägt, als sei die Garnitur mehrmals er­ die sich herum in 8er-Form Triebe mit spiralartig einge­
gänzt worden. Die typologisch relativ jüngsten Stücke der rollten Enden schlängeln. Die beiden äußeren, schmäleren
Kombination stellen die vier Nebenriemenzungen dar581. Flächen werden von einem Ornament geziert, das dem
Mit ihrem Ranken- (Tafel 2/2-4) bzw. Blütenmotiv (Tafel
2/5), den parallelen Seiten und halbrunden Abschlüssen 582 Daim 2000, 90f.
583 Winter 1997, 44-46.
584 Daim 2000, 90.
578 Von Kaschnitz – Abramic 1909. 585 Hampel 1905, Taf. 152/5.
579 Daim 2000. 586 Salamon 1995, Taf. 13, 16.
580 Eichert 2013b. 587 Budinský-Krička – Točík 1991, Taf. 33, 35.
581 Vgl. Stadler 2005, CD-ROM/Typ 4980 und 4250. 588 Bei Stadler 2005, CD-ROM/Typ 5820 bzw. 7410.

—  67  —
„laufenden Hund“589 ähnlich ist. Aus Komárno und aus bronze verwendet wurde, oder es wurden in diesem Fall
Mödling590 liegen Hauptriemenzungen vor, die ebenfalls in der Spätawarenzeit Kopien älterer Beschläge angefer­
horizontal positionierte Fabelwesen zeigen. Allerdings äh­ tigt600. Letztere Annahme ist laut Daim wahrschein­
neln sie dem Kremsdorfer Stück nur in den Grundzügen licher. E. Szameit spricht sich hingegen für die frühere
des Aufbaus, nicht aber im Motivdetail. Datierung, Anfang zweite Hälfte des 8. Jahrhunderts,
Kein Vergleichsstück hat sich für den Propellerbeschlag aus, da das Tragen awarischer Gürtel im karantanischen
der Kremsdorfer Garnitur (Tafel 1/3591) gefunden. Vom Einzugsgebiet durch das Schwinden des awarischen Ein­
zentralen Rund gehen Ranken ab, die mit traubenför­ flusses bei der ansässigen Oberschicht nach der Unter­
migen Kügelchen enden. werfung durch die Baiern zwischen 740 und 770 n. Chr.
Die Schnalle der Gürtelgarnitur (Tafel 1/2592), die dem vermutlich aus der Mode geriet601. Auch S. Eichert geht
Typ Micheldorf-Skalistoe593 ihren Namen leiht, wird von aufgrund der kulturellen und politischen Annäherung des
einem für den awarischen Bereich seltenen Motiv, der Ostalpenraums an Bayern und Franken im ausgehenden
so genannten Palmette bzw. dem Bänderstrauß, geziert, 8. Jahrhundert davon aus, dass die von ihm sogenannten
­welches häufig auf der Halbinsel Krim, im ­Volga-Kama- Gräber vom Typ Grablesdorf, zu denen auch Grab 1/1906
Gebiet und in Bulgarien vorkommt und seinen Ursprung aufgrund der Vergesellschaftung der awarischen Gürtel­
in der byzantinischen Welt hat594. Vergleichsstücke für garnitur mit einer Waffe westlicher Provenienz zählt, im
das Exemplar stammen beispielsweise aus Grab 74 von 8. Jahrhundert auslaufen602.
Čataj595, Grab 619 von Holiare596 und aus Grab 26 von Aufgrund der Vergesellschaftung der Gürtelgarnitur mit
(c
Radvaň nad Dunajom-Žitava597. Zeitlich ist das Stück einem Langsax, ein Schwertyp, der in der Regel zwischen
­eigentlich in Spätawarisch I bis II, also frühes 8. bis begin­ dem späten 7. und der Mitte des 8. Jahrhunderts auftritt603,
nende zweite Hälfte des 8. Jahrhunderts, einzuordnen, wo­ sowie der schlüssigen Argumentation Szameits und Ei­
bei das Exemplar aus Čataj relativ früher zu sein scheint als cherts, kann die Kremsdorfer Gürtelgarnitur spätes­
Holiare und Kremsdorf598. tens in die frühe zweite Hälfte des 8. Jahrhunderts datiert
Aus stilistischer Perspektive wäre bei der Kremsdorfer werden.
Gürtelgarnitur von einem Sammelsurium verschiedener
Gürtelbeschläge auszugehen. Metallurgische Analysen 5.1.8.2. Tierkopfschnalle
haben jedoch gezeigt, dass alle Teile der Gürtelgarnitur Die D-förmige Gürtelschnalle aus Grab 26/1960 (Ta­
die gleiche chemische Zusammensetzung aufweisen599. fel 26/3) weist an den Enden der gerundeten, gerippten
Sämtliche Beschläge bestehen aus hoch bleihaltiger Zinn­ Seite je einen Tierkopf auf, vermutlich eine Hunds- oder
bronze (Glockenbronze), was vermuten lässt, dass alle Wolfsdarstellung. Besondere Ähnlichkeiten finden sich
Exemplare aus derselben Werkstatt stammen. Glocken­ mit dem Schnallentyp Gruppe I, Typ 4 nach Madyda-
bronze kommt in Leobersdorf nur in der Spätawarenzeit Legutko604. Diese Art der Schnallen stammt noch aus
III vor, und auch die Gürtelgarnitur von Krungl, ebenfalls der römischen Kaiserzeit, wo sie ab der Spätphase auftritt
aus Glockenbronze gefertigt, ist in diese Zeit zu stellen. F. und in die Frühphase der Völkerwanderungszeit weiter­
Daim sieht zwei Erklärungsmöglichkeiten für das Auf­ läuft. Vertreter sind beispielsweise Funde aus dem mittle­
treten verschieden zu datierender Motive in der Krems­ ren Elbegebiet605 oder aus Samson, Belgien606. Sie stellen
dorfer Garnitur: entweder stammt das gesamte Ensemble typische Elemente in diesem Gebiet dar, kommen aber
)
aus einer Werkstatt, in der bereits ein bis zwei Genera­ auch in Böhmen vor.
tionen früher als in Leobersdorf und Krungl Glocken­ Im Vergleich zu diesen römischen Stücken wirkt das
Kremsdorfer Exemplar jedoch sehr schlicht. Ob die Schnal­
589 Von Kaschnitz – Abramic 1909, 218.
590 Zábojník 1991, Taf. 7/3-4. le als römisches Altstück im frühmittelalterlichen Gräber­
591 Bei Stadler 2005, CD-ROM/Typ 890.
592 Bei Stadler 2005, CD-ROM/Typ 4440.
593 Ajbabin 1990, Abb. 53/39. 600 Daim 2000, 107f.
594 Daim 2000, 108f. 601 Szameit 1996a, 322.
595 Zábojník 2000, Taf. 2/1-2. 602 Eichert 2010, 164; 2013b.
596 Točík 1968, Taf. 76/40. 603 Wernard 1998, 779.
597 Daim 2000, 108. 604 Madyda-Legutko 1986, 77-79.
598 Daim 2000, 109. 605 Madyda-Legutko 1986, 79.
599 Schreiner 2000, 298-301; Daim 2000, 10. 606 Böhme 1974, Abb. 4.

—  68  —
feld, als Imitation älterer Vorbilder oder als Ver­treter eines nach Pöllath612 zuzurechnen und datiert zwischen der
noch nicht geklärten Einflusses anzusprechen ist, kann an zweiten Hälfte des 8. und dem frühen 9. Jahrhundert.
dieser Stelle nicht entschieden werden. Sporadisch ist dieser Schnallentyp in Nordostbayern an­
zutreffen, z. B. in Thurnau-Alladorf, Grab 65 und 162613.
5.1.8.3. Ovale Gürtelschnallen Aus Baltramsdorf Rosenheim, Kärnten, stammen gleich
Aus den Gräbern 28/1960 und 6/1987 stammen zwei an­ sieben solcher Schnallen, allerdings mit rechteckigem
nähernd ovale Gürtelschnallen aus Eisen. Die Schnalle aus Beschlag614.
Grab 28/1960 (Tafel 29/1) besitzt nur mehr Reste eines Da das Exemplar aus Kremsdorf sehr klein ist und seine
Dorns und ist, wie alle anderen Eisenschnallen auch, stark Lage im Grab unbekannt, muss auch eine Verwendung als
korrodiert. Am Exemplar aus Grab 6/1987 (Tafel 34/1) ist Wadenbindenschnalle oder Verschluss für eine Tasche in
der Dorn noch erhalten. Nicht mehr eindeutig als Schnal­ Betracht gezogen werden.
len zu identifizieren sind Eisenfragmente aus den Gräbern
1/1959 (Tafel 11/1) und 14/1959 (Tafel 14/3), sie lassen sich 5.1.9. Schellen
aber zu ovalen Schnallenrahmen zusammenfügen. Hin­ Vorkommen:
weise auf einen Dorn sind jedoch nicht erhalten und auch 1 Kindergrab: 33/1907
die Lage im Grab gibt keine näheren Aufschlüsse über eine Ein Exemplar nicht zuordenbar
Funktion.
Eiserne Gürtelschnallen zählen im awarischen Einzugs­ Zwei Schellen sind aus Kremsdorf bekannt, wobei nur eine
(c
gebiet zwar nicht zu den häufigsten Beigaben in Grä­ gesichert aus einem Grabverband stammt. Ein zweites
berfeldern, kommen aber immer wieder vor, so z. B. in Exemplar gehört zu dem Material, das 1906 von Schot­
Grabhügel 12a von Wimm607. Neben dem oft schlech­ terabbauarbeitern gefunden wurde, jedoch keinem Grab
ten Erhaltungszustand solcher Schnallen sowie der Mög­ mehr zugewiesen werden kann. Die aus dem Grabver­
lichkeit von organischen Schnallen oder dem Verzicht band stammende Schelle (Tafel 10/3) ist dem Typ B2 nach
auf ­ selbige durch einfaches Zusammenknoten der Gür­ Spindler zuzurechnen615. Hierbei handelt es sich um
telenden, mag dieser Umstand besser erklärbar sein608. aus Buntmetall gegossene Schellen mit kreuzförmigem
In Kärnten stellen einfache Eisenschnallen im relevanten Klangschlitz auf der unteren Hälfte. Geziert wird das
Zeithorizont eine Rarität dar609. Westlich des Bearbei­ ­kugelförmige Kremsdorfer Exemplar durch eine horizon­
tungsgebiets sind sie hingegen seit dem frühen 7. Jahrhun­ tale Ritzlinie, die an der breitesten Stelle verläuft und von
dert häufig anzutreffen, wie in Amöneburg I, Grab 1 und der aus diagonal mehrere Ritzlinien zu den Klangschlit­
3610, oder Liebenau, Grab 2611. Ihren Schwerpunkt haben zen hin ziehen.
sie allerdings im 8. Jahrhundert, können aber von sich aus Spindler gibt eine Laufzeit vom 7. bis ins 10. Jahrhundert
nur allgemein in dieses Jahrhundert gestellt werden, da sie für diese Variante an, der z. B. die vermutlich zu einem
chronologisch nicht besser verwertbar sind. Pferdegeschirr gehörende Schelle aus einem Frauengrab
Da die Kremsdorfer Schnallen die einzige Beigabe im in Karos-Eperjeszög616 oder die drei Stücke aus zerstör­
­jeweiligen Grabverband darstellen bzw. keine chronolo­ ten Gräbern aus Hundsdorf im Rosental, Kärnten617, an­
gisch verwertbaren Beifunde besitzen, sind sie allgemein gehören. Ihr Hauptverbreitungsgebiet liegt im östlichen
im Rahmen des Gräberfeldes zu datieren. Europa, allerdings ist ein Streufund aus dem Gräberfeld
)
Thurnau-Alladorf, Nordostbayern, ebenfalls zum Typ B2
5.1.8.4. Gürtelschnalle mit D-förmigem Rahmen zu rechnen618.
Aus Grab 1/1959 (Tafel 11/2) liegt eine kleine, eiserne Die fundverbandlose Schelle (Tafel 7/13) aus Krems­
­Gürtelschnalle mit D-förmigem Rahmen und erhaltenem dorf ist der bereits beschriebenen zwar sehr ähnlich, ge­
Dorn in relativ gutem Zustand vor. Sie ist der Form GS4
612 Pöllath 2002, 155.
613 Pöllath 2002, Taf. 48/2, 57.
607 Breibert 2002, Taf. 29/2. 614 Eichert 2007, 174.
608 Breibert 2005, 406f. 615 Spindler 1998, 37, Abb. 14/13-19, 15/20.
609 Eichert 2010, 16. 616 Spindler 1998, 37.
610 Sippel 1989, Taf. 1/3-4. 617 Eichert 2010, Taf. 24/3-5.
611 Sippel 1989, Taf. 25/1. 618 Pöllath 2002, Taf. 57/10; Leinthaler 1988, Abb. 7.

—  69  —
hört ­allerdings dem Typ B3 an. Sie besitzt im Gegensatz ovaler Form und besitzen Ritzverzierungen linearer Art,
zum ­anderen Exemplar nur einen einfachen Klangschlitz, während die mittelalterlichen Schellen häufig Blätterzier
zu dem jedoch zusätzlich zwei kreuzständig angeordnete aufweisen und plastische Rillen besitzen634.
Klanglöcher im oberen Bereich der Schelle angebracht Die Funktion der Schellen wurde in viele Richtungen
sind. Auch hier laufen vom Bauch der Schelle Ritzlinien interpretiert. Als Musikinstrumente mit Signalfunkti­
zum Schlitz hin. Der obere Bereich der Schelle ist von einer on oder kultischem Charakter wurden sie genauso ange­
Bogenlinie umgeben, die auch die Klanglöcher einschließt. sprochen wie als Amulette635. Staššiková-Štukovská
Aus einem böhmischen Hortfund bei Kněžmost619 stammt sieht in den Schellen ursprüngliche Musikinstrumen­
das bisher einzig näher datierbare Exemplar des Typs B3. te der slawischen Bevölkerung636. Spindler erwähnt die
Es wird in das späte 8. bis 9. Jahrhundert gestellt620. Wei­ Verwendung als Rhythmusinstrument aber erst im Zu­
tere Streufunde stammen aus Oberfranken, dem südlichen sammenhang mit einem rheinländischen Wandteppich
Niedersachsen und dem Großraum Innsbruck621. aus dem späten 14. Jahrhundert, der eine Tanzveranstal­
Aus Eisen und Buntmetall gegossene Schellen kommen tung zeigt637. Die Funktion als Zieranhänger ist durch­
schon in mittelawarenzeitlichen Gräbern vor, besonders aus denkbar, da in manchen Kindergräbern die Schellen
häufig jedoch in spätawarenzeitlichen Kindergräbern622, im Halsbereich lagen. Die Verwendung zur Kleiderzier­
z. B. Kindergrab 175 von Orosháza-Bónum téglagyár623, de ist ebenfalls durch die Lage in Gräbern erklärbar, bzw.
Grab 85 und 99 von Szob624, Grab 52 von Pilismarót625, ist sie durch Abbildungen nachgewiesen, wie beispielswei­
­Grab 135 von Nagypall I626 und Funde aus Mikulčice627. Auf se auf einer Emailscheibenfibel aus Bled-grad, auf der eine
(c
­österreichischem Gebiet sind weiters Schellen aus Grab Person eine Kopfbedeckung mit drei Anhängseln, die als
192 von Leobersdorf628, Grab 184 und 66 von Krungl629 Schellen interpretiert werden, trägt638. Diese Darstellung
und den Grabhügeln 35 und 39 von Wimm630 bekannt. nimmt eventuell Bezug auf Narrenkappen – Kopfbede­
Typochronologisch ist die Einordnung von Schellen ckungen mit Schellenzier, die im Mittelalter von Narren
­problematisch. Eine merkmalsbezogene Gliederung, wie getragen wurden. Ob diese Interpretation jedoch zeit­
die von Spindler, ist zwar möglich, die Datierung der lich übertragbar ist, konnte noch nicht geklärt werden639.
einzelnen Stücke ist jedoch stark vom Fundverband ab­ Ge­sichert ist im Frühmittelalter die Verwendung der
hängig. Schellen kommen ab der römischen Kaiserzeit Schellen als Zubehör des Pferdegeschirrs, wie im bereits
vor und laufen teilweise bis in die frühe Neuzeit631. Ty­ erwähnten Frauengrab von Karos-Eperjeszög, oder in den
pologische Aspekte außer Acht lassend, kommen Schel­ Gräbern 79, 147 und 412 und 805 von Devínska Nová Ves
len sowohl in Nordeuropa632 als auch im mitteldeutschen in der Slowakei640. Die Funktion als Kinderspielzeug ist
Raum, im ostalpinen Bereich, Osteuropa, bis hin nach Sü­ ebenfalls anzunehmen.
drussland vor633. Sie sind keinem spezifischen Geschlecht Im Fall des Kremsdorfer Grabs 33/1907 ist diese Verwen­
zuordenbar und kommen, wie bereits erwähnt, häufig in dung am wahrscheinlichsten, da die Schelle unter der
Kindergräbern vor. Zumeist befinden sich ein bis zwei rechten Hand des Kindes lag. Für das 8. Jahrhundert ist
Stück in einem Grab. Mehrfachvorkommen sind jedoch, im arabischen Raum bereits die Verwendung von Glöck­
wie am Beispiel von Krungl, Grab 184, zu sehen ist, mög­ chen bzw. Schellen in der Falknerei zur Lokalisierung der
lich. Die frühmittelalterlichen Vertreter sind häufig von Beizvögel schriftlich nachgewiesen. Für Europa findet sich
ein historischer Beleg für den Einsatz von Schellen in der
)
619 Profantová 1992, Taf. 3/3.
620 Spindler 1998, 37.
Falknerei erst im 13. Jahrhundert, im Werk Friedrich II.
621 Spindler 1998, 37; Pöllath 2002, 151. „De arte venandi cum avibus“641. Ob diese Funktion im
622 Kiss 1996, 269.
623 Juhász 1995, Taf. 9/175.
624 Kovrig 1975, Fig. 9/85, 11/99.
625 Szabó 1975, Fig. 6/52.
626 Kiss 1977, Taf. 33/135. 634 Eichert 2007, 164.
627 Provantová 1992, Taf. 23/A 1-4. 635 Kraskovská 1972, 101.
628 Daim 1986, Taf. 93. 636 Staššiková-Štukovská 1984, 227.
629 Breibert 2015, Abb. 59 und 60. 637 Spindler 1998, 40.
630 Breibert 2002. 638 Korošec: 1979, Taf. 152/1; vgl. ebenso Pöllath 2002, 151.
631 Eichert 2007, 164. 639 Eichert 2007, 166.
632 Arbman 1940, Taf. 93. 640 Eisner 1952, Taf. 12/1, 21/2, 47/8, 84/14.
633 Fiedler 1992, 195. 641 Spindler 1998, 29f.

—  70  —
mitteleuropäischen Frühmittelalter tatsächlich eine Rolle Männern als auch bei Frauen, im 9. Jahrhundert beson­
spielte, kann nicht gesagt werden. ders häufig643.
An vielen der Kremsdorfer Exemplare finden sich Holz­
5.2. Gerät reste an der Griffangel, beim Messer aus Grab 10/1987
5.2.1. Messer (Tafel 35/3) bedecken Holzreste den gesamten Griff.
Vorkommen: Überreste von organischem Scheidenmaterial sind eben­
10 Frauengräber: 3/1906, 35/1907, 13/1959, 1/1960, 5/1960, falls an manchen Stücken nachweisbar, allerdings kön­
15/1960, 21/1960, 23/1960, 27/1960, 10/1987 nen hier aufgrund restauratorischer Maßnahmen, die zur
10 Männergräber: 38/1907, 3/1960, 9/1960, 10/1960, ­vollkommenen Überdeckung der Klingen mit Lacken ge­
13/1960, 22/1960, 26/1960, 28/1960, 3/1987, 6/1987 führt haben, keine genauen Bestimmungen der Schei­
3 Gräber geschlechtsunspezifisch: 7/1906, 32/1907, denmaterialen vorgenommen werden. Die Messerklinge
37/1907 aus Grab 23/1960 (Tafel 25/1) ist jedoch komplett von
4 Kindergräber: 33/1907, 2/1959, 8/1959, 20/1960 ­Scheidenresten bedeckt.
Sieben Exemplare nicht zuordenbar Der Großteil der im Gräberfeld vorliegenden Messer wur­
de wahrscheinlich vor Ort produziert. Es sind im Fund­
Griffangelmesser sind die am häufigsten vorkommende material keine ausgefallenen Klingentypen oder andere
Beigabe im Kremsdorfer Gräberfeld. Insgesamt sind 35 Auffälligkeiten, die ein Messer unter den anderen beson­
Stück bekannt, von diesen sind elf verschollen, davon sind ders hervorheben würde, vorhanden. Messer waren ein
(c
für die Objekte aus den Gräbern 7/1906, 35/1907, 37/1907 häufig genutzter Zweckgegenstand und von jedermann
und 38/1907 auch keine Abbildungen vorhanden. Sieben benötigt. Das Alltagsmesser wird von modischen Erschei­
Messer stammen aus den von Bauarbeitern zerstörten nungen kaum tangiert und weist selten spezielle Verzie­
Gräbern aus dem Jahr 1906 und können keiner Bestattung rungen oder ähnliches auf. Es wurde lokal produziert,
mehr zugewiesen werden. Mit einer Ausnahme ­kamen die um der Nachfrage möglichst schnell nachzukommen,
Messer nur einzeln vor, lediglich im Grab 22/1960 wur­ und das Augenmerk lag auf der praktischen Handhabung
de neben dem Griffangelmesser (Tafel 24/2) noch eine und nicht auf modischer Tauglichkeit. Aus diesem Grund
fragmentierte Klinge eines zweiten Messers (Tafel 24/1) wird auf einen Vergleich mit der Messertypologie Pölla­
geborgen. ths644 für Nordostbayern verzichtet. Lediglich eine Un­
Beigegeben wurde diese als praktisches alltägliches Ge­ tersuchung der innerhalb von Kremsdorf vorkommenden
rät im Haushalt und auch im Handwerk nicht nur im Messer wird vorgenommen.
­Frühmittelalter ständig anzutreffende Fundgruppe sowohl Die Länge der Messer beträgt bei den Frauen zwischen
Männern als auch Frauen und Kindern642. Ein Schwer­ 10 und 15 cm, bei den Männern zwischen 11 und 19 cm,
punkt ist jedoch eindeutig in den Erwachsenengräbern zu bei den Kindern zwischen 12 und 15 cm. Jedoch sind nur
sehen. zwei der Messer aus Männergräbern überdurchschnittlich
In den Männergräbern lagen mit Ausnahme von Grab lang, der Großteil aller Messer hat eine Länge zwischen
3/1987 (Tafel 33/3) alle Messer an der linken Hüftseite mit 12 und 15 cm. Eine geschlechterspezifische Länge ist also
der Spitze fußwärts zeigend. Bei Grab 3/1987 lag das Mes­ nicht feststellbar.
ser im Bauchraum des Skeletts. Die Lage in den Frauen­ Weiters kann man die Kremsdorfer Messer nach fol­
)
gräbern ist nicht so eindeutig: dreimal lagen Messer an genden Gesichtspunkten unterteilen:
der linken Hüfte, ebenfalls dreimal an der rechten Hüft­
seite, einmal im Bauchraum, einmal parallel zum linken Griffangel
Unterarm und einmal parallel zum linken Oberarm. Im 1. oben angesetzt
Kindergrab 20/1960 lag das Messer links der Hüfte, in den 2. unten angesetzt
übrigen rechts. In den Gräberfeldern des unteren Donau­ 3. mittelständig
gebiets ist die Lage an der linken Körperseite, sowohl bei

643 Szőke 1992b, 78.


642 Szameit 1990, 116f. 644 Pöllaths 2002, 148f.

—  71  —
Klingenspitze Nicht kategorisierbare Messer
a. mittelständig, mit gebogenem Rücken Das Messer aus Grab 23/1960 sowie zwei Stücke aus dem
b. in der Rückenflucht verlaufend, gerader Rücken nicht zuordenbaren Material sind zu stark fragmentiert
c. in der Schneidenflucht verlaufend, gerade Schneide bzw. korrodiert um sie näher einordnen zu können.

Messer mit oben angesetzter Angel und geradem Rücken Die Form der Messer kann nicht mit Alter oder Ge­
(Merkmalskombination 1b) schlecht der Verstorbenen in Verbindung gebracht wer­
Nur die Messer aus Grab 27/1960 und Grab 10/1987 gehö­ den. In spätantiken Bestattungen sind Messerbeigaben
ren dieser Kombination an. nicht ­ üblich. Die Sitte der Messerbeigabe ist jedoch so­
wohl aus awarischem, wie auch aus baiovarischem und
Messer mit unten angesetzter Angel und mittelständi- alamannischem Gebiet bekannt645. S. Eichert meint,
ger Spitze (Merkmalskombination 2a) dass in Kärnten im 6. und 7. Jahrhundert neu zugewan­
Dieser Gruppe gehören die Messer aus Grab 15/1960 und derte Bevölkerungsgruppen die Messerbeigabe mit sich
28/1960 an. Im Fall des Grabes 15/1960 ist durch die Ver­ brachten und im 8. Jahrhundert diese Sitte überall ver­
gesellschaftung des Messers mit einem Spiralohrring und breitet war646.
einer Perlenkette mit MAP und HP eine ungefähre Datie­
rung möglich. 5.2.2. Feuerstähle
Vorkommen:
(c
Messer mit unten angesetzter Angel und Spitze in Rü- 2 Männergräber: 26/1960, 3/1987
ckenflucht (Merkmalkombination 2b) Vier Exemplare nicht zuordenbar
Die Messer aus den Gräbern 3/1960 und 6/1987 besit­
zen beide eine unten angesetzte Angel und eine Spitze in Insgesamt sind sechs Feuerstähle aus Kremsdorf bekannt,
Rückenflucht. Trotzdem ist bei beiden Exemplaren der nur zwei davon sind jedoch einem Grab zuordenbar. Je ein
­Rücken leicht gebogen. Das Stück aus Grab 3/1960 zeigt Objekt befand sich in den Gräbern 26/1960 (Tafel 26/2)
zusätzlich eine parallel zum Rücken verlaufende Rille. und 3/1987 (Tafel 33/1), wobei zusätzlich zu den Eisen­
stücken Feuerstein vorgefunden wurde. Angeblich be­
Messer mit mittelständiger Angel und mittelständiger fand sich auch im Grab 32/1907 ein Feuersteinbruchstück,
Spitze (Merkmalkombination 3a) dieses ist jedoch verschollen. Die übrigen vier Feuerstäh­
Durch die mittelständige Spitze ist der Rücken bei die­ le stammen aus den von Bauarbeitern zerstörten Gräbern
sen Messern automatisch leicht nach unten gebogen. Die der 1906er Kampagne (Tafel 7/6-8 und 14). Alle Stücke be­
Kombination mit mittelständiger Angel tritt bei den Mes­ sitzen eine nierenartige Form und einen nach innen wei­
sern aus den Gräbern 32/1907 und 33/1907, 1/1960, 9/1960, senden mittelständigen Fortsatz.
13/1960, 26/1960 und bei einem Exemplar der nicht zuor­ Mit dem Feuerstahl wird auf einen Feuerstein geschla­
denbaren Funde auf. gen, wodurch Funken entstehen, die wiederum Zun­
der (Fruchtfleisch von Baumpilzen, Zunderschwamm,
Messer mit mittelständiger Angel und geradem Rücken u. ä.) zum Glimmen bringen, wodurch leicht brennbares
(Merkmalskombination 3b) ­Material, wie getrocknetes Kleinholz oder Gras etc., ent­
)
Die meisten Messer weisen die Kombination mit mittel­ flammt werden kann. Ab der Latènezeit kommen eiserne
ständiger Angel und geradem Rücken auf. Hierzu gehö­ Feuerstähle vor, jedoch erst aber der römischen Kaiserzeit
ren vier der nicht zuordenbaren Messer (Tafel 8/1, 3-5), sind sie häufiger in Verwendung. Die nieren- oder leyerar­
die Messer aus Grab 3/1906, 2/1959, 8/1959, 13/1959, 5/1960, tige Form tritt ab der Völkerwanderungszeit auf und wur­
10/1960, 20-22/1960, sowie Grab 3/1987. de teilweise bis ins 19. Jahrhundert verwendet647. In der
Awaria kommen sie während der gesamten Zeit und im
ganzen Gebiet, mit Schwerpunkt im Wiener Becken, vor,

645 Eichert 2007, 204; Szőke 1992b, 79; Tovornik 2002a, 44f.
646 Eichert 2010, 136.
647 Steuer 1994, 402, 404.

—  72  —
wo sie vorwiegend in Männergräbern anzutreffen sind648. oder Grab 243 von Weingarten655. Hier kommen sie bis
Wie aus zahlreichen anderen Gräberfeldern sind Exemp­ zur Aufgabe der Beigabensitte im frühen 8. Jahrhundert
lare aus Gusen649 und Auhof650 wie auch aus Pitten651 im Beigabenmaterial vor656.
bekannt. Aber auch in der ehemaligen Alamannia und Zu feinchronologischen Analysen ist dieser Kammty­
Baiovaria liegen typologisch nicht unterscheidbare Feuer­ pus jedoch wenig geeignet, da er sich innerhalb des Ge­
stähle in den Gräbern652. brauchszeitraumes nicht wesentlich verändert. In den
Typochronologisch haben die Feuerstähle also wenig Männergräbern von Grabelsdorf657 und Grab 1 von Baar­
­Relevanz, da sie ohne deutliche Veränderung über längere dorf658, welche in die erste Hälfte des 8. Jahrhunderts
Zeit in verschiedenen Gebieten in Benützung ­waren und datieren, befanden sich ebenfalls zweireihige Dreilagen­
so nur über die Beifunde näher bestimmt werden können, kämme im Grabinventar, das in beiden Fällen durch spät­
was bei den Kremsdorfer Stücken jedoch schwierig ist, da merowingerzeitliche Einflüsse geprägt ist. Aus Grab 33 von
in keinem Fall andere aussagekräftige Beigaben vorliegen. ­Pottenbrunn stammt ein weiterer zweireihiger Kamm, der
zwischen Anfang des 8. und dem ersten Drittel des 9. Jahr­
5.2.4. Kämme hunderts gestellt wird659.
Vorkommen: Die im awarischen Kontext auftauchenden Kämme dürf­
1 Frauengrab: 15/1960 ten ebenfalls durch Kontakte mit dem Westen zu erklä­
1 Kindergrab: 33/1907 ren sein660. Das heißt der Kremsdorfer Kamm kann als
Beispiel für spätmerowingerzeitlichen Einfluss im randal­
(c
Aus dem Kindergrab 33/1907 (Tafel 10/5) stammt das pinen Bereich gewertet werden und stellt gemeinsam mit
Fragment eines Beinkammes, welches unverziert ist dem Spiralohrgehänge und der Perlenkette mit MAP die
und noch (ansatzweise) sieben Zinken besitzt. Zu die­ Bestattung 15/1960 etwa in die Mitte, bestimmt aber in die
sem Exemplar können aufgrund des Zustands keine nä­ zweite Hälfte des 8. Jahrhunderts.
heren Aus­sagen getroffen werden. Der Beinkamm aus
dem Frauengrab 15/1960 (Tafel 19/1), von dem jedoch 5.3. Waffen und Zubehör
nur mehr eine Zeichnung vorhanden ist, bietet sich zu 5.3.1. Langsax
typologischen Vergleichen besser an. Es handelt sich um Vorkommen:
­einen zwei­reihigen Dreilagenkamm mit einer groben und 1 Männergrab: 1/1906
­einer feinen Zinkenleiste, die aus einem Stück Bein gefer­
tigt sind. Beidseitig sind durch fünf Niete Griffleisten an Das Männergrab 1/1906 beherbergte nicht nur die heraus­
den Zinken angebracht, welche von zwei längs laufenden ragende awarische Gürtelgarnitur, sondern auch den ein­
Rillen, die wiederum beidseitig von diagonal abgehenden zigen Sax des Kremsdorfer Gräberfeldes661. Es handelt sich
Dreierstrichpaaren flankiert werden, geziert werden. Der um einen typischen Langsax der späten Merowingerzeit.
gesamte Kamm ist in ein beinernes Klappetui (Futte­ Die Waffengattung der Saxe umfasst eine ­ relativ breite
ral) eingebettet, welches mit einem rautenförmigen Ritz­ Gruppe einschneidiger „Kampfmesser“662 und Schwerter,
muster versehen ist. die v. a. zwischen dem 5. und 8. Jahrhundert als zumeist do­
Eigentlich sind zweireihige Dreilagenkämme mit gro­ minante Waffengruppe in merowingerzeitlichen Gräber­
ben und feinen Zinken als typisches Toilettebesteck der feldern auftreten663 und dann im Zuge der Aufgabe der
)
­Merowingerzeit anzusprechen, wo sie in den Gräber­ Beigabensitte verschwinden. Die Bezeichnung „Sax“ lei­
feldern der Alamannia und Baiovaria sowohl in Frauen tet sich aus dem Germanischen ab und bedeutet „kleines
als auch in Männergräbern vorkommen, beispielsweise
in Grab 2 von Hettstadt653, Grab 258 von Schretzheim654
655 Roth – Theune 1995, Taf. 80A/3.
656 Szameit 1993, 224.
648 Stadler 2005, 136. 657 Szameit 1993, Taf. 2/C.
649 Tovornik 1983a, Taf. 18. 658 Eichert 2010, Taf. 2.
650 Tovornik 1983b, Taf. 13. 659 Friesinger 1973, 130.
651 Friesinger 1977, Taf. 47/108. 660 Stadler 2005, 141.
652 Pöllath 2002, Taf. 2, 5, 56. 661 Hausmair 2009.
653 Koch 1967, Taf. 33/2. 662 Szameit 1982, 43.
654 Koch 1977, 68/3-4. 663 Wernard 1998; Hausmair im Druck.

