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In seinem Spätwerk Das Sichtbare und das Unsichtbare wendet sich der Philosoph
Maurice Merleau-Ponty der Analyse der „Sichtbarkeit“/„Unsichtbarkeit“ sowie des
„Fleisches“ zu und er tut dies, indem er dem Fleisch eine zentrale Stellung als Bin-
deglied zwischen „Welt“ und „Leib“ zuweist, wenn er schreibt: „Die gesehene Welt ist
nicht ‚in‘ meinem Leib, und mein Leib ist letztlich nicht ‚in‘ der sichtbaren Welt: als
Fleisch, das es mit einem Fleisch zu tun hat, umgibt ihn weder die Welt, noch ist sie
von ihm umgeben; es gibt ein wechselseitiges Eingelassensein und Verflochtensein
des einen ins andere.“² Damit wendet er sich von einer symbolischen Verflechtung
zwischen „Welt“ und „Fleisch“ ab, hin zu einem materialistischen Verflochtensein.
Gleichsam sei Fleisch auch nicht einfach mit bloßer Materie, Substanz oder Geist
gleichzusetzen, sondern es sei ein „Emblem einer allgemeinen Seinsart“³ oder – in
Anlehnung an die „alten natur-philosophischen“ Elemente vorsokratischer oder ari-
stotelischer Provenienz – „im Sinne eines generellen Dinges“⁴ zu verstehen. Dieses
Verflochten-Sein nennt er auch „inkarniertes Prinzip“.⁵ Was hier mit dem Denkmodell
M. Merleau-Ponty, Das Sichtbare und das Unsichtbare (übers. A. Lingis; Evanston, Il.: Borthwestern
University Press, 1968), 139. Der Begriff ‚Fleisch‘ wird auch schon in seinen früheren Werken von
Merleau-Ponty gebraucht, wobei er anfänglich damit eine Differenzierung zwischen ‚Körper‘ und ‚Leib‘
artikuliert (siehe hierfür MWdD, 75); siehe zu der Differenzierung ‚Körper‘ und ‚Leib‘ das Kapitel XIV.
Merleau-Ponty, Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit, 182.
Merleau-Ponty, Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit, 193.
Merleau-Ponty, Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit, 183.
Merleau-Ponty, Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit, 183 f. kann Fleisch zudem folgendermaßen fassen:
„Wenn man sagt, dass die wahrgenommene Sache leibhaft [im franz. dans sa chair] erfasst wird, so ist
dies wörtlich zu nehmen: das Fleisch des Sinnlichen, jene dichte Körnigkeit, die das Erkunden be-
endet, jenes Optimum, das es abschließt, spiegeln meine eigene Inkarnation wider und bilden ihr
Gegenstück.“ (S. 254)
https://doi.org/10.1515/9783110608670-014
Einführung 853
der Verflechtung und des „inkarnierte[n] Prinzip[s]“ gedacht wird, ist eine Annähe-
rung an die ontologische Funktion des Fleisches, die gerade nicht in einer materiellen
Deutung des Geistes oder einer grundlegenden Unterscheidung vom Leib besteht.
Merleau-Ponty entwirft vielmehr ein Verständnis von Intersubjektivität, das zudem
nicht auf der Epistemologie aufbaut, sondern auf dem „Fleisch“, das „sichtbar“ und
„unsichtbar“ zugleich sei. Es ist das Fleisch, das als Verbindungsprinzip von sub-
jektiver und objektiver Ordnung dient. Und es ist das Fleisch, das eine Beziehung zum
Leib und zum anderen Subjekt vor einer personalen Begegnung aufnimmt; er spricht
in diesem Sinne auch von einer reversiblen Dynamik, der Zwischenleiblichkeit⁶ oder
einer präreflexiven Verbindung zwischen den Subjekten. In ihrem Buch Poetics of the
Flesh von 2015, hat Mayra Rivera das Konzept Merleau-Pontys mit der Theologie und
besonders einer johanneischen und paulinischen Theologie ins Gespräch gebracht,⁷
wobei der Begriff „Poetik“ im Sinne E. Geissants als Poetik der Relation den pro-
zesshaften Charakter der Inkarnation betont und somit die soziale Dimension⁸ des
Begriffs ‚Fleisch‘ in den Mittelpunkt stellt.⁹
In antiken Texten wird entgegen dem Gebrauch in der Septuaginta und im Neuen
Testament σάρξ (Fleisch) nur selten als ein Teil des Körpers separat gedeutet und
theoretisch reflektiert. Σάρξ kann das Gewebe des menschlichen und tierischen Kör-
pers bezeichnen, das alle Gliedmaßen umfassen kann, das aber auch selbst eine
Gliedmaße ist; bei Aristoteles meint σάρξ auch den muskulösen Teil des Körpers. Σάρξ
kann gleichsam auch als Begriff für den menschlichen Körper verwandt werden.
Während das Lexem σάρξ in den medizinischen und philosophischen Traktaten in
der klassischen Zeit ohne geringschätzige Bewertung für die Substanz des Körpers,
Merleau-Ponty, Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit, 185: „So kann dieser Kreislauf, den nicht ich her-
vorbringe, sondern der mich hervorbringt, dieses Einrollen des Sichtbaren ins Sichtbare, andere
Körper genauso beseelen wie meinen eigenen, […] so ist das Eingefangensein prinzipiell erreicht und
das Feld steht offen für andere Narzisse, für eine ‚Zwischenleiblichkeit‘.“
Zentral sind die folgenden Ausführungen von Rivera, Poetics of the Flesh, die auf ihrer Analyse von
Merleau-Ponty beruhen: „In recognizing her image in the mirror, the child learns that there can be a
viewpoint taken on her. The child notices that she is visible, to herself and to others“ (S. 69). „[M]y
experience of my body, is always already entwined with images that others have of me. […] I borrow
myself from others“ (S. 70). Zu danken ist an dieser Stelle Karen King, mit der die möglichen exege-
tischen Konsequenzen für neutestamentliche Exegese wie auch für die Tertullians und Irenäus’ aus-
führlich erläutert wurden.
Rivera, Poetics of the Flesh, 9: „Words do not simply mirror what is, or express the thoughts and
desires of a person, but rather shape reality and subjectivity […]. We are interested in processes of
materialization – not just in matter.“
Im Gegensatz zu Merleau-Ponty unterscheidet Rivera nicht strikt zwischen ‚Körper‘ und ‚Fleisch‘, um
ihre Betonung auf diesen prozesshaften Charakter nicht vorschnell aufgeben zu müssen.
854 Kapitel XIII: Σάρξ
des Körpergewebes, gewählt wird, steht die Substanz des Körpers besonders in Texten
stoischer Provenienz unter dem Verdikt der Zweitklassigkeit oder Wertlosigkeit. Die-
ses artikuliert sich in der Wahl des Diminutivs wie ‚Fleischchen‘, σάρκιον.¹⁰ Das
Fleisch wird strikt stoisch als eine Vielzahl materieller Bestandteile des Körpers be-
griffen, die lediglich in einer Verkleinerungstendenz gedacht werden können. Die Welt
des Körperlichen scheint dementsprechend immer kleiner zu werden. Zudem finden
sich auch Synonyme für das Lexem σάρξ wie etwa ‚Erde‘ γῆ, ‚verworfener Mensch‘
βάραθρος,¹¹ ‚das Fleischige‘ pulpa ¹² (oft für das ‚Lüsterne‘) oder gar ‚Leichnam‘
νεκρόν.¹³
In antiken naturphilosophischen Texten wird σάρξ gleichermaßen im Singular
wie im Plural (σάρκες) verwendet, was sich an dem pseudo-hippokratischen Traktat
De carnibus (περὶ σαρκῶν, Über die Fleische) zeigt. Wie sein Titel indiziert, umfasst die
Abhandlung alle Teile oder Gliedmaßen des Körpers wie auch der verschiedenen
Organe, ohne auch nur einmal den Begriff Fleisch (σάρξ) außerhalb des Titels zu er-
wähnen.¹⁴ Die plurale Form, die man in hippokratischen Abhandlungen ebenso findet
wie in der Septuaginta (hingegen selten im NT), kann möglicherweise dadurch erklärt
werden, dass eben diese Abhandlungen ein umfassendes Konzept des menschlichen
Körpers vermissen lassen oder aber, dass sie den Körper in seinen Teilen wahrge-
nommen haben.
2.1 Schöpfungsmythen
Biblische Anthropologie ist mit dem Gedanken der Schaffung des Menschen durch
Gott vertraut, der uns in der Septuaginta nicht nur durch die Schöpfungsberichte in
Gen 2,7, Hi 10,9 – 11 oder Ps 8 überliefert ist. Die Menschenschöpfung ist auch einigen
medizinischen Traktaten wohlvertraut, freilich mit anderen Zuspitzungen und nicht in
einheitlicher Weise. Anaxagoras stellte sich dem Problem, wie Werden und Vergehen
nach Parmenides zu erklären sei. Für die Beantwortung der Frage zieht er verschie-
dene Begrifflichkeiten hinzu: ‚Samen‘, ‚Verstand‘, ‚Fleisch‘ (σπέρμα, νοῦς und σάρξ
werden explizit genannt) und Kraft (δύναμις wird implizit vorausgesetzt und erst
hinsichtlich der Ernährung ausführlich thematisiert).
Anaxagoras kommt das Verdienst zu, den Begriff des Samens (σπέρμα) neu in die
Naturphilosophie eingeführt zu haben: In allen Verbindungen und primordialen Mi-
schungen des Kosmos sei Vieles und Mannigfaltiges enthalten und „Samen von allen
Dingen, die mannigfache Formen haben, Oberflächen und Gerüche“.¹⁵ Neben den
Oppositionen, die vor der Diakrisis zur Bildung der Weltphänomene zusammen vor-
handen gewesen seien, nennt Anaxagoras auch Samen und Fleisch. So fragt er in
Fragment 10: „Denn wie wohl könnte Haar aus Nicht-Haar entstehen und Fleisch aus
Nicht-Fleisch?“¹⁶ In DK 59 B10 wird der Prozess des Wechsels anhand der Ernährung
thematisiert: Ernährt man sich von Fleisch, so werden dem Körper jene δυνάμεις
zugeführt, die bestimmten körpereigenen Substanzen Ingredienzen mitbringen, so-
dass die Kräfte (δυνάμεις) dominieren. Die Schrift De carnibus deutet als Ausgangs-
punkt für die Schöpfung des Menschen das θερμόν, das Warme, Heiße. Mit diesem
Begriff scheint der Autor freilich weniger ein physikalisches oder ein natürliches
Phänomen zu meinen, als vielmehr eine Art göttliche Kraft, der gottähnlich Un-
sterblichkeit, Allwissenheit und Allmacht zukommt. Diese Kraft ist Grundlage für den
Makrokosmos und ebenso für alle Teile des Menschen, den Mikrokosmos. Ein Frag-
ment, das man dem Anthologium des Stobaios zuschreibt (1,49,60,20 – 24), diskutiert
gleichsam die Frage, wie eine transphänomenale, göttliche Kraft ihren Eingang in das
menschliche Wesen findet. Das Fragment verweist auf die göttliche Kraft, die die Seele
umfasst und mit Fleisch einkleidet.
Siehe dazu ausführlich in Kapitel X 4. Schöpfung, Wirkmacht und Universum und Text 32 in Ka-
pitel XIII.
Siehe etwa zu den Knochen Aristot. hist. an. VIII 2. 646b25; part. an. II 9. 655b23; vgl. zu den
Knochen zudem auch Alex. Aphr. in an. 98.10, zu den Sehnen Plat. Tim. 74b; 82c; 84a; Aristot. part.an. I
5. 645a29; II 1. 646b25; Alex. Aphr. mixt. 15 und zum Blut Eur. fr. 687,1 f.
Siehe zudem Aristot. hist. an. III 16. 519b26 – 28.
Von Interesse sind zudem seine Ausführungen zu der Funktion der Knochen und Knorpel im Fisch.
Siehe weiter unten Text 33 in diesem Kapitel.
856 Kapitel XIII: Σάρξ
um des Fleisches willen geschaffen ist.²⁰ Fleisch hafte an den Knochen lediglich mit
der Hilfe von Strängen fibrosierenden, feinen Narbengewebes. Um diese Funktion zu
illustrieren bedient sich Aristoteles der folgenden Analogie: Die grobe Grundstruktur
der Knochen und die zarte Verbindung mit dem Fleisch verhalte sich nach ver-
gleichbaren Prinzipien wie ein Künstler, der mit Ton arbeite: Zunächst erstellt der
Künstler einen grundlegenden Körper, der aus Ton oder vergleichbarem Material
hergestellt wird. Die zarteren Details werden dann erst in einem nächsten Schritt mit
diesem Grundmaterial verbunden. Demnach bilden die Knochen das grundlegende
Gefüge oder Gerüst, das dann durch Fleisch geprägt und modelliert werde. Fleisch ist
demnach das essentielle Element oder die essentielle Komponente des Körpers; und
es ist gewiss der Teil, der den äußeren, sichtbaren Körper formt.
Fleisch (σάρξ) wird zudem eine zentrale Rolle bei der Bildung der Geschlechter
zugedacht und hat damit auch eine große Bedeutung in deren Verhältnisbestimmung
zur Natur (φύσις). Folgende fundamentale Bestimmung des Wesens des Körpers be-
zieht sich nicht ausschließlich auf das Corpus Hippocraticum: Das Fleisch (σάρξ) eines
weiblichen Wesens sei poröser und weniger straff und kompakt als das von Männern.
So kann das folgende Beispiel belegen: „Indem das Fleisch [des Mannes] kompakter
ist als das der Frau, ist das Fleisch des Mannes nicht so stark mit Blut gefüllt, sodass
keine Schmerzen aufkommen, wenn Teile des Blutes nicht Monat für Monat ausflie-
ßen. Ein männlicher Körper bildet nur so viel Blut, wie er zur Nahrung seines Körpers
benötigt. Indem sein Körper nicht porös ist, ist er weder überfordert, noch aufgrund
der Überfülle überhitzt wie der Körper einer Frau. Dass ein Mann körperlich härter
arbeitet als eine Frau, trägt sicher zu diesem Umstand bei einem männlichen Körper
bei, denn seine harte Arbeit verbraucht Feuchtigkeit.“²¹ Das poröse Fleisch und das
Menstruationsblut werden als Indikatoren für einen „Überfluss“ an Körpersäften im
weiblichen Körper gedeutet und schon allein dieses Ungleichgewicht sei ungesund. Es
ist sicherlich bemerkenswert, dass die Frage, warum das Menstruationsblut ein re-
gelmäßiges Phänomen darstellt, in den frühen Quellen nicht diskutiert wird. Grund-
legend mag dafür die Oikonomia-Philosophie sein, die einen Bezug zwischen der
häuslichen Arbeit und der geschlechtsbezogenen Konstitution herstellt.²² Diese mag
man auch anhand des folgenden Textabschnitts mitlesen, der wiederum das Haupt-
augenmerk auf Ernährung und Diätetik legt: „Für Frauen ist es notwendig, in einer
austrocknenden Weise behandelt zu werden, denn trockene Nahrungsmittel sind für
deren weiche, fleischliche Teile hilfreicher und unverwässerte Getränke sind besser
für deren Uterus und für die Ernährung des Embryos.“²³
Siehe besonders Aristot. part. an. II 9. 654a32– 655a; siehe auch in diesem Kapitel die Texte 12 und
28.
CH Mul. I 1. Siehe zudem CH Mul. I 1 (VIII 12.18 ff. Littré). Siehe dazu ausführlich Kapitel VIII Text 34,
35 und 44 und die ausführliche Einleitung in das Kapitel.
Siehe dazu vertiefend die Einleitung in Kapitel VIII sowie Text 35.
Gal. HNH 3,25 (XV 210,10 Kühn; CMG V 9,1 107,3 – 6).
Einführung 857
Siehe zudem den doxographischen Überblick bei Gal. Sem. II 1,15 – 24 (CMG 146,20 – 148,24 Lacy;
IV 596.4– 598.7 Kühn), die ausführlich in dem Kapitel VIII zu γυνή diskutiert werden: „Herophilos sagt,
dass – ich weiß auch nicht wie – der weibliche Samen ausgegossen wird, dennoch schrieb er im dritten
Buch der ‚Anatomie‘ genau über die Hoden. Am Anfang spricht er ungefähr so: ‚Der Gebärmutter sind
aus den Seiten ‚Zwillinge‘ (Hoden) gewachsen, auf jeder Seite, die sich nur wenig von denen des
Mannes unterscheiden.‘ Danach, nicht viel später in der Reihe, [spricht er] folgendermaßen: ‚Hoden
sind den Frauen an jeder Schulter der Gebärmutter angewachsen, der eine auf der rechten, der andere
auf der linken Seite, nicht beide in einem Hoden, sondern jeder getrennt, umgeben von einer dünnen
membranartigen Haut, klein und eher flach, den Drüsen ähnlich, im Mantel ringsherum sehnig, fest im
Fleisch, wie auch der der Männer. Bei den Stuten sind sie besonders groß. Sie sind mit vielen Bändern
an der Gebärmutter angewachsen, mit einer Vene und einer Arterie, die von der Gebärmutter aus in sie
[sc. die Hoden] hineingewachsen sind. Denn es gibt von der Vene und der Arterie aus, die in jeden
einzelnen der Hoden wachsen, eine Vene von der Vene, eine Arterie aber von der Arterie‘.“
CH Oct. 10,1 (VII 449.21– 450.10 Littré); Grensemann Septim. 9,6 (VII 449.21– 450.10 Littré).
858 Kapitel XIII: Σάρξ
beiden verlässlicher und bewährter sei. Ein Kriterium in der Diskussion ist das des
Alters, denn die Konsistenz des Fleisches verändere sich mit zunehmendem Alter
stark. Dieser These sind zahlreiche hippokratische Texte gewidmet.²⁶
In diesem Zusammenhang ist es sicherlich für neutestamentliche Exegese von
Belang, dass in vielen antiken medizinischen Texten ἀσθένεια (Schwachheit) erwähnt
wird. Zudem findet sich in diesen wie auch in naturphilosophischen Texten die Frage
nach dem Verständnis von körperlichen Leiden, bei diesen freilich mit einer völlig
anderen Zuspitzung, wie der folgende Text zeigt: „Sobald das Fleisch irgendwie
Schmerzen empfindet, weil es entweder verrenkt ist oder geschlagen wurde oder etwas
anderes erlitt, kommt es zu einer dunklen Färbung, wie ich zuvor sagte.“²⁷
Siehe z. B. CH Morb. I 22 (VI 182.22– 188.5 Littré); siehe zudem die Texte 36 und 47 in Kapitel XIV,
sowie Abschnitt a) in Kapitel VIII.
CH Morb. I 20,14– 24 (VI 176.20 – 178.5 Littré); siehe zudem Text 30 in diesem Kapitel.
Siehe Solmsen, „Griechische Philosophie und die Entdeckung der Nerven“, 231 ff. und Lloyd, „The
empirical basis of the physiology of the Parva Naturalia“, 219 f.
Siehe die Texte 31 und 32 in diesem Kapitel.
Siehe Aristot. part. an. II 8. 653b29.
Einführung 859
den Körper und dann erst in das Gehirn gelangt wäre, so würde er in den Fleischteilen
und in den Adern das Unterscheidungsvermögen zurückgelassen haben und wäre in
heißem Zustand und keineswegs unvermischt in das Gehirn gelangt, im Gegenteil
vermischt mit der von den Fleischteilen und dem Blut herrührenden Feuchtigkeit,
sodass er nicht mehr vollkommen wäre.“³¹ Diese Sichtweise wird zudem von einem
weiteren Text des Corpus Hippocraticum, De morbis popularibus VI, ergänzt: Bezüglich
des Atems (πνεῦμα) ist die Membran, die das Innere des Körpers und die Luft trennt,
nicht die Haut und ihre Poren, sondern vielmehr das Fleisch. Die Haut erlaubt der
Luft, von außen ungehindert in den Körper einzutreten, wohingegen das Fleisch das
Körperinnere schützt.³² Zudem lesen wir in einem stoischen Traktat des Corpus Hip-
pocraticum: „Einige Teile des Atems der Hitze werden durch die fleischlichen Teile des
Körpers ausgeatmet, andere aber durch die Luftöffnungen des Kopfes. Demnach nennt
er den Atem der Wärme Leben.“³³ Auch nach diesem Text ist das Fleisch (σάρξ) eine
Art Membran, die den Austausch zwischen dem Körperinneren und der Umgebung
des Körpers reguliert. Galen führt diesen Gedanken noch weiter: In De methodus
medendi stellt er eine der Funktionen des Atems dar, die auf der Nahrung des inneren
πνεῦμα basiert. Er beschreibt ebenso den Weg, auf welchem Luft in πνεῦμα trans-
formiert wird. Sie durchläuft dabei unterschiedliche Phasen der Transformation, be-
gleitet von einem Konversionsprozess, der in den Teilen des Körpers abläuft.³⁴
In seiner 1973 erschienenen Anthropologie des Alten Testaments hat Hans Walter Wolff
die Besonderheit des alttestamentlichen Körperverständnisses anhand zweier unter-
schiedlicher Kategorien beschrieben, nämlich der „Stereometrie“ und des „syntheti-
schen Denkens“.³⁵ Mit „Stereometrie“ meint er, dass „Begriffe wie Herz, Seele, Fleisch,
CH Morb.Sacr. 16,1– 17,26 LCL; siehe ausführlich den Kommentar in diesem Band Kapitel V, Text 39,
S. 302 ff.
Siehe die Ausführungen zu den Texten 3 und 9 in diesem Kapitel sowie die Texte 24, 25, 28 und 71 in
Kapitel XIV.
Siehe die Ausführungen in dem Kapitel IX zu πνεῦμα.
Gal. MM XI 3 (X 742.9 – 13 Kühn).
H.W. Wolff, Anthropologie des Alten Testaments (KT 91; 6. Aufl.; München: Chr. Kaiser, 1994, 1973),
22– 23; in eine ähnliche Richtung verweist zuvor schon Werner H. Schmidt, „Anthropologische Begriffe
im Alten Testament. Anmerkungen zum hebräischen Denken“, EvTh 24 (1964): 374– 388. Siehe zudem
E. Dhorme, L’emploi métaphorique des noms de parties du corps en Hébreu et en Akkadien (Paris: Li-
brairie orientaliste Paul Geuthner, 1963); J. Kegler, „Beobachtungen zur Körpererfahrung in der he-
bräischen Bibel“, in Was ist der Mensch …? Beiträge zur Anthropologie des Alten Testaments, Hans
Walter Wolff zum 80. Geburtstag (F. Crüsemann et al. eds., München: Chr. Kaiser, 1992), 28 – 41;
M. Krieg, „Leiblichkeit im Alten Testament“, in Leiblichkeit (idem und H. Weder eds.; ThSt[B] 128;
Zürich, 1983), 7– 29; F.S. McCurley, A Semantic Study of Anatomical Terms in Akkadian, Ugaritic, and
Biblical Literature (Dissertation Dropsie College, Philadelphia, 1968); S. Schroer und Th. Staubli, Die
Körpersymbolik der Bibel (Darmstadt: WBG, 1998).