—  73  —
Schwert“ oder „Messer“664. Charakterisiert sind alle Ver­ nisch entspricht die Genese dieses Waffentyps vermutlich
treter der Waffengattung durch eine einschneidige Klinge, Entwicklungen in der Kampfesweise.
ausgeprägte Spitze und eine, unabhängig von der Größe, Es verwundert nicht, dass diese in Baiern so häufig auf­
messerähnliche Form. Größe, ­Gewicht und Proportionen tretende Waffe im Grenzgebiet länger anzutreffen ist, da
sind jedoch stark variabel und chronologieabhängig665. auch die Aufgabe der Beigabensitte hier etwas später ein­
In der Forschung zur Genese der Saxe wird davon aus­ setzt als in den westlichen Gebieten.
gegangen, dass sich die typischen merowingerzeitlichen Durch den Langsax und die awarische Gürtelgarnitur weist
Saxe aus dem völkerwanderungszeitlichen langen Schmal­ sich der Verstorbene aus Grab 1/1906 als Elite­angehöriger
sax des 5. Jahrhunderts entwickelten666. Zunächst treten aus, der mit hoher Wahrscheinlichkeit um oder kurz nach
ab dem Ende des 5. Jahrhunderts sogenannte Schmal- und der Mitte des 8. Jahrhunderts bestattet wurde. Die Klei­
Kurzsaxe auf, wobei letztere besonders durch eine mar­ dung ist hierbei noch durch awarischen Einfluss geprägt,
kante Verkürzung der Klinge im Gegensatz zu den Vor­ während die Bewaffnung westlicher Provenienz zu sein
bildern auffallen. Einhergehend mit einer Gewichts- und scheint. Diese Kombination von westlichen und östlichen
Längenzunahme entwickeln sich aus diesen Typen leich­ Elementen in der Grabausstattung ist E. Szameit zufol­
te und schwere Breitsaxe, die schließlich in den Langsaxen ge „ein Spezifikum, daß sich in dieser Form […] in einigen
des späten 7. Jahrhunderts münden. Diese stellen das ar­ Gräbern des 8. Jh.s im Ostalpenraum“673 bzw. im Grenz­
chäologisch fassbare Ende der westlichen Saxentwicklung bereich zwischen Baiern und Awaria bzw. Karantanien
dar und kommen bis zur Mitte des 8. Jahrhunderts vor667. nachweisen lässt.
(c
­Bemerkenswert ist, dass sich im ostbairischen Machtbe­ Im Ostalpenraum kommen in mehreren Gräberfeldern
reich, also in Oberösterreich im Traungebiet, die Beigabe Bestattungen mit gleicher oder ähnlicher Ausstattung wie
von Langsaxen etwas länger nachweisen lässt als im bai­ jener in Kremsdorf vor, die als Gräber des Typ Grabelsdorf
rischen Kernland selbst, wie etwa in Enns668 und Wels669, angesprochen werden bzw. von S. Eichert in seiner Grä­
was mit der Peripherielage der Region zu erklären ist670. bergruppe A zusammengefasst werden674. So liegen Ver­
Als jüngster Repräsentant der Saxe stellt der Langsax gesellschaftungen dieser Art aus den Kärnt­ner Fundorten
eine multifunktionale Hieb- und Stichwaffe dar. Schmal­ Grabelsdorf (Langsax, awarisches Gürtel­zubehör) und
saxe mit ihren kurzen Klingen wurden, der Messerform Baardorf (westliche Rüstungsweise, awarische Gürtelmo­
­entsprechend, als Stich- und Schneidewaffe verwendet, de) vor, wie auch in Krungl und ­Hohenberg (jeweils früh­
mit der Option als Wurfwaffe. Bei den Kurzsaxen war karolingische Spatha und awarische Gürtelgarnitur675).
kampftechnisch eine Stich- und Schneidfunktion vorran­ Eine ähnliche Situation zeigt sich in Auhof und Gusen676.
gig, wobei bei diesem Typ aufgrund seiner kleinen Größe Hier liegt ebenfalls je ein ­waffenführendes Grab mit Lang­
auch die Verwendung als alltägliches Werkzeug in Fra­ sax vor.
ge kommt671. Im Breitsax vollzieht sich der Wandel von Auffallend bei diesen Gräbern ist, dass sie zumeist singu­
der Stich- zu einer multifunktionalen Waffe, ähnlich dem läre Erscheinungen in einem Gräberfeld darstellen, oder
ehemaligen römischen Gladius, was mit der Längen- und – bei mehr als einer Bestattung vom Typ Grabelsdorf in
­Gewichtszunahme des Typs einhergeht672. Die Wuchtig­ einer Nekropole – nie gleichzeitig datieren, sondern Be­
keit der schweren Breitsaxe geht bei den Langsaxen wieder stattete aus unterschiedlichen Generationen darstellen. S.
verloren, dafür wächst die Klingenlänge markant, ohne je­ Eichert hat dieses Phänomen als Ausdruck einer Füh­
)
doch die Grundform des Messers einzubüßen. Kampftech­ rungselite des 7. bis 8. Jahrhunderts gedeutet, die sich durch
das Verwenden prestigeträchtiger Objekte aus den angren­
zenden Nachbarregionen hervorhob. Mit dem stärker
664 Nässl – Westphal 2002, 539. werdenden Einfluss der Bayern bzw. Franken im Ostal­
665 Szameit 1993, 218.
666 Szameit 1984, 150; 1993, 218.
667 Wernard 1998, 779; Müssemeier et al. 2003, 44f., 79-81; Hübener
1989, 84; Koch 1968, 87.
668 Szameit 1982, 69f.
669 Hausmair 2006, Abb. 11-13. 673 Szameit 1993, 222.
670 Szameit 1982, 69. 674 Eichert 2010, 160-164; 2013b.
671 Wernard 1998, 749; Eichert 2010. 675 Vgl. Szameit 1993, 224f.
672 Szameit 1982, 44, 69. 676 Tovornik 1983a; 1983b.

—  74  —
penraum verschwand diese Art der Repräsentation jedoch in den Gräbern zu finden ist678. Im baiovarenzeitlichen
mit dem Ausklingen des 8. Jahrhunderts677. ­Gräberfeld von Schwanenstadt liegen 15 Flügelpfeilspit­
Der Kremsdorfer Sax ist in Kombination mit der bereits zen vor, z. B. aus Grab 29, 30, 51 und 87679. Ein tordiertes
besprochenen Gürtelgarnitur dementsprechend in die Exemplar stammt aus dem ebenfalls baiovarenzeitlichen
Mitte bis 2. Hälfte des 8. Jahrhunderts zu stellen. Gräberfeldbereich der Dr.-Gross-Straße in Wels680. Ver­
einzelt kommen Flügelpfeilspitzen auch in awarischen
5.3.2. Mundblech Gräbern vor, wo sie allerdings externem Einfluss zuge­
Vorkommen: schrieben werden681.
1 Männergrab: 28/1960 Zur Datierung sind die Kremsdorfer Pfeilspitzen nicht ge­
eignet, da sich die frühkarolingischen Typen im Vergleich
Aus der Männerbestattung 28/1960 stammen zwei un­ zu den merowingerzeitlichen nicht markant verändert
verzierte Mundbleche aus Eisen, deren Lage im Grab je­ haben682. So ist die Spitze aus Grab 6 von Nassenfels683
doch unbekannt ist. Das eine Stück (Tafel 28/5) weist eine ebenso wenig von den bereits erwähnten baiovarenzeit­
Länge von über 5 cm auf und dürfte der Größe nach zur lichen Beispielen zu unterscheiden wie die Funde aus Gu­
Verstärkung der Öffnung einer Sax- oder Schwertscheide sen684, Auhof685 und Wimm686 – alles Fundstellen des
gedient haben. Eine Waffe war im Grab jedoch nicht vor­ 8. Jahrhunderts.
handen. Beim zweiten Mundblech (Tafel 28/6) könnte es Durch die Lagerung der Kremsdorfer Pfeilspitze im Grab
sich ­sowohl um den Beschlag einer Messerscheide als auch gemeinsam mit der awarischen Gürtelgarnitur und dem
(c
einer Schwertscheide handeln. Da die Lage des Objekts Langsax ist eine Niederlegung um 750 jedoch als gesichert
unbekannt ist, es fragmentiert ist und ein Teil fehlt, kann anzunehmen.
auch nicht aufgrund seiner Position im Grab oder der Grö­
ße auf eine Zugehörigkeit zum aus dem Grab vorliegenden 5.3.4. Lanzenspitze
Messer (Tafel 28/4) geschlossen werden. Vorkommen:
Die beiden Bleche ähneln sich im Aussehen sehr stark. Bei­ 1 Deponierung: Fundplatz A/1959
de sind schlicht, schmal und besitzen verbreiterte Enden,
die durch einen Niet zusammen gehalten werden. Typo­ Beim einzigen Lanzenfund aus Kremsdorf, der aus kei­
chronologisch besitzen sie jedoch keine Relevanz. nem Grab, sondern einer Grube, dem Fundplatz A/1959,
stammt, handelt es sich um eine schmale Lanzenspit­
5.3.3. Pfeilspitzen ze mit weidenblattförmigem Blatt (länger als Tülle) und
Vorkommen: runder Tülle (Tafel 14/7), welche einem Fund aus Gusen
1 Männergrab: 1/1906 ähnelt687. Fundplatz A/1959 könnte eventuell eine Depo­
Ein Exemplar nicht zuordenbar nierung gewesen sein. Als gesichert ist dies jedoch nicht
anzunehmen, da die Dokumentation dieser Grabung kei­
Bei den zwei Kremsdorfer Pfeilspitzen handelt es sich ne genaueren Aufschlüsse über diesen Fundplatz liefert.
um Objekte westlicher Provenienz. Aus Grab 1/1906 Ein Streufund ist also auch denkbar.
­(Tafel 3/1) liegt eine zweiflügelige Pfeilspitze mit Tülle Szameit688 stellt die Lanze dem Typus II(b) nach A.
und ­Widerhaken vor. Ebenfalls eine Flügelpfeilspitze mit Ruttkay689 nahe, der schmale, weidenblattförmige Lan­
)
­Widerhaken stellt das Exemplar aus den nicht zuorden­ zen mit runder, kurzer Tülle beschreibt. Dieser Typus tritt
baren Funden von 1906 dar (Tafel 7/10), welches jedoch
678 Szameit 1993, 222; Tovornik 2002a, 37.
im Gegensatz zum erstgenannten Stück einen tordierten 679 Tovornik 2002a, Taf. 15/19, 16/22-23, 26/1, 43/1.
Hals aufweist. 680 Hausmair 2006, Taf. 4/2.
681 Kalmár 1945, 294.
Dieser Pfeilspitzentypus kommt vor allem im westli­ 682 Stein 1967, 18.
chen Bereich, besonders in Baiern vor, wo er für das gan­ 683 Stein 1967, Taf. 17/6.
684 Tovornik 1983a, Taf. 3, 13, 34.
ze 7.  Jahrhundert bis hin zur Aufgabe der Beigabensitten 685 1983b, Taf. 14, 17, 44.
686 Breibert 2002, Taf. 35/9.
687 Tovornik 1983, 94.
688 Szameit 1982, 95.
677 Eichert 2010; 2013b. 689 Ruttkay 1976, 300, Abb. 36.

—  75  —
besonders häufig in „großmährischen“ Gräbern des 9. Jahr­ Funden aus Auhof und Gusen an, wo wir ebenfalls Wel­
hunderts auf, dürfte seinen Ursprung aber in West- oder lenbänder und Horizontallinien vorfinden694. Der Groß­
Nordeuropa haben, wo weidenblattförmige Spitzen schon teil der von Tovornik beschriebenen Keramik aus diesen
früher bekannt sind. beiden Friedhöfen gehört zum sogenannten Donautypus,
Die Verwendung von Lanzen war nicht nur auf kriege­ ist ebenfalls handgeformt bzw. nachgedreht und datiert in
rische Aktivitäten beschränkt, sondern spielte auch im das späte 8. Jahrhundert.
Jagdkontext eine Rolle, wo Lanzen als Wurfspeere zur Es kann angenommen werden, dass Keramik, wie sie in
­Erlegung von Wild eingesetzt wurden690. Kremsdorf vorliegt, vor Ort, etwa in Eigen­produktion
Die Kremsdorfer Lanze stellt ein kleines, leichtes Exemp­ im eigenen Haushalt, erzeugt wurde695. Form und Ver­
lar dar, das wohl eher zum Wurf verwendet wurde. Da das zierungen dieser Art kommen über einen längeren Zeit­
Stück isoliert und ohne Beifunde geborgen wurde, ist eine raum, vom 7. Jahrhundert bis in das Hochmittelalter, vor
nähere Datierung nicht möglich. und stellen eine Verschmelzung slawischer, eventuell auch
frühawarischer und romanischer Einflüsse dar696. Wellen­
5.4. Keramikgefässe bandmotivik im frühmittelalterlichen Fundgut ist als Ein­
Vorkommen: fluss romanischer Töpfertraditionen zu verstehen697.
1 Kindergrab: 14/1959 Die Datierung der Kremsdorfer Tongefäße gestaltet sich
2 Gräber ohne Geschlechtszuweisung: schwierig, da sie entweder als einzige Beigabe im Grabver­
7/1906, 8/1906 band vorliegen oder mit wenig aussagekräftigen Beifunden
(c
1 Gefäßdeponierung: 19/1960 vergesellschaftet waren. Sie sind daher in Anlehnung an
die Funde aus Auhof und Gusen allgemein in die zweite
Bei allen vier Gefäßen aus Kremsdorf handelt es sich um Hälfte des 8. Jahrhunderts bzw. um 800 zu stellen.
handgeformte bzw. auf der Handdrehscheibe gefertigte
Grobkeramik, die sehr archaisch wirkt und in der traditi­ 5.7. Speisebeigaben
onellen Forschung als „slawische“ Keramik angesprochen Vorkommen:
wird691. Ein Objekt stammt nicht aus einem Grab son­ 1 Männergrab: 6/1987
dern einer Grube, in der sich noch ein 8-förmiges Eisen­
teil ­ befand. Jeder der Töpfe weist einen kantigen Rand Lediglich beim Mann aus Grab 6/1987 kann gesichert von
auf692, der mehr oder weniger ausladend auf einem deut­ einer Speisebeigabe ausgegangen werden. Im Bestattungs­
lich ­abgesetzten Hals sitzt. Die Ansätze der Wandungen kontext wurde der Femur eines jungen Schweins aufge­
sind steil und alle Standflächen flach. funden. Angeblich befand sich auch in Grab 13/1959 eine
Der Topf aus Grab 7/1906 (Tafel 5/1) ist, ebenso wie der Speisebeigabe in Form von Vogelknochen, die bei den
Topf aus Grab 8/1906 (Tafel 6/1), mit Horizontallinien ­Füßen des Toten gelegen sein sollen. Sie sind jedoch nicht
verziert, besitzt aber zusätzlich noch drei Wellenbänder mehr erhalten. Ob sich in den Töpfen aus den Gräbern
an der Schulter. Die gleiche Verzierungsform findet sich 7/1906 und 8/1906 Nahrung befand, kann nicht mehr
bei einem Gefäß von der „Schanze“ bei Gars/Thunau693. nachgewiesen werden.
Das Gefäß aus dem Kindergrab 14/1959 (Tafel 13/3) ist mit Problematisch ist sicherlich, dass die meisten Nahrungsmit­
einer einfachen Wellenlinie versehen, während das Objekt tel, die als Speisebeigabe ins Grab mitgegeben wurden, spä­
)
aus der Deponierung (= Fundplatz 19/1960, Tafel 22/1) ter nicht mehr nachgewiesen werden können. Brot, breiige
unverziert ist. Die beiden Gefäße aus 1906 stammen aus Substanzen, Früchte und knochenloses Fleisch sind nur in
schlicht ausgestatteten Gräbern, während die Bestattung Ausnahmefällen und dann nur mit den entsprechenden
14/1959 mehrere Beigaben aufwies – zwei gegossene Arm­ archäobotanischen Methoden nachweisbar. Die Beigabe
reifen, Fingerring, Kleinblech und eine Perle. von Speisen als Bestandteil des Totenbrauchtums ist im
Ein Vergleich der Verzierungen bietet sich hier mit den Frühmittelalter weit verbreitet. In Auhof sind in 27 Grä­

690 Tovornik 1983a, 95. 694 Tovornik 1983a, 114, Abb.6.


691 Z. B. Pláček 1995. 695 Tovornik 2002b, 168.
692 Ansprache der Gefäße nach Losert 1993, 39ff. 696 Szameit 2001, 514; Eichert 2007, 199.
693 Cech 1981, Taf. 8. 697 Szameit 1994a, 11.

—  76  —
bern Nahrungsmittel nachgewiesen698, ebenso häufig in identifizierbare Fragmente handelt. Sie werden aber der
vielen anderen Bestattungsarealen in Nieder­österreich699. Vollständigkeit halber angeführt.
In den unter awarischer Vorherrschaft stehenden Ge­
bieten Ostösterreichs lassen sich Speise­beigaben in den 5.6.1. Glasfragmente
Gräbern bis über das Ende der Awarenherrschaft hinaus Vorkommen:
beobachten. Huhn, Schaf und Ziege stellen dabei die am 1 Kindergrab: 2/1960
öftesten nachweisbare Speise dar. Schweine kommen eher Einmal aus Grabverfüllung: 3/1987
selten vor700. Im alamannischen und baiovarischen Be­
reich kommen Speisebeigaben ebenfalls regelmäßig in den Beim Glasfragment aus Grab 2/1960 (Tafel 15/7) handelt
Bestattungen vor. es sich um ein Randstück eines Hohlglases aus türkisem,
Das Beigeben von Speisen wird zumeist religiös interpre­ transluzidem Glas. Durch die Lage im rechten Schulter­
tiert und als Mitgeben von Nahrung für ein Leben nach bereich des Stücks kommt eine Verwendung als Anhän­
dem Tod, in dem der Verstorbene genauso der Versorgung ger an einer Kette in Betracht, wobei der hohle Innenraum
bedarf, gedeutet. Dies muss allerdings nicht zwingend das des Randes als Fadenloch fungiert haben könnte.
Motiv für das Mitgeben von Speisen sein. So können Ge­ Aus der Verfüllung des Grabes 3/1987 (Tafel 33/6) stammt
fäße auch keine Nahrung enthalten, sondern nur sym­ ein Millefioriglasbruchstück, hier ist allerdings nur ein
bolisch als Ess- oder Trinkgeschirr mit ins Grab gelegt kleines Wandfragment erhalten, das nicht gesichert der
werden, um die Sorge um den Toten zu ver­deutlichen701. Bestattung zugerechnet werden kann, sondern auch un­
(c
Die Funktion von Speisen im Rahmen der Totenfeier, beabsichtigt in die Grabverfüllung gelangt sein könnte.
etwa als symbolische Einbindung des Toten in die Feier,
ist ebenso denkbar702. 5.6.2. Metallbeschläge
Vorkommen:
5.5. Münzen 1 Kindergrab: 14/1959
Vorkommen: Drei Exemplare nicht zuordenbar
2 Männergräber: 1/1987, 6/1987
Aus unverziertem Buntmetallblech sind vier Kremsdor­
Die zwei aus Gräbern stammenden Münzen im Krems­ fer Metallbeschläge, von denen drei keinem Grab mehr
dorfer Fundmaterial sind für Datierungszwecke unge­ zu­ordenbar sind. Bei zwei von ihnen handelt es sich um
eignet, da es sich um Altstücke handelt, sie sind aber unverzierte, rechteckige Metallplättchen mit vier Niet­
interessant für die Betrachtungen der Langlebigkeit man­ löchern, wobei ein Objekt noch eine Nietschlaufe besitzt
cher Fundgruppen. (Tafel 7/2) und bei einem anderen um die Löcher noch
Die Münze aus Grab 1/1987 ist komplett erodiert und die Abdrücke von Nieten mit rundem Kopf sichtbar sind
kann weder auf Alter noch Herkunft untersucht werden. ­(Tafel 6/13). Stadler gibt für den letztgenannten Be­
Aus Grab 6/1987 liegt ein Antoninian (Doppel­denar) aus schlag eine Verwendung als Gürtelriemenbeschlag an, was
der Zeit Kaiser Claudius II. Gothicus (268 bis 270 n. Chr.) aber eher unwahrscheinlich ist, da das Objekt zu klein er­
mit Münzstätte in Rom vor (Tafel 34/2; RIC 5a Rome 259). scheint für so eine Verwendung, seine Länge beträgt kaum
Das heißt zwischen der Prägung der Münze und der Nie­ 2 cm, zusätzlich fehlt ein stimmiger Kontext, da es sich um
)
derlegung im Kremsdorfer Grab liegen über 400 Jahre. ein befundloses Objekt handelt703.
Der dritte Beschlag ohne Fundzusammenhang ist ein
5.6. Sonstiges ­doppelt gefaltetes Blech mit zwei Nietlöchern und einer
Die im Folgenden angeführten Funde sind von keiner erhaltenen Niete mit halbrundem Köpfchen und geglie­
­typochronologischen Relevanz, da es sich um nicht näher dertem Rand (Tafel 6/11). Hier könnte es sich um einen
Beschlag für die Kante eines dünnen Holzbretts handeln,
698 Tovornik 1983b, 57.
ebenso wie der spitz zulaufende Beschlag aus Grab 14/1959
699 Friesinger 1974, 84f. ­(Tafel 14/5), der allerdings nur ein Nietloch besitzt. Ähn­
700 Friesinger 1974, 86.
701 Parker Pearson 2003, 10.
702 Härke 2003, 118f. 703 Stadler 2005, CD-ROM/Typ HRB 910.

—  77  —
liche Stücke sind aus Hajúdorog704 und Orosháza-Béke 6. DATIERUNG
Tsz-homokbánya705, Ungarn, bekannt. Nach der genauen Analyse des Kremsdorfer Fund­mate­
rials, unter Berücksichtigung der Datierungsprob­lematik,
5.6.3. Eisenringe die sich aus der Literatur, besonders der der 1970er bis frü­
Vorkommen: hen 1990er Jahre, ergibt, kann beim momentanen Wissen­
3 Kindergräber: 33/1907, 14/1959, 33/1960 stand über die vorliegenden Grabbefunde folgende Aussage
1 Frauengrab: 1/1960 die Chronologie betreffend gemacht werden:
1 Männergrab: 26/1960 Im Zuge der finalen Entwicklung des karantanischen
Ein Exemplar nicht zuordenbar Fürstentums um 700706 und der damit einhergehenden
Öffnung der karantanischen Oberschicht in politischer
Die Funktion der Ringe aus Kremsdorf ist bis auf einen Hinsicht kommt es im Ostalpenraum vermehrt zu
Fall nicht näher feststellbar, da ihre Lage im Grab unbe­ ­fränkisch-bairischen Einflüssen, die sich sowohl im archäo­
kannt ist. logischen Fundmaterial als auch in den Bestattungssitten
Der Ring aus Grab 26/1960 (Tafel 27/1) könnte jedoch niederschlagen. Beispielsweise beginnen neu zugewanderte
als Verschluss für eine Gürteltasche gedient haben, da er Siedler im Ostalpenraum, die zuvor die Brandbestattung
nahe bei mehreren Kleinfunden, wie einem Paar Kett­ praktizierten, um 700 durch den westlichen und autoch­
chenohrgehänge und einem Feuerzeug, neben dem lin­ thonen Einfluss eventueller romanischer Vorbevölkerung,
ken Oberschenkel gefunden wurde und Textilreste an der ihre Toten unverbrannt beizusetzen707. Der ­awarische Ein­
(c
Oberfläche aufweist. Es handelt sich hier um einen breiten fluss in diesem Raum bleibt auch nach dem Erschwachen
flachen Ring mit mehreren Nietlöchern. der awarischen Vormachtstellung durch die gemeinsame
Der Ring aus Grab 33/1960 (Tafel 29/4) und der nicht Geschichte des Khaganats und der neuen Siedler im Ost­
zuordenbare Fund (Tafel 6/8) könnten aufgrund ihrer alpenraum, zumindest teilweise, bestehen.
Form und Größe möglicherweise als bandartige Finger­ Der Raum um Micheldorf/Kremsdorf stellt in dieser Zeit
ringe gedient haben. das Grenzgebiet zwischen dem baiovarischen Machtbe­
Am Objekt aus Grab 1/1960 (Tafel 27/1) haften Holzreste. reich des agilolfingischen Herzogtums im Westen und
Die Exemplare aus Grab 33/1907 (Tafel 10/4) und 14/1959 ­Karantanien im Südosten dar. Ob das Gebiet nun vor 740
(Tafel 14/4) sind nicht näher bestimmbar. der baiovarischen oder der karantanischen Verwaltung un­
tergeordnet war, geht aus den schriftlichen Quellen nicht
5.6.4. Niete hervor. Archäologisch kann jedoch spätestens ab der Mit­
Drei Exemplare nicht zuordenbar: Tafel 7/4, 7/5 (2 te des 8. Jahrhunderts in den Bestattungen von Kremsdorf
Stück) awarisches Fundgut nachgewiesen werden, welches auf die
nahe geographische Lage zum karantanischen Raum zu­
5.6.5. Eisennägel rückzuführen ist, währenddessen in der ältesten Bestat­
Vorkommen: tung der Nekropole Fundstücke westlicher Provenienz
2 Männergräber: 26/1960 (Tafel 27/5), 3/1987 (Tafel 33/2) dominant sind.
Ein Exemplar nicht zuordenbar: Tafel 7/12 Aus der chronologischen Analyse des Fundmaterials kann
für die Kremsdorfer Gräber eine Belegung zwischen frü­
)
5.6.5. Blechstücke ohne erkennbare Funktion hestens der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts und der ­Mitte
Vorkommen: des 9. Jahrhunderts postuliert werden, welche in fünf Pha­
1 Kindergrab: 14/1959 (Tafel 14/6) sen unterteilt ist (Abb. 9; Tab. 2).
Zwei Exemplare nicht zuordenbar: Tafel 6/12, 7/1

704 Kralovánszky 1992, Abb. 3/2. 706 Wolfram 1987, 342 f.


705 Juhász 1995, Taf. 23/5. 707 Szameit 2001, 531f., 534.

—  78  —
6.1. Vorphase (Erste Hälfte 8. Jahrhun­ Klosters Kremsmünster von 777 n. Chr., welches östlich
dert) der Traun nur 25 km nördlich von Micheldorf/Krems­
Für diese Phase ist Frauengrab 1/1978, das momentan dorf entfernt liegt708, weitere Hinweise. In dem Dokument
die südlichste Bestattung im Areal darstellt, von größter werden „slawische“ Siedler im östlichen Oberösterreich
Wichtigkeit. Außer den awarischen Stabarmreifen wa­ ­erwähnt, und zwar in Form einer sogenannten Slawen­
ren in der Bestattung nur Beigaben westlicher Herkunft dekanie709, die von den „Actores“ Taliup und Sparuna ver­
vertreten, unter ihnen eine vierpassförmige Pressblechfi­ waltet wurde, und deren gentiles Oberhaupt der Župan710
bel, welche noch als spätmerowingisch anzusprechen ist, Physso war. Diese Verwaltungseinheit soll sich zwischen
ebenso wie das Körbchenohrgehänge und der Brakteat. Ipfbach und Dietach, also nordöstlich von Kremsmünster,
Im Kapitel „Vierpassförmige Pressblechfibel“ wurde be­ befunden haben711. Das Gebiet um Micheldorf/Krems­
reits ausführlich darüber nachgedacht, ob es bei der Not­ dorf findet in der Urkunde zwar keine Erwähnung, es
bergung 1978 nicht zur Durchmischung verschiedener wäre jedoch möglich, dass wir auch in diesem Gebiet eine
Grabinventare gekommen sein könnte und die awarischen slawisch geprägte Gemeinschaft haben, die sich nach der
Stabarmreifen und die Perlenkette mit MAP nicht einer Unterwerfung der Karantanen 740 noch stärker an der
anderen, etwas jüngeren Bestattung als Pressblechfibel, bairischen Herrschaft orientiert und deren Elite regionale
Körbchenohrgehänge und Brakteat zuzuordnen wären. Führungspositionen bekleidet und die Waffen der Ober­
Sollte dies der Fall sein, wären die zuletzt genannten Funde hoheit verwendet712.
als älteste Bei­gaben in die erste Hälfte des 8. Jahrhunderts Die Phase 1 kann in die Mitte des 8. Jahrhunderts gesetzt
(c
zu ­setzen, womit der zeitliche Rahmen für die Vorphase, werden und beinhaltet spätawarenzeitliche Kleidungs­
die sich so durch spätmerowingerzeitliche Beigaben aus­ elemente in Kombination mit westlichen Waffen und
zeichnen würde, gegeben wäre. Allerdings liegt hier nur Toilettebestandteilen.
eine Hypothese vor, die aufgrund der Grabungsumstän­
de und -dokumentation weder falsifiziert noch verifiziert 6.3. Phase 2 (Zweite Hälfte 8. Jahrhun­
werden kann, sodass die Vorphase nur möglicherweise die dert)
älteste Zeitstufe des Bestattungsareals darstellt. Phase 2 wird bestimmt durch eine Zunahme der datier­
baren Gräber (Abb. 10) und das Auftreten von Perlenket­
6.2. Phase 1 (Mitte 8. Jahrhundert) ten mit MÜP, Hohlperlen und Einfachperlen, die durch
Geht man vom gemeinsamen Auftreten östlicher und Vergleiche mit anderen Fundstellen in die zweite Hälfte
westlicher Einflüsse in Grab 1/1978 aus, so kann der mit des 8. Jahrhunderts zu stellen sind. Die Gräber 11/1960,
­Sicherheit nachweisbare Beginn der Belegung um die Mit­ 18/1960 und 23/1960, die alle dementsprechende Perlen­
te des 8. Jahrhunderts gesetzt werden. Eine ähnliche Zeit­ ketten aufweisen, sind hier einzugliedern. Auch das Grab
stellung ist für das Frauengrab 15/1960, mit zweireihigem 28/1960 ist spätestens in die Phase 2 zu stellen, da es ein
Dreilagenkamm, Spiralohrgehänge und Perlenkette mit Mundblech beinhaltet, wie man es für Saxscheiden ver­
MAP, Hohl- und Einfachperlen, sowie für das einzige wendet. Eine genauere Einordnung ist jedoch nicht mög­
waffenführende Grab der Nekropole, die Männerbestat­ lich. Die Vergesellschaftung eines sehr archaisch wirkenden
tung 1/1906, anzunehmen. Im zuletzt genannten Grab ist Topfs mit Armreifen, die spätawarische Einflüsse aufwei­
der Verstorbene mit awarischen Kleidungsbestandteilen sen, legt auch für Grab 14/1959 eine Datierung in die Pha­
)
(Gürtelgarnitur) aber spätmerowingerzeitlichen Waffen se 2 nahe.
(Langsax, zweiflügelige Pfeilspitze) beigesetzt, was zeigt,
dass in der späten ersten Hälfte bzw. in der Mitte des 8.
Jahrhunderts awarische Elemente, die vermutlich über
den karantanischen Raum ins Kremstal vermittelt wur­
den, in die Kleidung der dort ansässigen Bevölkerung ein­ 708 Vgl. Haider 1984.
709 Dekanien sind als untergeordnete Abteilungen innerhalb einer
flossen, während die Rüstung westlicher Provenienz war. Grundherrschaft zu verstehen. Wolfram 1980, 17.
Zu dieser Situation liefert uns die Gründungsurkunde des 710 Leitet sich von „iopan“ her. Vermutlich awarische Dignitätsbezeich-
nung. Wolfram 1980, 18.
711 Wolfram 1980, 17f.
712 Holter 1980, 13.

—  79  —
(c
Abb. 9:  Anzahl der Bestattungen in den relativchronologischen Phasen.
)
Phase Absolutchronologie Charakteristika
Vorphase 1. Hft. 8. Jh. spätmerowingerzeitlicher Schmuck
1 Mitte 8. Jh. spätmerowinger-, frühkarolinger- und spätawarenzeitliches Fundgut
2 2. Hft. 8. Jh. frühkarolinger- und spätawarenzeitliches Fundgut
3 um 800–1. Hft. 9. Jh. Fundgut des Köttlach I Horizonts
4 Mitte 9. Jh. Fundgut des Köttlach I und II Horizonts

Tab. 2:  Chronologische Belegungsabfolge.

—  80  —
(c
)
Abb. 10:  Horizontalstratigraphie der Bestattungsabfolge nach den relativchronologischen Phasen.

—  81  —
6.4. Phase 3 (um 800 bis erste Hälfte 7.1. Grabbau
9. Jahrhundert) Bei Analysen zum Grabbau sollten mehrere Faktoren be­
Bestimmend für die Phase 3 sind Fundstücke, die dem Kött­ achtet werden, um eine sinnvolle Begutachtung durch­
lach I Horizont zugeordnet werden können und ab dem führen zu können. Die Form eines Grabschachtes und
Ende des 8. bis in die Mitte des 9. Jahrhunderts datieren. die Tiefe können mit dem sozialen Status der bestatteten
Hierzu zählen Gräber mit Ohrgehängen mit Blechperlen­ Person zusammenhängen, d. h. schon bei der Ausgrabung
anhänger (3/1906, 5/1960 und 7/1987) und Kopfschmuck­ sollte eine angemessene Methode gewählt werden, um
ringe mit gegenseitig aufgeschobenen Ringlein (Grab ­diese Parameter möglichst genau erfassen zu können714.
2/1960). Auch die Herzkopfnadel aus Grab 1/1960 ist um Durch genaue Beobachtungen der Stratigraphie können
800 anzusetzen. Aufschlüsse über organische Grabeinbauten gewonnen
Aus einigen Gräbern liegen Funde vor, die sowohl der werden, die sich nicht mehr erhalten haben. So können
Phase 2 als auch der Phase 3 zugerechnet werden können. Verfärbungen der Grabsohle oder der Schachtwände auf
Hierzu gehört das Grab 26/1960 mit einem Paar Kett­ hölzerne Auskleidungen, Sargbretter oder einen Sarg hin­
chenohrgehänge713, Grab 13/1959 mit den Resten einer weisen. Pfostenlöcher im Grabkontext können auf ehe­
Perlenkette aus MÜP, die Gräber 7/1906 und 8/1906 mit mals oberirdisch sichtbare Grabüberbauung hindeuten.
einfach gefertigten Töpfen und Grab 21/1960 mit Ohrge­ An den Ecken des Schachts von Grab 6 aus Asten, Ober­
hängen mit aufgeschobener Blechperle und den Resten österreich, wurde je ein Pfostenloch gefunden, woraus die
­einer Perlenkette. Ausgräber einen oberirdischen Grabverbau rekonstru­
(c
ierten715. Ebenso sind Steinformationen und ähnliches zu
6.5. Phase 4 (Mitte 9. Jahrhundert) beachten.
Je weiter man sich der Mitte des 9. Jahrhunderts nä­ Die Untersuchung zum Grabbau in Kremsdorf gestaltet
hert, desto spärlicher werden die datierbaren Gräber, sich etwas schwierig, da aufgrund der Grabungstechnik
an deren Ende das Grab 5/1906 mit einem gegossenen der verschiedenen Kampagnen bzw. wegen mangelnder
Lunulae­ohrgehänge, welches dem Köttlach II Horizont Dokumentation rein auf die Protokolle der jeweiligen
zugeschrieben wird, steht. Beigaben westlicher und awa­ Grabungsleiter zurückgegriffen werden kann (Dia. 1, Kar­
rischer Provenienz sind so gut wie gar nicht mehr zu finden. te Grabbauten).
Das Grab 5/1906 stellt die jüngste Bestattung im Gräber­
feld dar und es ist anzunehmen, dass auch bei eventu­ 7.1.1. Grabtiefe
ellen künftigen Grabungen keine jüngeren Gräber zu Tage Bei den Gräbern der Kaschnitz-Kampagnen 1906/1907
­treten werden. In etwa der gleichen Zeit beginnt die Bele­ (Gräberfeld A) fehlen jegliche Beschreibungen zu für
gung des Friedhofs bei der Kirche auf dem nahen Georgen­ den Grabbau relevanten Umständen. Die Grabtiefe wird
berg, in dem wir die Folgegenerationen der Kremsdorfer ­generell mit 1,5 m angegeben. Bei den Grabungen von Ä.
Bestattungsgemeinschaft antreffen. Kloiber 1959/1960 (Gräberfeld B) können keine Rück­
schlüsse auf die Form des Grabschachts gemacht werden,
7. ANALYSE DES GRÄBERFELDES da der Ausgräber das gesamte Erdreich um die Bestat­
Im Folgenden werden die inneren Strukturen des Bestat­ tungen abtiefen ließ, sodass die Skelette auf einem Sockel
tungsareals besprochen. Die Gräber 9/1906-30/1906 sind liegend bearbeitet werden konnten. Zwar sind zu diesen
)
von dieser Analyse ausgenommen, da ihre Beschreibungen Gräbern die Tiefen – zwischen 0,4 und 1,8 m – angegeben,
bzw. überhaupt ihre Existenz nicht glaubhaft nachzuwei­ diese müssen aber aufgrund der Grabungstechnik ­kritisch
sen ist. Das heißt, 76 Bestattungen aus 73 Gräbern können betrachtet werden. Ein Großteil der Bestattungen lag an­
zur Beurteilung der Individualbefunde sowie des gesamt­ geblich in 0,6 bis 1 m Tiefe, Grab 1/1978 auf 1,5 m. Zu den
en Komplexes herangezogen werden. Gräbern der Kampagne 1987 fehlen die Tiefenangaben
gänzlich.
Es können also keine gewichtigen Aussagen über die

713 Grab 23/1960 enthält ebenfalls ein Kettchenohrgehänge, kann aber


aufgrund der Vergesellschaftung mit MÜP und einer Polyederperle in 714 Parker Pearson 2003, 5.
die Phase 2 gestellt werden. 715 Tovornik 1997, Abb. 4, Taf. 6.

—  82  —
Korrelation von Grabtiefe und anderen archäologischen ne deckend aneinander gelegt worden. Es wäre durch­
­Parametern getroffen werden. Allerdings ist auffallend, aus möglich, dass diese Steinformationen in Zeiten der
dass fast alle der besser ausgestatteten Gräber mit einer Gräberbenützung oberflächlich sichtbar waren und der
Tiefe ab 1 m oder mehr angegeben sind. Ob das nun der Markierung der ­Bestattungen dienten. Solche Packungen
Realität entspricht kann jedoch nicht mehr festgestellt kommen auch in Krungl, Hainbuch und Wimm vor722.
werden. Prinzipiell sind keine starken Tiefenunterschiede Bei sieben Bestattungen konnten partielle Steinsetzungen
der Grabschächte zu beobachten. um das Skelett beobachtet werden. Zweimal wurde als
Grabbauelement eine steinerne Auslegung der Grab­sohle
7.1.2. Grabeinbauten nachgewiesen.
Grabeinbauten ließen sich in nur etwa einem Drittel der Diese unterschiedlichen Grab(ein)bauten kommen so­
Kremsdorfer Gräber nachweisen (Abb. 11). Zwölf Gräber wohl einzeln wie auch kombiniert miteinander besonders
wiesen an der Sohle Verfärbungen auf, die auf das ehe­ im nördlichen Teil des Areals vor (Abb. 12) und beher­
malige Vorhandensein von Holzunterlagen oder Särgen bergen sowohl überdurchschnittlich und mittelmäßig aus­
­hindeuten. Im Grab 11/1960 war die Oberseite des Ske­ gestattete Individuen der Phasen 2 und 3 als auch Tote
lettes stark verfärbt, was ebenfalls auf einen Sarg oder mit mäßigeren oder gar keinen Beigaben, die keiner Zeit­
Deckbretter, die über das bestattete Kind gelegt worden stufe zugewiesen werden können. Ausgenommen ist die
waren, bevor der Grabschacht wieder verfüllt wurde, hin­ Kombination von hölzernen Unterlagen oder Särgen mit
weist. Eine Unterscheidung zwischen Sarg und einfacher partieller Steinumrandung des Verstorbenen. Diese Kom­
(c
Holzunterlage bzw. -abdeckung ist bei den Kremsdorfer bination konnte in keinem Fall nachgewiesen werden. Zu­
Gräbern jedoch nicht zu treffen, bzw. war aufgrund der sammengefasst lässt sich feststellen, dass bei etwa einem
Grabungsmethodik auch nicht möglich. Sargklammern Drittel der Bestattungen von Kremsdorf eine Art Grab­
oder -nägel fanden sich jedoch in den Gräbern mit Holz­ einbau nachgewiesen werden konnte. Teilweise wurden
verfärbungen nicht. die Verstorbenen auf hölzerne bzw. steinerne Unterlagen
In vielen frühmittelalterlichen Gräberfeldern ist die Ver­ oder in Särge gebettet. Einige der Gräber waren vermut­
wendung von Särgen belegt, auch wenn der Nachweis nicht lich oberirdisch durch Steinabdeckungen gekennzeichnet.
immer einfach ist716. Der Erhaltungszustand von Särgen Eine Korrelation zwischen Grabbauten, Ausstattungs­
oder Holzeinbauten ist abhängig von der verwendeten umfang der Gräber oder anthropologischen Faktoren wie
Holzart und seiner Qualität sowie von den chemischen Alter und Geschlecht kann jedoch nicht nachgewiesen
Bedingungen des Bodens. Harte Laubhölzer verfärben werden.
sich zum Beispiel unter bestimmten Bodenbedingungen
während des Verrottungsprozesses schwarz bis grau und 7.1.3. „Totenfeuer“
können so gut nachgewiesen werden717. In niederösterrei­ In seinen Protokollen erwähnte Ä. Kloiber, dass im Zuge
chischen Gräberfeldern, wie Pitten, Tulln, Pottenbrunn718 der Grabungen 1960 „Reihen und Gruppen von Feuer­
und Wimm719, wurden Holzverfärbungen ebenso nach­ resten“723 nachgewiesen werden konnten, die im Zusam­
gewiesen wie in oberösterreichischen Nekropolen, z. B. menhang mit Steinsetzungen vorkamen und welche Ä.
Asten, Leonding720 oder Schwanenstadt721. Auch ist das Kloiber als steinumrahmte „Totenfeuer“ interpretierte.
Vorhandensein eines Sarges nicht unbedingt als Hinweis Es fehlen jedoch Fotos und Zeichnungen sowie detaillierte
)
auf eine höhere soziale Stellung der bestatteten Person zu Beschreibungen, als dass im Rahmen dieser Arbeit genaue
werten. Aussagen zu diesen Befunden gemacht werden könnten,
In ebenfalls zwölf Fällen befanden sich über der Bestat­ da aus der Dokumentation nicht sicher von einer Gleich­
tung, knapp unter der rezenten Oberfläche, eine oder zeitigkeit dieser Befunde mit den Bestattungen ausgegan­
mehrere Steinlagen. Zumeist waren kopfgroße Flussstei­ gen werden kann. Am Detailplan der 1960er Kampagne
(vgl. Abb. 7) sind die Befunde zumindest räumlich erfasst
716 Friesinger 1974, 82.
717 Breibert 2005, 394; Szőke 1996, 65.
worden.
718 Tomka 1977-1978, 85.
719 Breibert 2002, 20f. 722 Breibert 2002.
720 Tovornik 1997. 723 Grabungsprotokoll Kloiber 1960. Aufliegend im Depot des OÖ Lan-
721 Tovornik 2002a, 19. desmuseums, Leonding.

—  83  —
7.2. Orientierung der Gräber um die Mitte des 9. Jahrhunderts bei gleichzeitiger An­
Das Bild, welches die Orientierung der Gräber (Tab. 3) lage des Friedhofs um die Kirche auf dem nahegelegenen
­ergibt, wirkt äußerst unsystematisch und konzeptlos. Georgenberg die Erfassung der Lokalgesellschaft durch die
­Besonders im Bereich der Grabungen von Ä. Kloiber lie­ christliche Mission eindeutig nachgewiesen werden kann.
gen die Gräber sehr eng bei-, teilweise auch übereinander, Die W–O Ausrichtung der Toten spielte in der christli­
und trotzdem scheint es, als wären die Grabschächte nach chen Bestattungspraxis schon früh eine wesentliche Rolle,
Belieben ausgehoben worden, ohne einer bestimmten Sys­ da man davon ausging, dass die Verstorbenen bei der Auf­
tematik zu folgen. erstehung am Jüngsten Tag von Christus gerichtet werden
Je zwölf Bestattungen waren WSW–ONO, SW–NO, würden, und dieser im Osten erscheinen würde. Die dem­
NNW–SSO und N–S orientiert, 17 NW-SO. Das  heißt entsprechende Ausrichtung der Gräber sollte den Gläu­
etwa die Hälfte der Bestattungen ist N-S orientiert bzw. bigen quasi die passende Blickrichtung am Jüngsten Tag
lässt eine Tendenz zur N–S Orientierung erkennen. ­ O– erleichtern725.
W, ONO–WSW und NNO–SSW Ausrichtungen ka­ Da davon auszugehen ist, dass die Verlegung des Krems­
men je einmal vor, während die W–O Position viermal dorfer Gräberfeldes auf den Georgenberg nicht erst die
und die Orientierung von WNW nach OSO dreimal be­ beginnende Christianisierung der örtlichen Bevölkerung
obachtet werden konnte. Anhand des Vergleichs mit den markiert, sondern bereits in eine Phase der etablierten Kir­
­Datierungsphasen ist auffallend, dass sich die chrono­ che fällt, erscheint es als möglich und sogar wahrschein­
logisch einordenbaren Gräber der Vorphase bis Phase 2/3 lich, dass der dezent erkennbare Orientierungswechsel im
(c
an die N–S-Achse anlehnen oder NW-SO orientiert sind, Kremsdorfer Gräberfeld mit den Prozessen des Glaubens­
während die Bestattungen der Phasen 3 und 4 eher zur wandels in Zusammenhang stand. Da allerdings nur ein
­W–O Orientierung neigen (vgl. Orientierung (grob) in kleiner Teil der Kremsdorfer Bestattungen zeitlich näher
Tab. 3). eingeordnet werden kann, bleibt diese Vermutung beim
Im Gräberfeld von Pitten ist eine ähnliche Situation zu momentanen Kenntnisstand nur eine Hypothese.
beobachten. Bis zur Mitte des 8. Jahrhunderts orientie­
ren sich die Gräber an der N–S Achse, dann wird W–O 7.3. Körperhaltung der Bestatteten
dominant724. Zwar kann nicht davon ausgegangen wer­ Die gängige Art, die Verstorbenen ins Grab zu betten, war
den, dass die Orientierung grundsätzlich für die beigaben­ in Kremsdorf die gestreckte Rückenlage, wobei die Arme
losen bzw. nicht näher datierbaren Gräber einen Hinweis entweder parallel zum Körper neben dem Toten positio­
auf die Zeitstellung geben, denn z. B. überlagert das Grab niert waren oder aber auf dem Becken auflagen (vgl. Taf.
15/1960, welches zur Phase 1 zählt und NNW–SSO orien­ 40–43). Die Beine waren zumeist gerade ausgestreckt,
tiert ist, die Bestattung aus Grab 3/1960, welche also älter ­außer im Fall von Grab 10/1960, wo das linke Bein des
sein muss, jedoch von Westen nach Osten ausgerichtet ist. ­Toten im Kniegelenk gebeugt und über das rechte gelegt
Theoretisch wäre es aber denkbar, dass die Tendenz zur war. Diese Position hat jedoch nichts mit einer speziellen
W–O Orientierung in den späteren Phasen des Gräber­ Bestattungssitte oder der möglichen Umlagerung von
feldes auf einen Wandel in den Glaubensvorstellungen der Gliedmaßen im Grab durch austretende Verwesungsgase
lokalen Gesellschaft zurückzuführen ist. zu tun, sondern ist hier bedingt durch eine verwachsene
Zu Beginn dieser Arbeit wurde bereits angesprochen, dass Fraktur des Kniegelenks, die zur Unbeweglichkeit dessel­
)
im ostalpinen Bereich bzw. auch an dessen Grenzen im ben führte und dem Verstorbenen zu Lebzeiten sicherlich
heutigen Oberösterreich bis in das 9. Jahrhundert hinein Probleme bereitet hat.
mit nicht christianisierten Bevölkerungsgruppen zu rech­ Die Bestattung in gestreckter Rückenlage ist gängig für den
nen ist, die erst im Rahmen der bairisch-fränkischen Mis­ zutreffenden Zeithorizont und findet sich in zahlreichen
sion zum Christentum konvertierten. So ist auch für die Körpergräberfeldern des Frühmittelalters.
Kremsdorfer Bestattungsgemeinschaft eine prä-christliche Erwähnung sollte hier das Grab 2/1906 finden, in dem sich
Weltanschauung bei der Anlage des Gräberfeldes wahr­ die einzige Bestattung des Gräberfelds befand, die nicht in
scheinlich, während mit der Auflassung des Gräberfeldes gestreckter Rückenlage positioniert war. Der Verstorbene

724 Szameit 2001, 525f. 725 Bynum 1995; Hausmair 2015, 310.

—  84  —
(c
Abb. 11:  Grabeinbauten (BS=Brettunterlage/Sarg; PSUM=Partielle Steinsetzung um die Bestattung; SLÜ=Stein/Ziegellage(n)
über der Bestattung; SLU= Stein/Ziegellage(n) unter der Bestattung).

wurde in Hockerposition niedergelegt, die eher selten für 7.4. Nachbestattungen und Überlager­
diesen Zeithorizont ist. Frühmittelalterliche Hocker­ ungen
bestattungen finden sich z. B. in den awarenzeitlichen Bei den meisten Gräbern in Kremsdorf handelt es sich um
Gräber­feldern von Leobersdorf (Grab 75), Zillingtal Bestattungen, in denen nur ein Individuum nachgewiesen
(Grab 24), Zwölfaxing I (Grab 169) und Sommerein wurde. Echte bzw. zeitgleiche Mehrfachbestattungen wur­
(Grab 29 und 111726), aber auch schon früher, z. B. in der den gar nicht beobachtet. Es kamen jedoch Nachbestat­
alamannenzeitlichen Nekropole von Weingarten in Ba­ tungen vor. Laut Angaben der Ausgräber befanden sich in
den-Württemberg727. Das Grab 2/1906 von Kremsdorf der Verfüllung des Grabs 11/1959 Hüftbein, Elle und ein
wurde allerdings am südöstlichen Rand des Gräberfelds A Schädelbruchstück eines erwachsenen Individuums ma­
entdeckt, in der Nähe der Gräber 1/1906 und 11/1906. Es turen Alters und unbekannten Geschlechts, während im
)
könnte sich hier um eine Sonderbestattung handeln, wahr­ Grab selber die gestörte Bestattung eines Kindes lag. Die
scheinlicher ist jedoch, dass hier ein deutlich älteres Grab Grabzeichnung (Tafel 41) zeigt jedoch ein anderes Szena­
vorliegt, das nur zufällig im frühmittelalterlichen Kontext rio. Hier liegen im Grab 13/1959 links und rechts neben
entdeckt wurde, denn nicht unweit vom Bestattungsplatz der Bestattung einer adulten Frau dislozierte Skelettteile
befindet sich eine urgeschichtliche Fundstelle, die auf die eines vermutlich ebenfalls erwachsenen Individuums,
Besiedlung des Gebiets schon lange vor dem Frühmittelal­ welche als Grab 11/1959 beschriftet sind. Eine Klärung der
ter zurück geht728. Verhältnisse wird hier wohl kaum mehr möglich sein, da
­Detailfotos des Grabes fehlen.
726 Distelberger 2004, 45.
727 Roth – Theune 1995; Hausmair 2015.
728 Tovornik 1985, 213.

—  85  —
(c
)
Abb. 12:  Räumliche Verteilung unterschiedlicher Grabeinbauten im Bestattungsareal (BS=Brettunterlage/Sarg; PSUM=Partielle Steinsetzung
um die Bestattung; SLÜ=Stein/Ziegellage(n) über der Bestattung; SLU= Stein/Ziegellage(n) unter der Bestattung).

—  86  —
Phasen
Orientierung (grob) Orientierung (Detail) ohne Total
Vorphase 1 2 2-3 3 4
Datierung
N-S 8 1 2 1 12
N-S NNO-SSW 1 1
NNW-SSO 8 1 2 1 12
Sub-total 16 1 1 3 3 1 25
NW-SO NW-SO 12 1 2 2 17
O-W 1 1
O-W
ONO-WSW 1 1
Sub-total 2 2
SW-NO SW-NO 10 1 12
W-O 4 1 5
W-O WNW-OSO 2 1 3
WSW-ONO 10 1 1 12
(c
Sub-total 16 1 2 1 20
Total 56 1 2 5 7 4 1 76

Tab. 3:  Orientierung der Bestattungen entsprechend der chronologischen Phasen.

Im Grab 6/1960 wurden die Skelette zweier Kinder aufge­ plan, häufiger vor. Demnach überlagert das Grab 12/1960
funden, wobei die Bestattung 6a/1960 die jüngere darstellt. das Grab 20/1960, die Gräber 22/1960 und 7/1960 schnei­
Laut Gräberfeldplan handelt es sich hier aber, im Gegen­ den beide das ältere Grab 28/1960, 15/1960 liegt über
satz zu den Aufzeichnungen des Ausgräbers, nicht um eine 3/1960 und Grab 24/1960 schneidet die Bestattungen der
Nachbestattung, sondern eine Grabüberschneidung, da Gräber 27/1960 und 28/1960. Im Abschnitt der Kampag­
die Schächte unterschiedlich orientiert sind. ne 1987 wird das Grab 3/1987 von den Gräbern 1/1987 und
Die einzig nachweisbare Nachbestattung stellt demnach 2/1987 überlagert (vgl. Abb. 7 und 8).
das Grab 9/1987 dar. Wie auch auf der Zeichnung (Ta­
fel 43) gut zu erkennen ist, wurde hier eine junge Frau in 7.5. Anthropologische Untersuchungen
ein bereits benutztes Grab gelegt. Die Überreste der vor­ der Skelette
hergehenden Bestattungen wurden dabei in einer Ecke des Die Verstorbenen des Kremsdorfer Gräberfeldes set­
)
Grabschachtes zusammen geschoben. zen sich aus 33 erwachsenen Individuen – Frauen- und
Merkwürdig sind hingegen die Umstände im Grab  7/1960. Männeranteil ist hier in etwa gleichwertig – und 32 Kin­
Hier wurde angeblich ein Individuum weiblichen Ge­ dern, deren biologisches Geschlecht nicht bestimmt wer­
schlechts in gestreckter Rückenlage freigelegt, dessen den konnte, zusammen, wobei ein Großteil der Kinder
Schädel als juvenil einzustufen ist, während das postcrani­ die Altersstufe Infans II nicht mehr erlebt hat (Abb. 13).
ale Skelett Altersmerkmale einer Person von über 40 Jah­ Elf Skelette wurden nicht näher identifiziert. Die meisten
ren aufweist. Ob hier eigentlich ein mehrfach benutztes Erwachsenen verstarben als Adulte. Nur sechs Individu­
Grab vorliegt, oder eine Vertauschung bei der Fundver­ en erreichten ein matures Alter. Die Stufe Senilus ist gar
waltung passierte, ist nicht mehr feststellbar. nicht vertreten. Bei der räumlichen Verteilung in Hinblick
Grabüberlagerungen kommen, zumindest laut Gräberfeld­ auf die anthropologischen Parameter sind am Gräberfeld­

—  87  —
plan keine aussagekräftigen Muster zu erkennen (Abb. 14). Dieses Verhältnis ist für das Frühmittelalter jedoch nicht
Die Analyse von menschlichen Überresten kann Auf­ ungewöhnlich, da Frauen vor allem durch Schwanger­
schluss über die Lebensumstände einer Population, ihre schaft und Geburt größeren Risiken ausgesetzt waren, die
Ernährung, Hygiene, Arbeitswelt und Ähnliches geben729. oft das Leben kosteten, was wiederum viel mit ­ Hygiene
Für Kremsdorf liegen allerdings nur allgemeine Angaben aber natürlich auch der möglichen medizinischen Versor­
zu biologischem Alter und Geschlecht vor, weswegen nicht gung zu tun hat732.
weit in die Demographie eingedrungen werden kann. ­ Des Auf pathologische Merkmale hin wurde das Kremsdorfer
Weiteren muss bedacht werden, dass die Alters- und Ge­ Skelettmaterial noch nicht untersucht. Trotzdem konn­
schlechtsbestimmungen zu unterschiedlichen Zeiten von ten einige Beobachtungen gemacht werden. Die bereits
unterschiedlichen Bearbeitern und Bearbeiterinnen erwähnte verheilte Fraktur im Kniegelenk des Mannes
durchgeführt wurden, und nicht sicher von der gleichen aus Grab 10/1960 spiegelt eine große Vernachlässigung bei
­Methodik und Sorgfalt ausgegangen werden kann. Laut der Behandlung dieser Verletzung wider. Offenbar wurde
Angaben in der Originaldokumentation wurden aber die nach dem Zuziehen der Verletzung nicht darauf geachtet,
Bestimmungen des Geschlechts alleinig auf dem Skelett­ das Bein in eine korrekte, gerade Position zurückzubrin­
material basierend durchgeführt und keine „Ergänzungen“ gen, da bei der Heilung die Verknöcherung im abgewin­
durch eventuell geschlechtsspezifische Beigaben vorge­ kelten Zustand des Beins stattfand, was den Betroffenen
nommen. lebenslang zu einem Krüppel machte. Die Fraktur musste
Einige Aussagen zur Bevölkerung können basierend auf sich der Mann, der im adulten Lebensalter verstarb, schon
(c
diesen Angaben ­getroffen werden. Die Kindersterblichkeit etwas länger vor seinem Tod zugezogen haben, da die Hei­
ist besonders hoch, ­machen doch knapp 50% der Verstor­ lung des Knochengewebes abgeschlossen erscheint.
benen Kinder aus. M. Pertlwieser hat bereits 1980 dar­ Mit den Frauenschädeln aus Grab 8/1987 (juvenis) und
auf hingewiesen, dass die Anzahl der verstorbenen Kinder 9a/1987 (adult) liegen gleich zweimal Fälle von Metopis­
in den „slawischen“ Gräberfeldern Oberösterreichs beson­ mus vor. Hierbei bleibt die Sutura metopica, also die fron­
ders hoch ist im Vergleich zu Gräberfeldern großteils west­ tale Schädelnaht, die sich normalerweise innerhalb der
licher Ausstattung, wo in Oberösterreich der Kinderanteil ersten beiden Lebensjahre schließt, auch beim Erwachse­
weit unter 50 % liegt730. Es ist jedoch zu bedenken, dass nen erhalten. Das Phänomen dürfte genetische Ursachen
die Möglichkeit besteht, dass Kinder an separaten Orten haben, hat aber keinen Einfluss auf das Wohlbefinden bzw.
bestattet wurden und der Kinderanteil in den westlichen den Gesundheitszustand der Betroffenen. Das Auftreten
Gräberfeldern deshalb so niedrig erscheint. Nichtsdesto­ dieser Anomalie an den beiden Frauenskeletten könnte
trotz könnte die hohe Frequenz an Kindern in Kremsdorf aber darauf hinweisen, dass die beiden in einem engen ver­
auch mit der Ernährung und Hygiene der betreffenden wandtschaftlichen Verhältnis zueinander standen.
Bevölkerung zu tun haben. Eine erhöhte Sterblichkeit Der Anthropologe K. Hannemann hat seinerzeit patho­
bei Kleinkindern hängt meist mit Mangelernährung und logische Analysen der Kremsdorfer Population im Rah­
schlechten Reinlichkeitsverhältnissen zusammen731. Even­ men seiner Dissertation angekündigt733. Bisher behandelte
tuell standen die Menschen im Kremstal, diese Punkte K. Hannemann jedoch nur das Skelettmaterial des Grä­
betreffend, der im oberösterreichischen Zentralraum le­ berfelds Micheldorf/Georgenberg, welches zuvor bereits
benden Bevölkerung um Einiges nach, was die starken von Urschitz – Winkler untersucht wurde734.
)
Unterschiede erklären würde. Es ist vermutlich eine Be­
völkerung anzunehmen, die in sehr einfachen Verhältnis­ 7.6. Ausstattungsquantität in Relation
sen lebte. zu anderen Parametern
Bei den Erwachsenen verstarben die meisten Individuen Von den 76 untersuchten Bestattungen waren insgesamt
im Alter zwischen 20 und 40 Jahren, wobei tendenziell 28 beigabenlos und 46 inventarführend, was einem Ver­
die Frauen etwas jünger starben als die Männer. Das ma­ hältnis von ca. 1 : 2 entspricht (Abb. 15). Generell han­
ture Alter erreichten vier Männer, aber nur zwei Frauen. delt es sich bei den Grabinventaren um großteils einfache

729 Hermann et al 1990; Strott 2006, 6f. 732 Strott 2006, 266f.
730 Pertlwieser 1980, 43-80. 733 Hannemann 1990.
731 Strott 2006, 267. 734 Urschitz – Winkler 1984.

—  88  —
(c
Abb. 13:  Anthropologische Alters- und Geschlechtsverteilung in der gesamten Bestattungsgemeinschaft
von Micheldorf/Kremsdorf.

Ausstattungen. Der Umfang der Ensembles pro Grab be­ mengefasst werden, die zumeist nur ein bis zwei Objekte
trug im Schnitt zwei Objekte, wobei es sich in den meis­ enthalten. Meistens handelt es sich dabei um ein Mes­
ten ­ Fällen um einfaches Kleidungszubehör oder Messer ser, vereinzelt einfache eiserne Gürtelschnallen oder ein­
handelte. Die umfangreichsten Gräber beinhalteten ma­ fache Draht(kopfschmuck)- oder Fingerringe bzw. nicht
ximal bis neun ­ Objekte, wenn man Ensembles wie die näher identifizierbare Metallfragmente, wie z. B. in den
mehrteilige Gürtelgarnitur aus Grab 1/1906 als ein Ob­ Bestattungen 32/1907, 1/1959 oder 9/1960. 18 Bestattungen
jekt rechnet. Im Vergleich mit anderen zeitgleichen Be­ wiesen Inventare auf, die im internen Verhältnis als durch­
stattungsplätzen sticht die Kremsdorfer Population also schnittlich angesprochen werden können. Hierzu zählen
nicht durch eine quantitativ exzeptionelle Ausstattungs­ Gräber mit im Schnitt vier Objekten, die ­neben den häu­
vielfalt hervor. Dennoch können beim internen Vergleich figer auftretenden Messern zumeist mehrere Kleidungs­
)
der Inventare Unterschiede festgestellt werden, sodass bestandteile aufweisen, darunter einfache Gürtelschnallen
innerhalb des Kremsdorfer Fundkomplexes grob zwi­ und in den Frauengräbern vor allem Kopfschmuckringe
schen drei Ausstattungsstufen – schlicht, durchschnittlich unterschiedlicher Art oder Fingerringe, z. B. Grab 3/1906,
und überdurchschnittlich – unterschieden werden kann, 5/1960, oder 6/1987. Es ist zu betonen, dass die Unterschiede
­wobei es sich hier um eher dezente Unterschiede und nur zwischen schlicht und durchschnittlich kategorisier­
selten um markante Differenzen handelt. In Tab. 4 ist die ten Gräbern vorwiegend auf der Anzahl der Objekte pro
Einordnung der einzelnen Bestattungen in dieses Schema Grab oder aufwendiger gearbeiteten Kopfschmuck­ringen
angeführt. beruhen, im Grunde aber sehr gering sind, vor allem wenn
Als schlichte Ausstattungen können 20 Inventare zusam­ man in Betracht zieht, dass die verwendeten Materialien

—  89  —
(c
)
Abb. 14:  Räumliche Verteilung von anthropologischem Alter und Geschlecht im Bestattungsareal.

—  90  —
Grab Orientierung Geschlecht Alter Tiefe Grabeinbauten Ausstattung Phase
(anth.) (m)
1/1906 NW-SO M 1,5 überdurchschnittlich 1
2/1906 WSW-OSO M 1,5 beigabenlos
3/1906 WSW-OSO W 1,5 durchschnittlich 3
4/1906 WSW-OSO M 1,5 beigabenlos
5/1906 WSW-OSO M? 1,5 durchschnittlich 4
6/1906 WSW-OSO 1,5 beigabenlos
7/1906 SW-NO 1,5 durchschnittlich 2-3
8/1906 WNW-OSO 1,5 durchschnittlich 2-3
31/1907 WSW-OSO M 1,5 beigabenlos
32/1907 WSW-OSO 1,5 schlicht
33/1907 NNW-SSO 1,5 durchschnittlich
34/1907 WNW-OSO M 1,5 beigabenlos
35/1907 WNW-OSO W 1,5 schlicht
(c
36/1907 NW-SO 1,5 beigabenlos
37/1907 NW-SO 1,5 BS schlicht
38/1907 NNW-SSO M 1,5 BS schlicht
1/1959 N-S Infans I 0,8 BS schlicht
2/1959 N-S Infans II 0,8 schlicht
3/1959 N-S Infans I 0,8 BS beigabenlos
4/1959 N-S Infans I 0,8 beigabenlos
5/1959 NNW-SSO Neonat 0,9 beigabenlos
6/1959 N-S Infans I beigabenlos
7/1959 WSW-OSO W? Adult SLÜ schlicht
8/1959 WSW-OSO Infans I 0,9 schlicht
9/1959 WSW-OSO Infans II 0,8 beigabenlos
10/1959 WSW-OSO Infans I 0,6 schlicht
11/1959a NNW-SSO Matur beigabenlos
11/1959b NNW-SSO Infans PSUM beigabenlos
12/1959 ONO-WSW beigabenlos
13/1959 N-S W Adult 1,1 BS durchschnittlich 2-3
)
14/1959 NNW-SSO Infans I 1,4 PSUM überdurchschnittlich 2
1/1960 N-S W Juvenis 0,8 BS, SLÜ durchschnittlich 3
2/1960 N-S Infans I 0,7 SLÜ durchschnittlich 2-3
3/1960 W-O M Matur 1,1 BS, SLÜ schlicht
4/1960 W-O 0,6 schlicht
5/1960 SW-NO W Adult 1,8 BS durchschnittlich 3
6a/1960 SW-NO Infans I 0,8 PSUM, SLU beigabenlos

—  91  —
6b/1960 NW-SO Infans I 0,8 beigabenlos
7/1960 W-O Infans II 0,4 durchschnittlich 3
8/1960 NW-SO Infans II 1,1 SLÜ durchschnittlich
9/1960 SW-NO M Adult 1,0 SLÜ schlicht
10/1960 W-O M Adult 0,9 SLÜ schlicht
11/1960 NW-SO Infans II BS, SLÜ überdurchschnittlich 2
12/1960 NNW-SSO Infans I SLÜ schlicht
13/1960 SW-NO M Adult 1,0 BS schlicht
14/1960 SW-NO Neonat 0,5 PSUM beigabenlos
15/1960 NNW-SSO W Adult 1,0 überdurchschnittlich 1
16/1960 SW-NO Infans I 0,9 beigabenlos
17/1960 W-O Infans I 0,7 beigabenlos
18/1960 NNO-SSW Infans I 0,8 SLU überdurchschnittlich 2
20/1960 NNW-SSO Infans II 1,0 BS schlicht
21/1960 NNW-SSO W Adult 1,4 BS überdurchschnittlich 2-3
(c
22/1960 WSW-ONO M Adult 0,7 schlicht
23/1960 NW-SO W Matur 1,0 BS überdurchschnittlich 2
24/1960 SW-NO W Matur 0,7 SLÜ beigabenlos
25/1960 SW-NO Infans I 0,9 durchschnittlich
26/1960 NW-SO M Matur 1,3 SLÜ überdurchschnittlich 2-3
27/1960 NNW-SSO W 1,5 PSUM, SLÜ durchschnittlich
28/1960 NNW-SSO M Adult 1,2 PSUM, SLÜ überdurchschnittlich 2
29/1960 N-S Neonat 1,0 beigabenlos
30/1960 N-S Infans I 0,9 durchschnittlich
31/1960 NW-SO Infans II 0,9 PSUM schlicht
32/1960 NW-SO Infans I 0,8 beigabenlos
33/1960 SW-NO Infans II 1,1 schlicht
1/1978 N-S W 1,5 überdurchschnittlich 0-1
1/1987 SW-NO M Matur schlicht
2/1987 O-W Infans II beigabenlos
3/1987 NW-SO M Matur durchschnittlich
4/1987 SW-NO Infans I beigabenlos
)
5/1987 N-S Infans I beigabenlos
6/1987 NW-SO M Adult durchschnittlich
7/1987 NW-SO W Adult durchschnittlich 2-3
8/1987 NW-SO W? Juvenis beigabenlos
9a/1987 NW-SO W Adult beigabenlos
9b/1987 NW-SO Adult beigabenlos
10/1987 NW-SO W Adult durchschnittlich

Tab. 4:  Gräber mit Detailinformationen (BS=Brettunterlage/Sarg; PSUM=Partielle Steinsetzung um die Bestattung; SLÜ=Stein/Ziegellage(n)
über der Bestattung; SLU= Stein/Ziegellage(n) unter der Bestattung).