860 Kapitel XIII: Σάρξ
Geist, aber auch Ohr und Mund, Hand und Arm […] in der hebräischen Dichtung nicht
selten untereinander austauschbar“ seien und „wechselweise fast wie Pronomina für
den ganzen Menschen stehen“ können und mit „synthetisches Denken“ meint er „eine
Zusammenschau der Glieder und Organe des menschlichen Leibes mit ihren Fähig-
keiten und Tätigkeiten“, sodass „mit der Nennung eines Körperteils dessen Funkti-
on“³⁶ gemeint sei.³⁷ In der jüngeren Forschung werden diese Kategorien Wolffs zur
Besonderheit der atl. Anthropologie in (nicht ganz unproblematische) Kategorien wie
etwa „ganzheitliches Menschenbild“³⁸ oder gar „psychosomatische Einheit“³⁹ gefasst,
die indes in der jüngsten Zeit verfeinert wurden: So wurde herausgearbeitet, dass den
einzelnen Körperteilen unterschiedliche „Funktionen“ wie Emotion, Kognition oder
Kommunikation zukommen⁴⁰ und dass atl. Texte neben der „psychosomatische[n]
Einheit“ oftmals die Unterschiedenheit in den Blick nehmen.⁴¹
Einer der zentralsten Körperbegriffe der Septuaginta und der Schriften des
zweiten Tempels ist sicherlich der Begriff ‚Fleisch‘ (σάρξ), mit dem die Übersetzer in
der Regel ָבּ ָשׂרwiedergeben. Daneben kennen sie gleichsam auch κρέας für ָבּ ָשׂר, das in
den biblischen Schriften mehrfach Opferfleisch kennzeichnet (eine Bedeutung, die
nicht für σάρξ belegt ist) und in der griechischen Literatur und den biblischen
Schriften zudem auch für Fleischspeisen verwendet wurde (so etwa in Dtn 12,15.20.27;
14,8 u. ö.).⁴² Mit σάρξ bezeichnet die Septuaginta oftmals „fleischliche Körperteile“
oder „fleischliche Körpersubstanz“ (Sir 19,12), die sich von „Sehnen“ (Ez 37,6 – 8; hebr.:
ִגּ ִדים, griech.: νεῦρα), „Knochen“ (Ps 51,10 – 16; hebr.: ֲעָצמוֹת, griech.: ὀστᾶ), „Haut“
(hebr.: עוֹר, griech.: δέρμα; χρώς) und „Blut“ (Jes 49,26; Ez 39,17 f.; hebr.: ) ָדּםunter-
scheiden.
In der Forschung wird häufig darauf verwiesen, dass die Hülle des Körpers
(„Haut“; meistens übersetzt mit δέρμα, χρώς) und das Fleisch in ihren Konnotationen
vergleichbar seien. Von den fünfzehn Verweisen auf χρώς in der Septuaginta finden
sich allein vierzehn in Levitikus und davon wiederum zwölf in Lev 13 im Zusam-
menhang mit der Diskussion der Krankheit lepra. Es ist sicherlich bemerkenswert,
dass χρώς immer als Übersetzung des hebräischen ָבּ ָשׂרherangezogen wird.⁴³ In Lev 13
steht die Mehrheit der Belege als Variation des Ausdrucks „Haut seines Fleisches“
(δέρμα χροτού); ein Beleg nennt „lebende Haut/lebendes Fleisch“ (χρὼς ζῶν;
Lev 13,14) und drei Belege widmen sich „der lebenden, unreinen und der gesunden,
reinen Haut/Fleisch“ (χρὼς ὑγιής; Lev 13,15 – 16). Fleisch und Haut sind auch in der
antiken Medizin oft nebeneinander genannt. Mit „Haut“ (χρώς) wird in der Regel das
poröse Gewebe direkt unter der Haut bezeichnet, das mit dem Fleisch durch Sehnen
verbunden ist, wohingegen mit δέρμα die „äußerste poröse Hautschicht“ gemeint
ist.⁴⁴ Vor diesem Hintergrund ist Ex 34,29 interessant, wo die Mehrzahl der Hand-
schriften עוֹרmit χρώμα übersetzt, während der Codex Alexandrinus δέρμα führt.
bodiment, and Theology of the Hebrew Bible (Old Testament Studies 465; New York und London: T&T
Clark, 2010); Häusl, „Auf den Leib geschrieben“, 145.
Der Begriff κρέας wird im NT im Kontext von Fleisch von Tieren verwendet wie etwa in 1Kor 8,13
und Röm 14,21; diese Verwendung trifft gleichsam auch für die Belege in der LXX zu. Gemeinsam mit
δέρμα (Haut) wird der Begriff auch als Bezeichnung für menschliche Körperteile verwendet. Siehe
Muraoka, Lexicon, 411– 412. In der griechisch-römischen Literatur wird der Begriff ebenfalls verwendet
wie bspw. bei Plat. Phaid. 98c; Aristot. hist. an. III 5. 515a27; CH Art. 11 u. ö.; Gal. II 613 Kühn; II 739
Kühn; V 602 Kühn.
J.W.Wevers, Notes on the Greek Text of Leviticus (Atlanta: Scholars Press, 1997) verweist darauf, dass
δέρμα mehrfach in den LXX-Text eingetragen wurde (Lev 13,13.2.3.4 und 11), und deutet darin „indeed a
correction; the leprosy covers the skin rather than the flesh.“ Offen bleibt aber, wie er χρώς in diesem
Kontext verstanden haben will.
Für δέρμα siehe die Texte 9,16,25 und 28 in diesem Kapitel.
862 Kapitel XIII: Σάρξ
resultiert im Gericht über das Fleisch, aber das ‚Fleisch‘ ist nicht Ursache der Sünde.
Besonders Sir 15,11– 17 stellt die menschliche Freiheit als Ursache der Sünde heraus (in
Sir 23,5 – 6 wird unter den Begierden auch Geschlechtsverkehr genannt, aber der
Begriff σάρξ gerade vermieden). Ob mit dieser Wendung das einzelne Individuum
stärker betont wird, muss offen bleiben.⁴⁸
In Num 16,22 und 27,16 findet sich die Wendung „Gott, du Gott der Geister und
allen Fleisches“ (Θεὸς θεὸς τῶν πνευμάτων καὶ πάσης σαρκός), das in der Exegese als
erster Hinweis für einen kosmologischen Dualismus gedeutet wird.⁴⁹
Mit dem Begriff ‚Fleisch‘ (σάρξ) wird zudem auf die Beschneidung der Vorhaut
verwiesen (etwa in Gen 17,11 περιτμηθήσεσθε τὴν σάρκα τῆς ἀκροβυστίας ὑμῶν;
Lev 12,3; Ez 44,7 gegen den Fremden: ἀπεριτμήτους καρδίᾳ καὶ ἀπεριτμήτους σαρκὶ),
die als sichtbarer Ausdruck des Bundes zwischen Gott und seinem Volk dient. Da-
neben findet sich im Kontext der Rede vom Bund zwischen Gott und den Menschen
auch die Wendung „in (jedem) Fleisch“ (ἐν [πάσῃ] σαρκί) in Gen 9,15 – 16 und Sir 33,21
und vielleicht auch Sir 44,20 (ἐν σαρκὶ αὐτοῦ ἔστησεν διαθήκην).
Vgl. ausführlich A. Sand, Der Begriff „Fleisch“ in den paulinischen Hauptbriefen (Regensburg:
Pustet, 1967), 234. Zu dem Zusammenhang von Begierde und σάρξ siehe die Texte 39 – 44 in diesem
Kapitel wie auch die Einleitungen zu dem Thema „Willensschwäche und Begierde“ in den Kapiteln IV
und V.
Sand, Begriff „Fleisch“, 236.
Wevers, Notes on the Greek Text of Leviticus.
864 Kapitel XIII: Σάρξ
von Hiobs Schmerzen im Magen (15,2; 15,35) und in seinen Knochen (30,17). Ein
Überblick über das Vorkommen des Verbums σήπω in der antiken Literatur im The-
saurus Linguae Graece zeigt, dass das zahlenmäßig gesehen häufigste Vorkommen
von σήπω in antiken medizinischen Traktaten gefunden wird, besonders im Kontext
von „Fleisch“ (σάρξ) und „Schmerz“ (ἀλγεῖν, πόνος, ὀδύνη), wie wir dies auch bei
Hiob vorfinden (siehe in diesem Kapitel die Textbeispiele von Epikur). Einer der
wichtigsten medizinischen Traktate, in denen die genannten Begriffe gehäuft auf-
treten, ist die hippokratische Schrift De locis in homine. ⁵¹ Der Ausgangspunkt der
antiken medizinischen Debatten war, dass der Körper außen Informationen über das
Körperinnere zur Verfügung stelle. Nach den Schriften des Corpus Hippocraticum
musste freilich die Bedeutung der äußeren Zeichen zunächst verständlich gemacht
werden, ein Verfahren, das sowohl akribisch durchgeführt werden musste als auch
mühsam war. Diese Zeichen waren nicht jedem zugänglich; sie erforderten eine ge-
naue Beobachtung des Körpers. Es sind die äußeren Zeichen des Körpers, die den
Ärzten die Informationen über den inneren physiologischen wie auch geistigen Zu-
stand liefern. De locis in homine verweist auf zahlreiche „Stellen“ am Körper, die
zeichenhaft Informationen des Inneren offenlegen.⁵² Diese Informationen sind mehr
oder weniger offensichtlich. Einige medizinische Traktate sprechen über „obskure
Stellen des Körpers, die man nicht sehen kann“⁵³ – Stellen, die, wenn überhaupt,
kaum sichtbar für unsere Sinne in Erscheinung treten, gleichwohl wissend, dass diese
existieren müssen. Gleichsam wird das Innere durch die Krankheit sichtbar. Zeichen
sind in der Weise sichtbar, dass medizinische Texte sagen können, dass die Person
„den Tod am eigenen Körper (σῶμα)“ äußerlich sichtbar trage.⁵⁴
Die anthropologischen Entwürfe von Rudolf Bultmann und Ernst Käsemann zu der
Verhältnisbestimmung von „Körper/Leib“ (σῶμα) und „Fleisch“ (σάρξ) haben die
neutestamentliche Wissenschaft entscheidend geprägt. Nach Bultmann bedeute σῶ-
μα zunächst Leib und Körper und bezeichne zudem die Person als ganze, die sich von
De locis in homine ist die Grundlage für spätere Systeme der Humoralpathologie, der Lehre der
Säfte. Die Schrift bildet die Grundlage für zahlreiche weitere Schriften des Corpus Hippocraticum, die
diese Lehre von den vier Säften dann vertiefen. Siehe zur Vertiefung Text 25 in diesem Kapitel sowie die
Texte 21, 22, 32 und 33 in Kapitel XII.
Vgl. die detaillierten Ausführungen von Craik, Places in Man, und Vegetti, „II de locis in homine fra
Anassagora ed Ippocrate“, 193 – 213.
Gal. Di.Dec. 2,5.
Siehe Alex. Ther. I, 575,16; Aret. Caus. Acut. 2,10,4,3; Gal. Caus.Morb. VII 35.13 Kühn; Gal. Tum.Pr.-
Natr.VII 720.14 Kühn; VII 726.5 Kühn; Gal. Praes.Puls. IX 285.13 Kühn; Gal. Cris. IX 597.6 Kühn; Gal. MMG
XI 72.12 Kühn; Gal. Hipp.Epid III XVIIA 591.15 Kühn.
Einführung 865
„sich selbst distanzieren kann“.⁵⁵ Die Definition von σάρξ verweist auf die materielle
Leiblichkeit des Menschen „in seiner Schwäche und Vergänglichkeit, und das heißt
zugleich im Gegensatz zu Gott und seinem πνεῦμα […].“⁵⁶ Demnach kommt dem Leben
als σάρξ eine doppelte Bestimmung zu, als Leben in dem Irdisch-Vorfindlichen, der
gegebenen und somit menschlichen Welt, und als Leben unter der Sünde, insofern es
die eigene Endlichkeit ignoriere.⁵⁷ Nach Käsemann sei ‚Fleisch‘ (σάρξ; mit Ausnahme
von 1Kor 15,39⁵⁸; 2Kor 12,7) immer „auf den Menschen und seine Sphäre bezogen“ und
trete „für das Individualleben der Person“ ein, wie sich an der Formel „Fleisch und
Blut“ ebenso „offenkundig die menschliche Personalität schlechthin“ zeige.⁵⁹ Im σάρξ
sind ‚Fleisch‘ und ‚Welt‘ nicht nur miteinander verbunden (siehe dazu die Formel
„alles Fleisch“), „sondern pointiert das ‚nur-Weltliche‘“.⁶⁰ Darüber hinaus schreibt
er der „Formel“ „im Fleisch“ (ἐν σαρκί) eine „kosmische Bedeutung“ zu, der er eine
„kosmisch-metaphysische“ Konnotation im Sinne gnostischer Äone zuweist, auf die
Paulus zurückgreife, „weil er hinter ihr eine wirklich geschichtliche Fragestellung
erkannte, nämlich den Aspekt der Verbundenheit von Mensch und Welt“.⁶¹ In der
englischsprachigen Literatur ist besonders John A.T. Robinsons Arbeit zu nennen, der
die beiden Lexeme σάρξ und σῶμα als „body“ deutet, wobei der erste Begriff eher eine
Kraft sei (gegen Bultmann, Sand u. a.) und der zweite ein neutraler Begriff: beide
bezeichneten freilich den Körper und die Person.⁶² Einigkeit herrscht in der Forschung
darüber, dass sich das neutestamentliche Verständnis von σάρξ zunächst auf das
Deutungsspektrum der Septuaginta stützt; indes weite sich (insbesondere in der
paulinischen und deuteropaulinischen Literatur) der Gegensatz zwischen Mensch
und Gott von der menschlichen Erfahrung von „Schwachheit, Sterblichkeit und Ver-
gänglichkeit“ anhand der Christuserfahrung zur Erfahrung von „Sündhaftigkeit“
R. Bultmann, Theologie des Neuen Testaments (3. Aufl.; Tübingen: Mohr Siebeck, 1953), 194– 203,
hier 196 f. E. Lohmeyer, „Probleme paulinischer Theologie III: Sünde, Fleisch und Tod“, ZNW 29 (1930):
1– 59 unterscheidet demgegenüber einen ‚metaphysischen‘ wie auch einen ‚physiologischen‘ Ge-
sichtspunkt; umstritten ist indes, wie er die Verbindung zwischen den beiden Kategorien herstellen
kann.
Bultmann, Theologie, 233 f. Weiter sagt er: „Mit ‚Fleisch‘ bezeichnet Paulus zunächst den ganzen
Bereich des sichtbar Vorhandenen und greifbar Verfügbaren, nicht etwa nur die Sphäre des Materiellen
oder der Sinnlichkeit, sondern ebenso die Sphäre des gesetzlichen Lebens. […] Dieser ganze Bereich
aber wird zu einer gleichsam dämonischen Macht, wenn der Mensch […] ‚nach dem Fleische‘ lebt“
(S. 233).
Bultmanns problematische Deutung des paulinischen Gesetzes ist Gegenstand einer breiten De-
batte und kann hier nicht ausgeführt werden.
Bei 1Kor 15,39 liege ein „physiologischer Gebrauch“ vor; E. Käsemann, Leib und Leib Christi. Eine
Untersuchung zur paulinischen Begrifflichkeit (Tübingen: Mohr Siebeck, 1933), 106.
Käsemann, Leib und Leib Christi, 111– 113.
Käsemann, Leib und Leib Christi, 102 u. ö.
Käsemann, Leib und Leib Christi, 113.
J.A.T. Robinson, The Body. A Study in Pauline Theology (SBT 5; London: SCM Press, 1952), 30 f.
866 Kapitel XIII: Σάρξ
Sand, Begriff „Fleisch“, 301. Eduard Schweizer geht in seinem ThWNT-Artikel „σάρξ“ ebenso davon
aus, dass die ntl. Konnotation von σάρξ von der alttestamentlich-ganzheitlichen Deutung des Begriffs
geprägt und lediglich auf den irdischen Körper verwiesen sei, der nur in dem Sinne negativ konnotiert
sei, als der Mensch auf das Fleisch vertraue. In diesem Sinne deutet er σάρξ nicht als Macht, sondern
als eine von zwei Handlungsoptionen, von der die andere das πνεῦμα sei. Ernst Brandenburger ar-
gumentiert demgegenüber gerade dafür, dass σάρξ neben πνεῦμα eine Macht sei, die er in der alex-
andrinischen Weisheitstheologie und damit bei Philon von Alexandrien verortet. E. Brandenburger,
Fleisch und Geist. Paulus und die dualistische Weisheit (WMANT 29; Neukirchen-Vlyun: Neukirchener
Verlag, 1968), 42– 68; siehe zudem J. Frey, „Die paulinische Antithese von ‚Fleisch‘ und ‚Geist‘ und die
palästinisch-jüdische Weisheitstradition“, ZNW 90 (1999): 45 – 77.
R. Jewett, Paul’s Anthropological Terms. A Study of their Use in Conflict Settings (AGAJU 10; Leiden:
Brill, 1971), 7.
Siehe C. Janssen, Anders ist die Schönheit der Körper. Paulus und die Auferstehung in 1Kor 15 (Gü-
tersloh: Gütersloher Verlagshaus, 2005), 64 ff.
H. Tiedemann, Die Erfahrung des Fleisches. Paulus und die Last der Lust (Stuttgart: Radius-Verlag,
1998), 303; in seinen Ausführungen orientiert er sich stark an Dale B. Martins Thesen, die im Kapitel XV
ausführlich besprochen werden.
L. Scornaienchi, Sarx und Soma bei Paulus. Der Mensch zwischen Destruktivität und Konstruktivität
(NTOS 67; Göttingen: Vandenhoeck, 2008), 67.
M. Schroer, „Zur Soziologie des Körpers“, in Soziologie des Körpers (stw 1740; ed. idem; Frankfurt:
Suhrkamp, 2005), 7– 47, hier 37 mit Bezug auf P. Bourdieu, Die feinen Unterschiede. Kritik der gesell-
schaftlichen Urteilskraft (Frankfurt a.M.: Suhrkamp, 1987).
Einführung 867
der Ausleger vermutet, sondern die Schwäche seines Auftretens, besonders aber sei-
ner Rhetorik.⁷¹ Der jüngere Plinius orientiert sich an der antiken Rhetorik und nennt
als Kriterien des Gesamteindrucks des Redners den theoretischen und praktischen
Gebrauch der Stimme, sein Agieren mit Körperpräsenz (corporis motus), das Gestik
und Mimik (gestus, vultus) einschließt, und schließlich das Reagieren vor dem Pu-
blikum: pronuntiatio vultus habitus gestus etiam dicentis. ⁷² Es ist demnach nicht ver-
wunderlich, wenn Paulus die fleischliche Präsenz im Sinne einer effektvollen Kör-
perpräsenz als Kriterium nennt. Thomas Bauer rechnet zudem damit, dass mit der
Körpersprache die Repräsentation von Männlichkeit, Bildung und edler Abstammung
einhergeht.⁷³
Doch ist es möglicherweise zu kurz gegriffen, wenn man die körperliche Präsenz
der Schwäche lediglich als Topos denkt. Dies gilt auch insbesondere dann, wenn man
das Tränen-Motiv von 2Kor 2,4 als grundlegend für Kapitel 10 – 13 voraussetzt. Gewiss
ist es nun bedeutsam, dass dem Wortfeld infirmus (schwach, körperlich angegriffen,
krank [Gegensatz zu valens]⁷⁴) und infirmitas (die Schwäche des Körpers, insbeson-
dere in Bezug auf die Gesundheit, Mattigkeit und Krankheit⁷⁵) in diesen Briefen ein
besonderes Gewicht zukommt, freilich mit eigener Zuspitzung: Die Schwäche und
körperliche Mattigkeit rühren von der Abwesenheit der geliebten Personen her, die der
Brief zu überwinden versucht. Das Wortfeld infirmus und infirmitas ist in den Briefen
Senecas an Lucilius zentral, besonders aber dann, wenn Seneca die richtige Haltung
zum Tod und zum Leben behandelt.
Paulus deutet in 2Kor 12,5 – 9 sein rhetorisches Argument in diesen Versen
christologisch und offenbarungstheologisch vertiefend aus.⁷⁶ Hier liegt ein komplexes
Gebilde aus paralleler und chiastischer Syntax vor: V.5 ist durch die doppelte ὑπέρ-
Wendung und die parallele Verwendung von καυχήσομαι ein Parallelismus, der frei-
lich inhaltlich durch die unterschiedlichen Subjekte – das Offenbarungsobjekt, das
sich nicht rühmen kann (5a) und der sich seiner Krankheit rühmende Paulus (5b; als
Litotes) – unterschieden ist. Inhaltlich wird damit ein Gegensatz zwischen den Sub-
jekten aufgebaut.
Während Paulus in den Versen 6b und 7a ein Sich-Rühmen aufgrund des Offen-
barungsempfangs ablehnt, hat er in V.5 zwei Formen des Sich-Rühmens unterschie-
den, die aufgrund der Offenbarung und die der Schwachheit. In V.6a vertieft er den
Offenbarungsempfang nochmals: Als Offenbarungsempfänger (V.5a) hätte Paulus
So schon T.J. Bauer, „Einen missglückten Auftritt retten. 2 Kor 10,10 f. und die rhetorische Kultur der
frühen Kaiserzeit“, in: Logos des Glaubens – Logos der Vernunft. Festschrift für Edgar Früchtel (F.R.
Prostmeier und H.E. Lona eds.; Millennium-Studien 31; Berlin, New York 2010), 77– 108, hier 92.
Plin. ep. 2.3.9.
Bauer, „Einen missglückten Auftritt retten“, 94.
Vgl. Baier, Der Neue Georges Bd. 2, 2577– 2578; siehe zudem U. Heckel, „Die Krankheit des Paulus in
2Kor 12,7 und Gal 4,13 f.“, ZNW 84 (1993): 65 – 92.
Vgl. Baier, Der Neue Georges Bd. 2, 2577.
Siehe die Übersetzung von 2Kor 12,6 – 12 in Text 8.
Einführung 869
allen Grund sich zu rühmen, und dieser Gewissheit wird in V.6a durch den Eventualis
Ausdruck gegeben.⁷⁷ In V.5b und V.6b beschreibt Paulus seine Situation mit einem
verneinten Finalsatz, in dem besonders die Pronomen und Negationen zentral sind: in
V.5b ὑπέρ ἐμαυτοῦ – οὐ εἰ μή und in V.6b εἰς ἐμέ – μή … ὑπέρ. Mit diesen Formulie-
rungen (besonders den Personalpronomina) setzt Paulus sich selbst ins Zentrum und
setzt sich aber gleichzeitig von der Person ab, die die Offenbarung empfangen hat
(„damit ich mich nicht überhebe“). Und durch die doppelte Verneinung rückt er indes
eine positive Botschaft ins Zentrum, nämlich den Ruhm der körperlichen Schwach-
heit. Mit dieser komplexen syntaktischen Struktur von Parallelismus und Antithese
erreicht Paulus letztendlich eine Gleichsetzung von Offenbarungserlebnis (VV.2– 4)
und (körperlicher) Schwachheit. Die Schwachheit ist demnach kein Notnagel, son-
dern etwas, dessen man sich ebenso rühmen kann wie seiner Offenbarungen (im
Plural). Gewiss ist der Grund der Schwachheit, der „Dorn im Fleisch“, zentral, der als
Passivum divinum ἐδόθη gefasst werden kann und somit den Schmerz mit Gott ver-
bindet, die Dauer der Schwachheit hingegen als Konjunktiv Präsens mit ὑπεραίρωμαι
an den Satansengel bindet, der Paulus wieder und wieder schlägt.