—  92  —
in diesen Bestattungen durchwegs Eisen und nur im Fall ziale Realitäten in vergangenen Gesellschaften zu ziehen.
der Kopfschmuckringe Buntmetall darstellen. Von diesen Dennoch kann über die Korrelation anthropologischer
Gräbern setzen sich zehn Bestattungen ab, die durch um­ und archäologischer Parameter bei Rücksichtnahme auf
fangreichere Ausstattungen mit durchschnittlich sieben deren chronologische Entwicklung zumindest versucht
Objekten charakterisiert sind. In den Inventaren befinden werden, sozialen Verhältnissen der Bestattungspopulati­
sich unter anderem Perlenketten, Armreife, Fibeln, Gefäße on nachzuspüren.
oder im Einzelfall auch Waffen. Durch die größere Variati­ Beim Vergleich der Ausstattungsgruppen mit dem Ster­
onsbreite an Gegenständen in dieser Gruppe wächst auch bealter zeigt sich, dass unterschiedlich ausgestattete Grä­
die Vielfalt an Materialien, wie etwa den Glasperlen in den ber zwar grundsätzlich in allen Altersstufen vorkommen,
Halsschmuckensembles. Neben den beiden prominenten in Hinblick auf die Gesamtheit der Fälle pro Altersstufe
Gräbern 1/1906 – der Mann mit der awarischen Gürtel­ fällt aber auf, dass Kinder verhältnismäßig häufiger ohne
garnitur und dem Langsax – und 1/1978 – der Dame mit Beigaben beigesetzt wurden als adulte Personen, während
spätmerowingerzeitlicher Schmuckausstattung – sind un­ mature Individuen verhältnismäßig häufiger überdurch­
ter anderem auch die Bestattungen 14/1959, 15/1960 oder schnittlich ausgestattet wurden als die anderen Altersklas­
23/1960 als überdurchschnittlich anzusprechen. Mit Aus­ sen (Abb. 16). Ebenfalls bemerkenswert ist, dass männliche
nahme der beiden erstgenannten Bestattungen gilt aber Erwachsene seltener (über)durchschnittlich ausgestat­
auch hier, dass die Unterschiede zum Rest des Gräber­ tet wurden als Frauen, die zumeist ein durchschnittliches
feldes nicht allzu markant sind. Inventar bei sich trugen. Während die offenkundige Ge­
(c
Ausstattungsunterschiede in Bestattungen wurden und schlechtsdichotomie bei den Inventaren großteils auf dem
werden häufig zur Rekonstruktion sozialer Verhältnisse Vorkommen von Schmuck in den Frauengräbern beruht,
herangezogen, da davon ausgegangen wird, dass soziale der in den Männerbestattungen aufgrund unterschied­
Rollen und auch Rang im Zuge des Bestattungsrituals zu­ licher Kleidungsweise fehlt, zurückzuführen ist, könnte
mindest in überzeichneter Form zum Ausdruck gebracht die Verteilung in den Altersklassen darauf hinweisen, dass
wurden735. Zu bedenken ist diesbezüglich, dass rituelle für Kinder seltener Aufwand bei der Bestattung betrieben
Praktiken in den seltensten Fällen direkt auf existente Ver­ wurde als für Erwachsene. Dies könnte durch die hohe
hältnisse verweisen, sondern als zentrales Kommunikati­ Sterblichkeit von Kleinkindern bedingt sein, die hier even­
onsmittel sozialer Netzwerke eine Vielzahl von Einflüssen tuell zu einer sozialen Restriktion im Bestattungsritual für
verarbeiten736. Besonders Bestattungsrituale spielen als die Jüngsten führte. Ob diesbezüglich ein wirtschaftlicher
Übergangsriten (nach Van Gennep737) nicht nur für die Faktor ausschlaggebend war oder das Versterben in jun­
Trauergemeinde, deren soziales Gleichgewicht durch den gen Jahren eventuell auch mit Tabus belegt war, muss of­
Tod eines Gemeinschaftsmitglieds ins Wanken geraten fen bleiben.
ist, eine bedeutende Phase zur Reorganisation des sozialen Die Zunahme (über)durchschnittlicher Ausstattungen bei
Gefüges, sondern sind auch direkt auf den Verstorbenen steigendem Alter könnte eventuell auch mit einer wach­
gerichtet, der durch seinen Tod eine Transformation in ei­ senden Verantwortung bzw. bedeutenderen sozialen Rol­
nen neuen Existenzabschnitt durchläuft, die es ebenso zu len in der Gemeinschaft im Alter zu tun haben. Ob der
meistern gilt, wie die Trauerphase der Hinterbliebenen. Umstand, dass trotz dieses grundlegenden Trends über­
Bei der Bestattung kommen zahlreiche soziale Aspekte durchschnittliche Gräber in allen Altersstufen vorkamen,
)
der Gesellschaft zum Tragen, religiöse Vorstellungen, wel­ auf eine soziale Hierarchie zurückzuführen ist, und hier
che Erklärungsmodelle für die Fortexistenz der Toten im unter  Umständen höherrangige Familien in der Lokalge­
Jenseits liefern, aber auch die von der Umwelt und den sellschaft sichtbar werden, die sich eine aufwendigere Be­
materiellen Mitteln bedingten Möglichkeiten zur Gestal­ stattung ­ leisten konnten, ist aber fraglich. Denn bei der
tung der Beisetzung738. Dementsprechend schwierig ist es, Verteilung der Ausstattungsgruppen auf die relativchro­
aus materiellen Hinterlassenschaften Rückschlüsse auf so­ nologischen Phasen des Gräberfelds zeigt sich eindeutig,
dass der Umfang des Inventars offenbar zeitlich bedingt
735 Parker Pearson 2003. war (Abb. 18). So kommen überdurchschnittlich ausge­
736 Hausmair 2015.
737 Van Gennep 1999.
stattete Gräber ausschließlich in den frühen Phasen des
738 Hofmann 2008.

—  93  —
(c
Abb. 15:  Ausstattungsgrade im gesamten Gräberfeldareal.

Gräberfelds vor, ­während ab Phase drei nur mehr durch­ 7.7. Fundplätze A–E 1959
schnittliche Inventare vorliegen. Bei den Fundplätzen A bis E handelt es sich um kleinere
Es zeichnet sich ein Wandel in den Bestattungssitten hin Steinsetzungen, die im Zuge der Grabungen 1959 freigelegt
zu einer Reduktion der Beigaben ab. Theoretisch könnte wurden. Laut Ausgräber könnte es sich um Reste zerstör­
ein solcher Wandel wirtschaftliche Ursachen haben. An­ ter Gräber handeln. Lediglich aus Fundplatz A stammt
gesichts der Tatsache, dass aber auch die Tendenz zur ein Objekt – die bereits besprochene Lanzenspitze. Be­
W–O Orientierung der Gräber in den späten Belegungs­ dauerlicherweise wurden diese Fundplätze nicht doku­
phasen dominant wird, kann in Hinblick auf die Auf­ mentiert und auch ihre Beschreibungen sind sehr dürftig,
lassung des Kremsdorfer Bestattungsareals um die Mitte sodass aus heutiger Sicht nicht gesagt werden kann, ob es
des 9. Jahrhunderts zu Gunsten des Friedhofs am Geor­ sich um zerstörte Grablegen handelte oder ob diese Stein­
genberg zumindest darüber spekuliert werden, ob sich setzungen gar nicht in direktem Zusammenhang mit dem
in diesen Beobachtungen nicht der Glaubenswandel der Bestattungsplatz standen.
)
­Lokalgesellschaft bzw. die Hinwendung zum Christentum
in den Bestattungspraktiken abzeichnet. Da sich auch in 8. Überlegungen zur Deutung der
der räumlichen Verteilung der Ausstattungskategorien kei­ Kremsdorfer Befunde
ne Gruppen am Gräberfeldplan (Abb. 19) isolieren ­lassen, 8.1. A, B, C, D – oder: die Frage nach der
die auf einen Zusammenhang sich räumlich abgrenzender Einheit des Gräberfelds
Personengruppen vom Rest der Gemeinschaft hinweisen, V. Tovornik stellte in ihrem Bericht über die bis 1978
scheint sich die chronologische Beobachtung als wichtigs­ ­absolvierten Kampagnen in Kremsdorf die Theorie auf,
ter Faktor bei der Beurteilung der Ausstattungsmuster zu dass es sich bei den zu besprechenden Grabfunden nicht
bestätigen. um ein Gräberfeld, sondern um verschiedene Bestattungs­

—  94  —
(c
Abb. 16:  Ausstattungsquantität in Relation zu anthropologischem Alter.

plätze handelt und argumentierte dies vor allem durch den k­ eine flächendeckenden Grabungen, sondern um die Er­
großen räumlichen Abstand der einzelnen Fundplätze739. schließung des Geländes durch Suchgräben handelte. Der
Tatsächlich liegen die einzelnen Grabungsstellen weit aus­ ­unpublizierte Plan dieser Grabungen ist allerdings sehr
einander. Zwischen den südlichsten Gräbern der ersten unverständlich. Es gibt Suchgräben, die mit einer durch­
Grabung unter G. v. Kaschnitz im sogenannten Gräberfeld gehenden Linie begrenzt sind, solche mit unterbrochenen
A und der noch weiter südlich liegenden Fundstelle von Linien und dazwischen wieder eingefügten Befundzeich­
1987 (Gräberfeld D) liegen über 90 Meter. Zur Grabung nungen, die überhaupt nicht innerhalb der Gräben liegen.
von 1978 (Gräberfeld C) sind es von dort aus noch ein­ Besonders der östliche Teil dieser Grabung ist durch viele
mal über 130 Meter nach Süden. Zwischen der nördlichen unterbrochene linierte Gräben gekennzeichnet, und es
Grenze des Gräberfelds A und der südlichen Grenze der sind kaum Befundzeichnungen in diesem Teil eingefügt. Es
Kloiber Grabungen (Gräberfeld B) liegen ca. 14 Meter ist also nicht klar, welche der Suchgräben tatsächlich exis­
Distanz. Hätten wir es hier mit einem einzigen Gräber­ tiert haben, oder ob auf der Zeichnung auch nur geplante,
)
feld zu tun, würde sich dieses nach momentanem Kennt­ aber nie tatsächlich angelegte Sondagen verzeichnet wur­
nisstand über 320 Meter erstrecken und eine beachtliche den. Weiters ist zu bedenken, dass römische Baustruktu­
Größe haben. ren, die eventuell im 8. Jahrhundert noch sichtbar waren,
Hinzu kommt, dass bei den Grabungen durch H. Vetters bei der Anlage des Gräberfelds respektiert worden sein
1962, die zwischen den Untersuchungsflächen von 1906/07 könnten und dadurch weder zerstört noch geschnitten
und 1987 lagen, keine Gräber gefunden wurden, sondern wurden, so wie es z. B. bei den baiovarenzeitlichen Grä­
nur Reste römischer Baustrukturen. An dieser Stelle berfeldern Schlatt-Breitenschützing740 oder Harting741
muss aber auch erwähnt werden, dass es sich hierbei um der Fall ist. Die Ergebnisse der Grabungen von H. Vetters
740 Holter 1980; Beitrag Pesseg in diesem Band.
739 Tovornik 1985. 741 Fischer 1988, 53.

—  95  —
(c
Abb. 17:  Ausstattungsquantität in Relation zu anthropologischem Geschlecht.
)
Abb. 18:  Verteilung der Ausstattungsquantität über die relativchronologischen Phasen.

—  96  —
können demzufolge nicht sicher als Beleg für eine räum­ raum auch vom Einsetzen der systematischen Missionie­
liche Leerzone zwischen den Bestattungsplätzen A und D rung nicht christlicher Bevölkerungsgruppen. Lange Zeit
dienen. Die Fläche zwischen Gräberfeld D und C ist bis hat sich die Forschung in diesem Zusammenhang vor­
heute noch nicht archäologisch untersucht worden, sodass wiegend mit der ethnischen Zugehörigkeit der Menschen
in diesem Bereich generell Unklarheit über die Befundsi­ befasst, die in den Gräberfeldern dieser Zeit im Ostal­
tuation herrscht. penraum und dessen Randbereichen sowie den zeitglei­
Die Analyse des Fundmaterials hat gezeigt, dass südlich chen Gräberfeldern im Donauraum bestattet wurden742,
der Vetter’schen Grabungen in den Gräbern der Bestat­ wobei in den letzten 20 Jahren vor allem das aus den Ge­
tungsplätze D und C Artefakte vorliegen, die wir eben­ schichtswissenschaften übernommene Modell der Ethno­
so im nördlichen Teil, in den Bestattungsplätzen A und B, genese743 zur Untersuchung der „slawischen“ Migration
finden. Eindeutig haben wir es in Kremsdorf mit Bestat­ in den Ostalpen- und Donauraum großen Einfluss auf die
tungen ein und derselben Bevölkerung in einem vergleichs­ archäologische Sichtweise hatte744. Der kritische Diskurs
weise engen Zeitraum von ca. 100 Jahren zu tun, und die über den Nachweis ethnischer Identitäten in materiellen
Zusammengehörigkeit der Grabfunde von 1906/07, 1959 Hinterlassenschaften sowie den Einfluss gegenwärtiger
und 1960 ist sowohl durch die Grabinventare wie auch politischer Ansichten auf die diesbezügliche Interpretati­
durch die räumliche Situation belegbar. Es besteht aber die on archäologischer Befunde, der in der südwestdeutschen
Möglichkeit, dass am südlichen Randbereich des Gräber­ Frühmittelalterforschung vor allem in den letzten zehn
feldes ein separater Bestattungsplatz, z. B. von sozial höher Jahren zu einer größeren Skepsis der Gleichstellung von
(c
gestellten Personen oder Familien vorliegt, welchem dann Sachkultur mit ethnischen Gruppen geführt hat745, findet
das von V. Tovornik und M. Pertlwieser geborgene Grab in der Forschung des Ost­alpenraums erst jüngst verstärkte
1/1978 angehören würde, sicherlich aber nicht die Bestat­ Resonanz746. Eine Zuweisung der Kremsdorfer Bevölke­
tungen von 1987, die sehr schlicht erscheinen. rung zu einer ethnischen Gruppe erweist sich auf Basis des
Das Grab 1/1978 stellt eine der ältesten Bestattungen im zu Verfügung stehenden Quellenmaterials als schwierig.
Areal dar. Möglicherweise begann in der ersten Hälf­ Zwar ist durch den Belegungszeitraum des Bestattungs­
te des 8. Jahrhunderts hier eine kleine Gruppe ihre Mit­ areals und das Beigabenspektrum in den Gräbern, wel­
glieder zu bestatten, und etwas später, etwa um die Mitte ches vorwiegend Vergleiche in zeitgleichen Gräberfeldern
des Jahrhunderts, wuchs die Bestattungsgemeinschaft an im Kärntner Gebiet findet, eine Zuwanderung einer Per­
und ­begann weitere Areale für die Beisetzungen zu nut­ sonengruppe aus dem karantanischen Bereich um die Mit­
zen. Eine zeitliche Ausdehnung des Gräberfeldes ist durch te des 8.  Jahrhunderts wahrscheinlich, wie aber bereits
Untersuchungen der Horizontalstratigraphie aber nicht von S. Eichert ausgeführt wurde747, ist bei der Bevölke­
sicher belegbar (Abb. 9), da Gräber aus den verschiedenen rung ­Karantaniens in dieser Zeit keineswegs von einer ho­
Phasen, mit Ausnahme der Vorphase, in allen ­Teilen des mogenen ethnischen Gesellschaft auszugehen. Abgesehen
Gräberareals vorkommen. Wie nun die Beziehung zwi­ von der Tatsache, dass alleine aufgrund der Heterogenität
schen dem nördlichen Teil und der 1987-Grabung zu des Beigabenmaterials in Kremsdorf keine ethnische Zu­
­beurteilen ist, können nur weitere Grabungen im Areal weisung erfolgen könnte, ist ohnehin fraglich, wie stark be­
beantworten. Zeitlich stehen alle Bereiche miteinander in stimmte Formengruppen im archäologischen Befund als
Verbindung, die räumliche Struktur ist noch nicht ausrei­ Marker einer ethnischen Zugehörigkeit gedeutet werden
)
chend geklärt. können. Ethnisches Zusammengehörigkeitsgefühl konsti­
tuiert sich nicht durch die Formengebung der Sachkultur,
8.2. Micheldorf/Kremsdorf zwischen po­ sondern vor allem durch die soziale Praxis innerhalb ­einer
litischen Veränderungen und religi­ Gemeinschaft und damit einhergehender geschaffener
ösem Wandel
Mit der Datierung der Kremsdorfer Bestattungen zwi­ 742 Z. B. Friesinger 1974; 1977; Korošec 1979; Holter 1980; Reitinger
1980.
schen der Mitte des 8. und Mitte des 9. Jahrhunderts ist 743 Wenskus 1961; Wolfram 1985; Wolfram – Pohl 1990.
die Bestattungsgemeinschaft in eine Epoche einzuord­ 744 Z. B. Szameit 2000; 2001; Eichert 2011.
745 Brather 2004.
nen, die geprägt war von bedeutenden Veränderungen 746 Z. B. Eichert 2013a.
der politischen Verhältnisse und besonders im Ostalpen­ 747 Eichert 2011.

—  97  —
(c
)
Abb. 19:  Räumliche Verteilung der Ausstattungsquantität im Bestattungsareal.

—  98  —
Vorstellungen zu gemeinsamer Geschichte und Abstam­ elementen (Gürtelgarnitur) und westlicher Bewaffnung
mung748. Es ist zwar denkbar, dass es sich bei der Krems­ (Sax) verbindet das Grab 1/1906 mit ähnlichen Bestattun­
dorfer Bevölkerung um eine slawischsprachige Gruppe gen im Ostalpenraum, die als Typ Grabelsdorf bezeichnet
handelte, aber selbst wenn dem so war, impliziert das noch werden. S. Eichert hat neben der Ähnlichkeit der Inven­
nicht, dass sich diese Menschen auch mit andere slawisch­ tare auch herausgearbeitet, dass im Regelfall nur ein oder
sprachigen Sozialverbänden als zusammengehörig fühlten. zwei Bestattungen dieser Art in einem Gräberfeld vorlie­
Angesichts der zu postulierenden Einfachheit des Krems­ gen und diese häufig räumlich abgesetzt von den anderen
dorfer Bestattungskollektivs stellt sich außerdem die Fra­ Bestattungen liegen, wie etwa in Grabelsdorf, Villach-
ge, wie relevant ethnische Identität für die hier bestatteten Lind, Hohenberg oder Krungl750. Auch für Kremsdorf
Personen zu Lebzeiten überhaupt war. Vermutlich stan­ postuliert er die räumlich abgesetzte Lage der Bestattung
den andere, regionale Identitäten sowie innergemein­ 1906, hier muss allerdings bedacht werden, dass aufgrund
schaftliche Identitätsfacetten viel mehr im Vordergrund der in diesem Beitrag erläuterten Dokumentationsproble­
der Lebensrealität dieser Menschen als die Frage nach der matik der Altgrabungen gerade die Lagepläne der ersten
ethnischen Zugehörigkeit. Grabungen 1906/07 nicht als gesichert angenommen wer­
Die Bestattungen selbst zeigen mit wenigen Ausnah­ den können. Vorsichtig mutmaßt S. Eichert, dass in den
men sehr einfache Grabinventare. Gleichzeitig erscheint Bestattungen vom Typ Grabelsdorf lokale Anführer be­
die Kindersterblichkeit in Kremsdorf relativ hoch gewe­ stattet liegen, die sich eventuell mit den in schriftlichen
sen zu sein und die Lebenserwartung der Erwachsenen Quellen erwähnten slawischen Verwaltungspersonen de­
(c
eher gering. Diese Umstände verweisen auf einen ein­ cken751. Eine solche Deutung kann sicherlich auch für den
fachen Lebensstil der Gemeinschaft, möglicherweise ge­ Kremsdorfer Fall angedacht werden, muss aber im Bereich
kennzeichnet durch zeitweise Mangelernährung oder der Spekulationen bleiben. Durch die Lage Kremsdorfs an
schlechte Versorgung, welche die niedrige Lebenserwar­ einer der wichtigsten Verbindungsrouten zwischen Ka­
tung bedingte. Mit der herausragenden Bestattung des rantanien und baiovarischem Territorium kann die Ver­
Mannes aus Grab 1/1906 dürfte sich aber innerhalb der mischung westlicher und östlicher Elemente in diesem
Gemeinschaft eine höher gestellte Person abzeichnen, de­ wie auch anderen Gräbern des Bestattungsplatzes auch
ren soziale Position im Grab durch Statusabzeichen östli­ als Reflektion der Grenzsituation dieses Siedlungsraums
cher und westlicher Provenienz repräsentiert wurde. Ob verstanden werden und verweist auf Kontakte der Lokal­
diese Beigabenkombination als Hinweis für ein verwal­ gesellschaft zu beiden benachbarten Gebieten.
tungstechnisches Amt des Verstorbenen für die bairische Bedeutend bei der Interpretation der Kremsdorfer Be­
oder karantanische Verwaltung anzusehen ist, muss offen funde ist die Frage nach den religiösen Vorstellungen der
­bleiben. Denkbar wäre aber angesichts der Einmaligkeit Bestattungsgemeinschaft. Das Gräberfeld spiegelt eine
dieses Inventar im Gräberfeld, dass sich in diesen Beiga­ ­Gemeinschaft wider, die ihren Toten Schmuck, selten
ben nicht nur interner sozialer Rang, sondern auch eine Waffen und manchmal Speisebeigaben mit ins Grab gab.
regional bedeutende Stellung abzeichnet. Die Erwähnung Grundsätzlich muss ein solcher Bestattungsritus nicht
slawischer Siedler in der Gründungsurkunde des Klos­ notwendigerweise als Beleg für eine nicht christliche Ge­
ters Kremsmünster im 8.  Jahrhundert berichtet auch von sellschaft gewertet werden, wie besonders im fränkischen
­lokalen Autoritäten, die dieser Bevölkerung angehörten Machtbereich zahlreiche Nachweise für christliche Be­
)
und offenbar für die Verwaltung in diesen Gebieten zu­ stattungen mit ähnlichen Beigabenmustern zeigen, z. B. in
ständig waren749. Unter diesem Blickwinkel wäre es also den Bestattungen der merowingischen Könige in St. Denis,
vorstellbar, dass sich mit dem Mann aus Grab 1/1906 ein aber auch in Gräbern der breiten Bevölkerung in anderen
Mitglied dieser politischen Organisation manifestiert, des­ Teilen Mitteleuropas, wie etwa dem mit Goldblattkreu­
sen Autorität durch die herausragende Gürtelgarnitur und zen ausgestatteten Grab 615 in Weingarten752, das in das 7.
den Langsax als Machtsymbol zur Schau gestellt wurde. Jahrhundert datiert. Da wir uns aber am Rande der west­
Die Ausstattungskombination von östlichen Kleidungs­ lichen, christlichen Welt befinden, ist es durchaus legi­

750 Eichert 2013, 394f.


748 Jones 1997. 751 Eichert 2013, 400.
749 Haider 1984; Wolfram 1980, 17f. 752 Roth – Theune 1995, Taf. 230/1a-b.

—  99  —
tim zu vermuten, dass die hier ­ bestattende Bevölkerung tenden Institutionalisierung der Kirchenorganisation im
zu Beginn der Gräberfeld­nutzung noch nicht dem Chris­ Raum zeugt. Die Verstorbenen am Georgenberg stellen in
tentum anhing, besonders wenn von einem Zuzug der diesem Zusammenhang wohl die bereits im christlichen
Gemeinschaft aus dem ­karantanischen Bereich ausgegan­ Glauben aufgewachsenen Folgegenerationen der Bestatte­
gen wird. Erst im Laufe des Belegungszeitraums dürfte die ten von Micheldorf/Kremsdorf dar.
Christianisierung der Lokalgesellschaft erfolgt sein, wel­ Starke Parallelen zu diesem Prozess finden sich vor allem
che wahrscheinlich im Rahmen der von Baiern bzw. Salz­ im heutigen Kärntner Gebiet, wo die Beigabensitte ab
burg ausgehenden Mission verlief753. In Kremsdorf könnte dem zweiten Drittel des 9. Jahrhunderts ebenfalls aus­
sich in der Aufgabe des Bestattungsareals im Tal zu Guns­ läuft und es zur Anlage von Friedhöfen rund um die Kir­
ten eines christlichen Friedhofs neben der Kirche am chen kommt757. Ähnlich dürfte auch der Kulturwandel in
nahe gelegenen Georgenberg eine fortgeschrittene Pha­ den fränkischen Gebieten verlaufen sein, hier allerdings
se dieses Glaubenswandels bemerkbar machen. Wie be­ schon etwas früher, wo mit dem Ende der Beigabensitte
reits erwähnt weist der Georgenberg seit der Urgeschichte im späten 7. bzw. frühen 8. Jahrhundert ebenfalls die Insti­
Spuren menschlicher ­ Anwesenheit auf754. Bei mehreren tutionalisierung des Kirchenapparats greifbar wird758.
Grabungskampagnen seit den 1950er Jahren konnten die
Strukturen der heute noch existenten Kirche auf dem Berg 8. Zusammenfassung
und ihrer Vorgängerbauten näher erforscht werden. Bei Durch umfassende Analysen des Fundmaterials und der
den Untersuchungen wurde auch sukzessive ein die Kir­ Struktur der Kremsdorfer Grabfunde aus den Bestat­
(c
che umgebendes Gräberfeld freigelegt. Die Entstehungs­ tungsplätzen A–D konnte nachgewiesen werden, dass ein
zeit der Kirche wird an die Mitte des 9. Jahrhunderts zeitlicher Zusammenhang zwischen allen Befunden be­
gesetzt. Auch die Belegung des Georgenberger Gräber­ steht. Vermutlich in der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts
felds beginnt in dieser Zeit755. In den ältesten Gräbern fin­ begann ein kleiner Personenkreis hier seine Toten zu be­
det sich noch Kleidungszubehör, wie Lunulaeohrgehänge, erdigen, und die Bestattungsgemeinschaft begann suk­
gegossene Emailscheibenfibeln und einzelne Messer756, zessive anzuwachsen. Verschiedenste kulturelle Einflüsse
die aber schließlich ganz verschwinden und einer beiga­ spiegeln sich im Beigabenmaterial der Bestatteten wider
benlosen Bestattungssitte weichen. Der Glaubenswandel und gewähren einen Einblick in die Kontakte der Lokal­
stellte einen vermutlich über mehrere Jahre andauernden gesellschaft während des 8. und frühen 9. Jahrhunderts im
Prozess dar, wobei die späten Gräber des Kremsdorfer südöstlichen Oberösterreich.
Gräberfelds, die eine Tendenz zur W–O Ausrichtung und An der Peripherie des bairischen Herzogtums gelegen,
eine Reduktion der Beigabensitte erkennen lassen, als In­ lebte hier eine zunächst durch die Kirchenorganisati­
diz für das Durchwirken neuer Vorstellungen im Bestat­ on noch nicht erfasste Bevölkerung mit den Baiern Tür
tungsritual gedeutet werden können. Der Umstand, dass an Tür, was sich auch im Beigabenmaterial niederschlug.
die jüngsten Gräber im Kremsdorfer Gräberfeld ähnliches Als Folge der Formation des karantanischen Fürstentums
Beigabenmaterial aufweisen wie die ältesten Bestattungen kam es im Kremstal im fortgeschrittenen 8. Jahrhundert
auf dem Georgenberg reflektiert einen nicht spontanen verstärkt zum Auftreten von Sachgut östlicher Prägung,
sondern kontinuierlichen Prozess des Glaubenswandels, was sicherlich auch mit dem Fortbestehen der alten rö­
in dem die Bevölkerung erst nach und nach ihre traditi­ mischen Verkehrsverbindungen über den Pyhrnpass zu­
)
onellen Sitten und auch Vorstellungen änderte. Das Ende sammenhing. Die Bedeutung des Tales als Handelsweg
der Bestattungen im Gräberareal im Tal markiert in die­ zwischen dem oberösterreichischen Zentralraum und
sem Prozess demzufolge nicht den Übertritt der örtlichen den südlich gelegenen inneralpinen Bereichen war auch
Bevölkerung zum Christentum, sondern vermutlich eine noch im Frühmittelalter existent und man benutzte die
verwaltungsbedingte Verlegung des Bestattungsareals zur römische Infrastruktur weiter, sodass dass die bespro­
Kirche auf dem Georgenberg, die eher von der fortschrei­ chene Bestattungsgemeinschaft an einer der Hauptadern
zwischen ­Karantanien und Baiovaria saß. Durch die Be­
753 Wolfram 1995, 304.
754 Zabehlicky 1984, 101f. 757 Eichert 2007, 249.
755 Tovornik 1980, 122. 758 Hines 1997, 408; Pohl 2008, 17; Effros 2010, 47; Hausmair 2015, 307-
756 Tovornik 1980, 109f., 122-124. 315.

—  100  —
ziehungen zum karantanischen Gebiet schlägt sich eine ostalpinen Gebiet, die ab dem späten 8. Jahrhundert und
awarische Komponente im Fundmaterial nieder, die aber dann besonders nach den Awarenkriegen einsetzte, dürfte
nicht auf direkten awarischen Einfluss zurückzuführen auch die Bevölkerung des Kremstals in intensiveren Kon­
ist, sondern wahrscheinlich über Karantanien in das In­ takt mit dem Christentum gekommen sein, welches sich
teressensgebiet gelangte. Ob das Kremstal zu Beginn der langsam als dominante Glaubensrichtung durchsetzte.
Gräberfeldnutzung unter karantanischer oder bairischer Änderungen in der Bestattungspraxis, wie der Orientie­
Verwaltungshoheit stand, kann jedoch nicht gesagt wer­ rungswechsel der Grabschächte und die reduzierte Bei­
den. Die Beigabensitte der Bestattungen von Kremsdorf gabensitte, könnten Hinweise auf das sich durchsetzende
verweist auf eine vermutlich aus dem karantanischen Be­ Christentum in der Region sein. Die Aufgabe des Bestat­
reich zugewanderte Bevölkerung, die zunächst noch nicht tungsareals in Kremsdorf um die Mitte des 9. Jahrhun­
von der christlichen Mission erfasst gewesen sein dürfte. derts und die Verlegung des Gräberfeldes hin zur Kirche
Die Ausstattung der Gräber sowie die hohe Kindersterb­ auf den Georgenberg scheint im Zuge einer wachsen­
lichkeit und geringe Lebenserwartung bei den Erwachse­ den Institutionalisierung des von Westen her organisier­
nen deutet auf eine einfache, vermutlich landwirtschaftlich ten Kirchenapparats erfolgt zu sein und bezeichnet eine
geprägte Lebensweise der Bestattungsgemeinschaft hin, Phase, in welcher die Menschen in Kremsdorf bereits zum
die eine wenig gegliederte innere Hierarchie besaß. Im Christentum konvertiert waren.
Zuge der intensivierten bairisch-fränkischen Mission im
(c
)
—  101  —
KATALOG

Grab 1/1906 Material: Bronze


Grabtyp: Einzelgrab Farbe: dunkelbraun
Grabbau: Erdgrube Lage des Objekts: Becken
Grabform: Flachgrab Länge: 2,9 cm, Breite: 3,6 cm, Dicke: 0,2 cm
Grabtiefe: 1,5 m Tafel 1/5
Anzahl der Bestattungen: 1 5. Hauptriemenbeschlag mit vierbeinigem Greif. Klas­
Bestattung 1 sische Flügel.
Skelett verschollen. Verwahrort: Schlossmuseum Linz
Bestattungstyp: Körperbestattung Material: Bronze
Geschlecht: Mann Farbe: dunkelbraun
Alter: unbekannt Lage des Objekts: Becken
Orientierung: 323°/NW-SO Länge: 2,9 cm, Breite: 3,6 cm, Dicke: 0,2 cm
Körperhaltung: gestreckte Rückenlage Tafel 1/6
(c
Beigaben/Funde 6. Hauptriemenbeschlag mit vierbeinigem Greif. Klas­
1. Gürtelschnalle mit Palmette. Hochovaler Bügel.  sische Flügel. Rankenanhängsel mit traubenförmigem
Schar­nierbeschlag. Ende.
Verwahrort: Schlossmuseum Linz Verwahrort: Schlossmuseum Linz
Material: Bronze Material: Bronze
Farbe: dunkelbraun Farbe: dunkelbraun
Lage des Objekts: Becken Lage des Objekts: Becken
Länge: 6,6 cm, Breite: 4,5 cm, Dicke: 0,8 cm Länge: 5,6 cm, Breite: 3,6 cm, Dicke: 0,5 cm
Tafel 1/2 Tafel 1/7
2. Propellerbeschlag mit Rankenornament und trau­ 7. Hauptriemenbeschlag mit vierbeinigem Greif. Klas­
benförmigen Enden. sische Flügel. Rankenanhängsel mit traubenförmigem
Verwahrort: Schlossmuseum Linz Ende.
Material: Bronze Verwahrort: Schlossmuseum Linz
Farbe: dunkelbraun Material: Bronze
Lage des Objekts: Becken Farbe: dunkelbraun
Länge: 5 cm, Breite: 1,4 cm, Dicke: 0,2 cm Lage des Objekts: Becken
Tafel 1/3 Länge: 5,6 cm, Breite: 3,6 cm, Dicke: 0,5 cm
3. Hauptriemenbeschlag mit vierbeinigem Greif. Klas­ Tafel 1/8
sische Flügel. Rankenanhängsel mit traubenförmigem 8. Hauptriemenbeschlag mit vierbeinigem Greif. Klas­
)
Ende. sische Flügel. Rankenanhängsel mit traubenförmigem
Verwahrort: Schlossmuseum Linz Ende.
Material: Bronze Verwahrort: Schlossmuseum Linz
Farbe: dunkelbraun Material: Bronze
Lage des Objekts: Becken Farbe: dunkelbraun
Länge: 5,6 cm, Breite: 3,6 cm, Dicke: 0,5 cm Lage des Objekts: Becken
Tafel 1/4 Länge: 5,6 cm, Breite: 3,6 cm, Dicke: 0,5 cm
4. Hauptriemenbeschlag mit vierbeinigem Greif. Klas­ Tafel 1/9
sische Flügel. 9. Hauptriemenzunge. Unterer Teil abgebrochen. Vor­
Verwahrort: Schlossmuseum Linz derseite: rechteckiges Fenster (ausgefüllt mit zwei sechs­

—  102  —
blättrigen Rosetten, die von zwei zueinander angespitzten und Zick-Zack-Rahmen. Zwei Ösen. Länglich mit paral­
und sich überschneidenden Ovalen umrandet sind) am lelen Seiten und halbrundem Abschluss.
oberen Ende. Hauptmotiv: vier Greifendarstellungen, sit­ Verwahrort: Schlossmuseum Linz
zen horizontal auf Riemenzunge (an jedem Fabelwesen je Material: Bronze
ein Vorderbein, ein Hinterbein und ein bis zum Ohr hin­ Farbe: dunkelbraun
ziehender Flügel zu sehen). Unterhalb des vierten Greifen Lage des Objekts: Becken
Bruchkante. Rückseite: rechteckiges Fenster (Doppelran­ Länge: 4,7 cm, Breite: 1,6 cm, Dicke: 0,35 cm
ke mit runden Blättern und davon abzweigenden Trie­ Tafel 2/5
ben) am oberen Ende. Hauptfläche vertikal dreigeteilt. Im 14. Zweiflügelige Pfeilspitze mit Tülle und Widerha­
zentralen Streifen (breiter als die beiden äußeren) verläuft ken. Stark korrodiert. Runde Tülle.
Ranke mit sechs kreisrunden Blättern mit Trieben. Äuße­ Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ
re Flächen mit Ornament geziert (Ähnlichkeit mit „lau­ Material: Eisen
fendem Hund“). Farbe: braun, grau
Verwahrort: Schlossmuseum Linz Lage des Objekts: linke Körperseite
Material: Bronze Länge: 7,8 cm, Breite: 3,3 cm, Dm d. Tülle: 0,5 cm
Farbe: dunkelbraun Tafel 3/1
Lage des Objekts: Becken 15. Eisenfragment. Stark korrodiert. In zwei Teile zer­
Länge: 10,8 cm, Breite: 2,9 cm, Dicke: 0,6 cm brochen. Unteres Ende eingerollt. Leicht lyraförmig. Ev.
(c
Tafel 2/1 Feuerstahl.
10. Nebenriemenzunge mit Rankenmotiv (drei große Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ
Blüten und zwei kleine). Zwei Ösen. Länglich mit paral­ Material: Eisen
lelen Seiten und halbrundem Abschluss. Farbe: braunschwarz
Verwahrort: Schlossmuseum Linz Lage des Objekts: linke Körperseite
Material: Bronze Länge: 7,4 cm, Breite: 1,1 cm, Dicke: 0,75 cm
Farbe: dunkelbraun Tafel 3/2
Lage des Objekts: Becken 16. Eisenfragment. Stark korrodiert. Nicht näher
Länge: 4,6 cm, Breite: 1,6 cm, Dicke: 0,3 cm definierbar.
Tafel 2/2 Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ
11. Nebenriemenzunge mit Rankenmotiv (drei große Material: Eisen
Blüten und zwei kleine). Zwei Ösen. Länglich mit paral­ Farbe: grauschwarz
lelen Seiten. Fragmentiert. Lage des Objekts: unbekannt
Verwahrort: Schlossmuseum Linz Länge: 3,3 cm, Breite: 1,9 cm, Dicke: 0,6 cm
Material: Bronze Tafel 3/3
Farbe: dunkelbraun 17. Langsax. Schmale Klinge mit gerader Schnei­
Lage des Objekts: Becken de. Klingenspitze in Rückenflucht. Keine Blutrinnen
Länge: 2,7 cm, Breite: 1,5 cm, Dicke: 0,3 cm erkennbar.
Tafel 2/3 Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ
)
12. Nebenriemenzunge mit Rankenmotiv (drei große Material: Eisen
Blüten und zwei kleine). Zwei Ösen. Länglich mit paral­ Farbe: dunkelbraun
lelen Seiten und halbrundem Abschluss. Lage des Objekts: linke Körperseite
Verwahrort: Schlossmuseum Linz Gesamtlänge: 74,5 cm, Grifflänge: 17,5 cm, Breite: 3,9 cm,
Material: Bronze Rückendicke: 0,8 cm
Farbe: dunkelbraun Beilage 1
Lage des Objekts: Becken 18. Römische Fibel. Keine näheren Angaben.
Länge: 4,5 cm, Breite: 1,6 cm, Dicke: 0,4 cm Verschollen.
Tafel 2/4 Lage des Objekts: Aus der Grabverfüllung
13. Nebenriemenzunge mit dreiteiligem Blumenmotiv 19. Keramikfragmente. Keine näheren Angaben.

—  103  —
Verschollen Tafel 4/1
Material: Ton 2. Ohrring mit Blechperlenanhänger. Zu einem Paar
Lage des Objekts: Aus der Grabverfüllung gehörig. Ein Teil des im Querschnitt runden Ohrring­
20. Tierknochen. Keine näheren Angaben. drahtes ist zu einem Splint bzw. einer länglichen Schlaufe
Verschollen. geformt, auf der ursprünglich eine zweischalige Blechper­
Material: Bein le aufgeschoben war. Eventuell ehemals ein Pendel an der
Lage des Objekts: Aus der Grabverfüllung Schlaufe. Häkchenverschluss.
Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ
Grab 2/1906 Material: Buntmetall
Grabtyp: Einzelgrab Farbe: blaugrün
Grabbau: Erdgrube Lage des Objekts: Kopf
Grabform: Flachgrab Länge: 2,4 cm, Dicke des Drahts: 0,1 cm, Dm: 1,4 cm
Grabtiefe: 1,5 m Tafel 4/2a
Anzahl der Bestattungen: 1 3. Ohrring mit Blechperlenanhänger. Zu einem Paar ge­
Bestattung 1 hörig. Ein Teil des im Querschnitt runden Ohrringdrahtes
Hockerbestattung, möglicherweise urgeschichtlich. ist zu einem Splint bzw. einer länglichen Schlaufe geformt,
Skelett verschollen. auf der eine zweischalige, annähernd runde Blechperle mit
Bestattungstyp: Körperbestattung horizontaler, glatter Lötnaht aufgeschoben ist. Nur mehr
(c
Geschlecht: Mann eine Perlenhälfte ist erhalten. Eventuell ehemals ein Pen­
Alter: unbekannt del an der Schlaufe. Häkchenverschluss.
Orientierung: 246°/WSW-OSO Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ
Körperhaltung: angehockt Material: Buntmetall
Beigabenlos Farbe: dunkelbraun
Lage des Objekts: Kopf
Grab 3/1906 Länge: 2,5 cm, Dicke des Drahts: 0,1 cm, Dm: 1,6 cm
Grabtyp: Einzelgrab Tafel 4/2b
Grabbau: Erdgrube 4. Fingerring mit offenen Enden. Patiniert. D-förmiger
Grabform: Flachgrab Querschnitt.
Grabtiefe: 1,5 m Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ
Anzahl der Bestattungen: 1 Material: Buntmetall
Bestattung 1 Farbe: dunkelgrün
Skelett verschollen Lage des Objekts: Hand rechts
Bestattungstyp: Körperbestattung Breite: 0,3 cm, Dicke: 0,1 cm, Dm: 1,7 cm
Geschlecht: Frau Tafel 4/3
Alter: unbekannt 5. Römische Keramikfragmente. Aus der Grabverfül­
Orientierung: 246°/WSW-OSO lung. Keine näheren Angaben oder Abbildungen.
Körperhaltung: gestreckte Rückenlage Verschollen.
)
Beigaben/Funde Material: Ton
1. Griffangelmesser aus Eisen. Stark korrodiert. Auf Lage des Objekts: aus der Grabverfüllung
der Klinge sind Holzreste erhalten. Rücken und Schneide
sind parallel. Angel deutlich von der Klinge abgesetzt. Grab 4/1906
Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ Grabtyp: Einzelgrab
Material: Eisen Grabbau: Erdgrube
Farbe: braunschwarz Grabform: Flachgrab
Lage des Objekts: Becken rechts Grabtiefe: 1,5 m
Länge: 10,25 cm, Breite: 2,34 cm, Anzahl der Bestattungen: 1
Dicke: 0,4 cm Bestattung 1

—  104  —
Skelett verschollen ring ist abgebrochen.
Bestattungstyp: Körperbestattung Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ
Geschlecht: Mann Material: Buntmetall, Email
Alter: unbekannt Lage des Objekts: Brust links
Orientierung: 246°/WSW-OSO Länge: 2,4 cm, Breite: 3 cm 
Körperhaltung: gestreckte Rückenlage Tafel 4/5
Beigabenlos
Grab 6/1906
Grab 5/1906 Grabtyp: Einzelgrab
Grabtyp: Einzelgrab Grabbau: Erdgrube
Grabbau: Erdgrube Grabform: Flachgrab
Grabform: Flachgrab Grabtiefe: 1,5 m.
Grabtiefe: 1,5 m Anzahl der Bestattungen: 1
Anzahl der Bestattungen: 1 Bestattung 1
Bestattung 1 Skelett verschollen
Skelett verschollen Bestattungstyp: Körperbestattung
Bestattungstyp: Körperbestattung Geschlecht: unbekannt
Geschlecht: Mann? Alter: unbekannt
(c
Alter: unbekannt Orientierung: 248°/WSW-OSO
Orientierung: 248°/WSW-OSO Körperhaltung: gestreckte Rückenlage
Körperhaltung: gestreckte Rückenlage Beigabenlos
Beigaben/Funde
1. Einfacher Drahtring mit Hakenverschluss. Stark kor­ Grab 7/1906
rodiert. Zu einem Paar gehörig. Unverziert und ohne An­ Grabtyp: Einzelgrab
hänger. Verbogen. Teil abgebrochen. Runder Querschnitt. Grabbau: Erdgrube
Eventuell Schläfenring. Grabform: Flachgrab
Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ Grabtiefe: 1,5 m
Material: Buntmetall Anzahl der Bestattungen: 1
Farbe: braun Bestattung 1
Lage des Objekts: Stirn Skelett verschollen
Länge: 6,3 cm, Breite: 2,8 cm, Dicke: 0,15 cm Bestattungstyp: Körperbestattung
Tafel 4/4a Geschlecht: unbekannt
2. Einfacher Drahtring mit Hakenverschluss. Stark kor­ Alter: unbekannt
rodiert. Zu einem Paar gehörig. Unverziert und ohne An­ Orientierung: 216°/SW-NO
hänger. Verbogen. Runder Querschnitt. Eventuell Schlä­­fen­ Körperhaltung: gestreckte Rückenlage
ring. Beigaben/Funde
Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ 1. Topf mit Wellenbandverzierung. Mit Ausnahme ei­
)
Material: Buntmetall niger Absplitterungen am Rand komplett erhalten, dunk­
Farbe: braun ler Ton. Drei Reihen Wellenbänder auf Schulterhöhe bis
Lage des Objekts: Stirn Bauchumbruch, fünf einfache Horizontallinien umgeben
Länge: 5,3 cm, Breite: 2,8 cm, Dicke: 0,15 cm den Bauch. Weit bis sehr weit kantiges Randprofil. Rand
Tafel 4/4b sitzt auf deutlich ausgeprägtem Hals. Steiler Wandungs­
3. Lunulaeförmiges Ohrgehänge aus Buntmetall mit ansatz. Flache Standfläche. Eher dicker Boden. Kaum ero­
Grubenemaileinlagen. Gegossen. Dreigehörnte Lunula. dierte Oberfläche.
Unterer Rand gerippt (typologisches Rudiment byzan­ Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ
tinischer Perldrähte). Abstraktes Emailmotiv. Hellblaue, Material: Ton
grünblaue, weiße und dunkelblaue Einlagen. Der Träger­ Farbe: ocker bis dunkelgrau

—  105  —
Lage des Objekts: linke Skelettseite Funde
Höhe: 14,2 cm, Bodendm.: 7,2 cm, Bauchumfang: 12,1 cm, 1. Drahtring. Rundstabig. Korrodiert. Offene Enden.
Öffnungsdm. max.: 9,5 cm, Öffnungsdm. min.: 7,4 cm, Ein ausgedünntes Ende.
Wandstärke: 0,6 cm  Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ
Tafel 5/1 Material: Buntmetall
2. Griffangelmesser aus Eisen. Lange Griffangel. Farbe: dunkelgrün
Verschollen. Lage des Objekts: unbekannt 
Material: Eisen Dicke: 0,4 cm, Dm: 2,3 cm 
Lage des Objekts: unbekannt Tafel 6/2
Länge: 17 cm 2. Fingerring mit D-förmigem bis dreieckigem Quer­
schnitt. Unverziert. Offene Enden. Überlappend.
Grab 8/1906 Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ
Grabtyp: Einzelgrab Material: Buntmetall
Grabbau: Erdgrube Farbe: blassgrün
Grabform: Flachgrab Lage des Objekts: unbekannt
Grabtiefe: 1,5 m Dicke: 0,15 cm, Dm: 2,3 cm
Bestattung 1 Tafel 6/3
Skelett verschollen 3. Fingerring mit D-förmigem Querschnitt. Unver­
(c
Bestattungstyp: Körperbestattung ziert. Offene Enden.
Geschlecht: unbekannt Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ
Alter: unbekannt Material: Buntmetall
Orientierung: 287°/WNW-OSO Farbe: dunkelgrün, braun
Körperhaltung: gestreckte Rückenlage Lage des Objekts: unbekannt
Beigaben/Funde Dicke: 0,15 cm, Dm: 2,5 cm
1. Topf mit Linienverzierung. Fast komplett erhaltenes Tafel 6/4
Gefäß aus grobem Ton (gemagert mit Glimmer und Stein­ 4. Fingerring mit D-förmigem bis dreieckigem Quer­
chen bis 4 mm Durchmesser), Rand etwas ausgebrochen. schnitt. Unverziert. Offene Enden beinahe überlappend.
Handgeformt, stark verzogen, stark erodierte Oberfläche. Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ
Wenig ausladendes, kantiges Randprofil. Deutlich ausge­ Material: Buntmetall
prägter Hals. Steiler Wandungsansatz. Am Bauchumbruch Farbe: dunkelgrün, braun
und knapp darunter je eine Gruppe von drei Horizontalli­ Lage des Objekts: unbekannt
nien (stark erodiert). Flache Standfläche. Dicker Boden. Dicke: 0,2 cm, Dm: 2,5 cm
Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ Tafel 6/5
Material: Ton 5. Fingerring mit D-förmigem bis leicht ovalem Quer­
Farbe: dunkle Brauntöne schnitt. Unverziert. Offene Enden.
Lage des Objekts: linke Skelettseite Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ
Höhe: 8,9 cm, Bodendm.: 7,1 cm, Bauchumfang: 10,5 cm, Material: Buntmetall
)
Öffnungsdm. max.: 9,8 cm, Öffnungsdm. min.: 7,3 cm Farbe: graugrün
Wandstärke: 1 cm Lage des Objekts: unbekannt
Tafel 6/1 Dicke: 0,2 cm, Dm: 2,4 cm
Tafel 6/6
Gräber 9-30/1906 6. Fingerring mit D-förmigem Querschnitt. Unver­
Diese Gräber wurden zwischen den Grabungskampagnen ziert. Offene Enden, überlappend.
1906 und 1907 von Schotterbauarbeitern zerstört. Funde Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ
sind keinem bestimmten Grab mehr zuordenbar. Material: Buntmetall
Kein Skelettmaterial erhalten. Farbe: schwarzgrün
Lage des Objekts: unbekannt

—  106  —
Dicke: 0,13 cm, Dm: 2,7 cm Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ
Tafel 6/7 Material: Buntmetall
7. Eisenbandring. Stark korrodiert. Offene, überlap­ Farbe: braun, grün
pende Enden. Lage des Objekts: unbekannt
Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ Tafel 6/13
Material: Eisen 13. Zierblechfragment, doppelt gefaltet. Auf der Innen­
Farbe: braunschwarz seite mit runden, gerippten Kreisornamenten.
Lage des Objekts: unbekannt Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ
Dicke: 0,2 cm, Dm: 2 cm Material: Buntmetall
Tafel 6/8 Farbe: dunkelgrün, braun
8. Ohrgehänge mit aufgeschobener Blechperle und Öse Lage des Objekts: unbekannt
für Pendel. Fragmentiert. Nur die Blechperle und ein Teil Länge: 1,6 cm, Breite: 1,3 cm, Dicke: 0,1 cm
des Drahtes erhalten. Eiförmig bis doppelkonische zwei­ Tafel 7/1
schalige Bommel mit nach außen gebogenen Nähten. 14. Blechbeschlag mit vier Nietlöchern. Eine schlaufen­
Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ förmige Niete erhalten.
Material: Buntmetall Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ
Farbe: türkis, braun Material: Buntmetall
Lage des Objekts: unbekannt Lage des Objekts: unbekannt
(c
Länge: 2 cm, Breite: 1,1 cm, Dicke: 0,1 cm Länge: 2,1 cm, Breite: 1,9 cm, Dicke: 0,1 cm
Tafel 6/9 Tafel 7/2
9. Ohrring mit Glasperlenanhänger ursprünglich ver­ 15. Riemenschnalle. Rechteckig. Unverziert.
mutlich mit Pendel. Hellgrüne, transluzide, annähernd Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ
runde Glasperle auf fragmentiertem Drahtsplint. Träger­ Material: Buntmetall
ring und Verschlussbereich nicht mehr erhalten. Farbe: grün, braun
Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ Lage des Objekts: unbekannt
Material: Buntmetall, Glas Länge: 2 cm, Breite: 1,1 cm, Dicke: 0,1 cm
Farbe: lichtes Grün Tafel 7/3
Lage des Objekts: unbekannt 16. Nietstift. Korrodiert. Halbrundes Kopfplättchen.
Länge: 2,3 cm, Höhe: 0,9 cm, Dicke: 0,07 cm, Dm: 1,2 cm Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ
Tafel 6/10 Material: Buntmetall
10. Rechteckiger Blechbeschlag mit Zierniete. Doppelt Farbe: türkis
gefaltet. Zwei Nietlöcher. Noch eine Niete mit geripptem Lage des Objekts: unbekannt
Rand erhalten. Länge: 0,8 cm, Breite: 0,4 cm, Dicke: 0,1 cm
Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ Tafel 7/4
Material: Buntmetall 17. Zwei Nietschlaufen. Teilweise zerbrochen.
Farbe: dunkelgrün, dunkelbraun Verschollen
Lage des Objekts: unbekannt Material: Buntmetall
)
Länge: 2,6 cm, Breite: 2,3 cm, Dicke: 0,07 cm Lage des Objekts: unbekannt
Tafel 6/11 Tafel 7/5
11. Blechfragment. Hakenförmig gebogen. 18. Feuerstahl. Stark korrodiert. Nierenförmig. Mittel­
Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ ständiger Fortsatz. Enden gebogen.
Material: Buntmetall Verschollen
Farbe: braun, grün Material: Eisen
Lage des Objekts: unbekannt Lage des Objekts: unbekannt
Länge: 2,2 cm, Breite: 1,3 cm, Dicke: 0,1 cm Tafel 7/6
Tafel 6/12 19. Feuerstahl. Stark korrodiert. Leicht nierenförmig,
12. Blechbeschlag mit vier Nietlöchern. mittelständiger Fortsatz.

—  107  —
Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ Material: Buntmetall
Material: Eisen Farbe: braunschwarz
Farbe: grauschwarz Lage des Objekts: unbekannt
Lage des Objekts: unbekannt Länge: 3,8 cm, Breite: 3,3 cm, Dicke: 0,1 cm
Länge: 8 cm, Breite: 1,5 cm, Dicke: 0,5 cm Tafel 7/13
Tafel 7/7 26. Eisenfragment.
20. Feuerstahl. Stark korrodiert. Ein Teil abgebrochen. Verschollen
Leicht nierenförmig. Mittelständiger Fortsatz. Ein Ende Material: Eisen
gebogen. Lage des Objekts: unbekannt
Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ Tafel 7/14
Material: Eisen 27. Griffangelmesser. Stark korrodiert. Angel abgebro­
Farbe: braun, grau chen. Rücken und Schneide annähernd parallel.
Lage des Objekts: unbekannt Verschollen
Länge: 7,7 cm, Breite: 1,9 cm, Dicke: 0,6 cm Material: Eisen
Tafel 7/8 Lage des Objekts: unbekannt
21. Eisenfragment mit anhaftendem Holz. Länge: 9,4 cm, Breite: 2,9 cm, Dicke: 0,5 cm
Verschollen Tafel 8/1
Material: Eisen 28. Messerfragment. Stark korrodiert. Teil der Klinge.
(c
Lage des Objekts: unbekannt Verschollen
Tafel 7/9 Material: Eisen
22. Zweiflügelige Pfeilspitze mit tordiertem Hals, Wi­ Lage des Objekts: unbekannt
derhaken und Tülle. Stark korrodiert und verbogen. Tafel 8/2
Verschollen 29. Griffangelmesser. Stark korrodiert. Holzreste am
Material: Eisen Griff. Messerspitze leicht nach oben gebogen.
Lage des Objekts: unbekannt Verschollen
Tafel 7/10 Material: Eisen
23. Fragment einer Gürtelschnalle. Stark korrodiert. Lage des Objekts: unbekannt
Rechteckige Form. Rahmen zerbrochen, ebenso Dorn. Länge: 18,1 cm, Breite: 1,9 cm, Dicke: 0,3 cm
Verschollen Tafel 8/3
Material: Eisen 30. Griffangelmesser. Stark korrodiert. In zwei Teile zer­
Lage des Objekts: unbekannt brochen. Reste von Holz am Griff. Klinge zur Spitze hin
Tafel 7/11 leicht nach oben gebogen.
24. Nagel. Stark korrodiert. Halbkugelförmiger Kopf. Verschollen
Verschollen Material: Eisen
Material: Eisen Lage des Objekts: unbekannt
Lage des Objekts: unbekannt Tafel 8/4
Tafel 7/12 31. Griffangelmesser. Stark korrodiert. Lange schmale
)
25. Schelle. Rund mit Rechteckiger Öse. Länglicher Angel. Gerader Rücken. Schneide leicht zur Spitze hin
Klangschlitz in der unteren Hälfte, der in runden Aus­ gebogen.
sparungen ausläuft. Parallel zum Schlitz zwei Ritzlinien, Verschollen
auf diese laufen vom Bauch der Schelle senkrecht meh­ Material: Eisen
rere Ritzlinien zu. Ein Teil dieser Hälfte ist ausgebrochen Lage des Objekts: unbekannt
– kein klangerzeugender Körper mehr im Inneren der Tafel 8/5
Schelle nachweisbar. In der oberen Hälfte zwei gegenüber­ 32. Griffangelmesser. Stark korrodiert. Reste von Holz
liegende, runde Löcher. Halbbogenzierlinie (geritzt) um­ am Griff. Leicht geschweifte Klinge.
läuft unterhalb der Löcher die obere Hälfte. Verschollen
Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ Material: Eisen

—  108  —
Lage des Objekts: unbekannt Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ
Tafel 8/6 Material: Buntmetall
33. Eisenfragment. Stark korrodiert. Eventuell Rest eines Farbe: dunkelgrün, braun
Klappmessers. Nicht mehr genau identifizierbar. Lage des Objekts: unbekannt
Verschollen Länge: 5,3 cm, Breite: 1,4 cm, Höhe: 1,3 cm
Material: Eisen Tafel 9/3
Lage des Objekts: unbekannt 4. Kräftig profilierte Fibel mit Stützplatte. Nadel und
Tafel 8/7 Nadelhalter nicht erhalten. Zweigliedrige Spiralkonstruk­
tion mit oberer Sehne und acht Windungen. Schmale
Streufunde 1906 Stützplatte. Kräftiger Kopf, durch einfach profilierten Bü­
1. Zwiebelknopffibel des Typs 4A nach Keller (1971). gelknopf vom Bügel abgesetzt. Einfache, flache Scheibe als
Nadel und Nadelhalter nicht erhalten. Halbkreisförmiger Schlussknopf des Fußes.
Bügel mit linearer Kerbverzierung an der Oberseite. Ver­ Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ
schmälerter Absatz am Bügel leitet zum flachen, schmalen, Material: Buntmetall
pa­rallelseitigen Fuß über, der nur minimal breiter ist als der Farbe: türkis, braun
Bügel. Ritzlinie in der Mitte des Fußes. Ein Kerb- und ein Lage des Objekts: unbekannt
Kreisgrubenpaar am Beginn der Fußoberseite, zwei Paare Länge: 4 cm, Breite: 1,6 cm, Höhe: 1,7 cm
Kreisgruben am Fußende. Senkrechte Kerblinien an der äu­ Tafel 9/4
(c
ßeren linken Seite des Fußes. Scharnierarm mit durchloch­ 5. Norisch-pannonische Flügelfibel der Gruppe Garbsch
tem, mehrfach profiliertem Aufsatz und gerillten Scheiben (1965) A 238 h oder p. Nadel abgebrochen, Nadelhalter
an den Enden, an denen ausgeprägte Zwiebelknöpfe anset­ zum Teil erhalten. Zweigliedrige Spirale mit ursprünglich
zen. Auch der Bügelzwiebelknopf sitzt auf gerillter Scheibe acht ­ Windungen und oberer Sehne. Wolfszahnverzierte
auf. Kopfplatte. Breiter, kräftiger Kopf mit einfach profilier­
Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ tem Bügelknopf vom Bügel abgesetzt. Vor und hinter dem
Material: Buntmetall Bügelknopf zwei nach oben aufgebogene, dünne Aufsät­
Farbe: dunkles Grün ze („Flügel“) mit je zwei Ziernieten bekrönt. Zusätzlich
Lage des Objekts: unbekannt ritzverziert (Zick-Zack und Linien). Langer, gerader Bü­
Länge: 7,5 cm, Breite: 5,2 cm, Höhe: 2,5 cm, Dicke: 0,6 cm, gel leicht zum Ende hin verjüngt. Bis zum Bügelknopf zie­
Dm: 1,3 cm  hender Nadelhalter. Im hinteren Teil durchbrochen. Eine
Tafel 9/1 Zierniete in der Mitte des Nadelhalters erhalten. Beidsei­
2. Kräftig profilierte Fibel mit Stützplatte. Nur oberer Bü­ tig unterhalb des ­Bügels und entlang der unteren Fußkante
gel und Kopf mit Spiralkonstruktion erhalten. Zweigliedrige Wolfszahnlinien.
Spiralkonstruktion mit oberer Sehne und acht Windungen. Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ
Lange schmale Stützplatte. Kräftiger, breiter Kopf, durch Material: Buntmetall
mehrfach profilierten Bügelknopf vom Bügel abgesetzt. Farbe: schwarz
Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ Lage des Objekts: unbekannt
Material: Buntmetall Länge: 7,5 cm, Breite: 1,8 cm, Höhe: 3 cm
)
Farbe: türkis, braun Tafel 9/5
Lage des Objekts: unbekannt 6. Fibelfragment. Stark korrodiert. Spirale mit fünf er­
Länge: 2,7 cm, Breite: 2,2 cm, Höhe: 2,6 cm haltenen Windungen, Sehne und Nadel.
Tafel 9/2 Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ
3. Kräftig profilierte Fibel mit Stützplatte. Nadel, Spi­ Material: Buntmetall
ralkonstruktion, Stützplatte und Nadelhalter nicht mehr Farbe: braun
erhalten. Kräftiger, breiter Kopf, leicht trompetenförmig, Lage des Objekts: unbekannt
durch mehrfach profilierten Bügelknopf vom Bügel ab­ Länge: 3,7 cm, Breite: 2,1 cm
gesetzt. Langer flacher Bügel. Vermutlich zur Variante C Tafel 9/6
nach Jobst (1975) gehörend.

—  109  —
Grab 31/1907 Verschollen.
Grabtyp: Einzelgrab Material: Stein
Grabbau: Erdgrube Lage des Objekts: linke Skelettseite
Grabform: Flachgrab
Grabtiefe: 1,5 m Grab 33/1907
Anzahl der Bestattungen: 1 Grabtyp: Einzelgrab
Bestattung 1 Grabbau: Erdgrube
Skelett verschollen Grabform: Flachgrab
Bestattungstyp: Körperbestattung Grabtiefe: 1,5 m
Geschlecht: Mann Anzahl der Bestattungen: 1
Alter: unbekannt Bestattung 1
Orientierung: 251°/WSW-OSO Skelett verschollen
Körperhaltung: gestreckte Rückenlage Bestattungstyp: Körperbestattung
Beigabenlos Geschlecht: unbekannt
Alter: Kind
Grab 32/1907 Orientierung: 337°/NNW-SSO
Grabtyp: Einzelgrab Körperhaltung: gestreckte Rückenlage
Grabbau: Erdgrube Beigaben/Funde
(c
Grabform: Flachgrab 1. Griffangelmesser aus Eisen. Stark korrodiert. Mit
Grabtiefe: 1,5 m Holzgriff- und Scheidenresten. Rücken und Schneide an­
Anzahl der Bestattungen: 1 nähernd parallel.
Bestattung 1 Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ
Skelett verschollen Material: Eisen
Bestattungstyp: Körperbestattung Farbe: schwarz, braun
Geschlecht: unbekannt Lage des Objekts: Becken rechts
Alter: unbekannt Länge: 12,2 cm, Breite: 1,9 cm
Orientierung: 259°/WSW-OSO Tafel 10/2
Körperhaltung: gestreckte Rückenlage 2. Schelle. Halbovale Öse. Kreuzförmige Klangschlitze
Beigaben/Funde an der unteren Hälfte. In der Schelle ein Kieselstein. An
1. Griffangelmesser aus Eisen. In zwei Teile zerbro­ breitester Stelle verläuft horizontale Ritzlinie, von der aus
chen und stark korrodiert. Spitze abgebrochen. Rücken diagonal mehrere Linien zu den Schlitzen hinlaufen. Bear­
und Schneide annähernd parallel. Lange Griffangel. beitungsspuren an der Oberfläche ersichtlich.
Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ
Material: Eisen Material: Buntmetall
Farbe: schwarz Farbe: braun bis grünlich-grau
Lage des Objekts: linke Skelettseite Lage des Objekts: unter der rechten Hand
Länge: 17,8 cm, Breite: 2,5 cm, Dicke: 0,6 cm Länge: 3,59 cm, Dicke: 0,2 cm, Dm: 2,67 cm
)
Tafel 10/1 Tafel 10/3
2. Fibel aus Eisen. 3. Eisenring. Stark korrodiert. Bandartig.
Verschollen Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ
Material: Eisen Material: Eisen
Lage des Objekts: linke Skelettseite Farbe: dunkles rötliches Braun
3. Fibelreste. Lage des Objekts: Becken rechts
Verschollen Dicke: 0,35 cm, Dm: 3,08 cm
Material: unbekannt Tafel 10/4
Lage des Objekts: linke Skelettseite 4. Beinkammfragment. Sieben, teilweise erhaltene
4. Feuersteinbruchstück. Zinken. Unverziert. Einreihig.