Über die Krankheit des Paulus ist viel spekuliert worden. Eine Schwäche, die sich
im Fleisch (σάρξ) ausdrückt, wird indes in der antiken Medizin und Philosophie eher
positiv oder neutral bewertet.⁷⁸ Häufiger wird in der exegetischen Literatur darauf
verwiesen, dass sich Fleisch (σάρξ) lediglich auf den muskulären Teil des Körpers
beziehe. Vor dem Hintergrund antiker Literatur wäre dies jedoch ungewöhnlich, denn
mit dieser Konnotation wird es nie allein, sondern immer in Bezug auf andere Kör-
perteile genannt, wie beispielsweise Knochen,⁷⁹ Sehnen (νεῦρα)⁸⁰ oder Blut.⁸¹ Ari-
stoteles, der sich besonders im zweiten Buch von De partibus animalium dem Fleisch
widmet, setzt Fleisch mit dem Körpergewebe gleich, das sich zwischen Haut und
Knochen befindet, wenn er schreibt: „Von Natur aus ist das Fleisch um die Knochen
herum, mit zarten und faserigen Bändern davorgesetzt, derentwegen die Art der
Knochen existiert. Denn wie die, die aus Ton ein Lebewesen herstellen oder aus einer
anderen weichen Verbindung von festen Körpern etwas zugrunde legen, und dann
formen sie es so herum, hat die Natur auf die gleiche Weise aus dem Fleisch das
Lebewesen erschaffen.“⁸² Demnach rechnet er das Fleisch mehr zu den „äußeren“
Körperteilen wie Haaren, Nägeln und anderen Merkmalen, die für das Aussehen des
Körpers zentral sind: Im Fleisch wird also die Schwäche nach außen hin sichtbar.
D.A. Black, Paul, Apostle of Weakness. Astheneia and its Cognates in the Pauline Literature (New
York u. a.: Wipf & Stock Pub, 1984), 156, hat darauf verwiesen, dass es „because of“ und nicht „in
weakness“ heißen muss.
Siehe CH Morb. I 22,12– 33 (VI 184.10 ff. Littré); CH Oss. 11 (IX 182.1– 9 Littré); Aristot. part. an. II 8.
653b19 – 35; II 9. 654b27– 32.
Siehe Aristot. hist. an. VIII 2. 646b25; part. an. II 9. 655b23 und Alex. Aphr. an. 98.10.
Plat. Tim. 74b; 82c; 84a; Aristot. part. an. I 5. 645a29; II 1. 646b25; Alex. Aphr. mixt. 15.
Eur. fr. 687,1 f.
Siehe Aristot. part. an. II 9. 654b27– 32; hist. an. III 16. 519b26 – 28.
870 Kapitel XIII: Σάρξ
Dieses Ergebnis stimmt mit paulinischen Aussagen insofern überein, als Paulus im
2Kor zeigt, dass sich Leben und Sterben Christi in unserem sterblichen Fleisch ma-
nifestiert.⁸³ Der Kreuzestod Christi zeigt sich nach außen sichtbar im Fleisch, ja, er
manifestiert sich gar in einer körperlichen Schwäche.
verkörpert erfasst werden soll.⁸⁶ Umstritten ist besonders der Bezug von 6,63, bei dem
die Mehrzahl der Ausleger von einer anthropologischen (dichotomen) und eben nicht
christologischen Bedeutung ausgehen („Der Geist ist es, der lebendig macht, das
Fleisch nützt überhaupt nichts. Die Worte, die ich geredet habe, die sind Geist und
Leben“).⁸⁷ Möglicherweise geht es aber auch um eine betonte Voranstellung des
Geistes, die den Gläubigen bis zur Neuschöpfung lediglich als Verheißung gegeben ist,
auf dessen Grundlage jedoch Jesu Worte und Gegenwart beruhen. Thematisiert wird
demnach eine Apostasie von Christus, dessen Ziel es ist, dass ihnen sein Wort in
Fleisch und Blut übergeht.⁸⁸
Siehe hier H. Strathmann, Das Evangelium des Johannes (6. Aufl.; NTD IV; Göttingen:Vandenhoeck,
1951), 121; das treffende lateinische Zitat aus dem Wettstein findet sich bei C.H. Dodd, Interpretation of
the Fourth Gospel (8. Aufl.; Cambridge: Cambridge University Press, 1968), 339.
So bspw. U. Schnelle, Antidoketische Christologie im Johannesevangelium (FRLANT 144; Göttingen:
Vandenhoeck, 1987), 214.
Das Bekenntnis zur Fleischwerdung ist besonders im 1. Johannesbrief von Bedeutung; siehe 1Joh
2,16; 4,2.
So bspw. Martin, 2 Corinthians, 305.
So etwa bei Thrall, 2 Corinthians, 610 f.
Siehe die Texte in Kapitel XII Text 17; Kapitel XIV die Texte 23 und 66 und die Texte 12, 27 und 32 in
diesem Kapitel.
Siehe dazu auch 2Kor 10,2– 3; 11,18. Argumente für die adverbiale Deutung finden sich bei
Schmeller, Zweite Brief an die Korinther I, 324 f.
Siehe dazu ausführlich J. Schröter, Versöhner, 281– 283.
872 Kapitel XIII: Σάρξ
Quellen
1. Gen 1,23
Τοῦτο νῦν ὀστοῦν ἐκ τῶν ὀστέων μου καὶ σὰρξ ἐκ τῆς σαρκός μου. Dies ist nun
Knochen von meinen Knochen und Fleisch von meinem Fleisch.
2. Hi 10,10
δέρμα καὶ κρέας με ἐνέδυσας, ὀστέοις δὲ καὶ νεύροις με ἐνεῖρας. Mit Haut und Fleisch
hast du mich angezogen, mit Knochen und Sehnen hast du mich zusammengefügt.
Siehe dazu die Einleitung in Kapitel V, und die Texte 10, 18 und 19 in Kapitel VI sowie die Texte
39 – 44 in Kapitel XIII.
Diese grundlegende Diskussion kann hier nicht annähernd dargestellt werden; siehe hierzu K.
Stendahl, Der Apostel Paulus und das ‚introspektive‘ Gewissen des Westens (1963; ü bers. v. W. Stege-
mann) KuI 11 (1996): 19 – 33, der 1963 erstmals die Frage Luthers und Augustins nach dem individuellen
Heil und dem „introspektiven Gewissen des Westens“ aufgeworfen hat. Seitdem wird in der neutes-
tamentlichen Exegese darum gerungen, ob Paulus v. a. die Öffnung des Gottesvolkes im Blick hatte;
siehe dazu E.P. Sanders, Paulus und das palästinische Judentum. Ein Vergleich zweier Religionsstruk-
turen (StUNT 17; ü bers. v. Jü rgen Wehnert; Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1977– 1985); der von M.
Bachmann edierte Band Lutherische und Neue Paulusperspektive gibt einen guten Überblick über die
unterschiedlichen Zugänge zu dem Thema (WUNT 182; Tü bingen: Mohr Siebeck, 2005); für Studierende
ist der Beitrag von J. Frey „Das Judentum des Paulus“ hilfreich (in Paulus. Leben – Umwelt –Werk –
Briefe [UTB 2767; 2. überarb. Aufl.; O. Wischmeyer ed.; Tü bingen: Francke, 2012], 5 – 43).
Quellen 873
Für die weitergehenden textkritischen Überlegungen siehe Heidel, „Hippocratea“, speziell 178 ff.
Deichgräber, Hippokrates. Über Entstehung und Aufbau des menschlichen Körpers, 26 bevorzugt die
Überschrift „Über die Entwicklungsgesetze“.
Diogenes von Apollonia, fr. 51 B5.
Heidel, „Hippocratea“, 180 kann dieser Sichtweise nicht zustimmen.
Siehe Lloyd, Magic, Reason and Experience, 150, der schreibt: „[…] in chap. 2. the writer gives an
account of the formation of the parts of the body in which ‘the glutonious’ (associated with the cold)
and ‘the fatty’ (associated with the hot) played the chief role.“
Siehe dazu ausführlich Guthrie, Greek Philosophy II, 339 – 344; vgl. zudem Dümmler Anfänge des
Menschengeschlechts, 231, der sich auf Lucr. 5.805 – 808 bezieht.
874 Kapitel XIII: Σάρξ
tung, dass sich bei bestimmten Fäulnisprozessen eine Haut bildet, die er dann als
ursächlich für die Bildung von Hohlraumorganen ansieht. Diese verursacht zudem
Prozesse der Reinigung, was eine Mantelform nahelegt, die die ursprüngliche Form
aller Organe und Körperteile gewesen sein könnte. Diesen Prozess der Reinigung
entnimmt der Verfasser möglicherweise Empedokles. Der Prozess der Reinigung ist für
das Corpus Hippocraticum insgesamt grundlegend. Sehnen entstehen aus kolloidem
Stoff, dem nur wenig Kaltes beigemischt wird; Adern gehen aus dem Kalten und dem
Kolloiden hervor; das Kolloide selbst wird an der Peripherie zu einer Haut und umgibt
dasjenige nun schmelzende und im Körperinnern sich befindliche Kalte. Entspre-
chend entstehen Kehlkopf, Bauchhöhle, Magen und Därme. Vom Grad der Wärme ist
auch die Wirkung der Wärme und Kälte abhängig; je extremer, desto stärker der Effekt:
das Kalte mache dick, die Wärme löse auf oder trockne nach längerer Dauer.
Wesentlich ist demnach, dass der mythische Charakter der empedokleischen
Philosophie, die dem Text zugrunde liegt, durch eine physikalisch zugespitzte
Theologie verändert wird, wie sie schon in Ansätzen bei Diogenes von Apollonia be-
kannt ist.¹⁰² Auffallend ist, dass jedes Körperteil für sich entsteht und dass nicht am
Anfang ein zusammenhängendes Gebilde erscheint. Außerdem ist auffallend, dass
diese unabhängigen Körper dann die Organe des Menschen sind.¹⁰³ Körper werden
konstituiert durch das Warme (ab Z.1), Kalte und Feuchte (Z.4,6 f.) und dem Fetthal-
tigen und Kolloiden (Z.19 ff.). Zu den letztgenannten beiden Begriffen gibt es keinen
Vergleichspunkt bei den vorsokratischen Naturphilosophen.
Δοκέει δέ μοι ὃ καλέομεν θερμὸν, ἀθάνατόν τε εἶναι καὶ νοέειν πάντα καὶ ὁρῇν καὶ
ἀκούειν καὶ εἰδέναι πάντα ἐόντα τε καὶ ἐσόμενα· τοῦτο οὖν τὸ πλεῖστον, ὅτε ἐταράχθη
πάντα, ἐξεχώρησεν εἰς τὴν ἀνωτάτω περιφορήν· καὶ ὀνομῆναί μοι αὐτὸ δοκέουσιν οἱ
παλαιοὶ αἰθέρα. Ἡ δευτέρα μοῖρα κάτωθεν, αὐτὴ καλέεται μὲν γῆ, ψυχρὸν καὶ ξηρὸν
καὶ πουλὺ κινοῦν· καὶ ἐν τουτέῳ ἔνι δὴ πουλὺ τοῦ θερμοῦ. Ἡ δὲ τρίτη μοῖρα ἡ τοῦ
ἠέρος μέσον χωρίον εἴληφε θερμόν τι ὂν καὶ ὑγρόν. Ἡ δὲ τετάρτη ἡ τοῦ ἐγγυτάτω
πρὸς τῇ γῇ ὑγρότατόν τε καὶ παχύτατον. Κυκλεομένων δὲ τουτέων, ὅτε συνεταράχθη,
ἀπελείφθη τοῦ θερμοῦ πουλὺ ἐν τῇ γῇ ἄλλοθι καὶ ἄλλοθι, τὰ μὲν μεγάλα, τὰ δὲ
ἐλάσσω, τὰ δὲ καὶ πάνυ σμικρὰ, πλῆθος πολλά. Καὶ τῷ χρόνῳ ὑπὸ τοῦ θερμοῦ
ξηραινομένης τῆς γῆς, ταῦτα καταληφθέντα περὶ αὐτὰ σηπεδόνας ποιέει οἷόν περ
χιτῶνας. Καὶ πολλῷ χρόνῳ θερμαινόμενον, ὁκόσον μὲν ἐτύγχανεν ἐκ τῆς γαίης
σηπεδόνος λιπαρόν τε ἐὸν καὶ ὀλίγιστον τοῦ ὑγροῦ ἔχον, τάχιστα ἐξεκαύθη καὶ ἐγέ-
νετο ὀστέα. Ὁκόσα δὲ ἐτύγχανε κολλωδέστερα ἐόντα καὶ τοῦ ψυχροῦ μετέχοντα,
ταῦτα δὲ θερμαινόμενα οὐκ ἠδύνατο ἐκκαυθῆναι, οὐδὲ μὴν τοῦ ὑγροῦ γενέσθαι· διὰ
τοῦτο εἰδέην ἀλλοιοτέρην ἔλαβε τῶν ἄλλων καὶ ἐγένετο νεῦρα στερεά· οὐδὲ γὰρ ἐνῆν
Diller, Kleine Schriften, 148 – 149; vgl. zudem Joly, Hippocrate. Des Chairs, 182 f.
Der Reinigungsprozess mag wohl vergleichbar sein. Die Bildung des menschlichen Körpers, die
Empedokles im fr. B57 vorschlägt, unterscheidet sich jedoch darin von dem oben genannten Traktat-
abschnitt als es seinen Ausgangspunkt bei der Bildung des menschlichen Körpers als Körper ohne
Organe nimmt.
Quellen 875
πολὺ τοῦ ψυχροῦ αὐτῷ. Αἱ δὲ φλέβες τοῦ ψυχροῦ εἶχον πουλύ· καὶ τούτου τοῦ
ψυχροῦ τὸ μὲν πέριξ ὅσον κολλωδέστατον ἦν, ὑπὸ τοῦ θερμοῦ ἐξοπτηθὲν, μήνιγξ
ἐγένετο, τὸ δὲ ψυχρὸν ἐὸν κρατηθὲν ὑπὸ τοῦ θερμοῦ διελύθη καὶ ἐγένετο ὑγρὸν διὰ
τοῦτο. Κατὰ δὲ τὸν αὐτὸν λόγον καὶ ἡ φάρυγξ καὶ ὁ στόμαχος καὶ ἡ γαστὴρ καὶ τὰ
ἔντερα ἐς τὸν ἀρχὸν κοῖλα ἐγένοντο· τοῦ γὰρ ψυχροῦ αἰεὶ θερμαινομένου τὸ μὲν πέριξ
ἐξωπτήθη ὅσον αὐτὸ κολλῶδες ἦν, καὶ ἐγένετο χιτὼν ὁ περὶ αὐτὸν μήνιγξ, τὸ δὲ ἐντὸς
τοῦ ψυχροῦ, οὐ γὰρ ἔην ἐν αὐτῷ οὔτε λιπαρὸν οὔτε κολλῶδες πουλὺ, διετάκη καὶ
ἐγένετο ὑγρόν. Κατὰ δὲ τὸν αὐ-τὸν λόγον καὶ ἡ κύστις, πουλὺ ψυχρὸν ἀπολειφθὲν, τὸ
πέριξ αὐτοῦ ὑπὸ τοῦ θερμοῦ θερμαινόμενον διελύθη καὶ ἐγένετο ὑγρόν· οὐ γὰρ ἔην ἐν
αὐτῷ οὔτε τοῦ λιπαροῦ οὔτε τοῦ κολλώδεος· ὅσον δὲ περιῆν χιτὼν ἐγένετο. ᾿Aτὰρ καὶ
περὶ τῶν ἄλλων, ὅσα κοῖλα, τὸν αὐτὸν ἔχει τρόπον· ὅκου μὲν ἦν τοῦ κολλώδεος πλέον
ἢ τοῦ λιπαροῦ, χιτὼν μήνιγξ ἐγένετο· ὅκου δὲ τοῦ λιπαροῦ πλέον ἢ τοῦ κολλώδεος,
ὀστέα ἐγένετο. Ωὐτὸς δὲ λόγος καὶ τῶν ὀστέων· ὅκου μὲν μὴ ἐνῆν τοῦ κολλώδεος, τοῦ
δὲ λιπαροῦ καὶ τοῦ ψυχροῦ, ἐξεκαίετο θᾶσσον διὰ τὸ λιπαρὸν, καὶ ταῦτα τῶν ὀστέων
καὶ σκληρότατα καὶ στριφνότατα· ὅκου δὲ λιπαρὸν καὶ κολλῶδες παραπλήσια, ταῦτα
δὲ τῶν ὀστέων σηραγγώδεα. Περὶ μὲν τουτέων οὕτως· τὸ μὲν ψυχρὸν πήγνυσιν· τὸ δὲ
θερμὸν διαχέει, ἐν δὲ τῷ πολλῷ καὶ ξηραίνει χρόνῳ· ὅκου δὲ ἂν τοῦ λιπαροῦ ξυνίῃ τι,
τουτέοισι θᾶσσον ἐκκαίει καὶ ξηραίνει· ὅκου δὲ ἂν τὸ κολλῶδες ξυνίῃ τῷ ψυχρῷ ἄνευ
τοῦ λιπαροῦ, οὐκ ἐθέλει ἐκκαίεσθαι, ἀλλὰ τῷ χρόνῳ θερμαινόμενον πήγνυται.
Es scheint mir das, was wir warm nennen, unsterblich zu sein und alles zu verstehen
und zu sehen und zu hören und alles jetzt und in Zukunft Seiende zu wissen. Als alles
in Unordnung gebracht wurde, brach dieses nun meistenteils in den obersten Umlauf
auf. Und es scheint mir, dass die Alten es als Äther bezeichnet haben. Der zweite Teil
darunter wird Erde genannt, etwas, das Kühles und Trockenes und vieles bewegt.
Auch darin ist viel von dem Warmen. Der dritte Teil aber, der der Luft, nahm den
mittleren Ort ein, einen warmen und feuchten. Der vierte aber, der, der am nächsten an
der Erde ist, ist der feuchteste und dichteste. Da diese sich im Kreis bewegten, als sie
gemeinsam erschüttert wurden, wurde hier und da viel vom Warmen in die Erde
aufgenommen, mal große Anteile, mal weniger, mal auch sehr kleine, von der Menge
her aber viele. Und mit der Zeit, als die Erde durch das Warme ausgetrocknet wurde,
wurden diese gehemmt und legten Fäulnis um sich wie einen Mantel. Und als es lange
Zeit erwärmt worden war, verbrannte alles, was von der irdischen Fäulnis gerade Fett
war und am wenigsten Anteil an Wasser hatte, äußerst schnell ganz und gar und
wurde zu Knochen. Alles aber, was gerade besonders klebrig war und am Kalten Anteil
hatte, das konnte, als es erwärmt wurde, nicht ganz verbrennen, noch auch konnte es
gewiss Teil des Feuchten werden. Daher nahm es eine gänzlich andere Art als die
anderen an und wurde zu festen Nerven, da in ihm auch nicht viel vom Kühlen war.
Die Gefäße aber hatten viel Anteil am Kühlen. Und der Anteil dieses Kühlen, der
ringsherum besonders klebrig und vom Warmen ausgebrannt war, wurde zu einer
Haut. Der aber, der kühl war und vom Warmen bezwungen wurde, löste sich auf und
wurde dadurch feucht. Aus dem gleichen Grund aber wurden auch die Kehle, der
Mund, der Magen und die inneren Organe in den Anus hinein Höhlungen. Da nämlich
876 Kapitel XIII: Σάρξ
das Kühle stets erwärmt wird,wurde das Äußere, soweit es selbst klebrig war, ganz
verbrannt und das Häutchen darum wurde zum Mantel. Das aber, was im Innern des
Kühlen war, denn in ihm war weder etwas Fettes noch sehr Klebriges, verteilte sich
und wurde feucht. Aus dem gleichen Grund auch die Harnblase. Nachdem viel Kühles
fortgenommen war, löste sich das, was es umgab, vom Warmen erhitzt auf und wurde
feucht. Denn in ihm war weder vom Fetten noch vom Klebrigen etwas. Was ringsum
aber war, wurde zu einem Mantel. Ja, auch in Bezug auf die anderen hohlen Dinge
verhält es sich ebenso. Denn wo von dem Klebrigen mehr war als vom Fetten, entstand
ein Hautmantel. Wo aber vom Fetten mehr war als vom Klebrigen, entstanden Kno-
chen. Dies ist auch der Grund für die Knochen. Denn worin nichts vom Klebrigen war,
jedoch vom Fetten und Kühlen, verbrannte es besonders schnell durch das Fette, und
diese wurden die härtesten und dichtesten Teile der Knochen. Wo aber etwas Fettes
und Klebriges beinahe gleich war, entstand das Höhlenartige der Knochen. In Bezug
auf diese verhält es sich so: Das Kühle verdichtet. Das Warme aber macht flüssig. Die
meiste Zeit auch trocknet es. Wo aber etwas vom Fetten hinzukommt, in denen ver-
brennt und trocknet es besonders schnell. Wo aber das Klebrige mit dem Kühlen ohne
das Fette zusammenkommt, weigert es sich, ganz verbrannt zu werden, sondern er-
wärmt verdichtet es sich mit der Zeit.
Siehe C. Rowett, „Love, Sex and the Gods: why things have Divine Names in Empedocles’ Poem,
and Why they come in Pairs“, (2016) in: https://ueaeprints.uea.ac.uk/57758/1/Empedocles_names_ver
sion_7.pdf.
Siehe dazu die Übersetzung von Wright, Empedocles, 237 fr. 83/98.
Quellen 877
ὅτι γὰρ οὐχ ὡς οἱ πολλοὶ νομίζουσι φιλία μὲν μόνη κατ’ Ἐμπεδοκλέα τὸν νοητὸν
ἐποίησε κόσμον, νεῖκος δὲ μόνον τὸν αἰσθητόν, ἀλλ’ ἄμφω πανταχοῦ οἰκείως θεωρεῖ,
ἄκουσον αὐτοῦ τῶν ἐν τοῖς Φυσικοῖς λεγομένων, ἐν οἷς καὶ τῆς ἐνταῦθα δημιουργικῆς
συγκράσεως τὴν ᾿Aφροδίτην ἤτοι τὴν φιλίαν αἰτίαν φησί. καλεῖ δὲ τὸ μὲν πῦρ καὶ
Ἥφαιστον καὶ ἥλιον καὶ φλόγα, τὸ δὲ ὕδωρ ὄμβρον, τὸν δὲ ἀέρα αἰθέρα. λέγει οὖν
πολλαχοῦ μὲν ταῦτα καὶ ἐν τούτοις δὲ τοῖς ἔπεσιν ἡ δὲ χθὼν τούτοισιν ἴση συνέκυρσε
μάλιστα Ἡφαίστῳ τ’ ὄμβρῳ τε καὶ αἰθέρι παμφανόωντι, Κύπριδος ὁρμισθεῖσα τελείοις
ἐν λιμένεσσιν, εἴτ’ ὀλίγον μείζων εἴτε πλέον ἐστὶν ἐλάσσων. ἐκ τῶν αἷμά τε γέντο καὶ
ἄλλης εἴδεα σαρκός.
Denn dass nicht, wie die meisten glauben, allein die Liebe Empedokles gemäß die
verstandesmäßige Welt schuf, allein der Streit aber das Wahrnehmbare, sondern dass
er meint, beide überall auf vertraute Weise, das höre von ihm aus dem, was er in der
Physik sagt, wo er wahrlich Aphrodite, die Liebe, als Ursache für die hiesige hand-
werksmäßige Verschmelzung nennt. Er nennt auch das Feuer Hephaistos, Sonne und
Flamme, das Wasser Regen, die Luft aber Äther. Diese Dinge nun, sagt er vielerorts,
auch in diesen Worten: Die Erde stieß diesen gleich mit Hephaistos, dem Regen und
dem hell leuchtenden Äther zusammen, als sie in den vollkommenen Häfen der Kypris
ankerte, ob nun der größere gering oder der kleinere mehr ist. Aus ihnen entstand Blut
und die Formen des restlichen Fleisches.
Für die Synekdoche „Fleisch und Blut“ siehe auch die Texte 2, 6, 13, 15, 17, 25 – 29, 32– 34 und 36 in
Kapitel XI.
Wright, Empedocles. The Extant Fragments, 277.
LSJ, Greek Lexicon, „Art. περιστέλλω“, 1388; das Verbum kommt häufiger in der antiken medi-
zinischen Literatur vor.
Diels/Kranz, Vorsokratiker, 362.
878 Kapitel XIII: Σάρξ
Fraglich ist zudem, wo das Empedokleszitat, welches Stobaios hier bietet, endet.
Es ist wahrscheinlich, dass die parallele Satzbildung auf das Ende des Zitats weist und
somit der Hinweis auf den „Mantel“ – Chiton (χιτῶνι) das Zitatende signalisiert.
Αὐτῆς γὰρ τῆς μετακοσμήσεως εἱμαρμένη καὶ φύσις ὑπὸ Ἐμπεδοκλέους (v. 402 Stein.)
δαίμων ἀνηγόρευται, ‘σαρκῶν ἀλλογνῶτι περιστέλλουσα χιτῶνι,’ καὶ μεταμπίσχουσα
τὰς ψυχάς.
Denn auch das Schicksal und die Natur dieser Umgestaltung selbst werden von Em-
pedokles als göttliche Kraft bezeichnet, die die Seelen umhüllt und einkleidet in einen
fremden Chiton aus Fleisch.
6. Der Singular bezieht sich auf ein spezielles Körperteil: Gen 17,11
καὶ περιτμηθήσεσθε τὴν σάρκα τῆς ἀκροβυστίας ὑμῶν, […] καὶ παιδίον ὀκτὼ ἡμερῶν
περιτμηθήσεται ὑμῖν πᾶν ἀρσενικὸν εἰς τὰς γενεὰς ὑμῶν, ὁ οἰκογενὴς τῆς οἰκίας σου
καὶ ὁ ἀργυρώνητος ἀπὸ παντὸς υἱοῦ ἀλλοτρίου, ὃς οὐκ ἔστιν ἐκ τοῦ σπέρματός σου.
Und ihr sollt¹⁰⁹ am Fleisch eurer Vorhaut¹¹⁰ beschnitten werden, […] jedes männliche
kleine Kind soll bei euch in euren Geschlechtern am achten Tag beschnitten werden,
das in deinem Haus geboren wird und das verkauft ist von jedem fremden Sohn, der
nicht von deiner Nachkommenschaft ist.
7. Ez 11,19
καὶ δώσω αὐτοῖς καρδίαν ἑτέραν καὶ πνεῦμα καινὸν δώσω ἐν αὐτοῖς καὶ ἐκσπάσω τὴν
καρδίαν τὴν λιθίνην ἐκ τῆς σαρκὸς αὐτῶν καὶ δώσω αὐτοῖς καρδίαν σαρκίνην. Und ich
werde ihnen ein anderes¹¹¹ Herz geben und einen neuen Geist werde ich in sie geben,
und ich werde das steinerne Herz aus ihrem Fleisch reißen und ihnen ein fleischernes
Herz geben.
8. 2Kor 12,6 – 9
μή τις εἰς ἐμὲ λογίσηται ὑπὲρ ὃ βλέπει με ἢ ἀκούει [τι] ἐξ ἐμοῦ καὶ τῇ ὑπερβολῇ τῶν
ἀποκαλύψεων. διὸ ἵνα μὴ ὑπεραίρωμαι, ἐδόθη μοι σκόλοψ τῇ σαρκί, ἄγγελος σατανᾶ,
ἵνα με κολαφίζῃ, ἵνα μὴ ὑπεραίρωμαι. ὑπὲρ τούτου τρὶς τὸν κύριον παρεκάλεσα ἵνα
ἀποστῇ ἀπ’ ἐμοῦ. καὶ εἴρηκέν μοι· ἀρκεῖ σοι ἡ χάρις μου, ἡ γὰρ δύναμις ἐν ἀσθενείᾳ
τελεῖται. Ἥδιστα οὖν μᾶλλον καυχήσομαι ἐν ταῖς ἀσθενείαις μου, ἵνα ἐπισκηνώσῃ ἐπ’
ἐμὲ ἡ δύναμις τοῦ Χριστοῦ. […], damit nicht irgendjemand mich berechnet über das
hinaus, was er von mir sieht oder hört, auch im Übermaß der Offenbarungen. Daher,
damit ich mich nicht überhebe, wurde mir ein Stachel ins Fleisch gestoßen, ein Bote
Satans, damit er mich ohrfeige, damit ich mich nicht überhebe. Dreimal habe ich den
Herrn deswegen angefleht, dass er von mir ablasse. Da sagte er mir: ‚Meine Gnade
genügt dir; denn die Kraft erfüllt sich in der Schwäche [Krankheit].‘ Viel lieber also will
ich mich meiner Schwäche [Krankheit] rühmen, damit die Kraft Christi von nun an in
mir wohne.¹¹²
Das Verb steht hier im Konjunktiv Aorist und ist also punktuell, dementsprechend ingressiv ge-
meint.
Siehe zum folgenden Deichgräber, Hippokrates. Über Entstehung und Aufbau des menschlichen
Körpers, 42.
880 Kapitel XIII: Σάρξ
Ὁ δὲ σπλὴν συνέστη ὧδε· σὺν τῷ θερμῷ καὶ κολλώδει καὶ τοῦ θερμοῦ πλεῖστον, τοῦ δὲ
ψυχροῦ ἐλάχιστον, τοσοῦτον μόνον ὁκόσον πῆξαι τὸ κολλῶδες αὐτὸ, ὅ εἰσιν αἱ ἶνες αἱ
ἐνοῦσαι ἐν τῷ σπληνί· καὶ διὰ τὰς ἶνας ταύτας μαλακός ἐστιν ὁ σπλὴν καὶ ἰνώδης. Οἱ δὲ
νεφροὶ ξυνέστησαν ὧδε· ὀλίγον τοῦ κολλώδεος, τοῦ θερμοῦ ὀλίγον, τοῦ ψυχροῦ
πλεῖστον, καὶ ἐπάγη ὑπὸ τούτου, καὶ ἐγένετο σκληρότατον τὸ σπλάγχνον καὶ ἥκιστα
ἐρυθρὸν, ὅτι οὐ πουλὺ τοῦ θερμοῦ ξυνέστη. Ὁ δὲ αὐτὸς λόγος καὶ περὶ τῶν σαρκῶν· τὸ
μὲν ψυχρὸν ἔστησε καὶ ξυνέπηξε καὶ ἐποίησε σάρκα, τὸ δὲ κολλῶδες τρῶγλαι
ἐγένοντο· ἐν δὲ τῇσι τρώγλῃσι ταύτῃσι τὸ ὑγρὸν, ὥσπερ καὶ ἐν τῇσι φλεψὶ τῇσι
μεγάλῃσιν. Τὸ δὲ θερμὸν ἐν παντὶ τῷ σώματι, πλεῖστον δὲ τοῦ ὑγροῦ ἐν τῷ σώματι, καὶ
τοῦ ψυχροῦ πουλὺ ἐν τῷ ὑγρῷ· τοσοῦτο δέ ἐστι τοῦ ψυχροῦ ὁκόσον δύναται πῆξαι τὸ
ὑγρόν· ἀλλὰ νενίκηται, ὥστε διακέχυται ὑπὸ τοῦ θερμοῦ. Ἡ δὲ ἀπόδειξις τοῦ ὑγροῦ ὅτι
θερμόν ἐστιν, εἴ τις ἐθέλοι τάμνειν τοῦ ἀνθρώπου τοῦ σώματος, ὅκου ἐθέλοι· ῥεύσει τε
αἷμα θερμὸν, καὶ τέως μὲν ἂν θερμὸν ᾖ, ὑγρὸν ἔσται· ἐπειδὰν δὲ ψυχθῇ ὑπό τε τοῦ
ἐνεόντος ψυχροῦ καὶ τοῦ ἐκτὸς, ἐγένετο δέρμα καὶ ὑμὴν, καὶ εἴ τις ἀφελὼν τοῦτο τὸ
δέρμα ἐάσειεν ὀλίγου χρόνου, ὄψεται ἄλλο δέρμα γινόμενον· εἰ δέ τις τοῦτο αἰεὶ
ἀφαιρεῖ, ἄλλο δέρμα γίνοιτ’ ἂν πρὸς τοῦ ψυχροῦ. Τούτου δὲ εἵνεκα πλείω ἔλεξα, τέως
ἀποδείξω ὅτι τὸ ἔσχατον τοῦ σώματος πρὸς τοῦ ἠέρος ἀναγκαίως ἔχει δέρμα γενέσθαι
ὑπὸ τοῦ ψυχροῦ καὶ τῶν πνευμάτων προσβαλλόντων.
Die Milz aber setzte sich folgendermaßen zusammen: Mit dem Warmen und etwas
Klebrigen und am meisten vom Warmen her, am wenigsten aber vom Kalten, nur so
viel wie das Klebrige selbst verdichtet, was die Fasern sind, die sich in der Milz be-
finden. Und wegen dieser Fasern ist die Milz weich und fibrös. Die Nieren aber haben
sich so zusammengesetzt: ein wenig vom Klebrigen, ein wenig vom Warmen, am
meisten vom Kalten und durch dieses wurde es dicht, und besonders hart das Innere
und am wenigsten rot, weil es sich aus nicht viel Warmem zusammensetzte. Derselbe
Grund liegt auch in Bezug auf das Fleisch vor. Das Kalte stoppte und verdichtete es
und erzeugte Fleisch, das Klebrige wurde zu Höhlungen. In diesen Höhlungen ist das
Feuchte wie in den großen Gefäßen. Das Warme aber ist im ganzen Körper. Am
meisten ist vom Feuchten im Körper, und viel vom Kühlen im Feuchten. So viel ist vom
Kühlen vorhanden wie es das Feuchte verdichten kann. Doch ist es besiegt, da es vom
Warmen durchströmt wird. Der Beweis aber dafür, dass das Feuchte warm ist, ist,
wenn jemand den menschlichen Körper schneiden möchte, wo auch immer er mag. Es
wird warmes Blut fließen, und solange es wohl warm ist, wird es auch flüssig sein.
Sobald es aber durch die innere und äußere Kälte abgekühlt wird, wird es zu einer
Haut und Membran, und wenn jemand diese Haut entfernt und es kurze Zeit lässt,
wird er eine weitere Haut entstehen sehen. Wenn aber jemand diese stets entfernt,
dürfte wohl eine andere Haut von der Kälte her entstehen. Deswegen habe ich mehr
gesagt, bis ich zeigen werde, dass das Äußere des Körpers von der Luft her gezwun-
genermaßen eine Haut hat, die durch die Kälte und die daraufprallende Luft entsteht.
Quellen 881
Περὶ δὲ ἀδένων οὐλομελίης ὧδε ἔχει. Φύσις μὲν αὐτέῃσι σπογγώδης, ἀραιαὶ μὲν καὶ
πίονες, καὶ ἔστιν οὔτε σαρκία ἴκελα τῷ ἄλλῳ σώματι, οὔτε ἄλλο τι ὅμοιον τῷ σώματι,
ἀλλὰ ψαφαρὰ καὶ φλέβας ἔχει συχνάς· εἰ δὲ διατάμοις, αἱμοῤῥαγίη λάβρος· τὸ εἶδος
λευκαὶ καὶ οἷον φλέγμα, ἐπαφομένῳ δὲ οἷον εἴρια· κἢν ἐργάσῃ τοῖς δακτύλοις ἐπι-
πουλὺ βιησάμενος, ἡ ἀδὴν ὑγρὸν ἀφίησιν ἐλαιῶδες, καὶ αὐτὴ θρύπτεται πολλὰ καὶ
ἐξαπόλλυται.
Bezüglich der allgemeinen Natur der Drüsen verhält es sich so. Ihre Natur ist
schwammartig, sie sind schlaff und fett, und es gibt kein Stückchen Fleisch, das dem
restlichen Körper ähnlich ist, noch auch etwas anderes dem Körper Ähnliches, son-
dern sie sind locker und haben viele Gefäße. Wenn du sie aber durchschneidest, folgt
starker Blutfluss.Vom Aussehen her sind sie weiß und wie Schleim, bei der Berührung
aber sind sie wie Wolle. Und wenn du sie oberflächlich für eine Weile mit den Fingern
kräftig bearbeitest, gibt die Drüse etwas ölartig Feuchtes ab und wird selbst sehr
mürbe und verschwindet.
Siehe zu dem Folgenden die Diskussionen bei Ryan, Pure Form in Aristotle, 218 ff., und Lacey,
„Οὐσία and Form in Aristotle“, 54– 59; und die Diskussion der Stellen in den Kommentaren von Ross,
Aristotle, Vol. VIII, Metaphysica, und Seidl, Aristoteles’ Metaphysik, Zweiter Halbband: Bücher VII
(Z) – XIV (N).
882 Kapitel XIII: Σάρξ
dies ein Haus?“ lässt sich dann verstehen als Hinweis darauf, warum spezielle Ma-
terialien ein Haus sind. Anhand einer Analogie wirft Aristoteles eine vergleichbare
Frage über den menschlichen Körper auf: „Wodurch ist dies (die so bestimmte kon-
krete Materie) da ein Mensch?“¹¹⁵ und „(Wodurch ist) dieser Körper bzw. dieses
Fleisch, der/das sich in einem speziellen Zustand befindet, ein Mensch?“¹¹⁶ Indes ist
es für Aristoteles insuffizient, auf die Materie in einem einfachen Sinn zu verweisen,
um den zu untersuchenden Gegenstand zu konstituieren.
Der Satz, der in Zeile 8 beginnt, ist unvollständig und ist als Protasis zu verstehen,
die das Prinzip zum Thema hat, welches eine Ursache braucht: In Zeile 8 wird der
angefangene Satz durch eine Parenthese begonnen, die wiederum durch eine Par-
enthese unterbrochen wird. Die komplexe grammatikalische Struktur spiegelt fol-
genden Inhalt wider: Silbe und Fleisch sind nicht identisch mit ihren materiellen
Teilen. Grundlegend für die Silbe oder das Fleisch ist die Form. Fraglich bleibt nach
Aristoteles dann, ob auch das von diesen Teilen Verschiedene ein davon verschiedener
elementarer Bestandteil sein muss oder ob dieses selbst wieder aus elementaren
Bestandteilen besteht. Das, was die Teile der Sache zu einem Ganzen macht, muss
selbst ein Element unter Elementen sein. Es ist nun diese Rolle, die dem Fleisch qua
Form zukommt.
Die Zeilen 23 f. sind in der Textgeschichte umstritten. Es scheint allgemein aner-
kannt, den Text zu τῶν πραγμάτων οὐκ οὐσίαι zu verändern. Aristoteles stellt also die
These auf, es gebe Dinge (πραγμάτων), die keine Grundstoffe (οὐσίαι) seien und stellt
nun seine eigenen zuvor gemachten Ausführungen zurück: Haus, Silbe und Fleisch,
die indes als οὐσίαι benannt wurden, können nicht οὐσίαι im vollen Sinne genannt
werden.¹¹⁷
Zwei Gründe mögen ihn zu einer Änderung seiner Vorgehensweise bewegt haben.
Zum einen ist seine Theorie der Grundstoffe (οὐσίαι) als formendes Prinzip nur hin-
sichtlich der Naturgegenstände voll überzeugend. Er scheint insbesondere die Lebe-
wesen im Blick gehabt zu haben, insofern diese sich selbstbestimmt zu einer ihnen
eigentümlichen Formbestimmtheit entwickeln. Zum anderen musste ihm auch daran
gelegen sein, den Anwendungsbereich der Theorie möglichst zu erweitern. Das er-
reichte er dadurch, dass er die technischen Herstellungsprozesse nach dem Modell der
natürlichen Prozesse erklärte.
Anstelle von τοδί lesen die Manuskripte E und J ὁδί: „Warum ist dieser ein menschliches Wesen?“
Folgt man dem Kommentar von M. Frede und G. Patzig, Aristoteles ‚Metaphysik Z’, 317, können die
folgenden zwei elliptisch formulierten Fragen als Variationen der Zeilen 5 – 6 gedeutet werden.
Siehe hinsichtlich der Form der Fragen, Z 10, 1035b24 f. und Z 11, 1036b30.
Bezieht man weitere Abschnitte mit ein, in denen Aristoteles Kunstwerke diskutiert, muss man
feststellen, dass er nicht kohärent argumentiert: Während er in Metaphysica XII 4. 1070a5 explizit
Kunstwerke in seine Überlegungen einschließt, schließt er diese zumindest in Δ 8. 1017b10 – 14 und Ζ 2.
1028b8 – 13 nicht aus. Hingegen argumentiert er in H 2. 1043a4 f. und in H 3. 1043b21 f. wie auch in dem
oben besprochenen Abschnitt explizit gegen die Einbeziehung von Kunstwerken.
Quellen 883
Bemerkenswert ist schließlich der Abschnitt „gemäß der Natur oder durch die
Natur“ in den Zeilen 21– 22¹¹⁸ Einige Kommentatoren wie Jaeger haben καὶ φύσει ge-
strichen. Ähnlich sind auch schon antike Autoren wie etwa Ps.-Alexander 543,20 und
Asklepius 452,10 f. verfahren. Im Hintergrund der Streichung steht der Gedanke, dass
es sich bei φύσει und κατὰ φύσει um eine Variation desselben Gedankens handle, den
man vernachlässigen könne.
Vergleicht man die Zeilen 20 – 21 mit den von 5 – 6, dann zeigt sich, dass Aristo-
teles sehr wohl einen fragilen inhaltlichen Unterschied formuliert: In Z.20 ff betont er,
dass natürliche Gegenstände sich dadurch auszeichnen, dass die Natur bei ihnen die
Rolle der bewegenden Ursache als auch die der formalen und finalen Ursache spiele.
So bezieht sich φύσει auf die Idee, dass Dinge in einem Prozess entstanden sind.
Dieser hatte seinen Ursprung in der Natur. Κατὰ φύσει hingegen bezieht sich darauf,
dass dieser Prozess auch natürlich verlaufen ist und zu einem naturgemäßen Ergebnis
geführt hat. In Z.23 f. hat er die Ursache als Zweckursache und Bewegungsursache
definiert. Demnach würde es sich gut in den Gedankengang des Kapitels einreihen,
wenn Aristoteles an dieser Stelle auf beide Rollen der Natur zu sprechen kommt.
Damit würde er wiederum nochmals auf die οὐσία rekurrieren. Die Natur der Sache ist
demnach die οὐσία selbst, auch wenn er sie in Z.23 nicht ausdrücklich mit dem Artikel
verwendet.
κατὰ φύσιν καὶ φύσει (Z.21 f.): Eines der ältesten Zeugnisse der Metaphysica Z, Ab (Florenz, 12. Jh.)
bietet κατὰ φύσιν nicht im Rahmen des Abschnittes ἀλλ’ ὅσαι οὐσίαι κατὰ φύσιν καὶ φύσει συνεστή-
κασι. Demnach stellt sich die Frage, ob wir von einer Differenz zwischen κατὰ φύσιν auf der einen Seite
und φύσει auf der anderen Seite ausgehen können. Für die Beantwortung der Frage muss man Z.5 – 6
einbeziehen. An dieser Stelle führt Aristoteles aus, dass φύσει zu dem natürlichen Ursprung weise,
während κατὰ φύσιν auf das natürliche Ergebnis referiere. Bezieht man demnach diese Stelle mit ein,
dann würde die Auslassung von κατὰ φύσιν auf die unterschiedliche Konnotation beider Konzepte
hinweisen. Zudem geht man davon aus, dass die Metaphysica in der Antike in zwei unterschiedlichen
Manuskripten vorlag, wovon eine das Manuskript Ab ist. Ross, Aristotle’s Metaphysics, Vol. 1, CLXV
argumentiert in seinem Kommentar ausführlich, dass Ab in der Regel eine einfachere Lesart bietet,
sodass er die schwierigere Lesart bevorzugt.
884 Kapitel XIII: Σάρξ
οὐ μόνον πῦρ καὶ γῆ ἢ τὸ θερμὸν καὶ ψυχρὸν ἀλλὰ καὶ ἕτερόν τι—εἰ τοίνυν ἀνάγκη
κἀκεῖνο ἢ στοιχεῖον ἢ ἐκ στοιχείων εἶναι, εἰ μὲν στοιχεῖον, πάλιν ὁ αὐτὸς ἔσται λόγος
(ἐκ τούτου γὰρ καὶ πυρὸς καὶ γῆς ἔσται ἡ σὰρξ καὶ ἔτι ἄλλου, ὥστ’ εἰς ἄπειρον
βαδιεῖται)· εἰ δὲ ἐκ στοιχείου, δῆλον ὅτι οὐχ ἑνὸς ἀλλὰ πλειόνων, ἢ ἐκεῖνο αὐτὸ ἔσται,
ὥστε πάλιν ἐπὶ τούτου τὸν αὐτὸν ἐροῦμεν λόγον καὶ ἐπὶ τῆς σαρκὸς ἢ συλλαβῆς.
δόξειε δ’ ἂν εἶναι τὶ τοῦτο καὶ οὐ στοιχεῖον, καὶ αἴτιόν γε τοῦ εἶναι τοδὶ μὲν σάρκα τοδὶ
δὲ συλλαβήν· ὁμοίως δὲ καὶ ἐπὶ τῶν ἄλλων. οὐσία δὲ ἑκάστου μὲν τοῦτο (τοῦτο γὰρ
αἴτιον πρῶτον τοῦ εἶναι)—ἐπεὶ δ’ ἔνια οὐκ οὐσίαι τῶν πραγμάτων, ἀλλ’ ὅσαι οὐσίαι,
κατὰ φύσιν καὶ φύσει συνεστήκασι, φανείη ἂν [καὶ] αὕτη ἡ φύσις οὐσία, ἥ ἐστιν οὐ
στοιχεῖον ἀλλ’ ἀρχή—· στοιχεῖον δ’ ἐστὶν εἰς ὃ διαιρεῖται ἐνυπάρχον ὡς ὕλην, οἷον τῆς
συλλαβῆς τὸ α καὶ τὸ β.