—  110  —
Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ Bestattung 1
Material: Bein Angeblich Reste einer Brettunterlage unter dem Skelett.
Farbe: blasses Gelb Skelett verschollen
Lage des Objekts: Becken rechts Bestattungstyp: Körperbestattung
Länge: 3,8 cm, Breite: 2,26 cm, Dicke: 0,28 cm Geschlecht: unbekannt
Tafel 10/5 Alter: unbekannt
Orientierung: 313°/NW-SO
Grab 34/1907 Beigabenlos
Grabtyp: Einzelgrab
Grabbau: Erdgrube Grab 37/1907
Grabform: Flachgrab Grabtyp: Einzelgrab
Grabtiefe: 1,5 m Grabbau: Erdgrube
Anzahl der Bestattungen: 1 Grabform: Flachgrab
Bestattung 1 Grabtiefe: 1,5 m
Skelett verschollen Anzahl der Bestattungen: 1
Bestattungstyp: Körperbestattung Bestattung 1
Geschlecht: Mann Skelett verschollen
Alter: unbekannt Bestattungstyp: Körperbestattung
(c
Orientierung: 281°/WNW-OSO Geschlecht: unbekannt
Körperhaltung: gestreckte Rückenlage Alter: unbekannt
Beigabenlos Orientierung: 303°/NW-SO
Körperhaltung: gestreckte Rückenlage
Grab 35/1907 Beigaben/Funde
Grabtyp: Einzelgrab 1. Griffangelmesser.
Grabbau: Erdgrube Verschollen
Grabform: Flachgrab Material: Eisen
Grabtiefe: 1,5 m Lage des Objekts: Becken rechts
Anzahl der Bestattungen: 1
Bestattung 1 Grab 38/1907
Skelett verschollen Grabtyp: Einzelgrab
Bestattungstyp: Körperbestattung Grabbau: Erdgrube
Geschlecht: Frau Grabform: Flachgrab
Alter: unbekannt Grabtiefe: 1,5 m
Orientierung: 282°/WNW-OSO Anzahl der Bestattungen: 1
Körperhaltung: gestreckte Rückenlage Bestattung 1
Beigaben/Funde Skelett verschollen
1. Griffangelmesser. Bestattungstyp: Körperbestattung
)
Verschollen Geschlecht: Mann
Material: Eisen Alter: unbekannt
Lage des Objekts: Becken rechts Orientierung: 337°/NNW-SSO
Körperhaltung: gestreckte Rückenlage
Grab 36/1907 Beigaben/Funde
Grabtyp: Einzelgrab 1. Griffangelmesser.
Grabbau: Erdgrube Verschollen
Grabform: Flachgrab Material: Eisen
Grabtiefe: 1,5 m Lage des Objekts: linke Skelettseite
Anzahl der Bestattungen: 1

—  111  —
2. Fibelrest. Grabtiefe: 0,8 m
Verschollen Anzahl der Bestattungen: 1
Bestattung 1
Grab 39/1907 Bestattungstyp: Körperbestattung
Keine Angaben. Möglicherweise Fehlnotiz in den Auf­ Geschlecht: unbekannt
zeichnungen des Ausgräbers. Alter: ca. 7 Jahre, Altersstufe: Infans II
Orientierung: 350°/N-S
Grab 1/1959 Körperhaltung: gestreckte Rückenlage
Überlagert Grab 3/1959 Beigaben/Funde
Grabtyp: Einzelgrab 1. Ring. Dünner, patinierter Draht. Offene Enden.
Grabbau: Erdgrube Rundstabig. Eventuell einfacher Fingerring.
Grabform: Flachgrab Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ
Grabtiefe: 0,8 m. Material: Buntmetall
Anzahl der Bestattungen: 1 Farbe: dunkelbraun
Bestattung 1 Lage des Objekts: Oberschenkel links Dicke: 0,1 cm,
Deutliche Verfärbung der Grabgrube - Sarg oder Bretter. Dm: 2 cm
Bestattungstyp: Körperbestattung Tafel 11/3
Geschlecht: unbekannt 2. Griffangelmesser aus Eisen. Stark korrodiert. Löcher
(c
Alter: ca. 4 Jahre, Altersstufe: Infans I durch Korrosion an der Klingenspitze. Holzreste an der
Orientierung: 356°/N-S Handhabe. Die Klinge ist in zwei Teile zerbrochen. Gera­
Körperhaltung: gestreckte Rückenlage der Rücken. Schneide wirkt stark abgenützt.
Zustand: gestört Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ
Beigaben/Funde Material: Eisen, Holz
1. Eisenfragmente. Eventuell Gürtelschnalle. Einfach, Farbe: braun
unverziert und oval. Annähernd runder Rahmenquer­ Lage des Objekts: Becken rechts
schnitt. Stark korrodiert und in vier Teile zerbrochen. Länge: 13,8 cm, Breite: 1,35 cm, Dicke: 0,36 cm
Kein Dorn vorhanden. Tafel 11/4
Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ
Material: Eisen Grab 3/1959
Farbe: braun, grau Wird von Grab 1 überlagert.
Lage des Objekts: Oberschenkel rechts Grabtyp: Einzelgrab
Länge: 5,1 cm, Breite: 3,7 cm, Dicke: 0,5 cm Grabbau: Erdgrube
Tafel 11/1 Grabform: Flachgrab
2. Gürtelschnalle. D-förmig mit Dorn. Rechtecki­ Grabtiefe: 0,8 m
ger Rahmenquerschnitt. Ovaler Dornquerschnitt. Anzahl der Bestattungen: 1
Unverziert. Bestattung 1
Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ Skelett in gestreckter Rückenlage. Einige Knochen ver­
)
Material: Eisen lagert. Eventuell Störung durch Grab 1. Holzreste eines
Farbe: grau, braun Sargs oder Totenbretts.
Lage des Objekts: unbekannt Bestattungstyp: Körperbestattung
Länge: 2,8 cm, Breite: 2,4 cm, Dicke: 0,4 cm  Geschlecht: unbekannt
Tafel 11/2 Alter: ca. 2 Jahre, Altersstufe: Infans I
Orientierung: 351°/N-S
Grab 2/1959 Körperhaltung: gestreckte Rückenlage
Grabtyp: Einzelgrab Zustand: gestört
Grabbau: Erdgrube Beigabenlos
Grabform: Flachgrab

—  112  —
Grab 4/1959 Grab 7/1959
Grabtyp: Einzelgrab Über dem Grab, knapp unter der rezenten Oberfläche,
Grabbau: Erdgrube dichte Steinabdeckung in ovaler Form.
Grabform: Flachgrab Grabtyp: Einzelgrab
Grabtiefe: 0,8 m Grabbau: Erdgrube
Anzahl der Bestattungen: 1 Grabform: Flachgrab
Bestattung 1 Anzahl der Bestattungen: 1
Oberkörper in gestreckter Rückenlage. Beinskelett und Bestattung 1
Becken versehentlich bei den Ausgrabungen zerstört. Körper in gestreckter Rückenlage. Beinskelett stark
Bestattungstyp: Körperbestattung verlagert.
Geschlecht: unbekannt Bestattungstyp: Körperbestattung
Alter: ca. 1 Jahr, Altersstufe: Infans I Geschlecht: Frau?
Orientierung: 353°/N-S Altersstufe: Adult
Körperhaltung: gestreckte Rückenlage Orientierung: 257°/WSW-OSO
Zustand: gestört Körperhaltung: gestreckte Rückenlage
Beigabenlos Zustand: gestört
Beigaben/Funde
Grab 5/1959 1. Drahtring. Bildet mit einem zweiten Stück ein Paar.
(c
Grabtyp: Einzelgrab Aus dünnem, patiniertem Draht geformtes Oval mit of­
Grabbau: Erdgrube fenen Enden. Rundstabig. Unverziert. Eventuell Zopfhal­
Grabform: Flachgrab ter oder Haarschmuck.
Grabtiefe: 0,92 m Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ
Anzahl der Bestattungen: 1 Material: Bronze
Bestattung 1 Farbe: dunkelgrün
Bestattungstyp: Körperbestattung Lage des Objekts: Kopf
Geschlecht: unbekannt Dicke: 0,15 cm, Dm: 1,8 cm
Altersstufe: Neonatus/Fetus Tafel 11/5
Orientierung: 343°/NNW-SSO 2. Drahtring aus Buntmetall. Bildet mit einem zwei­
Körperhaltung: gestreckte Rückenlage ten Stück ein Paar. Aus dünnem, patiniertem Draht ge­
Zustand: gestört formtes Oval mit offenen Enden. Rundstabig. Unverziert.
Beigabenlos In zwei Teile zerbrochen. Eventuell Zopfhalter oder
Haarschmuck.
Grab 6/1959 Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ
Grabtyp: Einzelgrab Material: Bronze
Grabbau: Erdgrube Farbe: dunkelgrün
Grabform: Flachgrab Lage des Objekts: Kopf
Anzahl der Bestattungen: 1 Dicke: 0,16 cm, Dm: 1,8 cm
)
Bestattung 1 Tafel 11/6
Nur Schädel und Rippen vorhanden. Eventuell durch die 3. Drahtring aus Buntmetall. Verbogen zu einer ab­
Bestattung in Grab 7 zerstört. gerundeten Dreiecksform. Offene Enden. Rundstabig.
Bestattungstyp: Körperbestattung Unverziert. Eventuell Kopfschmuck, Zopfhalter oder ein­
Geschlecht: unbekannt facher Fingerring.
Alter: 0,5 bis 1 Jahr, Altersstufe: Infans I Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ
Orientierung: 349°/N-S Material: Buntmetall
Zustand: zerstört Farbe: grün, braun
Beigabenlos Lage des Objekts: unbekannt
Dicke: 0,16 cm, Dm: 2 cm

—  113  —
Tafel 11/7 Rückenrand. Sehr schmale Klinge. Angel abgebrochen.
4. Fingerring mit D-förmigem Querschnitt. Patiniert. Knapp vor Spitze in zwei Teile zerbrochen.
Unverziertes Blech mit offenen Enden. Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ
Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ Material: Eisen
Material: Bronze Farbe: graubraun
Farbe: dunkelgrün, braun Lage des Objekts: Becken rechts
Lage des Objekts: unbekannt Länge: 9,6 cm, Breite: 0,9 cm, Dicke: 0,26 cm
Breite: 0,4, Dicke: 0,1 cm, Dm: 2,33 cm Tafel 12/1
Tafel 11/8
5. Buntmetallfragment. Stark korrodiert. Nicht näher Grab 9/1959
bestimmbar. Grabtyp: Einzelgrab
Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ Grabbau: Erdgrube
Material: Buntmetall Grabform: Flachgrab
Farbe: grün, grau Grabtiefe: 0,8 m
Lage des Objekts: Schlüsselbein rechts Anzahl der Bestattungen: 1
Länge: 1,9 cm, Breite: 1 cm, Dicke: 0,12 cm Bestattung 1
6. Buntmetallfragment. Stark korrodiert. Nicht näher Oberkörper in situ, Schädel auf der rechten Wange ru­
bestimmbar. hend. Disloziertes Beinskelett, am seitlichen Grubenrand
(c
Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ liegend.
Material: Buntmetall Bestattungstyp: Körperbestattung
Farbe: grün, grau Geschlecht: unbekannt
Lage des Objekts: unbekannt Alter: 7–8 Jahre, Altersstufe: Infans II
Länge: 0,8 cm, Breite: 0,6 cm, Dicke: 0,15 cm Orientierung: 257°/WSW-OSO
7. Münze. Oberfläche komplett aberodiert. Keine Körperhaltung: gestreckte Rückenlage
Oberflächenstruktur mehr erkennbar. Patiniert. Zustand: gestört
Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ Beigabenlos
Material: Buntmetall
Farbe: türkis, grau Grab 10/1959
Lage des Objekts: unbekannt Grabtyp: Einzelgrab
Dicke: 0,1 cm, Dm: 1,4 cm Grabbau: Erdgrube
Grabform: Flachgrab
Grab 8/1959 Grabtiefe: 0,6 m
Grabtyp: Einzelgrab Anzahl der Bestattungen: 1
Grabbau: Erdgrube Bestattung 1
Grabform: Flachgrab Bestattungstyp: Körperbestattung
Grabtiefe: 0,9 m Geschlecht: unbekannt
Anzahl der Bestattungen: 1 Alter: ca. 1 Jahr, Altersstufe: Infans I
)
Bestattung 1 Orientierung: 257°/WSW-OSO
Gut erhaltenes Skelett in gestreckter Rückenlage. Körperhaltung: gestreckte Rückenlage
Bestattungstyp: Körperbestattung Zustand: gestört
Geschlecht: unbekannt Beigaben/Funde
Alter: ca. 1 Jahr, Altersstufe: Infans I 1. Eisenringbruchstück. Korrodiert. Halbrund.
Orientierung: 294°/WSW-OSO Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ
Körperhaltung: gestreckte Rückenlage Material: Eisen
Zustand: gestört Farbe: dunkelbraun
Beigaben/Funde Lage des Objekts: Kopf
1. Griffangelmesser. Stark korrodiert. Abgesetzter

—  114  —
Dicke: 0,2 cm, Dm: 1 cm Anzahl der Bestattungen: 1
Tafel 12/2 Bestattung 1
Skelett in gestreckter Rückenlage, die Hände auf den Ober­
Grab 11/1959 schenkeln ruhend. Holzreste eines Sargs (1,94×0,46m).
Grabtyp: Mehrfachgrab Angeblich Reste von Vogelknochen neben linkem Fuß
Grabbau: Erdgrube (Speisebeigabe?).
Grabform: Flachgrab Bestattungstyp: Körperbestattung
Anzahl der Bestattungen: 2 Geschlecht: Frau
Bestattung 1 Alter: ca. 40 Jahre, Altersstufe: Adult
In der Grabverfüllung: Hüftbein, Elle und Schädelbruch­ Orientierung: 351°/N-S
stück eines Erwachsenen Individuums. Körperhaltung: gestreckte Rückenlage
Bestattungstyp: Körperbestattung Zustand: ungestört
Geschlecht: unbekannt Beigaben/Funde
Altersstufe: Matur 1. Einfacher Drahtring aus Buntmetall. Zu einem
Zustand: zerstört Paar gehörig. Doppelt aufgewickelt und stark korrodiert.
Beigabenlos Mehrfach zerbrochen. Genaue Funktion nicht feststellbar
Bestattung 2 (möglicherweise ein Zopfbinder).
Gestörtes Kinderskelett. Steinsetzung links neben der Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ
(c
Bestattung. Material: Buntmetall
Bestattungstyp: Körperbestattung Farbe: blaugrün
Geschlecht: unbekannt Lage des Objekts: Kopf
Orientierung: 351°/NNW-SSO Länge: 1,9 cm, Breite: 1,4 cm, Dicke: 0,1 cm
Körperhaltung: gestreckte Rückenlage Tafel 12/3a
Zustand: gestört 2. Einfacher Drahtring aus Buntmetall. Zu einem Paar
Beigabenlos gehörig. Doppelt aufgewickelt und stark korrodiert. Ge­
naue Funktion nicht feststellbar (möglicherweise ein
Grab 12/1959 Zopfbinder).
Grabtyp: Einzelgrab Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ
Grabbau: Erdgrube Material: Ton
Grabform: Flachgrab Farbe: blaugrün
Anzahl der Bestattungen: 1 Lage des Objekts: Kopf
Bestattung 1 Länge: 2,05 cm, Breite: 1,6 cm, Dicke: 0,1 cm
Gestörte Bestattung. Wahrscheinlich gemeinsam mit Tafel 12/3b
Grab 11 gestört. 3. Schildchenfingerring. Korrodiert und zerbrochen.
Bestattungstyp: Körperbestattung Rautenförmiges Schildchen mit Punzbuckelverzierung,
Geschlecht: unbekannt leicht vom restlichen Ring abgesetzt. Ein zentraler Bu­
Alter: unbekannt ckel umrandet von punzierten Punkten. Rautenförmiger
)
Orientierung: 74°/ONO-WSW Punktrahmen mit horizontaler Punktreihe, die zum zen­
Körperhaltung: gestreckte Rückenlage tralen Buckel hinzieht.
Zustand: gestört Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ
Beigabenlos Material: Buntmetall
Farbe: blaugrün
Grab 13/1959 Lage des Objekts: Hand rechts
Grabtyp: Einzelgrab Höhe: 1,37 cm, Dicke: 0,04 cm, Dm: 1,96 cm
Grabbau: Erdgrube Tafel 12/4
Grabform: Flachgrab 4. Griffangelmesser aus Eisen. Stark korrodiert. Rü­
Grabtiefe: 1,1 m. cken und Schneide sind parallel. Schneide zur Spitze hin

—  115  —
gekrümmt. Die Spitze ist abgebrochen. Enden.
Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ
Material: Eisen Material: Buntmetall
Farbe: rostbraun, dunkelbraun Farbe: türkis
Lage des Objekts: Unterarm links Lage des Objekts: Unterarm rechts
Länge: 14,2 cm, Breite: 1,9 cm, Dicke: 0,36 cm Breite: 1,04 cm, Dicke: 0,17 cm, Dm: 6,7 cm
Tafel 12/5 Tafel 13/1
5. Spinnwirtel oder Wirtelperle. Doppelkonisch. Paral­ 2. Profilierter Bandarmreifen. Patiniert. Gegossen. In­
lel zur Durchlochung mehrfach gerippt. nen glatt, außen zwei Längskanneluren. Offene gerade
Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ Enden.
Material: Ton Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ
Farbe: naturweiß Material: Buntmetall
Lage des Objekts: Kopf Farbe: türkis
Höhe: 1,8 cm, Dicke: 1,53 cm, Dm: 2,63 cm. Lage des Objekts: Unterarm rechts
Tafel 12/6 Breite: 0,97 cm, Dicke: 0,23 cm, Dm: 6,57 cm
6. Kette aus ursprünglich min. 13 Perlen bestehend. Tafel 13/2
Heute noch 7 erhalten. 5× einfach, blau, semitransluzid, 3. Wellenbandtopf. Handgeformt aus grob gemagertem
rundlich-abgeflacht, gezogen (Dm: 0,5-0,6 cm; Höhe: 0,3- Ton. Ausladendes, kantiges Randprofil. Deutlich abgesetz­
(c
0,5 cm). 1× zweigliedrig, überfangen, blau, semitransluzid, ter Hals. Steiler Wandungsansatz. Flache Standfläche. Di­
gezogen (Dm: 0,6 cm; Höhe: 1 cm) 1× min. dreigliedrig, cker Boden. Auf der Schulter einfache, steile Wellenlinie.
überfangen, gelblich weiß, semitransluzid, gezogen, frag­ Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ
mentiert (Dm: 0,7 cm; Höhe: 1,3 cm). Material: Ton
Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ Farbe: Schwarz- und Grautöne
Material: Glas Lage des Objekts: Fuß links
Lage des Objekts: Hals Höhe: 11,7 cm, Bodendm.: 8,3 cm, Bauchumfang: 11,2 cm,
Tafel 12/7 Öffnungsdm. max.: 10,4 cm, Öffnungsdm. min.: 9,1 cm,
Wandstärke: 1,1 cm
Grab 14/1959 Tafel 13/3
Steht annähernd rechtwinkelig auf Grab 7. 4. Bandfingerring aus Buntmetall. Korrodiert. Zusam­
Grabtyp: Einzelgrab mengenietete Enden (aufgebrochen). Unverziert.
Grabbau: Erdgrube Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ
Grabform: Flachgrab Material: Buntmetall
Grabtiefe: 1,35 m Farbe: dunkles Türkis
Anzahl der Bestattungen: 1 Lage des Objekts: unbekannt
Bestattung 1 Breite: 0,3 cm, Dicke: 0,07 cm, Dm: 2 cm
Skelett in gestreckter Rückenlage. Arme parallel zum Tafel 14/1
Oberkörper. Am unteren Ende der Bestattung längliche 5. Perle aus hellem, gelblich braunem Glas. Rundlich
)
Steinsetzung. flachgedrückt. Transluzid. Gewickelt.
Bestattungstyp: Körperbestattung Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ
Geschlecht: unbekannt Material: Glas
Alter: ca. 1 Jahr, Altersstufe: Infans I Farbe: hellgelbbraun
Orientierung: 338°/NNW-SSO Lage des Objekts: Fuß links
Körperhaltung: gestreckte Rückenlage Dicke: 0,7 cm, Dm: 1,6 cm
Zustand: gestört Tafel 14/2
Beigaben/Funde 6. Eisenfragment. Eventuell Gürtelschnalle. Stark kor­
1. Profilierter Bandarmreifen. Patiniert. Gegossen. In­ rodiert. Oval, runder Querschnitt des Rahmens. Dorn
nen glatt, außen zwei Längskanneluren. Offene flache nicht erhalten.

—  116  —
Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ Verschollen
Material: Eisen Material: Ton
Farbe: dunkelbraun Farbe: rötlich
Lage des Objekts: unbekannt
Länge: 4,55 cm, Breite: 3 cm, Dicke: 0,5 cm Grab 1/1960
Tafel 14/3 Über der Bestattung Lage deckende, ein- bis dreischichtige
7. Eisenring. Stark korrodiert. Rundstabig. Steinsetzung von unregelmäßig gesetzten faust- bis kopf­
Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ großen Flusssteinen.
Material: Eisen Grabtyp: Einzelgrab
Farbe: dunkelbraun Grabbau: Erdgrube
Lage des Objekts: unbekannt Grabform: Flachgrab
Dicke: 0,5 cm, Dm: 2,2 cm Grabtiefe: 0,8 m
Tafel 14/4 Anzahl der Bestattungen: 1
8. Zwinge aus Buntmetallblech. Patiniert. Rautenför­ Bestattung 1
mig, mit Niete mit halbkugelförmigem Kopf versehen. Skelett in gestreckter Rückenlage. Reste eines Sarges in
Zwei Rillen verlaufen parallel zu den vorderen beiden den Ausmaßen 1 ,1 °— 0,42 m, 1 0 cm Höhe.
Rautenseiten. Bestattungstyp: Körperbestattung
Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ Geschlecht: Frau
(c
Material: Buntmetall Alter: ca. 19 Jahre, Altersstufe: Juvenis
Farbe: dunkelgrün Orientierung: 6°/N-S
Lage des Objekts: Fuß links Körperhaltung: gestreckte Rückenlage
Länge: 2,83 cm, Breite: 1,4 cm, Dicke: 0,06 cm Beigaben/Funde
Tafel 14/5 1. Griffangelmesser. Stark korrodiert und in zwei
9. Blechband aus Buntmetall. Korrodiert. Dreimal zu­ Teile zerbrochen. Rücken und Schneide laufen paral­
sammengefaltet und durchlocht. lel. Ursprüngliche Holzgriff- und Scheidenreste erhal­
Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ ten, sind nach Restaurierungsarbeiten aber nicht mehr zu
Material: Buntmetall identifizieren.
Farbe: türkis, braun Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ
Lage des Objekts: Fuß links Material: Eisen
Länge: 2 cm, Breite: 1,9 cm, Dicke: 0,8 cm Farbe: rostbraun, dunkelbraun
Tafel 14/6 Lage des Objekts: Becken links
Länge: 12,5 cm, Breite: 1,7 cm, Dicke: 0,5 cm
Fundplatz A/1959 Tafel 15/1
Vermutlich kein Grab. In 22 cm Tiefe zweischichtige Lage 2. Herzspiralkopfnadel. Stark korrodiert. Der gera­
von kopfgroßen Steinen, Holzkohlepartikeln und Kera­ de Schaft mit rundem Querschnitt geht in einen verbrei­
mikfragmenten. Depot? terten Hals mit rechteckigem Querschnitt über. Von dieser
Funde verbreiterten Basis (verziert mit Rautenmuster aus Ritzli­
)
1. Lanzenspitze. Langes, schmales, weidenblattförmiges nien, kaum mehr zu sehen) gehen etwa im 45° Winkel zwei
Blatt. Runde Tülle. Übergang Blatt zu Schaft fließend. Ver­ Äste ab, deren Enden zueinander schauend zu einer Spira­
hältnis Blatt zu Schaft ist ca. 2 zu 1. le gebogen sind. Ein Ast ist abgebrochen und ergänzt, der
Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ andere ebenfalls abgebrochen.
Material: Eisen Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ
Farbe: silbergrau Material: Eisen
Lage des Objekts: unbekannt Farbe: dunkelgrau
Länge: 22,7 cm, Breite: 4,2 cm, Dm: 1,2 cm  Lage des Objekts: unbekannt
Tafel 14/7 Länge: 7,6 cm, Breite: 2,7 cm, Dicke: 0,2 cm
2. Terra Sigillata. Fragmentiert. Tafel 15/2

—  117  —
3. Eisenbandring. Stark korrodiert. Reste von Holz an Grabtyp: Einzelgrab
der Oberfläche. Grabbau: Erdgrube
Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ Grabform: Flachgrab
Material: Eisen Grabtiefe: 0,65 m
Farbe: rostbraun, schwarzbraun Anzahl der Bestattungen: 1
Lage des Objekts: unbekannt Bestattung 1
Höhe: 1,2 cm, Dicke: 0,8 cm, Dm: 3,9 cm Skelett in gestreckte Rückenlage, Hände am Außenrand
Tafel 15/3 der beiden Darmbeinkämme aufliegend. Größere Holz­
4. Eisenfragment. Nicht näher identifizierbar. kohlepartikel zwischen den Fußwurzelknochen.
Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ Bestattungstyp: Körperbestattung
Material: Eisen Geschlecht: unbekannt
Farbe: dunkelbraun Alter: 1–2 Jahre, Altersstufe: Infans I
Lage des Objekts: unbekannt Orientierung: 356°/N-S
Länge: 2,6 cm, Breite: 0,6 cm, Dicke: 0,3 cm Körperhaltung: gestreck1te Rückenlage
Tafel 15/4 Beigaben/Funde
5. Schildchenfingerring. Stark korrodiert. Annähernd 1. Drahtring mit gegenseitig aufgeschobenen Metall­
ovales Schildchen mit fünf Punzbuckeln. Einer davon liegt ringlein. Offene, überlappende Enden. Zusätzlicher Zier­
zentral, die anderen sind rundherum, jeweils um neunzig rat fehlt. Angeblich Reste eines zweiten Drahtohrrings im
(c
Grad versetzt, angebracht. Durch kleine Punktierungsli­ Grab, allerdings nicht erhalten.
nien sind die fünf Buckel untereinander, sowie die Lini­ Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ
en selbst mit dem zentralen Buckel verbunden. Offener Material: Buntmetall
Ring. Farbe: hellgrün
Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ Lage des Objekts: Hand rechts
Material: Buntmetall Dicke: 0,1 cm, Dm: 2 cm 
Farbe: blaugrün Tafel 15/6
Lage des Objekts: unbekannt 2. Randfragment eines kleinen Glasgefäßes. Hohler
Höhe: 1,1 cm, Dicke: 0,04 cm, Dm: 2,1 cm Rand. Transluzides, türkises Glas.
Tafel 15/5 Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ
6. Graue Keramikfragmente. Material: Glas
Verschollen Farbe: helles Türkis
Material: Ton Lage des Objekts: Schulter rechts
Lage des Objekts: unbekannt Breite: 2,4 cm, Höhe: 0,7 cm
7. Terra Sigillata Fragment. Tafel 15/7
Verschollen 3. Schildchenfingerring. Vom restlichen Ring nicht
Material: Ton deutlich abgesetztes, aber verbreitertes Schildchen, mit
Lage des Objekts: unbekannt Punzbuckeln verziert, unsystematisch angeordnet. Of­
8. Buntmetallring. fene, überlappende Enden.
)
Verschollen Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ
Material: Buntmetall Material: Buntmetall
Lage des Objekts: unbekannt Farbe: grün
9. Vier Metallblättchen. Lage des Objekts: Hand links
Verschollen Breite: 1,2 cm, Dicke: 0,05 cm, Dm: 2,14 cm
Material: Metall Tafel 15/8
Lage des Objekts: unbekannt 4. Perle. Semitransluzid, dunkelblau, leicht facettiertes
Stäbchen mit 6-eckigem Querschnitt, gezogen, ev. Rohling
Grab 2/1960 für Einfach- oder Mehrfachperlen.
Deckende Steinsetzung im oberen Bereich des Grabes. Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ

—  118  —
Material: Glas Verschollen
Farbe: blau Lage des Objekts: unbekannt
Lage des Objekts: Schulter rechts
Länge: 1 cm, Dm: 0,4 cm Grab 4/1960
Tafel 15/9 Grabtyp: Einzelgrab
5. Glieder einer Metallkette. Grabbau: Erdgrube
Verschollen Grabform: Flachgrab.
Material: Eisen Grabtiefe: 0,6 m
Lage des Objekts: Oberschenkel Mitte Anzahl der Bestattungen: 1
6. Zwei Glassplitter. Bestattung 1
Verschollen Skelett in gestreckter Rückenlage, Arme parallel am
Material: Glas Oberkörper anliegend, Hände zwischen den Ober­schen­- 
Lage des Objekts: unbekannt keln.
Bestattungstyp: Körperbestattung
Grab 3/1960 Geschlecht: unbekannt
In etwa 15-20 cm Tiefe, oberhalb der Bestattung, befand Altersstufe: unbekannt
sich eine Steinriegellage und darunter eine deckende Orientierung: 267°/W-O
Stein-Ziegel-Lage. Körperhaltung: gestreckte Rückenlage
(c
Grabtyp: Einzelgrab Beigaben/Funde
Grabbau: Erdgrube 1. Fragment einer Bommel aus Blech. Stark
Grabform: Flachgrab korrodiert.
Grabtiefe: 1,1 m Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ
Anzahl der Bestattungen: 1 Material: Buntmetall
Bestattung 1 Farbe: grün, braun
Skelett in gestreckter Rückenlage, Hände zwischen den Lage des Objekts: unbekannt
Oberschenkeln gelagert. Holzreste eines Sarges. Länge: 1,8 cm, Breite: 0,9 cm, Dicke: 0,07 cm
Bestattungstyp: Körperbestattung, Tafel 16/2
Geschlecht: Mann 2. Mehrere kleine Metallfragmente.
Altersstufe: Matur Verschollen
Orientierung: 274°/W-O Material: Metall
Körperhaltung: gestreckte Rückenlage Lage des Objekts: unbekannt
Beigaben/Funde
1. Griffangelmesser aus Eisen. Stark korrodiert. Die Grab 5/1960
Spitze und ein Teil der Angel sind abgebrochen. Reste der Grabtyp: Einzelgrab
Scheide kleben an der Klinge. Knapp unter dem Rücken Grabbau: Erdgrube
verläuft parallel eine Blutrinne. Grabform: Flachgrab
Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ Grabtiefe: 1,8 m.
)
Material: Eisen Anzahl der Bestattungen: 1
Farbe: rostbraun, dunkelbraun Bestattung 1
Lage des Objekts: Becken links Skelett in gestreckter Rückenlage. Brustkorb weist sehr
Länge: 10,9 cm, Breite: 2,3 cm, Dicke: 0,45 cm enge Lage auf. Rechter Unterarm parallel zum Körper, lin­
Tafel 16/1 ker Unterarm (vermutlich durch Erdeinbruch des Sarg­
2. Tierzahn. hohlraumes) sekundär umgelagert.
Verschollen Bestattungstyp: Körperbestattung
Material: Dentin Geschlecht: Frau
Lage des Objekts: unbekannt Alter: ca. 40 Jahre, Altersstufe: Adult
3. Randstück einer römischen Räucherschale. Orientierung: 239°/SW-NO

—  119  —
Körperhaltung: gestreckte Rückenlage Lage des Objekts: Becken rechts
Zustand: gestört Länge: 14,7 cm, Breite: 1,4 cm, Dicke: 0,3 cm
Beigaben/Funde Tafel 16/5
1. Ohrring mit Blechperlenanhänger und Pendel. Pati­
niert. Gehört zu einem Paar Ohrgehänge. Länglich-ovale, Grab 6/1960
zweischalige Blechbommel mit horizontalen, nach außen Grabtyp: Mehrfachgrab 
gebogenen und gezackten Nähten (kreissägeblattförmig), Grabbau: Erdgrube 
auf einen Drahtsplint aufgeschoben. An diesem hängt als Grabform: Flachgrab 
Pendel eingedrehter Draht mit rundlich eingebogenen En­ Grabtiefe: 0,75 m.
den. Trägerring länglich bis oval. Verschlussbereich nicht Anzahl der Bestattungen: 2
vorhanden. Bestattung 1
Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ Skelett in gestreckter Rückenlage, von lockerer Stein­
Material: Buntmetall lage umgeben auf der es auch teilweise aufliegt. Schädel
Farbe: grün eingedrückt.
Lage des Objekts: Kopf Bestattungstyp: Körperbestattung
Länge: 6,35 cm, Breite: 1,7 cm, Dicke d. Drahts: 0,15 cm, Geschlecht: unbekannt
Dm. der Perle: 1,4 cm  Alter: 0–1 Jahr, Altersstufe: Infans I
Tafel 16/3a Orientierung: 242°/SW-NO
(c
2. Ohrring mit Blechperlenanhänger und Pendel. Pati­ Körperhaltung: gestreckte Rückenlage
niert. Gehört zu einem Paar Ohrgehänge. Länglich-ovale, Beigabenlos
zweischalige Blechbommel mit horizontalen, nach außen Bestattung 2
gebogenen und gezackten Nähten (kreissägeblattförmig) Bestattungstyp: Körperbestattung
auf einen Drahtsplint aufgeschoben. An diesem hängt als Geschlecht: unbekannt
Pendel eingedrehter Draht mit rundlich eingebogenen En­ Alter: bis 6 Monate, Altersstufe: Infans I
den. Trägerring länglich bis oval. Verschlussbereich nicht Orientierung: 295°/NW-SO
vorhanden. Körperhaltung: gestreckte Rückenlage
Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ Beigabenlos
Material: Buntmetall
Farbe: grün Grab 7/1960
Lage des Objekts: Kopf Grabtyp: Einzelgrab
Länge: 6,4 cm, Breite: 1,45 cm, Dicke d. Drahts: 0,15 cm, Grabbau: Erdgrube
Dm. der Perle: 1,23 cm Grabform: Flachgrab
Tafel 16/3b Grabtiefe: 0,4 m
3. Fingerring mit D-förmigem Querschnitt. Offene, Anzahl der Bestattungen: 1
überlappende Enden. Unverziert. Bestattung 1
Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ Am Rücken liegendes Kind. Arme parallel zum Körper,
Material: Buntmetall eng anliegend. Schädel teilweise flach gedrückt, Unterkie­
)
Farbe: grün fer verlagert.
Lage des Objekts: Hand rechts Bestattungstyp: Körperbestattung
Breite: 0,4 cm, Dicke: 0,1 cm, Dm: 2,2 cm Geschlecht: unbekannt
Tafel 16/4 Alter: 6–7 Jahre, Altersstufe: Infans I-II
4. Griffangelmesser aus Eisen. Stark korrodiert. Reste Orientierung: 266°/W-O
der Scheide kleben an der Klinge. Rücken gerade, Schnei­ Körperhaltung: gestreckte Rückenlage
de zur Spitze hin gebogen. Schmale Klinge. Zustand: gestört
Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ Beigaben/Funde
Material: Eisen 1. Nadel aus Buntmetall. Patiniert. Leicht gebogener
Farbe: rostbraun, dunkelbraun Schaft und flachgehämmerter Kopf. Eventuell Fragment