Das Gesuchte verbirgt sich besonders in den Dingen, die nicht gemäß den anderen
gesagt werden, beispielsweise wird erforscht, was der Mensch ist, dadurch, dass es
einfach behauptet und nicht definiert wird, dass es das folgende ist. Man muss jedoch
Gliederungen fordern. Wenn nicht, wird es gleich dem nichts zu erforschen [und dem
etwas zu erforschen]. Da aber das Sein existieren und vorhanden sein muss, ist es klar,
dass er Hinsicht auf das Material erforscht, wodurch es was ist. Beispielsweise: Wo-
durch ist das Haus das hier? Weil das vorhanden ist, was im Haussein war. Und der
Mensch das hier, oder dieser Leib, der das hier enthält. Sodass die Ursache für den
Stoff gesucht wird (das aber ist die Form), durch die es etwas ist. Dies aber ist das
Wesen. Es ist nun offensichtlich, dass es in Bezug auf die einfachen Dinge keine
Forschung und Lehre gibt, sondern eine andere Weise der Untersuchung derartiger
Dinge. – Das, was aus etwas zusammengesetzt ist, sodass das Ganze eins sei, soll nicht
wie ein Haufen sein, sondern wie eine Silbe – weder ist die Silbe die Buchstaben, noch
ist das „ba“ dasselbe wie „b“ und „a“, noch auch ist der Körper Feuer und Erde (denn
die einen sind nicht mehr, wenn sie vergangen sind, wie das Fleisch und die Silbe, die
Grundstoffe aber existieren, sowohl das Feuer als auch die Erde). Die Silbe existiert
also irgendwie, nicht nur die Buchstaben, der Vokal und der Konsonant, sondern auch
etwas anderes, und auch das Fleisch, nicht nur Feuer und Erde oder warm und kalt,
sondern auch etwas anderes – wenn nun zwingend auch jenes ein Grundstoff oder aus
dem Grundstoff ist, wenn es ein Grundstoff ist, wird es wieder dieselbe Rede sein
(denn das Fleisch wird aus diesem, aus Feuer und aus Erde bestehen und noch aus
etwas anderem, sodass man ins Unendliche fortschreitet.) Wenn es aber aus dem
Grundstoff besteht, ist es klar, dass nicht aus nur einem, sondern aus mehreren, oder
es wird jener selbst sein, sodass wir wieder darüber dasselbe sagen werden, wie über
das Fleisch und die Silbe. Man dürfte wohl meinen, dass dies etwas sei und nicht ein
Grundstoff, und Ursache dafür, dass das eine Fleisch, das andere aber eine Silbe ist.
Genauso in Bezug auf die anderen. Dies ist das Wesen jedes Einzelnen (denn dies ist
die erste Ursache des Seins) – da einige nicht Wesen der Dinge sind, sondern, alle die,
die Wesen sind, sind gemäß der Natur oder durch die Natur zusammengesetzt, dürfte
wohl auch diese Natur als Wesen erscheinen, die kein Grundstoff, sondern Anfang ist.
Quellen 885
Ein Grundstoff ist, in das sich das als Stoff Vorhandene zerteilen lässt, wie das „a“ und
das „b“ der Silbe.
Die erste Verbindung bezieht sich auf eine Kombination der vier Elementarqualitäten oder der
vier Elemente, wie dies H. Happ in seinem Kommentar Der chemische Traktat des Aristoteles. Meteo-
rologie IV, 295 breit ausgeführt hat. Vgl. zudem meteor. IV 388 1 13 ff.
Es ist unklar, inwiefern Galen diesen Abschnitt interpretiert hat. Siehe dazu Galen HNH I Prooem.
XV 7.11– 14 (Kühn); MM VIII 1 (X 530.4– 9 Kühn); QAM 3 (IV 773.12– 16 Kühn).
Aristoteles spricht in De generatione et corruptione von μικτὰ σώματα.
Cornford, Plato’s Cosmology. The Timaeus of Plato, 33 f. hat gezeigt, dass Platon hier in der Tra-
dition von Philistion steht (Wellmann fr. 4).
886 Kapitel XIII: Σάρξ
Ἐκ τίνων μὲν οὖν μορίων καὶ πόσων συνέστηκεν ἕκαστον τῶν ζῴων, ἐν ταῖς ἱστορίαις
ταῖς περὶ αὐτῶν δεδήλωται σαφέστερον· δι’ ἃς δ’ αἰτίας ἕκαστον τοῦτον ἔχει τὸν
τρόπον, ἐπισκεπτέον νῦν, χωρίσαντας καθ’ αὑτὰ τῶν ἐν ταῖς ἱστορίαις εἰρημένων.
Τριῶν δ’ οὐσῶν τῶν συνθέσεων πρώτην μὲν ἄν τις θείη τὴν ἐκ τῶν καλουμένων ὑπό
τινων στοιχείων, οἷον γῆς ἀέρος ὕδατος πυρός. Ἔτι δὲ βέλτιον ἴσως ἐκ τῶν δυνάμεων
λέγειν, καὶ τούτων οὐκ ἐξ ἁπασῶν, ἀλλ’ ὥσπερ ἐν ἑτέροις εἴρηται καὶ πρότερον.
Ὑγρὸν γὰρ καὶ ξηρὸν καὶ θερμὸν καὶ ψυχρὸν ὕλη τῶν συνθέτων σωμάτων ἐστίν· αἱ δ’
ἄλλαι διαφοραὶ ταύταις ἀκολουθοῦσιν, οἷον βάρος καὶ κουφότης καὶ πυκνότης καὶ
μανότης καὶ τραχύτης καὶ λειότης καὶ τἆλλα τὰ τοιαῦτα πάθη τῶν σωμάτων. Δευτέρα
δὲ σύστασις ἐκ τῶν πρώτων ἡ τῶν ὁμοιομερῶν φύσις ἐν τοῖς ζῴοις ἐστίν, οἷον ὀστοῦ
καὶ σαρκὸς καὶ τῶν ἄλλων τῶν τοιούτων. Τρίτη δὲ καὶ τελευταία κατ’ ἀριθμὸν ἡ τῶν
ἀνομοιομερῶν, οἷον προσώπου καὶ χειρὸς καὶ τῶν τοιούτων μορίων. […]
Ἐξ ἀμφοτέρων μὲν οὖν τὰ ζῷα συνέστηκε τῶν μορίων τούτων, ἀλλὰ τὰ ὁμοιομερῆ
τῶν ἀνομοιομερῶν ἕνεκέν ἐστιν· ἐκείνων γὰρ ἔργα καὶ πράξεις εἰσίν, οἷον ὀφθαλμοῦ
καὶ μυκτῆρος καὶ τοῦ προσώπου παντὸς καὶ δακτύλου καὶ χειρὸς καὶ παντὸς τοῦ
βραχίονος. Πολυμόρφων δὲ τῶν πράξεων καὶ τῶν κινήσεων ὑπαρχουσῶν τοῖς ζῴοις
ὅλοις τε καὶ τοῖς μορίοις τοῖς τοιούτοις, ἀναγκαῖον ἐξ, ὧν σύγκεινται, τὰς δυνάμεις
ἀνομοίας ἔχειν· πρὸς μὲν γάρ τινα μαλακότης χρήσιμος πρὸς δέ τινα σκληρότης, καὶ τὰ
μὲν τάσιν ἔχειν τὰ δὲ κάμψιν. Τὰ μὲν οὖν ὁμοιομερῆ κατὰ μέρος διείληφε τὰς δυνάμεις
τὰς τοιαύτας (τὸ μὲν γὰρ αὐτῶν ἐστι μαλακὸν τὸ δὲ σκληρόν, καὶ τὸ μὲν ὑγρὸν τὸ δὲ
ξηρόν, καὶ τὸ μὲν γλίσχρον τὸ δὲ κραῦρον), τὰ δ’ ἀνομοιομερῆ κατὰ πολλὰς καὶ συγ-
κειμένας ἀλλήλαις· ἑτέρα γὰρ πρὸς τὸ πιέσαι τῇ χειρὶ χρήσιμος δύναμις καὶ πρὸς τὸ
λαβεῖν. Διόπερ ἐξ ὀστῶν καὶ νεύρων καὶ σαρκὸς καὶ τῶν ἄλλων τῶν τοιούτων συνε-
στήκασι τὰ ὀργανικὰ τῶν μορίων, ἀλλ’ οὐκ ἐκεῖνα ἐκ τούτων.
Aus welchen und wie vielen Teilen nun ein jedes Lebewesen zusammengesetzt ist, ist
in meinen Geschichten überaus klar verdeutlicht worden. Aus welchen Ursachen sich
aber jedes Einzelne derart verhält, muss nun betrachtet werden, da sie die in den
Geschichten genannten Dinge jeweils unterscheiden. Da es drei Zusammensetzungen
gibt, dürfte man wohl als erste diejenige aus den – von irgendwem so genannten –
Grundstoffen setzen, wie Erde, Luft, Wasser, Feuer. Ferner ist es sicher besser von den
Kräften aus zu sprechen, und bei diesen nicht von allen, sondern wie es bei anderen
auch früher gesagt wurde. Denn der Stoff der zusammengesetzten Körper ist das
Feuchte, Trockene, Warme und Kühle. Die anderen Unterschiede aber folgen diesen,
wie die Schwere und die Leichtigkeit, die Dichte und Lockerheit, Rauigkeit und Glätte
und andere derartige Zustände der Körper. Eine zweite Zusammensetzung aber aus
den ersten ist die Natur der gleichteiligen Dinge in den Lebewesen, wie des Knochens
und des Fleisches und anderer derartiger Dinge. Drittens und letztens der Zahl nach
die Zusammensetzung der ungleichteiligen, wie die des Gesichts und der Hand und
derartiger Teile. […]
Aus diesen beiden Teilen nun setzen sich die Lebewesen zusammen, aber die
gleichteiligen existieren der ungleichteiligen wegen. Denn von jenen stammen Werke
und Handlungen, wie vom Auge und dem Nasenloch und dem ganzen Gesicht und
Quellen 887
vom Finger, der Hand und vom ganzen Arm. Da die vorhandenen Handlungen und
Bewegungen bei allen Lebewesen und den derartigen Teilen vielgestaltig sind, müs-
sen die Kräfte, aus denen sie sich zusammensetzen, zwangsläufig ungleich sein. Denn
in Bezug auf die eine ist die Weichheit von Nutzen, in Bezug auf eine andere aber
Härte, und dass die einen Spannung, die anderen aber Biegung besitzen. Die
Gleichteiligen nun haben anteilig die derartigen Kräfte (denn das eine von ihnen ist
weich, das andere aber hart, das eine feucht, das andere trocken, das eine zäh, das
andere aber spröde), die Ungleichteiligen aber jeweils viele miteinander verbundene.
Denn eine jeweils andere Kraft ist für das Drücken mit der Hand nützlich als für das
Nehmen. Daher auch setzen sich die werkzeugartigen Teile aus Knochen, Nerven,
Fleisch und den anderen derartigen Dingen zusammen, aber nicht jene aus diesen.
Siehe dazu ausführlich die Ausführungen in Kapitel VI, Seiten 354 ff.; Kapitel IV, Text 1.
888 Kapitel XIII: Σάρξ
Wittern argumentiert dafür, dass De morbis I den Charakter eines Textbuches habe (De morbis I,
LXXIV). Nach einer recht breiten Einleitung in die Grundlagen der Medizin konzentriert sich das
Traktat auf einzelne Krankheiten. Wittern geht deshalb davon aus, dass ein großer Teil des Traktats
verloren gegangen sei. Ermerins (Prolegomena zu De libro de morbis primo (Hippocratis et aliorum
medicorum veterum reliquiae), LV – LXI, LVI) vertritt eine andere These: Er vermutet, dass der erste Teil
von einem Sophisten geschrieben wurde und der zweite Teil dann auf einen Mediziner zurückgeht, der
wiederum von der knidischen medizinischen Schule herkommt.
Wittern, De morbis I, schreibt: „Der Form ἰσχυροτέρην θ bzw. Ἰσχυρὴν M, die das Fleisch der
Jüngeren kennzeichnet, steht bei Älteren ἀσθενής gegenüber (66,7). Dies könnte zunächst für die
Lesart von M zu sprechen scheinen. Da jedoch das ganze Kapitel dem Vergleich der jüngeren Leute mit
den Älteren gewidmet ist, mag der Komparativ von θ gerechtfertigt sein.“
Zu diesem Aspekt siehe Rivier, Recherches sur la tradition manuscripte du traité hippocratique De
morbo sacro, 155.
Quellen 889
zunächst für die betreffende Person und einen Arzt unbemerkt entwickeln. Die
Krankheitsursache besteht in starken Dehnungen und zahlreichen Verletzungen des
Fleisches und der Adern. Dass diese Krankheiten ältere Menschen wahrscheinlich
nicht treffen können, liegt darin begründet, dass ihr Fleisch schon locker und kraftlos
sei. Diese Deutung wird noch durch das Beziehungswort für τούτων in Zeile eins,
νοσήματα (die Krankheiten), gestützt. Der Kontext legt nahe, dass die zur Diskussion
stehende Krankheit ein Wundsein durch Überanstrengung meint. Durch eine weitere
textkritische Änderung gewinnt zudem die Frage nach der Zeitperspektive an Be-
deutung. Die meisten Texteditionen bieten das Präsens ἔχοντος der Handschrift M; die
Handschrift θ bietet demgegenüber den Aorist σχόντος; dieser drückt an der Textstelle
einen regelmäßigen Zustand aus, der die normale körperliche Beschaffenheit eines
jüngeren Menschen kennzeichnet.
Bezüglich der älteren Menschen wird das Fleisch zunächst lediglich zu den
Knochen und zur Haut in Beziehung gesetzt. Erst dann wird seine eigene Beschaf-
fenheit beschrieben. Dass dieses für den Verfasser in einem Gegensatz stehen könnte,
bezeichnet das Pronomen αὐτή, das die Handschrift Marcianus (gr. 269 M) bietet.¹²⁸
Καὶ ὁκόσοι μὲν νεώτεροι πάσχουσί τι τούτων, ὅσα εἴρηται ἀπὸ πόνων παθήματα
γίνεσθαι, πάσχουσι πλέω τε καὶ ἰσχυρότερα καὶ ἀλγέουσι μᾶλλον τῶν ἄλλων, καὶ
παραυτίκα ἔκδηλα αὐτοῖσιν, ὥστε ἢ πτύσαι αἷμα ἢ ἐμέσαι, τὰ δὲ καὶ γινόμενα λανθάνει
αὐτοὺς ὑπὸ εὐεξίης τοῦ σώματος· οἱ δὲ γεραίτεροι πάσχουσι μὲν ὀλιγάκις, καὶ ὅταν
πάθωσιν, ἀσθενέστερα πάσχουσιν, ἅτε ἀσθενέστεροι ἐόντες, καὶ ἐπαΐουσι μᾶλλον, καὶ
ἐπιμελέονται μᾶλλον τῶν παθημάτων. Γίνεται οὖν τὴν ἀρχὴν τὸ παράπαν ἧσσον τῷ
γεραιτέρῳ ἢ τῷ νεωτέρῳ· καὶ ὁκόταν γένηται, τῷ μὲν γεραιτέρῳ ἀσθενέστερα γίνεται,
τῷ δὲ νεωτέρῳ ἰσχυρότερα. Καὶ τῷ μὲν νεωτέρῳ, ἅτε τοῦ σώματος τόνον τε ἔχοντος
καὶ ξηρασίην, καὶ τὴν σάρκα πυκνήν τε καὶ ἰσχυρὴν καὶ πρὸς τοῖσιν ὀστέοισι προ-
σκαθημένην, καὶ περὶ αὐτὴν τοῦ δέρματος περιτεταμένου, ὁκόταν τι πονέσῃ πλέον
τοῦ εἰωθότος, μᾶλλον καὶ ἐξαίφνης, σπασμοί τε γίνονται ἰσχυροὶ, καὶ ῥήγματα πολλά
τε καὶ παντοῖα τῶν φλεβῶν καὶ τῶν σαρκῶν· καὶ τούτων τὰ μὲν παραυτίκα ἔκδηλα
γίνεται, τὰ δ’ ὕστερον χρόνῳ ἀναφαίνεται. Τοῖσι δὲ γεραιτέροισι τόνος ἰσχυρὸς οὐκ
ἔνι, αἵ τε σάρκες περὶ τὰ ὀστέα περιῤῥέουσι, καὶ τὸ δέρμα περὶ τὰς σάρκας, καὶ αὐτὴ ἡ
σὰρξ ἀραιή τε καὶ ἀσθενής· καὶ οὔτε τι ἂν πάθοι τοιοῦτον ὁμοίως ὡς καὶ ὁ νεώτερος,
καὶ ἤν τι πάθῃ, πάσχει ἀσθενέα τε καὶ παραυτίκα ἔκδηλα. Τοσούτῳ μὲν ἐν τῇ ἀρχῇ τῶν
παθημάτων δυσχερέστερον ἀπαλλάσσουσιν οἱ νεώτεροι τῶν γεραιτέρων.
Und alle Jüngeren, die etwas von dem erleiden, was als Leiden aus Mühen entstehen
soll, leiden mehr und stärker und empfinden mehr Schmerzen als die anderen, und es
ist bei ihnen sofort völlig offenkundig, da sie ja entweder Blut spucken oder sich
De morbis I ist von 24 vollständigen Manuskripten belegt. Siehe Diels, Handschriften der antiken
Ärzte I, 23. Die von Diels vorgelegte Liste der Mss. kann durch weitergehende Handschriften erweitert
werden. Siehe dazu Wittern, Die hippokratische Schrift De morbis I, IXff.
890 Kapitel XIII: Σάρξ
übergeben. Was aber geschieht, ist ihnen wegen des Wohlbefindens ihres Körpers
verborgen. Die Älteren leiden wenig, und wenn sie leiden, leiden sie schwächer, da sie
ja schwächer sind, und sie achten eher darauf und kümmern sich mehr um die Leiden.
Bei dem Älteren geschieht nun von vornherein überhaupt weniger als bei dem Jün-
geren. Und sobald etwas geschieht, entwickelt es sich bei dem Älteren schwächer, bei
dem Jüngeren aber stärker. Und bei dem Jüngeren, da der Körper Kraft besitzt und
Trockenheit und festes, starkes und an den Knochen anliegendes Fleisch, und da sich
darum die Haut spannt, kommt es, sobald er mehr als gewohnt Schmerzen empfindet,
mehr und plötzlich, zu heftigen Krämpfen und vielen und verschiedenartigen Rissen
von Gefäßen und Muskeln. Und von diesen werden die einen sofort offenbar. Die
anderen aber zeigen sich zu einer späteren Zeit. In den Älteren aber gibt es keine
starke Anspannung, das Fleisch hängt von den Knochen herab und die Haut vom
Fleisch und das Fleisch selbst ist dünn und schwach. Und er dürfte wohl nicht auf
gleiche Weise etwas derartiges erleiden wie der Jüngere, und wenn er etwas erleidet,
leidet er schwach und sofort offenbar. Um so viel kommen die Jüngeren am Anfang der
Krankheiten beschwerlicher davon als die Älteren.
liegt. Selbst Smith verweist auf einen Kommentar Galens, der diesen Textabschnitt für
eine Kommentierung von Atem herangezogen hat, der wiederum nahelegt, dass τὸ
σῶμα das Subjekt für das prädikative Adjektiv ist und die Deutung „Einatmen“
(εἴσπνοον) wahrscheinlich macht: „Der ganze Körper ist ein Instrument für das Aus-
atmen und Einatmen“. Die Haut erscheint als eine permeable Membran, die Luft in
und aus dem Körper führt.
Der Genitiv „Hohlraum des Körpers“¹³¹ κοιλίης in Zeile 1 gibt eine Struktur der
körperlichen Hohlräume an und kann den Thorax, den Bauch oder die Gedärme be-
zeichnen. Freilich ist der genaue Bezug auf eines der Körperteile hier nicht gegeben,
auch wenn der Text eher den Thorax, speziell den oberen, sich auf die Atmung be-
ziehenden Thorax, nahelegt. Demnach ist der ganze Körper für die Atmung zuständig.
Diese Vermutung kann auch durch das Adverb ἔξωθεν vertieft werden: Das Wort ist ein
Verweis auf das Äußere des Körpers, das mit ἐκ κοιλίης der Hohlraumstruktur im
Körper kontrastiert wird.
Indem Galen die beiden Satzteile miteinander verbindet (In Hippocratis Epide-
miarum XVIIB 315 Kühn), lässt er darauf schließen, dass der Abschnitt schon in der
Antike umstritten war. ¹³² Galens Verweis auf das Verbrannte im menschlichen Körper
gibt den Auslegern ein Rätsel auf. Man vermutet, dass man darunter die unreinen
Ausscheidungsstoffe verstanden hat, die durch die Ausdehnung des lufterfüllten
Herzens und der Arterien ausgeschieden werden. Demzufolge sind damit die Sekre-
tionen im Körper gemeint.
Σάρκες ὁλκοὶ καὶ ἐκ κοιλίης καὶ ἔξωθεν· δῆλον ἡ αἴσθησις, ὡς ἔκπνοον καὶ εἴσπνοον
ὅλον τὸ σῶμα. Ἐνθερμότερον φλέβιον αἵματος πλήθει ἀνίσχει τὸ καυσῶδες, καὶ εὐθὺς
ἀποκρίνει. Καὶ οἷσι τὸ μὲν πῖον, χολὴν ξανθὴν, τὸ δ’ αἷμα, μέλαιναν.
Das Fleisch zieht sowohl aus der Körperhöhle als auch von außen an. Die Wahrneh-
mung macht es deutlich, dass der gesamte Körper ausatmet und einatmet. Ein wär-
meres kleines Gefäß hebt mit der Fülle des Blutes das Erhitzte und scheidet es sofort
aus. Und in ihnen ist das eine Fett, das scheidet helle Galle aus, das andere aber Blut,
und es scheidet dunkle Galle aus.
LSJ, Greek Lexicon, „Art. κοιλία“, 966 mit Hinweis auf den Thorax, den Bauch und die inneren
Organe; siehe zudem CH Art. 46; CH Ulc. 3; Gal. XV 896 Kühn; Aristot. hist. an. I 4. 489a2 und Aristot.
somn. II 456a3.
Galen reflektiert zudem das inzwischen gewandelte medizinische Wissen, indem er die schmalen
Adern als „Arterien“ bezeichnet.
892 Kapitel XIII: Σάρξ
finiert,¹³³ das den Stand des Körpers im Umgang mit einer Krankheit anzeigen kann.
Krisen manifestieren sich in der Regel durch unterschiedliche Symptome wie starkes
Schwitzen, tränende Augen, unterschiedlich starkes Atmen.¹³⁴ So empfehlen die
Hippokratiker in De morbis internis 27: „Der Speisen enthalte sich der Patient solange,
bis die Krise der Krankheit sich entschieden hat; sie entscheidet sich aber in der Regel
innerhalb von sieben Tagen; innerhalb dieser Frist zeigt es sich nämlich, ob sie einen
tödlichen Verlauf nimmt oder nicht.“¹³⁵ Für seine Ausführungen über die sogenannten
Krisen zieht Galen ein Fragment von Diokles von Karystos (Z.4,13) heran, das wahr-
scheinlich in einem Kontext physiologischer Veränderungsformen des menschlichen
Körpers steht.¹³⁶
Diokles zieht zum Vergleich der Krisen Verwesungs- und Erneuerungsprozesse im
Körper heran. Zudem thematisiert er Vorgänge im menschlichen Körper, unter ande-
rem konstitutive, physiologische, rotierende Prozesse: Die Neubildung von Milch wird
ebenso genannt wie die von Fleisch. Die Bildung von Eiter ist an dieser Stelle als
positiver Prozess zu deuten, denn sie dient dem Heilungsprozess und nicht, wie van
der Eijk vermutet, in einer negativen Weise.¹³⁷ Eines haben diese Prozesse gemeinsam:
Sie manifestieren sich im Körper innerhalb kürzester Zeit.
Die Neubildung von Fleisch als körperlicher Prozess verweist auf die Bildung von
Körpergewebe als Folge von Nahrungszunahme. Dahinter steht das aristotelische
Verständnis, nach welchem Nahrung im Körper unter dem Einfluss körperlicher
Wärme zu verschiedenen Körpersubstanzen transformiert werden kann. Eine dieser
Transformationen ist die Neubildung von Fleisch, eine andere Milch und wieder an-
dere dienen unter pathologischem Aspekt der Neubildung von Eiter. Unklar bleibt
indes, wie die Vergleichbarkeit zwischen den sich schnell vollziehenden körperlichen
Verwesungs- und Erneuerungsprozessen und den Fieberschüben zu fassen ist: „just
as these processes (can?) manifest themselves in (as little as ?) 24 hours, likewise the
‚dissolving‘ of the causes of superficial fevers takes (or can take) place in as little as 24
hours.“¹³⁸
Die Ausführungen des folgenden Textabschnitt zu Körper (σῶμα) und Fleisch
(σάρξ) sind verwirrend und immer noch Gegenstand einer breiteren Debatte: Galen
bezieht sich hier auf Fleisch (σάρξ), das aber nicht eigentlich als „Fleisch“ zu be-
zeichnen ist, obwohl es vom Körper selbst produziert wurde und gleichzeitig von dem
Fleisch (σάρξ), das vom Körper hervorgebracht wurde, unterscheidbar sei. Zieht man
die Darstellung von De natura pueri 15 heran, dann kann man dafür argumentieren,
dass dieses Fleisch ursprünglich dem Fleisch (σάρξ) der Mutter zugeordnet werden
Siehe Jouanna, Hippocrate, 474– 480; Lonie, The Hippocratic Treatises „On Generation“ „On na-
ture of a child“ „Diseases IV“, 277– 289.
Siehe zur Krise antiker Medizin Langholf, Medical Theories in Hippocrates, 79 – 134.
CH Int. 27 (VII 238 Littre).
Van der Eijk, Diocles of Carystos II, 129.
Van der Eijk, Diocles of Carystos II, 130.
Van der Eijk, Diocles of Carystos II, 131.
Quellen 893
kann und damit als Grundlage für die Entwicklung gedient haben mag („weder
Aussonderung noch Trennung“).¹³⁹
ἀλλ’ ὅτι γε τὸ σημαινόμενον τῆς κρίσεως οὐκ ἀπηκριβωμένον φυλάττεται διὰ παντὸς,
ἀλλὰ τὴν λύσιν αὐτὴν μόνην, ὅπως ἂν γένηται, κρίσιν ὀνομάζουσιν οἱ πλεῖστοι τῶν
ἰατρῶν, ἐξ αὐτῶν τε τῶν Ἱπποκράτους ἔνεστι μαθεῖν γραμμάτων, οὐχ ἥκιστα δὲ κᾀξ
ὧν οἱ ἄλλοι παλαιοὶ γράφουσιν. οὕτως οὖν καὶ Διοκλῆς τὴν πρώτην ἡμέραν ἐν ταῖς
κρινούσαις ἀριθμεῖ, σαφῶς ἐνδεικνύμενος ὡς οὐδὲν ἄλλο τὴν κρίσιν ὅ τι μὴ τὴν λύσιν
ὀνομάζει τοῦ νοσήματος. ἔσται δὲ δῆλον ἐξ αὐτῆς τῆς λέξεως ἐχούσης ᾧδε· αὐτῶν δὲ
τῶν πυρετῶν, ὧν τὰ αἴτια μήτ’ ἐν αὐτῷ τῷ σώματι διαλύεται κενούμενα καὶ μειούμενά
πως μήτ’ ἐξικμάζεται μήτ’ ἀθρόως ὠμὰ ἐξάγεται, κατὰ δέ τινας χρόνων περιόδους
πεφθέντα φαίνεται, ὁ μὲν ἐπιπολαιότατος ἐν νυκτὶ καὶ ἡμέρᾳ κρίνεται, ἐν ἐλαχίστῳ
γὰρ χρόνῳ τούτῳ τὰ αἴτια αὐτῶν διαλύεται. καὶ γὰρ τὰ σηπόμενα καὶ πῦον γινόμενα,
ἔτι δὲ καὶ γάλα καὶ σὰρξ πᾶσα ἀποτελουμένη καὶ ὅλως τὰ πολλὰ τῶν κατὰ τὸ σῶμα
γινομένων καὶ κινουμένων καὶ ἀλλοιουμένων κατ’ εἶδος, ἐν τούτῳ τῷ χρόνῳ φαίνεται
πρῶτον. καὶ ταυτὶ μὲν ὁ Διοκλῆς. ὁ δ’ Ἱπποκράτης οὐχ ἅπαξ οὐδὲ δὶς, ἀλλὰ πάνυ
πολλάκις ἔν τε τῷ πρώτῳ τῶν ἐπιδημιῶν καὶ μάλιστα κᾀν τῷ τρίτῳ τὴν λύσιν μόνην
τοῦ νοσήματος ὀνομάζει κρίσιν, οὐδεμιᾶς οὔτ’ ἐκκρίσεως οὔτ’ ἀποστάσεως σαφῶς
προγεγενημένης.
Doch dass das als Krise Bezeichnete nicht mit größter Sorgfalt von jedem beachtet
wird, sondern nur deren Auflösung, wie sie wohl vonstattengeht, was die meisten
Ärzte Krise nennen, kann man aus den Schriften des Hippokrates selbst erfahren,
insbesondere aber auch aus denen, die die anderen Alten verfassen. So zählt nun auch
Diokles den ersten Tag zu den besonderen und zeigt deutlich, dass er die Krise als
nichts anderes bezeichnet, als die Erlösung von der Erkrankung. Es wird aber deutlich
werden aus der Schrift selbst, die so lautet:Von diesen Fieberanfällen, deren Ursachen
weder im Körper selbst beseitigt werden, indem sie verschwinden und irgendwie
verringert werden, noch auch ausgetrocknet werden, noch auf einmal roh hinausge-
führt werden, in Zeitschüben aber aufzutreten scheinen, entscheidet sich der ober-
flächlichste in einer Nacht und einem Tag, denn ihre Ursachen lösen sich in dieser
ganz kurzen Zeit auf. Die verwesten und zu Eiter gewordenen Dinge nämlich, ferner
alles, was sich zu Milch und Fleisch verwandelt, und insgesamt das meiste von dem,
was im Körper geschieht und sich bewegt und vom Aussehen her verändert, erscheint
zuerst in dieser Zeit. Dieses zeigt auch Diokles. Hippokrates aber bezeichnet die Lö-
sung allein der Erkrankung nicht ein- oder zweimal als Krise, sondern sehr oft im
ersten Buch der Epidemien und besonders auch im dritten, wenn weder eine Aus-
sonderung noch eine Trennung zuvor deutlich stattgefunden hat.
Siehe dazu die Ausführungen von van der Eijk, Diocles of Carystos, Text 60.
894 Kapitel XIII: Σάρξ
19. Hi 2,15
οὐ μὴν δὲ ἀλλὰ ἀποστείλας τὴν χεῖρά σου ἅψαι τῶν ὀστῶν αὐτοῦ καὶ τῶν σαρκῶν
αὐτοῦ· εἰ μὴν εἰς πρόσωπόν σε εὐλογήσει. Aber sende doch deine Hand aus und
berühre seine Knochen und sein Fleisch: Gewiss ins Angesicht wird er dich verfluchen
(wörtlich: segnen).
20. Hi 6,12
μὴ ἰσχὺς λίθων ἡ ἰσχύς μου; ἢ αἱ σάρκες μού εἰσιν χάλκειαι; Ist meine Kraft etwa die
Kraft von Steinen oder sind meine Fleische ehern?
21. Hi 19,20
ἐν δέρματί μου ἐσάπησαν αἱ σάρκες μου, τὰ δὲ ὀστᾶ μου ἐν ὀδοῦσιν ἔχεται. Unter
meiner Haut ist mein Fleisch verfault, meine Knochen aber werden mit Zähnen zu-
sammengehalten.¹⁴⁰
23. Lk 24,39
ἴδετε τὰς χεῖράς μου καὶ τοὺς πόδας μου ὅτι ἐγώ εἰμι αὐτός· ψηλαφήσατέ με καὶ ἴδετε,
ὅτι πνεῦμα σάρκα καὶ ὀστέα οὐκ ἔχει καθὼς ἐμὲ θεωρεῖτε ἔχοντα. Seht meine Hände
und meine Füße: Ich bin es selbst. Betastet mich und seht: Ein Geist hat nicht Fleisch
und Knochen, wie ihr seht, dass ich sie habe.
Dies ist das Gesetz beim Tode sterblicher Menschen: Die Sehnen halten das Fleisch
und die Knochen dann nicht mehr zusammen; starke Kräfte lodernder Feuer machen
Man kann den Ausdruck passivisch auffassen, wie in der Übersetzung, oder medial: „meine
Knochen halten sich an den Zähnen“. Siehe dazu auch Hi 33,21; Kutsch hat nachgewiesen, dass der
griechische Text sich an dieser Stelle wohl nicht an der MT orientiert () ָדְּבָקה, sondern an [ ָרְקָבהE.
Kutsch, „Text und Textgeschichte in Hi XIX: Zu Problemen in Vers 14– 15, 20, 23 – 24“, VT 32 (1982), 157–
165]; zur Haut, vgl.Weissenrieder, „Body Discourse in Job: Translation of Skin and Flesh from ָבּ ָשׂר – ﬠוֹר
into δέρμα, βύρσα or σάρξ“.
Quellen 895
dies zunichte. Hat erst der Wille zum Leben die weißen Gebeine verlassen, dann fliegt
die Seele auch flatternd davon wie ein Traumbild.
Τὰ ὀστέα τῷ σώματι στάσιν καὶ ὀρθότητα καὶ εἶδος παρέχονται· τὰ δὲ νεῦρα κάμψιν καὶ
ξύντασιν καὶ ἔκτασιν· αἱ δὲ σάρκες καὶ τὸ δέρμα πάντων ξύνδεσιν καὶ ξύνταξιν. Αἱ
φλέβες διὰ τοῦ σώματος κεχυμέναι πνεῦμα καὶ ῥεῦμα καὶ κίνησιν παρέχονται, ἀπὸ μιῆς
πολλαὶ διαβλαστάνουσαι, καὶ αὕτη μὲν ἡ μία ὅθεν ἦρκται καὶ ᾗ τετελεύτηκεν οὐκ οἶδα·
κύκλου γὰρ γεγενημένου ἀρχὴ οὐχ εὑρέθη. Τὰς δ’ ἀποφυάδας αὐτῆς, ὅθεν ἤρτηνται
καὶ ᾗ παύονται τοῦ σώματος, καὶ ὡς ἡ μίη ταύτῃσιν ὁμολογέει, καὶ ἐν ὁποίοις τόποις
τέτανται τοῦ σώματος, ἐγὼ δηλώσω.
Die Knochen gewähren dem Körper Stand und Geradheit und Aussehen, die Nerven
Biegung und Anspannung und Ausdehnung. Das Fleisch und die Haut aber die Ver-
bindung und Ordnung aller. Die Gefäße aber, verteilt durch den Körper, gewähren
Atem und Fließen und Bewegung. Viele keimen von einem, und ich weiß nicht, wo
dieses eine beginnt und wo es endet. Denn wenn ein Kreis entstanden ist, ist ein
Anfang nicht zu finden. Ihre Verzweigungen aber, wo sie befestigt sind und wo im
Körper sie aufhören, und dass die eine diesen entspricht, und an welchen Orten des
Körpers sie angeordnet sind, werde ich erläutern.
Nahrung ausgeschlossen sind. Diese Deutung macht eine Textänderung in ἅμα statt
αἷμα wie sie Stallbaum vorgelegt hat, hinfällig.
διακρινομένης μὲν οὖν ὑπὸ νόσων τῆς σαρκὸς ἑκάστης, μενόντων δὲ τῶν πυθμένων
αὐταῖς ἡμίσεια τῆς συμφορᾶς ἡ δύναμις – ἀνάληψιν γὰρ ἔτι μετ’ εὐπετείας ἴσχει – τὸ δὲ
δὴ σάρκας ὀστοῖς συνδοῦν ὁπότ’ ἂν νοσήσῃ, καὶ μηκέτι αὐτὸ ἐξ ἰνῶν αἷμα καὶ νεύρων
ἀποχωριζόμενον ὀστῷ μὲν τροφή, σαρκὶ δὲ πρὸς ὀστοῦν γίγνηται δεσμός, ἀλλ’ ἐκ
λιπαροῦ καὶ λείου καὶ γλίσχρου τραχὺ καὶ ἁλμυρὸν αὐχμῆσαν ὑπὸ κακῆς διαίτης
γένηται, τότε ταῦτα πάσχον πᾶν τὸ τοιοῦτον καταψήχεται μὲν αὐτὸ πάλιν ὑπὸ τὰς
σάρκας καὶ τὰ νεῦρα, ἀφιστάμενον ἀπὸ τῶν ὀστῶν, αἱ δ’ ἐκ τῶν ῥιζῶν συνεκπίπτουσαι
τά τε νεῦρα γυμνὰ καταλείπουσι καὶ μεστὰ ἅλμης· αὐταὶ δὲ πάλιν εἰς τὴν αἵματος
φορὰν ἐμπεσοῦσαι τὰ πρόσθεν ῥηθέντα νοσήματα πλείω ποιοῦσιν.
Wenn nun jedes einzelne Fleisch durch Krankheiten zersetzt wird, ist, wenn die
Wurzeln bleiben, die Kraft des Unheils nur eine halbe, denn es kann sich noch mit
Leichtigkeit erholen – sobald nun aber das, was das Fleisch mit den Knochen ver-
bindet, krank wird und es kein Blut selbst mehr aus den Muskeln und keine Nahrung
mehr aus den Nerven für den getrennten Knochen gibt, im Fleisch ein Band zum
Knochen hin entsteht und es [sc. das, was die Verbindung zwischen Knochen und
Fleisch hergestellt hatte] wegen der schlechten Ernährung vertrocknet, von einem
fetten, glatten und zähen, zu einem rauhen, salzartigen, dann wird das, welches
solches erleidet, selbst wiederum vom Fleisch und den Nerven zerrieben, entfernt von
den Knochen, das Fleisch aber wird von den Wurzeln her mitgerissen und hinterlässt
die Nerven nackt und voller Salz. Selbst aber fällt es wieder in den Blutkreislauf und
vermehrt die zuvor genannten Krankheiten.
Siehe zudem Aristot. hist. an. III 16. 519b26 – 28.
Siehe Kullmann, „Über die Teile der Lebewesen“, 591.
898 Kapitel XIII: Σάρξ
kommt den Gefäßen/Adern eine Stützfunktion zu, die wie Ankerleinen im Körper
verlaufen, während die Eingeweide Leber und Milz die Ankersteine seien.
Οὐ μόνον δὲ διαφέρει τὰ σπλάγχνα τῆς σαρκὸς τῷ ὄγκῳ τοῦ σώματος, ἀλλὰ καὶ τῷ τὴν
μὲν ἔξω τὰ δ’ ἔσω τὴν θέσιν ἔχειν. Αἴτιον δ’ ὅτι τὴν φύσιν ἔχει κοινωνοῦσαν ταῖς
φλεψί, καὶ τὰ μὲν τῶν φλεβῶν χάριν, τὰ δ’ οὐκ ἄνευ φλεβῶν ἐστιν.
Nicht nur unterscheiden sich die inneren Organe in der körperlichen Masse vom
Fleisch, sondern auch darin, dass das eine außen, die anderen aber innen sitzen.
Ursache aber dafür ist, dass sie mit den Gefäßen/Adern eine gemeinsame Natur haben
und die einen der Gefäße/Adern wegen sind, und die anderen nicht ohne Gefäße/
Adern [sein können].
Es ist sicherlich unbestritten, dass sich das Traktat auf Archidamos kapriziert, freilich nicht
ausschließlich. Zudem muss man nicht zwangsläufig mit Jaeger annehmen, dass Diokles das Traktat
nach dem Tod des Archidamos geschrieben haben müsse (Jaeger, Diokles von Karystos, 60). Siehe dazu
ausführlich Flashar, Aristoteles. Problemata physika, 757. „Diokles hat die Einwände seines Vaters zu
entkräften gesucht, in einer Schrift mit dem Namen ‚Archidamus‘ […] Er hat seiner Widerlegung zu-
nächst aber ein Referat der Lehre des Archidamos vorangestellt. Dieses Referat ist erhalten durch
Galen.“
CH De victu I 65 (VI 582 Littré). Siehe zudem CH De officinia medici 17 (III 322 Littré); van der Eijk,
Diocles of Carystus II, Text 185; vgl. zudem Wöhrle, Studien zur Theorie der antiken Gesundheitslehre,
180.
Quellen 899
Φανεῖται δὲ καὶ νῦν οὐδὲν ἧττον ἡ φύσις αὐτῆς τε τῆς ἐπαγωγῆς καὶ πολὺ δὴ μᾶλλον ἡ
τοῦ παραδείγματος. ἅπαντα γὰρ ἐπελθεῖν ἔγνωκα διὰ κεφαλαίων ὅσα τοῖς ἰατροῖς
εἴρηται περὶ δυνάμεως ἐλαίου, πιθανῶς μὲν τῷ δοκεῖν, οὐ μὴν ἀληθῶς γε. καὶ πρῶτον
τὸ ὑπὸ Διοκλέους ἐν ᾿Aρχιδάμῳ λελεγμένον, ὡς σκληρύνεσθαι καὶ ἐπικαίεσθαι τὸ δέρμα
τοῖς ἐν ἐλαίῳ τριβομένοις, ὑπελάμβανεν ὁ ᾿Aρχίδαμος καὶ διὰ τοῦτο τὴν ξηροτριβίαν
προὔκρινε. συνεκπυροῦσθαί τε γὰρ, φησὶ, καὶ ἐπικαίειν τὸ ἔλαιον ὑπὸ τῆς τρίψεως
θερμαινόμενον ἐνόμιζεν καὶ κατὰ τοῦτο ἐξικμάζειν καὶ ξηραίνειν ἱκανῶς, ὥσπερ τῶν
ὀπτωμένων τὰ χριόμενα. καὶ γὰρ καὶ ταῦτα σκληρύνεσθαι μᾶλλον ἢ εἰ χωρὶς ἐλαίου τις
ὀπτήσειεν. αὐτὴν δὲ ἴσως ἄμεινον ὅλην παραγράψαι τοῦ Διοκλέους τὴν ῥῆσιν. ἔχει δὲ
ᾧδε· τὸ δὲ μετ’ ἐλαίου τρίβειν οὐχ ὁμοίως ἐδοκίμαζε. πρῶτον μὲν γὰρ ἀνώμαλον ᾤετο
γίνεσθαι τὴν τοιαύτην τρίψιν παρὰ τὸ τὰς χεῖρας ὀλισθαίνειν καὶ μὴ δύνασθαι τῆς
σαρκὸς ὁμοίως ἀντιλαμβάνεσθαι διὰ τὸ λίπος. ἔτι δὲ καὶ σκληρύνεσθαι καὶ ἐπικαίεσθαι
τὸ δέρμα τοῖς οὕτω τριβομένοις ἔφη μᾶλλον ἢ τοῖς ξηροῖς. συνεκπυροῦσθαι γὰρ καὶ
ἐπικαίειν τὸ ἔλαιον θερμαινόμενον ὑπὸ τῆς τρίψεως, καθάπερ τῶν ὀπτωμένων τὰ
χριόμενα τῶν μὴ χριομένων, ἐκπυρουμένου τοῦ ἐλαίου θερμαινόμενα καὶ ἐξικμα-
ζόμενα λίαν σκληρύνεσθαι μᾶλλον. ὁμοίως δὲ καὶ τὰ ἐν τῷ ἐλαίῳ ἑψόμενα κραῦρα καὶ
καπυρὰ γίνεσθαι διὰ τὴν αὐτὴν αἰτίαν. πρὸς δὲ τούτοις, ὥσπερ τὰ ξύλα καὶ τὰ δέρματα
καὶ τὰ ἄλλα τὰ μετ’ ἐλαίου τριβόμενα συνδιαδίδωσιν εἴσω τὸ ἔλαιον, οὕτως ᾤετο καὶ
τὰ σώματα. τούτου δὲ γιγνομένου πολλὰ τῶν εἰθισμένων διὰ τῆς σαρκὸς μετὰ τοῦ
πνεύματος ῥεῖν καὶ ἔξω διαπίπτειν ἀποστέγεσθαι, ὥσπερ καὶ διὰ τῶν ἠθμῶν καὶ τῶν
ὀθονίων καὶ ἐρίων καὶ πάντων δι’ ὧν ἠθεῖταί τι ἐγχεόμενον καὶ χριόμενον, οὐ δύνασθαι
τὰ ὑγρὰ ῥεῖν ὁμοίως. ἀπολαμβανομένης δὲ τῆς τοιαύτης ἐκκρίσεως τὰ μὲν παλιῤῥοεῖν
εἴσω, συμπληροῦν ἀθροιζόμενα τοὺς πόρους ἀλλήλοις πλεκόμενα καὶ ὑπὸ τοῦ ἐλαίου
περιλαμβανόμενα διὰ τὸ ἔχειν τι ἰξῶδες τὸ ἔλαιον, ὥσπερ ἐπὶ τῶν ἄλλων φαίνεται τὸ
λιπαρὸν τοὺς κονιορτοὺς καὶ τὰ κάρφη καὶ τὰ ἄλλα τὰ τοιαῦτα συνθηρεύειν.
ἐμφραττομένων δὲ τῶν πόρων ἀεὶ καὶ κατὰ μικρὸν ἀναγκαῖον εἶναι πολλὰ χεῖρον
ἀποτελεῖσθαι τῶν εἰθισμένων γίγνεσθαι κατὰ φύσιν. ὑπελάμβανε δέ τι καὶ δηκτικὸν
ἔχειν αὐτὸ, παρ’ ὃ καὶ τοὺς ὀφθαλμοὺς δακρύειν καὶ τὴν φάρυγγα κέρχνειν καὶ τὴν
κοιλίαν ξύειν καὶ αἱματώδεις ποιεῖν διαχωρήσεις πινόμενον. ἄνευ μὲν οὖν τρίψεως
ἀλειφομένους οὐδὲν λυπεῖν· ἀσθενεστέραν γὰρ εἶναι τὴν δῆξιν ἢ ὥστε ποιεῖν τινα
αἴσθησιν· μετὰ δὲ τῆς τρίψεως εἰσδυόμενον εἰς τὴν σάρκα, κακουργεῖν μᾶλλον τῇ
δήξει καθάπερ πολλὰ τῶν φαρμάκων, οὕτω μὲν ἐπιχρισθέντα ἧττον ἰσχύειν, προ-
σπιεζόμενα δὲ καὶ εἰσδυόμενα εἴσω μᾶλλον ἐνεργεῖν. καὶ δὴ καὶ ταῖς ἀκαλήφαις καὶ
ἄλλοις πολλοῖς ἡσυχῇ μὲν ψαύοντας οὐδὲν ἐνοχλεῖν, τύπτοντας δὲ καὶ προσπιέζοντας
λυπεῖν. ἃ μὲν οὖν ὁ Διοκλῆς ἐν ᾿Aρχιδάμῳ λέγει ταῦτ’ ἔστιν.