—  120  —
einer Fibel. Anzahl der Bestattungen: 1
Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ Bestattung 1
Material: Buntmetall Bestattungstyp: Körperbestattung
Farbe: türkis Geschlecht: unbekannt
Lage des Objekts: unbekannt Alter: 6–7 Jahre, Altersstufe: Infans II,
Länge: 3,6 cm, Breite: 0,4 cm, Dicke: 0,15 cm Orientierung: 334°/NW-SO
Tafel 17/1 Körperhaltung: gestreckte Rückenlage
2. Fingerring mit D-förmigem Querschnitt und Mittel­ Beigaben/Funde
rippe. Stark korrodiert. Offene, überlappende Enden. 1. Ohrring mit Glasperlenanhänger. Stark korrodiert.
Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ Oval gebogener Draht mit rundem Querschnitt. Enden
Material: Buntmetall sind offen und angespitzt. Durch eine Öse ist am Draht
Farbe: dunkles blaugrün eine transluzide, hellblaue Glasperle mit runder Drauf­
Lage des Objekts: Hand links sicht und flachgedrücktem Profil befestigt.
Breite: 0,9 cm, Dicke: 0,12 cm, Dm: 2 cm Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ
Tafel 17/2 Material: Buntmetall, Glas
3. Kopfschmuckring mit S-Ende. Patiniert. Zu einem Farbe: grün, hellblau
Paar gehörig. Einfacher, gebogener Buntmetalldraht mit Lage des Objekts: Becken
flachgehämmerter, seitlich verdrehter S-Schlaufen-Ver­ Länge: 2,66 cm, Breite: 1,65 cm, Dicke: 0,13 cm, Dm d.
(c
schlusskonstruktion. Mehrfach zerbrochen. Perle: 0,7 cm.
Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ Tafel 17/4
Material: Buntmetall
Farbe: türkis Grab 9/1960
Lage des Objekts: Kopf Im oberen Bereich der Grabverfüllung deckende Stein­- 
Länge: 4,1 cm, Breite: 3,35 cm, Dicke: 0,16 cm setzung.
Tafel 17/3a Grabtyp: Einzelgrab
4. Kopfschmuckring mit S-Ende. Patiniert. Zu einem Grabbau: Erdgrube
Paar gehörig. Einfacher, gebogener Buntmetalldraht mit Grabform: Flachgrab
flachgehämmerter, seitlich verdrehter S-Schlaufen-Ver­ Grabtiefe: 0,95 m
schlusskonstruktion. Mehrfach zerbrochen. Anzahl der Bestattungen: 1
Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ Bestattung 1
Material: Buntmetall Bestattungstyp: Körperbestattung
Farbe: türkis Geschlecht: Mann
Lage des Objekts: Kopf Alter: ca. 40 Jahre, Altersstufe: Adult
Länge: 4,65 cm, Breite: 3,7 cm, Dicke: 0,2 cm Orientierung: 225°/SW-NO
Tafel 17/3b Körperhaltung: gestreckte Rückenlage
5. Mehrere Keramikfragmente. Beigaben/Funde
Verschollen 1. Griffangelmesser. Stark korrodiert. Am Griff haften
)
Material: Ton Reste der hölzernen Handhabe, an der Klinge Reste einer
Lage des Objekts: unbekannt organischen Scheide. Schneide und Rücken annähernd
parallel. Mittelständige Spitze.
Grab 8/1960 Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ
In der Verfüllung des Grabschachtes deckende Stein­-  Material: Eisen
setzung. Farbe: rostbraun, dunkelbraun
Grabtyp: Einzelgrab Lage des Objekts: Becken links
Grabbau: Erdgrube Länge: 12,7 cm, Breite: 1,5 cm, Dicke: 0,24 cm
Grabform: Flachgrab Tafel 17/5
Grabtiefe: 1,05 m

—  121  —
Grab 10/1960 Kopf.
Steinsetzung über der Bestattung. Verwahrort: Schlossmuseum Linz
Grabtyp: Einzelgrab Material: Buntmetall
Grabbau: Erdgrube Farbe: dunkelgrün, braun
Grabform: Flachgrab Lage des Objekts: Schlüsselbein links
Grabtiefe: 0,9 m Länge: 8,2 cm, Breite: 0,9 cm, Dicke: 0,2 cm
Anzahl der Bestattungen: 1 Tafel 18/1
Bestattung 1 2. Kräftig profilierte Fibel mit Stützplatte der Variante
Skelett in gestreckter Rückenlage. Das linke Bein lag durch C nach Jobst (1975). Zweigliedrige Spiralkonstruktion mit
eine verwachsene Fraktur des linken Kniegelenks geknickt acht Windungen und oberer Sehne. Schmale Stützplatte.
über dem rechten Bein. Kräftig profilierter Kopf, durch dreigliedrigen Bügelknopf
Bestattungstyp: Körperbestattung vom Bügel abgesetzt. Runder, mehrgliedriger Fußknopf.
Geschlecht: Mann Nur leicht gebogener Bügel. Geschlossener, rechteckiger
Alter: 20–40 Jahre, Altersstufe: Adult Nadelhalter.
Orientierung: 275°/W-O Verwahrort: Schlossmuseum Linz
Körperhaltung: gestreckte Rückenlage Material: Buntmetall
Beigaben/Funde Farbe: dunkelgrün
1. Griffangelmesser. Korrodiert. Spitze abgebrochen. Lage des Objekts: Brust links
(c
Holzreste des organischen Griffteils haften an der Angel. Länge: 4,5 cm, Höhe: 2 cm
Reste der organischen Scheide sind an der Klinge vorhan­ Tafel 18/2
den. Zur Spitze hin gebogene Schneide. 3. Schildchenfingerring mit rautenförmigem Schild­
Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ chen und Punktbuckelverzierung. Punktreihen der
Material: Eisen Schildchenform entsprechend angebracht und mit ei­
Farbe: dunkelbraun ner horizontalen Punktreihe verbunden. Offene, überlap­
Lage des Objekts: Becken links pende Enden.
Länge: 12,7 cm, Breite: 1,5 cm, Dicke: 0,3 cm Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ
Tafel 17/6 Material: Buntmetall
Farbe: grün
Grab 11/1960 Lage des Objekts: Hand rechts
Runde Steinsetzung knapp unter der rezenten Humus-  Breite: 0,87 cm, Dicke: 0,04 cm, Dm: 1,65 cm
oberkante. Tafel 18/3
Grabtyp: Einzelgrab 4. Halskette bestehend aus 114 Perlen. 70× einfach, blau,
Grabbau: Erdgrube semitransluzid, rundlich abgeflacht, gezogen; 24× einfach,
Grabform: Flachgrab blau, opak, rundlich abgeflacht, gezogen; 17× einfach, gelb,
Anzahl der Bestattungen: 1 opak, rundlich abgeflacht, gezogen; 1× Hohlperle, gelblich
Bestattung 1 braun, transluzid, olivenförmig gezogen und ausgeblasen;
Skelett in gestreckter Rückenlage. Die Oberseite der Kno­ 1× Hohlperle, farblos, transluzid, olivenförmig, gezogen
)
chen ist verfärbt, möglicherweise durch ein Deckbrett. und ausgeblasen; 1× Hohlperle, gelblich braun, transluzid,
Bestattungstyp: Körperbestattung olivenförmig, innenseitig Reste von Metallfolienauflage,
Geschlecht: unbekannt gezogen und ausgeblasen.
Alter: 6–7 Jahre, Altersstufe: Infans II Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ
Orientierung: 320°/NW-SO Material: Glas
Körperhaltung: gestreckte Rückenlage Lage des Objekts: Hals
Zustand: ungestört Tafel 18/4, Tafel 36/1
Beigaben/Funde 5. Fragment eines Kopfschmuckringes mit Spiralende.
1. Gewandnadel mit spatelförmigem Kopf und würfel­ Nur zylindrische Spirale erhalten.
artiger Halsverdickung. V-förmige Ritzverzierungen am Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ

—  122  —
Material: Buntmetall Körperhaltung: gestreckte Rückenlage
Farbe: grün Beigaben/Funde
Lage des Objekts: Kopf 1. Griffangelmesser. Stark korrodiert. Holzreste haften
Länge: 1,26 cm, Breite: 0,36 cm, Dicke: 0,1 cm an der Angel. Reste der organischen Scheide an der Klin­
Tafel 18/5 ge vorhanden.
Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ
Grab 12/1960 Material: Eisen
Steinsetzung. Farbe: dunkelbraun, schwarz
Grabtyp: Einzelgrab Lage des Objekts: Becken links
Grabbau: Erdgrube Länge: 13,4 cm, Breite: 1,7 cm, Dicke: 0,4 cm 
Grabform: Flachgrab Tafel 18/6
Anzahl der Bestattungen: 1
Bestattung 1 Grab 14/1960
Skelett eines Kleinkindes in gestreckter Rückenlage. Grabtyp: Einzelgrab
Überlagert Grab 20. Grabbau: Erdgrube 
Bestattungstyp: Körperbestattung Grabform: Flachgrab
Geschlecht: unbekannt Grabtiefe: 0,5 m
Altersstufe: Infans I Anzahl der Bestattungen: 1
(c
Orientierung: 338°/NNW-SSO Bestattung 1
Körperhaltung: gestreckte Rückenlage Skelett in gestreckter Rückenlage. Partielle
Zustand: ungestört Steinumsetzung.
Beigaben/Funde Bestattungstyp: Körperbestattung
1. Eisenbruchstück. Nicht näher identifizierbar. Geschlecht: unbekannt
Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ Altersstufe: Fetus-Neonatus
Material: Eisen Orientierung: 245°/SW-NO
Lage des Objekts: unbekannt Körperhaltung: Rückenlage
Länge: 3,64 cm, Breite: 1,32 cm, Dicke: 0,8 cm Beigabenlos
2. Eisenfragment. Funktion nicht näher erkennbar.
Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ Grab 15/1960
Material: Eisen Grabtyp: Einzelgrab
Lage des Objekts: unbekannt Grabbau: Erdgrube
Länge: 2,1 cm, Breite: 0,7 cm, Dicke: 0,3 cm Grabform: Flachgrab
Grabtiefe: 1 m
Grab 13/1960 Anzahl der Bestattungen: 1
Grabtyp: Einzelgrab Bestattung 1
Grabbau: Erdgrube Skelett in gestreckter Rückenlage. Beinskelett durch Be­
Grabform: Flachgrab stattung aus Grab 3/1960 gestört.
)
Grabtiefe: 1 m Bestattungstyp: Körperbestattung
Anzahl der Bestattungen: 1 Geschlecht: Frau
Bestattung 1 Alter: 35–40 Jahre, Altersstufe: Adult
Skelett in gestreckter Rückenlage, darunter eine Steinla­ Orientierung: 340°/NNW-SSO
ge. Verfärbungen in der Grabgrube lassen eine Totenkiste Körperhaltung: gestreckte Rückenlage
oder einen Sarg vermuten. Zustand: gestört
Bestattungstyp: Körperbestattung Beigaben/Funde
Geschlecht: Mann 1. Beinkamm. Dreilagig, zweireihig (grobe und feine
Alter: 20–40 Jahre, Altersstufe: Adult Zinkenreihe) in ritzverziertem Futteral (Rautenmuster),
Orientierung: 239°/SW-NO aufklappbar mit Scharnierkonstruktion. Je zwei Löcher

—  123  —
an den Querverbindungen. Griffleiste mit Ritzverzierung Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ
(zwei parallele Längsritzungen von denen beidseitig diago­ Material: Buntmetall
nal Dreistrichpaare abgehen), beidseitig durch fünf Nieten Farbe: blaugrün, braun
an Kamm befestigt. Lage des Objekts: Kopf
Verschollen Länge: 1,2 cm, Breite: 0,5 cm, Dicke: 0,1 cm
Material: Bein Tafel 20/3
Lage des Objekts: Brust links 5. Eisenfragment.
Länge: 11 cm, Breite: 5 cm, Dicke: 1,1 cm Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ
Tafel 19/1 Material: Eisen
2. Griffangelmesser. Zur Spitze hin gebogener Rücken Farbe: dunkelbraun
und Schneide. Lage des Objekts: unbekannt
Verschollen Länge: 2,3 cm, Dicke: 0,2 cm
Material: Eisen Tafel 20/4
Lage des Objekts: unbekannt
Länge: 14,9 cm, Breite: 2,1 cm, Dicke: 0,25 cm Grab 16/1960
Tafel 20/1 Grabtyp: Einzelgrab
3. Halskette aus 31 Perlen. 21× einfach, blau, semitrans­ Grabbau: Erdgrube
luzid, rundlich abgeflacht, gezogen (Dm.:0,4-0,7; L.: 0,2- Grabform: Flachgrab
(c
0,45); 1× einfach, gelb, opak, rundlich abgeflacht, gezogen Grabtiefe: 0,85 m
(Dm.: 0,5; L.: 0,3); 3× einfach, weiß bzw. lichtes Grau, opak, Anzahl der Bestattungen: 1
rundlich abgeflacht, gezogen (Dm.: 0,5-0,6; L.: 0,3-0,4); 2× Bestattung 1
Hohlperle, gelblich braun, transluzid, olivenförmig, Abla­ Skelett in gestreckter Rückenlage. Nach Angaben des Aus­
gerungen an Innenseite (Silberfolien, Farbrückstände oder gräbers befanden sich im Halsbereich des Kindes stark
Veränderung durch Bodenlagerung) (Dm.: ca. 1; L.: ca. 1,4); erodierte Keramikfragmente, welche bei der Bergung
1× wie eben nur farblos (Dm.: 1,1; L.: 1,3); 1× Hohlperle, zerfielen.
gelblich braun, transluzid, olivenförmige; 1× mehrfache Bestattungstyp: Körperbestattung
Hohlperle, min. zweigliedrig, gelblich braun, transluzid, Geschlecht: unbekannt
olivenförmig, Ablagerungen an Innenseite (Silberfolien Alter: 6–8 Monate, Altersstufe: Infans I
od. Farbrückstände oder Veränderung durch Bodenlage­ Orientierung: 241°/SW-NO
rung); 1× Mosaikaugenperle des Typs 07, Variante 0771 Körperhaltung: gestreckte Rückenlage
nach R. Andrae (1973), zylindrisch, einzeiliges Augen­ Beigabenlos
muster mit Randstreifen, Augenmuster: viereckiger roter
Mittelpunkt von abwechselnd weißen und grünen Viere­ Grab 17/1960
cken umgeben (weißes Kreuz mit grünen Zwickeln), von Grabtyp: Einzelgrab
gelbem Ring umgeben, dieser wiederum mit einem roten Grabbau: Erdgrube
Ring unterlegt, Augen auf einem weißen Band angeordnet, Grabform: Flachgrab
Streifenmuster: weiß-rot-blau-rot-weiß, blauer Korpus, Grabtiefe: 0,65 m
)
ein Teil des einen Endes ist leicht abgesprengt (Streifen­ Anzahl der Bestattungen: 1
muster nicht mehr ganz erhalten). Bestattung 1
Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ Bestattungstyp: Körperbestattung
Material: Glas Geschlecht: unbekannt
Lage des Objekts: Kopf Altersstufe: Infans I
Tafel 20/2, Tafel 39/3 Orientierung: 272°/W-O
4. Ohrring mit Spiralende. Patiniert. Aus einem Stück Körperhaltung: gestreckte Rückenlage
Draht gefertigt. Fragmentiert. Verschlussart nicht mehr Beigabenlos
ersichtlich. Draht mit rundem Querschnitt, konischer Spi­
ralanhänger zum Ende hin verbreitert. Zerbrochen.

—  124  —
Grab 18/1960 Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ
Grabtyp: Einzelgrab Material: Buntmetall
Grabbau: Erdgrube Farbe: türkis
Grabform: Flachgrab Lage des Objekts: Hand rechts
Grabtiefe: 0,75 m Breite: 1,15 cm, Dicke: 0,05 cm, Dm: 1,9 cm
Anzahl der Bestattungen: 1 Tafel 21/2
Bestattung 1 3. Bandfingerring mit Punktreihen. Korrodiert und
Skelett in gestreckter Rückenlage. Unter der Bestattung zerbrochen.
zweischichtige Stein-Ziegellage. Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ
Bestattungstyp: Körperbestattung Material: Buntmetall
Geschlecht: unbekannt Farbe: helles Türkis, hellbraun
Alter: ca. 3 Jahre, Altersstufe: Infans I Lage des Objekts: Hand links
Orientierung: 26°/NNO-SSW Dicke: 0,5 cm, Dm: 1,9 cm 
Körperhaltung: gestreckte Rückenlage Tafel 21/3
Zustand: gestört
Beigaben/Funde Fundplatz 19/1960
1. Halskette bestehend aus 79 Perlen: 49× einfach, blau, Bei „Fundplatz 19/1960“ dürfte es sich um eine Gefäßde­
semitransluzid, rundlich abgeflacht, gezogen; 1× einfach, ponierung oder Feuerstelle handeln. Es fanden sich weder
(c
blau, opak, rundlich abgeflacht, gezogen; 3× einfach, gelb, Knochen noch Leichenbrand, jedoch eine Schwarze Holz­
opak, rundlich abgeflacht, gezogen; 2× einfach, weiß bzw. kohle- und Ascheschicht.
lichtes Grau, opak, rundlich abgeflacht, gezogen; 11× ein­ Tiefe: 0,3 m.
fach, türkis, opak, rundlich abgeflacht, gezogen; 1× mehr­ Funde
fach, dreigliedrig, überfangen, weiß bzw. lichtes Grau, 1. Topf. Zerbrochen, unverziert. Aus grobem Ton.
opak, rundliche Segmente, gezogen; 1× mehrfach, drei­ Stark verzogen. Handgeformt. Ausladendes, kantiges
gliedrig, überfangen, lichtes Grau, opak, rundlich platt Randprofil. Deutlich abgesetzter Hals. Steiler Wan­
gedrückte Segmente, gezogen; 1× mehrfach, min. drei­ dungsansatz. Flache Standfläche. Die Form ist annähernd
gliedrig, eventuell einst überfangen, farblos, transluzid, doppelkonisch.
rundliches Segment, gezogen, fragmentiert; 1× mehrfach, Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ
viergliedrig, überfangen, blau, semitransluzid, rundlich Material: Ton
platt gedrückte schwach abgesetzte Segmente, gezogen, Farbe: Grauschwarz
fragmentiert; 2× mehrfach, zweigliedrig, überfangen, blau, Lage des Objekts: unbekannt
semitransluzid, rundlich platt gedrückte deutlich abge­ Höhe: 12 cm, Bauchumfang: 12 cm, Wandstärke: 0,8 cm
setzte ­Segmente, gezogen; 2× mehrfach, zweigliedrig, über­ Tafel 22/1
fangen, blau, ­semitransluzid, rundliche deutlich abgesetzte 2. Kettenglied. Stark korrodiert. 8er Form.
Segmente, gezogen; 1× mehrfach, zweigliedrig, überfangen, Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ
blau, ­ semitransluzid, unregelmäßige Segmente (vermut­ Material: Eisen
lich Endstück einer Glasstange), gezogen; 1× mehrfach, Farbe: dunkelbraun, schwarz
)
­dreigliedrig, überfangen, blau, semitransluzid, rundliche Lage des Objekts: unbekannt
deutlich abgesetzte Segmente, gezogen, fragmentiert. Länge: 3,9 cm, Breite: 2 cm, Dicke: 0,7 cm
Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ Tafel 22/2
Material: Glas
Lage des Objekts: disloziert Grab 20/1960
Tafel 21/1, Tafel 38/1 Grabtyp: Einzelgrab
2. Schildchenfingerring. Rautenförmiges Schildchen, Grabbau: Erdgrube
das ohne Abgrenzung in den Ring übergeht. Offene En­ Grabform: Flachgrab
den. Oberfläche durch ein unregelmäßiges Muster waag­ Grabtiefe: 1 m
rechter und senkrechter Ritzlinien verziert. Anzahl der Bestattungen: 1

—  125  —
Bestattung 1 Zustand: ungestört
Skelett in gestreckter Rückenlage. Holzreste im Grab Beigaben/Funde
weisen auf eine Bestattung des Kindes in einem Sarg 1. Griffangelmesser. Stark korrodiert. Spitze abgebro­
oder auf Holzbrettern hin. Partiell Steinsetzung um die chen. Organische Reste an Angel und Klinge. Schneide zur
Bestattung. Spitze hin gebogen.
Bestattungstyp: Körperbestattung Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ
Geschlecht: unbekannt Material: Eisen
Alter: 13–14 Jahre, Altersstufe: Infans II Farbe: rostbraun, dunkelbraun
Orientierung: 338°/NNW-SSO Lage des Objekts: Unterarm links
Körperhaltung: gestreckte Rückenlage Länge: 14,1 cm, Breite: 1,75 cm, Dicke: 0,36 cm
Zustand: ungestört Tafel 23/1
Beigaben/Funde 2. Halskette bestehend aus 14 Glasperlen: 11× einfach,
1. Griffangelmesser. Stark korrodiert. Spitze abgebro­ blau, semitransluzid, rundlich abgeflacht, gezogen; 3× ein­
chen. Holzreste an der Angel, Reste der Scheide an der fach, gelb, opak, rundlich abgeflacht, gezogen.
Klinge. Ansatz einer Blutrinne. Rücken und Schneide an­ Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ
nähernd parallel. Material: Glas
Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ Tafel 23/2
Material: Eisen 3. Bommelohrgehänge mit aufgeschobener Blechperle.
(c
Farbe: rostbraun, dunkelbraun Zu einem Paar gehörig. Fragmentiert. Zweischalige Blech­
Lage des Objekts: Becken links perle mit glatter Naht.
Länge: 15,2 cm, Breite: 2,2 cm, Dicke: 0,34 cm Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ
Tafel 22/3 Material: Buntmetall
2. Fingerring mit leicht D-förmigem Querschnitt. Zer­ Farbe: dunkles Graugrün
brochen. Offene, überlappende Enden. Unverziert. Lage des Objekts: Kopf
Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ Dicke des Drahts: 0,1 cm, Dm. der Perle: 0,9 cm
Material: Buntmetall Tafel 23/3a
Farbe: türkis, braun 4. Bommelohrgehänge mit aufgeschobener Blechperle.
Lage des Objekts: Becken Zu einem Paar gehörig. Fragmentiert. Zweischalige Blech­
Breite: 0,3 cm, Dicke: 0,15 cm, Dm: 2 cm perle mit glatter Naht.
Tafel 22/4 Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ
Material: Buntmetall
Grab 21/1960 Farbe: dunkles Graugrün
Steinsetzung. Lage des Objekts: Kopf
Grabtyp: Einzelgrab Dicke des Drahts: 0,1 cm, Dm. der Perle: 1,1 cm
Grabbau: Erdgrube Tafel 23/3b
Grabform: Flachgrab 5. Schildchenfingerring. Patiniert. Abgerundet recht­
Grabtiefe: 1,4 m eckiges Schildchen, setzt sich deutlich vom restlichen Ring
)
Anzahl der Bestattungen: 1 ab. Mit drei punzierten Punktreihen verziert. Überlap­
Bestattung 1 pende Enden, vernietet.
Skelett in gestreckter Rückenlage. Holzreste unterhalb des Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ
Schädels in Querrichtung des Grabes belegen eine höl­ Material: Buntmetall
zerne Unterlage. Farbe: dunkelgrün
Bestattungstyp: Körperbestattung Lage des Objekts: Hand links
Geschlecht: Frau Breite: 1,1 cm, Dicke: 0,07 cm, Dm: 2,3 cm
Alter: 20–25 Jahre, Altersstufe: Adult Tafel 23/4
Orientierung: 334°/NNW-SSO 6. Fingerring mit D-förmigem Querschnitt. Patiniert.
Körperhaltung: gestreckte Rückenlage Offene, überlappende Enden. Unverziert.

—  126  —
Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ Beigaben/Funde
Material: Buntmetall 1. Fragment eines Griffangelmessers aus Eisen. Stark
Farbe: dunkles Blaugrün korrodiert.
Lage des Objekts: Hand rechts Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ
Breite: 0,32 cm, Dicke: 0,1 cm, Dm: 1,95 cm Material: Eisen
Tafel 23/5 Farbe: dunkelbraun
7. Fingerring mit D-förmigem Querschnitt. Patiniert. Lage des Objekts: unbekannt
Unverziert. Offene, überlappende Enden. Länge: 4,3 cm, Breite: 1,35 cm, Dicke: 0,35 cm
Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ Tafel 24/1
Material: Buntmetall 2. Griffangelmesser. Stark korrodiert. Organische Res­
Farbe: türkis te an Angel und Klinge. Ein Teil der Angel ist abgebrochen.
Lage des Objekts: Hand links Rücken und Schneide annähernd parallel.
Breite: 0,28 cm, Dicke: 0,1 cm, Dm: 2 cm Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ
Tafel 23/6 Material: Eisen
8. Schildchenfingerring. Teilweise korrodiert. Rauten­ Farbe: dunkelbraun
förmiges Schildchen geht nahtlos in Ring über. Verziert Lage des Objekts: Becken links
mit diagonalen Tremolierstichlinien und Punktpunzie­ Länge: 16,2 cm, Breite: 1,7 cm, Dicke: 0,45 cm
rungen. Punktreihe am Ring. Geschlossen. Tafel 24/2
(c
Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ
Material: Buntmetall Grab 23/1960
Farbe: dunkelgrün, bronzefarben Grabtyp: Einzelgrab
Lage des Objekts: Hand rechts Grabbau: Erdgrube
Breite: 1,3 cm, Dicke: 0,05 cm, Dm: 2,25 cm Grabform: Flachgrab
Tafel 23/7 Grabtiefe: 1 m
Anzahl der Bestattungen: 1
Grab 22/1960 Bestattung 1
Grab überlagert Grab 28/1960 im rechten Winkel. Skelett in gestreckter Rückenlage, unterhalb Verfärbungen
Grabtyp: Einzelgrab mit Holzresten (1,95×0,62 m, möglicherweise von einem
Grabbau: Erdgrube Sarg oder Totenbrett). Um den Oberkörperbereich parti­
Grabform: Flachgrab elle Steinsetzung.
Grabtiefe: 0,65 m Bestattungstyp: Körperbestattung
Anzahl der Bestattungen: 1 Geschlecht: Frau
Bestattung 1 Alter: 50–60 Jahre, Altersstufe: Matur
Skelett in gestreckter Rückenlage, Schädel ruht auf der Orientierung: 322°/NW-SO
rechten Wange. Linker Arm parallel zum Körper, rechter Körperhaltung: gestreckte Rückenlage
Arm auf dem rechten Darmbein. Beide Fußskelette nach Zustand: ungestört
links gekippt. Etwa 15 cm vor den Füßen befindet sich eine Beigaben/Funde
)
Brandschicht (15×15 cm) mit rotgebranntem Lehm, dane­ 1. Kettchenohrgehänge aus Buntmetall. Um einen
ben ein zweiter Brandfleck (20×20 cm), in dem Boden­ Hauptdraht, der zur Befestigung des Objekts am Ohr
fragmente eines Topfes lagen, die jedoch bei der Bergung dient, sind weitere Drähte gewickelt, die sich zu vier tor­
zerstört wurden. dierten Kettchen fortsetzen und in Doppelspiralen enden.
Bestattungstyp: Körperbestattung Die Kettchen sind dreigliedrig mit Doppelspiralenden.
Geschlecht: Mann Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ
Alter: 20–40 Jahre, Altersstufe: Adult Material: Buntmetall
Orientierung: 239°/WSW-ONO Farbe: grünblau
Körperhaltung: gestreckte Rückenlage Lage des Objekts: Kopf
Zustand: ungestört Länge: 4,95 cm, Breite: 3,4 cm, Dicke: 0,07 cm

—  127  —
Tafel 24/3 Material: Buntmetall
2. Griffangelmesser. Stark korrodiert. Beinahe die ge­ Farbe: dunkles Blaugrün
samte Klinge ist von Scheidenresten bedeckt. Holzres­ Lage des Objekts: Oberschenkel rechts
te auf der Angel. Die Spitze ist abgebrochen. Rücken und Länge: 10,6 cm, Breite: 0,9 cm, Dicke: 0,25 cm
Schneide annähernd parallel. Tafel 25/3
Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ 5. Bandfingerring. Stark fragmentiert. Vernietete En­
Material: Eisen den. Kreisaugenverzierung.
Farbe: rostbraun, dunkelbraun Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ
Lage des Objekts: Becken links Material: Buntmetall
Länge: 12,2 cm, Breite: 2,5 cm, Dicke: 0,9 cm Farbe: grüngrau
Tafel 25/1 Lage des Objekts: Hand
3. Halskette aus mindestens 31 Glasperlen: 2× einfach, Breite: 0,5 cm, Dicke: 0,1 cm, Dm: 1,7 cm
schwarz, opake rundlich abgeflacht, gezogen; 6× mehr­ Tafel 25/4
fach, min. zweigliedrig, überfangen, gelblich braun, (ur­ 6. Bandfingerring. Stark fragmentiert. Vernietete En­
sprünglich) opak, rundliche Segmente deutlich abgesetzt, den. Kreisaugenverzierung.
gezogen, teilweise fragmentiert; 6× mehrfach, min. drei­ Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ
gliedrig, überfangen, gelblich braun, (ursprünglich) opak, Material: Buntmetall
rundliche Segmente deutlich abgesetzt, gezogen, teilwei­ Farbe: grüngrau
(c
se fragmentiert; 1× mehrfach, viergliedrig, überfangen, Lage des Objekts: Hand
gelblich braun, (ursprünglich) opak, rundlich abgeflachte Breite: 0,6 cm, Dicke: 0,1 cm, Dm: 2,1 cm
Segmente deutlich angesetzt, gezogen und in Glasmas­ Tafel 25/5
se getaucht; 5× mehrfach, zweigliedrig, überfangen, blau,
semitransluzid, rundliche Segmente deutlich abgesetzt, Grab 24/1960
gezogen; 2× mehrfach, zweigliedrig, überfangen, blau, Über der Bestattung dreischichtige Steinlage.
semitransluzid, rundliche Segmente mäßig abgesetzt, Grabtyp: Einzelgrab
gezogen; 3× mehrfach, zweigliedrig, überfangen, blau, se­ Grabbau: Erdgrube
mitransluzid, rundlich abgeflachte Segmente mäßig ab­ Grabform: Flachgrab
gesetzt, gezogen; 1× mehrfach, dreigliedrig, überfangen, Grabtiefe: 0,7 m
blau, semitransluzid, rundlich abgeflachte Segmente mä­ Anzahl der Bestattungen: 1
ßig abgesetzt, gezogen; 1× mehrfach, viergliedrig, überfan­ Bestattung 1
gen, blau, semitransluzid, rundliche Segmente deutlich Skelett in Rückenlage, die Knochen jedoch z. T. stark ver- 
abgesetzt (Endstück einer Glasstange), gezogen; 1× mehr­ lagert.
fach, zweigliedrig, überfangen, helles grünliches Grau, Bestattungstyp: Körperbestattung
semitransluzid, rundliche Segmente deutlich abgesetzt, Geschlecht: Frau
gezogen; 1× mehrfach, dreigliedrig, überfangen, helles Alter: 55–60 Jahre, Altersstufe: Matur 
Olivgrün, opak, rundliche Segmente mäßig abgesetzt, Orientierung: 218°/SW-NO
gezogen. Körperhaltung: gestreckte Rückenlage
)
Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ Zustand: ungestört
Material: Glas Beigabenlos
Lage des Objekts: Hals
Tafel 25/2 Grab 25/1960
4. Rollenkopfnadel aus Buntmetall. Vermutliche Funk­ Grabtyp: Einzelgrab
tion als Gewandschließe. Nadelkopf ausgehämmert und Grabbau: Erdgrube
eingerollt. Unterhalb des Kopfes falsche Tordierung am Grabform: Flachgrab
Schaft. Schaft verläuft gleichmäßig dick. Spitze ist abge­ Grabtiefe: 0,85 m
brochen. Anzahl der Bestattungen: 1
Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ Bestattung 1