Es dürfte wohl nun sowohl die Natur des Herbeiführens selbst um nichts geringer
erscheinen als auch noch viel mehr die des Beispiels. Denn ich verstehe mich allem,
was bei den Ärzten über die Kraft des Öls für die Meinung zwar glaubhaft, gewiss aber
nicht wahrgesagt wird, über die Hauptpunkte zu nähern. Und zuerst zu dem von
Diokles im Archidamos Gesagten, dass sich die Haut bei denen, die sich mit Öl ein-
reiben, verhärtet und oberflächlich verbrennt, das hat Archidamos übernommen und
daher das Trockeneinreiben vorgezogen. Er sagt nämlich, das Öl entzünde sich mit,
900 Kapitel XIII: Σάρξ
und er meinte, es werde, erwärmt durch das Einreiben, oberflächlich brennen und
demgemäß hinreichend austrocknen und dörren, wie das eingestrichene Gebratene.
Denn auch das wird eher hart als wenn jemand es ohne Öl brät. Es ist sicher besser,
dieses ganze von Diokles Gesagte aufzuschreiben. Es lautet folgendermaßen: Er
schätzte das Einreiben mit Öl nicht auf die gleiche Weise. Denn zunächst glaubte er,
ein solches Einreiben werde ungleichmäßig, da die Hände abgleiten und wegen des
Fettes das Fleisch nicht gleichmäßig ergreifen können. Ferner noch sagte er, dass die
Haut bei denen, die so eingerieben werden, eher verhärtet und verbrennt als bei den
Trockenen. Denn das durch das Reiben erwärmte Öl werde mitentzündet und brenne
oberflächlich, wie die eingeriebenen Braten eher fest werden als die nicht eingerie-
benen, weil sie erhitzt und zu trocken werden, wenn das Öl verbrennt. Ebenso wird aus
derselben Ursache heraus auch das in Öl Gekochte spröde und trocken. Darüber
hinaus absorbieren beispielsweise das Holz und das Leder und die anderen Dinge, die
mit Öl eingerieben werden, das Öl nach innen, so auch die Körper, glaubte er. Wenn
dies geschieht, soll vieles, das gewohnt ist, mit dem Atem durch das Fleisch zu fließen
und nach außen zu dringen, gehindert werden, wie auch Flüssigkeiten wegen der
Siebe, Tücher und Wolle und aller Dinge, durch die gewöhnlich etwas durchgeseiht
wird, nicht auf die gleiche Weise fließen können. Denn wenn eine solche Sekretion
verhindert wird, sollen sie wieder nach innen fließen und versammelt und mitein-
ander verbunden und umgeben vom Öl die Poren füllen, da das Öl etwas Klebriges an
sich hat. Wie auch bei den anderen scheint das Fette den Staub, Splitter und anderes
derartiges mit zu ergreifen. Wenn die Poren aber stets verstopft sind, werden
zwangsläufig nach kurzer Zeit auch viele der naturgemäß gewohnten Dinge viel
schlechter vonstatten gehen. Er meinte, dass dies auch etwas Beißendes enthalte,
durch das die Augen tränen und die Kehle heiser wird und der Bauch reibt und, wenn
es getrunken wird, blutige Durchfälle entstehen. Die ohne Reiben Gesalbten aber er-
leiden nichts. Denn das Beißen sei viel zu schwach, als dass es irgendwie bemerkbar
würde. Wenn es aber durch Reiben ins Fleisch dringt, soll es eher Übles hervorrufen
mit dem Beißen, wie auch viele Medikamente, wenn sie so aufgetragen werden, ge-
ringere Kraft haben, wenn sie aber angedrückt und eingegeben werden, haben sie
mehr Kraft. Und so ist es auch bei den Disteln und vielen anderen, wenn sie ruhig
gestreichelt werden, erleide man nichts, wenn man sie aber schlägt und drückt, ist es
unangenehm. Dies ist nun, was Diokles im Archidamos sagt.
Καὶ ὁκόσα μὲν ἐν τῇ σαρκὶ γίνεται, ὧδε γίνεται· ὁκόταν ἡ σὰρξ πονέσῃ τι, ἢ σπασθεῖσα,
ἢ πληγεῖσα, ἢ ἄλλο τι παθοῦσα, γίνεται, ὥσπερ προεῖπον, πελιδνὴ, πελιδνὴ δὲ οὐκ
εἰλικρινεῖ αἵματι, ἀλλὰ λεπτῷ τε καὶ ὑδαρέϊ, καὶ τούτῳ ὀλίγῳ· ὅταν δὲ ὑπερξηρανθῇ
μᾶλλον τοῦ εἰωθότος, διαθερμαίνεταί τε καὶ ὀδύνην παρέχει, καὶ ἕλκει ἐς ἑωυτὴν ἀπὸ
τῶν πλησίον καὶ φλεβῶν καὶ σαρκῶν τὸ ὑγρόν· καὶ ὁκόταν ὑπερυγρανθῇ, καὶ τοῦτο
αὐτὸ τὸ ὑγρὸν ὑπερθερμανθῇ ὑπ’ αὐτῆς τῆς σαρκὸς, σκίδναται ἀνὰ τὸ σῶμα πᾶν, οἷόν
περ εἰρύσθη, καὶ μᾶλλον δή τι σκίδναται ἐς τὰς φλέβας, ἢ ἐς τὰς σάρκας· ἕλκουσι γὰρ αἱ
φλέβες μᾶλλον τῶν σαρκῶν, ἕλκουσι δὲ καὶ αἱ σάρκες.
Und was auch immer im Fleisch geschieht, geschieht so: sobald das Fleisch irgendwie
Schmerzen empfindet, weil es entweder verrenkt ist oder geschlagen wurde oder etwas
anderes erlitt, kommt es zu einer dunklen Färbung, wie ich zuvor sagte. Ein blauer
Fleck entsteht aber nicht mit reinem Blut, sondern mit schwachem und wässrigem
und wenig von diesem.Wenn es aber trockener als gewöhnlich wird, wird es durch und
durch warm und bereitet Schmerzen und zieht das nächste Feuchte aus den Gefäßen
und dem Fleisch zu sich hin. Und sobald es zu feucht und auch dieses Feuchte durch
das Fleisch selbst zu warm wird, verteilt es sich über den ganzen Körper, wie es ge-
zogen wird, und insbesondere verteilt es sich in die Gefäße oder in das Fleisch. Denn
die Gefäße ziehen stärker als das Fleisch, doch auch das Fleisch zieht.
902 Kapitel XIII: Σάρξ
Siehe hierzu Ross, Aristotle. De Anima, 259 ff. und Hicks, Aristotle. De Anima, 402 ff.; Tracy, „Heart
and Soul in Aristotle“, 321 ff.; vgl. zudem den weiterführenden Ansatz zur Aristotelischen Psychologie
von Welsch (Aisthesis. Grundzüge und Perspektiven der Aristotelischen Sinneslehre). Hinsichtlich der
älteren Forschungsdiskussion siehe Block, „Aristotle in the Common Sense. A reply to Kahn and
others“, 235 – 250.
Die Funktion der Sinnesorgane wird dann in Arist. part. an. II 10. 656a13 – 657 a11 diskutiert.
Siehe hierzu auch De interpretatione 1.
Siehe hierzu auch Aristot. sens. VI 445.24.29.
Vgl. Aristot. gen. corr. II 2. 329b18.
Diese drei Oppositionspaare finden sich zudem auch in Platons Timaios 67b – c.
Diese Diskussion findet sich bei Aristoteles nochmals in part. an. II 2. 647a17 ff.; 653b19 ff.
Aristot. hist. an. III 16. 519b26 – 28.
Siehe zu diesem Punkt Aristot. part. an. II 20. 656.34a.
Quellen 903
Medium für das Gesicht und das Gehör ist. Auch diese scheint mit den Organen zu-
sammengewachsen. Damit liegt jedoch eine Verwechslung nahe, denn wer Medium
und inneres Organ miteinander identifiziert, dem könnte scheinen, als ob Gesicht,
Gehör und Geruch ein einziger Sinn wären, weil sie ein einziges Medium haben. Das
Fleisch ist vielmehr parallel zu dem Luftmedium für die drei Sinnesbereiche Gesicht,
Gehör und Geruch zugeordnet; diese würden, wenn das Medium angewachsen wäre,
als ein einziges Vermögen erscheinen.
Περὶ δὲ τοῦ ἁπτοῦ καὶ περὶ ἁφῆς ὁ αὐτὸς λόγος· εἰ γὰρ ἡ ἁφὴ μὴ μία ἐστὶν αἴσθησις
ἀλλὰ πλείους, ἀναγκαῖον καὶ τὰ ἁπτὰ αἰσθητὰ πλείω εἶναι. ἔχει δ’ ἀπορίαν πότερον
πλείους εἰσὶν ἢ μία, καὶ τί τὸ αἰσθητήριον τὸ τοῦ ἁπτικοῦ, πότερον ἡ σὰρξ καὶ ἐν τοῖς
ἄλλοις τὸ ἀνάλογον, ἢ οὔ, ἀλλὰ τοῦτο μέν ἐστι τὸ μεταξύ, τὸ δὲ πρῶτον αἰσθητήριον
ἄλλο τί ἐστιν ἐντός. πᾶσα γὰρ αἴσθησις μιᾶς ἐναντιώσεως εἶναι δοκεῖ, οἷον ὄψις λευκοῦ
καὶ μέλανος, καὶ ἀκοὴ ὀξέος καὶ βαρέος, καὶ γεῦσις πικροῦ καὶ γλυκέος· ἐν δὲ τῷ ἁπτῷ
πολλαὶ ἔνεισιν ἐναντιώσεις, θερμὸν ψυχρόν, ξηρὸν ὑγρόν, σκληρὸν μαλακόν, καὶ τῶν
ἄλλων ὅσα τοιαῦτα. ἔχει δέ τινα λύσιν πρός γε ταύτην τὴν ἀπορίαν, ὅτι καὶ ἐπὶ τῶν
ἄλλων αἰσθήσεων εἰσὶν ἐναντιώσεις πλείους, οἷον ἐν φωνῇ οὐ μόνον ὀξύτης καὶ
βαρύτης, ἀλλὰ καὶ μέγεθος καὶ μικρότης, καὶ λειότης καὶ τραχύτης φωνῆς, καὶ τοιαῦθ’
ἕτερα. εἰσὶ δὲ καὶ καὶ λειότης καὶ τραχύτης φωνῆς, καὶ τοιαῦθ’ ἕτερα. εἰσὶ δὲ καὶ περὶ
χρῶμα διαφοραὶ τοιαῦται ἕτεραι. ἀλλὰ τί τὸ ἓν τὸ ὑποκείμενον, ὥσπερ ἀκοῇ ψόφος,
οὕτω τῇ ἁφῇ, οὐκ ἔστιν ἔνδηλον. πότερον δ’ ἐστὶ τὸ αἰσθητήριον ἐντός, ἢ οὔ, ἀλλ’
εὐθέως ἡ σάρξ, οὐδὲν δοκεῖ σημεῖον εἶναι τὸ γίνεσθαι τὴν αἴσθησιν ἅμα θιγγανομένων.
καὶ γὰρ νῦν εἴ τίς <τι> περὶ τὴν σάρκα περιτείνειεν οἷον ὑμένα ποιήσας, ὁμοίως τὴν
αἴσθησιν εὐθέως ἁψάμενος ἐνσημανεῖ· καίτοι δῆλον ὡς οὐκ ἔστιν ἐν τούτῳ τὸ
αἰσθητήριον (εἰ δὲ καὶ συμφυὲς γένοιτο, θᾶττον ἔτι διικνοῖτ’ ἂν ἡ αἴσθησις)·
In Bezug auf das Fühlbare und die Berührung wird dasselbe gesagt. Denn wenn die
Berührung nicht nur eine einzige Wahrnehmung ist, sondern mehrere, müssen not-
wendig auch die wahrnehmbar fühlbaren Dinge mehrere sein. Darüber aber besteht
Ratlosigkeit, ob es mehrere sind oder eine, und was das Sinneswerkzeug des zum
Berühren Geeigneten ist, ob es das Fleisch ist und das Entsprechende bei den anderen
oder nicht, sondern dieses zwar dazwischen ist, das erste Sinneswerkzeug aber ir-
gendetwas anderes drinnen ist. Denn jede Wahrnehmung scheint die eines Gegen-
satzes zu sein, wie das Sehen von etwas Weißem und Schwarzem, das Hören von etwas
Hohem und Tiefem, und das Schmecken von etwas Bitterem und Süßem. Im Fühl-
baren gibt es viele Gegensätze – warm, kalt; trocken, feucht; hart, weich – und von
den anderen entsprechende. Es gibt aber eine Lösung für diese Ratlosigkeit, da es
auch in den anderen Wahrnehmungen zahlreiche Gegensätze gibt, wie in der Stimme
nicht nur Helligkeit und Tiefe liegen, sondern auch Lautstärke und Stille, sowohl
Glätte als auch Rauheit der Stimme, und andere derartige Dinge. Es gibt derartige
Unterschiede aber auch in Bezug auf die Farben. Aber was das eine ist, das wie das
Geräusch dem Gehör der Berührung zugrunde liegt, ist nicht offensichtlich. Ob nun
das Sinneswerkzeug innen ist oder nicht, sondern wiederum es das Fleisch ist – es
904 Kapitel XIII: Σάρξ
scheint für das Entstehen der Wahrnehmung bei der Berührung kein Zeichen zu ge-
ben. Denn auch wenn nun jemand um das Fleisch herum etwas wie eine Haut
spannte, würde er ganz genauso sofort bei einer Berührung eine Wahrnehmung ein-
prägen. Gleichwohl ist es offenkundig, dass das Sinneswerkzeug nicht darin ist (wenn
es mitentstanden wäre, zeigte sich die Wahrnehmung wohl noch schneller).
Kullmann, „Über die Teile der Lebewesen“, 433 interpretiert σάρξ als einen „volkstümlichen
Begriff“.
Siehe hier die detaillierten Ausführungen von Solmsen, Griechische Philosophie und die Entde-
ckung der Nerven, 231 ff.; weiterführend auch Lloyd, The empirical basis of the physiology of the Parva
Naturalia, 219 f.
Es bleibt freilich unklar, was genau man unter den Ausführungen von Aristoteles zu verstehen
hat, wie Ogle (De partibus animalium, passim) mit Bezug auf De partibus animalium II 8. 653b29
ausführt: „The flesh is sometimes (II 5. 651a20) spoken of as the sense-organ (αἰσθητήριον) of touch;
sometimes this is strenuously denied (II 10. 656b25) and it is said to be the medium (τὸ ματαξὺ τοῦ
ἁπτικοῦ). Here it is suggested that it is medium and organ combined.“
Vgl. Aristot. part. an. II 8. 653b29.
Vgl. dazu die Einführung von Kullmann, Aristoteles und die moderne Wissenschaft, 198 und idem,
„Aristoteles’ Grundgedanken zu Aufbau und Funktion der Körpergewebe“, 234 f.
Siehe Kühner und Gerth, Ausführliche Grammatik, II 698.
Siehe dazu ausführlich Lennox, Aristotle on the Parts of Animals I – IV, 213.
Quellen 905
diese Inkonsistenz auch in der Übersetzung in beiden Textabschnitten von πρῶτον als
„Erste“ begründet. Πρῶτον kann „Erste“ im Sinne essentiell meinen, aber es kann
auch „Erste“ im Sinne von Beginn eines Prozesses bedeuten. Wenn πρῶτον in II,8 als
„initiales Instrument“ bestimmt wird und in II,10 dann als essentielles, dann sind die
beiden Abschnitte nicht kontradiktorisch, sondern vielmehr komplementär (siehe hier
die Zeilen 1,4,5).¹⁶⁷ Demnach kann man annehmen, dass das Fleisch das initiale In-
strument der Sinneswahrnehmung ist.
Ihm sind noch weitere Gewebe zur Erfüllung seiner Funktion zugeordnet. Neben
den Knochen nennt er Haut, Sehnen, Blutgefäße, Haare oder Nägel, wobei den
Knochen eine besondere Stützfunktion zukomme.¹⁶⁸ Knochen seien, so die These von
Aristoteles, sogar nur um des Fleisches willen vorhanden (vgl. besonders die Aus-
führungen in II, 9). Das Fleisch hafte mit Hilfe von feinen und faserigen Bändern an
den Knochen. Zur Erläuterung dieser These zieht Aristoteles einen Vergleich hinzu:
Mit dem Rohgerüst Knochen und dem Feinbau Fleisch verhalte es sich wie mit der
Arbeitsweise eines Künstlers, der mit Ton arbeite: Aus dem Ton oder auch vergleich-
barem Material wird eine Grundfigur geformt, ein fester Körper, um dann erst in einem
zweiten Schritt die feinen Züge herauszuarbeiten. Die Knochen bilden demnach den
Grundstock, aus denen der Körper aus dem Fleisch modelliert würde. Folglich ist das
Fleisch der wesentliche Bestandteil des Körpers, weil er der nach außen sichtbare ist.
653b19 – 35
Περὶ δὲ τῶν ἄλλων μορίων τῶν ὁμοιομερῶν σκεπτέον, καὶ πρῶτον περὶ σαρκὸς ἐν τοῖς
ἔχουσι σάρκας, ἐν δὲ τοῖς ἄλλοις τὸ ἀνάλογον· τοῦτο γὰρ ἀρχὴ καὶ σῶμα καθ’ αὑτὸ τῶν
ζῴων ἐστίν. Δῆλον δὲ καὶ κατὰ τὸν λόγον· τὸ γὰρ ζῷον ὁριζόμεθα τῷ ἔχειν αἴσθησιν,
πρῶτον δὲ τὴν πρώτην· αὕτη δ’ ἐστὶν ἁφή, ταύτης δ’ αἰσθητήριον τὸ τοιοῦτον μόριόν
ἐστιν, ἤτοι τὸ πρῶτον, ὥσπερ ἡ κόρη τῆς ὄψεως, ἢ τὸ δι’ οὗ συνειλημμένον, ὥσπερ ἂν
εἴ τις προσλάβοι τῇ κόρῃ τὸ διαφανὲς πᾶν. Ἐπὶ μὲν οὖν τῶν ἄλλων αἰσθήσεων ἀδύ-
νατόν τε καὶ οὐδὲν προὔργου τοῦτ’ ἦν ποιῆσαι τῇ φύσει, τὸ δ’ ἁπτικὸν ἐξ ἀνάγκης·
μόνον γὰρ ἢ μάλιστα τοῦτ’ ἔστι σωματῶδες τῶν αἰσθητηρίων. Κατὰ δὲ τὴν αἴσθησιν
φανερὸν πάντα τἆλλα τούτου χάριν ὄντα, λέγω δ’ οἷον ὀστᾶ καὶ δέρμα καὶ νεῦρα καὶ
φλέβες, ἔτι δὲ τρίχες καὶ τὸ τῶν ὀνύχων γένος, καὶ εἴ τι τοιοῦτον ἕτερόν ἐστιν. Ἡ μὲν
γὰρ τῶν ὀστῶν φύσις σωτηρίας ἕνεκεν μεμηχάνηται μαλακοῦ, σκληρὰ τὴν φύσιν
οὖσα, ἐν τοῖς ἔχουσιν ὀστᾶ· ἐν δὲ τοῖς μὴ ἔχουσι τὸ ἀνάλογον, οἷον ἐν τοῖς ἰχθύσι τοῖς
μὲν ἄκανθα τοῖς δὲ χόνδρος.
654b27 – 32
Περὶ δὲ τὰ ὀστᾶ αἱ σάρκες περιπεφύκασι, προσειλημμέναι λεπτοῖς καὶ ἰνώδεσι δεσμοῖς,
ὧν ἕνεκεν τὸ τῶν ὀστῶν ἐστι γένος. Ὥσπερ γὰρ οἱ πλάττοντες ἐκ πηλοῦ ζῷον ὀστῶν
ἐστι γένος. Ὥσπερ γὰρ οἱ πλάττοντες ἐκ πηλοῦ ζῷον ἤ τινος ἄλλης ὑγρᾶς συστάσεως
ὑφιστᾶσι τῶν στερεῶν τι σωμάτων, εἶθ’ οὕτω περιπλάττουσι, τὸν αὐτὸν τρόπον ἡ
φύσις δεδημιούργηκεν ἐκ τῶν σαρκῶν τὸ ζῷον.
653b19 – 35
Es ist nun auf die anderen Teile der gleichteiligen zu schauen, und zunächst auf das
Fleisch in denen, die Fleisch haben, in den anderen aber auf das Entsprechende. Denn
dies ist der Anfang und Körper an sich der Lebewesen. Es ist aber auch der Vernunft
gemäß klar. Denn wir bestimmen das Lebewesen damit, dass es eine Wahrnehmung
hat, als erstes aber die erste. Diese ist die Berührung, von dieser ist das Sinneswerk-
zeug der derartige Teil oder doch das erste, wie die Pupille für den Blick, oder das,
durch was sie zusammengefasst wird, wie wenn jemand noch zu der Pupille den
ganzen Glaskörper hinzunähme. Für die anderen Wahrnehmungen nun war es un-
möglich und auch nicht nützlich für die Natur das zu tun, der Tastsinn aber war
zwingend. Denn alleine oder insbesondere der ist von den Sinnen der körperliche. Der
Wahrnehmung gemäß ist es offensichtlich, dass deswegen alles andere existiert, ich
meine beispielsweise Knochen und Haut, Nerven und Gefäße, ferner Haare und die
Art der Nägel, und wenn es noch etwas anderes derartiges gibt. Denn die Natur der
Knochen, in den Lebewesen, die Knochen haben, ist für die Erhaltung des Weichen
geschaffen, da sie von Natur aus hart sind. In denen, die keine haben, das Entspre-
chende, wie bei den Fischen, bei den einen Rückgrat, bei den anderen aber Graupen.
654b27 – 32
Um die Knochen ist ringsherum das Fleisch angewachsen, mit zarten und faserigen
Bändern darangesetzt, derentwegen die Art der Knochen existiert. Denn wie die, die
aus Ton ein Lebewesen formen oder aus einer anderen weichen Verbindung, etwas
aus festen Körpern zugrundelegen, und es dann so ringsherum kleben, hat die Natur
auf die gleiche Weise aus dem Fleisch das Lebewesen erschaffen.
Siehe van der Eijk, Diocles of Carystus II, 175 – 177.
Siehe zudem Aristot. gen. an. V 7. 788a11– 12; Aristot. mot. an. VI 701b25; CH Aff. 33 (VI 244 Littré).
Siehe hierzu Sprengel, Dioscurides et Pseudo-Dioscurides, 47– 49.
Vgl. dazu Touwaide, Botanique et philologie, 25 – 44, idem., „Les deux traités de toxicologie at-
tribués à Dioscuride“, 291– 336 bes. 292 f.
908 Kapitel XIII: Σάρξ
ihrer Kleinheit auch nicht leicht zu sehen und da sie an Schwere anderen Lebewesen
nachstehen. Denn für wie groß ist die Größe zu halten, wie groß vom Schlag her des
Skorpions und der anderen derartigen [Lebewesen], wenn sie dem Fleisch schaden?
Von denen bewirken die einen plötzlich starke Qual, die anderen aber eitrige, wieder
andere in kurzer Zeit tödliche. Oder das, was durch den Biss der Spinne hineinge-
sendet wird, was den gesamten Körper in Schmerzen versetzt? Denn es könnte wohl
niemand deren Größe bestimmen, weil sie ganz und gar klein ist. Dass es sich nun in
Bezug auf die körperlichen Bedingungen so verhält, dürfte von jedem zugegeben
werden. Dass aber auch genau verstanden wird, dass, wem deren zerstörerische Kraft
begegnet, die den Körpern beigemischt wird, sie möglicherweise Ursache von Übel
wird, auch dies glaubt man.
34. Hi 33,20 – 21
πᾶν δὲ βρωτὸν σίτου οὐ μὴ δύνηται προσδέξασθαι *καὶ ἡ ψυχὴ αὐτοῦ βρῶσιν ἐπιθυ-
μήσει, ἕως ἂν σαπῶσιν αὐτοῦ αἱ σάρκες καὶ ἀποδείξῃ τὰ ὀστᾶ αὐτοῦ κενά· Schwerlich
kann er jede Speise annehmen, und sie (seine Seele) wird Speise begehren, bis sein
Fleisch verfault ist,¹⁷³ und er seine nackten Knochen zeigt.
„Bis sein Fleisch verfault ist“ findet sich wörtlich in 19,20, der Rede des Elius. Damit bezieht der
Übersetzer des Textes die beiden Reden, die des Elius und die Hiobs, eng aufeinander.
Siehe zur weiterführenden detaillierten Kommentierung den hervorragenden Kommentar zu
Anaxagoras von Malcolm Schofield, An Essay on Anaxagoras.
Siehe Tsouypoulos, Die Hippokratische Schrift Περὶ τροφῆς, 78.
Quellen 909
Körper lebenswichtigen Ingredienzen schon in der Nahrung enthalten seien. Dies gilt
für die Blutpartikel, die für die Fleischbildung zentral sind (Muskeln und Nerven),
ebenso wie für die Knochen.
ὁ μὲν γὰρ τὰ ὁμοιομερῆ στοιχεῖα τίθησιν οἷον ὀστοῦν καὶ σάρκα καὶ μυελὸν καὶ τῶν
ἄλλων, ὧν ἑκάστου συνώνυμον τὸ μέρος ἐστίν. Aëtius I 3, 5 (D. 279) ᾿A. Ἡγησιβούλου ὁ
Κλαζομένιος ἀρχὰς τῶν ὄντων τὰς ὁμοιομερείας ἀπεφήνατο. ἐδόκει γὰρ αὐτῶι ἀπο-
ρώτατον εἶναι, πῶς ἐκ τοῦ μὴ ὄντος δύναταί τι γίνεσθαι ἢ φθείρεσθαι εἰς τὸ μὴ ὄν.
τροφὴν γοῦν προσφερόμεθα ἁπλῆν καὶ μονοειδῆ, ἄρτον καὶ ὕδωρ, καὶ ἐκ ταύτης
τρέφεται θρὶξ φλὲψ ἀρτηρία σὰρξ νεῦρα ὀστᾶ καὶ τὰ λοιπὰ μόρια. τούτων οὖν
γιγνομένων ὁμολογητέον ὅτι ἐν τῆι τροφῆι τῆι προσφερομένηι πάντα ἐστὶ τὰ ὄντα, καὶ
ἐκ τῶν ὄντων πάντα αὔξεται. καὶ ἐν ἐκείνηι ἐστὶ τῆι τροφῆι μόρια αἵματος γεννητικὰ
καὶ νεύρων καὶ ὀστέων καὶ τῶν ἄλλων· ἃ ἦν λόγωι θεωρητὰ μόρια. οὐ γὰρ δεῖ πάντα
ἐπὶ τὴν αἴσθησιν ἀνάγειν, ὅτι ἄρτος καὶ τὸ ὕδωρ ταῦτα κατασκευάζει, ἀλλ’ ἐν τούτοις
ἐστὶ λόγωι θεωρητὰ μόρια. ἀπὸ τοῦ οὖν ὅμοια τὰ μέρη εἶναι ἐν τῆι τροφῆι τοῖς γεν-
νωμένοις ὁμοιομερείας αὐτὰς ἐκάλεσε καὶ ἀρχὰς τῶν ὄντων ἀπεφήνατο, καὶ τὰς μὲν
ὁμοιομερείας ὕλην, τὸ δὲ ποιοῦν αἴτιον νοῦν τὸν πάντα διαταξάμενον. ἄρχεται δὲ
οὕτως· ‘ὁμοῦ πάντα χρήματα ἦν, νοῦς δὲ αὐτὰ διέκρινε καὶ διεκόσμησε’, χρήματα
λέγων τὸ πράγματα· ἀποδεκτέος οὖν ἐστιν, ὅτι τῆι ὕληι τὸν τεχνίτην προσέζευξεν.
Denn er bestimmt die aus ähnlichen Teilen bestehenden Urstoffe, wie Kno-
chen, Fleisch und Mark, als Grundstoffe auch der anderen Dinge, deren Bestandteil
gleichnamig mit jedem einzelnen selbst ist. [Anaxagoras] der Klazomenier, Sohn des
Hegesiboulos, zeigte, dass die aus ähnlichen Teilen bestehenden Elemente Anfänge
der seienden Dinge sind. Denn es schien ihm äußerst schwierig zu sein, dass etwas
aus dem nicht Seienden werden könne oder in das nicht Seiende vergehe.Wir nehmen
nun einfache Nahrung einer Sorte zu uns, Brot und Wasser, und aus dieser nähren sich
das Haar, die Vene, die Arterie, das Fleisch, die Nerven, die Knochen und die übrigen
Teile. Da diese nun entstehen, muss man übereinstimmend sagen, dass in der ver-
zehrten Speise alles Seiende enthalten ist, und aus den seienden Dingen alles wächst.
Und in jener Nahrung sind auch blutbildende Teile, auch Teile für die Nerven und
Knochen und die anderen Dinge; diese Teile können mit dem Verstand betrachtet
werden. Denn man muss nicht alles auf die Wahrnehmung zurückführen, dass das
Brot und das Wasser diese Dinge fertigen, sondern die mit dem Verstand betrachteten
Teile befinden sich in diesen. Daher nun sagte er, die Teile in der Nahrung seien gleich
den erzeugten, und er nannte sie aus gleichen Dingen bestehende Urstoffe und er-
klärte sie als Anfang der seienden Dinge. Und die einen gleichteiligen seien das Ma-
terial, und die schaffende Ursache sei der Verstand, der alles angeordnet hat. Er be-
ginnt aber so: alle Sachen waren zusammen, der Verstand unterschied sie und ordnete
sie an. Dabei bezeichnete er die Dinge als Sachen. Nun ist zu beweisen, dass er den
Handwerker an das Material gebunden hat.
910 Kapitel XIII: Σάρξ
In CH De victu 3 f., werden im Gegensatz dazu „warm“ und „kalt“ als gegenteilige Paare des
Konzepts gehandhabt.
Siehe zudem CH Aphor. VI 4,23 (IV 532 Littré) und VI 5,15 (IV 534.1– 3 Littré).
LSJ, Greek Lexicon, „Art. σῖτος“, 1602.
In medizinischen Texten kommt πόνος des öfteren die Konnotation Schmerz zu; siehe dazu CH
Aphor. II 46 (IV 482 Littré); CH Acut. 39 (II 526.6 – 528.5 Littré) und häufiger im hippokratischen Corpus;
Soranus Gyn. I 27 (CMG IV 17,22– 18,8) und öfter; Alex. Aphr. Quaest. 125.33; Galen XVII 2.699 Kühn.
LSJ, Greek Lexicon, „Art. ὀξυθυμία“, 1235.
Smith, Hippocrates VII, 268.
Quellen 911
Ὁκόσα δὲ ἐκ θυμοῦ, ταῦτα· ὀξυθυμίη ἀνασπᾷ καρδίην καὶ πλεύμονα ἐς ἑωυτὰ, καὶ ἐς
κεφαλὴν τὰ θερμὰ καὶ τὸ ὑγρόν· ἡ δ’ εὐθυμίη ἀφίει καρδίην. Πόνος, τοῖσιν ἄρθροισι καὶ
σαρκὶ σῖτος, ὕπνος σπλάγχνοισιν. Ψυχῆς περίπατος, φροντὶς ἀνθρώποισιν.
Die vom Gemüt her stammen sind diese: Der Jähzorn reißt das Herz und die Lunge in
sie selbst hinein, und zum Kopf hin die Wärme und das Feuchte. Die Freude aber
befreit das Herz. Körperliche Arbeit ist Nahrung für die Gelenke und das Fleisch [und]
Schlaf für die inneren Organe. Das Nachdenken bei den Menschen ist ein Spazier-
gang/eine Übung für die Seele.
LSJ, Greek Lexicon, „Art. περίπατος“, 1382 mit Verweisen zu Gellius.
Siehe dazu den Kommentar von R. Joly, Hippocrate. Du Régime des maladies aigues, 136, der
schreibt: „Ce qui nous frappe dans l’aliment, ce n’est sûrement pas une doctrine techniquement
précisée, mais plutôt, sous un vernis héraclitéen, des généralités et des banalités qui auraient l’accord
de beaucoup d’écoles.“
Siehe Deichgräber, Pseudohippokrates. Über die Nahrung, 18 f.
Vgl. speziell Gal. Nat.Fac. I 12 Kühn und Alim.Fac. I 19 (CMG V 4,2, 208,1).
912 Kapitel XIII: Σάρξ
Die Verben „stark sein (κρατέω)“¹⁸⁶ und „obsiegen (ἐπικρατέω)“¹⁸⁷ in Zeile drei
verweisen auf eine zentrale Konzeption von Nahrung, nicht nur in diesem Textab-
schnitt, sondern im Corpus Hippocraticum als Ganzem. In der Übersetzung der Loeb
Classical Library, verändert Jones das aktive Verbum ἐπικρατέω zu einem passiven
ἐπικρατῆται und bezieht dieses auf die ankommende Nahrung, die über diejenige
Nahrung obsiege, die schon in den Teilen vorhanden ist.¹⁸⁸ Problematisch an dieser
Interpretation ist freilich, dass innerhalb des Corpus Hippocraticum ¹⁸⁹ Nahrung, die
den Körper besiegt, nicht Resultat der Ernährung, sondern vielmehr von Krankheit
ist, sodass man dieser Übersetzung mit einer gewissen Vorsicht begegnen sollte.¹⁹⁰
Bemerkenswert ist das Wortfeld und dessen Bedeutung für dieses Textstück freilich
noch aus einem anderen Grund: κρατέω und ἐπικρατέω lediglich auf das semantische
Wortfeld von obsiegen oder überwinden zu beziehen, vernachlässigt das volle Spek-
trum des Verbs, das auch die Bedeutung „nehmen“, „ergreifen“ oder „schnell er-
greifen“ tragen kann. Somit bezieht sich die Metapher der Nahrung nicht nur auf die
metaphorische Deutung einer Armee, die siegt, sondern auch auf Ringer, die sich
ergreifen und aneinander festkrallen. Die Vergleichbarkeit des Bildes der beiden Sätze
liegt auf der Hand: die herankommende Nahrung ergreift (κρατέῃ) die vorhandene
Nahrung in einem Körperteil und die schon da gewesene ergreift (ἐπικρατέῃ) jene
wiederum, um Fleisch (σάρξ) aufzubauen.
Αὔξει δὲ καὶ ῥώννυσι καὶ σαρκοῖ καὶ ὁμοιοῖ καὶ ἀνομοιοῖ τὰ ἐν ἑκάστοισι κατὰ φύσιν
τὴν ἑκάστου καὶ τὴν ἐξ ἀρχῆς δύναμιν. Ὁμοιοῖ δὲ ἐς [φύσιν καὶ] δύναμιν, ὁκόταν
κρατέῃ μὲν ἡ ἐπεισιοῦσα, ἐπικρατέῃ δὲ ἡ προϋπάρχουσα.
Sie vermehrt und stärkt und versieht mit Fleisch und macht gemäß der Natur jedes
einzelnen und der anfänglichen Kraft die Teile in jedem einzelnen gleich und un-
gleich. Es macht in [Natur und] Kraft gleich, sobald die hinzukommende [Nahrung]
stark ist, die zuvor vorhandene aber obsiegt.
38. Galen De placitis Hippocratis et Platonis III 1 (170,16 – 20 de Lacy = SVF II 885)
ταύτης οὖν τῶν μερῶν ἑκάστῳ διατεταγμένων μορίῳ τὸ διῆκον αὐτῶν εἰς τὴν τρα-
χεῖαν ἀρτηρίαν φωνὴν εἶναι, τὸ δὲ εἰς ὀφθαλμοὺς ὄψιν, τὸ δὲ εἰς ὦτα ἀκοήν, τὸ δ’ εἰς
ῥῖνας ὄσφρησιν, τὸ δ’ εἰς γλῶτταν γεῦσιν, τὸ δ’ εἰς ὅλην τὴν σάρκα ἁφὴν […].
Sie [die Seele] hat Teile, die den einzelnen Gliedern [des Körpers] zugeordnet sind. Den
Teil von ihr, der in die Luftröhre reicht, nennen wir Stimme, den Teil, der nach den
Augen geht, Gesicht, den nach den Ohren, Gehör, den nach der Nase Geruch, den nach
der Zunge Geschmack, den aber, der sich durch das ganze Fleisch verbreitet, Tast-
sinn […].
Epikur
Epikurs Aussagen zum ‚Fleisch‘ (σάρξ) sind eingebunden in seine grundsätzliche
Sichtweise auf Lust und Schmerz, die er als Möglichkeit der Gefühlslage eines Men-
schen deutet. Eine ‚neutrale’ Gefühlslage des Menschen gebe es nicht (Usener fr. 450 –
453; womit er sich von den Kyrenaikern unterscheidet). ‚Lust‘ (ἡδονή) wird bei ihm
nicht negativ bewertet, sondern ist indes Ziel jeglichen glücklichen Lebens (Diog.
Laërt. X 34; X 128), indem er absolute Freiheit von Schmerz mit Lust gleichsetzen kann.
Die Lust wird nochmals komplementär in eine ‚fleischliche‘ und eine ‚vernünftige‘
Lust unterschieden (siehe Diog. Laërt. X 131 ff.); während die ‚fleischliche‘ Lust auf
Dauer ihre Wirkung entfaltet (= statische, katastematische Lust; voluptas stabilis;
καταστηματικὴ ἡδονή), wird die ‚vernünftige‘ Lust lediglich vorübergehend empfun-
den (= kinetische Lust; voluptas in motu; ἡδονὴ ἐν κινήσει). Und noch ein Aspekt
unterscheidet die beiden Formen des Lustempfindens: Während die fleischliche Lust
lediglich in der Gegenwart ihre Wirkung entfalten kann (Diog. Laërt. X 137), kann die
‚geistige‘/‚vernünftige‘ Lust auf vergangene, gegenwärtige und zukünftige Lust be-
ziehen. Als ‚geistige‘/‚vernünftige‘ Lust kann sich die denkende Seele auch langan-
haltende Schmerzen reflektierend annehmen. Die denkende Seele ist es auch, die eine
Unterscheidung zwischen unterschiedlichen Formen der Begierden unterscheiden
kann und den notwendigen nachgehe; notwendig sind solche Begierden, die die
Abläufe des Körpers/Fleisches nicht stören (Epik. Men. 127). Obgleich Epikur die Be-
deutung der Vernunft betont, berücksichtigt er dennoch die ‚Fleischlichkeit‘. Gleich-
wohl wendet sich Epikur gegen Streben nach Lust, das unbegrenzt gelten soll, denn
dieses wiederum kann nicht die Grundlage einer vernünftigen Reflexion sein. In
diesem Sinne kann Epikur ‚Lust‘ und ‚Begierde‘ auch negativ bestimmen, als Abwe-
senheit von Schmerz (dieses wiederum steht dem ‚Sein-dürfen‘ entgegen).
Halte es nicht für unerklärbar, dass, wenn das Fleisch ruft, auch die Seele ruft. Das ist
indes die Stimme des Fleisches: Nicht hungern, nicht dürsten, nicht frieren. Diesen
Bedürfnissen zu widerstehen, ist schwierig für die Seele […].¹⁹¹
Man spürt nicht ununterbrochen im Fleisch, was schmerzt; vielmehr ist der größte
Schmerz nur von kurzer Dauer. Derjenige Schmerz, der die Lust im Fleisch kaum
übersteigt, hält nicht viele Tage lang an. Aber langwierige Krankheiten gewähren
mehr Lust im Fleisch als Schmerz.
Die Lust im Fleisch wird nicht größer, sobald/wenn einmal der schmerzende Mangel
beseitigt ist, sondern lediglich vielfältiger. Das Denken hat in Hinblick auf die Lust
seine Grenzen erreicht, wenn man alles das genau erläutert, was damit verwandt ist
und was dem Denken die größte Furcht bereitete.
Das Fleisch sieht die Grenzen der Lust als unbegrenzt und unbegrenzt ist die Zeit, in
der es sie empfindet. Aber das Denken, das das Ziel und die Grenzen des Fleisches
verstanden und die Furcht über die Ewigkeit vertrieben hat, ermöglicht ein vollkom-
menes Leben und hat gar kein Bedürfnis mehr nach einer ewigen/unbegrenzten Zeit.
Siehe ähnlich gnom. 33: „Das ist indes die Stimme des Fleisches: Nicht hungern, nicht dürsten,
nicht frieren. Wer dieses hat und hofft, dass er es auch in Zukunft besitze, könnte gar ‹Zeus› die
Glückseligkeit streitig machen.“
Quellen 915
Jeder Schmerz ist leicht zu verachten. Denn wenn er schweres Leiden bedeutet, dauert
er nur kurze Zeit. Wirkt er aber über lange Zeit im Fleisch, bedeutet er nur schwaches
Leiden.
Für das Folgende lege ich S. Jäkel, Marcus Aurelius’s Concept of Life (Turku: Turun Yliopiston
julkaisuja 195, 1991), besonders 5 – 21, zugrunde.
R.B. Rutherford, The Meditations of Marcus Aurelius. A Study (Oxford: Clarendon, 1989), 155 ff.
Siehe beispielsweise Med. 3.16.3.
Meditationes 10 38.1.1– 8: Μέμνησο ὅτι τὸ νευροσπαστοῦν ἐστιν ἐκεῖνο τὸ ἔνδον ἐγκεκρυμμένον·
ἐκεῖνο ἐνέργεια, ἐκεῖνο ζωή, ἐκεῖνο, εἰ δεῖ εἰπεῖν, ἄνθρωπος. Μηδέποτε συμπεριφαντάζου τὸ περι-
κείμενον ἀγγειῶδες καὶ τὰ ὀργάνια ταῦτα τὰ περιπεπλασμένα· ὅμοια γάρ ἐστι σκεπάρνῳ, μόνον δια-
φέροντα, καθότι προσφυῆ ἐστιν. ἐπεί τοι οὐ μᾶλλόν τι τούτων ὄφελός ἐστι τῶν μορίων χωρὶς τῆς
κινούσης καὶ ἰσχούσης αὐτὰ αἰτίας, ἢ τῆς κερκίδος τῇ ὑφαντρίᾳ καὶ τοῦ καλάμου τῷ γράφοντι καὶ τοῦ
μαστιγίου τῷ ἡνιόχῳ.
916 Kapitel XIII: Σάρξ
beschreibt, erwähnenswert. Der Körper wird lediglich als Gefäß für die Organe gefasst.
Zahlreiche anschauliche Vergleiche beschreiben deren Funktionen. Diese erhalten das
Leben nur insofern aufrecht, als sie sich bewegen und stoppen und wieder bewegen.
Beschrieben werden sie z. B. als Verhältnis des Stifts zum Autor: der Autor (der kon-
krete Raum, die Seele) ist das Subjekt, dem Stift (Körper und Organe) kommt nur eine
instrumentale Funktion zu.
Ὅ τί ποτε τοῦτό εἰμι, σαρκία ἐστὶ καὶ πνευμάτιον καὶ τὸ ἡγεμονικόν. […] τῶν μὲν
σαρκίων καταφρόνησον· λύθρος καὶ ὀστάρια καὶ κροκύφαντος, ἐκ νεύρων, φλεβίων,
ἀρτηριῶν πλεγμάτιον.
Was ich denn bin, sind Fleischchen (pluralisch¹⁹⁶) und Atemhäuchlein und das lei-
tende Prinzip […] verachte das Fleischchen: Verklumptes Blut, Knöchelchen und ein
Verwebt-Sein aus Sehnen, Venen und Arterien zusammengeschlungen.
Weiterführende Literatur
Diels, Die Handschriften der antiken Ärzte I. Teil. Hippokrates und Galenos; Ermerins,
Prolegomena zu De libro de morbis primo; Craik, Places in Man; Heidel, „Hippocratea“,
178 ff.; Hippokrates. Über Entstehung und Aufbau des menschlichen Körpers (Deich-
gräber ed.); Janssen, Anders ist die Schönheit der Körper; Jewett, Paul’s Anthropological
Terms; Joly, Hippocrate, Du régime des maladies aiguës (Budé VI,2); Kullmann, Ari-
stoteles und die moderne Wissenschaft; idem, „Aristoteles’ Grundgedanken zu Aufbau
und Funktion der Körpergewebe“, 209 – 238; Lacey, „Οὐσία and Form in Aristotle“,
54– 59; Langholf, Medical Theories in Hippocrates. Early Texts and the Epidemics;
Lloyd, „The empirical basis of the physiology of the Parva Naturalia“; Manuli und
Vegetti, Cuore, sangue e cervello; Merleau-Ponty, Das Sichtbare und das Unsichtbare;
Oser-Grote, Aristoteles und das Corpus Hippocraticum: die Anatomie und Physiologie
des Menschen; Rivera, Poetics of the Flesh; Ryan, „Pure Form in Aristotle“, 209 – 224;
Sand, Der Begriff „Fleisch“; Schofield, An Essay on Anaxagoras; Solmsen, „Greek
Philosophy and the Discovery the of Nerves“, 150 – 97 = Kleine Schriften. Vol. 1, 536 – 582;
idem, Griechische Philosophie und die Entdeckung der Nerven in Antike Medizin;
Scornaienchi, Sarx und Soma bei Paulus; Tiedemann, Die Erfahrung des Fleisches;
Spoerri, „L’anthropogonie du Περὶ σαρκῶν (et Diodore, I 7,3 s.)“, 57– 70; Touwaide,
„Botanique et philologie: l’édition de Dioscoride de Kurt Sprengel“, 25 – 44 ; Touwaide,
„Les deux traités de toxicologie attribués à Dioscuride, tradition manuscrite établis-
sement du texte et critique d’authenticité“; Vegetti, „II de locis in homine fra Anass-
agora ed Ippocrate“, 193 – 213; Wittern, Die hippokratische Schrift De morbis I. Ausgabe,
Übersetzung und Erläuterungen; Empedocles. The extant fragments (ed.Wright).
Die Pluralform findet sich zudem in der hippokratischen Schrift De carnibus.