—  128  —
Nur Schädelreste. Fortsatz. Ankorrodiertes Eisenteil an offener Seite.
Bestattungstyp: Körperbestattung Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ
Geschlecht: unbekannt Material: Eisen
Alter: ca. 6 Monate, Altersstufe: Infans I Farbe: dunkelbraun
Orientierung: 238°/SW-NO Lage des Objekts: Oberschenkel links
Beigaben/Funde Länge: 6,7 cm, Breite: 1,7 cm
1. Ohrgehänge mit Spiralende. Stark korrodiert und Tafel 26/2
nur fragmentarisch erhalten. Gehörig zu einem Paar Ohr­ 2. Gürtelschnalle aus Buntmetall. Gegossen, D-för­
gehänge. Aus einem Stück Draht gefertigt. Verschlussart mig, Schnallenbügel. Gerippter Bogen mit Wolfs- oder
nicht mehr ersichtlich. Draht mit rundem Querschnitt. Hundskopfenden.
Spirale leicht konisch, zum Ende hin verbreitert. Original­ Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ
maße nicht mehr feststellbar. Material: Buntmetall
Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ Farbe: dunkelgrün, bronzefarben
Material: Buntmetall Lage des Objekts: Becken rechts
Farbe: dunkelgrün Länge: 3,5 cm, Breite: 2,7 cm, Dicke: 0,35 cm
Lage des Objekts: Kopf Tafel 26/3
Tafel 26/1a 3. Griffangelmesser. Stark korrodiert. In mehrere Teile
2. Ohrgehänge mit Spiralende. Korrodiert. Zerbro­ zerbrochen. Angel fehlt. Reste von Holz an der Angel.
(c
chen. Gehörig zu einem Paar Ohrgehänge. Aus einem Spitze leicht aufgebogen.
Stück Draht gefertigt. Verschlussart nicht mehr ersicht­ Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ
lich. Draht mit rundem Querschnitt. Spirale leicht ko­ Material: Eisen
nisch, zum Ende hin verbreitert. Originalmaße nicht mehr Farbe: rostbraun, dunkelbraun
feststellbar. Lage des Objekts: Oberschenkel links
Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ Länge: 18,6 cm, Breite: 2,65 cm
Material: Buntmetall Tafel 26/4
Farbe: dunkelgrün 4. Beschlagring. Stark korrodiert und zerbrochen.
Lage des Objekts: Kopf Flacher, breiter Ring, mehrfach durchlocht und mit
Tafel 26/1b Ösen Stiften bestückt. Textilreste an der korrodierten
Oberfläche.
Grab 26/1960 Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ
Über der Bestattung dreischichtige Steinsetzung. Material: Eisen
Grabtyp: Einzelgrab Farbe: schwarzbraun
Grabbau: Erdgrube Lage des Objekts: Oberschenkel links
Grabform: Flachgrab Dm: 7,1 cm
Grabtiefe: 1,25 m Tafel 27/1
Anzahl der Bestattungen: 1 5. Kettchenohrgehänge aus Buntmetall. Stark korro­
Bestattung 1 diert. Zu einem Paar gehörig. An einem rund gebogenen,
)
Skelett in gestreckter Rückenlage, Schädel auf der rechten drahtumwickelten Trägerdraht hängen sechs aus feinem
Wange, Hände auf den Oberschenkeln. Draht gefertigte Kettchen. Diese bestehen je aus vier Kett­
Bestattungstyp: Körperbestattung chengliedern, wobei das abschließende zu einer Doppel­
Geschlecht: Mann spirale gebogen ist. Objekt stark korrodiert und nur mehr
Altersstufe: Matur fragmentarisch erhalten.
Orientierung: 315°/NW-SO Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ
Körperhaltung: gestreckte Rückenlage Material: Buntmetall
Zustand: ungestört Farbe: dunkelgrün
Beigaben/Funde Lage des Objekts: Oberschenkel links
1. Feuerstahl. Stark korrodiert. Oval. Mittelständiger Länge: 6,6 cm, Dicke: 0,07 cm, Dm: 2 cm

—  129  —
Tafel 27/2a Bestattungstyp: Körperbestattung
6. Kettchenohrgehänge aus Buntmetall. Zu einem Geschlecht: Frau
Paar gehörig. Objekt stark korrodiert und nur mehr frag­ Alter: unbekannt
mentarisch erhalten. Ursprünglich vermutlich wie eben Orientierung: 338°/NNW-SSO
Genanntes. Körperhaltung: gestreckte Rückenlage
Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ Beigaben/Funde
Material: Buntmetall 1. Griffangelmesser. Stark korrodiert und in zwei Teile
Farbe: dunkelgrün zerbrochen. Reste von Holz haften an der fragmentierten
Lage des Objekts: Oberschenkel links Angel.
Länge: 3,1 cm, Dicke: 0,07 cm, Dm: 2,2 cm Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ
Tafel 27/2b Material: Eisen
7. 4 Feuersteine. Kleine Abschläge: 1× rötlich; 2× blau­ Farbe: schwarzbraun
grau; 1× grau. Lage des Objekts: Bauch
Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ Länge: 11,65 cm, Breite: 1,4 cm, Dicke: 0,25 cm
Material: Stein Tafel 28/1
Lage des Objekts: Oberschenkel links 2. Kopfschmuckring mit Tüllenverschluss. Patiniert.
Tafel 27/3 Zu einem Paar gehörig. Annähernd ovale Form.
8. Fragment aus Buntmetall. Funktion nicht näher Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ
(c
identifizierbar. Material: Buntmetall
Verschollen. Farbe: dunkles Braungrün
Material: Buntmetall Lage des Objekts: Kopf
Lage des Objekts: unbekannt Länge: 2,6 cm, Breite: 2,1 cm, Dicke: 0,15 cm
Tafel 27/4 Tafel 28/2a
9. Eisennagel. Korrodiert. Holzreste haften an der 3. Kopfschmuckring. Patiniert. Zu einem Paar gehörig.
Oberfläche. Möglicherweise ein Sargnagel. Annähernd ovale Form. Verschluss nicht erhalten.
Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ
Material: Eisen Material: Buntmetall
Farbe: dunkelbraun Farbe: dunkles Braungrün
Lage des Objekts: unbekannt Lage des Objekts: Kopf
Länge: 3,56 cm, Dm: 1 cm Länge: 2,9 cm, Breite: 2,25 cm, Dicke: 0,15 cm
Tafel 27/5 Tafel 28/2b
4. Fingerring mit abgeflachtem, D-förmigem Quer­
Grab 27/1960 schnitt. Patiniert. Offene, überlappende Enden. Unver­
Drei Steinsetzungen im Grab: erste 15 cm unter Ra­ ziert.
senkante, in 0,4 m Tiefe die zweite, in 1,8 m Tiefe, unter Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ
dem Skelett, die dritte. Material: Buntmetall
Grabtyp: Einzelgrab Farbe: dunkelgrün
)
Grabbau: Erdgrube Lage des Objekts: Hand rechts
Grabform: Flachgrab Breite: 0,3 cm, Dicke: 0,06 cm, Dm: 2,15 cm
Grabtiefe: 1,5 m Tafel 28/3
Anzahl der Bestattungen: 1
Bestattung 1 Grab 28/1960
Skelett in gestreckter Rückenlage. Altersmerkmale des cra­ Über der Bestattung dreischichtige Steinsetzung.
nialen und postcranialen Skeletts divergieren sehr stark. Grabtyp: Einzelgrab
Körperskelett: Matur bis senil. Schädel: juvenil. Zusätz­ Grabbau: Erdgrube
lich zu den drei Steinlagen aus der Grabverfüllung parti­ Grabform: Flachgrab
elle Steinsetzung um das Skelett. Grabtiefe: 1,2 m

—  130  —
Anzahl der Bestattungen: 1 Lage des Objekts: Oberschenkel rechts
Bestattung 1 Länge: 3,4 cm, Breite: 2,3 cm, Dicke: 0,9 cm
Skelett in gestreckter Rückenlage. Mit partieller Steinset­ Tafel 28/8
zung umrahmt. 6. Gürtelschnalle. Stark korrodiert. Annähernd ova­
Bestattungstyp: Körperbestattung le Form. Teil des abgebrochenen Dorns am Rahmen an­- 
Geschlecht: Mann korrodiert.
Alter: 35–40 Jahre, Altersstufe: Adult Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ
Orientierung: 333°/NNW-SSO Material: Eisen
Körperhaltung: gestreckte Rückenlage Farbe: rostbraun, dunkelbraun
Beigaben/Funde Lage des Objekts: Becken rechts
1. Griffangelmesser. Stark korrodiert. Reste von orga­ Länge: 5,1 cm, Breite: 4,9 cm, Dicke: 0,55 cm
nischem Material an Angel und Klinge. Schneide zur Spit­ Tafel 29/1
ze hin gebogen.
Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ Grab 29/1960
Material: Eisen Grabtyp: Einzelgrab
Farbe: rostbraun, dunkelbraun Grabbau: Erdgrube
Lage des Objekts: Becken links Grabform: Flachgrab
Länge: 16,1 cm, Breite: 2,4 cm, Dicke: 0,2 cm Grabtiefe: 0,95 m
(c
Tafel 28/4 Anzahl der Bestattungen: 1
2. Mundblech einer Sax- oder Schwertscheide. Stark Bestattung 1
korrodiert. Unverziert. Verbreiterte, offene Enden. Ver­ Nur Schädelfragmente.
nietet. Einfacher Niet mit flachem, rundem Kopf. Bestattungstyp: Körperbestattung
Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ Geschlecht: unbekannt
Material: Eisen Altersstufe: Fetus-Neonatus
Farbe: rostbraun, dunkelbraun Orientierung: 359°/N-S
Lage des Objekts: unbekannt Beigabenlos
Länge: 5,2 cm, Breite: 1,9 cm, Dicke: 0,25 cm
Tafel 28/5 Grab 30/1960
3. Mundblech. Stark korrodiert. Unverziert. Verbrei­ Grabtyp: Einzelgrab
terte, offene Enden. Vernietet. Einfacher Niet mit flachem, Grabbau: Erdgrube
rundem Kopf. Zerbrochen. Grabform: Flachgrab
Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ Grabtiefe: 0,85 m
Material: Eisen Anzahl der Bestattungen: 1
Farbe: rostbraun, dunkelbraun Bestattung 1
Lage des Objekts: unbekannt Skelett in gestreckter Rückenlage.
Länge: 3,7 cm, Breite: 1,15 cm, Dicke: 0,4 cm Bestattungstyp: Körperbestattung
Tafel 28/6 Geschlecht: unbekannt
)
4. Fragment aus Eisen. Korrodiert. Alter: 4–5 Jahre, Altersstufe: Infans I
Verschollen Orientierung: 360°/N-S
Material: Eisen Körperhaltung: Rückenlage
Lage des Objekts: unbekannt Beigaben/Funde
Tafel 28/7 1. Ohrgehänge mit Spiralende. Patiniert. Zu einem
5. Zwinge. Stark korrodiert. Quadratische Zwinge mit Paar gehörig. Aus einem Stück Draht gefertigt. Hakenför­
abgehendem Metallstiel. Textilreste an der Oberfläche. miger Ring, wird durch Einschieben des offenen Endes in
Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ die Spirale verschlossen. Draht mit rundem Querschnitt.
Material: Eisen Konische, zum Ende hin verbreiterte Spirale.
Farbe: rostbraun, dunkelbraun Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ

—  131  —
Material: Buntmetall Grabtiefe: 0,75 m
Farbe: dunkelgrün Anzahl der Bestattungen: 1
Lage des Objekts: Kopf Bestattung 1
Länge: 3 cm, Breite: 0,5 cm, Dicke: 0,1 cm Stark fragmentiertes Skelett.
Tafel 29/2a Bestattungstyp: Körperbestattung
2. Ohrgehänge mit Spiralende. Patiniert. Zu einem Paar Geschlecht: unbekannt
gehörig. Aus einem Stück Draht gefertigt. Trägerring abge­ Altersstufe: Infans I
brochen. Draht mit rundem Querschnitt. Konische, zum Orientierung: 323°/NW-SO
Ende hin verbreiterte Spirale. Beigabenlos
Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ
Material: Buntmetall Grab 33/1960
Farbe: dunkelgrün Grabtyp: Einzelgrab
Lage des Objekts: Kopf Grabbau: Erdgrube
Länge: 2,1 cm, Breite: 0,6 cm, Dicke: 0,1 cm Grabform: Flachgrab
Tafel 29/2b Grabtiefe: 1,05 m
Anzahl der Bestattungen: 1
Grab 31/1960 Bestattung 1
Grabtyp: Einzelgrab Skelett in gestreckter Rückenlage.
(c
Grabbau: Erdgrube Bestattungstyp: Körperbestattung
Grabform: Flachgrab Geschlecht: unbekannt
Grabtiefe: 0,85 m Alter: 8–9 Jahre, Altersstufe: Infans II
Anzahl der Bestattungen: 1 Orientierung: 245°/SW-NO
Bestattung 1 Körperhaltung: gestreckte Rückenlage
Skelett in gestreckter Rückenlage. In der Nordwestseite Beigaben/Funde
des Grabes auf Höhe der Bestattung eine partielle Stein­ 1. Ring. Stark korrodiert. Textilreste an der
setzung, in der Schädelgegend noch zweireihig Oberfläche.
aufeinander erhalten. Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ
Bestattungstyp: Körperbestattung Material: Eisen
Geschlecht: unbekannt Farbe: rostbraun, dunkelbraun
Alter: ca. 7 Jahre, Altersstufe: Infans II Lage des Objekts: Oberarm links
Orientierung: 313°/NW-SO Breite: 0,98 cm, Dicke: 0,5 cm, Dm: 1,95 cm
Körperhaltung: gestreckte Rückenlage Tafel 29/4
Zustand: ungestört
Beigaben/Funde Streufunde aus angeschnittenem
1. Fingerring mit D-förmigem Querschnitt. Patiniert. römischeM Haus 1960
Offene, überlappende Enden. Unverziert. Funde
Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ 1. Gürtelschnalle. Dreieckiger Beschlag auf länglich
)
Material: Buntmetall ovalem Rahmen. Ritzverziert.
Farbe: blaugrün Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ
Lage des Objekts: Hand rechts Material: Buntmetall
Breite: 0,22 cm, Dicke: 0,1 cm, Dm: 1,65 cm Farbe: dunkelgrün
Tafel 29/3 Länge: 5,5 cm, Breite: 4 cm, Dicke: 0,5 cm
Tafel 30/1
Grab 32/1960 2. Buntmetallstäbchen.
Grabtyp: Einzelgrab Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ
Grabbau: Erdgrube Material: Buntmetall
Grabform: Flachgrab Farbe: grüngrau

—  132  —
Länge: 4,5 cm, Breite: 0,5 cm, Dicke: 0,25 cm 11. Bodenfragment eines Glasgefäßes.
Tafel 30/2 Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ
3. Doppelte Metallöse mit massivem Mittelteil. Material: Glas
Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ Farbe: hellgelb
Material: Buntmetall Länge: 2 cm, Breite: 1,7 cm, Dicke: 0,7 cm
Farbe: grüngrau Tafel 31/3
Länge: 2,5 cm, Breite: 0,5 cm, Dicke: 0,25 cm 12. Randbruchstück eines Gefäßes.
Tafel 30/3 Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ
4. Metallhenkel. Gegossen. Fragmentiert. Material: Ton
Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ Farbe: schwarz
Material: Buntmetall Länge: 1,3 cm, Breite: 1,1 cm, Dicke: 0,5 cm
Farbe: türkis Tafel 31/4
Tafel 30/4 13. Randstück eines Glasgefäßes. Keulenförmiger
5. Stiluskopfnadel. Flacher Kopf. Rillenzier am Hals. Rand.
Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ
Material: Buntmetall Material: Glas
Farbe: türkis Farbe: türkis
Länge: 7,7 cm, Dicke: 0,3 cm Länge: 2,4 cm, Breite: 0,9 cm, Dicke: 0,4 cm
(c
Tafel 30/5 Tafel 31/5
6. Fingerring mit Mittelerhebung. Offene Enden. 14. Flaschenhalsfragment aus gelbem Glas.
Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ
Material: Buntmetall Material: Glas
Farbe: grün, braun Farbe: hellgelb
Dicke: 0,2 cm, Dm: 2,2 cm Länge: 4,1 cm, Breite: 3,2 cm, Dicke: 0,3 cm
Tafel 30/6 Tafel 31/6
7. Pfeilspitze. Verbogen. 15. Feuerstein.
Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ
Material: Eisen Material: Stein
Farbe: dunkelbraun Farbe: rot
Länge: 5,3 cm, Breite: 3,2 cm, Dicke: 0,4 cm Länge: 3,7 cm, Breite: 3 cm, Dicke: 1 cm
Tafel 30/7 Tafel 31/8
8. Mehrere römische Münzen. 16. Feuerstein
Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ
Material: Buntmetall Material: Buntmetall
9. Spinnwirtel. Stark graphittonhältig. V-förmige Farbe: dunkles Graugrün
Kerbverzierung. Länge: 4,1 cm, Breite: 2,2 cm, Dicke: 0,9 cm
Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ Tafel 31/7
)
Material: Ton 17. Buntmetallfragment.
Farbe: graubraun Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ
Dicke: 1,1 cm, Dm: 4 cm Material: Buntmetall
Tafel 31/1 Farbe: grün
10. Spinnwirtelfragment. Graphittiert. Länge: 2,3 cm, Breite: 1,2 cm, Dicke: 0,25 cm
Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ
Material: Ton Grab 1/1978
Farbe: rotbraun Grab 1/1978 wurde beim Bau einer Künette entdeckt und
Dicke: 1,3 cm, Dm: 3,8 cm nicht dokumentiert. Lediglich die Lage der Künette ist
Tafel 31/2 bekannt.

—  133  —
Grabtyp: Einzelgrab Dm: 5,9 cm
Grabbau: Tafel 32/3, 39/4
Grabform: 4. Brakteatfragment. Rahmen und gerillte Öse erhal­
Grabtiefe: ten. Sechs Scheinnieten am Rahmen.
Anzahl der Bestattungen: 1 Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ
Bestattung 1 Material: Gold
Angebliche Orientierung des Skelettes N-S. Farbe: goldgelb
Bestattungstyp: Körperbestattung Lage des Objekts: unbekannt
Geschlecht: Frau Länge: 1,6 cm, Breite: 0,5 cm, Dicke: 0,1 cm
Alter: unbekannt Tafel 32/4
Zustand: gestört 5. Bommelrest aus Pressblech. Gegliedert.
Beigaben/Funde Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ
1. Stabarmreifen mit viereckigem Querschnitt. Pati­ Material: Buntmetall, Vergoldung
niert. Kreisaugenzier. Offene Enden. Farbe: gold, türkis
Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ Lage des Objekts: unbekannt
Material: Buntmetall Länge: 1,6 cm, Breite: 1 cm, Dicke: 0,4 cm
Farbe: grünblau Tafel 32/5
Lage des Objekts: unbekannt 6. Silbernes Körbchen. Ursprünglich vermutlich
(c
Dicke: 0,4 cm, Dm: 7,6 cm 7-eckig.
Tafel 32/1 Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ
2. Stabarmreifen mit viereckigem Querschnitt. Pati­ Material: Silber
niert. Ritz- und Kerbverzierungen. Farbe: grau, schwarz
Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ Lage des Objekts: unbekannt
Material: Buntmetall Dicke: 0,05 cm, Dm: 0,7 cm
Farbe: grünblau Tafel 32/6
Lage des Objekts: unbekannt 7. Halskette aus 58 Perlen bestehend: 49× einfach, blau,
Dicke: 0,45 cm, Dm: 7,4 cm opak, rundlich abgeflacht, gezogen; 5× Mosaikaugenper­
Tafel 32/2 len des Typs 01, Variante 0120 nach R. Andrae (1973),
3. Vierpassförmige Pressblechfibel. Fibelkorpus aus Ei­ olivenförmig mit 2 Augen (weißes, rot eingefasstes Auge
sen. Stark korrodiert. Fragmentiert und ergänzt. Form: mit blauem Mittelpunkt auf gelbem Ring gebettet), Kor­
Vier große Rundungen und vier kleine abwechselnd. An pus aus dunkel- und hellgrünen Streifen, die radial zum
der Rückseite haften Textilspuren mit erkennbarer Gewe­ Auge hinziehen; 2× Mosaikaugenperlen des Typs 04, Va­
bestruktur. Nadel mit mehreren Windungen an Korpus riante 0420 nach R. Andrae (1973), olivenförmig mit 2
angebracht (fragmentiert), liegt auf Achse durch zwei der Augen (weiße und rote Vierecke (weißes Kreuz mit roten
großen Rundungen. Pressblech mit neun Fassungen für Zwickeln) gruppiert um blauen Mittelpunkt auf gelbem
Glaseinlagen o. ä., aus Buntmetall mit Vergoldungsspuren Ring platziert, Korpus aus dunkel- und hellgrünen Strei­
direkt am Korpus montiert (ohne Nieten oder ähnliches, fen, die radial zum Auge hinziehen.
)
vermutlich verlötet oder verklebt). Stark korrodiert und Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ
nur mehr schlecht erhalten. Um die Fassungen Rahmen Material: Glas
aus gerippten Bändern. Zentrale Fassung rundlich, Fas­ Lage des Objekts: unbekannt
sungen in den großen Rundungen oval bis nierenförmig, Tafel 32/7
in den kleinen oval (90° verdreht im Gegensatz zu groß­ 8. Rest einer Scheiben- oder Vierpassfibel. Angeblich
en). Einlagen nicht erhalten. ähnlich wie oben genanntes Stück. Vermutlich jedoch
Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ Bruchstücke der erstgenannten Fibel.
Material: Eisen, Buntmetall Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ
Farbe: braun, türkis-grün Material: Eisen, Buntmetall
Lage des Objekts: unbekannt Farbe: rostbraun

—  134  —
Lage des Objekts: unbekannt Grabbau: Erdgrube
Tafel 32/8 Grabform: Flachgrab
Anzahl der Bestattungen: 1
Grab 1/1987 Bestattung 1
Das Grab 1/1987 liegt im rechten Winkel zu Grab 3/1987, Skelett in gestreckter Rückenlage, linker Arm parallel zum
wobei sich die beiden Gräber berühren. Rumpf, rechter Arm in der Mitte des Beckens. Schädel
Grabtyp: Einzelgrab stark fragmentiert, postcraniales Skelett etwas erodiert.
Grabbau: Erdgrube Bestattungstyp: Körperbestattung
Grabform: Flachgrab Geschlecht: Mann
Anzahl der Bestattungen: 1 Altersstufe: Matur
Bestattung 1 Orientierung: 318°/NW-SO
Skelett in gestreckter Rückenlage, Schädel auf linker Körperhaltung: gestreckte Rückenlage
Wange, linker Arm auf linkem Oberschenkel, rechter Beigaben/Funde
quer über dem Becken auf der linken Hüfte. Schädel in­ 1. Feuerstahl. Korrodiert. Leicht nierenförmig. Mittel­
takt, an den Zähnen starke Abkauungsspuren. ständiger Fortsatz.
Bestattungstyp: Körperbestattung Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ
Geschlecht: Mann Material: Eisen
Alter: 50–60 Jahre, Altersstufe: Matur Farbe: dunkelbraun
(c
Orientierung: 227°/SW-NO Lage des Objekts: unbekannt
Körperhaltung: gestreckte Rückenlage Länge: 5,65 cm, Breite: 2,2 cm, Dicke: 0,4 cm
Beigaben/Funde Tafel 33/1
1. Münze. Oberfläche komplett aberodiert. Nicht nä­ 2. Eisennagel. Stark korrodiert. Möglicherweise ein
her bestimm- oder datierbar. Sargnagel.
Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ
Material: Buntmetall Material: Eisen
Farbe: graugrün Farbe: schwarzbraun
Lage des Objekts: unbekannt Lage des Objekts: unbekannt
Länge: 1,7 cm, Breite: 1,4 cm, Dicke: 0,5 cm, Dm: 1,1 cm
Grab 2/1987 Tafel 33/2
Grabtyp: Einzelgrab 3. Griffangelmesser. Korrodiert. Holzreste an der An­
Grabbau: Erdgrube gel vorhanden. Schneide leicht zur Spitze hin gebogen.
Grabform: Flachgrab Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ
Anzahl der Bestattungen: 1 Material: Eisen
Bestattung 1 Farbe: rostbraun, dunkelbraun
Skelett in gestreckter Rückenlage, Hände auf dem Becken. Lage des Objekts: Bauch
Haltung des Beinskelettes X-förmig. Länge: 18,2 cm, Breite: 2,2 cm, Dicke: 0,34 cm
Bestattungstyp: Körperbestattung Tafel 33/3
)
Geschlecht: unbekannt 4. Feuerstein.
Altersstufe: Infans II Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ
Orientierung: 90°/O-W Material: Stein
Körperhaltung: gestreckte Rückenlage Farbe: grau
Beigabenlos Lage des Objekts: unbekannt
Länge: 1,9 cm, Breite: 1,7 cm, Dicke: 0,6 cm
Grab 3/1987 Tafel 33/4
Grab 3/1987 liegt im rechten Winkel zu Grab 1/1987, wo­ 5. Fibelfragment aus Buntmetall. Fuß und Nadelhal­
bei sich die beiden Gräber berühren. ter erhalten. Am Fuß befindet sich ein kleiner, profilierter
Grabtyp: Einzelgrab Knopf. Am beginnenden Bügel ist ein zweireihiges Zick-

—  135  —
Zack-Muster angebracht. Grab 6/1987
Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ Grabtyp: Einzelgrab
Material: Buntmetall Grabbau: Erdgrube
Farbe: grünblau Grabform: Flachgrab
Lage des Objekts: aus der Grabverfüllung Anzahl der Bestattungen: 1
Länge: 1,8 cm, Breite: 0,4 cm, Höhe: 1,6 cm Bestattung 1
Tafel 33/5 Skelett in gestreckter Rückenlage, Hände auf dem Be­
6. Millefiorifragment. Blumenmuster in gelb, grün, rot, cken liegend. Kopf auf rechter Wange. Massiver Kno­
blau. chenbau, Langknochen allerdings nur fragmentarisch
Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ erhalten. ­Molare stark abgenützt, aber noch nicht bis zur
Material: Glas Pulpahöhle.
Farbe: polychrom Bestattungstyp: Körperbestattung
Lage des Objekts: aus der Grabverfüllung Geschlecht: Mann
Länge: 1,7 cm, Breite: 1,6 cm Alter: 35–40 Jahre, Altersstufe: Adult
Tafel 33/6 Orientierung: 325°/NW-SO
Körperhaltung: gestreckte Rückenlage
Grab 4/1987 Zustand: ungestört
Grabtyp: Einzelgrab Beigaben/Funde
(c
Grabbau: Erdgrube 1. Ovale Gürtelschnalle. Korrodiert. Dorn ist am Rah­
Grabform: Flachgrab men ankorrodiert.
Anzahl der Bestattungen: 1 Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ
Bestattung 1 Material: Eisen
Skelett in gestreckter Rückenlage. Knochen schlecht erhal-  Farbe: dunkelbraun, schwarzbraun
ten. Lage des Objekts: unbekannt
Bestattungstyp: Körperbestattung Länge: 4,7 cm, Breite: 3,8 cm, Dicke: 0,7 cm
Geschlecht: unbekannt Tafel 34/1
Altersstufe: Infans I 2. Römische Münze. Claudius II. Antoninian. Geprägt
Orientierung: 221°/SW-NO in Rom um 270 n. Chr. RIC 259.
Körperhaltung: gestreckte Rückenlage Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ
Zustand: ungestört Material: Buntmetall
Beigabenlos Lage des Objekts: unbekannt
Tafel 34/2
Grab 5/1987 3. Eisenbolzen. Korrodiert. Rechteckiger Querschnitt,
Grabtyp: Einzelgrab angespitzt, leicht verkrümmt.
Grabbau: Erdgrube Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ
Grabform: Flachgrab Material: Eisen
Anzahl der Bestattungen: 1 Farbe: dunkelbraun
)
Bestattung 1 Lage des Objekts: unbekannt
Postcraniales Skelett in Rückenlage. Cranium fehlt. Länge: 5,5 cm, Breite: 0,7 cm, Höhe: 0,55 cm
Bestattungstyp: Körperbestattung Tafel 34/3
Geschlecht: unbekannt 4. Griffangelmesser. Stark korrodiert. Griff abgebro­
Altersstufe: Infans I chen. Geschweifte Klinge, leicht gewölbter Rücken.
Orientierung: 358°/N-S Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ
Körperhaltung: Rückenlage Material: Eisen
Zustand: gestört Farbe: rostbraun, dunkelbraun
Beigabenlos Lage des Objekts: unbekannt
Länge: 13 cm, Breite: 2,3 cm, Dicke: 0,4 cm

—  136  —
Tafel 34/4 Lage des Objekts: Kopf
5. Schweinsfemur eines Jungtiers. Vermutlich Speise-  Länge: 4,3 cm, Dicke: 0,05 cm, Dm: 1,2 cm 
beigabe. Tafel 34/5b
Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ 3. Schildchenfingerring. Patiniert. Ovales Schildchen mit
Material: Bein Punzbuckelverzierung, setzt sich deutlich vom Ring ab.
Farbe: naturweiß Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ
Lage des Objekts: unbekannt Material: Buntmetall
Farbe: grünblau
Grab 7/1987 Lage des Objekts: Hand rechts
Grabtyp: Einzelgrab Breite: 0,4 cm, Höhe: 1,1 cm, Dicke: 0,05 cm, Dm: 2,3 cm
Grabbau: Erdgrube Tafel 34/6
Grabform: Flachgrab
Anzahl der Bestattungen: 1 Grab 8/1987
Bestattung 1 Grabtyp: Einzelgrab
Skelett in gestreckter Rückenlage, rechte Hand auf Ober­ Grabbau: Erdgrube
schenkel, linker Arm parallel zum Körper. Cranium und Grabform: Flachgrab
Postcranium stark fragmentiert, am linken Os occipitale Anzahl der Bestattungen: 1
lässt sich, wie auch am rechten Collum femoris, Bronze­ Bestattung 1
(c
patina feststellen. Skelett in gestreckter Rückenlage, Kopf auf der linken Sei­
Bestattungstyp: Körperbestattung te liegend. Linke Hand im Becken, rechte Hand auf Ober­
Geschlecht: Frau schenkel. Vermutlich weibliches Individuum (spezifische
Alter: 20–25 Jahre, Altersstufe: Adult Merkmale am Schädel und am Becken), jedoch noch nicht
Orientierung: 308°/NW-SO ausgewachsen (offene Wachstumsfugen). M1 bereits mit
Körperhaltung: gestreckte Rückenlage deutlichen Abnutzungsspuren. Kreuzschädel. Gut erhal­
Zustand: ungestört tener Gesichtsschädel, Postcranium stark erodiert.
Beigaben/Funde Bestattungstyp: Körperbestattung
1. Ohrring mit Blechperlenanhänger und Pendel. Pati­ Geschlecht: Frau?
niert. Zu einem Paar gehörig. Ring länglich-oval geformt. Alter: 15–18 Jahre, Altersstufe: Juvenis
Hakenverschluss erhalten. Bikonische Blechperle, zwei­ Orientierung: 324°/NW-SO
schalig mit glatter Naht, auf Splint aufgeschoben. Am Körperhaltung: gestreckte Rückenlage
Splint hängt ein mehrfach eingedrehter Draht mit ein­ Zustand: ungestört
fachem Schlaufenende. Beigabenlos
Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ
Material: Buntmetall Grab 9/1987
Farbe: graugrün Grabtyp: Mehrfachgrab
Lage des Objekts: Kopf Grabbau: Erdgrube
Länge: 4,5 cm, Dicke: 0,05 cm, Dm: 1,1 cm Grabform: Flachgrab
)
Tafel 34/5a Anzahl der Bestattungen: 2
2. Ohrring mit Blechperlenanhänger und Pendel. Pati­ Bestattung 1
niert. Zu einem Paar gehörig. Ring länglich-oval geformt. Skelett in gestreckter Rückenlage bestattet, linke Hand
Verschluss nicht erhalten. Bikonische Blechperle, zwei­ im Becken, rechte am Oberschenkel. Nachbestattung. In­
schalig mit glatter Naht, auf Splint aufgeschoben. Am dividuum mit Kreuzschädel, postcraniales Skelett stark
Splint hängt ein mehrfach eingedrehter Draht mit ein­ erodiert.
fachem Schlaufenende. Bestattungstyp: Körperbestattung
Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ Geschlecht: Frau
Material: Buntmetall Altersstufe: Adult
Farbe: graugrün Orientierung: 321°/NW-SO

—  137  —
Körperhaltung: gestreckte Rückenlage Farbe: dunkelblau
Zustand: ungestört Lage des Objekts: unbekannt
Beigabenlos Breite: 0,9 cm Höhe: 0,65 cm, Dm: 0,34 cm
Bestattung 2 Tafel 35/1
Ältere Bestattung des Grabes 9/1987. Nur mehr Beinske­ 2. Nadel oder Klammer. Teil abgebrochen. Rundsta­
lett, beiseite geräumt am Rand des Grabes, erhalten. biger Querschnitt.
Bestattungstyp: Körperbestattung Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ
Geschlecht: unbekannt Material: Buntmetall
Altersstufe: Adult Farbe: dunkelgrün
Orientierung: 321°/NW-SO Lage des Objekts: unbekannt
Körperhaltung: nicht bestimmbar Länge: 4,4 cm, Breite: 1,5 cm, Dicke: 0,2 cm
Zustand: zerstört Tafel 35/2
Beigabenlos 3. Griffangelmesser. Korrodiert. Holzreste an der An­
gel. Absatzwulst am Übergang Klinge-Angel. Schneide
Grab 10/1987 leicht zur Spitze hin gebogen. Sehr kleines Messer.
Grabtyp: Einzelgrab Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ
Grabbau: Erdgrube Material: Eisen
Grabform: Flachgrab Farbe: rostbraun, dunkelbraun
(c
Anzahl der Bestattungen: 1 Lage des Objekts: Oberarm links
Bestattung 1 Länge: 14,5 cm, Breite: 1,3 cm, Dicke: 0,23 cm
Skelett in gestreckter Rückenlage, Schädel auf linker Seite Tafel 35/3
liegend. Arme parallel zum Körper. 4. Drahtring. Stark korrodiert. Offene, überlappende
Sowohl am Os occipitale, als auch am linken Angulus Enden. Unverziert. Eventuell Zopfbinder.
mandibulae Bronzepatina sichtbar. Am Scheitel Eisen­ Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ
rückstände. Postcraniales Skelett etwas erodiert, Cranium Material: Buntmetall
nur fragmentarisch erhalten. An den Molaren erste Abra­ Farbe: dunkelgrün
sionsspuren ersichtlich. Lage des Objekts: Kopf
Bestattungstyp: Körperbestattung Dicke: 0,1 cm, Dm: 1,6 cm
Geschlecht: Frau Tafel 35/4
Alter: 20–30 Jahre, Altersstufe: Adult 5. Bandfingerring. Patiniert. Offene, überlappende En­
Orientierung: 323°/NW-SO den. Unverziert.
Körperhaltung: gestreckte Rückenlage Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ
Zustand: ungestört Material: Buntmetall
Beigaben/Funde Farbe: grünblau
1. Melonenperle. Dunkelblau. Sehr schwach translu­ Lage des Objekts: Hand rechts
zid. Zwölf Längsrippen. Gewickelt und eingedrückt. Breite: 0,6 cm, Dicke: 0,07 cm, Dm: 2,1 cm
Verwahrort: Depot Landesmuseum OÖ Tafel 35/5
)
Material: Glas

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